Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nummer 2. Laibach, im Februar 1894. III. Jahrgang. Reiseskiszen ans Italien. Yon A. Müll nei'. (Fortsetzung.) Auffallend reich sind die s. g. prähistorischen Gräber an Perlen aus Glas. Nach tausenden zählen sie in unsero. Sammlungen in verschiedener Grösse und Färbung : Farblos, weiss, blau, gelb, grün, braun bis schwarz; theils einfarbig, theils bunt finden sie sich vor. Bald erscheinen blaue Perlen mit weissen Zickzacklinien geziert, bald weisse mit blauen, dann wieder schwarze mit gelben Streifen, oder gelbe mit weissen und blauen Augenflecken u. s. w. Doch nicht nur Perlen finden sich vor, auch Fibeln sind zum Theile aus Glas gebildet, indem über den drahtförmigen Bügel ein Glaskörper aus blauem oder grünem Glase gesteckt ist. Es ist daher nicht ohne Interesse, die Frage nach der Herkunft dieser Glaswaaren zu erörtern, da wir die Gewissheit haben, dass dieselben nicht im Lande erzeugt wurden, sondern durch den Handel hierher gebracht worden sind. Sehen wir uns nach anderen Fundstätten um, so finden wir zunächst die ältesten Spuren der Glasfabrikation in Aegypten. Hier wurde das Glas erfunden. In den Gräbern der IV. Dynastie von Gizeh und Saquara sind Glasbläser abgebildet und noch bis in die spätere Zeit blieben die ägyptischen Glasarbeiten, namentlich die bunten Flüsse und vielfarbigen Perlen, die berühmtesten. Die P h ö n i k e r handelten damit, und machten es auch selbst in Sydon und Sarepta. In Aegypten waren erst Memphis, und später Alexandrien die Oentren dieser Industrie. Skylax per. 112, nennt das Glas den ägyptischen Stein, /JOov yjì yV7ZTÌ0V) und sagt, dass die Phöniker es weiter verhandeln. Dass zu Strabo’s Zeiten in Sidon und Alexandrien Glasfabriken bestanden, bezeugt die Stelle XVI, II, 25, p. 758, wo er sagt: „Zwischen Aka und Tyrus ist ein sandiges Ufer, welches den Glassand liefert. Er wird aber, wie man sagt, nicht hier geschmolzen, sondern zur Schmelzung nach Sidon geschafft. — — In Alexandria hörte ich von den Glasarbeitern, dass es auch in Ägypten eine Art Glaserde gebe, ohne welche es nicht möglich wäre, die vielfarbigen und kostbaren Gefässe zu verfertigen.“ . Der Umstand, dass die Phöniker selbst Glas fabrizirten und sowohl ihr Product, so wie das ägyptische in Handel brachten, Phönikien ausserdem auch sonst als Hauptindustrieland berühmt war, liess die Meinung auf kommen, dass auch Phöniker die Erfinder des Glases wären. So nennt P1 i n i u s V, 192 : „Sidon, die Glaskünstlerin und Mutter des böotischen Theben.“ Gap. XXXVI, 66, sagt er: „Sidon, wo auch die Spiegel erfunden sind, war ehedem durch seine Glasfabriken berühmt.“ Gap. XXXVI, 65, aber erzählt Plinius die bekannte Sage von der Erfindung des Glases, wie folgt: „Nitrum-Händler, welche liier gelandet, hätten sich am Ufer ihr Essen bereitet, und da sie keine Steine zur Unterlage für die Kessel hätten finden können, Nitrumstücke zu diesem Zwecke aus dem Schiffe geholt ; als nun diese glühend mit dem Küstensande in Berührung gekommen, wären sie damit zusammengeschmolzen und wasserklare Bäche der neuen Flüssigkeit dahingeronnen.“ Die Sache ist so, wie sie hier erzählt wird, technisch unmöglich, da die Hitze eines offenen Herdfeuers zu gering ist, um die Schmelzung zu bewirken. Doch ist es möglich, dass sich die Sage daran knüpfte, dass die Phöniker die ersten waren, welche die leichter schmelzbaren Natrongläser herstellten, während früher die strengflüssigeren K a 1 i g 1 ä s e r mittelst Pottasche dargestellt wurden, wodurch allerdings ein wesentlicher Fortschritt in der Fabrikation erzielt würde. Heute ist die Hauptmasse der Glaswaaren Natronglas, und Kali wird für Gegenstände, welche höhere Hitze zu ertragen haben und zu Kristallglas verwendet. Chronologisch bestimmt ist ein Glasfläschchen phönikischer Fabrik, welches in Assyrien gefunden wurde und den Namen S argo n's (721—703 v. Ohr.) trägt. In den Gläsern der Alten sind Kieselsäure mit Natron, Kali und Blei nachgewiesen; als Färbemittel aber Eisen, Kobalt, Kupfer, Mangan und Zinn ermittelt.1) Mangan war ihnen auch als Entfärbemittel bekannt, um den grünlichen Ton, welchen unmerkbare Mengen von Eisen verursachen, aufzuheben. In Mykena und Tyrinth fanden sich Perlen und Kugeln aus weissem und buntem Glase vor : Gelasse nicht. Es scheint somit zunächst mit Perlen Export zu den Barbaren getrieben worden zu sein. Auch in anderen Gräbern der „Mykenaecultur“, z. B. Yaphio, Menidi, Spata fanden sich Glasfluss-Knöpfe, Blättchen und Perlen. Ebenso traf man in Italien in den ältesten etrurisclien Gräbern orientalische Glasperlen und selbst Fläschchen* 2) vor. Im etruskischen Museum des Vatikan sah ich gelbe Perlen mit weiss-blauen Augen, welche vollkommen identisch sind mit solchen, aus unseren krainischen Gräbern, über welche wir in Kürze