„Fttihiit, Vohlftaid, Kildikg str M" Nr. VR. Freitag, tS. Juni R«««. V. Jahrgang. Die „Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mitlivoch und Freitag. Preise — für Marburg: ganzjährig e fl., halbjährig 3 fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr: fiir Znstelluna int Haus monatlilb 10 kr. — mit Vokversenduna? aaniiäkria ^ fl.. balbiökria 4 il »litrti'linkrin «z LI (Tii- »i« l..- . ^ " .... ^ t ci, -t k ^ ... " I'., u 1»., si. ov rr, fur onileuung m» Haus monatlich 10 kr. — mtt Postversendttng: ganziohrig 8 fl., halbiahrig 4 fl.. virrteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung >ger mit 15, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung 30 kr. Juseraten-Tkempelgebithr kommen. mit 10, bei zweimaliger Zur Geschichte des Tages. » Die Entscheidung ist einj^etreten und ivir sind von der quälenden. martverzchrenden Ungetvißheit erlöst. Nachdem Oesterreich ftine diplomatischen Bezieliungen zu Preußeit abk^ebrochen. und die lialbamtliche „Wiener Abendpost" verkündet, die Regierung werde in den allernächsten Tagen vollgiltigeS Zeugniß für ihre Entschlossenlieit in der Frage ablegen, dürfen wir stündlich den Pormarsch unseres Heeres gegen Sachsen und Schlesien erwarten. Der Gott des Krieges lvird nun richten; möge er das gute Recht siegen lassen über den Treubruch, ütier den Verrath, lvie er auf deutscher Erde noch nie erlebt lvorden. In einem Erlaß an die Ober. Staatsanlv altschaften erklärt der Justizminister, die österreichische Presse habe „im Ganzen und Großen eine Haltung bewahrt, welche eS möglich machte, siegen die T'ä-ger derselben nur in verhältnismäßig sehr wenigen Füllen gerichtlich einzit« schreiten, und selbst dort, wo hie und da ein Tagesblatt in seinen Artikeln bis hart an die äußerste, vom Gesehe gezogene Grenze streifte, hatien es die bis in die jüngste Zeit erhalteneu friedlichen Beziehungen der Monar-chie nach Außen gestattet, einer milderen Beurtheilung Raum zu gelien.'^ Leider hätten sich diese Beziehungen in den leßten T«gen lvesentlich getrübt. Im Norden und Süden stehen gelvaltige HeereSmasscn an der Grenze Oesterreichs, die Integrität Oesterreichs und seine Machtstellung bedrohend. Nun hätten sich zwar Vaterlandsliebe. Loyalität und aufopfernde Hinge-bung angesichts dieser Gefahren in glänzender Weise manifestirt und „in allen leitenden TageSblättern mit Hintausetzung jedes Parteistandpunktes einhelligen Ausdruck gefunoen." Allein in so schlvierigen Zeiten bethei-ligen sich manchmal an der Tagespresse auch Personen, »velche nicht imtner aus vollkommen lauterm Motiven handeln, ja „es bcmiiheu sicli oft und nicht immer ohne Erfolg selbst auStvärtige Gegner." durch inländische Blätter Artikel zu verbreiten, welche, den Zwecken der Feinde dienend, die Tendenz haben, „die öffentliche Meinung irrezuleiten und die Thätig-keit der Regierung zu lälMen." Aus solche ..Auswüchse der Presse" wünscht der Justizminister „die verschärfte Aufmerksamkeit" der Staatsanwaltschaften gerichtet zu sehen, und fordert die Ober-Staatsanwälte auf. „in den Fällen, wo sich die Tagespresse mit ihven Angriffen bis auf die allerhöchsten, geheiligten Kreise wagt, die Einheit und Integrität der Monarchie in den Kreis ihrer Erwägungen oder gar Bekämpfungen zieht, wo sie die von der Re.uerung zur Ablvendung äußerer Gefahren getrof-senen Verfügungen zu Paralysiren und die Kundgebung patriotischer Ke-fühle und Opferwilligkeit in der Absicht abzuschwächen sucht, um durch Beseitigung ihrer günstigen Erfolge die Widerstandsfähigkeit zu lähmen und dadurch die Gefahren für den Staat von Außen zu vergrößern, nicht nur ohne Rücksicht auf das politische Lager, aus tvelchem solche Ausschreitungen hervorgehen, die Anklage zu erheben und mit Festigkeit aufrecht« zuerhalten, sondern auch alle gesetzlichen Mittel anzuwenden, damit der richterliche Spruch in möglichst kurzer Zeit erfolge." Aus Graz lvird dem „Wanderer" geschrieben: „Wenn wir fragen. wie in diesem verhängnißvollen Augenblicke Steiermark der gewitterschwangeren Zukunft entgegenblickt. so können wir erwidern: ernst, ruhig un?^ gefaßt, mit der Ueberzeugung. daß dem bedrängten Vaterlanl>e kein anderer Ausweg offen bleibt, als die Entscheidung durch das Schwert.— Man hält so fest, wie vielleicht in wenigen andern Ländern, hier die Verbindung mit Deuschland ausrecht, und würde gewlß die Einberufung eines deutschen Parlaments in Frankfurt mit dem größten Jubel begrüßen. uud da man nun klar erkennt, daß Preußens Streben nur dahin geht, Oesterreich aus Deulschl.uld zu Verdrängen, so ist man auch bereit, die Lasten des Kampfes zur Behauptung des Zusammenhanges mit den andern deutschen Ländern und Stämmen auf sich^u nehmen, und zwar mit den schwersten Opfern, doch willig zu tragen. Gera^ diese Doppclstellung. welche Steiermark sich lvahren will, als ein östMichisches Krön-land und als ein Theil des deutschen Bundesgebietes, hat hier zu Lande die Autonomistenpartei entstehen lassen, und die deutsche Frage ist einer der lvichtigsten Punkte in dem Programme dieser wenn auch noch nicht sehr großen, doch gelviß schon einflußreichen Fraktion; gerade darum ij^B. die Steiermark nieht zentralistisch gesinnt." Der Statthalter von Holstein, Freiherr von Gablenz, ist nicht über die Elbe zurückgetvichen. um seine kleine Schaar „mit Erlaubniß H.mnovers" lvie die Bismärcker höhnen, auf der Eisenbahn nach Oesterreich zu führen — die Brigade Kalik befindet sich in Harburg und war-tet auf die heranrückenden Bundestruppen, um mit Hilfe derselben Holstein zurückzuerobern. Der ..N. Frankf. Ztg." wird von ihrem Leipziger Berichterstatter gemeldet: „Die preußischen Landwehren auS den Rhein- Der Statthalter. Von Ä. Frey. (Fortsetzung.) Röschen wußte wenig von dem, was sich die Leute erzählten und gar Nichts von der prophetischen Besürchtutig des alten Franzosenfritz; aber ohne den Trostspender, den er ihm gewünscht, hätte es sciuen Jam mer kaum zu tragen vermocht. Es saß unbeiveglich am Bette des Valers und horchte mit lZntsetzen auf die Worte und Verwünschungen, durch die der Kranke im Fieberwahne die geheimsten Gedanken verrieth. die er schon so lange unter Qual und Schmerz im Herzen verborge» gehalten. Bald bat er leise mit gebrochener Stirnme. Röschen solle von Christian lassen und den Verruchten vergessen, »venn es nicht seinen guten, treuen Vater mit Gram unter den Boden bringen wollebald fuhr er im Grimme auf und forderte den Gegner zutn Kampfe heraus, der ihn um sein und seines Kindes Glück gebracht h^ibe. ,.Ia," raunte er tvieder unheimlich, von der gewaltsamen Aufregunl^ ermattet, „ja — wenn er todt wäre, der Vaterlandsverräthcr. dann lvär' ich glücklich — Röschen, mein Kind, wär' wieder mein, ich sein Vater und die Schmach unserm Hause abgenommen — aber siehst — siehst — unter dem Hag dort läuft er — Schelm du. — hast gefehlt — halt halt." — Die letzten Ausrufe erstarben gewöhnlich in einem kurzen unruhigen Schlummer, der. immer häufiger wiedelkehrend. von Mittag an sich mit einem festen, langdauervden Schlafe endigte. „Jetzt ist's gewonnnen." sagte der Dotlor. nachdem er den Schla-senden eine Weile sorgfältig beobachtet, „die gröiile Gefahr ist vorüber. Röschen. Ihr dürft ruhig sein und ich kann gehen: aber sorgt mir recht dafür, daß der Vater nicht über irgend Etwas erzürnt oder aufgebracht wird, tvenn er erwacht ; thut ihm seinen Willen, das ist vor'äufig die beste Arznei." Der Kranke schlief in Einem fort bis tief in die Nacht hinein. Draußen auf der Straße war'S schon lange still geworden; ein bleicher Mondschein lag über dem schlummernden Dorfe und den schneebedeckten Anhöhen, die über dasfelbe hineinfchauten. Röschen saß noch immer am Bette des Valers, das Paradiesgärtlein in der Hand; eS bettete leise die Geblte für Kranke und Sterbende und fand allmälig in dem Gedanken an Tod und Jenseits. iN der Betrachtung der Vergänglichkeit alle« Ir^'ischen eine ruhige Ergebung, die sein Herz mit geduldiger Kraft erfüllte. die Last zu tragen, die il)m von liöherer Hand zu tragen verordnet »var. „Laß mich nicht zur Waise werden in dieser schweren Zeit, Herr," flehte es, die Hände gefallen neben dem Krankenbette niederkniend: „doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe.'' Die letzten Worte hatte es in tiefer Inbrunst verloren mit lauter, andächtiger Stimme ausgesprochkn. Da fing der Schlafende an sich zu retten und legte mit einem schweren Seufzer die Hand auf die Stirne. Röschen beugte sich über ihn herein; er tiatte die Augen geöffnet und schaute mit verivunderten Blicken in der Stube herum. „Wo bin ich?" fragte er endlich mit matter Stimme, „bist du da. Röschen?" — „Du bist bei deinem Röschen." sagte es. deii bleichen Mund des Kranken küs-send, hocherfreut, daß die schreckliche Verwirrung der Sinne gelvichen war, „und sieh', da kommt Martin, kennst du ihn nicht?" — „Ja freilich, lvarnm liillt' ich ihn nicht kennen." erlviderte der Vater, dem Alten, der lautschluchzend herantrat, die Hand entgegenstreckend; „aber--o ich armer Marin" — die Augen schlössen sich wieder und die Hand sank matt auf die Bettdecke nieder. So lag er wieder still über eine Stunde lang, ohne ein Wort zu sprechen oder aufzublicken; nur fuhr er manchmal mit der Hand über das Gesicht, lvie Einer, der sich mühsanl auf Vergangenes besinnt oder Mit einem schweren Vorsatze ringt. „Ich traue imtner noch nicht recht." flüsterte endlich Martin zn Röschen. daS tödtliche Schweigen unterbrechend, „ivenn nur da^ Scheiden zivischen Nacht und Tag voi?bei iväre — das ist eine böse Stunde." — „Du hast Nectit. Martin." sagte der Unter-Vogt, die Augen aufschlagend, „ich weiß nicht, ob ich den Morgen noch erleben oder die Sonne in einer andern Welt werde aufgehen sehen; aber rch habe noch Etwas auf dem Herzen — so könnt' ich nicht sterben." Er schwieg eine Weile, als müßte er neue Kräfte sammeln. „Komm, Rötchen." fuhr er dann mit matrer, bittender Stimme fort, „komm, gieb landen, welche seit einiger Zeit durch Schkeuditz, drei Stunden von hier, durchpassircn. sind nichts weniger als kriegslustig, und es regnet bei iljncn'Lerivünschungen auf Bismcirck und — Andere. Was die Leute namentlich empört, ist, daß sie zu Nutz und Frommen Bonapartc's „die Wacht am Nl)cin" vcrllisscn mußten, um gegen deutsche Vuudcsbrüder zu kämpfen. — 3n Delitzscy — das erfalire ich von einem l)ochgcstel!ten preußischen Beamten — weigerte sich vor vier Tagen eine 5?ompagnik Landwehr, auf das Volk zu schießen. Ein trunkener Soldat hatte einen Vürgtr verwundet und war dafilr von einigen anderen Bürgern verdien-termaßen gezüchtigt worden; natürlich entstanden Zusammenrottungcu; ein übereifriger Offieicr holte rasch eine jtomp.?gnic Landwehr herbei, ließ die Aufrnhr-Akte verlesen und gab dann sofort Befehl, zu feuern. Aber mit dem einstimmigen Rufe: „Wir schießen nicht auf unsere Brüder!" setzten die braven Jungen das schon angeschlagene Gewehr wieder ab. Die Sache ist bis jetzt vertuscht wvrden; die Junker fühlen stch noch nicht recht sicher. Lege man übrigens kein zu großes Gewicht auf die Unzufriedenheit der Landivehr. Erinnere man sich an 1849. wo die Landivehr-Regimenter in '^'aden vor die eigenen Kanonen gestellt werden mußten und die Geschichte schließlich doch mit den Hinrichtungen in Rastatt endete." Das Krleg smani fest Viktor Emannels ist bereits in 300.000 Exemplaren gedruckt und die Veröffentlichung desselben steht unmittelbar bevor. Die italienische Armee ist bereits in die GefechtSstel-lunq eingerückt, und wartet nun mehr auf das Kommando, um loszu-schlagen. Garibaldi hat stch nach Konio begeben, und will von dort aus mit ^0.000 Mann gegen Südtirol operircn. Auf vier Punkten wollen die Italiener Oesterreich angreifen. 2n Südtircl, am Festungsviercck, in Venedig und in Dalmatieu. Während Napoleon durch Rouher im gesetzgebenden Körper v,rkünden laßt, was zn geschehen habe, wenn Gr e nzpr ov in zen die Einverleibung in Frankreich begehren, frohlockt ein halbamtliches Blatt seiner Regierung über den Umsturz des deutschen Bundes als einen neuen Riß m die Verlrage von 1815. und bemerkt: „Was wird an der Stelle des Bundes errichtet werden? Das neue Gebäude wird sich an unseren Grenzen erheben. Hier beginnen die Bedenken Frankreichs. Wir haben uns genug um Italien und die Alpen bekümmert. Frankreich ist oline Ehrgeiz, aber diese Umstände werden es vielleicht bald zwingen, seine Blicke auf Deutschland und den Rhcin zu richten." Vom deutsche« Rechtsboden. Marburg, 14. Juni. I. - (Schluß.) Die Wi^sW^ und ihre Lehre ist frei. Das Unterrichts- und Er-zichuugswesei^Mht unter der Oberaufsicht des Staates und ist, abgesehen vom Religionsunterricht, der Beanssichtiguug der Geistlichkeit als solcher entzogen. Unterrichts- und Erziehungsanstalten zu gründen, zn leiten und an solchen Unterricht zu ertlieilen. steht jel^em Bürger frei, wenn er seine ^Befähigung der betreffenden Staatsbehörde nachgewiesen. Der häusliche Unterricht unterliegt keiner Beschränkung. Für die Bildung der deutschen Jugend soll durch öffentliche Setiulen überall genügend gesorgt werden. Eltern oder deren Stellvertreter dürsen ilire Kinder oder Pflegebefohlenen nicht ohne den Unterricht lassen, tvelcher sür die unteren Volksschulen vor-geschrieben ist. — Die öffentlichen Lelirer haben die Rechte der Staats-diener. Der Staat stellt unter gesetzlich geordneter Betheiligung der Gemeinden aus der Zalü der Geprüften die Lehrer der Volksschnlcn an. Für den Unterricht in Volksschulen uno niederen Gewerbeschulen wird mir die Hand, Kind. Siehst dn. vielleicht werde ich bald vor deiner Mutter stehen und ihr Rede geben müssen, wie ich sür dich gesorgt habe ; aber ich köujlt' ihr nicht froh entgegentreten, wenn du mir nicht vorher versprichst, daß dn von El^ristian lasslN und ihn vergessen wollest. Ver-sprich mir's, Kind, daß ich freudig aus der Welt gehe." — „O denkt nicht ans Sterben, Vater." schluchzte Röochen. neben den» Bette nieder-kuiend nud die Hand des Kranken mit Tliränen benetzend, „laßt mich nicht allein zurück in diesem Iammerthal; ich will ja von ihm l^issen. Vater; und ach Gott! der Hinunel wird mir auch Krast geben, ihn ver-gessen zn können." — „Daun sei der Se.^cn des Herrn mit dir," sagte der Kranke, sich erschöpft in die Kissen zurücklegend, „und ihm wollen ivir unsere Wege anvertrauen." IV. Seit der seli'veren Nacht, in der Rötchen durch sein dem todtkranken Vater gegebenes Versprechen auf feine schönsten Hoffnungen, auf jedes Erdenglück verzichtet lmtte. war ülier ein Jahr vergangen — trübe, ver-l)ängnis;volle ^age, wie sie daS Vaterland zuvor Nle gesehen Dieser und jener Bekannte anS dent Dorsc und dem ganzen Thale. der kecken Äiu-tiies in s Feld gezogen, ivar ninlmer beinlgekommen; er lag im Schaluner-Walde, oder auf dem Felde bei Franbrunuen, oder hatte sein letztes Ziel im Grauliol;e gesunden. Mancher, der früher stark und gelvaltig gewejen. war flüchtig und verliannt; aueii der Maj^r Nlußte jeht das bittere Brod der fremde est'en. Er sei draußen im Schtvabenlande, hieß es. beim Oberst Roverea. der in kaiserlichem S^ld ein Schlveizerregiment gej^en die ,Franzosen sühre. Dagegen waren Andere mächtig geivorden. die bis-her ilzre ,ietten der Noth' erlebt. An der Spitze der ersten Schwadron französischer Husaren, die einige Tage nach dem blutigen sünsten März *) in s Dorf r^erelulprengten. ritt neben dem Kapitun der Ebnat Ehristian. Mit lautem Jubel wurde er von den Patrioten empfangen und auch die Andern fr Uten stch. in der Hoffnung iu ilzm einen Beschützer vor den Gewaltthätigkeiten dec fremden Soldaten zu finden. Wenige Stunden noch seiner Ankunft wurde den ins Gemeindehaus zusammenberufenen Bürgern angezeigt, daß Christian der Statthalter der neuen Regierung *) !ag der Gefechte de» i^ranbrunnen und die der Uebergabe BeruS vorausgingen. kein Schulgeld bezahlt. Unbemittelten soll an allen öffentlichen Unter-richtsanstalten sreier Unterricht gewährt werden. — ES steht Jedem frei, feinen ^l^eruf zu ivahlcu und sich für denselben auszubilden, wie und wo er will. Die Staatsbürger haben daS Recht, sich friedlich und ohne Waffen zu verfammeln; einer besonderen Erlaubniß dazu bedarf es nicht. Volksversammlungen nnter freiem Himmel können bei dringender Gefahr sür die öffentliche Sicherlieit verboten werden. — Die Staatsbürger haben das Recht. Vereine zu bilden. Diefes Recht soll durch keine vorbeugende Maßregel beschränkt werden. — DaS Eigenthum ist unverletzlich. Eine Enteignung kann nur aus Rücksichten des gemeinen Besten, nur auf Grun^> eines Gesetzes und gegen gerechte Entschädigung vorgenommen werden. DaS geistige Eigentlium soll durch die ReichSgcsetzgebung geschützt werden. Jeder Grundeigenthümer kann seinen Grundbesitz unter Lebenden und von Todeslvegen ganz oder theilweise veräußern. Für die todte Hand sind Beschränkungen des Rechts, Liegenschaften zu erwerben und über sie zu verfügen, im Wege der Gesetzgebung auS Gründen des öffentlichen Wohles zulässig. — Im Grundeigenthum liegt die Berechtigung zur Jagd auf eigeniin Grnnd und Boden. Die Ausübung dcS Jagdrechtes aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und deS gemeinen Wohles zu ordnen, bleibt der Landesgesetzgebung überlassen. — Die Familien-Fideikommiffe **) und der LelienSverband sind aufzuheben. Die Strafe der Vermögenseinziehung soll nicht stattfinden. Alle Gerichtsbarkeit geht vom Staate ans. Niemand darf seinem ordentlichen Richter entzogen werden. ES soll keinen privilegirten Gerichtsstand der Personen oder Güter geben. Die Militärgerichtsbarkeit ist auf Aburtheilung militärischer Verlirechen und Vergehen, so wle der Militär Disciplinarvergehen beschränkt, vorbehaltlich der Bestimmungen für den Kriegsstand. Kein Richter darf, außer durch Urtheil und Recht, von seinem Amte entfernt, oder an Rang und Gehalt beeinträchtigt werden. Einstweilige Amtsentsetzung darf nicht ohne gerichtlichen Befchlui; erfolgen. Kein Richter darf wider seinen Willen, außer dnrch gerichtlichen Befchluß in den durch das Gesetz bestimmten Fällen und Formen zu einer anderen Stelle versetzt oder in Ruhestand gesetzt werden. Das Gerichtsverfahren soll öffentlich und mündlich sein. Ausnahmen von der Oeffentlichkeit bestimmt im Interesse der Sittlichkeit das Gesetz. In Strafsachen gilt der Anklageprocrß. Schwurgerichte sollen jedenfalls in fchtveren Strafsachen und bei allen politischen Berge. Heu urthcilen. Die bürgerliche Rechtspflege soll in Sachen besonderer Berufserfahrung durch fachkundige, von den Berufsgenossen frei gewählte Richter geübt oder mitgeübt werden. Rechtspflege und Verwaltung sollen getrennt und von einander unabhängig sein. Die BerwaltungSrechtSpslegc hört auf; über alle RechtSverletzuugen entscheiden die Gerichte. Der Polizei steht keine Strafgerichtsbarkeit zu. Rechtskräftige Urtheile deutscher Gerichte sind in allen deutschen Landen gleich wirksam und vollWhbar.—-Jede Gemeinde hat als Grundrechte ihrer Verfassung: 1. die Wahl ihrer Vorsteher und Vertreter; 2. die selbstständige Verwaltung ihrer Gemeinde-angelegenheiten mit Einschluß der OrtSpolizei, unter gesetzlich geordneter Oberaussicht des Staates; 3. die Veröffentlichung ihreS Gemeindehaus-Haltes; 4. Oeffentlichkeit der Verhandluugen als Regel. — Jeder deutsche Staat soll eine Verfafsuug mit VolkSvertretuug haben. Die Minister sind der Volksvertretung verantwartlich. Die Volksvertretung hat eine entscheidende Stimme bei der Gesetzgebung, bei der Besteuerung, bei der Ordnung des Staatshaushaltes; auch hat sie — wo zwei Kammern vor-Händen sind, jede für sich — daS Recht des GesetzvorschlageS, der Be- '>') Todte Hand nennt man jede Körverschaft, sei e» nnn eine Kirche oder ein Kloster oder was immer sonst für eine Gesellschaft, weil sie die Grundstücke zwar in il)re Hände bring», aber sie nicht wieder veräußert. Diese Hand giebt nie wieder weg, was sie einmal tiat, und darnm heißt sie die todte. """) Unveräußerliche Stammgüter. sei und der alte Untervogt nun Nichts mehr zu befehlen habe. Und dieser selbst —der Tod war an ihm vorbeigegangen, aber zu der frühern, frischen Lebenskraft vermochte er nicht mehr aufzukeimen. Der ehemals breitschultrige Mann ging langsam und hüstelnd einher, oder saß stundenlang in finsteres Sinnen verloren an der Sonne, wie ein lebenSsatter Greis, der sich an der erquickenden Wärme deS Frühlings erlabt. Er schien sich wenig um das zu bekümmern, was um ihn vorging und sich umgestaltete, und Nichts weiter mehr zu verlangen. alS daß Röschen nie von seiner Seite tvich. Wie die Nleisten und schönsten Hoffnungen der Patrioten unerfüllt blieben oder sich erst nach langen, wirrsalvollen Jahren verwirklichten, steht in den Büchern der Geschichte verzeichnet; tvie manche Unthat deS frenlden Kriegsvolkes von dem schwachen Gesetze ungerächt blieb, lebt nach mehr als einem halben Jahrhundert noch im Gedächtnisse derer fort, die damals Kinder »varen; aber in dem allgemeinen Wechsel der Dinge x'ar sich doch Eines gleichgeblieben — die stille Liebe RoSchenS zu Christian, die eö trotz aller Vorsätze und Kämpfe nicht auS seinem Herzen zu bannen vermochte. Kein Ätensch wußte, wie tiefglühend diefer Funke der Liebe unter der kalten äußern Hülle fortgliminte. Röschen sprach selten und dann scheinbar ruhig und gleichgültig von dem jungen Statthalter, und lvenn eS ihm auf der Straße begegnete, ging eS mit einem bescheidenen Gruße vorbei. alS ob ihm der jetzt ernste, fast finstere Mann nie einen schneUern Herzschlag verursacht hatte. Man sagt sonst, die Liebe liabe scharfe Angen; aber selbst Ehristian hatte keine Ahnung mehr von dem, was in der Brust deS armeu MädchenS für ihn forttebte. Freilich sah er ja nicht, wie über Röschens bleiches Gesicht eine feine Rothe glitt, tvenn es ihn unbeobachtet betrachten konnte, wie sein trübet Auge im alten Glauze aufleuchtete, wenn er gewandt und sicher in eiligen Ge-schäften an des llntervogtS Hanse vorüberritt, wie es sich fast stolz emporrichtete. tvenn erzählt tvirrde, daß er sich da oder dort eines Bedrängten angenc>tnmen und der übermüthigen Anmaßung der Franzose« unerschrocken entgegengetreten sei. oder lvie cS den Blick schtnerzlich senkte, tvenn dem Statthalter Mitschuld an mancherlei Bedrückung, an deu fast unerschwinglichen Requisitionen und Einquartierungslasten aufgebürdet tverden wollte — daS Alles sah Ehristian nicht, aber er dachte dafür an die Borte, die ihm Röschen in der Nacht nach dem Tage seiner Heimkehr gegeben hatte. schwerde. der Adresse, so wie der Anklage der Minister. Die Sitzungen der Landtage sind in der Regel öffentlich. — Den nicht deutsch redenden Stammen Deutschlands ist ihre volksthümliche Entwicklung gewährleistet, namentlich die Glrichberechtiguiig ihrer Spr.ichcn, so weit deren Gcbiete reichen, in dem Kirchenwesen. dem Unterrichte, der inneren Berwaltnng und der Rechtspflege." Das sind die Grundrechte des in dem Jalire 1849 verscissungs-gemäß erneuten deutschen Bundes; diese Rechte sind daS Geringste, was die Verfassungen der einzelnen Bundesstaaten, also auch Deutsch-Oester-reichs, dem Volke gewähren müssen: mehr Volksrechte können die Ver-sassungen der Einzelstaaten bestimmen, weniger anzunehmen sind wir nicht Verpflichtet. Die Polkspartei hat auch auf dem Frankfurter Reichstage weiter gehende Rechte gefordert, ist alier damit in d^cr Minderheit geblie-den. Die Bolkspartet wird durch ihre Abgeordneten diese Forderungen wieder stellen, sobald eine dcntsche ReichSversammlung berufen wird. Die Bolkspartei fordert außer den bereits gewährleisteten Grundrech ten noch: 1. daß Volksversammlungen aus gar keinem Grunde verboten weiden können 2. daß Volksgerichte ülicr alle Verbrechen und Vergehen urtheilen — 3. daß BolkSgerichte anch über Streitsachen entscheiden — 4. daß mit Ausnahme der Ergreifung auf frischer That keinem Beam« ten jemals die Erlaubniß zustehen soll, ohne einen richterlichen, mit Gründen versehenen Befehl, eine Haussuchung vorzunehmen — 5 daß die freie Bertheidigung vor den Gerichten s,ewährleistet werde — 6. daß der Staat hinsichtlich seiner Forderungen (Steuerrückstände. Gebühren) vor seinen Bürgern kein Vorrecht haben soll — 7. daß der Staatsbürger nur im Verhaltniß zu seinem Vermögen besteuert werden dürft und das zum einfach bllrgerlichen Leben Aothwendigste der Besteu-erung nicht unterliege — 8. daß in Deutsch Oesterreich die Freiheit des Bodens anerkannt werde, somit kein Staatsbürger in der Bebauung seines Grundes beschränkt sei, d. h. daß der Tabakbau freigegeben werde. Für diese Rechte ivoUen wir kämpfen mit allen gefeßlichen Waffen, damit unser Wahlspruch: „Freiheit, Wohlstand, Bildung für Alle" eine Wahrheit werde. Marburger Berichte. (Aus der Nachbargemeinde Gams.) Mit der Division unseres heimischen Regimentes, die vorgestern früh uns verlassen, ist auch der Gemeinde-Vorsteher von GamS. Herr Hauptmann Seidl. in die Ferne gezogen. Da er. von seinen Dienstpflichten zu sehr in Anspruch genommen, sich nur schriftlich verabfchieden konnte, so wurde am Sonntag nach der Früh- und Spätmesse auf dem freien Plaße vor der Kirche sein Lebeivohl durch den Schullehrer den Mitgliedern der Gemeinde vorgelesen; es lautet: „Durch beinahe sechs Jahre hatte ich die Ehre Vorsteher dieser Gemeinde zu sein und andere öffentliche Aemter in derselben zu bekleiden; ich habe stets und mit aller Aufopferung mich bestrebt, meinen, mitunter schtveren Pflichten auf s Beste nachzukommen. Nun ruft mich^der Dienst von der mir lieb gewordenen Beschäftigung, zu meinem ursprünglichen Berufe zurück, und ich folge freudig diesem el)renvollen Rufe. Binnen wenigen Tagen, vielleicht binnen wenigen Kunden habe ich diese Gegend verlassen, um möglicherweise bald, möglirtDveise auch nie wieder zurückzukehren. Ich treffe in meinem neuen Wirkungskreise viele von denen, die ich hier unter Euch kennen gelernt habe; ich werde meipe Liebe für Euch auch auf Jene übertragen. Euch aber, die Ihr mir so viele Be-weise von Anhänglichkeit, von aufrichtiger Zuneigung gegeben habt. Euch Allen sagen ich ein herzliches Lebewohl! Mögen Jene, denen ich nicht immer nach ihren Willen handeln konnte, eingedenk sein, daß ich. mein eigenes Interesse hintansetzend, nur daS that, was ich für meine Pflicht Als alles still geworden und daS letzte „qm vive" des Postens vor dem Gemeindehause schon lange verhallt war, hatte er sich das Herz voll Sehnsucht und banger Hoffnung, an das Kammerfenstercheu heran geschlichen. unter dem er in schönern Zciten so manche stße Stunde vcr-plaudert. lZs brannte kcin Licht mehr in den Kämmerchen; aber doch auf den ersten leisen Ruf öff.iete sich das Fenster und die liebe tvol)lbe. kannte Stimme fragt langsam und kalt: „seid Ihr es. Christian Statthalter?"'— Der so Angeredete erbelite bei diesen wenigen Worten, und lehnte sich zitternd mit geschlossenen Augen gegen die Mauer zurück. Nach langem Schweigen fragte er schmerzlich: „So sollt eS denn vorbei sein. Röschen — auch du verdammst mich und willst mir nicht verzeihen, tvas ich that — waS ich thun mußte, um den zu retten, der mir einst auch geholfen in der Noth? Glaub' mir, war's nur meinetwegen gewesen, ich hätte gegen deinen Vater keine Hand erlioben!'' — „Nein," erividerte Röschen, nur mühsam die Thränen zurückhaltend, die sich in seine Augen drängen wollten, „nein. Christian, ich verdamme lLuch nicht; ich verzeihe Euch, was Ihr gethan und was ich gelitten, wie Gott Euch verzeihen möge; aber das Blut, von dem Eure Hände roth geworden — nein ich bitte dich, jci still und trug'S mit Geduld, ich will dir keine Vorwürfe machen: eS darf unS Niemand hören; ich Hab' dem Bater versprochen, nie mehr so mit dir zu reden — du «veißt. ich muß es halten; gieb mir die Hand und denk', es konnte nicht anders sein — ach Gott, es war' zu schön gewesen." Christian umfaßte die dargebotene Rechte mit beiden Händen und preßte sie schweigend an seine Augen, die sich mit großen Thränen füllten. Röschen zog sie langsam alier fest zurück. „Nun ist s genug." sa^^te eS. „wir müssen uns dem Willen des Herrn fügen. Lelit wohl, Christian, und GotteS Segen sei mit Euch. Noch Eines bitt' ich Euch — kommt nie mehr hieher — ich mlißte sonst dies Käminerchen verlassen und — ich thät'S nicht gern." Das Fenster schloß sich und Christian stand ivieder allein in der Finsterniß. Cr ging langsam dem Berge zi^. ivie ein Träumender, der zwischen Schlaf und Wachen ringend noch nielil genau unterscheiden kann. waS wirklich ist, die halbverschwebrnden. nächtlichen Gaukelbilder oder die Gegenstände, die sich vor dem schlaftrunkenen Auge mit unsicherer Mernng umhüllen. Seit der That. die er zur Rettung deS Freundes und a«S eigener Nothwehr am Untervogte begangen, hatte er sich tausend- hielt; tvollen Jene, die erkannten, daß. ich redlich und eifrig meinen Pflich-ten oblag, mir eine freundliche Erinnerung bewahren. Die Zeit ist mir zu kurz liemessen. um jedem Einzelnen, wie ich es so gerne möchte, mein Leliewohl zu sagen, daher bitte ich Euch auf diesem Wege nochmals, mir Eure Anhänglichkeit auch für den Fall zu bewahren, als es Gottes Wille sein sollte, daß ich wieder zu Euch zurückkehre. Ich selbst werde stets die Zeit, die ich unter Euch verbrachte, zu den schönsten Erinnerungen meineS Lebens rechnen." Dieser Abschied rührte die Zuhörer bis zu Tliränen; Alle lvünschten der Sache, für welche nun der Kampf beginnt. Glück und wünschten dem Herrn Hauptmann ein baldiges, fröhliches Wiedersehen in der Ge-meinde. (Ein dankbarer Geselle.) Der Grundbesitzer Johann Scha-ger von Frauheim begegnete am letzten Samstag auf dem Burgplatze einem Burschen Namens Anton Steinmetz, der vor Kurzem bei ihm noch als Bäckergeselle gearbeitet. Schager fragte ihn. lliie's gehe, und als er die Antwort bekam: „schlecht! ich habe keinen Verdienst, kein Geld!" — führte er denselben in melirere Gasthäuser, gegen Abend in das GasthauS ..zum Jägerhorn." Dort schlief Johann Schager ein. Schager hatte 139 fl. in Banknoten bei sich, die er in ein Büchlein gelegt, welches er mit einem Sacktuche umwickelt in der Brusttasche trug. Während Scha-ger nun schlief, nahm Steinmetz ihm das Geld aus der Tasche. Die Wirthsleute sahen es und ermahnten il)n, dasselbe zu lassen, wo es sich befinde; Steinmetz aber versicherte: er thue dies, iveil er fürchte. Schager könne daS Geld verlieren; er wolle ihm dasselbe nni.' aufbewahren. Abends ging Steinmetz fort; Schager blieb. Als er am Morgen seinen Verlust gewahrte, gaben ihm die Wirthsleute Ausschluß, was ihn bestimmte, den guten Freund auszusuchen. Cr fand ihn auf dem Hauptplatze, wo Steinmetz jedoch AlleS rundweg läugnete. Beide kehrten in das GasthauS zurück: Steinmetz wollte auch dort nichts von dem Gelde tvifsen. Sie verließen das Gasthaus wieder; auf dem Hauptplatz sagte Steinmetz zu Schager ; es sei doch möglich, daß er das Geld genommen; Schager möge auf ihn warten, er wolle nachsehen, ob er die Banknoten nicht etwa in der Nälie der Magdalena - Kirche verloren. Als Steinmetz jedoch nicht erschien, machte der Geprellte die gerichtliche Anzeige. Steinmetz befindet sich bereits in Haft; er wurde in Laibach aufgegriffen: 107 fl. von dem gestohlenen Gelde waren noch in seinem Besitz. (Die Sitzung der lan d w i r th s ch a f t l i che n Filiale) am Mittwoch eröffnete in Abwesenheit deS ObmannS das älteste Mitglied. Herr von Feyrer. Es waren vierzig der Eingeladenen erschienen, zumal Grundbesitzer aus den durch den Frost am meisten beschädigten windischen Büheln. Die Frage: „Wie sollen jene Neben behandelt wer-den. welche durch den Frost gelitten" — wurde lange und lebhast erör-tert; es sprachen darüber die Herren: Dr. Mulle. Baron Rast, Hranda, von Gödel, Kostanjovetz. Wregg. M. Löschnigg. von Feyrer, Brandstätter, Joseph Weingerl (Jahring). Nusterer (GamS). Dr. Radei, Stampfl, Dr. Jüttner. Dle außerordentlich günstige Witterung steigert die Kraft der Natur, die Rebe treibt; es gibt neues Holz, neue Blätter, sogar junge Trauben, und viele Mitglieder hoffen, wenn die günstige Witterung fortdauere, fo könne man von den neuen Trauben bis Anfangs November noch einen „Vierundsechziger" erwarten ^ die Hauptsache aber sei, daß der Stock gekräftigt und erhalten werde. Die Verhandlung drehte sich tvesentlich um die Frage: „ob man schneiden soll oder nicht." Herr Wregg beantragte, nun die dritte Hau vorzunehmen, das durch den Frost Verdorbene abzuwerfen, die neu angesetzten Triebe bis auf zwei oder drei zu belassen, die übrigen jedoch lvegzuschneiden. Dagrgen erklärte sich Herr Weingerl mit aller Bestimmtheit; das Schneiden schwäche den Stock, es rinne zu viel heraus; man solle warten bis zuln Binden und Ausgeizen, dann könne man das schadhaft Gewordene entfernen. Herr Brandstätter mal gesagt, daß Röschen für ihn verloren sei. hatte alle Qual und jeden Schinerz der Trennung und des Entsagens vorausempfunden und jede Stunde von Neuem durchgelitten, und doch — so ist einmal das Men-schcnl)erz^ es läßt sich, wo es wünscht und sich sehnt, mit tausend unsichtbaren Fäden schmeichelnder Hoffnung umspinnen und wehrt sich gegen die Sprüche deS Verstandeö wie daS Kind, das beim Anblicke eines schreckbaren Gegenstandes die Augen schließt; — Christian kam es jetzt vor. als habe er noch nie an die Möglichkeit seines Ungliickes gedacht, und das unerwartete, plöj^lich hereingebrochene sei zu erschrecklich, um nicht blos ein beängstigender Nachtspuck zu sein, der vor dem lichten Morgen weichen müsse. Aber dieser Morgen, der einen freundlichen Märzsonntag über die Berge heraufführte, brachte eine neue und verhängnisvolle Bestätigung des nächtlichen Ereignisses. Von den hundert Augen, unter denen der unbedeutend scheinende Borfall geschah, hatte ihn Vielleicht keines bemerkt, und doch erstickte er iln Herzen des Statthalters jeden letzten Hoffnungs-schiininer und erfüllte d.iSselbe gegen daS arine Rl'schen mit bitterer lin-Gerechtigkeit. Er setzte sich in der Kirche auf den Platz gegenüber der Kanzel, wo ihm die Liebe zum ersten Male den Blick geöffnet. In schmerzlichsüße Erinnerung verloren, harrte er auf Röschens Ankunft, das sich, wenn es ihn je wahrhast geliebt, doch sehnen mußte, ihm in versöhnender Alidacht Auge in Aul^e zu schauen. Es kam ; aber als es den Statthalter, der daS Ziel aller Blicke war. bemerkte, ging es langsamen Schrittes an seinem gewöhnlichen Sitze vorbei und lvahlte sich in abge-lvendeter Richtung einen Platz in» Dunkel des Chores. Christian senkte den Kopf, um die tiefe Glut zu verbergen, die sein Gesicht übergoß. „So sei's denn." inurinelte er halblaut vor sich hin und preßte daS Gesangbuch so fest zwischen seinen Händen, daß sich die sill^erne Spange daran zilsainmenbog. Er konnte ja freilich nicht selien und ahnte in seiner ^-^^ertzitterun.; auch nicht, ivas im Herzen Röschens vorging, das. der Kraft semer Entschlüsse Mif?trauend. die dunkle Verborgenlieit deS Chores ausgeivählt hatte. — Als die Predigt beendigt war. lenkte der Statt-balter ras.^ und pnster von der Straße nach d^m Ebnatwege ein. ohne noch einmal nach dem Hause des alten llntervogtS zurückzuschauen. (Fortsetzung folgt.) erzählte, wie man cS in Nieder Oesterreich gemacht, wo beinahe Alles erfroren. Drei, vier Tage seien die Leuie unschlüssig gewesen, dann aber haben sie das Abgefrorne weggeschnitten. Herr VranMätter fiigte bei, er habe an den Direktor der Klosterneubnrger Weinb^iuschule (Baron Bado) geschrieben, um zu erfal)rtN, welchen Erfolg dieser Versuch gehabt; in einigen Tagen müsse die Antwort kommen und er !verdc dieselbe in der „Mnrburger Zeitung" veröffentlichen. Als zur AbstimmuNii geschrit« tm wurde, erklärte sich die Meiirheit für die Ansicht des Herrn Weingerl. Der Stellvertreter des Obmannes ersuchte t>ie Mitglieder, ihre Erfahrun-grn in dieser sür die Landlvirthe so wichtigen Stiche der Filiale im Herbste und im nächsten Jahre mitzntheilen, damit die Weinbauer sich zu rathen und zu helfen wissen, falls in Zukunft ein solches Unglück fie träfe. (Schluß folgt.) (Zur Behandlung der erfrornen Weinrebe n.) Der vom Herrn Brandstätter in der leßten SiKung unserer landwirthschastlichen Filiale erwähnte Brief deS B. Bado ist gestern eingetroffen. Babo erklärt sich mit der im Wochenblatt von Dr. Hlubek veröffentlichten Be-Handlung erfrorner Weinreben einverftnnden und sagt dann: „Tragrcben soll man unbedingt abschnciden. da sie keinen Werth mehr haben und unnöthige Kraft beanspruchen. Sind die Trauben an dem grünen Triebe erfroren, so soll man dieselben auf Zapfen zurück-schneidtll (2 Angl«), damit man eine entsprechende Tragrebe erhalte fürs nächste IlU)r! Bricht man alle grünen Triebe ab. so treiben die Rebennugen und bringen noch Früchte ; allein solche sind klein und kom« men spät, und soll man nicht wegen einer klcinni, schlechten Ernte in diesem Jahre dcn Stock zu kommenden Erträgnisscii schwächen. Ich li^ibe zumcist kuiz auf Zapfen geschnittcn und mein Weingarten erfreut sich eineS möglichst guten Aussehens. Versuchsweise ganz abge-brannte Stöcke sind mit kleinen Trieben aus den Seitenaugen bedeckt. Jeht ist Älles schon zu spät und muß man nur den künftigen Schnitt entsprechend ausbrechen." (Turnerfahrt.) Am Sonntag unternimmt der Turnverein eine Fahrt nach „Frau Stauden." Es betheiligen sich daran nicht allein die Mitglieder des Vereins, sondern anch die Schüler desselben. waS zur Folge hat. daß auch die Eltern und Verwandten dieser Knaben zahlreich erscheinen. Die Turner versammeln sich Nachmittag um 2'/, Uhr in ihrer Halle (Kärntnex.Vorstadt) und ziehen, mit einer Musikkapelle an der Spiße, nach dem Fettorte. Telegraphischer Wie»ler Cours vom 14. Juni. Kreditaktie»....... London ........ Silber ........ S'/, Metalliqiie» . . 5*^ Rational-Anlehen. 1860er Stiiatß-Aiilehen Bankaktien.......665.— s K. K. Miinz-Dutaten 5K.10 60.50 72.10 124.10 188.50 139.— 6.62 Verstorbene in Marburg. Am 10. Juni: Agne» KroiS, Inwohnerin, 41 I., Auszehrung. — Johann Sunko, Knech, 20 I., Brand. — Am 11.: Dem Herrn Aerdinand Knx, k. k. Pension. Beamten, sein Kind Guido. 9 T.. Fraisen. — Am 12.: Wenzl Rcvim, Maurer, 31 I.. Schlagsiuß. — Am 13.: Herr Jgnaz Eist, Sndbahn Kondukteur. 54 I., Wassersucht.— Dem t. k. Herr» Major Camillo Busseti sein Kiud Guido, 2 I., häutige Bräune. — Am 14.: Frau Babette Edle von Kriehuber, gel,. Freiin von Herbert, Gattin des Herrn >loi« Edlen von Kriehuber, Guts-, Haus- und Realitäteubesitzers, 36. I., Lungensucht. 6sm ^Ilmiiodtixeu Iist eg g^ef»IIen, weine iviiig^öt^eliedte Lattiv» bo::. ^is bvsto Aluttsr, tliv I^'rau vsl»ett« k^Itvr» iu ein 1,t^8ssr6L I^el^en tiivüder lu rufen. I)»s I.S8 keil. 8evlsni»mt wirä ^lantax äen 18. um 9 vdr Vonnittax in äsr Vomirirvdo jxslesen. ^ardurx am 14. .luni 1866. 4loi8 kckler v. krieknder tm vitsvvLv unä im Ilsmen vviuvr milläer^. Ii»v6vr 239) vtttite u. Vis vvni^en 8tun6eQ sviseksv dem AIar8l:kkesek1 unti msiner ^ Xbk»krt vrlsuben mir nivdt, von Hellem meiner?reunt1v unÄ Lekannten ^ münäliok ./^bsedisÄ nvkwen. lek ssKe ,1t»ker nssentliek ^Ilen em ^ dvr-inmssvH I^ebevokl. lek bitte um IreunÄIiekes NviuKvävnken. ^ IVisäersvl^vn! , M vaw» doi I«»rburs, 12. 5uv! 1866. » m ««ov Rauptm»nv. GutKHkil! Der macht hiermit die Anzeige, daß der dirßjährige GesammtAnsslug der Turner und Turnschüler nach FraU'Stauden am Sonntage den 17. 3uni Nachmittag 3 Uhr stattfinden wird. ^ Es wird alldort ein Schauturnen abgehalten, wozu alle 1. un-terstützenden Mitglieder und Freunde der Turnsache höflichst geladen werden. . ^ Zusammenkunft bis 2'/, Uhr in der Turnhalle. (217 Bom Turn-Rathe. Vihimg M «ermikthei. An drei solide Herren können drei freundliche Zimmer mit oder oha« Einiichlung lermiethet werden. Anjusr»gtn im Komptoir dioes Blatte«. (237 Äk 7184. (227 «xekutwe Sahrniff-n Be-st-ig-rvng. Bom k. k. Bezirksgerichte Marburg wird bekannt .;em icht: E? sei über Ansuchen des Petcr Martini in St. Oswald durch Hrn. Dr. Traun die exekutive Feilbietung deS dem Johann Pollatschek von Saunig gehörigen mit gerichtlichem Pfandrechte belegten, und auf 173 fl. 75 kr. geschätzten S^rennholzeS. nämlich 18" Vnchctlsch^iterkiolzeS in der Menge von 139 Klastern bewilliget und hiezu zwei FeillzictungS-Tagsatzungen, die erste aus den »S. Juni, die zweite auf den II. Juli 1.^66 jedesmal von 10 biS 12 Uhr Vor- und nöthigknfallS von 2 b,s 4 Uhr Nachmittags im sogenannten Sturmgraben. Gemeinde Wurmath, mit drm Beisake angeordnet worden, daß die Ptandstücke bei der ersten Feilbietung nur um oder über den Schä^nng^werth, bei der zweiten Aeil-bietung aber auch unter dlmselben gegen sogleiche ^-^arzahlung und Wegschaffung hintangegeben werden. Marburg am 4. Juni 1866.__ Samstag den R«. und »S. Juni ISSS werden gekauft (232 Gllte Wechsel llnd Zchuldschtive. Hotel „Erzherzog Johann", Zimmer Rr. 10. Vormittag von 11 bis 3 Uhr. AM^Rach Proßegg! Die Fähre iiber die Drau ist wieder eröffnet und kann von meinen vcrehrlichen Gästen unentgeltlich benilßt lverden. Vom letzten Hause in Brunndorf an lveisen kalkbestrichene Bäume den Weg durch den Wald zur Uebersuhr, zu deren Besorgung stetS ein geslbter Fährmann anwesend ist. Zugleich mache ich bekannt, daß auf den nächsten Sonntag Nach-mittag eine 15 Perfonen zälilende Musikkapelle bestellt ist. Bei ungünstiger Witterung wird die Unterhaltung auf dcn folgenden Sonntag ver-schoben. (238 Joseph Felber. lim tliv Hülste unter der^^^D»! 184 Schäj^uiig liefert das der Ersten und tSrößteN Leinen-Wäschc-NLederlage in Tuchlauben II, die billigste und beste sertige Leineuwasche silr Herren. Damen und Kinder, in jeder Größe und Qualität, alS auch »beiße und eleqante sär» big« Hemden in allen Griißen, schiinste Ka^on. zu solch' erstannlich bikiaen Preisen, daß selbe unbedingt überraschen müssen und bei dem kleinsten Persuch zu »veiteren Bestellungen Veranlassung fiuden. Fertige HeWNhemdcn, beste Handarbeit: Weißgartt-Leinenhemden,^att . . . anstatt fl. 3.— nur fl. I.üv Aeinere Sorte mit Faltenbrnst . . . aust-itt fl. 4.50 nur fl. 2.30 Keine Jrländer oder Rumburger Hemden anstatt fl. 6.— nur fl. 2.80 Feine Knmbnrger Hemden, Handgespinnst anstatt fl. 7..'i0 nnr fl. 3.50 Allerf. Rttmb. Hemden, schönste Handarbeit anstatt fl. 10.— nur fl. 4.50 Fertige Damenhemdeii, schönste Handarbeit nnd Handstickerei. Glatte Leinen Damenhemden mit Zug . anstatt fl. 4.— nur fl. 1.90 fteine Schiveizer-Hemdeu, Aaltenbrust . anstatt fl. 5.50 nur fl. 2.80 ')»eue Facon. in Herz und Raver, gestickt anstl>tt fl. 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Rumburger 50 Ellen anstatt fl. 60.— nur fl. 24.— Ante Leinett-Sa^tucher. da» halbe Duhend fl. 1, 1.50, 1.80 biß fl. 2.— Feinste Sacktücher, auch in Leinen Batist, das halbe Dutzend fl. 2-2.50 Fii^^t^tl^ute Arbeit, passende Fa^on wird gebürg». Hemden, welche nicht konveniren, werden retonr genommen. VeNettungen an» den Provinzen werden schnellsten» und besten» zugesendet. Bei Bestellungen von Hemden bittet man um Angabe der Hal»weite. da» Centtal-Depot der ersten und größten Leinenwäsche Niederlage de» I^«ul» Hlviler», Wien, Tnchlauben 11 Garten - Eröffnung. (218 Gefertigter zeigt einem ?.1^. Publikum ergebenst an. daß er seinen GastdiiuSAartON in der Gra^^ Borstadt bedeutend vergrößert und neu restaurirt und selben von l^onntag den IßV» Juni an eröffnet hat, und macht besonders ausmerksatn auf gute und billige Speisen, sotvohl sür Mittags als auch Abends, ferner auf daS beliebte Schreiner'scht Märzen Bier und vorzüglich gute Weine. Auch sind aUtort stetS billige nnd nett eingerichtete Zimmer zu haben. Hofft durch soUoe Bedienung einen zahlreiche» Zuspruch und zeichnet hochachtungsvoll Jg«az Ftfch-r» Gasttiauebtsitzer. BerantworUtcher Redakteur: Kranz Uie»thaler. Lt. 'c;. Druck und VerlRg von Tdnard 3 ««schiß in Mard»rß.