Anfettung zum Zuckerrübenbau von August Tschmkel Sühne Laibach. Gedruckt bn I. Bt-Suik. — B-ilug »°u A. Tschink-t Söhu-, 1867. Einleitung. xsts gibt keinen zweiten landwirthschastlichen Culturzweig, der so herrliche Blllthen treibt und so kostbare Früchte trägt, als der Zuckerrübenbau. Die wohlthätige Einwirkung desselben auf die gesaimnte Landwirthschaft ist eine allgemein anerkannte, und von den rationellsten Landwirthen und den Lehrern der Landwirthschaft so vielfach beleuchtete Thatsache, daß wir uns eine weitläufige Erörterung darüber ersparen können. Diese wohlthätige Einwirkung macht sich hauptsächlich in zwei Richtungen geltend : I. Durch die Hebung der Bodenkraft. — Die Kräftigung des Bodens kann nicht allein durch starke Düngung, sondern muß besonders mit durch tiefe und fleißige Bearbeitung des¬ selben, durch Ausmerzung des zehrenden Unkrautes und durch verständige Anwendung des Fruchtwechsels erzielt werden. Der Zuckerrübenbau erfordert vor allen ein sorgfältiges Einhalten dieser Grundregeln einer rationellen Landwirthschaft. Wir können demnach beobachten, daß in den Gegenden, wo dieser vernunftsgemäß betrieben wird, die Landwirthschaft zur höchsten Blüthe gelangt, und das gesammte Erträgniß derselben ein ungemein erhöhtes ist. Der Zuckerrübenbau muß demnach auch bewirken: II. Die Beförderung des Wohlstandes. Kapitalsarmuth wird in alle wirthschaftliche Verhältnisse tiefstörend einwirken. Besonders muß dieselbe da von unbe¬ rechenbarer Consequenz sein, wo die Kräftigung und Ausbeu¬ tung des Bodens, also insbesondere die Hebung des National- Wohlstandes davon abhängt. Das Kapital wird durch den Zuckerrübenbau direkt und indirekt vermehrt; indirekt durch bedeutende Erhöhung des all¬ gemeinen Erträgnisses — wie das schon oben bemerkt wurde 1* — 4 - — und da das Erträgniß das sicherste Werthmaß ist, also auch durch Erhöhung des Werthes von Grund und Boden. Direkt dadurch, daß den Landwirthen hier in Krain in der Zuckerrübe ein neues Produkt erwächst, welches ihnen stets eine sichere Rente abwerfen muß. Der Preis, der für dieselbe im Allgemeinen stets an¬ gelegt wird, und besonders von uns festgestellt ist, damit das Interesse für die gute Sache lebhaft erregt wird, muß zu¬ verlässig den Erfolg bewirken, daß nach den ersten Versuchen ein regelmässiger und starker Zuckerrübenbau beginnt. Damit wäre dann die unmittelbare Verbindung der Land- wirthschaft mit der Industrie auch in Krain eingeleitet. Es ist durch die schlagendsten Beweise erhärtet und durch die wissenschaftlichsten Deduktionen sichergestellt, daß nur in dieser Verbindung die Landwirthschaft ihren höchsten Aufschwung bewirken kann. Wir betrachten demnach unser industrielles Unternehmen in Laibach nur als Glied einer großen Kette, die sich bilden , und alles vereinigen wird, was denkt und strebt. Nachstehende Anleitung umfaßt möglichst kurz die Haupt¬ momente, welche beim Zuckerrübenbau zu beobachten sind. Dieselbe ist nur dazu bestimmt, das Interesse zu erregen, und zu Versuchen Veranlassung zu geben. Das erhöhte Interesse wird seine Befriedigung in ausführlichen Werken, welche den Zuckerrübenbau in seinen Beziehungen zur Landwirthschaft und Industrie zum Thema haben, zu finden wissen. Wir hoffen zuversichtlich, daß diese kleine Schrift ihren Zweck erreicht. Äug. Tschinket Höhne. Allgemeine Regeln, welche beim Zuckerrübenbaue beobachtet werden müssen, sind: a) Benutzung