Rcd actiön und Expedition: Bahnhofgasse Nr. 15 _ Pränumeration «preis-: ^ , innA Nr. 216. Samstag, 20* Sept. 1879. Mit der Post: Ganzjähr. fl. 12. Morgen: Matthäus Ev. ' Montag: Maritius. JnsertionS preise: Einspaltige Petitzeile Wiederholungen & _ zeigen bis 5 Zeilen reite: Cln- . _ ^ - - . “«‘■i: IS.Jahrg. ilen 20 Ir. . O Die Wahlbewegung in Preußen ist in ein ganz anderes Fahrwasser gerathen, als ihr die Herren Windhorst und Genossen so gerne zugewiesen hätten. Vor allem hat der schon vor drei Wochen veröffentlichte Wahlaufruf der Neu-cinfervativen, als der eigentlichen Partei Bismarcks, den Beweis geliefert, daß der Kanzler die Taktik der Ce.>trumspartei durchschaut und daß er eine voreilige staatlicke Revision der Maigesetzgebung nicht als das Mittel zur Herbeiführung des Friedens mit Rom anerkennt, weil dieser Weg nach Canossa führt. Der Plan, Preußen mit den extremen Kirchenparteien der Ultramontanen und Orthodoxen zu regieren, war schon gescheitert, ehe er ins Werk gesetzt werden konnte, gef.;,eitert an der Maßlosigkeit dieser Parteien und an dem innern Widerspruche beider Richtungen mit dem modernen Staate. Würden sich die Ultramontanen darüber noch einer Täuschung hingeben: die bekannte Antwort Puttkammers auf das Ansinnen der westfälischen Klerikalen müßte sie zur Erkenntnis der wahren Sachlage bringen. Während sich aber die Regierung abgestoßen fühlt von den übertriebenen Ansprüchen einer Partei, welche sich der Unterstützung des Kanzlers bedienen wollte, um den Liberalismus mit Hilfe der Regierungsgewalt gänzlich zu zermalmen, ohne ir >eß der Kanzlerpolitik selbst in allen weiteren Angelegenheiten Heeresfolge zu leisten, ist man innerhalb der liberalen Partei Preußens zur Ueber» zevgung gekommen, baß Zeit und Umstände nicht danach angechan sind, Fractionspolitik zu treiben und hochgespannten fortschrittlichen Wünschen nachzugeben. Das von der Regiernngspresfe ausgegebene Schlagwort: „Freihandel oder Schutzzoll", durch welches man Uneinigkeit in die Reihen der entschiedenen Liberalen bringen und wenigstens einen Theil derselben auf die gouvernementale Seite des neuen Abgeordnetenhauses ziehen wollte, hat bei der liberalen Bevölkerung und ihren Organen nicht verfangen. Doch hätten vielleicht alle Nachweise der liberalen Presse, daß wirth-fchastliche und zollpolitische Fragen nicht vor das Forum des preußischen Abgeordnetenhauses gehören, nicht den erwünschten durchschlagenden Erfolg gehabt, wären nicht die Gegner der Partei mit ihren eigentlichen Plänen allzu voreilig vor die Öffentlichkeit getreten. Nun aber das geschehen ist, mußte infolge dessen jedermann zur Einsicht kommen, daß es sich im nächsten Abgeordnetenhause zunächst darum handelt, dem geplanten Sturmlauf der Reaktionäre einen energischen Widerstand entgegenzusetzen. Nicht „Freihandel und Schutzzoll", sondern der Ruf „Wider Pfaffen und Junker!" ist zum glücklich gewählten Losungsworte der verschiedenen liberalen Fraktionen geworden. Wir sagen „glücklich gewählt", weil dieser Ruf eine Parole ist, welcher für jede liberale Gruppe mundgerecht ist und gleichwol die kürzeste Bezeichnung dessen enthält, was von den Liberalen Preußens im gegenwärtigen Momente zu allererst ins Auge gefaßt werden muß. Tatsächlich hat denn auch dieses Losungswort seine Wirkung nicht verfehlt. Das liberale Bürgerthum wird am 30. d. ungetrennt, d. H. ohne Berücksichtigung der parlamentarischen Frac-tionsnnterschiede, vor die Wahlurne treten, sei es nun, um die früheren liberalen Abgeordneten neuerdings mit dem Mandate zu betrauen, oder dort, wo die Wiederwahl der früheren Abgeordneten wegen Ablehnung unmöglich ist, durch eine einhellige Neuwahl einen Beweis ihrer politischen Reife zu geben. Selbst da, wo eine solche Ver- ständigung noch nicht zu bewerkstelligen war, auÄ da sind meistenorts die ^ührör der Fractious-gruppen dahin einig, daß die gewählten liberalen Wahlmänner von vornherein ungetrennt für die Kandidaten der Mehrzahl stimmen müssen zur Vermeidung von „engeren Wahlen", bei welchen die gemeinsamen Gegner ihren Einfluß etwa zugunsten der Minderheit geltend machen könnten. Bei den vielen und engen Wechselbeziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich ist es leicht begreiflich, daß jeder Erfolg der Reaction in Preußen auch die freiheitsfeindlichen Elemente unseres Vaterlandes zu neuen Angriffen auf die liberale Gesetzgebung der letzten Jahre ermimteirt müßte. Das ist aber auch Grund genug, uns der Einhelligkeit zu freuen, mit welcher die liberalen Fractionen Preußens der klerikal-feudalen Liga den Fehdehandschuh vor die Füße werfen. Sie werden im Kampfe nicht unterliegen. Dafür biv gi nicht nur das politisch verständige Vorgehen bei den Wahlvorbereitungen, dafür bürgt auch das maßvolle Programm, in dessen Durchführung die unabhängigen Organe Preußens, mit alleiniger Ausnahme des radikalen Flügels des Fortschrittes, die parlamentarische Aufgabe der nächsten Zukunft erblicken. „Die Gegenwart, wo alle liberalen Errungenschaften der letzten zwölf Jahre verteidigt werden müssen, ist nicht die Zeit für entschiedene Forderungen. Die Haltung der liberalen Parteien wird meistenteils auf das Abhalten, auf die Abwehr von Angriffen auf die liberale Gesetzgebung und auf beharrlichen Widerstand gegen die Re* visionsbestrebungen der cvuservativ-klerikalen Koalition beschränkt sein." So umschreibt die „Köln. Ztg." in treffender Weise die Anforderungen der politischen Situation, indem sie gleichzeitig erklärt, daß die Zeit gekommen erscheine, in welcher sich Ieuilleton. Klippen. Erzählung von Ludwig Habicht. (Schluß.) Zu seinem Erstaunen fand Wellnau das Haus verschlossen, und auf fein Schellen und Klopfen erhielt er keinen Einlaß. Hatte er sich in der Adresse geirrt? Nein, nein, er konnte sich auf sein gutes Gedächtnis verlassen, und die angegebene Straße hatte einen Namen, der sich leicht behalten ließ. Es war noch dazu das einzige Haus, das in dieser öden Gegend stand. Der junge Mann konnte nicht begreifen, was das bedeuten solle. Hatte man ihn und seine Verwandte absichtlich getäuscht und ihn umsonst hieher gelockt, um ihn zu verspotten? Das war unmöglich. Wie noch Lieutenant Wellnau über die seltsame Geschichte nachgrübelte und das Haus von allen Seiten aufmerksam betrachtete, ob sich nicht ein-Zeichen bemerken ließ, daß es noch bewohnt sei, gewahrte er, wie aus einem Fenster ein dicker Rauch hervorquoll. Das war Feuer — und ohne Besinnen sprengte er die Thür und drang in das Haus. Er kam noch im letzten entscheidenden Augenblick, um das schwer bedrohte Leben seiner Verwandten zu retten. Dagegen vermochte die herbeigerufene Feuerwehr das einmal entfesselte Element nicht zu dämpfen, das ohnehin sehr schlecht gebaute Haus brannte bis auf die Mauern nieder. Seltsam genug sollte die rachsüchtige Frau das Verhängnis nur zu rasch erreichen. Wo! gelang es ihr, ohne Verfolgung aus der Haupt, stadt zu fliehen; aber der Zug, der sie ebenfalls nach Petersburg tragen sollte, entgleiste unfern der Grenze, und zu den wenigen Reifenden, die bei der Katastrophe verunglückten, gehörte Frau Müller. Sie kam wol mit dem Leben davon, aber an beiden Beinen und am rechten Arm gebrochen zog man sie aus den Trümmern hervor. In gerechter Vergeltung schien das Schicksal sie jetzt zu derselben hilflosen Lage verurtheilt zu haben, die sie bisher nur in schändlicher Absicht geheuchelt. Ihre Tochter war in der Jugend Kunstreiterin gewesen und kehrte zu ihrem ersten Beruf zurück, dennoch fand sie in Petersburg nicht mehr den Beifall, der ihr vor zehn Jahren dort entgegenjubelte. Um sich die Bewunderung des Publikums wieder zu erringen, wagte ValeSca die gefahrvollsten Kunststücke, und bei einer dieser verwegenen Leistungen büßte sie das Leben ern. Frau Müller hatte bomit ihre Ernährerin verloren und endete ihr bejammernswertes, elendes Dasein in einem Petersburger Hospital. Ihr Sohn tauchte nach verbüßter Haft wieder an einzelnen Orten als falscher Spieler und gefährlicher Abenteurer auf, bis sich seine Spur von neuem in irgend einer Strafanstalt verlor. Durch die bittern Enttäuschungen, die Baron Wellnau sowol wie seine Verwandte erfahre.,, wurden die Herzen der jungen Leute einander weit näher geführt, und die wunderbare Rettung Magda's durch ihren Vetter vollendete den Bund ihrer Seelen. Nun wußten Sie beide, wie gefahrvoll es ist, sich vom äußern Scheine blenden zu lassen, und daß nur dort ein wahres und inniges Glück entsprießen kann, wo die Ehrenhaftigkeit mtd Treue der Charaktere ein dauernd harmonisches Verhältnis sichert. Aus der so lange bewahrten Knospenhülle einer auf verwandtschaftlichen Banden ruhenden Freundschaft sprang jetzt eine tiefe, innige Liebe, die das Dasein verschönt und allen Wandel überdauert. Freiherr Graßseldt war glücklich, seinen Lieblingswunsch erfüllt und Magda und Wilhelm als ein wahrhaft zufriedenes, seliges Ehepaar zu sehen, und er ahnte wenig, an welch' geheimen Klippen sein jahrelang gehegter Wunsch beinahe gescheitert wäre. Der HerzenSbund seiner Kinder war in der That sonnig und wolkenlos. aus dem traditionellen Fractionswesen eine große liberale Partei des Bürgerthums entwickeln müsse, welche berufen und im staube ist, die Richtung der Regierung zu bestimmen. Wir können diesem Satze um so freudiger beistimmen, als sich die liberale Partei Oesterreichs dem Schlagworte „Aussöhnung der Nationen" gegenüber in einer ähnlichen Lage befindet, wie die preußischen Liberalen gegenüber der Losung „Freihandel oder Schutzzoll." Hier wie dort lauert hinter diesen Schlagworten die Reaction. Hier wie dort sind es klerikale, uni feudale Elemente, welche die Parole benützen und zu einem verhängnisvollen, weil verderblichen Einflüsse auf die innere Entwicklung des Staatslebens zu gelangen. Die preußischen Liberalen haben dieses Spiel durchschaut und vereitelt und hoffentlich wird auch für Oesterreich noch die Zeit kommen, in welcher eine Vereinigung aller liberalen Elemente ohne Rücksicht auf Nationalität und Wahlbezirk der gedeihlichen Pflege des österreichischen Staatsgedankens eine weit verläßlichere Basis verschafft, als das bloße Schlagwort „Aussöhnung der Nationalitäten", hinter welchem derzeit noch die anrüchigen Geister klerikaler und feudaler Sonderinteressen ihr Unwesen treiben. Der Kampf der belgischen Ultramoutanen gegen die Staatsschule. Der Kardinal-Erzbischof von Mecheln, De-champs, hat an die Geistlichkeit seiner Diöcese ein Rundschreiben ergehen lassen, das Anweisungen gibt für den Kampf, den die klerikale Partei auf dem Gebiete der Schule zu führen hat. Zunächst wird den Pfarrern mitgetheilt, daß Malou und der ehemalige Senator Baron Osy an die Spitze der für Brabant und Antwerpen eingerichteten Provinzial-Comites zur Leitung des katholischen Unterrichts getreten sind. Sodann folgen die Weisungen: Jedes Kirchspiel soll und muß im Oktober seine katholische Schule haben. Die Kinder sind unverzüglich in die Register dieser Schule einzuschreiben. Die Eltern müssen gewarnt werden, ihre Kinder in eine Staatsschule zu schicken; denn das neue Gesetz ist ein Unglück für alle. Die Pfarrer haben öffentlich bekannt zu machen, daß alle armen Kinder in der katholischen Schule unentgeltlich unterrichtet werden. Da die Lehrer-Bildungsanstalten des Staates noch unchristlicher sind als die Elementarschulen, so sind die Jünglinge, die sich dem Lehrfach widmen wollen, von dem Besuche jener Anstalten dringend abzumahnen lind zu den katholischen Normalschulen herüberzuziehen. Die Pfarrer, welche von den Bürger- Madame Achmed Rassim Bey. Von Paskal David. Schwere bleifarbene Wolken hingen gleich grauen Schleiern über Pera, aus den Schleußen des Himmels strömte unaufhaltsamer Regen, die schlecht gepflasterten Straßen und Gassen starrten vor Schmutz. Gleich Schatten der Unterwelt huschten die Fußgänger, durch Mäntel und Kapuzen vermummt, an den Häusern vorbei, und die herrenlosen Hunde, bis an den Hals in tiefe Kothlachen vergraben, stießen ein mißtönendes Klagegeheul aus. Das melancholische Wetter paßte so recht zu dem traurigen Leichenzuge, der sich am Taxim vorbei nach Ferikioi bewegte, der letzten Ruhestätte aller Entschlafenen nicht-muhamedani-schen Glaubens. Vorauf ein schlichter schwarzer Sarg, von vier Hamalen getragen, hinterher ein weinender alter Mann, ein paar kleine Kinder — das war alles — kein Priester, kein Kreuz, kein Trauergesang, kein Wagen, kein Gefolge — ein merkwürdiger Leichenzug in Pera, der Stadt des Prunkes und Gepränges! Noch starrte ich, in Gedanken versunken, der seltsamen Erscheinung nach, da weckte mich ein heftiger Schlag auf die Schulter, und aufschauend blickte ich in daS er* meistern befragt werden, ob sie in der Staalsschnle Religionsunterricht ertheilen wollen, haben darauf zu antworten, daß ihr Gewissen ihnen das nicht erlaube, u. s. w. Davon, daß die unfügsamen Lehrer und Lehrerinnen excommi'.niciert werden sollen, ist nicht ausdrücklich die Rede, wol aber davon, daß diejenigen, welche Umstände wegen, die eine Ausnahme gestatten (hohes Dienstalter und Militär-pflichtigkeit), einen „Dispens" wünschen, sich durch die Pfarrer an den Erzbischof wenden sollen, der sie dann schriftlich bescheiden werde. Daraus wird man wol schließen dürfen, daß alle, die keinen Dispens bekommen, eine Sünde begehen, wenn sie der Staatsschule trat bleibe«, und daß sie, wenn sie sich der „Gewissenspflicht" entziehen, der kirchlichen Buße verfallen sind. Was übrigens bei der Bewegung, welche durch die Schulsrage in den Klerus gekommen ist, allgemein auffällt, ist das Schweigen, welches über die congreganistischen Schnlbrüder durchaus beobachtet wird: von diesen einst so gefeierten Lehrkräften ist gar keine Rede; die Pfarrer und ihre Vicare sind ganz in den Vordergrund getreten. Mit lauter Stimme laden sie die Lehrer der Stciatsschuleu zuin Uebertritt ein, als wenn die katholischen Schulen ihrer Hilse dringend bedürften. Wehe denen, die dem Lockruf folgen! Nur zu bald werden sie irme werden, daß die Schulbrüder, ihre Rivalen, nichts weniger als beseitigt sind, sondern nur der Stunde harren, wo sie wieder massenhaft in den Unterricht einbrechen, der ja ihre Domäne ist. Zum Waser'schen Erlasse. Der Erlaß des Oberlandesgerichtspräsidenten von Graz, Dr. R. v. Wafer, dessen absprechende Beurtheilung unserer Mittwochsnummer das Los der Cousiscation brachte, lautet wörtlich folgendermaßen : „Aus mehreren an mich gerichteten anonymen Anzeigen, sowie aus den bereits anhängigen Dis-ciplinaruntersuchungen habe ich entnommen, daß auch die richterlichen Beamten, besonders in Bezirken mit einer Bevölkerung verschiedener Nationalität, den politischen Parteibestrebuugen nicht ferne bleiben, sondern durch die Theilnahme an politischen Vereinen, durch den Verkehr mit hervorragenden Parteimännern, durch unvorsichtige Aeußeruugen in Gasthäusern u. dgl. ihre politische Parteistellung kennzeichnen. „Weit entfernt, den richterlichen Beamten die Ausübung ihrer staatsbürgerlichen Rechte zu beeinträchtigen oder denselben eine selbständige politische Ueberzeugung zu versagen, kann ihnen doch auf regte Gesicht meines Freundes Nuri Efendi, eines Arabers von seltener Begabung und außerordentlichen Kenntnissen, der auf der hohen Pforte als Dragoman angestellt war. Das sonst so bleiche Gesicht des lebhaften Südländers glühte in unheimlichem Feuer, gleich brennenden Kohlen blitzten die schwarzen Augen und mit heiserer Stimme rief er mir zu: „Sehen Sie ihn dort, theuerster Efendi, den nichtswürdigen Hund, sehen Sie ihn? Wie ein Verdammter schleicht er einher, wie ein Mörder, den der unheimliche Drang der fluchwürdigen That dazu treibt, unaufhörlich die Spur des Opfers zu umkreisen. Allah ist groß und gerecht, er wird ihn strafen, er wird die unglückliche Chryssontine rächen!" In stummem Staunen, aus dem Munde des Arabers einen europäischen Mädchennamen zu hören, schaute ich der Richtung nach, die sein ausgestreckter Finger mir angab, und erblickte einen Adjutanten des Sultans, Achmed Rassim Bey, der in einen langen Offiziersmantel gehüllt, mit emporgeschlagenem Kragen, den Fez tief ins Gesicht gedrückt, gebückten Hauptes dem Trauerzuge nachfolgte. „Was ists — was oll es — was reden Sie von Achmed Bey?" lotterte ich, und „Was es ist?" rief leidenschaft-ich der Araber, „man begräbt jetzt eben Madame Grund des Gesetzes vom 21. Mai 1868, Nr. 46 R. G. Bl., zur Wahrung des Ansehens und der vollen Unabhängigkeit des Richterstandes nicht gestattet werden, eine proiioiicierte politische Partei* stellung einznnehmen und dadurch in der Bevölkerung das volle Vertrauen auf eine unparteiische Rechtsprechung zu erschüttern. „Wenn eine solche Enthaltsamkeit vom Richter als ein Gebot amtlichen Taktes gefordert wird, so wird damit nicht die Verzichtleistung ans die Ausübung politischer Rechte auferlegt, sondern an eine Beschränkung erinnert, welche in den Pflichten des richterlichen Amtes ihre Begründung findet und welche jeder Richtet- im Interesse einer geachteten Rechtspflege und im Hinblicke auf die Bedingungen seines erhabenen Berufes auch ohne äußere Nöthignng sich selber anferlegen sollte. „In jedem konstitutionellen Staate soll der Nichterstand der Felsen sein, an dem sich die Wogen politischer Parteikäntpfe brechen, er soll über den Parteien stehen und durch seine objektive und neutrale Haltung keinen Zweifel darüber aufkominen lassen, daß vor den Organen des Gesetzes alle Parteien gleiches Recht erlangen, und daß vom Gerichte nur der austheilenden Gerechtigkeit Ausdruck gegeben werde. „Die Präsidien der Gerichtshöfe sind gesetzlich verpflichtet (§§ 78 und 90 des kaiserlichen Patentes vom 3. Mai 1853), über die Aufrechthaltung der Disciplin unter den in ihren Sprengel» fungierenden richterlichen Beamten zu wachen; es obliegt ihnen daher auch die Pflicht, nicht nur die Amtshandlungen dieser Beamten zu controllieren, sondern auch aus deren anßeramtliches Verhalten und insbesondere auf bereit politische Haltung ein aufmerksames Auge zu richten. „Ich ersuche bas löbliche Präsidium, vorhin* nteitben Unregelmäßigkeiten im Amte ober Ausschreitungen außer bem Amte zunächst burch Ermahnungen zu begegnen, nötigenfalls aber mir Bericht zu erstatten, bamit ich in bie Lage komme, bie Amtshandlung des Hiezu gesetzlich berufe.len Disciplinarfenates zu veranlassen." Wir leugnen nicht, baß ber DoHstättbige Wortlaut bes Erlasses letzteren boch in einem etwas milberen Lichte erscheinen läßt, als bie zuerst in bie Oeffentlichkeit gedrungenen Stellen, nach welchen es ganz beit Anschein gewann, als ob bie richterlichen Beamten znr politischen MeinnttgS-lofigkeit vernrtheilt werben sollten. Doch können wir auch nicht umhin, zu betonen, baß bie Form bes betreffenden Aktenstückes eine entschieden utt* IW" Fortsetzung in der Beilage. Achmed Rassim Bey, die von ihrem Manne er mordet worden ist. Kommen Sie mit mir, Bey Efendi, ich will Ihnen die Geschichte erzählen." Wir saßen in einem gemüthlichen Studierzimmer. Der Tschibttk dampfte, würziger Glühwein erwärmte unsere erstarrten Glieder, im Kamin knisterten mächtige Holzscheite. Draußen tobte das Ungewitter weiter und klatschend schlugen die schweren Regentropfen gegen die Glasscheiben der Fenster. Nuri Efendi zog träumerisch die Perlen seines Rosenkranzes durch die Finger und begann: Kennen Sie in Galata das kleine Kaffeehaus von Radonitsch, Efendi, dort unten bei Sakis-Agadsch, wo man zum Millet-Jolessi hinaufsteigt? Nein? Sarar yok, es verschlägt nichts. Unten ist eine Kaffeeschenke, aus dem ersten Stock ein kleines Zimmerchen, in dem der alte Radonitsch an Offiziere und Pfortenbeamte im Geheimen Wein verschenkt. Oft haben wir da gesessen, Achmed Rassim Bey und ich — ich Unglücklicher, Allah verzeihe mir! Mit Zaubermacht zog eS mich hinüber aus bem stillen Stambul und aus meinem fried-famen Konak in das kleine Zimmerchen im schmutzigen Galata, Abenb für Abenb faß ich bort auf einem harten Holzstuhl, der ich zu Hause auf weichem Seidenpfühl ruhen und mich von schönen Beilage zum „Laibacher Tagblatt" Nr. glückliche ist. Würde sich der Erlaß einfach damit begnügt haben, zu betonen, daß der DiSciplinar-rath des Oberlandesgerichtes berechtigt und beauftragt sei, in allen jenen Fällen einzuschreiten, in welchen ein Beamter seinen richterlichen VeUrauens-posten zur Betreibung politischer Agitationen mißbraucht, so hätte gegen eine solche Kundgebung schlechterdings kein Einwand erhoben werden können. So aber spricht der Erlaß sich überhaupt gegen die proiioncierte Parteistcllung des Richters aus und konnte also den Verdacht erwecken, daß jede aktive Theiluahme des Richters am politischen Leben als straffällig betrachtet werden müsse. Was uns aber über die eventuellen Folgen des Erlasses vollständig beruhigt uud uns namentlich die Furcht benimmt, daß derselbe je nach der vorhandenen Luftströmung in den oberen Regionen zur Waffe für jedes eben am Ruder befindliche Sistem werden könne, ist der Umstand, daß über die Strafbarkeit der politischen Parteinahme einzelner Mitglieder des Richterstandes nur der Disciplinar-rath zu entscheiden hat. * * * Wenn die praktische Politik und die Couse-quenzen des Parteilebcns von Resolutio»sl>eschlüssen abhängig wären, könnten die Verfassungsfreunde Oesterreichs Asche auf ihr Haupt streuen, um angesichts der am 18. d. zu Prag ausgesprochenen Vereinigung der Nationalen und Feudalen sammt klerikalem Anhang Reue und Leid für ihre liberalen Sünden zu erwecken. Unter Vorsitz des Grasen Hohenwart haben nämlich die Herren Fürst Alois Liechtenstein, Lienbacher, Baron Gödel-Lannoy, Fürst Georg Lobkowitz, Gras Heinrich Clam-Martinitz, Dr. Rieger, Zeithammer, Dr. Julius Gregr, Gro-cholski und Fürst Czartoryski beschlossen, daß die gesammte Rechte als eine große organisierte Partei in das parlamentarische Leben eingreisen werde. Was? — so fragen wir erstaunt — der fromme Fürst Liechtenstein neben einem Freigeiste wie Dr. Gregr als Mitglied einer und derselben Partei? Was will Saul unter den Proseten? — Nu», es ist ja mit dieser „Partei-Organisation" nicht so ganz wörtlich zu nehmen! Es fällt den Veranstaltern dieses Conventikels selbst nicht ein, Czechen und Polen, Klerikale und Feudale an einen Strang spannen zu wollen. Die Rechtspartei soll nach wie vor den Vereinigungspunkt der deutschen Klerikalen und Staatsrechtler bilden, den Polen ebensowol wie den Czechen wird eine besondere nationale Extrawurst gebraten, und auch dem feudalen Großgrundbesitz soll Gelegenheit gegeben werden, sich als besonderer Klub zu eonstituieren, für dessen Mitgliedschaft Sklavinnen fächeln lassen konnte, und über Gebühr oft leerte ich das Glas mit dem herben türkischen Laudweiu — nur um aus den Händen der schönen Chryssontine ein neues credenzt zu erhalten. Schön war sie, zauberschön! Nicht unseren Araberirnien gleich finster und dunkel wie eine Winternacht, mit versengenden Augen und kohlschwarzem Haar, nein, hellglänzend und mild wie ein erquickender Frühlingstag, mit sanften blauen Augen, mit rosig angehauchten Wange» und blonden weichen Locken. Nimmer, nimmer wird ihr holdes Bild meinem Gedächtnis entschwinden, ewig wird es in meinem Herzen eingegraben bleiben. Sie war die Tochter des alten Radonitsch, in Wien geboren, in einem Erziehungsinstitut der Ursuliueriuueu ausgebildet und von ihrer Mutter, einer sehr frommen Frau, ursprünglich zum Eintritt in den Orden dieser Nonnen bestimmt. Doch die Mutter starb, der Vater fallierte und flüchtete mit den Kindern, von deueu Chryssontine das älteste war, nach Bukarest uud später nach Konstantinopel. Hier errichtete er das Kaffeehaus, von dem ich Ihnen erzählte, und Chryssontine mußte in dem oberen Zimmer die Gäste bedienen, da der Vater das Geheimnis von der Existenz dieses ausschließlich vou vornehmen Orientale» be- 216 vom 20. September 1879. das Vorhandensein der bekannten blauen Blutkügelchen in den Adern als Vorbedingung der Aufnahme zu gelten hätte. Wo man unsere national-klerikalen Abgeordneten einschachteln wird, ist nicht gesagt. Doch dürfte früheren Mittheilungen zufolge ihr Anschluß an den ezechisch-nationalen Klnb in Aussicht genommen sei». Wie wir über diese „Coalition der Rechten" denken, haben wir schon wiederholt erwähnt und stimmten unsere diesbezüglichen Ausführungen ganz mit dem Gedankengange des Leitartikels der „N. fr. Presse" vom 18. d. M. überein, welcher sagt, daß innerhalb dieser Coalition die Meinungsverschiedenheiten jedenfalls viel ärger sein werden, als innerhalb der Verfassungspartei. Bei dieser treffen wir bloß auf Schattierungen, wie sie in jeder größeren Partei Vorkommen und Vorkommen müssen, während die Disharmonie in den Ideen jener, welche eine Vereinigung der National-Klerikalen und Feudalen anstreben, ans prinzipieller Verschiedenheit beruht. Aber gesetzt auch, es erhöbe sich wirklich eine geschlossene politische Partei unter der Führung des Grafen Hohenwart, dann ist es ganz gewiß mit der vom Grafen Taaffe angestrebten „Mittelpartei" vorbei. Es wird sich daun naturgemäß eine Coalition der Linken bilden, und dann werden sich zwei compacte Parteimassen gegenüber-stehen, mit welchen ein Regieren unmöglich ist. * * * Vorgestern hat die Regnieolardeputation des ungarischen Reichstages für den Ausgleich mit Ungarn eine Sitzung abgehalten, nach bereit Verlauf zu urtheilen, Ungarn gewillt ist, bas dem Referenten Markus übertragene schriftliche Elaborat zur Grundlage der mündlichen Verhandlungen zu machen. Auch glaubt man, daß die Verhandlungen keinen acute» politischen Charakter annehmen, sondern sich streng innerhalb der Grenzen der finanziellen Frage ruhig verlausen werden. Die hauptsächlichsten diesfalls bestehenden Differenzen werden in nachstehender Weise charakterisiert: „Bisher hätte Kroazien für reichsgemeinsame Auslagen, sowie für die mit Ungarn allein gemeinsamen Auslagen (Finanzen, Communicationen ic.) 61/* Perzent leisten sollen. Zur Bestreitung dieser 61/* Perzent lieferte Kroazien 55 Perzent seiner Einnahmen an Ungarn ab. Wenn diese 55 Perzent nicht genügten, müßte Ungarn einfach das Fehlende bezahlen. Kroazien verlangte nunmehr die Auslassung des bisherigen Schlüssels von 93 ^ zu O'/z Perzent und will einfach ausgesprochen wissen, Kroazien leiste 55 Perzent der eigenen Einnahmen zu den gemeinsamen Ausgaben, wodurch Kroazien niemals als passive Provinz erschiene, was jedoch tatsächlich der Fall ist. Ungarn suchten Wein- und Spielzimmers einer fremden Persou nicht preisgeben wollte. Das schöne Mädchen brachte uns den Wein und brannte uns die Zigarretten an, zuweilen spielte sie uns auch auf dem Klavier vor und sang mit ihrer süßen Stimme schmeichelnde fränkische Lieder dazu — o, theurer Efendi, das Herz will mir brechen, wenn ich dieser Stunden gedenke, süß wie Träume von Haschischdust und berauschend wie die Weine vom Libanon! Uns allen hatte die schöne Chryssontine sich ins Herz hiuemgezaubert und Tag und Nacht trugen wir ihr Bild in den Sinnen herum; sie aber liebte keinen von uns uud trieb Kurzweil mit uns allen. Sie lachte über unseren Efendirock und sagte, in Deutschland trügen nur die Priester so lange schwarze Röcke mit stehenden: Kragen, sie lachte über unser Fez und sagte, wir sähen den Klatschrosen in einem Kornfelde gleich, sie verspottete unsere kurzgeschorenen Köpfe und behauptete, dies sei die Frisur der Verbrecher in den europäischen Gefängnissen; mir war alles gleich, ich liebte sie, wie man die Blume liebt, deren Duft uns entzückt, die Lüfte, die uns schmeichlerisch, umfächeln, die goldene Sonne, deren Strahlen uns beleben. Und auch sie — sie liebte mich nicht, aber sie sah mich gern; ihre schönsten Lieder sang dagegen will wieder mindestens auf der prinzipiellen Beibehaltung des bisherigen Schlüssels bestehen; an dem factischen Zustande wird durch keine der beiden Modalitäten etwas geändert. Man glaubt indessen in Pest aus politischen Gründen, an dem jetzigen Schlüssel sesthalten zu müssen, ohne durch Subtilitäteu den Ausgleich gefährden zu wollen." * * * Die russischen Officiösen geben sich alle erdenkliche Mühe, Oesterreich zum Mißtrauen gegen Deutschland aufzustacheln. So knüpft „Nowoje Wremja" an seine allem Anscheine nach auS den Bureaus der russischen Botschaft in Wien stammende Mittheilung, daß die Reise des Fürsten Bismarck nach Wien den Zweck habe, „daselbst eine Vereinbarung zu treffen ober auch einen förmlichen Vertrag (?) für den Fall von Mißverständnissen zwischen Deutschland und Frankreich zu schließen", folgende Glosse: „Die Wiener Regierung hat sich vollkommen gesichert in diplomatischer Hinsicht. Deutschland hat die Garantie für die Gesammtheit und die Unantastbarkeit Oesterreich-Ungarns ans sich genommen, ähnlich wie es einst England liebte, sich für die das ottomanische Reich garantierende Macht auszugeben. Wahrscheinlich wird die Parallele die bekannte Fortsetzung und Abschließnng erhalten: wie Englanb Cypern genommen und auf Kleinasien, Syrien und Egypten die Hand gelegt hat, so wird auch Deutschland, wenn die Zeit dazu heranrücken wird, Oesterreich zwingen, mit ihm eine Zoll- und Militär-Convention abzuschließen. Fürst BiSmarck reist nach Wien, um bort für den Fall von Mißverständnissen zwischen Deutschland und Frankreich eine Convention mit Oesterreich-Ungarn abzuschließen. Es ist nicht schwer für den Pfiffigen Diplomaten, Mißverständnisse zu erzeugen, und auch nicht schwer, sich für einen Freund Oesterreichs gegen Italien, die Slaven und Rußland auszugeben; gehen die durch ihre Weitsichtigkeit bekannten Staatsmänner in Wien in diese Falle, dann wird sich Oesterreich bald in der Situation eines Sachsen, Baiern und anderer Staaten Deutschlands zweiten Ranges sehen." — Auf eine Widerlegung dieser gehässigen Notiz einzugehen, ist eigentlich überflüssig. Jedermann weiß, daß ein auf richtiger Erkenntnis der wechselseitigen Jnteressensolidarität beruhendes österreichisch-deutsches Bündnis für Deutschland viel werthvoller sein muß, als eine Militärconvention im erwähnten Sinne, zu deren zwangsweiser Aufrechterhaltung Deutschland gerade dann ganz und gar unvermögend wäre, wenn es sich um deren Erprobung gegen einen Angriff von außen handeln würde. sie mir vor, ihre süßesten Weisen spielte sie mir auf, ihre kleinen Geheimnisse vertraute sie mir an, ich durfte ihr schöne Blumen bringe» und seltene Früchte kaufen, ich war ihr Bevorzugter, und die Freunde neckten mich mit ihrer Gunst. So verging eine schöne selige Zeit, bis der Unglückstag heraubrach, an dem ich mit Achmed Rafstnt Bey, der kurz vorher Adjutant des Sultans geworden, war, eines Freitags vom Salemlik zurückkehrte.' Ein heftiger Regenguß überraschte uns in Ga-lata, der eitle Offizier fürchtete für seine goldgestickte Uniform, uud so führte ich ihn in das kleine Weinzimmer des Cafe Radonitsch, um dort Zuflucht vor der Ungunst des Wetters zu suchen. Schwarze Unglücksstunde des Kismets! Von jenem Tage an mochte ich hingehen, wann ich wollte, stets traf ich Achmed Rassim dort. Immer saß er in derselben Ecke, auf einem Stuhle zwischen Thür und Fenster, von dem aus er das ganze Zimmer übersehen konnte; er sprach wenig, trank wenig, spielte nie, aber unablässig verfolgten feine dunklen Augen die zierliche Gestalt Chryssontinens, wie sie hier mit graziöser Bewegung die wachstuchüberzogenen Tische abwischte, dort einem Gast ein Glas Wein reichte. Und das Feuer seiner Augen blieb nicht unbemerkt, nicht unerwidert. Während die zweite Instanz, die königliche Tafel in Pest, den Ehemann des Verbrechens der Bigamie und den Oberrabbiner des Mißbrauchs der Anits-gewalt schuldig erkannte und ersteren zu einjähriger Gefängnisstrafe verurtheilte, hat die königliche Curie als oberster Gerichtshof in Uebereinstimmung mit der ersten Instanz sämmtliche Angeklagten von dem ihnen zur Last gelegten Verbrechen freigesprochen, dieselben jedoch der Uebertretnng gegen öffentliche Vorkehrungen für schuldig erkannt und über den Oberrabbiner eine Geldstrafe von 300 fl., über die getrennten Gatten eine Geldstrafe von je 100 fl., eventuell für je 5 fl. einen Tag Arrest, verhängt. Das Urtheil wird in den Pester Juristenkreisen lebhaft besprochen und hat auch den Pester Ober-Staatsanwalts-Substituten Dr. Tobias Löw (Sohn eines verstorbenen Oberrabbiners) zur Veröffentlichung einer Kritik veranlaßt, in welcher derselbe gegen die Bestrafung des Oberrabbiners plaidiert. — Kossuth über die Iudensrage. Ein Professor des serbischen Gymnasiums in Neusatz hat kürzlich Kossuth einen Besuch abgestattet, dessen Resultate jetzt ungarische Blätter mittheilen. Anknüpfend an die Version, daß die Juden den Berliner Congreß und dessen Beschlüsse so sehr beeinflußt haben, erklärte Kossuth, daß er trotz seiner „liberalen" Prinzipien die volle Emancipation der Inden in allen Ländern, die in kultureller Beziehung j zurückgeblieben uud in denen die Inden in größerer Anzahl vorhanden sind, nicht billigen könne. Znr Motivierung seiner Ansicht führte Kossuth an, daß die einwandernden Inden sich selbst als fremdes Element betrachten, als ein Element, welches durch kein stärkeres Band an das Land nnd dessen Institutionen geknüpft wird und das nur bestrebt ist, seine eigenen materiellen Interessen bestens zu fördern.... „Die vollständige Emancipation der Juden — führte Kossuth weiter aus — soll insolange nicht durchgeführt werden, als dieselben sich nicht mit den übrigen Staatsbürgern gesellschaftlich und politisch auf die gleiche Stufe gebracht haben; insolange nicht, als sie nicht aufhören, sich als fremdes Element zu betrachten. Die volle Emancipation soll nur dann ausgesprochen werden, wenn die Inden sich bloß in religiösen Dingen von den übrigen Staatsbürgern unterscheiden, wie dies thatsächlich in England, Frankreich und Italien der Fall ist." — Türkische Kunstgriffe- Aus Sera-jewo wird dem „Pest. L." geschrieben: „Seit einiger Zeit sollen sich mehrere Fälle ereignet haben, daß einige gegenwärtig unter österreichisch-ungarischer Regierung amtierende ehemalige türkische Beamten (Kadi), sobald in der ihnen anvertranten amtlichen Kasse ein ansehnlicher Betrag vorhanden war, sich denselben unter dem einfachen Vorwande, „wir haben so und so viel für unsere Dienstleistung au Sold bei der türkischen Regierung zu fordern/' Herausnahmen und sich damit bezahlt machen wollten. Natürlich wurden dieselben von der bosnischen Gerichtsbehörde eines Besseren belehrt." — Fortschritt. Die „Katholiken Deutschlands" sangen an, bei ihren ^Generalversammlungen" sestznessen und tischznreden, was sic früher nicht thaten. Das haben sie ohne Zweifel den Liberalen abgeguckt. Aus Aachen berichten die „T. Stimmen," daß den dort eben versammelten Katholiken gar sücß nnd saist gekocht worden sei und daß man auch einen Herz uud Gemüth erhebenden Tropfen zn trinken bekommen habe: item: „Das Schliiß-diner der katholischen Generalversammlung nahm einen glänzenden Verlaus." — Wünschen gute christkatholische Verdauung! — Fragen ohne Antworten. Der dies-wöchentliche „Figaro" veröffentlicht folgende zeitgemäße Fragen ohne Antworten: „Wie viele Kardinale muß der Papst noch nach Berlin schicken, bis der Bismarck noch Canossa kommt? Wer hat in Oecupationsangelegenheiten weniger zu sprechen, der ReichSrath oder die Delegationen? Welcher Krieg wird früher eintreteu, der zwischen Rußland und Oesterreich, oder jener zwischen Deutschland und Frankreich? Was zieht Bismarck vor: eine Erniedrigung Oesterreichs oder Rußlands? Wenn der vom Hanptmann Baron Römelbnrg erschlagene 82jährige Raaber Bürger Hechtl 25 fl. Schmerzensgeld bekommen hat, wie viel hätte er bekommen, wenn er am Leben geblieben wäre? Wenn sich Fürst Gortschakoff die Feindschaft mit Bismarck zur Ehre aurcchnet, wozu m»ß sich bann ein Staatsmann die Freundschaft mit Gortschakoff anrechnen?'1 — Was ist die Kleiderschleppe auf der Straße? Ein Schalk beantwortet diese Frage folgendermaßen: 1.) Ei» Schneiderversnch zur Menschenverlängerung in horizontaler Richtung; 2.) ein Staubbesen bei trockener Witterung; 3.) ein Scheuerlappen bei nassem Wetter; 4.) eine Speichelleckerin; 5.) ein Fußabtreter für Böswillige und Unvorsichtige; 6.) eilt Krnmmbeinvorhang; 7.) eine Lungen-Vergifterin bei trockenem Wetter; 8.) ein Verdeckungsapparat für schmutzige und zerrissene Strümpfe uud Schuhe. Vermischtes. — Hofjagden. Aus Eisenerz, 16. d., wird der „Grazer Zeitung" geschrieben: Bei der gestrigen Hofjagd im Weißenbachl (Gemeinde Radmer) wurden 72 Gemsen geschossen. Se. Majestät der Kaiser feuerte 14 Schüsse ab, und jedesmal fiel eine Gemse. Eine ähnliche Zahl erlegten Se. Majestät der König von Sachsen und Se. k. und k. Hoheit Kronprinz Rudolf. — Zu den Gästen, welche zu den Hofjagden geladen wurden, gehörten außer den bereits genannten hohen Persönlichkeiten aus der Residenz noch folgende Herren aus Steiermark: Graf Meran, Fürst Liechtenstein, Baron Seßler-Herzinger, Dr. Franz Steyrer, Krauß, Forstmeister der Innerberger Gewerkschaft, und der Pfarrer von Eisenerz, Salender. — Keine Tuberkulose m ehr. Von Innsbruck aus wird diese freudige, überraschende Kuude der Welt mitgetheilt, und zwar kommt dieselbe aus der Klinik des Professors Prokop v. Rokitansky, welcher im benzoesauren Natron das souveräne Gegengift gegen die Tuberkulose gesunden haben will. Es wurden mehrere Beispiele von Kranken angeführt, die, bereits sehr herabgekommen, nach kurzem Aufenthalte und Anwendung des genannten Mittels im Spitale geheilt entlassen wurden. Die ärztliche Welt wird wol diese Verheißung einer genaueren Prüfung unterziehen, so daß wir bald erfahren, ob nnd was an dieser Sache ernst zu nehmen. — Ein interessanter Eheprozeß. Man schreibt nns ans Pest: In der ungarischen Juristenwelt wirbelt folgender Ehetrennnngsprozeß ziemlich viel Staub auf: Der Pester Oberrabbiuer Albert Stern hatte im Jahre 1873 ein jüdisches Ehepaar nach diesfalls in Ungarn bestehenden jüdischen Ehegesetzen getrennt und, nachdem der Ehemann feiner Gattin den Scheidebrief übergeben hatte, die Erklärung ausgestellt, daß der Mann sofort, die Frau aber nach drei Monaten eine neue Ehe entgehen könne. Da jedoch unterlassen wurde, die nach dem Gesetze vom Jahre 1868, Gesetzartikel 54, § 34, erforderliche Einwilligung der weltlichen Behörde zur Ehetrennung einznholen, hat die Pester Staatsanwaltschaft, und zwar erst im vorigen Jahre, gegen die beiden getrennten Gatten, welche mittlerweile nette Ehen eingegangen, wegen Bigamie, gegen den Oberrabbiner anfangs wegen intelleetueller Urheberschaft an der Bigamie, später bloß wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt die Anklage erhoben. Wie durch eine magische Kraft angezogen, blickte auch Chryssontine immer wieder zu dem schönen eleganten Offizier hin, befielt blitzende Augen fo schmachtend wurden, wenn er auf sie blickte, defien befehlende Stimme so sanft klang, wenn er mit ihr redete, dessen rothe Lippen sich zu einem so verführerischen Lächeln verzogen, wenn er ihr für irgend eine Handreichung dankte. Einem oberflächlichen Beobachter mußte es scheinen, als ob von allen Besuchern Achmed Bey dem schönen Mädchen der gleichgiltigste sei: mit ihm sprach sie am wenigsten von allen, niemals reichte sie ihm die Hand, niemals machte sie einen Scherz mit ihm. Aber mich lehrte die Eifersucht tiefer schallen; die Sprache ihrer Augen sagte mir genug, und als ich einst bemerkt hatte, wie Chryssontine eine Rose, die sie an der Brust getragen, küßte und dann in Achmeds Nähe gleichsam achtlos zu Boden fallen ließ, worauf er sie mit schneller Beugung aufhob und in seiner Uniform verbarg, da seufzte ich iief und sagte traurig: „Arme deutsche Rose, wie bald wirst du verwelken in den Händen des barbarischen Türken!" Noch einige Wochen vergingen, da raufte sich eines Tages der alte Ra-donitfch verzweifelt das graue Haar und verfluchte den Tag seiner Geburt — Chryssontine war ent-ohen. Mit wem, wohin? Niemand wußte es. ch beargwöhnte Achmed Rassim Bey und stellte ihn energisch zur Rede, aber er schwor mir beim Grabe des Profeten, daß er über das Schicksal und den Aufenthaltsort des Mädchens nichts wiffe, und dieser feierlichen Versicherung gegenüber mußte ich schweigen. Wenige Tage später wurde ich in einer amtlichen Mission nach Egypten entsandt, mein Aufenthalt dort zog sich über Erwarten in die Lange, und als ich zurückkam und das Cafe Radonitsch anfsucheu wollte, da fand ich au dessen Stelle einen Schnhladen und niemand wußte mir Auskunft über das Schicksal der früheren Bewohner zn geben. Undurchdringliches Geheimnis schien über der ganzen Sache zu ruhen, bis mir eines Tages gemeldet wurde, der frühere Minister des Innern und jetzige Vali in K., Ibrahim Hamdi Pascha — Sie kennen ihn ja, er ist Achmed Rassims Vater — sei aus seinem Vilajet nach Konstantinovel gekommen nnd wünsche mich zu sprechen. Unverzüglich begab ick) mich in seinen Konak. „Nun Efendi", sagte mir der alte Pascha, „ich habe meine Stellung als Vali aufgegeben uud mich in den Staatsrath versetzen lassen. Ich muß meinem Sohne nahe sein. Mein Kiaja schreibt mir, daß Achmed Rassim Bey sich auf die fchandvollste Weise betragen hat. Er hat eine Ungläubige, eine Frankin von Religion uud Geburt, ohne Vorwissen ihres Vaters eulführt uud lebt jetzt seit einem Jahre mit ihr in Petra, im fränkifchen Viertel. Das väterliche Haus in Stam- bnl betritt er nicht mehr, Was soll ich machen? Sprich du mit ihm, dich wird er hören. Wenn er das Weib liebt und sie seiner würdig ist, so bin ich zum größten Opfer bereit: sie soll Muhammedanerin werden und ich will sie mit offenen Armen als meine Schwiegertochter in meinen Konak aufnehmen." Ohne Säumen trat ich jetzt mit Achmed Bey in Verbindung. Ich will Sie nicht mit der ausführlichen Beschreibung unserer Unterredungen langweilen, lieber Efendi, will Ihnen die über jede Schilderung heftigen Szenen nicht darstellen, die sich zwischen uns abspielten. Genug, mein ursprünglicher Verdacht war gerechtfertigt gewesen, Chryssontine befand sich in Achmeds Händen. Ich sah sie, schöner denn je, aber die Rosen auf ihren Wangen waren trauriger Blässe gewichen nnd in ihren schönen, sanften Augen spiegelten sich heimliche Thräuen. Achmed Bey vernachlässigte sie: was war auch dem Türken das holde fränkische Weib ? Eine Rose, zum Entblättern geschaffen, ein Spielzeug, das man wegwirft, wenn man seiner müde geworden! Die Angelegenheit wurde nach Ibrahim Paschas Willen geregelt; Chryssontine schwor ihren Glauben ab, nahm den türkischen Namen Heddieh (das Geschenk) an und ward durch einen Imam mit Achmed zum ehelichen Bunde vereinigt. Dann zog sie ein in den finstern, alten Konak des Pascha, sie, die feingebildete Europäerin, unter — Zwei Nihilistenführer verhaftet. In Odessa wurden, wie von dort dem Petersburger „Nowoje Wreinja" vom 15. d. geschrieben wird, am 11. d. zwei der wichtigsten Führer der südrussischen Nihilisten eruiert und verhaftet. Es sind dies der Edelmann Bnschtschinski, gebürtiger Pcle und gewesener kaiserlicher Beamter des Sietoer Gerichtshofes, und die Jüdin Blüwstein, genannt die Königin der Gesellschaft der „rotheu Buben." Letztere steht im mittleren Alter, ist nach der neuesten Mode gekleidet und hat ein bezauberndes Aeußere. Bei den Verhafteten fand die Polizei eine Anzahl wichtiger Briefe, durch welche zahlreiche hochgestellte russische Personen eonipromittiert erscheinen. Lokal-mldprovin)ial-Angeicgenheiteil. — (Zur Entsumpfung des Laibacher Moores) geht der Grazer „Tagespost" folgende Mitteilung zu: „Endlich scheint es mit der gründlichen Entsnmpfung der ursprünglich über drei Quadratmeileu großen Moorfläche bei Laibach Ernst zu werden. Trotz Activierung eines eigenen Morast-knlturausfchufses, trotz des Biorastentsumpfungsgesetzes konnte an die Urbarmachung der derzeit noch gegen eine Quadratmeile großen Morastflci^e nicht gegangen werden, da die hiezu uothwendigen Mittel, wenn auch nicht fehlen, so doch nicht von den com-petenten Organen flüssig gemacht wurden. Endlich erfolgte eine Entscheidung des Ackerbauininisterinms, wonach dem Morastkulturausfchusse eine Summe von 9000 fl. (die Zinsen des bestehenden Morast Entsumpsnugssoudes) flüssig zu machen ist. Es wird daher sofort die Berufung von Experten erfolgen, uud zwar des bestens renommierten Knlturtechnikers Salvini aus Mailand uud des Zivilingenieurs Podhagsky aus Wien." — (Oeffenttiche Tombola.) Für die öffentliche Tombola, welche der hiesige Erste allgemeine Kranken- und Versorgungsverein zum Besten feines Fondes Sonntag den 28. d. M. um 3 Uhr nachmittags am Congreßplatz veranstaltet, wurden folgende Gewinste in Silbergelb festgesetzt; fünf Terni ä 5 fl., vier Onaterni ä 10 fl., drei Qninterni ä 20 fl, die I. Tombola 100 fl., die II. Tombola 50 fl. Der Geldwerth fämmtlicher Gewinste beträgt somit 275 fl. Karten zu diesem Spiele können schon jetzt zum Preise von 20 fr. per Stück in beit Handlungen: Jg. v. Kleimnayr & Fedor Bamberg, Carl Ka- rinen Haufen roher, fanatischer, neidischer türkischer Weiber. In der Freiheit ausgewachsen, an stete Gesellschaft gewöhnt, lebte die Arme jetzt im vergitterten Harem, ihre einzige Erholung bildeten die Spaziergänge in dem von hohen Mauern umfriedeten Garten des Konaks. Theater, Konzerte, Settüte, Musik — alles war tobt und begraben für die arme Heddieh, und wurde sie je einmal nach Pera mitgenommen von den ändern Haremsdamen, so verhüllte man ihr das liebliche Gesicht mit dichten Schleiern und versteckte die zierliche Gestalt unter einem entstellenden Mantel. Von Achmed Bey sah die Unglückliche nur noch sehr wenig: oft betrat er tagelang nicht den Harem, und kam er einmal, so machten seine rohen Spässe mit den Sklavinnen und sein gemeines Benehmen der Frau die Gegenwart ihres Gemahls verhaßt. Ein einziger Lichtstrahl fiel in die Oede dieser traurigen Existenz: Heddieh gab einem schönen Knaben das Leben, und der kleine Fuad wurde ihr einziger Trost, bie Freude ihres Herzens. Um seinetwillen erduldete sie starkmüthig die Kälte des Gemahls, die tausend Neckereien, Anfeindungen und Nadelstiche der türkischen Weiber, um seinetwillen war sie entschlossen, das freudlose Vegetieren im Gefängnisse bes Harems zu ertragen. Doch bas Kismet wollte es anbers! Unver-schleiert, im einfachen Hauskleide am Fenster sitzend, bemerkte Heddieh eines Nachmittags einen ihrer kleinen Brüder, einen Knaben von vierzehn Jahren, wie er eilenden Schrittes unter den Fen- ringer, C. S. Till, I. 9töger und I. Schlaffer, sowie in sämmtlichen Tabaktrafiken gekauft werden. Im Falle regnerischer Witterung findet die Tombola am nächsten vom Wetter begünstigten Sonntage statt. — (U e b e r s etznn g.) Infolge Anordnung des Unterrichtsministeriums wurde die Lehrerin Frl. Bertha Heinrich er von der Mädchenübungsschule zu Klageusurt au die Uebuugsschule der k. k. Lehrer-inuenbildungsanstalt in Laibach versetzt. — (Eine Universität in Laibach.) Die nationale Sehnsucht nach einer Universität für Laibach kann sich doch auf eine Art von historischen Präeedenzsall berufen. In der „Carniolia" vom Jahre 1843 berichtet F. H. Legat in seiner Chronik „Oertliches von Laibach" zum 6. Nov. des Jahres 1810: „Statt des bisherigen Lyceums soll Laibach künftig eine vollständige Lehranstalt unter dem Titel „Centralschule von Jllyrien" besitzen, in welcher außer deu bisherigen theologischen und philosophischen Studien auch alle Ztoeige der Medizin, der Chirurgie, der Apothekerkunst, der Rechtswissenschaft, der Bau-, Ingenieur- und Feldmeßknnst gelehrt werden. Auch soll man aus allen diesen Fächern an dieser Centralschule beit akademischen Grad erhalten können. — Wir bemerken jedoch, daß diese Anordnung, welche Laibach mit einer Universität beschenkte, ans demselben Jahre stammt, in welchem Napoleon I. die Vereinigung von Kram, Görz, Triest, dem Nillacher Kreis, Istrien, dem ungarischen Küstenlanve, von Dalmazien und einem Theile Kroaziens zur Provinz Jllyrien verfügt hatte. Was zu einer Zeit als politische Maßregel recht tool begreiflich war, in welcher Napoleon I. großen Werth darauf verlegen mußte, seine neuen Unter-thanen von jedem Verkehr mit Oesterreich abzuhalten, muß natürlich heute von einem ganz anderen Standpunkte aufgefaßt werden. — (Poutebabahn.) Nach dem Vertrage, den die Staatsverwaltung bezüglich der Betriebs-führuitg der Poutebabahn mit der Rudolfbahu geschlossen, soll letztere vier. Wochen vor Eröffnung des Betriebes die Verständigung erhalten, damit die zu diesem Behuse nöthigen Vorkehrungen rechtzeitig getroffen werden können. Diese Verständigung ist bis zur Stunde noch nicht herabgelangt, dagegen ist vor einigen Tagen seitens der Regierung an die Rndolsbahn die Anfrage gerichtet worden, ob dieselbe nicht in einem kürzeren Zeiträume als vier Wochen nach der Verständigung den Betrieb zu er- stem des Konaks vorüberging. Das Herz der armen Frau floß über vor Zärtlichkeit und Liebe, die Macht der Erinnerung an die Vergangenheit übermannte sie; mit zitternder Hand ließ sie die Gitter des Fensters herunter, um dem kleinen Bruder einen Gruß zuzurufen. — Der Knabe sah seine Schwester nicht und schritt unbekümmert weiter, aber die Weiber des Harems hatten den Vorgang beobachtet. Wie wüthende Hyänen fielen sie über Heddieh her, zerkratzten ihr Gesicht und Hände, schlugen sie blutig und sperrten sie enblich in eine dunkle Kammer ein. Am Abenb kam Achtneb Bey nach Hause, im Harem warb ein großer Rath gehalten, enblich trat bev schöne Major in bas Gefängnis feiner Frau und kün-bigte ihr an, wegen erwiesener Conspiration mit einem Ungläubigen habe sie sofort sein Haus zu verlassen. Vergebens waren alle Aufklärungen, vergebens alle Bitten unb Thränen; mit rohen Schimpfworten, mit Tritten unb Stößen trieb man Heddieh in bürftiger Kleibung auf bie Straße. Die Nacht verbrachte bas mißhandelte Weib auf der Thürschwelle ihres Gatten, immerfort nach ihrem Kinde jammernd, am Morgen trieben die Zaptiehs sie mit Gewalt aus dem türkischen Viertel hinaus. Wie die unglückliche Renegatin ihren Vater und ihre Familie wiebergefunben hat, weiß ich nicht, genug, sie kehrte ins Vaterhaus zurück — um dort zu sterben. Monatelang lag sie im hitzigen Fieber, immerfort in den rührendsten Aus* öffnen in der Lage sei. Die Rudolfbahn hat diese Anfrage bejahend beantwortet, und dies wird allgemein dahin aufgefaßt, daß in der kürzesten Zeit die Eröffnung der Poutebabahn erfolgen werde. Nach wie vor ist es jedoch ganz und gar ungewiß, ob gleichzeitig mit der Eröffnung der österreichischen Strecke auch der Anschluß an die italienische Linie erfolgen werde. — Was die Tarifverhandlungen zwischen der Rudolfbahn und der Südbahn anlangt, welche im Hinblick auf die Eröffnung der Poutebabahn geführt wurden, so ist nunmehr ein vollständiges Einverständnis zwischen beiden Verwaltungen erzielt worden, und yaben auch die diessälligen Abmachungen die Genehmigung der Regierung erhalten. Witterung. Laibach, 20. September. Anhaltend trübe, schwüle Luft, schwacher Südwest. Wärme: morgens 7 Uhr + 16 8°, nachmittags 2 Uhr + 215° C. (1878 + 20 6°; 1877 + 16 4° C.) Barometer 735 64 Millimeter. Das gestrige Tagesmittel der Wärme + 19 0°, um 5 2° über dem Normale: der gestrige Niederschlag (140 Millimeter Negen. Angekommene Fremde am 19. September. Hotel Stadt Wien. Engel, Hdlsm., Malaga. — Weinberger lind Just, Kflte., Wien. Hotel Elefant. Pojatzi, Fabrikant, Graz. — Kobler, Besitzer. Lustthal. — Gras Barbo, Kroisenbach. — Albori, Großhändler, Triest. — Scholar, Zara. Mohren. Dolenz, Holzhändler, Bischoflack. — Brattisch, Klagenfurt. — Ronbitschek, Prag. Kaiser von Oesterreich. Pagliarnzi, Graz. — Spindler, Laibach. Verstorbene. Den 18. September. Der Antonia Jerik, Wacher!«, Florianigasse Nr. 38, ein Kind männlichen Ge* chlechtes, todt geboren. Im Zivilspitale: Den 17. September. Maria Sever, Inwohnerin, 75 I., Blutzersetzung. Deu 18. S e p t e in b e r. Franz Moravee, Arbeiterssohn, 2 I. 6 Mott., Darinkatarrh. — Gotthard Rolli, Spenglergehilfe, 28 Jahre, infolge zufällig erlittener Verletzungen. Den 19.September. Franz Mahovne, Arbeiter, 28 I., Wirbelsäulebruch. drücken nach ihrem Gatten und ihrem kleinen Sohne jammernd; endlich erbarmte sich ihrer der grimme Tod und erlöste sie von ihren Leiden. Die Türken wollten sie nicht begraben, weil sie in einem ungläubigen Hanfe gestorben, die Christen ebenso wenig, weil sie einstens zum Islam übergetreten — so haben denn vier Lastträger von der Straße sie zum Friedhofe getragen. Möge ihr die Erde leicht sein! Inzwischen hat Achtneb Rassim Bey, der schöne Major, der bevorzugte Adjutant des Sultans, sich mit Nessi Hanum, Abdullah Paschas reicher Tochter, verheiratet und lebt wiederum in goldenen Flitterwochen. Vor wenigen Wochen war ich in feinem Konak, um dem Staatsrath Ibrahim Pascha einen Besuch zu machen. Im Selamlik auf dem großblumigen Smyrnateppich spielte ein reizender Knabe mit goldenen Locken und blauen Augen: der kleine Fuad Bey, Hed» dichs Sohn. Ob er wol je von seiner unglücklichen Mutter hören wird, der blondlockige Knabe? Ob ihm nicht zuweilen im Traume bie fränkische Frau mit den blauen Augen, den rosigen Wangen, dem blonden Haar als liebliches Engelsbild erscheinen wird? „Der Himmel behüte dich, kleiner Fuad!" sagte ich beim Weggehen und streichelte das seidene Gelock des lieblichen Knaben. Und im Herzen fügte ich hinzu: „Möge da8 Schicksal dir günstiger sein, als es deiner armen Mutter war!" Gedenktafel über die am 22. September 1 8 7 9 stattfindenden Licitationen. 1. Feilb., Pirmann'sche Real., Pirmane, BG. Laos. — 3. Feilb., Stanisa'sche Dient., Rom. BG. Rudolfswerth. — 3. Feilb., Katttt'sche Real., Goriskavas. BG. 'Jinffcn-fuß. — 2. Feilb., Bostiö'sche Real., Oberfernik, BG. Krain-burg. — 1. Fcilb., Zadnik'sche Real., Deutschdorf, BG. Laas — 2. Feilb., Malahovski'sche Real., Laibach, LG. Laibach. — 2. Feilb., Levar'sche Rechte, Grahovo, BG. Loitsch. H I rillllt beste schwarze Schreibtinte. Reiner Gallnsextraet unter Garantie des Fabrikanten. 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Papier-Rente 67 80. — Silber-Rente 68 90. — Gold-Rente 81-25. - 1860er Staats-Anlche» 126--. — Bank-octien 826. — Kreditactien 26325. — London 117 75. — Silber —. — K. k. Münzdnkatcn 5 62. — 20»Frcinc8* Stücke 9 36'/,. — 100 Reichsmark 577ö. Avis, Der ergebenst Gefertigte erlaubt sich, zur allgemeinen Kenntnis zu bringe», daß er am Sonntag den 14. September l. I. den neuen Ta.n.z;3s-a.rs eröfsnete. Auch wird auf Verlangen in Privathäuseru Unterricht ertheilt. Laibach, Florianigasse Nr. 32. Caietan. ZDoix, Tanzlehrer. (428) 3—2 ' , • 6 Bambergs ißudiimndfung in £niW, Gorrgveßptcrh Wv. 2, hält vollstiindigcs Lager sämmtlicher in den hiesigen Lehranstalten, insbesondere der k. k. Ober-Realschule, dem Ober-Gymnasium und den Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstaltcii, wie den Privatinsiituten angeführten Srfiuffmdipv in neuesten Auflagen, geheftet und in dauerhaften Schnl-einbnnbcn, und empfiehlt dieselben zu billigsten Preisen. 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(417) 3—2 <® L.. ■I 5* § i « 2.5 .2 B S S.!- S'eF ?H « f 8 5 ®n3 8 8^8 m ■g «2 V a ** «, e 3 PS * gg •Oi'O o JUH UZMMvjni Ot ano ilat Iistfo) 'm,v^ latioiil) g^c g gg -ü Mtoij atz,,«, »2 , ‘PU1S 0» afaiQ an® !tr>n Et5 S PS e B Dmck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Verleger: Cttorndr Bamberg. Für die Redaetion verantwortlich: Dr. Hans K r a n S.