RAZPRAVE Dela 25 • 2006 • 15-24 FLÄCHENUTZUNG: KONTAKTFELD ZWISCHEN UMWELT UND GESELLSCHAFT Karl Ruppert Institut für Wirtschaftsgeographie. Ludwig-Maximilians-Universität München, Geschwister Scholl-Platz 1, D-80539 München, Deutschland e-mail: wagner@bwl.uni-muenchen.de Izvirni znanstveni članek COBISS 1.01 LAND USE: THE CONTACTFIELD BETWEEN ENVIRONMENT AND SOCIETY Abstract The article explains the land use in context of whole social aspects. Contemporary modell could be understood as an interim stage of spatial processes and as a consequence of different human activities; acordingly as hing between society and environment. The author underlines the consequence of public taxable measures and warns, that the object-oriented land use policy must be considered instead of multi-layer diferentiation of spatial structures. Keywords: land use determinants, land use evaluation, land use transformation RABA TAL: STIČIŠČE MED OKOLJEM IN DRUŽBO Izvleček Prispevek pojasnjuje rabo zemljišč v kontekstu celovitih družbenih vidikov. Sedanji model razume kot vmesno fazo prostorskih procesov in kot posledico različnih človekovih aktivnosti, torej kot tečaj med družbo in okoljem. Avtor poudarja posledice javne davčne politike in opozarja, da bi morali namesto večplastne diferenciacije prostorskih procesov bolj upoštevati ciljno naravnano politiko rabe zemljišč. Ključne besede: determinante rabe tal, vrednotenje rabe tal, spremembe rabe tal 1. VORBEMERKUNG Im Rahmen der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung hat die Flächennutzung im Hinblick auf die Organisation räumlicher Strukturen eine zentrale Position. Die gegenwärtige aktuelle Problemdiskussion muss einige grundlegende Sachverhalte beachten, die nachfolgend in 7 Thesen näher gekennzeichnet werden. THESE 1: FLÄCHENNUTZUNG IST SICHTBARER AUSDRUCK MENSCHLICHER AKTIVITÄTEN Diese fast alltägliche Weisheit verweist darauf, dass unsere heutige Flächennutzung das Ergebnis anhaltender Prozesse und ihr Augenblicksbild nur als Durchgangsstation prozessualer Veränderungen zu werten ist. Dies muss betont werden, da in der öffentlichen Diskussion der Begriff Flächennutzung oft nur in die Nachbarschaft negativer Bewertungen gerückt wird. Solange es Menschen gibt, wurden durch ihre Aktivitäten Flächen beansprucht. Die technologische Entwicklung bot den Menschen immer mehr Möglichkeiten zur Umgestaltung des natürlichen Potentials, sodass heute in unseren Breiten von einer Naturlandschaft mit geringen Ausnahmen gar nicht mehr gesprochen werden kann. In Anbetracht der wachsenden Bevölkerung und der veränderten Lebensweisen war das Wachsen der Flächenansprüche eine logische Folge. Die hohe Bedeutung dieses Themas für die Raumplanung ergibt sich daraus, dass sich raumwirksames Handeln und natürliches Potenzial im Kontaktbereich Flächennutzung begegnen, der damit zum Scharnier zwischen Umwelt und Gesellschaft, d.h. zum essenziellen Bestandteil der Kulturlandschaft wird. Aus dieser Auffassung folgt ferner, dass Flächennutzungsprobleme, insbesondere Flächennutzungskonkurrenzen verstärkt in dynamischen Räumen auftreten. THESE 2: „FLÄCHENVERBRAUCH"/ „LANDSCHAFTSVERBRAUCH"/ U.DGL. SIND SINNWIDRIGE BEGRIFFE, SIE ERSCHWEREN OFT EINE UNVOREINGENOMMENE PROBLEMDISKUSSION. Sachlogische Begriffsdefinitionen sind das Werkzeug jeglicher wissenschaftlicher Arbeit. In der öffentlichen Diskussion um die Problematik der Flächennutzung werden oft Schlagworte benutzt, die einer wissenschaftlichen Nachprüfung nicht standhalten. Als Beispiel seien hier einmal „Flächenverbrauch" und „Landschaftsverbrauch" (auch „Kulturlandschafts verbrauch") herausgegriffen. Schon in der „Grünen Charta von Mainau" 1961 findet sich die