MITTHEILUNGEN des Musealvereines für Krain. Jahrgang XI. 1898. Heft 2. c5 f'E Cd- Das Klima von Krain. Von Prof. Ferdinand Seidl. (Fortsetzung des IV. Theiles.) 20. Die Aufeinanderfolge der Niederschlagstage und der Trockentage. (Fortsetzung.) Es liegt auf der Hand, dass der Überschuss der wahren, aus den Beobachtungen resultierenden, über die theoretische, für das Walten des Zufalles berechnete Periodenlänge zu einer präcisen Messung der Erhaltungstendenz der Witterung dienen (NS TS ~p — -j- für Regenwetter, p — -p für Trockenwetter) würde ohneweiters ein Maß für die Größe der Beharrungstendenz sein, falls entweder die empirische oder die berechnete Periodenlänge während des ganzen Jahres dieselbe wäre; dies ist nun nicht der Fall. Man bezeichnet daher nach dem Vorschläge W. Köppens als Index der Erhaltungstendenz jene Differenz, dividiert durch die größtmögliche Periodenlänge, d. i. in unserem Falle die beobachtete I~ für Regen-, p für Trockenwetter). Der Index ist demnach eine abstracte Größe, und man findet leicht, dass er numerisch zwischen den Grenzwerten 0 und 1 liegt. Wenn nämlich die wahre Periodenlänge auf die durch den Zufall bestimmte herabsinkt, so ist von einer Erhaltungstendenz keine Rede; der mathematische Ausdruck dafür wird in der That gleich Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. XI, H. 2. 2 Null. Anderseits ist das Beharrungsbestreben offenbar auf der denkbar höchsten Stufe, wenn in einer sehr langen Reihe von Tagen die eine Hälfte zu einer ununterbrochenen Regenperiode, die andere zu einer ebenso beschaffenen Trockenperiode sich gruppiert. In diesem Falle nähert sich der Index mit wachsender Anzahl der Tage asymptotisch dem denkbar höchsten Betrage, und numerisch ergibt sich dafür nach der oben angegebenen Berechnungsweise die Einheit. Ebenso findet man mit Leichtigkeit, dass der Index der Erhaltungstendenz N für Regenwetter : — gleich ist jenem für Trocken- Indessen hat man im Auge zu behalten, dass dieselbe Maßzahl der Beharrungstendenz für beide Witterungsarten keineswegs eine identische Gruppierung der Trocken- und Regentage bedingt. Um die reelle Bedeutung des Index zu veranschaulichen, empfiehlt es sich, den dafür erhaltenen Quotienten mit Hundert zu multiplicieren. Alsdann bedeutet er Procente der mittleren Periodenlänge und erscheint als eine Relativzahl, die stets nur in Beziehung auf die ihr zugrunde liegende Einheit Geltung hat. Beispielsweise bedeutet ein Jahresindex von 0 33 .für Laibach, dass der Überschuss der beobachteten über die zufällige Periodenlänge 33 °/0 der Länge der dortigen Regenperioden beträgt, die selbst durchschnittlich 2-3 Tage umfassen (Tabelle LIV), und dass er ebensoviel Procente der mittleren Dauer der Trockenperioden angibt, welche den beträchtlich größeren Umfang von 4'0 Tagen besitzen. Ein zweites erläuterndes Beispiel bietet der Index des Juni-Monates. Man findet ihn in Tabelle LV« für Klagenfurt durch fast dieselbe Zahl angegeben wie für Pola. Er bedeutet deshalb nicht eine Übereinstimmung in Zahl und Folge der Trocken- und Regentage, denn in Klagenfurt bezieht er sich auf eine mittlere Länge der Regenperioden, welche 2‘7 Tage umfasst, wogegen sie in Pola nur P8 Tage misst. wetter \P N/ T ' P' Er gilt desgleichen für die Trockenzeiten, welche im ersteren Orte durchschnittlich 2'6, im letzteren 4’6 Tage beanspruchen. Dadurch aber, dass der Index eine Relativzahl ist, welche strenge nur für Ort und Zeit und die betreffende Art der Perioden Geltung hat, verliert er nicht die theoretische Bedeutung und ebensowenig die Vergleichbarkeit nach allen drei Richtungen. Um dessen bewusst zu werden, erinnere man sich nur an die Darstellung der jährlichen Vertheilung des Niederschlages, indem man die Monatssummen in Pro-centen der Jahressumme ausdrückt. Wenn man darnach erfährt, dass der September in Klagenfurt wie in Fiume durchschnittlich 11% der jährlichen Regensumme bringt, so identifiziert man damit nicht die absolute Menge, die in Klagenfurt 104, in Fiume 175 mm beträgt (laut Tabelle III und IV). Die Julisummen derselben Orte, 121 und 65 mm, bedeuten 12, bezw. 4% der Jahresmenge des Niederschlages, aber die procentischen Beträge bringen den relativen Regenreichthum des Sommers von Klagenfurt und die gleichzeitige Regenarmut in Fiume viel besser zum Ausdruck als die absoluten. Die ersteren Relativwerte veranschaulichen überhaupt die jährliche Vertheilung der Niederschlagsmengen an und für sich, unabhängig von der durch die topographischen Verhältnisse bewirkten Steigerung oder Verminderung der Condensation des atmosphärischen Wasserdampfes. (Vergi, die einleitenden Bemerkungen zum IV. Theile, Abschnitt 3.) Desgleichen gibt der Index der Erhaltungstendenz lediglich Aufschluss über den Grad der Beständigkeit, welcher der Witterung und den sie bedingenden physikalischen Ursachen innewohnt, unabhängig von der Häufigkeit der Niederschlags- und Trockentage, welche von Ort zu Ort verschieden ist. Diese wird eben eliminiert, indem man den Überschuss der wahren über die zufällige Periodenlänge durch die erstere dividiert. Die Indices sind somit Relativwerte, die unter Vorbehalt auch losgelöst von der Einheit, auf welche sie sich beziehen, vergleichbar bleiben. In der folgenden Tabelle LV sind die Indices der kennzeichnendsten Lagen des uns interessierenden Gebietes mitgetheilt, u. zw. behufs Vermeidung des Decimalpunktes als Promille der mittleren Periodenlänge. Die unsicheren Einer der Promille werden dem Autor erwünscht sein, welcher nach Verlauf von Decennien in der Lage sein wird, weitere Jahrgänge an die hier verarbeiteten anzuschließen. Im Texte werden wir die Indices stets unter Weglassung der Einer, also als Procente der mittleren Periodenlänge angeben. Die Abtheilung a der Zusammenstellung führt diese überaus LV. a. Index der Erhaltungstendenz des Regen- und des Trockenwetters. Promille der mittleren Periodenlänge. Klagen- furt Laibach Rudolfs- wert Görz Triest Fiume Pola December . . 408 401 336 406 424 493 374 Jänner . . . 335 367 349 508 435 515 349 Februar. . . 249* 337* 313* 417* 354* 487 410 März .... 337 386 368 446 401 485 393 April.... 285 330 313 383 375 445 358 Mai .... 220* 251 222 284 235 343 283 Juni .... 235 221 215 219 322 368 233 Juli .... 283 195* 158* 192* 176* 230* 187* August . . . 255* 242 208 216 203 351 234 September. . 282 320 292 393 353 453 278 October . . 421 381 342 440 419 533 377 November . . 313 373 371 437 382 529 418 Winter . . . 331 368 333 444 404 498 378 Frühling . . 280 322 301 371 337 424 345 Sommer . . 258* 219* 194* 209* 234* 316* 218* Herbst . . . 339 358 335 423 385 505 358 Mittel . . . 302 317 291 362 340 436 325 Jahr .... 323 322 298 374 347 449 343 Index der Erhaltungstendenz des Regen- und des Trockenwetters. 1881—i8go. Promille der mittleren Periodenlänge. Klagen- furt Obir- gipfel Raibl Krekovše Laibach Poljana Gott- schee Fiume Triest Görz Herms- bürg 5>i mm 5i-o mm December . 363 280* 303 356* 331 258* 260* 507 377 432 424 472 Jänner . . 350 355 270* 452 407 363 330 508 379 423 480 484 Februar . . 252* 310* 282 365* 311* 344 363 415* 359* 410* 360 384* März . . . 307 378 362 512 454 341 409 555 534 511 472 477 April . . . 318 414 399 460 400 416 387 479 375 379 389 420 Mai . . . 241 236 244 325 261 256 268 370 347 254 280 322 Juni . . . 234* 217* 273 193* 237 259 169* 326 236 351 242 320 Juli . . . 302 231 195 288 220* 202 187 220* 173 242 199* 212* August . 301 271 172* 239 228 194* 254 250 168* 210* 323 245 September . 254* 341 288 414 354 328 270 440 400 355 350 404 October . . 482 396 500 522 414 381 451 528 529 513 439 465 November . 330 338 459 500 327 376 387 511 480 493 517 434 Winter . . 322 315* 285* 391* 350* 322* 318* 477 372* 422 421 447 Frühling. . 289 343 335 432 372 338 355 468 419 381 380 406 Sommer . . 279* 240* 213* 240* 228* 218* 203* 265* 192* 268* 255* 259* Herbst . . 355 358 416 479 365 362 369 493 470 454 435 434 Mittel. . . 311 314 312 386 329 . 310 311 426 363 381 373 387 Jahr . . . 