Nummer 1. Laibach, im Jänner 1894. III. Jahrgang. Reiseskizzen ans Italien. Von A. Mü liner. (Fortsetzung.) Wir sch dessen die Reihe der alten Autoren über den Bernstein mit der köstlichen Satyre des Spötters Lucian (c. 180 n. Ohr.) auf die jammervolle Phaetonmythe. In seinem: „der Bernstein und die Schwäne am P a du s.“ Gap. 2 und \3, erzählt er: „Vor nicht langer Zeit hatte ich Veranlassung, jene Gegenden zu besuchen und den Padus stromaufwärts zu befahren.“ Lucian sucht nun hier vergebens die Pappeln, ja, die Einwohner kannten nicht einmal den Namen Phaeton. Er erzählt ihnen daher die Beschichte, . worauf die Einheimischen: „Welcher Schelm, welcher Windbeutel hat dir diese Märchen aufgebunden?“ riefen. „Wir haben noch keinen Fuhrmann vom Himmel fallen sehen, noch gibt es bei uns solche Pappeln, wie du sie beschreibst. Wenn das wahr wäre, glaubst du denn, wir würden rudern für zwei Obolen des Tages, oder Schiffe stromaufwärts ziehen, da wir nur Pappel-thränen aufzulesen brauchten, um so reich zu sein als wir wollten ? ! “ Ueberblickt man diese Quellen, so stellt sich vor allem heraus, dass abgesehen von dem Fundorte in Ligurien bei Theophrast, sämmtliche Schriftsteller den Norden als Heimat des Bernsteines bezeichnen. Mit Herodot beginnt die dunkle Kunde, P y-theas gibt Abalus (Basilia) bei den Guttonen, — Timaeus Basilia und Raunonia vor Skythien, — Apollonius Rh odi us die Gegend der Hyperboreer — Myth ri dates Serita, — Niki a s den Ocean, — Phylemon und Xeno-krates Skythien, — Diodor Basilia bei Skythien, — endlich Tacitus die Küste der Aestier als Fundort an. Sämmtliche Quellen stimmen somit darin überein, dass die Küste der Ostsee zwischen Riga und Rügen den Bernstein liefere. Diesem gegenüber steht Plinius mit der Angabe, dass die Inseln der Nordsee seine Fundstätten bergen. Diese Inseln wurden durch die Feldzüge des Drusus und Germanicus unmittelbar vor Plinius erst bekannt, und dieser schöpfte einerseits aus den militärischen Berichten des Generalstabes der germanischen Armee, so wie andererseits aus den noch jüngeren Berichten, welche über die Reise des römischen Ritters unter Nero bekannt wurden. Letzterer besuchte die Fundplätze an der Ostsee. Indess scheint noch eine andere Thatsache sich in diesen Nachrichten zu spiegeln ; speziell das Schweigen des Strabo scheint dafür zu sprechen, dass in den letzten Jahrhunderten vor Christus der Bernsteinhandel nach Italien und Griechenland fast ganz aufhörte, und nur noch höchstens bis an den Po reichte. Geradezu als einen Luxusartikel der Barbaren, welche ihn in Ruf gebracht, stellt Plinius den Bernstein hin, um den sich längs niemand mehr gekümmert als die venetischen Bauernweiber jenseits des Po, welche ihn noch als Schmuck und Sympathiemittel trugen. In Rom selbst verfiel man wieder darauf, um den barbarischen Pomp der Spiele Nero’s mit diesem barbarischen Schmucke zu erhöhen. Damit stimmen auch die Funde in Italien und Griechenland. In Italien beobachtet man ihn östlich vom Apennin, z. B. um Bologna, bis in die Mitte des IV. Jhrh. v. Ohr. Hier findet man ihn noch mit griechischen Yasen in den Gräbern. Anders jenseits des Apennin, in Etrurien und Latium. Hier findet er sich nur in den älteren Gräbern ohne griechische Gefässbeigaben. Sobald der griechische Einfluss zur Geltung kommt, verschwindet der Bernstein. In rein griechischen Gräbern soll er sogar noch nie gefunden worden sein. Dass er aber in der Kaiserzeit wieder zur Geltung kam, sehen wir aus Plinius’ Berichten. Unser Land stand somit ununterbrochen dem Bernstein offen, bei uns blieb er stets modern und findet sieh auch in den Gräbern aus allen Zeiten vertreten, wie wir dies noch eingehender zeigen werden. o •J Reiseskizzen aus Italien. 4 Wenn nun auch Bernsteinobjecte in etruri-schen Gräbern der späteren Zeit nicht mehr Vorkommen, so ist damit noch lange nicht gesagt, derselbe wäre in den etruskischen Fabriken nicht zugerichtet und für die Barbaren zu Perlschnüren, Fibeln, Amuleten etc. verarbeitet worden. Dass dies z. B. in Tyrus geschah, scheint eine grosse Bernsteinperle1) von 106 34 Gramm Gewicht zu beweisen, welche auf einer römischen Holzstrasse (pons longus) in Oldenburg nahe bei Lohne gefunden wurde. Dieselbe trägt am Rande eine phönikische Inschrift, welche nach Dr. A. Müller in Olmütz: Jatcha? Jitcha? hat (es) gebohrt . . . Tyrus, — lautet. Ueber die Namen des Bernsteines ist schon viel geschrieben worden. In seiner Heimat soll er an der Ostsee bei den „Skythen,“ wie wir hörten, sa eri um, an der Nordsee bei den Ger-m a n e n, gl è s u m geheissen haben. Auf s a c r i u m (lit. sakai Harz) wird von den Sprachgelehrten das ägypt. Sacal, das hebr. sch oc hei et1 2) und Selbst das griecll. rl).ty.roov aus el (Tskq-ov eM-txoov 3) (vergi, ägypt. Abu Elefant = griech. à).-écpaS) zurückgeführt. „Ist diese kühne, aber lautlich wohl mögliche Zusammenstellung richtig, so haben wir uns natürlich die Pli onici er als die Verbreiter des Bernsteins und seines Namens zu denken,“ sagt Schrader 1. c. p. 84. Schafarik4) hält das ägypt. sakai und satirische sacrium mit dem slow. CKAü für übereinstimmend. Das Wort enthalte die Wurzel Ch'A, deren Slowenismus unzweifelhaft ist. In der Wurzel sei der Urliilg K.\ „dessen Bedeutung durch Vergleichung mit vedoi, gel-o, gla-cies, Glas, ausgemittelt werden kann,“ 1. c. p. 188. Auch lasse die Benennung glesso bei den Preussen auf eine analoge bei den Wenden sehliessen. Das germanische gl è sum oder glaesum wird mit glas, gl a ere „Baumharz“ — ahd. glas, zusammengestellt. „Dieses nordische Wort kann nach Müllen-hoffs Fntersuchungen nur den Bernstein der Nordsee bezeichnet haben und ist von Tacitus irrthümlieh auch auf den Ostsee-Bernstein angewendet worden. Jedenfalls fehlt den litu-slavischen Sprachen (also 1) Cf. Dr. Much in Mittheilungen der anthrop. Gesell, in Wien 1877 p. 289. 2) Wenn das Wort Exod. 1. e. Bernstein bedeutet, was von einigen angezweifelt wird. — Ieli glaube mit Unrecht. — Die Vulgata übersetzt es mit onyelia und schon die älteren Ausleger erklären es mit Bezugnahme auf Dioseorides, 2, 8, und Propertius als den wohlriechenden Deckel einer indischen Schnecke!? Cf. Corn, a Lapide 1016. — Diesen folgt noch Ailioli in seiner Uebersetzung. s) Cf. Dr. Schräder Ling. hist. Forsch, zur Handelsgesch. 1886. 4) Abkunft der Slaven, Ofen 1828. den Aestuern des Tacitus) ein dem lat. glèsum entsprechendes Wort.“ Schrader 1. c. p. 84. „Die Aestier,“ sagt Müllenhoff,1) „nannten den bernstein ganz anders, preussisch gentars, litt, gent är äs, jentäras, gin t tir as, lett. dsin-tars, slhtars, woran sich durch anlehnung russ. jantari, laus. böhm. jantar, ung. gyanta2) anschliessen und vielleicht selbst schon die sky-thische benennung wenn ,sacrium1 bei Plinius 87, 40, für ,satrium1 verschrieben wäre. Das wort glaesum lernten die Römer schon früher an der nordsee und ohne zweifei aus germanischem munde kennen“ 1. c. II, p. 81. Das latein. s nein um bedeutet Saft und thyum3) Mop „Räucherholz.