Erscheint Dienstag und Freitag. Nedültioii: Vtodt, N. Markt Nr, 220, 3. St, Expedition: Rann Hous'Nr. I9U. Insertionsgebülircn: für die 2spaltige Zeile oder deren Raum für I M»l L tr„ 2 Mal » kr., 3 Mal IN tr. Insertion«- stempcl jedes Mal 2« lr. Verlag und Druck von I. Blas««. Abonnement ganzjähr! nalbjähri, uierlcljlch Durch die PoK:' ganzjährig 6 fi, ^><> kr „lllbjährig 3 „ 2N „ vierteljährig I „ ?U „ Zeitschrift für vaterländische Interessen. (Manuskripte werde» nicht zurückgesendet.) Einzelne Exemplare kosten 5 Nkr. Verantwortlicher Redakteur: P. v. Radics. i. Jahrgang. Laiuuch am 15. September 1865. ' 74. Mittel zur Hebung des bäuerlichen Kredits. Die Landwirthschaftgesellschaft, welche die Nothrufe der hartbedräng- ten kleinen Grundbesitzer in den letzt verflossenen Jahren nicht überhören konnte, hat in ihrer Generalversammlung am 20. November vorigen Jahres einen Entwurf für einen landwirthschaftlichen Kreditverein zum Vortrage gebracht, wobei sie das Prinzip der Selbsthilfe im Auge hielt und die Statuten ähnlich denen des so gemeinnützig wirkenden gewerblichen Aushilfskasseuvereins in Laibach feststellte. Dieser Entwurf wurde zufolge Beschlusses an die Filialen zur Be­ gutachtung hinausgegeben und ist mit den Bemerkungen derselben wieder rückgelangti Es ist nun aus den Berichten sowohl Ober-, Inner- als Unter- lrains ersichtlich: 1. daß alle ohne Ausnahme die schreiende Nothwendig- keit von Krcditvereinen für die kleinen Grundbesitzer und die Errich­ tung derselben als ein dringendes Gebot der Zeit anerkennen, wenn der kleine Grundbesitz nicht zu völligem Ruine kommen soll; 2. alle aber sprechen sich dahin aus, daß solche Bereine ihren Fond durch die Selbst­ hilfe der in den Kreditverein eintretenden Mitglieder in der gegenwärti­ gen geld- und verdienstlosen Zeit nicht beschaffen tonnen, und daß man auf andere Mittel und Wege, denken solle, wie, der Fond für diesen Berein herbeizuschaffen, widrigenfalls das projektirte Institut keinesfalls zu Stande käme. Viele Berichte deuten auf die Spllrtllssll hin, welche ohne Schaden zu leiden, die größte Wohlthaterin für den kleinen Grundbesitz, dem gar oft schon mit iiO oder 50 st. geholfen wird, sein könnte, wenn sie Filialen auf dem Lande errichten würde und 3. alle Berichte stimmen darin über-- ein, daß möglichst viele solche Filialen errichtet werden sollten, die an den Sitzen der l. k. Bezirksgerichte sich zu befinden hätten. Das Centrale der Landwirthschaftgesellschaft ist nach den angege­ benen Berichten gezwungen, von seinem Projekte, durch bloße Selbsthilfe der Vetheiligten auf dem Lande Vorschußkassen für den kleinen Grundbesitz zu errichten, abzugehen, weil ihre DmchMMN^rnnnögtrch ist, daI aber- weil das Bedürfniß von Kreditkassen für den kleinen Grundbesitz ein so augenfälliges ist, wenn derselbe nicht vollends verarmen und jener Weg betreten werden soll, welchen der h. Ministerialerlaß vom 20. November 1860 andeutete, demzufolge den Sparkasseverwaltungen die Er­ richtung von Vorschußkassen für den kleinen Grund- und Gewerbebesitz auf Personalkredit" aus den verfügbaren Reservefondüberschüssen der Sparkassa besonders empfoh­ len wurde. Da nun unsere hierlandige Sparkasse sich willfährig gezeigt hat, dem eben citirten Ministerialerlasse nach Möglichkeit Rechnung zu tragen, so verfaßte nun das Centrale der Landwirthschaftgesellschaft durch ein Comits (Dr. E. H. Costa Referent, Dr. Blei weis, Dr. Orel und