Nr. I» Sonntag, JSnner t8SS. VII. Jahrgang Die ^Marburger Zeitttnst" erscheint lede» Slnuitaq, Mitlwoch und Areita»,. Preise — für Marburg: ganzjährig 6 fl., halbjährig 3 fl.. vierteljährig 1 fl. 50 kr; für Zustellung i»»<»auz monatlich ll) tr. — nntPostverse»! nng: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl.. vierteljährig 2 st. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit lv. beizwelmallger mit l '». be» dreimaliger mit '.^0 kr. berechlict, «vozu für jedesmalige Eiuschaltnng 30 kr. Jnseraten-Ztempelgebtthr kommen. Zur d>'8 Tiiqc»;. Die Minister für qtmeilisame Angelestenheit en sollen, um der Sprachensrage zu rntstchkn und die Prrltandlung desBoranschlagkS nicht langer zu vtrzötiern. die Absicht haben, dknselben an die ungarische Dele <^alion mittklS Zuschrift gelangen zu lassen. Ungarische Blättrr melden, daß die Borlage sogar in DiNgen. die «vestlich der Veikda mehr oder tveniger unversänglich erschienen, auf ungarischer Seite Bedenken errrgt. — Das Armke-Obertommando. welches neben einem parlamentarisch verant wortlichen KriegSminislerium nicht bestehen tonnte, ist endlich aufgelöst tvorden. Erzh,rzog Albrecht wird zum Insp'ttor der Steichstruppen er-nannt. und gtbören in den Wirkungstreis desselben die taktische Ausbil-dung und dte Ergänzung des Heeres. Wenn die Anordnungen d,s Zn» spetiors Geldauslagen nöthig machen, so ist tjiezu die Billigung des Kriegsministers erforderlich. Die einflußreicheren Blätter Rußlands stimmen allgemach überein in der Meinung, daß die Lösung die türtischen Frage vertagt »Verden müsse. Das eiqene Intereffe Rußlands wi< das Jnt'r»s!e der christlichen Völker der Türkei gidmen. sicher sind, daß in den Tagen iverde. sich zu erheben. Achtung zu verschaffen der Gefahren die bewaffnete Nation bereit sein um ihren Rechte». Intertssen und ihrer Ehre und ihr Oberhaupt zu verthriL'igen." In der Gewißheit, dieses Gesetz werde im Senate nicht verworfen, macht das Kriegsminlsterium bereits die eingehendsten Borarbeiten, um die Bildung der feldpfiichtigen Nationalgarde derart zu beschleunigen, daß dieselbe am t April in Angriff genommen lverden kann. Es hofft im Stande zu sein, die erste Uebung aus den 10. biS 15. Mai anzuberaumen. Die englischen Berichte aus Abyssinien lauten durchwegs günstig. Wichtige Unternehmungen sind bisher keine zu ver« zeichnen ; daS Vorrücken der Truppeii geht leicht und ohne große Hinder. Nisse von statten. Die Boden-Schwitrigteiten sind weit geringer, als man vcrmutl)et halte; Waf^er findet sich im Innern in genügender Menge und Lebensmittel werden reichlich zugeführt. Anfhebnng der Manthen! Marburg. Zö. Jänner. Im Verlaufe dieser Woche soll hier eine Volksversammlung statt« finden, um über die Mautbsrage zu berathen und Betchlüfle zu sassen. Wenn wir nicht irren, so haben die AuSschreiber der Versammlung nur die Absicht. Beschwerde zu führen und sich an das Ministerium zu wenden. Wir halten aber dafür, wenn einnial dieser Gegenstand öffent« lich zur Sprache kommt, sei eS mit einer Beschtverde nicht gethan: nicht Erläuterungen der Mauthordnung. nicht die Bestimmung eines Begriffes. Nicht ein neues Mauthgesetz solten »vir verlangen — nur dic gänzliche Aushebung der Mauthen. die unbeschränkte Freiheit des Straßenverkehrs ist eS. die uns befriedigen kann. Die allgemeinen Bedürfnifle im Rechtsstaate müssen durch die all-gemeinen Beiträge der StaatSgenossen — durch die Stenern — gedeckt werden. Fordert der Slaat für die Benützung einer öffentlichen Anstalt eine besondere Gebühr, so muß er bei folgerichtiger Durchführung dieses Grundsatzes f'ich in eine Gliederung von Privatvereinen auflösen, was nicht verträglich ist Mit dem Zwecke des Staates als einer Gesellschast. die sich zur Erreichung der höchsten Bestimmung des Menschen geordnet. Verfehltes Leben. Von I. Lemme. (U. Fortsetzung.) Die Majorin folgte dem Blick deS Kindes, und auch sie sah den Fremden. Eine Stunde vorher «vürde seine Ekicheinung ihr die eines Gespenstes gewesen sein. Jetzt aber wußte sie. daß sie einen Lebenden vor sich hatte. Aber war ihr Entsetzen nicht ein desto größeres? Trotz ihrer Ruhe, trotz aller ihrer Fl^ssung flog sie auf. schon rief sie. „Schon so bald, jo schnell tritt das Schicksal Mit seiner Vergeltung und Vernichtung zu mir!" Sie starrte den Mann an. wi? lo eben das Kind ihn angestarrt batte. Al»er ihr Entsetzen dauerte nur eine Sekunde lang, dann gewann sie thre Ruhe, iiire volle Krast wiedrr. Auch der Mann war rnliig. Cr verschloß die Thür, durch die er eingetreten war. d,,nn ging er aus die Majorin zu. Diese erivartete »hn mit festem blicke. „Ich sehe. Du krnnst mich ttoch." sagte er. „Das ist gut; denn ich komme —" Die Majorin unterbrach ihn. gleichfalls mit fester, ruhiger Stimme. „GreAoire. bevor Du weiter spt^ichs». lzöre wenige Worte von mir an. Du kannst dann machen, was Du willst; Du tvirst dann aber auch einsehen, daß für Dich liier wenig zu gewinnen ist." „Sprich." erlviderte der Mann kalt. „Ich erfahre heute, in diejer Stnnde." fuhr die Frau von Rixleben fort, „daß Du noch am Leben seist und zugleich, daß es Dir gelungrn sei. aus Deiner Haft zu entwischen." — „Ah. Du hattest mich wirtlich für todt gehalten?" ,Mußte ich Nicht?" „Freilich, ich war zum Tode veiurtheilt. Die französischen Kriegs gerjchte machen verleufelt kurzen Prozeß; aber mir wurde daS Leben ge-schenkt, denn ich hatte drüben auch manchen hübschen Dienst geleistet. »venngleich ihre Steckbriefe mich jetzt nur zum Spion ihrer Feinde machen wollen. Dank und Undank! Allein fahre fori. Du Haft mich also für todt gehalten? Du warft mir wohl nachgereiset. als »ch arretirt. alS wir von einander getrennt »vurden? Und nachdem Du den schnellen Spruch des nach meinem Blute dürstenden Kriegsgerichtes, erfahren hattest, war auch Deine Liebe gesättigt, und Du machtest Dich stracks auf den Weg zu diesem schönen Schlofle. um als Deine verstorbene Schwester einen einfältigen, sentimentalen preußischen Helden zu betrügen. O. es ivar kein großes Kunslstück. aber ein ordinäre?, gemeines Verbrechen, das sich mit zwanzig Äalzren Zuchthaus abbüßen läßt. Du erstaunst, wie ich daS Alles »ve'.ß? Man lebt auch in d.r engsten Hast nicht ganz abge-schlof'sen von der Welt. Du ivirst eS im ZuihthanS ^ileichsalls erfahren. In der Zitadelle zu Maiiiz halte ich einen Leidensgefährten, einen vor-tnaligen Polizeispion. der Unglück geliabl hatte, wie ich. Der Mann lvußte viel; er »vußte auch, daß ein vorm.iliger preußischer Major in der Gegend von Holzminden. ein gefährlicher Mensch für die Ruhe und das Glück Europas, und datier unter strenger Aussicht der Kasseier Polizei, eine junge, hül^sche Daine. NamenS Mai>e Anloinelte Andrea, gchelrathet iiabe. In ivclcher Beziehung diese schöne Dame zu mir stand, wußte er freilich nicht; aber ich ivußte daS. und da erriitb. o0er vielmehr wußte ich denn auch das andere, und hier bin ich. — Doch verzeihe, ich sollte Dich Nicht unterbrechen, und ich lialie es dennoch gethan. Es »virl> nicht lvieder geschehen. Sprich, ich werde Dich sehr aufmerksam anhören." Der Hohn deS Menschen hatte die Klarheit und Ruhe der Frau von Rixlebe» nicht stören können. Sie erwiderte ihm: „Du bist offen gegen mich gewesen, ich werde eS auch gegen Dich sein. Ich bin es in dieser letzten Stnnde mir. Dir. unserm Kinde schuldig." „O. Von einer letzten Stunde sprichst Du? Aber verzeihe nochmals mein Unterbrechen." Die Majorin fuhr fort: „Ich liebte Dich. Gregoire. Du hattest durch schlechte Künste mein junges, unerfahrenes Herz bethört; Du hattest mich boshaft verführt. Du hattest grausam mied gezwungen. daS Väter« licht Haus zu verlaflen. um Dir zu iolg-n. Ich liebte Dich dennoch. Bald jedoch erkannte ich Deinen Charakter. Deine Lebensweise ganz; Du Vit MtmchzMhr, mir vo« nnmt lheil der Weatenützn eiigehßbe». ist ein Berftot gegen die gleiche Berechtigung. — Warum soll nur der Reiter, der Biehtrkibkr. der gnhrmnnn ein StraheNtZeld entrichten? Wa-rum nicht auch der Fußgänger? Ist der Weg nicht auch für diesen gebahnt worden? Verursacht der Fußgänger nicht so viele Erhaltungs-tosten, wie der Aihrmrker. «nn so eemäßige k»?? Staat für ihn die Gebühr, wie er ja bisher zwischen Wagen und P,eh unterschieden. Was entgegnen die Bertheidiger der Mauth ? 3ft diese Schluß» solgernng nicht dentrichtig, ist sie nicht str,ngrech»lich? Muß im Rechts, staate nicht 'in Grundsaß für Alle gleich gelten? Und wenn ein Srund« saß »lcht durchgefiihrt werden kann, wie im gegel»enen Falle: miiffen wir denselben nicht verwerfen? Und die Berpachtunfl der Maulhen — widerspricht sie nicht der einfachsten Lehre von der Volks» und Staatswikthschaft? Jede Zahlung des Staatsbürgers soll möglichst ungeschmälert in den Staatssäckel stießen. Rechnen wir nun. tvas die Manthhäuser und die Mauthaer tosten; rech-neu wir serner, was die Pächter gewinnen — und reich gelvorden sind noch alle -- und zählen »vir den Betrag des Pachtschillings, so kann Niemand läugntn, daß ein unverhältnißmäßig großer Theil deS Geldes, welches die Mauthpflichtigen auS ihrem Veutel genommtn. skiuen Weg nicht lur Kasse deS Staates gesunden. Oesterreich strebt, den Bertehr zu belebt». Äst die Ausstellung von tausend und einem Mauthschranken nicht eine Störung, nicht une VelÜstl' gung. welche daS beste Geletz nur regeln, nicht aber hindern kann? Wie wir die Freiheit sür jede BolkSthätigkeit sorderi», jo müsi-n wir auch dar-aus beharren, daß die Mauthschranken fallen. In wenigen Fragen herrj^t eine solche Urbereinstimmung. wie in dieser: nimmt die öffentliche Meinung entschieden Partei sür die Freiheit des EtraßenverkehiS. dann ist die Frage bald und im Sinne deS Rechtes. dcS wirthschajtlichcn Fort-schritteS gelöst! Gemischte Nachrichtea. (Die Po st Verwaltung der Bereinigten Staaten) hat, wie aus dem Berichte ihres BorstandeS ersichtlich, ihr letztes Zahr mit beinahe einer Million Ueberschuß abijeschlossen. Die Porto-Einnahmen wuchjen um 9°/^ Für das lausende Jahr sind 22.337,500 Dollar in Anschlag gebracht. Fast 13,000,000 Freitnarken und Umschläge ivur-den im veiftoffenen Jahre abgesetzt und es wird demnächst zur Verhinderung von Fälschung eine neue Einrichtung getroffen werden. Zwischen Rew'Aolt und Philadelphia besörvert die Post durchschnittlich tä^ilich 200 Pfund Geivicht. ivosür die Eisenbahnen jährlich 375 Voll, auf die Meile gerechnet erhalten. Die Stadtpost in Neiv Lork »virft jährlich 174,501 Voll, ad. In Betreff d,r Verbindung der Telegraphen mit der Post «vill der Generalpostmeisler erst abtvarten. »vie die Sa^e sich in England beivährt. ehe er sie empfiehlt. Sein Bericht schließt mit eiitem Hieb gegen den mit dem Frunkilungsrechte von manchen Kongreßmitgltepern getriebenen Miß-brauch: Lotteriezettel. Rundtchreiben. Billete ze. zc. werden ballenweise auf diesem Wege frei befördert. (Der Noth stand in Algerien) ist grauenhaft geworden. In drn Tagen hat man in oer Umgegend einer etlio.'äisch gewordenen Stadt. MaSeara, 41 Leichen von verhungerten Arabern aufgelesen. WaS wird ertt fern von den europäischen Mittelpunkten vorfallen? Die müßig-sten Rechnungen schlagen die Zahl der bisher Berhungerten aus 200.000 an. Vie hoch ivird diese Zahl noch steigen ivährend der sechs Monate bis zur nächsten Ernte? So ivird man also willentlich die arabische Bevölkerimg noch schneller zerstören, als die Amerikaner ihre wilden Männer. Daß Nitd die Erfolge französischer Kolonisirnngs- und Civil»sirungskunst. In Tunis, das womöglich sogar schlechter als Algerien regiert wird, geht et noch är^er ;u. Am 7. Jänner, an einem einzigm Tage, zählte man in der Stadt Tunis allein 220 Leichen von Berhnngerten. 3m Innern des Landes bieten Mütter ihre Kinder um geringes Geld feil, um sie als Sklaven abzugeben. (Die Staatsschulden Europas) schätzt man auf die in einem Altiemziige kaum aussprechbare Summe von 66 Milliarden. 13 Millionen uns 111.000 Franken, deren Zinsen jährlich Z Milliarden. 438 Millionen und 963.000 Ar. verschlingen, welche dem Schweiße der europäischen Völker abgerungen werden. An dieser ungeheuren Bölkerschuld nehmen Theil England . mit lS.6SS.270.000 S' Frankreich - « 1Z.31ö.S4KO00 Oesterreich ' « 7^07S028000 Rußland . ' »» «»»«g^sso.ooo Italien . V.ZSS.V00.00» Spanien . ' »» 4.70v.g70^000 Niederlande 2.l00.3S7000 Preußen . 1.62S.SZ4.0V0 Deutschland I.3S4^vl40v0 Türkei l 23«.000.000 Portugal. 1.06SZK2^0V0 Dänemark ' »» 747.7S7.000 Belgien . eüS.4SS.000 Griechenland 4S2.S72.000 Schiveden ' »» 4IS.22S.000 Rom ' »» SS6.8»l.000 Norwegen 4S2S0.000 » Marburger Berichte. (Ans dem Ges chästsleben.) Am linken Ufer der Drau zwisttrn dein Wasserihurme und dkr Elsenbahnbrücke erhebt sich die weitläufig, Fabrik der Herrn Brüder Staudinger. Das Gebäude ist 40 Klafter lang der recht? und linke Flügel ein Ztockwerk, die Mitte zwei Stock-welke hoch. Vor der Fabrik tleffcn tvir t'ie Loh- und Berfetzgruben. die i.^o:ipresst mit 75 Ztr. Druck und den Dampsschlot». dessen Höhe 84 Fuß bcirägt. Im Erdgeschove befiiiden sich die Aescherwerkitatt, die Lohgerbereien in drei ttkl'ßcil. gewölbten Hallen mit den Wasserkesseln, mit Loh- und Bkssetzgrubcu; selne? die Walkfäßer, die Trieb- oder Haspelgeschirre, die Wäscherei. ^l»tül,llvc,k mit 2 Mahlgän.ien. das Maschinenhaus, das Kesselhau». )m crsiare erzielt lvird und die Schönheit des LederS 'vohltliueiid ins Äiige fällt. Aus der Zurichtstube gelangen wir in die Kamberitstube, wo man die Schälle tinivalkt. in die Schreibstube, die Lohvorratiiskammer. die Trockenstube. in die zweite Zurichtstnbe. »vo gleichfalls ein Walksaß Mit Malchineubetrleb. )m ersten Stockwerke befin-den sich auch die zweite LohvorrathSkammer Mit einer Lohreismaschzae UN.'» die Wasserbthälter sür 300 Eimer, von »vo daS Waffer in bleiernen Sldhren durch die ganze Fabrik geleitet »vird. DaS zineite Stocktverk enthält < die Lusttrockenkammer. Der Dachboden deS linken Flü.;etS dient zu einer Lohvorrathekammer; auf dem Dachboden des rechten Flügels werden die Rohwaaren und die Lederabsälle getrocknet. Die Dampfmaschine, nach lebtest nur von Berrath und Berbrechen. Ich sah zugleich, daß Du mich nicht liebtest, daß Du so mich nicht lieben konntest. Ich liebte Dich dennoch. Gregoire. Ich hoffte aus Arnderung. Bcsseruug Deines Charakters und Lebenswandels, nnd dann aus Deine Liebe." — „Du hattest die Vüte. mir das ost zu sagen." fiel der Mann höhnisch ein. „Meine Bitten, meine Tliränen. meine Hoffnungen waren vergebens. Du wurdest kein Anderer, Du sankest nur noch tieser. Du koun-rest fteilich kaum noch anders. Dein Leben war verwirkt. Du hattest uur noch eine unstäte, flüchtige Existenz. Ich hielt treu bei Dir aus. noch mehr, ich liebte Dich noch immer, und hoffle aus einen Zufall der Rettung. ES k.im anders. Än dem Augenblicke, als ich meine sterbende Schwester wiederfand, »vak^dest Du von meiner Seite gerissen, um zum lote ju gehen. Du warst uniettbar verloren, da»über »var ktin Zweifel. Ich stand allein in der WUt. und l)atte Niemanden, als dieses arme, hülftose Kind. nnd ich selbst »var arm. hülstoS; aber ich dachte nicht an mich, ich hatte nur Gedanken sür meln Kind. WaS sollte aus iltm werden, wer sollte eS vor Elend, vor Schande, vor Berbrechen retten? Da kam ein furchtbarer Entschluß in nur zur Reise, den, ich will eS nicht leugnen, ein Zujall schon an dem Sterbebette meiner Schwester in mir angeregt hatte. Ich siihrte ihn anS. nachdem ich Dein TodeSurtheil eifahren hatte. Du l»ast il)n erratlien. Di» kennst ihn. Aber liöre mich »»»eitcr. Für mein, sür Dein ttiud war gesorgt, seine Znkunjt ivar ge-sichert, aber ich di'sto unglücklicher geivoiden. Eiue ver»vorsel»e. geineine Verbrecderin. die Berrätherin deS bravste» MauneS. konnte ich nur einen Augenblick glücklich sein! Uiid dennoch mußte ich steiS Glück erheucheln. Ich trug da» ^^eben nur um meineS KindeS. jetzt »neiuer beiden Kinder, und u»n des Glückes ineineS Gatten, dieses edlen ManneS willen, der mich liebte, der inich noch über Alles lielit. — Da erfuhr ich heute, daß Du lebst, daß Du Dich befreit hattest. Ich kannte Dich; auch wei.n ich Dich nicht gekannt lmtte. die Ehr?. doS Gllick »neineS Mannes war ge-fährdet; mein Entschluß stand sofort skst. I.h habe ilin noch nicht aus-führen können ; in der nächst n Vi»r!elstuude aber geschieht es. Ich entdecke meinem Manne AlleS. nnd biite ihn nnr um Liebe für dt>ö Kind, sür das ich seine und meine Ehre, sein und mein Glück geopstii habe. Er hat ein großes Herz, er wird Meine Bitte erfüllen. Uad nun, Gregoire. sage mir, »vaS Dich hierher gesührt hat. wenn eS Dir noch der Mühe Werth ist. eS mir zu sagen?" Sie endete, und sah ihn ruhig, »vürdevoll an. Sein Hohn war. wenigstens sür den Augenblick. Verschwunden. Die Würde des HerzeuS. das er veidorben. zerbrochen hatte, imponirte ihm. „Und ivaS soll aus Dir werden. Antoinette?" sragte er. „Fra^e mich nicht." erwiderte sie ihm. „Kann ich noch etivaS sür Dich thnn. so sage «S mir. Sonst entserne Dich von hier." Dem Verivorfenen Verbrecher hatte ein befferer Sinn nnr für einen kurzen Moment imponiren können. „Ah." rief er. „Tenfel. Dn bist klug! Beinahe hätte ich mich von Dir fangen lassen. Mit einem Bettelpfennig denkst Du mich hier abzn-spe-slN. und dann den mit Steckbriefes verfolgten Sträfling wieder in die Hände seliger Verfolger zu spielen, und nnterdeß Dich selbst ruhig in die Arme deS sentimentalen großen Herzens zn legen. Nein, Madam», lo wird eS nicht werden. Zuerst —" „Gregoire." unterbrach die Frau ihn. „Du kennst mich und die Festigkcit meiner Entschlüsse. Ich habe Dich von manchem Berbrechen znrückz»,halten gewußt, das iv vorder erfuhr. „Du hattest einen llarren dummen Eigensinn." „Du weißt auch, daß ich mich gegen Dich nie verstellt habe." „D.i Haft seitdem die Komödie grter»»t." „Bei Gott. Gregoire, ich hade kein unwahres Wort zu Dir gespro« chcn. Koinint mein Mann in diesein Augenblicke hier herein, so werde ich in Deiner Gegenwart meinen Entschluß aussüliren. Und entsernst Du Dich nicht bald — wie gern ich ihm anch die Schtnach DeineS Audlicks tlsparte — ich lasse ihn hierher riisen." Dir Verbrecher »vurde wieder ernsthast. „Antoinette." sagie er. „ ch glaube in der That. Dn »värst thöricht genug dazn. Aber höre jetzt auch mich an. Ich bin nicht zu Dir ge« komuicn. nln Dein Glück, da» Du l)ier gesnnden hast, zn zerstören, son-deln es vielmehr mit Dir zn thcilen. Und daS geht auf einem sehr ein-fachen Wege a»». Wir setzen nur die Rollen in der Weise fort, »vie Du die DtiNige begonnen hast. Ich werde der Mann Deiner verstorbeneu dem Systeme des Civil J»genieu?si Herrn Peter Fischer in Graz, arbeitet mit 16 bis 20 Pfkrdetrast. Die Wafserpumpe liefert sechshundert Eimer in der Etunde. Die Lohpresse ermöglicht es. die tlunfte Lohe, die zum Bersetzen und Vtrsenken gebraucht worden und die man srül»er weggeworfen, nun zur Feuerung zu brnüKcn und dadurch an den Kosten derselben ^u erübrigen. Die F«urrung ist mit Treppenrost nach dem Patent des Civil - Ingenieurs, Herrn P. Fischer eingerichtet. Die Fabrik blschästigt ungefähr 50 Arbliter. De? Dampfbetrieb erspart den vierten Theil der Ärbeitstrast. Portheil bringt dieser Betrieb dem Veschäste auch deßhalb. weil er die Arbeiter zur Pünktlichkeil und Genauigkeit zwingt — weil er die Theilung der Arbeit strenge durchfilhren läßt, welche jkdem Arbeiter gestattet, der ihm zugelvielenen Ber>ichtung die größte Aufmerk-samkeit zu widmen und in seinem Fache die möglichste Bollkommenhkit zu erreichen. Die Erzeugung gleiäisörmi,;er. mnstcrgiltiger Waare ist beim Maschinenbetriebe leichter, als beim »Uten AnfiUiren. Die Fabrik liefert nur Oberleder (meistens Kuh- und Kt,lblkd,r in verschiedenen Gattungen). Zur lAetbung verwendet man Eichen- und Fichtenlohe; der Fettstoff zum Schmieren des Leders (DeMs) ivud uuS Frankreich bezogen. Die meiste Waare wird nach allen öfterrc'chischrn Landen verkanst. nach den Donau« MrstrntdüMlrn. nach der-Levante, nach Itallen und Frankreich. Herr Ferdinand StaudiNj^er besorgt die mtrsantllische. Herr Friedrich Staudinger die technische Leitung des Gsser ermö^liä)!, über den Fortschritt eines Getverbees berichten zu können, aus welches Marburg stolz sein da»s: mit derselben Freundlichkeit wird Jedermann empf^.njlcn. welcher die Fabrik zu besichtigen wünscht und sich deßhalb an die Eiget,-Iltümer w-nd.t. Es ist ein Bergnügen, die Thätigk«il der Arbeiter, die Masse und Schöntzeit der Waare zu sehen. (Falsche Spieler.) Vorgestern wurde in St. Magdalena ein Mühlergeselle verhaftet, welcher Tags zuvor mit drei anderen Van-»ern einem Getreidetiäadler aus Mureck in falschem Spiel 110 sl. abgewonnen. (Die Faschingsliedertase l), Ivel che der Männer Gesanil-Berein am 24. d.M. gegeben, erfreute sich eineS so zahlreichen Besuches, daß wir uns eines gleichen nicht zu entitnnen vermö.,kn. Anerkennung verdient, daß der Verein die Musikkapelle des Herrn Albert Hohl beige- zogen: eine derartige Begleitung dient ltt» Sängern zur Erleichterung; die Chöre wirken mächtiger und den Zuhörern wird ein doppelter Genuß ge-boten. Zum Bortrage kamen: „An der schönen blauen Donau" Chor mit Orchester-Begleitung von Johann Strauß. „Landsknecht" fttl zu Kassil und von da ivciter nach Mainz zu bringen, ivo an ihm sicher das Todesurtheil vollzogen «Verden ivird, daS an mir voiübertiin^^." Die Majorin war erblabt. „Unmensch. Du hast auch schon liirr de» Veriäther gemacht?" „Dn siehst, ich kam dopp lt bewaffnet zu Dir, »nit der Güte und mit der Veivalt. Suche Dir jetzt ans. Noch ist Dein Mann sicher; nur jener, der bei ihm war. wird versolgt; die Dummköpfe vermuthen ihn noch hier. Ach. Antoinette. die französische Polizei sängl an. schlecht bedient zu werden; es scheint mit der Wirthschasl zum Ende zu gehen. Nun, wofür hast Du Dich entschieden?" Die Majorin war mit großen Schritten im Zimmer nmhergrgangen ; sie ging entschlossen aus die Thtir zu, neben wclcher die Klingel hing. Der Verbrecher hatte sie nicht aus den Augen gelassen; er Vertrat ihr den Weg. und hielt fie sest. „Nicht doch. Antoinette!" Aber der feste lZntschluß hatte in dem schlvachen Weibe eine uNtse-wöhnliche Körperkrast erzeugt. Sie riß sich von ii)m tos. stieß ihn von sich und zog hestig an der Klingel. Der Elende erichrak bei dem lauten Tone. „Thörin. trotziges Geschöpf!" rief er, „Dein se,»timeataler Held könnte mich erschießen, ich bin unbewaffnet. Noch ist mir mein Leben zu lieb. Wir sehen nnS wieder, heule, jeden Tag. Wisse, ich laffe Dir keine Ruhe, bis Du wieder mein bist " Er verschwand durch die Thür. Gleich darauf trat ein Bedienter ein. „Sobald mein Maim zurückgekehrt, geben Sie mir Nachricht." Die Frau von Rirleben lvar angegriffen, erschöpft; sie mußte sich in ihrem Sessel zurücklehnen, nm sich zu erholen, um wieder Kräfte zu geivittnen. Kräste für den schwersten lZntschluß. für die schwerste Äunde ihres Lebens. Die beiden Kinder spielten »vieder zu ihren Füßen. Sie waren durch den Eintritt des fremden ManneS nur einen Augenblick darin unterbrochen ivorden. als die kleine A^zneS. tseängstigt durch sein plötzliches geräuschloses Erscheiiicn. sich an die Mutter gedrängt hatte. Das Kind hatte seinen Bater nicht ivieder erkannt. Die lange Hast, der gemeine Ausdruck seincS Gestchts. der ganze, zur Vollendung ausgeprägte äußere Charakter deS gemeinen VerlirecherS hatten ihn sü? das zarte Ge-dächtnip des fünsjährigen Kindes unkenntlich gemacht. Wohl dem armen, kleinen Wesen! Die Unterredung iljrer Mutter mit dem Mantie hatte einen äußerlich ruhigen Bel^aus genommen. DaS Kind hatte daher nicht daraus geachtet, und sein Spiel »nit dem Brüderchen wieder sortgesetzt. Die Kinder l»atten Glöckchen. kleine Thiere. Häuser. Stuben. Das Mäd-chen baute aus. ordnete urrd richtete ein; der Knabe riß auseinander, zerstörte, ivarf umher. DaS Mädchen las geduldig wieder zusammen, bauete wieder auf. ordnete »vieder; der Knabe ivarf es ivieder wild und bunt durcheinander. Beide lachten und freuten sich, und wurden nicht müde im Aufbauen und Zerstören Schon so srüli daS Bild deS Lebens und Treibens der Menschen. deS ewigen AufbauenS und ZerstörenS de» GlückS, des fremden und des eigenen! Die Kinder loaren nur srölslich und unschuldig dabei. Die unglückliche Frau sah daS Spiel der Kinder; fie nahm keinen Theil daran. und konnte sie daS. nach dem elien Erlebten, so nahe vor dem Ende ihres Schicksals? (Fortsetzung folgt.) Eeschästiberichte. Gtarbsra. Sb. Zämin. l0QtOG von v bis s Uhr bei jeder Witterung statt 38 (50 « l »I » ä » » S «II »Ammtliellv stimmbereelitixt« Ülitj^Iisilvi' tvküaäer. n>i»!iell Lriliiiler. öie Mleiek Ideilielimer 8ii«!, »«l Vrltiiäer »llei») «lv» Vliester» uiiÄ t.i«iii«-Vvi'em«jj iii Msburß 2ur Gelleml-Vtrjammlmg am Freitag den 3l. Zäimer l8k8 nln 7 Ahr Äbends im Casino. 1. 5»drsAbvrieI»t. 2. krüfunx ävr Reottuunxx. A. VVM eines neue» tlomitss von 2l I^itxlieäern. 4. öestiwmuux äes «katirssdeitraFes cier ^itßliväer unä 6vr T'üeater- Virvictors-Lubvsntinn. 5. VornAdms ävr Verlosung von 36 ^ntlleilseltvinen. 6. ^ntiÄze ävs Oomitvs. 7. ^nträxv ein2vlkor ^itxUeävr. Die ^amen8 - Verziviekmssv livr (^rünävr allein, cl»nn ävr lZrimävr, clie 2uxlviel» Ilivilnelimvr 8inä, »«» v«1«ck I.et»terv» ä»» »OVO iZowLtä »u MkdlOQ j«t» liegen von tivute an 2ur Linsielit im Oasino »uf, uuä virä er8uel»t, alltällixe öemerlcunxen äaKSßvu di8 liinKstens 30. ä. Ät. beim Vorstanäe äe» VereineL snsiumeläeu. Vo« Ilieater- »iiö v»Äi>o>Vervalliiazs-L«ii>ite. _^larburß, 24. Männer 1868. Das Nestaurations-Geschäft im landsch. Bade Neuhaus ist zu verpachten. Die Pachtbedingungen sind bei der landsch. Gebäude-Inspektion in Graz und in der DirektionSkanzlei zu ReuhauS einzusehen. Offerte sind an den hohen fteierm. LandeSaukschuß bis lSngsteus Ende Februar d. I. zu richten. ' (ö2 Buchen'Hvlz dit Klasttr mit ö fl. ö0 kr. zu haben bei A«tou Strafedill, Lndwirth. Gasthaus - Anempfehlung. Durch meine Wein-B-rräthe bin ich i» der Lage- im Weinschaiit jeder «-iiknrrenz die Spipe zi, bieten, und empftlile besonder« nachstehende Weine im Echanke in meinem Nafthanse. Ärazervvrsta^t» Bahnhofe gegenSber (vormal« Prattes): l8S.?er Pickrrer die Maß 40 kr. I8K7er EiKtubau Sauntscher Gorenzenberger Ausstich, die Maß 32 kr. 1867,r Wter Pichlwein . die Maß 20 kr. son'ie Pnntigamer Mir,entirr di« Maß 24 kr; ferner eine zute «üche. brsonder» >^ntes Hnntgeselchte«. Zum Btsnide ladet l>chtnn»».>oll ein ^olum» NuH», __Realitäle»- »iid 3. 303. Offerte-Ausschreibung. Kundmachung Bon Seite deS gefertigten VerwaltungS-KomiwS wird die Unttt-giifder vom Ä2. Ii^n»ier bis ü. Februar 1868 öffenllich auftiegen nehmung dc^ mit Ausnahme von Wäsche und Service vollständig ein- Stadtgemrindeaml Marburg am 2l. Jänner 1868. 'Z'tiö Stadtgemeindeamt micht hicmit bekannt, daß die Rechnungsabschlüsse !>,? GemeindehanSllalttS und d^r Gemeindeanstalten siir das Jahr 1867 in der AmlStanzlei zur Einsicht der Temeiudemit« wcrdkn. ^richteten !^eftaurations- und Eaffeterie - Geschäftes im Uheater» und Caslno»Geb«iude in Marburg in Steiermark vom I. Juli 1868 an vergeben. Die Offerte können sowohl auf jedeS dieser Geschäfte einzeln (Restauration oder Caffeterie) oder si»r beide Geschäfte zusammen lauten, und müssen längstens bis IS. Märh 1868 an das Theater, und Cafino BerwaltungS-ltomite in Marburg franko eiN' gesendet oder überreicht iverden. ZedeS Offert muß mit dem zehnten Theile deS angebotenen IahreS« Pachtschillings als Vadium belegt seit,, welches mtweder in bat,rem Oelde, in Sparkaisebücheln oder in öffentlichen börsemäßijleu Papieren, «ach dem letztkU Eourse berechnet, bestehen kann. Dieses Btidium wird dem vom Komlte erivählten Pachtuntrrnehmer erst nach Entrichtung deS vorhinein baar zu zahlenden halbjahrigcn PiichtschillingS und nach Erlag der Cautiou von 400 sl. i^st. W.. welch leptere entweder in Baarem. oder in öffentlichen Werthpapielen erle,tt lverdcn kann, erfolgt, dkn übrigen Offerenten aber sogleich nach Verlauf des Terminus rückgestellt. Die näheren Bedingungen können beim Komite elngesehkn oder aus Verlangen zugkseizdet werden. Vom Theater» und Casino BerwaltungS-Komite. (ül Marburg in Steiermark am 22. Jänner 1868. Dcr Bürgermeister-Stellvertreter? Bancalari. a »iu«,,. Der heutigen Nummer dieses Blattes liegt bei: (54 Berantwortltcher Redaktenr: Kranz Wiestt)nler. Diutt imd Äerlag von Eduard Ianschitz in ?Rarb«rg.