gelegentlich der vergleichenden Schilderung der italischen Sammlungen noch handeln werden. Blicken wir auf unsere Ostalpen-Fundstätten, so linden wir in den Gräbern von St. Lucia im Küstenlande, und von St. M a r g a r e t h e n in Krain, Glasgefässe, welche mit solchen aus ägyptischen Gräbern vollkommen übereinstimmen, die man für pliönikisches Fabrikat 3) ansieht und dem VI. Jlirli. v. Ohr. zuschreibt. Die Richtigkeit der alten Ueberlieferungen über den Ursitz der Glasfabrikation in Aegypten und Phönikien, und die Verbreitung des Glases durch phönikische Händler, bestätiget auch die U Die cliemi sehen Analysen von antiken Gläsern haben für Rubinglas Gold, für mattgelbes Chlorsilber, für weisses Zinn-oxyd, für violettes Mangan naehgewiesen. Eisen färbt Glas grün und braun, je nach dem es als ferrosum oder ferrieum eintritt. Kupferoxydul roth, Kupferoxyd grün, Kobalt prachtvoll blau. 2_) Unter den ägyptischen Glaswaaren zeichnen sich die Salben-gefässe aus, welche in etruskischen Gräbern gefunden werden und mit anderen orientalischen Waaren schon in einer Zeit nach Italien gekommen sind, wo nur die Phöniker einen regelmässigen Verkehr mit den Westgegenden unterhielten, sagt Movers III, 2, p. 323. 3J In Teržiše bei Zirknitz fand sich eine längliche Aehat-perle, welche mit solchen auf Cypern bei Marium gefundenen vollkommen übereinstimmt. Cf. Hörnes, Urgeschichte des Menschen, p. 584. Vergleichung der Funde aus entfernten Gegenden und die mikroskopische Untersuchung. Der leider zu früh verstorbene, vielleicht gründlichste Kenner dieser Dinge Otto Tischler in Königsberg erklärte mir bei seinem Besuche unseres Museums vor etwa vier Jahren, dass die Glasperle n d e r krainischen Gr ä b e r d u r c h w e g ä g y p t i-sclien Ursprunges seien. Aber auch die übrigen Funde Mitteleuropas, Italiens, Sardiniens, Oyperns, am Pontus, und selbst am Kaukasus haben den gleichen Ursprung, und alle diese Formen trifft man in ägyptischen Sammlungen wieder. Tischler stellte von Perlen Dünnschliffe her, welche unter dem Mikroskope je nach der Farbe und Fabrik verschiedene Bilder gaben, und eben diese Studien Tischlers der mikroskopischen Struc-tur der Perlen, führten zu den überraschenden Resultaten. Erst in der s. g. La Téne-Periode wurde in Gallien ein eigenartiges braun-rothes Email im Lande selbst fabrizirt und damit Fibeln,1) Ringe, Gürtel, Waffen, Sporen, Pferdegeschirr etc. geschmückt. Eine Fabrik dieses Emails fand man in den Ruinen v. B i b r a c t a e, der Hauptstadt der Aeduer, wo auch Werkstätten anderer Handwerker als der Schmiede und Bronzegiesser entdeckt wurden. Auch Kaufmannshallen will man nachgewiesen haben. Der Platz war ein Hauptversammlungsort der Gallischen Stämme, auf dessen einstige Bedeutung, auch seine Grösse, — er hat 5 km Umfang — schliessen lässt. Wir haben somit alle jene Materialien kennen gelernt, aus Avelchen die Funde unserer Gräber verfertiget sind und gesehen, dass fast alle auf Beziehungen mit dem Oriente, manche, wie die Kau ri,Schnecken, sogar auch solche mit sehr fernen Gegenden desselben schliessen lassen. In unsern Gräbern begegnen sich britisches Zinn neben baltischem Bernsteine mit ägyptischem Glase und indischen Oonchylien. Darin liegt doch ein Fingerzeig, dass gar mannigfaltige Einflüsse auf unsere Gegenden, wie auf die benachbarten im Süden und Norden gewirkt haben müssen und von einer einheimischen autochtonen Oultur keine Rede sein kann. Die reichste und glänzendste Periode der mitteleuropäischen Oultur wird nach dem allbekannten oberösterreichischen Salzorte Hallstatt, die „Hallstatt-Periode“ benannt. Wie wenig aber damit gesagt ist, beweist am besten die treffliche Charakteristik, welche Dr. Hörnes in seinem schönen Buche2) von den Funden der „Hallstattcultur“ p. 621 gibt: ’) Unser Museum bewahrt eine solche Bronzefibel aus Podzemelj. 2) Die Urgeschichte des Menschen 1892. „Als Gegenstände, die schon durch ihr Material auf eine südliche Ursprungszone hinweisen, darf man einige Glasschalen, Elfenbeinsachen und Meermuscheln aus der Adria bezeichnen. Als baltisch ist der hallstatter Bernstein bestimmt worden. Beichthum und Prunkliebe sind die hervorstechendsten Merkmale der Bevölkerung, welche diese Schätze hinterlassen hat. Dass all der prachtvolle Besitz aus dem Salze stammt, dass man am Ort in unerschöpflicher Fülle gewann, ist ebenfalls nicht anzuzweifeln. Der hallstätter Salzberg war ein reicher Berg, wo alles zusammenströmte, was in jener Zeit das äussere Leben schmückte und veredelte. Wieviel man etwa am Orte selbst, mit den wenigen kleinen Werkzeugen, die hie und wieder in den Gräbern vorgekommen sind, angefertigt haben mag, ist nicht leicht zu sagen, ist aber auch keine Frage von grosser Wichtigkeit. Der Möglichkeit muss hier ein ziemlicher Spielraum gelassen werden, denn die primitiven