Mittheilungen des und »WMMUW ffililNH Oo-SWKVO- •Öcmusgegeöen vom J»r. F. F. Minn, ©tcretnr der Handels- und Gewerbekammer, Secretär und Geschäftsleiter deS historischen, Directions-Mitglied des geognostisch-iliontanistischen, Mitglied des Museal-Vereines und der k. k. Landwirthschast-Gesellschaft in Krain, Mitglied des Gelehrten-Ausschusses beim germanischen National-Museum in Nürnberg, und des historischen Vereines für Oberbaiern in München, Ehrenmitglied der historisch-statistischen Section der f. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft für Natur- und Landeskunde zu Brünn, und des historischen Vereines für Kärnten in Klagenfurt, correspondirendes Mitglied der königl. preußischen Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften in Erfurt, der geschichts- und alterthumforscheuden Gesellschaft des Osterlandes im Herzog-thume Sachsen-Altenburg, des steiermärkischen historischen Vereines in Graz, der Accademia dci Concordi für Wissenschaften und Künste in Rovigo u. s. w. Zehnter Jahrgang. &io02 Ullibllch 1855. Druck von Ignaz o. Kleinmayr & Fedor Bamberg. 3 ti 0 a s t. -----O-ÖoÄD-o----- Seite ^^ericht über die am 14. Februar 1833 abgehaltene Jahresversammlung, vom Dr. Klun .... 1 Vortrag wegen Herausgabe des ,>Diplomatarium Carniolicum,« vom Dr. Klun...................... 3 Biographie des Freiherrn v. Lattermann, vom Dr. Heinrich Costa . ............................. 5 Provinzial - Geschichte in ihrem Verhältnisse zur Universal - Geschichte, deren Theile, Quellen und sachgemäße Bearbeitung, vom Dr. Ethbin Costa . 7 Ueber die noch ungedruckten Quellen der Geschichte von Krain, vom Pfarrer Hitzinger .... 11 Die Befestigung der julischen Alpen unter den Römern, vom Pfarrer Hitzinger.............................. 13 Ueber die alten Japoden, von Davorin (Martin) Terstenjak......................................... 14 MonumenlaHabsburgica (aus der Zeitschr. „Donau") 17 Historische Skizze der k. k. Landwirthschaft-Gesellschaft in Krain, vom Dr. Bleiweis......................... 19 Vaterlandskunde, vom Dr. Heinrich Costa . . 24 Beiträge zur Topografie und Statistik von Krain, vom Dr. Klun ............................................ 26 3ur Geschichte der Pfarren Krain's, vom Pfarrer Hitzinger .............................................. 28 Nachtrag zur Geschichte von Freudenthal, vom Pfarrer Hitzinger .............................................. 30 Seite Bemerkungen zum Aufsatz „über die alten Japoden (p. 14)," von Math. Koch........................... 31 Beiträge zur Literatur, betreffend Krain's Geschichte, Topografie u. Statistik, vom Dr. Eth. Costa 32, 79,87, 93 Zur Frage „ über die ältesten Bewohner der inner- österreichischen Lander, vom Pfarrer Hitzinger 33—70 Die „Sage von der Kirche am See" bei den Sudslaven, von A. Morlot...................................... 70 Nachtrag „zur Frage über die ältesten Bewohner Jnner- österreich's," I. vom Pfarrer Hitzinger ... 73 II. vom Prof. Terstenjak ... 75 Reihe derAebte des Cisterzienser-Stistes Landstraß, vom Pfarrer Hitzinger...................... 76 Ueber die Gebirge Mo ns Cetius und Mons Carvancas, vom Pfarrer Hitzinger...................... 77 Der Kampf des Kaisers Theodosius gegen Eugen ins slin Flusse Frigidus, vom Pfarrer Hitzinger . . 81 Auszug aus Bianeins Urkunden des Patriarchates von Aguileja, vom Pfarrer Hitzinger ... 86 Aufruf, betreffend das „Germanische National- Museum," ........................................ 89 Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit .... 92 Ein Paar Worte über die „Beiträge zur Literatur re.," vom Dr. Eth. Costa............................... 95 Mima’s Diplomatai'ium Caa'iiieliciim Seite Umfang und Plan des Werkes............................... 3 Regesten aus den in den „Mittheil." (1846—1854) veröffentlichten Urkunden, Nr. 1 bis 78 vom Jahre 974—1783 .......................... 5—12 (Das Orts-, Namen- und Sachregister wird am Schluffe eines jeden Bandes herausgegeben werden.) Beilagen: Verzeichniß der Vereinsmitglieder. Verzeichniß der vom Vereine im I. 1855 erworbenen Gegenstände. Diplomatarium Labacense. (Aus dem Archive der Proviuzial-Hauptstadt Laibach.) Nr. 1 bis 94, vom Jahre 1320 bis 1514..........................13—64 Verzeichniß der Vereine und Akademien, mit denen der Wissenschaft!. Verkehr und Schristen-tausch besteht. MITTHEILUNGEN des historischen Vereines für Krain im Januar 18 55. Redigirt vom Dr. V. F. E4ličil. Bercins- Secrctär und Gcschäftsleitcr rc. k. Bericht über die am 14. Februar 1855 abgehaltene Jahresversammlung des histor. Vereines für Krain. Vorsitzender: ^err Anton Codelli Freiherr v. Fahnenfeld, quicsc. k. k. Gubernial-Secretär k., Vereins-Director. Gegenwärtig z Die Direktions-Mitglieder: Dr. VincenzF.Klun, Secretär und Gcschästsleiter. Elias Rebitsch, merit, k. k. Gymnasial-Präfect und Professor. Johann Poklukar, Weltpriester und k. k. Pros. rc. Emil Stöckl, Doctor der Medicin und Chirurgie, Stadtphysicus, k. k. Polizei-Arzt:c. Ehrenmitglied: Hm Andreas Graf v. Hohenwart zu Gerlachstein, Ravensberg und Raunach, k. k. wirkt. Hof-und Statthalterei-Rath:c., k. k. Kämmerer. Wirkliche Mitglieder (in alphabetischer Folge). Die Herren: Costa Ethbin Heinrich, Doctor der Philosophie und Doctorand der Rechte; Dr. Costa Heinrich, k. k. Oberamts-Director, Mitglied mehrerer gelehrten üv und ausländischen Gesellschaften :c.; Deschmann Carl, Museal-Custos; Eisl Adolf, Doctor der Medicin und Chirurgie; Elze Theodor Ludwig, evangel. Pfarrer; Fleischmann Andreas, Kunst- und botanischer Gärtner re.; Jellouschck Anton, Staatsbuchh.