Berge mit Morgengold zu belegen. Es war ein herrlicher, ein ! großartig schöner Anblick. Ueberall starrten unsern Blicken die gigantischen Felsmassen, tausendfach zugegipfelt und zuge- spitzt, wie Thürmchen eines gothischen Prachtbaues, entgegen, l Und alle diese Zacken und Ecken, diese Wände und Spitzen > waren in das belebende Frühlicht der Sonne getaucht, wäh- rend tief unten in den Schluchten und weit hinaus in der Ebene die grauen Schleier des Nebels noch lagen. Auf der andern Seite des Sattels ist eine jähabfallende Felsen- wand, von dem Sulzbacherthale aus nur an einer Stelle müh- ! sa'm zu ersteigen. Da rollten wir Steine hinab und lauschten ! dem donncrähnlichen Getöse, mit welchem sie tief unten zer- schellten. Von den Felsen drüben stürzte die Sann herab und begann ihren Lauf durch das Thal hin gen Sulzbach zu. Ange- sichts dieser erhabenen Schönheit, dieser Großartigkeit der Natur, wie klein war Alles, was wir da „unten" gelassen ^ hatten! Die Stadt mit ihrem Staub und ihrer Hitze, die ! Menschen mit ihrer hastenden Thätigkeit, mit all den Phan- ! tomen, denen sie nachjagen, um dercnwillen sie sich hassen, ! beneiden, anfeinden — das verschwindet alles aus dein Ge- dächtniß. Hier fühlt man sich als Mensch, als denkendes, empfindendes Wesen, das fähig ist, die Größe und Pracht der i Werke des ewigen Schöpfers zu würdigen, sich ihrer Schönheit zu freuen. — ! Nachdem ich mich gelabt an dem Anblick der Natur und ! mit den kleinen schönen Alpenblumenkindern mich bekannt ! gemacht hatte, stiegen wir wieder zur Hütte herab. Der ^ Morgenimbiß schmeckte nach einer so frühen Strapatze vor- l trefflich, und schon nach wenig Stnnden Nicdersteigens betraten wir wieder das Nowl solilml« des Urschitz. (Fortsetzung folgt.) S'agen der S'lovenen. IV. In der altslavischen Mythologie wird erzählt, daß die ^ höchste Gottheit einst zur Erde herabgestiegen sei und sich in ! einen Kukuk verwandelt habe, um dem Volke über des Lebens Ziel und Ende zu wahrsagen. Deßhalb galt es in der Meinung des Volkes als größte Sünde, einen Kukuk zu todten; wer sich dieser Sünde schuldig machte, wurde mit dem Tode bestraft. Daß dieser Vogel die Gabe der Prophezeiung besitze, namentlich, daß er durch seinen Rnf die Zahl der noch zum Leben bestimmten Jahre Demjenigen angebe, welcher seiner Stimme aufmerksam lausche, ist noch immer ein unter dem ^ Wolke hie und da verbreiteter Aberglaube. — Alsdann ist der Kukuk der Vogel des Frühlings, der durch seinen Ruf die Natur aus ihrem Winterschlaf weckt; er ist der Vogel der Freude uud der Lust. Bei den Slaven in Untersteicrmark herrscht noch ein anderer Aberglaube in Bezug auf den Kukuk, welcher nament- lich unter den Mädchen sehr verbreitet ist. Da heißt es, kein Mädchen dürfe des Morgens nüchtern den Kukuk schreien hören, wenn es nicht sich der Gefahr aussetzen wollte, in Välde seinen schönsten Schmuck zu verlieren. Aus diesem Grunde geht kein Mädchen nüchtern in den Wald. — Vei den Serben ist der Kukuk kein Vogel der Freude, sondern der Trauer. Die serbische Sage berichtet darüber Fol^ gendes: Der Kukuk war, bevor er Vogel wurde, ein wunder- schönes Mädchen, wie kein zweites mehr im Lande zu finden war. Dasselbe hatte einen Bruder, den es über alle Maßen liebte. Da kam der Erbfeind) die Türken fielen in das Land, uud wer da Kraft hatte, eine Waffe zu tragen, der zog hinaus in die Feldschlacht. Unter den Kämpfern war auch der Bruder des Mädchens. Tapfer stritt er für sein Vaterland, für seinen Glauben gegen den schlimmen Feind; allein das Geschick wollte nicht, daß er zur Schwester zurückkehre. Er fiel auf dem Felde der Ehre. Als das die Schwester vernahm, überließ sie sich dem wildesten Schnurze; sie ging hinaus an den Bach und weinte ihre heißen Thränen hinein; sie wehklagte und weinte so lange, bis Gott sich ihrer erbarmte und sie in einen Vogel, in den Kukuk, verwandelte. — Nach einer andern Lesart nahm sie durch ihr Wehklagen und Weinen dem Bruder die Ruhe im Grabe, so daß sie dieser in einen Kukuk verwünschte *). >— Noch eine dritte Version gibt es, nach welcher sie von Gott zur Strafe in einen Kukuk verwandelt wurde, weil sie sich durch den Schinerz und die Verzweiflung zu Lästerungen und Flüchen hinreißen ließ, ähnlich Bürger's Leonoren, von der auch der Geistergesang sagt: Gcduld, Geduld, Wenn's Herz auch bricht; Mit Gott im Himmel hadre nicht! — In Dalmaticn cristirt eine andere Sage. Nach derselben weinten und klagten die beiden Schwestern Lazar's (welcher in der Schlacht auf dem Amselfelde fiel) auf dem Grabe des Helden so lange, bis sie in Kukuke verwandelt wurden. Seit dieser Zeit müssen sie am Samstag der Woche, in welcher das Lazarfcst fällt, zuerst schreien. So ist der Kukuk der Vogel des Weh's und der Trauer. Daher bedeutet auch kukovnU, kukuken, so viel als jammern und wehklagen. In den serbischen Volksliedern gibt es eine Menge Anspielungen, welche den Kukuk in diese Beziehung setzeu; auch die ruthenischen Volkslieder haben deren häufig. Noch heut zu Tage weint das serbische Mädchen, das einen geliebten Bruder verloren hat, so oft es im Lenze zum ersten Mal den Kukuk wieder hört. Verschiedenes Ein Prachtschiff. Thompson und Kompagnie in Glas- gow ließen ihren.jüngst erbauten Australienfahrer »11,0 ^uslrn- lasian« zur Probereise nach Alerandria ausstatten. Begonnen am 1. November v. I., konnte er bereits am 1V. Juni letzthin vom Stapel lauseu. Er rechnet 2800 Tonnen Gehalt, mißt 360 Fuß ganze Länge und 42 zwischen Balken. Seine mächtige Schraube wird durch zwei Maschinen von 700 Pferdekraft in 5) Dahcr wohl ncch jctzt die Verwünschung: hol' dich dcr Kukuk!