“ Unerklärt sind ivy-y.ovoiov und sualternicum mit ihren Varianten. Fügen wir noch hiezu, dass in mährischen Höhlen der „Steinzeit,“ wie in der Zitnyhöhle bei Kiritein und der Pekarna4) Bernstein5) mit Gegenständen aus Re nn thier ge weihen zusammen gefunden wurde, so erhalten wir einen Anhaltspunkt für das hohe Alter des Bernsteingebrauches und seiner Verbreitung in Mitteleuropa in einer Zeit, für welche uns jede chronologische Bestimmung fehlt. Endlich müssen wir noch des Vorkommens gewisser Conchy lien in unseren Gräbern erwähnen, welche ein merkwürdiges Licht auf die Handelsbeziehungen und Handelsverbindungen jener fernen Zeit verbreiten. In drei Fundstätten Krains : In Nassenfuss, St. Margarethen und Watsch fanden sich Kaurischnecken — Oypraea moneta — als Ohrgehänge bei den begrabenen Leichen. Diese Schnecke gilt noch heute bei den Negern Afrikas als Scheidemünze und Schmuck. Ihre Fundorte liegen in den südlichen Meeren: im rothen Meere, den ostindischen Gewässern, an den Küsten von J a p a n, den Philippinen und M a-li di ve n und den Küsten von West afri ka. Aus diesen entlegenen Meeren muss sie daher durch Handel und Verkehr zu uns gekommen sein. Allein nicht nur in Krain, auch weiter nördlich finden wir diese asiatische und afrikanische Schnecke, ln einem Grabe bei Darsow in Pommern z. R. fand man in einer Urne ein Halsband aus 2? Exemplaren der Kaurischnecke, ein ') Deutsche Alterthumskunde. 2) Tselieremissiseh: jandär = Glas. ■p Einige Ausgaben haben auch thyeum und thieum. XIII, 30. nennt Plinius die Thuja articulata Thyon oder Thya mit Bezug auf Homer ein Holz, welches als Rauehwerk zu Ehren der Circe verbrannt wurde. 4) Cf. Dr. Hein. Wankel: Bilder aus der Mähr. Schweiz 1882, p. 357. 5) Der deutsche Name bedeutet soviel als der brennbare Stein. Vorkommen, welches offenbar mit dem Bernsteinhandel zusammenhängt. Wiederholt ist sie in Russland gefunden worden, und man kann hier ihr Vorkommen bis in die baltischen Provinzen verfolgen. Graf Uwarow fand sie z. B. in den Gräbern von Jekatarinoslav (am Dnjeper) am breiteren Ende durchbohrt. In den Steinkistengräbern der Krim kommt sie in erstaunlicher Menge vor, in einem Grabe fänden sich 14 Stück, in einem zweiten 8, in einem weiteren gar 65 Stück! Ein Stück fand sich auch in einem Grabe in Koban am Kaukasus. In H a 11 s t a 111) fand man die Purpurschnecke — Murex brandaris1 2) — aus dem Mittelmeere nebst einer Muschel — Oardium tuberculatum — aus der Adria. Bei Zürich kam Cypraea tigris, eine Schnecke des indischen Oceans, bei einem weiblichen Skelete vor. Die in Watsch gefundene Kaurischnecke ist mit Blei ausgegossen und war, wie die in Nassen-fuss und St. Margarethen gefundenen, als Ohrgehänge getragen, nur fehlt der Bleikern bei den in den letztgenannten Fundorten gefundenen. Es erübrigt uns nun noch einiges über das Glas mitzutheilen, um über die Materialien orien-tirt zu sein, aus welchen die in unseren Gräbern vorkommenden Fundstücke angefertiget sind. Die ihnen verwandten ja selbst ganz gleichen Formen werden wir dann in den Museen Italiens vergleichend verfolgen. (Fortsetzung folgt.) Die „Gradišča“ in Krain, Das Gradišče von Laibach und die Lage Emona’s. Da nun blosse Büeher-gelehrte nichts sachkundig und lebendig zu schreiben verstehen, so wird ihre Ge-schichtsdarstellung für die Leser unbrauchbar. Polybios XII, 25, cj. Es ist bekannt, dass eine Vorstadt unserer Landeshauptstadt Laibach den Namen „Gradišče“ vulgo „Gradisa-Vorstadt“ führt; die Häuser dieses Stadttlieiles nebst ihren Gärten hegen innerhalb eines, von Ruinen römischer Mauern umschlossenen Rechteckes von 510 m Länge und 417 m Breite, dessen südliches Drittel noch überdies den Namen „mirje“ = „Gemäuer“ trägt. Ebenso be- ') Cf. Sacken Grabfeld von Hallstatt, p. 113. 2) Bei Tarent ist ein ganzer Berg, monte testaceo, aus den Gehäusen dieser Schnecke bestehend, als Abfall der antiken Purpurfabriken vorhanden. kannt ist es, dass längs der nach Rudolfswerth, Triest, Klagenfurt und Wien führenden Strassen bei Grundgrabungen stets Gräber und Grabuten-silien gefunden werden. In den jüngst vergangenen Jahren liess die löbl. Stadtcommune eine Wasserleitung und grosse Wasser canäle behufs Abfuhr der Tagwässer ani egen. Bei dieser Gelegenheit wurden fast in sämmt-lichen Strassen der Stadt zur Aufnahme der Wasserleitungsröhren oder behufs Anlage der Canäle, tiefe Einschnitte in das Terrain gemacht. Bei diesen Grabungen kamen nun mitunter recht interessante Dinge zu Tage, welche besonders wichtige Aufschlüsse über die Fortificationen der Ansiedlung lieferten. Zudem sind die Funde chronologisch weit auseinander hegend. Die ältesten Sachen sind aus der Pfahlbauzeit, die jüngsten aus dem V. Jhrh. n. Ohr. Da mit dem Baue der Villen der Herren Zeschko, welche 1893 vollendet wurden, voraussichtlich jene Periode vorläufig abschliesst, in welcher auch innerhalb des Gradišče grössere Grundaushebungen vorgenommen wurden, so wollen wir die in der genannten Bauperiode, welche die Jahre 1889—1893 umfasst, gemachten Funde besprechen und ilire Bedeutung für die Geschichte unserer Landeshauptstadt erörtern. Es ist nämlich nicht minder bekannt, dass die Meinung besteht: es habe jene Stadt, welche zur Zeit der römischen Herrschaft an der Stelle stand, welche die Mauerruinen des Gradišče und Mirje umfassen, Emona geheissen und sei dieselbe von Attila zerstört worden. Ich habe schon im Jahre 1879 über diese Frage gehandelt;1) da jedoch seit jener Zeit auch andere Forscher der Sache nachgiengen, so dürfte es nicht überflüssig sein, sich in Kürze über die Frage nach der Lage Emona's zu orientiren, um gelegentlich der Fundbeschreibungen darüber im Klaren zu sein, womit man es zu thun habe. Amrerst wird es nützlich sein die Ansichten zu hören, welche seit mehr als 300 Jahren ausgesprochen wurden. Prüfen wir daher dieselben, ehe wir uns ein Urtheil bilden. Der erste archäologische Tourist in Krain, Augustinus Tyff,2) besuchte Krain bald nach dem Jahre 1500. In seinem 1507 geschriebenen Codex Nr. 3528 der k. k. Hofbibi, in Wien, theilt er Inschriften aus Laibach (4 Stück), Oberlaibach und Freudenthal (5), Gurkfeld (2), Krainburg (1), 1) „Emona“ arehäol. Studien aus Krain. Laibach bei Bamberg. 2) Einige wollen ihn Tiffernus lesen. Lees (3), Trojana (1), Ig (26) mit. Sämmtliehe nach Autopsie. Wahrscheinlich durch diese Inschriftenverthei-luiig und durch die alten Schriftsteller bestimmt, setzt Wolfgang Lazi us 1551 in seinen „ Corn en tari en“ und 1561 in seinem Atlas zu „Typi chorographici“ Emona nach Ig. In seinem Werke: Comentarii de rep. rom. sagt er in der II. Auti. p. 1010 über die Lage dieser Stadt: „Coloniam haue extitisse et Istriae, qua in Italiani iter est, vicinata, passim inscriptiones ostendunt, quae supra La-baeuin episcopale et in ipso cum alibi tum praecipue in Iggio supersunt.“ „Inter Labacum fluvium et Alpes Lugei, locus visitur innumeris Eomanis inscriptionibus, aliisque vetustatis exemplis celeberrimus quem Iggium incolae vocant. Cuius situs Hemonae veteri ex diametro quadrat.“ „Dass diese Colonie (nämlich Emona) in der Nähe Istriens, durch welche der Weg nach Italien führt, existirte, beweisen allenthalben die Inschriften, welche in Oberlaibach und Laibach selbst sowie anderwärts vorzüglich aber in Igg übrig sind.“ „Zwischen dem Laibachflusse und den lugisehen Alpen sieht man einen Ort, hochberühmt durch unzählige römische Inschriften und andere Beispiele des Alterthumes, welchen die Einwohner Igg nennen. Dessen Lage reimt sich geradezu für das alte Emona.“ Auf seiner Karte von Krain in „Typi choro-graphici“ setzt Lazius Igg südlich von „Labacum“ und schreibt dazu: „EMONA colonia.“ Ihm folgt Ortelius in seinem Atlas : „Thea-truin oder Schawbuch des Erdkreys“ 1580. Ueber hundert Jahre später tritt Joha n n Ludwig Schönleben mit seiner „A emo na vi n die ata“ Salzburg 1674 auf und sucht zu beweisen, dass Laibach, der Hauptstadt des Landes,a) der alte Name Emona eigentlich zukomme, und zwar wie Schönleben am Titelblatte sagt: „Ex antiquis probatis authoribus, contra nonullos recen-tiores scriptores, qui Aemonam in Istriani transtulerunt, concinnatimi.