Inhalt P. Edmund Schümm: Angebetet — Verfolgt ......................................... 1 P. W. K.: Der Kampf um das Elternrecht in Südafrika...... 2 P. Lorenz Unfried: Priestermangel — das religiöse Problem Südamerikas........... 7 P. Adalbert Mohn: Von römischen Hochschulen und Studenten.............. 11 P. Edmund Schümm: Unser Missionsseminar St. Josef, Ellwangen........14 Br. August Cagol: Königslanze und Kreuz ................................... 19 Hugo Kocher: Mburro, der Gorilla........................................... 23 Das vordere Umschlagsbild ist eine Federzeichnung von Rudolf Wirth, München; das Bild auf der Rückseite des Umschlags ein Scherenschnitt von Hbgö Kocher, München. Zur gefälligen Beachtung Die Missionszeitschrift „Stern der Neger" erscheint alle zwei Monate im Umfang von 24 SeitenlBlsDer jährliche Bezugspreis beträgt in. Österreich 12 Schilling; iir Deutschland DM 2.50; in Italien 300 Lire. ■— Allen, die den- Bezugspreis für 1954 schon gezahlt haben, sagen wir ein herzliches Vergelt's Gott. Bestellungen werden entgegengenommen: In Österreich vom Missionshaus Maria Fatima, Unterpremstätten bei Graz; in Deutschland vom Missionshaus Josef stal, Ellwangen (Jagst), Württemberg; in Italien’ vom Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen. Einzahlungen sind zu richten: In Österreich auf das Scheckkonto 86 211 „Stern der Neger" Unterpremstätten; in Deutschland auf das Postscheckkonto Stuttgart 54 066 Missionshaus Josefstal; in Italien auf'das Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen. Miffionegcbctsmcinungcn Vom Heiligen Vater gutgeheißen und gesegnet Für Januar: Um Frieden und Freiheit der Kirche in Asien. Für Februar: Daß die politischen und sozialen Fragen in Afrika nach den. Normen der christlichen Gerechtigkeit und Liebe einer friedlichen Lösung entgegengeführt werden. Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionäre Söhne dies Heiligsten, Herzens Jesu, Missionshaus Maria Fatima, Unterpremstätten bei Graz. Scheckkonto 86 211 „Stern der Neger“ Unterpremstätten. — Schriftleitung: P. Stephan Untermann.-, — Druck: Schiwabenverlag AG., ' Zweigniederlassung Ellwangen (Jagst). Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis dies Generalobern. Stern Der Neger KathoUfche Miffione-Zeitfchrift Herauegegeben uon öer Kongregation Miffionäre Söhne öee Heiligften Herzens Jefu 47. Jahrgang Heft 1 Angebetet - Verfolgt Zu den beiden Umschlägbildern . Wie werden Maria und Josef freudig überrascht gewesen sein, als unerwartet fromme Männer aus dem fernen Heidenland bei ihnen in Bethlehem eintrafen und dem neugeborenen Gotteskind ihre Huldigungsgeschenke darbrachten. Aber bald fiel ein Schatten auf diese Freude: Eines Morgens berichteten die Gäste erschrocken, Gott - habe sie in einem Traumgesicht vor Herodes gewarnt; und so machten sie sich eilends auf und zogen auf einem andern Weg in ihr Land zurück. Und dann kam die Nacht, in der Joseph und Maria selbst von Gott aufgefordert wurden, mit dem Kind außer Landes zu gehen, denn König Herodes suche das Kind zu töten. Wie wird diese Nachricht, der König im nahen Jerusalem trachte ihrem Kind nach dem Leben, Maria einen Stich ins Herz gegeben haben. Noch in der Nacht brachen sie auf und flüchteten südwärts nach Ägypten; Gott mußte'sich vor. den Menschen in Sicherheit bringen lassen. Es kam also nicht so, wie .es sich wohl viele ausgemalt hätten: der Messias werde in rauschendem Triumphzug dutch die Länder und Jahrhunderte ziehen und überall Anerkennung finden. Nein, eben erst ist er angekommen, da wird er schon zu Tode verfolgt. Immer wieder können wir im Leben Jesu diesen Wechsel zwischen Angebetet und Verfolgt feststel-len, vor allem am Ende' seines Lebens.. Am Palmsonntag holen sie ihn als ihren König in die Stadt ein, und am Karfreitag führen sie ihn zur Stadt hinaus und kreuzigen ihn. Das ist auch das Los des fortlebenden Christus, der Kirche. Am ersten christ- lichen 1 Pfingstfest1 lassen- sich 3000 Menschen taufen, und bald ist ihre Zahl auf 5000 gestiegen, überall im römischen Reich, wo die Apostel ihren Fuß hinset-zen; bilden sich blühende Christengemeinden, und man konnte hoffen, daß sich das Evangelium in unaufhaltsamem Siegeslauf durchsetzen würde. Aber dann erhebt sich die alte Schlange, und die römischen Kaiser und: Statthalter suchen das Christentum von der Erde zu vertilgen. So war es auch später immer wieder: Zuerst blühte das Christentum unter den heidnischen Völkern mächtig auf, aber dann folgte häufig der Gegenschlag des Widersachers Gottes. So ist es auch heute noch. Ein besonders schmerzliches Beispiel bietet in unsern Tagen China. ; In-diesem großen und volkreichen Land wären schon mehrere Millionen dem, Glauben gewonnen, und nun darf es geschehen, daß die Missionäre ausgewiesen und die Gläubigen verfolgt werden, und daß die , schon bodenständig gewordene Kirche in Blut und Tränen erstickt werden solL^^B Aber so wie die Heilige Familie, ais der Verfolger Herodes tot war,- von Gott wieder, ins Heilige Land zurückgeführt wurde; wie nach der scheinbaren Niederlage des begrabenen- Christus alsbald die Herrlichkeit der Auferstehung folgte; wi.e auf den fast dreihundert] ährigen Ver-, üichtungskämpf des römischen Staates Gott durch Kaiser Konstantin der Kirche Freiheit und blühendes (Leben brächte, — so wird er auch , in unsern Tagen seine Feinde nicht für immer über sein Werk triumphieren lassen. Er hat , schon die Stunde bestimmt, in der er der Drangsal in China ein Ende setzen und der dortigen Mission als Lohn für ihren Be-’ kennermut eine 'große Zeit schenken wird. Es wird sich auch hier zeigen, daß die Blutstropfen der Märtyrer Samenkörner für neue Ernten sind. Auch in diesem Jahr 1954 werden wir allerlei Betrübliches aus den Missionen erfahren, und die Kirche wird mancherorts auf dem Rückzug, auf der Flucht sein. Aber sie weiß sich geborgen im starken Schutz ihres himmlischen Königs, gegen den alle Gewaltigen dieser Erde auf die Dauer nichts vermögen, P. Edmund Schümm Der Kampf um Oae Elternrecht in Süöafrtha Aus dem Rottenburger-und Freibürger Sonntagsblatt, das mir gute Freunde in der Heimat hierher nach Südafrika schik-ken, ersehe ich, wie diè Katholiken irr Baden-Württemberg und auch in andern deutschen Bundesländern um das Elternrecht in der Schule kämpfen. Da mag es von Interesse sein zu erfahren, wie die Verhältnisse diesbezüglich in der südafrikanischen Union liegen. Zum Verständnis der Lage Inmitten eines Sprachenwirrwarrs von Deutsch, Holländisch, Italienisch, Portugiesisch, Griechisch, Arabisch, Indisch — gar nicht zu reden von den verschiedenen Eingeborenen-Dialekten der Neger — haben wir hier im Land zwei Amtssprachen: Afrikaans, und Englisch. Afrikaans wird von den Nachkommen der aus Holland eingewanderten Buren gesprochen. Es ist ein einfacher holländischer ; Dialekt . und wie das Holländische selbst dem Deutschen nahe verwandt. Die englische Sprache wird von den eingewanderten Briten und Iren gesprochen. Die beiden Sprachen sind mit der Politik des Landes und damit auch mit der Schulpolitik eng verbunden. Die meisten Buren haben1 sich zur Nationalen Partei, zusammengeschlossen und werden kurz , „Nats'4 genannt. Sie haben den Wahlkampf zum zweitenmal gewonnen .und haben damit für weitere fünf Jahre und wohl noch länger die Macht in den Händen. Die englisch-sprechende und englandfreundliche Bevölkerung bildet die Oppositionspartei; ihr Name ist United Party = Vereinigte Partei. Sie ist liberaler und freizügiger als die Nats. Entsprechend den beiden Amtssprachen gibt es zwei Arten von Schulen: Die English-medium schools, und die Afrikaansmedium schools. In der'ersten Schulform werden alle Fächer in Englisch gegeben, während in der zweiten Afrikaans die Unterrichtssprache für sämtliche Schulfächer'ist. 1 Durch eine Verordnung,, die language ordinance, hat der Provinzialrat von Transvaal bestimmt, • daß die Kinder in jene Schule geschickt werdeii müssen, die in der dem Kinde am besten bekannten Sprache unterrichtet. — Afrikaans sprechende Kinder gehen also in eine Schule, wo die Unterrichtssprache Afri- schar hat sich vor die Kamera gedrängt. Der zweite und der vierte von links in der vordersten Reihe sind Deutsche. kaans ist, und die Englisch 'sprechenden Kinder besuchen die Schule ihrer Muttersprache. Das klingt sehr vernünftig; hat aber sehr große Härten im Gefolge, sobald Polizeigewalt dazu kommt und den Eltern die .Entscheidung genommen wird. Hart auf hart Da ist eine deutsche Familie hier in .Pretoria. Sie hat vier Kinder.;;: Die Muh ter ist Ärztin. Sie stammt aus Mannheim, der Vater aus Berlin. Das älteste Kind spricht am besten Deutsch, das Zweite spricht besser Englisch als Deutsch. Nach der Verordnung muß das älteste Kind in eine Afrikaans sprechende Schule, da Deutsch dem Afrikaans mehr verwandt ist als dem Englischen. Das zweite Kind muß in eine Englisch sprechende Schule. So werden die Kinder auseinandergerissen. Eine Familie aus Bayern wohnt in der .Nähe einer von irischen Schwestern geleiteten Schule, in der also Englisch die Unterrichtssprache ist. Da aber der Bub schneller Afrikaans als Englisch von seiner Umgebung gelernt hat, darf er nicht in die nahegelegene' englische Schule, sondern muß in eine' weit;'entfernte Afrikaans-Schule, muß durch den gewaltigen Autoverkehr der Großstadt jeden Tag, auch bei großer Hitze, einen weiten Schulweg zurücklegen. Ein Kaufmann will seinem Sohn eine gute Kenntnis der englischen Sprache mitgeben. Das ist nur in einer Englisch . sprechenden Schule möglich. Das Kind hat aber von« den andern Kindern der Nachbarschaft Afrikaans gelernt, da diese nicht Englisch .sprechen. Afrikaans hat für einen Kaufmann, der nach Europa gehen will, wenig Wert, da diese Sprache in andern Ländern nicht gesprochen wird. Mit Englisch aber kommt Schwestern1. Der vorderste, Stephen, ist der Beste in der Klasse. er durch die ganze Welt. Der Staat schickt ihn in die Afrikaans-Schule, weil die Nats;, am Ruder sind, die ihn durch ihre Sprache