A. Malitsch) eine Denkschrift (die wir nachstehend wörtlich folgen lassen), in welcher die Art und Weise genau bezeichnet wird, wie die Sparkassa, ohne Gefährdung ihrer Kapitalien, dem beabsichtigten Zwecke entspre­ chen könnte. Die Landwirthschaftgesellschaft hofft im Hinblicke auf die erfreuliche Thatsache, daß die Sparkasse Krams in letzterer Zeit von ihrem früheren starren Systeme abgegangen, auch in dieser Sache nur das Landwohl im Auge haben und somit ihre Hand zur Einführung von Vezirksconsulenten, für welche schon in ihren Statuten vorgesehen ist, gerne wird bieten wollen. Die Denkschrift lautet: Es ist eine nicht zu bestreitende, auch allgemein anerkannte That­ sache, daß dem Creditbedürfnisse der bäuerlichen Grundbesitzer nicht in zu­ reichender Weise Rechnung getragen wird. Die Zeitverhältnisse sind ganz andere geworden. Die Hauptbasis aller unserer socialen und voltswirthschaftlichen Verhältnisse bildet der Credit. Mögen immerhin einzelne darin einen Uebelstand, eine Krankheit unserer Zeit erblicken — wir können gegebene wirtschaftliche Verhältnisse nicht ändern, das Creditbedürfniß der Gegenwart nicht aufheben, wohl aber dafür sorgen, daß demselben ,in zweckentsprechender Weise entsprochen, es in die rechten Bahnen geleitet werde. Die Geldnoth ist eine allgemeine, am schwersten drückt sie jedoch den Landmann, der unter der großen Steuerlast seufzt, und wenn Miß­ jahre eintreten — wie wiederholt in den letzten Jahren in Kram — sich wahrhaft an den Bettelstab gesetzt und von Hungersnot!) bedroht sieht. Da wäre es denn dringend nöthig, daß in solchen Tagen der Noth dem Landmanne ähnliche Institute unter den Arm greifen, wie es die großen Creditanstalten und Banken dem Handelsstande, und die Aushilfstassen- vereine den Gewerbsleuten thun. Hiebet fragt es sich nun vor Allem, sollen nicht landwirthschaftliche Creditvereine nach den Grundsätzen der Selbsthilfe und Gegenseitigkeit ge­ gründet werden? Die Antwort darauf ist nicht zweifelhaft. So anerkennenswerth, so wünschenswert!) jenes Prinzip ist — leider ist es durchaus nicht ausführbar^ Der Geldmangel ist ein so großer, daß unser Landmann ganz außer Stande ist, auch nur die' kleinsten Einlagen für einen solchen Verein zu "leisten, bci ob Mangels genügende« Fo«de3 nie zu ersprießlicher Wirk­ samkeit kommen könnte. Es ist also nothwendig, ein andres Prinzip aufzusuchen. Und hier lenkt sich die Aufmerksamkeit mit Recht auf unsre reich dotirte krainische Sparkasse, welche ihren statutenmäßigen Zwecken gemäß und auf ganz statutenmäßig vorgezeichnetem Wege, dem bäuer­ lichen Credite die ausgiebigste Quelle zu eröffnen vermag, wenn sie jene unnothwendigen Schwierigkeiten beseitigt, welche der Aufnahme von Hypothekardarlehen im Wege stehen, und wenn sie dem Land­ manne unter gewissen Modalitäten auch kleine Personalcredite gewährt. Die in Betracht kommenden Schwierigkeiten sind nun vornämlich folgende: Der Landmann, der ein Darlehen sucht, kommt (unbekannt mit den notwendigen Erfordernissen) ohne Dokumente (Grundbuchs-Ertrakt, Schätzungsprotokoll oder Katnstralbesitzbogen und Steuerbuch) zur Spar­ kasse und wird natürlich angewiesen, sich zuerst die nothwendigen Papiere zu verschaffen. Er kömmt ein zweites Mal, seine Dokumente werden über­ nommen und er angewiesen in einiger Zeit sich anzufragen, ob die Direc- Feuilleton. Russische Poesien. Drei Löwen. M Iva). Von Dmitrije». Des mächt'gen Löwen Majestät, der Thierwelt Herr, Starb plötzlich. Das Voll hielt hohen Rath gesetzlich, Von dreien Söhnen welcher war' Als Erbe würdiger der Krone. — „Ich bin's!" der Aelteste begann: „Der unser Voll erhebt zum Liebling der Vellona". „Bereichern will ich euch", hob nun der Zweite an. „Und ich biet' Lieb' euch an", Sprach dann des Jüngsten Unschuldsblick, — Und einstimmig galt ihm die Wahl zum Herrscherglück. Die Mise. (8üuln). Von M. Suchs,nov. Im Käfig saß gesperrt die Maise; Man gab ihr Hanf, und sprach in zarter Weise: „Nun singe sorgenlos, hast was dein Herz begehrt!" Doch hier war nicht ihr Zimmer! Acht Tage sang die Arme kaum, und schwieg für immer! O Freunde, daß euch gold'ne Knechtschaft nicht bethört, Eßt Wasserbrod, das euch gehört! liuiont (oberste Gottheit der heidnischen 8louenen) und der Mensch"). Turent und der Mensch konnten sich nicht vergleichen, wer auf der Erde herrschen solle. Es wollte dies weder Tnrsnt dem Menschen, noch der Mensch Turout zugestehen. Der Mensch soll sehr stark und von rie­ siger Gestalt gewesen sein. „Komm," sprach Tursnt, „laß uns seh'n, wer stärker ist, und ob ich oder ob du auf der Erde herrschen sollst! Hier ist das breite Meer, wer besser darüber springt, wird die Erde haben und Alles, was dort hinter dem Meere ist, und das ist gewiß hundert Mal besser, als diese Wüste." Der Mensch willigte ein. Tru-sut hob seine Halma (Art Kittel oder Rock) in die Höhe und sprang über das Meer, nur daß er sich auf der andern Seite den Fuß ein wenig benetzte. Er begann da den Menschen zu verlachen; aber der Mensch beachtete das nicht, und ohne die Halma in die Höhe zu heben, sprang er ohne alle Anstrengung über das Meer, wie über ein Bächlein, und machte sich den Fuß nicht im geringsten naß. „Ich habe gewonnen," sprach der Mensch zu Tursiit, „sieh mein Fuß ist trocken und der deine naß." „Für's erste Mal hast du mich über­ wunden," erwiederte Tnrsut, „dir gehören die Ebenen, das Meer und was hinter dem Meere ist; aber das ist noch nicht Alles, es gibt noch etwas unter uns und über uns. Komm', laß uns das zweite Mal seh'n, wer stärker ist!" Tru-sut stieg auf eine Höhle und stampfte auf sie mit dem Fuße, daß es rings krachte, wie wenn der Donner einschlägt. Die Höhle borst und es war eine Tiefe zu sehen, wo der Schlangen Geburts­ stätte war/ Und nun stampfte auch der Menfch und die Erde erbebte: er schlug alles durch bis zum untersten Grund, bis dorthin, wo in breitem ') „Slavische Blätter". / — tion nach Einvernehmung des Rechtskonsulenten seinem Gesuche Folge zu geben beschlossen habe. Er kömmt nun ein drittes Mal, wird im günstigsten Falle an einen Rechtsfreund zum Vehufe der Verfassung des mit allen möglichen Caute» len geschützten Schuldscheines gewiesen. Mit diesem Schuldscheine muß er zum Gerichte (seines Bezirkes), dort seine Unterschrift legalisiren, dann den Schuldschein intabuliren lassen und nach Erhebung des neuesten Grund- buchs-Extrattes kann er bei seinem vierten Erscheinen vielleicht das ge­ wünschte Geld erhalten. Namentlich für Bewohner entfernter Bezirke ist das ein abschreckend langwieriger, mit unverhältnißmäßigem Zeit- und Kostenaufwande verbun­ dener Weg, der die geringe Ausnutzung der Sparkassen von Seite der ländlichen Besitzer erklärlich macht. Da über der vorgezeichnete Gang bei Hypothekardarlehen ganz unvermeidlich ist (wie jeder Jurist zugeben wird), so gibt es nur ein Mittel der Abhilfe: Die Einführung von Vezirts- consulenten, wie solche bereits in dem §. 