Formulierung „die gesunde Landschaft" - was ist das? - „wird in alarmierendem Ausmaß verbraucht" (Flacke J. S. 22). Seit Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts (Tesdorpf 1984) wird der Begriff „Flächenverbrauch" zumeist als Umnutzung von Freiflächen zu Siedlungsund Verkehrsflächen interpretiert oder nur als Reduzierung der Freifläche, als Abnahme unverbauter oder nicht versiegelter Flächen usw. Auch wenn sich dieser Begriff in manchen Diskussionen trefflich gebrauchen lässt, ist er doch wegen seiner Sinnwidrigkeit abzulehnen. Abgesehen davon, dass eine Reihe von Autoren (z.B. Lintner 1985, Klink 1990 usw.) sich schon vor längerer Zeit kritisch zu diesem Begriff äußerten, soll hier festgehalten werden, dass im deutschen Sprachgebrauch das Wort „Verbrauch" - wenn darunter nicht Konsum oder Verzehr verstanden wird - zumeist einen pejorativen Beigeschmack hat. „Verbrauchen" heißt abnutzen, aufreiben, erschöpfen, verwirtschaften, verschleißen u. dgl. (Synonym-Wörterbuch Bulitta 1983). Keines dieser Verben triffft für den vielgestaltigen Umwidmungsvorgang in seiner Gänze zu. Die Fläche ist auch nach der Inanspruchnahme noch vorhanden, ja sie kann sogar nach vorhergehender Umwidmung häufig wieder in den Zustand einer Freifläche zurückverwandelt werden. Beispiele gibt es zur Genüge, wie z.B. die Orts- und Flurwüstungen der spätmittelalterlichen Wüstungsperioden zeigen. Aber auch bis in die Gegenwart hinein sind derartige Änderungen der Flächennutzung zu beobachten. Ebenso ist der Begriff „Landschaftsverbrauch" abzulehnen. Im Wörterbuch Ökologie und Umwelt (1993) wird er z.B. als „...relativ unscharfer Begriff..." bezeichnet und festgestellt, „generell ist der Begriff Landschaftsverbrauch irreführend, da Land nicht „verbraucht" werden kann, weil es weder vermehrbar noch aufzehrbar ist. Es wechselt lediglich die Flächennutzung...". Unterschiedliche Zielsetzungen und Wertungsvorgänge spielen für diesen Fragenkreis eine große Rolle. Nur am Rande sei vermerkt, dass die Freiflächenumwidmung durchaus auch positive Bewertung erfahren kann, wie u.a. der Vereinödungsprozess im Allgäu, d.h. die Aussiedelung der Höfe vom Dorf in die Flur, zeigt. Eine falsche Begriffswahl kann u.U. dazu führen, dass Möglichkeiten zu einer erneuten Flächenumnutzung (Flächenrecycling) übersehen werden. Dies muss das Flächenmanagement, verstanden als Zielformulierung und Durchsetzung von Entscheidungen über die Flächennutzung im Rahmen planender, koordinierender, die Gesamtentwicklung der räumlichen Strukturen und Prozessabläufe berücksichtigende Tätigkeit zwingend beachten. Pauschalurteile sind auch hier fehl am Platze. THESE 3: DIE ERFASSUNGSMÖGLICHKEITEN DER FLÄCHENNUTZUNG SIND VIELFÄLTIG UND NICHT PROBLEMLOS. Die Erfassung von Flächennutzungsdaten - besonders im Hinblick auf einen prozessorientierten Zeitreihenvergleich - ist bisweilen mit wenig beachteten Problemen behaftet. Fordert man - Gleichzeitigkeit der Datenerhebung, - Zuordnung der Nutzungsdaten zum Eigentümer/Bewirtschafter oder den jeweiligen Verwaltungseinheiten, - Erfassung möglichst genauer, kleinräumlicher und detaillierter Nutzung, dann werden die Auswahlmöglichkeiten oft stark eingeschränkt. Als wesentliche Quellen stehen für die BRD flächendeckend zur Verfügung: - Daten der Amtlichen Statistik (z.B. Flächenerhebung, Bodennutzungserhebungen), - topographische Karten/Spezialkarten und - Ergebnisse der Fernerkundung. In der BRD sind die Ergebnisse der seit 1981 im 4jährigen Rhythmus stattfindenden Flächenerhebungen auf Gemeindebasis zunehmend besser verwertbar, wobei zu beachten ist, dass die Daten immer nur den jeweiligen Stand des Liegenschaftskatasters widerspiegeln. Definitorische Änderungen, nachgeholte Gebäudemessungen u.a. können u.U. nicht vorhandene Änderungen vortäuschen. Auch steuerliche Bewertungen oder Fördermaßnahmen (für bestimmte Nutzungen, unterschiedliche Auffassungen über die Wald-Weide-Grenze) sind nicht bedeutungslos. THESE 4: DIE FLÄCHENNUTZUNG IST EINE VARIABLE DER GESELLSCHAFTLICHEN ENTWICKLUNG. Flächengebundene Aktivitäten der Menschen sind wesentlicher Bestandteil der Raumorganisation. Der Wandel der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, der Leitbilder und Zielvorstellungen findet seinen sichtbaren Ausdruck in der Raumnutzung (Ruppert 1990). Gegenwärtige Flächennutzungsmuster enthalten oft noch Züge vergangener Phasen der Gesellschaftsentwicklung - persistente Strukturen. Von besonderer Bedeutung sind: - Die agrargesellschaftliche Phase. Hier stand die Bindung der Menschen an die Fläche im Vordergrund. Die Bodenfruchtbarkeit war in starkem Maße für die Bevölkerungsdichte maßgebend. Die Autarkie des einzelnen landwirtschaftlichen Betriebes bzw. der Gemeinde hatte einen hohen Rang. In einer ständisch organisierten Gesellschaft existierten meist nur geringe Reichweiten. Extremwerte agrarisch Erwerbstätiger erforderten keine vielstufige zentralörtliche Hierarchie. Die typische Raumstruktur bestand hier aus einer Vielzahl z.T. geschlossener horizontal gelagerter Zellen, die untereinander nur bedingt kommunizierten. - Mit der Industrialisierung wandeln sich die Wertvorstellungen grundlegend. Neue Standortfaktoren, neue Technologien ergänzen bzw. überlagern oder verdrängen zunächst punktuell, bald aber auch flächenhaft das traditionelle Gefüge. Bergbau- und Industriestandorte wurden zu neuen Dominanten der Raumstruktur. Das Verkehrsnetz beginnt sich nach diesen neuen dynamischen Polen zu orientieren. Der Wertscheinwerfer wanderte von den Gäugebieten, von den agrarwirtschaftlichen Gunsträumen zu den Zentren des Bergbaus und zur Industrie. An die Stelle flächenhafter Bindung (Bodenfruchtbarkeit) trat mit der Konzentration von Bevölkerung und Arbeitsplätzen die Standortorientierung. - Die gesamtgesellschaftliche Entwicklung schritt schließlich von der flächenorientierten Agrar- über die standortorientierte Industrie-, zur zentrenorientierten Dienstleistungs- gesellschaft fort. Gebietsspezifisch sehr stark differenziert wurden bestehende Raumstrukturen neu bewertet, stabilisiert oder umgestaltet. Es begann der Prozess der Suburbanisierung, d.h. die Aufwertung und Umgestaltung der „nahen Peripherie", heute allerdings schon wieder vereinzelt ergänzt durch Rückwanderungen in die Kernstadt. Das Bewertungsspektrum wird inzwischen durch die Neuaufnahme von freizeitoder ökologischorientierten Kriterien erweitert. Dort, wo ein hochwertiges Kultur- und Bildungsangebot, mit Aufgeschlossenheit gegenüber neuer technologischer Entwicklung gepaart, auf günstige Umweltverhältnisse und Freizeitpotentiale trifft, verläuft der Wandel, d.h. die Umbaudynamik der Raumstrukturen derzeit besonders vehement. Inzwischen führen gestiegene Mobilität, veränderte Zeitstrukturen und Funktionsstandortspaltungen zur Modifikation der bestehenden räumlichen Organisationsformen, die Frage veränderter Steuerfaktoren wird diskutiert. Aber die neuen Medien der Informations- und Kommunikationsgesellschaft haben bisher nicht zu einer grundsätzlich neuen Phase der Raumentwicklung geführt oder gar zu einer „Enträumlichung". Neben diesen langfristigen Veränderungen (Phasen) in den Leitbildern sind auch kurzfristige Wechsel von Zielvorstellungen für die Flächennutzung von Bedeutung. Ein gutes Beispiel gab F. Rauter (2003). Er zeigte, wie im Zielkatalog der Tiroler Raumplanung „Grenzen des Wachstums" in kurzer Zeit als „Verhinderungsstrategien" umgewertet werden und eine stärkere Betonung ökonomischer Gesichtspunkte an die Stelle vorher dominierender Entwicklungsmodelle tritt. THESE 5: FUNKTIONSSTANDORTSYSTEME SIND WESENTLICHE BESTIMMUNGSFAKTOREN DER FLÄCHENNUTZUNG. Im planerischen Denken spielen Funktionsstandortsysteme eine wichtige Rolle, zunehmende räumliche Mobilität und Flexibilität führen gegenwärtig zu ihrer abnehmenden Stabilität. Funktionsstandortteilungen bedeuten zumeist wachsenden Flächenbedarf (z.B. Freizeitwohnen). Im Übergang der gesamtgesellschaftlichen Phasen ändert sich das Nut-zungsgefüge nicht nur durch die neue Grundfunktion Freizeitverhalten, sondern auch durch den Bedeutungswandel bzw. durch Art und Weise wie diese Grundfunktionen erfüllt werden" (Difu Bericht 1/2003, S. 4). Die veränderte Bewertung der Wohnstandorte, die wechselnde Wohnungsnachfrage ausgelöst durch Wandel der Bevölkerungszahl, Altersaufbau, Haushaltsstrukturen, häufigere Wohnungswechsel, wohnungspolitische Rahmensetzung (z.B. Förderung des Wohneigentums und Rückzug aus dem Mietwohnungsbau) sowie die veränderten Ansprüche an die soziale und technische Infrastruktur sind hierfür ein beredtes Beispiel. Aber auch die Entwicklungen im Versorgungssektor (Großmärkte) oder im arbeitsfunktionalen Bereich (neue Produktionsmethoden), durch veränderte Zeitstrukturen im täglichen Leben usw. führen zum Anwachsen der Siedlungs- und Verkehrsflächen. Der sorgfältige Umgang mit Grund und Boden, eine vorausschauende Flächenhaushaltspolitik, ein wohl ausgewogenes integrierendes Flächenmanagement, müssen zum Grundsatz jeglicher Landesentwicklung gehören. Abb. Funktionsstandortsysteme und ihre Flächenansprüche THESE 6: REGIONALE DIFFERENZIERUNG IST EIN WESENTLICHES KENNZEICHEN DER FLÄCHENNUTZUNGSPR OBLEMATIK. Wiederum geht es um eine Selbstverständlichkeit. Sie soll aber hier betont werden, da häufig Daten des sog. „Flächenverbrauchs" ohne jeden Prozessbezug, Sachbezug oder raumtypische Gliederung benutzt werden, eine problemadäquate Beurteilung aber entfällt. Auch die zeitbezogene (Angabe von ha pro Tag, Stunden, ja sogar Sekunden!) führt insbesondere im Vergleich mit anderen Räumen meist zu wenig zielführenden Aussagen (Lintner 1985, S. 69). Die Anteile der Siedlungs- und Verkehrsflächen (SuV) variieren im räumlichen Kontext beträchtlich. Bayern liegt mit 10,8% (2005) unter dem entsprechenden Anteil der BRD 12,8 % (2004), in den letzten Jahren verlangsamte sich die Zunahme der SuV in Bayern beträchtlich. Es wird sorgfältig zu beobachten sein, ob sich dieser Trend fortsetzt. Die Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsflächen wird auf Regionsbasis anders ausfallen als im Ländervergleich, die Bewertung der Situation im Bayerischen Wald anders als in den dicht besiedelten Agglomerationen. Wertvolle Aussagen liefern hierzu die Angaben bei Dosch und Beckmann (1999) oder Siedentop und Kausch (2004), wie sie für Regions- und Kreistypen publiziert wurden. Die Vielfalt der Ursachen zunehmender Flächeninanspruchnahme, z.B. der Bedeutungswandel demographischer und wirtschaftlicher Faktoren, steigender Wohlstand und verändertes Anspruchsdenken bezüglich der Infrastruktur usw. zeigen deutlich räumliche Differenzierungen, die auch die Handlungsanleitungen beachten müssen. THESE 7: DIE ÖFFENTLICHE HAND BEEINFLUSST DIE FLÄCHENNUTZUNG BETRÄCHTLICH. Außerordentlich weitreichend und vielfältig sind die Einflüsse, die die öffentliche Hand auf die Flächennutzung ausübt. Dabei ist nicht nur an die Flächennutzungs- und Bebauungspläne zu denken, sondern z.B. an die Vielfalt der Einflüsse der bereits erwähnten Wohnungspolitik, der Verkehrs-, Agrar-, Energie- und Finanzpolitik und den Ausbau der unterschiedlichsten Formen der öffentlichen Infrastruktur. Schätzungen des Landkreisverbandes Bayern gehen davon aus, dass 80% aller Entscheidungen der öffentlichen Hand raumbezogen sind. Wenigstens am Rande soll auch auf die Problematik verwiesen werden, die durch die hier weniger im Mittelpunkt stehende Ausweisung von Naturschutz-, FFH- oder sonstiger Schutzgebiete oder bei der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie 2000 (Wasserschutzgebiete) entsteht. Zu zahlreichen Konflikten führte auch in letzter Zeit die Ausweisung, besonders die Ausweitung von Schutzgebieten. 10% der Landesfläche sollen in Zukunft ökologischen Zielen vorrangig zur Verfügung stehen. Nicht zu übersehen ist z.Zt. auch die Diskussion über die Ausweisung, mehr noch die Ausweitung der Wasserschutzgebiete infolge verschärfter Qualitätskriterien oder steigender Wasserentnahme. Bisher umfassen diese Gebiete ca. 3,5% der Fläche Bayerns. Auch Nutzungseinschränkungen für den Hochwasserschutz beeinflussen die Flächennutzungsstruktur. Zunehmende Wirkungen haben die Agrar-Umwelt-Programme, die heute kaum noch zu überblicken sind (Vielfalt staatlicher Einflüsse auf Schutzgebietsausweisungen und Fördergebiete). Die Bedeutung für die Flächennutzung ist der Zielstellung entsprechend zwar anderer Art als die Umwandlung von Freiflächen in Siedlungsgebiete, sollte jedoch nicht übersehen werden. All dies sind nur einige wenige Aspekte. Mit Recht erinnert Flacke J. (S. 30) an die Ausführungen von Lütke-Daltrup, der auf die staatlichen Einflüsse auf überwiegend wohlstandsinduzierte Einflussfaktoren bis in die 90er Jahre und auf die Vielzahl der durch Regelungs- und Steuerungsmechanismen des politisch-administrativen Systems verweist. Grundfunktionale Raumansprüche, Ausdehnung von Aktivitätsreichweiten haben besonders bei wachsender Bevölkerungszahl Flächennutzungskonkurrenzen zur Folge. Diese treten vor allem in dynamischen Gebieten auf, aber nicht nur dort (z.B. Ausweisung von Schutzgebieten). Eine sorgfältige Flächenhaushaltspolitik muss immer in eine integrierende Behandlung der spezifischen Raumprobleme eingebunden werden. Generelle Aussagen sind nicht zielführend, nicht einmal in derselben Gebietskategorie. Im Hinblick auf ein sorgsames Umgehen mit dem natürlichen Potenzial muss besonders auf irreversible und beschleunigte Prozessabläufe geachtet werden. Im Rahmen der Siedlungsentwicklung nach innen wird Flächenrecycling immer wichtiger. Zum Verständnis und zur Beurteilung der Flächennutzungsprobleme sollte aber auch beachtet werden, dass die Einbeziehung der historischen Dimension der Raumentwicklung oft genauso wichtig ist wie die Betrachtung eines nur kurzen Zeitraumes der Gegenwart, der u.U. einer Blickverengung Vorschub leistet. 2. AUSBLICK Wie wird sich die Flächennutzung weiter entwickeln? Ohne hier eine fundierte Prognose vortragen zu wollen lässt sich doch unschwer vorhersagen, dass die hohe Mobilität (vgl. die Diskussion um ein Mobilitätsförderungsges etz auf EU-Ebene!), die bedeutende Zuwanderung nach Bayern, die relativ stärker als die Einwohnerzahl wachsende Zahl der Privathaushalte (BIB-Mitt. 2/2004), der derzeitige Lebensstil, die Wohnwünsche für den Stadtrand die Flächenumwidmung zugunsten der Siedlungs-, weniger zur Verkehrsfläche in absehbarer Zeit nicht zum Stillstand kommen wird. Vielfach wird die Innenentwicklung zu forcieren sein, aber dabei sollte man nicht übersehen, dass diese z.B. für Fremdenverkehrsorte sinkende Attraktivität bedeuten kann und auch unter ökologischen Gesichtspunkten nicht probemlos ist. Auch die Wiedernutzung von Brachflächen ist nicht so einfach wie manchmal dargestellt. Lage, Zustand der Nutzungsflächen, u.U. Sanierungsaufwand, mangelnde Verkaufsbereitschaft, Spekulationen der Eigentümer, Parzellenzuschnitt, Vorstellungen der Kommunen usw. sind zu beachten. Dennoch wird man in dieser Richtung verstärkt weitergehen müssen, aber auch bedenken, dass der Wege viele sind, um das angestrebte Ziel einer ausgewogenen Flächenhaushaltspolitik zu erreichen, nämlich: - das Wachstum der Siedlungs- und Verkehrsflächen zu verlangsamen und - die ökologische Situation eines Raumes zu verbessern. Beides setzt aber auch ein nicht leicht erreichbares Umdenken im gesellschaftlichen und politischen Bereich voraus. Literatur Flacke, J. (2003) Mehr Stadt - Weniger Fläche, Forschungen zur dt. Landeskunde Bd. 251 Tesdorpf, J. (1984) Landschaftsverbrauch - Begriffsbestimmungen, Ursachenalalyse und Vorschläge zur Eindämmung, Berlin, Vilsbeck Lintner, P. (1985) Flächennutzung und Flächennutzungswandel in Bayern, Münchner Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeographie Bd. 29, Kallmünz Klink, H. J. (1990) Ergebnisse siedlungsökologischer Untersuchungen im Ruhrgebiet. Ber. z. Dt. Landeskunde 64/2 S. 299-344 Bulitta, E. u. H. (1983) Wörterbuch der Synonyme und Antonyme, Frankfurt/Main Leser, H. u. a. (Hrsg) (1993) Diercke Wörterbuch Ökologie und Umwelt, Braunschweig Ruppert, K. (1990) Der Raum als Prozeßfeld - Gedanken zum Raumverständnis der Sozialgeographie. in: Und wir haben doch eine Zukunft, Freiburg S. 275-285 Rauter, F. (2003) Tourismus, alpine Erschließungen und Raumplanung in Tirol - Geschichte einer wechselvollen Beziehung. in: ÖROK-Schriftenreihe, Sonderserie Band 1 S. 114129 Difu-Berichte, o.V (2003) Nutzungswandel und städtebauliche Steuerung Heft 1, S. 4-7 Borchard, K. u.a. (2004) Flächenhaushaltspolitik, ARL-Nachrichten H. 1, S. 1-7 Dosch F. u. Beckmann, G. (1999) Siedlungsflächenentwicklung in Deutschland - auf Zuwachs programmiert. Inf. z. Raumentwicklung H. 8, S. 493-509 Siedentop, St. u. Kausch, St. (2004) Die räumliche Struktur des Flächenverbrauchs in Deutschland RuR H. 1, S. 36-49 Gückel, B. (2004) Immer mehr Haushalte mit immer weniger Menschen. BiB-Mitteilungen H. 2, S. 19 Odermatt, A. (1990) Zweitwohnungen in Städten, Wirtschaftsgeographie und Raumplanung Bd. 7, Zürich Der Verfasser widmet diese Studie Herrn Prof. Dr. Vl. Klemencic als Ausdruck einer über ein halbes Jahrhundert währenden, langjährigen wissenschaftlichen und freundschaftlichen Verbundenheit. Sie entstand im Rahmen der LAG Bayern der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Arbeitskreis „Flächenmanagement", Leitung Prof. Dr. Job. LAND USE: THE CONTACTFIELD BETWEEN ENVIRONMENT AND SOCIETY Summary The paper explains the land use in context of whole social aspects. Contemporary modell could be understood as an interim stage of spatial processes and as a consequence of different human activities; acordingly as hing between society and environment. The author underlines the consequence of public taxable measures and warns, that the object-oriented land use policy must be considered instead of multi-layer differentiation of spatial structures. The author take seven thesis in order to explain the whole complexity of land use in a contemporary social and spatial circumstances: l.land use is a visible expression of human activities 2.«land consumption« and »landscape use« are senseless notions; they render the impartial problem-discussion more difficult 3 .there are many ways to comprehend the land use, but never without problems 4.land use is a variable of social development 5.functionstand systems are esential decisive factor of land use 6.regional differentiation is an essential content of land use question 7.the public sphere have many important impacts on land use.