für sich zu gewinnen hoffen. Die größten Härten ergeben sich auf religiösem Gebiet. Die Kinder holländischer Katholiken müssen nach der Verordnung alle in Afrikaans-Schulen, da Holländisch sprechen so viel bedeutet wie Afrikaans sprechen .Nun sind aber diese Schulen alle evangèlisch-kalvinisch. Die Eltern wollen den Kindern aber eine katholische Erziehung in einer katholischen Schule zuteil werden lassen, wo auch regelmäßiger katholischer Religionsunterricht gesichert ist. Eine gut katholische Mutter aus der Augsburger Diözese erzählte mir, .wie der Lehrer einer hiesigen protestantischen Schule furchtbar über den Papst losgezogen sei, und ihr neunjähriges1 TÖchterchen mußte das mitanhören, und zwar nicht bloß einmal. Die katholischen- Schulen haben aber . hier alle Englisch als Unterrichtssprache, da die Lehrkräfte, Schulbrüder und Schulschwestern, alle aus Irland kommen, wo Englisch gesprochen wird. (Ich habe die Verhältnisse hier in Pretoria im Auge und berücksichtige nur die weiße Bevölkerung.) Nach dem Gesetz dürfen diese Schulen nur Englisch sprechende Kinder aufnehmen. .Der Erzbischof von Pretoria bemüht sieh, eine Afrikaans sprechende roünfcht allen £efern Ein gottgefegnetee Jahr 1954 unD Lelerlnnen Des „Stern Der fleger" Die Schriftleitung katholische Schule aufzumachen. Aber es fehlt an Lehrkräften und Geld. Inquisition Ich hatte mehrere deutsche katholische Familien überredet, ihre Kinder von den protestantischen Schulen wegzunehmen und in eine katholische Schule zu geben. Hier haben wir fünf solche katholische Schulen für weiße Kinder. Für Buben haben die Christlichen Schulbrüdex ein Kolleg, das ungefähr 800 Schüler zählt und Grundschule und Mittelschule umfaßt. Schulschwestern haben drei andere Schulen mit je 600 Schülerinnen.. Die fünfte Schule ist noch klein und erst angefangen worden. Sie zählt so 40 bis,50 Kinder. Im März kamen dann die staatlichen Inspektoren zur jährlichen Untersuchung, ob die Kinder auch in der rechten Sprache unterrichtet werden. Andernfalls sollten sie in eine andere Schule gesandt werden. Eine Zeitung sagte bei diesem Anlaß: „Die gewissenlose Befragung von kleinen Kindern durch Inspektoren in Transvaal ist bezeichnend für den Polizeistaat, den die Nats aus Südafrika zu machen versuchen. Kann es etwas Empörenderes geben als die Idee, daß ein erwachsener Mann versucht, ein fünf Jahre altes Kind (in diesem Alter gehen die Kinder hier zur Schule) in eine Falle zu locken und ihm Fragen zu stellen in einer Weise, daß das Kind von seinen Schulkameraden weggerissen und 'in eine fremde Schule geschickt wird? Ich weiß von einem Fall, wo ein Kind einem dreistündigen Kreuzverhör unterworfen wurde. Das Kind war. zweisprachig und die Inspektoren konnten zu keinem Entschluß kommen." Mutter Oberin von der Könventschule der Lorettoschwe-stern erzählte mir, daß ein Inspektor ein| Kind in Afrikaans fragte; ob ,es Afrikaans sprechen könne? Die Antwort war; ' „Ek kan ni,e Afrikaans praat nip. " Es sagte inAfrikaans, daß es nicht Afrikaans sprechen könne. Bei 22 Kindern dieser Lorettoschule war. es ungewiß, ob sie bleiben oder in eine Afrikaansschule versetzt würden. Letzteres bedeutet, Die Mädchen der Klosterschule halten im Schulhof ihre Pause. Alle tragen die gleiche Kleidung. Auf der Jacke ist das Schulwappen aufgestickt. voh einer katholischen in eine protestantische Schule;. Meist handelte es sich um deutsche und holländische Kinder, die, wie gésagt, leichter Afrikaans verstehen. Es ist aber erstaunlich,wie schnell diese Kleinen auch Englisch erlernen. Einen deutschen Buben brachte ich von einer evangelischen Schule in die katholische Konventschule. Nach einigen Wochen sagte mir seine Lehrerin, Mutter Bernhard, er hätte alle seine Kameraden, auch die von Haus aus Englisch sprechenden, überflügelt, Je älter freilich die Kinder werden, desto schwerer geht es für' sie, die schwerere englische Sprache zu meistern. Afrikaans geht immer noch leichter. (Ich muß zum Verständnis des Gesagten noch beifügen, daß die Schwestern neben den Mädchen auch Buben, aber nur bis zu. acht Jahren, unterrichten.) Die Eltern machten eine Eingabe an den Direktor für Erziehung und baten darin, die Kinder um der katholischen Erziehung willen in der katholischen Schule zu belassen. Nach Wochen kam die Antwort, die Kinder könnten bleiben, Es war gerade vor den Wahlen. Die Nats wollten die Leute nicht vor den Kopf stoßen. Jetzt nach den Wahlen, wo die Nationale Partei im Sattel sitzt und nichts mehr zu fürchten braucht, ist die Sprach- verordnung zweimal vom Provinzialrat gelesen und angenommen worden. Die Aussichten für die katholischen Schulen sind nicht rosig. Das liebe Geld In den Regierungsschulen brauchen die Kinder kein Schulgeld zu bezahlen, In dringenden Fällen werden sogar die Bücher gestellt. Die katholischen Privatschulen für Europäer bekommen dagegen keinerlei staatliche Unterstützung. Die Zuschüsse für die Missionsschulen unter den Schwarzen will die Regierung laut neuer Verordnung eingefrieren lassen. Die katholischen Lehrkräfte für Weiße müssen also, um leben zu können, Schul-. geld erheben. Da erhebt sich nun für viele Katholiken die große Versuchung: „Schicke deine Kinder in die Regierungsschulen, da brauchst du nichts bezahlen. Ihr katholischer Glaube ist nicht so wichtig. Sie werden ihn schon nicht verlieren.“ Diese Versuchung wird noch dadurch verstärkt, daß die Einwanderer aus Deutschland, Holland, Italien, Portugal, Belgien usW. in-,den ersten Jahren meist in Schulden stecken. Die neuen Möbel müssen bezahlt werden. Jede Familie möchte ihr eigenes Häuschen haben. Und von der Heimat her ist man nicht gewähnt, für; die Volksschule Schulgeld zu bezahlen. Nach dar Pause von 11 bis 11.20 Uhr stellen sich die Schülerinnen im Innenhof der Schule auf und singen unter Begleitung des Klaviers ein Lied zum Schutzengel oder zu Unserer Lieben Frau. Nach einem kurzen Gebet geht es wieder in die Klassen zurück. Hie Unterrichtszeit dauert von ‘/z9 bis 2 Uhr. Samstags 1st frei. (4 Aufm W. Kühner) Die Schwestern und Brüder kommen den Katholiken entgegen, wo sie nur können. Viele. Kinder studieren umsonst. Schwachgläubige Katholiken läßt man wenig oder nichts bezahlen, damit sie ihre Kinder in der katholischen Schule lassen und nicht in die protestantischen Staatsschulen schik-ken, obwohl die katholischen Institute nicht unter Mangel an Schülern leiden. Ganz im Gegenteil! Die Nachfrage um Aufnahme ist sehr groß und zwar auch von evangelischer Seite her. Katholische Kinder haben natürlich bei den Schulbrüdern und -Schwestern den Vorzug. Wollen protestantische oder jüdische Kinder aüfge-nommen werden, dann müssen die Eltern zahlen und zwar das volle Schulgeld. Und sie tun es! Ein protestantischer deutscher Lehrer an der evangelischen deutschen Schule hier, die von der Regierung unterstützt wird, schickt seine Tochter in die katholische Schule zu den Ordens-fraüen und zahlt, obwohl sein Kind in seiner Schule umsonst studieren könnte. Und die Kosten sind nicht gering! Eine protestantische deutsche Familie, die aus Stuttgart stammt und die zehn Kilometer außerhalb Pretorias wohnt,-' schickt ihr Töchterchen zu den Loretto-schwestern in die Stadt. Warum diese Opfer an Weg und Zeit und Geld? Weil die Klosterschulen den guten Ruf haben, weit besser zu sein als die Regierungsschulen. Klosterschüler schneiden bei Prüfungen weit besser ab als solche von Regierungsschulen, und werden von Firmen und Ämtern mit Vorliebe angestéllt. Das noch aus einem anderen Grund. Die Regierungsschulen vermitteln nur Wissen, pauken nur Begriffe. ein, nur der Kopf wird ängefüllt, nicht das Herz. Die Klostersdhulén vermitteln neben dem Wissen auch Charakterbildung, erziehen zu Idealismus. Weil so viele andersgläubige Schüler zu den Brüdern und Schwestern gehen und zahlen, können diese s,o manches katholische Kind umsonst aufnehmen. Ferner suchen die Klosterschulen durch Veranstaltung von Schulkonzerten Mittel zu gewinnen, um möglichst vielen katholischen Kindern die Aufnahme in ihre Anstalten zu ermöglichen und ihnen so den Glauben zu bewahren. Ein solches Konzert der vereinigten katholischen Schulen Pretorias war am 21. Mai des vergangenen Jahres abends in der Stadthalle. Der Saal mit 1500 Sitzplätzen war völlig ausverkauft. Da rückte zuerst die schottische Pfeiferkapelle der Christlichen Schulbrüder in ihren kurzen Schotten-röckchen an, blies aus vollen Backen, und die Trommler ließen ihre Schlegel mit wunderbarer Gelenkigkeit über ihren Köpfen wirbeln. Dann erschienen in allen Farben schimmernde kleine Mädchen und sangen dem von Rom zurückgekehrten Erzbischof Garner von Pretoria den Willkommgruß. Eine Prinzessin feierte Geburtstag und ihre Puppensammlung wurde lebendig. Die Puppen kamen in Kostümen aller Nationen und gratulierten nach der Weise ihres Landes. Die Japanerinnen hüpften und verneigten sich bis zur Erde in ihren Kirschblütengewändern. Schlitzäugige Chinesinnen kamen mit seidenen Sonnenschirmen. Eskimomädchen traten auf in weißen Pelzmänteln und ebensolchen Handschuhen und Mützen. Holländerinnen klapperten in Holzschuhen daher. Die Italienerinnen zeigten viel Grazie usw. Schuberts „ Ave Maria" erklang. Tänze aus Slovenien und Portugal, „Wiener Blut" von Strauß und „Aurora" von Mozart hielten die Zuschauer und Zuhörer im Bann. Der allgemeine Eindruck war: Die können sich sehen lassen. Die kalvinische Kirche Südafrika ist das Land der vielen Sekten.Im Jahre 1949 waren bei der Regierung 993 verschiedene kirchliche Gemeinschaften eingetragen. Daneben gibt es viele andere Kirchen, die nicht anerkannt sind. Das ist eine Folge des protestantischen Grundsatzes der freien Bibelforschung. Die Kirche der Afrikaaner-Buren ist die Dutch Reformed Church d. h. die Nie-derländisch-Reformierte Kirche, die aber nicht einheitlich ist, sondern verschiedene Zweige aufweist. Diese Kalviner stehen praktisch hinter der Regierung, wenn auch der Kalvinismus nicht formell die Staatsreligion ist. Der katholischen Kirche sind diese Protestanten nicht besonders freundlich gesinnt. Sie sprechen von der „roomse gevaar“, der „römischen Gefahr” von seiten der römisch-katholischen Kirche. Am 19. März des vergangenen Jahres brachte die Johannesburger Zeitung „Rand Daily Mail", die nicht katholisch ist, einen Artikel, der viel Aufsehen erregte. Ein kalvinischer Prediger entwik-kelte da seine-Ideen betreffs der katholischen Schulen, Hospitäler, Waisenhäuser und anderer Institute. Nach ihm sollte die Regierung die direkte Kontrolle dieser Anstalten übernehmen. Alle Mitgliéder der protestantischen Kirchen sollten sidi erheben und gegen die rö-rniscU-kathólische Kirche kämpfen, die angeblich die Sicherheit Südafrikas gefährdet. Andere Vorschläge gingen dahin, römisch-katholischen Priestern, Nonnen, Lehrern und Einwanderern die Einreiseerlaubnis zu verweigern. Jene, die schon im Lande sind und versuchen, die Protestanten anzugreifen oder ihre Lehre zu unterminieren, sollten sofort des Landes verwiesen werden. Einfuhr und Druck von katholischen Zeitungen und Zeitschriften, die der Verbreitung des Glaubens dienen, sollten verboten werden. Der Staat könne der protestantischen Kirche helfen, wenn er diese Vorschläge mit Gewalt durchführe. Es hat an scharfen. Antworten auf diesen Artikel nicht gefehlt, obwohl man hätte mehr erwarten dürfen. Vor mir liegt der Brief einer Jüdin an den Herausgeber der oben genannten Zeitung, worin sie die katholischen Schulen und Anstalten in Schutz nimmt, ihre Wohltätigkeit preist und ihre Selbstlosigkeit rühmt, die sich auch dort bewährt, wo Protestanten trotz ihrer reichen Geldmittel und der Unterstützung des Staates nicht helfen. Sie schließt mit den Worten: „Nochmals: ,Gott segne alle katholischen Anstalten wegen ihrer Opfer, die sie für die Menschheit bringen ohne Rücksicht auf Religion und finanziellen Lohn’." Was die protestantischen Prediger vor allem wurmt, ist die Tatsache, daß viele ihrer eigenen Gläubigen ihre Kinder m katholische Schulen schicken und daß dann von diesen Kindern gerade die besten in die katholische Kirche übertreten. Daß auf der andern Seite auch katholische Kinder evangelische Schulen besuchen und dann protestantisch werden, scheinen sie nicht zu sehen oder ganz in Ordnung zu finden. Wo ist da die vielgepriesene Gleichberechtigung für alle? Wir Katholiken in Südafrika arbeiten unbeirrt weiter und wissen, daß unsere Kirche nicht eine. Gefahr bedeutet für dieses reiche und doch so arme Land, sondern die Rettung und Hilfe,-, die es braucht. Möchten doch die Glaubensbrüder in der Heimat unermüdlich weiterkämpfen für die katholische Schule und keine Opfer scheuen! Dann werden alle, die von drüben hierher kommen, gelernt haben, für ihren Glauben und die katholische Erziehung ihrer Kinder einzustehen. P. W. K. Prieftermangel, Oae religtöfe Problem SüÖamerthae Südamerika ist ein Erdteil der Zukunft, seine Möglichkeiten und Aussichten sind fast unbegrenzt. Seine Einheit in Sprache und Kultur .und auch im katholischen Glauben läßt erwarten, daß hier ein Block von katholischen Völkern heranwächst, der in der Kirche nodi eine große Rolle spielen wird. Ist ja heute schon Brasilien mit seinen 50 Millionen Katholiken der größte katholische Staat der Welt, der bereits Italien und Frankreich . überflügelt hat; infolge der starken Einwanderung aus den romanischen Ländern Europas dürfte sich das Verhältnis noch mehr zu Gunsten Brasiliens verschieben. ,— Doch besteht in allen Ländern Südamerikas ein Problem, das die katholische Zukunft dieses Erdteils sehr in Frage stellt: es ist das Problem des akuten Priestermangels. Es besteht ein krasses' Mißverhältnis zwischen Bevölkerungszahl und räumlicher Ausdehnung einerseits In der Bischofsstadt Huànuco haben sich einige in der Indianerseelsorge tätige Patres zu kurzem, geselligem Beisammensein und zu seelsorglicher Aussprache getroffen. Es sind von links nach rechts: P. Anton Kühner, P. Georg Angst, P. Karl Nagel, P. Stephan Berger, P. Karl Wetzel. und der Zahl der aktiv in der Seelsorge tätigen Priester anderseits. Ich will die ganze Schwere der Frage durch einige vergleichende Zahlen aufzeigen. Die gegenwärtigen Verhältnisse Die Lage inSüdamerika. Man gibt augenblicklich als Gesamtzahl aller Katholiken in der Welt 420 Millionen an. Davon dürften sich in Südamerika etwa 135 Millionen befinden, also rund 32 Prozent, Die 420 Millionen Katholiken werden1®:betreut von etwa 360 000 Priestern, von denen auf Südamerika ungefähr 24 000, also 6,6 Prozent kommen. Sollte also wie in Deutschland auf 1000 Gläubige ein Seelsorger treffen, so fehlen über 100 000 Priester. Die Lage in Per u. In Peru, werden 8,5 Millionen Gläubige von rund 1500 Priestern betreut. Es kommt also durch? schnittlich auf 5600 Gläubige ein Priester. Die Wirklichkeit sieht aber nodi düsterer : aus, denn man muß bedenken, daß ein Teil des Klerus in den Semina-rien, Kollegien, Frauenklöstern oder bei kirchlichen Behörden angestellt ist und so nicht unmittelbar in der praktischen Seelsorge arbeitet. - . Die Verhältnisse in der Diözese Huanuco (Peru). Räumlich umfaßt die Diözese ein Gebiet von 60 000 qkm, ist also etwas kleiner als Bayern. Die Zahl der Katholiken beträgt 450 000, für diè 45 Priester zur Verfügung stehen. Auf 10 000 Seelen kommt also ein Priester. In Wirklichkeit kommen aber für die Seelsorgsarbeit nur 30 Priester in Betracht; denn von den 45 sind abzurechnen die Angehörigen des Domkapitels, die Geistlichen,, die als Katecheten in den Kollegien von Huanuco arbeiten, - und solche, die infolge Krankheit oder hohen Alters arbeitsunfähig sind.: Somit, treffen- auf jeden der 30 Priester; die unmittelbar in der Seelsorge stehen, 18 000 Gläubige. Wenn man dann noch bedenkt, daß von den 45 Priestern deri Diözese sich allein 19'in der Stadt Huanuco befinden, die rund 30 000 Einwohner : hat, dami bleiben für diè übrige Diözese mit 420 000 Seelen noch,26. In all diesen Berechnungen 'haben wir aber noch ein wichtiges Moment außer acht gelassen, nämlich die, räumliche Ausdehnung der einzelnen Pfarreien und die Unwegsamkeit des gebirgigen Landes, Und wie sieht, es in meiner Pfarrei •fiata aus? Dié Pfarrei umfaßl^das Gebiet von zwei politischen Provinzen, Huamlies und Maranon, Längsdurchmesser ungefähr 250 km, Seelenzahl rund 50 000, genau weiß man es nicht. Die Gläubigen verteilen sich auf wenigstens 50 , Dörfer, die, Einzelgehöfte nicht gerechnet. Und für die Seelsorge in diesem Bezirk stehen nur drei Priester zur Verfügung. Es ist klar, daß man damit unmöglich alle Gläubigen erreichen kann.Tn viele Orte kommt man nur einmal im Jahr oder noch seltener. Wenn in dem vergangenen Jahr : trotzdem etwa 2000 Taufén gespendet, 300 Ehen eingesegnet und mit 1100 Kindern hl. Kommunion gehalten wurde, So beweist das die Größe der geleisteten Arbeit wohl zur Genüge.: Erschwert wird die Arbeit dann noch durch den Mangel an Wegen. Das einzige Beförderungsmittel ist das Reittier, da durch das ganze Gebiet mit' einer Höhenlage von 3500 m und mehr auch nicht ,eine einzige mit Autos befahrbare Straße Schwer hat es der Missionär in Peru, zu seinen Seelsorgskindern: zu gelangen. Über schwankende Brücken und steile Bergpfade geht sèin Weg hinauf zu den Dörfern der Hochr-landindianer. Im Bild sehen wir eine Brücke über den Huallaga, einen Nebenfluß des Amazonenstromes. führt. Wieviel Zeit verliert man da nur auf dem Weg, und 50 km an einem Tage zu reiten ist dine enorme Anstrengung, der nicht jeder gewachsen ist. Wie sollen wir unter diesen Umständen das Wort Gottes verkünden und die Kinder in den, vielen Schulen unterrichten? Wie den Kranken und Sterbenden beistehen, die Kinder taufen und die Ehen regeln? Für-wahr, die Ernte ist riesengroß, doch der Arbeiter sind nur wenige! Wie es so weit kam Bestand . dieser Priestermangel schon immer? Nein, ln der Zeit nach der Eroberung Perus durch, die Spanier fehlte es nicht an Priestern. Mit den Konquistadoren kamen gleichzeitig die ersten Dominikanermissiönäre in das Land, die den Glauben àusbreiteten. Ini 17. Jahrhundert gab es bereits eine vielversprechende Anzahl einheimischer Prie-- ster. Mit der Errichtung der kirchlichen Hierarchie tauchte aber auch schon das Problem auf: die weiten Entfernunger§ zwischen den einzelnen Dörfern, das Fehlen von Seminarien und Hochschulen, wo die angehenden Geistlichen das nötige Rüstzeug für das Leben hätten erhalten können. Im 18. Jahrhundert war die Priesterzahl noch mehr als genügend, einmal wegen der vielen Priester und Ordensleute, welche aus , Spanien kamen, und auch wegen der bedeutenden Zahl einheimischer Priester. Alle größeren Dörfer und selbst kleinere, weit . entfernte Ortschaften hatten ihren Pfarrer, und zusätzlich bestand noch die Aushilfe durch den Ördensklerüs. Warum und wann „entstand dieser Priestermangel?. Im Zuge des erwachenden nationalen Selbstbewußtseins erklärte sich auch Peru 1821 für selbständig und unabhängig vom Mutterlande Spanien. Man vertrieb alles, was spanisch. .war, auch die Geistlichen und die yielen Ordensleute, die aus Spanien stammten. So waren die Diözesen lange Zeit ohne .jede, geistliche Führung und das Volk ohne religiöse, Betreuung, denn der einheimische: Klerus allein reichte bei weitem nicht aus und war auch zu sehr in andere Dinge verwickelt. Wenn z. B. in der ersten 'Nationalversammlung ein Drittel der Abgeordneten Geistliche waren, so dürfte man das doch wohl, als berufsfremde Tätigkeit bezeichnen. Die fortwährenden Revolutionen im Innern, Kriege gegen Spanien und Chile waren mit schuld am Verfall von Sitte und Moral, und So gingen die Priesterberufe zu-|äfück. Ein weiteres MomentTst folgendes: Durch besondere Privilegien der Päpste war Südamerika auch in Bezug ’auf die kirchlichen Belange vollkommen vom königlichen Hof in Madrid abhängig. Diese/ Bande zerrissen mit der Revolution, und zu einer direkten Verbindung mit dem Heiligen Stuhl kam es nicht, einmal wegen der : Weiten Entfernung von Rom, dann auch wegen der kirchenfeindlichen Einstellung der vom Geist der französischen Revolution erfüllten Staatsmänner! Dreimal säkularisierte der Staat das Kirchengut; bis 1850 waren bereits 39 Klöster aufgehoben. In dieser Zeit sank die Zahl des Klerus in erschreckender- Weise. Abgang durch Tod und ungenügender Nachwuchs schufen ein seelsorgerliches Mißverhältnis, das für die Bevölkerung nicht ohne schwere Folgen blieb. Zu diesen Gründen kamen in der letzten Zeit noch andere: der Kommunismus mit seiner Propaganda gegen Gott, der Pfarrkirche von Llata, einem Städtchen in den Bergen. ^Es zählt etwa 3500 Einwohner und liegt 3433 m hoch. Trotz dieser hohen Lage blühen während des ganzen Jahres die Rosen, aber die Nächte können empfindlich kalt werden. Protestantismus mit seiner Leugnung der kirchlichen Autorität. Dieser hat ja Südamerika zu seinem Hauptarbeitsfeld erklärt. Geldgier und Habsucht ließen den Priesterberuf weiten Kreisen der Bevölkerung als ein wenig erstrebenswertes Ziel erscheinen. Wegen des großen Mangels legte man auch bei der Zulassung zu den Weihen keinen genügend strengen Maßstab mehr an und weihte auch solche, denen die nötigen wissenschaftlichen und moralischen Eigenschäften fehlten. All das trug mit bei zur Diskriminierung des ganzen Pfiesterstandes. Zur Ehrenrettung Spaniens aber sei gesagt, daß die katholische Religion so stark im Herzen der südamerikanischen Völker verankert war, daß all diese mißlichen Zustände nicht den Glauben aus dem Leben dieser jungen Völker zu reißen vermochten.- Spanien drückte dem Kontinent das Antlitz Christi ein, und Christi Züge bleiben eingebrannt in Geist und Herz Lateinamerikas. Aufgaben für die Zukunft Wo ist nun die Lösung des Problems zu suchen? Eine Lösung aus dem Lande selber wäre die naturgegebene, doch ist sie wohl praktisch unmöglich, wenigstens in einem ausreichenden Maße. Zwar hat sich die Situation in etwa gebessert, die Bischöfe machen große An- strengungen, man sucht und unterstützt Priesterberufe, wo nur immer möglich;, doch der Erfolg ist noch gering. Wenn man in diesem Punkt auch noch so optimistisch ist, es wird lange Zeit brauchen, um einen genügend zahlreichen Klerus zu bekommen, und während dieser Zeit könnte der Kommunismus und auch der Protestantismus entscheidende Erfolge erringen. So muß also die Lösung des Problems vorerst aus dem Ausland kommen und zwar in der Form, daß unter Leitung des Heiligen Stuhles eine große Anzahl von missionierenden Ordensgesellschaften und auch Weltpriestern in diese Länder gehen, den Katholizismus neu beleben, die vakanten Pfarreien besetzen und reorganisiefen und Priesterberufe wecken und heranbilden. Doch wie gè-sagt, das ist eine Angelegenheit, die Jahrzehnte in Anspruch nimmt, und der Erfolg dürfte in den nächsten Jahren nur gering sein. In Huanuco z. B. ist in den kommenden zehn Jahren höchstens mit 10 oder 11 Neupriestern zu rechnen, was gerade genügt, Um den Ausfall zu ersetzen. Ähnlich liegen die Verhältnisse in den übrigen Diözesen von "Perù, und in den anderen-Ländern Südamerikas sind die Aussichten eher noch schlechter. Der ' Leser dieser Zeilen wird sich wohl überzeugt haben von der Dringlichkeit des Problems, das hier vorliegt. Gewiß geht die Kirche Gottes nicht unter, das Wort des Herrn verbürgt es uns; doch nicht zum erstenmal in der Geschichte hätte sie ganze Nationen verloren, man denke nur an Kleinasien und Nordafrika. Die Ausbreitung des Glaubens ist eine Notwendigkeit, und die Kirche erfüllt den Missionsbefehl des Herrn, doch darf man es nicht unterlassen, auch das bereits Eroberte zu unterbauen und zu erhalten. Was nützt es, hundert Heiden zu gewinnen, wenn auf der anderen Seite wegen Priestermangels Tausende verloren gehen? Für alle Opfer seines harten Lebens fühlt sieh der Missionär reich belohnt durch die Anhänglichkeit der Indios und ihr Verlange;! nach religiöser Unterweisung und nach dien Gnadenmitteln der Kirche. Wenn der Priester kommt und ihre Kinder tauft, so> ist das immer ein festliches Ereignis, und sie halten es für eine sehr große Ehre, Pate sein zu dürfen. Unser Bild zeigt drei Taufpaten mit ihren Täuflingen nach vollzogener heiliger Handlung. (4 Aufn. K. Lohr) Jeder von uns kann helfen durch sein Gebet, daß der Herr der Ernte diese Völker aus der gegenwärtigen schweren Krise errette; das Gebet ist mächtig und wirkt Wunder. Katholisch denken heißt auch, über der eigenen Not und der Not seines eigenen Landes die Nöte seiner Mitchristen in anderen Ländern nicht vergessen. Jeder von uns kann sodann helfen durch seine finanzielle Spende. Jede Gabe, die dazu dient, in der Heimat einen Priester auszubilden, der einmal in Peru arbeiten wird, ist bestens angelegt, und der Herr wird sie zurückzahlen mit Zins und Zinseszinsen. Jeder junge Mensch, der in unsere Reihen eintritt, um Gottes Reich zu verteidigen, sei es als Priester oder Bruder, ist willkommen, und er wird hier ein Arbeitsfeld finden, das ihn voll und ganz ausfüllt und auch befriedigt, und der Herr der Ernte wird ihm einstens den verdienten Lohn nicht vorenthalten. P. Lorenz Unfried, Llata (Peru) Von römtfchen Hochfchulen vmö Studenten Wenn deutsche Pilger nach Rom kom-meii, dann fragen sie uns oft: „Warum sehen die Geistlichen hier so verschieden aus?" Gewiß, hier in der Ewigen Stadt gibt es viele Ordensgenossenschaften, die in Deutschland unbekannt sind und deren Trachten uns darum fremd und seltsam Vorkommen. Aber nicht darum geht es hier. Man sieht in Rom auch viele Geistliche, die genau gekleidet sind wie die • römischen Weltpriester, aber irgend etwas in der Farbe anders haben. Rom ist eine Stadt, in welcher sich .alle Nationen des Erdkreises begegnen. Vor allem kommen hier Studierende, Priester und Priesterkandidaten aus den verschiedensten Ländern zusammen. Alle studieren sie hier in einer Sprache, der „Muttersprache" der Kirche — Lateinisch, und alle unterhalten sich hier in einer Sprache, der Sprache des Landes, in welchem sie hier leben — -Italienisch. Was Wunder, wenn sie irgendwie doch auch zeigen wollen, aus welchem Lande sie nach Rom gekommen sind. Am meisten fallen in Rom die Studenten des deutschen Kollegs, des Germa-nikums, auf. Das weiß jeder zu berichten, wenn er eine Romfahrt gemacht hat. Sie tragen knallrote Talare und ein schwarzes Zingulum. Deshalb nennen sie die Römer auch die „gekochten Krebse". Das Germanikum ist das älteste ausländische Kolleg in Rom und konnte 1.952 seine Vierhundertjahrfeier begehen. Der jetzige Bau, ein hochmodernes Gebäude mit neun Stockwerken, wurde erst während des letzten Krieges gebaut. Es ist ein gewaltiger Häuserblock, dessen Außenseite ganz ausgefüllt ist mit modernsten Wenn es möglich ist, nehmen unsere in die Mission reisenden Mitbrüder ihren Weg über Rom, um die Gräber der Apostelfürsten sehen zu können und womöglich den Segen des Heiligen Vaters für ihre kommende Missionsarbeit zu empfangen. .— Hier steht auf dem Petersplatz P. Günter Brosig, der im Februar 1953 nach Südafrika abgereist ist. n Geschäftsräumen, deren Vermietung zum Unterhalt des Kollegs beiträgt. So ist das eigentliche Kolleg ganz nach innen gekehrt und macht einen klösterlichen Eindruck, trotz des nahen Getriebes der Weltstadt. Zur Zeit wohnen in diesem Kolleg 110 Studenten aus allen Ländern des alten heiligen römischen Reiches deutscher Nation r—aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Ungarn, Jugoslawien und Südtirol. Der Muttersprache nach sind es Deutsche, Ungarn, - Italiener, Slowenen und Kroaten. So bietet schon unser deutsches Kolleg in Rom ein Bild von der Ubernationalität der Kirche.« Die Germaniker studieren an der päpstlichen Jesuitenuniversität, der Gregoriana, die im vergangenen Jahre ihr 400jähriges Bestehen feierte. An ihr studieren Priester und Priesterkandidaten aus 64 Ländern. Aus Deutschland sind es etwa 130. Wenn man zufällig in der Pause die Studenten sieht, wie sie auf dem Vorplatz der Universität, der Piazza della Pilotta, ein wenig frische Luft schöpfen, fallen einem unsere Germaniker natürlich zuerst auf. Aber man sieht dort auch Studenten in violetten Talaren mit dunkelroten Zingulen -—■ das sind die Schotten. Dunkelblaue Talare und dunkelrote Zingulen tragen die Griechen. Die meisten aber tragen normale schwarze Talare und unterscheiden sich nur durch; die Zingula. So tragen alle Spanier, kommen sie nun .aus Mittel- oder Südamerika, von den Philippinen oder aus Spanien selber, kornblumenblaue Zingulen. Hellgrüne mit zarten, gelben Streifen tragen die Brasilianer, dunkelgrüne mit« roten Streifen die Portugiesen, ein rot-schwarzrotes die Belgier, ein olivgrünes die Polen, dunkelrote Zingula u. blaue Ta-larkuöpfe die Nordamerikaner, und' die ■ Franzosen tragenein schwarzes Zingulum, lassen es dafür aber auf dem Rücken herunterhängen. Die Ar-ipehier, die in der Nahe' des Germani-kums ihr Kolleg haben, haben genau umgekehrte, Tracht wie die Germaniker, nämlich'einen schwärzen Talar und ein. knallrotes Zingulum. So sieht man nicht nur an der Hautfarbe und den Gesichtszügen der einzelnen Studenten,_ sondern auch an ihrer Kleidung, aus welchen Ländern sie kommen. Diese Unterscheidungsmerkmale tragen aber nur die Weltpriester Und die, die es werden wollen, nicht die Ordensleute. Diese trägen, ganz gleich aus welchem Land sie kommen, nur ihr Ordenskleid. Die Gregoriana, die päpstliche Jesuitenuniversität, ist die H a up t uni vers i tat der sieben katholischen Universitätdn in Rom, An ihr studieren fast 2400 Geistliche. Außerdem haben auch die Dominikaner, die Franziskaner und die Benediktiner eine eigene Universität. Für die Studenten aus den Heidenländern ist vor allem die Propagandauniversität bestimmt,' für den italienischen Klerus vor allem die Lateranuniversität, und schließlich kommt -noch .als kleinste dieser sieben das Päpstliche Bibelinstitut, die einzige Universität der Welt, die sich nur mit dem Studium der Heiligen Schrift und verwandten Fächern beschäftigt. 1950 erwarb unsere Kongregation, in Rom das nebenstehende Haus. Es liegt ganz nahe am Vatikan. Hier wohnen P. Generalprokurator Alois Wölfling und P. Adalbert Möhn, der Verfasser dieses Artikels. P. .Girnter Brosig. auf dem deutschen Friedhof Čampo' Santo, der unmittelbar bei der Peterskirche liegt. (3 Aufm A. Mohn) Nach der. Gregoriana interessiert uns wohl am meisten die Universität der Propaganda. Sie liegt auf dem Janikulus, einem Hügel ganz in der Nähe von. St. Peter. Auf ihm liegt weithin sichtbar: der schöne, neuzeitliche Bau des Propandakollegs, in welchem mehrere hundert! Studenten aus den. Missiönsläiidern wohnen. Sie tragen — ähnlich wie die Armenier — schwarze Talare und ein rotes Zingulum. És sind alles freundliche und liebe Kerle. Man begegnet ihnen oft in den Straßen der Stadt, dann grüßen sie immer sehr freundlich. Die Römer sind schon gewohnt, sie am Altare zu sehen, denn sie müssen in dieser Stadt unzähliger Kirchen oft Aushilfen übernehmen. Ich feiere alljährlich mit manchen von ihnen zusammen die Kariiturgie in einem Vinzentinerinnenklpster. Die Schwestern sind Italienerinnen und Französinnen, ihr Seelsorger ist der slowenische Rundfunksprecher vom Vatikansender, seit zwei Jahren, mache ich in diesem Konvent immer den Diakon bei allen festlichen Anlässen. Da wir beiden allein natürlich für.1 die Festlichkeiten nicht ausreichen,’ holen wir uns die notwendige Verstärkung immer von der Propaganda. So haben wir die Liturgie dort schon gefeiert zusammen mit zwei Chinesen, einem Koreaner, einem Australier, einem Inder, einem Südafrikaner und einem Schwarzen aus Nigerien und anderen mehr. Da ist dann solch ein feierlicher Gottesdienst ein le- bendiges Abbild der Universalität der. Kirche. Die Römer nehmen das alles mit großer Selbstverständlichkeit hin. -7% Ihnen ist r es ganz, gleich, ob ein weißer oder ein:, schwarzer Priester die heilige Kommunion,, austeilt oder Beicht: hört. In dieser Beziehung ist Rom’ . im : Vollsinne des Wortes eine „katholische" Stadt. Schön erlebt man diese Kathoiizität der Kirche auch immer an jedem Qua-tefmbersamstag in Rom. Dann finden in der Latèranbasilika und anderen Kirchen der Stadt immer viele heilige Weihen statt.- In ; Deüt'Sd|dänd erlebt man kaum irgendwo die Priesterweihe in Verbindung mit ; den yorausgehenden sechs Weihen? Hier aber finden gewöhnlich immer alle sieben Weihen zusammen statt, so daß immer eine ganz ansehnliche Schär von Weihekandidaten die einzelnen Weihen empfängt. Die Neupriester haben, wenn sie gemeinsam mit dem weihenden Bischof ihr Erstlingsopfer feiern, gewöhnlich immer einen Priester aus ihrér Heimat zur Seite, der ihnen behilflich ist beim Aufschlagen der Gebete im Meßbuch. So erlebte ich am Quatembersamstag im Advent 1951 eine große Priesterweihe in der Latèranbasilika, darunter die eines mir befreundeten Polen und eines Schwarzen aus dem ehemaligen Deutsch-Kamerun. Beide hatten einen Priester aus ihrer Heimat als Assistenz,: Sonst sieht man aber nicht viele Zuschauer bei diesem heiligen Schauspiel, denn aus der Heimat der Weihekandidaten kann oft niemand kommen. Und die Weltstadt mit ihrer Unruhe und ihrem Lärm hat wenig Zeit für dieses heilige Geschehen, so daß sich alles ganz in der Stille abspielt. Und doch ist solch eine Priesterweihe viel ergreifender als in der Heimat, wo so vieles den Weihen kandidaten und seine Angehörigen vom Wesentlichen ablenkt. Nicht weit vom Propagandakolleg erhebt sich, seit einigen Monaten ein gewaltiger Neubau. Er ist bestimmt für die Theologiestudenten der Vereinigten Staaten. In ihrem alten Kolleg bei der Gregoriana haben nur 150 Studenten Platz. Hier sollen weitere 300 Priesterkandidaten für die Dauer ihres Studiums in Rom eine Heimat finden. Der Heilige Vater selbst weihte das neue Kolleg im Oktober des verflossenen Jahres ein. An der feierlichen Zeremonie nahmen 15 Kardinale teil, unter ihnen drei aus den Vereinigten Staaten. Ferner waren anwesend 33 Erzbischöfe und Bischöfe der nordamerikanischen Diözesen, mehr als hundert amerikanische Geistliche, Mitglieder der amerikanischen Kolonie in Rom, die höchsten Persönlichkeiten der römischen Kurie und die Mitglieder des diplomatischen Korps. Die Einweihung des neuen Kollegs durch Papst Pius XII. wurde als besonderer Gunsterweis für die Kirche in den Vereinigten Staaten gewertet. Nicht weit von diesem mächtigen Neubau befindet sich auch das Petrus-Kolleg, wo Priester aus den Missionsländern hier in Rom ihre Studien fortsetzen. Am meisten gefallen uns dort wie überall die Schwarzen. Wenn sie einmal sehr lachen müssen, halten sie sich immer schnell die Hand vor den Mund, weil man sonst zu sehr ihre blanken Zähne sieht. Anscheinend haben sie Angst, daß man sie noch für Menschenfresser halten könnte. Wir bösen Weißen erzählen ihnen deshalb gerne einen Witz, um uns dann jedesmal an der blitzschnellen Handbewegung zu erfreuen, die die wei-. ßen Zähne vor unseren neugierigen Blik-ken verbirgt. So gibt es in Rom eine ganze Reihe von Studienhäusern, die entweder Se-minarien oder Kollegien heißen. Viele von ihnen sind sogenannte „päpstliche" Kollegien. Die Insassen dieser päpstlichen Kollegien tragen einen Umhang mit zwei herabwehenden langen Bändern, um damit ihre Abhängigkeit vom Apostolischen Stuhl anzudeuten. Und wie die einzelnen Nationen ihre Kollegien in Rom haben, haben sie auch ihre Nationalkirchen, wo die Angehörigen dieser Länder in Rom ihre seelsorgliche Betreuung in der Muttersprache erhalten. Die deutsche Nationalkirche trägt den Namen Santa Maria dell'Anima und ist geweiht der. Muttergottes als der Schutzfrau der Armèn Seelen. Die deutsche Pfarrei in Rom zählt etwa 600 Seelen. Dieser deutschen Pfarrkirche ist auch ein zweites deutsches Kolleg in Rom, das Animako.l-leg, angegliedert. Außerdem gibt es noch ein drittes deutsches Kolleg, das ganz in der Nähe der Peterskirche am deutschen Friedhof, dem schönsten Friedhof Von ganz Rom, dem Campo Santo liegt. Im Germanikum geht es am strengsten zu, weshalb man dessen Insassen die „leidende Kirche“ nennt. Die Studenten der Anima können durch erhöhten Einsatz schon etwas mehr Freiheit erhalten, weshalb man sie die „streitende Kirche" nennt. Am Campo Santo vollends haben die braven Studenten nichts mehr auszusetzen, weshalb man sie die „triumphierende Kirche" nennt. So haben alle Völker in Rom ihre Heimstätten, ob sie nun durch eine lange Geschichte mit der römischen Kirche verbunden sind wie unser deutsches Volk oder erst in jüngster Vergangenheit ihre Erstlinge der Kirche schenkten. Alle Stämme und Nationen haben hier ihre Heimat und ihren Mittelpunkt, hier beim Stellvertreter Christi auf Erden, hier am Grate des Apostelfürsten, des heiligen Petrus, auf den Christus seine weltweite katholische Kirche' gebaut hat. P. Adalbert Mohn M.F.S.C. Rom Unfer Miffionefemmar St. Jofef, Ellroangen Der Ausbildungsgang der meisten Missionare beginnt mit dem Eintritt in ein Missionsseminar. Diese Seminare sammeln die Buben, die Missionspriester werden wollen, erziehen sie zu charaktervollen Menschen, entwickeln ihre gu- ten Anlagen, sorgen für ihre schulische Ausbildung — kurz, sie legen den Grund für die endgültige Formung des Priester-Missionars im Noviziat und Scholastikat. Unsere Kongregation besitzt vier solcher Anstalten. Die folgenden Zeilen wollen zusammen mit den beigegebenen Bildern die Leser bekannt machen mit unserem Missionsseminar St. Josef, Ell-w'angen, Württemberg. Dieses Seminar, wurde 1926 gegründet und mit den 32 Schülern bevölkert, die bis dahin im provisorischen Seminar im nahen Schrezheim untergebracht waren. In wenigen Jahren war die Zahl von Ì09 Missionsschülern erreicht, aber dann begann sich der verderbliche Einfluß des Dritten Reiches immer mehr auszuwirken.' 1940 mußte das Haus geräumt werden, in den letzten Kriegstagen wurde es zerstört. Die Gebefreudigkeit unserer Wohltäter machte es möglich, das Haus nach neuen Plänen wieder aufzubauen Und im März 1952 einzuweihen und zu beziehen. Es beherbergt gegenwärtig 130 Missionsschüler, die betreut werden von P. Direktor Hermann Bauer und den beiden Präfekten P. Alois Hügel und P. Albrecht Wintermantel. Für die ’ materiellen Belange des Hauses sorgt P. Verwalter Anton Fichtner, dem auch die geschmackvolle Anlage von Hof und Garten zu danken ist; unterstützt wird er von Bruder Peter und vier Anna-Schwestern. Zum Unterricht besuchen die Jungen das neun-klassige Gymnasium der Stadt. Das Seminar liegt sehr günstig, nahe der Stadtmitte und der Schule, doch außerhalb des Verkehrslärms; der Blick schweift über die türmereiche Stadt, wo in der Liebfrauenkapelle der Stiftskirche die Gebeine des Jesuitenpaters Philipp Jeningen ruhen, dessen baldige Seligr sprechung erwartet wird, bis zum bekannten Marienheiligtum auf dem Schönenberg. — Das Innere des Hauses Weist geräumige Studier- und Schlafsäle auf, einen stimmungsvollen Speisesaal, ferner Theatersaal, Krankenzimmer, Musikzimmer, Bastelzimmer, ein Düschbad und, nicht zu vergessen, eine modern eingerichtete Küche. Hinter dem Haus grunzen in der einen Ecke die Schweine, in der andern gackern die Hühner. Die Kapelle mit schlankem Türmchen ist an das Haus angebaut. Sie ist auch von außen zugänglich. Manche Leser werden sich für den Tagesablauf in einem solchen Hause interessieren. Darum werfen wir zunächst einen Blick auf den Werktagsstundenplan; 5.50 Uhr Auf-stèhèn (Sommer wie Winter), waschen, Morgengebet, hl. Messe, Frühstück; 7.30 bis 12.10 Uhr Unterricht am Gymnasium, anschließend Mittagessen und Erholung; 1.45 Uhr Studium, 3.30 Uhr Kaffee und Erholung; 4.45 bis 6.40 Uhr wieder Studium, dann Rosenkranz, Abendessen, Erholung; um 8 Uhr ist in der Kapelle gemeinsames Nachtgebet mit anschließender geistlicher Lesung für die oberen Klassen (die andern hatten sie schon am Nachmittag). PI Abends besuchen nicht wenige die Kurse der Volkshochschule, die Veranstaltungen des Stiftsbundes, die Aufführungen der Theatergemeinde oder sehen sich einen von der Leitung des Gymnasiums oder des Seminars empfohlenen Film an. > Der Samstagnachmittag ist vor allem der Erholung und der Ausbildung in Gesang und Musik gewidmet. Am Abend erhalten die Schüler in drei altersmäßig zusammengefaßten Gruppen eine Unterweisung, die manchmal die Form einer Eine Gruppe unserer Seminaristen Das Missionsseminar St. Josef in Ellwangen zwanglosen Aussprache annimmt; bei den oberen Klassen geht es vor allem um Charakterbildung, Berufsfragen und religiöse Vertiefung, in den Mittelklassen um Lebenskunde, bei den unteren Jahrgängen um Hausordnung, Umgangsformen und dergleichen. Zur Einstimmung auf den Sonntag wird als Nachtgebet die Komplet gesungen. Am Sonntag dürfen die Jungen länger schlafen. Der Gottesdienst wird mit besonderer Feierlichkeit gehalten. Vormittags ist neben Studium freie Zeit. Nachmittags können sie bis 5 Uhr ausfliegen; dann eine Stunde Studium, und um 6.30 Uhr Andacht. Die Grundsätze, die der Erziehung in diesem Hause zugrunde liegen, ergeben sich aus den Erfordernissen des späteren Berufs als Priester und Missionar. Vor allem wird das Interesse an den großen Missionsaufgaben der Kirche gepflegt. Jeder Monat weist einen eigenen Missionstag auf: Am Vorabend führt P. Direktor in die jeweilige Missionsgebetsmeinung ein, die zuweilen von den Schülern schon vorher zum Thema eingehen- den Studiums oder eines zeichnerischen Wettbewerbs mit Preisverteilung gemacht wird. Der Tag selbst wird mit der Messe von der Verbreitung des Glaubens, mit eigenen Gebeten und Liedern, eingeleitet; das Sinnen und Denken, das Beten und Opfern des ganzen Tages gehört dem betreffenden Missionsanliegen. Eine Missionsandacht beschließt den Tag. Die zukünftigen Missionare werden im Geiste schlichter, aber kerniger Frömmigkeit erzogen. Darum ist die Kapelle der Mittelpunkt des täglichen Lebens, und häufig findet man dort einen stillen Beter zu kurzem Besuch. Fast jeder hat sich das Jugendbrevier von Kunkel angeschafft; daraus werden, täglich wechselnd, gemeinsam das Morgen- und Abendgebet gebetet. Jedes Jahr im Herbst machen Groß und Klein dreitägige Exerzitien. Die Seminaristen werden mit zunehmendem Alter zu Verantwortung und Selbständigkeit erzogen, nach dem Rat eines erfahrenen Erziehers: „übertrage möglichst früh einem jungen Menschen eine Verantwortung. Das wird die Ge- liSfei» [SB* ■MK m H nipi»AjSIL*giJ^ i OTjimäMifj >, ;.* } EM«® filäiS Mi Gymnasium dier Stadt Eli wangen (Jagst). (4 Auf n. Archiv) bürtsstunde seiner Selbständigkeit.“^ Daher gibt es im Haus zahlreiche Ämter und Ämtchen: Einer ist Sakristan, ein anderer Organist; einer verkauft die. kleinen Dinge des täglichen Bedarfs, andere führen die Aufsicht in den Studierund Schlafsälen, kontrollieren vor dem Gang zur Schule die Kleider, verwalten die Bibliothek, stellen die jeweiligen Na-menstagskinder fest, damit sie gebührend gefeiert werden, sind verantwortlich für Spiel und Sport. Diese Ämter werden halbjährlich umbesetzt, so daß jeder lernen kann, verantwortlich für andere zu sorgen und selbständig Entscheidungen zu treffen, um so im späteren Beruf auch schwierigere Aufgaben meistern zu können. Daher werden die Buben auch nicht ängstlich von der Außenwelt abgeschlossen, sondern kommen mit den Menschen in vielfache Berührung und können sich so in ihren Grundsätzen befestigen. Besonderes Augenmerk richtet man auf die Erziehung zur Ehrfurcht, weil es ohne sie keinen wertvollen Menschen gibt; zur Ehrfurcht vor allem Religiösen, vor dem menschlichen Leib, der Natur, zur Achtung gegenüber den Vorgesetzten und allen Menschen. Schließlich wird in Hinsicht auf das Gemeinschaftsleben großer Wert gelegt auf Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme und harmonisches Zu-sammenlèben. Für Selbstsucht ist in diesem Hause kein Platz. In einer solchen Familiengemeinschaft verlieren sich viele Eigenheiten und Unebenheiten, die sich später störend aus wirken würden, von selbst. Für die Ausbildung in Gesang, und Musik sorgt Kirchenmusikdirektor Eberhard Bonitz, Ellwangen. Im Bastelzimmer wird der praktische Sinn geweckt und ausgebildet; eine Gruppe der Jüngsten baut eine Weihnachtskrippefeiner ist in seine Laubsägearbeit vertieft; andere wagen gar ein Rundfunkgerät oder ein Segelflugmodell. Bei trockenem Wetter spielen sie auf dem Platz vor dem Haus, aber mancher betreut im Garten „sein" Blumenbeet. Das Seminar hat eine eigene Fußballmannschaft, die schon manchen Lorbeer heimgebracht hat. Viel Leben kommt ins Haus- durch die mehrmals im Jahr stattfindenden Theaterabende, wobei Lehrer und sonstige Freunde aus der Stadt willkommene Gäste sind. Ein besonders freudiges Ereignis bilden die Besuche von Missionaren, die während ihres Heimaturlaubes dem jungen Volk einen Besuch abstatten, und es durch Berichte und Lichtbilder mit der Missionsarbeit vertraut machen. Das Gymnasium, das unsere Seminaristen besuchen, zählt gegenwärtig zu- P. Hermann. Bauer, seit 1929 Direktor des Missionsseminars St. Josef sammen mit der Oberschule (Realschule) 750 Schüler. Es hat einen guten Namen durch die gediegene Bildung, die es seit je vermittelt. Zwischen dieser Schule und unserm Seminar herrschte schon immer ein ausgezeichnetes Verhältnis. Das Schuljahr beginnt nach Ostern. Die Anmeldung für die Aufnahme in die erste Klasse muß bis Weihnachten erfolgen. Die Aufnahme ist aber nur möglich, wenn der Bub am kommenden 1. Mai noch nicht 12 Jahre alt ist und wenn er noch nicht das 6. Jahr der Volksschule besucht hat. Durch diese Bestimmung wird erreicht, daß die Schüler der einzelnen Klassen möglichst gleich alt sind und so erfolgreicher unterrichtet werden können. Das hat aber auch den Nachteil, daß viele Buben, besonders vom Land, nicht mehr angenommen werden können, zumal es wegen Arbeitsüberlastung nur noch wenigen Pfarrern möglich ist, durch Vorbereitungsunterricht den Eintritt in eine höhere Klasse zu ermöglichen. Die Leitung des Gymnasiums läßt aber in entgegenkommender Weise jederzeit, auch während des Jahres,' Schüler Zur Aufnahmeprüfung zu, wenn sie durch Privatunterricht für den Eintritt in die ihrem Alter entsprechende Klasse vorbereitet sind. Daher kann dié Aufnahme in unser Seminar jederzeit erfolgen: die Patres geben den nötigen Unterricht. Ähnlich verhält es sich mit Schülern, die von einer Schule mit anderem Lehrplan kommen und Latein nachholen müssen. Bèi der Aufnahmeprüfung in die 2. und 3. Klasse wird nur in Deutsch, Latein und Rechnen geprüft. Ferien sind zu Ostern, Pfingsten, im Sommer (Hauptferien), auf Allerheiligen und Weihnach-, ten; unsere Missionsschüler verbringen sie bei ihren Angehörigen zu Hause. Seit einigen Jahren beziehen die Klassen 4 und 8 des Gymnasiums im Sommer unter Leitung eines Lehrers für 14 Tage ein Schullandheim in besonders ausgesuchter Gegend zu Erholung und naturnahem Unterricht. Hat der Schüler die neun Klassen erfolgreich durchlaufen und sich endgültig für den Missionspriester-Beruf entschieden,* und sind auch seine Vorgesetzten mit ihm zufrieden, dann übersiedelt er in unser Missionshaus in Bamberg. Nach kurzer Probezeit wird er durch die Einkleidung ins zweijährige Noviziat aufgenommen. Schon im zweiten Jahr beginnt er mit dem fünfjährigen Studium der Philosophie und Theologie an der dortigen Hochschule. Nach Beèndigung dieses Studiums, oder schon nach dem 4. Jahr, empfängt er die Priesterweihe. Und dann kommt der langersehnte Tag seiner Aussendung in eines unserer Missionsgebiete, oder er findet in einem unserer Missionshäuser in der Heimat Verwendung. E. S. Königelame unö Kreuz Geschichtliche Erzählu Der Überfall Die gebildete Welt schrieb daš Jahr 1861. Im Lande der wilden. Schillukneger befand man sich im „Rudo", der kühleren Jahreszeit. Stetiger Nordwind strich über das mit mannshohem Grase bestandene Land am Weißen Nil dahin, dessen sumpfgeschwängerte Wasser trübe und träge nordwärts gleiten. Seit drei Monaten hatten die Regen aufgehört, der Fluß war im Fallen, und seine Seitenwässer trockneten allmählich aus. Auf einem schmalen Landstrich von wenig mehr als tausend Metern folgen die Dörfer sich am linken Stromufer in kurzen Abständen in fast ununterbrochener Kette, verbunden durch schmale, gewundene Fußwege. Auf einem dieser Pfade, der vom großen Dorfe Akur uar zum kleinen Dorfe Abur führt, schrèitet ein etwa 13jähri-ges Schillukmädchen dahin. Bekleidet ist es außer mit. einem Hüftenschurz mit einem Antilopenfell, dessen Beinzipfel im Takte des Wanderns um seinen Körper schlagen. In den Ohren stecken spannlange, goldfarbige Strohstengel, die sich bei jedem Schritte hin- und herbewegen und im Scheine der vollen Nachmittagsonne ein flimmerndes Lichtspiel erzeugen, Um die Hand- und Fußgelenke trägt das leichtfüßige Kind der Wildnis glatte, glänzende Eisenringe und oberhalb der Handgelenkringe dichte Gewinde von grünen Glasperlen, die einen angenehmen Farbenton im Gegensatz zur schwarzbraunen Hautfarbe bilden. Das junge Menschenkind befand sich in der heitersten Laune. In den nächsten Tagen sollte ein großer Volkstanz stattfinden, und A d o r , so war sein Name, sollte' zum ersten Male daran teilnehmen und durch die Teilnahme an dieser wichtigen öffentlichen Handlung die Anerkennung der Volljährigkeit und Heiratsfähigkeit erlangen. Schon seit dem letzten Rudo war Adors ganzes Sinnen und Trachten auf dieses Ereignis gerichtet. Nun eilte sie in das kleine Nachbardorf, um dort noch einiges mit ihrer Freundin Njikaia zu besprechen. ng vonBr. Auguste a gol Das Mädchen trat aus dem hohen Steppengras hervor; vor ihm lag das Dorf Abur. Tiefer Friede war darüber ausgegossen. Nur vereinzeltes Gekläff der rotgelben Hunde und das Krähen der kleinen Hühnerhähne waren zu vernehmen. Ador näherte sich dem Mattenzaun, der die elterliche Behausung ihrer Freundin umschloß, und betrat durch den schmalen Zugang den vor der Wohnhütte liegenden kleinen Hof. Vor dem rundlichen Eingängsloch in der Hüttenmauer kauerte Njikaia am Boden, damit beschäftigt, getrocknetes Nilpferdfleisch in mundgerechte Stücke zu schneiden, wozu sie sich eiires Lanzenblattes bediente.. Beim unerwarteten Anblick ihrer Freundin ließ sie sogleich alles liegen und stehen und sprang auf, der Besucherin den landesüblichen Willkommgruß zu bieten:■ „Du bist gekommen; der große Geist hat dich hergeführt." Njikaias Tracht glich derjenigen, Adors, außer daß sie auch Messingringe in den Ohren trug. Während ler Begrüßung der beiden Freundinnen wurde der kahlgeschorene Kopf einer verblühten Frau im Hütteneingang sichtbar, der Mutter Njikaias. NachBegrüßung der jungen Besucherin nahm sie ihre Köcharbeit im, Innern der Wohnhütte wieder auf, während die beiden jungen Mädchen sich im Kal (Hofraum) zu vertraulicher Aussprache am Boden niederließen. Inzwischen näherte sich die Sonne dem westlichen Gesichtskreis. Das Brüllen der Rinder zeigte die Heimkehr der Viehherde des Dorfes an, die von der männlichen Bevölkerung in den großen Stallhütten untergebracht wurde. Die Hausfrau hatte den steifen Durrabrei gekocht und das Fleisch in der üblichen Sesamöltunke bereitet. Nachdem das Vieh versorgt war, betraten Ad j ak, der Vater Njikaias sowie deren älterer und jüngerer Bruder den Hof, alle in dunkler, einfachster Adamstracht, wie es eben Stammesbrauch war. Der Vater, ein Mann in den besten Jahren, hatte in langjähriger Pflege sein filziges Haupthaar so aufgerichtet, daß es die Form einer großen Scheibe angenommen hatte und den Kopf wie einen dunklen Heiligenschein umgab. Dem Geschmack L ü -o n g s , des älteren Sohnes, entsprach es, in seinem Haarputz den Riesenkamm eines Hahnes wiederzugeben. Der kleine Akwetsch, der dem schönen Geschlecht offenbar noch nicht zu gefallen suchte, ließ sein Knabenhaar noch so filzig' wachsen, wie Mutter Natur es ihm gegeben. Der Mann trug an beiden Oberarmen je einen Elfenbeinring, der bei dem Jüngling durch eng aneinander liegende Ringe aus gedrehten Pflanzenfasern ersetzt war. Beim Eintritt in den Hof zollte weder der Vater, noch d.er jüngere Sohn dem weiblichen Besuch die geringste Beachtung. Ersterer ließ sich ohne Verzug vor den beiden dampfenden Schüsseln nieder, die die Hausfrau spiel. Dann sprachen beide ernsthaft den Schüsseln zu, sich unter tiefem Schweigen der Mahlzeit widmend, bis sowohl der Inhalt der Schüsseln wie ihre Eßlust abnahmen. Endlich waren sie befriedigt und leckten abschließend die Finger ab. Wieder erschien Njikaia mit Wasser, und beide Mannér wuschen von neuem die Finget und spülten den Mund. Dann erst kam eine Unterhaltung in Fluß. Die weiblichen Personen hatten inzwischen die Schüsseln ins Innere der Hütte getragen, wo nun sie und der Knabe Mahlzeit hielten, an der Ador als selbstverständlicher Gast teilnahm. Mit den Männern gemeinsam zu essen wäre für weibliche Personen und Kinder ein grober Verstoß gegen gute Schilluk-sitte gewesen. Schilluk-Krieger (Archiv) auf dem Boden bereit gestellt hatte. Nur das Auge Luongs ruhte mit unverkennbarem Wohlgefallen auf der gut entwickelten Gestalt der jungen Besucherin. Inzwischen eilte Njikaia mit einer Kürbisschale Wasser herbei, ließ sich auf beide Knie nieder und hielt sie dem Vater hin. Dieser nahm einen tüchtigen Schluck Wasser, spülte den Mund und spie dann das Wasser mit großer Fertigkeit in weitem Bogen von sich; dann wusch er sich die Hände und schlenkerte sie ab. Sein Ältester folgte seinem Bei- Nach der Mahlzeit begaben die Männer sich zur Aberidunterhaltung auf den Dorfplatz, in dessen Mitte der gegabelte Stamm einer großen Dompalme mit rauschender Fächerkrone aufragte. Hier war es bereits lebendig; man hörte Trommelschlag, Lachen und Singen. Einige, Alte hatten sich würdevoll auf kleinen, mitgebrachten Schemeln niedergelassen, und rauchend sprachen sie die Tagesneuigkeiten durch. Die Jünglinge standen in einer Gruppe beisammen und unterhielten sich auf lebhaftere Weise. Unter dem Schilluk-Burschen legen sich zum Schlafe nieder. Vor dem Schlafengehen bemalen die Schilluk nicht selten das Gesicht mit Asche. Einer hält noch die mächtige Schillukpfeife in der Hand. Beim Schlafen legen sie den Kopf auf einen Dreifuß, um die Frisur niöht zix- beschädigen. (Archiv) Dorfbaum saßen zwei halbwüchsige Burschen, die abwechselnd oder gleichzeitig die große, fellbespannte Trommel bearbeiteten. Unerwartet tauchte die verspätete Gestalt eines jungen Schilluk auf, der nicht zum Dorfe Abur gehörte. Er mischte sich unter seine Altersgenossen, die ihn neugierig ausfragten. Allmählich würde es stiller auf dem Dorfplatz j einer nach dem andern zogen die Schilluk sich in ihre Höfe zurück. Die jungen Mädchen hatten bereits die gemeinsame Schlafhütte aufgesucht, waren aber noch nicht zum Schlafen aufgelegt. Ador, der muntere Gast vom Großdorf, sollte erst noch einige Fabeln und Rätsel zum besten geben. Auf den harten Rinderfellen liegend lauschten die jungen das ist, so kann ich dir helfen’, sagte der Hase und führte den Elefanten auf ein Feld, wo viele trockene Kürbisse herumlagen. Dort hieß er den Elefanten sich niederlegen, doch dürfe er auf keinen Fall rückwärts blicken, weil alsdann die Kur nicht gelänge. Der schmerzende Fuß wurde auf trockene Kürbisse gebettet, und der Hase holte sich- einen brennenden Ast herbei und zündete die Kürbisse an; Nachdem das Feuer eine zeitlang gebrannt hatte, wurde der Elefant ungeduldig und wollte sich nach dem Fortgang der Kur umsehen. Doch konnte der Hase ihn noch beschwichtigen und zum Ausharren bewegen. Inzwischen war der Fußballen des Riesen, der sehr dick ist und wenig Gefühl hat, fertig Schillkukschönen der Erzählung Adors. „Der Hase begegnete dem Elefanten, der sich einen großen Dorn in den Hinterfuß getreten hatte und stark hinkte. ,Wäs hast du,, alter Freund', redete der Hase ihn an, ,du hast wohl eine abgebrochene Speerspitze im Fuße?’ ,Ach, nein, es ist ein Dorn, und ich bin gerade auf dem Wege zu einem Doktor.’ ,Wenn es nur gebraten, und der Hase schnitt sich mit einer Schneckenschale Stücke Fleisch heraus, die er sich köstlich munden ließ, während der betrogene Elefant geduldig ausharrte. Endlich war der Hase gesättigt. Er entfernte sich ein wenig mit der Ausrede, dér Rauch mache seine Augen schmerzen. Aus sicherer Entfernung rief er dann dem Elefanten zu, die Kur sei beendet. Der Elefant erhob sich, fiel aber gleich wieder zu Boden, weil er mit dem verstümmelten Fuße nicht gehen konnte. Er fluchte dem Hasen, der sich die Pfoten leckte und sich freute, einen so mächtigen Herrn angeführt zu haben." Nachdem Ador ihrer Zuhörerinnen Wunsch nach Erzählung eines weiteren Geschichtleins befriedigt hatte, in welchem der schlaue Hase selbst den Löwen übers Ohr gehauen hatte, gab sie einige Rätsel auf. „Es ist schwarz und weiß und sitzt in einer Höhle. Was ist das?" (Das menschliche Auge) besonders die kleineren, hatten manche Nuß zu knacken. Endlich schloß friedlicher Schlummer die jungen Augenlider. Auf einmal plätschert daš Wasser im Flusse und unterdrückte menschliche Laute werden vernehmbar. Das Riesen-, segel einer Barke taucht gespenstisch auf, das aber bald schlapp um den Mast flattert und von geübten Händen eingeholt wird. Ein zweites Segel taucht auf und dann noch eines. Leise rauschend dur'chschneiden die drei Schiffe den Schilfgürtel, der das Ufer besäumt, um bald darauf am Lande anzustoßen. Dann verlassen dunkle Gestalten die Fahr- Mohammedaner in der Wüste beim Gebet. (Archiv) „Ein kleiner Knirps liegt im Schatten." (Die Zunge) „Ich gehe, und es folgt mir nach." (Der Schatten) „Es verschlingt uns und speit uns wieder aus." (Die Hütte) „Es strebt zu den Wolken hinauf, sein Inneres aber ist ohne Knochen." (Der Rauch) „Es sind Schwestern, aber sie kommen nie unter sich zusammen." (Die Hörner der Kuh) Manche der Zuhörerinnen kannten bereits die Auflösungen der Rätsel; andere, zeuge, legen kleine Anker aus und nehmen ortskundig Richtung auf die friedliche Negersiedlung. Leisen Schrittes, im tiefsten Stillschweigen, gehen sie im Gänsemarsch voran, teilweise im hohen Grase verschwindend, unheimlich anzusehen im gespenstischen Lichte dgr Mondsichel. Ungestört kommen die nächtlichen Wanderer bis auf etwa hundert Schritte an die menschlichen Behausungen heran; da schlägt ein Hund an, dem sogleich andere antworten, um Gebell und Geheul nicht mehr einzustellen. Da-'mit haben die ungebetenen Besucher ge- rechnet. , Einige kurze Zurufe, und sié schwärmen in erprobter Weise auseinander, sich dem Dorfe im Laufschritt nähernd und es im Kreise einschließend. Das -Anschlägen der Hunde ist nicht ungehört geblieben in den Hütten. Die Dorfleute schrecken aus dem Schlafe auf. Die Unruhe ihrer vierfüßigen Wächter sagt ihnen, daß es sich nicht um eine ge- ringfügige-Ursache handelt. Triebmäßic[ greifen die Männer und - Jünglinge ' zu Lanze, Kèule und Schild und eilen ins Freie, wo sie von Flintenschüssen - empfangen werden. Unverzüglich stoßen sie den Kriegsruf ihres Volkes aus, ein off wiederholtes „Lu — lu — lu ... ", Um die benachbarten Dörfer zu benachrichtigen. . (Fortsetzung folgt): Mburro, Der Gorilla Erzählung von Hugo Kocher Dumpfe Schwüle, braundämmeriges Dunkel herrschte unter den dicht verschlungenen,- wildverwachsenen Baumkronen der mächtigen Urwaldriesen. Allerlei Kraut und Blattwerk, schwarz-stämmige Baumfarne, dazu armstarke Schlinggewächse vereinigten sich mit Dornen und Unterwuchs zu einer undurchdringlichen, ineinander verfilzten braungrünen Mauer. An einer Stelle hatten schmarotzende Schlinggewächse einen der Baumriesen zu Fall gebracht. Da lag er, alles schwache, am' Boden wuchernde Buschwerk erdrückend, in das Laubdach eine Lücke reißend, durch die ein paar Sonnenstrahlen gleich blanken Schwertern hereinschossen, farbenprächtige, wuchernde Orchideen wie Edelsteine aufleuchten lassend, üppiges Leben überall weckend, wo immer ihr belebender Schein | hinfiel. Wie ein trauliches Sonnenkämmerlein war die rings von flechtenbehangenen Bäumen umstandene Lichtung geworden, Jetzt brach und knackte es in dem Unterholz. Die undurchdringlich scheinende grüne Wand geriet ins Schwanken, riesenstarke, behaarte Hände rissen Lianen und Buschwerk auseinander, brachen schenkelstarkes Geäst wie morsches Rohr. Ein braunrot behaartes, dunkelhäutiges, runzliges Gesicht schob sich heraus, nun folgte eine riesige hreite