11 der Statuten der löblichen Sparkasse vorgesehen und genehmigt sind. Diese Bezirksconsulenten der Sparkasse hatten die Aufgabe, die Ge­ schäfte aller in ihren respektiven Bezirken wohnenden Parteien mit der Sparkassll zu vermitteln, wobei es diesen letzteren jedoch natürlich unbe­ nommen bleiben müßte, mit Umgehung der Bezirksconsulenten mit der Sparkassa selbst in direkten Verkehr zu treten. (Schluß folgt.) Die Erhöhung der Einkünfte der Stadt Lnibach. Unsere Stadt erfreute sich bisher eines Vorzugs, dessen sich nur wenige Gemeinden rühmen dürften, ihre Auslagen ohne Umlagen und ohne Schulden bestritten zu haben. Gewiß wäre es um so mehr im höchsten Grade wünschenswerth, diesen Vorzug noch fernerhin erhalten zu können, da es keinem Zweifel unterliegen kann, daß die öffentlichen Abgaben und Lasten ohnedies bereits einen hohen Grad erreicht haben. Andererseits lehrt aber auch ein Blick in unfern Voranschlag, daß unsere bisherigen Einnahmen allerdings genügen, um die notwendigsten, dringenden, regelmäßigen Ausgaben zu decken, daß sie sich aber als unge­ nügend erweisen, sobald den erhöhten Anforderungen der Gegenwart irgend Rechnung getragen werden soll. Eine Reihe von Objekten, deren Herstellung in kürzester Zeit als eine ganz unvermeidliche, dringendst notwendige allseitig anerkannt wird, nämlich: die Durchführung der Neupflasterung, die Herstellung der neuen Brücke an Stelle der bisherigen Schusterbrücke, dann der Quais an den Ufern der Laibach, und eines würdigen Gebäudes für unsere Realschule, erfordern bereits gewiß einen Kostenaufwand von mehr als 100,000 fl. Könnte auch die hiefür erforderliche Summe unzweifelhaft durch eine Creditoperation aufgebracht werden, fo bliebe doch eine Erhöhung der Einkünfte zum Vehufe der Aufbringung der Zinsen und Amortisirungs- betrage notwendig. Auch ist mit jenen Objekten die Aufgabe unserer Gemeindevertretung keineswegs erschöpft. Es muß im Gegentheil auf die Regulirung mehrerer Plätze und Gassen, auf die Neuherstellung auch der übrigen Brücken und allenfalls eines sogenannten Theatersteges, auf die Verbesserung der Feuerlöschanstalten und Errichtung einer Feuerwehr, auf Vermehrung und Verbesserung der Anstalten für den Unterricht überhaupt und den gewerblichen und industriel­ len insbesondere, endlich auf jene erhöhten Ausgaben gedacht werden, 30s welche im Gefolge der in Aussicht gestellten vollen Autonomie unzwei­ felhaft eintreten werden. Zu allen diese« sehr nützlichen und notwendigen Einrichtungen be- darf man Geld, und überhaupt eine Vermehrung der Einkünfte. Eine Erhöhung der gegenwärtigen Einnahmsquellen ist ebenso wenig möglich als eine Minderung der regelmäßigen Auslagen. Forscht man nach neuen Mitteln, so ergibt sich zunächst die Un­ möglichkeit einer städtischen Umlage auf die direkten Steuern, welche nicht blos unter den Steuerpflichtigen einen großen Unwillen erregen, sondern bei der ohnedies schon hoch gespannten Abgabenlast die Steuerfähigkeit in bedenklicher Weise mindern und bei der Buntscheckigkeit der verschiedenen Steuergattungen auch manche Ungerechtigkeit im Gefolge haben möchte. Als Gegenstände einer Besteuerung können daher nur solche gewählt werden, welche mehr zu den Luxusartikeln gehören, die ärmsten Klassen nicht treffen, und überhaupt Jedermann den freien Willen eines größer» oder kleinern Gebrauches lassen. Auch können nur solche Objekte in Betracht gezogen werden, welche schon bei kleiner Besteuerung einen ansehnlichen und ausgebenden Ertraq in Aussicht stellen. Als solche Gegenstände stellen sich dar: ») das Bier, und d) die Wohnzinse. H,ä a. Das Bier ist gegenwärtig, bei dem hierorts gewöhnlichen Gehalte von 12 Graden mit der fixen Gebühr von . . — fl. 42 kr. dem nach Graden steigenden Gebührensätze von . . . 