335 327 335 398 345 320 323 449 391 400 391 400 interessanten Größen für Orte vor, aus welchen 30- und 20jährige Beobachtungsreihen Vorlagen. Die Abtheilung b umfasst nur kürzere Reihen, hat jedoch den Vortheil, für einen übereinstimmenden Zeitraum, nämlich das Decennium 1881 bis 1890, zu gelten, so dass die Vergleichbarkeit nurmehr theilweise durch den verschiedenen Grad der Vollständigkeit der Aufzeichnungen beeinträchtigt sein kann. Uber die Tragweite etwaiger derartiger systematischer Fehler des Beobachtungsmateriales haben wir uns vor jedem Eingehen in eine Discussion der vorliegenden Zahlen zu unterrichten. Es kommt darauf an zu ermessen, inwieweit die Indices beeinflusst werden, wenn — was mehrfach zutrifft — die schwachen Niederschläge übersehen und in dem Beobachtungsbogen nicht vermerkt wurden. Die bestimmteste Antwort auf diese Frage ermöglichen uns die sehr vollständigen Aufzeichnungen der Station Fiume. Zählt man daselbst im Decennium 1881 bis 1890 zunächst in der üblichen Weise sämmtliche Niederschlagstage von mindestens 0' 1 mm Ergiebigkeit, so erhält man als Jahresindex 44-9; verschiebt man aber die Grenze auf F0 mm, so entfallen jährlich nicht weniger als 34-0 Tage mit Niederschlägen von 0-l bis 0'9 mm, und der Jahresindex sinkt, wie aus Tabelle LVb ersichtlich ist, auf 39’1 herab, wird also fast um sechs procentische Einheiten kleiner. In Triest dürften in dem 20jährigen Zeitraum 1861 bis 1880 jährlich etwa 24, im folgenden Decennium ca. 10 Tage mit schwachen Niederschlägen der Beobachtung entgangen sein. Die entsprechenden Indices betragen 32 und 40. Ein Theil der Differenz mag reell sein, indem auch in Laibach von 1861 bis 1880 zu 1881 bis 1890 eine Zunahme des Index um vier procentische Einheiten stattfindet; der übrige Theil ist jedoch wohl dem verschiedenen Grade der Vollständigkeit der Aufzeichnungen zuzuschreiben. Ein drittes für den Vergleich geeignetes Beispiel bietet sich uns in Unterkrain dar. Die recht sorgfältig notierende Station Poljana hat für 1881 bis 1890 einen Jahresindex von 32. Für die nur 19 km entfernte, in fast gleicher Seehöhe gelegene Station Rudolfswert erwartet man kaum einen namhaft verschiedenen Index. Die Beobachtungen ergeben ihn für 1861 bis 1890 zu 30, obgleich jährlich etwa 23 Tage mit schwachen Niederschlägen der Notierung entgangen zu sein scheinen. Die vorgeführten Beispiele lassen ersehen, dass der Jahresindex durch die erwähnte Unvollständigkeit des Beobachtungsmateriales in manchen Fällen nur wenig berührt wird, in anderen Fällen aber kann er um mehr als fünf procentische Einheiten herabgedrückt werden. Die Monatsindices können sogar — wie das Beispiel von Fiume in Tabelle LVb es zeigt — eine zwei- bis dreimal so große Einbuße erfahren. Trotzdem behält der jährliche Gang seinen allgemeinen Charakter bei. In keinem Falle sind also die abgeleiteten Zahlen als zu hoch, wohl aber vielfach als etwas zu niedrig anzusehen. Aber auch, wenn man die Indices so hinnimmt, wie sie in unseren Tabellen LV a und b vorliegen, bekunden sie eine unerwartet hohe Erhaltungstendenz der Witterung im Bereiche des Karstes. Dank der Arbeiten W. Köppens, H. Meyers und A. Riggenbachs kennt man dermalen den Index der Erhaltungstendenz für Niederschlags- und trockene Tage für 24 Orte Europas, von denen 13 Deutschland angehören. Indem Koppen diese Daten zu einer geographischen Übersicht zusammenstellt (Meteorol. Zeitschr. 1890, S. [44]), findet er, dass die Erhaltungstendenz im Norden und Westen unseres Erd-theiles viel größer ist als in dessen Osten und Süden ; gebirgig hohe Lage vergrößert jene Tendenz. «Im Mittelmeergebiete scheinen die Regentage annähernd nicht anders aufeinander zu folgen, als es der Zufall ergibt Der unperiodische Wechsel langer regnerischer und trockener Zeiten ist eine durch die abwechselnde Herrschaft der großen ,Actionscentren der Atmosphäre1 bedingte Eigenthümlichkeit Nordwesteuropas.» Unsere Tabelle LV verbürgt dagegen, dass auch die Zugsstraße der adriatischen Wetterwirbel nahezu mit einer Beharrlichkeit frequentiert wird, mit welcher die atlantischen Cyklonen Norddeutschland zu bestreichen pflegen. Die höchsten dermalen bekannten Indices von Paris (40), Borkum (41), Brüssel und Hamburg (39) werden namhaft übertroffen durch jenen von Fiume (45); in Berlin ist die Beharrlichkeit der Witterung (31) schon merklich kleiner als in Triest (35), Pola (34) oder gar Görz (37), und es mag charakteristisch sein, dass der Index von Triest für das Decennium 1881 bis 1890, welches vollständigere Notierungen des Regenfalles aufweist als die vorangehenden Jahrzehente, den Betrag von 40 erreicht. In Deutschland nimmt die Erhaltungstendenz von der Küste landeinwärts ab, im Westen langsam (Basel 29), im Osten rasch (Breslau 21). Ähnlich sinkt sie in Krain, und zwar in Rudolf-wert auf 30, in Laibach und in Klagenfurt auf 32 herab. Auf dem kurzen Wege von Pola bis zu dem luvseitigen Fuße des Karstes — also mit zunehmender Entfernung von dem Kerne der adriatischen Luftdruckdepression — wächst auffallenderweise die Dauerhaftigkeit der Witterung an. Ihre Maßzahl, die sich für Pola mit 34 berechnet, wird in Fiume 45, und dürfte in Triest, ja auch noch im Wippachthaie (Görz) um höchstens fünf Einheiten unter diesem Betrage stehen. Von besonderem Interesse ist das Verhalten der Witterungsstabilität auf dem Karstplateau, einem der regenreichsten Gebiete Europas. Die Condensationen des atmosphärischen Wasserdampfes erfolgen daselbst nicht nur in einem um vieles ergiebigeren Maße als am luvseitigen Fuße des Gebirges, sondern finden auch viel häufiger statt. Sind die regnerischen Zeiten daselbst unter den gegebenen Verhältnissen auch andauernder als in den vorgelagerten Niederungen des Wippachthaies sowie im Quarnero? Auf diese Frage ergeben die Beobachtungen eine verneinende Antwort. Krekovše weist nahezu denselben Index auf wie die zugehörige Basisstation Görz. Die Aufzeichnungen der ganz schwachen Niederschläge sind zwar in beiden Stationen unvollständig; die Fehlbeträge dürften indessen nicht sehr verschieden sein, und ebenso der Fehler, mit welchem der Index behaftet sein kann. Versprechender ist der Vergleich des Stationspaares Fiume-Hermsburg. Der Stabilitätsindex von Hermsburg ist mit 40 jedenfalls nicht so tief unterschätzt, als der Unterschied (5) gegenüber dem Index von Fiume (45) beträgt. Es zeigt sich also auf der Südseite der Schneeberggruppe eine mit wachsender Seehöhe abnehmende oder jedenfalls nicht gesteigerte Erhaltungstendenz. Die oben erhöhte Frequenz sowie Ergiebigkeit der Niederschläge wird also nicht von einer entsprechenden Zunahme ihrer Dauerhaftigkeit begleitet.* Auch die mittlere Länge der Regenperioden ist in Fiume (2-93 Tage im Mittel von 1889 bis 1895, sieben Jahre) etwas größer als gleichzeitig in Hermsburg (2'79 Tage). In Gottschee — also noch auf dem Plateau, jedoch bereits auf der Leeseite der wetterscheidenden Kuppen des Schneeberges — dürfte der Index den Betrag von 32, wie er sich aus den Aufzeichnungen ergibt, thatsächlich etwas übersteigen und damit der Übergang gegeben sein zu jenem geringsten Ausmaße von Stabilität des Wetters, welches wir in Krain antreffen, und zwar im unteren Gurkthale (Poljana 32, Rudolfswert 30 oder wohl etwas darüber). Dies ist zugleich das niederschlagsärmste Gebiet des Landes. In Oberkrain wird die Abnahme des Index durch die dem Karste fast parallel streichende, jedoch höher aufragende Kette der Karawanken und Steiner Alpen aufgehalten ; er beträgt auch in Laibach noch mindestens 32. In Klagenfurt, * Um für die Erörterung der Frage nach der Änderung des Erhaltungsindex bei zunehmender Seehöhe noch eine, und zwar infolge bedeutender Höhendifferenz der verglichenen Stationen besonders beweiskräftige Zeugenschaft zu gewinnen, wurde der Index der Erhaltungstendenz für Klagenfurt (448 m) und den Sonnblick (3107 m) aus dem Zeitraum 1887 bis 1890 (vier Jahre) berechnet. Er beträgt 30'7 % übereinstimmend für beide Stationen. Der Sonnblick hatte dabei jährlich im Durchschnitt 173, Klagenfurt 135 Tage mit Niederschlag. Mittlere Länge der Regenperioden oben 2‘29, unten 2-73 Tage. also im Regenschatten der zweiten Gebirgskette, ist die Beharrlichkeit der herrschenden Witterung (32 bis 34) jedenfalls nicht geringer als im freien Lee des Karstgebirges in Unter-krain, wahrscheinlich sogar größer. Nahezu denselben Wert wie in der Sohle des ostkärntnischen Beckens ergeben die Aufzeichnungen auf dem Hochgipfel des Obir. Um die geographische Vertheilung des Beständigkeitsmaßes der Witterung in Krain und dessen Nachbarschaft in raschem Überblick in Beziehung zu setzen zu der oro-graphischen Gestaltung des Landes und der damit zusammenhängenden Ausmessung der Menge und Häufigkeit des Niederschlages, haben wir die Tabelle LVI zusammengestellt. Man erkennt darin deutliche Anklänge dafür, dass der Index der LVI. Seehöhe m Jährliche Niederschlags- Index der Erhaltungstendenz, °/0 Menge cm Häufigkeit Tage j> TO mm Pola 32 95 91 34 Fiume .... 5 164 112 45 Hermsburg . . 940 329 148 40 Gottschee. . . 474 153 126 32 Poljana .... 