für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Zt^ 33« Din8t»T ÄVN 18. ^prii. K848» Ueber den Stand und Würde des Schriftstellers. Von Hdalbert Stifter. ^^bwohl ich unter denen, welche die Feder führen, einer der Mindesten bin, da meine bis jetzt herausgegebenen Arbeiten nicht auf Kunstwerth Anspruch machen, sondern die einfache Darlegung der Gefühle eines einfachen Lebens sind, so mochte ich doch auch in der jetzigen Zeit, wo so viele Summen für eine ehrenhafte Haltung der Schriftsteller laut werden, wo der größte Theil der zu Tage gekommenen Schriften wirklich sehr gesinnungsvoll ist, auch das Körnlein meiner Stimme dazu legen, um zur Einigung und Festigung unseres Standes vielleicht etwas mitwirken zu können. Der Schriftsteller hat den Zweck, seine geschriebenen Worte durch die Presse zu vervielfältigen, Leser zu finden, und also vor vielen seiner Mitmenschen zu reden. Da aber die Ncde, als bloße Rede, keinen Sinn hat, sondern ein Weiteres bezwecken will, so muß der Schriftsteller, da er so feierlich redet, auch einen größeren Zweck haben, als meistens die gewöhnliche Umgangsrede, die vom Munde verweht, und für ihre Fehler wenig Verantwortung hat. Es liegt also am Tage, daß der Schriftsteller in dem, was er sagt, vor seinen Lesern voraus seyn müsse (sey's am Ende auch nur im bessern Wissen einer Thatsache), und, daß er seinen Worten eine solche Gestaltung geben kann, daß sie eindringen, und das leisten, was er bezweckte. Der Schriftsteller muß daher zu seinem Geschäfte eine eigenthümliche Anlage haben, die ihn vor andern in dieser Beziehung auszeichnet, d. h. die erste Grundlage des Schriftstellers ist Begabung. Wie sehr diese selbst in dem unbe-deutendsten Fache nöthig ist, zeigen so manche Berichterstat-ter für Zeitungen, die das unterste aller Erfordernisse eines Berichterstatters nicht haben, nämlich das Empfangene einfach weiter zu geben. Wenn z. B. einem solchen Berichterstatter von seinem Bekannten A gesagt wird: »In der Straße B. wird eingehaucn," so berichtet er in seiner Zeitung: «In der Straße B. wird eingehauen," während er doch eigentlich nur weiß, daß ihm A. gesagt habe, »es wird eingehauen." Jeder von uns wird wissen, wie zahlreich dieser Fehler geschieht. Erhebt sich die Berichterstattung zur geschichtlichen, da ist es klar, daß die Begabung der Reinheit der Darstellung des Gegebenen in noch viel größerem Maße vorhanden seyn muß, abgesehen von den vielen Kräften, die der Geschichtschreiber haben und anwenden muß, ehe er nur anfangen kann, als geschichtlicher Schriftsteller aufzutreten. Der wissenschaftliche Schriftsteller, wenn er auch selbst nicht Wissenschaftsforscher oder Erweirerer ist, sondern nur das schon Vorhandene in einer geeigneten Gestalt geben will, muß, außer daß er seine Wissenschaft inne hat, auch noch die Daraufgabe der Darstcllungsfähigkcit besitzen. Wie sehr auch hierin gefehlt wird, zeigen uns manche Beispiele, wo von der Wissenschaft durchdrungene und erfüllte Männer doch nicht die Gabe der Rede haben, und ihre Errungenschaft daher dem Publikum nur verkümmert darreichen können. Daß der dichtende Schriftsteller, wenn er die Menschheit auf ihrer objectiven Höhe, d. h. in ihrer sittlichen und menschlichen Blüthe, darstellen will, selbst alle Kräfte