“ Scliünleben's Zweck und Absicht also war es, gegenüber den Istrern. welche Emona nach Citta-nuova verlegen wollten, sie für Krain zu vindiziren. Pag. 63, § V., zieht Schönleben noch fünfzehn Fidejussoren bei, welche vor ihm geschrieben, darunter solche, welche keine bestimmte Meinung aussprechen, oder wie Lazius, eine geradezu conträre vertreten, oder wie Sinder, für Laibach stimmen. Es standen somit zu Schönleben's Zeiten drei Meinungen gegenüber, denen zur Folge Emona nach -) Sehönleben nennt sie Metropolis Carnioliae. Da mit diesem Worte oft Missbrauch getrieben wird, so sei hier bemerkt, dass der Titel Metropole nur jenen Stiidten zukommt, welche Mutterstädte von Colonien waren, z. B. Sidon, Tyrus, Milet u. a., nicht aber Laibach oder gar ßudollswerth ! Ig, Cittanuova und Laibach verlegt wurde. Schönleben schloss sich in Bekämpfung der zweiten, und der ersten ausweichend, der letzteren an. Bezeichnend für seine Beweisführung ist seine Behandlung der Quellen. Wir heben zwei heraus, die Tab. Peut. und den Her odi anus. Erstere giebt von Emona zur Save neun röm. Meilen oder nahezu 14 km an. * Schönleben macht diese Angabe nicht stutzig. Da nämlich von Nauport bis Emona 12 Meilen in der Peut. Tafel angegeben erscheinen, diese Distanz aber auch zufällig zwischen Oberlaibach und Laibach zutrifft, so findet Schönleben darin den Beweis, dass Emona Laibach sei: „a quo (Nauporto) Labacum sunt tria milliaria, *) ergo Emona est Labacum, unde iterum ad Savum sunt unum et dimidium, vel etiam duo pro diversitate traj ectus.“ „von wo (Oberlaibach) nach Laibach drei Meilen sind, daher ist Emona Laibach, von wo wieder zur Save ein und eine halbe2) oder auch zwei, je nach dem Orte des Ueberganges sind.“ Wo Schönleben seinen Uebergang über die Save für die Reichsstrasse nach Troiana, — 12 bis 15 km von Laibach entfernt — sucht, weiss Gott ! Schönleben sagt es uns nicht. Heute weiss jedes Kind in Laibach, dass von hier bis zum alten Saveufer kaum 5 km Weges sind, welche spazierend in einer Stunde zurückgelegt werden. Aehnlich springt Schönleben mit Hero-dian um. Dieser Schriftsteller sagt Lib. VIII, cap. 1, die Stadt Emona „liege am äussersten Ende der Ebene, hingelagert an den Fuss der Alpen.“ In diese Gebirge hätten sich die Bewohner vor Maximinus Thrax mit aller ihrer Habe geflüchtet. Zu dieser Stelle nun, welche auf die Lage von Laibach absolut nicht passt, bemerkt Schönleben : „Labacum situm est sub Alpium radicibus, sive enim terrestri itinere Imbaco Aquileiam contendas, statim oceurret mons Ocra, de quo Strabo: Ocra pars est humillima Alpium.“ „Laibach liegt am Fusse, der Alpen,s) denn wenn man auf dem Landwege von Laibach nach Aquileia reiset, begegnet man alsbald dem Berge Okra, von welchem Strabo sagt: der Okra ist der niedrigste Theil der Alpen.“ Schönleben's Nachfolger Valvasor & J. G. Talnitscher folgten seinen Ausführungen, letzterer schleppte sogar Inschriften aus Ig nach Laibach, P Nämlich österreichische Meile ä 5 römische oder 7-5 lern. -) Nämlich österr. Meilen. Cf. Aueji Sehönl. p. 92 und 169. s) Man sieht, dass Schönleben wohl nie einen Fussmarseh wie die Truppen Maximins nach Emona, von Laibach nach Oberlaibach mit Sack und Pack gemacht hat, denn hätte er die 20 lern bis an den Okra je zurüekgelegt, so hätte er diesen Unsinn nicht geschrieben. um die zu seiner Zeit entstandenen Bauten, als Domkirche und Seminar damit zu schmücken. Selbst eine Inschrift, dem Andenken seiner Gattin in antikem Style verfasst und sie in Stein meissein gelassen zu haben,1) steht der für die alte Emona begeisterte Mann in nicht ungegründetem Verdachte. Balthasar H a c q u e t,* 2) der skeptische Franzose, wollte indess schon nicht mehr Schönleben's und Thalnftschers Deductionen recht Glauben schenken. „Als ich das erste mal diesen Ort besuchte, so wollte man mir alsbald in dem Garten der deutschen Commendur die Ueberbleibsel dieser Stadt (Emona) zeigen. Als ich aber dieses Alterthuin in Augenschein nahm, so fand ich, dass es nichts weiter war, als irgend eine alte Kirchhofmauer, die nach einem sehr schlechten Geschmacke in Form eines regulären Viereckes gebaut war.“ „EinigeSchriftsteller, z. B. Ortelius und andere, wollen Hämona dahin setzen, wo izt das Dorf Igg liegt; — andere dahin, wo Citta nuova oder auch Pala izt stehet.“ Zum Schlüsse bemerkt Hacquet: „Nun so viel kann gewiss sein, dass das alte Hämona auf der Nordseite der Julischen Alpen nicht weit vom Laibachflusse gelegen habe.“ Nicht minder skeptisch denkt A. F. Büsching 1786 im XV. Bande, p. 249 der grossen Erdbeschreibung, über Laibach, indem er sagt: „Vor Alters soll hier nach Cluver’s und Schönleben’s nicht sehr wahrscheinlicher Meinung, die Stadt Aemona, oder Haemona, Haemonia gestanden haben.“ Komisch wirkt Linhart’s Argumentation. In seiner Geschichte Krain's(1788)p. 308, heisst cs: „Emona ist unstreitig Laibach, eine wahrscheinlichere Lage wird niemand an weisen.“ Nun das ist wenigstens ein Machtspruch, kurz und bündig, welcher imponimi könnte, wenn sich eben topographische Fragen mit Machtsprüchen entscheiden dessen. Unglücklicher Weise aber discutirt Linhart p. 315, die Frage, wobei der Nimbus seines obigen Machtspruches total verschwindet: „Von Emona bis zum Uebergange der Save zählt die Eeisetafel Peutingers 9000 Schritte. Bei der Wahrscheinlichkeit, dass die Save noch südlicher an Emona herströmte, bei der Gewissheit, dass sie nördlicher nicht strömen konnte als jetzt. . . scheint die Berechnung der Eeisetafel unrichtig!! In unseren Tagen würde die Entfernung von Laibach zur Savebrücke über 2000 röm. Schritte nicht machen.“ Nun sollte man meinen, es läge der Gedanke nahe, Linhart werde schliessen: Emona dürfte 6000 Schritte weiter südlich von Laibach zu suchen sein, — im Gegentheil, — er fährt fort: *) Cf. „Emona“ p. 3, p. 210, und „Argo“ I. Jhrg., p. 38. Sie wurde lange für acht gehalten, bis sie Mommsen als falsch erkannte. 2) Oryetographia Carniolica II, p. 16. „Die Folge aber ist, dass die Strasse zur Zeit dieser Eeisetafel einen entfernteren Zug nahm, und dann mochte Schönleben Eecht haben, der sie von Emona gegen ein westlicheres Ufer hinauf leitet und den U eher gang zwischen den Wässern vermuthet.“ Bemerkenswerth ist eine Aeusserung des ausgezeichneten Patrioten, unseres unvergesslichen Franz Grafen von Hohenwart, welche dieser ruhige Denker in seinem Werke: „Die Entsumpfung des Laibacher Morastes,“ Laibach 1838, p. 4, macht. Er sagt: „Dass Laibach Aemona einst gewesen, ist nicht erwiesen.“ Im Jahre 1856 griff Prinzinger in seiner ältesten Geschichte des bair.-österr. Volksstammes p. 178 wieder auf Lazius zurück. Prinzinger lehnt die Lage von Laibach für Emona ab, wenn er sagt: „Namen, Ortsverhältnisse, die aufgefundenen Denkmäler endlich, und die in den Strassentafeln angegebenen Entfernungen leiten den Forscher vielmehr in die Gegend des heutigen Dorfes Igg, südöstlich von Laibach, mit der Burg Sonnegg, etc.