175 114 106 32 Triest .... 26 112 98 40 Görz .... 91 167 116 39 Krekovše . . . 677 284 134 40 Laibach . . . 298 140 119 35 Obir 2041 146 131 33 Klagenfurt . . 448 98 100 34 Erhaltungstendenz im allgemeinen zu- und abnimmt mit der Menge und Häufigkeit des Niederschlages, also nach Maßgabe der Seehöhe sowie der luv- und leeseitigen Lage. Der Parallelismus ist aber insbesondere dadurch gestört, dass die Höhenlagen die Tendenz des Fortbestandes der Witterung nicht steigern. In voller Freiheit und unabhängig von dem jährlichen Rhythmus der Niederschlagsmenge und -Häufigkeit entwickelt sich in scharf ausgeprägter Form die Jahresperiode unserer Indices. Auf der Nordseite der Karawanken waltet das continentale Regime, und dem regenreichen Sommer stehen ein trockener Winter und Herbst gegenüber, während auf der Südseite des Karstgebirges bereits die Herrschaft der mediterranen Zone regenarmer Sommer und eines niederschlagsreichen Herbstes und Winters sich bethätigt und zwischen beiden Gebirgszügen im krainischen Savegebiete der Platz für den vermittelnden Übergang aus jenem in das letztere Regime gegeben ist. Die Jahresperiode der Indices der Erhaltungstendenz ist jedoch hüben wie drüben wesentlich dieselbe. Auf dem ganzen Gebiete zwischen der nördlichen Adria und den Centralalpen bilden (in den 20- bis 30jährigen Mitteln) die sechs Monate October bis März einen natürlichen Jahresabschnitt sehr hoher Stabilität des Regen- und Trockenwetters. Die durchschnittlichen Maßzahlen der Beständigkeit dieser Monatsgruppe sind: Klagenfurt 34, Laibach 37, Fiume 51, Pola 39. Anderseits weist den Charakter geringster Constanz im Laufe des Jahres der Sommer auf — mag er reich oder arm an Niederschlägen sein. Die mittleren Indices der Monate Juni bis August für die obige Reihenfolge der Orte sind: 24, 22, 32, 22. Im Sommer nähert sich demnach die Aufeinanderfolge der trockenen und der Regentage noch am meisten einer zufälligen Abwechslung. Unter solchen Umständen ist die Jahresschwankung der Erhaltungstendenz sehr groß. Obige Maximalzahlen überholen ihren Gegensatz um das Anderthalb- bis fast Zweifache. Noch schroffer wird selbstverständlich das Verhältnis, wenn man die extremen Monatswerte vergleicht. Auf der Nordseite der Alpen scheint die Erhaltungstendenz das ganze Jahr hindurch auf einem viel gleichförmigeren Niveau zu verweilen. (Basel: Winter 29, Frühling 31, Sommer 25, Herbst 30; nach A. Ri ggenbach, 111jährige Mittel.) Von der hohen Stufe des December und Jänner fällt die Constanz des Regen- und Trockenwetters in den folgenden Monaten keineswegs gleichförmig ab, sondern erhebt sich, ein secundäres Minimum im Februar hinterlassend, im oft rauhen und schneereichen März nochmals zu einem Höchstbetrage, der namhaft genug sein kann, um mit dem absoluten Jahresmaximum zu wetteifern. Alsdann fällt die Curve der Erhaltungstendenz rasch dem tiefen Juliminimum zu, um in noch schnellerer Hebung bereits im October auf der höchsten Stufe anzulangen oder ihr doch sehr nahe zu stehen. Gegenüber diesem als Regel geltenden Verhalten zeigt sich in Klagenfurt gerade im Hochsommer ein wenn auch unbedeutendes Anschwellen des Index. Dasselbe soll im Folgenden noch zur Sprache kommen. Es obliegt uns jetzt zu untersuchen, inwieweit die trockene und die regnerische Zeit jede für sich eine Erhaltungstendenz besitzen. Der Beharrungsindex ist nämlich der Definition gemäß für beiderlei Witterungsformen von gleicher Größe und gewährt somit nach Art der meteorologischen Mittelwerte nur eine erste allgemeine Orientierung. Dass die Gleichheit nur eine scheinbare sein kann, ist schon in dem Umstande angedeutet, da die mittlere Periodenlänge, auf welche sich der Index bezieht, für beide Witterungsarten eine verschiedene ist. Zur Lösung der eben gestellten detaillierten Aufgabe "führt — wie es A. Riggenbach gezeigt hat — die Vergleichung der beobachteten Anzahlen der Gruppen von 1, 2,3... aufeinander folgenden Regentagen, bezw. Trockentagen, mit den dem bloßen Zufall entsprechenden Anzahlen. Man findet diese Größen beispielsweise für Laibach in den Jahres-colonnen der Tabellen LII a und b nebeneinander gestellt. Um nun das Kennzeichnende einer jeden solchen Reihe in eine einzige Zahl zusammenzufassen, bildet man die einzelnen Abweichungen sowohl der beobachteten als auch der für das Walten des Zufalles berechneten Perioden von der zugehörigen mittleren Periodenlänge und leitet die durchschnittliche Ab- weichung der einen wie der anderen Art ab. Ein großer Betrag der mittleren Abweichung drückt aus, dass lange Perioden ziemlich zahlreich Vorkommen ; ein kleiner Betrag hingegen, dass sich die verschiedenen Perioden nahe um die mittlere Länge gruppieren. Die aus den Beobachtungen sich ergebenden mittleren Abweichungen sind daher auch als klimatologisches Element von Belang, und es ist damit der Anlass gegeben, sie wenigstens für die Orte der Tabelle LV« in der Tabelle LVII vorzuführen. Sie bilden eine Ergänzung zu der Tabelle LIV. Die entsprechenden, unter der Voraussetzung zufälligen Wetter-wechels berechneten mittleren Abweichungen werden hier der Raumersparnis halber nur für das Jahr mitgetheilt. Sie sind durchaus kleiner als die beobachteten mittleren Abweichungen, woraus hervorgeht, dass jede der beiden Witterungsarten eine Tendenz zu ihrer Erhaltung in sich trägt. Wir berechnen den Überschuss der beobachteten über die theoretische Abweichung und reducieren alle diese Differenzen, um sie unter sich vergleichbar zu machen, durch Division mit der beobachteten Abweichung auf diese Einheit. Die so gewonnene Größe nennen wir nach dem Vorschlag A. Riggenbachs den Index der Abweichungen. Derselbe dient als Maß dafür, inwieweit die trockene oder die regnerische Witterung für sich von der durch zufällige Abwechslung bedingten abweicht, also eine Erhaltungstendenz besitzt. (Riggenbach, Niederschlagsverhältnisse von Basel, Zürich 1891, S. 30.) Auf den ersten Blick in die Tabellen LVIII a und b tritt, sowohl was die geographische Vertheilung der Indices der Abweichungen als auch was deren jährlichen Gang anbetrifft, eine erhebliche Ähnlichkeit mit den Indices der Erhaltungstendenz hervor, und es scheint im allgemeinen folgendes Princip obzuwalten : Beide contrastierenden Witterungsarten haben im Laufe des Jahres gleichzeitig zu- oder abnehmende, gleichzeitig culminierende oder geringste Erhaltungstendenz. Wenn dem so ist, so muss die Wahrscheinlichkeitscurve der verschiedenen meteorologischen Factoren : Temperatur, L VII. Durchschnittliche Abweichung der mittleren Länge a der Regenperioden, b der Trockenperioden. Dec. Jänner Februar März April J Mai Juni Juli August Sept. Oct. Nov. Jahr beob. 1 n. Zufall Klagenfurt . 1-40 109 0-90 1-28 1-21 113 . 1-49 1-52 1-41 112 1-54 1-26 1-33 0-71 Laibach . . 1-52 1-33 1T3 * 1-59 1-45 1-30 * 1-40 1-00 0-98 * 1-22 1-57 1-76 1-37 0-74 Rudolfswert 1T2 1-21 0-95 * 1-34 1-27 1-03 * 1-24 0-85 0-83 * 0-94 1-39 1-50 114 0-67 Fiume . . 1-88 1-66 1-62 1-89 2-39 1-61 1-93 0-85 1-37 1-88 2-77 3-07 1-92 0-81 Pola . . . 1-34 1-18 1-53 V54 1-31 0-96 0-98 0-76 0-81 0-95 1-69 1-66 1-26 0-62 Triest . . 1-38 1-31 1-03 1-36 1-30 0-99 1-36 0-75 0-90 1-22 1-57 1-57 1-23 0-61 Görz . . . 1-48 1-57 1*26 * 1-84 1-79 1-60 * 1-63 0-90 * 1-01 1-45 1-88 1-52 1-51 0-75 Klagenfurt . 4-86 4-68 5-04 3T6 2-37 1-85 1-46 1-88 2-05 2-52 3-35 2-81 2-91 1-66 Laibach . . 2*55 3-65 3-96 4-25 3T4 2-63 2-00 1-67 1-95 2-44 2-82 3-02 2-76 1-59 Rudolfswert 3-77 3'56 4-04 3-05 2-58 2T3 1-73 2-34 2-98 3-36 2-86 2-74 2-88 1-77 Fiume . . 3-95 4-16 4-78 3-60 2-50 2-02 1-98 2-74 3T0 3'47 3-48 3T1 3T7 1-42 Pola . . . 3'47 4T6 4-07 3-68 3-02 295 2-62 3-57 4'79 357 3-33 342 355 197 Triest . . 4-61 5'67 5-76 4-55 3-81 223 2-46 2-89 3T9 3-79 3-94 354 3'74 2-03 Görz . . . 424 5-88 543 395 2-45 1-94 1*41 * 2T1 2'42 3-31 323 3'76 3T8 1-57 Bewölkung, Luftdruck etc., zu Zeiten großer Beständigkeit des Wetters zwei vom arithmetischen Mittel mehr oder weniger differierende Scheitel haben, entsprechend dem einen und dem anderen Witterungstypus, der arithmetische Mittelwert wird dann verhältnismäßig selten auftreten. Gemäß einer nicht veröffentlichten, im «Klima von Krain», I. Theil, Abschnitt 9, nur kurz erwähnten Tabelle stellt sich der jährliche Gang der Scheitelwerte der Tagesmittel der Temperatur Laibachs im Sommer als eine einfache Curve dar, dieselbe spaltet sich jedoch im October in zwei bis zu 7° divergierende Zweige, weiche wohl den zwei contrastierenden Witterungsarten ent- LVIII. a. Index der Abweichungen für Regenperioden. Promille der mittleren Abweichung. Klagen- furt Laibach Rudolfs- wert Görz Triest Fiume Pola December. . 