der Menschheit in Blüthe besitzen müsse, liegt in der Natur der Sache. Wenn er nur eine, selbst die unbedeutendste Kraft in sich verderben läßt, so rächt sie sich an seinem Werke und macht es einseitig und kränkelnd. Er kann mit aller andcrweingen Begabung mit dem glänzendsten Geiste und mit der äußersten Bemühung den Fleck nicht vertilgen, der dcm Geiste seines Werkes anklebt, und namentlich, wenn er ein sittlicher ist, von den begabten Empfängern mit Unlust, oft mit Verachtung empfunden wird. Die Begabung allein bleibt aber gegenstandlos und fördert nichts, als etwa Schwulst und Redensarten, wenn ihr nicht der ihr zugeartete Stoff gegeben wird, daß sie ihn erfasse und durch ihre inwohnende Kraft geläutert und verklärt der Welt wieder gebe. Der Stoff des Schriftstellers ist die Menschheit und alles auf sie Einfiießende — also fast die ganze Welt. Je mehr er daher den Menschen in allen Richtungen, je mehr er die Dinge in ihrer objectiven Gültigkeit (nicht in einseitigen Beziehungen zu unsern Leidenschaften) kennt, desto mehr wird seine Begabung sich dieses Reiches bemächtigen; sie wird Schein und Wesen trennen, und das hieraus Errungene der Menschheit als ein neues Gut darreichen können. Der Schriftsteller muß daher die Erscheinung der Menschheit und die der Natur so reich auffassen, als es nur immer möglich ist — er muß in sich 12« forschen, er musi die Andern beobachten, er muß die umgebende Natur befragen. Das alle) aber reicht mir anf kleinen Raum lind kleine Zeit. Die Erfahrung nnd Erringung der Jahrtausende liegt in der Wissenschaft gesammelt. Hier kann der Mensch in große Räume und in große Vergangenheiten hinein leben, ja selbst in manche Zukunft. Soll daher derjenige, der sich berufen fühlt, zur Menschheit zu reden, auf einew möglichst grosien Gesichtskreise stehen, das; er die Dinge in ihrer Wesenheit sehe, so musi er nicht'nur in seinem Fache, sondern in jeder Wissenschaft bestmöglichst erfahren seyn. Denn das Wesen aller Dinge geht nnr durch ihre wechselseitige Beleuchtung immer klarer hervor. Beleg hiefür sind manche sehr gelehrte und begabte Manner, die nur in einer einzelnen Richtung arbeitend, von der Einseitigkeit derselben befangen, sich zu dem Ungereimtesten vei siihren ließen. Alles Unheil, welches je die Weltgeschichte erzählt, entsprang darans, daß man die Gegenstände wider ihre Natur behandeln wollte. Hiezu wird der Mensch oft durch seine Leidenschaften verblendet, oft durch Irrrhnm. Welche heilige Pflichr hat daher der Schriftsteller, und wie furchtbar ist selne Verantwortung, wenn er durch das glänzende Schwert seiner Rede leichtsinnig Irrthum vcrbreiret und Unheil stiftet. Er sorge daher, daß ihm selbst Irrthum seltener begegne. Geschichte, diese so oft vergebliche, weil verkannte Lehrerin der Menschheit, Philosophie (ich meine vorzugsweise jene practische, welche in dem Leben nnd in den Schriften edler Männer zerstreut vorliegt), dann Naturmissenschaft, welche uns unermeßliche Wunder Gottes anfrhut, dürften für höhere allgemeine Ausbildung des Schriftstellers hinreichen. Manche niedere Kunde, welche nur Mittel ist, z. B. Sprachen, versteht sich von selbst, Frägt man, woher die Zcir zu diesen Studien zu nehmen ist, so antworte ich: »Eben, weil der Unternehmer schon