Nr. 263. P,ännmeratlon«plei«: Im Vomptolr ganzj. fi. 11. halbj. N. 5 50. ssllr die Zustellung !n« Hon» halbl. 50 lr. Vii! der Post ganzj, fi, iö, hnldj. ft. ?'5u. Freitag, 16. November. Inse«tlonsg«bür: Für Nelne Inserat» vl« zu 4 Zellen »5 lr.. »rößere p« Zelle 8 l»., bel « Nicht durchforschten Gebiete. Der Verfasser bescheidet sich s) ./"onliurt, Bausteine zur Geschichte des Theaterwesens in ^,>"Ncich zu bieten, bringt indcs wancheilri QueNenmatrrml t>iix^' welches von allgemeinstem Interesse ist. Das Auch d °" das vierte Sttick der im Verlasse von Karl K oncgcn ,,"'' den Professoren Sauer, Werner und Minor herausgegebe-ü,!s. "Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur mid des R''"8en «ebcns in Oesterreich". Wir geben im obigen einen leerenden Auszug aus den uns vorliegenden Aushängebogen N, 5 denl Curiosum einer Vc ° rbcitung des „Kauf. y.V'" fion Venebig", die noch zu Shakespeare's "ieiten in Graz aufgeführt wurde. 1612, Rudolph II. deutscher Kaiser. Er residierte be« kanntlich längere Zeit in Prag. In Wien regierte im ersten Jahrzehnt des siebzehnten Jahrhunderts Mathias als Statthalter, in Innsbruck Maximilian. Neben diesen drei Hofhaltungen der kaiserlichen Brüder gab es noch einen vierten Regentenhof, den der „steierischen Linie" in Graz. Maria aus Vaiern waltete in der Grazer Burg. An ihrem Hofe begegnen wir zu» erst den englischen Comödianten; im Gefolge ihrer Kinder finden wir überall die „Engelender". Die hohen Herrschaften in Graz erfreuten sich abwechselt) an den Schulcomödien der Jesuiten und an den englischen Stücken. Der Grazer Leibarzt Hippolyt Guarinoni hat in einem merkwürdigen Werte vom Jahre 1610, wel« che« den Titel führt: „Die Grewel der Verwüstung menschlichen Geschlechts", uns die Stimmung auf« bewahr», der diese Comödianten begegneten. Er rühmt die Schauspielkunst über alle Künste, und als ihren Gipfel sieht er die Iesuitenspiele an. Er erzählt von den Schauspielaufführungen in Italien und fährt dann, auf Deutschland übergehend, fort: „Dergleichen fchaw' und Hörspiel seyn der zeit in Teutschland zu finden und dern Komödianten wie ich selbst gesehen auß den Nider- und Engelländischen Stätten, so von ein ort zum andern herumb ziehen und ihre löchrige bossen und gauckelspiel (doch ohne ungebür) umb daß gelt denen so es zu sehen und zu hören begeren zimlicher maßen soviel man in Teutscher Sprach und geberden zuwegen bringen kan, verrichten." Die englischen Schauspieler gelangten über Deutschland nach Oesterreich. In Deutschland gab es zu Shakespeare's Zeit nebst einigen unbedeutenderen oder nur vorübergehend auftauchenden Co'.nödianten-Gesell« schuften drei große englische Hanpttruppen, deren erste unter John Sackville sich an den Dichter-Herzog Heinrich Julius von Braunschweig, die zweite unter Rob Brown und John Green an den Landgrafen Moriz den Gelehrten von Cassel, die dritte unter John Spencer, auch Junker Hans von Stockfisch genannt, an die östlichen Kurfürstenhöfe in Berlin und Dresden anfchlofsen. Von diesen drei Gesellschaften gelangte nach Oesterreich nur die zweite Haupttruppe, die sich später in einen protestantischen Zweig unter Brown und einen katholischen Zweig unter Green gespalten zu haben scheint. In den Contracten dieser „hessischen Comödian« ten" mit dem Landgrafen Moriz sehte der ebenfalls dramatisch thätige Fürst fest. dass sie auf fein Erfor-dern Comödien und Tragödien, entweder von ihm oder von ihnen erfunden, darstellen, die ihnen von ihm angegebenen Argumente oder Historien bearbeiten und in seine, das heißt, die deutsche Sprache übersehen, auch in allen anderen Dingen, worin sie geübt wären, sich willig erweisen sollten. Ihr ältester Führer Robert Braun (Brown), der schon 1591 in Deutschland erschien, muss ein hervorragender Schauspieler und rühriger Director, aber zugleich ein sehr unsteter Herr gewesen sein, denn er ist bald in Deutschland, bald in London, bald bei der Gesellschaft des Grafen Worcester, bald des Grafen Derby, bald des Landgrafen Moriz von Caffel, bald Filhrer auf eigene Faust, aber stets Führer der betreffenden Gesellschaft. Zum letztenmal hören wir von ihm. da er 1620 „aus Prag in Brhmen" kommend, in Frankfurt a. M. um Spielerlaubnis bittet. ^ ^ ^ Neben Brown trat 1606 zum erstenmale Johann Grün (John Green) als Führer der hessischen Comö« dianten auf. Green, der als ..junger Gesell die feinen Jungfrauen und Weibsen" spielte, avancierte dann zum „Lustigmacher" (Pickelhäring). als welcher er die Hauptperson der Gesellschaft wurde. 1607 scheint sich Green von Brown getrennt und, zur katholischen Liga gravitierend, mit einem Theil der hessischen Truppe nach Oesterreich gewendet zu haben. Im November ist er in Graz. Laibacher Zeitung Nr. 263 ______2244 16. November 1883. heftigst angegriffen. Niemand anderer als Dr. Herbst war es, welcher in einer am 22. Oktober 1878 abge< haltenen Parteiconferenz über die „verhängnisvolle Hand" Andrässy's bitter geklagt und sein Zurücktreten verlangt hat. Derselbe Dr. Herbst hat damals den Antrag gestellt, das Abgeordnetenhaus möge dem Ber-liner Vertrage nur mit der Verwahrung zustimmen, dass es die auswärtige Politik nicht zu billigen vermöge. Ja die Verfassungspartei gieng so weit, dass man bereits eine Sprengung des Vertrages befürchtete. Das scheinen die Herrschaften heute alles vergessen zu haben, und es wäre ihr Wunsch, dass man es auch in — Berlin vergessen wollte. Die maßgebenden Berliner Kreise haben jedoch kein so schwaches Gedächtnis, und erst vor wenigen Tagen hat die Norddeutsche allgemeine Zeitung neuerlich in bestimmtester Weise die Erklärung abgegeben, dass man in Berlin auf die Freundschaft unserer Deutsch-Liberalrn nicht reflectierte, und man wird an der Spree auch nach der neuesten Er-tlärung des Delegierten Dr. Sueß, das austro-deutsche Bündnis sei eine Herzenssache, sicherlich nicht anderen Sinnes werden." Auch der Mährisch - sch lesifche Correspondent behandelt die Rede des Deleg. Sueß und