Laibllcher TaMatt. Rcdaction und Expedition: Bahnhosgasse Nr. 16 Nr. 242. HEfirpÜj.B,: Dienstag, 21. Oktober 1879. — Morgen: Cordula. 12.Jahrg. Mit der Post ^ Ganzjähr. fl. 12. ^ »eigen bl« 6 Zeile» so b. u Die deutsch-österreichische Allianz. Am letzten Donnerstag hat der englische Minister des Aeußeren in Manchester eine Rede gehalten, deren erster Zweck wohl darauf hinauslief, die Politik der Regierung gegen die Angriffe der liberalen Opposition in Schutz zu nehmen, welche aber in ihren Ausführungen so viel interessante Details über die Aufgabe Oesterreichs auf der Balkan - Halbinsel enthielt, dass sie füglich als Quelle für die Benrtheilung unserer äußeren Lage benützt werden kann. Lassen wir alle bloß auf England bezüglichen Sätze der Bankettrede Salisburys weg, so wird darin eben nur die Behauptung ausgesprochen, dass derzeit Oesterreich berufen und befähigt sei, jeden Versuch eines russischen Vormarsches nach Constantinopel zu vereiteln. England sei aller Sorgen wegen eines russischen Angriffes auf die Türkei überhoben, weil die österreichischen Soldaten an der Pforte Wache stehen. Wem es nun um eine principielle Opposition gegen unsere auswärtige Politik zu thun ist, der kann aus den letzten Worten Anlass zur Klage nehmen, dass Oesterreich mit seinem (Selbe und mit dem Blute seiner Soldaten die Interessen Englands im Orient wäre, dass die österreichische Armee zur Schildwache John Bulls degradiert sei, und dergleichen Jeremiaden mehr. Wir können jedoch einer solchen, wirklich schon vorliegenden Kritik der Rede Salisburys nicht beistimmen. Denn wenn auch England ein wesentliches Interesse daran hat, dass Russlands Einfluss vom Mannaramcere möglichst zurückgehalten werde, so ist dieses Interesse doch lange nicht so groß, als das Interesse Oesterreichs, Russland nicht zur dominierenden Macht auf der Balkan-Halbinsel werden zu lassen. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, hat die Occupationspolitik zunächst den Vortheil unseres eigenen Staates gewahrt. Wenn dabei auch England seine Rechnung findet, so darf das nicht in der oben bezeichneten Weise verdreht und missdeutet und zu unberechtigten Angriffen auf die Regierung ausgenützt werden. Liegt aber in dem bisher skizzierten Inhalt der Rede Salisburys durchaus kein Grund zu irgend welcher missgünstiger Beurtheilung von unserer Seite, so erfüllt uns dagegen ein weiterer Passus derselben mit hoher Befriedigung. Salisbury sagt: „Die von den Blättern gebrachte Nachricht von dem Abschlüsse eines Offensiv- und Defensivbündnisses zwischen Oesterreich irnd dem deutschen Reiche hat lebhafte Freude hervorgerufeu." Bekanntlich ist das Gerücht von dem Abschlüsse eines förmlichen AllianzvertrageS zwischen Deutschland und Oesterreich schon bald nach der Wiener Reise Bismarcks aufgetaucht, wurde aber damals mit dem Bemerken dementiert, dass dort ein geschriebener Vertrag unnöthig sei, wo es sich um die Pflege der wechselseitigen Jnteressensolidarität handle. Jetzt aber, wo aus dem Munde des englischen Ministers dasselbe Gerücht in bestimmter Fassung zum Gegenstände politischer Schlüsse gemacht wird, geht es wohl nicht an, dasselbe geradezu als gegenstandslos zu bezeichnen. Wie man der „Köln. Ztg." aus Wien vom 18. d. M. telegraphiert, soll denn auch die Rebe Salisburys in den maßgebenben Kreisen ber Resibenz im allgemeinen zustimmenbe Billigung gesnnben haben. Lebiglich der Ausbruck „Offensiv- und Defensivallianz" stoße auf Wiberspruch; könne man auch nach bewährten Ausschlüssen an ber Existenz eines geschriebenen Vertrages zwischen Oesterreich unb Deutschland nicht mehr zweifeln, so werbe doch von den Eingeweihten ausdrücklich betont, dass es sich babei nur um ein Defensivbündnis handle. So natürlich nun auch bei der gegenwärtigen Weltlage ber Abschluss eines solchen Abwehrvertrages zwischen ben beiben GroßstaatenMitteleuropas erscheinen mag, so liegen doch Berliner Nachrichten vor, nach welchen sich Kaiser Wilhelm nicht ohne große Bedenken bewegen ließ, in die neue Wendung der Dinge zu willigen, die zu einer Allianz mit Oesterreich führten. Nur der Uebermuth und die Feindseligkeiten Russlands hätten schließlich Deutschland geuöthigt, auf seine eigene Sicherheit bedacht zu sein. Dass dabei auch persönliche Beleidigungen im Spiele waren, um die dynastischen Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Petersburg zu lockern und an deren Stelle eine deutsche Politik der Staatsinteressen treten zu lassen, geht aus folgender Berliner Mittheilung hervor: „Seit Menschenaltern genoss der bentsche Gesandte in Russland eine bevorzugte Stellung, und auch General v. Schweinitz war bisher vom russischen Hose sehr wohl gelitten. Das hatte sich zu dessen eigenem Erstaunen völlig geändert. Er sah sich vernachlässigt und den französischen Botschafter auffallend ausgezeichnet. Der Großfürst Nikolaus, der Bruder des Kaisers, erschien in Berlin, stieg in der russischen Botschaft ab, erklärte, er verweile hier nur incognito, trat aber ans Fenster und freute sich, wenn er von preußischen Ossicieren erkannt unb begrüßt wurde; von dem Kaifer und dem kaiserlichen Hofe nahm er keine Notiz. Man könnte noch andere Beweise dafür anführen, dass die feindlichen Hetzereien der russischen Presse nicht ohne hohe Begünstigung stattsanden. Die Ratification des Allianzvertrages mit Oesterreich ist, wie gemeldet, im Laufe dieser Woche bereits erfolgt. So kann es nicht wundernehmen, dass der englische Minister Lord Salisbury davon wie von einer vollendeten Thatsache spricht. Aus seiner Rede in Manchester so wie ans dm Reden des Ministers Cross geht deutlich hervor, wie freudig die neue Wendung der Dinge von der englischen Regierung begrüßt wird. England hat jetzt, was so lange sein Wunsch gewesen war, eine Allianz auf dem Festlande für den Fall, dass Russlands Uebergriffen entgegengetreten werden müsste. RusS- Iemlleton. Der Himmelherrgotts-Wirt. Eine Erzählung von P. K. R o s eg g cr. Eins sagt man den Tirolern nach. Sie hätten nämlich — sagt man — ihre Straßen darum so krummlinig angelegt, damit die Fremden um so länger durchs Land zu reisen und babei um so mehr Geld im Lande zu lassen hätten. Indes vermnthe ich, dass die krummen Linien weniger vom geradftnnigen Tiroler, als vielmehr von seinen höckerigen Bergen herrühren. Wohl Mahr, die Straßen, die dort und auch anderswo im Zickzack die Thäler durchziehen, wie eine mit schwerfälliger Hand gezogene Currentschrift, könnte streckenweise nachdenklich machen, wenn nicht schon die Eisenbahn da wäre, welche, keinen Berg und keine Schlucht respectierend, die alte Schrift mit geraderen Linien durchstreicht. Ich bin kein Ehrabschneider — am wenigsten nn Kalender, der das ganze Jahr und durch alle heiligen Zeiten da ist und immer wieder genau dasselbe nacherzählt, was man ihm einmal gesagt und geschrieben hat — aber dem Himmelherrgotts-Wirt zu St. Peter beweise ich's, dass er viele Jahre lang jene Absicht hatte, die man den Tirolern ungerechterweise zuschreibt. Man sieht ihm's sonst nicht an, er ist ein Bauer wie jeder andere und trägt auch gerade kein Gesicht um, dem man so viel Bösartigkeit zutranen könnte; aber er hat ein Wirtshaus und treibt Handel, und so Leute, die ihren Vortheil bei anderen Leuten suchen müssen, werden es allmählich gewohnt, andere zu übervortheilen. „Geschäft" heißen sie es. Ja, wenn jedes unschöne Ding einen so schönen Namen hätte, es gäbe keine Betrüger und Gauner und Galgenstricke auf der Welt. So weit sagt man dem Himmelherrgotts-Wirt nichts Unrechtes nach. Dass ich nur erzähle. Das $)örflein St. Peter mit der Kirche und dem Wirtshaus steht auf einem Hügel. Die belebte Straße, die durch das Thal geht, steigt diesen Hügel hinan und drüben wieder hinunter in dasselbe Thal. Auf der Höhe, just vor dem Kirchhofschore, ans einer weißen Tafel steht mit schwarzen Lettern der schöne Spruch: „Radschuh bei Strafe von zwei Gulden!" — Was sind an diesen beiden Steigungen nicht für höllische Wetter zusammengeflncht worben von blaukitteligen Fuhrleuten ! Ruckweise gehetzt unb geflucht, dann wieder geschoben unb geflucht, bann toieber stecken geblieben unb geflucht, unb nachher die wilde Jagd von einer Wasferkehre zur ändern und qe-flncht. So gings Tag unb Nacht, und selbst am Festtage war keine Stunde frei von solchem Lärm. Was sind die Rösser seit Urzeiten nicht geprügelt worden auf diesem Wege zum heiligen Peter hinan! Aber oben stand das Wirtshaus, da gossen die' Fuhrleute Weilt auf ihre Galle. Und hinunter gings luftiger, da gabs nur zu fluchen, wenn bei Nichtanwendung des Radschuhes der Wagen einmal ein paar Pferde niederstieß und darauf der Zöllner die zwei Gulden Strafe einhob. Aehnlich gings Jahrhunderte lang zu. Da kam den Leuten vor wenigen Jahren eine merkwürdige Idee, die weiß Gott wie lange schon in der Luft gehangen sein mochte oder nuten auf dem Erdboden gelegen neben dem Bach, ohne dass sie ein Mensch gefunden hätte. „Warum," sagten die Leute auf einmal, „muss die Straße den vertracten Berg hinan- lonb scheint im letzten Augenblicke eingesehen zu haben, dasL eS in seinem Auftreten gegen Deutschland zu weit gegangen seij Fürst Bismarck hatte einmal das Vergnügen, die russischen Botschafter Orlosf, Lobanoff und Oubril zugleich an seiner Tafel zu sehen; seine Entschlüsse waren aber gefasst. Er pflegt sonst in Dresden, München und Stuttgart durch die preußischen Gesandten Mittheilungen über Deutschlands auswärtige Angelegenheiten zu machen, so dass die Thätigkeit des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten nicht vermisst wird. Diesmal hatte er den deutschen Ministern die Mittheilung gemacht, dass wichtige Dinge vorlägen, und wenn der Ausschuss zusammentrete, sein Stellvertreter, der Graf Stollberg, beauftragt sei, Auskunft zu ertheilen. Hier herrscht allgemeine Befriedigung über das Bündnis mit Oesterreich, welche auch vom Centrum getheilt wird." Wie lange die officiöse Bestätigung des Allianzvertrages noch auf sich warten lassen wird, kann bei der Uebereinstimmung der citierten Wiener und Berliner Berichte mit der Rede Salisburys gleichgiltig fein. Dass ein förmlicher Allianzvertrag existiert, dürste ja doch außer allem Zweifel stehen. Grövy und Gambetta. Entweder hat Gambetta den Einfluss auf fein bisher treu ergebenstes Organ verloren oder er spielt mit Hilfe desselben ein unwürdiges Doppelspiel. Beide Fälle sind möglich, wenn wir uns die Verhältnisse vergegenwärtigen, unter welchen die „Republique franxaife" ihre Agitation für die allgemeine Amnestie aufnahm, und dabei wieder die Umstände in Berücksichtigung ziehen, unter welchen dieses Organ Gambettas die Erklärung abgab, dass der Präsident der Deputiertenkammer den veröffentlichten Artikeln zugunsten der Communards ganz ferne stehe. Weit entfernt, den gewünschten Einfluss auf die öffentliche Meinung auszuüben, haben diese Artikel im Vereine mit der radicalen Demagogie eines Blanqui und Humbert nur den einen Erfolg gehabt, Gambetta in den Verdacht eines Einverständnisses mit den Anhängern der rothen Republik zu bringen und ihm die Sympathien aller Freunde der republikanischen Ordnung zu entziehen. Es liegt daher der Verdacht nahe, dass der ehemalige Diktator von Tours die Nothwendigkeit eines Rückzuges einsah und deshalb der „Republique fran-eaise" die Ordre gab, die Verantwortung für ihre Agitation zugunsten der allgemeinen Amnestie auf ihre eigenen Schultern zu nehmen. Im Hinblicke auf die frühere excentrische Richtung Gambettas ist es auch weit wahrscheinlicher, dass dieser sich eines nunmehr freilich nach Kräften bemäntelten Rück- steigen? Warum soll sie nicht unten im ebenen Thal neben dem Bach hinlausen, wie die vielen Meilen her?" Warum? Ja, es wusste keiner, warum. Nur der Kirchenwirt zu St. Peter gab Antwort. „Warum?" sagte er und machte ein Auge zu, wie er immer that, wenn er etwas Gescheites slwte, „das ist desweg', weil im Thal beim Bach meine Wiese ist, über die ich nicht fahren lasse." „Du lasst nicht fahren!" „Lass' nicht fahren." „Kirchenwirt," versetzte ein anderer, „du weißt recht wohl, dass dir deine Wiese gut bezahlt werden wird." „Weiß es wohl." „Aber du weißt auch, dass dein Wirtshaus auf dem Berg von der Straße leben muss. So steht die Sach'." „Und so wird sie auch stehen bleiben!" damit schnitt der Wirt das Gespräch ab. Seitdem war's wieder beim Alten. Aber doch nicht ganz, früher fluchten die Fuhrleute, aber sie wussten nicht, auf wen, die steile Straße war unschuldig, sie wäre am liebsten gar keine Straße und möchte grünes Gras auf sich wachsen lassen; falles in seine frühere agitatorische Vergangenheit schuldig machte, als dass die „Republique frantzaise" eine Richtung eingeschlagen hätte, welche nicht zum mindesten die volle Billigung ihres ProtectorS besaß. Jedenfalls hat Gambetta durch die letzte» Vorgänge sehr viel an Autorität und Vertrauen eingebüßt. Während die Anhänger Humberts uud Blanquis in ihm nur mehr den ehrgeizigen Streber ohne feste politische Grundsätze erblicken, macht man ihm von Seite der Regierung wie überhaupt der gemäßigten Republikaner den Vorwurf, gegen das bestehende Gesetz zu intriguieren. Grevy selbst macht aus seiner Abneigung gegen den Präsidenten der Deputiertenkammer kein Hehl. Als in der am 16. d. M. abgehaltenen Sitzung des Ministerrathes zur Sprache kam, dass Gambetta infolge seiner immer nur das eigene „Ich" berücksichtigenden Personalpolitik sowohl bei der äußersten Linken als auch bei den gemäßigten Republikanern sehr viel an Ansehen verloren habe, forderte der Präsident der Republik die Minister ganz unumwunden auf, sich in Zukunft nicht, wie dieses bisher der Fall gewesen, von gewissen Persönlichkeiten beeinflussen zu lassen und so Krisen hervorznruseu, welche äußerst gefährlich für die Republik feien. Ueberhanpt erweist sich Grevy durch feine Energie so vollständig als Herr der Situation, dass man erst jetzt den guten Griff vollständig zu würdigen vermag, welchen Frankreich gethan, als es diesen leidenschaftslosen Politiker an die Spitze der Republik berief. Man hatte ihm zwar früher den Vorwurf gemacht, dass er sich den Agitationen der Monarchisten gegenüber zu nachgiebig erweise, und dass er namentlich bei der Pnrification des Beamten-standes von regierungsfeindlichen Mitglieder» nicht mit der nöthigen Strenge vorgegangen sei. Heute wird man ihm Dank dafür wissen, dass er dem Parteikampfe in Frankreich nicht unnöthigerweise neue Nahrung gab. Galt es ja doch zunächst die Bevölkerung darüber zu beruhigen, dass sein Regierungsantritt keineswegs den Sieg der rothen Republik bedeute. Er hat dieses Ziel erreicht und findet eben jetzt Gelegenheit, die öffentliche Ordnung ebenso gegen die Ausschreitungen der Legitiinisten wie gegen die zu neuem Leben erwachende Agitation der Communards zu vertheidigen. Früher hätte ein rücksichtsloses Vorgehen gegen die Anhänger des Ministeriums Broglie Bedenken hervorgerufen, man hätte Anlass gesunden, über republikanischen Terrorismus zu klagen. Heute, wo sich die Vorkehrungen der Regierung sowohl gegen jene Bürgermeister richten, welche an den Kundgebungen zu Gunsten Blanquis theilnahmen, als auch gegen jene Maires, welche legitimistischen Banketten beiwohnten, darf Grevy und das Ministerium Waddiugtou der Zu- die schweren Eisenflossen waren unschuldig, sie wären am liebsten für alle Ewigkeit im Erzberg ruhen geblieben. Und die Weinfässer, Salzladungen und Kornsäcke konnte nichts dafür, dass sie so schwer wogen — und den Pferden konnte im Grunde nichts Ueberpferdliches zugemuthet werden. Und wenn manchmal eine Kutsche mit Leuten bepackt heranächzte, so waren es gerade diese Lasten, die am wenigsten ein Scheltwort annehmen wollten. Die schönsten Flüche verpufften i.i der Luft. So früher. Aber jetzt! jetzt wussten sie, wer Ursache war des blutigen Marterweges zu diesem Dorfe hinan, wo schließlich keiner was zu thun hatte, was nicht auch im Thale gethan werden konnte. Die Flüche nannten von nun an den Kirchenwirt, schossen dem Kirchenwirth zu, diesem „kreuzbermarideiten Himmelherrgotts-Wirt!" Wer wüßte es nicht, wie einzig so ein blaukitteliger Fuhrknecht in seiner Wuth schelten kann. Und so bekam der Kirchenwirt den an und für sich sehr schönen, aber seiner Ursache wegen nicht schmeichelhaften Titel: „Himmelherrgotts-Wirt." Man muss es nur hören, wie das klingt, wenn es mit knirschenden Zähnen herausgeknurrt wird. Aber der Himmelherrgotts-Wirt machte sich stimmuug aller Ordnungsfreunde und selbst jener ängstlichen Mitglieder der Bourgeoisie gewiss fein, welche erst durch feie wohlthütigeu Folgen des gemäßigten Regierungssystems auf die Consolidicrung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Staates Vertrauen zur Republik gewannen. Grevy ist fest entschlossen, keinen Uebergriff zu dulden. So hat er erst am 16. d. einem Corps-commandanten auf seine Klage, dass man die früheren Mitglieder der über die Communards eingesetzten Kriegsgerichte als „Henker und Mörder" bezeichne, entgegnet: „General! Sie können sich beruhigen, ich bin nach Paris gekommen, um diesem Treiben ein Ende zu machen. Die Achtung vor der Armee liegt mir ebenso am Herze» wie die Achtung vor dem Gesetz." Das Rundschreiben des Justizministers, das den Generalprocuratoren befiehlt, alle die, welche das Gesetz verletzen, energisch zu verfolgen, sollte gestern abgesandt werden. Die officiöse „Montags-Revue" begleitet ihre Auseinandersetzungen über die Erklärung des Ministers v. Stremayr in der Adresscommisfion des Herrenhauses mit folgender Bemerkung: „Die rechte Seite des Hauses scheint entschlossen, in der politischen Discussion sich innerhalb jener Linien zu halten, welche in der Thronrede gezogen sind. So viel wir hören, wird der Adressentwurf der Mehrheit dankbar jene Sätze annehmen, welche von der Achtung aller Rechtsanschauungen sprechen, und daran die Hoffnung knüpfen, dass ihren Ansichten der wünschenswerte Bedacht werde. Aber er wird schwerlich ein staatsrechtliches Programm mit präci-sierten Forderungen aufstellen, und am allerwenigsten ist zu befürchten, dass dieser Entwurf den Umsturz oder die fundamentale Veränderung der Verfassung begehren werde." Wenn das officiöse Organ der Meinung ist, dass es damit der Verfassungspartei etwas migemein Trostreiches gesagt habe, so befindet sich die „Montags-Revue" sehr stark aus dem Holzwege. Diese weiß, was sie nach den Auslassungen des Fürsten Carl Schwarzenberg von den Autouo-misteu zu erwarten hat. Wenn daher letztere mit ihren Plänen gegen die Verfassung vorläufig noch hinter dem Zaune halten, so haben sie sich dadurch einzig und allein den Dank des Ministeriums Taaffe verdient, dem es jedenfalls sehr unangenehm sein müsste, wenn die neue Regierungspartei in offenen Widerspruch zu den Erklärungen des Ministers Stremayr geriethe. Uebrigens hat die „Montags-Revue" während der „Versöhnungsära" schon so heidenmäßig viele falsche Prophezeiungen vorn Stapel gelassen, dass wir noch immer daran zweifeln, ob die Adresse der Allianz Rieger-Hohenwart-Gro-cholski wirklich auch mit der Milch jener regie- : nichts d'raus. Eher, als er die Straße unten im I Thale über seine Wiese gehen ließe — an St. - Peter vorüber, ohne nach St. Peter zu kommen, : und die Fuhrleute und die Reisenden etwa gar i unten beim Mosthansel einkehrten — eher lässt > er sich kohlschwarz anfluchen über und über; dem - Geldbeutel thut das ja nicht weh. — Dem Geld-, Beutel, meint ihr, das Fluchen nicht weh? Ja - seht, das Heranfluchen freilich nicht, aber das . Vorbeifluchen doch! Die schwersten Fuhrwerke - ächzten an dem Wirtshause vorüber und kehrten l im Thale beim Mosthansel ein. Das war sonst t eine recht kleine, schlichte Wirtschaft, beim Han-t sei, denn der Kirchenwirt hatte sie nie empor-t kommen lassen. Aber jetzt schaffte sich der Hansel t mehrere Gattungen Weine an — alte und junge, c weiße uud rothe, süße und saure — fast so ver-c fchiedenerlei, als der Gäste waren; legte sich auch ) Heu, Hafer und Kukuruz an, den Zugthieren c zunutz, und Thierfleisch für solche, welche Heu - und Hafer verschmähten und sich doch sättigen t und stärken wollten zum Fluchen über den Hügel, t oder sich davon zu erholen hatten. Der Hansel selbst war ein junger, umsichtiger und unterhalt-z samer Mann, der mit einer alten Muhme, die rungsfrommen Versöhnungsmilde aufgeatzi werden wird, auf deren gut besoldete Production die Blätter deS Coalitionsfystems den größten Theil ihrer Thä> tigkeit beschränken. * * * Nachdem Bennigsen mit Rücksicht auf den Ernst der politischen Lage sich doch bereit erklärte, ein Mandat für den preußischen Landtag anzunehmen, gibt man sich in liberalen Kreisen der Hoffnung hin, dass sich doch vielleicht eine Art liberaler Mittelpartei bilden könnte, deren Unterstützung Fürst Bismarck jener des Centrums jedenfalls vorziehen würde. Die „Mittelpart^i" würde rmr eine „Beruhigung hinsichtlich der Schul- und Uultusfragen" und eine liberale Amendierung der vtegterungsüorlagen verlangen. Es ist um so wahrscheinlicher, dass Bismarck auf ein solches Compro-nnss eingeht, als Cultusminister v. Puttkammer in der That Erstaunliches leistet, um das von ihm repräsentierte Unterrichtssystem durch taktlose Tischreden unmöglich zu machen. Erst jüngst toastierte er auf die „freie Kirche im christlichen Staat" und rehabilitierte durch die beiden letzten Worte einen begriff, der an die Zeiten des verflossenen Unterrichtsministers Wühler und seiner Adelheid erinnert. Zeiten, welche dem preußischen Staate gewiss wenig Ruhm und Ehre eintrugen. * * * Aus Konstantin opet trifft die Nachricht über einen Miuisterwechsel ein, welcher als Zeichen für das neuerliche Ueberhandnehmen des russischen Ein» Busses bei der Pforte gelten kann. Savset Pascha wurde aus dem Cabinete verdrängt und Said Pascha Premier eines Ministeriums ernannt, in welchem der bekannte Russenfreund Mahmud Nedim Pascha das Portefeuille des Inneren erhielt. Während Sir Henry Layard eine Spazierfahrt nach Syrien unter-"omnien hat, um angebli.l) mit Mithab Pascha -Verabredungen für den Fall zn treffen, als eine Allianz zwischen der Pforte und Russland zustande kommen sollte, hat FüW Lobanoff die Zeit gut be-im® “ . die ehemaligen Gegner Said und Mahmud Jcebint mit einander ausgesöhnt. Zu dieser Meldung passt auch die Kunde trefflich, nach welcher die Pforte beschlossen hat, die ganze Linie von Mitrovitza bis Salonichi in eine Kette von Befestigungen zu verwandeln, eine Verfügung, welche öoit dem Misstrauen der Pforte gegen die Pläne Oesterreichs Zeugnis gibt. Dass Russland ein besonderes Interesse daran hat, dieses Misstrauen nach Kräften zu stärken, ist leicht begreiflich. recht schwätzen konnte, die nun aufblühende Wirtschaft beivieb. Und wenn der Sonntag kam, so kamen sogar die Bauern der Umgegend zum Hansel zusammen, weil dort jetzt immer Gesellschaft war und auch weil es freier hergieng, als wie beim Kirchenwirt, wo der Pfarrhof und der Friedhof so nahe waren. Da fanden sich auch Musikanten einr und es that sich zur Sommerszeit oft ein ganzes Volksfest zusammen vor dem Mosthansel-Haus. Zu solcher Zeit schien es fast, als käme die Reihe zum Fluchen an den Himmelherrgotts-Wirt. Thats aber nur im Gedanken; auswendig schnitt er ein gar lustiges Gesicht. „Das war' schon zum Lachen, wenn Unsereiner auf so ein paar läppische Rossknecht' anstünd'. Man hat eh' von diesen Leuten mehr Schaden gehabt als Nutzen. Den Hof voll Mist, ja, das machen sie einem, und schuldig bleiben, das können sie wie's Schmenten (Fluchen), und das Schmenten können sie weit besser als wie Vaterunserbeten. Fuhrleut' Geld haben! ja, wer's glaubt, wird selig; auf meiner schwarzen Tafel steht ein ganz anderes Evangeli zu lesen. — Und die Herren Cavaliere, die vvrbeifahren — hört mir auf, denen ist das Beste zu schlecht und das Wohlfeilste zu theuer. Vermischtes. — Ein verwundeter Zulukaffe r. Ma-thaliba Providenz, Mitglied der Znlukaffern-Gesell-schaft, welche gegenwärtig im Joscfstädter-Theater gastiert, wurde am 18. d. M. von den übrigen Gesellschaftsmitgliedern, weil er sich weigerte, bei der Vorstellung mitznwirken, misshandelt, wobei er an einem Finger der rechten Hand zwei Schnittwunden erlitt, deren Grad sich vorderhand noch nicht bestimmen lässt. Von Seite des Polizei-Commissariates in der Josefstadt wurde das strasgerichtliche Verfahren eingeleitet. Der verwundete Zulukaffer wurde, nachdem ihm ärztliche Hilfe zutheil geworden war, in feine Wohnung gebracht. — Szeged in in Spanien. Aus Madrid wird den „Daily News" unter dem 6. Oktober gemeldet : Ein Orkan mit heftigem Regen hat in den Provinzen Andalusien, Alicante, Murcia und Malaga große Ueberschwemmungen herbeigeführt. In dem Thale, welches sich von den Bergen Murcias die User der Sigura entlang zieht, erregte das Wasser eine Panik, indem es in den unteren Theil der Häuser eindrang. Dieser Strom und seine Zuflüsse zerstörten mehrere Dörfer und die Eisenbahnlinie Orihueta-Lorca-Mnrcia; viele wichtige Dörfer und Stationen standen während zweier Tage unter Wasser. Aus Murcia meldet der Gouverneur, dass der Verlust an Menschenleben die Zahl von dreihundert überschreiten dürfte; ein Theil der Leichen ist bereits ausgefunden worden. Die Verluste in dem etwa 120 Meilen langen Thale können auch nicht annähernd geschätzt werden. Die telegraphische Verbindung Madrids mit Murcia, Cartagena und Alicante ist noch immer nicht ganz in Ordnung, der Eisenbahndienst ganz eingestellt. Der König wird die überschwemmten Orte auf seinem Wege nach den Häsen des mittelländischen Meeres, wohin er demnächst sich begibt, besuchen. — R. Tichb orne als Kandidat für das Parlament. Der langwierige Procefs Tichborne, welcher schließlich mit der Verurtheilung des Angeklagten endete, sowie die beispiellose Aufregung, welche dieser Procefs in England hervorrief, wo man Hunderttausende sammelie, um dem Angeklagten eine Schar auserlesener Vertheidiger zur Seite stellen zu können, sind noch in aller Erinnerung. Aber selbst nach seiner Verurtheilung gab die Schaar derjenigen, welche in ihm den echten Tichborne erblicken, ihre Agitation nicht auf und einigte sich zu einer „Tichborne-Befreiungs-Associa-tiou." Diese ist es nun, welche Mr. Onslow — oder, wie sie ihn nennt, Sir R. Tichborne" — für das Parlament nominiert. Der „Manchester-Guardian" Mag mich gar nimmer scheren mit so Leuten — mag nicht, sag' ich!" „Da hast einmal in Grund und Boden recht, Witt", entgegnete ihm darauf eines Tages der Tabakskrämer. „Desweg ist's am gescheitesten, wir bringen die Straße zum Dorf herauf ganz ab. Lassen es gar nicht mehr herauffahren, das Bettelvolk — soll unten bleiben am Bach und Kroissen (Krebsen) fangen." „So redest du!" rief der Wirt, „du, der morgen schon Hunger leidet, wenn heut' kein Fuhr-tnecht mit der Blader vorspricht! Oder willst du ihn dir in Essig und Oel machen lassen, deinen Tabak?" Der andere schupfte die Achseln: „Was kann ich machen! Die Landstraß' haben sie nicht gebaut, dass ich meinen Tabak anbring'. Verlegen sie den Weg, so muss ich mir halt helfen, wie ich kann. Dass ich ein Narr war' und gegen die Vielheit streiten wollt'! — Schnupf' eins, Himmelherr-gotls-Wirt!" Der Wirt schlug ihm die Dose aus der Hand. „Geschieht mir recht", murmelte der Tabakskrämer, „wenn man den heiligen Namen auf den hängt, das ist Gotteslästerung." (Schluss folgt.) meldet hierüber vom 14. d. M.: Gestern nachmittags fand unter dem Vorsitze des Dr. Kenealy in Nottingham eine „Nationalconferenz" statt, welche zu dem Zwecke einberufen wurde, um die Candidatur deS „Sir R. Tichborne" für Nottingham bei der nächsten Wahl zu fördern. Es waren bei dieser Conserenz Delegierte aus Westminster, Clerkenwell, Tower Hamlets, Lambeth, Sheffield. Leicester, Hanley, Stoke-on Trent, Hnll, Bradford u. s. w. erschienen. Der Präsident constatierte, dass der Zweck der Ber« sammlung die Sicherung der Wahl des Mr. Guil-sord Onslow oder vielmehr Sir R. Tichborne für Nottingham nach seiner Rückkehr sei. Die Nominierung hänge jedoch von zwei Bedingungen ab: ersten» davon, dass eine große Anzahl ihn zur Candidatur auffordere, und zweitens, dass ihm keine Auslagen aus derselben erwachsen. In einem zu demselben Zwecke abgehaltenen höchst stürmischen Meeting wurde „Sir R. Tichborne" als Kandidat nominiert. Local- und Provin)ial-Ängelegenheiten, — (Aus dem Gemeinderathe.) In det gestern unter Vorsitz des Bürgermeisters Laschan abgehaltenen Gemeinderathssitzung wurden vom GR. v. Zhuber als Referent der Personal- und Rechts» fection die Anträge gestellt, das Gesuch der AmtS-dienerswitwe M. Franz um Bewilligung der Pension per 116 fl. 67 kr. zu genehmigen und die Entscheidung über einen Recurs der Marienbrudcrfchaff in Todtenbeschau - und Befchreibgebürangelegeu-heiten bis zur Beendigung der diesbezüglich noch nicht völlig abgeschlossenen Erhebungen zu vertagen. Wird angenommen. GR. Dr. v. Schrey berichtet namens des Tivoli-comites über die Verwendung der Zuchtbäume ander ausgelassenen Baumschule in der Ziegelgaffe. Da, wie Referent erörtert, es schwer fein bürste, den Beschluss des Gemeinberathes, in Hinkunft die öffentlichen Alleen nur mit Lindenbäumen zu bepflanzen, ausnahmslos zur Durchführung zu bringen, während anderseits für die Kastanienbäume auS der aufgelassenen Baumschule eine anderweitige Verwendung nicht so leicht zu bewerkstelligen ist, stellt das Tivolicomitt den Antrag, ausnahmsweise die in der aufgelaffenen Baumschule vorhandenen Kastanienbäume zur Bepflanzung der Straße längS der Mauer des Verpflegsgartens bis zum Coliseum und von dort ans bis nach Tivoli zur Anlage einet' Allee längs der dermaligen Fahrstraße, eventuell auch zu anderen Bepflanzungen zu verwenden und den erübrigenden Rest in bie Baumschule an der Triesterstraße zu übersetzen. GR. Regali polemisiert gegen diesen Antrag, weil er gegen den früheren Beschluss des Gemeinberathes betreffs Anpflanzung von Lindeubäumen verstoße. Doch wird derselbe zum Beschlüsse erhoben und der weitere Anträg deS GR. Gorsik, auch die Tirnauer Lände und die Ziegelstraße mit Kastanienbäumen zu bepflanzen, dem TivvlicomitL zur Berichterstattung zugewiesen. GR. Dr. Schaffer referiert namens der Polizei-fection über zwei Recnrfe gegen Straserkenntnisse des Magistrates wegen Überschreitung der Vorschriften betreffs der Mehrungsabfuhr. Da in den Recnrfen ber Thatbestand der Ueberfchreitung nicht in Abrede gestellt werden kann, so beantragt der Berichterstatter deren abweisliche Erledigung, welchem Antrage der Gemeinderath unter gleichzeitiger Herabsetzung des Strassatzes im Gnadenwege Folge gibt. — Als Referent der gleichen Scetion beantragt Dr. Bleiweis die Aufstellung zweier Rettungsschiffe im Laibachflusse. Nach ziemlich langwieriger Debatte wird die Aufstellung der Rettungsschiffe im Princip genehmigt, deren Zahl aber auf vier mit den Standplätzen nächst der St. Jakvbsbrücke, am Franzensquai, nächst der Peterskaserne und am Po-lanadamm normiert. Die Organisation der Bedienung der Rettungsschiffe wird dem Magistrate zugewiesen. — Nach Genehmigung der vom GR. R. v. Gariboldi vorgelegten Anträge der Polizeisection betreffs der Tragdauer der Uniformstücke der städki» schen Sicherheitswache und nachdem über Antrag deS Berichterstatters Dr. Schaffer die definitive Lösung der Mehrungs-Abfuhrfrage behufs Einholung eines Gutachtens des städtischen Gesundheitsrathes Von der Tagesordnung abgesetzt worden war, interpellierte GR. Regali den Bürgermeister wegen der Auslaufrinnen mehrerer Häuser am Auerspergplatze und hinsichtlich der vom Magistrate getroffenen, eventuell noch zu treffenden Schutzvorkehrungen gegen die Rinderpest. Der Vorsitzende sagt die baldigste Beantwortung dieser Interpellationen zu, worauf die Sitzung geschloffen wird. — (Theater.) Die gestrige Aufführung der Operette „Prinz Methusalem" von Johann Strauß war gut besucht und wurde vom Publicum sehr beifällig ausgenommen. Namentlich gefielen die Herren Weiß (Trombonins) und Mondheim (Fürst Sigismund), welche sich mit den Damen Fräulein Heißig (Pulcinella) und Widemann (Methusalem) in den Erfolg des Abends theilteu. Großen Applaus erregte insbesondere das alte Couplet vom „Tüpferl auf dem i", welchem Herr Mondheim einige neue, auf hiesige Verhältnisse anspielende Strophen unterlegt hatte. — (Kalenderliteratur.) Unter dem Titel: „Das Neue Jahr" gibt der bekannte steiermärkische Schriftsteller P. K. Rosegger einen Volkskalender heraus, dessen achter, im Verlage der Manz'schen Hof-Verlags- und Universitäts-Buchhandlung zu Wien erschienener Jahrgang uns zur Besprechung eingesendet wurde. Wir kommen dieser Aufforderung um so bereitwilliger nach, als sich dieses Jahrbuch in vorteilhafter Weise vor der Mehrzahl ähnlicher Erzeugnisse der periodischen Literatur unterscheidet, welche, mit Ausnahme der Titel, schlechterdings gar nichts an das Volksleben Erinnerndes darzubieten vermögen. Außer dem eigentlichen Kalendarium bietet der uns vorliegende Volkskalender in der Hofgeschichte „Das Viktel" und in der Erzählung „Gott zum Feinde" zwei jener Dorfgeschichten aus der Feder Roseggers, bei welchen der ungezwungene und ungesuchte Ton der Schilderung nicht minder zu rühmen ist, wie die feine Beobachtungsgabe für das Volksleben und dessen Charaktere, welche den schriftstellerischen Leistungen Roseggers aus diesem Gebiete eine so naturgetreue Staffage verleihen. Eine dritte Erzählung Roseggers „Der Himmelherrgottswirt" reproditciereii wir in unserem Feuilleton. Auch der übrige erzählende Inhalt des Kalenders, wie „Steierische Weis'", „Der Spieler", „Ränke und Schwänke" trägt das Gepräge seines Ursprunges so deutlich an sich, dass man nicht erst zu rathen braucht, um in Rosegger ihren Urheber ober doch ihren Nacherzähler zu erkennen. Es würde zu weit führen, alle Details des vorliegenden Jahrbuches anznsühren, das unter anderem auch belehrenden Aufsätzen in volksverständlicher Weise Raum in seinen Blättern gönnt. Es bietet eben viel, und da alles, was es bietet, im engsten Zusammenhänge mit dem wirklichen Volksleben, mit seiner Anschauungsweise und seinen Bedürfnissen steht, so wird es auch als wirkliches Volksbuch allenthalben willkommen sein. * * F. Gottschee, 20. Oktober. (Bärenjagd.) [Ortg.-Cotr.] Der am 16. d. gefallene Schnee, der an Obst- und Laubholzbäninen so empfindlichen Schaden anrichtete, hatte bei uns wenigstens das eine Gute im Gefolge, dass auf frischer Fährte zwei Bären erlegt wurden. Der erste, den Sonntags Bauern aus der Pfarre Rieg hieherbrachten, war ein mittelgroßes Thier, der zweite, heute eingelieferte aber ein itapitalkerl von 240 Kilo Gewicht. Er wurde bereits am Sonntag von Jägern ans Kotscheu, Moos und Hinterberg angeschossen und hierauf bis heute früh verfolgt. Die Nachstellenden, denen ein Förster die Gewehre wegzunehmen drohte, sobald sie sich damit im fürstlichen Revier zeigen würden, hatten nur Beile und Knüttel, wobei es sich unglücklicherweise ereignete, dass einer der Verfolger dem gehetzten Bären zu nahe kam, ausglitt, von ihm erfasst und an Brust und Händen nicht unbedeutend verletzt wurde. Die Sache hätte leicht schlimm enden können, aber rechtzeitige Hilfe ließ den Unvorsichtigen mit dem Schrecken und einigen Fleischwunden davonkommen. Endlich wurde man des Bären doch habhaft, erschlug ihn, freilich auf Kosten des schönen Felles, mit Hacken und brachte ihn im Triumph zur Bezirkshauptmannfchaft. Das Fleisch wurde mit 16 kr. Per Kilo verkauft. Witterung. Laibach, 21. Oktober. Nachts stürmischer Südwind, heute anhaltender Regen, rascher Wechsel der Temperatur, schwacher Ost. Wärme: morgens 7 Uhr + 13 2", nachmittags 2 Uhr + 4 8" G. (1878 + 17-0°; 1877 + 9411 C.) Barvmcier rasch steigend , 728 26 Millimeter. i)a& gestrige iagcsnuttci der Wärme + 9 3°, um 15° unter dem 'Jionnalc; der gestrige Niederschlag 23 40 Millimeter Regen. verstorbene. Den l 9. Oktober. Rosalia Jerin, Schustersgattin, 25 I., Florianigasse Nr. 60, Lungenschwindsucht. — Amalia Kühnei, Normalschuldircctors Witwe, 81 I., Ballhausgasse Nr. 8, Altersschwäche. Im Civilspitale: Den 19. Oktober. Johann Per, Schullehrer zu Vrem, 38 I., Lungentuberenlose. Gedenktafel über die am 23. Oktober 1879 ftattfinbenben Licitatiouen. 1. Feilb., Fink'sche Real., Hoievje, BG. Großlaschiz. — 3. Feilb., iut’sche Real., Lome, BG. Jdria. — 3. Feilb., Strah (che Real., Jlovagora, BG. Großlaschiz. — 1. Feilb., Hauptman'schc Real., Sittich, BG. Sittich. — 3. Feilb., Pajk'sche Real., Draga, BG. Sittich. — 3. Feilb, Simon« iii’fchc Real., Weixelburg, BG. Sittich. — 3. Feilb., ©lat« sche Real., Fitsch, BG. Sittich. — 3. Feilb., Zupaniit'sche Real., Kreuzdorf, BG. Sittich. — 3. Feilb., Novak'sche Real., Podgoro, BG. Großlaschiz. — 3. Feilb., Levar'sche Real., Grahovo, BG. Loitsch. — 1. Feilb., Obreza'sche Real., Weznlak, BG. Loitsch. Theater. Heute (ungerader Tag): Gavaut, Minard und Compagnie. Posse in 3 Acten von Goudinet. Wiener Börse vom 20. Oktober. Allgemein« Slaal»-frfiutd. papierrenre........... Silberreine .......... Soldrenre............. TtaatSlose. 1854. . . * 1860. . . „ 1860 zu 100 fl. 1864. . . $rundentfuftunyt~ Obligationen. Galizien.............. Siebenbürgen ... Temeser Banat . . . Ungarn ............. . Andere öffentfidie Anlehen. Lonau-Regul.-Lose . Ung. Prämienanlehen Wiener Anlehen . . Actien v. Lanken. Kreditanstalt f.H.u.G. -tationalbank. . . Geld 68 50 69 80 81-40 121 - 127 — 128 50 157 76 94 10 86— 109 50 105' 113 — 265 40 837 — Actien v. Transport Unternehmungen. Ülföld-Babn .... Donau - Dampfschiff LUsabeth-Wekbabn . ßerdinandS-Nordb. . H-ranz.Ioseph-Bahn Saliz. Karl-Ludwigb Lemberg - «Lzernowitz -Llovd»«sejeUschaft . War. 68 60 69 9i 81-50 121 50 127 2.^ 129 — 158 9450 86 75 89-91'50 110'— 105-25 113-25 265 60 83«' 137 — 582 172 50 136-75 581 172 25 2292 j 2297 149 2-. 149'50 240 —'240 25 139-60,140 580 —[581 - iliordweftbahn . . . . NudolfS-Bahn . . . Staatsbahn .... Südbahn.............. Ung. Nordostbahn . Pfandbriefe. Bodrucreditanstalt in Gold........... in österr. Währ. . Wationalbanl.......... Ungar. Bodenkredit. . f)rioritats~$5Iig. Elisabethbahn, l.Em Ferd.-Nordb. i. Silbe, ranz-Iofeph-Bahn. Haliz.K-Lndwigb. I.E. Oest. Nordwest-Bah», Siebenbürger Bahn StaatSbahn, l. 6m. Südbahn ä 3 Perz. * 5 * . Privatkose. Creditlose........... MudolsSlose .... Devisen. (Befdforten. Zutaten........... 20 Francs .... 100 d. Reichsmark Silber............ Geld 131 — 25 265 — 79 75 129-50 117-— 100'— 10110 100.— 96*60 105 75 9610 102 75 96-76 74 40 168.— 120 25 102-40 168 25 17 60 11710 5 59 9 34 57 75 100 - Mare 131-50 136-60 265 50 80— 130— 117-50 100-50 101 30 101 — 97 — 106— 96-30 103.— y7-— 74 70 168-50 120-50 102.70 168 75 18 — 117 20 5 60 9 34«/, 57 80 ICO — Telegraphischer Cnrsbericht am 21. Oktober. Papier-Rente 68 3b. — Silber-Rente 69 70. — Gold-Rente 80-95. — 1860er Staats-Anlehen 127 50 — Bank» actien 836. — Creditacticn 264W. — London 11710. — Silber —. — K. k. Münzdncaten 5-59. — 20-Francs' Stücke 9 35. - 100 Reichsmark 57 75. W arnunsr, In jüngster Zeit schleichen in Kram Leute mit Nähmaschinen-Preiscouranten herum, offerieren Maschinen zu Spottpreisen, nehmen Angelder und verschwinden wieder, ohne die Waren zu liefern. Anderwärts werden wieder nachgemachte, höchst unverlässliche Maschinen, ja selbst Ausschussware, von derlei fremden Agenten dom Laien für theueres Geld aufgedrungen. Hilflos und verzweifelt stehen nachher solche Opfer bei der Maschine, für welche sie geradezu das Geld hinausgeworfen haben. Wer daher eine meiner fünf Jahre garantierten Original-Nähmaschinen zu Fabrikspreisen wünscht, wende sich vertrauensvoll an mein seit fast zehn Jahren am hiesigen Platze bestehendes und als solid bekanntes Geschäft, wo auch jede, wie immer Namen habende Reparatur fachmännisch sofort hergestellt werden kann. Für auswärts nimmt mein Reisender Herr Anton Grebeuec Aufträge bereitwilligst entgegen und ertheilt auch gleichzeitig im Nähen gründlichen .Unterricht gratis. Hochachtungsvoll Franz Detter in Laibach am Rathaus-, resp. Hauptplatz. (464) 2 Druck von Jg. v, Klcinmayr & geb. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaction verantwortlich: Dr. Hans Kraus.