von vornherein ein Begabter seyn muß (denn sonst taugt er nicht zum Schriftsteller), so wird er unendlich schneller, als Andere zum Ziele kommen, ja in der Einheit seiner großen Kräfte wird er manches wissenschaftliche Gut schon in der Ahnung und Vorausosscnbarung besitzen, ehe die Wissenschaft sein Daseyn festgesetzt und eingetragen hat, (Schluß folgt.) Die DepptOtwn auf Stelzen. Historische Ncmellc nach Collin dc Z! l a n c y. Die Geschichte, welche wir heute erzählen wollen, han-delc von einem Fürsten, dem es ging, wie manchem andern : er hatte die Glocke lanten hören, wußte aber nicht, wo sie hing; er wollte das Beste seines Volkes, zunächst aber sein eigenes Beste, oder was er dafür hielr; er war ein gnädiger Herr und doch wieder ein harter, kurz, er war ein seltsames Gemisch von Seyn und Andersseyn. Ein Fürst geräch gar zu leicht in ein solches Schankelsystem, aber noch keiner ward glücklich, der nicht nach dem Beinamen: »der Beständige" strebte, Beständigkeit und eiserne Consequenz waren des Grafen Jean I. ans dein Hause D a m p i e r r e starke Seite nicht. Seine Gemahlin, Marie von Artois, war in jeder Be- ziehung eine ausgezeichnete Dame, nur litt anch sie an dem Fehler ihrer Erziehung: sie konnte nicht begreifen, daß das Geld nichl wie Manna vom Himmel regnet, daß Hunger weh thut und daß in einem wohlgeordneten Staatshaushalte leben lind leben lassen die erste Bedingung seyn sollte. Graf und Gräsin konnten also mit Recht für zwei portreffliche, nur etwas zu vornehme Leute gelten. Jean und Marie hielten zu Namur ein glänzendes Hoflager: der S>'re von Gosnes war Oberkämmerer, der Sire von M a r b a i s Kanzler, der Sire von Atribe Hofmarschall, der Sire von Fumal Schloßhauptmann, der Sire von Balatre Anfseher der Hofbäckerei, der Sire von Dave Hofjägermeister und der Sire von O u l-treinont Hofbannerträger. Außerdem gab es einen Ober-forstdlrector, einen Stadtgouverueur, einen Großalmosenier, der zugleich Probst von St. Peter war, einen Erzbeichtiger, den Abt von Florette, ferper einen Landdrosten, ferner und ferner viele andere Hof- nnd Staatsbeamte. Und wovon lebten sie alle? Von dem Einkommen des guten Grafen Jean. Und wovon lebte Jean? Von seinen Privatdo-mainen, und wo diese nicht ausreichten, von den Zöllen und Anfiagen, welche znm Theil schon die Ehrwürdigkeit des Alters für sich hatten, also das historische Necht, zum Theil aber eine damals noch neue Erfindung waren, sofern sie sich auf die Stadt -, Handels - und Gewcrbslasten bezogen. Neue Messer schneiden gut, sagt das Sprichwort, und so ging es auch damals mit dein neuen Stenersystem , das mit dem neuen Hofstaate redlich Hand in Hand ging und gehen mußte. Da wurden ausgeschl'ieben: Schutz- und Geleit-, Mesi- und Marktgelder, Eingangs- und Hafensteuern, Flnßzölle für die Sam-breschjff-Fahrt, Ober-, Mittel- u. Untergerichtsgebührcn, Kopfsteuern, Frohnden, Zehenten, Heimfallrechte u. s. w. Sämmtliche Abgaben waren nur mäßig, aber viele Tropfen füllen das Meer und so kam am Jahresschlüsse nach Abzug der Ein-treibegebnhrcn und Besoldungen immer ein hübsches Sümmchen zu Tage, das der Graf mit Hilfe seiner Gemahlin und des Hofes lustig darauf gehen liesi, und da er meinte, alle Abgaben flössen in die Cassen des Volkes wieder