“ Im Jahre 1863 besuchte ich am 14. und 31. Mai lg. Da fielen mir in Brunndorf, St. Georg am Schlossberge, Hl. Kreuz, Iškavas und Stra-liamir eine Anzahl röm. Denkmale auf, deren Existenz bis dato unbekannt war. Als Anfänger auf diesem Gebiete hatte ich selbstverständlich keine genauere Kenntniss der älteren Litteratur — Laz war mir nur aus Citaten bekannt und Emona wo anders als in Laibach zu denken, lag mir damals noch ganz ferne, den Schönloben galt als Autorität neben Valvasor und Linhart. Die Menge der auf dem ausgedehnten, schönen Iger Boden zerstreuten Inschriften im Zusammenhänge mit einer Stelle des Herodian VIII, 1, wo er über die Lage der Stadt Hema spricht, Hessen in mir die ersten Zweifel gegen die landläufige Meinung aufkommen, denen ich auch in den Mitth. des hist. Vereines für Krain im selben Jahre Ausdruck gab.1) Die in den folgenden Jahren gemachten Entdeckungen neuer Inschriften theilte ich dem 1866 hier weilenden Dr. Mommsen mit, welcher sie in dem 1873 erschienenen Vol. Ill, P. I. Corp. Inscr. publicirte. L. c. p. 489, sagt Mommsen: „Item Alphonsus Muellner copiato mihi fecit eoruin quae provinciali! peragrans diligenter delineavit.“ Der Ansicht gegenüber, dass Emona in lg lag, verhielt er sich ablehnend mit Hinweis auf das vorliegende epigraphische Materiale. p uf. Mitth. 1863, p. 73, ff. Bei einer Besprechung am 28. Oktober 1866 in Wien, wies Mommsen speziell auf den Stein des freigelassenen T. Oaes. Januarius („ Emona “ Nr. 9, 0.1. 8850) als ein Beweisstück hin, das er dafür hielt, dass dieser Stein auch in Laibach gefunden wurde. Indessen stammt er aus lg, und wurde von Pfarrer Prussnik dem historischen Vereine übergeben. Dieser schon 1866 mündlich geäusserten Meinung blieb Mommsen auch im oben citirten Werke treu. Er behandelt Emona unter dem Titel: „Colonia Julia Emona (Laibach) tribù Claudia“ auf p. 488, ff., und sagt, dass die Inschriften es ausser Zweifel setzen, dass Emona, obgleich es kürzlich jemand in Zweifel zog, 0 an eben der Stelle gestanden habe, an welcher heute Laibach liegt. In den später erschienenen Nachträgen zum Corp. inscrip., den Ephem. Epig. II,. p. 418 ff., brachte Mommsen wieder neu entdeckte Inschriften mit der einleitenden Bemerkung: „Adhibui syllogen ab Alphonso Muellnero professore hodie Marburgensi a. 1874 conscriptam, quam servat museum Labacense, inscriptam: „üebersicht der am Schlüsse des Jahres 1873 in Krain bekannten römischen Inschriften item quae idem vir doctus mihi misit ediditve in ephemeri-dibus suo loco citatis.“ Im Jahre 1872 gelang es eine in den Fundamenten der St. Ceorgscapelle bei Schloss Sonnegg im Jahre 1866 entdeckte Inschrift zu lesen, welche einem vornehmen Römer von Rang und Würden: Cains Bassidius Secundus einst hier aufs Grabmal gesetzt worden war. Die Inschrift trug alle jene Kriterien an sich, aus welchen man auf ein Gemeinwesen von Range einer bedeutenden Stadt nach Dr. Mommsen schliessen dürfte. Ein freier Römer, welcher Aedil, Questor, Zweiermann fürs Rechtsprechen, Patron zweier Zünfte, der der Zimmerleute und der Wollen web er war. Dieser Fund veranlasste Dr. Mommsen am 21. September 1874 zum ersten Male lg zu besuchen. Er studirte die Inschriften in Brunndorf, den Bassidiusstein in St. Georg, die Inschriften im Schlosse, den „Stari dedec“ bei Staje, fuhr dann nach Iškavas und kehrte ohne indess Strahomer ob Zeitmangel gesehen zu haben, nach Laibach zurück. 1879 erschien die „Emona,“ in welchem Buche die Frage nach der Lage dieser Stadt, welche schon über 300 Jahre strittig war, von den ver- >) Miillner, Mittli. des h. Ver. 1863. schiedenen Gesichtspunkten geprüft wurde. Die dort erwogenen Gründe führten zwingend zur Ueberzeugung, dass die vor 300 Jahren vom Laz ausgesprochene Ansicht die richtige war und die Lage Emona's in lg zu suchen sei. Nun begann die Begehung der Fundgebiete von Inschriften in Krain durch epigraphische Touristen.*) Speziell den Iger Boden durchsuchte am 29. August 1886 ein Herr Dr. Frankfurter aus Berlin, wo er die Inschriften in Brunndorf, Sonnegg, Iškavas, Strahamir, Matenja und Tomišel controlirte. Hirschfeld besuchte unsere Inschriften gar dreimal, 1884, 1888 und 1890. Wann Domaszewsky in lg war, kann ich nicht mit Datum nachweisen. Die Resultate dieser Studien finden sich im Suplementbande zum Vol. Ill des Corp. inscr. lat. niedergelegt, welcher 1893 von Th. Mommsen, Otto Hirschfeld und Alfred Domaszewsky herausgegeben wurde. Auf pag. 1734 sind die seit 1874 bekannt gewordenen neuen Laibacher Inschriften zusammengestellt. Herr H i r s c h f e 1 d hält an der Anschauung Schönlebens und seiner Schule bezüglich Emona’s fest, und vernichtet die Ansicht des Lazius, für welche in meinem Buche die Gründe anseinandergesetzt wurden mit folgendem Machtspruche : „Alphonsus Milliner quae per inultos annos dili-genter collegerat edidit in libro inscripto : „Emona, archäologische Studien aus Krain“ (Laibach 1879), quo titulos onmes fere in hac regione extantes aut a se recognitos aut nonullos primum a se investigates proposuit, adiectis et dissertationibus, qui-bus sunimo sed irrito studio Emonam non ad La-bacuin, sed ad Igg vicum sitain fuisse probare conatus est, et commentariis vaniloquentiae atque iactantiae pleniš, sana doctrina destitutis. “ „Du wirst roh, folglich hast Du unrecht/“ sagt ein Sprichwort. Nun Rohheiten sind weder Gegengründe noch Gegenbeweise! Dieser Ansicht war schon The mi st okles, als er dem, im Kriegsrathe zum Hauen mit dem Stocke aushohlenden Eurybiades zurief: „TTcizaini' fi&r, äxovtrov dt.“ PliitarchThemistoldesc.i l. P Die Herren reisten natürlich auf öffentliche Kosten mit der „Emona“ in der Tasche im Lande herum ; dabei passirte es ihnen doch, dass sie selbst Inschriften im Weiclibilde der Hauptstadt, wie in Šiška, nicht selbst sahen, sondern durch Einheimische eontro-liren liessen. (Fortsetzung folgt.) Kleinere littheilungen. „Die pragmatische Sanction“ und der krainisclie Landtag vom 19. Juni 1720. Mitgetkeilt von P. v. Radies. Wie den andern Erbstaaten und Ländern Oesterreichs wurde „die pragmatische Sanction,“ mit welcher Kaiser Karl VI. seiner Tochter Maria Theresia die Erbfolge sicherte, auch der krainischen Landschaft mittels Rescript vom 30. April 1720 zur „Annahme, Erkenntniss und Publi-•cirung“ vorgelegt. Die betreffende von Graz aus intimirte kaiserliche Botschaft wurde dann am 19. Juni 1720 in öffentlicher, sehr zahlreich besuchter Sitzung des krainischen Landtages — die Zahl der erschienenen Mitglieder belief sich auf 65 — vorgelesen und es wurde beschlossen, eine Adresse an den Kaiser zu richten, was denn auch am selben Tage noch geschah. Diese „Antwort“ der „Ehrsamen Landschaft“ in Krain an Seine Majestät Kaiser Karl VI., welche wir nach der im Archive der h. krainischen Landschaft (im Landesmuseum Rudolfinum) erliegenden Copie im Anschlüsse an diese Zeilen vollinhaltlich folgen lassen, enthält eine Reihe hochwichtiger Gedanken und Ausführungen. Die Mitglieder der krainischen Landschaft anerkennen darin die hohe Bedeutung und den grossen Nutzen der Successionsordnung für das Wohl und die Sicherheit der „untergebenen Königreiche und Länder“ für „ihre Vereinigung und Zusannnenbehaltung,“ sie anerkennen ferner, dass dieselbe ihnen und ihren Nachkommen zum Besten gereiche, nicht nur allein, weil dieselbe, wie sie ausdrücklich sagen, in der Gott gefälligen Gerechtigkeit und höchsten Billigkeit gegründet, sondern auch hauptsächlich auf das Heil aller der treugehorsamsten Unterthanen sowie der allgemeinen Ruhe („Tranquilität“) von Europa abgesehen sonst auch — und darauf legen sie das Schwergewicht -— der vom Erzhause Oesterreich diesem Herzogthum vor Jahrhunderten ertheilten Landesfreiheit und Landhandveste im § 6 (Folio 5) angesetzten Bestimmung: „dass die Töchter der Väter Erbgut besitzen, ob (wenn) sie der Söhn nicht haben“ durchaus gleich sei. Weil die beabsichtigte Successionsordnung mit dem Landesrechte also durchaus conform sei, daher — sagt die Landschaft weiters — wolle sie dieselbe, sowie die vorgesehene „unzertrennliche Beisammenhaltung der Königreiche und Länder“ als eine von Gott eingegebene allerweiseste Anordnung mit einhelliger Stimme annehmen, wie dann auch dieses Gesetz immerwährend unverbrüchlich und fest gehalten werden solle. Am Schlüsse ihrer „Adresse“ beziehungsweise Antwort auf das kaiserliche Rescript bittet aber die krainisclie Landschaft den Kaiser, er möge sie nach dem § 9 des Testamentes Kaiser Ferdinand II. „bei denen von dero glorwürdigsten Vorfahren diesem treugehorsamsten Herzogthum Krain ertheilten Freiheiten, Gnaden, auch Recht und Gerechtigkeit noch ferner allergnädigst belassen.“ Nachdem alle Landtage Oesterreichs in Bezug auf die „proponirte Successionsordnung“ „abgehört“ worden, wurde die betreffende „Resolution“ der kais. Regierung für Innerösterreich (Steiermark, Kärnthen und Krain) über die Thron- und Erbfolge, abgefasst ddo. Graz 7. Februar 1726. Diese Resolution, darin u. a. auch gesagt wird, dass die einzelnen „Instrumente“ der Länder Steiermark, Kärnthen und Krain nach der gnädigsten Vorschrift und jedes Landes Art eingerichtet seien und auch letztere als sanctionirt erklärt wird, gelangte dann binnen Kurzem wieder an die krainisclie Landschaft und wurde im Landtage zu Laibach am 16. März 1726 „abgehört.“ .Die oberwähnte Antwort-Adresse an den Kaiser aus dem Landtage vom 19. Juni 1720, die als Grundact dieser Resolution erscheint, lautet aber wörtlich, wie folgt: „Allerdurchlaichtigst: Grossmächtigist : vnd Vnüberwind-lichister Römischer Kayser; auch zu Hispanien, Hungern, Böheimb König, Erzhörzog zu Oesterreich. Allergnädigister Erb Landsfürst vnd Herr, Herr, Euer Rom. Kay. May. etc. seint vnsere allergehorsamste dienste in Pflichtschuldigster threuen iederzeit anuor beraith. Vmbwillen Euer Röm: Kay: auch König!. Gathol. May: dero treugehorsamste Stände dises Hörzogthums Krain Inhalt des unter dato Wien 27. Aprillis und intimato Graz den 30. ejusdem laufenden 1720 Jahres hereingelangt : allergnädigsten rescripts mildväterlich erinnern lassen, dass in Dero Aller-durchlauchtigsten Erzhaus Oesterreich von Dero glorwürdi-gisten Vorfahren aus väterlicher Vorsorg zu mehreren Wol-stand und Aufnam dero gesammten treugehorsamsten Erbkönigreich, Fürstenthum und Landen sowól inter masculos als in deren Abgang, so der allgütige Gott gnädiglich verhieten wolle, inter feminas eine Successionsordnung vnd unzertrennliches Thron-uncf Erbfolgerecht in Form einer Primogenitur wegen Versicherung der Thron- und Erbfolge auch ewig unzertrennlicher Vereinigung und Beisammenbehaltung aller von Euer Röm: Kay: auch König!: Cathol: May: dermalen in und ausser Teutsehland besitzenden oder auch künftig allerhöchst demselben zukommenden Erbkönigreich, Fürstenthum und Landen nicht allein allergnädigst aufgerichtet, sondern auch solche von Euer Röm: Kay: vnd König!. Cathol. May. vnterrn 19. April 1713 Jahrs Selbsten wiederholt, befestiget nach denen inzwischen erfolgten Zufällen vnd veränderten Weltläuften mehreres erläutert vnd in omnem casum festgestellt worden sei, mithin allerhöchst dieselben gnädigst haben wollen, dass diese so heilsam errichtete Successionsordnung als eine Sanctis pragmatica lex perpetuo valitura vnd unzerbrechliche Norma der künftigen in Dero allerdurchlauchtigsten Erzhaus von Oesterreich sorvol unter dem männlichen als in dessen Abgang weiblichen Geschlecht in Form einer Primogenitur der ausgemessenen Ordnung nach festgesetzter Erbsuccession bey ver- sammelten öffentlichen Landtag angenommen, erkannt, publicirt und in allen künftigen Zufällen und Weltzeiten unveränderlich beobachtet hierüber aber unsere allergehorsamste Erklärung abgegeben werden solle; als ist so-thanes all er gnädigst es Rescript sammt allen Beilagen unterm heut dato in öffentlicher zal-reicher Landesversammlung abgelesen worden. Wie nun Eur Röm : Kay : vnd König!. Cathol. May : für Dero gesammte treugehorsamste Erbkönigreich, Fürstenthum und Lande, mehr dann (als) väterlich tragende Sorge der ganzen weit und breiten Welt ohne das zur Genüge bewusst ist, in dem selbige von Zeit dero glorwürdigist angetretenen Regierung bis auf gegenwärtiges Jahr von dem allmögenden Gott also gestärkt und gesegnet worden, dass solche nun mehr zu einem Wunder der ganzen Welt erwachsen, dagegen allen Dero Feinden die ewige Furcht und Schrecken eingebunden hat; als haben Euer Rom: Kay: vnd Königl. Cathol. May: wir auch um sothane allermildreichiste erinner- und abschriftliche Mittheilung der so vorsichtig als heilsamist errichteten Successionsordnung in tiefster Submission allerunterthänigst vnd ewigen Dank erstatten sollen, und zwar um desto mehrere, dass allerhöchst dieselben bei allseitig so reputierlich als glorios begründeten Ti ancjuillitaet dero unermüdete Sorgfältigkeit nicht ruhen lassen, sondern aus Antrieb derselben, um auch allen künftigen Übel und Besorgnissen möglichster massen vorzukommen allergnädigst beeifert sein. Zumalen nun obberührte landesfürstliehe Successionsordnung ad omnes futuros casus aller weisest ein g eri chtet und sowol für jetzige als künftige Wolfahrt und beständige Sicherheit aller von Euer Röm. Kay. und Königl. Cath. May. jetzt besitzend und durch den Göttlichen Segen künftighin überkommenden Erbkönigreich, Fürstentliiiin und Eitmlen, aneli zu Vereinig- und Bei-samiuembehaltung derenselben festgesetzt, nicht minder uns und unsern Nach komm liehen zum Besten gereichet und nicht nur allein in der Gottgefälligen Gerechtigkeit und höchster Billigkeit gegründet, sondern auch hauptsächlich auf das Heil aller Dero trèugehorsamsten Unter-thanen und Vasallen auch allgemeine Tran-quillitaet von Europa allerpreiswürdigst angesehen, ansonst auch der von Dero Allerdurchlauchtigsten Erzhaus Oesterreich disem Hörzogthumb Grain vor vili hundert Jahren allergnädigst er-t heil ten Eandsfreibeit und Eandbandvestc fo 1. 5. § 6. verbis: „SJBitr fejjen auep, öaf? bie Söcpter iprer SSäter ©r&gut befipen, ob ©p ber ©Bpn niept paßen" durchaus conform ist. Daher wollen wir obrecensirte bei den allerdurchlauchtigsten Erzhaus Oesterreich so heilsam als lobwürdigst stabilirte uns zur sonderlichen Gnad, auch innersten Trost und unbeschreibliche Gemüths-erquickung allergnädigst hereinintimirte von Eur Röm. Kay: auch Königl. Oathol. May: Inhalt der am 19. April des abgerückten 1713 Jahrs errichteter und im Beisein dero zal-reichen Ministern publicirten Disposition confirmirt und bestätigte auch nach denen inzwischen erfolgten Zufällen mit mehreren erläutertö auch in omnem eventum auf das weibliche Geschlecht erstreckte Successionsordnung Erb- und Primo-geniturreeht, dann die für gesehene unzertrennliche Beisammenbehaltung dero dermahlig wirklich innehabendt auch Künfftig zuefallenden Erbkönigreich, Fürstenthum und Landen, als eine von Gott eingegebene allerweiseste Anordnung, womit nicht allein Land und Leute allerklugist regiert und allen innerlichen Spaltungen vorgebogen, sondern auch denen Fremden und ausländischen in vasionen und Anfechtungen mit bestmöglicher Macht gesteuert wird pro Sanctione pragmatica et lege in perpetuimi valitura nun-quam ratione vel temporum vicissitudine infringenda, sed in omne aevuni firmissimc servanda mit einhelligen Stimmen und freimüthigster Beipflichtung allerwilligst angenommen und allerunterthänigst erkannt, folgsam selbige immerwährend unverbrüchlich zu beobachten stät und vest zu halten auch stand-h a f t i g mit D a r s t r e e k u n g unserer ä u s s e r s t e n Kräfte und Aussetzung Guts und Bluts zu ver-thädigen uns unsere Descendenten und Nachkömmliche hiemit und in Kraft disz auf das verbindlichste obligirt und verbunden, zugleich ab er die Göttliche A1 m a e h t flehentlich angerufen haben, ihren himmlichen Segen zu verleihen, auf dass Euere Röm Kay. und Königl. Oathol. May: etc. alle von Julio Ca es are an abzälende Ante-cessores an der so gliickseligst als zalreiehen Regierung nicht allein weit übertreffen, sondern auch mit männlicher Descen-denz jzum höchsten Trost dero gesammt treugehorsamsten Erbkönigreich, Fürstenthumb und Landen so vollkommen erfreut werden mögen, damit dann dero zu Gott hoffende männliche Descendenz und anmit das aller durchlauchtigste Haus Oesterreich höchst beglückt regieren, triumphiren und auf ewig immerwährende Weltzeit und unaufhörlich fioriren würde. Wie nun wir hieran gar nicht zweifeln, als haben auch Euer Röm : Kay : und Königl. Oathol. May: wir allerunterthänigst gehorsamst bitten wollen, Allerhöchstgedacht dieselben geruhten uns und unsere Nachkommen vermöge des von Ferdinand II, unsterblichen Andenkens aufgerichteten Testaments § 9. bei denen von Dero g 1 o r würdigsten Vorfahren disem treu gehorsamsten Herzogthum Grain aller mild reichst erth eilten Freiheiten, Gnaden, Gaben, auch Recht und. Gerechtigkeit noch f e r n e r s allergnädigst beharren zu lassen. Diesennun für uns, unsere Erben undNach-kommen so fest als mnabämlerlich abgefassten Schluss haben wir durchgehends eigenhändig unterschrieben und gewöhnlichermassen verfertigt auch solchen gefertigten mitabgehört abschriftlichen Erbfalls-Dispositionen in unser Archiv zur ewigen wohlverwahrlichen Auf-behaltung legen lassen, dafern aber Euer Röm : Kay : und Königl. Kath. May. allergnädigst erachteten, dass diess unser verbindliches Erklärungs Instrument auf andere Weise und Art eingerichtet und verwaltet werden sollte, so sind wir auch des allerunterthänigsten Anerbietens solches Dero allergnädigst Intention nach nicht allein unterthänigst einzuriehten, sondern auch selbiges Dero anständigsten Befund Pflichtschuldigst zu corroboriren und auf das Feierlichste pub li eieren und verkünden zu lassen, allermassen dero allergnädigsten Befehl wir uns in allem ein für allemal mit unseren unauslöschlich vasallischen Devotion unterwerfen und anmit zu beharrlichen Kay : auch Landtsfürstl. höchsten Hulden und Gnaden allerunterthänigst und allergehorsamst empfelen. Datum Laibach unter währendem Landtag den 19. Juni 1820 Euer Röm. Kay. auch Königl. Oathol. May. Allerunterthänigst und allergehorsamst. “ (Folgen die 65 Unterschriften, die des Landeshauptmanns Johann Caspar Grafen Cobenzl an der Spitze ; von noch lebenden Adelsfamilien begegnen wir den Namen: Franz Anton Graf Auersperg Obersterblandmarschall, Wolf Weikhard Graf von Gallenberg Landsverwalter und Landsverweser, Johann Gottfried Freiherr von Apfalt-rern Verordneter, Wolf Herward Graf von Lamberg, Orfeus Graf von S trasoldo, Seifried Balthasar Graf und Herr von Gallenberg, Adam Balth. Kuschlan (Domherr), Sigmund Anton Josef Ursini Graf von Blagay, Andre Daniel Barbo Graf von Waxenstein, Joseph Ferdinand Freiherr von Egk, Wolf Herbard Baron Ap-fa 11rern, Georg Ludwig Graf von Lichtenberg, Franz Anton Marenzi von Mahrenfels Freiherr, Otto Heinrich von Apfaltrern Freih., Ferdinand Ernst Gail Freiherr von Gallenstein, Johann Seifried Freih. von Apfaltrern, Jobst Joseph von Kuschlan Freih., Franz Carl von Hohenwart, Carl Heinrich Schweiger, Philipp Joseph Schweiger, Leopold Ludwig von Hohenwart (u. a. m. Namen längst ausgestorbener Familien); auch finden wir unterzeichnet: Jacob Heren dl er Bürgermeister und Johann Carl Mally Richter der Stadt Laibach). Dass diese Copie dem Original, welches von der krain. Landschaft am 19. Merz 1726 nach Hof gesendet wurde, vollkommen gleichlautend, bestätigt am 19. März 1726 der landsch. Secretariats-Adjunkt in Krain und ad hunc actum verordneter Kay: und Erzherzogi. Notarius publieus Johann B. Felber I. U. Dr. Die Edlen von WuMtscli. Sr. Hochw. Herr Canonicus Anton Urbas übergab dem Landesmuseum die Abschrift einer Urkunde, welche den aufgedrückten zwei Stämpeln J) zur Folge, wahrscheinlich irgendeinmal als eine Beilage fungirte. Die Urkunde ist von Kaiser Mathias ddto. Wien 3. Juni 1613 gefertigt und wird laut selber dem Barthlme Wubitsch und seinen Erben in Anbetracht der „getrewen Mannhaften, und willigen dienst, so Er uns, und Vnsern Löblichen Hauss Österreich vnter offnem Yeldtzug in der gemainen Christenheit Erbfeindt dem Türcken etlieh Jahr und sonderlich in etlichen fürnemen Schlachten, und Schar-müzeln, als Erstlichen vor Süsseg, hernach bey Eroberung Petr ima, auchEntsezung derselben, und Leztlichen unter Schümeek, als auch längst darüber bey Wihitsch, Khöstanijniz, und Canischa gehorsamist erzaigt, und bewiesen“ „Wappen und Clainot““ verliehen. Das Wappen wird wie folgt beschrieben : Die Schildfarbe ist schwarz, das Herold- ') Die Stiimpel sind in rotlier Parbe auf das Papier gedruckt, der eine quadratisch, in diagonaler Stellung, zeigt den kais. Adler im runden Mittelfelde ungefärbt, im rothen Band die Zahl 15 — (15 kr.) Der zweite, kreisrund, hat in der Mitte den weissen Adler und im rothen Bande in weisser Schrift: K. K. OESTEB. CONTBOLSTEMPEL. stück ein dreigipfeliger grüner Berg1) „der mitter die eüssern etwas überhöend“ darauf ein aufrechter Greif in Gold mit unter sich gewundenem Schwanz, aufgethanen „Flügen,“ und aufgespertem Bachen, in seinen vorderen „Waffen“ (Krallen) eine Sturmhaube mit offenem Visir und drei Straussfedern in Both und Silber. Der Helm: ein Stechhelm, die Helmdecke gelb und schwarz, und „darob ainer goldtfarben Khüniglichen Kron.“* 2) Das Kleinod oder die Helmzier bildet ein Türke bis an die Hüfte, im rothen Bock und gelber Binde, in der Rechten den blanken Säbel. Ob die Wubitsch eine krainisehe Familie sind und ob sie noch existiren ist Referenten nicht bekannt. Vielleicht leiten diese Zeilen Eachmänner auf die Spur derselben. Milliner. Die Yolkszalil in Krain vor 76 Jahren. Es liegt uns vor ein Heft betitelt: „Haupt-Ausweis über die Eintlieilung des Laibacher Gouvernementsgebietes etc. im Jahre 1817.“ Ein Vergleich der hier angeführten statistischen Daten mit den jetzigen Verhältnissen ist nicht ohne Interesse. Wir erfahren z. B. dass damals Laibach 9885 Seelen in 866 Häusern zählte. Diese vertheilten sich wie folgt: Stadt . . . . . 308 Häuser 4379 Seelen St. Peter . . . 146 „ 1455 ii Pollana .... 83 „ 985 n Gradische . . 69 „ 760 n Kapuzinervorstadt . 74 „ 977 ii Karlstädtervorstadt 21 „ 293 n Hühnerdorf . . . 15 „ 70 r Krakau .... 73 „ 592 n Tirnau .... 77 „ 524 ii Der Laibacher Kreis zählte 136.803 Seelen, welche sich folgendermassen vertheilten: Section Laibach 24.912, Section Kreuz 36.112, Lak 25.717, Krainburg 26.922, Veldes 23.140 Seelen. Der Neustadtler Kreis zählte 162.966. Es entfielen auf Neustadtl 32.076, Landstrass 34.783, Weixelberg 35.774, Gottschee 34.415 (darunter Gottschee speziell 21.511), Krupp 25.918 Seelen. Der Adelsberger Kreis zählte, in der Section Planina 41.642 und in der Section Adelsberg 34.877, zusammen 76.519 Seelen. Ganz Krain hatte somit 1817 376.288 Einwohner zu ernähren. 1890 zählte Laibach schon 29.715 Seelen, ’) Man sieht, der alte Grundsatz: „nie Parbe auf Parbe,“ wird nicht mehr beachtet. 2) Kronen kommen nach den strengen Begeln der Heraldik mir den Helmen souveräner oder einst souveräner Fürstenhäusern zu. Auch hierin zeigt sich der Verfall der Wappenkunst im XVI. und XVII. Jahrhunderte. also um 20.000 mehr als 73 Jahre früher. In ganz Kram aber zählte man Ende 1890 495.654 Seelen ; das Land hat somit seit 73 Jahren um 119.366 Menschen mehr zu ernähren. Bemerkenswerth ist es, dass die Bevölkerungszunahme in verschiedenen Ländertheilen sehr verschieden ist. Während z. B. die Landeshauptstadt von 9885 auf 29.715 Einwohner stieg, vermehrte sich die Einwohnerschaft in Oberkrain weit geringer. Die Section Veldes mit den Dominien Badmannsdorf, Veldes und Weissenfels z. B. zählte 1817 23.140 Seelen, im Jahre 1890 aber im selben Gebiete 26 320. Der Zuwachs ist somit nur 3180 Seelen. Die Bezirksobrigkeiten waren bei den Herrschaften, deren Inhaber uns ebenfalls genannt werden. Wir finden da verzeichnet: I. Laibacher Kreis: Magistrat Laibach. Thum und Kaltenbrunn, erstere dem Provin-zialfonde, letztere dem Studienfonde gehörig. Sonn egg, Graf Weikhard v. Auersperg. Kreutz, Alois Freiherr v. Apfaltrern. M ü n k e n d o r f, Religionsfond. Kreutberg, Graf Jos. Thurn. Egg bei Podpetsch, Dr. .loh. Burger. Ponovitseh, Daniel Freiherr v. Wolkensberg. Laak, k. k. Kammeralfond. Gört sch ach, Bisthum Laibach. Flödnig, Frh. v. Lazarini. Kieselstein in Krainburg, Natalis v. Pagliarucci. Michelstetten, k. k. Beligionsfond. Neumarktl, Feldmarschall-Lieutenant Graf v. Ba-detzky. Badmannsdorf, Karl Graf Thurn. Veldes, k. k. Kammeralfond. W eis senfeis, Franz Kooss. II. Neustadtler Kreis: Neustadtl, k. k. Beligionsfond. Bupertshof, k. k. Beligionsfond. Treffen, J. N. Baragas Erben. S e i s e n b e r g, Wilhelm Fürst Auersperg. Landstrass, k. k. Religionsfond. Thurnamhart, Alex. Graf Auersperg. Nassenfuss, Lud. Frh. v. Mandl. Sauenstein, Vinz. v. Klosenau. Neudegg, Jos. Edl. v. Kalchberg. Thurn bei Gallenstein, Karl v. Zois. Weixelburg, Wilhelm Fürst Auersperg. Sittich, k. k. Beligionsfond. Auersperg, Weikhard Graf Auersperg. Gottschee, Wilhelm Fürst Auersperg. Beifnitz, Anton Budesch. Pölland, Wilhelm Fürst Auersperg. Krupp, Alois Freiherr v. Apfaltrern. III. Adelsberger Kreis: Freudenthal, k. k. Beligionsfond. Loitsch, Mich. Graf Ooronini. Idria, k. k. Montanärar. Ha asb erg, Mich. Graf Coronini. Schneeberg, Graf Al. Liehtenberg’sche Erben. Adelsberg, k. k. Bankalfond. Sen os et sch, Fürst Seraphin Porzia. Prem, desgleichen. Wipp ach, Graf Thaddäus Lanthierische Erben. Miillner. Litteratur. Die prähistorische Jagd in Mähren. Von Dr. Wank], Olmfttz 1892. 81 Seiten mit 7 Tafeln. Krain ist als Höhlenland berühmt und die Grotten desselben sind schon seit Jahren von heimischen und fremden Forschern untersucht worden. Einer der bekanntesten Bewohner unserer Grotten war der Höhlenbär, ursus spelaeus. Das Landesmuseum bewahrt unter anderen Besten desselben, auch ein ganzes Skelet aus der Kreutzer Höhle, Aehnliche Verhältnisse finden sich in den Höhlen Mährens, wo unter anderen eifrigen Forschern der gelehrte und unermüdliche Dr. H. Wankel eifrig arbeitet. Jüngst erschien von ihm die oben genannte Publikation, in welcher die Funde von Besten ausgestorbener Thiere in Mähren besprochen werden. Wankel zeigt nun, dass das Mamuth, dessen Knochen und Stosszähne vom Menschen in Mähren bearbeitet wurden, demselben ähnlich wie heute noch den Sibiriaken, als schon ausgestorbenes Geschöpf, in die Hände fiel und ausgenützt wurden. Das Knochenlager mit den Besten des Mamuthes und Menschen im Lössbruche bei Pfedmost, welchen IV a n ke 1 und der greise Japetus Steen strup untersuchten, löste diese interessante Frage. Anders verhält es sich mit dem Höhlenbären, dessen Knochen schon dem Alterthume bekannt waren. In der weitverzweigten Slouper Höhle fand Herr Dr. Wankel den Schädel eines Höhlenbären, welcher auf der Höhe der Mitte des Kammes eine durch einen langen Heilungsprozess vernarbte Wunde zeigte, in welche ein dabei gefundenes Stück einer Speerspitze aus rothern Kiesel hineinpasste. Dieser gewiss seltene Fund beweist, dass der s. g. Höhlenbär noch mit dem Menschen zusammen lebte, und von ihm gejagt wurde. Es wäre gewiss interessant auch unseren Höhlen neuerdings jene Aufmerksamkeit zuzuwenden, welche sie verdienen. Müllner. Mittlieilimgen aus dem Museum. Die Pflanzenreste aus dem Pfahlbaue von lg. Das Museum bewahrt unter den in der Culturschichte des Iger Pfahlbaues gefundenen Besten einige theils verkohlte, theils durch den Humus conservirte Pflanzenüber-bleibsel. Einige derselben waren leicht erkennbar, andere blieben unbestimmt. Bei der in den letzten Jahren vorgenommenen Inventarisirung der Sammlungen fiel mir eine Samenschale auf, welche die grösste Uebereinstimmung mit der, der Mandel zeigte. Ich übersandte das zweifelhafte Materiale der Direction des k. k. Botanischen Gartens und Museums in Wien, wo Herr Assistent Dr. Bauer die Dinge freuudlichst zu bestimmen die Güte hatte. Von den achtzehn vorhandenen Objecten (In. Nr. 2182 bis 2199) waren sieben Nummern (2192, 2194 und 2195 bis 2199) zweifelhaft. Wir kennen demnach jetzt aus dem Iger Pfahlbauten folgende Gewächse, deren Früchte gegessen wurden, oder welche sonst wie Benützung fanden: 1. Iris Pseud-Acoros L. Wasserschwertlilien; es fanden sieh Samen. 2. Pin us Pu milio Hke. Zwergkiefer ; es fanden sich Binden-Stücke. Vielleicht wurde das Holz als Brennholz benützt. 3. Oorylus Avellana L. Haselnuss. Die Nüsse werden wie heute, genossen worden sein. 4. Fagus sy Iva tic a L. Buche. Die Frucht vorhanden. 5. Qu ere us. Eiche, die Früchte ebenfalls geniessbar. 6. Corn us Mas cula L. Kornelkersche. Steinkerne vorhanden. 7. Bub us Idaeus L. Himbeere. Massen von Früchtchen gefunden. 8. Crataegus monogyna Jaq. Weissdorn. 9. Trapa nat ans L. Wassernuss. Der Kern liefert ein süsses Brod. 10. Pyrus Malus L. Holzapfel. 11. Amygdalus communis De. C. Mandel. Stück der Schale. 12. Prunus avium L. Kirsche. 13. Prunus Padus L. Traubenkirsche. 14. Staphylaea pinnata L. Pimpernuss. Fruchtt Drei Nummern sind zweifelhaft, eine jedoch erinner wie Dr. Bauer schreibt, an Sorghum, Mohrhirse. Diese Pflanze stammt aus Ostindien und ist heute durch die Araber im Orient und Afrika verbreitet. Die Ilippokratiker nennen sie xéy/ooq. Plinius scheint sie unter milium zu verstehen, von dem er Lib. XVIII, 7, sagt: „Milium ist während der letzten zehn Jahre aus Indien nach Italien eingeführt w'orden, es ist schwarz von Farbe, hat grosses Korn und einen rohrartigen Halm. Es treibt sehr lange Halme, von 7 Fuss Höhe, heisst loba (phoba nach Theoph. oder juba) und ist unter allen Feldfrüchten die fruchtbarste.“ Wenn sich unsere Fruchtkörner als Mohrhirse mit voller Gewissheit herausstellen sollten, so hätten wir einen Beweis für den Contact unserer Gegenden mit dem Oriente bereits in der Pfahlbauzeit. Die Beziehungen mit Indien in der späteren Zeit beweisen unsere Kaurischnecken in den Gräbern. Merkwürdig ist das Vorhandensein der Mandel im Pfahlbaue. In Griechenland wird diese asiatische Frucht zuerst bei den attischen Komikern ') (IV. Jahrh. v. Ohr ) als àuvyà'dlì] genannt. Plinius kennt sie in Italien, bemerkt aber lib. XV, 22. „Ob dieser Baum zu Cato’s Zeiten* 2) schon in Italien gewesen sei, ist ungewiss.