Freytag den 4. May 1827. Ueber die Expeditionen nach dem Polarmeere und die Tntdeckungen im Norden unserer Erde. (Vom Herausgeber.) ^ben in deM Augenblicke wo ganz Europa in der ge. spanntesten Erwartung ist, ob die unter dem C^piiän Parry zur Erreichung des Nordpoles ausgesandte Expedition, daS lang ersehnte Ziel erreichen wird; glau« ben wir unseren Lesern keinen unangenehmen Dienst zu erweise»/ wenn wir ihnen von den mannigfaltigen Anstrengungen und Unternehmungen, denen sich die kühnsten Seefahrer fast aller europäischen Nationenzur Entdeckung und Erforschung des Nordens unterzogen haben, eine kleine Skizze entwerfen. Griechen und Römer hatten nur eine uiivoNkom. nie,,« Kenntniß des Nordens, und wenn wir etwa die Seefahrt des Massiliers Pytheas ausnehmen, der ün Nordmeere die Insel Thule — wahrscheinlich daS heutige Island — entdeckte, so beschrankte sich alles auf bloße Küstenfahrt. Weiter als Griechen und Römer wagten sich im 9. und 10. Jahrhunderte die kühnen Islander in die hohe See hinaus. Sie entdeckten die Ostküste von Grönland, und gründeten eine Reihe von Kolonien, die aber in späteren Zeiten, als sich das EiS des NorbmeereS an Grönlands Ostküste setzte, sämmtlich untergingen. Noch jctzt findet man in den zerstörten Ortschaft, die Trümmer von Kirchen und anderen Gebäuden. Erst mit der Entdeckung Amerika's erwachte bey ^llen Nationen Europens bi« Lust nach Abenteuer» zur See, und mit ihr auch die Begierde neue Lander zu entdecken. Die erste Reise nach dem Norden unter, nahmen im Jahre 1^,97 die Engländer unter Seba, stian Cabot. Das Resultat ihrer Unternehmung war die Entdeckung von Neu« Founoland. Dieser erste glückliche Schritt führte den Engländer Robert Thorn auf die Idee, eine Reise über den Nordpol nach Inoien zu unternehmen. Er behauptete die Reise über de„ Nordpol verkürze den Weg nach den Gewürz« inseln um 6000 Meilen, die, eine Strecke von sechs bis neun Meilen diesseits und jenseits des Nordpoles abgerechnet, gar nicht gefährlich sey; das Clima jen» seics des o!es sey milde, und das bestä ndige Tag'Slicht müsse die Reise sehr erleichtern. König Heinrich VIII. ließ sich endlich bewegen, zwey Schiffe ausrüsten zu lassen, die auch wirklich i52y in dieSee stachen. Aber die Unternehmung mißlang gänzlich; das eine Schiff ging verloren ; da« andere mußte des unourchbringlichei» Eises wegen, unoerrichteter Sache zurückkehren. Die« ser mißlungene Versuch schreckte jedoch die Engländer nicht ab, einen zweyten zu unternehmen, der die Auf. sindung ein.es kürzeren Weges nach China und Indien zum Zwecke hatte. Eine Gesellschaft von Kaufleuten, an deren Spitze der berühmte Cabot stand, gab die Kosten zur Ausrüstung dreyer Schiffe her. Man nahm auf achtzehn Monathe Lebensmitteln mit, und segelte ,553 von England ab, und nahm eine nordöstliche Richtung. Doch das gewünschte Resultat ward keines-wegs erreicht; ein Schiff ging an der Küste von Läpp« land zu Grunde, ein anderes kehrte bald nach England zurück, und das dritte landete in Archangel, nnd lehrte «benfalls „ach England zurück. Nach diesen mißlungenen Unternehmungen gaben die Engländer die Entdeckungen im Nordosten auf, und wendeten sich auf die entgegengesetzte Seite, nähmlich nach Nordwesten. Unter der Regierung der Königin» Elisabeth wurden im Jahre ,576 zwey Schiffe ausgelüstet, mit denen Martin Forbisher nach Nord, westen steuerte. Er entdeckte am Eingang der HudsonS, strasse die Insel Elisabeths. Forland. Der stette Nebel und die geringe Größe seiner Schiffe zwangen ihn zur Rückkehr nach England. Doch schon im folgenden Iah. re 1577 wurde er abermahls auf Entdeckungen ausge, sendet. Er haile nähmlich von seiner früheren Reise ei« neu Stein mitgebracht, der Gold enthielt; dieser Fund spornte daher die Regierung zu einer zweyten Expedition. Auf dieser Fahrt wurde im Nordender Hudsons, strasse mehrere Inseln, Bayen und Vorgebirge entdeckt und ein« Menge von jener Steinart geladen, von der man glaubte, daß sie so wie der, von der «rsten Fahrt mitgebrachte Stein, Golderz enthielten. Vor. bisher kehrte darauf, ohne eine weitere Entdeckung zu versuchen, nach England zurück. Glücklicher in sei. nem Versuche «ine nordwestliche Durchfahrt zu finden, war Davis, der im Jahre ,595 mit zwey Schiffen in die See stach. Er entdeckte ein, der Westküste Grön. lands gegenüber liegendes Land, auf dessen Küste er unter dem 66. Grade 40 Minuten Breite einen wie Gold glanzenden Berg erblickte, den er Berg Ra! eigh nannte. Darauf wendet« ersich gegen Süden, umschiffte da« Cap Gods.Mercy, und fand, daß die Küste seines entdeckten Landes eine ganz westliche Nich, tung nahm. Er verfolgte sie, fa.io bald eine Strasse und segelte in selber noch ,60 Meilen hinauf, in der gtwissen Hoffnung die gewünschte Durchfahrt gefunden zu haben. Bald wurde das Wetter immer stürmischer, und er sah sich genöthigt nach England zurückzukehren. Dem von ihm entdeckten Lande gab er den Nahmen Cumb «rland, und ftine zuletzt aufgefundeneStrasse benannte er Cum Herlands. Strasse. Im folgenden Jahre (»566) segelte Davis wieder aus, um seine im »0. rigen Jahre angefangene Entdeckung zu vollenden. Er hoffte seinen Zweck um so gewisser zu erreichen, als «r am Eingänge der Strasse nur 90 Faden Tiefe gefun« den, die je weiter er segelte, um so größer wurde. Er nahm daher vom Neuen seinen Lauf nach der Cu m be r» lands-Strasse, segelte 24« Meilen weir, und ent» deckte eine Menge kleiner Inseln. Hierauf nahm er sei« neu Lauf nach Süden, und fand unler dem 5H. Grad Breite eine offene See, die eine westliche Durchfahrt hoffen ließ. Doch ein schrecklicher Sturm zwang ihn jene Gewässer wieber zu verlassen, und die Rückfahrt nach England anzutreten. Eben so geringen Erfolg hatte seine dritt« Reise, auf der er bis zum ^3. Grad Breite vordrang, aber an der Westküste von Grönland so vom Eise umrungen wurde, daß er sein Vorhab«« aufgeben, und nach England zurückkehren mußre. Auch die Hollander, welche einen lebhaften Handel nach den indischen Gewässern zu treiben «naefan« gen hatten, faßten den Plan über den nördlichen Ocean einen kürzeren Weg nach Indien zu suchen. Eine Gesellschaft von Kaufleuten rüstete im Jahre »5g5 zu oiesem Zwecke drey Schiffe aus, von denen das eine unter dem Admiral K 0 r n e l y s « K orn elys so h « durch die Strasse Waigatz nach China vordlirig „, Wilhelm Borentz der Capicän des dritten Schif« fei, sollte im Norden von Nova.Zemlia Untersu» chungen anstellen. Doch sie erreichten weiter nichts als die Ostküste von N 0 0 a,Ze mlia, und mußten der vorgerückten Jahreszeit wegen, nach Holland zurückkehren. Im Jahre »5g6 rüstete man »«uerdinds unter dem Befehle deS berühmten Jacob von Hemskerk zwey Schiffe aus. Vo„ Holland aus, segelten sie in gerader Richtung dem Pole zu, entdeckten über dem 74. Grad Breite die Baren »Insel, und drangen von da in gerader Richtung bis zum 77. Grad vo>-. Hier entdeckten sie Spitzbergen und segelten längs der Ostküste dieses Landes bis zum 6a. Grad« fort. Von da steuerten sie aufNova« Zemliazu, überwinterten auf der Osttüsts dieseS Landes, und segelten im Iuny des folgenden IahreSnach Kola und von da nach Am« sterdam zurück. (Die Fortsetzung folgt.) Die bedrängte Unschuld. Der Sohn eine« Theaterfriseurs, «in hübscher, groß gewachsener Junge von l? Jahren, hatte sein« besondere Freude daran, in netten Anzügen Stati, Anrollen zu machen, und wünschte sich nun auch in kleinen Sprechrollen zu versuchen, weil er das Thea« l" für seinen Beruf hielt. Er lag dem Regisseur lange Ztit um ein Anmelde- Röllchen an, bis dieser 6ch endlich erweichen ließ, und ihm ein solches zu» theilte. Er sollt« in einem Ritterschauspiel als Knap» 5« auftreten und sagen: „Gestrenger Herr! draußen vo, der Warte sieht man den Feind in dichten Haufen bllaliziehen.« Worauf der gestrenge Herr, sich an >tine versammelten Kampfgenossen wendend, zu erwie» dlrn hatte: „Auf denn, meine Freunde! L^ßt unS, b" bedrängte Unschuld zu rächen, unsre Schwerter in bas Blut des Frechen tauchen!" und in Begleitung "6er mit geschwungenem Schwerte hinaus eilen muß» ^» Der angehende Künstler hatte seine Rolle genau wenlorirt, war auf der Probe gut dann bestanden, u»!d wartete jetzt an der Thür mit klopfendem Herzen «Uf sein Slichwort. Ein Bekannter von ihm hatte sich, mit dem Buch in der Hand, neben ihn gestellt, damit er auf keinen Fall zu unrechter Zeit auftreten tonnte. Während «r so stand, entspann sich zwischen sei. ll«m Vater und dem Theatermeister im hintern Thea» tkrraum ein Streit. Beyde wurde immer heftiger, "nb unser Künstler stand mehrere Mahle im Begriff, 6ch seinem Vater als Succurs beyzugesellen, da er dessen Gewohnheit kannte, nie «inen Streit eher zu d««nd«n, als bis er Prügel bekam. Der nachlesende «reund erwischt« ihn jedoch jedeSwahl wieder, und lhrte ihn, mit dem Bemerken: »Du mußt den Au> senblick auftreten," d