Industrien der Halbculturvölker vollbringen mit den bescheidensten Mitteln oft sowohl quantitativ als qualitativ erstaunliche Leistungen. Wir haben es also hier wieder mit einer Misch cui tur.vor wiegend fremder, südlicher Provenienz zu thun. Und wie hätte es auch anders sein können! Wer die Lage des Fundortes ins Auge fasst und sich in die ferne Zeit zurückversetzt, da jene Begrabenen noch im Lichte wandelten, da ihr Schmuck, ihre Waffen noch im Sonnenglanze, ihre Prunkgefässe im Strahle des Herdfeuers funkelten, der mag sich im Geiste ausmalen, wie einst Karavanen erzbeladener Saumthiere den steilen gewundenen Pfad zur Berghöhe emporkeuchten, um nach kurzer Bast, mit Salzsäcken beschwert, wieder des Weges' zu ziehen; aber .er wird sich nicht vorstellen können, dass hier ein Mittelpunkt für neue künstlerische und technische Erfindungen bestanden habe. Das wäre gegen alle Analogie. Wie es in solchen Fällen üblich ist, wird man aus der einen Gegend mit Vorliebe diesen, aus der anderen jenen Artikel im Tauschwege gegen das von allen Seiten begehrte Bohproduct genommen haben.Q So bezog man die getriebenen Bronzegefässe vielleicht ausschliesslich aus Italien, während wir die Guss-und Schmiedewerkstätten der Metallwaffen möglicherweise ganz anderswo zu suchen haben. Die kleinen gehörnten Thierfiguren aus Bronze und manches Andere hat so grosse Aehnlichkeit mit den ältesten Votivgegenständen aus der Altis in Olympia, dass wir einen directen Verkehr mit der Balkanhalbinsel nicht für ausgeschlossen halten möchten. Nach Südosten, nicht nach Stidwesten, weisen die massenhaft vorkommenden Doppelspiralfibeln, dann die halbkreisförmigen Bogenfibeln mit „Fussschleife“ und manches andere, was auf der Balk an halbin sei und in den Ostalpen, nicht aber in Oberitalien vorkommt.“ Und doch ist Hallstatt für eine s. g. eigene „Oultur“ eponym, deren Kepräsentationsobjecte ans allen Weltgegenden zusammengetragen sind ; das Gesagte gilt auch für unsere krainischen Fundstätten, auf welche wir obige Auseinandersetzungen genau anwenden dürfen, wenn wir an die Stelle des Wortes Salz, unser Hauptproduct: das Eisen setzen. D Man vergleiche dazu das in „Emona“ 1879, sub Hal-keuten, p. 146, ff., und speziell über den Tauschhandel p. 153, Gesagte. Und damals waren diese Dinge noch alle keltisch ! Ja 1. c. p. 585, nimmt Dr. Hörnes keinen Anstand, von unserem Watsch zu erklären: „Es ist ein ausserordentlich reicher Fundort mit einer überquellenden Fülle von Material und einzelnen epochemachenden Kostbarkeiten, so dass wir die H all statt er-Pe-riode zweifellos nach ihm (und damit nicht zutreffender) benennen würden, wenn er früher bekannt geworden wäre, als das Gräberfeld auf dem oberösterreichischen S a 1 z b e r g e. “ Nach diesen orientirenden Betrachtungen wollen wir nun den Boden Italiens selbst betreten und dort vergleichende Studien anstellen, um zu sehen, welche von den unseren Gräbern entrissenen Fundstücken auch in Italien im Gebrauche waren. (Fortsetzung folgt.) Die „Gradišča“ in Erain. Das Gradišče von Laibach und die Lage Emona's. (Fortsetzung.) Prüfen wir zunächst die alten Quellen, welche über die Lage der Stadt Emona Zeugniss abgeben. Es sind folgende: a) die Tabula Peutingeriana ; b) die Itinerarien Antonini und Hyerosolimi- tanum ; c) Herodianus ; d) Zosimus. Während die sub a) und b) genannten Quellen die Lage der Stadt theils graphisch darstellen, theils Meilendistanzen nach ganz sicher bestimmten Punkten angeben, schildern die beiden sub c) und d) genannten Historiker die Situation derselben nicht minder klar und mit den Itinerarien übereinstimmend. Da nun die alten Quellen einer Zeit angehören, zu welcher die Stadt noch blühete, so ist kaum anzunehmen, dass sie alle übereinstimmend grobe Unrichtigkeiten verzeichnet haben werden, um soweniger als Emona in der späteren Kaiserzeit die erste Stadt Italiens für die vom Norden kommenden Reisenden war, und die Reichsstrassen von Pannonien, Noricum und Italien hier zusammenliefen. Ich glaube daher, dass wir uns heute das Urtheil über die Lage der Stadt aus den alten Quellen bilden müssen, nicht aber umgekehrt die Lage durch willkührliche Machtsprüche bestimmen und den Quellen darnach Gewalt antlmn dürfen. aW w.lia\) a) Die Tabula Peutingeriana. Die vorliegende auf % des Originales redu-zirte Copie der Tafel zeigt uns Emona als Knotenpunkt dreier Reichsstrassen: Von Oeleia her, über Sauo fl. aus Noricum; über Aceruone her, aus Pannonien und über Longatico und Nauporto her, aus Italien. Unterhalb Longaticum und Nauportum ist ein Gebirge gezeichnet, aus welchem ein Fluss entspringt, welcher von zwei Strassen übersetzt wird, die nach Emona führen. Dass dieser Fluss nicht die Save ist, ist uns daraus ersichtlich, dass der Name der Station Sauo fl., einem weit vom Flusse entfernten Hacken beigesetzt