bemerkt: „In seiner stammenden Beredsamkeit schildert uns Professor Sueß, wie herrlich und segensreich der Völkerfriede sei; wie erfreulich es sei, dass sich die Italiener uns nähern; wie heilsam es gewesen, als Frankreich und England die hundertjährigen Gegensätze ihrer Interessen ausgeglichen; wie heiß es zu wünschen sei, dass die friedlichen Bestrebungen der Regierungen durch die gegenseitige Freundschaft der Völker gestützt und getragen werden; er demonstriert uns endlich ebenso überzeugungsvoll wie überzeugend, wie unerlässlich es sei, dass die inneren Kräfte eines Staates harmonisch zusammenwirken, um denselben die wünschenswerte Richtung zu geben. Allein gilt denn all diese kostbare Wahrheit nur von der äußeren, nicht aber auch von der inneren Politik? Und was ist von Seite der Linken geschehen, um nach dem großen Beispiele der Westmächte die Gegensätze auszugleichen, die Vorurtheile zu bannen? Was ist von Seite der Linken geschehen, um es auch im Innern dahin zu bringen, dass die gegenseitige Freundschaft der Völker die friedlichen Bestrebungen der Regierung fördere? Vergebens bemühen wir uns, den schroffen Widerspruch zwischen der inneren und äußeren Politik der Linken aufzuklären." Das Landesgesetz« und Verordnungsblatt für das Herzogthum Kärnten publiciert das vom kärntnerischen Landtage in der letzten Session beschlossene und von Sr. Majestät dem Kaiser sanctionierte Gesetz bezüglich der Beitragsleistung der Feuer-versicherungs'Eesellschaften zu den Kosten der Feuerwehren. Der Beitrag hat 2 pCr. der Brutto-Prämieneinnahmen jeder Gesellschaft zu betragen. Am 10. b. M. wurde in Hermannstadt die Generalversammlung der sächsischen Universität abgehalten. Das Interesse für dieselbe war ein umso größeres, als Obergespan Dr. Moriz Brennerberg zum' erstenmale in der Eigenschaft als ComeS der sächsischen Universität präsidierte. Die Deputierten, welche in großer Anzahl erschienen waren, folgten der Eröffnungsrede des neuen Comes mit gespannter Aufmerksamkeit. Ungetheilte Anerkennung fanden besonders die folgenden Schlussworte der Eröffnungsrede des Sachsen« Grafen: „Lassen Sie uns in ungestörter Einigkeit, nicht achtend der Unterschiede der Nationalität, der Religionen und Parteien, bloß nach Recht und Billigkeit stets das Eine unverrückbare hehre Ziel anstreben: mit den von uns und unfercn Vorfahren durch Fleiß und Redlichkeit angesammelten Mitteln die erhabensten Güter der Menschheit: Bildung und Sittlichkeit, imter sämmtlichen Bewohnern der durch Sie repräsentierten Bezirke zu verbreiten und in solcl'er Weise am Wohle unseres geliebten Vaterlandes weiter zu bauen." Reichsraths'Delegation. 3. Sitzung. Wien, 13. November. Präsident: Fürst Czartoryfki. Auf der Ministerbank: Ihre Excellenzen Graf Bylandt, v. Kallay. Auf der Bank der Regierungsvertreter: Die Sectionschefs Freiherr v. Falke, v. Merey und Lambert; der außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Freiherr v. Teschenberg; Seclionsrath Dr. Ritter v. Khu. Delegierter Freiherr v. Besezny referiert über die Schlllssrechnung des gemeinsamen Staatshaushalles pro 1881 und über die Erstreckung des Verwendungs-termines einzelner Posten. (Die Ausschussanträge auf Ertheilung der Indemnität und auf Erstreckung des Termines werden genehmigt.) Delegierter Ritter v. Streeruwitz referiert über die dem Petitionsausschusse zugewiesenen Petitionen. Die Petition des Patentalinvaliden Franz Herrmann aus Tremischl um Belassung des Patental-Invalidengehaltes mich für die Zeit seiner Anstellung als Gemeindeschreiber und um Rückwirkung des Gesetzes vom Jahre 1875 wird bezüglich des zweiten Theiles abgelehnt, bezüglich des ersten der Regierung zur eingehenden Würdigung abgetreten. Die Petition des Linienschissscapitäns Ritter von Florio in Pola um Vermittlung der Auszahlung einer der Familie Florio wegen eines von türkischen Piraten gekaperten Schiffes von der ottomanischen Negierung gebürenden Entschädigung per 76 000 Piaster wird dem Ministerium des Aeußern mit dem Wunsche empfohlen, doch noch einen Versuch zu machen, auf diplomatischem Wege der Familie Florio zu ihrem Rechte zu verhelfen. Die Petition des Arthur R. Stubenrauch, angeblichen Generaldirectors beim tunesischen Prinzen Sidi Mohamed, um Velangung des Ministeriums des Aeußern wegen verweigerten Rechtsschutzes wird dem Ministerium zur Amtshandlung abgetreten. Sitzung morgen 11 Uhr. Vom Ausland. Der russische Rcgierungsbote widerlegt ziffer-mähig die jüngste Meldung der Times, nach welcher das Deficit im diesjährigen russischen Staatsbudget 24 Millionen betrage, und versichert ferner, dass mehr als die Hälfte der zur Zinsenzahlung und Amortisation der ausländische!, Anlehen erforderlichen ö0 Millionen durch AlMlchme von Coupons als Zoll-zahlungen gedeckt wird. Zur Deckung der anderen Hälfte besitze die Regierm'g genügende Mittel in jenem Theile der Zollgefälle, welche nicht in Coupons, sondern in Gold einstießen. Aus Anlass der Meldung der Times, dass dec Director der St. Petersburger Discontobank, Sack, und Raffalovich sich um das Zustandekommen der russischen Anleihe im Auslande bemühten, bemerkt der Regicrungsbote, diese Auslassungen bedürften keines Dementis, weil zwifchen den Genannten und dem Finanzministerium keine diesbezügliche Ueber-einkunft stattgefunden hat. Das preußische Staatsministerium hat, wie Berliner Blätter melden, in feiner am 11. d. Wi. abgehaltenen Sitzung über den Inhalt der Thronrede, mit welcher der Landtag am 20. d. M. eröffnet werden soll, und über die demselben zunächst zu machenden Vorlagen Beschluss gefasst. Wie die Kreuz« Zeitung erfährt, wird der Vicepräsident des preußischen Staatsministeriums die Rede zur Eröffnung des Landtages halten. Was die zu erwartenden Vorlagen betrifft, weiß das genannte Blatt Folgendes mitzutheilen: „Außer den Eisenbahn-Verstaatlichungen und den Secundarbabn-Vorlagen, der Iagdordnung und den Landgüter «Ordnungen für die Provinzen Schleswig-Holstein und Schlesien werden die Kreis-und Provinzialordnung für Hannover, der Etat und vor allem das Gesetz, betreffend die Reform der direc-ten Personalsteucrn, den Landtag in erster Linie beschäftigen. Der Etat wird, Dank den erfreulichen Resultaten der Eisenbahnverwaltung, ein sehr erfreuliches Bild gewähren; derselbe soll nicht nur balancieren, sondern sogar die Mittel für nicht unerhebliche Ausgaben im Extra-Ordinarium bereit halten. So wird sich das Hauptinteresse der Steuerreform zuwenden." Der französische Kriegsminister General Cam-penon soll sich, wie die Republique Franyaise mit» theilt, entfchlossen haben, den inneren Festungsgürtel von Paris niederreißen zu lassen. Der Kriegsminister theilt angeblich aus militärischen Rücksichten den Wunsch, welchen der Pariser Gemeinderath «m Interesse der Entwicklung der Hauptstadt und namentlich behufs Herstellung billiger und gesunder Arbeiterquar« tiere bisher vergeblich zum Ausdrucke gebracht hat. Die Enceinte soll aber erst niedergelegt werden, nmm in der doppelten Reihe von Außenforts gewisse Lücken ausgefüllt sein werden, deren Vorhandensein dem Ge« neralstabe Besorgnisse einflößt. Es würde sich, wie die Republique Fran^aise meint, nur um vier bis fünf neue Forts handeln, deren jedes mit einem Auf' wände von 1 200000 Francs herzustellen wäre. Die Kammern hätten also zunächst 6 bis 7 Millionen Der Pfennigmeister zahlt den englischen Comö-dianten 300 Reichsthaler aus, woraus sich auf acht bis zehn Vorstellungen schließen lässt. Von Graz gieng Green nach Passau, wo er die Comödien vom Juden und vom Verlornen Sohn vor dem in Passau als Bischof regierenden Grazer Erzherzog Leopold aufführte, und kam dann im Faschinq 1608 nach Graz zurück. Ein Brief der achtzehnjährigen Erzherzogin Magdalena, die damals gerade mit Cosimo von Medici, Erbgroßherzog von Florenz, verlobt worden war, an ihren Bruder Ferdinand in Regensburg unter« richtet uns genau über die englischen Aufführungen. Es waren zehn Vorstellungen vom 8. bis 19. Februar, für welche die Engländer laut Pfennigamts.Rechnung 400 Thaler Honorar erhielten. Der Brief der Erzherzogin ist reich an Mittheilungen über die Faschings» Vergnügungen, namentlich die verschiedenen Tänze zu jener Zeit. Da hören wir: ,Am sontag haben sy ge. habt von dem Dockthor Faust us". Hier haben wir also in Graz am Sonntag, den 10. Februar 1608: die erste Faust-Aufführung auf dem Con-tinent. Natürlich ist der Marlowr'sche Faust ge-meint, ebenso wie mit dem in Graz und in Passau aufgeführten „Juden" Marlowe's „Reicher Jude von Malta". Die Frage liegt nahe, kommt nicht auch Shakespeare im Grazer Repertoire vor? Die Erzherzogin Magdalena berichtet: „Am unsinigen Montag haben sy (die Engländer) vider ein Comedi gehalten von ein Khilnig von Khi-pern und von ein Herzog von Venedig, ist auch gar schön geWest." Ein König von Cypern und ein Herzog von Venedig? In der Wiener Hofbibliothek befindet sich ein altes Manuscript von einer Comödie, in welcher der Wmg von Cypern und der Herzog von Venedig als Hc»up<- und Staatsfiguren auftrete»'. Der Titel dMr Cumüdie aber ist: „Daß Wohl gespro-cyene Ulzrttheil Eynez weiblichen Stu- denten oder der Iud Von Venedig" — kurz die Comödie ist eine alte Pickelhäringsbearbeitung von Shakespeare's Kaufmann von Venedig. Die einfache Bemerkung der Erzherzogin Magda. lena, es sei am ..unsinigen Montag" eine Comödie von einem König von Cypern und von einem Herzog von Venedig aufgeführt worden, enthält, genau besehen, eine ganze Reihe von Vorbedingungen, die bei einem Stück, welches prätendiert, diese Comödie zu sein, zusammentreffen müssen. Das Stück muss 1608 schon existiert haben; es muss eine englische und zugleich deutsche Comödie gewesen fein, und zwar ein Lustspiel, und zwar, um für den „unsinigen Montag" zu Passen, höchstwahrscheinlich ein Verkleidungslustspiel; es muss die seltene Combination eines Königs von Cypern mit einem Herzog von Venedig ausweisen. Was zunächst das Alter der Handschrift anbetrifft, so präsentiert sich diese als ein Theatertextbuch aus dem siebzehnten Jahrhundert. Nun wurde Anno 1674 in Dresden von „englischen Comödianten" eine Comödie von „Iosepho Juden von Venedig" aufgeführt, welche mit dem Wiener Manuscript iden-tisch ist, denn Shakespeare's Shylock heißt in diesem „Iud Barrabas, hernach Joseph". Von 1674 an können wir also die Comödie durch das ganze siebzehnte Jahrhundert zurück verfolgen. Unter dem Namen der Comödie von „Iosepho Juden von Venedig" erscheint sie auch in Greens Dresdener Repertoire von 1626. Unter dem Titel „Von dem König aus Cypern und dem Fürsten aus Venedig" aber Wird sie von kurfürstlich sächsischen Hofcomödianten in Prag und von Green 1608 in Oraz aufgeführt. Die Comödie wandert mit Green von Graz nach Dresden und verbleibt dann den Dresdener Hofcomö» dianten. In dem Wiener Manuscript ferner befinden sich zwei Stellen, welche sieweifen, dass dasselbe schon im ersten Jahrzehnt des sechzehnten Iahrhunoertes existierte. Der Prinz von Cypern sagt im ersten Act: „Ich halte dafür, daß der Türck nichts so baldt gegen Unß anfangen wird, dieweil er neulich mit SefiaußPersien eine solche unglückselige schla cht getahn, in welcher er über 20000 Mann oerlohren." Diese große Schlacht des Sesi kann keine andere gewesen sein, als der Sieg des Perser Schah Abbas al Safi (englisch gesprochen Sefi) am 24. August 1605. welcher die Christenheit mit Jubel erfüllte und in London fogar als Theaterstück auf die Bühne gebracht wurde. Die Perser erfochten später leinen ähn-lich bedeutsamen Sieg über die Türken, und nach deM Tode des großen Sefi, 1628. sank die Macht des Perser Schahs. Nehnlich bezieht sich der Prinz von Cyftern im ersten Act auf Marlowe's Juden von Malta als etwas Neues und Bekanntes, indem er fagt: „Man weiß, was sie (die Juden) neulich zU Malta vorgenommen haben. Sie dürfen wohl der-mahleins diefes ganze Königreich den Türken verrathen." Beide Stellen sind offenbar zu einer Zeit N^ schrieben, da sowohl der Sefi von Persien als auch Marlove's „Jude von Malta" dem Publicum nocy sehr bekannt und vertraut waren, das heißt, zu A«' fang des siebzehnten Jahrhunderts. Es wird fon"» in dreifacher Richtung der Beweis erbracht, dafs w>r hier die deutsche Version eines Shakesfteare'schen Stücks vor uns haben, die schon zu Shakespeare s Lebenszeit bei uns aufgeführt wurde. Sehe" wir uns dies dramatische Unicum näher an. Der erste Act behandelt eine Iudenvertreibung von der Insel Cypern, wobei die Iudenplünderung l" Malta (nach Marlowe's Tragödie) als Vorbild erwähnt wird. Der Kronprinz von Cypern veranlag die Austreibung und Beraubung der Juden unter den Beschuldigungen des WucherS und der Gefahr, dura? sie den Türken verrathen zu werden. Der H^up^" dieser Judenverfolgung scheint aber der zu sein, "^ tödtlichen Haß des Juden Josef (oder Barrabas) ^ Aaibachcr Zeitung Nr. 263 2245 16. November 1883. Francs für diese Verstärkung der Außenwerke zu bewilligen. Der Politischen Correspondenz wird heute aus Belgrad gemeldet, dass einige der aus dem Zaj-karer Kreise verdrängten und zersprengten Insurgen« tenbanden, welche sich in der Richtung auf Knja-«ievac geflüchtet hatten, den Umstand, dass sie diese Stadt von Mitteln der Vertheidigung entblößt fanden, zu einem Ueberfalle benutzten. Sie wiegelten daselbst die Bevölkerung auf und nahmen vier außer Dienst gestellte Geschütze weg, worauf sie eine provisorische Regierung mit dem radicalen Abgeordneten Nlexa Stanojevii, einem ehemaligen Schneidergehilfen, an der Spitze proclamierten. Die lön. Truppen machten Uch zur Verfolgung der Ausständischen auf und zerstreuten sie nach einem zweistündigen Kampfe bei Vra-larnica, wobei die Anführer Obdidiö und der Pope Alariuko, zwei ehemalige radicale Deputierte, gefangengenommen wurden. KnjaHevac ergab sich, und die lön. Behörden wurden daselbst wieder eingesetzt. — Ungefähr gleichzeitig benutzte ein Haufen Bauern, unterstützt von einigen Bewohnern von Alex inac, bie Abwesenheit der Truppen, um in dieser Stadt das Gefängnis zu überfallen und den wegen Fälschung verurlheilten ehemaligen radicalen Abgeordneten Stanlo Pettovii zu befreien. Auch hier bemächtigten Nch die Empörer der Gewalt. Die serbische Negierung Hat inzwischen energische Maßregeln ergriffen, um auch 'N Alexinac die Ordnung wiederherzustellen. Gestern abends ist eine Trupftenabtheilung unter Befehl des Generals Milutin Iovanovic' dahin abgegangen. Von diesen zwei Fällen abgesehen, herrscht überall Ordnung. Tagesneuigkeiten. — (Ein reiches Legat.) In Neusatz starb in ber verflossenen Woche die Witwe Marie Trandafil, die 'hr gesummt?», 700000 st. betragendes Vermögen wohl-thätigen Anstalten und hauptsächlich zur Errichtung eines serbischen Waisenhauses vermachte. — (Sir Moses Montefiore,) Der bekannte englische Philanthrop Sir Moses Montefiore feierte am U' d. M. den Eintritt in sein hundertstes Lebensjahr, Elches hohe Alter in voller Gesundheit und im Voll-besitze der Geisteskräfte zu erreichen dem würdigen Greise vergönnt war. Die Stadt Ramsgate, in welcher Sir Moses seit einem Menfchenalter wohnt, hielt einen Feiertag und war festlich geschmückt mit Immergrün. Fahnen und Inschriften aus Gasstammen. Das Rath-haus trug die Flammenschrift: „Gott segne Sir Moses Montefiore" sowie des Jubelgreises Wahlspruch: „Denke "no danle". Zeitlich am Morgen erhielt ber Gefeierte k'll Telegramm der Königin folgenden Inhalte» : „Ich Ahle mich entzückt, Sie beglückwünschen zu können, "^bge Ihnen der Tag noch recht oft glücklich wieder-lehren." Aehnliche Depeschen liefen von den Prinzen ^s königlichen Hauses ein. Die jüdischen Cultusgemeinden '" England begiengen den Tag mit einer gottesoienst. ^chen Feier. Dasselbe geschah auch vielfach in anderen ^"dern. so z, B. kürzlich in Trieft, woselbst vormittags 'l! dem prächtig decorierten und beleuchteten israelitischen Tempel ein Festgottesdienst stattfand, dem Statthalter Baron Pretis. der erste Vicepräsident des Stabtrathes Dimer in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters, der Handelslammerpräsident Baron Reinelt, die englische Consularbehörde, andere Honoratioren und eine große Unzahl Andächtiger beiwohnten. — (Ein fast hundertjähriger Apfel.) Einen vollkommen (?) frisch erhaltenen Apfel von 96 Jahren besitzt ein Herr in Ulster County. Staat Newyork. Als sich im Frühsommer deS Jahres 1787 die Frucht aus der Blüte des Mutterzweiges herauszubilden begann — berichtet v. Th. im Oe. L, W. — zog man eine Glasstafche über sie und den Zweig, schnitt letzteren, nachdem der Apfel reif geworden, ab und siegelte die Flasche zu. — (Postsparcassen in Japan.) Im Jahre 1871 wurde in Japan das Postwesen nach europäischem Muster eingeführt, und seither hat sich dasselbe so ziem» lich alle Erweiterungen und Vervollkommnungen des Postdienstes angeeignet, die wir in Europa finden, so auch seit 1875 die Einrichtung der Postsparcassen. Der von dem japanischen Generalpostmeister Nomura kürzlich veröffentlichte 11. Rechenschaftsbericht über die Thätigkeit der japanischen Postanstalten im Fiscaljahre 1881/82 gibt auch hierüber Ausschluss. Am Schlüsse des Jahres (30. Juni 1862) gab es in Japan 1161 Postspar-cassen; 242 waren im Laufe des Jahres eröffnet, 16 geschlossen worden. In diese Cassen sind während des ge« nannten Jahres im ganzen circa 747000 Mn eingelegt worden, (Ein Yen --- 2 st. ü. W) Dieser Betrag übersteigt den des vorhergegangenen Jahres um 18.8 Procent, denjenigen des mit dem 30, Juni 1880 ab. geschlossenen Jahres um reichlich 30,7 ftCt. Unter Hinzufügung des von früher noch vorhandenen Bestandes und nach Abzug der im Laufe des letzten Jahres aus den Sparcassen herausgezogenen Beträge zeigte sich am Schlüsse des Jahres in denselben ein Barbestand von circa 944000 Yen. der den des Vorjahres um 202500 Yen übersteigt. Die Zahl der Einlagen hat sich aus dem Grunde bedeutend reduciert, weil im vorigen Jahre die Minimalsumme einer Einlage von 3 auf 10 Sen (I Sen — circa 2 kr.) erhöht worden ist. Am Schlüsse des ersten Geschäftsjahres (am 30. Juni 1875) hatte es in Japan erst 19 Postsparcassen mit 4478 Einlagen gegeben, am Schlüsse des Jahres 1881/82 gab es da« gegen, wie gesagt, schon 1101 Postsftarcassen mit 221000 Einlagen und 747000 Yen Sparcapital. Locales. — (Gemeinderathssitzung.) Heute nach« mittags 6 Uhr findet eine Sitzung des Gemeinderathes statt. Auf der Tagesordnung befinden sich: 1.) Mittheilungen des Vorsitzenden; 2.) Bericht der Personal« und Nechtssection wegen der Ernennung eines Bezirksvorstandes an Stelle des abgetretenen Herrn Mathias Gerber; 3.) Bericht der nach Graz entsendeten Herren Gemeinderäthe, betreffend die Verzehrungssteuerpachtung und die städtische Sftarcasse; 4.) selbständiger Antrag des Herrn Gemeinderathes Prof. Auklje auf Schaf« fung eines neuen Statutes der Stadt Laibach, — Sodann folgt eine geheime Sitzung. — (Die Protokolle der beiden letzten Sitzungen, von den Verifi-catoren bestätigt, liegen im Magistratsexpedite zur Durchsicht für die Herren Gemeinderäthe bereit.) — (Generalversammlung des Vincenz« Vereins zu Lai bach.) Oorts.^ Der hochw. Herr Cano« nicus Dr. Go gala erstattet writers Bericht über das schon im Jahre 1876 errichtete Knabenasyl. welches seither dem Vereine unschätzbare Dienste geleistet hat. Die den Kleinen im Namen des Herrn zugewendeten leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit brachten dem Vereine einen besonderen Segen und legten den ersten Grund zur Errichtung des Waisenhauses. Anch ist jenen Eltern, die sich in großer Armut befinden und dem nothwendigen Verdienste nachgehen müssen, eben dadurch ein großer Trost und eine Wesentliche Unterstützung gewährt, wenn sich ihre Kinder untertags in dieser Anstalt aufhalten, die Mittagskost, Schulrequisiten und theilweise auch die Bekleidung und Beschuhung erhalten. Einen besonderen Vortheil gewährt das Asyl durch Anleitung der Knaben zum regelmäßi-gen und erfolgreichen Schulbesuche. In der schulfreien Zeit müssen in der Anstalt die Lectionen genau erlernt, die Aufgaben ausgearbeitet und die verbesserten rein ab-geschrieben werden. Es ist nur zu bedauern, dass der Verein bei den beschränkten Geldmitteln nicht in der Lage ist, mehreren Kindern diese Wohlthat zuzuwenden. Dem Herrn von Laschan, der die Anstalt unentgeltlich leitet, gebürt ein wohlverdientes Lob, Allen Wohlthätern, namentlich den Herren Bäckern und Metzgern, welche einiges Brot und Fleisch unentgeltlich liefern, wird der tiefgefühlteste Dank ausgedrückt. — Die Herren Bäckermeister, welche das Brot unentgeltlich liefern, sind: Aonöar, Gregorz, Iancar Jakobs Erben, Ienko. Iansa. Kremzar, Mathian und Pirnat; die Frauen: Kleönik, Krüger und Perme. (Forts, folgt.) — (Lieferungs.Ausschreibung.) Am 26sten November d. I. um 3 Uhr nachmittags findet beim k, k. See-Arsenalscommando in Pola eine Offertoerhandlung statt über die eingelangten versiegelten Anbote, betreffs Sicherstellung des Bedarfes an Materialien für das k. k. See-Arsenal, die Land- und Wasserbau-Directionen und Marine-Anstalten zu Pola. Unter den Materialien sind: Bretter und Staffelhölzer aus Tannen- und Lärchen« holz. Tannenbalken und Schweller aus Eichenholz, ver« schiedene Holzgattungen. Artikel aus Holz, Farben. Leder, Oel. Fettstoffe, Seife. Unfchlittlerzen, Befen. Weingeist, Maße und Geschirre, Kohlenschauseln, Pinsel- und Bürstenwaren, Holzkohlen, Artikel aus Eisen, Stahl und Messing u. v. a. Offertformulare und Bedingnisse können in der Kanzlei der Handels- und Gewerbetam« mer in Laibach erhoben werden, die auch andere Aufklärungen zu geben bereit isi. — (Die Plenarversammlung des Männerchors der philharmonischen Gesellschaft) hat am 9, November abends im Clubzimmer der Casino"Nestauration stattgefunden. Dr. Kee3bacher eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Besprechung der Thätigkeit des Männerchors im abgelaufenen Jahre. Vor allem gedachte er der Betheiligung desselben bei der 600jährigen Lanoes-Iubiläumsfeier, bei welcher der !? .heißt hier Shakespeare's Shylock — gegen den Minzen von Cypern, ber für den königlichen Kaufen,, Antonio und zugleich für den Freier Vafsanio stritt, handgreiflicher als bei Shakespeare zu moti-"'eren. Der Prinz reist zum Besuch nach Venedig, ^ Jude schleicht sich, als Soldat verkleidet, mit auf ^s Schiff. Im zweiten Acte sehen wir den Prinzen ^b seinen Diener Pickelhäring, der die Hauptrolle !"!, Stücke spielt und die Shakespeare'schen Figuren ve'der Gefährten des Freiers, fowohl des Gobbo als ^ Grattano, in sich verschmilzt, zu Venedig um die M„e Patrizierin Ancillela und deren Zofe werben, ^enl Prinzen, der zufolge eines seinem Vater gegebe- kN Versprechens incognito bleibt, wird bald das ^elo knapp. Um Ancilleta bewerben sich noch zwei ^dere Freier, die sie jedoch mit schönen Redensarten Anzuhalten fucht, bis der Rechte kommt. Der Prinz "ist sich durch Pickelhäring vom Juden Iosepho, ohne ^. ihm den Barrabas von Cypern zu erkennen, Gesünder und Ducaten ausborgen. Die Gewänder braucht ^ um als «französischer Doctor" zu der Ancilleta, ^ sich krank stellt, zu gelangen. Diese Zwischen- krlieioung««Comödie wird so weit ausgesponnen, bis Ade Iosephus die Verschreibung auf ein Pfund Welsch geltend macht und die Dinge sich völlig wie «" dritten und vierten Act bei Shakespeare entwickeln, "slk höhnische Wiederholung von Shylocks Ausruf A'n ander Daniel!" ist dem Pickelhäring in den 7"und gelegt, der überhaupt den weitesten Spielraum Hl seine Witze erhalten hat. Der „Kaufmann von h. "edig" wurde vermuthlich von den „englischen Comü« Nn3^""' b'e ihn in London oft «eschen haben mochten, ^ dem Gedächtnis für ihre Zwecke in Deutschland h ^richtet, das heißt mit Steigerung und Häufung H.l "rrkleidungen als rechtes Faschingsstück und mit UHusügung des Pickelhäring als Hauptactor, der die a!« ^ bes Lancelot Gobbo und zugleich des Gratiano "« 3'eier der Zofe übernahm. (N. W. Tagbl.) Kram und seine öffentliche Gesundheit. Von Dr. Fr. KeeZbacher. (Fortsetzung.) Wir gehen auf die Special- und Privatschulen nicht näher ein und bemerken nur en pä88knt, dass dieselben 60 Lehrer mit 473 Schülern ausweisen, und folgen dem Verfasser auf feiner Erörterung des Volks« schulwesens in Krain, welches sich jedoch leider als kein sehr günstiges ergibt. Während z. Ä. in Tirol, dem schulreichsten Lande Oesterreichs, schon auf 529 Einwohner 1 Volksschule kommt, ist dies in Krain erst bei 1850 Einwohnern der Fall, Krain steht unter dem Mittel der österreichischen Länder, in welchen 1 Schule auf 1430 Einwohner trifft. Die Gesammtzahl der schulpflichtigen Kinder be. trägt 51972, von denen 85,29 pCi. auch die Schulen thatsächlich besuchen, eine gegenüber dem Verhältnisse in den übrigen Ländern sehr ungünstige Ziffer, nur Trieft. Görz, Istrien, Dalmatien, Galizien und Bukowina, in welch letzterem Lande gar nur 30 pCt. der Schulpflichtigen die Schule besuchen, zeigen noch un» günstigere Ziffern, während z. B. Salzburg 102, Niederösterreich 101, Oberösterreich und Böhmen je 100 pCt. aufweisen. Es entfallen in Krain 160 Schüler auf eine Schule, was bei den meist ungenügenden Räumlichkeiten unserer Landfchulgebäude eine Ueberfüllung unferer Schulen und damit eine große Gefahr für die Gesundheit der Kinder als wahrscheinlich annehmen lässt. Nachdem der Verfasser dem Zeilungs- und Vereinswesen sein Augenmerk gewidmet, kommt er auf die Arbeiterverhältnifse der Bergindustrie zu sprechen, und ist in dieser Hinsicht eine vom Werksarzte in Idria, Dr. Johann Haaz, dem Verfasser zur Verfügung ge-stellte Studie über die Queksilbererkrankungen in Idria wohl geeignet, die Aufmerksamkeit aller medicinischen und technischen Fachmänner zu erregen. Nachdem nun noch die Industrie- und Arbeiterverhältnisse der übrigen Industriezweige sowie die Hausindustrie des genaueren erörtert worden, übergeht das Buch auf die physische Entwicklung des Volles. Der Verfasser gibt folgende Aeußerung über den krainischen Volksschlag ab: Der Krainer, sagt er, ist im allgemeinen ein kräftiger, insbesondere durch Widerstandsfähigkeit ausgezeichneter Menschenschlag; Person« licher Muth, Kühnheit und Energie sind Hauptzüge im Charakter des Volkes, gute Eigenschaften, die jedoch leicht zum Ueberschiiumeu, zu Gewaltthätigkeiten führen. Die große Anzahl vou Todtschlägen, die alljährlich vorkommen, ist eben die Folge dieser Charaktereigen-lhümlichkeit, besonders wenn die im Gegensatze hiezu nicht zu verkennende Gutmüthigkeit des Volkes nicht durch Bildung des Geistes und insbesondere des Herzens die nöthige Erziehungspflege erhält. — Der Krainer zeigt meist hohen Wuchs, ebenmäßigen Körperbau und regelmäßige Gesichtsbildung. Am kräftigsten ist der Oberkrainer, der Aelpler, groß und gesund, bis auf die Arbeiter in den Bewerten und Fabriken, welche fchlecht genährt, oft klein und häufig verkriip« pelt find. Der Innerkrainer ist zäh und mittelkwftlg, mit Ausnahme der Idrianer Bergknappen, dle oft kränklich ausfehen. Ebenso ist in Unterkrain der Gottscheer und Tschernembler — meist arm, oft schlecht genährt — schwächlich, der Vewohuer des Rudolfswerter Bezirkes ist mittellräftig und ausdauernd. Die Nahrung des Volles im allgemeinen ist meist vegetabilisch und in den ärmeren Districten oft ungenügend; in Oberkrain ist die Nahrung öfters mit Nauchflleisch gemischt, die Verhältnisse in den Städten sind meist günstiger. Als statistischen Maßstab für die Physische Ent-Wicklung des Volkes wählt der Verfasser die Militärtauglichkeit. (Forts, folgt.) Laibachcr Zeitung Nr. 263 2246 16. November 1883. Männerchor die ehrenvolle Gelegenheit hatte, wiederholt vor Sr. Majestät dem Kaiser zu singen, Allerhöchst» welcher gelegentlich der Allerhüchstdemselben gebrachten Serenade über die Leistung des Chores in huldvollster Weise Worte der Anerkennung und des Dantes auszusprechen geruhte. Die Tage des 11. bis 16. Juli d. I. Werden jedem Mitgliede in begeisterungsvoller Erinnerung bleiben. Außerdem veranstaltete der Männerchor eine Liedertafel, brachte gelegentlich der Hochzeit einer gewesenen Vereinsschülerin und eines Damenchormitglieoes (die erstere die Vraut eines DirectionSmitgliedes, die Irhtere die Tochter des Gesellschaftsdirectors) Serenaden, fang, theils vollzählig, theils durch ein Gesangsquartett vertreten, bei vier Traueranlässen (die Leichenbegängnisse der Herren Anton Samassa und der Frau Smole, der Schwiegermutter deS Chormeisters Nedved, Frau Trdina, Mutter des langjährigen Chormitgliedes Herrn I, Trdina, und Frau Marie Leskovic, welche den Sängern von der Sängerfahrt nach Villach her in dankbarem Angedenken - steht, wo sie als damaliges Frl, Nagele die Sänger in einer sinnigen Ansprache begrüßte und eine Blumen« spende an das Vereinsbanner heftete), Ueberdies war der Männerchor bei dem kärntnerischen Sängerbundesfeste durch eine Fahneudeputation vertreten. Hierauf stellte der Vereinsvorstand den Antrag, behufs Erzielung eines besseren Probenbesuches die statutarischen Bestimmungen darüber mit unnachsichtlicher Strenge durchzuführen, welcher Antrag nach langer Debatte auch angenommen Wurde. Der Director brachte fodann das Saisonprogramm des Männerchors zur Kenntnis desselben. Dasselbe be« steht in zweimaliger Mitwirkung des Männerchors in Gesellschaftsconcerten („Erlkönigs-Tochter" im ersten und „Die Zerstörung Jerusalems" im letzten Concerte), in der Veranstaltung einer Sylvester« und einer Faschings' Liedertafel mit vorwaltend heiterem Programme, in der Veranstaltung eines Sängerabenbs anlässlich des 50jäh« rigen Sängerjubiläums eines Männerchormitgliedes. Die Bestimmung des Sommerprogramms wird einem späteren Zeitpunkte vorbehalten. Weiters wurden Beschlüsse über den Fortbestand und Verwaltungsmodus der Sänger« abende gefasst. Der Gesellschaftsdirector nahm sodann Anlass, dem bisherigen Chormeister Herrn Anton Nedvöd, welcher krankheitshalber auf seine Stelle resignierte, für seine verdienstvolle und erfolgreiche, mehr als 25jährige arti« stifche Leitung des Vereins den Dank sowie das Bebauern über seinen Verlust auszudrücken, ein Antrag, der unter allgemeiner Zustimmung angenommen wird Zugleich begrüßt der Director den neueinannten Chormeister Josef Zijhrer, der ja durch längere Zeit seine hervorragende Befähigung für die Stelle, die er nun einnimmt, bereits erprobte, was mit lautem Beifalle begrüßt wird. Es wird zur Wahl der Vereinsfunctionäre geschritten. Es erscheinen als wiedergewählt die Herren: Proske (Secretär), Laiblin (Archivar). Till (Tafelmeister), V. Na nth (Ausschuss). Als neugewählt erscheinen: als Chormeister-Stellvertreter Herr Concertmeister Gerstner, als Ausschuss Herr V. Naglas. Als Säckelwart der Sängerabende wird Herr Proske einstimmig disigniert. Nachdem der Vor« sitzende den ausscheidenden Ausschussmitgliedern den Dank ausgesprochen, schließt er die Versammlung, — (Bleiweis-Feier) Die Laibacher Citalnica veranstaltet Sonntag, den 25. d. M., in den Vereins« sälen eine Fest-Beseda zum Andenken Dr. Io» hann Ritter von Bleiweis-Trsteniski's, ihres Gründers, gewesenen langjährigen Vorstandes und Ehrenmitgliedes. Auf den 19. d. M. fällt der 75. Geburtstag des verewigten gefeierten Patrioten, und ist die Citalnica« Direction mit den umfassendsten Vorkehrungen beschäftigt, um diese Feier würdig zu gestalten. DaS Programm wird demnächst bekannt gegeben werden. — (Der ArbeiterBildungsverein) veranstaltet Sonntag, den 18. d. M., in den Nestaurations-localitäten der Citalnica eine Unterhaltung. — (Von der SiZkaer Oitalnica.) Der MartiM'Sonntag gilt bekanntlich als der Tag, an dem der Most Wein wird. Mit «Martini" ist außerdem die Ernte im allgemeinen beendet und die Wintersaat be< stellt. Für den Landwirt beginnt eine Art Siesta, und Wie immer auch die Ernte ausgefallen, fo feiern die Oekonomen und mit ihnen fast alle Gesellschaftsschichten den Martini-Tag, wenngleich nicht immer bei einer fetten Martini-Gans, so doch bei einem Glase „Heurigen" uud womöglich im heiteren Kreise. Diese Landessitte haben auch die ländlichen Vereine aufgenommen. So arran« gierte auch die «AiZkaer Citalnica verflossenen Sonntag, den 11. d. M., in der Kosler'schen Bierhalle eine Be-feda mit Gesang. Declamation, Theater, Tanz und Bazar, welche von Mitgliedern und Stadtgästen so zahlreich besucht war. dass sehr viele wegen Platzmangel zum Martini-Trunk sich anderwärtshin begeben mussten. Dieses Martini.Fest eröffnete um 7 Uhr die Militärmusik. Darauf folgte der Männerchor Ni'luudovsiiH von Pater Ang. Hribar mit Orchesterbegleitung von Victor Parma unter Leitung des Herrn V. Valenta, der an Stelle des acut erkrankten Herin Flx. Stegnar die Führung der Chöre übernahm und dadurch die eingetretene Verlegenheit der Säuger und der Festarrangeure behob und «ine Feier eimügUchte. welche allen Mitwirkenden Vyle machte, dem PuAicum aber viel Vergnügen brachte. - Die Zusammenwirkung von 20 Sängern (in schmucker Vereinstracht) mit der Militärmusik war eine klappende, und documentierte den guten Erfolg diefer ersten Pro» gramm»Nummer am besten der Umstand, dass dieselbe wiederholt werden musste. Der gemischte Chor Lwäi in63i,e vom talentvollen und productiven Compositeur F, S. Vilhar, einem Sohne des bekannten Patrioten und Nationaldichters Miroslav Vilhar, erbrachte den Beweis, dass auch die schönen Aiskaer Sängerinnen erfreuliche Fortfchritte machen. Die «Aiskaer gemischten Chöre find ganz besonders beliebt; dies wissen Sänger und Sängerinnen zu schätzen und bemühen sich deshalb stets mehr und mehr, um die einmal erworbenen Syrn» ftathien zu erhalten. Wohl schade, dass der Verein der Kosten wegen nicht in der Lage ist, den für Gesang so sehr eingenommeneu und begabten Mitgliedern einen ge« regelten, ununterbrochenen Unterricht zu verschaffen, und dass sogar die Gefahr ein?r Sistierung der Thätigkeit dieser Chöre naheliegt, falls der bisherige Gesangslehrer Herr Stegnar aus Gesundheitsrücksichten außer Stand gesetzt wild, den sür ihn mühevollen Unterricht fortzusetzen, Alle Hoffnungen, die der Verein seinerzeit gehegt, es werde an der neuerrichteten Schule ein musikalisch gebildeter Lehrer angestellt, und alle dicsfälligen Bemühungen seitens des Vereins- und Gemeinde-Ausschusses blieben nämlich vergeblich. Das patriotische Gedicht Mioäu, vorgetragen von Frl. Zor, wurde beifälligst aufgenommen. Das Frl. Zor vereinigt alle Bedingungen: angenehmes Organ, richtige Auffassung, correcte Diction, ungezwungene Bewegungen und eine fehr sympathische Erscheinung. Die Declamation machte daher den besten Eindruck und gereichte dem Fräulein und dem Autor zu allen Ehren. Daö hierauf vom Männerchore vorgetragene Lied 31o-V6N6L 36ln von Dr. G. Ipavec fand rauschenden Beifall. Die Composition ist einfach und lieb, fie dringt unwiderstehlich ins Gemüth. Mit 8l0V6U60 8om hat Dr. G. Ipavec ein nationales Volkslied geschaffen. Wie dieses wurde auch A. Foersters meisterhaft harmonisierte liltica 8lov6U8kiti näroclllid pesni und der kräftige Chor vomovink von F. S. Vilhar vom gemischten Chore lobenswert gesungen. Nun kam das Theaterstück Nuo uio äoktor an die Reihe, alles drängte nach dem Saale vor die kleine, aber nett zusammengestellte Bühne, um sich an dem Spiele des allzeit gerne gesehenen beliebten Komikers Herrn Per. Kajzel zu ergötzen. Die Aufführung der Posse, in welcher theilweise wohlbekannte dramatische Kräfte, als: Frl. Lucia Rode, Frau Gutnil und die Herren Gutnik und Petriö. und ferner Frl. Zor und die Herren Kilelj, Ior und V izjan freundlichst die Rollen übernommen, gelang im ganzen und im Detail recht gut. Uno um doctor bereitete „eine Stunde der Täuschung" und der Heiterkeit, und dies ist gewifs die günstigste und fprechendste Kritik dafür. Mit dem Theaterstücke endigte die Beseda. und es begann der zweite Theil des Programm«: der Tanz und der Bazar oder «Der Markt zu Oisla". Drei hübsche Sängerinnen übernahmen den mit diversen Effecten, Blumen, Bildern. Obst. Wein, Brot und Ci-garren :c. reich besetzten Bazar, welcher sehr praktisch situiert und möglichst entsprechend arrangiert war. Zwei Tische und eine Etagere, vollbelegt und besteckt mit — Geschenken, bildeten nebst den schmucken jugendlichen Verkäuferinnen den Anziehungspunkt für alle jene, die es nicht vorgezogen, zu tanzen, statt zu handeln nnd zu laufen. Das Geschäft entwickelte sich flott. Es kamen Hausiererinnen, die die Ware lobend und preisend an Mann und Frau zu bringen eiferten. Um 12 Uhr wurde die Bude geschlossen und die Mädchen flogen, von Ungeduld getrieben, mit Sehnsucht erwartet, mit dem Ge-sühle. eine gute That gethan zu haben, und dem Entschlüsse, beim Tanze das Versäumte nachzuholen, in den Saal. —ik. — (Landschaftliches Theater.) Die gestrige dritte Aufführung des Bettel student fand wieder bei ausverkauften, Hause statt. Die Novität ist demnach zum Cassestück geworden, was dieselbe aber auch, wie wir bereits hervorgehoben haben, sowohl durch die süperbe Ausstattung wie nicht minder durch die vorzügliche Ausführung vollauf verdient. —cs. — (Literatur.*) Katharina Koch, eine deutsche Naturdichterin. Von Karl Schrattenthal. Selbstverlag des Herausgebers. Diva in Siebenbürgen, 1883. Der bekannte Schriftsteller und Herausgeber des obgenannten Bändchens, das die gefammten Gedichte und die Biographie der Dichterin enthält und dessen Preis nur 60 kr. beträgt, hat sich mit der Herausgabe desselben eine schöne Aufgabe gestellt, welche wir hie-mit ebenfalls aufs wärmste unterstützen. Prof. Schrattenthal begnügt sich nämlich nicht, bloß die trefflichen Lieder der Katharina Koch weiteren Kreisen bekannt zu machen, sondern er möchte auch de« Schöpferin derselben, die. in dem hohen Alter von 73 Jahren stehend, in einem Städtchen Niederbayerns in äußerst dürftigen Verhält» nissen lebt, eiu^ Gabe auf den heurigen Weihnachtstisch legen. Katharina Koch, die einzige jetzt lebende Naturdichterin, ist dem großen Publicum bis nun blos des« halb gänzlich fremd geblieben, well es deren allzugroße * Alles in dieser Nubril Angezeigte ist zu beziehen durch die hiesige Buchhandlung I«. v. Kleiumayr 6 Fed. Vamber«. Bescheidenheit nicht erlaubte, selbst mit ihren Gedichten in die Oeffentlichteit zu treten. In ihrer engern Heimat in Baiern existieren freilich viele Abschriften derselben, und ist die Dichterin allbeliebt und hochgeachtet. Die Poesien dieser originellen Frau sind jedenfalls beachtens-wert und dürften insbesondere bei der Frauenwelt rasch Eingang und liebevolle Aufnahme finden. Vielen dieser sinnigen, tiefempfundenen und in wahrhaft fchöner Sprache verfassten Lieder haftet ein fchwermüthiger, melancholi-scher uud doch zugleich wieder erhebender Zug an. und wirb manchem vielleicht das kleine Vilchlein ein Trostbringel sein! Mögen sich doch recht viele edle Herzen finden, die sich durch Einsendung des kleinen Betrages an dem Liebeswerke Professor Schrattenthals betheiligen, —es. Neueste Post. Wien, 15 November. (Wr. Ztg.) Se. k. und l. Apostolische Majestät sind gestern, den 14. d.M.. abends nach Gödöllö abgereist Wien, 15. November. (Wr. Ztg.) Se. k. und k. Apostolische Majestät haben das nachstehende Allerhöchste Handschreiben an den Ministerpräsidenten aller-gnädigst zu erlassen geruht: Lieber Graf Taaffe! Ich finde Mich bestimmt, den Reichsrath zur Wiederaufnahme seiner Thätigkeit auf den 4. Dezember d. I. einzuberufen, und beauf-trage Sie, hienach das Weitere zu veranlassen. Wien am 13. November 1883. Franz Joseph in. p. __________ Taaffe m. p. Original-Telegramm der „Laib.Ze itung." Budapest, 15. November. Im Finanzausschusse erklärte Tlsza, das kroatische Ministerportefeuille sei, wenn auch interimistisch, doch mit voller Verantwort' lichleit besetzt. Riicksichtlich der Besetzung des Banus-Postens sei eine Uebereilung unzweckmäßig; sobald eine zweckentsprechende Besetzung möglich sei, werde sie leinen Aufschub erleiden. Die Regierung beabsichtige keine Revision des Ausgleichsgesetzes; sollte jedoch der kroa-tische Landtag solche unter Wahrung der gesetzlichen Form vornehmen wollen, so könnte dagegen leine Ein-Wendung erhoben werden. Prag, 14. November. Im böhmischen National-Theater hat heute in Anwesenheit zahlreicher Notabili-täten eine elektrische Veleuchtungsftrobe stattgefunden, welche glänzend ausfiel. Während derselben wurde Dvoraks Fest.Overture gespielt. London, 14. November. Slacker hielt heuie nachmittags einen Vortrag über Luther und den christlichen SocialismuÜ. Seine Kritik über die Verweige-rung des Stadthauses für den Vortrag durch den Lord-Mayor und der Vortrag selbst rief eine lebhafte Opposition hervor, so dass der Vortrag abgekürzt wurde. Die Versammlung, in welcher viele Deutsche und Socialdemokraten anwesend waren, gieng ziemlich stürmisch auseinander. Lissabon, 14. November. Die Journale mel" den, dass der deutsche Kronprinz sich nach seinem Auf' enthalte in Spanien nach Lissabon begeben und aus einem deutschen Schiffe die Rückreise nach Hamburg antreten werde. Theater. Heute sgerader Tag) zum vicrtcnmale: Der Vettel- studcn t. Operette in drei Acten von F. Jell und N. Genie- Musit von Karl Millöcker. Lottoziehung vom 14. November: Prag: 29 90 15 70 58. Meteorologische Beobachtungen in Laibach. i-l D U - n« 7 Ü. Mg, 736.96 > 0.6 NO. schwach bewölkt „ ast 15. 2 „ N. 737.88 4. 4.8 NO. schwach bewöltt Haett 9 ., Ab. 738.80 ^- 1.0 NO. schwach bewölkt " " Vormittags geringer Regen, dann bewölkt, einzelne So"' ncnblicke, Abendroth, Das Tagcsmittcl der Wärme -j- 2,1' um 1,7° unter dem Normale. Verantwortlicher Redacteur: P. v. Radics. W Danksagung. ^ W Für die vielen Beweise herzlicher Theilnahme W >» anlässlich der Krcmlhcit und beim Tode unserer M mwcrgcsslichen Mutter, beziehungsweise Schwiegcr- M » und Großmutter, der Witwe Frau W > MM 8chM M ültMK > ^ sowie sür die vielen schönen Kranzspenden sagen den M >> innigsten Danl W W die trauernden Hinterbliebenen. > ^ Laibach am 16. November 1883. D