608 549 466 556 559 568* 460* Jänner . . . 564 529 518 666 625 587 498 Februar . . 564 491* 442* 590* 536* 598 611 März . . . 497 555 489 618 572 602 571 April . . . 394 467 447 483 513 596 423 Mai .... 243* 366 293 435 330* 457* 377* Juni .... 297 339 293 355 430 509 410 Juli .... 421 245* 285* 203* 336* 314* 441 August . . . 407 300 303 321 378 506 499 September 358* 438 370 520 522 599 430* October . . 513 485 439 541 541 643 537 November. . 455* 525 488 506 561 675 529 Winter . . . 579 523 475 604 573 584 523 Frühling . . 378 463 410 512 472 552 457 Sommer . . 375* 295* 294* 293* 381* 443* 450* Herbst . . . 442 483 432 522 541 639 499 Mittel . . . 443 441 403 483 492 555 482 Jahr .... 462 458 414 505 505 j 579 j 506 Invili. t>. Index der Abweichungen für Trockenperioden. Promille der mittleren Abweichung. Klagen- furt Laibach Rudolfs- wert Görz Triest Fiume Pola December. . 528 528 455 575 562 643 529 Jänner . . . 420 508 398 603 544 585 495 Februar . . 338* 488 412 564 533 631 488* März . . . 407 468 435 574 528 568 511 April . . . 324 425 346 530 495 573 488 Mai .... 287* 307* 241* 380 199* 373* 297 Juni .... 332 310 277 310 389 439 179 Juli .... 336 200* 137* 216* 115* 223* 140* August . . . 338 291 274 283 299 435 327 , September 346 387 376 487 435 552 351 October . . 532 530 480 598 583 706 556 November, . 389 471 444 584 516 685 565 Winter. . . 429 508 422 581 546 620 504 Frühling . . 339 400 341 495 407 505 432 Sommer . . 335* . 267* 229* 270* 268* 366* 215* Herbst . . . 422 463 433 556 512 648 491 Mittel . . .. 381 409 356 475 433 534 411 Jahr .... 430 426 387 507 458 553 444 sprechen. Im November treffen beide Zweige zusammen, treten aber im December wieder auseinander, um im Februar — entsprechend dem Minimum der Erhaltungstendenz in diesem Monate — sich wieder zu vereinigen. Bei wachsender Beständigkeit beider Arten des Wetters treten sie im März wieder auseinander, um vom April an wieder gemeinsam zu verlaufen. Die Überlegenheit der Scheitelwerte H. Meyers gegenüber den arithmetischen Mitteln wird durch diese Verhältnisse in willkommener Weise illustriert. Im einzelnen weist allerdings der jährliche Gang der Indices der Abweichungen für Trocken- und Regenperioden Verschiedenheiten auf, die sich vielleicht als Eigenthümlichkeit des betrachteten Zeitraumes (1861 bis 1890) oder als Beobachtungsfehler herausstellen werden. So ist z.B. das Februarminimum der Beständigkeit für Regenwetter in Triest, Laibach und Rudolfswert sehr deutlich ausgeprägt, nicht aber für Trockenwetter u. s. w. Bemerkenswert ist das Maximum der Abweichungsindices der continentalen Sommerregen in Klagen-furt, da es darauf hinweist, dass auch der Disposition für diese oft von elektrischen Entladungen begleiteten Erscheinungen eine gewisse Dauerhaftigkeit innewohnt. Ein gleiches Verhalten zeigt sich in Pola, allerdings bei beträchtlich geringerer Periodenlänge. Regnerische Zeit hat im allgemeinen eine größere Erhaltungstendenz als trockene; sonderbar ist es jedoch, dass gerade im October, einem Hauptregenmonat im Gebiete des Karstes und der Karawanken, Trokenwetter, wenn es sich einstellt, mit größerer Zähigkeit zu beharren strebt als regnerisches. Wenn die vorstehenden Erörterungen die Tendenz der Witterung, ihren jeweiligen Charakter zu behalten, als eine Thatsache erweisen, so ist es nicht schwer begreiflich zu machen, warum es so ist. Die Witterung, welche jeweilig an einem Orte herrscht, ist ja nur ein Stück eines großen Ganzen, ein Theil eines auf der Erdoberfläche mehr oder minder weit verbreiteten Zustandes der Atmosphäre. Da nun infolge der Trägheit der Materie Änderungen in den physikalischen Verhältnissen der Atmosphäre nur langsam erfolgen können, so hat die Wetterlage das Bestreben, nur allmählich in eine andere überzugehen, d. h. sie hat eine Erhaltungstendenz. Wenn demgemäß die Witterung eines Tages Einfluss hat auf die des darauf folgenden, so wirft sich von selbst die Frage auf: Wie groß ist di'e Wahrscheinlichkeit des Wetterwechsels, d. h. des Überganges von Regen zu Trockenheit und umgekehrt, nach Ablauf von ein oder mehreren Tagen gleichen Charakters? Bezeichnet a die Anzahl der gleichartigen Perioden von je n Tagen, die in einem mehrjährigen 3 Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. XI, H. 2. Zeiträume vorgekommen sind, b die Summe dieser und aller langem Perioden, so ist a\b die mathematische Wahrscheinlichkeit eines Witterungswechsels nach Ablauf von n Tagen. Aus dieser Formel ergaben sich die Zahlen der Tabelle LIX. Betreffend Laibach ist die Grundlage für diese Ableitung in Tabelle LII enthalten. Um das Geltungsbereich des Befundes, welcher sich für die Hauptstadt Krains ergibt, zu sondieren, werden außer Rudolfswert als Repräsentanten Unterkrains noch Klagenfurt im Norden, Pola im Süden des Landes in den Vergleich einbezogen. In den verticalen Reihen beider Abtheilungen dieser Tabelle werden die Zahlen trotz einiger Unregelmäßigkeiten doch unverkennbar kleiner, auf je längere Perioden sie sich beziehen. Es bestätigt sich also auch für unser Klimagebiet das anderweitig gewonnene Ergebnis, wornach die Wahrscheinlichkeit eines Witterungswechsels mit wachsender Dauer einer Periode immer geringer wird, oder: die Wahrscheinlichkeit der Fortdauer desselben Witterungscharakters wächst mit der Länge der verstrichenen Zeit von derselben Witterung, «so dass also die mit jedem Tage steigende Hoffnung, mit welcher oft das Ende einer regnerischen Zeit erwartet wird, ,weil es doch einmal aufhören müsse1, der thatsächlichen Berechtigung entbehrt; im Gegentheile hat man um so eher auf Fortdauer des jeweiligen Charakters zu rechnen, je länger derselbe bereits fortgedauert hat». (Sprung, Meteorologie, S. 381.) Aus einem anderen Grunde aber bleibt die Hoffnung, es müsse endlich aufhören zu regnen oder die Dürre könne nicht immer anhalten, vollauf berechtigt, weil nämlich die Wahrscheinlichkeit des Eintrittes einer Periode von gleich-beschaffenen Tagen mit der Länge derselben sehr rasch abnimmt, wie die Tabellen LUI a und b bezeugen. Im besonderen ersieht man, dass in Laibach und Rudolfswert wie in Pola die Wahrscheinlichkeit eines Umschlages nach regnerischerWitterung im Sommer größer ist als im Winter, umgekehrt in Klagenfurt ; die klimatische Scheidelinie bilden LIX. Wahrscheinlichkeit (°/0) des Wetterwechsels. Nach « Regentagen Nach n Trockentagen Winter (Frühling I Sommer Herbst | Jahr Winter .Frühling Sommer Herbst Jahr Klagenfurt. 56 46 44 41 46 1 19 28 33 26 26 48 45 36 47 48 2 18 30 39 24 28 42 43 41 42 42 3 21 24 29 25 25 43 50 35 50 43 4 15 18 38 32 26 29 42 39 26 36 5 14 28 27 20 22 43 45 39 41 43 1—5 17 25 33 25 25 39 29 37 37 36 6—10 13 24 34 17 19 — — — — — 11—15 14 27 — 21 19 Laibach. 44 45 48 41 45 1 27 30 29 30 29 43 38 52 40 43 2 26 27 34 24 28 41 41 44 43 42 3 20 20 31 23 24 36 34 39 36 36 4 19 24 28 29 25 39 48 45 30 41 5 20 27 29 23 25 41 41 46 38 41 1—5 22 26 30 26 26 41 40 (45) 36 38 6—10 17 24 32 19 22 — — 11—15 14 28 — 19 20 — — — — — 16—20 — — — — 10 Rudolfswert. 47 45 53 41 47 1 24 25 27 29 27 51 48 55 44 49 2 19 22 31 22 24 45 40 51 43 44 3 19 23 24 24 22 53 34 46 36 41 4 23 29 25 25 25 30 50 51 46 46 5 17 25 28 26 24 45 44 5Ì 42 45 1—5 20 25 27 25 24 — 48 6—10 17 26 25 20 21 — — — 11—15 16 26 27 13 19 — — — — — 16—20 12 — — — 15 Pola. 44 43 63 43 48 1 27 24 16 30 24 40 42 60 46 46 2 23 25 19 30 24 49 41 35 31 40 3 20 27 17 17 20 27 49 54 34 40 4 17 14 17 21 17 43 47 65 30 42 5 18 21 25 13 20 41 44 55 37 43 1—5 21 22 19 22 21 — 6—10 17 20 16 16 17 — — 11—15 13 19 (21) 18 18 — — — — — 16 — 20 — — — — 15 hier offenbar die Karawanken. Ähnlich ist der Umschlag von Trockenwetter zu Regen im Sommer wahrscheinlicher als im Winter; so in Laibach, Rudolfswert und Klagenfurt, während in Pola das gegentheilige Verhalten maßgebend ist. Im Herbste besteht eine Übereinstimmung an allen vier Örtlichkeiten insoferne, als Wetterwechsel überhaupt seltener werden als im Frühling. Der Umschlag von Regenwetter zu trockenem ist durchwegs wahrscheinlicher als der entgegengesetzte, und zwar besonders in der niederschlagsarmen Jahreszeit; demnach in Pola während des Sommers, in Laibach und Klagenfurt während des Winters. Die Ergebnisse der Tabelle LIX liegen noch in einer anderen Richtung als der eben erörterten. Denn wenn beispielsweise gemäß dieser Tabelle in Laibach unter 100 Fällen ein-bis fünftägigen Regenwetters ein Umschlag zu Trockenheit 41 mal