ist. In der Tabula Peutingeriana werden nämlich oft Flüsse ohne eing-ezeichnet zu sein, einfach genannt. Ein Beispiel findet sich auf unserer Copie gleich an der Arsia ; beim Gebirge ist die Quelle mit fl. Arsia, und weiter am Strassenumbruch ist wieder der Fluss Übergang mit Arsia fl. bezeichnet. So auch unsere Save. Dass der, Emona in einem Bogen umfliessende Wasserlauf nicht die Save sein kann, beweist auch seine Quelle, welche unterhalb der Strasse von Nauportum (Oberlaibach) nach Longaticum (Loitsch) verzeichnet ist, eine Lage, welche auf die Savequellen doch nie und nimmer passt, wohl aber auf unseren Laibachfluss, welcher von Oberlaibach an sofort schiffbar ist. Bei Saloch, wo die Laibach in die Save mündet, wird auch letztere schiffbar, was sie im Oberlaufe nicht ist. Der römische Kartenzeichner fasste daher nur den schiffbaren Wasserlauf von Nauportum ab als Einheit auf, und stellte ihn graphisch dar; den wilden Oberlauf des Savus ignorirte er, setzt aber den Uebergang bei Ježica als Sauo fl. geschrieben hin. Betrachten wir die Strassenzüge und die Meilendistanzen zu den Nachbarorten, so bemerken wir : 1. Dass Emona ziemlich weit weg vom ree h-ten Ufer des in den Oberlaibacher Gebirgen entspringenden Flusses lag. 2. Dass die Strasse aus Noricum von der Station an der Savebrücke weg über denselben Fluss setzte und in einer Entfernung von neun römische Meilen oder fast vierzehn Kilometern erst Emona erreicht. 8. Dass die Strasse von Oberlaibach nach Emona ebenfalls über denselben Fluss setzt. Die Distanz ist zwölf römische Meilen oder 18 Kilometer. 4. Dass die Strasse aus Pannonien über Acervo (St. Veit bei Sittich) ohne einen Fluss zu überschreiten nach Emona zieht. Nehmen wir nun an, Emona sei an der Stelle des heutigen Laibacher Gradišče am deutschen Grunde gestanden und appliziren die Angaben der Peutingerischen Tafel, so ergiebt sich: 1. Das unser Gradišče am linken Flussufer liegt. 2. Die Strasse aus Noricum von der Save her, welche durch die massenhaften Gräber mit der heutigen Wienerstrasse identifizirt ist, Laibach nach 4 km erreicht, somit Emona noch 10 km weiter jenseits des Flusses zu suchen sei, da von der Save bis zum Gradišče kein Flussübergang vorliegt. 8. Vom Gradišče nach Oberlaibach stimmt die Meilenzahl zwar gut, allein der Fluss Übergang fehlt wieder. Die Građašca, über welche die Strasse nach Oberlaibach zieht, entspringt doch bei Billichgraz und es dürfte doch niemanden der Gedanke einfallen, diesen Bach mit dem Flusse der Tabula zu identifiziren. Q 4. Die Strasse von Acervo, welche auf der Tafel ohne einen Flussübergang verzeichnet ist, muss, um nach dem Laibacher Gradisce zu gelangen, eben über den von Oberlaibaeh herströmenden Laibachfluss setzen. Es zeigt sich somit, dass absolut keine Angabe der Peutingerischen Tafel für Laibach spricht. Suchen wir hingegen Emona mit Lazius in lg, so wird die Tafel überraschend klar und vollkommen verständlich. Die 9 römischen Meilen oder 14 km von der Save bekommon ihre Geltung, der Flussübergang (bei Laibach) wird verständlich, die 9 m breite Strasse von Laverca nach Brundorf* 2) unter dem Torfe wird erklärlich, ebenso der Flussübergang zwischen Nauportum und Emona (bei Podpeč) gerechtfertigt ; so wie àie Verbindung mit Acervo ohne Flussübersetzung ausführbar. Demgemäss giebt es nur zwei Möglichkeiten: 9 Uebrigens auch noch möglich wie vieles andere ! Denn was ist bei Leuten unmöglich, deren Handeln blinde Leidenschaft bestimmt! 2) Diese Strasse wurde im September 1873 beim Grabenselmeiden durchschnitten und von mir im Laibacher Tagblatte ddto. 20. September 1873 beschrieben. — Desgleichen „Emona,“ p. 22. — Im Jahre 1890 wurde ein Stück der Strasse bei Babna gorica aufgedeckt und vom Ingenieurvereine am 11. Mai in Augenschein genommen. Das Stück ist heute noch gut sichtbar, nur bildet sich schon wieder Vegetation darauf. Vom Torf gesäubert gäbe sie heute noch eine treffliche Verbindung zwischen Laverca und dem Iger Boden. Entweder sind Zeichnung und Di-stanzan gaben der Peutingerischen Tafel richtig, dann ist die Lage von Laibach für Emona unmöglich. Ist aber Emona mit dem Gradišče von Laibach identisch, dann sind die Angaben der Tabula Peutingeriana falsch und unsinnig. b) Die Itinerarien. Das Itinerarium Antonini giebt nur die Distanz Emona-Hadrante an, dafür nennt das Itin. Hyerosolimitanum zwischen Emona und Hadrante einen „Pf er de Wechsel beim vierzehnten Meilensteine:“ ad quartodecimo mu-tatio. Compilili man diese Angabe mit der Tabula Peutingeriana, so erhält man folgende Ortsangaben : Emona, —■ Savus fl., — mutatio ad quarto decimo. Da nun die Distanz von Emona bis zur Save 9 römische Meilen oder c. 14 km beträgt, so muss die Entfernung bis zur Station am 14. Meilensteine noch 5 römische Meilen oder 7'5 km betragen. Wir gelangen hier in die Gegend von Mannsburg, welche durch römische Antiquitäten, die auf dieser Ebene gefunden wurden, schon lange als einst besiedelt erkannt ist. Wäre nun Emona in Laibach, so müsste die Pferdestation nach Podpeč fallen, wohin doch selbst Linhart erst die nächstfolgende Station ad publicanos verlegt. c) Her odi an us. In 1. Gap. des VIII. Buches erzählt dieser Schriftsteller, wie Kaiser M a x i m i n u s der Tlira-cier nach dem Tode Gordians gegen Italien mar-schirte, um den Senat zu züchtigen : „Sobald Maximinus an den Gränzen Italiens angelangt •war, schickte er Kundschafter voraus, um in Erfahrung zu bringen, ob etwa in den Gebirgsschluchten und Waldgründen Hinterhalte versteckt seien.“ Nachdem Herodian die Marschordnung beschrieben, fährt er fort: „So zog das Heer in guter Ordnung und Haltung, über die ganze Ebene und kam an die erste Stadt Italiens, welche die Eingeborenen He ma1) nennen, es liegt aber diese am äussersten Ende der Ebene, hingelagert an den Fuss der Alpen.“ 2) Die Kundschafter fanden die Stadt leer, die Einwohner waren geflohen, nachdem sie die Thüren der Heiligthümer und Häuser in Brand gesteckt, P Bei Julius Capitolinas heist sie Hemona. (Maximinus e. 21). J) v{v y.alovoi 'Huäv oi smyusnoi, nnò'/.tnca de livzrj en axoozar w ned iw i.dr>ovluérri nod rijg vnfuotiug räv "AXneoiv. und die Yorräthe theils mitgenommen theils verbrannt hatten, so dass weder Menschen noch Thiere Nahrungsmittel fanden. „Man übernachtete theils in der Stadt in thürlosen und von allem Hausrath entblössten Häusern, theils auf dem offenen Felde, und marsehirte dann mit Sonnenaufgang weiter auf die Alpen zu.1) Dieses übermässig lange Gebirge hat die Natur selbst als eine Schutzmauer Italiens emporgethürmt, mit seiner Höhe, die bis in die Wolken reicht, und mit seiner gewaltigen Längenausdehnung, die ganz Italien durchschneidend sich auf der rechten Seite Italiens bis an das Tyrrhenische Meer, auf der linken bis zum Jonischen Meerbusen erstreckt.“ „Bedeckt ist es mit dichten ununterbrochenen Wäldern, und seine Pässe sind theils durch schroffe aufgerissene Abhänge von fürchterlicher Tiefe, theils durch die Rauheit des Gesteines eng und schwer zu passiren. Es sind eigentlich nur Fusspfade von Menschenhand gemacht, und von den uralten Bewohnern Italiens mit grosser Mühe angelegt.“ Wir sehen hier unsere Julischeii Alpen fast genau so geschildet, wie sie 1400 Jahre später wieder Valvasor beschreibt. Vergleicht man die Beschreibung Herodians, welche er von der Lage Emonas giebt, mit der Lage der Stadt Laibach, so ist es in die Augen sprigend, dass sie nicht auf letztere passt, wohl aber vollkommen auf die Gegend von lg. Hier liegt ein reiches Fundgebiet von zahlreichen Inschriften am äussersten Ende der Ebene hin gelagert am Fusse der Alpen, welche waldbedeck-t und Schluchten reich die Grenzmauer Italiens bilden, deren erste Festung Aquileia Maximinus vergeblich belagerte. d) Zosimus. Eine merkwürdige Stelle findet sich bei Zosimus im V. Buche, 29. Cap., dieselbe beleuchtet nicht nur die Lage der Stadt Emona, sondern nennt auch einen Fluss in der Nähe dieser Stadt, welcher mit unserem Laibachflusse identifizirt werden muss. Zosimus erzählt, dass 408 n. Ohr. Alarich aus Epirus gegen Italien vorrückt; da er aus Osten kommt, so muss er die Heerstrassen über Nevio-dunum und Acervo heraufgezogen sein, um in unsere Ebene zu gelangen. Die Stelle lautet : „Dem Stilicho aber brachte jemand die Nachricht, dass Alarich, nachdem er Epirus verlassen, und die Engpässe, welche den Übergang von Pannonien zu den Venetern sperren, überwunden hatte, bei der Stadt Emona sein Lager geschlagen habe, welche Stadt zwischen Oberpannonien und Noricum liegt.“ Nun folgt die Gründungssage durch die Argonauten, worauf Zosimus fortfährt : P dun ylim àvio/ovri tnl ztìg "Aì.ntig rjneiyovio■ „Nachdem er aber von Emona abzog und den Fluss A quii is überschritten hatte, rückte er in Noricum ein, nachdem er vorher das Apenninische Gebirge durchzogen.3) Diese Berge aber bilden die äussersten Gränzen Pannoniens und bieten denen, die zu dem norischen Volke reisen wollen, einen sehr engen Weg. Zur Bewachung reichen sehr wenige Besatzungsmänner hin, selbst wenn eine grosse Menge gewaltsam durchzudringen wagen sollte.“ Aus Noricum schickte er nun Gesandte mit Geldforderungen an Stilicho. Wir ersehen nun aus dieser Stelle, dass wer von Emona weg nach Noricum reisen wollte, erst einen Fluss Aquilis überschreiten musste, welcher zwischen Emona und den Gränzgebirgen Noricums, also den Pässen von Troiana lag. Zwischen Laibach und diesen Gebirgen liegt als einzig nennens-werther Wasserlanf nur der S a v u s, welcher hier aber nicht erwähnt wird. Es muss der Aquilis somit ein anderer bedeutender Fluss sein, welcher zwischen Emona und Noricum strömt. Ein solcher alier ist nur unser Laibachfluss. Dass der Laibachfluss auch wirklich mit dem Namen Aquilis von Zosimus gemeint ist, beweist eine Stelle bei Sozomenos in Hist, eccles. I, Gap. 6, welcher den Aquilis geradezu mit der Argonautensage und der Gründung Emonas in Zusammenhang bringt. L. c. heisst es: „Nachdem Maxentius, des Herculeus Sohn getödtet war, und die Herrschaft durch sein Geschick an Constantin iiber-gieng, verehrten frei die göttliche Majestät jene, die sowohl um den Tiberfluss, als die am Eridanus, den die Ein-----------r ') ix Sb rije "fjuoivog nnoBkùtòv xtti tip "Axvliv ntqtu-to&tu norujiw rqJ N-. 'qixiö mjoaißaktr, rjSrj räv ’dntvvircav nocäv «s m yevofiBvog. geborenen den Padus nennen, als auch die, so längs des Aquilis wohnten, von welchem überliefert wird, dass das Schiff Argo in ihn hineingezogen worden sei.“ „Denn die Argonauten nahmen auf ihrer Flucht vor Aetes auf ihrer Rückkehr nicht dieselbe Richtung, sondern gelangten, nachdem sie das skytische Meer übersetzt, durch die Mündungen der Flüsse, welche in jenen Gegenden sind, zu den Gränzen der Italer. Dort überwinternd, gründeten sie eine Stadt Namens Emona.“ Hier repräsentirt der Tiber die Altitaliener bis an Rubicon : das cisalpinische Gallien ist durch den Po repräsentirt und Italien jenseits der Ju-lischen Alpen, also unsere Gegend durch den Aquilis, welcher aus denselben bei Nauportum entspringend, bis zu seiner Einmündung in den Savus durchaus schiffbar und als uralte Handelsstrasse bekannt, durch unsere Ebene fliesst. Wäre nun Emona das Gradišče von Laibach gewesen, — und zu Zosimos und Sozomenos Zeiten standen schon diese Wälle da, — so hätte Alarich die Laibach nicht zu überschreiten brauchen, da ja das Gradišče auf ihrem linken Ufer liegt. Wenn aber der Uebergang über den Aquilis von Zosimos speziell hervorgehoben wird, so ist damit erwiesen, dass Emona südlich des Aquilis gelegen war, daher nicht an der Stelle von Laibach gelegen sein konnte ; wohl aber mögen die Festungswerke am linken Ufer des Flusses den Uebergang derart erschwert haben, dass der Schriftsteller denselben speziell betont, während die Savebrücke ohne jedes Hinderniss passirt werden konnte, wenn die durch das Gradišče geschlossene Thalsperre von Laibach am Uebergang über den Aquilis forchi war. (Fortsetzung folgt.) ----»»-0HX3O-*- Kleinere littheilungen. Der Kaiserin Eleonore Censnrpatent gegen des Freili. von Pelzlioffer Werke 1711. Mitgotheilt von P. v. Radies. Am Ausgange des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts war hier lands' als Politiker und politischer Schriftsteller von hervorragender Bedeutung Hr. Franz Albert Freiherr3) Pelzhoffer von Schönau, Herr auf Schneck-enpühel, Sagoriz und Schwarzenbach. Er war geboren 1643 als der Sohn des Hrn. Johann Seifried Pelzlioffer und der Frau Maria Schwabin von Liechtenberg. 3) Er bekam 1696 das Freiherrndiplom. MS. Erberg in der kais. Familienbibliotliok in Wien. Her junge Herr Pelzhoffer widmete sich frühzeitig den juridisch-politischen Studien und trat nach Vollendung seiner Universitätsjahre und nachdem er einige Zeit im Jesuitenorden zugebracht1) in die Dienste des Vaterlandes, wurde Gerichtsassessor, stand. Deputations-Vicedomsrath, erhielt den Titel eines kaiserlichen Rathes und starb als „Zeugskommissar“ über die Waffenvorräthe in Rudolfswerth 1710. Seine juridisch-politischen Werke, deren Aufzählung weiter unten folgen soll, erschienen von 1706 an. Eines derselben, das 1711 zu Frankfurt erschien, also schon ein Jahr nach seinem Tode, und das dem Kaiser Josef I. gewidmet worden, ward, da inzwischen auch der Kaiser das Zeitliche gesegnet hatte, von der Regentin, *) Erberg 1. c. Kaiserin Eleonora Magdalena Theresia, der Witwe Kaiser Leopold I. und Mutter Josef L, zum Anlasse genommen, Mn strenges Censurpatent dagegen sowie im Allgemeinen gegen den dazumal in Innerösterreich eingerissenen Abusus, Bücher ohne Oensur herauszugeben, ausgehen zu lassen. Es war dieses Buch des Freiherrn „ Arcanorum status lib. VII und VIII.“ Datirt „Steinpikhel 10. October 1710“ und zu haben „Francofurti apud Johannem Adolphum.“ Im selben Jahre waren zu Frankfurt und Leipzig von demselben Verfasser Tractate unter dem Titel: „Neu -entdeckte Staatsklugheit in hundert politischen Keden“ erschienen. Auch diese Tractate sowie des Freiherrn von Pelzliofi'er Unterlassene Manuscripte erregten die Aufmerksamkeit der Behörden, wie wir aus einem anderen Acten-stücke gleich sehen werden. Da dieses zweitgenannte Actenstück der Zeit nach früher gelegen und gleichsam die Einleitung zu dem nachher srflossenen in Druck ausgegangenen Patente der Kaiserin Eleonore bildet, so wollen wir es auch hier vorher betrachten. Die inner österreichische Regierung zu Graz trägt nämlich unterm 28. Februar 1711]) dem Franz Anton Grafen von Lanthyri (Lanthieri) und Paradico (Paratico) Freiherrn