-Jngrossist und Vereins-Custos; Melzcr Carl, k. k. Gymnastal-Lehrer in Laibach; Merschol Matthäus, Seminars-Vicedirector und Oekonom; Metelko Franz, k. k. Pro-sessor; Novak Johann, Domherr und Seminars- Director; Pauschler Josef, Domherr in Laibach; Dr. Reichel Carl, k. k. Professor; Samejz Andreas, k. I. Normalhauptschul-Katechet; Stöckl Gustav, Oberförster in Loitsch; Strittar Johann, Stadtpfarr-Cooperator bei St. Jacob; Velkaverch Caspar, fürstbischöflicher Hofkaplan in Laibach. l. Der Vereins-Director eröffnete die Sitzung mit nachstehender Ansprache an die Versammlung: Verehrte Herren! Die Direction des historischen Vereines für Krain erfüllt die ihr obliegende Verpflichtung, indem sie die Ergebnisse ihres Wirkens, so wie den Bestand des Vereines im 1.1854 hiemit zu Ihrer Kenntniß bringt. Bereits im I. 1853 war eine Steigerung der Anzahl der wirklichen Vereins-Mitglieder gegen das Jahr 1852 bemerkbar. Auch im verflossenen Jahre hatten wir uns eines Zuwachses von wirklichen Mitgliedern zu erfreuen, so zwar, daß gegenwärtig der historische Verein für Krain 280 wirkliche Mitglieder zählt, während rot I. 1853 deren nur 246 in der Vereins-Matrikel verzeichnet erschienen. In gleichem Maße haben sich auch die Beiträge gehoben, die im I. 1853 655 fl. betrugen, für das I. 1854 aber auf 718 fl. 40 kr. gestiegen sind. Auch in Bezug unserer Sammlungen sind die Resultate befriedigend. Die Bibliothek hat sich im Laufe des Jahres 1854 um 107 Bände vermehrt, welche theils dem Vereine verehrt, theils aus dem Vereinsfonde angeschafft wurden. Gegenwärtig erreicht die Anzahl der Bände die Ziffer 3600. Die Anzahl der Urkunden beträgt 1474, somit zeigt sich hieran eine Vermehrung von 20 Stücken. An Münzen und Medaillen sind neu zugewachsen 25 Stücke. Die Ergebnisse der Geldgebarung in Einnahme und Ausgabe für das I. 1854, so wie den Voranschlag pro 1855 werden Sic aus einem spätern Vortrage entnehmen. Die «Mittheilungen des historischen Vereines für Krain" haben keine Unterbrechung erlitten, und es wird von Ihrem spätern Entschlüsse abhängen, denselben durch die Genehmigung der Vermehrung dieser Blätter durch ein diplomatarium carniolicum ein neues Interesse zu geben. Ein lebhafter Verkehr mit 89 in- und ausländischen historischen Vereinen und gelehrten Gesellschaften gibt das erfreuliche Zeugniß, daß die bescheidene Thätigkeit unseres Vereins nicht unbeachtet geblieben. Die Verfügung der hohen k. k. obersten Polizei-Behörde vom 20. Juni o. I., Z. 6087, über die Verwendung der bei den landesfürstl. Sicherheits - Behörden und Staatsanwaltschaften nach §. 3 der Prcßordnung erlegten Probe-Exemplare läßt eine merkliche Vermehrung der Vereins-Bibliothek anhoffen, da zufolge einer Eröffnung des k. k. Herrn Statthalters von nun an die verfügbaren Probe-Exemplare von hierländigcn Preß-Erzeugnissen an das Landes-Museum und an den historischen Verein in Krain mit Beschränkung auf die Gegenstände ihrer Wirksamkeit abzuführen sein werden. Da sich in dem k. k. Hans- und Staats-Archive eine Menge auf krainische Klöster, Kirchen und Pfarren Bezug nehmende Urkunden aus dem Mittelalter befinden, so hat die Direction an das hohe k. k. Ministerium des Acußeren die Bitte gestellt, dein historischen Verein für Krain Abschriften oder Auszüge von auf die Geschichte dieses Landes bezüglichen Urkunden zukominen zu lassen. Durch die genehmigende Erledigung dieser Bitte wird eine Bereicherung unserer Urkunden-Sammlung mit den interessantesten Documcnten aus dem 14. bis 18. Jahrhunderte in nächste Aussicht gestellt *). Zufolge des §.16 der Vereins-Statuten hat alljährig ein Directions-Mitglied auszutreten; ich bin daher in dem Falle, Sie zu ersuchen, die Wahl eines Directions-Mitgliedes später vorzunehmen. Ich kann nicht umhin, schließlich des Eifers, der uner-müdeten Thätigkeit unseres Geschästsleiters Herrn Dr. Klun zu erwähnen, der durch die Redaction der historischen Mittheilungen, so wie durch Anknüpftmg neuer Verbindrmgen im In- und Auslande sich b eso n dere Verdienste um unsern Verein erworben, und ich glaube, nur dem Wunsche jedes einzelnen Mitgliedes zu begegnen, wenn ich demselben an dieser Stätte im Namen des Vereines den lebhaftesten Dank ausdrücke. Möge sein schöner Eifer auch in Hinkunst nicht erkalten, mögen aber auch sämmtliche Mitglieder des Vereines wirken mit vereinten Kräften zur Lösung der sich selbst gestellten Aufgabe." auf die „Mittheilungen," für welche gegenwärtig gar kein Materiale vorliegt. II. Der Vcreins-Cassier erstattet folgenden Berichte Rechnung über die Empfänge und Ausgaben des histor. Vereines für Krain seit 1. Jänner 1854 bis Ende December 1854. Betrag A Empfänge ll. k 1 An barem Cassarcste vom J. 1853 .... 125 43 2 „ Sparcassabüchcl Nr. 16.591 sammt Interessen bis 1. Jänner 1854 A 90 3 „ Activrückständen loy 515 oy 4 „ vorgeschriebenen Beiträgen pro 1854 von 280 Mitgliedern, wovon jedoch nur 482 fl. 10 kr. bar eingezahlt wurden 718 40 5 „ Erlös für verkaufte Mittheilungen 5 Jahr- gange a 1 fl 5 Summe der Empfänge . . 1504 22 Ausgaben. 1 Auf Kanzleierfordernisse, Postporto und Diploms- stämpel 66 3 2 „ Druck der Vereins - Mittheilungen pro 1884 und mehrere andere Drucksachen, worunter 100 Stück Diplome 262 7 3 „ angeschaffte neue Werke 58 38 4 „ Vuchbinderarbcit 38 35 5 „ Beheizung der Vercins-Localitäten, 3 Klafter Brennholz 16 - 6 „ Custos-Honorar 120 - 7 „ Dicnerlohn 60 - 8 Für 550 Stück „Karte von Krain" als Beilage zum 2. u. 3.Heft des „Archives." vorschußweise 83 10 9 „ den Einband des „Archives" dto. . . 28 - 10 „ den Einband des „Denkbuches" dto. . . 57 41 Summe der Ausgaben . . 784 14 Wenn von dem Empfange pr. 1504 fl. 22 kr. die Ausgaben pr........... 784 „ 14 „ Nachdem die Versammlung dem Dr. Klun ihren Dank ausgesprochen, versicherte Letzterer, daß er für die Folge, wie bis nun, fortfahren wird, für den Verein und zur Ehre des Vaterlandes thätig zu sein, so viel es in seinen schwachen Kräften liege. Vor Allem aber rechne er auf die thätige Unterstützung der Vereins-Mitglieder, insbesondere in Bezug *) Der biepfälligt Erlaß des krain. Landes-Präsidiums ddo. 15. August 1854, Z. 3378, wurde seinem vollen Inhalte nach vom VrrcinS-Secretär vorgelesen. (Die Red.) abgezogen werden, so zeigt sich mit Schluß des 1.1854 ein Activrest von 720 fl. 8 kr., von welchem jedoch noch mehrere uneinbringliche Jahresbeittäge theils verstorbener, theils ausgettetener Mitglieder im Bettage von . . . . . . . 211 fl. — kr. abgeschrieben werden müssen, wornach sich der eigentliche Activrest zu Ende des Jahres 1854 darstellt mit ... . 509 fl. 8 kr„ welcher folgendermaßen gut gemacht wird: An barem Cassareste..........................51 fl. 49 kr. „ Sparcassebüchel Nr- 16591 sammt Interessen .................................... 139 „ 59 „ An Activrückständen, und zwar: pro 1850 . 8 fl. 10 kr. „ 1851 . 13 „ 20 „ „ 1852 . 30 „ 20 „ „ 1853 . 74 „ 20 „ „ 1854 191 „ 10 „ 317 fl. 20 kr. zusammen wie oben 509 fl. 8 kr. Dieses Gebarungs-Resultat wird mit Hinweistmg auf den §. 29 der Vereins-Statuten, vermög welchem cs jedem Herrn Mitglicdc frei steht, während der nächsten acht Tage seine Bemerkungen darüber schriftlich der Direction mitzutheilen, mit folgenden Bemerkungen zur Kenntniß der P. T. Herren Vereins-Mitglieder gebracht: a) Die für das I. 1854 aus 655 fl. präliminirten Jahresbeiträge sind in Folge Beitrittes mehrerer neuer Mitglieder im Laufe des Jahres auf 718 fl. 40 kr. gestiegen, wodurch der Activrest bedeutend hätte vermehrt werden sollen, jedoch blieb derselbe wegen der abermal nothwendig gewordenen Abschreibung mehrerer ausständigen und uneinbringlichen Jahresbeiträge von theils verstorbenen, theils unwissend wo befindlichen, theils die Zahlung entweder offen oder stillschweigend verweigernden Mitgliedern in dem bedeutenden Betrage von 211 fl., tief unter dem Präliminare. b) Die mit 47 Quittungen bedeckten Ausgaben, welche, wenn man von denselben die nicht präliminirt gewesenen Ailsgabs-Postcn-Nr. 8,9 u. 10, die nur vorschufiweisegegen spätere Abrechnung für das „Archiv" und das „Dcnkbuch" bestritten morden sind, abzieht, 618 fl. 23 kr. betragen, bisse--tirat int Allgemeinen von den mit 619 fl. 30 kr. prälimi-itirten nur um 1 fl. 7 kr. e) Die in der letzten Versammluitg versprochenen Rechnungen bezüglich des „Archives" und des „Dcnkbuches der Untnihanstreue im Herzogthume Krain," von denen der Herr Verfasser vr. Klun den reinen Ertrag dem Vereine gewidmet hat, können dermal noch nicht gelegt werden, weil von dem -Archive" noch zu wenige Exemplare verkauft worden sind, und die Verrechnungen mit den Buchhändlern derzeit nicht stattfinden sönnen, und weil noch nicht von allen Herren Mandataren die für das „Denkbuch" entfallenden Beträge eingeschickt worden sind; hoffentlich aber wird bei der nächsten -Jahresversammlung wenigstens die Rechnung über das „Denk-duch," wovon voraussichtlich für den Verein sich sicher ein Gewinn herausstellen wird, gelegt werden können. r ft s i m t n n v c über die Empfänge und Ausgaben des historischen Vereines für Krain für das Solarjahr 1855. Empfänge. 1. An barem Cassareste vom I. 1854 . . 51 fL 49 kr. 2. „ Activrückständen...................317 „ 20 „ 3. „ vorgeschriebenen Beiträgen von 258 Mitgliedern, welche der Verein dermal zählt........................ 646 „ 40 „ Summe der Empfänge 1015 fl. 49 kr. Ausgaben. 1. Auf Kanzleierfordernisse, Postporto und Diplomsstämpel....................80 fl. — kr. 2. „ Druck- und Lithographiekosten . . 230 „ — „ 3. „ Buchbinderarbeit ......................35 „ — „ 3. „ Beheizung der Vercins-Localitäten . 20 „ — „ 5. „ Cuftos-Honorar.....................120 „ — „ 6. „ Dicnerlohn.........................60 „ — „ 7. „ unvorhergesehene Auslagen . . . 20 „ — „ Summe der Ausgaben 565 fl. kr. Wenn von dem Empfange pr. . . 1015 „ 49 „ die Ausgaben mit.................. 565 „ — „ abgezogen werden, so zeigt sich am Ende des Solarjahrcs 1855 ein anzuhoffender Ueberschuß von .......................... 450 fl. 49 kr. Johann Poklukar, Vcrcins-Cassicr. D ortrag des Geschästsleiters und Sccretärs Dp. lOtm, betreffend die Herausgabe eines Diplomatarmin Carniolicuin. Ohne mich in eine Auseinandersetzung über das historische Quellenstudium, oder über die ältere Art der Geschichtsschreibung einzulassen, berühre ich nur kurz die allen Freunden und Kennern der Wissenschaft bekannte Thatsache, daß die jetzigen Geschichtsforscher mit größerer Liebe und Ausdauer denn je das Studium der Urkunden als die einzigwahre und verläßliche Quelle historischer Forschung ansehen, und dieß mit allem Rechte. Die großen dicßfälligcn Leistungen eines Perz, Böhmer, eines Chmel u. s. w. ■— des verdienstvollen Ankershofen in unserem Nachbarlande Kärnten nicht zu vergessen, — so wie die Sammlungen in den verschiedenen „Archiven," „Monumenta,“ „Fontes“ u. dgl. von gelehrten Akademien geben die thatsächlichen Beweise für diesen eingeschlagenen Weg. Unser Verein, der rühmlich vorwärtsstrcbet und, so viel in seilten Kräften steht, sich den großen Bestrebungen anderer Provinzen unseres Vaterlandes in würdiger Weise anschließt, wenn es gilt, Kenntniß der Heimat und ihrer Geschichte zu verbreiten, — der in den neun Jahrgängen seiner „Mittheilungen" schon beachtenswerthes Material für einen künftigen Historiker Krain's gesammelt hat, — unser Verein sollte, nach meiner Ansicht, neuerdings einen Schritt vorwärts thun, und ich erlaube mir, Nachfolgendes der verehrten Versammlung in Vorschlag zu bringen: „Seit dem Erscheinen der „Mittheilungen" ist der Veröffentlichung der das Land Krain betreffenden Urkunden stets Aufmerksamkeit geschenkt worden, und es ist eine nicht unbedeutende Zahl davon bereits veröffentlichet worden. Allein diese Veröffentlichung geschah in der Regel ohne besondere Auswahl, ohne Verbindung unter einander, und da kein allgemeines Repertorium über die „Mittheilungen" besteht, so müßten wir jetzt alle Jahrgänge durchgehen, uns daraus excerpiren und notimt, um zu erfahren, welche Urkunden bereits veröffentlicht worden sind. Je länger diese Arbeit hinausgeschoben wird, je länger die Veröffentlichung der Urkunden nicht nach einem bestimmten Systeme geschieht, desto schwieriger wird man sich in der Folge in der gedruckten Masse orientiren, desto erschwerender wird das Suchen darin für den Historiker werden. Um nun einerseits die Uebersicht über das bereits int Drucke Erschienene zu erleichtern, und andererseits für die Zukunft ein System in diese Veröffentlichungen zu bringen, glaube ich es am practischcsten, wenn der Verein sich zur Herausgabe eines separaten „Diplomatarium Carniolicum," eines „Urkundenbuch des Herzogthums Krain" entschlösse, das als Beilage zu den monatlichen „Mittheilungen" jedesmal mindestens einen halben, wann thunlich auch einen ganzen Druckbogen einnehmen, und unter die Vereins-Mitglieder gratis vertheilt werden würde. Allerdings wird die Anlage und Herausgabe eines solchen „Urkundenbuches des Herzogthums Krain" sehr viel Arbeit und Mühe erfordern; denn erstens muß das bis jetzt vom Vereine Herausgegebene in der Einleitung genau angegeben und regcstenartig excerpirt werden; zweitens wird aus die in andern, nicht vom Vereine edirten Druckschriften vorkommenden Urkunden Rücksicht genommen roerbett müssen, welche sodann ctttwedcr wieder im „Diplomatarium" abzudrucken, oder nebst genauer Angabe, wo und wann sie gedruckt erschienen, regestenartig einzutragen sein werden; drittens soll das „Urkundenbuch" oder „Diplomatarium" seinem Zwecke in der Folge entsprechen, so muß es umfassend angelegt werden, und sämmtliche Verhältniffe des Landes von den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage geschichtlich beleuchten. Es werden allerdings noch sehr ausgedehnte Forschungen gemacht werden müssen, um die noch ungedruck-tcn Schätze des Stadt-Archives, des Landes-Archives und so mancher Privat-Archive dafür auszubeuten und kritisch zu verarbeiten; allein je eher der Anfang hierzu gemacht wird, desto näher winkt uns das Ziel entgegen. Es verlautet auch, daß in den Landes-Archiven der verschiedenen Kroitländer im Interesse der kaiscrl. Akademie der Wissenschaften in Wien Nachforschungen in den alten Akten angestellt werden, um die für die „Monumenta habsburgica“ zu bestimmenden Urkunden auszuscheiden und nach Wien zu übersenden. Erfordert ein solches Sichten und Ausscheiden auch mehr als gewöhnliches Lesen und Copiren der alten Handschriften, indem es dabei hauptsächlich aus historische Kritik und historischen Ueberblick ankömmt, so wollen wir doch hoffen, daß jenes verehrte Individuum, welches von der hiesigen Landes-Regierung hierzu bestimmt worden ist und sich in unserer Mitte heute befindet, auch des „Urkundenbuches" unseres Vereines fteundlich gedenken, und nach Möglichkeit Copien der Landes - Urkunden uns zuwenden werde, da wir uns sonst direct an die kaiserl. Akademie der Wissenschaften verwenden müßten. Das „Urktlndenbuch des Herzogthums Krain" beschäftiget mich schon seit einigen Jahren, und es sind bereits zwei volle Jahre verflossen, als mich die kaiscrl. Akademie der Wissenschaften in Wien durch eines ihrer geachtetstcn Mitglieder aufforderte, mich an die Verfassung eines „Urkundenbuches der Stadt Laibach" und bezüglich eines „Urkunden-buches des Landes Krain" zu machen, indem sie sich sehr gerne bereit erklärte, diese Arbeiten auf ihre Kosten (der Akademie) herauszugeben. Ich habe seit jener Zeit an der Verwirklichung dieses Planes gearbeitet, und habe ein nicht unbedeutendes Materiale vollständig zum Drucke bereit; doch wünschte ich stets, daß derartige heimatliche Arbeiten mich in der Heimat in Druck erscheinen würden. Es ist ja bitter genug, daß wir ohnehin so häufig Notizen über Krain int Auslande suchen müssen; lassen Sie uns für die Folge unsere Heimat zmtächst in unserer Heimat verherrlichen. Wenn nun die verehrte Versammlung sich für die Herausgabe des „Diplomatarium Carniolicum“ entschließt, ft bin ich so frei, Folgendes zuzusagen: Ich stelle cine complete Uebersicht über alle bisher im Drucke erschienenen, das Land Krain betreffenden Urkunde» als „Einleitung" ztrm „Urkundenbuch" zusammen, und übergebe diese, so wie meine bereits fertigen dießbeznglichc» Arbeiten dem Vereine ohne irgend ein Honorar, uni werde dafür Sorge tragen (da ich ja unausgesetzt mit bei Geschichtsforschung Krain's beschäftiget bin), daß in der Folgt das Unternehmen nicht in's Stocken gerätst. Das gegenwärtig beendete und votr mir zum Drucke vorbereitete Manuscript für das „Diplomatarium Carniolicum“ reicht auf wenigstens drei Jahre aus, wenn die Veröffentlichung nach bei» obigen Plane vorsich geht. Namentlich sind darunter: a) * complete Sammlung, bestehend aus 113 Urkunden, bctres-renb die Privilegien und Freiheiten der Stadt Laibach, darunter atlch Verordnungen, welche theils aus das ganze LB Krain, theils auf vorübergehende Zustände und Verhältniß Bezug haben; b) die Freisinger Urkunden in Bezugs 1 die Stadt Lack, circa 240 an Zahl; c) am zahlreichsten D die das 16, Jahrhundert vertretenden Urkunden. Weiters erlaube ich mir hinzuweisen, -daß gegenwärtig auf Rechnung unseres Vereines tut k. k. Haus Hos- und Staatsarchive die auf Kram bezugnehmenden Urkunden copirt werden, welche alsdann in das „Diplomatarium Car-molicum“ aufgenommen werden. Jedes dritte Jahr kann sodann eilt Repertorium zum „Diplomatarium Carniolicum“ erscheinen. Jetzt bleibt nur ein Punct noch zu besprechen: die Kasten. Diese sind nicht zu bedeutend, da alljährlich nur 6—8 Druckbogen erscheinen, und sonach mit beiläufig 100 fl. berechnet werden können. Uebrigens würde sich die Anzahl der jährlich zu druckenden Bögen des Werkes nach dem Cassa-stande des Vereines richten. Ich schmeichle mir, daß mein Vorschlag umsomehr genehmiget werde, als ich sowohl das Materiale für das „Diplomatarium Carniolicum« hergeben, als auch dessen ganze Herausgabe so lange unentgeltlich zu leiten bereit bin, als ich die Ehre haben werde, diesem ansehnlichen Vereine anzugehören." Dieser Vorschlag wegen Herausgabe des „Diplomata-riums“ wurde beifällig und mit dem Ausdrucke des Dankes angenommen, so wie auch der Antrag in Bezug auf die äußere Ausstattung und das Format. Herr evangel. Pfarrer Elze stellte dagegen zwar den Antrag, daß cs in Octav-Format erscheinen sollte; doch blieb dieser in der Minorität. Es wird sonach die Herausgabe des für die Landesgeschichte höchstwichtigen Werkes sofort in Angriff genommen, und wird die Zusendung an die Herren Vereins-Mitglieder gleichzeitig mit den „Mittheilungen" stattfinden. IV. Herr Dr. Heinrich Costa verlas die von ihm verfaßte, längst schon wünschenswerthe Biographie des k. k. Civil- und Militär-Gouverneurs tfmfjerm u. Mtemumn. Wenn cs Pflicht ist, den Nachkommen das Andenken an jene Männer zu erhalten, welche irgendwie das Wohl des Vaterlandes befördert haben, so verdient insbesondere der Name des ehemaligen Civil- und Militär-Gouverneurs von Jllyricn, Freiherrn v. Lattermann, mit goldenen Lettern in den Annalen von Kram eingetragen zu werden. Die Kriegsgeschichte Oesterreich's nennt zwar bereits mit Ehren diesen vielverdienten Krieger und Staatsmann, und so lange vor den Mauern der Hauptstadt von Kram Ein Baum der schönen Lattermanus-Allee stehen wird, wird auch sein gefeierter Name im Munde des Volkes leben; allein sein Wirken während seiner zwar nur kurzen Statthalterschaft in Jllyrien ist von solcher Bedeutung und Wichtigkeit, daß es mit einem Rückblicke auf seine thatenreiche militärische Laufbahn besonders hervor gehoben und aufgezeichnet zu werden verdient. Christoph Freiherr v. Lattermaun war der Sohn des im 1.1792 wegen 49jährigcr Dienstleistung in den Frciherrnstand erhobenen k. k. Feldmarschall-Licutenants und Inhabers des Infanterie-Regimentes Nr. 45, Franz L atterm a nn, und wurde am 14. Juli 1753 zu Olmütz geboren. Er trat schon in seinem 13. Jahre als k. k. Cadet im 12. Linien-Jnfanterie-Regimcnte in Militärdienste, und zeichnete sich im preußischen Feldzuge von 1778 als wirklicher Hauptmann des Regimentes Khevenhüller mehrmals, so wie auch 1789 als Major im Pontonier-Corps vor Belgrad so sehr aus, daß er vom Feldmarschall Loudon dem Kaiser zur besondern Berücksichtigung anempfohlen, und von diesem am 31. December desselben Jahres zum Oberstlieutenant im Corps befördert wurde. Den Feldzug gegen Frankreich 1793—1794 machte Satt ermann im Jnfanterie-Regimente Erzherzog Carl als Oberstlieutenant und Oberst mit Auszeichnung mit, und er erhielt am 21. Juli 1794 eine Schußwunde in die linke Seite. Am 6. April 1797 wurde Lattermann zum General-Major befördert, und verdiente sich 1799 vor Legnano und Verona das Maria-Theresicn-Kreuz, welches ihm Kaiser Franz mit einem Handbillete vom 10. April desselben Jahres verlieh. Bei Marengo wurde Lattermann durch eine Flintcnkugel abermals, und zwar so schwer verwundet, daß er, nachdem ihn der Monarch in Anerkennung der, in jenem Feldzuge erworbenen Verdienste, ant 8. September 1801 zum Feldmarschall-Lieutenant befördert hatte, im I. 1805 in den Ruhestand treten mußte; er wurde gleichwohl noch am 8. December desselben Jahres Interims - Commandant in Böhmen, dann am 28. Jnli 1807 Divisions-Comman-dant zu Petcrwardeiu, und am 4. März 1809 Comman-dirender ad interim des Karlstädter-Warasdiner- und Banal-General-Commando in Agram, als welcher er sich mit allein Eifer der militärischen und politischen Verwaltung widmete, bis er am 1. December desselben Jahres zum Vice-Präses des Judicium delegatom militare mixtum ernannt wurde, worauf ihn der Kaiser am 5. Jänner 1810 zum Hofkriegsrath , am 10. März zum wirklichen geheimen Rath uitd am 15. September zum Vice - Präsidenten der politisch-ökonomischen Normalicn-Commission ernannte; endlich wurde Lattermaun am 26. Juli 1813 zum Feldzeugmeister und am 3. September zum provisorischen Civil- und Militär-Gouverneur von Jllyrien ernannt. Nach vierjähriger Trennung von den österreichischen Erblandcn feierte Laibach am 4. October in seiner Vorstadt (in der Barmherzigen-Kirche), am 5. aber in der ganzen, nunmehr von den Franzosen verlassenen Stadt das Namens-fcst des Kaisers Franz, und schon am 13. desselben Monats hielt der, wie gesagt, am 3. September ernannte Civil-und Militär-Gouverneur Freiherr v. Lattermann in Laibach seinen feierlichen Einzug, und bezog die k. k. Burg, während die Gouverneure der vorbestandenen französischen Regierung im Bischofhof restdirt hatten. Die Sendung dieses Mannes, dessen Tugenden als Mensch und Staatsmann dem Lande Kram aus der Zeit seines Wirkens im nachbarlichen Croatien in gutem Andenken standen, wurde allge- mein als ein Zeichen, daß Kaiser Franz den von seinem Vatcrhcrzen so lange getrennt gewesenen und nun wieder eroberten Kindern liebreich seine Vaterarme öffne, angesehen, deßhalb freudig vernommen, und darum auch glich der Einzug Lattermann's einem Trinmphzng. Fast die ganze Bevölkerung, den Weihbischof und den k. k. Gencral-Stadtconimandanten an der Spitze, war ihm zu Wagen und zu Fuß vor die Stadt, selbst bis auf eine Meile weit, entgegen gekommen, itnb 72 Kanonenschüsse salutirten ihn von den Mauern des Castells; Abends waren die Häuser der Stadt taghell beleuchtet. Am folgenden Morgen empfing der Freiherr v. Lattermann die Vorstellung aller Classen der Bevölkerung, deren Herzen er sich durch die leutseligste Zuvorkommenheit und menschenfreundlichste Herablassung gewann, und sie fühlten sich von diesem Augenblicke an mit vollem Vertrauen zu ihrem gütigen Lenker und Tröster hingezogen. Er bewies cs in Wort und That, daß er sich gern in Laibach sah, und er erzählte oft, daß er mit freudiger Rührung die hiesige 93itrg bezog, vor welcher er scchs-undvierzig Jahre früher als k. k. Cadet Wache gestanden war. — Schon am 17. October 1813 erließ der kaum eingetretene Civil- und Militär-Gouverneur Baron Lattermann die Weisung, daß alle anwesenden Beamten des Landes in ihren Anstellungen eifrig fortzuwirken, und die Vorsteher in seine Hände, die Untergebenen aber in jene ihrer Vorsteher den Eid des Gehorsams abzulegen haben; nach wenigen Tagen, nämlich am 2. November 1813, berichtete schon die „Laibacher Zeitung," daß der Gouverneur selbst mit seinem Personale unablässig und mit dem größten Eifer zum Wohle der Bewohner Jllyrien's arbeite. Mit dein letzten Manne der ftanzösischen Besatzung verloren sich auch die in Jllyrien angestellt gewesenen Franzosen, und viele Dienststellen wurden dadurch im Lande erledigt. Nun ging die Stellenjagd auf geraden und krummen Wegen, ja selbst durch Jnsinuircn und Denunciren, an, Lattermann, der Ehrenmann aber wies die böswilligen Ohrenbläser entschieden zurück, und erließ durch das Intelligenz-blatt der „Laibachcr Zeitung" eine Kundmachung vom 4. December 1813, in welcher es heißt, daß zwar geheime oder sonst ivichtige Eröffnungen unmittelbar an ihn gerichtet werden können, daß aber namenlose (anonyme), oder solche Beschwerden und Vorstellungen, welche weder von dem Beschwerdeführer noch vom Verfasser eigenhändig unterschrieben sind, unerledigt und unbeachtet bleiben würden. Der erste Gnadenakt des Gouverneurs Baron Lattermann war die Freilassung von 32 von den Franzosen inhaftirtcn Jnquisiten und Sträflingen am 26., und anderer 34 am 28. October 1813, und jeder Bittende ging, wenn nicht erhört, so doch getröstet von ihm. Die Bewohner von Laibach wünschten ihrem liebevollen, verehrten Landeschef ihre Huldigung, Liebe und Dankbarkeit zu bezeugen, und sie einigten sich in dem Beschlusse zu einem großen Festballe, welcher ihm zu Ehren am 21. November 1813 in den Localitäten der Schießstättc Statt fand, und welchem der Gefeierte mit seiner überaus verehrungswürdigen Genia-lin, geb.Gräfin v.Welsersheimb, bis 2 Uhr des Morgens beiwohnte. Er bewies hier und allenthalben die herablassendste Leutseligkeit und verschmähte cs z. B. nicht, die Theater-Vorstellungen im Hause eines ganz niedern, aber ehren-werthen Beamten des k. k. Hanptzollamtes zu besuchen. Lattermann war bedacht, den Laibachern schon in der Saison 1813 —1814 ein öffentliches deutsches Theater, welches sic durch vier Jahre entbehren mußten, wieder zn geben, und er betrieb und unterstützte mit dem größten Eifer das Wiedercntsteheu der philharmonischen Gesellschaft in Laibach, welche während der ftanzösischen Regierung eingegangen war, am 26. Juli 1814 aber mit einer Serenade vor der Wohnung ihres Wiedererwcckers, Freiherrn v, Lattermann, das Wiedererftehnngsfest feierte. Lattermann erwirkte auch die a. h. Entschließung vom 26, September 1814, mit welcher die Wiederherstellung der Ackerbaugescllschaft bewilligt wurde, und er bewies sich allerwegen als ein großer Gönner und Beförderer der Intelligenz, Er setzte mit dem Decrete vom 6. November 1813 den gelehrten Hladnik in seine, vor dem I. 1809 bekleidete Präfetten-Stelle am Laibacher Gymnasium wieder ein, und wenn die Studien - Hofcommission in einem Decrete vom 4. December 1815 es belobend hervor hob, daß sich daS genannte Gymnasium unter der Leitung Hladnik's innerhalb zwei Jahren dergestalt hob, daß es den besten in de» österr. Provinzen an die Seite gesetzt werden konnte, so gebührt ein Theil dieses Verdienstes ohne Widerrede dm Gouverneur Lattermann, der die Leitung des gedacht!» Gymnasiums in Hladnik's Hände gelegt hatte. Es lebt in den dankbaren Herzen der Krainer bit Erinnerung, daß weiland Kaiser Franz I. dem Lande Kram in Gnaden gewogen war und viele Wohlthaten erwiesen hatte; das aber mögen Wenige wissen und denken, daß Lattcr-mann mit seinen Berichten und Vorstellungen nach Hä viel, unendlich viel zu der guten Meinung beitrug, die der verewigte Monarch von unserem Lande und seinen Bewohnern hatte. Daruni Ehre und Dank dem weisen, wer» auch nicht mehr unter uns, nicht mehr auf Erden weilende» Freiherrn v. Lattermann. O wahrlich! der Dichter hatte Recht, der in einem in der „Laibacher Zeitung" Nr. Sl von 1814 veröffentlichten Gedichte den Kaiser Franz sprechen läßt: „Ganz kann ich sogleich das Nugcniach nicht wenden, Aber einen Tröster will ich ihnen senden, Sanft und edeldenkcnd, groß an Herz und Sinn." Leute, welche den Freiherrn v. Lattermann näher kannten, vergleichen seine Gutmüthigkeit, Herzensgute u«d Freundlichkeit, wie überhaupt seine Persönlichkeit mit je»er des allgepriesenen und verehrtenMarschallsGrafenRadetzst; auch Lattermann ward von den Bürgern wie vom Militär geliebt und hoch verehrt. Nicht lange aber hatte Jllyrien diesen weisen n»d menschenfteundlichcn Führer und Vertreter seiner heiligst» Interessen, beim schon am 19. August 1814 wurde er zum Appellations-Präsidenten und am 31. December zum com-Mndirenden General des Hcrzogthums Venedig, mit dem SHe tu Padua, ernannt. Cr nahm mit folgenden, in der „Laibacher Zeitung" vom 14. Marz 1818 erschienenen herzlichen Worten von Jllyrien Abschied: „Da Se. Maj. der Kaiser als ein Merkmal Ihrer a. h. Zufriedenheit mich zum conimandirenden General in betn Hcrzogthuinc Venedig zu ernennen und dabei zu befehlen geruhten, mich nach gepflogenerUebergabe sowohl der Militär- als Civil-Geschäste an meine neue Bestimmung zu verfügen; so benütze ich diese Gelegenheit, allgemein zu versichern, dass Pflicht und Men-schenwohl die Haupttriebfcdcrn meiner Handlungen wahrend des Zeitpunctes waren, wo mir die Gcschästslcitung des ehemaligen Jllyrien anvertraut gewesen; die Erfüllung der erstem beweiset mir die Bekanntmachung der a. h. Zufriedenheit unseres allergnädigsten Monarchen, und für das zweite wird mir der Dank und Segen Derjenigen lohnen, welchen ich Uebles abzuwenden, oder Gutes zu erweisen im Stande war. — Gott erhalte die edlen und gutgesinnten Bewohner dieses Landes, mit meiner aufrichtigen Versicherung, dass ihr Betragen und Zutrauen in mich, mir meine schwere Arbeit und Wachung für sie zu meiner angenehmsten Beschäftigung run-geschaffen haben, und es mir so unvergeßlich bleiben wird, daß ich in Hinkrinft und im Erfordernißfallc Jedem mit Vergnügen zu dienen stets bereitet sein werde." Lattermann fuhr am 18. März 1815 mit zahlreicher Begleitung von Laibach an seinen neuen Bestimmungsort ab; der tief gefühlte Dank und der Segen der ganzen Bevöl-fting folgten ihm nach, und es wurde sein Scheiden in Wort und Schrift und Elegien beklagt. Auf die Vorstellung der Bürgerschaft von Laibach, „daß sie aus Drang innigen Gefühles der Dankbarkeit und Verehrung Seiner Excellenz für die besondere Aufmerksamkeit, gerechte und gnädige Behandlung einen Beweis an Tag zu legen wünschen," bat der Stadtmagistrat von Laibach den Freiherrn v. Sattemann am 14. März 1815 vor seinem Scheiden, denselben, „mit das Andenken der so unvergeßlichen Gouvernements-Leitung bleibend und vankbar zu erhalten, in die Zahl der Mitbürger aufnehmen und ihm das Theuerste, was sic besitzen, das Ehren-Diplom als Bürger der Hauptstadt Laibach anbieten, zugleich aber auch, um das Dankgcfühl auf die Enkel fortzupflanzen, die auf seine Anordnung zum Nutzen und Vergnügen des Publikums eben in der Anlage begriffene Mec nach seinem geliebten Namen „Lattermanns-Allee" benennen zu dürfen." Lattermann erwiderte dem Magi-ürate: „Wenn mich das a. h. Zutrauen Sr. Maj. unseres allergnadigsten Kaisers, welchem ich die Ernennung zum provisorischen Gouverneur 'dieser Provinz in dem wichtigsten Augenblicke verdanke, in die angenehme Lage setzte, den Bewohnern Jllyricns überhaupt und Jenen dieser Hauptstadt insbesondere manches Gute erweisen, manches Uebel von ihnen abwenden zu können, so that ich es bei jeder Gelegenheit mit innigem Vergnügen. Daß Sie dieses redliche Bemühen so dankbar erkennen, daß Sie diesen Dank auf eine für mich so angenehme Art auszusprechcn wünschen, ist meinem Herzen der süßeste Lohn. Daher werde ich meinen Namen mit herzlichem Vergnügen in der Liste der edlen Bürger Laibach's stehen sehen, und betrachte die Uebertra-guug desselben auf eine der Alleen der neuen Anlage als den, auf die Enkel zu vererbenden Ausdruck unserer gemeinschaftlichen Ergebenheit und des harmonischen Einklanges gegen unsern allgcliebtcsten Monarchen und Landesvater." Laibach am 14. März 1815. Nach Wiederaufleben der Stände Krain's stellte der Bischof Gruber am Landtage vom 15. October 1821 im Namen der ständischen Verordneten-Stelle den versammelten Standen den Antrag, dem gewesenen prov. Civil-und Militär-Gouverneur von Jllyrien, Freiherrn v. Latter-manit, „in dankbarer Erinnerung, welche hohe Verdienste sich derselbe um das Land erworben hat, allerhöchsten Orts zur Erlangung des krainischen Jncolats mit der Bitte in Vorschlag zu bringen, daß a. h. Se. Maj. zugleich geruhen wollen, die Taxe von 500 fl. allcrgnädigst nachzusehen." Dieser Antrag wurde von den versammelten Ständen einstimmig angenommen, und Lattermann sofort mit a. h. Entschließung vom 24. Mai 1822 Landstand des Herzogthums Krain, mit Erlaß der Taxen. Im dießfalligen Erlasse an Lattermann hob die stäub. Verordncte-Stelie „die ausgezeichnete Huld, mit welcher er dem Lande vorstand, und die Güte, durch welche dem Lande so viele Wohlthaten vom a. h. Landesfürsten erwirkt wurden," hervor. Die gerechte Anerkennung des Monarchen verlieh dem Feldzeugmeister Baron Lattermann am 15. Juni 1815 das silberne Civil-Ehrenkrcuz, am 16. Februar 1816 den Orden der eisernen Krone erster Classe, und am 17. Juli 1824 das Infanterie-Regiment Nr. 7, welches seinen Namen annahm. Am 9. Jänner 1826 wurde er zum Capitän-Licuteuant der ersten Arcieren-Leibgarde und am 2. Juli 1833 zur höchsten militärischen Würde, zum Feldmarschall erhoben; aber am 5. October 1835 vollendete der als Mensch, Militär und Staatsmann höchst ausgezeichnete Mann im 83. Lebensjahre und im 70. seiner Dienstzeit seinen, der Aufzeichnung würdigen Lebenslauf, auf welchen er in seiner letzten Stünde wohl mit voller Selbstzufriedenheit zurück blicken konnte, denn er hatte sich durch eigenes Verdienst so hoch empor geschwungen, und durch Herzensgüte und Menschcnftcuudlichkeit die Liebe und den Dank seiner Mitmenschen erworben, die seine, in Wien ruhende Asche segnen. Herr Doctor Eth. Heinr. Costa hielt nachstehenden Vortrag: PsroviitM-MchichLe in ihrem Verhältniß zur Universalgeschichte, deren Theile, Quellen und sachgemäße Bearbeitung. Auch die Geschichte hat schon ihre Geschichte. Welch' ein weiter Weg von den ersten sagenhaften traditionellen Aufzeichnungen der orientalischen Völker bis zu dem Meisterwerke eines Thukydides! Und es scheint, als ob gleiche oder wenigstens ähnliche Verhältnisse sich auch in der Geschichte der Geschichte wiederholten; den Logographen der Griechen, die nur mit Mühe Sage und Wahrheit, Dichtung und nüchterne Prosa unterschieden, folgten der „Vater der Geschichte« Herodot, Xenophon und der bereits er-wähnte Geschichtsschreiber des peloponcsischen Krieges, Thu-kydides, dennoch in unsern Tagen als ewig geltendes Muster pragmatischer, auf sicherster Basis ruhender Geschichtsforschung und eines damit verbundenen blühenden Styls unerreicht dasteht. Der gleiche Weg zeigt sich bei den Römern: Cornelius, Cäsar, Livius und der erste unter den römischen Historikern Tacitus, sie lebten in einer späten Periode des römischen Reichs, und die ältesten Zeiten sind auch hier in märchenhaftes Dunkel gehüllt. Als dann mit dem Sturze der alten Welt, die alten Völker: Griechen und Römer, vom Schauplatze der Geschichte verschwanden und neue Völker Europa überschwemmten — da brachen wieder mythische Zeiten heran, und die Periode und die Nationen der Völkerwanderung waren lange Zeit eine Quelle vergeblicher Forschungen der größten Gelehrten, bis eine neue Wissenschaft, die ihren Ursprung in unsern Tagen genommen, plötzlich hierin ein Licht verbreitete, das uns die dunkelsten Parthien erleuchtete, und Völker, von denen wir kaum Namen und Wohnsitze kannten, in ihren Ursprüngen, Sitten, Gewohnheiten, den: Entwicklungsgänge und Einfluß auf die Geschichte erkennen lernte. Das alles war die Frucht der „vergleichenden Sprachforschung," deren Gründer, Vopp und Grim, noch in unserer Mitte weilen, während der dritte in diesem Bunde, der ältere Humboldt, vor nicht lange das Zeitliche verließ. Das Mittelalter brachte wenig Geschichtswerke, aber viel Chroniken, viel unschätzbares Materiale für künftige Geschichtsschreiber, die eben auch in den letzten Decennien zur gehörigen Würdigung gelangt sind. Allseitige Herausgabe von Urkunden und Documcntcn, oft planlos und unzuverlässig, dagegen aber auch nicht selten in gehöriger Auswahl und musterhafter Ausgabe — wer denkt nicht mit Vergnügen, um nur Eines hervorzuheben, an die „Monumcnta Germaniae!?“ — waren das Ziel und der Endpunct zahlreicher Akademien, Vereine und einer Unzahl von Privat-Gelehrten, deren Namen allein, und wollte man auch bloß tüchtige nennen, Bogen füllen würden. Und damit sind wir auch bei der Jetztzeit angelangt. Es hat eine Periode gegeben, wo es das Bestreben jedes Gelehrten war, eine Universalgeschichte zu schreiben, die sich durch Neuheit der Combinationen, durch geistreiche Pointen in Charaktcrisirung von wichtigen Persönlichkeiten, oder von größer:: oder kleinern Geschichtsperioden, oder durch sonst irgend eine Eigenthümlichkeit auszuzeichnen suchte, mochte diese auch in Ermangelung eines bessern genialen Gedankens allenfalls darin bestehen, eine „Universalgeschichte" zu schreiben, die man in: Wcstcntäsch- chcn stets bei sich tragen konnte, und die doch auf einigen hundert Seiten Sedez-Format vollständig zu sein versprach. Als im vorigen Jahrhundert eine Gesellschaft von Privat-Gelehrten den Entschluß faßte, eine vollständige Geschichte von den frühesten, auch nur mythischen Zeiten bis zur Gegenwart, mit Zuhilfenahme aller zugänglichen Quellen, zu bearbeiten, da nahm die Universal - Geschichtsschreibung ihren Anfang. Was auch immer für Entartungen im Verlaufe der Zeit daraus in reichlicher Zahl hervorwuchertcn — es hat diese Richtung doch des Guter: so viel erzeugt, daß allenfallsige Uebel dagegen ganz verschwinden und jedenfalls eine dankbare Erinnerung an jene „Väter der Universalgeschichte" uns zur Pflicht machen. Selbst die Namen der Verfasser jener Hunderte von großen Quart-Bänden, die der Universalgeschichte Rotteck's den factischen Grund zu politischen Ausführungen gaben, sind selbst im Kreise der Fachgelehrten nahezu vergessen. Und doch was wäre all' unsere Bildung, was wären all' unsere mühseligen Studien, wenn uns nicht die verschiedenen Universalgeschichten die Möglichkeit an die Hand böten, in vcrhältnißmäßig kurzer Zeit mit den: Auswande geringer und angenehn:er Mühe einen klaren Ueberblick des Entwicklungsganges der Menschheit, in allgemeinen Umrissen wenigstens, zu erlangen? Wäre es möglich, ohne diese vielen Weltgeschichten eine derlei systematisch geordnete Sammlung von historischem Quellcnmateriale jedes Landes, jeder Periode zu bewerkstelligen, wie sie die verschiedenen Akademien und gelehrten Gesellschaften von Europa, Britisch-Indien, den amerikain-schen Colonien rc., Deutschland, wie in allem echt geistigem, auch hier voran, mit Leichtigkeit bewirken? Jedes, mit allem Guten, einem Grundzuge der menschlichen Natur gemäß verbundene Uebel trägt auch schon sein Heilmittel in sch, insoferne man ihn: nur zur ordentlichen Entwicklung Zeit und Raum läßt. Als das Verfassen von Weltgeschichten so sagen, insbesondere in Deutschland zur Manie geworden wer — als man keine neuen Ideen erfinden konnte, und doch auch zu viel Ehrgefühl oder auch zu wenig Geist hatte, zehn Mal und hundert Mal in allen möglichen Wendungen und Varatiorrcn Gesagtes neu umzugießen und nochmals abzudrucken — da war man zu neuer Forschung, zu neuem Suchen nach Facten und Thatsachen gedrängt. Der Icfte Universalhistoriker — noch lebt er, ein rüstiger Greis -aber der erste, was Genialität der Auffassung und allseitige Forschung im riesigsten Maßstab anbelangt, F. C. Schlosser selbst wies durch seine Werke auf die Nothwendigkeit des großen ökonomischen Princips der „Theilung der Arbeit' auch in diesem Gebiete hin. Obgleich er •—wie keiner vor ihm und keiner nach ihm — alle Theile der Geschichte (»xt wenige Parthien, z. B. die türkische ist davon ausgenommen) selbst nach Quellen zu bearbeiten sich bemühte, obgleich ihm das in einer Weise gelang, die ihm den Ruhm der spätesten Nachwelt sichert: seine Werke sind dennoch lückenhaft, und zwar auffallend, unverhüllt lückenhaft, und — was damit im engsten Zusammenhange sein mag — einseitig. mag es im Allgemeinen gekommen fein, daß die jüngste» Jahre, außer Schulbüchern, populären Darstellungen w neuen Auflagen alter Weltgeschichten, keine universalM-rischen Versuche aus den Büchermarkt brachten, dagegen d>e kostbarsten Monographien, Provinzial-Geschichten, culturhilft rischen Darstellungen einzelner Perioden oder einzelner CuM zweige. (Schluß folgt.) Druck von Jgn. v. Kleinmayr 8$ Fcdor Bamberg in Laibach.