erfolgt, so bleibt in 49 Fällen das Niederschlagswetter fortbestehen. Die Ergänzungen unserer Zahlen auf 100 bedeuten also die Wahrscheinlichkeit des Beharrens der eben herrschenden Wetterlage. Sie sind größer als die für einen Umschlag sprechenden. Dieses Verhalten dürfte in Mitteleuropa eine sehr verbreitete Geltung haben. Um so auffälliger ist die Ausnahme, welche uns im Bereiche unserer Tabelle entgegentritt und uns vergegenwärtigt, dass wir bereits an der Schwelle Südeuropas stehen. In Pola ist während des Sommers die Wahrscheinlichkeit für einen Umschlag nach eingetretenem Regenwetter (55 °/0) größer als für den Fortbestand. Es dürfte damit wohl eine Eigenthümlichkeit des Regimes der mediterranen, subtropischen Sommerdürre angedeutet sein. Sogar das südliche Krain befindet sich noch in dessen Bereiche, allerdings hart an der Grenze. In Rudolfswert schlägt nach den vorliegenden Aufzeichnungen das Regenwetter in etwa 51 unter 100 Fällen um, wenn es einen oder einige Tage gedauert hat. In Bezug auf dieses Verhalten schließt sich Rudolfswert vermuthlich an das Klimagebiet der ungarisch-kroatischen Tiefebene an, denn Fiume nimmt nicht eine zu Pola vermittelnde Stellung ein, indem daselbst die Wahrscheinlichkeit eines Umschlages unter obiger Bedingung nur 41 % der Fälle einbezieht. Triest weist bereits in voller Analogie mit Pola unter gleichen Umständen 53 Wechsel auf. In Görz ist nurmehr nach eintägigem Regenwetter die Wahrscheinlichkeit des Wechsels größer als des Fortbestandes, nicht aber nach zwei- oder mehrtägigem. Es liegt nahe, in den Zahlen der eben erörterten Tabelle einen Beleg für die Erhaltungstendenz der Wetterlage zu sehen, sofern sie unter dem Grenzwerte 50 liegen. Das wäre indessen eine irrige Auffassung. Denn der Begriff der Erhaltungstendenz geht von dem Vergleiche des thatsächlichen Verhaltens mit jenem aus, welches durch das Walten des reinen Zufalles geschaffen würde. Man hätte also die Zahlen der Tabelle LIX gegenüberzustellen jenen, welche sich für die Herrschaft des Zufalles durch die Rechnung ergeben Alsdann würde sich zeigen, dass auch die 50 überschreitenden Werte unserer Tabelle der Erhaltungstendenz nicht widersprechen. Um ein Beispiel anzuführen, ist in Rudolfswert während des Sommers nach einem ersten Regentage, welcher einer Trockenzeit folgt, die thatsächliche procentische Wahrscheinlichkeit eines Umschlages zu neuerlichem Trockenwetter 53, nach siebentägigem Regenwetter nurmehr 38. Der Zufall würde dagegen im ersten Falle 66, im letzteren 83 Umschläge herbeiführen, also eine beträchtlich größere Anzahl. Durch diesen Vergleich tritt das Bestehen der Erhaltungstendenz der Wetterlage deutlich hervor. Man ersieht jetzt auch, dass der Widerspruch nur ein scheinbarer ist, wenn gemäß Tabelle LVIII die Stabilität der Regentage jene der regenlosen übertrifft, wogegen nach Tabelle LIX die Wahrscheinlichkeit des Fortbestandes regnerischer Witterung kleiner erscheint als jene der trockenen. Während den Indices bloß eine theoretische Bedeutung innewohnt, kommt den Wahrscheinlichkeitszahlen für Umschlag und Fortbestand auch ein praktischer Wert zu. Unternimmt man es nämlich, die Prognose für die Witterung des nächsten Tages zu stellen in der Weise, dass man für den folgenden Tag consequent immer den Fortbestand der Witterung des laufenden Tages voraussagt, so ist man sicher, mehr Treffer zu machen als Nichttreffer. Nach einem Regentage wird beispielsweise in Laibach im Jahresdurchschnitte die Prognose in 60 und mehr unter 100 Fällen von Erfolg sein, nach einem Trockentage sogar 75 oder mehr Treffer für sich haben. Ähnlich stehen die Chancen in den übrigen drei Orten unserer Tabelle. Anmerkungen zu den Tabellen des vorstehenden Abschnittes. Die Auszählungen wurden vorgenommen wie für den 10. Abschnitt (vergi, die Anmerkungen dazu), nur wurden diesmal auch die gemessenen Nebelniederschläge von mindestens 0 • 1 mm mitgezählt. Für Krekovše kam der in den Jahren 1885 bis 1890 etwas corrigierte Auszug in Verwendung, welcher für diese Station den Ergebnissen des 19. Abschnittes zugrunde liegt, die Jahre 1881 bis 1884 nach den Original-Aufzeichnungen. Für Klagenfurt kann man in den Jahrgängen 1875 bis 1888 die Auszählung der Niederschlagstage nach zwei Arten vornehmen. Der Niederschlag wird daselbst 7Ä morgens gemessen. Falls er am Messungstage vor 1h gefallen war, so wurde er in diesen Jahren dem Messungstage zugeschrieben, der nach 7h fallende aber dem nachfolgenden Tage. Nach einem brieflichen Vorschläge des verdienstvollen Beobachters in Klagenfurt, Herrn Oberbergrathes Ferdinand Seeland, wären in solchen Fällen beide Messungen zusammenzuziehen und dem ersten Messungstage zuzuschreiben. Man erhält alsdann als Indices dieser Station für 1861 bis 1890 jene, welche in der Meteorol. Zeitschrift 1893, S. 343, veröffentlicht sind. Für das vorliegende «Klima Krains» wurde im Anschlüsse an die bestehenden Instructionen für den meteorologischen Beobachtungsdienst in obigen Fällen die erstere Messung dem Vortage zugeschrieben und die zweite an deren Stelle gesetzt, also beide Messungen gesondert behalten. Man erhält alsdann die Indices unserer Tabellen. — In den Tabellen LUI a und b sind die zu den Gruppen von 6 bis 10, 11 bis 15,.. . 21 bis 30, 31 bis 40 .. . gehörigen Zahlen Summen der Wahrscheinlichkeitszahlen aller fünf, bezw. zehn Tage einer Gruppe, in Tabelle LIX jedoch sind die zugehörigen Zahlen Mittelwerte für je einen Tag der Gruppe. — Die Indices der Erhaltungstendenz wurden aus den Regen- und Trockenperioden gesondert berechnet und das Mittel beider Bestimmungen angenommen. Die letzteren unterscheiden sich mitunter schon in den Zehnern der Promille, welche also bereits unsicher sein können. Die Ursache liegt in den durch Bruchtheile ausgedrückten Perioden zu Beginn und zu Ende der Monate, weshalb, wie im Texte erwähnt, die Anzahl der trockenen und nassen Perioden nicht genau übereinstimmt. Dies gilt nur für die Monate und deren Indices; die Jahressummen der beiderlei Perioden stimmen bis auf höchstens eine Einheit, die Jahresindices daher immer bis auf wenige Einer der Promille. — Die Indices für Winter, Frühling, Sommer und Herbst sind nicht für die Jahreszeiten gerechnet, sondern als Mittel für einen Winter-, Frühlings-, Sommer- oder Herbstmonat. — Der Index für Hermsburg wurde aus den sieben Jahren 1889 bis 1895 gerechnet. Die erhaltenen Werte für die Monate und das Jahr wurden alsdann erhöht um die entsprechende halbe Differenz der Indices, welche für Fiume in Tabelle LV b angegeben sind. Man beabsichtigt dadurch den Fehler annähernd auszuscheiden, welcher in den Journalen von Hermsburg anscheinend infolge der nicht vollzähligen Vermerkung der ganz schwachen Niederschläge besteht. Hierauf wurden die correspondierenden Differenzen der Indices Hermsburg-Fiume gebildet, nach der Formel (a -f- b + c) : 3 ausgeglichen und an die Indexwerte von Fiume 1881 bis 1890 angebracht. So erhielt man annähernd die Beträge für Hermsburg in diesem Decennium, welche man in unserer Tabelle findet. Die angenäherten, vermuthlichen Anzahlen der Tage mit schwachen Niederschlägen, welche der Vermerkung seitens der Beobachter durchschnittlich im Jahre entgangen sind, führen wir im Folgenden an, gestützt auf die Ausführungen im zehnten Abschnitte: Klagenfurt 7, Obir 26?, Raibl 34, Laibach 10, Poljana 0, Gottschee 15, Fiume 0, Triest 20, Görz 15, Hermsburg 18, Krekovše nach vorgenommener theilweiser Ergänzung 25, Rudolfswert 23, Pola 12. Das Archiv der Herrschaft Ortenegg in Unterkrain. Von stud. iur. Wladimir Levee. Einer freundlichen Einladung des jetzigen Besitzers von Ortenegg, Herrn Joh. Bapt. Kosler, dem ich an dieser Stelle hiefür meinen verbindlichsten Dank abstatte, Folge leistend, gewann ich im Sommer 1896 ins dortige Herrschaftsarchiv Einsicht. Der verhältnismäßig geringe Archivsbestand ist in einer Parterre-Räumlichkeit untergebracht, ziemlich übersichtlich geordnet und zerfällt in dreizehn Abtheilungen. Abtheilung I enthält Normalien und Patente von ca. 1750 an bis 1811 über folgende Gegenstände: Justitialia, Pupillarrechnungen, Oeconomica, Stiftungen und Armensachen, Publica ecclesiastica, Publica politica und Steuerregulierung. Abtheilung II enthält Normalien u. ä. aus derselben Zeit über Militaria, den Steuerregulierungscataster, Sanitätssachen, Gewerbsgegenstände und Polizeisachen. Unter den Sanitätssachen findet man zwei ältere Laibacher Drucke aus der Mayr’schen Officin, nämlich «Wohlbewehrt- und approbirte Recept oder Mittel für die ietzt