Der Loibelpah. Vvu Dr. phil. Walter Šmid. ^7 LO U7 Sonderabbruck aus der Laibacher Zeitung 1907 Nr. 194 bis 197. U7 LL7 OZoo^oo^^ —- — Laibach 1907. Buchdruckerri Ig. v. Nleiumayr & Fed. Bamberg. Bereits seit Monaten regen sich fleißige Arbeiier- hände, nm Neumarktl durch eine Bahn mit der übri¬ gen Welt zu verbinden. Dadurch wird der ohnehin schon stockende Verkehr über den Loibelpaß fast gänz¬ lich aufhören. Am freundlichen St. Anna, an der wildromanti¬ schen Teufelsbrücke vorüber nach dem altehrwürdigen St. Leonhard auf der Kärntner Seite wird nur der Tourist und einsame Wege liebende Wanderer pilgern und die ehedem von Saumrossen und Reihen von Fuhrwerken belebte Straße wird vereinsamen. Es gewährt einen eigenen Reiz, in solchem Augenblicke Rückschau zu halten auf die Blüte und die Schicksale eines bedeutsamen Weges, der nun der Stille anheimfallen wird. Der Loibelpaß (1370 Meter) wurde sicherlich schon in vorgeschichtlichen Zeiten von wandernden Kaufleuten begangen. Sichere Kunde seiner Benüt¬ zung wird uns erst in der Römerzeit. Der alte römi¬ sche an mehreren Stellen von der jetzigen Straße ab¬ weichende Saumpfad ist jetzt noch in seinem ganzen Verlaufe deutlich sichtbar^ und entlang desselben wurden drei römische Votivaltäre entdeckt, der sicherste Beweis des Verkehres über den Loibel." Inschriften geben kund, daß zwei Altäre von Angehörigen der Familie Tapponia Macrina der Göttin Belestis ge- ' Mitteilungen der Zentralkommission für Kunst- und historische Denkmale 1885 S. I-XXVI. - Oorx. ioser. im. III n. 4773 und l l, 539 und Carinthia 1903 S. 18 f. 4 Weiht worden sind, die man mit Belenus, dem in Kla¬ genfurt und um Aquileja verehrten Schutzgott der norischen Eisenminen, zusammenzustellen Pflegt. Diese Widmungen verraten uns, daß der Loibelpaß vornehmlich wegen der Nähe der Eisenerzlager benützt wurde. Die Steilheit des Gebirgspasses hielt jedoch die Römer von weiterem Ansbaue ab, um so mehr, da vom wichtigsten Handelsemporium für die östlichen Alpenländer, Aquileja, der bequeme Paß von Safnitz nach Villach (Santicuni), Virunum und weiter nach Norikum führte. Unser Paß wird auch im Jtinerar des Antoniu und Hieronymus nicht erwähnt. Hitzin- ger hat zwar die Meinung verfochten, daß die in der Peutingerschen Tafel verzeichnete Route Aquileja — Via Bellojo—Larice—Santico—Virunum über den Loibel führte, -da er irrigerweise Santicum (St. Mar¬ tin bei Villach) mit Krainburg identifizierte? Auch die Karte von Norikum im C. I. L. 111., Suppl. II., Nr. VIII, verzeichnet nur einen Saumweg, der von Emona nach Krainburg über den Loibelpaß nach dem Zollfelde führte. Aus dem Dunkel des wenig schreibseligen Mittel¬ alters taucht der Name des Loibelpasses erst um die Wende des Jahrtausends hervor. Die ersten urkund¬ lichen Erwähnungen deuten jedoch darauf hin, daß der Verkehr über den Paß sehr rege war. Der Bio¬ graph der Gräfin Hemma von Friesach und Zeltschach, Gemahlin Wilhelms Grafen vom Sanngau, erzählt, daß sie auf die Nachricht von der Ermordung ihrer Söhne aus der unteren Gegend (wahrscheinlich aus Nassenfuß oder Gurkfeld) über den Loibel nach Kärn¬ ten geeilt sei? Häufiger nennen die Urkunden des s Mitteilungen des histor. Vereines für Kram 1856 S. 20 und 1859 S. 14. < Hitzinger in den Mitteilungen des histor. Vereines für Kram 1859 S. 15 nach Bollandi Leta Lanotoruin zum 27. Juni. 5 13. Jahrhunderts den Mons Leybel (auch Leuvel, Levvel, Lovl, Livbel, Luebel mons genannt), der im Besitze der Kärntner Herzoge erscheint, die hier jeden¬ falls eine Wegmaut errichtet hatten. Im Jahre 1260 hielt der Freisinger Bischof Konrad mit seinem Amt- manne Wernher von Bischoflack Abrechnung „snb monte Devlml."" Früh erwähnt wird die Kirche auf dem Bergrücken, geweiht dein Befreier der Ge¬ fangenen und dem Viehpatron der Ostalpenländer, dem hl. Leonhard, den man besonders an solchen Orten verehrte, an denen wegen großer und regel¬ mäßiger Viehtriebe Gefahr des Verschleppens der Viehseuche bestand? Dieses Kirchlein schenkte der Pa¬ triarch Berthold von Aquileja im Jahre 1239 dem Stifte Viktring, dem bereits das Patronatsrecht über die Kapelle vorn Markgrafen Heinrich IV. von Istrien verliehen worden war und legte ihm dafür unter an¬ derem auch die Verpflichtung auf, daß bei der Sankt Leonhardskirche ein Klosterbruder die armen Reisen¬ den gastlich aufnehme und das Kloster für die In¬ standhaltung der Wege und Brücken sorge? Dem Stifte wurde auch die Anlage von Neubrüchen am Berge besonders zur Ernährung der durchziehenden Herden gestattet; dies bestätigt Peez' Ansicht, daß bei St. Leonhardskirchen eine Art Viehschau und Prüfung ihrer Gesundheit gebräuchlich war." Außer Neu¬ brüchen nnd Huben erhielt noch das Stift von Swiker von Hollenburg zwischen den Jahren 1220 und 1224 die seit dem Anfänge des 12. Jahrhunderts sicher nach- 5 Schumi, llrkuudenbuch II. 29b. f Peez, Erlebt erwandert I. S. 79 und Peez, Thierseucheu und die Leonhardikircheu der Ostalpen in den Mitteilungen der Anthropolog. Gesellschaft 1893 S. 193 ff. ' Jaksch, Nonnmsuta, Oariutdias IV/1 S. 270 Nr. 2184. 6 weisbare Draubrücke bei Hollenburg als Geschenk unter der Bedingung des freien Überganges für jeder¬ mann? Damit die Mönche das Loibelhospiz, das sie außer einem Hospital in Kirschentheuer an der Drau ver¬ sahen, leichter unterhielten, schenkte Herzog Bernhard von Kärnten (1202—1286) im Jahre 1253 dem Klo¬ ster Land und Wald zwischen dem Kleinen Loibel und dem Zapotuicabache bis Ferlach? Da jedoch von St. Leonhard bis Unterbergen der Weg einsam durch Wälder und neben Abgründen dahiulief, wurden die Reisenden häufig von Räubern angefallen und getötet Um diesem Unfuge zu steuern, übergab Herzog Hein¬ rich, König von Böhmen, im Jahre 1330 den Wald und die St. Magdalenenkapelle in der Zapotnica dem Stifte Viktring unter der Bedingung, daß dort ein Geistlicher wohne und Pilger bei sich aufnehme?" Auf ähnliche Weise wurde auch auf der Krainer Seite für gute Weg- und Sicherheitsverhältnisse Vor¬ sorge getroffen. Auch hier war es ein Kloster des Landes, dem wie Viktring die Obhut des Passes über¬ tragen ward. Am 12. März 1261 bestätigte He> zog Ulrich von Kärnten dem Stifte Sittich den Besitz des bereits früher von der Herzogin dem Kloster geschnit¬ ten Marktes Loibel (t'oruiu Inibalino), damit dort ein Hospiz für arme Reisende errichtet werde," und bereicherte diese Vergabung im Jahre 1268 durch Schenkung der Neubruchzehente am Fuße des Berges." Das Hospiz, das infolge dieser Schenkung errich¬ tet worden sein dürfte, bestand jedenfalls nicht large. Wie die einheimische Sage berichtet, wurde der am - Jaksch, Mon. Car. VI/1 S. 109 Nr. 1809. » Jaksch, Mon. Car. IV/1 S. 448 Nr. 2Sk>4. " Biktringer Kopialbuch N. IV Fol. 52. " Schumi, Urkundenbuch II 216. Schumi, Urkundenbuch II 299. 7 Fuße des Kosutaberges gelegene sechs Kilometer vom heutigen Neumarktl entfernte Markt Loibel (im Volksmunde Alter Markt genannt) durch einen Berg¬ sturz und darauffolgende Überschwemmung zerstört; die Einwohner retteten sich rechtzeitig und grnnderen Neumarktl.^ Diese Tradition dürfte historischen Tat¬ sachen entsprechen; der Abbruch des südöstlich vom Loibel befindlichen KoZutaberges ist noch heute kenn¬ bar und ich stehe nicht an, diese Katastrophe mit Erd- bodenbeivegungen, deren Folge auch das Absließen des Steinersees und der Absturz des DobraL im drei¬ zehnten Jahrhunderte waren, in Zusammenhang zu bringen. Der Markt Loibel bleibt verschollen; im Jahre 1320 wird schon Neumarktl (oppiänin novnin) genannt." Mit der Mitte des 14. Jahrhunderts hören die geschichtlichen Nachrichten über den Loibelpaß auf und setzen im 16. Jahrhunderte wieder ein. Wie wir aus den spärlichen Notizen ersahen, war der Verkehr ziem¬ lich rege. Der Transport des Eisens aus Kärnten nach Krain, Fiume und Triest, die Einfuhr des Sal¬ zes, Lies und Weines aus den südlichen Gegenden werden den größten Teil des Verkehres bestritten haben. Die Lasten wurden größtenteils als Säume mit Rossen weiterbefördert, da die Straße für den Wagenverkehr zu schlecht war. Da jedoch der Paß in¬ folge seiner schlechten Beschaffenheit den erhöhten An¬ forderungen des Verkehres nicht mehr genügte, wand¬ ten sich die Stände Krams und Kärntens, denen seit Friedrich III. und Maximilian I. die Erhaltung des Passes oblag, im Jahre 1551 an König Ferdinand I. in Graz, der die Einkünfte einer Maut in Unter-Loibel bezog, mit der Bitte, durch Beiträge aus den Maut- " Näheres darüber in Schumi, Archiv II 215 ff. " Schumi, Urkundenbuch II 216. - 8 Einkünften zum Baue einer Strahe über den Loibel mitzuwirken?" Der Bau der Straße, au dem die beiden Land¬ schaften mit 9000 Gulden beteiligt waren, während der Erzherzog das Übrige der auf 20.000 Gulden ver¬ anschlagten Kosten bestritt, dauerte fast zwanzig Jahre, da inan aus Sparsamkeitsrücksichteu nur im Winter arbeitete. Aus einem Berichte vom Jahre 1666'", der mit dem Straßenbau betrauten kärntnerischen Kom¬ mission, die aus dem Landeshauptmann Georg von Khevenhüller, dem Vizedom Georg von Paradeiser und dem Burggrafen von Klagenfurt Leonhard Weltzer bestand, ersehen wir, wie der Straßenbau ge¬ führt wurde. Bauunternehmer war der herzogliche Mauteinnehmer in Unter-Loibel, Johannes Schnelko, zugleich Besitzer mehrerer Werkgaden (Hammerwerke) dortselbst; als Werkmeister fungierten der im Stra¬ ßenbau erprobte Leonhard Brandstetter aus Eisenerz und der Klagenfurter Tischlermeister Hanns Frey- man, der auch ein hölzernes Modell der Paßstraße angefertigt hatte. Italienische Maurer und Loibcher Knappen führten die Arbeit aus; die Bauern der Nachbarschaft leisteten Robot. Da man die Pulver¬ sprengung damals wahrscheinlich noch nicht kannte, griff man zu dem im Mittelalter üblichen gewöhn¬ lichen Mittel, zur Mürbemachung des Felsens durch Feuer. Über dem gefrorenen Fellen wurde em großer Holzstoß angezündet, der durch Hitze und Wasser er¬ weichte Kalkstein weggegraben, abermals ein Holz¬ stoß angezündet und die Felsstücke weggeräumt. Mit Beginn des Jahres 1673 wurde die Straße auf der kärntnerischen Seite fertiggestellt. Den Mes- " Men des Vizedvmarchives im Landesarchiv Fasz. 137. Vgl. für das Folgende auch Koblar, vesta, ees Isindsls in den Izvostja, muz. Mustvn 1893 S. 218 ff. '° Archiv der krainischen Stünde im Landesarchiv zu Lai¬ bach Fasz. 527. 9 nern von St. Leonhard und St. Magdalena wurde die Reinigung und Instandhaltung der neuen Straße gegen angemessene jährliche Entschädigung über¬ tragen; die Nachbarschaft war zur Hilfeleistung ver¬ pflichtet. Auf krainerischer Seite wurde die Straße erst im Jahre 1575 vollendet. In elf Serpentinen stieg die Straße von St. Anna an ungefähr bis zur Höhe, über die mau jedoch die Straße nicht führen wollte oder konnte und daher einen Tunnel unter der Spitze durch den Felsen schlug. Dieser Durchgang, nach Valvasor (Ehre des Her¬ zogtums Kram, IV., 558 tk.) ungefähr 150 geo¬ metrische Schritte lang, 12 Werkschuhe hoch und neun breit, war teilweise mit Steinen ausgemauert und gewölbt, teilweise aber schachtartig mit Holz aus- gesparrt." Durch diese Felsenpfortc zog im Jahre 1578 das kärntnische Aufgebot unter Georg von Kheven- hüller mit einer Anzahl Achtzehnpfünder und Bom¬ benmörser, um vereint mit Krainern und Kroaten die bosnische Grenze zu säubern." Schneelawinen und Hochwasser schädigten jedoch bald die Straße, so daß man schon im Jahre 1579 alle elf Serpentinen von St. Anna bis zur Höhe fast gänzlich Wieder-Herstellen mußte; die hölzernen Piloten mußten herausgcnommcn und steinerne Unterbauten aufgeführt werden. Die Mauer beim Tunneleingang auf der krainischcn Seite stürzte ein und mußte neu ungewölbi werden, große Repara¬ turen also, für deren Kosten im Betrage von 1040 fl. zu gleichen Teilen der Erzherzog und die krainischen und kärntnischen Stände anfkamen. Die beiden Land¬ schaften erhielten für ihre Beitragsleistungen das Recht, je eine Maut aufzustellen. Die Kärntner stellten " Abbildung in Valvasor, a. a. O. II 170. '° Aelschker, Geschichte Kärntens II 1056. 10 ihren Schlagbaum in Unter Loibel auf und bestimm¬ ten, daß man von einem Saumpferde oder einem Frachtwagen zwei.Kreuzer Maut einheben solle. Die Krainer errichteten eine neue Brücke und Maut in Neumarktl. Bei dieser Maut zahlten die Kärntner von einem Saum Wein vier Pfennig; trotzdem erhielt die krainische Landschaft in den Jahren 1581 bis 158!; allein an Mautgeld vom Wein 732 Gulden, und die gesamte Maut der genannten Jahre betrug 1127 Gulden 17 Kreuzer und 2 Pfennige, ein Beweis des lebhaften Verkehres über den Loibel. Die Fährlichkeiten eines winterlichen Überganges über den Loibel schildert uns Peter von Watzen,'" der am 1. Jänner 1606 „von Krainburg auf Kirschen- theucr geritten und alldort über Nacht geblieben und nindert abgesessen, allein beim Trog am Leobl, da ein Paum von einer Läu (Lawine) überm Weg gelegt worden, ich die Oest (Äste) mit meiner Wer (Schwert) abhauen und die Roß über die Läu führen lassen müssen." Am 8. Jänner kehrte er wieder über den Loibel zurück nach Kram und verehrte fünf Schauf¬ lern und Wegmachern 20 Kreuzer. Diese winterlichen Beschwerden und die Steilheit des Weges brachten Valvasor (Ehre Krams, II., 170) auf den Gedanken, gleich bei St. Anna einen Tunnel bauen zu lassen, durch den man hätte reiten und fahren können und dessen Ausgang bei St. Leonhard gelvesen wäre. Valvasor hatte das Terrain bereits abgemessen, einen Plan ausgearbeitet und der Regie¬ rung in Wien vorgelegt. Für seine Mühe und Aus¬ lagen verlangte er vom Kaiser „einen ewigen Zoll" und Beitragsleistungen. Da jedoch in Wien zu dieser " Kaspret, Aus dem Tagebuche eines krainischen Edel¬ mannes (1606 —1608) in den Mitteilungen des Musenlvcrcins für Kram 1895 S. 58 f. 11 Zeit eine Seuche herrschte, wurde der abenteuerliche Plan nicht weiter in Erwägung gezogen. Eine erhöhte Bedeutung gewann der Loibelpaß im 18. Jahrhunderte, als infolge'der Handelspolitik Kaiser Karls VI. Triest im Jahre 1726 zum Frei¬ hafen erklärt wurde und der Verkehr durch den Bau und die Ausbesserung zahlreicher neuer Straßen be¬ sonders in den Triest zunächst gelegenen Provinzen sich hob. Ein kaiserlicher Befehl ordnete schon im Jahre 1717 die Verbesserung der Straßen an, und eigene kaiserliche Kommissäre wurden mit der Oberaufsicht betraut. Da die Straße über den Loibelpaß die kürzeste Route von Klagenfurt nach Triest bildete, wollte mau sie als Hauptstraße ausbauen. Es wurden mehrere Kommissionen abgehalten, die unter besonderer Mit¬ wirkung des landschaftlichen Ingenieurs Cornelia Mauro am 1'5. Dezember 1725 in ihrem Berichte wie¬ derum auf den Plan Valvasor», den Durchschlag des Berges, zurückgriffen. Im Kostenvoranschlage war die Länge des Durchschlages mit 350 Klaftern angegeben; davon entfielen auf die Kärntner Seite 156 Klafter, auf die krainische 194 Klafter. Nach Schätzung des Oberhutmannes von Jdria berechnete man die Kosten einer Klafter des acht Klafter hohen und breiten Tunnels mit 50 Gulden. Die Gesamtkosten des Durch¬ schlages wurden mit 17.500 Gulden angegeben; die Wiederherstellungskosten der Straße wurden außer¬ dem auf 30.000 fl. bemessen.''" Die übermäßigen Ko¬ sten sowie die Absicht des Kaisers, in Bälde persönlich in Kärnten und Kram zur Erbhuldigung zu erschei¬ nen, verhinderten die Ausführung des Planes; man beschloß, die bisherige Straße zu restaurieren und zu erweitern. In den Monaten Juni und Juli des -° Jllyrisches Blatt 1841 S. 66 f. 12 Jahres 1728 herrschte fieberhaftes Leben auf dem Loibel. 71 Fuhrwerke und 374 Arbeiter, deren Zahl vom 2. bis. 28. August sogar verdoppelt wurde, waren bei der Instandsetzung der Straße beschäftigt. Die Straße wurde besonders an den Biegungen erweitert und an allen gefährlichen Stellen ein Geländer ge¬ zogen. Ebenso eifrig arbeitete man auch in Kärnten, wo der St. Pauler Benediktiner Max Pilpach als Straßeningenieur fungierte. Den Tunnel unter dem Gipfel des Berges, der seit längerer Zeit einzustürzen drohte, trug man ab und schuf derart einen 130 Meter langen und 3'4 Meter breiten Einschnitt in die Fels¬ wand, der noch heute als Straße benützt wird. Um den geliebten Herrscher zu ehren, der dem Handel und Verkehr durch Anlage neuer Straßen neue Richtungen gewiesen hatte, beschlossen die kraini- schen Stände die Errichtung zweier Pyramiden an der Grenze?' Hier wurde der Kaiser, der im Mauthause zu Unter-Loibel übernachtet hatte, am 25. August 1728 Vom Landeshauptmann und obersten Straßenkom¬ missär Wolfgang Weickhard Grafen von Gallenberg empfangen und zur Erbhuldigung nach Laibach ge¬ leitet." -x- Notizen über Handel und Verkehr auf der L o i b e l st r a ße. Über die Loibeler Verkehrs- und Handelsverhält- nisse bietet eine gute Übersicht die Beschwe'rdeschrift der krainischen Städte und Märkte, die sie am 6. April 1551 König Ferdinand 1. unterbreitet hatten." Da¬ nach war der Handelszug sowohl für das steirische Die Inschriften bei Koblar a. a. O. S. 224 f. Erbhuldignngsactus im Herzogtum Crain, Laibach 1789 S. 23 ff. Vizedomarchiv 137/8. 13 Rohrisen, das bis Friedrich III. auf gebundener Route durch Kärnten, St. Veit oder Völkermarkt über Loibel oder durch das Kankertal nach Kroatien und Italien gefruchtet wurde/' wie auch für die kärntnischen Er¬ zeugnisse von der alten Weglinie abgewichen. Italie¬ nische, besonders venezianische lind neapolitanische Ge¬ sellschaften (vor allen die Terceria in Neapel) hatten den Transport des Eisens über Villach und Pontafel nach Fiumicella in Oberitalien gelenkt, da es in Kärn¬ ten billiger gekauft wurde und auch die Mauttarife unterwegs billiger waren. Man zahlte in Kärnten voll einem Meiller Eisen 55 Kreuzer Aufschlag," in Tarvis und durch das Kanaltal aber keine Gebühren. Führte man aber das Eisen durch Krain nach den alt¬ gewohnten Niederlagsorten (Portten) Triest, Duino (St. Johannes) oder Fiume (St. Veit am Phlaumb), zahlte man vom Meiller in Krainburg 2 Kreuzer und 2 Pfennig Bruckenmaut, an Wassermaut zu Laibach 19 Kreuzer, wozu noch ein Neuaufschlag von 20 Kreu¬ zern kam. In Oberlaibach verlangte man wieder einen Kreuzer, in Alben, Landol, SenoLeve, Hülben von jedem Saum 12 Batzen, so daß von einen: Meiller Eisen in diesen Orten im ganzen 30 Kreuzer zu zahlen waren. In Triest (ober Fiume) war wiederum an Gebühixm zu entrichten für Quarantäne am Land 20 Kreuzer, am Meere 25 Kreuzer, der Zuschlag (Steigerung) von 12 Kreuzern und an Maut 8 Kreu¬ zer. Man mußte also auf diesem Wege 2 Gulden rhein. W. 18 Kreuzer und 1 Pfennig mehr an Tarifen von einem Meiller Eisen zahlen als auf der Straße Dimitz, Geschichte Krams II 43. " Meiller (aus milliurius) — 1000 Pfund oder 10 Zentner deutschen Gewichtes; beim Handel nach Italien hatten die krainischen Kaufleute einen Gewinn, «nachdem das Triestiner oder welsche Gewicht des Meillers um 160 Pfund weniaer als das deutsche Gewicht hält». 14 durch das Kanaltal nach Fiumieella. Da nach emin- früheren Verordnung nur soviel Eisen über Villach durchs Kanaltal gebracht werden durfte, als die dorti¬ gen Werke verarbeiten konnten, litt der krainifche Zwischenhandel empfindlich, es fielen viele Sanm- fahrten aus, da auch die Gegenfuhr anderer Kauf- mannswaren, z, B. Öl, Mandeln, Weinbeeren, Fei¬ gen, Spezereien und „dergleichen Fastenspeise" viel geringer wurde. Deswegen wehrten sich die Krainer auch gegen den Ausbau der Straße über den Predil und durch Flitsch und befürworteten daher dieJnstand- setzung der Loibcler Straße, nm so mehr, da nach dem Jahre 1551 in Unter-Loibel zwei große und drei Streckhammer von Klagenfurter Bürgern -- dar¬ unter Hanns Schnelko — errichtet worden waren. Neben der ausländischen Konkurrenz machte sich auch die Türkennot bedenklich fühlbar, da der Handel nach Kroatien ganz darnieder lag und die infolge der vermehrten Kriegslasten erhöhten Forderungen ari Geld und Mannschaft den Handel und Verkehr drück¬ ten. Seit dem Jahre 1559 verlangte man dazu noch ausnehmend hohe Mautausschlnge, deren Gesamt¬ summe von Loibel bis Triest (oder Fiume) 5 Gulden 13 Kreuzer und 2 Pfennig vom Meiller betrug?" Ein Zentner Eisen wurde im Jahre 1562 auf den Märkten in Kärnten um 1 Gulden 54 Kreuzer erhandelt; nach Zuschlag aller Mauten und Aufschläge kostete er in Triest oder Fiume 2 Gulden 48 Kreuzer. Durch die Anlage neuer Verbiudungsstraßen und die zielbewußte Handelspolitik Karls VI. gewann der Verkehr über den Loibelpaß ungemein, da das steiri¬ sche und kärntnische Roheisen auf diesem kürzesten Wege nach Triest und in die Levante befördert wurde. Einen harten Schlag erlitt der Eisenhandel durch das Vgl. dazu Argo, VIII. Jahrg. Nr. 2, 3, tt und 7. - 15 - «erbot der Ausfuhr des Rauheisens aus Kärnten nach lkeunmrktl in die dortigen Stahlhammerschlägc. Die lieschwerden der Kärntner Sensen- und Sichelschmiede eit dem Jahre 1741, die durch die Konkurrenz der i-'eumarktler sich immer mehr bedrängt fühlten, hat- ü'u das Verbot der Ausfuhr von Stahlfloßen seit den Jahren 1757 und 1759 zur Folge. Die Klagen gegen icses Verbot von feiten der Neumarktler wiederholten bch -- allerdings ohne Erfolg — zuletzt noch im Jahre -781. Die Kriegsläufte des ausgehenden 18. und begin¬ nenden IS. Jahrhunderts — in den Jahren 1809 bis Ik-03 war der Loibel von Franzosen nnd Österreichern heiß umstritten — der Fall Venedigs, des alten Han- oelsplatzes, alles das wirkte lähmend anf den Verkehr über den Loibclpaß. Der Bau der Eisenbahnlinien 'rüg das seinige dazu bei, daß der Loibelpaß immer mehr der Vereinsamung anheimfiel.