zu Schönhaus, Herrn zu Wippach, Beiffenberg und Paumbkürcherthurn, Erbschenken der fürstlichen Grafschaft Görz. geheimen Rath, Kämmerer und Landesvicedom in Krain , in Angelegenheit, „wasmasseu von dem Pelzhoffer Landrath in Krain selig, ein Buch von unterschiedlichen Tractaten Einer Landschaft in Kärnthen dedicirt und übergeben, solches aber nicht censurirt und mehr andere von Ihme Pelzhoffer sei. eigenhändig geschriebene und andere Materien tractirende Bücher hinterlassen und in Druck aufzulegen bestellet sein“, als ogle ich zu berichten, „warumben solches dediciertes Buch nicht censurirt worden seye, die übrige eigenhändig geschriebene Tractaten aber alsogleich abfordern und zu unserer (der Regierung in Graz) Ersehung herausschicken, im Fall aber solche schon in der Druckerei aufgelegt, Jene cen-suriren und uns (der Regierung in Graz) von dem Inhalte dieser die eigentliche Nachricht hierüber ertheilen sollest.“ Diesem Regierungsaufträge liegt das Concept der vom Landesvieedom ertheilten Antwort an die i. ö. Regierung in Graz bei. Aus dieser Antwort entnehmen wir, dass der Landesvieedom die Regierung einerseits darauf aufmerksam macht „das berührte der Landschaft in Kärnthen dedicate Buch sei nicht allhier sondern zu Frankfurt gedruckt und deswegen allda nicht censurirt worden“ und „übrigens“ — sagt der Vicedom weiters — „hätte ich zu Folge gedeuter ernannten gnädigsten Verordnung die übrigen eigenhändig geschriebenen Tractaten von der Frauen Pelzhoffer in Freiin Wittib abzufordern und zu gnädigster Ersehung hinauszuschicken nicht er- mangelt, wann dieselbe sich derzeit nicht ausser Landes befinden würde.“ Des Pelzhoffer ohne Censur erschienenen Bücher gaben nun den directen Anlass, dass die Kaiserin Eleonore ddo. Wien 22. August 1711 ein umfassendes inDruck gelegtes Censurpatent speziell gegen des Pelzhoffer Arcanorum status libri VII und Vili richtete und zugleich im Allgemeinen für die i. ö. Länder das Censurgebot erneuerte. In diesem Patente lesen wir u. A. : „Wir Eleonora Magdalena Theresia verwittwete Römische Kaiserin u. s. w. u. s w. als dermalige Regentin Entbieten allen und jeden deren I. Ö. Erbfürstenthumben und Landen Innwohnern und Unterthanen, Geist- und weltlichen Standts was Würden und Wesens die seynd Unsre Kayserliche Gnad und alles Gute. Und geben Euch hiemit gnädigst zu vernehmen, wie dass schon vorhin Weyland Seiner Majestät und Liebdten Vnseren jüngst abgeleibten vielgelibtesten Herrn Sohn Kayser Josepho berichtet und Uns abermals gehorsambist vorgetragen worden sey, wasmassen verschiedene Schiliften und Bücher in denen I. Ö. Erblanden hin- und wider durch die Authores nicht allein ohne Landtsfürstliches Privilegium sondern sogar auch ohne Obrigkeitliche vorherige Censur, Approbation und Licenz in öffentlichen Druck gegeben oder da solche anderwärts gedruckt, ohngescheut verkauftet wurden, ohnangesehen in denselben vii ungereimbt und un-fundirte auch dem Statui publico sehr schädliche Ding enthalten wären; massen u. a. unlängst sich ereignet hätte, dass von Francisco Alberto Peltzhoffer, Freiherrn von Schönau gewesten kaiserlichen Landrath in Krain ein gewisses Buch verfasst und zusammengetragen Arcana Status intitulirt und selbst höchstgedachter Ihro Majestät und Liebden, Unserm in Gott ruhenden villgelibtesten Herrn Sohn dedicirt, in solchem Buch aber die Kayserl. und Landtsfürstliche Jura und Gerechtsamb n i c h t allein wenig beobachtet, sondern denselben zu merklichen Praejudiz und nachtheil unterschiedliche ungegründte und mehr strafmässige als zu dissimuliren stehende Puneta eingetragen worden wären mit beigefiigter unterthänigster Bitte (der i. ö. Regierung) dieser Ungebühr und daraus leicht erwachsenden auch weiter einreissenden Übels gnädigst bevor zu sein.“ Im weiteren Verlaufe des Patentes wird die frühere Anordnung, dass kein Buch welchen Formates und welchen Inhaltes („Materi“) es immer sei, ohne obrigkeitliche Er-jaubniss oder besonderes landesfürstliches Privilegium zum Druck gegeben, zum Druck angenommen oder feilgeboten werden dürfte, sowie dass die obrigkeitliche Censur oder Approbation auf dem Vorblatt vorgedruckt stehen müsse, wiederholt und dann heisst es wörtlich : „Dass insonderheit obgedachtes Arcana Status intitulirt und von i h m e Freiherr n Pelzhoffe r ohne Censur und Approbation in offenen Druck gegebenes ungleiches und mit groben Fehlern und Ü n g r ii n d t e n angefülltes Buch allenthalben aufgesucht und gedachter I. Ö. Regierung zur Censur und Correctur zugestellet werden soll: Über dies Wir auch für nöthig angesehen, dass soffiane Unsere gnädigiste Resolution und darin begriffene Inhibition oder Verbot zu män- D Bandseil. Archiv im Museum Eudolflnum. ni gli eh es Wissen lind Warnung durch gewöhnliches Patent öffentlich kund gemacht werde/' Zum Schlüsse verordnet die Kaiserin: „Dass insbesondere zur Censur und Corrigierung des mehremelten Pelzhofferisehen Buchs alle vorhandene gebunden-und ungebundeneExemplaria von allen in den I. Ö. Landen befindlichen Bucli-fiihrern, Buchbindern und jedermann, bey dem solche befindlich unter schwerer Bestrafung nach Publicirung dieses unseres Patentes alsogleich gehorsambist augedeutet, zu Gerichtshanden geliefert und selbe sodann von jedes Orts Obrigkeit der I. Ö. Regierung und Hofkammer überschickt, daselbst aber revidi rt und corri girt und bis auf Unsere weitere gnädigste Disposition allda aufbehalten werden sollen.