eines geeigneten kräftigen Bodens; l>) tiefe Bearbeitung desselben; o) zuverlässiger unvermischter Same der besten Zuckerrüben; ä) frühzeitige Bestellung der Felder; e) frühzeitige energische Reinigung und wiederholte Auflocke¬ rung derselben. Boden. Grundbedingung für die Cultur und das Gedeihen der Zuckerrüben sind: a) die geeignete Bodeubeschaffenheit. Ein sandiger kalkhaltiger Lehmboden, also ein sol¬ cher, welcher im allgemeinen für einen guten, milden, weichen und in guter Cultur befindlichen Boden gilt, hat sich am besten bewährt; derselbe soll aber wenigstens 1 — IV2 Fuß tief sein; l») geeignete Beschaffenheit des Untergrundes. Dieser darf nicht undurchlassend, nicht zäher Thon sein; sich nicht zu spät erwärmen und bei schwacher Erd- kcume auch nicht zu leicht durchlassend sein; o) tiefe Vorbearbeitung, genügende Auflockerung der Erd¬ krume. Ist die Auflockerung nicht vorbereitet, z. B. durch eine Vorfrucht, welche eine tiefe Bearbeitung erhalten hat, so thut man sehr Wohl, auf derselben Fläche 2 Jahre nacheinander Zuckerrüben zu bauen, und alle Jahre eine leichte Düngung von gut präparirtem Dün¬ ger, wo möglich im Herbste vorzunehmen. — 6 - Düngung und Fruchtfolge. Eine geeignete Düngung bestimmt hauptsächlich die Ernte in Quantität und Qualität. Geignete, leicht zu beschaffende Düngungsmittel sind nebst dem gewöhnlichen Stalldünger: Holzasche und Knochen¬ mehl. Dieses besonders wenn es mit Schwefel- oder Salz¬ säure aufgeschlossen wird. Der Stalldünger faßt so ziemlich mehr oder weniger alle Bestandtheile in sich, welche die Rübe zu ihrem Gedeihen benöthiget; da jedoch Hauptbestandteile der Rübe Cali und Phosphorsäure sind, Holzasche aber sehr reich an Cali ist, und Knochenmehl sehr viel Phosphorsäure enthält, so wird einleuchten, daß diese 2 Düngungsmittel die beste Wirkung ausüben müssen. Als Mischung des gewöhnlichen Düngers und bei An¬ lage von Composthaufen sind dieselben besonders zu empfehlen. Frischer Dünger, viel amoniakhaltender, oder anderer schnelltreibender Mist, wie z. B. von Pferden und Schafen, nährt zwar die Blätter üppig, schadet aber der Zuckerbildung in der Wurzel, und ist daher auf Znckerrübenäckern wenig oder gar nicht zu verwenden. In Hinsicht der Fruchtfolge läßt sich keine für alle Fälle giltige Regel aufstellen, nur so viel kann man aus der großen landw. Praxis aller Länder mit Sicherheit folgern, daß die nach einer einjährigen Vorfrucht gebaute Rübe bedeutend gehaltreicher ist, als die im frischen Dung erzeugte. Die geeignetste Vorfrucht der Rübe wird immer die sein, welche den Äcker in den besten Zustand für deren Cultur versetzt, die ihn nämlich vom Unkraut möglichst rein und im lockern, leicht zu bearbeitenden Zustande hinterläßt. Diese Eigenschaften haben besonders: Lupinen, Erbsen, Wicken, Mischling, überhaupt Grünfutter, nur Luzerne und Esparsette sind nicht zu empfehlen. Auch Roggen ist eine sehr gute Vorfrucht und wirkt besonders aus die Qualität der Rübe. Durch das zeitige Abmähen des Grllnfutters wird das Unkraut gewöhnlich vor der Reife des Samens oben ver¬ nichtet. Eine zeitige Ackerung zerstört dasselbe in seinen Wur- — 7 - zeln, und erlaubt durch die Zersetzung desselben im Boden es noch als Düngungsmittel zu benützen. Durch die von obengenannten Pflanzen bewirkte Beschat¬ tung des Feldes bei Feuchtigkeit (durch Regen und Thau) und Wärme, wird der Boden in lockeren Zustand versetzt, der ein gutes Gedeihen der Rübe im zweiten Jahre bei we¬ nig Arbeit für Unkrautvertilgung erwarten läßt. Vorbereitung des Bodens. Die Zuckerrübe hat das Bestreben sich mit ihrer ganzen Wurzel in die Erde zu versenken, wird ihr das ermöglichet durch tiefe Umgrabung oder Ackerung des Feldes, muß ihre Ernährung und ihr Gedeihen viel besser von Statten gehen. Die Ackerung soll wenigstens 12 Zoll tief sein; tiefer ist es natürlich noch besser, denn je mehr Boden durch verständige Bearbeitung und Düngung der Befruchtung zuge¬ führt wird, desto lebhafter müssen sich alle Pflanzen ent¬ wickeln. Dessen sollen sich die Landwirthe besonders einge¬ denk halten, und sich daher mit lief und gut ackernden Pflügen versehen. Man findet diese da ausschließlich, wo die Land- wirthschaft bereits zu einer hohen Blüthe gelangt ist. Eine erste tiefe Ackerung muß — abgesehen von der allfälligen Stoppeleinackerung — im Spätherbste vorgenommen werben, damit die Erde durch den Frost zerrissen und so vollständig gelockert, durch die Einflüsse der auch für den Boden viel nährende und zersetzende Bestandtheile enthaltenden Luft ge¬ kräftigt werbe. Im Frühjahre folgt eine zweite Ackerung, nach dieser wer¬ den die Aecker sofort sehr sorgfältig geebnet u. z. mit einer guten Egge oder mit Hacken, so auch mit einer Walze, am besten mit einer Handwalze. Zeit des Samenlegens. Die möglichst schnelle Entwickelung der Zuckerrübe macht ein frühzeitiges Legen des Samens nothwendig, denn läßt — 8 — man die wärmere Jahreszeit herankommen, hat der Boden die zum gleichmässigen Aufgehen des Samens so sehr nothwen- dige Winterfeuchtigkeit größtentheils schon verloren. Ein Same in trockene Erde gelegt entwickelt sich nur kümmerlich und bildet großentheils nur scbwächliche Pflanzen. Darum wolle man auch folgende Regeln beobachten: Müssen Felder beim Eintritte höherer Wärmegrade oder trocknender Winde vorbereitet werden, so läßt man diese sofort an demselben Tage mit Samen bestellen, damit dessen Auf¬ gang gesichert wird. Ein guter Aufgang läßt am sichersten eine gute Ernte erwarten. Die Zeit des Legens wird bedingt: durch lokale klima¬ tische Verhältnisse, den früher» oder später» Eintritt der Frühjahrswärme, so wie die Beschaffenheit und Lage der Rübenfelder. Sind die Verhältnisse günstig, muß das Legen in den ersten Tagen des Aprils begonnen, und jedenfalls in diesem Monate auch beendet werden. Kältere und tiefer gelegene Felder bestellt man gegen Ende April. Das Legen der Körner. Die Körner werden in einer Entfernung von 14 Wiener¬ zoll im stss gelegt; die Bezeichnung der Pflanz- oder Leg¬ stellen geschieht durch die sogenannten Reihenzieher (Markör) der die Gestalt eines breiten Rechens hat, besten Zielen (Zacken) aber 14 Zoll anseinander stehen. Mit diesem Mar¬ kör zieht man Längen- und Querlinien; wo die Linien sich kreuzen, wird der Same eingelegt. Das Legen des Samens wird gewöhnlich von größeren Knaben und Mädchen vollzogen. Dabei muß jedoch die strengste Aufsicht sein, denn nur zu häufig können durch Lässigkeit markirte Stellen übergangen oder gelegte Körner mit Erde zu überdecken vergessen werden. Jeder Leger hält eine bestimmte Quantität Samen in einer um den Leib gebundenen Schürze oder einem Tuche; - 9 — aus dieser nimmt er mit der linken Hand 5 — 8 Körner, legt diese in eine kleine Grube der markirten Stelle und deckt dieselbe sorgfältig mit Erde zu. Die kleinen 2 — 2'/§§00-