1 „ — „ dem 20 «/« Kriegszuschlag von 7 — „ 28'/,,, und dem Gemeindezuschlage von — „ 35 „ zusammen somit mit 2 fl. 5 '/^ kr^ fr.' Eimer besteuert. Der Gemeindezuschlag wurde im Jahre 1830 von der Gemeinde festgesetzt und verblieb seitdem unverändert. Nach gepflogenen Erhebungen werden in Laibach durchschnittlich 13,400 Eimer gebraut, und zwischen 9—10,000 Eimer eingeführt. Nach Abschlag des zur Ausfuhr bestimmten Vieres dürfte die hierortige Con- sumtion doch immerhin 20,000 Eimer pr. Jahr betragen, und es ergäbe die Erhöhung des Gemeindezuschlages pr. Eimer mit 40 kr., von 35 kr. auf 75 tr. einen gewissen Ertrag von mindestens 8000 fl. Bei dem großen Nutzen, den die Bierbrauer bei den jetzigen nieder» Hopfen- und Malzpreisen aus ihrem Gewerbe ziehen, ist zu hoffen, daß sie diese Steuererhöhung ohne Umlage auf die Consumenten selbst tragen werden. Sollte aber auch das nicht der Fall sein, so wird eine Ver­ teuerung des Bieres um 1 Kreuzer pr. Maß gewiß Niemanden drücken, und die Consumtion zuverlässig nicht mindern. ^.ä d. Die Gesammtsumme der Hauszinse beträgt für das Jahr 1865: in Betragen unter 80 fl 10,223 fl. 27 lr. „ „ von 80—100 fl 1,416 „ — „ „ „ über 100 fl 380,782 „ 24 „ zusammen'somit . . . . 392,421'fl. 51 lr^ Hierauf lasten folgende Steuern: die Hauszinssteuer mit 62,789 fl. 4 kr. VZ Zuschlag mit 20,929 „ 68 „ Kriegszuschlag 20,929 „ 66 „ Landes- und andere Umlagen 50,231 „ 23 „ zusammen . . . 154,879 fl. 63 kr. Strome gediegenes Gold fließt und die Schlangen stürzten hinab und ertranken in dem goldenen Strome. „Auch das ist dein," sprach Xnrent, „aber als Caren erkenne ich dich nicht an, wenn du mich nicht noch zum dritten Mal überwindest. Sich, dort ist ein sehr hoher Berg, er reicht über die Wolken hinaus bis zu dem himmlischen Tische, wo der Hahn sitzt und die Gottesspeise be­ wacht. Wohlan, nimm einen Pfeil und fchieß' ihn ab und ich will auch einen abschießen; wer höher schießt, ist der Stärkere und dem gehört die Erde und alles, was unter ihr und über ihr ist." Xurent schoß und der Pfeil kehrte in acht Tagen nicht zurück; dann fchoß auch der Mensch; der Pfeil flog neun Tage lang, und als er am zehnten niederfiel, war der himmlische Hahn an ihn gespießt, der die Gottesspeise bewacht hatte. „Du bist Car," sprach der listige Xnrsut, „ich beuge mich dir, wie es einem Unterthan ziemt." Aber der Mensch war gut und machte Brüderschaft mit Xurent, und dann gieng er, um seines Carenthums froh zu werden. Xureut verdroß es, daß ihn der Mensch beschämt hatte, da er ihm mit seiner Stärke nicht widerstreben konnte, nun gedachte er Schlauheit zu gebrauchen. „Sehr stark bist du, Mensch," sprach er zu sich, „aber mich dünkt, daß du auch eben so dumm bist; ich will geh'n und dir etwas zum Geschenke bringen, was ich mir ausgesonnen." Hierauf preßte er einen Weinstock, und es quoll reiner rother Wein aus ihm hervor. „Da hast du ein Geschenk! Aber wo bist du?" Und er fand den Menschen auf der Erde auf der andern Seite hinter dem Meer, wie er sich an süßem Brei labte. „Was machst du, Herr?" fragte ihn Xurent. „Wie du siehst, Hab'ich mir einen Brei bereitet aus weißem Weizen Und rothem Obst, und jetzt eß' ich ihn und trinke Wasser dazu." „Armer Herr! Du beherrschest die Welt und trinkst Wasser. Gib den Becher her, ich will dich mit einem anderen, besseren Trank bewirthen, den ich dir, dein unterthäniger Diener, bereitet." Der Mensch ließ sich betrügen, nahm den Becher mit rothem Wein und trank ihn aus. „Ich danke dir, Bruder! Du bist gut, aber dem Trank ist nicht viel werth." Tursut machte ein finsteres Gesicht und gieng hinweg, indem er fortwährend nachdachte, wie er den Menschen betrügen könnte. Und er Preßte wieder einen Weinstock und wieder quoll rother Wein aus ihm hervor; aber Turent mischte Niesewurz in ihn, eine Pflanze, die wächst, wenn der Mond scheint, damit die Wilen (Nymphen) und Wahrsagerin­ nen etwas zu essen hatten, Laurent suchte den Menschen zum zweiten- Male auf, und fand ihn auf dem Erdengrund, wo gediegenes Gold in breitem Strome fließt. „Was machst du, Herr?" „Ich webe mir ein gol­ denes Hemd und ich habe mich dabei abgemüdet und habe großen Durst; aber es ist kein Wasser da und zur Welt hin ist es weit, sieben Jahre Weges." „Ich kann dir dienen," sprach Tursut, „da hast du einen Be­ cher Wein, die goldene Sonne hat keinen besseren wo erblickt." Der Mensch ließ sich überreden, nahm den Becher und trank ihn aus. „Ich danke dir, Xnrsnt! Du bist gut und dein Trank ist auch gut." Tursut wollte ihm noch ein Mal einschenken, aber der Mensch mochte nicht; er war von Natur aus noch mäßig und vernünftig. Xureut machte ein finsteres Gesicht und gieng hinweg, um etwas Besseres auszusinnen. Und er preßte zum dritten Mal einen Weinstock und der Wein quoll stärker hervor, doch auch diesmal blieb er nicht unver­ fälscht und rein. Der böswillige Kurent nahm einen Pfeil und öffnete sich eine Ader und ließ in den Wein sein schwarzes Blut träufeln. Hier­ auf gieng er wieder den Menschen suchen, und fand ihn auf dem hohen Berge am Gottestische, wie er den Braten aß, der nicht für ihn, fondern für den Gott gebraten war. „Was machst du, Herr?" fragte Knreut mit Verwunderung und Freude, da er fah, daß der Mensch schwer gesün­ digt hatte. „Da sitze ich und esse Braten; aber ich habe Eile, ich fürchte mich vor dem Gott, daß er kommen und mich hinab stürzen möchte." „Fürchte dich nicht!" sprach Tureut. „Und wie behagt dir die Gottes­ speise?" „Sie ist gut, aber entsetzlich hart, daß ich sie kaum hinab zu fchlingen vermag." „Ich kann dir dienen," sprach Turout. „Da hast du Wein; es gibt solchen weder auf der Erde, noch im Himmel, sondern nur bei mir." Der Mensch ließ sich zum dritten Mal betrügen und zwar zu sei­ nem Unglück. „Ich danke dir, Xui-eut! Du bist gut, aber dein Trank ist noch besser. Gib und zapf noch einmal an, wie es einem treuen Die­ ner ziemt." Kurent zapfte an und dem Menschen trübte sich das Auge und auch das Gedächtniß trübte sich ihm, so daß er an Gott nicht mehr dachte und am Tische blieb. Bald hierauf kehrte Gott zurück und als er den Menschen sah, der ihm den Braten weggegessen und jetzt am Tische schlummerte, gerieth er in Zorn und stürzte ihn mit gewaltiger Hand vom Berge hinab, wo er ganz zerschlagen, halbtodt viele Jahre lag. Als er wieder genas, hatte er keine Stärke mehr und konnte weder über das Meer, noch zu dem Erdcngrund, noch empor zu dem Gottestische. Auf diese Weise erlangte Tureut die Herrschaft über die Welt und über den Menschen und die Leute sind von dieser Zeit an schwach und klein.