“ Geben in Unserer Kayserlichen Residenz Statt Wien den 22. August, 1711. Eleonora Magdalena Theresia [L. S.] Johann Frid. Freyh. von Seilern. Ad Mandatum alte fatae Sacrae Caesareae Majestatis proprium Jacob Ernst Edler von Plöcknern R. Dieses vom 22. August 1711 datirte kais. Patent gelangte mittels kais. Resolution und Verordnung ddo. Wien 21. October 1711 an die I. Ö. Regierung und Hofkammer nach Graz und diese intimirte es hinwieder dem Landesvicedom von Krain Franz Anton Grafen von Lan-thieri ddo. Graz 18. November 1711 „zu schleuniger publicier-, affigier- und vollziehlassung.“ Es dürfte sich vom fachmännischen Standpunkt als besonders interessant empfehlen, dem eigentlichen Motive, d. h. den Stellen in des Freiherrn von Pelzhoffer Werke Arcanorum status nachzugehen, welche in dem vorangeführten kais. Patente als „grobe Fehler und Ungründte“ bezeichnet erscheinen. An dieser Stelle hier möge der Hinweis auf dieses bisher nicht bekannte scharfe Einschreiten der Regierung der Kaiserin Eleonore gegen das Werk unseres Landsmannes Freiherrn von Pelzhoffer genügen ! Des Freiherrn von Pelzhoffer in Druck erschienene Werke sind, soweit wir davon bibliographische Kenntniss haben, im Ganzen folgende: 1. Lacon politicos strictim doctrinam administrandae reipublicae, quam ajunt političaru complectens Aug. Vin-delicorum 1706. (Dasselbe Werk erschien italienisch in 12°: Lacone o vero ristretto politico). 2. Arcanorum Status libi-. Vili, Labaei 1709. 3. Arcanorum Status libr. VII et Vili. De Religione et Consilio Francoforti 1711. 4. Detto Francfurt 1725. 5. Beigebunden: Tractatus historico politicus de Ar-mandia sive arte bellica et olea pacis, Frankf. 1713. 6. Neuentdeckte Staatsklugheit in hundert politischen Reden, Frankfurt und Leipzig 1710. (2 Theile). (Da Pelzhoffer noch vor dem Erscheinen dieses Buches starb, so besorgte seine Witwe Maria Regina den Druck und dedicirte dieses Werk dem ganzen Habsburgischen Hause und allen geistlichen und weltlichen Ständen in den gesammten deutschen Erblanden), auch ist 7. eine „Epistola Panegyrica ad Thalbergi epitomem“ von ihm vorhanden. Zur Proteus-Frage. Die Fortpflanzung der Grotten Olme lag bisher noch völlig im Dunkeln. Jüngst spielte ein glücklicher Zufall Herrn Gymn. Prof. Jos. Hubad in Laibach ein 28 cm langes, wohlentwickeltes Exemplar von Proteus Hai-dingeri aus der Grotte-von Kompale, in die Hände. Das Thier hat jederseits einen mit c. 30 Stück legreifen Eiern gefüllten Eierstock. Die Eier sind oval 3—4 mm lang und von zinoberrother Farbe. Diese Beobachtung scheint somit die Frage endlich endgültig gelöst zu haben. Müllner. Litteratur. Die prähistorischen Fundstätten mit besonderer Rücksicht auf Bosnien und die Hercegovina von V. Radimsky, Berghauptmann. Herausgegeben von der Landesregierung für Bosnien und die Hercegovina in Sarajevo 1891. Die bosnischen Funde werden vergleichend mit denen anderer Länder behandelt. Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. Herausgegeben vom bosnisch-hercegovinischen Landesmuseum in Sarajevo. Redigili von Dr. Moriz Hörnes, I. Bd. 1893, II. Bd. 1894. Die beiden stattlichen Bände enthalten über 1200 Seiten Text nebst zahlreichen trefflichen Illustrationen, Karten, Plänen etc. 59 Autoren brachten werthvolle Beiträge archäologischen, historischen, ethnographischen, linguistischen, kunsthistorischen und naturwissenschaftlichen Inhaltes. Musterhaft ist das Landesmuseum organisirt und der Schwerpunkt liegt in der wissenschaftlichen Durchforschung des Landes. Ja, eine Verordnung zum Schutze der Alterthümer, welche sich auf Erhaltung der geschichtlichen Denkmale sowie auf den Handel mit Alterthümern etc. bezieht, hat die fürsorgliche bosnisch-hercegovinische Landesregierung bereits erlassen, um die Sachen dem Lande zu erhalten, vor Verschleppung zu bewahren und ihre wissenschaftliche Erforschung zu ermöglichen (I. Bd., p. 337). Wir kommen auf diese hochinteressanten trefflichen Publica-tionen noch zurück. Müllner. Das Blatt erscheint monatlich 1—l1/^ Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Bedakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons Müllner, Musealeustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach.