Das Steppenhnhn. ia Kraia. Von Dr. Janko Ponebšek. Herr Dr. G. Sajovic veroffentlichte in No. 16 der „Mittei- lungen iiber die Vogelwelt“ vom 15. August 1908. p. 130, unter obiger Spitzmarke eine ganz kurze Notiz, ddto. Laibach, 29. Juli 1908, auf welche ich naher eingehen mufi, und zwar geschieht dies aus nachstehenden Griinden: 1) Enthalt dieser Aufsatz beinahe ebensoviele Ungenauigkeiten und Unrichtigkeiten als Worte, so daB er zur Berichtigung formlich auffordert; 2) will ich unbedingt verhindern, dafi die darin vorkommenden Irrtiimer Eingang in die ornithologische Literatur finden und 3) sind die Daten iiber das bisherige Auftreten des Syrrhaptes paradoxus (Pall.) in Krain meines Wissens bisher noch in keinem omithologischen Fachblatte zusammenfassend und erschopfend be- handelt worden. Hervorheben mochte ich, dafi der letztangefuhrte Grund zugleich der Hauptzweck dieser meiner Zeilen ist und dafi mir jede andere Absicht, insbesondere die einer Polemik, vollkommen feme liegt. Ich will mich deshalb ganz kurz und streng sachlich fassen. Das im hiesigen Landesmuseum Rudolfinum befindliche Mann- chen „von der i863er Invasion" wurde von Otto Baron A p f a I- trern bei Mannsburg in Oberkrain am 24. Juli 1864*), nicht *) Carl Deschmann in den »Mitteilungen des Musealvereins fur Krain«. Erster Jahrgang 1866, p. 220 und im »Laibacher Wochenblatt« vom 16 Juni 1888. Nr. 410. 215 Dr. J. Ponebšek: Das Steppenhuhn in Krain. 1863, auf dem Riickzuge der Steppenhiihner in deren asiatische Heimat erlegt. Die unrichtige Jahreszahl 1863 ist wohl auf die fehlerhafte Etikettierung des Schaustiickes zuriickzufiihren; dadurch wurde auch mein Freund, der Musealassistent Herr Ferdinand Schulz*) zu der gleichen unrichtigen Angabe der Jahreszahl verleitet. Die vveitere Behauptung des Herrn Dr. Sajovic: „Im Jahre 1888 beriihrten diese Vogel auf ihrer Wanderung ebenfalls Krain, doch wurde kein Stiick geschossen", ist ebensowenig stichhaltig, als unlogisch zum Ausdrucke gebracht; denn der Herr Verfasser bietet uns gar keirten Anhaltspunkt fiir diese seine Annahme und ich vermag wahrlich nicht zu ergriinden, was ihn hiezu veranlafit hat. Hinsichtlich der i888er Invasion steht nun folgendes unwider- leglich fest: Nach Schulz, a. a. O., laut der Notizen in den Tagesblattem: „Slovenski Narod“ vom Montag, den 14. Mai 1888, No. no, „Laibacher Zeitung" vom Samstag, den 19. Mai 1888, No. 115, und „Laibacher Wochenblatt“ a. a. O., wurde am 12. Mai 1888 bei Mirnapeč (Honigstein) in Unterkrain von J. Rus jun.**) ein Steppenhuhn lebend gefangen und dem naturhisto- rischen Kabinett des Obergymnasiums in Rudolfswert geschenk- weise iiberlassen, wo es in der Gefangenschaft noch etwa 14 Tage lebte. (Jahresbericht des k. k. Obergymnasiums in Rudolfsvvert fiir das Schuljahr 1887—1888, p. 54). Das Geschlecht dieses Exem- plares erscheint nicht festgestellt. Weiters gibt Schulz ( 1 . c.) an, dafi zwei Stiick am 14. Mai 1888 bei Martinjak am Zirk- nitzersee in Innerkrain beobachtet wurden. Auch beziiglich des Jahres 1908 sind die Angaben des Dr. Sajovic dahin richtigzustellen, da8 am 1. Juni 1908, 6 Uhr morgens, der Heger des k. k. Hofgestiitskontrollors Emil F i n g e r etwa 200 Schritte vom Wirtschaftsgebaude des Fohlenhofes Bile (6x0 Meter) bei Prestranek in Innerkrain aus einem Fluge von 5 Stiick ein Mannchen erlegte; alle weiteren Bemiihungen des Kontrollors, noch