Brust, Schultern und Arme, und jetzt stand er in seiner ganzen gewaltigen Größe auf dem gefallenen Stamm,Mburro, der Gorilla, der Waldmensch. Mit einem ungeduldigen Grunzen wandte er sich zurück. Da raschelte und brach es und nach , einer Weile tauchte ein Gorilla-Weibchen auf, das gegen den gewaltigen Alten wie ein Jungtier wirkte. Ein halbwüchsiges Junges folgte, ein zweites hing im Rückenhaar der Alten festgeklammert. Mburro blinzelte ärgerlich in die helle Sonne. An das braune, dämmerige Dunkel seiner Wälder gewöhnt lag ihm nicht eben viel an dem hellen Schein. Jetzt aber entdeckte er etwas, was ihn gegen Sonne und Licht gleichgültig machte. Dicht neben dem gestürzten Stamm wucherte eine scharf riechende, schierlingsähnliche Staude empor, daneben war eine ganze Siedlung dieser Pflanzenart. Grunzend machte siph der Alte darüber her, riß mit kräftigem Ruck die Stengel ab und begann behaglich, mit dem Rücken gegen den Stamm gelehnt, zu kauen. Auch das Weibchen und die beiden Jungen waren nicht müßig und schmausend saß die ganze Familie einträchtig in dem Sonnenwinkel. Nicht lange. Der Alte hatte alles in seiner Nähe Erreichbare gefressen. Mit ärgerlich gerunzelter Stirn bemerkte er, daß der älteste Sohn einen ganzen Arm voll der begehrten Stengel abgerissen hatte und gemächlich verzehrte. Mburro gab in der Gorillasprache zu verstehen, daß er bedient sein wollte und gehorsam watschelte der junge Affe heran, um dem Vater die Stengel zu reichen. Offenbar ging es dem Alten nicht rasch genug, denn ein klatschender Schlag seiner Rechten warf den Jungen quiekend in das Unterholz: Demütig brachte auch das Weibchen dem Gebieter ein paar Stengel und nun erst durfte sie wieder an sich und die Jungen denken, vereinzelte übriggebliebene Pflanzen suchen, um Sie in Hast zu verzehren. Nicht anders erging es ein wenig später, als die Familie Amomumschoten im Unterholz entdeckte. Erst als ein ganzes Häufchen dieser säuerlichen Früchte neben Mburro lag, konnten siđi Weibchen und Junge auf die Suche für den eigenen Bedarf machen. Dann kam dem Affenriesen ein anderer Gedanke. Er wanderte zurück zu der Lichtung, watschelnd auf dem Boden gehend, sich nur mit den Handknöcheln stützend, wohl auch gelegentlich nach Lianen greifend, den massigen Körper voranschwingend. Auf dem Stamm angekommen, suchte er ein Plätzchen für die Sonnenruhe, er wollte ein Schläfchen machen. Einige Äste mochten ihm hierbei im Wege stehen. Da zeigte sich seine ganze gewaltige Kraft. Die Müskelwülste auf den Armen und Schultern spannten sich, Äste, die selbst einem Elefanten Mühe gemacht hätten, brachen unter seinen Griffen. Nun setzte er sich zurecht, ein Blattzweig ■ wurde ergriffen, mit ihm scheuchte er sich die aufdringlich summenden Moskitos fort. Nach einer Weile kam das Weibchen gesättigt mit den Jungen herbei, um sich in der Nähe niederzutun. Ängstlich achtete sie dabei darauf, daß das Jüngste den Schlaf des Vaters nicht durch Quieken und Betteln störte. Einmal fuhr das Affenweibchen auf. Ein leiser Tritt hatte ihren leichten Schlummer gestört. Auch Mburro schlug die Augen auf, spähte in das Dämmerdunkel der Büsche. Da zog ein Rudel Warzenschweine vorbei. Der Gorilla schnaubte böse, er haßte die Witterung dieser Tiere. Wären sie in seine Nähe gekommen, so hätte er sie mit Faustschlägen vertrieben. So ließ er sich nach einer Weile zurücksinken, um den unterbrochenen Schlummer fortzusetzen. Ein wenig später, wieder hungrig geworden, mußte ihm die Familie Früchte schütteln und Zusammentragen, wobei sich das Weibchen als geschickter Kletterer erwies. Mburro liebte diese Anstrengungen nicht. Er schätzte die Gemächlichkeit, sein ganzes Leben floß dahin ohne große Hast. Er war weder ein gewandter Kletterer noch'ein besonders guter Läufer. An Klugheit stand er den Schimpansen um ein beträchtliches nach. Er und seine Sippe hatte es nie nötig gehabt, im Kampfe um das Dasein besondere Anstrengungen zu machen. Was sie nötig hatten, das fiel ihnen zu, Feinde brauchten die Riesen in den unbewohnten Wäldern kaum zu fürchten. Eben jétzt gähnte der Alte, zeigte dabei ein mächtiges Raubtiergebiß, das selbst einem Löwen Achtung einflößen konnte. Mburro hatte an seinem Körper mancherlei Farben, die von Kämpfen mit Menschen und Tieren kündeten. Aber besondere Erfahrungen hatte er aus diesen Erlebnissen nicht gesammelt, ja nur einige undeutliche Erinnerungen waren ihm geblieben. Diese hingen mit den schwarzen Männern zusammen, die ihm einmal sein gewähltes Revier hatten streitig machen wollen. Drei- oder viermal war der Riese dabei verwundet worden, immer dann, wenn er mit den Fäusten auf der nackten Brust trommelnd, drohend seine Herausforderung den Männern entgegengebrüllt hatte. Hatte man erst die fliegenden Stachelstöcke zerbrochen, so war es kein Kampf mehr, diesen armseligen Wesen mit einem Griff die Brust einzudrücken oder das Genick zu brechen. Aber Pfeil- und Speerwunden hatten ihm doch zu schaffen gemacht. So hatte er gelernt, ohne einen Laut anzugreifen, plötzlich überraschend aus den Büschen zu stürzen oder aber beizeiten, in aller Stille seinen Weg zu gehen, sich im Urwalddämmern zu bergen. Mburro suchte den Kampf nicht, er war im Grunde ein mürrischer, eigensüchtiger Affe, aber kein Raufbold, wie die alten Männer seines Stammes zu werden pflegten. Mit einem solchen hatte Mburro einmal einen fürchterlichen Kampf gehabt. Seine Rücken- und Nackenhaare sträubten sich deshalb immer drohend, sein Gesicht verzog sich zur scheußlichen Fratze, wenn er auf ein Gorillamännchen stieß. Sein Haß gegen die Alten kannte keine Grenzen, wehe dem, der ihm nicht wich; sich selbst mehr und mehr in tolle Raserei hineinsteigernd, kannte er keine Gnade und kein Erbarmen mehr. Der Abend fand die Gorillafamilie am Rande eines Bambuswaldes, in den eine Elefantenherde einen breiten Wechsel getreten hatte. Hier tat sich Mburro nieder, raffte ein paar Händevoll Gras zu- sammen, scharfkantige Halme, die jede feinere Haut zerschnitten hätten. Daraus machte er sich ein Lager am Fuße eines Baumes, einen Wurzelknorren als Kopfkissen benützend. Nach einer Weile, als es ihm zu hart wurde, schob er sich ein förmliches Polster unter dem Kopf zurecht. Inzwischen hatte das Weibchen, von dem ältesten Jungen unterstützt, in einiger Höhe nahe am Stamm ein Nest gebaut und mit Laub und Blättern weich gepolstert. Darin kauerte sie sich zusammen, die beiden Jungen eng an sich gezogen, ihnen mit ihrem Körper Wärme und Schutz gegen die Nachtkühle gebend. Es war dunkel geworden. Regungslos standen die Bäume. Die dumpfe, drük-kende Schwüle des Tages hing noch lastend unter den Baumkronen. Allerlei Laute sind erwacht, der nächtliche Busch kennt keine Ruhe. Unaufhörlich geht der Kampf ums Dasein weiter, im Grase, in den Büschen wie hoch oben in den Kronen der Bäume. Da gellt der Todesschrei einer Ratte unter den Fängen der Eule, da hat irgend einer der vierfüßigen Schleicher ein Huhn, ein unvorsichtiges Jungtier überrascht. Lautlos gleitet eine Schlange von Ast zu Ast, hängt pendelnd über einem Wildschweinwechsel, erstarrt, lauert in unfaßbarer Geduld auf ein Beutetier. An den Tränkestellen am Flusse ist ein Kommen und Gehen. Aber auch dort ist überall scheue Vorsicht, Fluchtbereitschaft, größte Wachsamkeit. Nur Mburro schläft mit der Ruhe des Starken, mit dem Selbstvertrauen, das ihm seine gewaltigen Muskeln und seine Eckzähne gegeben haben. ... Da kommt es auf dem Elefantenwechsel auf lautlosen Sohlen geschlichen. Grünliche Raubtierseher leuchten auf, erlöschen wieder und richten sich nun starr auf den schlafenden dunklen Klumpen am Fuße des Baumes. Mondlicht sickert jetzt durch die Wipfel, ungewisse Helle spendend, Schattengespenster tanzen lassend. Aber das Raubtierauge trügt kein Schattentanz. Raublust flammt auf, nun steht die Witterung des Gorilla voll auf den Leoparden zu. Der zögert, er hat noch nie mit einem solchen Riesen zu tun gehabt. Aber der Hunger, die Beutegier sind stärker als alle Vorsicht. Fast auf dem Bauche liegend schiebt sich der gefleckte Tod heran, die Lefzen hochgezogen, die Schwanzspitze verrät zuckend die steigende Erregung. Jetzt hat der Leopard ein Bambusrohr gestreift, ein Laut wie das Fallen eines Blattes, wie das Berühren einer Blüte durch einen Schmetterling. Und doch ist Mburro wach geworden. Er schlägt die Augen auf, rührt sich noch nicht, äugt um sich, lauscht, saugt die Nachtluft ein. Dann schleudert er seinen schweren Oberkörper mit einem Ruck der Arme empor, just als der Leopard zum Sprunge ansetzt, hochschnellt, mit rauhem Jagdschrei dem Gorilla an die Kehle fahren will. Ein Faustschlag trifft den Räuber in der Luft, wirft ihn in splitternde Bambusstengel. Schon ist er wieder auf den Beinen, schnellt heran, er jault und brüllt vor Wut. Aber ein zwei-t.esmal wird er niedergeschlagen, ein drittesmal, ehe ihm ein Biß gelingt. Und dann trommeln urgewaltige Gorillafäuste auf seinem gefleckten Fell, ein Hieb trifft seinen Schädel, der ihn taumeln läßt, ihm fast die Besinnung raubt, und mit einem Jaulen, halb Furcht, halb Wut verratend, flieht er, seinen Irrtum erkennend, waldein. Mburro aber richtet sich hoch auf, steht im Mondlicht, ein zottiger, riesiger Schatten, dumpf dröhnen die Schläge seiner Fäuste auf der gewaltigen Brust, ein Schrei kommt aus seinem Mund, rauh urtümlich, dröhnend. Der Siegesruf des Waldmenschen über das schleichende Raubtier der Nacht. Dann, während sich langsam seine gesträubten Haare wieder legen, kauert er sich wieder in sein Lager, leckt sich die Wunde am Arm und schläft schließlich, noch immer mit einem dumpfen Grollen in der Kehle, wieder ein. Das Weibchen im Nest hat während des Überfalles die Jungen eng. an sich gedrückt und hinabgelauscht auf den Urwaldboden. Jetzt setzt auch sie sich in das Nest zurück und beruhigt das im Schlafe wimmernde Jüngste. Mburro und die Seinen schlafen, bis die Morgensonne die Urwaldwipfel vergoldet, bis ein neuer Tag heraufzieht über die schwülen, dumpfen, unendlichen Urwälder ihrer Heimat.