zurück, so fiel es ihm nicht im Traume ein, daß er dem armen Manne das Blut aussauge. Entstand dennoch eine Ebbe in den Einnahmen, so ließ der Graf unbekümmert zu neuen Auflagen schreiten, da er von Kindesbeinen daran gewöhnt war, das Land wie eine melkende Kuh zu betrachrcn, und diese Kuh bis Dato noch immer ein stattliches Aussehe,, hatte. Die einzige Sorge war der Name einer solchen neuen Steuer und das Eintreiben derselben, Leider aber sielen diese Vorgänge in den Anfang des vierzehnten Jahrhunderts, also in d!e bedenkliche Zeir, wo den Leuten, zumal in den Niederlanden und Belgien, der Kamm wieder zu wachsen anfing, wo es allenthalben gährte und hie nnd da eine Lerche schon keck vom Frühling sang. Jean von Namur begleitete den Luxemburger, Kaiser Heinrich VII., auf dem Zuge nach Italien, focht tapfer mit gegen die Mailänder und wohnte am 1l. Jänner 13li der Feier bei, wo Heinrich die eiserne Krone der 127 Lombarde: vom Erzbischof aufgesetzt wurde, wie der Kaiser.-kronung am 29. Juni 1312. Während der Graf in fremden Landen eifrig für des heiligen römischen Reiches Ruhm besorgt war und bej den Krönungen etwas mehr Geld als sonst gebrauchte, regierte Marie von Artois in Namur. Sie erfand als kluge Frau einige neue Steuern, bei welchen es ohne einige kleine Plackereien nicht abging. Aber da Stadt und Land noch nie »min" gesagt, wenn sie »ja" sagte, so ging Alles gut und gut. Indeß hatte Marie von Artois, gerade als Jean in Paris verweilte, um zwischen Philipp dem Schönen und dem Kaiser cm Bündnis; zu Stande zu bringen, eine neue, nud zwar eine sehr unbedeutende Auflage ausgeklügelt. Aber diese war der Tropfen, welcher das Maß füllte. Die Bürger von Namur machten die Bemerkung, daß -ihre Nachbarsleute, die Brabanter, Lütticher und Flamänder, ihren Zwingherrcn l'ühn entgegen getreten und dafür nicht nur leine Züchtigung, sondern Freiheiten eingeerntet hatten. Des langen Druckes müde, nach ähnlichen Privilegien gelüstend und sich zutrauend, was jenen gelungen war, steckten die Namurcr die Köpfe zusammen, und richtig zog an einem schönen Morgen die Bürgerschaft wie ein Bienenschwarm zum Et. A^binsplatze und zum St. Petersmarkte. Anfangs summte das Volk nur ganz leise, dann fing es an zu brummen; aus dem Murren entstanden Klagen. Da erschienen Bewaffnete, welche die Bürger heimschicken wollten. Hierdurch daran erinnert, daß Waffen vor alien Dingen nöthig seyen, eilten die Entschlossensten nach Hause, kehrten aber bald zurück, und zwar mit Waffen, mit vielen Waffen, woran es in einer Stadt nicht fehlen konnte, die durch ihre Waffenschmiede berühmt war. Genug, zur Frühstückszeit schon war der Aufstand in vollem Zuge. Welche Früchte derselbe tragen würde, war freilich noch die Frage; aber die Unglückspropheten hielten es damals für's Klügste, mit den Wölfen zu heulen, und zwar recht laut zu heulen, ssleich jenen, die durch Schreien ihre Herzensangst zu betäub.en suchen. Und was sagte die gute Gräsin Marie von Artois dazu? Sie rief: »Unerhört,! Unmöglich! Abscheulich!" Denn, weil sie bisher noch nie hatte „nein" sagen hören, wenn sie „ja" sagte, so konnte sie diese Menschen gar nicht begreife,,. Aus jenen Ausrufungen erhellte aber nur zn deutlich, daß, unbeschadet ihrer gepriesenen Klugheit, die Geschichtskunde ihre schwache Seite sey. Einer ihrer getreuesten Räthe wagte es daher, diesem Mangel dadurch abzuhelfen, daß er der Gräfin unterthänigst bemerkte, im Jahre 1255 hätten sich die Namurer erkühnt, ihre Gräfin Marie von Brienne, wiewohl sie Kaiserin gewesen, aus der Stadt zu vertreiben. Obschon dieser Vorfall damals erst. sechszig Jahre alt war, so konnte die Gräfin doch nun und nimmermehr an solche histo-n!che Vorgänge glauben; es war ihr zu neu und deßhalb hielt sie es nach dem Spruche: „Es geschieht nichts Neues unrer der Sonne!" für ein pures Ding der Unmöglichst. (Forlsstzung folgt.) Brosamen aus der Vergangenheit. Als Oesterreichs erster Minister im Jahre 1813 sich nach Dresden verfügte, um mit Napoleon zu unterhandeln , durchschaute der Scharfblick des Kaisers der Franzosen denselben, und er vermochte nicht, ihn zu täuschen. Am Schlüsse seiner Conferenz sprach Napoleon zu ihm: „Ach! Met-ternich, wie viel hat England Ihnen gezahlt, um diese Rolle gegen mich zu spielen? Gehen Sie! Sie sind der böse Genius Ihres Landes, Ihres Fürsten." Das erste deutsche Censurmandat ist am 4. Jänner 1486 zu Mainz von dem dortigen Bischof Berthold , gefür-steten Grafen von Henncberg und Römhild, erlassen worden. Die ersten deutschen Censoren waren: Johann Bertram aus Ncuenburg für Theologie, Alexander Dietrich für Jurisprudenz, Theodorich von Meschede für Medicin, uud Andreas Eler für die freien Künste. Ucberschrcitung des Mandats wurde mit Ercommuuication und Hundert Goldgulden Buße bestraft. Feuilleton. Oesterreichs Finanzwesen. — Aus der Darstellung der österreichischen Finanzverhältnisse in der P^.iode 184! bis 1847 !»c>!„8iv6 ergibt sich, daß während dieser Zeit an 157,024.000 fl. Schulden gemacht worden sind. Davon wurden 98,447,000 fi. zur Einlösung und Rückzahlung, 3,260.000 fi. zur Einlösung der Tarentschädigungen und 46,897.000 fi. zum Baue der Staatseisenbahnen verwendet. Vom Jahre 1841 bis 1846 haben die gewöhnlichen Einnahmen (ohne Anlehen) die laufenden Ausgaben (ohne Abzahlung der Schulden) nicht nur gedeckt, sondern sogar einen Ucberschuß ergeben. Nur auf dem Jahre 1847 lastet ein Deficit von 5,606.000 fl. Man sieht, daß unsere Finanzen bei einer Verminderung der Auslagen nicht nur einer wahrscheinlichen, sondern auch einer baldigen Genesung entgegen gehen können, wenn wir Einigkeit im Innern, und Frieden nach Außen erstreben. > Llnbacher Vursserssarde. — Nach dem jüngst veröffentlichten, vorläufigen Organisations-Gesetze für die Nationalgarde haben die academischen Legionen und Büraer-corps integrirende Theile der Nationalgarde zu bilden; demnach dürfen wir hoffen, unser Bürgercorps, welches bereits über 109 Jahre rühmlich bestand, vielleicht wieder aufleben zu sehen.?? — Sicherheits- Polizei. — Die „Wiener Zeitung" Nr. 104 stellt die Dringlichkeit der Errichtung einer Schaarwache für Wien, zur Handhabung der Sicherheits-Polizei. Sollte es nicht höchst an der Zeit seyn, daß auch unsere Polizeiwache zu der ihr, von: Minister des Innern am 28. März d. I. zugewiesenen Wirksamkeit mit allem Ernste schreite, und für die öffentliche Ruhe, Ordnung nnd Sicherheit Sorge trage.?? — Gin liberaler Bankier. — Im „Wanderer" le,-sen wir: In dei allgemeinen Begeisterung für Freiheit und Fortschritt schlägt jedeö österreichische Herz höher, und gar viele Züge erzählt man von Aufopferung und Selbstvcrläug-nuug. Doch nicht zu läuguen ist, daß jammervolle Krämerseelen in ihrem Egoismus die stabilen Fragen auswerfen: „Was hab' ich davon? Was trägt's mir ein?" — So äußerte sich neulich ein liebreizendes Individuum: „Was hab' ich von Consti'tution und Freiheil? Gebt mir den Druck und mein Geld wieder!" — O Gesinnung, eines Königs werth! — Die BZiener Marqueure— sind auch vom modernen Geiste erfaßt worden. Sie wollen auch mit den Kaf-fehsiedern ein Wort in Ehren reden. Sie wollen die Tags-conrrollc nicht mehr einer Cassierin anvertraut wissen, sondern an dcr Casse mit M a rqu e n'bezahlen. — Der Name 128 Marqueur deutet darauf hin, daß diese Einrichtung ur.-sprünglich so bestand. Um Fortsetzung wird gebeten. — Am 9. April brachte, wie die »Wiener Zeitschrift" meldet, eine Abcheilung der Nacionalgarde in das Bureau des Ministeriums des Iunern eine erfreuliche Beute, welche im Neste der Herren Liguorianer zu Eggenburg aufgejagt worden war. Dieser Fang bestand in einer ganz unscheinbaren Truhe, welche in dürftiger Hülle einen sehr ersprießlichen Kern barg, nämlich das Sümmchen von 180.000 fl. C. M. in Werthschafts.-Paoieren und eine goldene Monstranze, welche mit 4000 fi. Silber inventirt ist — also eine ganz respectable Spolie! Das sehr heitere Publikum, welches die Escorte begleitete, sprach die Hoffnung auS, daß der fragliche Fund nur der Anfang zahlreicher, ähnlicher Resultate seyn werde. In Paris hatte kürzlich bei Negenwetter — sich eine alte Frau hinter den Bäumen in den elysäischen Feldern in Schutz begeben. Es war finster und spät. Ganz nahe bei ihrem Baume (sie erkennt die Gesichtszüge) halten zwei Männer einen Dritten an und verlangen seine Börse. Er hat nur ein Fünf-Frankenstü'ck, das gibt er willig hin. Aber das ist den Räubern nicht genug und sie beschließen, ihn zu morden und den Leichnam in die Morgue zu tragen, wo sie dafür zwei Fünf-Frankthaler erhalten. Der Unglückliche bittet kläglich um sein Leben; sie hören ihn nicht und ermorden ihn grausam zu den Füßen der Alten, die in Todesangst und regungslos da sitzt. Kaum sind die Männer mit dem Todten fort, so eilt sie auf die Polizei und erzählt den gräßlichen Vorfall. Der Beamte nimmt sie mit in die Mor-gue und schärft ihr ein, ihm ein Zeichen zu geben, wenn sie die Mörder erkenne. Zugleich hatte er für Zeugen gesorgt. Im Laufe des Morgens erschienen nun die Mörder mit der Leiche, erzählten, wo sie dieselbe gefunden hätten und verlangten ihre zwei Thaler. »Allerdings," sagte der Beamte, „die kommen Euch zu, und hier habt Ihr sie," und erlegte einen Thaler auf den Tisch. Die Mörder bemerkten, sie bekämen zwei. „Ja, diesen Thaler und jenen, den Ihr bei i h m g e f u n d e n habt!" Die Räuber erschrecken, verlieren den Kopf und fallen, Gnade bittend, vor dem Polizeibeamten nieder. Die Liguorianeriuen! — In der ,)Wiener Zeitschrift" lesen wir, daß es am 7. d. M. Abends um 7 Uhr auf der Wieden in der Hartmannsgasse zu einem Volksauflauf kam, der ohne die rechtzeitige Dazwischenkunft einer Compagnie Nationalgarde, die in dem Hofraum eines nahegelegenen Hauses sich in den Waffen übte, ohne Zweifel einen blutigen Ausgang genommen haben würde, denn die wüthende Menge, einige Tausend Köpfe stark, schickte sich bereits an, das Hans Nr. 406 zu stürmen und aus allen Fenstern der Straße wurde dieser Gewaltthat zugejauchzt. Das erwähnte Haus, seit einem Jahre vollendet, gehörte der Liguorianer Congregation und wird im Erdgeschoß von einem Tischler, die beiden Stockwerke aber von weiblichen Personen bewohnt, die auf Kosten der erwähnten Mönche lebten, und von diesen fleißig besucht wurden, wie alle Bewohner der Hartmannsgasse aussagen können. Die ins Haus gedrungenen Nationalgarden fanden nur mehr fünf Mädchen vor, worunter einige ausgezeichnet hübsch waren und in Todesangst zitterten; daß die Bewohnerschaft vordem weit zahlreicher gewesen seyn müsse, erhellt aus der Einrichtung der beiden Stockwerke, deren Zimmer jedes mit drei bis vier Betten belegt waren. Die Verhafteten behaupteten, sich mit Kinderunterricht beschäftigt zu haben! ? — Die Nationalgarden cscorrirren die Dämchen unter dem Iubelruf der Bewohner der Hartmannsgasse, die sehr erfreut schienen, von dieser schimpflichen Nachbarschaft befreit zu seyn, nach der k. k. Oberpolizei-Direccion am Petersplatz, wo Oberpolizeicom-missär Felsenthal sie in Empfang nehmen ließ. Jedermann stellt sich aber jeßt die Frage, wie solche Libertinage unter den Augen der Wiedner Polizeidirectlon möglich war und seit einem Jahre fortbestehen konnte, zumal die Bewohner der Gasse öffentlich behaupten, von der Existenz dieser Sündenhöhle dem Polizeicommissär Letocha dringende Anzeige gemacht zn haben? Wenn die Nationalgarde Polizei seyn soll, so hebe man mindestens die Polizeiämtel' auf, die nur zu häufig eine Qual der ruhigen Bürger gewesen sind, für Verbrechen und Unfug aber selten ein Auge hatten. Traubenkerne statt Kaffeh. — Das vom Pro fessor Picke zu Würzburg vorgeschlagene Kaffehsurrogat, dnrch Zubereitung und Verwendung der Trcmbenkerne, hat in Folge der vom Herrn Musca in Klingenberg zuerst ver-snchten Nachahmung einen so allgemeinen Beifall gefunden, daß daselbst beinahe kein anderer Kaffeh mehr getrunken wird. Theater in Laibaeh. ?l.iuci!t<: limiln! Die Saison ist aus, der Vorhang ist zum letzten Male gefallen, in alle vier Winde stäubt die Schauspielertruppe auseinander, der Musentcmpel Laiback's steht verödet da und der brave Direc-tor Funk, auf dessen Kunstinstitute die drückenden Verhältnisse der Wegenwart: Theuerung, stürm« und kriegsbewegte Zeit, auck mit schwerer Hand gelastet, wird erst in 5 Monaten mit einer neuen Gesellschaft vor unser Publikum treten, welches alle die Opfer einsieht und zu würdigen weiss. die der redliche Mann namentlich in den letzten Monaten unserm allgemeinen Vergnügen dargebracht. Möge ihm die neue Aera günstig seyn! Der freundliche Leser wirb mir i„ diesem letzten Berichte weit-auslaufenbe Detaillirung der Stücke und die genaue Controlle des Spiels von A und Verlassen. Die drei letzten Vtücke waren: Mittwoch am 12. Upril zum Vortheile der Mad. Schnitzer zum ersten Male: »DieCarlsschüler», Schauspiel in 5 Acten. von Heinrich Laube. — Donnerstag den 13. April: die Reprise von dem Schauspiel: «Das bemooste Haupt," und Samstag am 15. April: »Der Jugendfreund". Lustspiel in 3 Acten von F. v. Holbein. Es ist wahr. daß Laube's Schauspiel: „Die Carls» schäler»,