eines der iibrigen Steppenhiihner zu erbeuten, blieben erfolglos. Das erlegte Stiick ist in stark beschadigtem Zu- stande am 4. Juni 1908 dem hiesigen Landesmuseum geschenkvveise *) Verzeichnis der bisher in Krain beobachteten Vogel. Laibach 1908 fex Mitteilungen des Musealvereins fiir Krain 1890). p. 14., Nr. 160. **) »Laibacher Wochenblatt< a. a. O schreibt: »vom Oberlehrer in Honigstein« 216 Dr. }. Ponebšek: Das Steppenhuhn in Krain. zugekommen, dessen Schausammlung es jetzt von der Meisterhand des Assistenten Schulz aufgestellt als Doublette ziert. Auch hiet ist die schlechte Etikettierung des Schaustiickes schuld daran, dafi von Dr. Sajovic der 4. Juni 1908 als Erlegungstag, statt des 1. Juni 1908 angegeben wurde — richtig dagegen von Tschusi in der „Orn. Monatsschrift" 1908, p. 375. — Hervorgehoben mufi werden, dafi die falschen Angaben in den „Mitteilungen iiber die Vogelwelt“ sich in der „Carniola“, 1. Iahr- gang 1908, Heft III und IV, p. 219, vviederfinden, ausgenommen die Daten beziiglich des Jahres 1908, die teilweise, wenn auch nicht ganz, richtiggestellt sind. Der Vollstandigkeit halber mufi ich noch folgende zwei Falle des Vorkommens des Syrrhaptes parado.vus (Pall.) in Krain an- fiihren: Der k. k. Finanzrat Georg Kons'chegg, gegemvartig in Laibach domizilierend, beobachtete im Spatsommer der Jahre 1895 oder 1896 — sicherer ist 1896 — auf den Feldern zwischen R u p a und der Stadt Krainburg in Oberkrain einen exotischen Vogel, welcher sehr zahm, weil auflerst ermiidet, aber sonst anscheinend gesund, d. h. unverletzt war und in dem er ein Steppenhuhn er- kannt haben will. Beziiglich des Jahres 1908 venveise ich, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die in der „Deutschen Jager- Zeitung" Bd. 52, No. 25/26 vom 24. Dezember 1908, p. 396, wieder- gegebene briefliche Mitteilung meines Freundes Dr. Schiebel an Herrn von T s c h u s i. Dieser letzte — es handelt sich wegen der unbedeutenden Entfemung der beiden Ortlichkeiten von ein- ander zweifelsohne um dieselbe Schar — scheint mir ganz glaub- wurdig sowohl in Anbetracht der Bodenbeschaffenheit jener Gegend, als auch ivegen der vollkommenen Verlafilichkeit der mir personlich bekannten beiden Gewahrsmanner. Ebenso liegt die Beobachtung meines Freundes Konschegg im Bereiche der Mdglichkeit; denn auch die am 23. August 1906 von einem Jagdaufseher auf einem Kartoffelacker bei Scheveningen (Orn. Monatsber. 1908, Juli—August, p. n 1) beobachteten zwei Stiicke wurden auf ihrer Wanderung durch Europa weder friiher noch spater irgendwo gesehen und erkannt. Ich schliefie nun mit dem warmsten omithologischen Danke dem estiitskontrollor Emil Finger in Prestranek, vvelcher 217 Dr. J. Ponebšek: Das Steppenhuhn in Krain. die besondere Freundlichkeit hatte, mich am 4. Dezember 1908 personlich in Laibach aufzusuchen, um mir miindlich die naheren Details betreffs des am 1. Juni 1908 erlegten Stiickes mitzuteilen und mit dem sehnlichsten Wunsche, daB auch unser Steppenhuhn bald seinen Simroth finden moge, der uns die Gesetze, nach welchen die Wanderziige dieses so schwer gepriiften Vogels nach Europa erfolgen, offenbaren wurde. Laibach, am 31. Dezember 1908. narodna in univerzitetna KNJILNICA 00000482506 V«rantw Redaktenr, HerauBgebcr and Verleger: Victor Ritterron Tschusi zu Schmidhoflfen, Halleia Drnck ron Igiiaz Hartwig, Freudentha), Kirchenplatz IS. C; £k / h