grassirende Vieh-Kranckheit. Gedruckt zu Leybach. Im Jahr Christi 1683 —,» klein 4°, und « Oesterreicherische Vieh-Ordnung aus denen von herrschaftlichen Wirtschaffteren wegen anno 1729 und 1730 grassirten Viehes-Umfall eingereichten Berichten gezogen ... von einer landesfürstlichen hohen Obrigkeit heraus gegeben...» Abtheilung III umfasst Normalien von ca. 1750 bis 1811 über Bancalia, Weindatzsachen und Recrutierung. Abtheilung IV wird von Normalien aus gleicher Zeit, betreffend Cameralia, Schulangelegenheiten, Taxwesen, Miscellanea in politicis und Straßenacten, gebildet. Abtheilung V. enthält das weitaus interessanteste Material. Abgesehen von Normalien und einigen Acten in Unterthans-, Wald-, Schul- und Kirchensachen, sowie betreffs Epidemien (ebenfalls ca. 1750 bis 1811) finden wir einige deutsche und slovenische Grenzbeschreibungen des Ortenegger Landgerichtes — Abschriften aus herrschaftlichen Urbarien — nebst andern landgerichtlichen Aufzeichnungen, sowie ziemlich umfangreiche Acten aus der Zeit der französischen Occupation in Krain. Eine ausführlichere Darstellung des Ortenegger Landgerichtes an der Hand einer Karte behalte ich mir für spätere Zeiten vor; für diesmal nur einige kurze Notizen. Nach der Bestimmung des Stockurbars für Ortenegg vom Jahre 1589 hatte die Herrschaft Ortenegg bei Malefizpersonen nur die Voruntersuchung zu führen, zur endlichen Aburtheilung und Vollziehung des Urtheils mussten diese jedoch «an dem gewondlichen Ort» ins Hoch- und Landgericht Reifnitz geliefert werden.1 Dieser gewöhnliche Auslieferungsort lag bei 1 Das Stockurbar sagt: Hochgericht. Bei der herrschaft Orten-eckh ist der gebrauch allwegen also erhalten worden, wann ain verdachte malefizperson alda einkhomen, so hat man dieselb alda erstlich für recht gestelt und gerechtfertigt. Da nun genuegsamb auskundig gemacht, das dieselb malefizisch, dann hat mans an dem gewondlichen ort in das hoch- und landtgericht Reifnitz überantwort, dannOrteneckh hat khain hochgericht nie gehabt, darbey soll es noch hin-furan gelassen werden. — Ganz am Schlüsse des Urbars heißt es: Landtgericht. Bey der landtgerichtsgerechtigkhait mag sich der inhaber dieser herrschaft Ortenegkh wie von alter herkhumen und bis her gebreuchig gewest, handthaben. — Unerklärlich ist, dass Ortenegg die Titel Herrschaft und Landgericht führte, während es doch nicht im Besitze der (hohen) Blutgerichtsbarkeit sich befand, die ein wesentliches Kriterium der niederen Landgerichte ist. Überhaupt scheint das gleiche bei mehreren krainischen Herrschaften der Fall gewesen zu sein, so dass die Titel «Landgericht» und «Herrschaft» nicht immer — wie in der Regel—identisch sind. Der Instanzenschematismus vom Jahre 1801 zählt in Krain und kais. Istrien 74 Herrschaften auf, und wir wissen aus anderen Quellen, dass um die Mitte des 17. Jahrhunderts in Krain (und Istrien) nur 42 bezw. 43 Landgerichte vorhanden waren. Man vergleiche auch Valvasor XI. 4: «Diese Schlösser nun und Herrschafften sind zum Theil deß hohen Gerichts berechtiget, welches man Jus gladii zu betiteln pfleget, theils aber müssen sich mit einem Land-Gericht, doch ohne Stock und Galgen, befriedigen.» der Terdanischen Mühle (im heutigen Dorfe Žlebič)1 in der Mitte des Steges, der über das kleine, daselbst fließende Bächlein Tržišča führte. Ein bemerkenswerter Streit entspann sich betreffs dieser Auslieferungen 1660. Am 15. Juli des genannten Jahres wurde durch den kais. Bannrichter in Krain, Hans Floriantschitsch, zu Ortenegg die Margaretha Maroldtin, weil sie ihr Kind auf Anrathen ihres Galans getödtet und unter einer Dreschtenne begraben hatte, nach Art. 131 der Carolina zum Tode durchs Schwert verurtheilt und die Herrschaft Reifnitz gebeten, die Missethäterin durch die Gerichtsleute zu übernehmen, «seitemahlen von alters hero gebreuchig die tätter, so das leben verworgt haben, der herrschaft Reifnitz in ansehung des aldort habenden hochgerichts zu liffern und dieselben an gewöhnlichen orth bey des Terdan mül in der mitten des steigs und des pächels an den landtgerichtsconfinen zu übergeben». Graf Trillegkh erwiderte, er wolle der Herrschaft Reifnitz an ihren Gerichtsrechten durch Übernahme der Maroldt nichts derogieren lassen, «dann ich sihe nit, khombt auch nichts für, dass nach Ortenegkh einiches landtgericht gebürn solle»; nicht nur die Hinrichtung, sondern auch schon die Aburtheilung sei sein, als des Landgerichtsherrn von Reifnitz, Recht. Er verweigerte wegen dieser Anmaßung der Ortenegger Herrschaft die erbetene Übernahme. Die Herrschaft Ortenegg berief sich zur Vertheidigung auf einige Präcedenzfälle, in denen 1 Die Mühle war schon 1699 seit langer Zeit verfallen und von ihr nurmehr «die rudera oder stegk» zu kennen. Nur ein 50 Jahre alter Zeuge, Hansche Grabner, erinnerte sich damals, dass man ehemals daselbst Verbrecher ins Reifnitzer Landgericht geliefert hatte. Die Grenze scheint übrigens gerade an diesem Punkte zwischen den beiden Landgerichten strittig gewesen zu sein. So ließ z. B. der Inhaber von Reifnitz, Georg Andreas Graf von Trillegkh, 1700 den Ortenegger Grenzstein «bei der Terdanischen Mühl na Tersizè» verrücken. Schon in früheren Jahren sowie auch nach 1700 war die Mühle Gegenstand vonProcessen. Vergi, auch meine Notiz in den «Izvestja muz. društva za Kranjsko» VII. (1897), S. 65 fg. bereits Personen zu Orten egg «torquiert und gereckht», und erst, wenn sie als malefizisch erkannt waren, ausgeliefert worden seien, sowie auf ähnliche Übung bei anderen Herrschaften, die ebenfalls kein Hochgericht hätten, z. B. Veldes (Hochgericht Radmannsdorf), Neuhaus (Hochgericht Krainburg), Billichgraz und Loitsch (Hochgericht Laibach), Pettau (Hochgericht Stadt Pettau), Burg Cilli (Hochgericht Stadt Cilli), Herrschaft Ponigl (Hochgericht des «herrn von GaisrukhindemAmbtCerouitsch»), Eggenberg (Hochgericht Graz) u. s. w. Ferner sei ein jeder solcher Landgerichtsherr kraft Art. 6 der Landgerichtsordnung befugt, wider ein verdächtige malefiz person ad eruendam veritatem mit der peinlichen frag zu verfahren und dieselbe torquieren zu lassen». Die Sache wurde im gütlichen Wege geschlichtet, indem sich Graf Liechtenberg als Inhaber von Ortenegg seiner landgerichtlichen Rechte begab, Trillegkh hingegen die Maroldtin übernahm, doch fand die Auslieferung, weil die Grenze bei der mehrgedachten Mühle strittig war, nicht bei dieser, sondern auf den Ackern des Nicolaus Stu-peza, zwischen Preska und Hudikonec, statt.1 — Ein zweiter interessanter Process spielte sich 1733 ab. Lucia Rotterin von 1 Die entscheidenden Stellen des Vertrags lauten: «... (haben sich) dahin verglichen und verstanden, dass sich nemblichen gedachter herr von Liechtenberg freyherr . . . hiemit nit nur allein pro hic et nunc sondern ins künftig und für allezeit dergleichen fürkherender judicatur und erforderung des kay : panrichters auch schöpf und geschiers genzlichen begibt.....wann etwo auf hinfüran ein verdächtige und der malefizthat bezüchtigte person, weliche nicht auf wahrer that i. e. in flagranti ergriffen und durch zeugen in instanti überwisen werden möchte, in das orttenegkherische landtgericht in verhaft gezogen werden solte und des facti nicht gestendig sein, wie auch ob sy malefizisch und also in das reifnizerische landtgericht zu überantworten seye oder nicht, gezweifelt wurde, hat ime (Trillegkh) herr freyherr von Liechtenberg per expressum Vorbehalten, ob und was gestalt nemblichen er herr von Liechtenberg freyherr mit einer solichen person ... zu verfahren befuegt seye eintweder durch vorgangene actus fürderlich et summarie zu erweisen oder sich de plano vor der löb: landtshaubtmanischen stöll gerichtlichen entschaiden zu lassen salva tarnen partium appellatione.» Höflern wurde bei der Herrschaft Ortenegg wegen Aberglaubens angeklagt Ein gewisser Matthäus Mahne von Höflern gieng nämlich in Gesellschaft des Andre Zweth mit welscher Ware nach Steiermark und bemerkte unterwegs einen Abgang an Geld. Er beschuldigte Zweth, ihm das Geld entfremdet zu haben. Seine Frau bat nun Lucia Rotterin und Nescha Kouatschitschin, sie mögen Mahne zu seinem Gelde verhelfen. Die beiden Weiber wussten sich ein Stückchen vom Kleide des Zweth zu verschaffen, und von dieser Stunde an hielt er es nicht mehr zu Hause aus. Es ergriff ihn eine sonderbare Wanderlust, bis er alles verzehrte und ganz erschöpft und «miserabel» zurückkam. Das Stückchen Tuch steckte Lucia Rotterin in ein «topollouu dreu» (topolovo drevo — Pappel), worauf ein furchtbares Unwetter über Höflern niedergieng. In Ansehung des lange ausgestandenen Arrestes wurde Lucia Rotterin ad terrorem aliorum verurtheilt, an drei Feiertagen während der heil. Messe, in der einen Hand eine brennende Kerze, in der anderen ein Crucifix, vor derOrtenegger Schlosskapelle zu knien. Nescha Kouatschitschin musste als Mitschuldige und die beiden Eheleute, weil sie sich eines so abergläubischen Mittels bedient hatten, stehend, mit einer brennenden Kerze in der Hand, der heil. Messe beiwohnen, Hingegen wurde Andre Zweth 'wegen seiner Betrügereien unter die von der Herrschaft Ortenegg zu stellenden Recruten gesteckt. Ein sehr beachtenswertes Material in dieser Abtheilung bilden, wie erwähnt, die Acten der Mairie Soderschitz, deren Maire der damalige Ortenegger Herrschaftsbesitzer, Benjamin Graf Liechtenberg, war. Hauptsächlich sind es Correspondenzen mit Vorgesetzten Behörden und angrenzenden Mairien; sie betreffen die verschiedenen Steuern, das Gemeindebudget, die Führung der Civilstandesregister, die Formen der bürgerlichen Trauung, Kuhpockenimpfung (befohlen durch einen Erlass des Délégué für Unterkrain, Freiherrn v. Taufferer, ddto. Neustadtl, 30. April 1811), Tabakanbau1 u. ä. Viele Acten beziehen sich auf Aushebung von Recruten; ja, von der «classe de 1811» sind sogar die gezogenen Losnummern mit den Namensvermerken auf der Rückseite vorhanden. Ebenso hat sich die Conscriptionsliste von 22 Recruten aus dem Jahre 1812 erhalten. Sie wurden wohl den «Chasseurs illyriens» zugetheilt und marschierten mit diesen nach Russland, um das Schicksal der «großen Armee» zu theilen. Von allgemeinerem Interesse dürften einige auf das französische Amtsblatt «Télégraphe officiel» bezugnehmenden Stücke sein. Die Mairien mussten dieses abonnieren, und zwar auf Grund folgenden Erlasses: Nr. 3896. Neustadtl, den 30. December 1810. Mein Herr Maire ! Da das in Laibach heraus kommende offizielle Zeitungsblatt der Telegraph, dessen Verbreitung selbst das hohe Gouvernement unterstützt, allerdings besonders für öffentliche Beamte oder für die Insassen gebildeter Klassen interessant ist, so habe ich die Ehre, nicht nur Sie zum • Abonnement auf dieses Blatt oder zur Fortsetzung desselben einzuladen, sondern Sie auch zu ersuchen, das gesagte Blatt in Ihrer Gemeinde aufs Beste zu empfehlen. Ich habe die Ehre, Sie meiner besonderen Achtung zu versichern. Der Délégué von Unterkrain: Taufferer m. p. Das Jahresabonnement von 20 Francs wurde auf Rechnung der Gemeindecasse von der zuständigen Perceptur entrichtet und portofrei an die Direction des «Officiellen Telegraphen» eingesendet. Das Amtsblatt musste im Bureau der Mairie aufbewahrt werden. — Als der Wunsch geäußert wurde, den «Télégraphe» auch in italienischer Sprache erscheinen zu lassen und der Generalgouverneur dem zustimmte, wurden die Maires im April 1812 aufgefordert, diesfällige Liebhaber 1 Man beabsichtigte, entsprechend dem kais. Decret vom 24.Mai 1812^ die Regie in den Stand zu setzen, sich mit inländischem Tabak zu versehen. unverweilt auszuforschen. — Im Jahre 1812 wollte Ingenieur Palma eine Karte aller illyrischen Provinzen herausgeben Diese «nach ächten Quellen und geschätztesten Werken» bearbeitete Karte sollte aus vier großen Blättern bestehen und außer Illyrien noch Bosnien, die Herzegowina und Montenegro enthalten, «alles nach den genauesten Aufklärungen und den Nachrichten der bewährtesten Reisenden, die in den letzten Zeiten jene Länder durchstreiften». Der Subscriptionspreis betrug bis zum 15. April 1812 10 Francs, späterhin 15 Francs, und war durch die Postdirectoren einzusenden. An den traurigen Winterfeldzug Napoleons nach Russland 1812 erinnert folgender kurzer Erlass: Nr. 2377. Neustadtl am 28. Augusti 1812. Mein Herr Maire! Ich habe Ihnen ein Exemplar des 10. Bulletins der großen Armee mit dem Ersuchen mitzutheilen, selbes an das Municipalhaus anzuheften und die Insassen Ihrer Gemeinde von unserm Waffenglück zu benachrichtigen. Ich habe die Ehre, Sie mit vorzüglicher Achtung zu grüßen. Der Délégué von Unterkrain: Taufferer m. p. Zu beachten sind die zahlreich erhaltenen Polizeirapporte, die laut Erlasses des Délégué von Unterkrain vom 1. Jänner 1812 alle 14 Tage erstattet werden mussten ; sie melden übereinstimmend die vollste Zufriedenheit der Bevölkerung mit der französischen Verfassung, was nicht unglaublich ist, namentlich da mit Neujahr 1812 der Unterthänigkeitsverband seines öffentlich-rechtlichen Charakters entkleidet wurde. Noch im Jahre 1813 wurde auf Grund des Gesetzes vom 17. Floréal des Jahres 8 die Einführung einer Amtskleidung für den Maire und dessen Adjuncten geplant. Die Maires hätten ein blaues Kleid und eine rothe, mit dreifarbigen Fransen versehene Schärpe, die Adjuncten eine gleiche Kleidung, jedoch eine rothe, mit weißen Fransen besetzte Binde tragen sollen. Zur Einführung kam es nicht, im Herbste des genannten Jahres erfolgte die österreichische Rückeroberung Krains. Abtheilung VI enthält Processacten zwischen Orten-eggeir Unterthanen und fremden Herrschaften. Eine darin vorfindliche slovenische Eidesformel aus dem Jahre 1700 habe ich in den «Izvestja muz. dr. za Kranjsko» VII. 1. c. veröffentlicht. Abtheilung VII enthält Actenstücke über Verpachtung von unterthänigen Grundstücken, Militärentlassung, Bestrafungen von Unterthanen u. ä. mehr. Abtheilung VIII umfasst verschiedene Robotsbeschwerden, einige jüngere Robotsregister, Zehentstreitigkeiten u. ä. In Abtheilung IX finden wir zunächst Kirchenrechnungen aus den Jahren 1676 bis 1720, sowie andere die Verwaltung der Ortenegg zugewiesenen Kirchen betreffende Acten und Normalien. Laut einer Kirchenrechnung war Pfarrer zu Gutenfeld 1676 Michael Beltram (auch schon 1653), Cooperator Jakob Zhubey (Zhuber?) und Vicarius zu La-schitsch Georgius Oplenizh. Abtheilung X. Hier haben wir zunächst ein rectificiertes Stiftsregister von 1757 und einen Urbarsextract aus derselben Zeit zu verzeichnen. — Auf ein beachtenswertes Institut machen die die sog. purgar ji betreffenden Actenstücke aufmerksam. Die Herrschaft Ortenegg unterhielt — angeblich «seit jeher» — sog. Inwohner oder Bürger (purgarji), die 1820 aus acht Familien bestanden. Sie hatten die verschiedensten Arbeitsleistungen zu verrichten, wie Botengänge,1 Reinigung des > Einem Briefe des Grafen Benjamin Liechtenberg(ddto. 11. März 1830) gemäß bekamen sie für einen Gang nach Neustadtl 30 kr., nach Laibach 20 kr.; wurden sie nach Hallerstein, das mit Ortenegg zugleich im Besitze Liechtenbergs war, geschickt, erhielten sie dort die Verköstigung; sonst den ihrem Ausbleiben entsprechenden Betrag. Einer anderen Version nach war ein Botengang nach Laibach gleichzuachten dem nach Neustadtl oder Adelsberg, ein Botengang nach Schneeberg dem nach Gottschee, Nadlischek, Auersberg oder Zobelsberg, und ein Botengang nach Reifnitz dem nach Laserbach, Oblak, Laschitsch, Gutenfeld, Dolina, Soderschitz, Neustift und jedem minderen Botengang in der kleinsten Distanz bis Virje unter Ortenegg. Schlosses, der Wäsche, Einfuhr von Getreide, Heu u. s. w. kurz, sie versahen die Stellen von herrschaftlichen Dienstboten. Als Entgelt wurden ihnen Wohnstätten und Grundstücke unmittelbar unter dem Schloss1 angewiesen — der Platz zwischen Schloss und Meierhof heißt noch heutzutage burga, obwohl von den Bürgerkeuschen nurmehr eine einzige steht und auch diese in Kürze abgetragen werden wird. Ferner erhielten sie ein Deputat in Getreide und Geld, sowie einige Weide- und Waldnutzungen.1 2 3 Nach dem Jahre 1848 ergaben sich mit diesen purgarji die verwickeltesten Processe., indem sie theils Eigenthum, theils verschiedene Servituten an den ihnen überlassenen Grundstücken behaupteten. Ferner finden wir in Abtheilung X verschiedene Verträge, z.B.den Kaufvertrag, demzufolge Benjamin Graf Liechten-berg mit Rücksicht auf seine überaus precäre materielle Lage Ortenegg um 56.000 fl. Metallmünze an Johann Kosler, priv. Handelsmann in Wien, am 14. Jänner 1820 verkaufte; 1 Ein einziger Bürger hatte seine Keusche ziemlich weit vom Schlosse entfernt, in Hudikonec Nr. 5. 2 Etwas Ähnliches findet man in Polen und Schlesien im Institute der narocznicy (vom Worte rok = das Jahr; da nun jedes Jahr au3 der Burg Gericht abgehalten wurde, so hieß auch die Burg rok; narocznicy bedeutet also Burgdienstboten). Die narocznicy waren besonderef zur Dienstleistung für die in der Burg wohnenden Ritter angestellte Personen, die rings um das Castell Grundstücke zu ihrer Ernährung erhielten. Ihrer Beschäftigung nach zerfielen sie in verschiedene Classen: Stallbedienstete, Gärtner, Winzer, Fischer, Jäger, Vogelsteller, Handwerker verschiedenster Art, wie: Bäcker, Köche, Maurer, Drechsler, Schmiede u. s. w. Sie sind höchstwahrscheinlich aus dem Sclavenstande hervorgegangen, befanden sich in einem schärferen Unfreiheitsverhältnisse und standen unter einem Vorsteher, der pstresto hieß. Die Organisation verschwand spätestens im Anfänge des 13. Jahrhunderts. Vgl. darüber ausführlicher Rach fahl, Gesammtstaatsentwickelung Schlesiens (Schmol-lers Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen, Bd. XIII, Heft 1) S. 26 fg., woraus ebenfalls vorstehende Daten entnommen wurden. 3 Beim Verkaufe hatte Ortenegg 88 Hufen, 2 Hofstätten, 74 Keuschler und Untersassen, sowie mehrere unterthänige Mühlen. Auf dem Schloss- ferner den Pachtvertrag vom gleichen Datum, mittelst dessen der Reifnitzer Notar und Bezirksrichter Matthäus Loger Ortenegg von Kosler zunächst auf sechs, später noch auf drei Jahre um den Pachtschilling von 3000, beziehungsweise 2300 fl., pachtete u. a. Abtheilung XI enthält auf Jagd und Fischerei bezügliche Acten. — Noch 1827 befanden sich Hirsche bei der Kirche von Großpölland; am 11. October 1831 wurden beim Dorfe Graben unter dem Schlosse Ortenegg drei Bären erlegt, darunter eine junge Bärin vom Inhaber J. Kosler selbst. — Fischteiche hatte die Herrschaft drei (im Jahre 1820), davon zwei in der Luknja, einen bei Virje; dazu kam der Brutteich im Trebež. Den Bestand dieser Teiche bildeten nach Verzeichnissen aus den Jahren 1773 bis 1794 Karpfen, Hechte und Schleien. — Außerdem befinden sich in der Abtheilung XI Acten über Grenzstreitigkeiten und Grenzberichtigungsverträge mit Reifnitz von 1705 bis 1831. AbtheilungXII bewahrt Waldprocesse,die sich größtenteils auf den Wald «Soba» oberhalb Pölland beziehen (von 1645 an). Abtheilung XIII endlich enthält Patente in landwirtschaftlichen Angelegenheiten, Grundbuchssachen, Forstwesen (darin ein späterer Druck der steiermärkischen Waldordnung von 1781), sämmtlich den Zeiten Maria Theresias und Josefs II. angehörig. Ferner liegt in dieser Abtheilung das Exhibiten-Protokoll der Herrschaft Ortenegg vom Jahre 1848, worin folgende Nummern von Belang wären: Exh. Nr. 49. — 31. März 1848. — Verfügung des Bezirkscommis-sariats Reifnitz hinsichtlich der Einquartierung der Sicherheitsmannschaft. Exh. Nr. 50. — 3. April 1848. — Ansuchen der Herrschaft Ortenegg um Abberufung der Militärassistenzmannschaft. Urbarien finden sich in Ortenegg folgende vor: das Stockurbar vom 6. Februar 1589, bei Gelegenheit des Verkaufes berge befand sich ein Mühlsteinbruch, in dem jährlich etwa zwölf Steine gebrochen wurden. Daher trägt auch der Berg den Namen Žrnovec vom asi. žrunovu, adj. molae (Miklosich, Lex. pal. 200). Mittheilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. XI, H. 2. 4 von Ortenegg an die Brüder Christoph und Franz von Muschkan (Moscon) ausgestellt; ferner Urbarien aus den Jahren 1593 bis 1598 (bemerkenswert durch seinen Einband, zwei Pergamentblätter, Reste eines Missales, 13. Jahrhundert), 1655, 1665 bis 1669, 1671 bis 1680, 1675 bis 1679 (der Einbandrücken gebildet von Resten eines lateinischen Missales auf Pergament, 13. Jahrhundert), 1676 bis 1682, 1683 bis 1690, 1691 bis 1698, 1699 bis 1706, 1708 bis 1714, 1731 bis 1737, wovon einige slovenische Landgerichts-Grenzbeschreibungen enthalten (vgl. Abtheilung V). Aus der gegebenen kurzen Übersicht geht hervor, dass das archivalische Material in Ortenegg über 1650 — mit Ausnahme der Urbarien — nicht zurückreicht. Reich ist die Patentensammlung, und ein Vergleich mit jener des krainischen Landesmuseums würde möglicherweise einige neue Stücke zutage fördern. Erwähnen muss ich noch, dass der ehemalige Bestand an Pergamenturkunden vor Jahren ins krainische Landesmuseum gelangte. Die Regesten davon hat Elze in den Mittheilungen des historischen Vereines für Krain, 1861, S. 61, veröffentlicht. Laibach, den 19. Februar 1898. Litera tvirbericht. Die Heimatkunde des Herzogthums Steiermark, von Dir. Dr. Karl Hirsch, zweite umgearbeitete Auflage von Prof. Ferd. Zafita, besprechen wir ausnahmsweise an dieser Stelle, obwohl sie krainische Verhältnisse nur streift. Die 154 Seiten zerfallen in den geographischen Theil, der die physische Geographie, die Statistik und die Topographie umfasst, und in den historischen Theil, der in zehn Capiteln von der prähistorischen Zeit bis 1895 reicht, dann die Stammtafel der Habsburger und unter dem Titel: «Kleine Ortschroniken» von jedem Orte die wichtigsten Ereignisse bringt. Den Schluss des ganzen, mit großer Fachkenntnis und lobenswertem Fleiße gearbeiteten Schulbuches bildet ein Kärtchen: «Politische Übersicht Steiermarks». Die Verlagshandlung Alfred Holder in Wien hat sich durch den guten Druck und die sorgfältige Ausstattung ein wesentliches Verdienst um diese Heimatkunde der Steiermark erworben. Dass auf Seite 7 die Steiner Alpen noch mit dem unberechtigten Namen Sannthaler Alpen bezeichnet werden, dürfte auf ein Übersehen des Verfassers, dem die entscheidende Monographie Dr. August von Böhm in dieser Frage gewiss bekannt sein wird, zurückzuführen sein. Dr. O. G. Kleine Mittheilungen. Zur historisch-geographischen Durchforschung Krains im Jahre 1848. Derzeit sind in allen Kronländern zur Auffindung und Erhaltung von Kunstdenkmälem und Alterthümern Conservatoren und Berichterstatter im staatlichen Aufträge thätig. Im Jahre 1848 hatte aber schon in ganz privater Weise und aus reinem Patriotismus der «Historische Verein für Krain» solche Männer aus seinen Mitgliedern gewonnen und als Mandatare aufgestellt. Es dürfte nicht uninteressant sein, die Namen dieser heimatkundigen Männer der Erinnerung zu erhalten; es waren «Mandatare» mit dem Aufträge: «Aus den Fundgruben der Schrift, Kunst, der Tradition und aus dem wirklichen Leben die Daten und Materialien zur Bearbeitung theils einzelner historischer Darstellungen, theils einer umfassenden Specialgeschichte Krains zusammenzubringen, im Innern des Landes kein Schloss, kein Herrschaftsgebäude, keinen Pfarrhof u. s. w. zu übergehen und außeracht zu lassen.» Michael Ambrosch, k. k. Bezirkscommissär und Richter in Flödnig; Joseph Burger, Pfarrer und Dechant zu St. Marein bei Littai ; Wilhelm Dollhopf, k. k. Kreisingenieur zu Neustadtl; Johann Dornig, Pfarrvicar zu St. Gotthard am Trojanaberge; Johann Fink, Pfarrer in Neumarktl; Anton Füster, Doctor der Theologie und k. k. Professor der Religionswissenschaft an der Wiener Universität; Joseph Grablovitz, Pfarrer in St. Barthelmä im Felde; Georg Gabrijan, Ehren-Consistorialrath, Pfarrer und Dechant inWippach; Peter Hitzinger, Localcaplan in Podlipo bei Oberlaibach; Caspar Kankel, Pfarrcooperator in Altenmarkt bei Laas; Johann Kapelle, Verwalter der D. R. O. Commenda in Mottling; Anton Kurz, Pfarrer und Dechant in Adelsberg; Karl Leben, Pfarrer in St.Martin vor Krainburg; Wilhelm Mack, k. k. Bezirkscommissär und Richter in Gurkfeld; Johann Ogrinz k. k. Bezirkscommissär und Richter in Treffen; Matthäus Pichs, k. k. Cameral-Verwalter und Bezirkscommissär in Sittich; Karl Poll, k. k. Bezirksactuar in Idria; Franz Pototschnig, k. k. Straßenbau-Assistent in Krainburg ; Eusebius Rizzi, Bezirkscommissär aus Radmannsdorf; Joseph Rosmann, Pfarrer und Dechant in Treffen; Johann Roth, Bezirksrichter in Krupp; Joseph Rudesch, Herrschaftsbesitzer in Reifnitz; Johann Salokar, Pfarrer zu St. Cantian bei Gutenwert; Dr. Eduard Schwab, Dr. der Rechte und Philosophie und k. k. Professor der Weltgeschichte und Philologie in Görz; Mathias Vertouz, Pfarrvicar zu St. Veit bei Wippach; Julius Edler von Vest, Doctor der Medicin und k. k. Kreisarzt in Neustadtl; Simon Wilfan, Pfarrer in Kronau. Vereinsausschuss im Jahre 1897, (Im 1897er Jahrgang war nur der Ausschuss von 1896 angeführt. — Die dreijährige statutenmäßige Amtsdauer des 1897 gewählten Ausschusses währt bis zum Jahre 1899.) Obmann: Andreas Senekovič, k. k. Gymnasial-Director, Gemeinderath etc. Obmann-Stellvertreter: Dr. Josef Kos ler, Realitätenbesitzer etc. Schriftführer: Anton Koblar, Curat, Archivar des krain. Landesmuseums. Reehnungsführer: Johann Šubic, k. k. Director der gewerblichen Fachschulen, Gemeinderath etc. Ausschussmitglieder: Dr. Oskar Gratzy, k. k. Gymnasial-Professor etc. Franz Orožen, k. k. Professor an der Lehrer- nnd Lehrerinnen-Bildungsanstalt etc. Simon Rutar, k. k. Gymnasial-Professor etc. Josef Smrekar, Canonicus und Professor der Theologie etc. Dr. Johann Tavčar, Advocat, Landtagsabgeordneter etc. Herausg. u. verlegt vom Musealvereine f. Krain. — Druck v. Kleinmayr & Bamberg in Laibach.