“ Unser Mandelkern scheint dafür zu sprechen, dass die Mandel durch Handel aus Italien zu uns kam, und dass unser Pfahlbau noch zu einer Zeit existirte, als in Italien schon der Mandelbaum einheimisch war. Milliner. Die Sammlungen des Landesmuseums. Die in den letzten Jahren vorgenommene Inventarisirung gestattet eine Uebersicht über das vorhandene Materiale. Es sind theils ganz, oder grösstentheils inventarisirt folgende Sammlungen : Die Mineraliensam mlung mit3937 Nr. Die zoologische Sammlung zählt: 126 Säugethiere, 732 Vögel, 71 Fische, 75 Geweihe, 91 Nester. Die botanische Sammlung besteht aus einem Herbar von c. 2500 krai-nischen, und über 12000 ausser Krain gesammelten Arten, 702 Holzarten und Sämereien. Bemerkenswerth ist die von Herrn Otto Freiherrn v. Apfaltrern gespendete Sammlung von Getreidearten in Samen und Aehren, welche 607 Nr. zählt. Die Sammlung von Obst und Pilzmodellen von Arnoldi in Gotha zählt 195 Sorten Aepfel, 150 Birnen, 61 Pflaumen, 384 Pilze. Die Pfahlbauobjecte zählen 5051 Nummern. Die prähistorische Sammlung 4000 Nummern mit c. 16500 Einzelnobjecten. Die Sammlung römischer Antiken 2604 Nummern mit über 5500 Einzelnstücken. Die numismatische Sammlung 8140 Stück. Es erscheinen somit bis jetzt bereits 41.426 Nummern inventili und geordnet. Eine nicht unbedeutende Vermehrung erhielt das Institut durch den Ankauf der Sammlung des Herrn Simon Bobič, Pfarradministrators in Ulrichsberg. Diese Sammlung umfasst Petrefacten, Cryptogamen, Conchvlien und Insecten. Q In der Bibel wird die Mandelfruelit Gen, 43, 11 und Nu. 17, 8, genannt. 2) Cir. 200 v. Ohr. Die Pe trefa eten zählen 309 Arten, davon 166 ans Krain, meistens aus der Gegend von Teinitz bei Stein. Die Cryptogamen zählen 1883 Arten; davon entfallen: 541 Arten mikroskopischer Parasiten auf Blättern vege-tirend, sämmtlich aus Krain und von Prof. Yoss bestimmt, 238 Arten Eiechten, davon 181 ans Krain, 97 Algen, keine aus Krain, 793 Arten Laubmoose, davon 331 aus K r a i n, 134 Lebermoose, davon 68 a u s K r a i n. 80 Arten von Farnen mit 25 heimischen Spezies; somit zusammen 1147 Krainer Spezies. Yon den 2739 Spezies Schnecken stammen 212 und von 336 Muscheln, 8 aus Krain. Auch in der Insektensammlung sind alle Welttheile vertreten. Die Sammlung zählt 7309 Spezies von Käfern,*) davon 1655 aus Krain. nebst 61 Species Orthopteren, davon 28 aus Krain. Müllner. Erwerbungen des krainischen Landesmuseums im Jahre 1893. II. Ankäufe: Ein Seal de mani aus Messing mit Benaissance-verzierungen, italienische Arbeit. In Naklas vorgefunden. Yier Stück gemalte Porzellanschalen, darunter eine „Altwien“ mit plastischen vergoldeten Blumen. Silbertypar der Fam. Juliani. III. Ausgrabungen: Die schon von Custos Deschmann begonnenen Ausgrabungen bei St. Magdalena nächst St. Marein wurden diesmal durch B. Pečnik* 2) fortgesetzt und aus den Tumulis folgende Objecte an das Museum abgeliefert: ') Man kennt deren heute schon über 80.000 Spezies. 2) Der Mann war Bauer, Bergknappe, Gemeindesehreiber, Brannt-weinsteuerbestellter und ist jetzt „Alterthumsforseher.“ Br gräbt seit 1884 im Lande nach Antiquitäten, die er theils an das Landesmuseum, theils anderwärts veräussert. Ausserdem macht er bisweilen auch theoretische Betrachtungen über archäologische Fragen. So liegt eine Wohlmeinung aus seiner Feder über die Lage der prähistorischen Stadt Emona vor, wo er sich folgen dermassen äussert: „Dass in Orte bei Brundorf, Stadt Emona gestanden hat, von welchen Stadt öfters in Geschichten der Prähistorischen Zeit vorkommt, bin ich mit dem Erklärung Herrn Professore Müllner, besehreibung Emona, einverstanden nur meine Erklärung ist ganz mit Wahrheit unterstiizt. Die erste Bewohner Krains waren Pfahlbauten auf dem Moore in der Nähe von Brundorf. Das diese Einsiedlung wurde Emona (Hemona) genannt, den sind die Bewohner, den sind die Bewohner Pfahlbauten verlassen, und habe auf trokenen Land ihre Wohnung gemacht auf den Hiigel wo steht Herrschaft Sonnegg, dort war ein grosses Umwal, in diesen Umwaj wohnende prähistorische Bewohner haben den Namen gehabt in Einona.“ „So kommen bei Brunndorf die Gebäude nur von Prähistorischen bewohnern vor, dort finde ich keine römische Arbeit nicht, dass, das Wahrheit ist zeugen die Steine mit Inschriften, welch in Umgebung von Igg Vorkommen sind alle Barbaren Nammen darauf, keine römische, so dass dort bei Brundorf war prähistorische Woh- 13 Speere aus Stahl, zwei davon ziemlich gut erhalten, 10 Aexte, 16 kleine Messer, drei Stück solcher mit Hirschhorngriff, 5 Eisenstifte unbekannter Bestimmung, 2 Giirtelschliessen aus Eisen, 2 Steigeisen, Beste eines Pferdezaumes, 4 Eisenringe. Aus Bronze: 7 Gürtelbleche, 1 Blech mit 5 Bingen, 13 einfache und 14 kleine Doppelringe, 2 Schliessen, 10 Bronzestreifen mit Bing, 27 Binge verschiedener Grösse, 7 Beschläge, 50 Fibeln, 2 mit Glas besetzte Fibeln, 4 Armbrustfibeln, 29 Armringe theils massiv, theils hohl, 10 Fussringe, 3 Halsringe., 2 Ohrringe mit Spuren von Vergoldung, 3 Böhrchen unbekannter Bestimmung, 1 Nadel, Fragmente von zwei Eimern,J) der eine mit Menschen-und Thierfiguren, der zweite mit Yögeln verziert. Ein Helm mit Doppelkamme, ziemlich gut erhalten, 1 Gefäss mit Fuss und Deckel in Fragmenten, Beste einer gerippten Cista, an Glas und Bernsteinperlen bei 7500 Stück, Scherben diverser Töpfe roher Arbeit. Leider sind die Sachen ob des ungünstigen Bodens meist schlecht erhalten. nung Emona genannt nicht aber dort wo jezt Laibach steht, dort war in prähistorischer Zeit gar keine Wohnung nicht.“ Uebrigens ist er nicht originell. Schon Ginelin traf auf seinen Eeisen in Sibirien 1738—-1740 am Jenisei einen sibirischen „Alterthumsforseher,“ den er in seinem Reisewerke, III. Th., p. 309, folgendermassen schildert: „Es sind sowohl daneben, (Köpen-Karagai) als weiter gegen den Tess-fluss hin viele alte Gräber, welche diesem Orte von alten Zeiten her kein geringes Ansehen gegeben haben, —■ •— — — — — — Ein verlaufener Kerl, der sieh ehemals in der Gegend von Selenginsk eine geraume Zeit aufgehalten hatte, seit dreissig Jahren her aber in den hiesigen Gegenden, lebt, ist hier unter dem Namen Selenga jedermann bekannt. Diesfey wird für einen grossen Verehrer dieser Ueber-bleibsel gehalten. Er hat die ganze Zeit hindurch, da er hier ist, unter diesen Gräbern gewohnt, und sich daselbst eine unterirdische Hütte angelegt, in welcher er sieh ohne Gesellschaft, Jahr aus Jahr ein aufhält, es sei dann, dass ihm zuweilen die Lust ankommt, etwas von seinen Ueberbleibseln in der Schenke gegen nasse Waaren umzusetzen. Er schläft und wacht mit einer Schaufel und einem Spitzhammer, womit er alle seine Entdeckungen macht. Der Spitzhammer dient ihm zu dem Aufheben der grossen Steine, und die Schaufel zum Ausräumen der Erde und Asche, welche in den Gräbern liegt. Er gräbt beständig, und man sagt, dass er schon sehr grosse Schätze gefunden habe, die er aber nicht wieder verscharren soll, weil er vielleicht besorgt, es möchte ein anderer Selenga nach ihm kommen, dem sie auch so viele Mühe als ihm machen würden. Die Tataren glauben, es sei eine Strafe für ihn, dass er dasjenige, weswegen er die Ruhe ihrer Vorältern störte, nicht lange behalten könne. Er hingegen glaubt, Ueberbleibsel von Tataren zu verwahren, gereichte einem Christen zur Sünde. Seit ungefähr zehn Jahren ist ihm die linke Hand vertrocknet und lahm geworden ; da riefen die Tataren aus : hier sehe er ein göttliches Gericht über sich ! Warum er ihre Vorältern nicht ruhen lasse? Er kehrt sieh aber nicht daran, sondern bindet die Sehaufel an den Arm und stösst sie mit der Brust in die Erde, und meint sogar, dass ihm seine Brust mit dem lahmen Arme bessere Dienste thue, als der gesunde Arm allein.“ ’) Den bessererhaltenen haben wir „Argo,“ ILJhrg., Taf. Ill, abgebildet. Das Blatt erscheint monatlich 1—1*/2 Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. =; 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Redakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons Müllner, Musealeustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach.