Narodna in uniyerzitetna knjiinica v Ljubljani CHELENZ 98077 IthRbUCH DES JC&ndballspiels Tech n i k-Tdkti k-Tra i n i n g UND AMTLICHE SPIELREGE^LN DER I. A. H. F. WILHELM LIMPERT-VERLAG BERLIN 1 J ^ * )-• B jbEH • Or • ’ •:>- m ' ■ '#$■.. V-'..- ■ ■ • ■■ • • ^ E®»» -toMBt -43*5 V ■ : ‘>' • ■ ••" ••- ■ ■■ ' . ■ - ' ■ ' : \ - ' . • - - ' ^ ... ? . ••- ■ - \ *i.l: i h\ . ■ ' ‘ I f .V 9 KARL SCHELENZ € Lehrbuch des Handballspiels Technik / Taktik / Training und Amtliche Spielregeln der I. A. H. F. WILHELM LIMPERT-VERLAG•BERLIN Alle Rechte vorbehalten / Wilhelm Limpert-Verlag, Berlin / 1943 Verlagsnummer 43054/ Umschlagzeichnung: Hedy Zeiler, Berlin Druck: Wilhelm Limpert, Dresden INHALT SYERZEICHNIS (Abschnitt 1) Seite Zum Spielgedanken ..5 Wert und Ziel der Leibesiibungen.5 Das Spiel.5 Das Iiandballspiel.6 Korpertechnik . . ..6 Grundsatzliches zur Gymnastik.7 Lauftechnik. 8 Laufschulung.9 Methodik der / Laufschule.11 Stillauf. 12 Tempolauf.13 Gleichgewichtsiibungen.13 Balltechnik. 14 Fangtechnik .14 Wurftechnik.16 Schlag- und Schwungwurf ..16 Fang- und Wurfschulung.17 Lauftechnik mil dem Ball . . . -.18 Fang-, Wurf-, Gleichgewichts- und Laufzeichnungen . . 19 Das Fangen.19 1. Fangen blickhoher Balle ......... 20 2. Fangen reichhoher Balle.’ ... 2.1 3. Fangen seithoher Balle ..22 4. Fangen hufthoher Balle.23 5. Fangen tiefer Balle . ..24 6. Fangen mit einer Hand . .'.25 7. Aufnehmen rollender Balle.26 8. Stoppen hoher Balle . ..27 9. Stoppen tiefer Balle.. •. 28 Das Werfen.• . . 10. Schlagwurf in Kopfhohe ... . 11. Schlagwurf in Schulterhohe . . . 12. Schlagwurf in Hiifthdhe . . . . 13. Schlagwurf mit beiden Handen . 14. Schwimgwurf unter Schulterhohe 15. Schwungwurf hinter dem Rumpf . 16. Schwungwurf mit beiden Handen . 17. Laufen mit dem Ball ., .. : 18. Kampf mit einem Gegner . . . . 19.—21. Gleichgewichtsiibungen. 22. Stillauf. 23. Tempolauf. 24. Startstellung. . 29 . 30 . 31 . 32 . 33 . 34 . 35 . 36 . 37 . 38 . 39 . 41 . 42 . 43 Zum Spielgedanken 5 Abschnitt 1 ZUM SPIELGEDANKEN Wert und Ziel der Leibesubungen Leibesubungen mussen in Ausfuhrung und Belehrung ein- fach sein. Der Zustrom zur Leibesiibung wird an Ausbrei- tung gewinnen, wenn der triebhaften Bewegungslust breite- ster Raum gegeben wird. Die Freude an der Gestaltung einer Obung fiihrt in den Leibesubungen zur Besinnlichkeit, zur Bildungs- und Beherrschungsfreudigkeit. Leibesubungen sind werbekraftig, wenn sie bewegungsgroB, kraftvoll und asthe- tisch wirken. Leibesubungen mussen fur jeden jungen Menschen auch Leistungsiibungen sein. Die Leibesubungen sollen hier als Mittel zur Personlichkeitserziehung wirken. Der Personlich- keitswert findet seine beste Priifung im Wettkampf. Leibes¬ ubungen mussen deshalb auch Kampfubungen enthalten. Welche Leibesiibung erfiillt die angefuhrten Forderungen am besten? Das Spiel Ob Neck-, Lauf- Oder Ballspiel, zum Spiel drangt alles. Keine Art der Leibesiibung kann sich an Ausbreitung und Teilnehmerzahl der Spielbewegung gleichstellen. Unter den verschiedenen Spielarten nehmen die Ballspiele den breite- sten Raum ein. Von den Ballspielen haben wieder jene den Vorzug, die als Kampfspiele ausgebaut sind. FuBball, Hand¬ ball una Rugby sind hierbei die beliebtesten. Das Handball- spiel ist von diesen drei Kampfspielen das einfachste. Diese Feststellung verdient hervorgehoben zu werden, erfiillt es doch damit die erste Forderung einer idealen Leibesiibung. Mit der besonderen Betonung der Einfachheit hat das Spiel aber nicht an Reiz verloren, denn auch hier fordert die vollendete Beherrschung eine sorgfaltige Obung. Meister- leistungen mussen auch beim Handballspiel Zeit zur Reife haben. 6 Korpertechnik Das Handballspicl Die Haupfiibungsgebiete sind Technik, Taktik und Training. Die technischen Anforderungen sind denkbar einfach, da zur Beherrschung des Balles die geschickten Hande zur Ver- fiigung stehen. Die Methode der Handball-Lehre beginnt des- halb auch nicht mit technischen Einzelunterweisungen, son- dern mit der mannschaftlichen Schulung des Stellungsspiels. Jeder Spieler bringt so viel an Ball- und Laufbeherrschung mit, dab sofort Mannschaften gebildet werden konnen. Diese Art der Einfuhrung zwingt zu einer taktischen Ordnung, die theoretisch vor der ersten Spielstunde klargelegt werden mud. E s steht also die taktische Schulung im Mittelpunkt der Handball-Lehre. Die Einfiihrung der taktischen Kenntnisse wird durch eine Grundschule des Stellungsspiels erreicht. Die taktischen Anweisungen sind hierin so einfach gehalten, dab die Anwendung der festge- legten Spielziige zu einer Spielgestaltung fiihrt, die jedem Teilnehmer das Spiel schon in der ersten Ubungsstunde zum frohen Erlebnis macht. Handball ist das Spiel der Mannschaft. Disziplin und Ord¬ nung sind die Fundamente mannschaftlicher Bindung. Tech-- nisches Konnen und die Beherrschung taktischer Grundziige sind die Mittel, um zur mannschaftlichen Leistung zu kommen. Das trben fallt in das Kapitel Training. • TECHNIK Das Handballspiel fordert technische Leistungen in der Korper- und der Ballbeherrschung. Wir wollen diese beiden Gebiete mit Korpertechnik und Balltechnik bezeichnen. [orpertechnik Die Korperbeherrschung des Handballspielers zeigt sich besonders in Lauf, Sprung und Wurf. Wahrend der Lauf eine technische Einzelschulung verlangt, ist die Erwerbung der Sprung- und Wurfbeherrschung in engster Yerbindung mit dem Ball zu belassen. Eine Sonderausbildung von Sprung und Wurf ohne Ball durch Freiubungen ware unzweckmabig, da die Sprung- und Wurfbeanspruchung des Handballspielers vom Flug des Balles abhangt. Der Handballspieler kann nur in Verbindung mit dem fliegenden, springenden und rollen- den Ball zur richtigen Bewegung erzogen werden. Neben der Grundsatzliches zur Gymnastik 7 rein korpertechnischen Ausbildung, die im Spiel mit dem Ball erworben wird, kann gymnastisch beurteilt festgestellt werden, dab eine geschickt aufgebaute Lauf-, Sprung- und Wurfschule in der Bewegungsanforderung jeder speziell gymnastischen Grundschulung gleich, wenn nicht gar iiber- zuordnen ist. Im nachfolgenden mochte ich noch einiges Grundsatzliches zur Gymnastik erortern. Gymnastik darf nur Mittel zum Zweck, nie aber Selbstzweck sein. Gymnastik soli seinen Schulern eine ge- wisse Haltungs- und Bewegungsbeherrschung bringen. Wenn wir die Gymnastik als freudig ausgefiihrte Leibesiibung er- halten wollen, miissen wir ihr Ausbildungsziele stecken. Als ein gymnastisches Bildungsziel kann angesprochen werden: altere oder durch Berufstatigkeit bewegungsgehemmte Men- schen korperlich bewegungsfreier und funktionstiichtiger zu bilden. In dieser Ausgleichsarbeit sehe ich fiir die Allge- ineinheit iiberhaupt das segensreichste Betatigungsfeld der Gymnastik. Die Gymnastik darf niemals in sich zu einer Hochleistung streben. In der Gymnastik gibt es keine Hochst- leistungen. Es ist grundfalsch, durch Steigerung einer tJbung vielleicht zur aubersten Dehnung, zur grobten Kraft oder zur hochsten Reaktionsfahigkeit kommen zu wollen. Eine Hochstbereitschaft und Arbeitstiichtigkeit der Organe wird nur auf Leistungsgebieten erreicht. Gymnastisch gibt es nur in der Bewegungsschulung eine Leistungssteigerung, die dann in der Hochleistung zum Tanz fuhrt. Der Tanz zeigt dabei keine gymnastischen Hochstleistungen im AusmaB be- stimmter Bewegungen, sondern nur in der Fiille der Be¬ wegungsbeherrschung. Der Tanz zeigt eine Kombination yon Gang, Lauf und Sprung sowie fiihrenden und schwingenden Gliedbewegungen. Das Handballspiel zeigt ahnliche Bewe- gungsvorgange. Auch hier sehen wir in der korperlichen Einstellung zum Spiel Lauf, Sprung und Gliederschwung. Wenn beim Tanz von einer gymnastischen Hochleistung ge- sprochen wird, kann gleiches auch vom Handballspiel gesagt werden, nur daB hier die Bewegungen nicht wie im Tanz durch vorwiegend psychischen Antrieb ausgelost werden, sondern vom Flug des Balles oder von den Spiel- und Kampf- handlungen diktiert werden. Somit stellen wir fest, daB die Bewegungsbeherrschung und Korpereinstellung zum Hand¬ ballspiel weder durch physiologisch gerichtete Gymnastik noch. psychisch beeinfluBte Bewegungsschulung erreicht wird, sondern im Spiel mit dem Ball und im Kampf mit dem Gegner erworben wird. 8 Lauftechnik Lauftechnik Im Handballspiel sehen wir eine starke lauferische Be- anspruchung. Unter standigem Wechsel von Sprint, Tempo und Dauerlauf miissen die Spieler zweimal 30 Minuten den Kampf durchhalten. Diese auBerst kraftraubende Laufarbeit kann durch eine schonende Lauftechnik erleichtert werden. Im nachfolgenden wird eine Schulung entwickelt, die sich besonders diese Kraftschonung als Ziel gesetzt hat und wegen ihrer Einfachheit in kiirzester Zeit zur Beherrschung fiihrt. Der Lauf ist eine Gleichgewichtsiibung, wobei der Rumpf das auszubalancierende Gewicht darstellt. Um den Korper in eine Vorwartsbewegung bringen zu , wollen, muB das Korpergewicht vorgelagert, also aus dem Gleichgewicht herausgefiihrt werden (Fig. 22). Dieses Ver- lagern darf aber nicht durch ein Vorniiberneigen des Rump- fes, also Abbeugen im Lendenteil erfolgen, sondern muB unter Yorschieben des Beckens den vollen Rumpf beein- flussen. Ferner muB der Rumpf hierbei standig in einer beinentlastenden Stellung hochgehalten werden, da sonst das vordere Bein stark ermudend belastet wird. Dieses standige Hochhalten des Rumpfes zeigt, daB der Lauf eine glanzende Haltungsiibung ist. Bei kritischer Beobachtung guter Kampf- laufer wird diese Behauptung bestatigt. Gute Laufer mit krummer Rumpfhaltung gibt es nicht. Das Hochhalten des Rumpfes hat fur den Handballspieler noch eine besondere Bedeutung. Der haufige Laufkampf mit einem Gegner zwingt zur standigen Antrittsbereitschaft. In einer Laufstellung kann man nur startbereit sein, wenn der Spieler am Gegner in enger Schrittstellung steht oder mit kurzen und leichten Trippelschritten auf den Gegner zulauft. Diese enge Schrittstellung erleichtert auch die oft geforderte Richtungsanderung. Ob ich mich hierbei im geraden Lauf zum Tor befinde, um kurz abzustoppen, oder vor dem Gegner einen Haken schlagen will, immer muB ich mich bei diesen Richtungsanderungen kurzschrittig bewegen. Wenn auch die Richtungsanderungen von der Rumpflagerung am starksten beeinfluBt wird, ist doch das Gefuhl des Leichtseins vom richtigen Tragen des Rumpfes abhangig. Der Lauf ist auch eine Geschicklichkeitsubung Sie zeigt sich darin, daB man erlernen muB, den Bewe- gungsablauf der Glieder ungehemmt abschwingen zu lassen. Wichtig ist es, den Gliedern diese kraftsparende Pendel- arbeit zu erhalten, denn nur damit konnen weite Strecken durchgehaiten werden. Laufschulung 9 Der Lauf ist aber auch eine Kraftiibung, da zur Hochstbeschleunigung der Masse, also des gesamten Korpergewichts, ein gehoriges MaB von StoBkraft benotigt wird (Fig. 23). Zu dieser Kraftleistung wird besonders die Muskulatur der Beine, des GesaBes und der langen Riicken- streeker beansprucht. Je groBer diese Kraft, je schneller der Lauf. Laufschulung Nacbdem die technischen Grundziige zum Lauf geklart sind, soli jetzt die Schulung desselben entwickelt werden. Diese Schulung befaBt sich nur mit den elementarsten Lauf- bewegungen, die aber von jedem Spieler als Grundlage fur hohe Laufleistungen beherrscht werden miissen. Der Lauf ist also eine Balancieriibung, wobei die Gleich- gewichtsverlagerung nach vorn geschieht. Der ungeiibte Laufer zeigt haufig Schwankungen, die von der Vorwarts- bewegung abweichen. Der groBte Fehler istwohl das sprung- hafte Heben als auch Seitschwingen des Rumpfes. Es ist ein leichtes, diese Fehler abzustellen, wenn verlangt wird, daB der Rumpf mit herausgewolbtem Brustkorb hoch und vorgelagert gehalten wird. Es muB der Rumpf den Gliedern vorauseilen wollen. Diese Gewichtsverlagerungvdes Rumpfes wirkt auch korrigierend auf Schrittlange und Lauftempo. Aus all den Feststellungen ist ersichtlich, daB der Lauf von der Korrektur der Rumpfhaltung abhangt. Rumpfhaltung Bei der Beobachtung hervorragender Laufer fallt auf, daB die Rumpfhaltung eine eigenartige Hohlkreuzstellung zeigt. Diese Haltung wurde nach den bisherigen Erfahrungen als ungunstig angesprochen. Bei naherer Betrachtung erkennt man'jedoch, daB mit dieser Rumpfstellung eine recht gun- stige Verlagerung des Schwerpunktes erreicht wird. Die Hohlkreuzstellung darf aber nie die Bewegung eines Rumpf- riickneigens erhalten. Der Laufer muB standig bestrebt sein, mit der Brust nach vorn zu drangen. Diese Hohlkreuz¬ stellung des Klasselaufers erreicht aber nicht nur eine giinstige Schwerpunktsverlagerung, sondern unterstutzt auch noch den Huftzug der Beine. Es ist bekannt, daB bewuBte Muskelarbeit friihere Ermiidung zur Folge hat als unbewuBt geleistete. Schonende Muskelbeanspruchung zeigt sich bei Bewegungen, die durch geschicktes Stellen von Gelenken eine tTberdehnung der Muskulatur erreichen, so daB zur zug- maBigen Betatigung dieser Muskulatur fast nur die Elasti- 10 Laufschulung zitatsenergie notig ist, um den Muskel zum normalen Tonus zuriickzufuhren. Wir haben beim Lauf einen ahnlichen Vor- gang in der Beinfiihrung. Das riickwartige Bein wird im Lauf hauptsachlich von der Huftmuskulatur nach vorn be- wegt. Hierzu gehort ein erhebliches MaB von Kraft. Es ist Aufgabe des Laufers, diesen Kraftaufwand auf^ias Geringste zu beschranken. Die Moglichkeit, sich lauferisch kraftsparend zu bewegen, besteht darin, daB man die arbeitende Huft¬ muskulatur in eine iiberdehnte Stellung zu bringen sucht. Diese Spannstellung wird vielleicht bewuBt, groBtenteils aber unbewuBt von den Hohlkreuzlaufern erreicht. Es ist fachlich richtig bezeichnet, man soil aus den Kiiften laufen. Dieses kann aber nur erreicht werden, wenn dem Vordrangen der Brust ein Vorschieben der Hiifte folgt. Wir sehen in der Rumpfverlagerung also nicht nur ein Vorneigen der Brust, sondern auch ein Vorschieben des Beckens, wodurch eine aktive Dberdehnung der Huftmuskulatur in Verbindung mit dem hinteren Bein erfolgt. Ich gehe noch weiter, indem ich behaupte, daB die vordrangende Rumpfstellung nicht nur in paralleler Ebene zum Erdboden erfolgen soli, sondern die Brust nach vorn-oben zu heben ist, damit die Huftmuskulatur eine noch groBere Spannung erhalt. Es muB sich der Laufer in eine hohe beinentlastende Rumpfstellung bringen, damit die schwingende Beinarbeit ungestort ablaufen kann. Hier- mit ware die Rumpfhaltung geklart. .V V • 0 ' \ / ^ w Beinarbeit t , Die Beintatigkeit hat ihren Stiitz und Ausgangspunkt in der Hiifte. Die erste Voraussetzung einer zweckmaBigen Beinarbeit ist lockere Haltung im Hiift-, Knie- und FuB- gelenk. Bei riclitiger Haltung des Rumpfes pendelt das riickwartige Bein in lockerer Haltung nach vorn. Hierbei zeigt ' das Knie eine Winkelstellung, die der Streck- und Beugemuskulatur eine erholende Abspannung gibt. In glei- chem MaBe ist auch das FuBgelenk in einer der Waden- und Schienbeinmuskulatur Abspannung gebenden Haltung ge- stellt. Die Weite des Schrittes wird durch den Gleichge- wichtssinn bestimmt, indem der FuB des vorpendelnden Beines in dem Augenblick Boden faBt, wo das Korpergewicht eine Stiitze benotigt. Das Aufsetzen des FuBes geschieht mit den FuBballen. Die Schwere des Korpers erreicht unmittel- bar darauf, daB die Ferse zur Erde gedriickt wird. Ein natiirlicher Vorgang ist ferner, daB sich nach dem Weiter- gleiten des Rumpfes zuerst wieder die Ferse vom Erdboden hebt, dem Ballen und FuBspitze folgen. Hiermit ware der natiirliche Bewegungsvorgang der Seine erlautert. Es ist Methodik der Laufschule 11 grundfalsch, durch bewuBte FuBstellung diesen naturlichen Bewegungsablauf zu storen. Es darf weder Fersen- noch Sohlen- noch Ballenlauf schulmaBig gelehrt werden, da es dem Gleichgewichtssinn uberlassen bleiben muB, in welchier Stellung der FuB zur Stiitzung des Korpergewichts den Boden beriihrt. Bisher ist von einer schwingenden und stiitzenden Arbeit der Beine gesprochen worden. Die Tatigkeit der Beine zeigt aber auch eine treibende Arbeit. Diese Arbeit leistet zweifel- los das riickwartige Bein, dessen Hochleistung erkennbar ist, wenn es, auf den Zehen stehend, im FuB-, Knie- und Hiiftgelenk gestreckt mit dem Rumpf eine gerade Linie bildet (Fig. 23). Diese hochste Kraftleistung kann nur kurze Zeit ausgefiihrt werden, da der Krafteabbau hierbei ganz aufiergewohnlich ist. , Armarbeit Die Armfuhrung wird recht verschieden beurteilt. Meine Erfahrungen gehen dahin, daB eine bewuBte Armarbeit genau so fehlerhaft ist wie eine bewuBte FuBarbeit. Man sollte nur darauf achten, daB die Haltung der Arme locker ist. Das Tragen der Arme ist auch keinem WinkelmaB unterworfen, sondern es bleibt dem einzelnen uberlassen, in welcher Stellung er das Gefiihl der lockeren Haltung besitzt. Die Schwingungen der Arme sind dem Rhythmus der Bein- schwingungen unterworfen. Ein bewuBtes Armschwingen wiirde zu Gleichgewichtsstorungen fuhren. v Methodik der Laufschule Die Methodik der Laufschule muB einen einfachen und naturlichen Aufbau haben. Man vermeide es, den Lauf in Einzelteile zu zerlegen. Die Laufschule beginnt mit der voll- standigen Laufbewegung vom Ort. Man gibt dem Schuler die Anweisung, sich durch ein Verlagern des Rumpfes nach vorn in Bewegung zu setzen. Die erste Korrektur beginnt in der Rumpfhaltung, indem man empfiehlt, den Rumpf mit der Brust nach vorn-oben gewolbt zu halten. Der Laufer muB durch diese Haltung das Gefiihl des Leichtwerdens er- werben. Eine Zusammenfassung und Hochhaltung des Rump¬ fes wird noch unterstutzt, wenn man anregt, recht leicht zu laufen. Die Beinbewegung muB bei diesem Schullauf kurz- schrittig sein. Es muB vermieden werden, bewuBte Hub- oder StoBbewegungen auszufiihren. Es soil lediglich ein lockeres Schwingen aus den Hiiften, ein leichtes Winkeln in den Knien und ein dem Korperdruck nachgebendes Federn im / % 12 Stillauf FuBgelenk sein. Um diese Muskelsinn und Muskelgefiihl gebende Arbeit richtig ausfiihren zu konnen, mussen dem Laufer korrigierende Anweisungen gegeben werden, welche vielleicht in folgenden Worten verstandlich wirken: Die Brust nach vorn-oben herausheben (groBer werden wollen), Hiiften locker, Becken vorfiihren, Beine pendeln lassen (das hintere Bein kommt von selbst nach vorn geschwungen), die FuBgelenke locker federn lassen, damit die Fersen den Boden beriihren konnen, die Schultern locker halten, damit die Arme pendeln konnen und der Brustkorb zur Atmung frei bleibt. Das allgemeine Laufbild zeigt eine freie, stolz aufgerich- tete Rumpfhaltung, ein leichtes Pendeln von Armen und Beinen und ein Aufsetzen der FiiBe in der Bewegungsfolge: Ballen — Ferse — Ballen — Fufispitze. Nachdem fiir die elementare Laufarbeit die Gesamteinstellung des Korpers gegeben ist, kommen wir zur Erweiterung der Laufschule, indem wir dem Schuler durch eine starkere Verlagerung des Schwerpunktes den Weg zum eigenen Laufstil freigeben. Stillauf Die bisherige Arbeit war eine reine Gefiihlseinstellung fur Gleichgewicht, Gelenkempfinden und Muskelsinn. Diese psychischen Erlebnisse sind kostbare Erfahrungsschatze. Was heifit eigentlich Laufstil? Es^soll diejenige Form des Korpereinsatzes und Bewegungsablaufes gefunden werden, die es ermoglicht, langere Strecken in gutem Tempo ohne wesentlichen Krafteverbrauch durchzuhalten. Grundfalsch ware es, ein Stilbild festzulegen, nach dem sich jeder Laufer zu formen hat. Die erste Arbeit der bisher entwickelten Laufschule gibt die beste Grundlage fur die gewunschte Stiliibung. Wir hatten der Rumpfeinstellung die groBte Beachtung geschenkt. Diese Wertschatzung bleibt auch weiter erhalten. Wenn der Schuler den Rhythmus der Arm- und Beinschwingungen er- lebt hat, wird es ihm ein leichtes sein, durch starkeres Ver- lagern des Schwerpunktes die Schrittlange zwecks Beschleu- nigung der Korpermasse zu erwcitern. Die Verlagerung des Schwerpunktes zeigt bewuBte Einstellung in der Rumpf¬ haltung, wobei der Oberkorper so weit nach vorn geneigt wird, daB eine erhebliche Gleichgewichtsverschiebung ein- tritt. Dieses Vornuberneigen ware aber fehlerhaft, wenn nicht gleichzeitig auch wieder der Aufbau des Rumpfes durch Vorschieben des Beckens erfolgte. Die Folge dieser Bewegung ist ein starkeres Vorschwingen des hinteren Beines, um den aus dem Gleichgewicht gebrachten Korper Tempolauf — Gleichgewiehtsubungen 13 wieder auffangen, also stlitzen zu konnen. Dieses Vorpendeln benotigt keinen besonderen Kraftaufwand, da die iiberdehnte Hiiftmuskulatur hierfur die grofite Arbeit leistet. Das Stil- bild zeigt also ein erhohtes Yorwartsdrangen des Rumpf es, ein erweitertes Schwingen der Beine und ein der Beinarbeit angepafites groBeres Schwingen der Arme. Bei guter Schulter- und Iluftlockerung wird ferner zum erstenmal eine fiihrende Hiiftarbeit eintreten, die einen freieren Schritt zulaBt. Bei richtig gehaltener Rumpfstellung, verbunden mit absoluter Gelenkfreiheit der Glieder, werden auch die fehlerhaften Schwankungen in der Hohen- und Seitenlage vermieden. Tempolauf Nachdem so der Schuler die naturliche Entwicklung des Laufes erlebt hat, beginnt der Einsatz der Kraft, der den Stillauf zum Tempolauf uberleitet. Fur diesen Einsatz be- steht keine Schwierigkeit, da die Haltung des Rumpfes als auch der Bewegungsablauf der Glieder die gleiche Einstel- lung zeigt wie im Stillauf. Die Kraft zur Erhohung der Be- schleunigung ist dem ruckwartigen Bein iibertragen. Diese Kraft zeigt sich im Ausdruck eines kraftigen StoBes. Man laBt den Schuler mit dem hinteren Bein einen langeren Druck ausfiihren, der als treibende Kraft auf den Rumpf wirken kann. Um durch die sich hieraus ergebende langere Fesse- lung .des hinteren FuBes am Erdboden nicht in eine Gleich- gewichtsschwankung zu kommen, ist es notig, die gleich- seitige Rumpf-, also auch Hiiftseite, recht weit nach vorn zu fiihren. Mit dieser auBersten Gewichtsyerlagerung und Triebarbeit ist die Laufschulung abgeschlossen. Ferner ist auf die Steigerung der Trittgeschwindigkeit groBer Wert zu legen. Gleichgewiehtsubungen des Handballspielers Fur den Handballspieler hat die Beherrschung der Lauf- kunst durch die starke Betonung des Gleichgewichtsempfin- dens eine besondere Bedeutung. Handball ist ein Bewegungs- spiel. Jede Spielphase zeigt Fortbewegungen im Raum. Dieses Fortbewegen geschieht nicht nur in der Richtung nach vorn, sondern auch seit- und riickwarts. Um aus der Ruhe in eine Fortbewegung kommen zu wollen, ist keine Schrittausfiihrung, sondern eine Gleichgewichtsverlagerung notwendig. Diese Gleichgewichtsanderung setzt durch eine Rumpfverlagerung ein, dem die Beine als pendelnde Stutzen folgen. Wenn also im Spiel eine Ortsveranderung notig ist, braucht sich der Spieler nur im Rumpf nach der gewiinsch- 14 Balltechnik — Fangtechnik ten Richtung zu neigen, um ohne Kraft in eine lauferische Bewegung zu kommen (Fig. 19—21). Diese Gewichtsverlage- rung laBt einen groBen Teil der im Spiel geforderten Lauf- arbeit muhelos und kraftsparend ausfiihren. Um in der Laufbeherrschung auch zur Ausdauer und Schnelligkeit kommen zu konnen, muB trainingsmaBig der Tempowechsel und die Sprintarbeit geiibt werden. Neben reinem Lauftraining hat sich auch hier als beste Trainings- methode das Spiel mit dem Ball erwiesen, wie es unter Kapitel Training behandelt wird. BALLTECHNIK Bei der Beurteilung der Korpertechnik wurde festgestellt, daB nur der Lauf eine schulmaBige Erlernung ohne Ball be- notigt, Sprung und Wurf dagegen in engster Verbindung mil dem Ball ihre Schulung erfahren miissen. Da die Ball¬ technik wiederum stark von der korperlichen Einstellung des Spielers abhangt, gehort Ball- und Korpertechnik in ein und denselben Abschnitt. Gymnastische Voriibungen sind auch fur die Balltechnik abzulehnen. Eine Bewegungsbe- herrschung, wie es das Spiel mit dem Ball fordert, ist nur in Verbindung mit dem Ball ubbar. Fangtechnik Fangsicherheit und Wurfklarheit sind erste Voraussetzun- gen eines erfolgreichen Spiels. Wann ist die Sicherheit des Ballbesitzes am groBten? Wenn der Ball mit beiden Handen gefaBt wird. Es ist deshalb fur die Fangtechnik der Grund- satz aufzustellen: Jeder Ball ist mit beiden Handen zu er- fassen Fig. 1—5). Diese beidhandige Beherrschung braucht nicht immer direkt beim erstmaligen Ergreifen vorhanden zu sein, sondern kann auch auf dem Wege des einhandigen Zu- fuhrens oder des einhandigen Abstoppens geschehen"(Fig. 6, 8 und 9). Auf jeden Fall muB aber der Ball nach jedem Empfang einen Augenblick in beiden Handen gewesen sein, bevor er weiter gespielt wird. Der sicherste Ballbesitz zeigt das direkte Fangen mit beiden Handen. Es ware jetzt die korperliche Einstellung zum Ballempfang zu klaren. Da wir niemals den Flug eines Balles voraus- berechnen konnen, weil die Ursachen, die den Ball abwegig beeinflussen konnen, sehr vielgestaltig sind, ist eine standige Fangtechnik 15 Bewegungsbereitschaft notwendig. Diese Bereitschaft mub sowohl am Ort als auch fur einen verlangten Sprung oder Lauf vorhanden sein. Die einfachste Art der Empfangsstellung zeigt das t)ben am Ort Hier ist aus der Bewegungsbereitschaft nur das Vor-, Hoch-, Seit- oder Tieffuhren der Arme notwendig, um den Ball mit beiden Handen erfassen zu konnen (Fig. 1—5). Bei alien Fangarten miissen dem Ball die offenen Hande entgegengehalten werden. Das Fangen soil moglichst frei vom Rumpf geschehen, um die Arme fur den unmittelbar folgenden Wurf bereit zu haben. Nur bei feuchter Witterung ist es aus Grunden der Sicherheit ratsam, den Ball, enger am Rumpf zu fangen. Das Fangen am Ort darf aber korper- lich nicht ruhsam sein: Wir sind uns klar, dab im Spiel beim Empfanger jederzeit der Gegenspieler aufta.uchen kann, der ebenfalls den Ball abfangen mochte. Diese Tatsache zwingt den Empfanger, dem Ball entgegenzulaufen. Dieses Zum- Ball-Streben wird beim Flug von vorn oder von der Seite durch Schrittbewegungen und beim Hochball durch eine auberste Korperstreckung, die eventuell durch einen Sprung zu erweitern ist, erreicht. Balle, die auberhalb dieser Flug- richtungen ankommen und nicht mehr beidhandig zum direk- ten Besitz ubernommen werden konnen, miissen iiber den Weg des einhandigen Abstoppens empfangen werden (Fig. 8 und 9). Besonders in Frage kommen - hierfiir Balle, deren Flugbahn auberhalb der Korpermitte oder tief in Boden- hohe liegen. Das Erfassen dieser seitlichen Flugballe mub so geschehen, dab der Empfanger sich entweder zu dem abgestoppten Ball hinbewegt, um ihn nach dem Aufspringen vom Boden mit beiden Handen zu fassen, oder der Ball wird beim Abstoppen durch Aufprellen so vor den. Korper ge- leitet, dab eine Ortsveranderung nicht notig ist. Die zur Korpermitte aber bodentief liegenden Balle werden mit bei¬ den Handen abgestoppt. Haben wir bisher beim Empfangen des Balles den grobten Wert auf sicheren Besitz gelegt, so kommen wir nun zu einer Form des Fangens, die man iibungsmabig als Kunst- form bezeichnen mub, zum Fangen mit einer Hand (Fig. 6). Diese einhandige Fangubung ist nur als Training der kor- perlichen Geschicklichkeit zu bewerten. Im Spiel steht die Sicherheit des Ballbesitzes an erster Stelle, welche nur durch Fangen mit beiden Handen gegeben ist. Beim Fangen mit einer Hand mub der Schuler ebenfalls bemiiht sein, den Ball in alien Lagen zu beherrschen. Da ein Erfassen des Balles wegen seines groben Umfanges mit einer Hand nicht moglich ist, erfordert dieser Empfang ein besonderes Fein- gefiihL Es mub die Fertigkeit erreicht werden, den ein- 16 Wurftechnik — Schlag- und Schwungwurf handig empfangenen Ball mit der gleichen Hand weiterzu- leiten. Das Fangen mit einer Hand muB selbstverstandlich rechts und links geiibt werden. Die vollkommenste Beherr- schung des Einhandfangens scheint erFeicht, wenn der Spie¬ ler den Ball fast lautlos zu behandeln yersteht. Beim Fangen mit einer Hand zeigt sich die besonders gewandte Korper- beherrschung eines Ballspielers. Diese Beherrschung driickt sich in der auBergewohnlichen Fulle von Bewegungen aus, mit der sich der Spieler jeder Flugrichtung des Balles an- zupassen yersteht. Es gibt kaum eine korperliche Bewegung, die von ihm nicht beherrscht wird. Aber nicht allein diese Bewegungsbeherrschung ist das Dberraschende seiner Kunst, sondern die Fahigkeit, wie er diese Bewegungen im Spiel mit dem Ball unbewuBt zweckmaBig zur Anwendung bringt. Das einhandige Empfangen des Balles findet im Spiel seine Anwendung, wenn der direkte beidhandige Empfang nicht moglich war und nur das einhandige Heranfiihren des Balles zur anderen Hand den beidhandigen Besitz sichert (Fig. 6). Somit ware die Technik des Fangens besprochen. Wurftechnik # • > ^ , . • Bei der Besprechung der Wurfausfiihrung ist festzustellen, dab der Wurf mit einer Hand der bewegungsfreiste und flugweiteste ist. Das Werfen mit beiden Handen findet nur fur kurze Entfernungen Anwendung. Die Wurftechnik ist von zwei Wurfarten beeinfluBt. Wir nennen sie Schlag- und Schwungwurf. Als Schlagwurfe.bezeich.nen wir alle Wurfbewegungen, die kurz und schlagartig aus dem Ellbogen- sowie Handgelenk gefuhrt werden (Fig. 10—13). Als Schwungwiirfe diejenigen, welche mit locker pendelndem Arm schwingend ausgefiihrt werden (Fig. 14—16). Fur alle Wiirfe besteht der Grundsatz: jeder Ball muB auf kiirzestem Wege sein Ziel erreichen. Ein schneller PaB braucht aber deshalb nicht hart geworfen zu sein. Der Ball muB vielmehr so gefuhrt werden, daB er vom Empfanger ohne Schwierigkeiten angenommen und um- gehend weitergeleitet werden kann. Diese umgehende Weiter- leitung ist entscheidend fur ein erfolgreiches Zusammen- spiel. Ein hart geworfener Ball mufite erst durch starkes Nachgeben der Arme gestoppt werden, prallt wahrscheinlich doch von den Handen ab, so daB ein nochmaliges Ergreifen notwendig wird. Das Werfen mit beiden Handen erfolgt entweder aus einer Armschlaghalte uber den Kopf (Fig. 13) Oder aus tiefer Armhangstellung im Schwungwurf (Fig. 16). Fang- und Wurfschulung "17 In der Bewertung yon Schlag- und Schwungwurf muB festgestellt werden, daB der Schlagwurf der zweckmaBigste ist. Warum? Weil er in der Durchfuhrung die geradeste Flugbahn zeigt. Weil er zur Ausfuhrung wenig Raum be- notigt, somit dem Gegner geringe Angriffsflache bietet. Und weil der Ball in kiirzester Zeit geworfen werden kann. Der Schwungwurf zeigt dagegen im Ballflug ein seitliches Aus- weichen. Zu seiner Ausfuhrung wird groBerer Raum und langere Zeit benotigt, gibt also dem Gegner bessere Sto- rungsmoglichkeiten. Fang- und Wurfschulung Zur Methodik der Fang- und Wurfschulung ware zu sagen, daB Einzelubungen in den yerschiedenen Fang- und Wurf- arten nur kurze Zeit in Anspruch zu nehmen brauchen. Den besten Ubungsfortschritt erreicht man, wenn der Ball situa- tionsgemaB gefangen und geworfen wird. Es stehen sich hierbei zwei Spieler in einem Abstand von etwa 10 Schritt gegeniiber. Jeder Spieler bemuht sich, den Ball seinem Gegenspieler so klar als moglich zu ubermitteln. Gefangen wird grundsatzlich mit beiden Handen. Das SituatibnsgemaBe im Fangen und Werfen wird vom Flug des Balles bestimmt. Zum Beispiel: Kommt der Ball in Reichhohe fiber den Kopf, so werfe ich den Ball aus Reichhohe mit beiden Handen zuriick. Kommt er tief links, so wird er mit der linken Hand im Schwungwurf zuruckgefiihrt. Kommt er hoch rechts an- geflogen, wird er mit der rechten Hand im Schlagwurf zuriickgeleitet usw. Es ist also eine Sammlung all der Wurf- und Fangausfiihrungen, die in der technischen Einzelbe- ratung besprochen wurden. Da nicht alle Wurfe ihr Ziel klar erreichen, wird auch die Fertigkeit in den verschie- denen Fangausfiihrungen gesteigert. Es empfiehlt sich, in der angefiihrten Fang- und Wurfschulung eine Yiertelstunde ohne Unterbrechung iiben zu lassen. Da im Spiel das Fangen und Werfen in der Bewegung ge- fordert wird, ist auch in der Fang- und Wurfschulung der groBte Wert auf das Uben in der Bewegung zu legen. Die einfachste Methode ware das Spiel zu zweien, die neben- einanderstehend laufen oder in Gruppen von mehreren Spielern, die sich den Ball, durcheinanderlaufend, ohne auf- zuprellen zuspielen. Bei diesem Uben muB jeder Spieler zum Ball schauen, damit dem Ballbesitzer die Moglichkeit ge- geben ist, jedem zu ihm giinstig stehenden Spieler den Ball abgeben zu konnen. 2 18 Lauftechnik mit dem Ball , Lauftechnik mit dem Ball Es ist im Spiel verboten, mit dem Ball in der Hand mehr als drei Schritt zu laufen und ihn langer als drei Sekunden in der Hand zu halten. Die Spieler sind dureh diese Be- schrankung gezwungen, den Ball moglichst schnell weiter- zuleiten. verschiedene Situationen zwingen aber, den Ball zur Dberwindung langerer Laufstrecken mitzunehmen. Dieses Mitfuhren des Balles ist durch ein Aufprellen zum Erd- boden, was einem Aus-der-Hand-Geben gleichkommt, mog- lich, ohne Zeit- und Schrittbestimmung zu verletzen. Das Aufprellen des Balles geschieht so, dafi der in beiden Handen ruhende Ball mit einer Hand aus Hiifthohe zum' Erdboden gedriickt wird, um nach dem Aufspringen wieder mit beiden Handen erfafit zu werden. Entsprechend der Laufgeschwin- digkeit ist die Druckrichtung des zu prellenden Balles kurz Oder weit vom Korper zu halten (Fig. 17). Die nachfolgenden Figuren sollen versuchen, die theore- tische Lehre der Korper- und Balltechnik anschauungs- unterriehtlich zu unterstiitzen. — Das Fangen 19 FANG-, WURF-, GLEICHGEWICHTS- UND LAUF-ZEICHNUNGEN Das Fangen ' \ i Das Fangen des Handballs zeigt mehr ein Stoppen als Erfassen desselben. Die sichere Beherrschung ist nur rait beiden Handen moglich. Die Hande miissen dem Ball mog- licbst viel Stoppflache bieten. Es ist falsch, die Hande mit den Fingerspitzen nach vorn zeigend zu halten. Die Empfangsstellung der Hande pafit sich der Flughohe des geworfenen Balles an. Bei reichhohen Ballen zeigen die Fingerspitzen nach oben (Fig. 2 und 3), bei blickhohen Ballen seitw&rts (Fig. 1) und bei tiefen Ballen abwarts (Fig. 4, 5und7). Das Fangen des Balles geschieht mit elastisch locker gehaltenen Armen. Der Empfanger mufi jedem Ball ent- gegengehen und schon zu fassen versuchen, auch wenn er noch nicht erreichbar ist. Dieses Entgegendrangen geschieht nicht nur mit den Handen, sondern in der gesamten Korper- haltung. Jeder geworfene Ball hat seine eigene Druckstarke. Dieser Druck des geworfenen Belles mufi beim Fangen be- achtet werden. Fiir die Sicherheit des Ballempfangens ist diese Druckstarke kein Nachteil, sondern bedeutet eine Unterstiitzung. Als Beweis mochte ich anfuhren, dafi leichte Balle bedeutend unsicherer zu fangen sind als schwere, also druckstarkere. B6im Fangen mufi der Ball zuerst die Finger- wurzeln beriihren, wonach sich durch den Druck Finger- und Handflachen selbsttatig um den Ball legen. Jeder Ball soli mit weitvorgehaltenen Handen frei vom Rumpf empfangen werden. Ein Zuriickfuhren des gefangenen Balles zum Rumpf ist unzweckmafiig, da hierdurch die Weiterleitung unnotig verzogert wird. 2 * Fangen blickhoher Balle 1. Fangen blickhoher B&lle Das Fangen blickhoher Balle verlangt groJBere Geschicklich- keit als andere F anghohen, weil in der Armstellung gerin- gere Abfederungsmoglichkeiten liegen. Besondere Aufmerk- samkeit ist der Handhaltung zti widmen. Die trichterformig gestellten Hande vermeiden die bei Anfangern so haufig auf- tretenden Fingerverstauchun- gen. Die gesamte Korperhal- tung zeigt zum Ball ein star- kes Entgegenneigen, um bei hart gewordenen B alien ge- niigend Riickfederungsmoglich- keit zu haben. 21 Fangen reichhoher Balle 2. Fangen reichhoher Balle Das Fangen hoher Balle zeigt die einfachste Ausfiih- rung. Mit hoch erhobenen Ar¬ men werden dem Ball die offe- nen Hande entgegengehalten. Die Stellung der Arme gestat- tet es, jedem noch so starken Druck des Balles nachzugeben, wodurch ein Herausprellen, wie es beim F angen blickhoher Balle haufig geschieht, ver- mieden wird. Das Fangen reichhoher Balle ist nicht nur uber dem Kopf, sondern auch in seithohen Fluglagen mog- lich. Bei der Handstellung ist zu beachten, daJB beide Hande vor dem Ball zu liegen kom- men, um ein Durchschlagen zu vermeiden. Aus Griinden schnellster Weiterleitung soil ein Springen zum Ball nur dann ausgefiihrt werden, wenn der- selbe trotz auBerster Korper- streckung nicht erreichbar ist. . . .> • . .* • « * \ * % Fangen seithoher Balle 3. Fangen seithoher Balle Die sichere Beherrschung des Balles gilt als erster Grund- satz der Fangtechnik. Jeder direkt gefangene Ball lafit eine sofortige Weiterleitung zu. Das Fangen seithoher Balle fordert eine hervorragendekorperliche Gewandtheit. Jeder hohe Ball benotigt eine vollkommene Korperstreckung, die bei uber- reichhohen Ballen mit einem Sprung verbunden ist. Die seit- hohen Balle konnen aber nicht nur durch ein Strecken oder Springen erreicht werden, son- dern verlangen zur Erfassung des Balles eine nach alien Richtungen ausfuhrbare Seit- neigung des Rumpfes. Das Fangen seithoher Balle for¬ dert eine iiberragende Wendig- keit im Hiiftgelenk. Diese kor- perliche Gewandtheit ist fur die GroDe des Beherrschungs- raumes von grofier Bedeutung. Fangen hufthoher Balle 23 r \ 7 p * 4. Fangen hufthoher Balle • ’ 4 /*. '' ' Das Fangen hufthoher Balle wird besonders beim Zuspiel auf kurzen Entfernungen ver- langt. TechnischeSchwierigkei- ten bestehen nicht, denn auch hier zeigt die Stellung der Hande eine natiirliche Anp as- sung. Man halt die offenen Hande bei hangenden Armen dem Ball so entgegen, dab die Fingerspitzen nach unten zei- gen. Im gleichen MaBe, wie beim Fangen hoher Balle die Arme ruckfedernd dem stark- sten Druck nachgeben konnen, ist auch bei diesen Ballen die Abfederung moglich. Aus die- ser Feststellung kann entnom- men werden, daB im Handball- spiel reichhoch und hufthoch die sichersten Fanglagen sind. 24 Fangen- defer Balle 5. Fangen defer Balle Das Fangen defer Balle ge- hort zu den schwierigsten Fangleistungen. Nicht allein, daB ein defes Abbeugen im scharfsten Lauf eine hervor- ragende Kbrperbeherrschung verlangt, ist auch die Sicht zur Weiterleitung des Balles erheblich gestort. In der tech- nischen Anpassung besteht keine Schwierigkeit, da auch hier dem Ball die offenen Hande mit nach unten gerich- teten Fingerspitzen entgegen- gehalten werden. Urn so gro- Ber ist die Kunst, den teils vom Erdboden hochprellenden oder genau in FuBspitzenhohe ankommenden Ball direkt zu fangen. Haufig wird hierbei der Ball nur gestoppt werden konnen, so daB er yon den Handen abprallt und zum Erd¬ boden rollt. Entscheidend beim Fangen tiefer Balle ist das Vermeiden von FuBfehlern. Fangen mit einer Hand 25 6. Fangen mit einer Hand Das Einhandfangen kann bei hervorragender Beherrschung da,s Spieltempo erheblich be- einflussen, da die Spieler den Ball im vollsten Lauf, mit der Front in Laufrichtung bleibend, empfangen konnen. Das Ein¬ handfangen wird besonders vom Sturmer verlangt. Die technische Anp assung geschieht so, dab der Ball mit der offe- nen Hand aus seiner bisheri- gen Flugbahn herausgenom- men und in die neue Richtung gefiihrt wird. Dieses Einhand¬ fangen muB aber zum sicheren beidhandigen Besitz fuhren, bevor der Ball weiter gespielt wird. Der beidhandige Besitz wird erreicht in direktem Zu- '•i leiten zur zweiten Hand oder auf dem Wege des zum Erd- boden geprellten Balles. 26 Aufheben rollender Balle 7. Aufheben rollender Balle Das Aufheben rollender Balle ist eine korperliche Gewandt- heitspriifung. Der Spieler muB zum Heben des Balles in der Lage sein, sich im vollsten Lauf zur Erde zu neigen. Die¬ ses Abwartsneigen zum Ball zeigt nicht nur ein Abbeugen der Hiifte, sondern verlangt auch eine tiefe Kauerstellung in den Knien, damit die Wen- digkeit und Laufbereitschaft erbalten bleibt. Die sicherste Art zeigt das beidhandige Auf- nehmen, wobei die Hande wie Schaufeln vor und unter den Ball gefiihrt werden. Die Arm- haltung entspricht der Stellung des Fangens tiefer Balle. In schwierigen Fallen kann das Heben des Balles auch mit einer Hand erfolgen. Stoppen hoher Balle 27 / « 8. Stoppen hoher Balle mit einer Hand Das Stoppen hoher Balle mit einer Hand wird verlangt, wenn ein direktes Fangen mit beiden Handen nicht moglich ist. Reichhohe Balle lassen sich hierbei am leichlesten behan- deln. Die technische Ausfiih- rung des Stoppens entspricht dem Fangen mit einer Hand. Der Unterschied beim Fangen und Stoppen liegt in der Wei- terleitung des Balles. Wahrend der gefangene Ball durch ein trberleiten in die zweite Hand zum direkten beidhandigen Besitz kommt, wird der ge- stoppte Ball erst zur Erde ge- prelit. Die gute Stopptechnik zeigt eine weiterleitende und keine hartprellende Behand- lung. Der Empfanger, also der Stoppende, mull die Moglich- keit haben, den Ball nach jeder gewunschten Richtung leiten zu konnen. 28 Stoppen tiefer Balle ▲ / 9. Stoppen tiefer Balle mit einer Hand Die Pflicht, jeden erreich- baren Ball in Besitz zu neh- men, fordert besondere Ge- schicklichkeit bei B alien, deren Flugbabn auberhalb der Kor- permitte und in der Flughohe unter Kniehohe oder gar in Bodenhohe liegen. Da ein di- rektes F angen mit beiden Han- den unmoglich ist, mub der Spieler diese Balle durch ein Stoppen am Vorbeifliegen zu hindern suchen. Tiefe Balle werden am besten im Augenblick des Auf- prellens gestoppt. Die Stopp- technik fordert eine offene Handstellung, wodurch dem Ball eine grobere Flache ent- gegengehalten wird. Die Hand darf hierbei nicht iiber, son- dern vor dem Ball gehalten werden. Der so gestoppte Ball wird nicht sofort festliegen, sondern noch einige Umdre- hungen weiterrollen, so dab erst ein Aufnehmen mit beiden * < Handen den sicheren Besitz garantiert. Das Werfen % 29 Das Werfen Das Handballspiel verlangt eine Durchschnittswurfweite von 35 Meter. Hervorragende Spieler erreichen Entfernun- gen bis zu 50 Meter. Neben dem weiten Wurf mub der Ball auch zielsicher geleitet werden. Diese Leitung des Balles zeigt nur beim Torschub ein hartes Werfen. Im Pabwurf, also im Zuspiel innerhalb der Mannschaft, zeigt die Leitung eine fiihrende Wurfbewegung. Der geiibte Handballspieler labt die Wurfhand solange als moglich am Ball, da ihm hierdurch die Moglichkeit einer Druckkontrolle oder Rich- tungsanderung erhalten bleibt. Bei den Wurfausfiihrungen sind Schlag- und Schwungbewegungen erkennbar. Schlag- bewegt in der steinwurfahnlichen Schlagbewegung des Armes und schwungbewegt in der locker hangenden, schwunghaft bewegten Armfuhrung. Die vorteilhafteste Wurfausfuhrung ist ohne Zweifel der Schlagwurf, der am klarsten in der Zielerreichung und am zeit- und raumsparendsten in der Ausfuhrung ist. Auch das Werfen mit beiden Handen hat schlag- und wurfahnliche Formen und findet besondere An- wendung uber kurze Entfernungen, wenn weder Zeit noch Raum zum einhandigen Werfen vorhanden ist. Schlagwurf in Kopfhohe 10. Schlagwurf in Kopfhohe Der Schlagwurf in Kopfhohe wird besonders als TorschuB- wurf angewandt. Wahrend der Wurfausfiihrung muB die Hand den Ball mit voller Flache be- gleiten, damit er nicht ge- schnitten wird. Ein geschnitte- ner • Ball verliert beim Tor- schuB an Druckstarke. Ferner muB jeder weite oder scharfe Wurf mit einer Vorwartsbe- wegung des gesamten Korper- gewichtes verbunden sein. Die nebenstehende Zeichnung laBt diesen Korpereinsatz treffend erkennen. Beim Schlagwurf in Kopfhohe darf der Ball nicht zu dicht am Kopf vorbeige- fiihrt werden, da es sonst nur ein Unterarmschlag wird. Die % / ■ ^ A.nbewegung jedes Handball- wurfes liegt im Rumpf. Schlagwurf in Schulterhohe 31 cr 11. Schlagwurf in Schulterh5he Die Fiihrung des Handballes muB in jeder Hohenlage mog- lich sein. Das Werfen schulter- hoher Balle wird beim Feld- spiel besonders dann ange- wandt, wenn der Werfer vom Gegner bedrangt steht und ein kopfhoher PaBball von den hoch erhobenen Handen des Gegners erfaBt werden konnte. Sehr zweckmaBig ist der schulterhohe Ball auch am Torraum als Freiwurf auszu- werten, wenn der Gegner durch ungeschicktes Decken eine Tor- ecke freigibt, in die der Ball mit flachem Wurf gesetzt wer¬ den kann. t 32 Schlagwurf in Hiifthohe 12. Schlagwurf in Hiifthohe Eine recht seltene Wurfaus- fiihrung sehen wir im hiift- hohen Schlagwurf. Eigentiim- licherweise wird dieser Wurf von der Jugend bevorzugt. Die technische Ausfiihrung zeigt, daB sich der Werfer mit der Wurfseite zum Erdboden neigt. Die Korperstellung und Wurf- ausfiihrung ahneln dem Stein- wurf am Ufer eines Sees, bei dem man versucht, einen Stein auf der Oberflache des Was- sers springen zu lassen. Die hiifthohen Schlagwiirfe finden ihre besondere Anwendung am Torraum als Freiwiirfe. Schlagwurf mit beiden Handen 33 13. Schlagwurf mit beiden Handen Der Wurf mit beiden Han¬ den zeigt im Spiel die schnell- ste und klarste Weiterleitung des Balles. Der Doppelhand- wurf wird angewandt, wenn weder Zeit noch Raum fiir einen einhandigen Wurf vor- handen ist oder nur kurze Entfernungen zu iiberwinden sind. Die Ausfiihrung des dop- pelhandigenSchlagwurfes zeigt die gleiche Handstellung wie beim einhandigen Wurf. Auch hier soil der Werfer mit vol- len Handflachen hinter dem Ball liegen und ihn langere Zeit begleiten wollen. Der beid- handige Schlagwurf kann den Ball auch in seithoher Hand¬ stellung zielsicher bewegen. Besonders hiiftgewandte Spie¬ ler verwenden diesen Wurf er- folgreich als Torwurf. 34 Schwungwurf unter Schulterhohe a & 14. Schwungwurf unter Schulterhohe Schwungwiirfe lassen in der Leitung des Balles ein beson- ders weiches Fiihren zu. Er wird deshalb fur kurze Ent- fernungen als der wertvollste • » PaBwurf angesprochen. Um dem Schwungwurf auch fur weitere Entfernungen eine sichere Flugbahn zu gewahr- leisten, muB der Werfer den Rumpf besonders stark in die Wurfrichtung einstellen. Der Schwungwurf ist ein ausgc- sprochener Armschwungwurf, der durch den. Rumpf Antrieb und Fiihrung erhalt. Um der Bogenfiihrung der Hand einen gradlinigen AbschluB geben zu konnen, empfiehlt es sich, den Ball vor seinem Ahflug noch eine kurze Strecke grad- linig, also richtungbestimmend zu begleiten. Schwungwurf hinter dem Rumpf 35 15. Schwungwurf hinter dem Rumpf In der Wurftechnik besteht der Grundsatz, daB jeder Wurf auf schnellstem Wege und sicher sein Ziel erreichen soli. Obiger Wurf erfullt wohl den ersten Teil des Grundsatzes, lafit aber eine klare Ziel- erreichung nicht zu. Wiirfe hinter dem Rumpf werden immer Notwiirfe bleiben. Ziel- sicher konnen sie trotz grofi- ter Geschicklichkeit nie wer¬ den. Wurfe hinter dem Rumpf werden immer Kunststiickchen darstellen, die in Gliicksfallen erfolgreich sein kdnnen, aber in der allgemeinen Anwendung meistens Freund und Feind ungeahnt uberraschen. Der Handballwurf muB vor dem Rumpf ausgefuhrt werden. Die Anwendung des Riickhand- wurfes ist nicht absolut abzu- lehnen, jedoch moglichst zu vermeiden. 3 * 36 Schwungwurf mit beiden Handen 16. Schwungwurf mit beiden Handen Bei klarer Zielerreichung ist jede sofortige Weiterlei- tung des Balles zu empfehlen. Der Schwungwurf mit beiden Handen zeigt die eleganteste Wurfausfuhrung, die wir im Handballspiel uber kurze Ent- fernungen haben. Er ist aber nur fur das engste PaCspiel verwendbar. Da der hiifthoch empfangene Ball in gleicher Hohe weitergeleitet werden kann, zeigt diese Dbermitte- lung die schnellste Beforde- rung des Balles, die im Spiel moglich ist. Eine besondere Auswertung findet der doppel- handige Schwungwurf beim engmaschigen Platzwechsel. Laufen mit dem Ball 37 17. Laufen mit dem Ball Das Laufen mit dem Ball verlangt ein besonderes Fein- gefiihl im Fuhren des Balles. Das notwendige Aufprellen des Balles zum Erdboden mub im Handgelenk so ausgeglichen sein, dab der Ball immer gleich stark zur Hiifthdhe auf- springt. Die Druckrichtung mub entsprechend der Lauf- geschwindigkeit raumlich so weit vor dem Korper liegen, dab die Vorwartsbewegung nicht gestort wird. Das Prellen des Balles darf dem Spieler nicht die Feldubersicht neh- men. Hervorragende Spieler beweisen durch ihre elegante Spielleistung, dab sie durch das Laufen mit dem Ball in der Korper- und Ballbeherr- schung keineswegs gehemmt sind. Das Laufen mit dem, Ball ist ihnen zu einer fast unbewubten Spielhandlung ge- worden. 38 Kampf mit einem Gegner 18. Kampf mit einem Gegner Eine Hochstleistung im Spie- len mit dem Ball stellt das Umlaufen eines Gegners dar. Hierbei zeigt sich, ob die Spie¬ ler so viel Korper- und Ball- beherrschung besitzen, daB selbst im Nahkampf die kor- perliche Beruhrung mit dem Gegner vermieden wird, die leicht einen Ballverlust zur Folge hatte. Die Erkampfung des Balles laBt, wenn auch nur mit einer offenen. Hand, das Aus-der-Hand-Schlagen, StoBen oder Ziehen zu. Die Kunst des Ballbesitzes besteht darin, dem Gegner im Kampf keine Angriffsmoglichkeiten zu geben. Die nebenstehende Zeichnung laBt klar erkennen, daB der Ballbesitzer den Gegner, raumlich frei von ihm, durch Tauschungsbewegungen zum falschen Angriff ver- leitet hat und uberraschend an der entgegengesetzten Seite vorbeilauft. Gleichgewichtsubungen 39 19.—20. Gleichgewichtsubungen Text siehe Seite 40 40 Gleichgewichtsiibungen 21. Gleichgewichtsiibungen Aus den vorliegenden Bewe- gungsphasen ist zu erkennen, daB die Fortbewegung im Raum nicht durch eine Schritt- stellung, sondern durch eine Schwerpunktsverlagerung er- reicht wird. Die Schulung des Gleichgewichtssinnes ist im be- sonderen in der Laufschulung erlautert worden. Die Anwen- dung dieser Bewegungsformen finden wir im Lauf und in den Laufspielen, dessen Bearbei- tung aus Kapitel Training zu ersehen ist. Stillauf 41 22. Der Stillauf In der methodischen Ent- wicklung desLaufes war erstes Ziel die Erarbeitung eines kraftsparenden Stils. Die vor- liegende Zeichnung veran- schaulicht eine Laufstellung, wie sie teehnisch in der ele- mentaren Grundschule verlangt wird. Die Gleichgewichtsver- lagerung ist in der vordran- genden Rumpfstellung erkenn- bar. Die Haltung der Glieder zeigt ein freies Tragen der Arme und eine stiitzende bzw. locker pendelnde Stellung der Beine. In dieser Haltung ist eine Erweiterung des Schrittes und eine Erhohung der Be- schleunigung ohne Krafteinsatz durch eine einfache Schwer- punktsverlagerung erreichbar. Ansatzpunkt und Stilkontrolle liegt hierzu im Rumpf. Tempolauf 23. Tempolauf Die grofite Steigerung, die ohne treibende Kraft im Lauf zu erreichen ist, zeigt der Tempolauf. Wir erkennen in der figiirlichen Darstellung, daB Haltung und Bewegung die gleichen Grundziige wieder- geben wie die Stillaufzeich- nung. Das gesamte Stellimgs- bild zeigt jedoch im AusmaB der Gliedbewegungen und in der Haltung des Rumpfes eine wuchtigere Linienfuhrung. Im Tempolauf ist infolge des starken Rumpfaufbaues der Hiiftzug besonders spiirbar. Startstellung 43 i 24. Die Startstellung Die beste Laufkraftschulung erreicht man durch Startiibun- gen. Der Handballspieler muB einen schnellen Antritt haben, um sich vom Gegner freilaufen oder einen auf freiem Raum gespielten Ball erreichen zu konnen. Die Empfangsbereit- schaft und lauferische Feld- uberlegenheit einer Mannschaft hangt ausschlaggebend yon der Schnelligkeit seiner Spieler ab. Startiibungen sind ein gutes Mittel, um einer Mannschaft die so notwendige Antrittsge- schwindigkeit zu bringen. INHALTS-VE RZ EICHNIS (Abschnitt 2) Seite Allgemeines.47 Angriff und Deckling.47 I '« — , • Grundgesetze des Stellungsspiels.49 Ballsicherung. 49 Freistehen.49 Platzhalten.49 Taktische Grundregeln des Stellungsspiels.49 Angriff und Deckung.49 Breitenordnung des Angriffs ..50 Tiefenordnung der Deckung.50 Grundschule des Stellungsspiels.50 Der Torwachter.. . 51 Die Deckungsgruppe ..51 Die Angriffsreihe.51 Formung des Spielcharakters.. . 51 Ballfuhrung .. . 51 Einsatz des langen Flugels.51 Ausrichtung der Sturmreihe.52 Blickverbindung mit dem jeweiligen Ballbesitzer . 52 Ballsicherung.52 Die Entwicklung des Spielaufbaues vom Torabwurf 52 Regelerleichterungen.52 Der Weg zum Spielerlebnis.53 Systematische GesetzmaBigkeiten des Stellungsspiels . . 53 Fur die Angriffsreihe: Frontdurchbruch — Uber- zahliger Sturmer — Platzwechsel.53 Fur die Deckungsgruppe: Manndeckung — Ein- riicktaktik — Platzdeckung.53 Frontdurchbruch — Manndeckung..53 Der Angriffsspieler ..53 Der Abwehrspieler.54 tJberzahliger Sturmer — Einrucktaktik.54 Der Platzwechsel ..56 Offene und geschlossene Deckung.56 Zweispielereinheit.56 Nah und Fern gedeckt.57 Negativer und positiver Platzwechsel.57 Die Platzdeckung ..60 Wechselweise Angriffstaktik ..60 Platzwechsel uber mehrere Streifen.61 Inhaltsverzeichnis 45 Spielanwur! . . Freiwurf . . . . Eckwurf . . . Einwurf . . . Schiedsrichterwurf Seite 62 63 64 64 64 Spielfeldskizzen .. 65 1. Zweispielereinsatz . ..66 a) Im Frontdurchbruch.66 b) Im Platzwechsel (offene Deckung).67 c) In der Sperrtaktik (geschlossene Deckung) . 67 2. Bisherige Deckungsgrundformen.. . 68 a) Aubendeckung.68 b) Innendeckung. 69 c) Kombinierte Deckung.69 3. Neuzeitliche Deckungsbilder.70 a) Offene Deckungen.70 b) Geschlossene Deckungen.70 c) und d) Kombinierte Deckungen.71 4. Platzordnung der Deckungsgruppe.73 5. Streifenordnung der Sturmreihe.73 6. Entwicklung des Spielaufbaues vom Torabwurf unter Berucksichtigung des langen Flugeleinsatzes 74 7. Das taktische Verhalten von Angriffs- und Deckungsspieler zu ihrem personlichen Gegen : spieler..75 a) Der Angriffsspieler.75 b) Freistellarbeit des Stunners.76 c) Der Deckungsspieler.76 8. Cberzahliger Sturmer. 77 9. Einrucktaktik (Mannwechsel).78 a) Oberzahliger Sturmer im Mittelfelde .... 78 b) Gberzahliger Sturmer kurz vor der Deckungs- reihe. 79 c) Beim Frontdurchbruch am langen Flugel . . 79 10. Zweispielereinteilung. . . 80 46 Xnhaltsverzeichnis Seite 11. Nah und Fern gedeckt.81 12. UnzweckmaBiger Platzwechsel.82 13. Erfolgversprechender Platzwechsel...... 83 14. Platzwechsel am langen Flugel.85 a) Am langen rechten Flugel. Der halbrechte Sturmer ist im Ballbesitz.85 b) Der Aufiensturmer ist im Ballbesitz .... 86 15. Platzwechsel mit Einsatz eines uberzahligen Stiirmers.87 16. Platzwechsel gegen eine geschlossene Deckung . 88 a) Am langen Flugel.89 b) Am kurzen Flugel ..89 ^ ^ 17. DeckungsmaBnahmen gegen die Sperrtaktik der Angriffsreihe. 90 18. Frontdurchbruch gegen eine geschlossene Deckung 91 19. Platzwechsel andeutender Frontdurchbruch am kurzen Flugel. 92 20. Platzwechsel uber mehrere Streifen ..... 93 21. Spielanwurf. 94 a) Grundaufstellung.95 b) Entwicklung liber die Lauferreihe.96 c) Entwicklung durch die gegnerische Sturmreihe 97 4 \ 22. Strafwurf und Eckwurf. 98 a) Strafwurf mit drei Abwehrspielern .... 99 b) Eckwurf.99 Allgemeines — Angriff und Deckung 47 Abschnitt 2 i DAS HANDBALL-STELLUNGSSPIEL Allgemeines Taktik Taktisch handeln, heiBt uberlegt handeln. Vorausdenken! Yorausschauen! Sich einen Plan zurechtlegen. Die Zuge der eigenen und der gegnerischen Mannschaft voraus berechnen. Sie gegenseitig abwagen. Einblick gewinnen, wie sind meine Krafte einzusetzen, um den Gegner zu. fiber winden, oder wie kann ich den Gegner an der Entfaltung seiner Krafte hin- dern. Die Anwendung von Taktik ist also eine rein geistige Angelegenheit. Angriff und Deckung Im Spiel sind zwei taktische Aufgaben zu losen. Den eigenen Angriff durchfiihren, den gegnerischen Angriff ab- wehren. Der Spielgedanke im Handball besagt, daB eine Mannschaft von 11 Spielern einen Hohlball durch das gegne- rische Tor zu werfen hat. Die gunstigste Aufstellung einer Mannschaft sehen wir in der Skizze 1. Warum? Weil ein breit vorgetragener Angriff den Gegner zwingt, seine Verteidigung auseinanderzuhalten. Weil eine tiefgestaffelte Verteidigung den gegnerischen Angriff schon im Mittelfelde stort und die Yerbindung zur eigenen An- griffsreihe erleichtert. Wir sehen in der Aufstellung 10 Feldspieler und 1 Tor- wachter. Diese haben die Aufgabe, durch gegenseitiges Zu- spielen des Balles einen Angriff auf das feindliche Tor zu unternehmen und zur Deckung ihres eigenen Tores die Gegenmannschaft an der Entfaltung des Angriffs zu hindern. Diese Doppelaufgabe zwingt zu einer Gruppierung in 5 An¬ griffs- und 5 Deckungsspieler. Der Torwachter nimmt infolge seines abgegrenzten Torraumes eine Sonderstellung ein. Diese Gruppierung in Angriffs- und Deckungsspieler demon- 48 Angriff und Deckung striert einen taktischen Grundzug des gesamten Spiels. Der da sagt: .Teder Angriff wird Erfolg versprechen, wenn im Augenblick des Durchbruchs die Angriffsgruppe dem Gegner an Zahl fiber- 1 e g e n i s t. Jede Deckung wird erfolgreich sein, wenn die Abwehrgruppe dem Gegner zumindest im, gleichen Krafteverhaltnis gegenubersteht. Diese gegensatzlichen Ziele von Angriff und Deckung E eben dem Spiel seinen Charakter. Im Angriff auBerste aufleistungen mit wuchtigen VorstoBen an den verschie- densten Durchbruchsstellen. In der Deckung vorsichtige Zu- ruckhaltung, um wenigstens das gleiche Krafteverhaltnis von Angriff und Deckung zu sichern. Wie konnen wir nun diese Grundregeln von Angriff und Deckung in einer entsprechenden Steilungstaktik verwirk- lichen ? Als Ausgangspunkt unserer Betrachtungen wollen wir die taktische Begriindung der keilformigen Grundaufstellung nehmen. Wir sehen hierbei eine breit gelagerte Aufstellung der 5 Sturmer. Demgegenuber stehen die Verteidiger in der Zahl wohl gleich, aber in zwei riickwarts gestaffelten Reihen. Warum diese Staffelform? Weil die Lange des Spielfeldes es nicht gestattet, alle 5 Verteidiger um ihr eigenes Tor zu stellen, da hierdurch dem eigenen Sturm die Unterstiitzung genommen ware. Wir sehen also 3 Vertei¬ diger (auch Laufer genannt) vorgelagert und 2 Verteidiger als SchluBspieler zuruckgehalten stehen. Diese Aufstellung gibt der feindlichen Sturmreihe Durchbruchswege frei. Wenn auch die 3 vorderen Verteidiger ungefahr die Frontbreite des gegnerischen Sturmes einnehmen, so stehen sie doch im ungleichen Zahlenverhaltnis. Lediglich das Heranfuhren der beiden SchluBspieler oder das Zuruckziehen der Lauferreihe zur letzten Verteidigungsstellung konnte das Krafteverhalt¬ nis wieder ausgleichen. Welche taktischen Richtlinien lassen sich bei einer Gegen- uberstellung dieser Angriffs- und Deckungsbilder aufstellen? 1. Der Angriff wird nur dann zum Erfolge fuhren, wenn auf schnellstem Wege das Mittelfeld und damit einer der Laufer iiber- wunden wird, um hierdurch zahlenmaBig ein giinstiges Verhaltnis zu erreichen. 2. Die Deckung muB jeden allzu we.iten Vor- stoB zur gegnerischen Spielhalfte unter- lassen, um die zahlenmaBige D b e r 1 e g e n h e i t des Gegners zu vermeiden. Grundgesetze und Grundregeln des Stellungsspiels 49 Grundgesetze des Stellungsspiels Ein Mannschaftsstellungsspiel ist taktischen Gesetzen unterworfen. Im Handballspiel sind es folgende: A. Ballsicherung Der Ballbesitz ist die Grundlage des Erfolges. Die Siche- rung des Balles ist erreicht, wenn der Ballbesitzer den Nak- kampf meidet und ihn nur an einen freistehenden Spieler abgibt. B. Freistehen Jeder Feldspieler der ballbesitzenden Mannschaft hat sich zum Ballbesitzer so freizustellen, daB ihm der Ball unge- hindert zugespielt werden kann. Bei korrekter Einhaltung der ersten beiden Gesetze miiBte jeder Ballbesitz zum Tor- wurf fiihren. C. Platzhalten Jeder Spieler erhalt in der Grundaufstellung einen Platz zugewiesen. AVer ohne Grund seinen Platz verlaBt, verstoBt gegen die Ordnung und schadigt damit die Mannschaftslei- stung. Wir miissen und konnen eine Mannschaft so ordnen, daB sie in klaren taktischen Zugen ohne Ballverlust zum Torwurf kommt. Taktische Grundregeln des Stellungsspiels Es ist taktisch unmoglich, eine Handballmannschaft im Stellungsspiel ohne systematische Festlegung ihrer Spiel- zuge zu schulen. Das Ziel einer Systematik ist, die takti¬ schen Aufgaben des einzelnen in Verbindung zu Mannschafts- einheiten zu bringen. Ich kann heute sagen, daB dieses schwierige Problem ge- lost ist. Es geniigt nicht, nur die Grundgesetze des Slellungs- spiels einzuhammern, der Spieler muB auch wissen, wo er Platz halten, wie er sich freistellen und wohin er den ge- sicherten Ball spielen soil. Angriff und Deckung Die Schulung des Stellungsspiels ist nur in Mannschafts- einheiten mogl'ich. Die kleinste Einheit in der Angriffsreihe stellt die Zahl 2 : 2 dar. Im Spiel zwei gegen zw'ei muB yersucht werden, sich tak¬ tisch so zu ordnen, daB ein Verhaltnis yon 2 :1 erreicht wird. Dieser Zweispielereinsatz enthalt alle taktischen Momente, wie sie auch im Spiel elf gegen elf anwendbar sind (Skizze 50 Grimdschule des Stellungsspiels 1 a—c). Der Zweispielereinsatz erhalt seine besondere Be- deutung im Angriffsspiel mit Platzwechsel. Bei der Dberpriifung der Spielaufgaben von Angriff und Deckung muB festgestellt werden, daB die taktische Ent- wicklung der Angriffsreihe von der Stellung der gegne- rischen Deckungsgruppe abhangig ist. Die bisher als tak¬ tische Grundregel anerkannte Stellung der Deckung war AiiBendeckung, Innendeckung und kombinierte Deckung, also eine Beobachtung der Breitenordnung (Skizze 2a—c). Die neuzeitliche Spielentwicklung zeigt aber, dafi diese Deckungsformen einer Angriffsreihe keinen klaren, Einblick fur den Aufbau ihrer taktischen Spielziige geben, da sie im Yerlauf des Spieles haufig geandert werden. Das taktische Ziel der Sturmreihe ist Durchbrechen und SchieBen. Die zur Erreichung dieses Zieles giinstigste Stellung zeigt sich in der gegneri- schen Deckung immer da, wo einer der Deckungsspieler vorgelagert steht. Es ist also nicht die Breitenordnung, sondern die Tiefenordnung der gegnerischen Deckung zu beachten. Hierfur sind nur noch zwei Stellungs- bilder der Deckung zu uberpriifen, und zwar die offene (also nach vorn gestaffelte) und die geschlossene (in einer Reihenstellung zuriickgezogene) (Skizze 3 a—d). Diese Stellungsbilder treten vor der Angriffsreihe verschie- denartig auf. Wahrend der eine Angriffsflugel schon weit im Mittelfelde von einem Laufer offen angegriffen wird, steht die Deckung des anderen Flugels noch zuruckgehalten in einer Mauerstellung. Auf diese verschiedenartig auftretende Tiefenordnung hat die Angriffsreihe keinen EinfluB. Um so bedeutungs- voller ist aber die Tatsache, daB die Deckungsgruppe sich in ihrer Breitenordnung der Stellung der Angriffs¬ reihe anpassen muB. Jede Angriffsreihe, die in breiter Front spielt, zwingt demnach die gegnerische Deckung zu einer breit gelagerten Ordnung. In die hierdurch geoffneten Liicken ein- und durchzubrechen, ist das Ziel jeder Angriffsent- wicklung. Grundschule des Stellungsspiels Die Grundschule des Stellungsspiels beginnt mit dem Spiel zweier Mannschaften. Bevor die Mannschaften das Spielfeld betreten, mufi die. Aufstellung geordnet werden. Jeder Spieler erhalt seinen Posten zugewiesen und An- weisungen, was er auf seinem Posten zu tun hat Diese tak¬ tischen Aufgaben sind so einfach gehalten, daB sie von jedem Spieler verstanden und ausgefiihrt werden konnen. Formung des Spielcharakters 51 Der Torwachter steht in seinem Tor und hat die A u f g a b e 5 die Balle abzuwehren. Wenn er sich hierbei Muhe gibt, hat er seine Aufgabe erfiillt, ganz gleich, ob viel oder wenig Balle seine Torlinie passiert haben. Er steht auf der Mitte der Torlinie nnd versucht, jeden auf das Tor geworfenen Ball zu erlaufen. Wenn er im Besitz des Balles ist, soil er denselben einem freistehenden eigenen Spieler zuleiten. Die Deckungsgruppe wird so geordnet, daB jedem Spieler ein personlicher Gegenspieler zugewiesen wird. Die Verteidiger decken die Halbsturmer, die AuBenlaufer die AuBensturmer und der Mittellaufer den Mittelstiirmer (Skizze 4). * Aufgabe: Jeder Deckungsspieler soil seinen person- lichen Gegenspieler am Torwurf zu storen suchen. Ich for- dere mit bestimmter Absicht nicht die Erkampfung des Balles, da durch diese Zielsetzung ein falsches Bild im, Spielcharakter entstehen konnte. Nahkampfe wird jeder kluge Ballbesitzer zu meiden suchen. Wenn der Torwurf ge- stort wird, ist die Zielsetzung des Gegners am empfindlich- sten gestort. Die Angriffsreihe wird in breiter Front geordnet. Jeder Sturmer erhalt seinen Flatz, der raumgemaB in der Spielfeldlange auf einem zehn Meter breiten Streifen liegt. Es ist also von Spieler zu Spieler ein Zwischenraum von ungefahr zehn Meter festgelegt (Skizze 5). Aufgabe: Jeder Sturmer hat auf seinem Streifen frei- zustehen. Die Losung dieser Aufgabe stellt hohe lauferische Anforderungen. Der Sturmer ist verpflichtet, sich so freizu- stellen, daB zwischen ihm und dem Tor kein Gegner steht. Ein seitliches Verlassen der Streifen ist in der Grundschule verboten. i Formung des Spielcharakters Neben der Festlegung der Aufstellung und Klarstellung der Spielaufgaben fur die einzelnen Posten sind zur Gestal- tung des Spielcharakters grundlegende Anweisungen zu geben. Ballfiihrung: Im Spielen des Balles muB auf ein flussiges Zusammenspiel Wert gelegt werden. Jedes un~ notige Laufen mit dem Ball soil vermieden werden. Haufiges Abspielen des Balles fordert die tJbung von Fangen und Werfen. Einsatz des langen Fliigels: Bei der Schulung der Sturmreihe ist auf den bevorzugten Einsatz des langen Fliigels Wert zu legen. Hierfur verantwortlich sind die Halb- 4 * 52 Formung des Spielcharakters sturmer. Wenn sie im Besitz des Balles sind, ist ihr erster Blick dem eigenen AuBenstiirmer zuzuwenden. Nur wenn sein AuBenstiirmer nicht freisteht, ist der Mittelstiirmer zu bedienen. Erst wenn keiner von beiden freisteht, ist der Ball zum anderen Fliigel abzugeben. Ausrichtung der Angriffsreihe: Es muB darauf ge- achtet werden, daB die Sturmreihe im Angriff auf gleicher Hohe steht, also nicht gestaffelt angreift. Besonders bei der spateren Anwendung des Platzwechsels ist es not- wendig, mit mindestens zwei nebeneinander auf gleicher Hohe stehenden Spielern anzugreifen. Blickverbindung: Damit die Spieler erzogen wer¬ den, mit ihren Kraften schonend umzugehen, gewohnt man sie gleich von Anfang daran, ihre Durchbruche nur dann anzusetzen, wenn sie mit dem Ballbesitzer Blickverbindung haben. Es ist also unzweckmaBig, einen Durchbruch auszu- fiihren, ohne vom Ballbesitzer gesehen zu werden. Da er sich durch Zuruf nicht bemerkbar machen soil, ware seine Laufarbeit umsonst gewesen. Ballsieherung: Eine grundsatzliche Klarstellung ver- langt die Art des Zuspiels. MaBgebend hierfur ist die Stel- lung des Empfangsspielers. Freistehende Spieler erhalten den Ball in die Hande, gedecktstehende auf Ruck- r a u m und zum Tor durchgebrochene nach vorn auf L a u f - r a u m gespielt. Die Entwicklung. des Spielaufbaues vom Torwachter aus: Der Torwachter spielt den Ball einem freistehenden eigenen Deckungsspieler zu. Hiermit ist der Aufbau zur Sturmreihe festgelegt. Es wird der Ball danach immer dem Sturmflugel zugeleitet, auf dem sich der Ballbesitzer befindet. Hat also ein linker Deckungsspieler den Ball erhalten, dann wird der linke Sturmflugel bedient. Der Fliigel, der zum Aufbau kommt, zieht sich hierzu so weit zum Ballbesitzer zuriick, daB er durch, einen Wurf er-. reichbar ist (Skizze 6). Regelerleichterung: Beim Aufbau der taktischen Grund- schulung sollten die Spielhandlungen moglichst ohne Unter- brechungen ablaufen. Da Anfanger die Regeln noch nicht beherrschen, wurden durch Regelfehler haufig Freiwiirfe entstehen. Deshalb spielt man ohne Abseitsregel und ohne technische Fehler sowie Verfehlungen am Torraum''abzu-, pfeifen. Das Ausbildungsziel ist ausschlieBlich der Grundschule des Stellungsspiels gewidmet. Jede Unter- brechung stort den FluB der Spielhandlungen. Zur Auf- klarung der Spieler sind vom ■ tlbungsleiter Regelfehler durch Zuruf festzustellen, aber nicht abzupfeifen. Er kann # GesetzmaBigkeit des Stellungsspiels 53 dadurch die Schulung des Stellungsspiels mit einer Regel- kunde verbinden. Abgepfiffen wird nur, wenn im Verhaiten zum Gegner gefehlt wird. Hierbei ist eine eindringliche Unterweisung vorzunehmen. Der Weg zum Spielerlebnis Der Erfolg dieser Grundschulmethode wird sich schon in den ersten Spielstunden abzeichnen. Die so geordneten Spie¬ ler kommen namlich zu einem Spielerlebnis, das ihnen in so kurzer Zeit kein anderes Kampfspiel geben kann. Jeder Spieler fuhlt sich durch die Grundausrichtung als nutzliches Glied einer Mannschaft, die geschlossep zu Spiel und Kampf f efuhrt ist. Da nach einer Spielzeit von ungefahr zwei Stun- en — solange sollte man die Schulung durchfuhren — auf jeder Seite mindestens 10 Tore gefallen sind, ist die Spannung besonders reizvoll. Auch wird dabei eine Niederlage nicht tragisch genommen. Nach einem Torerfolg wird nicht mit einem Mittelanwurf begonnen, sondern das Spiel durch Tor- abwurf fortgesetzt. Systematische GesetzmaBigkeiten des Stellungsspiels Fur die Angriffsrcihe: Frontdurchbruch — Dberzahliger Sturmer — Platzwechsel. A Fiir die Deckungsgruppe: Manndeckung — Einrucktaktik — PJatzdeckung. Frontdurchbruch — Manndeckung DerAngriffsspieler: Im methodischen Aufbau der Grundschule der Angriffs- reihe ist der Frontdurchbruch als Grundlage jeder taktischen Mannschaftsschulung festgelegt. Die Ordnung der Aufstellung, die Aufgabenzuweisung fiir die einzelnen Spieler und die Klarheit im Spielcharakter sind als Fundamente des Auf- baues in der Grundschule festgelegt. Im spieltaktischen Verhaiten der personlichen Gegenspieler sind weiter folgende Handlungen zu beachten: Der An- griffs spieler mull sich zu seinem Deckungsspieler eine giinstige Ausgangsstellung sichern. Diese Stellung ist er- reicht, wenn er recht nahe bei ihm steht. Hierbei muB er sich bemiihen, aus dem Rlickfeld des Gegenspielers zu bleiben. Er stellt sich also am besten so auf, daB der Gegner zwischen ihm und dem Ballbesitzer steht. Aus dieser giinstigen Ausgangsstellung heraus versucht er hinter dem Gegner durch harten Antritt zum Tor vorzustoBen (Skizze 7 a und b). 54 trberzahlige Sturmer Dieser Vorstob kann folgende Resultate bringen: 1. Er iiberrascht den Gegner, kommt also von ihm frei, erhalt den Ball und schiebt. Sein Frontdurchbruck hatte also Erfolg. 2. Der Gegner war aufmerksam, hat den Antritt erwartet und durch entsprechendes Mitlaufen einen Durchbruch verhindert. Da in der Grundschule kein Sturmer seinen Streifen seitwarts verlassen darf, bleibt ihm nur die "Wahl, durch Abstoppen und Zuriicklaufen die freie Aus- gangsstellung wiederherzustellen. Das Losen vom Gegner erfordert die grobte Aufmerksam- keit des Sturmers. Es ist seine Grundaufgabe. Der Abwehrspieler: Das spieltaktische Verhalten des Deckungsspielers ist darauf ausgerichtet, die Nahe seines Angriffsspielers zu meiden. Der geringste Beobachtungsabstand solltedrei Schritt betragen (Skizze 7 c). Er muJ3 sich so weit abstellen, dab er sowohl seinen Gegenspieler als auch das allgemeine Spiel- geschehen beobachten kann. Fliegende Balle sollte er nur aann abfangen, wenn er sie ohne Vernachlassigung seiner Deckungspflicht erreichen kann. Ist sein Gegner im Besitz des Balles, dann soil er beim Storen der Abgabe nicht hoch- springen. Das Herausspielen des gefiihrten Balles ist uberall da nutzlich, wo der Ballbesitzer den Nahkampf sucht. Die Hauptaufgabe des Deckungsspielers ist, den Gegen¬ spieler am Torwurf zu storen. Er halt sich also laufbereit, bleibt auf der Wurfarmseite des Gegners und versucht, den Ball im Augenblick des Schusses mit einer offenen Hand zu beriihren. Diese vorgenannte taktische Einstellung des Deckungsspielers wird in der systematischen Schulung der Deckungsgruppe als Manndeckung bezeichnet. Dberzahliger Sturmer — Einriicktaktik Wenn die Sturmreihe im Frontdurchbruch durch vollendete Abwehrleistungen nicht mehr zum Durchbruch kommen kann, miissen durch Heranfiihrung weiterer Spieler neue Er- folgsmogiichkeiten geschaffen werden. Diese Entwicklung fuhrt zum Einsatz des „Dberzahli- gen Sturmer s“. Die Sturmreihe ist also so zu ordnen, dab im Augenblick des Durchbruchs ein Sturmer mehr zur Verfugung steht, als Storungsspieler vorhanden sind. Das normale Zahlenverhaltnis yon Angriff und Deckung betragt fiinf gegen funf. Um eine tJberzahl zu erreichen, mub ein Spieler aus der eigenen Deckungsgruppe vorgezogen werden, damit ein Verhaltnis von 6:5 eintritt (Skizze 8). Einrucktaktik 55 Der uberzahlige Sturmer kommt grundsatzlich ohne Ball, denn ein Ballbesitzer steht im Mittelpunkt allgemeiner Be- obachtung. Bevor der uberzahlige Sturmer einsetzt, muB ihm eine giinstige Aufnahmestellung bereitet werden. Der beste Augenblick eines Einsatzes ist, wenn die Stiirmerreihe in guter Ordnung abgestoppt am Gegner steht und sich dabei mehr riickwarts als vorwarts bewegt. Die Einbruchsstelle des „t)berzahligen“ liegt im Raum zwischen Mittel- und Halbsturmer. Diese beiden Spieler miissen den Einbruchs- raum durch ein Auseinanderziehen erweitern, um einmal dem iiberzahligen Sturmer den Weg zu offnen und zum an- deren ihre Gegenspieler von der Durchbruchsstelle zu ent- fernen. Der neue Sturmer erhalt den Ball in dem Augenblick, wo er die Hohe der Sturmreihe erreicht hat. Die Voraus- setzung eines erfolgreichen Einsatzes ist die klare Breiten- ordnung der Sturmreihe. Der Einsatz des Gberzahligen sollte mit einem Torwurf enden. Die Abwehrtaktik der Deckungsgruppe hierzu heiBt „Ein- riicken“, also Mannwechsel. Dieses Einriicken muB schnell geschehen. Nehmen wir an, der Gegner setzt einen iiberzahligen Sturmer am rechten Fliigel ein, der in der Grundordnung vom linken Verteidiger und linken AuBen- laufer gedeckt wird. Diese beiden Deckungsspieler miiBten demnach zur Mitte einriicken. Es erfolgt also der Mann¬ wechsel, so daB der linke Verteidiger den trberzahligen und der AuBenlaufer den Halbsturmer deckt. Der AuBenstiirmer bleibt ohne Deckung (Skizze 9 b). Wenn der uberzahlige Stiirmer von der Gegenmannschaft schon im Mittelfeld erkannt wird, dann ist dieser Einsatz am besten zu storen, wenn ein in seiner Nahe stehender Stiirmer die Deckung iibernimmt. Daraus muB der uberzahlige Stiir- mer eine Lehre ziehen. Der Einsatz ist wirkungslos, wenn er erkannt ist und die MaBnahme des Gegners zur Gleich- zahl gefuhrt hat. Wenn die taktischen Mittel des Frontdurchbruchs und des iiberzahligen Stiirmers von einer Deckungsgruppe unwirk- sam gemacht werden konnen, dann ist dies eine auBer- gewohnliche Leistung. Ich glaube behaupten zu diirfen, daB dieser Zustand bei einer hervorragenden Sturmreihe selten eintreten wird. Der Frontdurchbruch ist der Gar ant des Erfolges und die breite Front der Sturmreihe die Voraussetzung jeder tak¬ tischen Entwicklung. Nur wer seine Mannschaft in dieser Grundausrichtung geschult hat, kann erwarten, daB sie auch reif ist, hoheren Anforderungen des Stellungsspiels ge- wachsen zu sein. 56 Platzwechsel Platzwechsel Damit kommen wir zum AbschluB der Systematik des Stellungsspiels, dem „Platzwechsel u . Das Spielen mit Platz¬ wechsel fordert genaue Kenntnis iiber Weg und Ziel. Platz¬ wechsel, entschlossen und richtig angesetzt, 1st fur Spieler und Zuschauer ein spielerisches Erlebnis. % / Offene und geschlossene Deckung Die systematische Erlernung des Platzwechsels ist von den taktischen MaBnahmen der gegnerischen Deckung ab- hangig. Ich stelite im Abschnitt „Taktische Grundregeln“ fest, daB es in der Deckungsgruppe nur zwei Stellungsbilder geben kann. Sie deckt of fen, steht also irgendwie ge- staffelt, oder sie steht geschlossen, also in einerMauer- stellung (Skizze 3 a und b). Das gestaffelte Bild zeigt, daB einige der Spieler zur Spielfeldmitte vorgelagert stehen. Hier- bei ist es gleichgiiltig, wer von den Deckungsspielern vorn steht. Das geschlossene Stellungsbild zeigt dagege-n entweder alle fiinf Deckungsspieler auf einer Hohe in einer Art Reihenstellung, oder einige dieser Spieler stehen nebenein- ander auf gleicher Hohe (Skizze 3 b und c). Die Deckungs¬ gruppe kann in ihrer Tiefenordnung stehen, wie sie will. E i n e Grundregel m u B jede Deckung beachten. Es muB jedem Sturmer ein personlicher Deckungsspieler zugewiesen werden. Zweispielereinsatz Bei der weiteren Klarstellung von Angriff und Deckung miissen wir uns im Platzwechsel frei machen von dem nor- malen Zahlenverhaltnis fiinf gegen fiinf und dafiir die Zahl 2 : 2 setzen (Skizze 10). Jeder Sturmer hat seinen personlichen Gegenspieler, mit dem er sich taktisch auseinanderzusetzen hat. Aus der Grund- schule desStellungsspielsistbekannt,daB derStiirmerohne Ball die Nahe des Gegners sucht und der Deckungsspieler einen Sicherungsabstand einhalt, um den Antritt des Sturmers ab- zufangen. Diese Grundlehre andert sich fiir den Sturmer, wenn er sich im Besitz des Balles befindet. Wahrend er ohne Ball eine wirkungsvolle Ausgangsstellung fiir seinen An¬ tritt sucht, muB er mit dem Ball die Nahe des ,Gegners meiden, da die Sicherung des Balles oberstes Gesetz der Spielfiihrung ist. Aus dem gleichen Grunde soil er auch deu Versuch, seinen Gegner mit dem Ball zu umlaufen, selten an- wenden. In den meisten Fallen wird ihm der Ball aus den Handen gespielt werden, oder er lauft den Gegner an, was Platzwechsel 57 zum Freiwurf fiihrt. Wenn er dennoch einmal durchkommt, ist er oft so bedrangt, daB weder tJbersicht noch Wucht zum Torwurf vorhanden ist. Aus diesen Feststellungen ist zu er- sehen, daB ein Kampf eins gegen eins unzweckmaBig ist. Um einen erfolgversprechenden Angriff durchfiihren zu konnen, muB die Kampfzahl mindestens zwei gegen zwei be- tragen. Aufgabe einer taktischen Schulung ist es, aus diesem 2:2 zu einem tJberzahlverhaltnis von zwei gegen eins zu kommen (Skizze 13 a und b). Dieser Zweispielereinsatz er- halt besondere Bedeutung in der Schulung des Platzwechsels. Hierbei miissen die zwei Spieler, die zum Einsatz kommen, nebeneinander auf gleicher Hohe stehen. Es konnen also nicht die beiden AuBensturmer als eine Zweieinheit ange- setzt werden, sondeln nur der AuBensturmer mit seinem Halbsturmer oder der Halbstiirmer mit dem Mittelstiirmer (Skizze 10). Von den zwei Spielern, die zum Platzwechsel ansetzen, muB einer im Besitz des Balles sein. Ferner ist festzustellen, in welchem raumlichen Verhaltnis der Ballbesitzer zu seinem Deckungsspieler steht. Das heiBt, ob er N a h oder Fern gedeckt steht. Diese Feststellung ist entscheidend fur die Art der Durchfiihrung (Skizze 13 a und b). \ Nah und Fern gedeckt Auf die Bedeutung von N a h und Fern mufi ich deshalb besonders eingehen. Bisher war die Ansicht vertreten, daB jeder Spieler auf seinem Platz besondere taktische Auf-. gaben zu losen hatte, die er sich in langjahriger Speziali- sierung aneignen miiBte. Die Schulungsmethode war darauf ausgerichtet, Spezialisten fur die einzelnen Posten heraus- zubilden. Auch ich war der gleichen Meinung. Meine neueste Forschung in der Systematik des Stellungsspiels hat er- wiesen, daB alle Sturmer den gleichen taktischen Bedingun- f en unterworfen sind. Diese Erkenntnis entstand aus der eststellung, daB jeder Sturmer wahrend des Spielverlaufes wechselweise in die Stellung des Nah-und-Fern^-gedeckt- Stehens kommt, da die Tiefenordnung der gegnerischen Deckungsgruppe einem standigen Wechsel unterworfen ist. Mit der Tatsache des Nah-und-Fern-gedeckt-Stehens muB jeder Sturmer vertraut sein und taktisch geordnet werden (Skizze 11). Negativer und positiver Platzwechsel Es gibt einen negativen und einen positiven Platzwechsel. Der negative Platzwechsel hat die Wiederherstellung der breiten Front als Ziel. Es ist also eine Ordnungsaufgabe. 58 Platzwechsel Wenn ein Stiirmer aus unbekannten Griinden seinen Platz, also seinen Streifen verlafit, ist der Nebenspieler zur Er- haltung der geordneten breiten Front verpflichtet, diesen frei gewordenen Streifen einzunehmen. Diese Besetzung ist unabhangig vom allgemeinen Spielgeschehen. Er hat den neuen Streifen zu besetzen und hat auf diesem Streifen frei zu stehen. Ein systematisch ungeordneter Platzwechsel stort die Grundordnung und zehrt unnotig an der Laufkraft der Sturmreihe. Ganz abzulehnen sind die Flankenlaufe der AuBenstiirmer, die vor der gegnerischen Deckung quer liber das ganze Feld fiihren und hierdurch in unzweckmaBigster Weise die gesamte Sturmreihe zum ordnenden Platzwechsel zwingt (Skizze 12). Der positive Platzwechsel setzt wie der Frontdurch- bruch mit einem zackigen Antritt ein und fiihrt durch die Deckungsgruppe hindurch mit dem Ziel, durch Gberwindung eines Gegners zur Uberzahl zu kommen (Skizze 13 a—c). Das letzte Ziel jeder Angriffsentwicklung ist der Torwurf. Wir fiihren keinen Platzwechsel oder unnotige Kombina- tionsziige durch, um ofter mit dem Ball spielen zu konnen, sondern wir wollen auf kiirzestem Wege zum Torwurf kommen. Kombinationszuge sind nur Mittel zum Zweck. Somit ist auch jeder Platzwechsel getragen von dem einen Willen: DurchreiBen und SchieBen. Im Sinne des positiven Platzwechsels sind bisher folgende Klarstellungen gebracht: 1. Der Platzwechsel wird nur von zwei nebeneinander- stehenden Spielern angesetzt. 2. Einer dieser beiden Spieler muB im Besitz des Balles sein. 3. Die Stellung der Gegenspieler iiber Nah- und Fern- deckung ist iiberpriift. Wir wollen als Beispiel im Platzwechsel den rechten langen Flugel entwickeln. Den Ball hat der halbrechte Stiir¬ mer. Die Tiefenordnung der Deckung zeigt, daB der AuBen- stiirmer „Nah“ und der Halbstiirmer „Fern“ gedeckt steht. Der Weg des Platzwechsels liegt also klar (Skizze 13 a). Die Deckung steht demnach gestaffelt und gibt dem ballbesitzen- den halbrechten Stiirmer einen Durchbruchsweg frei. Dieser Durchbruchsweg liegt in dem Raum hinter dem Deckungs- spieler seines Nebenspielers und vor dem eigenen Deckungs- spieler. Der Ballbesitzer lauft also nach rechts durch diesen Raum. Da hierdurch der Streifen des Halbstiirmers frei wird, muB der AuBenstiirmer nach links hiniiber wechseln. Gelingt es dem AuBenstiirmer, durch geschicktes Korper- tauschen und guten Antritt seinen Deckungsspieler laufe- Platzwechesl 59 risch zu iiberwinden, dann ist das giinstige Zahlenverhaltnis von 2 :1 erreicht. Rommt der BalLbesitzer bei diesem Platz- wechsel vom Gegner frei, dann versucht er schon selbst, einen Torwurf anzusetzen. Bleibt er gedeckt, dann wird der Ball dem nach innen gestarteten Aubensturmer zugespielt. Bleiben beide Sturmer gedeckt, dann ist der Durchbruch ge- scheitert, und der Ball wird weiter gesichert. Ein Platz- wechsel kann nicht immer zum Torwurf fiihren, jedoch darf es dabei auf keinen Fall zum Ballverlust kommen. Wir bleiben beim gleichen Beispiel, nur dab jetzt der nah gedeckte Aubenstiirmer im Ballbesitz ist (Skizze 14 b). Ein nah gedeckt stehender Ballbesitzer kann bei gestaffelter Deckung keinen Platzwechsel beginnen, da fur ihn koin Durchbruchsweg offensteht. In diesem Falle lauft also der fern gedeckt stehende Halbsturmer ohne Ball in den offen- gehaltenen Raum. Der Aubensturmer spielt ihm den Ball steil vor und versucht, in der gleichen Weise wie im ersten Platzwechsel nach innen zu starten. Mit den angefiihrten Beispielen haben wir einen Platzwechsel durchgefiihrt, der gegen eine offene Deckung anzusetzen ist. Als Grundsatz hierfiir steht fest, dab der Platzwechsel durch eine offene Deckung nur von dem fern gedeckt stehenden Spieler angesetzt wird. Um in der taktischen Schulung fur den Ein- satz „Mit und ohne Ball“ eine klare Bezeichnung zu haben, mochte ich- als Kennwort fur den Platzwechsel mit dem Ball „Kreuzen“ (Skizze 14 a) und ohne Ball „Schwenken“ (Skizze 14 b) wahlen. Beim Platzwechsel mit Schwenken kann man am langen Fliigel sehr erfolgreich auch einen uberzahligen Sturmer einsetzen (Skizze 15). Hierbei wird der Platzwechsel nur vom Halbsturmer ausgefiihrt, indem derselbe nach auben lauft und vom Aubensturmer den Ball zugespielt erhalt. Der Aubensturmer bleibt danach aber auf seinem Platz stehen. Durch diese Stellung wird ein breiter Weg zum Tor frei- gelegt. In diesen Raum lauft ein Deckungsspieler, am besten der Aubenlaufer, hinein, erhalt den Ball vom platzgewechsel- ten Halbsturmer und versucht durchbrechend einen Torwurf anzusetzen. Im nachsten Beispiel wollen wir einen Platzwechsel ent-' wickeln, der gegen eine geschlossene Deckung gefuhrt wird (Sperrtaktik). Hierzu ist folgendes zu beachten: Wenn wir einen Gegner lauferisch iiberwinden wollen, miissen wir nah bei ihm stehen. Vor der geschlossenen Deckung stehen also beide Spieler nah am Gegner. Wieder wollen wir den rechten langen Fliigel ansetzen. Die beiden Gegenspieler stehen in Erwartung des Angriffs 60 Platzwechsel — Wechselweise Angriffstaktik y.* * nebeneinander auf gleicher Hohe. Da der Laufraum zwischen den beiden Deckungsspielern zu eng ist, kann kein Platz- wechsel durch diesen Raum angesetzt werden. Wir miissen diese Manerslellung des Gegners umlaufen lassen. Beide Sturmer haben sich also nah an ihre Gegner herangespielt. Vor dem Einsatz des Platzwechsels erhalt der Aufien- sturmer den Ball, der mit wuchtigem Antritt dem Tor zustrebt. Sein Weg fiihrt parallel zur Torlinie verlaufend um seinen Halbstiirmer herum, um dann senkrecht zum Tor einzumiinden. Sein Halbstiirmer hat dabei die Aufgabe, den Deckungsspieler seines AuBenstiirmers durch ein In-den- Weg-Laufen am Folgen zu hindern (Skizze 16 a). Diese Sperrarbeit darf nur unter Beachtung der Regel „Verhalten zum Gegner 41 geschehen. Er darf also diesen Deckungsspieler weder anlaufen noch festhalten. Ferner ist zu beach ten, dafi beim Platzwechsel gegen geschlossene Deckungen immer der AuBenstehende den Platzwechsel beginnt, damit der Durch- bruch in Richtung des Tores auslauft. Hierzu muB er im Besitz des Balles sein. Eine Mauerstellung kann namlich auch in der Mitte der Angriffsreihe auftreten. Iiierbei wiirde also der Halbstiirmer den Ball erhalten, der dann um seinen Mittelstiirmer herum zum Tor durchzubrechen sucht (Skizze 16 b). Die taktischen GegenmaBnahmen der Deckung bleiben- die gleichen, also Manndeckung. Bei der Sperrtaktik hat der Deckungsspieler allerdings darauf zu achten, daB er sich bei der Verfolgung seines querlaufenden Angriffsspielers recht- zeitig nach hinten von ihm ablost, um ZusammenstoBe mit eigenen Nebenspielern zu vermeiden. und seinem neuen Gegenspieler das Sperren unmoglich zu machen (Skizze 17). . • Mit den angefuhrten Beispielen sind die Ausfuhrungswege des Platzwechsels festgelegt. Offerie Deckungen wer¬ den durchbrochen und geschlossene Deckun- genumlaufen! , * * ... ' \ y. Platzdeckung Bei einer geschlossenen Deckung, die in der Nahe der Abseitslinie steht, wird haufig die Platzdeckung angewandt. Bei dieser Deckungstaktik bleiben die Spieler in ihrem Deckungsraum stehen und erwarten den neu anlaufenden Gegner. Das ist aber eine sehr gewagte Taktik, die nur von Spielern angewandt werden kann, die oft nebeneinander ge- spielt haben. Wechselweise Angriffstaktik Jede Angriffsentwicklung muB fur seine Durchbruchsab- sichten mindestens zwei taktische Mittel besitzen. 61 % . • 'v * Platzwechsel iiber mehrere Streifen Die Durchbruchswege sind aus dem Stellungsbild der gegnerischen Deekungsgruppe zu ersehen. Es sind die be- kannten Stellungen einer ofxenen oder geschlossenen Deckung. Wo sind nun die zwei Moglichkeite*n ? Bel der offenen Deckung ist es der Frontdurchbruch des ohne Ball nah gedeckt stehenden Spielers oder der Platzwechsel. Bei der geschlossenen Deckung die Sperrtaktik und der Frontdurchbruch des ballbesitzenden Spielers. Der letzte JDurchbruch wird nur dann angewandt, wenn die geschlossene Deckung mit Platzdeckung ar- beitet (Skizze 18). Ein mehrmalig wiederholter Platzwechsel durch die offene Deckung kann dazu fuhren, dab die gegnerische Deckung genau weib, welche Wege belaufen werden. Deshalb mu 13 der Angriff wechselweise gefiihrt werden. Diese Umstellung mub besonders von dem kurzen Fliigel beachtet werden. Als Beispiel fuhren wir den kurzen rechten Fliigel, also Mittel- und halbrechten Stiirmer an. Dieser Fliigel wird von seinen Gegenspielern offen gedeckt, und zwar der Mittelstiirmer Nah und der Halbstiirmer Fern. Der Platzwechsel wurde bisher immer vom ballbesitzenden Halbstiirmer eingeleitet. Nach mehrmaliger Ausfiihrung hat sich die gegnerische Deckung daraur eingestellt, die Laufwege friihzeitig zu be- setzen. Hierzu mub als Gegenzug zum Frontdurchbruch um- geschaltet werden, der so verlauft, dab der Mittelstiirmer nicht zum frei gewordenen Streifen des Halbstiirmers hin- iiberlauft, sondern seinen Mittelstiirmer durch einen fron- talen Durchbruch zu iiberwinden sucht (Skizze 19). Platzwechsel iiber mehrere Streifen pie Ausgangsstellung zum Platzwechsel fordert eine Be- reitstellung von zwei nebeneinanderstehenden Spielern. Der Einsatz muJ3 klar und entschlossen beginnen. Die Abwehr- niaBnahmen der Deckung konnen aber dazu fiihren, dab trotz besten Einsatzes keine Cberraschung des Gegners mog- lich war. Bei gut geordneten Sturmreihen kann dieser Platz¬ wechsel in der angesetzten Richtung weitergefiihrt werden, urn den nachsten Streifenbesitzer zum Einsatz zu bringen. Ein Beispiel am langen rechten Fliigel (Skizze 20). Halb- rechts fiihrt einen Platzwechsel mit seinem rechten Auben- stiirmer durch. Beide Spieler kommen aber nicht zum Schub. Durch die Wucht des Platzwechsels wird der Lauf des Aubenstiirmers bis auf den Streifen des Mittelstiirmers aus- gedehnt, der darauf den Streifen des Halbstiirmers ein- nehmen mub. Hier bestimmt also das Grundgesetz der Platz- ordnung den Verlauf der Entwicklung. Die Verwendung des s 62 Spielanwurf Balles bleibt dem Ballbesitzer iiberlassen, der fur die Siche- rung desselben verantwortlich ist. Wenn der Durchbruch gescheitert ist, muB sich die gesamte Sturmreihe vom Gegner losen, um eine klare Ausgangsstellung zum neuen Angriff zu schaffen. Das Losen vom Gegner geschieht so, daB jeder Sturmer auf dem Streifen bleibt, auf dem er sich nach dem miBgliickten Durchbruch befindet. Er lauft also nicht auf seinen alten Platz zuruck, sondern bleibt auf seinem neuen Streifen. Erst wenn der Gegner in den Besitz des Balles ge- kommen ist, wird die Grundordnung wiederhergestellt. Es konnte also bei einem Spiel zweier hervorragender Mann- schaften zu einem stark wirbelnden Platzwechsel der Sturm- reihen kommen. Dieser Wirbel muB aber aus einer geord- neten Grundstellung entstehen und immer wieder zur klaren Neuordnung zuruckfiihren. Spielanwurf *• Wir sehen bei der Anwurfsmannschaft die Sturmreihe auf der Mittellinie stehen. Die beiden Halbsturmer nah und die AuBenstiirmer weit vom Ball entfernt. Die Lauferreihe ist zum Anwurfskreis herangezogen. Beim SchluBdreieck stehen die beiden Verteidiger auf der Abseitslinie. Die Gegenmann- schaft zeigt in ihrer Aufstellung den Charakter einer Ab- wehrstellung. Sowohl die Sturmreihe als auch die Laufer¬ reihe ist zuriickgestellt, wahrend das SchluBdreieck die Stellung der Angriffsmannschaft hat (Skizze 21 a). Jede Angriffsentwicklung muB groBte Sicherheit des Ball- besitzes voraussetzen. Beim Spielanwurf stehen die Sturmer- gruppen ziemlich nahe gegeniiber. Es ware bedenklich, in den ersten Zugen den Ball noch naher den feindlichen Sturmern entgegenzufiihren, da hierdurch ein Eingreifen des Gegners sofort zu erwarten ware. Ferner muB der Anwurf der eigenen Mannschaft auch eine gewisse Bewegungsfreiheit geben. Darum spielt man den Ball nicht nach vorn, sondern zur Lauferreihe zuruck. Wir haben fiir diese Angriffstaktik verschiedene Entwicklungswege (Skizze 21 b). Um den Gegner zum Eingreifen zu yerleiten, wird der Ball vom Mittel- stiirmer zum Halbsturmer geworfen. Von hier aus fiihrt der Weg zum entgegengesetzten AuBenlaufer. Dieser Zug ist einmal aus der Frontstellung des Halbstiirmers her aus berechtigt, und dann laBt dieser lange PaB dem Innensturm Zeit, durch die gegnerische Sturmlinie laufend freien Raum zu gewinnen. Der empfangende AuBenlaufer hat in der Abr gabe freie Wahl. Entweder paBt er zum meistens freistehen- den eigenen Halbsturmer oder einem anderen freistehenden Spieler. Wir haben beim Anwurf die Schwierigkeit, aus dem F rei wurf 63 zahlenmaBig gleichen Krafteverhaltnis der gegenuberstehen- den Sturmreihen einen Durchbruchsweg zu finden. Deshalb ist besonders im Anwurf jedes zu lange Zogern in der Ab- gabe ungiinstig, denn dem Gegner wird hierdurch Zeit ge- lassen, seine Deckungsreihen immer wieder zu schlieBen. Im Mittelfelde sehen wir eine starke Besetzung durch feind- liche Spieler. Es ist deshalb wiederum der Umfassungsweg zu bevorzugen. Demzufolge fiihrt der Anwurf abschlieBend iiber einen AuBensturmer. Nachdem wir also den Ball vom Halbstiirmer zum AuBenlaufer gefuhrt haben, nehmen wir einmal den gunstigsten PaB, also zum eigenen Halbstiirmer, von hier zum entgegenstehenden Halben und von da zum sehuBbereiten AuBensturmer. Zur Gberraschung des Gegners kann der Kombinationsweg auch einmal mit dem zweiten Zuge direkt zum entgegengesetzen Halbstiirmer fiihren (Skizze 21 c), da die gegnerischen Halbstiirmer durch ihre nahe Deckungsstellung einen direkten Durchbruch der Sturmreihe ermoglichen. Der leitende Gedankebeim Anwurf mufi s e i n , den Ball aus der zusammengeball- ten Feldmitte herauszufiihren und durch weiten Wurf den Empf angsspielern Be- weg ungsfreiheit zugeb e n. Aus diesen Erwagungen heraus vermeiden wir auch das Riickspielen zum Mittel- laufer, der von sich aus keine sichere Abgabemoglichkeit sieht, da alle Empfangsspieler gedeckt stehen.. Freiwurf In der taktischen Anpassung zum Freiwurf ist zubeachten: 1- Ein im Mittelfeld erwirkter Freiwurf wird von dem Spieler ausgefiihrt, der der Wurf- ste 11 e am nachsten steht. Es ist falsch, zur Aus- fuhrung eines Freiwurfes weitabstehende Spieler, also viel- leicht einen Laufer, heranzuziehen. 2. Ein vor dem SchuBkreis erwirkter Freiwurf, auch Straf- wurf genannt, wird von dem Spieler ausge- fiihrt, der im Augenblick am wenigsten ab- gekampft ist. Bei alien Freiwiirfen imMittel- felde versuchen die Nebenspieler, recht wei¬ ten A b stand zu wahren. Im Strafwurf dagegen steht ein Spieler dicht am Werfenden, wahrend die anderen wiederum groBeren Abstand nehmen, um hierdurch eines- teils den Gegner vom Werfenden abzuziehen, als auch eine freie Wurfstellung zu erreichen. Der Gegner darf sich beim F r eiwurf nur bis auf 6 Meter nahern, beim Strafwurf lst es am gunstigsten, sich mit 3 Verteidigern am SchuBkreis aufzubauen (Skizze 22 a). 64 Eckwurf — Einwurf — Schiedsrichterwurf Eckwurf I Im Eckwurf haben wir zwei Ausfuhrungen. Und zwar die lange und die kurze Ecke. Eine erfolgreiche Auswertung von Eckballen ist sehr schwierig, da die. Abseitslinie weder eine Ausdehnung zum _ umfassenden Angriff noch einen Platzwechsel zulabt. Selbst bei einer Schubmoglichkeit ist der Schubwinkel so spitz, dab Torerfolge selten eintrelen. Bei der langen Ecke mud versucht werden, durch Hinzu- ziehung des Mittelsturmers ein gunstiges Verhaltnis herzu- stellen (Skizze 22b). Die Strafecke ist im Verhaltnis zur langen Ecke nicht vorteilhafter, da noch weniger Bewegungs- raum fur ein Stellungsspiel vorhanden ist. Wenn bei den Eckballausfiihrungen einigermaden Schubfeld vorhanden ist, soli ein harter Schub der Kombinationsarbeit, die vielleicht noch giinstigere Schubgelegenheiten herausklaren mochte, vorgezogen werden. Einwurf Beim Einwurf ist das gleiche zu beachten wie im Feld- freiwurf. Es wirft derjenige ein, der dem Ball am nachsten steht. Da beim Einwurf kein Abpfiff notig ist, bemiiht sich der Werfer, den Einwurf so schnell als moglich auszufiihren. Schiedsrichterwurf Die Auswertung eines Schiedsrichterballes verlangt eben- falls ein Verstandnis der Spieler untereinander. Am besten ist es, den aufgeprellten Ball nicht zu fangen, sondern durch Weiterleitung einem der nachststehenden Spieler zu iiber- mitteln versuchen. Dadurch werden Zusammenstobe und Verletzungen vermieden und die Sicherheit des Ballbesilzes erhoht.. Spielfeldskizzen 65 SPIELFELDSKIZZEN Skizze 1. Aufstellungsbild einer Spielmannschaft 66 Spielfeldskizzen 1. Zweispielereinsatz Die leichte Erlernbarkeit der technischen Fertigkeiten hat zur Folge, daB die Zahl der technischen Konner eine Breite erreicht, die kein gleichartiges Kampfspiel aufweisen kann. Diese technische Hochleistung wirkt sich besonders im Stel- lungsspiel aus. Wahrend im FuBball oder Hockey ein Spieler durch auBergewohnliche technische Leistungen im Kampf Mann gegen Mann einen erfolgbringenden Vorteil erringen kann, ist dieser Einzelkampf im Handball selten erfolgreich. Fangen und Werfen mit den Handen ist keine Kunstfertig- keit, sondern eine handwerkliche Leistung, die nur einer kurzzeitigen Gewohnung bedarf. Es gibt im Spiel mit dem Ball keine trickreichen Unterschiede, so daB ein laufgewandter Gegenspieler den Umgehungsversuch des Ballbesitzers leicht storen kann. Im Handballspiel ist deshalb der Einzelkampf zu vermeiden. Handball mufi durch ein systematiseh aufge- bautes Stellungsspiel erfolgreich gestaltet werden. Die kleinste Kampfeinheit innerhalb der Mannschaft ist die Zahl zwei gegen zwei. Diese Zweispielereinheit muB taktisch so geordnet werden, daB hieraus ein tJberzahlver- haltnis von 2 :1 entsteht. Als Mittel steht hierzu der Front- durchbruch (Skizze 1 a) und der Platzwechsel (Skizze 1 b und 1 c) zur Verfiigung. Skizze la. Frontdurchbruch Spielfeldskizzen 67 5 * 68 Spielfeldskizzen 2. Bisherige Deckungsgrundformcn Jede Deckungsgruppe muB ihre Spieler so ordnen, dafi fur jeden Angriffsspieler ein personlicher Gegenspieler be- stimmt wird. Aus der Grundaufstellung einer Handball- mannschaft ist ersichtlich, daB Angriff und Deckung sich in einem gleichen Zahlenverhaltnis von funf zu fiinf gegen- liberstehen. Die Einteilung der Deckungsgruppe zeigte bisher drei Stellungsbilder (Skizze 2 a, 2 b, und 2 c). 3. Neuzeitliche Deckungsbilder Da wahrend des Kampfes die Ordnung der Deckungsreihe starken Veranderungen besonders in der Tiefenordnung unterliegt, ist die bei Spielbeginn erkennbare Deckungsord- nung fiir den taktischen Einsatz einer Sturmreihe kein sicherer Wegweiser mehr. Das was die Deckung bisher zeigte, war die Anlage der Breitenordnung. Nach den Erfahrungen des modernen Stellungsspiels ist aber die Tiefenordnung einer Deckungsgruppe bestimmend fur den Einsatz der Angriffsreihe. Wir beobachten deshalb nur noch Deckungs¬ bilder, die als Grundformen eine offene (Skizze 3 a), ge- schlossene (Skizze 3 b) oder in diesen beiden Stellungen kombinierte Deckungen zeigen (Skizze 3c und 3d). Spielfeldskizzen 69 Skizze 2 b. Innendeckung 70 Spielfeldskizzen Skizze 3 a. Offene Deckungen werden durchbrochen Spielfeldskizzen 71 72 Spielfeldskizzen Skizze 4. Platzordnung der Deckungsgruppe Skizze 5. Streifenordnung der Sturmreihe Spielfeldskizzen 73 4. Platzordnung der Deckungsgruppe Die Grundordnung der Deckungsgruppe, wonach jedem Angriffsspieler ein personlicher Abwehrspieler angewiesen wird, fordert, daB der Verteidiger den Halbstiirmer, die AuBenlaufer den AuBenstiirmer und der Mittellaufer den Mittelstiirmer deckt. Diese Ordnung wird als Manndeckung bezeichnet. Manndeckung bedeutet, daB Jjeder Deckungs- spieler bei seinem personlichen Gegenspieler bleibt und ihn am Torwurf zu storen sucht. 5. Streifenordnung der Sturmreihe Die breite Front der Sturmreihe ist die Voraussetzung fur Ansatz und Durchfiihrung jeder Angriffsentwicklung. Die Einhaltung der breiten Front zwingt die gegnerische Deckungsgruppe zu einer Breitenordnung und schafft Klar- heit iiber Weg und Ziel der Durchbruchsstellen. Breit an- gelegte Angriffsentwicklungen vermeiden nachteilige Zu- sammenballungen. Die Grundschule des Stellungsspiels hat zur Erhaltung der breiten Front MaBnahmen getroffen, die ein seitliches Ver- schieben der Stiirmer ausschlieBt. Zum besseren Yerstandnis dieser Platzordnung ist das Wirkungsfeld der Stiirmer in Streifen von ungefahr zehn Meter Breite eingeteilt. Diese Streifenordnung gilt nur fur den Stiirmer, denn der Deckungs- spieler ist ja mit der Stellung seines personlichen Gegen- spielers verbunden, bei dem er zu bleiben hat, ganz gleich, wo derselbe zum SchuB ansetzen will. 74 Spielfeldskizzen 6. Entwicklung des Spielaufbaues vom Torabwurf unter Berucksichtigung des langen Fliigeleinsatzes In der Grundschule ist der besondere Einsatz des langen Flugels erwunscht. Schon beim Torabwurf soil der Ball zu einem langen Fliigel hingeleitet werden. Aus der Anlage des Abwurfes muD jeder Flugel seinen Einsatz erkennen und sich fruhzeitig zum Ballempfang bereitstellen. Skizze 6. Entwicklung des Spielaufbaues I Spielfeldskizzen 75 7. Das taktische Verhalten von Angriffs- und Abwehr- spieler zu ihrem personlichen Gegenspieler Der S t ii r m e r bemiiht sich, aus dem Blickfeld seines Gegenspielers zu bleiben (Skizze 7 a). Fur den uberraschen- den Antritt ohne Ball ist es notwendig, nah am Gegner zu stehen. Freistehen ist die Forderung der Grundschule. Durch Vor- und Riicklaufen hinter dem Rucken des Gegners wird diese Forderung am besten erfiillt (Skizze 7 b). Der Deckungsspieler muB sich zum Spielgeschehen so verhalten, dab er seinen Gegenspieler und den Ball im Blickfeld hat. Er muB einen Sicherungsabstand von ungefahr drei Meter halten, um den Antritt seines Gegenspielers ab- fangen zu konnen (Skizze 7 c). 76 Spielfeldskizzen Skizze 7 c. Der Deckungsspieler Spielfeldskizzen 77 8. trberzahliger Sturmer Der iiberzahlige Stiirmer muB vom Gegner unerkannt und ohne Ball kommen. Seine Einbruchsstelle liegt zwischen Halb- und Mittelsturmer. 78 Spielfeldskizzen 9. Einriicktaktik (Mannwechscl) Wenn die Angriffsreihe einen uberzahligen Sturmer ein- setzt, muB die Deckung zum uberzahligen Fliigel hinuber- riicken. Wenn der Einsatz schon im Mittelfeld erkannt wird, dann riickt man mit drei Deckungsspielern ein (Skizze 9 a). 1st der Einsatz erst in der eigenen Spielhalfte erkannt, dann muB das Einriicken schnell mit zwei Spielern erfolgen (Skizze 9 b). Ein Mannwechsel erfolgt auch im Frontdurchbruch, wenn der AuBensturmer seinen AuBenlaufer iiberwunden hat (Skizze 9 c). Hier deckt dann der Verteidiger den AuBen¬ sturmer, wahrend der iiberlaufene AuBenlaufer den Halb- sturmer zu erreichen sucht. Skizze 9 a. tfberzahliger Sturmer im Mittelfelde » f Spielfeldskizzen 79 Skizze 9b. t)berzahliger Sturmer kurz vor der Deckungsreihe Skizze 9c. Beim Frontdurchbruch am langen Fliigel 80 Spielfeldskizzen 10. Zweispielereinteilung Als kleinster Mannschaftsteil einer Angriffsreihe ist die Zweispielereinheit festgelegt. Der Zweispielereinsatz kann nur von zwei nebeneinander und auf gleicher Hohe stehen- den Spielern ausgefiihrt werden. Hierbei unterscheiden wir den langen Fliigel zwischen Halb- und Aubenstiirmer und den kurzen Fliigel zwischen Mittel- und Halbstiirmer. Spielfeldskizzen 81 11. Nah oder Fern gedeckt Einen ausschlaggebenden EinfluB fiir den systematischen Aufbau des Stellungsspiels hatte die Erkenntnis der raum- lichen Ordnung von Angriffs- und Abwehrspieler. Jeder Stiirmer muB sich mit diesen Dingen auseinander- setzen. Jeder Stiirmer hat einen personlichen Gegenspieler, von dem er nah oder fern gedeckt wird. Beide Stellungen lassen bestimmte taktische Handlungen zu. Dies gilt be- sonders fiir den Stiirmer ohne Ball. Der nah gedeckte Stiir¬ mer ist der Durchbruchsspieler, der hinter dem Riicken des Gegners iiberraschend den Frontdurchbruch ansetzen kann. Der fern gedeckt stehende Stiirmer kann seinen Deckungs- spieler durch keinen Antritt iiberraschen und wird in erster Linie als Verbindungsmann zu seinem Nebenspieler wirken. Die Feststellung von Nah und Fern gedeckt bring!: also eine Klarstellung der Aufgaben. 6 82 Spielfeldskizzen 12. UnzweckmaBiger Platzwechsel Ein Platzwechsel ist wirkungslos, wenn er nicht die tlberwindung eines Gegenspielers erreicht. Vor der gegnerischen Deckung hin und her zu laufen, fuhrt nur dazu, daB die Sturmreihe ihre Breitenordnung verliert und Zu- sammenballungen entstehen. i \ Spielfeldskizzen 83 13. Erfolgversprechender Platzwechsel Ein Platzwechsel wird nur von zwei nebeneinander und auf gleicher Hohe stehenden Spielern ausgefiihrt. Der rich- tige Platzwechsel fiihrt bei einer offenen Stellung (Skizze 13 a und 13 b) durch die Deckung und einer geschlossenen Stellung (Skizze 13 c) um die Deckung zum Durchbruch. In beiden Fallen muB einer der gegnerischen Deckungsspieler uberwunden werden. 6 * 84 Spielfeldskizzen Skizze 13b. Erfolgversprechender Platzwechsel Skizze 13c. Erfolgversprechender Platzwechsel Spielfeldskizzen 85 14. Platzwechsel am langen Fliigel 1. Am langen rechten Fliigel. Der halbrechte Stiirmer ist im Ballbesitz. Aus der Zeichnung (Skizze 14 a) ist ersicht- lich, dab die Sturmreihe in klarer Breitenardnung die geg- nerische Deckungsgruppe erreicht hat. Das Stellungsbild zeigt eine offene Deckung. Der Ball befindet sicb im Besitz des rechten Halbstiirmers, der mit seinem Aubensturmer durch vorausgegangene Pabziige Blickverbindung hat. Die Anlage des Durchbruchs ist klar. Der linke Aubenlaufer als der am nachsten stehende Gegner soli durch einen Platzwechsel iiberwunden werden, so dab aus dem Zahlenverhaltnis zwei gegen zwei ein 2 :1 entsteht. Der Mittelstiirmer unterstiitzt diesen Durchbruch durch ein Erweitern des Abstandes nach links, um seinen Gegenspieler von der Durchbruchsstelle fernzuhalten. Nach mibgliicktem Durchbruch setzt sich der lange Fliigel wieder vom Gegner ab, wobei jeder Stiirmer auf dem Streifen bleibt, wo er sich nach dem Platzwechsel, befindet. Es steht danach also der Halbsturmer aub'en und der Auben- stiirmer auf dem Halbstreifen. 2. Der Aubensturmer ist im Ballbesitz (Skizze 14 b). Die Zielsetzung ist die gleiche. • 86 Spielfeldskizzen Skizze 14b. Der AuEensturmer ist im Ballbesitz (schwenken) Spielfeldskizzen 87 15. Platzwechsel mit Einsatz eines uberzahligen Sturmers In Verbindung mit einem Platzwechsel des langen Fliigels (Schwenken) kann auch der AuBenlaufer als uberzahliger Sturmer eingesetzt werden. Das geschieht am besten dann, wenn der Gegner die wiederholten Versuche des einfachen Platzwechsels erkannt hat und durch geschickte GegenmaB- nahmen zum Scheitern bringt. Der Einsatz des AuBenlaufers fordert eine rechtzeitige Verstandigung und friihzeitiges Aufriicken desselben. Skizze 15. Platzwechsel mit Einsatz eines uberzahligen Stiirmers 88 Spielfeldskizzen 16. Platzwechsel gegen eine geschlossene Deckung 1. Am langen Fliigel (Skizze 16 a). Eine geschlossene Deckung muB umlaufen werden. Beide Spieler des langen Fliigels riicken nah an die Deckung heran. Kurz vor dem Umlaufen erhalt der AuBenstehende, also in diesem Fall der AuBenstiirmer, den Ball, der durch wuchtigen Antritt seinen Umgehungslauf nach innen beginnt. Der Laufweg fiihrt dicht um seinen Halbsturmer herum und bricht zwischen Halb- und Mittelstiirmer senkrecht zum Tor verlaufend durch. Der Halbsturmer wechselt seinen Platz, indem er zum AuBenstreifen lauft, verbunden mit dem Versuch, den Deckungsspieler des AuBensturmers am Mitlaufen zu storen (Sperrtaktik). 2. Am kurzen Fliigel (Skizze 16 b). Durch die in der Tiefenordnung elastisch wirkende Ab- wehrfront kommt es haufig vor, daB auch vor dem kurzen Fliigel eine Mauerstellung auftritt, die in der gleichen Art durch Sperrtaktik iiberwunden werden kann. Den Um- fassungsversuch fiihrt wieder der auBenstehende Spieler, hierbei also der Halbsturmer, durch, der den Ball kurz vor dem Antritt erhalt. Spielfeldskizzen 89 'Skizze 16b. Am kurzen Fliigel 90 Spielfeldskizzen 17. Deckungsmafinahmen gegen die Sperrtaktik der Angriffsreihe Die geschlossene Deckungsreihe wendet ebenfalls die Manndeckung an. Es bleibt also jeder Deckungsspieler bei seinem personlichen Gegenspieler. Damit er nicht von einem fremden Gegenspieler gesperrt werden kann, mufi er sich fruhzeitig zum Tor hin von seinem personlichen Gegenspieler absetzen, den er im Augenblick des Torwurfes wieder zu erreichen sucht (Skizze 17). Sperrtaktik durch Platzdeckung unwirksam zu machen, ist sehr gewagt, da die Sturmreihe sich dann auf einen wuchtigen Frontdurchbruch des Ballbesitzers umstellt (Skizze 18). Hierbei greift die Abwehr in den meisten Fallen regelwidrig ein, was haufig zur 13-Meter-Strafe fiihrt. Skizze 17. DeckungsmaBnahmen gegen die Sperrtaktik der Angriffsreihe Spielfeldskizzen 91 18. Frontdurchbruch gegen eine geschlossene Deckung Eine Abwehrreihe, die eine geschlossene Deckung bevor- zugt und hierbei mit Platzdeckung arbeitet, mull von der Angriffsreihe wechselweise in der Sperrtaktik und im Frontdurchbruch bekampft werden. Bei diesem Frontdurch¬ bruch setzt gegen alle bisherigen taktischen Regeln der Ballbesitzer zum Durchbruch an (Skizze 18). Torwiirfe sind durch eine weit zuruckgehaltene Mauer- deckung nicht erfolgreicher zu verhindern als durch eine im Kampfstil saubere offene Deckung. Da die geschlossene Deckung meistens weit zuriickgehalten in der Nahe der Ab- seitslinie steht, wird bei korrekter Haltung der Abwehr- spieler im Kampf um den BaH des ofteren em Torwurf an- gesetzt werden konnen. Skizze 18. Frontdurchbruch gegen eine geschlossene Deckung o o X X 92 Spielfeldskizzen 19. Platzwechsel andeutender Frontdurchbruch am kurzen Fliigel Der frontale Einsatz des Mittelstiirmers [hat gewisse Schwierigkeiten, da er als Ordnung haltender Mittelspieler fur die gesamte Sturmreihe eine besonders klare Platz- disziplin wahren muB. Er ist auch in starkerem Mafie als Deckungsspieler bei iiberzahligen Einsatzen der gegnerischen Angriffsreihe beschaftigt. Dennoch wird er in seiner An- griffsreihe beim Frontdurchbruch und Platzwechsel einge- setzt. Da die gegnerische Deckung in der Mitte eine bessere Zusammenfassung hat, wird man den Angriff wechselweise zur Tauschung des Gegners ansetzen miissen. Wenn des ofteren der gleiche Platzwechsel durchgefiihrt wird, kann trotz sichtbaren Platzwechselansatzes noch ein Frontdurch¬ bruch daraus entwickelt werden. Spielfeldskizzen 93 20. Platzwechsel iiber mehrere Streifen Die auf Hochleistung geschulte Sturmreihe wird ihre wuchtigen Durchbruchslaufe auch iiber die Streifen mehrerer Nebenspieler hinaustragen. Eins steht fest, dab der Ansatz eines Platzwechsels immer yon zwei nebeneinanderstehenden Spielern ausgefiihrt wird. Wenn dieser Ansatz diese Spieler bis zum dritten oder yierten Streifen hiniiberfiihrt, dann mub das Gesetz des ordnenden Platzwechsels beachtet werden, das fiir Frontbreite und Ballsicherung mabgebend ist. Skizze 20. Platzwechsel iiber mehrere Streifen 94 Spielfeldskizzen 21. Spielanwurf Aus der Grundaufstellung beider Mannschaften (Skizze 21 a) ist ersichtlich, dab ein klarer Unter- schied in der Placierung der Spieler vorhanden ist. Wir sehen die Anwurfsmannschaft mit ihren funf Sturmern auf der Mittellinie stehen. Die drei Innenstiirmer innerhalb des Anwurfskreises und die beiden Aubenstiirmer weit hinausgestellt in der Nahe der seitlichen Spielfeld- grenzen stehen. Die Lauferreihe ist zum Innensturm heran- gezogen und steht auf dem Anwurfskreis mit dem Auftrag der Sturmunterstutzung. Yerteidiger und Torwachter sind weit zuruckgehalten. Bei der Gegenmannschaft ist die Aufstellung so gewahlt, dab schon die Sturmreihe e i n e n gewissen Deckungswillen zum Ausdruck bringt, indem der Innensturm auf dem Anwurfskreis und die Aubenstiirmer in gleicher Hohe vor ihrem Gegner stehen. In der Lauferreihe sehen wir den Deckungswillen noch starker betont, denn sie stehen weit zuriickgestellt in breiter Front. Das Schlubdreieck hat die gleiche Sicherheitsstellung eingenommen wie die Anwurfsmannschaft. Fur jede An- griffsentwicklungmubgrobteSicherheitdes Ballbesitzers Vorbedingung sein. Von diesem Grundsatz wird im besonderen auch der Spielanwurf be- troffen. Beide Sturmreihen stehen zu Beginn des Spiels nahe beieinander. Unter Berucksichtigung dieser Tatsache ware es gewagt, den Ball nach vorn zu spielen, da hier- durch dem Gegner Gelegenheit zum erfolgreichen Eingreifen gegeben wird. Um die Sicherheit des Ballbesitzes zu Wahren, mub der Ball vom Gegner weggefiihrt, also zur Lauferreihe zuruckgespielt werden. In dieser Anwurfstaktik haben wir verschiedene Entwicklungsmoglichkeiten, wie aus den Skizzen 21 b und 21 c zu ersehen ist. \ Spielfeldskizzen 95 96 Spielfeldskizzen Spielfeldskizzen 97 Skizze 21c. Spielanwurf —+ Entwicklung durch die gegnerische Sturmreihe 98 Spielfeldskizzen 22. Strafwurf und Eckwurf Von alien Feldanwiirfen hat der Strafwurf die besten Aussichten auf Torerfolg. Die Aus- fiihrung des Strafwurfes wird in den meisten Fallen zu leichtsinnig behandelt. Die Strafwurfsskizze 22 a zeigt uns in der Aufstellung der Sturmreihe zwei Sturmer an der Ausfiihrungsstelle stehen. Die anderen Sturmer haben sich weit abgestellt, um den Gegner zur Deckung zu zwingen, oder vielleicht selbst eine freie Empfangsstellung zu ge- winnen. Die Gegenmannschaft baut sich mit zwei oder drei Spielern am SchuBkreis auf. In der Wurf ausfiihrung 1 a B t man sich von der jeweiligen Situation leiten. 1st eine Wurfbahn zum Tor f r e i, so schieBt der Ballinhaber selbst. 1st das Tor gut gedeckt, so gibt er zum Nebenspieler ah, der dann sofort schieBt. Mehrere Kombinationszuge beim Strafwurf auszufuhren ist nicht ratsam, da der Be- wegungsraum zu eng ist. Der Eckwurf ist ein recht u n g 1 u c k 1 i c h e r F reiwurf. Die beste Auswertung zeigt sich, wenn wieder nur zwei Spieler an der Wurfecke stehen, wie Skizze 22 b zeigt, und nun versucht wird, mit Hilfe des zugelaufenen Mittelstiirmers eine SchuBgelegenheit herauszuariDeiten. N Spielfeldskizzen 99 Skizze 22 a. Strafwurf mil drei Abwehrspielern f x O INHALTSVERZEICHNIS (Abschnitt 3) Seite Allgemeines.101 Laufschulung.102 Jagdspiel ..103 Barlauf. 103 Gewandtheitsschulung.106 Ball iiber die Schnur . . ..106 Volleyball (Flugball).107 Rollball. 114 Volkerball.115 Fang- und Wurftraining.117 Netzhandball. ..118 Durch die Reihen werfen.120 TorschuBtraining .120 Grenzball.122 Kombinationsball im Kreise ..122 Kampf um den Ball ...123 Parteiballspiel ohne Tore.124 Parteiballspiel auf ein Tor. 126 Parteiballspiel auf zwei Tore.127 Training des Stellungsspiels. 129 Deckungsformen. 131 Stellungsskizzen vom fronterhaltenden Angriffs- system. 133 Spezialtraining des langen Sturmfliigels fur > das front- erhaltende System.'.135 Stellungsschemas fiir das Training des langen Flugels. 138 Neun gegen neun mit Aufiendeckung.138 Neun gegen neun mit Innendeckung ...... 139 Sieben gegen sieben mit AuBendeckung.141 Sieben gegen sieben mit Innendeckung ... . . . 142 Spezialtraining des kurzen Sturmfliigels.143 Frontalangriff. 143 Kreuzen und Schwenken.143 Kombinierte Stellungsskizzen fiir langen und kur¬ zen Fliigel..144 Training der Sturmreihe fiir das frontaufrollende Sy¬ stem (Sperren). 144 Die Mauerstellung in der Deckung.146 Sperrtaktik am langen Fliigel.147 Sperrtaktik am kurzen Fliigel..147 Schulung der Deckungsreihe ..148 Einriicktaktik.148 Mannwechsel . . . s . . .. 148 Allgemeines 101 Absehnitt 3 DAS HANDBALLTRAINING • X Allgemeines Hochleistungen in den Leibesiibungen sind ohne syste- matische Vorbereitung nicht moglich. Im deutschen Hand- ballspiel sind hierfiir besonders hohe Anforderungen ge- stellt. Der Charakter des Handballspiels fordert ein auBerge- wohnliches MaB an lauferischem Konnen. Die Beherrschung des Balles muB so vollendet sein, daB die Mannschaft im Zusammenspiel keinen Ballverlust er- leidet. Das fiir den Sieg notwendige Dbergewicht bringt dann ein systematised geschultes Stellungsspiel. Somit ergeben sich fiir den Aufbau eines Handballtrainings drei Dbungsziele. Lauf und Gewandtheitsschukmg; pbungen und Spiele mit dem Ball; Schulung des Stellungsspieles. 102 Laufschulung LAUFSCHULUNG Der Ilandballspieler muB schnell, kraftig, gewandt und ausdauernd sein. Die rein lauferischen Anforderungen sind von einer Vielseitigkeit, wie man sie kaum in anderen Ball- spielen vorfindet. Der Handballspieler hat selten die Mog- lichkeit, unbehindert auf kiirzestem Wege zum Ziel zu laufen. Jeder Gegner darf diesen Versuch durch ein In-den-Weg- Stellen storen. Kein Spieler darf einen solchen Gegner an- laufen. Er muB die versperrte Laufrichtung durch ein Seit- laufen oder Seitspringen dergestalt andern, daB ein Auf- laufen vermieden wird. Wenn trotz dieser Ausweichbewe- gung ein Zusammenprellen unvermeidbar erscheint, dann muB er seinen Lauf sogar vollkommen abstoppen. Der hoch- wertige Handballspieler darf also kein riicksichtsloser Draufganger sein. Er muB die Kunst der Bewegungsbeherr- schung erlernt haben, seinen Korper trotz groBtem Lauf- tempo in jede gewiinschte Richtung zu bringen. Das An- treten, Ausweichen und Stoppen verlangt eine auBergewohn- liche Korperbeherrschung. Man kann mit vollem Recht be- haupten, daB der Erfolg einer Handballmannschaft von der lauferischen Erziehung ihrer Mitglieder abhangt. Bei der methodischen Schulung dieser Fahigkeiten muB sich die Wahl der Mittel nach den gewiinschten Anforde¬ rungen richten. Fast die gesamte Laufarbeit des Handball- spielers tragt den Charakter des SprintmaBigen. Die fur diesen Laufstil geforderte Antrittsharte und Trittgeschwin- digkeit lernt man am zweckmaBigsten durch leichtathletische Startiibungen. Ich empfehle absichtlich den leichtathletischen Tiefstart, weil hierbei mit groBter Kraft und hochster Tritt- geschwindigkeit gearbeitet werden kann, wobei ubungstag- lich acht bis zehn Starts geniigen. Wenn beim Hallentraining kein gleitsicherer Boden vorhanden ist, kann auch im Hoch- start geiibt werden. Die Stopp- und Ausweichfertigkeiten lassen sich am besten im Spiel mit einem Gegner uben. Dieses Spiel muB wett- kampfmaBigen Charakter tragen und in der Spielidee einem Jagen und Gejagtwerden entsprechen. Aus der groBen Zahl reiner Laufspiele mochte ich zwei altbewahrte deutsche Turnspiele herausheben, und zwar das Jagdspiel und das Barlaufspiel. ■ Jagdspiel — Barlauf 103 Jagdspiel Um beim Jagdspiel in moglichst kurzer Zeit eine gute Diirchbildung des Spielers zu erreichen, ist es zweckmaBig, in Dreiergruppen zu iiben. DerSpielgedanke Ein Spieler der Gruppe ist Jager. Er hat die Aufgabe, einen der anderen Spieler zu fangen, was durch einen Schlag mit der Hand erreicht wird. Die Gegner versuchen, sich durch Ausweichen oder Weglaufen dem Schlag zu ent- ziehen. Ist der Abschlag eines Gegners erfolgt, so iiber- nimmt der Geschlagene die Aufgabe des Jagers. Ein direkter Riickschlag des Geschlagenen zum alten Jager ist nicht ge- stattet, sondern erst moglich, wenn der neue Jager den dritten Spieler verfolgt hat. Um ein zu weites Auseinander- ziehen der Gruppe zu vermeiden, empfiehlt es sich, das Spielfeld zu umgrenzen, vielleicht auf ein MaB von 20X20 Meter. Eine Grenziibertretung der Gejagten gilt als Abschlag. Bei lebhafter Spielausfiihrung sehen wir in diesem Necken und Jagen alle gewiinschten Laufarten: den harten' Antritt des Fangers im Angriff; das plotzliche Abstoppen und Aus¬ weichen der Gegner vor dem Schlag; das zeitweilig minuten- lange Jagen zweier Gegner, wobei kurze und lange Sprints die Lauf- und Organkraft haufig bis zur Grenze des Mog- lichen ausschopfen. Die Spieldauer der einzelnen Gruppen sollte deshalb nicht mehr als funf Minuten betragen. Barlauf Auch das Barlauf spiel hat ahnliche Ausbildungswerte. Der Vorteil dieses Spiels liegt in der Beschaftigungsmog- lichkeit groBerer Spielgruppen. Es ist ein Parteispiel. Die Zahl der Spieler sollte nicht unter zehn bzw. uber zwanzig Spieler betragen. Es wird auf einem 30 Meter langen und 25 Meter breiten Felde gespielt (siehe Skizze I). Spielgedanke Nehmen wir an, es stehen zwanzig Spieler zur Verfugung, die zwei Parteien von je zehn Spielern bilden. Diese Par- teien stehen sich in Flankenreihe auf den Schmalseiten des Spielfeldes gegeniiber. Auch hier gibt es Fanger, die den Gegner durch einen Schlag mit der Hand zu treffen ver¬ suchen. Das Spiel beginnt, indem der Spieler einer Partei in das Feld vorlauft, um die Gegner gewissermaBen aus ihrem Mai herauszulocken. Hierauf lauft ein Spieler der Gegen- 30 m 104 Barlauf 25 m partei ins Feld, der den ersten Spieler abzuschlagen ver- sucht. Der erste Spieler weicht diesem Abschlag aus, indem er ins eigene Mai zurucklauft. Jetzt folgt die nachste Situa¬ tion, indem ein zweiter Spieler der ersten Partei ins Feld lauft und seinerseits versucht, den Gegner zu schlagen, der t Barlauf 105 sich wieder um diesem Schlag durch Ausweichen oder Zu- riicklaufen zu entziehen trachtet. Entscheidend fur das Schlagrecht ist, daB jeder Spieler das Recht hat, jeden Gegner im Spielfelde abzuschlagen, der friiher aus seinem Mai herausgelaufen 1st als er selbst. Jeder Spieler hat sich also vor jedem spater ausgelaufenen Gegner zu huten. Um einen flotten Spielgang zu erreichen, stellen sich beide Parteien in Flankenreihe hinter ihrer Mallinie auf und beginnen mit ihren rechten Fliigelspielern den Auslauf. Als Beispiel: Beginnen wir mit der Partei A. Ihr rechter Fliigelspieler lauft ins Feld, ihm entgegen kommt der rechte FliigeJspieler der Partei B. Gleich darauf folgt der zweite Spieler der Partei A, um seinen Yorder spieler zu decken. Damit ein gegenseitiges'Behindern des eigenen Spielers vermieden wird, weicht der erste Spieler, der ja kein Schlagrecht mehr hat, nach links aus, um wieder zum eigenen Mai zuruckzukommen. Somit ergibt sich fiir beide Parteien eine Lauftaktik, die einen Halbkreis zeigt, in deni von rechts hinaus und nach links hinein gelaufen wird. Um dem Spiel einen Wettkampf-Charakter zu geben, wird nach einem Punktsystem gespielt. Jeder durch Schlag getroffene Gegner zahlt einen Punkt. Nach jedem Abschlag gehen beide Parteien in ihre Mallinien zuruck, und es beginnt das Spiel von derjenigen Partei aufs neue, der ein Abschlag gelungen war. Gewonnen hat diejenige Partei, die zuerst zwanzig Punkte oder nach einer beliebig festgesetzten Zeit die mei- sten Punkte erreicht hat. Ferner ist zu beachten, daB ein Gegner, der iiber die seitlichen Spielfeldgrenzen gelaufen ist, als abgeschlagen gilt, und ein Fanger, der im Angriff auf einen Gegner, ohne selbst getroffen zu werden, als gerettet gilt, wenn er durch das gegnerische Mai gelaufen ist. Dieser Spieler darf auBerhalb der Spielgrenzen ins eigene Mai wieder zuruckgehen. Dauerleistung Neben der sprintmaBigen Ausbildung des Handballspielers steht die Steigerung und Erhaltung der Dauerleistung. Hierzu sind langere Laufe von zwei bis drei Kilometer zu empfeh- len. Auch dieses Lauftraining muB sich den Anforderungen des Spieles anpassen, indem ein Arbeitswechsel beachtet wird zwischen langen Sprints iiber etwa 300 Meter und er- holendem Gehen iiber etwa 100 Meter. Dieses Training ist am besten im Waldlauf durchzufiihren. 12 m 106 Gewandtheitsschulung — Ball uber die Schnur Gewandtlieitsscimlimg Gewandtheitsschulung Neben der Laufschulung innerhalb des Korpertrainings braucht der Handballspieler die Schulung der Gewandtheit. Korperlich gewandt zu sein fur alle Forderungen, die das Spiel im Lauf, Wurf und Sprung stellt. Die beste Schulung der Gewandtheit bringt das Spielen mit einem Ball. Die Spielformen miissen so gewahlt werden, dab sie den korperlichen Anforderungen des Handballspiels entsprechen. Der Ball ist hierbei nur Mittel zum Zweck. Im nachfolgenden fuhre ich Spiele auf, die in der korper¬ lichen Bereitstellung zum Ball grundverschieden sind. Ball iiher die Schnur schweren Vollball (Medizin- ball) gespielt. Es stehen sich zwei Parteien von je sechs Spielern gegeniiber. Das Spielfeld ist zwolf Me¬ ter lang und sechs Meter breit. Die Schnur wird in zwei Meter Hohe gespannt (siehe Skizze II). Der Spielgedanke ist, den Ball so uber die Schnur zu werfen, dab er den Boden des gegnerischen Spielfeldes beriihrt. Jeder giiltig ge- worfene Ball wird mit f einem Punkt gewertet. Be- riihren der Schnur sowie Wiirfe uber die Spielfeld- grenzen werden als Fehl- wiirfe bewertet und sind dem Gegner gutzuschreiben. Ein Spiel geht bis 20 Punkte. Bei zehn Punkten werden die Seiten gewechselt. Auch in der Mannschaftsaufstel- lung sind die Platze so ein- zuteilen, dab jeder Spieler in einer Haibzeit vorn und in der anderen hinten zu spielen kommt. Skizze II % Volleyball 107 Volleyball (Flugball) Im Gegensatz zum Medizinballspiel, bei dem durch die Schwere des Balles der gymnastische Wert an hervorragen- der Stelle steht, soil im Volleyballspiel die Start- und Sprungfahigkeit geiibt werden. Zu seiner wettspielmaBigen Ausfuhrung gehoren zwei Mannschaften mit je sechs Spielern. Als Spielgerat client ein leichterer Hohlball, der etwas groBer ist als unser deutscher Handball. Das Spielfeld ist 18 Meter lang und 9 Meter breit. Das Langsfeld wird durch ein 1 Meter breites Netz, welches mit seinem oberenRande 2,40 (fur Frauen 2,20) Meter vom Erdboden entfernt sein muB, in zwei gleiche Halften geteilt (Tennisnetz). Es kann aber auch mit einer einfachen Schnur gespielt werden (siehe Skizze III). x Der Spielgedanke ist dieser: Der Ball ist aus dem eigenen Felde durch einen Prellschlag iiber das Netz in das andere Feld zu schlagen. Bei diesem Feldwechsel darf der Ball niemals den Erdboden beriihren. Der Ball muB also im Fluge hin und her geschlagen werden. Das Schlagen des Balles geschieht mit offenen Handen. Innerhalb der Partei kann der Ball wie im deutschen Faustballspiel dreimal be- riihrt werden, jedoch darf der Ball hierbei nicht zur Erde kommen. Zweimaliges Schlagen durch den gleichen Gegner ist erlaubt, wenn der Ball nach dem ersten Schlag von einem zweiten Mitspieler beriihrt wurde. Die Ballbehandlung bei einem technisch guten Spiel zeigt im Zusammenspiel die Bevorzugung des sicheren Doppelhandspielens und im Schlag iiber das Netz den mit. einem hohen Sprung ver- bundenen blitzschnellen Schlag mit einer Hand. Volleyball ist ein im Ausland stark verbreitetes Spiel. Wegen der auBergewohnlichen Sprungbeanspruchung sollte es im gymnastischen Trainingsprogramm des Handballspie- lers einen bevorzugten Platz erhalten. Man spricht davon, daB die hervorragenden leichtathletischen Sprungleistungen der Japaner auf die bevorzugte Pflege des leidenschaftlich betriebenen Volleyballspiels zuriickzufuhren sind. Spielleiden- schaft erwacht immer da, wo das Spielgeschehen den ganzen Menschen zu fesseln versteht. Jeder Volleyballspieler wird bestatigen, daB diese Eigenschaft hier voll zur Entfaltung kommt. Um der Pflege des Volleyballspiels eine wettkampf- maBige Grundlage zu schaffen, mochte ich im nachfolgenden die amtlich anerkannten Regeln veroffentlichen. 108 Volleyball r* 9m V olleyb all 109 Spielregeln: Regel 1. SpielfeldundSpielgerat Spielfeld : Das Spielfeld ist ein ebenes, rechteckiges Feld von 18 X 9 Meter. Begrenzung: Das Spielfeld ist begrenzt durch gut sichtbare Linien, welche an jedem Punkte mindestens 1 Me¬ ter von der Mauer oder einem anderen Gegenstand entfernt sein mussen und die ncht breiter als funf Zentimeter sein sollen. Die Linie auf der kiirzeren Seite wird Breitseite, die andere wird Langsseite genannt. Mittellinie: Eine fiinf Zentimeter breite Mittellinie teilt das Langsfeld in zwei gleiche Abschnitte. Netz und Netzstainder: tJber der Mittellinie hangt ein Netz. Das Netz ist 1 Meter breit und so geniigend lang, dab es von Langsseite zu Langsseite ausreicht. Es muB so engmaschig sein, dab der Ball nicht durchdringt. Das Netz mub an alien vier Enden straff gespannt sein, damit die Entfernung der beiden Breitseiten in der Mitte geradlinig durchschiiitten wird. Der obere Rand des Netzes soil waage- recht zum Erdboden liegen und die obere Mitte des Netzes 2,40 Meter vom Erdboden entfernt sein. Am oberen Rand des Netzes sei ein funf Zentimeter breiter Leinwandstreifen, der von einem Draht durchzogen wird, um so zur besseren Befestigung zu dienen. Die Netzstander mussen mindestens 1 Meter von der Langslinie entfernt sein. Ball: Der Ball ist rund, hat eine Gummiblase urfd mub von einer Lederhiille umgeben sein. Der Umfang des Balles betragt 63,5 Zentimeter bis 68,5 Zentimeter. Das Gewicht 189 bis 283 Gramm. Re gel 2. Die Mannschaft Eine Mannschaft besteht aus sechs Spielern. Auber den Spielern konnen noch sechs Ersatzspieler gestellt werden. Der Ersatzmann kann den Spielplatz einnehmen, wenn durch Pfeifensignal der Ball als tot erklart wurde. Er meldet sich sofort dem Schiedsrichter. Der Ersatzmann mub auf dem Platz spielen, wo der vor- herige Spieler ausgewechselt wurde. Es ist wahrend des Spielverlaufs keine Anderung der Auf- stellung erlaubt. Der Spieler, der das Spiel verlieb, darf in diesem Satz nicht mehr spielen. Er darf erst im nachsten Satz wieder mitspielen. 110 Volleyball Regel 3. Die Spielwertung Die Spielfuhrer losen am den ersten Aufschlag oder Platz- wahl. Der Losgewinner kann entweder Aufschlag oder Feldseite aussuchen. Das Spiel setzt sich aus 15 Punkten zusammen. Die Mann¬ schaft, die zuerst ein Resultat von 15 Punkten erreicht, wird zum Sieger des Kampfes erklart. Bei Gleichheit der Punkte 14 :14 wird das Spiel so lange fortgesetzt, bis ein Unter- schied von zwei Punkten im Resultat erzielt wird. Sie miissen nicht unmittelbar nacheinander erzielt werden. 15 :17 :19 usw. Das Spiel schliebt, sobald der Unterschied hergestellt ist. Der Sieg wird mit zwei gewonnenen Spielen von drei ausgetragenen entschieden. Tritt eine Mannschaft nicht eine Minute nach dem vom Schiedsrichter ergangenen Befehl an, so wird der Kampf mit der Mannschaft bestritten, welche zum Spiel vorbe- reitet ist. Die Mannschaft, welche nicht drei Minuten spater nach Schiedsrichterweisung teilnehmen will, ist gezwungen, das Spiel aufzugeben, wobei ein Ergebnis von 15 :0 gezahlt wird. Regel 4. Erklarungen zum Spielvorgang Das von einer Mannschaft besetzte Spielfeld heibt e i g e - n e s, das andere das gegnerische. ‘ Der Wechsel der Spieler auf ihrem Spielfelde heibt „Wechsel“. Die Reihenfolge, in welcher die Spieler aufschlagen, heibt „Aufschlagordnung“. „Aufschlag“ ist das Ballangeben ins Spiel durch einen Spieler. Es geschieht so, dab der Ball mit einer Hand in das gegnerische Spielfeld in irgendwelcher Richtung ge- schlagen wird; dabei mub der Spieler mit beiden Fiiben hinter der rechten Ecke der Breitseitenlinie seines Spiel- seldes stehen. Ein Punkt entsteht, wenn die aufnehmende Mann¬ schaft den Ball nicht in das Spielfeld zuruckgibt. Ballverlust entsteht, wenn die aufschlagende Mannschaft keinen Punkt gewinnt oder gegen die Regeln spielt. Der Spieler, welcher den Ball beriihrt, wenn er nicht tot ist, wird als spielender angesehen. Der Ball ist hinter den Spielfeldgrenzen, wenn er irgendeinen Gegenstand oder den Boden auberhalb des Spielfeldes beriihrt. Volleyball 111 Der Ball ist im Spiel, wenn er das Feldinnere oder die Seitenlinien des Feldes oder einen Gegenstand iiber diesen Linien beriihrt. Der Ball ist tot, wenn die Schiedsrichterpfeife ertont, also auf irgendeine Entscheidung aufmerksam macht. Netzball entsteht, wenn der Ball den oberen Rand des Netzes beim Aufschlagen beriihrt, wobei Netzball gerufen wird. F a n g e n oder H a 11 e n des Balles liegt vor, wenn der Ball auf Augenblicke in den Handen oder Armen des Spie¬ lers zur Ruhe kommt und offensichtlich nicht geschlagen wird. Doppelschlag entsteht, wenn ein Spieler zweimal den Ball unmittelbar nacheinander schlagt. Spielverzogerung entsteht, wenn ein Spieler etwas tut, was nach der Meinung des Schiedsrichters das Auf- halten des Spiels oder eine iiberfliissige Verlangerung des Kampfes verursacht. Regel 5. Aufschlag und Spielschlag Bei der Eroffnung des Spiels wird der Ball vom ersten Spieler der Aufschlagmannschaft ins Feld gegeben. Dieser Spieler steht beim Aufschlagen mit beiden FiiBen hinter der rechten Ecke seiner Spielfeldbreitseite und schlagt so lange auf, bis der Schiedsrichter nicht Ballverlust gemaB der Auf- schlagordnung gibt. Hierauf beginnt der erste Spieler auf der Gegenseite aufzuschlagen. Bei Spieleroffnung konnen sich die Spieler in beliebiger Aufstellung im Spielfeld ver- teilen. Nach verlorenem Ball werden die Platze der aufschlagen- den Mannschaft gewechselt, und zwar im Sinne des Uhr- zeigers. Der aufgeschlagene Ball, welcher das Netz oder irgend- einen Gegenstand beriihrt, verursacht Ballverlust. Jeder an- dere Ball, der das Netz beriihrt und ins gegnerische Feld geht, ist im Spiel. Die Mannschaft, welche im vorhergehenden Kampf ver- loren hat, hat den ersten Aufschlag im nachsten Kampf. Der Ball kann im Spiel innerhalb einer Mannschaft nur dreimal geschlagen werden, bevor er iiber das Netz ge- langt. Niemals darf ein Spieler zweimal hintereinander den Ball beriihren. Der Spieler kann den Ball mit alien Korperteilen ober- halb der Hiifte beriihren. Schlagt irgendein Spieler der beiden Mannschaften den Ball so, daB er die Langsseite des Spielfeldes iiberquert, so 112 Volleyball wird das gegen die Mannschaft gerechnet. Es wird Ball- verlust oder Punkt gezahlt. Ein Ball, der auf den Spielfeldlinien auffallt, wird als guter Ball gewertet. Der Schiedsrichter erlaubt einen zweiten Aufschlag, wenn iiber die Giiltigkeit des Balles Zweifel bestehen. Der Ball muB beim Spiel liber das Netz fliegen und innerhalb des gegnerischen Spielfeldes niedergehen. Regel 6. Punkte und Ballverlust Begehen die Spieler der aufschlagenden Mannschaft einen der unten angefiihrten Fehler, so tritt fiir die Auf- schlagmannschaft Ballverlust ein; begeht irgendein Spieler der aufnehmenden Mannschaft die unten angefiihrten Fehler, so zahlt es als Punkt fiir die aufschlagende Mann¬ schaft. Ein Spieler bewegt sich also regelwidrig: Schlagt er den Ball auBerhalb des gegnerischen Spiel- fplHPC Qllf Fangt oder halt er den Ball. Beriihrt er das Netz mit irgendeinem Korperteil, mit Ausnahme wenn der Ball tot ist. Beriihren zWei Gegner das Netz, so wird der Ball als tot erkannt und wird von neuem gespielt. Beriihrt der /Spieler den Boden jenseits der Mittel- linie. Reicht oder faBt er iiber das Netz, um den Ball zu schlagen. Reicht er unter das Netz und beriihrt den Ball oder einen Spieler zu der Zeit, als der Ball auf der Gegenseite gespielt wurde. Halt oder schiebt er den Ball in der Richtung zum Netz. Fiihrt er einen Doppelschlag aus. StoBt er den Ball mit dem FuBe oder laBt er zu, daB der Ball ihn oder seine Kleidung unterhalb der Hiifte beriihrt. Schlagt er den Ball irgendeinem anderen von den Iianden oder von einem Gegenstande. Betritt er das gegnerische Spielfeld in der Absicht, den Ball zuriickzuschlagen, so darf er nicht nach dem Ball unter das Netz greifen. Schlagt er auBer der Reihe auf. Macht er ungehorige Bemerkungen oder laBt er unge- horige Handlungen gegen die Entscheidungen des Schieds- richters zu, oder will er EinfluB auf seine Entscheidungen nehmen. V olleyball 113 Macht er personliche und ungehorige Bemerkungen uber die Gegenspieler. Greift er in den Kampf ein, wenn er bereits ausge- schieden ist. Verursacht er, dab der Ball unter das Netz geht. Spieler, die in der zweiten Reihe yam Netz spielen, durfen den Ball nicht gleichzeitig stoben. Regel 7. Punktzahlung Fehlt die aufnehmende Mannschaft dadurch, dab sie den Ball nicht richtig uber das Netz in das gegnerische Spielfeld zuriickgibt, so wird ein Punkt fur die aufschlagende Mannschaft gezahlt. Fehlt die aufschlagende Mannschaft dadurch, dab sie den Ball nicht richtig aufschlagt, oder den im Spiel befind- lichen Ball nicht richtig in das gegnerische Spielfeld zuriick- schlagt, so entsteht Ballverlust und Aufschlagwechsel. Yor jedem Aufschlag mit Ausnahme bei Spielbeginn mub die Mannschaft einen Aufstellungswechsel ihrer Spieler im drehenden Sinne eines Uhrzeigers vornehmen. Regel 8. Spielrichter Als Unparteiische gelten ein Schiedsrichter, ein Heifer, ein Aufschreiber und zwei Linienrichter. Der Schiedsrichter hat die Oberentscheidung des Spiels, er entscheidet, wann der Ball im Spiel ist, wann er tot ist, wann der Ball verloren ist und wenn ein Punkt erzielt wurde; ferner bestimmt er Strafen fur Regelver- letzungen. Der Schiedsrichter hat das Recht, uber alle Regeln zu bestimmen. Er nifrimt Aufstellung am Ende des Netzes, da er von dort aus beide Seiten klar iibersehen kann (Augen zwei Fub uber dem Netz). Der Aufschreiber fuhrt ein Verzeichnis uber die er- zielten Punkte; er stellt vor Beginn des Spiels die Namen und die Reihenfolge des Aufgebens fest und pabt auf, dab sie eingehalten wird und dab auch der richtige Stellungs- wechsel erfolgt. Der Heifer gibt acht auf das Dberschreiten der Mittel- linie, beobachtet Feld und Spieler und hilft dem Schieds¬ richter; er nimmt Aufstellung gegeniiber dem Schieds¬ richter. Die Linienrichter stehen an den entgegengesetzten Ecken des Spielfeldes, so dab sie stets zwei Linien im Spiel iibersehen konnen. Kommt der Ball in die Hohe dieser Linien, so haben sie gut oder aus zu rufen. Sie sollen mit aufpassen, dab die Spieler richtige Aufgabenreihenfolge und Wechsel haben. 8 -30 m 114 Volleyball — Rollball Auf Verlangen des Schiedsrichters melden sie ihm alles, woriiber ihn eigene Beobachtungen im unklaren lieCen. Regel 9. AusschluB Ein Spieler, der die unten angefiihrten Fehler begeht, wird vom Schiedsrichter fiir den Rest des Kampfes ausge- schlossen und auf seinen Platz ein Ersatzmann bestimmt. Dies sind die Fehler: 1. Macht er grobe Bemerkungen iiber die Unparteiischen. 2. Begeht er ungehorige Handlungen an den Unparteiischen oder will er EinfluB auf ihre Entscheidiingen erhalten. 3. Wendet er sich standig gegen den Schiedsrichter wegen dessen Entscheidungen. Re gel 10. Einspriiche Die Urteile der Unparteiischen sind in alien Fragen end- gultig. Entscheidungen der Unparteiischen, die die Regel- auslegung treffen, kon- nen nur von den Mann- schaftsfiihrern in Zwei- fel gezogen werden. Wurde irgendeineFr age im Zusammenhang mit derRegelauslegung nicht endgultig entschieden, sondern zur Entschei- dung einer hoheren Schiedsstelle ubergeben, so wird das Spiel wie friiher fortgesetzt; der Schiedsrichter verzeich- net den Einspruch ord- nungsmaBig. Rollball Unter den Raufkamp- fen, die fur Trainings- zwecke im Handball An- wendung finden konnen, ist das Rollball- oder Biickeballspiel hervor- zuheben. Es wird mit einem nicht so hart auf- gepumpten Handball ge- spielt. Skizze IV Rollball — Volkerball 115 Spielerzahl 10—20 Mann auf einem Spielfeld von 15—30 Me¬ ter. Es konnten jedoch anch 5 :5 Oder 30 :30 Teilnehmer sein. Die Aufstellung der Mannschaft geschieht so, daB die eine Halfte als Torwachter und die andere als Feldspieler tatig ist. Nehmen wir an, es ware eine Mannschaftszahl von 10:10 Spielern. Dabei nehmen funf Spieler auf einer der Schmalseiten des Spielfeldes Aufstellung. Die Torbreite wird durch ein Handereichen festgestellt. Die Enden der Reihe werden durch Striche oder Fahnchen markiert. Die Feld¬ spieler teilen sich ein in drei Vorder- und zwei Grundspieler (siehe Skizze IV). Der Spielgedanke ist, den Ball durch die gegnerische Tor- reihe zu werfen. Hierbei darf der Ball nicht direkt, also in Luftlinie die Reihe passieren, sondern muB kurz vor der Tor- linie den Erdboden beriihrt haben. Im Felde darf niemand den Ball langer als drei Sekunden halten und nicht mehr als drei Schritte tragen. Kein Spieler darf den Ball hoher als in Hiifthohe fiihren. Das Zusammenspiel erfolgt durch Rollen des Balles am Erdboden. Der direkte PaB ist also verboten. Es muB demnach der Ball bei jedem Zusammenspiel minde- stens einmal den Erdboden beriihrt haben. Kampf um den Ball, wie im Feldhandball. Die Torwachter diirfen nicht aus ihrer Reihe herauslaufen, um am Feldsplel teilzunehmen. Ein Torwachter, der im Besitz des Balles ist, darf nicht an- gegriffen werden. Um dem Ubungszweck des Spiels, Beschaf- tigung aller Spieler in gymnastischer Form, gerecht zu wer¬ den, mussen die Feldspieler von Zeit zu Zeit mit den Tor- spielern ausgewechselt werden. Volkerball Das Volkerballspiel wird mit einem mittelschweren Medi- zinball oder einem leichten Hohlball gespielt. Es laBt sich in Partei- und Kreisform spielen. Der Sinn des Spiels ist, einen Gegner mit dem Ball abzu- werfen. Der Gegenspieler kann sich retten, indem er den Ball abfangt oder zu ihm so geschickt ausweicht, daB er nicht getroffen wird. Das Partei spiel wird auf einem 16 X 8 Meter groBen Felde durchgefuhrt, das durch eine Mittellinie in zwei gleiche Halften geteilt ist. Die Spielerzahl sollte nicht iiber 20 oder untor 12 Spieler betragen. Der Spielvorgang muB so einfach als moglich ge- regelt werden. Bei einer Spielerzahl von 10 gegen 10 ist die Aufstellung in der vorliegenden Skizze zu ersehen. Eine Halfte der Mann- 8 * 116 Volkerball schaft steht in ihrem Felde und die andere auBerhalb der gegnerischen Grenzlinien (siehe Skizze V). Spielzeit zweimal 10 Minu- ten, wobei zur Halbzeit die Feldspieler mit den Grenz- spielern ausgewechselt werden. Die Spielwertung erfolgt nach Punkten. Jeder abgewor- fene Feldspieler, ganz gleich, von wo der Abwurf erfolgte, bringt einen Punkt. Da das Beruhren oder gar tfbertreten der Grenzlinien nicht immer vermeidbar ist, wird gestattet, daB der Werfer mit einem FuB im feindlichen Felde stehen darf. Die im eigenen Feld ge- fangenen Balle bleiben im Be- sitz derFangpartei, ohneRuck- sicht, ob der Fanger danach mit dem Ball in das feindliche Feld gelaufen oder gefalien ist. Ein Abwurf dagegen kann nur aus dem eigenen Feld heraus erfolgen. Jeder Spieler muB den Ball innerhalb drei Sekunden abgegeben haben. In der Kreisforma- tion ist eine Spielerzahl von fiinf bis zehn zu emp- fehlen, von denen ✓ ein Spieler in der Mitte des Kreises steht. Der Spiel- gedanke ist derselbe wie im Parteiball. Der - ab- geworfene Mittelspieler muB mit demjenigen Kreisspieler den Platz wechseln, von dem er abge- worfen wurde. Eine wett- spielmaBige Auswertung ist nicht moglich, dagegen wird es als eine hohe Fertigkeit gewertet, wenn sich der Mittelspieler langere Zeit dem Abwurf entziehen kann (siehe Skizze VI). o I o Skizze V Fang- und Wurftraining 117 Fang- und Wurftraining Das Fang- und Wurftraining konzentriert sich im be- sonderen auf die Schulung der geschickten Hand. Das beste Stellungsspiel scheitert am unsicheren Zuspielen des Balles. Jeder Pali mufi genau sein Ziel erreichen. Nicht alle Wurfe sind hierbei direkte Zielwiirfe. Ein groder Teil mud auf freien Raum gespielt werden. Dieser Wurf ver- langt eine geschickte Handfiihrung. Es sollte deshalb bei der teehnischen Scbulung des Wurfes erhohte Sorgfalt auf richtige Stellung und zweckmadige Funktion der Hande ge- legt werden. 1 ' Der fur die verschiedenen Entfernungen fein abgestimmte Druck der Hand mud durch ein besonderes Training ein- geiibt werden. Unsere Wurfarbeit ist im allgemeinen yiel zu wuchtig. Das starke Riickfuhren des Wurfarmes sowie der voile Hebeleinsatz des Rumpfes ist nur bei Uber- windung weiter Entferungen oder beim Torschud notwendig. Der grodte Teil der geforderten Wurfleistungen sind mit viel geringerem Krafteinsatz moglich. Die wenigsten Spieler wissen, dad der Ball mit einer kurzen Handgelenkschlag- bewegung schneller, sicherer und auch weiter geleitet wer¬ den kann. Die Schulung dieses Wurfes ist also eine reine Geschicklichkeitsubung in der Handarbeit. Die Zielsicher- heit im Wurf erreicht man durch ein Fiihren des Balles mit der vollen Handflache. Ein hierbei besonders oft auftretender Fuhrungs- fehler ist das Schneiden des Balles. Dabei liegt die Hand im Augenblick des Abwurfs nicht mit voller Breite hinter dem Ball. Diese falsche . - Handstellung kann nur durch eine standige Kontrolle im teehnischen Training ab- gestellt werden. Als ausgleichende Korrektur dieser falschen Handfiihrung ist ein Nachauswartsdrehen im Handgelenk notwendig. Diese Auswartsdrehung entspricht der Hand- iuhrung des Speerwurfes (siehe Zeichnung). Die Druckstarke regelt sich nach dem mehr oder weniger betonten Abschnellen im Handgelenk. Ein geschick- 118 Fang- und Wurftraining — Netzhandball ter Spieler kann dem Ball fast ohne Ausholbewegung des Armes nur vermittels starken Abschlagens im Handgelenk Druck und Richtung geben. Zur guten Ballfuhrung gehort auch eine elastische Mus- kulatur. Den Beweis hierfiir liefern die technischen Lei- stungen yon Jugendlichen. Beinahe unfaBlich sind dabei die ungemein harten und auch weiten Wurfleistungen. Zum Handballwurf ist also nicht eine robuste Kraft, sondern eine schnellkraftige Muskulatur und eine geschickte Hand- fiihrung ausschlaggebend. Das Training des Wurfes muB mit leichten Handgelenk- wiirfen beginnen und mit wuchtigen Arm- und Rumpf- schwungwiirfen enden. Ferner ist eine sorgfaltige Muskel- pflege zu empfehlen. Eine lockere Bereitschaft der Arm- und Handmuskulatur, sowie eine recht freie Beweglichkeit im Schulter-, Ellbogen- und im Handgelenk sind Vor- bedingungen auBergewohnlicher Wurfleistungen. Es geniigt, wenn die Spieler wahrend des Wurftrainings von Zeit zu Zeit Muskulatur und Gelenke durch leichte Lockerungsiibun- gen von storenden Spannungen befreien. Die methodische Schulung der technischen Fertig- keiten sollte ebenfalls in Wettspielform erfolgen. Das rein formale t)ben von Fangen und Werfen laBt sich natiirlich am besten zu zweien iiben, wie es auf Seite 17 klar- gelegt ist. Da aber zur Einzelausbildung im Sinne der Rottenarbeit in den meisten Fallen nicht genugend Ball- material zur Verfiigung steht, muB die technische Schulung in groBeren Spielgruppen erfolgen. Netzhandballspiel Fiir die formale Grundschulung von Fangen und Werfen ist das Netzhandballspiel vorziiglich geeignet. Zu seiner wettspielmaBigen Ausiibung gehoren zwei Mann- schaften von je fiinf Spielern. Das Spielfeld besitzt eine Lange von 24 Meter und eine Breite von 7,30 Meter. Das Langsfeld wird durch ein 50 Zenti- meter breites Netz, welches mit seinem oberen Rande 1,70 Me¬ ter vom Erdboden entfernt sein muB, in zwei Halften geteilt (siehe Skizze VII). Der Spielgedanke ist, den Ball so iiber das Netz und in das gegnerische Feld zu werfen, daB er von der Gegenmannschaft nicht gefangen werden kann. Um das Spielgeschehen aufgabenreicher zu gestalten, sind ; auf den Schmalseiten des Feldes Handballtore aufgestellt, sowie in vier Meter Entfernung parallel zum Netz Anwurf- linien gezogen. Die Handballtore zwingen die Fangpartie Netzhandball 119 zur Annahme jedes ge- worfenen Balles, da der durch ein Tor gewor- fene Ball in der Bewer- tung mehr zahlt. Die Anwurflinie soli ver- meiden, daB die wer- fende Partei zur Aus- fiihrung des Wurfes bis an das Netz heranlauft, Zum Fangen des Balles dagegen kann das ganze Feld betreten werden. Die Aufstellung der Mannschaft geschieht so, daB zwei Spieler an der Anwurflinie, ein Spieler im Mittelfelde und zwei Spieler imTor stehen. Die Bewertung des Spiels erfolgt nach Punkten, und zwar gibt es bei nicht gefangenen Ballen 1 Punkt und bei Torgewinn 2 Punkte. Die Mannschaft, die zuerst 20 Punkte erreicht, ist Sieger. Bei Gleichheit der Punkte von 19 :19 wird das Spiel so lange fortgesetzt, bis ein Un- terschied von zwei Punk- ten im Resultat erzielt ist. 19:21 oder 20:22 usw. Das Spiel schlieBt, sobald der Unterschied hergestellt ist. Die werfende Mann¬ schaft verschuldet Punkte, wenn sie den Ball iiber die Seiten- grenzen, iiber das Tor, sowie unter oder ins Netz wirft. Samtliche Fehler werden der Ge- genmannschaft als Plus- punkte verrechnet. 7,30m \ 450 [ Skizze VII 16 m 120 Durch die Reihen werfen — Torschufitraining Die balltechnische Schulung wird erreicht durch die Haufigkeit, in der der Ball im Fang und Wurf die Seiten wechselt. Da der Ball hierbei einmal weich und kurz hinter das Netz und zum anderen mit langem Wurf durch das geg- nerische Tor zu spielen versucht wird, ist eine abwechslungs- reiche Spielsituation gewahrleistet. H*- IP 12m XXX '/* Durch die Reihen werfen Als weiteres Balltraining ist das Werfen durch die Reihen zu nennen. Es ist eine Schulung urwuchsiger Wurfkraft. Hierzu stehen sich zwei Mannschaften von je drei Spielern in Flankenreihe ;egeniiber. Die Spiel- eldlange entspricht ungefahr der Ent- fernung von Abseits- linie zur Torlinie, also etwa 16 Meter. Die Spielfeldbreite betragt 12 Meter (siehe Skizze VIII). Der Spielgedanke ist, den Ball mit groBter Wucht durch die gegnerische Reihe zu werfen. Ein Wurf ist gelungen, also ein Tor ist erreicht, wenn der Ball die Torlinie uberflogen hat. Da keine festen Tore auf- gestellt sind, rechnet ein Tor nur, wenn der Ball unter Kopf- hohe die* Reihe pas- siert hat. 0 Skizze VIII O O Torschufitraining ! _ Es ist absolut notwendig, daB das SchieBen aufs Tor an jedem Trainingstage geubt wird. Die Beherrschung eines harten oder zielsicher weichgefiihrten Torschusses ist eine selbstverstandliche Forderung fur jeden Handballspieler. Dieses SchuBtraining darf aber nicht so lange ausgedehnt werden, daB sich hierbei storende Schmerzen im Schulter- und Ellbogengelenk einstellen. Auch soil es kein unuber- Tor schuB training 121 legtes Kn alien aufs Tor sein. Beim SchuB training muB der Ball sauber gefiihrt werden, mal kurz oder lang, mal hoch oder tief. Da es auch gleich ein Training fur den Tor- wachter sein soil, darf der Torschutze nicht zu nah am SchuBkreis stehen. Von der Abseitslinie zu schieBen, ent- spricht ungefahr dem Spielgeschehen. Jeder SchuB muB aus dem Lauf heraus erfolgen. Um eine gute Arbeit leisten zu konnen, sollten nicht mehr als funf Spieler vor einem Tor stehen. Vor jedem SchuB miissen fcinige Kombinations- wiirfe innerhalb der tjbungsreihe durchgefuhrt werden. Die Ausgangsstellung der Spielreihe soil hierbei ungefahr 20 Meter vor der Abseitslinie liegen, damit genugend Entwick- lungsraum fur ihre Kombinationen bzw. platzwechselnden Laufe vorhanden ist (siehe Skizze IX). Wer den Ball zum SchuB erhalt, soil sich angewohnen, denselben noch ein- inal fest an die Wurfhand zu driicken, damit zum Abwurf eine sichere Fiihrung gewahrleistet ist. Fur diese Sicher- stellung steht ihm die Zeit von drei Laufschritten zur Ver- fiigung. Schlechte SchuBleistungen sind zum groBten Teil auf das zu fluchtige Fassen des Balles zuriickzufuhren. Das SchuBtraining kann auch in der Halle geiibt werden, wenn zum Auffangen der Balle ein festgespanntes Netz vorhanden ist. ' 100m 122 Grenzball — Kombinationshall im Kreise Ein vorzugliches SchuJBtraining wird auch noch bei der formalen Schulung des Stellungsspiels be- schrieben, in dem zwei Parteien ein Angriffsspiel auf ein Tor durchfiihren (siehe Seite 126). Grenzball Zur Pflege des Weitwurfes labt man Grenzball spielen. Zwei Parteien yon nicht mehr als fiinf Spielern auf jeder Seite stehen sich auf einem 100 Meter langen und 20 Meter breiten Felde gegeniiber (siehe SkizzeX). Jede Partei versucht durch weite Wiirfe die Gegenpartei iiber die Grenze zu treiben. Das Ziel ist erreicht, wenn der Ball den Bo- den hinter der gegnerischen Schmalseite beriihrt hat. Um eine Wurfbeschaftigung samtlicher Spieler zu erreichen, wird in einer Reihenfolge von 1—5 ge- worfen. Fangen kann dagegen jeder beliebige Spieler. Geworfen wird von der Stelle, wo der Ball zur Ruhe kam. Wer den Ball fangt, kann drei Schritte vor- spnngen, mub aber immer der- jenigen Nummer den Wurf iiber- lassen, die an der Reihe ist. Kombinationsball im Kreise Kombinationen ohne Laufzwang sind nur balltechniseh zu werten. Der Dbungswert steigt in dem Augenblick, wo ein Gegenspieler diese Kombination zu storen ver¬ sucht, da hierdurch ein Stellungs- zwang der kombinierenden Spie¬ ler eintritt. Ein Kombinationstraining, wo- bei zwei Parteien um den Skizze X Kampf um den Ball 123 Ball kampf en, ist aber wiederum derart anstrengend, daB es fur ein Balltraining nur geringen Nutzen bringt. Da wir fur ein technisches Training recht lange mit dem Ball kombinie- ren wollen, muB eine Spielform gefunden werden, wobei die lauferische Leistung eine geringe Belastung fur die Spieler darstellt. Das Kombinationsballspiel im Kreise erfiillt diese For- derung am besten. Die Zahl der Spieler muB so gewahlt werden, daB sie sich durch drei teilen laBt. Am giinstig- sten sind neun Spieler, die in Gruppen zu je drei Spielern zusammengestellt sind, wovon sechs als Kombinationsspieler auf der Kreislinie und eine Dreiergruppe als Deckungs- spieler im Kreise stehen (siehe Skizze XI). Der Spielvorgang zeigt ein Zusammenspiel der Kreis- spieler, wobei die Innengruppe storend eingreifen darf. Die Kombination gilt als unterbrochen, wenn ein Innen- spieler den Ball beruhrt hat. Um ein recht lebhaftes Spiel- tempo zu erhalten, sind die Kreisspieler verpflichtet, den Ball innerhalb zwei Sekunden weiterzuspielen. Um einen gewissen Stellungszwang der Kreisspieler zu erlangen, mussen sich die Kreisspieler zu dem jeweiligen Ballbesitzer in eine direkte Wurfverbindung bringen, d. h. also, sie sollen sich auf der Kreislinie so weit nach rechts oder links bewegen, daB sie zum Ballbesitzer frei stehen. Zur Entlastung der Innenspieler wird diese Deckungs- gruppe von Zeit zu Zeit mit einer Dreiergruppe aus den Kreisspielern ausgewechselt. Kampf um den Ball Eine der bedeutendsten Korperfertigkeiten im Kampf um den Ball ist das richtungstarnende Korpertauschen. Wer seinen Gegenspieler im lauferischen Kampf besiegen will, muB mit groBem Geschick die beabsichtigte Lauf- richtung durch andersweisende Antrittsbewegungen zu tarnen verstehen. Eine vorziigliche Schulung dieser kor- pertechnischen Fertigkeiten ist schon im Abschnitt Lauf- training aufgezeichnet worden. Im Balltraining kommt zu 20m 124 Parteiballspiel ohne Tore diesen Fertigkeiten nun noch die Fiihrung des Bal- les hinzu. Am besten trai- niert man den Kampf um den Ball im Zweikampf. Auf einem abgegrenzten Feld von 20 Meter Lange und 10 Meter Breite ver- sucht der Spieler mit dem Ball an einen Deckungs- spieler vorbeizukommen. Der Kampf ist gewonnen, wenn er ohne RegelversloB die Gegengrenze des Fel- des iiberschritten hat. Die beste Art zum Richtung- tauschen ist ein kurzer Antritt nach rechts mit folgendem Linksvorbei- laufen oder ein Antritt nach rechts mit kurzer Korpertauschung nach links, um dann aber doch nach rechts vorbeizulaufen. Das Drehen vor dem Gegner, auch wenn kein Hinein- drehen erfolgt, sollte ver- mieden werden. Im Kampf mit einem Gegner sollte man immer die Front zum Gegner einhalten wollen. Der Deckungsspieler muB den Durchbruch durch ein wegversperrendes Vorstellen oder Aus-4er-Hand-Spielen des Balles zu hindern suchen (siehe Skizze XII). Skizze XII Parteiballspiel ohne Tore Die form ale tfbung des Stellungsspiels ist am besten im einfachen Parteispiel ohne Tore zu erreichen. Am vor- teilhaftesten libt es sich in einer Spielgruppe von 5 :5. Der Spielgedanke ist, durch ein sicheres Zusammenspiel den Ball recht lange im Besitz der eigenen Partei zu halten. Es wird auf einem Spielfeld von 20 Meter im Quadrat ge- spielt. Alle Spielvorgarige miissen sich den Regelanforderun- gen anpassen (siehe Skizze XIII). 125 Parteiballspiel ohne Tore 20 m Um dem Spiel den Reiz eines Wettkampfes zu geben, konnen die Kombinationsleistungen der einzelnen Parteien nach Punkten bewertet werden. Jedes Zuspiel, also jeder KombinationspaB innerhalb einer Gruppe, ist ein Punkt- gewinn. Die Spieldauer sollte nicht langer als funf Minuten betragen, da eine aufiergewohnliche, erschopfende Laufarbeit zu leisten ist# Die trbung des Stellungsspiels wird durch die Einhaltung folgender Grundsatze erreicht: Jeder Spieler hat einen bestimmten Gegenspieler zu be- achten. Die Spielhandlungen dieser beiden Kontrahenten sind Freistellen und Decken. Bestimmend fur die Art der Hand- lung ist der Ballbesitz. Wenn die eigene Partei den Ball hat, muh man vom Gegenspieler weglaufen, also sich frei stellen, wenn die Gegenpartei am Ball ist, muB man zum Gegen- 126 Parteiballspiel auf ein Tor spieler heranlaufen, also ihn decken. Alle Spieler der ball- fuhrenden Partei stellen sich dem jeweiligen Ballbesitzer am besten zur Verfiigung, wenn sie sich weit von ihm ab- stellen. Die Ballkombination verlangt im Parteiballspiel eine hohe Fertigkeit im Fangen und Werfen. Da der verhaltnismabig enge Laufraum selten eine klar freistehende Empfangs- stellung zulabt, wird besonders der weiche Pafi auf freiem Raum zur Anwendung kommen miissen. Parteiballspiel auf ein Tor Ein recht vielseitiges Trainingsspiel finden wir im Partei¬ ballspiel auf ein Tor (siehe Skizze XIV). Wiederum ist eine Gruppierung von 5 :5 Spielern am vor- teilhaftesten. Es wird auf ein Tor mit vorschriftsmafiigen SchuBkreismafien aber ohne Abseitslinie gespielt. Es ist in erster Linie ein Training fur den Torwachter. Parteiballspiel auf zwei Tore 127 Spielgedanke: Jeder Ballbesitzer hat das Recht, aufs Tor zu schieBen. Es gibt keine Mannschaftsordnung von An- griffs- und Deckungsspielern, sondern nur eine taktische Gegeniiberstellung bestimmter Spielgegner, wie es im Par- teiball ohne Tore geschah. Die Spielwertung erfolgt nach Toren, die in einer be- liebig festgelegten Zeit von jeder Partei erzielt wurden. Der Spielvorgang ist folgender: Der Torwachter eroffnet das Spiel, indem er den Ball mit weitem Wurf in das Feld befordert. Die Feldgruppen formieren sich so. dab einige ihrer Spieler weit zuriickgehalten zum Ballempfang bereit- stehen. Da der Torwachter keiner Gruppe angehort, soli er den Ball moglichst dahin werfen, wo kein Feldspieler steht. Die in den Ballbesitz gekommene Partei versucht nun durch geschicktes Zusammenspiel zum TorschuB zu kommen. Die Gegenpartei stellt diesem Versuch eine Abwehr gegenuber, die bei erfolgreichem Kampf zum eigenen TorschuB fiihren kann. Der aufs Tor geworfene Ball wird dann vom Tor¬ wachter wieder ins Feld zuriickgeworfen, und der Kampf um den nachsten TorschuB beginnt aufs neue. Der Wert des Spiels liegt in der SchuBmoglichkeit samtlicher Spieler. Auch der Torwachter steht einer wett- spielmaBigen Situation gegenuber, da der Torschiitze aus einer meist stark bedrangten Stellung heraus zum SchuB ansetzen muB. Parteiballspiel auf zwei Tore Als vorziigliches Kombinationstraining ist auch das Par¬ teiballspiel auf zwei Tore anzusprechen. Es wird in Gruppen von 4 :4 gespielt. Als Spielfeld geniigt ein Rechteck von 40 X 20 Meter. Da bei der Gegeniiberstellung keine gleiche Zahl von Angriffs- und Deckungsspielern vorhanden ist, wird in derselben Weise wie in alien vorgenannten Partei- spielen der Gegenspieler festgelegt. Bei einer Feldaufstellung von zwei Sturmern und einem Verteidiger hat jeder Spieler seinen gegenuberstehenden Spieler zu decken (siehe Skizze Der Spielgedanke entspricht dem Parteispiel ohne Tore, nur daB der jetzt freistehende Ballbesitzer noch in den Ge- nuB eines Torschusses kommt. 40 m 128 Parteiballspiel auf zwei Tore 20m Skizze XV Training des Stellungsspiels 129 Training des Stellungsspiels Wenn eine vollendete Mannschaftsleistung erreicht werden soli, muB der gleiche Ausbildungsgang eingehalten werden, den jede Hochleistung fordert, d. h. also, wir miissen eine systematische Spezialisierung aller Spieler durchfiihren. Jeder Spieler muB auf seinem Posten mit alien Aufgaben vertraut gemacht werden, die auf Grund eines festliegenden Stellungssystems zu erfullen sind. Die Schulung des einzel- nen Spielers setzt voraus, daB ein klares System vorhanden ist. % In der Angriffsreihe gibt es eine fronterhaltende (Front- durchbruch — Dberzahl — Platzwechsel) Oder frontauf- rollende (Sperrtaktik) Angriffsweise. In der Abwehrgruppe eine offene (gestaffelte) und eine gesehlossene (Mauer- stellung) Deckung. Jeder Spieler erhalt innerhalb dieses Systems seine Aufgaben zugewiesen und muB darin bis zur vollen Beherrschung geschuJt werden. Voraussetzung jeder taktischen Systematik ist die abso¬ lute Stellungsdisziplin des einzelnen Spielers. In der Sturm- reihe hat jeder Spieler seinen Platz auf einem festgelegten ( Spielfeldstreifen einzuhalten und in der Deckung jeder Spieler seinen personlichen Gegenspieler zu beachten. Die syste- matische Schulung muB so klare Verhaltnisse schaffen, daB jeder Zuruf der Spieler untereinander iiberflussig wird. Be- einflussend fur die Leitung des Balles ist ausschlieBlich die Stellung des Empfangers, der so weit vom deckenden Gegen¬ spieler entfernt sein muB, daB durch das Zuspielen kein Ballverlust eintritt. Grundgesetz jeder taktischen Erfolgsarbeit ist eine klare Bereitschaftsstellung der Angriffsreihe. Raum und Zeit zur Ordnung der Krafte bietet das Mittelfeld. Hier erhalt man die Dbersicht, an welcher Stelle die gegnerische Front zu durchbrechen ist. Yon hier aus beginnt ein vorsichtiges Heranspielen bis zur gegnerischen Deckungsgruppe, um einerseits den Gegner aus seiner abwartenden Stellung zum Angreifen zu verleiten, zumindest aber um bis zur gunstig- sten Ausgangsstellung des eigenen Durchbruchs heranzu- kommen. Diese Stellung ist iiberall da, wo der erste, also am weitesten vorgelagerte, Gegenspieler steht. Dieser erste feindliche Widerstand spielt im fronterhalten- Ben Angriff eine wichtige Rolle. Auf dieser Linie bleiben all die nicht zum Durchbruch eingesetzten Teile der Sturm- 130 Training des Stellungsspiels reihe stehen, um beim miBgliickten Versuch zum Ball- empfang und eigenem Einsatz bereit zu sein. Eine Sturm¬ reihe, die ohne Reserven auf der ganzen Linie stiirmt, ja dieses Angriff sogar schon in der eigenen Spielhalfte mit hoher Laufgeschwindigkeit beginnt, hat eine schwache zweite Halbzeit. Eine geschiekt arbeitende Sturmreihe zeigt im Mittelfeld eine langsame Bereitstellung seiner Krafte, wo- bei jedoch der Ball zwecks Beunruhigung der gegnerisclien Deckung in iibertriebener Lebhaftigkeit von Spieler zu Spieler wandern sollte. Die langsame Bereitstellung fallt weg, wenn der Gegner zur Starkung seiner Deckungsgruppe haufig eigene Sturmer zur Verteidigung zuriicknimmt. Hier heibt es: ’ran an den Gegner, um ein normales Zahlenverha.lt- nis von 5 gegen 5 Spieler einzuhalten. Zum erfolgversprechenden , DurchstoB der gegnerischen Deckung sind mindestens zwei Spieler erforderlich. Diese Feststellung entspricht der Zielsetzung eines Angriffs, im entscheidenden Augenblick des DurchstoBes eine zahlen- maBige Gberlegenheit zu besitzen. In der methodischen Schulung des Stellungsspiels muB dieses Zweispieler-System beriicksichtigt werden. Am besten laBt sich dieses Problem durch eine Aufteilung der Sturmreihe in einen langen und einen kurzen Fliigel losen. Zum langen Fliigel gehort der AuBen- und Halbstiirmer und zum kurzen der Halb- und Mittelsturmer (siehe Skizze 10). Da ieae Angriffsentwicklung von der Deckungsart des Gegners abhangt, wird im nachfolgenden eine Darstellung der verschiedenen Deckungsformen gegeben, wobei fiir einen Angriff nur das Stellungsbild der offenen oder ge- schlossenen Deckung als GrundriB maBgebend ist. * Deckungsformen 131 Darstellung der verschiedenen Deckungsformen A. AuBendeckung Die AuBenstiirmer werden von den AuBenlaufern, die Halbstiirmer von den Verteidigern und der Mittelstiirmer vom Mittellaufer gedeckt. . Die AuBenstiirmer werden von der Verteidigung und die Halbstiirmer sowie der Mittelstiirmer von der Lauferreihe gedeckt. 9 * 132 Deckungsformen C. Kombinierte Deckung Ein Flugel zeigt Innendeckung und der andere AuBen- deckung. D. Offene Deckung Deckungsformen — Stellungs skizze 133 E. Gesehlossene Deckung Stellungsskizzen vom fronterhaltenden Angriffssystem Fur die systematische Schulung des fronterhaltenden An- griffssystems ist in den nachfolgenden Aufzeiehnungen eine Darstellung der Durchbruchsmoglichkeiten gegeben. 1. Frontaler Durchbruch durch Umlaufen des Gegners. X Skizze 24 134 I Stellungsskizzen 3. Platzwechsel, eingeleitet durch den ballbesitzenden Halbstiirmer (Kreuzen). Skizze 25 4. Platzwechsel, eingeleitet durch den Halbstiirmer ohne Ball (Schwenken). i Spezialtraining der Sturmreihe 135 Stellungsskizzen vom frontaufrollenden Angriffssystem Gassenbildende Wegsperrung fur den ballbesitzenden Aubenstiirmer (siehe Skizze 16 a) und fur den ballbesitzen¬ den Halbsturmer (siehe Skizze 16b). Auf Grund der festgelegten Deckungs- und Angriffsformen labt sich jetzt eine systematische Ausbildung der einzelnen Spieler durchfiihren. Das taktische Mannschaf tstr aining wird auf • ' ein Tor durchgefuhrt. Die Deckungsgruppe erhalt hierzu be- stimmte Aufgaben zugeteilt. Fiir die offene Deckung erhalt sie die Sonderauftrage: Aubendeckung, Innendeckung und - kombinierte Deckung. Und fiir die geschlossene Deckung mit Mann- oder Platzdeckung zu arbeiten. Nur die Einhaitung dieser geforderten Stellungen labt eine sorgfaltige Schulung der Angriffsreihe durchfuhren. • i * . * W * J * * *.- • 0 /. * Taktisches Spezialtraining der Sturmreihe fiir den fronterhaltenden Angriff ' ;* .< . , -,f ' W ' ' . • ; • A. Danger Fliigel Der lange Fliigel ist vom Auben- und Halbsturmer besetzt. Die Fiihrung des Flugels steht jeweils uriter dem Einflufi des ferngedeckten Spielers. Bei der Deckungsstellung A liegt die Fiihrung also beim Halbstiirmer und bei Stellung B beim AuBenstiirmer. Spielaufgabe des Fliigels ist, sich lauferisch so geschickt vom Gegner zu losen, dab eine zahlenmabige Dberlegenheit, also in diesem Fall ein Verhaltnis von 2:1 Spieler, zustande komrnt. Beide Spieler haben fiir ihre tak¬ tische Einordnung die gleichen Aufgaben zu erlernen, da sie der gleichen Deckungsstellung (siehe A und B) gegeniiber- stehen konnen. Ein im Mittelfelde jeweils nahe gedeckter Spieler ohne Ball kann sich selbstandig nur in einem Fall zur person- lichen Entfaltung bringen, und das ist, wenn es ihm gelingt, lauferisch durch iiberraschenden Antritt den gegnerischen Deckungsspieler zu iiberwinden (siehe Skizze 23). Ein Durchbruch ist als gelungen zu betrachten, wenn ein Spieler seinen Gegner in Richtung des Tores iiberlaufen hat. Ein ballbesitzender Spieler sollte diesen Durchbruchsver- such vermeiden, da die Gefahr des Ballverlustes besteht. Der im Mittelfelde klug gedeckt stehende Spieler mub so lange auf seinem Platz bereitstehen, bis er von seinem Nebenmann ins Spiel gebracht wird. Dieses Insspielbringen kann' nur durch einen Platzwechsel erfolgen (siehe Skizzen 25 und 26). t 136 Spezialtraining der Sturmreihe Bestimmend fur Art und Bezeichnung des Platzwechsels ist der Ballbesitz. Wenn der ferngedeckte Spieler im Besitz des Balles ist, dann wird die taktische Form des Platz- •wechsels mit dem Begriff Kreuzen bezeichnet. Die Ausfiih- rung des Kreuzens geschieht so, dab der Spieler mit dem Ball zum Spielstreifen des gedeckten Nebenspielers hinuber- lauft (siehe Skizze 25). Hat dagegen der nahgedeckte Spieler den Ball, dann wird der Platzwechsel vom ferngedeckten Nebenspieler durch- gefuhrt und man nennt diese Art dann das Schwenken (siehe Skizze 26). Der ferngedeckte Spieler lauft also ohne Ball zum Streifen des Nebenspielers hinuber. Kreuzen und Schwenken zeigen also den Unterschied, dab' man beim Kreuzen mit dem Ball und beim Schwenken ohne Ball lauft (siehe Skizzen 27 und 28). Skizze 27 Die methodische Schulung der taktischen Spielziige ist auch in wettspielmabig zusammengestellten Mannschafts- verbanden durchzufiihren. Es ist darauf zu achten, dab bei der Gegenuberstellung von Mannschaften eine gleiche Zahl ML Spezialtraining der Sturmreihe 137 von Angriffs- und Deckungsspielern besteht. Jedes taktische Training beginnt mit kurzen theoretischen Erklarungen, wo- bei praktisch vorgefiihrte Wegweisungen im Zeitlupentempo die Klarlegung des Systems unterstiitzen. Skizze 28 Fur die Schulung des langen Fliigels ist eine Gegenuber- stellung von neun gegen neun Spieler zweckmaBig (siehe Skizzen 29 a und 29 b). Die Aufstellung von Angriff und Deckung muB dem ge- wiinschten Zweck entsprechen. Es ist darauf zu achten, daB bei dieser Schulung die Fliigeleinheiten selbstandig ohne Verbindung zueinander ihre Angriffe durchfiihren und daB such ohne Heranziehung eines iiberzahligen Spielers aus der Lauferreihe gearbeitet wird. Es muB unbedingt eine systematisch durchgefiihrte Schulung der Spieler eingehalten werden. Je begrenzter hierbei die gestellten taktischen Auf- gaben sind, um so wirkungsvoller wird das Training sein. Hundertmal hintereinander die gleiche Elbung tatigen fuhrt sicherer zur Beherrschung, als hundertmal vier verschiedene Aufgaben erfullen wollen. Spezialisierung heiBt eben Samsn- lung alter Krafte auf ein Ziel. 138 Spezialtraining der Sturmreihe Langer Fliigel — Auficndeckung neun gegen neun Skizze 29 a Spezialtraining der Sturmreihe 139 Langer Fliigel — Innendeckung neun gegen neun / 140 Spezialtraining der Sturmreihe Ferner sind die Spieler auf korrektes Platzhalten und klare Durchfiihrung der gestellten Spielaufgaben hinzu- weisen. Besonders die Deckungsspieler mussen das ge- wiinschte Deckungsschema einhalten, denn jede Angriffs- taktik ist bekanntlich von der Art der Deckung abhangig. Beim Training des langen Fliigels muB dem Angriff eine AuBen- und Innendeckung gegeniibergestellt werden (siehe Skizzen 29 a und 29 b). Die Stellung der Sturmreihe muB so breit auseinander- gehalten sein, dab von Tor zu Tor ein unbesetzter breiter Spielstreifen, auf dem sonst bei voller Mannschaft der Mittel- spieler steht, freibleibt. Die Spielaufgaben fur den langen Fliigel bestehen darin, in fronterhaltender Angriffsweise, also durch einen direkten Frontdurchbruchsversuch oder Kreuzen bzw. Schwenken zum TorschuB zu kommen. Die Schulung des langen Fliigels laBt sich auch im Mann- sehaftsverbande von sieben gegen sieben Spieler erreichen. Die Siebener-Mannschaft setzt sich zusammen aus dem AuBen-, Halb- und Mittelsturmer sowie einem Verteidiger, einem AuBen- und Mittellaufer (siehe Skizzen 30 a und 30 b). Da im Siebener-Spiel die Gruppen naher zueinander stehen, ist darauf hinzuweisen, daB die Sturmreihen klare, breite Fronten halten und sich auf keinen Fall gegenseitig behin- dern sollen. Um Storungen im Mittelfelde zu vermeiden, ist ein moglichst langes, also normales Wettspielfeld zu wahlen, damit die Sturmer sich im Mittelfelde unbedrangt ordnen konnen. Eine wichtige Aufgabe fallt auch hier wieder den Deckungs- spielern zu, die sich bemuhen mussen, in korrektester Weise ihre Stellung zum Gegenspieler einzuhalten, die zur Losung der gestellten Sturmaufgaben vorgesehen sind. B. Kurzer Fliigel Das taktische Spiel des kurzen Fliigels zeigt nach Deckungs¬ schema A die gleiche Entwicklungsbasis wie der lange Fliigel. Hier ist es der Mittelsturmer, der schon im Mittel¬ felde durch einen Gegenspieler gedeckt wird. Der Mittel¬ sturmer steht also vor der gleichen Situation wie der AuBen- stiirmer am langen Fliigel. Auch er kann sich nur in einem Fall selbstandig zum freien Ballempfang bringen, wenn es ihm gelingt, durch lauferische Uberlegenheit frontal seinem Deckungsspieler davonzueilen (siehe Skizze 31 a). Bei einem zuriickhaltend spielenden Gegner ist ein Durch- bruch nur mit Hilfe seiner Nebenspieler moglich. Dieses Insspielbringen entspricht den gleichen taktischen Hand- lungen wie beim langen Fliigel, also durch Kreuzen und Schwenken (siehe Skizzen 31b und 31c). Spezialtraining der Sturmreihe 141 \ Langer Fliigel — AuJBendeekung sieben gegen sieben i Skizze 30 a 142 Spezialtraining der Sturmreihe i Skizze 30 b Spezialtraining der Sturmreihe 143 Das Deckungsschema B zeigt fur den kurzen Fliigel die idealste Aufnahmestellung des iiberzahligen Stiirmers. Auch Einzeldurchbruchsversuche des gesamten Innensturms sind hier am Platze. Da der Einsatz eines iiberzahligen Stiirmers nicht wahrend der Dauer des ganzen Spiels durchgehalten werden kann, ist zu empfehlen, bei Innendeckung die Haupt- angriffe auf den langen Fliigel zu verlegen (siehe Skizze 10). 144 Spezialtraining der Sturmreihe Die Innendeckung ist auch yorteilhaft zur Anwendung der Sperrtaktik geeignet, wie sie im frontaufrollenden Angriffs- system klargelegt wird. Beim kombinierten Deckungsschema G ist diejenige tak- tische Form anzuwenden, die einem langen oder kurzen Fliigelspiel entspricht. Das methodische Training des kurzen Fliigels laJBt sich gegen Deckungsschema A und C im Siebener-Spiel durch- fiihren, wahrend gegen Schema B nur mit voller Mann- schaftszahl gearbeitet werden kann. Training der Sturmreihe fiir das frontaufrollende AngrifFssyste: (Sperrtaktik) Bei dem Aufbau einer taktischen Systematik ist es not- wendig, klare Grenzen zu schaffen. Der charakteristische Unterschied zwischen dem fronterhaltenden und dem front¬ aufrollenden System zeigt sich im Kampfstil. Im ersten System wird mit grofiter Sorgfalt jeder korperliche Einsatz vermieden ? im zweiten System ein bewuBter Korpereinsatz Spezialtraining der Sturmreihe 145 10 G Frontaler Durchbruch und sechster Sturmer X Frontaler Durchbruch und kreuzen 146 Spezialtraining der Sturmreihe gefordert. Der Kampfstil des zweiten Systems stofit auf § rofie Schwierigkeiten, da leicht die Grenze der erlaubten pielweise fiber schritten wird. Laut Regeln ist ein Korper- einsatz nur dureh ein Sperren von vorn moglich. Jede Be- hinderung des Gegners mit Armen und Handen, also Um- klammern oder Festhalten, sowie ein korperliches Anlaufen oder Anspringen ist verboten. Wahrend das erste System Sperren als Kampfmittel nur von den Deckungsspielern ver- langt, fordert das zweite System eine systematisch geord- nete Sperrtaktik auch von der Sturmreihe. Das frontaufrollende System, also die Sperrtaktik, wird durch eine weit zuriickgehaltene gegnerische Deckung (Mauerstellung) ausgelost (siehe Skizze 3 b auf Seite 70). Die Grundidee des Sperrens ist, dem ballbesitzenden Stfir- mer in Richtung des Tores eine freie Laufgasse zu ver- schaffen. Die Sperrarbeit leistet sein Nebenspieler, der sich dem Deckungsspieler des Ballbesitzers so in den Weg stellt, dab derselbe zum Stoppen oder Ausweichen gezwungen wird. Durch dieses In-den-Weg-Stellen erhalt der Ballbesitzer Zeit und Raum zum Laufen fur den abschliefienden TorschuC. Die Sperrtaktik kann fur jeden ballbesitzenden Sturmer an- gewandt werden, sobald der Nebenspieler auf gleicher Hohe nahgedeckt steht. Die Schulung der Sperrtaktik erfolgt mit den gleichen Alethoden wie im fronterhaltenden System. Eine schema- tische Darstellung gibt den Einblick fiber die Durchfiihrung einer Sperrtaktik am langen und kurzen Fliigel (siehe Skizzen 16 a und 16 b). In der Sperrtaktik des langen Fliigels wird am vorteil- haftesten nur der Aubenstfirmer zum Gassenlauf freigedeckt, da jede Laufgasse in Richtung des Tores ausmunden sollte. Der Halbstiirmer hat Gelegenheit, durch den Mittelsturmer eine Gasse freigesperrt zu erhalten. Bei der taktischen Schulung der Deckungsreihe besteht fur den einzelnen Spieler kein Umstellungszwang auf die Systematik der verschiedenartig gestalteten Angriffsent- wicklungen. In der modernen Deckungstaktik gibt es fur den einzelnen Spieler nur eine Aufgabe, und die heifit: jeder Deckungsspieler hat einen ganz bestimmten personlichen Gegenspieler zu decken. Deckungsreihen, die eine weit zu- rfickgehaltene Mauerstellung bevorzugen, werden immer der Gefahr des Zusammenprallens, also eines Nichtfolgenkon- nens, ausgesetzt sein. Von dem Prinzip der Manndeckung wird nur abgewichen, wenn der feindliche Angriff in der trberzahl oder ein Deckungsspieler im Mittelfelde iiberlaufen ist. Im ersten Fall erfolgt ein Einrucken zur Mitte, und Spezialtraining der Sturmreihe 147 10 * 148 Schulung der Deckungsreihe zwar derjenigen Deckungsspieler, die vom Ball am weite- sten entfernt stehen, so daB dadurch der am weitesten auBenstehende Sturmer ungedeckt bleiben. (siehe Skizze 33 a). Skizze33b DIE SPIELREGELN IM HAND BALL SPIEL INHALTSVERZEICHNIS FELD-HANDBALL * / Seite Der Spielgedanke. 151 Spielfeldskizze .152 Das Spielfeld.153 Das Spielgerat. 153 Die Mannschaft.154 Die Spielzeit.154 Das Werfen und Fangen.155 Das Verhalten zum Gegner.156 Der Torraum. 156 Der Torwart.157 Der Torgewinn.157 Abseits.158 Der Einwurf.158 Ecke und Strafecke.158 Der Abwurf aus dem Torraum. 159 Der Freiwurf.159 Der Dreizehn-Meter-Wurf.160 Wiirfe nach Anpfiff des Schiedsrichters.160 Der Schiedsrichterwurf.161 Der Schiedsrichter.161 Die Anwendung der Handballregeln. 162 HALLEN - HANDBALL Einfiihrung. 169 Spielfeldskizze. 170 Das Spielfeld... . 173 Das Spielgerat . . . ».173 Die Mannschaft.174 Die Spielzeit.174 Das Werfen und Fangen.175 Das Verhalten zum Gegner.175 Der Torraum. 176 Der Torwart. 177 Der Torgewinn. 177 Der Einwurf. 178 Die Ecke.178 Der Abwurf aus dem Torraum. 178 Der Freiwurf ..178 Der 6- oder 7-m-Wurf.179 Wiirfe nach Anpfiff des Schiedsrichters.180 Der Schiedsrichterwurf.180 Der Schiedsrichter ..181 Feld-Handball — Der Spielgedanke 151 FELD-HANDBALL Der Spielgedanke Das Handballspiel ist ein Kampfspiel. Zwei Mannschaften von je elf Spielern stehen einander gegeniiber. Jede Mann- schaft versucht, den zum Spiel verwendeten Handball durch das Tor der Gegenmannschaft zu werfen und ihr eigenes Tor gegen die Angriffe des Gegners zu verteidigen. Zur Fortbewegung des Balles sind die Hande zu benutzen. Nur dem Torwart ist eine Abwehr mit dem FuB gestattet. Eine Mannschaft besteht aus 5 Stiirmern, 3 Laufern, 2 Ver- teidigern und 1 Torwart. Die Aufstellung der Spieler ge- schieht zweckmaBig nach der den Regeln beigegebenen Skizze. Der Torwart hutet das Tor. Vor ihm stehen die beiden Verteidiger. Zwischen den Verteidigern und den Stiir- mern stehen die Laufer. Das Spiel beginnt mit dem Anwurf durch den Mittelsturmer in der Mitte des Spielfeldes. Die Sturmer versuchen durch gegenseitiges Zuspiel, den Handball durch das Tor des Geg¬ ners zu werfen (Angriffsarbeit). Laufer und Verteidiger naben die Aufgabe, die Angriffe der Sturmer im Spielfelde auBerhalb des Torraumes abzuwehren (Abwehrarbeit). Nach erfolgreicher Abwehr miissen die Laufer den Angriff der eigenen Sturmer unterstutzen (Aufbauarbeit). Gelingt es einer Mannschaft, den Handball durch das Tor des Geg¬ ners zu werfen, so ist ein Tor erzielt. Der Anwurf erfolgt durch die Mannschaft, gegen die das Tor erzielt wurde. Nach Ablauf der halben Spielzeit werden die Platze (Seiten) gewechselt. Sieger ist die Mannschaft, die die meisten Tore erzielt. Ist die Torzahl die gleiche oder kein Tor erzielt, so ist das Spiel unentschieden. Das Spiel wird von einem Schiedsrichter geleitet, den 2 Linienrichter und gegebenenfalls 2 Torrichter unterstutzen. Der Schiedsrichter iiberwacht die Innehaltung der Spiel- regeln. Seiner Anordnung haben die Spieler unter alien Um- standen zu gehorchen. Das Handballspiel erfordert technische Leistungen in der Korper- und Ballbeherrschung (Korpertechnik, Balltechnik) sowie die taktische Fiihrung des Spieles durch den einzelnen Spieler und durch die Mannschaft. Mittel fur die Ausbildung sind Gymnastik, Lauf-, Sprung-, Wurf- und Fangiibungen usw. sowie taktische Anweisungen. TKZQ Jatr *12 n, 21*™ TO PL t ScUbctU SotOftaum i i 11m fSm jL Sfk rttfctu im o 1&m~Marke O T 16&m I I I I I JL O o o Oxitfel-O f Q..1a O finieQ \ X A." V 'J%rci» „ ' © jthsei&linie 75 m-Mar kc ^fycafccuim v 55*65 m ge-ft&m Das Spielfeld — Das Spielgerat 153 / / * v - ’ »% • Das Spielfeld R egel 1 . / ”>■ '* . \^V v ; : ■'/’ . ■ , . .* . 'V ** Das Spielfeld ist ein Rechteck von 90—110 m Lange und 55—65 m Breite. Die Langsseiten heiBen Seitenlinien, die Breitseiten Torlinien. In der Mitte jeder Torlinie befindet sich ein Tor, das im Lichten 2,44 m hoch und 7,32 m breit ist (FuBballtor). Die Pfosten des Tores sind durch eine Querlatte fest verbunden. Torpfosten und Latte durfen hochstens 12,5 cm breit sein. Ein Torraum wird geschaffen, indem vor dem Tor in 11 m Abstand eine 7,32 m lange Linie gezogen wird, an der sich beiderseits mit 11 m Halbmesser um die Torecken ge- zogene Viertelkreise anschlieBen. 16,50 m von der Torlinie entfernt kennzeichnet eine mit ihr gleichlaufende Linie den Abseitsraum. Innerhalb des Abseitsraumes wird durch zwei mit den Seitenlinien gleichlaufende, von den Torpfosten 16,50 m ent- fernte Linien der Strafraum abgegrenzt. Torraumlinie, Abseitslinie und Strafraumlinien gehoren zum Torraum, Abseitsraum und Strafraum. Vor der Mitte jedes Tores wird in 13 m Entfernung die 13-m-Marke in Form eines 1 m langen Striches gezeichnet. Die Mittelpunkte der beiden Seitenlinien werden durch die Mittellinie verbunden. In der Mitte des Spielfeldes be¬ findet sich der Anwurfkreis mit 9 m Halbmesser. ■ v • * / Samtliche Linien des Spielfeldes sind in jedem Fall deut- lich sichtbar zu machen. Die Torlinie muB innerhalb der Tor¬ pfosten in der Breite der Torpfosten durchgezogen sein. Die Ecken des Spielfeldes, die Endpunkte der Abseitslinien auf den Seitenlinien sowie der Strafraumgrenzen auf den Torlinien sind \durch Grenzstangen von mindes-tens 1,50 m Hohe zu bezeichnen. Das Spielgerat Regel 2 Der Handball besteht aus einer Lederhiille und Gummi- blase und muB zu Beginn des Spieles einen Umfang von 58 bis 60 cm und ein Gewicht von 400—500 g haben. Fur Jugendspiele (mannlich, weiblich) samtlicher Alters- klassen muB der Umfang mindestens 56 cm bei einem Ge¬ wicht von 400 bis 500 g betragen. 154 Die Mannschaft — Die Spielzeit Die Mannschaft Regel 3 . Zu jeder Mannschaft gehoren 11 Spieler. Bei Wettspielen miissen wenigstens 8 Spieler antreten, die sich bis zum SchluB der Spielzeit auf 11 erganzen durfen. Spieler diirfen nicht ausgetauscht werden. Herausgestellte Spieler durfen in keinem Fall ersetzt werden. Der Austausch von Spielern ist nur in Gesellschaftsspielen nach vorheriger Yereinbarung gestattet. Jeder wahrend des Spieles ein- oder austretende Spieler muB sich vorher beim Schiedsrichter melden (Regel 14,8). Sinkt eine Mannschaft unter 8 Spieler, so wird weiter- gespielt. Das Tragen von Nagelschuhen, FuBballstiefeln mit scha r - fen Klotzen, Stiefeln und Haken, Armbandern, Ringen mit Fassung, ungefaBten Augenglasern ist verboten. Kein Spieler darf an den Stiefeln (Schuhen) Metallplatten oder sonstige vorstehende Metallstucke oder Guttapercha- stiicke tragen. Nagel sind an den Schuhen nur dann zulassig, wenn sie im Leder vollstandig versenkt sind. Lederne Lei- sten mussen quer iiber die ganze Sohle laufen; sie miissen flach und mindestens 12 mm breit sein. Die Klotze mussen rund sein und im Durchmesser mindestens 12 mm haben. Kegelformige und spitze Klotze sind unzulassig. GefaBte Augenglaser sind Brillen mit festem Gestell und Haltebandern. Der Schiedsrichter hat die Pflicht, vor dem Spiel die Bekleidung zu priifen. Regelwidrigkeiten sind zu beseitigen, andernfalls ist der Spieler auszuschlieBen. Die Spielzeit Regel 4 Die Mannschaft, die beim Losen gewinnt, wahlt die Seite; der Gegner hat Anwurf. Der Anwurf erfolgt nach Anpfiff des Schiedsrichters durch den Mittelstiirmer vom Mittelpunkt des Spielfeldes aus. Der Mittelstiirmer darf den Ball erst wieder beriihren, nachdem ein anderer Spieler ihn beriihrt hat (Freiwurf). Die Spieler der nicht werfenden Mannschaft durfen sich dem Ball vor erfolgtem Anwurf auf hochstens 9 m nahern. Kein Spieler darf die Mittellinie iiberschreiten, bevor der Anwurf erfolgte. Bei Verstofi erhalt der Gegner einen Frei¬ wurf. Das Werfen und Fangen 155 Die Dauer des Spieles betragt 2 X 30 Minuten, fiir Spiele- rinnen und Jugendliche bis zu 14 Jahren 2 X 20 Minuten, mit einer Pause von 10 Minuten. Nach der Pause werden Seiten und Anwurf gewechselt. Durch Unterbrechungen verlorene Zeit muB in der betreffenden Halbzeit nachgespielt werden. Wenn beide Mannschaften und der Schiedsrichter einver- standen sind, kann die Pause verkiirzt werden. Soli nach unentschiedenem Spiel bis zur Entscheidung weitergespielt werden, so losen die Spielfiihrer nach einer Pause von 10 Minuten nochmals um die Seiten, die nach 10 Minuten ohne Pause gewechselt werden. 1st innerhalb dieser 20 Minuten keine Entscheidung gefallen, dann wird nach nochmaliger Pause von 10 Minuten und erneutem Losen so lange gespielt, bis ein (das entscheidende) Tor fallt. Sollte dies nicht nach 10 Minuten der Fall sein, so ist das Spiel neu anzusetzen. Bei Spielerinnen betragt die erste Verlangerung nur 2X5 Minuten. Die Zusammensetzung der Mannschaft darf wahrend der Spielverlangerung nicht geandert werden. Das Werfen und Fangen R e g e 1 5 Der Ball darf unter Beniitzung von Armen, Handen, Kopf, Rumpf, Oberschenkel und Knie in jeder beliebigen Art ge- worfen, geschlagen, gestofien und gefangen werden. Erlaubt ist das Aufwerfen auf den Boden und Wieder- fangen sowohl am Ort wie im Vorlaufen. Es ist verboten: a) mit dem Ball in der Hand mehr als 3 Schritte zu laufen, auch auf der Stelle; b) den Ball langer als 3 Sekunden in der Hand zu halten, auch auf dem Boden; c) den Ball zweimal zu beriihren, bevor er einen Spieler, ein Spielgerat oder den Boden beriihrt hat (Hochwerfen mit Wiederfangen oder Fausten. Fangfehler bleiben straffrei. Das nochmalige Zu- fassen nach dem Ball sowie das sofortige Hiniiber- fiihren des mit einer Hand gefangenen, Balles in die andere ist kein Fehler, d) den Ball mit Unterschenkel und FuB zu beriihren, es sei' denn, der Spieler wird angeworfen. Ein FuBfehler liegt vor, wenn der Ball mit dem FuB (Unterschenkel) ge- stoppt oder ihm Ziel und Richtung gegeben wird. i 156 Das Verhalten zum Gegner — Der Torraum Das Verhalten zum Gegner Regel 6 Es ist erlaubt, mit einer offenen Hand dem Gegner den Ball aus der Hand zu spiel en, sowie den Gegner von vorne zu sperren, auch mit Ausbreiten der Arme. Es ist verboten: a) dem Gegner den Ball mit beiden Handen zu entreifien oder mit der Faust aus der Hand zu schlagen; / , b) den Gegner mit beiden Armen oder mit einem Arm zu umklammern oder festzuhalten, mit den Handen zu be- hindern, zu schlagen oder zu stoBen, anzurennen oder anzuspringen, gefahrlich zu sperren, d. h. ihm den Weg durch plotzliches Beinstellen, Hinwerfen zu versperren; c) den Gegner in den Torraum zu stofien oder zu drangen; d) den Gegner mit dem Ball absichtlich anzuwerfen. Kommen Spieler mit dem Ball zu Fall, so dab er unter ihnen festiiegt, so hat der Schiedsrichter sofort abzupfeifen und einen Schiedsrichterwurf (Regel 17) zu geben, falls nicht eine Strafe verwirkt war. Der Torraum / R eg e 1 7 Der Torraum darf nur vom Torwart betreten werden. Der Torraum einschlieBlich Torraumlinie ist betreten, auch wenn er nur mit einem Teil des FuBes beriihrt wird. Das Betreten des Torraumes ist wie folgt zu bestrafen: a) ein Spieler der angreifenden Mannschaft verschuldet einen Freiwurf; b) ein Spieler der verteidigenden Mannschaft verschuldet einen 13-m-Wurf, wenn er mit beiden FiiBen zum deutlichen Zwecke der Abwehr in den Tor¬ raum tritt, Strafecke in alien iibrigen Fallen. Straffrei bleibt: a) das Hineinfalien, wenn die FuBe auBerhalb bleiben; b) das Betreten nach dem Wurf. MaBgebend ist in jedem Fall die FuBstellung des Spielers. Im Torraum gehort der Ball dem Torwart. Jedes Heraus- holen und Weiterspielen des im Torraum liegenden oder rol- lenden Balles ist verboten. Bei einem VerstoB der angreifenden Mannschaft ist Frei¬ wurf zu entscheiden, bei einem VerstoB der verteidigenden Mannschaft ist Strafecke zu geben. Der Torwart — Der Torgewinn 157 Jeder Ball, der aus dem Torraum herausrollt oder -springt oder vom Tor zuriickprallt, bleibt im Spiel. Hat ein Spieler der verteidigenden Mannschaft den in den Torraum gespielten Ball zuletzt beriihrt, so ist wie folgt zu entscheiden: 1. bei Tor —Tor; 2. bei „klarem“ Zuriickspielen des festgefaBten Balles a) ist 13-m-Wurf zu geben, wenn der Torwart den Ball halt, b) ist Strafecke zu verhangen, wenn der Ball vom Tor¬ wart nicht beriihrt wurde. 3. Beriihrt die verteidigende Mannschaft in der Abwehr einen aufs Tor gegebenen Ball, der dann vom Torwart gehalten wird oder im Torraum liegenbieibt, so- ist das Spiel nicht zu unterbrechen. i Der Torwart Regel 8 Dem Torwart ist jede Abwehr gestattet. Mit den FiiBen darf er jedoch nur abwehren, solange sich der Ball in Be- wegung auf das Tor oder die Torlinie befindet (Strafecke). Er darf im Torraum mit dem Ball unbeschrankt laufen. Bei absichtlicher Yerzogerung mufi der Torwart den Ball nach Anpfiff innerhalb 3 Sekunden aus dem Torraum be- fordern (Strafecke). Der Torwart darf im Torraum nicht angegriffen werden (Freiwurf). Der Torwart darf den Torraum mit dem Ball nicht ver- lassen. Gelangt der Torwart im Torraum in den Besitz des Balles, so muB in jedem Falle der Abwurf aus dem Torraum erfolgen (Strafecke). VerlaBt der Torwart den Torraum ohne Ball, so unter- liegt er denselben Bestimmungen wie die iibrigen Spieler. Das Hereinholen des Balles in den Torraum ist dem Tor¬ wart nicht gestattet (13-m-Wurf). Ein Wechsel des Torwartes ist dem Schiedsrichter anzu- zeigen. Der alte Torwart muB den Torraum verlassen haben, bevor der neue ihn betritt. VerstoBe hiergegen sind mit 13-m- Wurf zu bestrafen. Der Torgewinn Regel 9 Ein Tor ist erzielt, wenn der gultig geworfene Ball die Torlinie inerhalb der Pfosten und der Querlatte auf dem Boden oder in der Luft ganz uberschritten hat. 158 Abseits — Der Einwurf — Ecke und Strafecke Nach jedem Tor hat die Mannschaft den Anwurf, gegen die das Tor erzielt wurde. Die Anzahl der erzielten Tore entscheidet den Sieg. 1st die Zahl die gleiche oder kein Tor gewonnen, so ist das Spiel unentschieden. Abseits Regel 10 Ein Spieler der angreifenden Mannschaft ist abseits, wenn er sich innerhalb, der Ball sich aber auBerhalb des Abseitsraumes befindet. Jedoch ist das Spiel erst dann zu unterbrechen und Frei- wurf zu geben, wenn der Ball in den Abseitsraum gespielt wird. Ein Spieler, der mit dem Ball in der Hand den Abseitsraum betritt, ist niemals abseits. Der Sehiedsriehter ist berechtigt, auf die Abseitsentschei- dung zu verzichten, wenn der abseitsstehende Spieler weder unmittelbar noch mittelbar in das Spiel eingreift. Im Zwei- felsfalle ist auf Abseits zu entscheiden. Der Einwurf Regel 11 Wirft oder lenkt ein Spieler den Ball iiber die Seitenlinie, so hat der Gegner an der entsprechenden Stelle Einwurf. Der Einwurf wird mit beiden Handen iiber dem Kopf ausgefiihrt. Der Werfer steht hinter der Seitenlinie und darf vom Gegner nicht behindert werden. Der Ein werfer darf den Ball erst wieder spielen, nachdem dieser von einem anderen Spieler beriihrt worden ist. Ecke und Strafecke Regel 12 a) Ecke wird gegeben, wenn der Ball von der verteidigen- den Mannschaft iiber die eigene Torlinie oder iiber das eigene Tor gespielt wird. Die Ecke wird ausgefiihrt vom Schnittpunkt der Tor¬ linie mit der Seitenlinie. b) Strafecke wird gegeben: 1. wenn durch eine Mannschaft der Ball in den eigenen Torraum befordert wird und dort liegenbleibt, ohne vom Torwart beriihrt worden zu sein (Regel 7); 2. beim Betreten des eigenen Torraumes (Regel 7); Der Abwurf aus dem Torraum — Der Freiwurf 159 3. bei unzulassiger FuBabwehr des Torwarts (Regel 8); 4. bei falschem Abwurf aus dem Torraum (Regel 8,13); 5. wenn der Torwart nach Anpfiff langer als 3 Se- kunden mit dem Abwurf zogert (Regel 8) ; 6. wenn die verteidigende Mannschaft einen im Tor¬ raum liegenden oder rollenden Ball kerausholt oder weiterspielt (Regel 7). Die Strafecke wird ausgefiihrt vom Schnittpunkt der Strafraumlinie mit der Torlinie. c) Ecke und Strafecke konnen unmittelbar zu einem Tore fuhren. Der Abwurf aus dem Torraum Regel 13 Wurde der Ball von der angreifenden Mannschaft uber die Torlinie oder das Tor getrieben, so erfolgt der Abwurf aus dem Torraum (Strafecke). Der Abwurf kann beliebig aus- gefiihrt werden, auch durch Fausten nach Hochwurf. Der Freiwurf Regel 14 Ein Freiwurf wird in folgenden Fallen verhangt: 1. bei Fehlern beim Anwurf (Regel 4); 2. bei Fehlern im Werfen und Fangen (Regel 5,16); 3. bei Fehlern im Verhalten zum Gegner (Regel 6); 4. bei Fehlern des Angreifers im Torraum (Regel 7); 5. bei Abseitsstellung (Regel 10); 6. bei Fehlern beim Einwurf (Regel 11); 7. wenn bei Anwurf, Einwurf, Freiwurf, Ecke, Strafecke und 13-m-Wurf der Werfer den Ball wieder spielt, ehe ein anderer Spieler ihn beruhrt hat; jedoch diirfen nach jedem Torwurf vom Tor zuriickprallende Balle vom Werfer wieder gespielt werden (Regel 16); 8. bei Nichtanmeldung eines Spielers bei Eintritt (Regel 3); 9. bei tfberschreiten der 13-m-Marke bei Ausfiihrung des Wurfes (Regel 15). Der Freiwurf erfolgt von der Stelle aus, wo der Fehler begangen wurde. 1st diese Stelle bei einem Freiwurf der an¬ greifenden Mannschaft dem Torraum naher als 6 m, so wird dieser Freiwurf wenigstens 4 m vom Torraum entfernt aus- gefuhrt. Dabei ist es nur der verteidigenden Mannschaft ge- stattet, an der Torraumlinie Aufstellung zu nehmen, wahrend 160 Der Dreizehn-Meter-Wurf — Wurfe nach Anpfiff jeder Spieler der angreifenden Mannschaft iiberall einen Ab- stand von mindestens 4 m vom Torraum zu wahren hat. Der Freiwurf ist so schnell wie moglich auszufiihren. Der Werfer muB den Ball wurffest haben und darf bei der Aus- fuhrung nicht behindert sein. Der Freiwurf kann unmittelbar zu einem Tor fuhren. Wenn durch den Freiwurf die geschadigte Mannschaft be- nachteiligt wurde, kann der Schiedsrichter von der Ver- hangung absehen. Der Dreizehn-Meter-Wurf R e g e 1 15 Ein 13-m-Wurf wird gegeben: a) bei groben oder rohen VerstoBen im Verhalten zum Gegner innerhalbder eigenen Spielfeldhalfte (Regel 6 b); b beim Betreten des eigenen Torraumes mit beiden FiiBen zum Zweck der Abwehr (Regel 7); c) bei k 1 a r e m Zuriickspielen des festgefaBten Balles an den eigenen Torwart (Regel 7); d) beim Hereinholen des Balles in den Torraum durch den Torwart (Regel 8); e) bei VerstoBen beim Torwartwechsel (Regel 8). Beim 13-m-Wurf miissen sich auBer dem Werfer und dem Torwart alle Spieler hinter der Abseitslinie befinden. Der Wurf erfolgt nach Anpfiff von der 13-m-Marke und kann unmittelbar zu einem Tor fuhren. Der Werfer darf im Augen- blick des Wurfes die 13-m-Marke nicht iiberschreiten (Frei¬ wurf). Das Nachf alien oder Dbertreten nach dem Wurf ist v nicht strafbar. Sturmen die Angreifer vor erfolgtem Wurfe vor, so wird bei erzieltem Tor der Wurf wiederholt, sturmen die, Ver- teidiger zu friih vor, so wird bei MiBlingen der Wurf wiederholt. Wird kurz vor Beendigung der Spielzeit ein Freiwurf oder 13-m-Wurf verhangt, so ist die Wirkung eines solchen Wur¬ fes erst abzuwarten, ehe der SchluBpfiff erfolgt. Wurfe nach Anpfiff des Schiedsrichters Regel 16 Anwurf, Ecke, Freiwurf, Strafecke und 13-m-Wurf sind aus dem Stand nach Anpfiff des Schiedsrichters in beliebiger Richtung (mit Ausnahme des 13-m-Wurfes) innerhalb 3 Se~ kunden auszufiihren (Freiwurf). Der Schiedsrichterwurf — Der Schiedsriehter 161 „Aus dem Stand 11 bedeutet, daB samtliche Wiirfe nach An- pfiff des Schiedsrichters ohne Anlauf, ohne Ablauf und ohne Sprung yon der bezeichneten Stelle auszufiihren sind. Heben der FiiBe, Stand auf einem FuB, Yor- oder Riickstellen eines Beines, Wechseln der Schrittstellung ist erlaubt. Der Werfer darf den Ball erst wieder spielen, wenn ein anderer Spieler ihn beriihrt hat; jedoch diirfen nach jedem Torwurf vom Tor zuriickprallende Balle vom Werfer wieder gespielt werden. Jeder Gegner hat sich dabei — auch bei Abwurf aus dem Torraum — bis nach erfolgtem Wurf 6 m vom Ball zu hal- ten, sofern die Regel nichts anderes bestimmt (Freiwurf). Bei Ecke, Freiwurf, Strafecke ist das Ausholen uber die Grenze des Spielfeldes gestattet, solange der Werfer mit beiden FiiBen im Spielfeld steht. Vor der Durchfuhrung aller Wiirfe nach Anpfiff des Schiedsrichters m u B der Ball in der Hand des Werfers ruhen. Der Schiedsrichterwurf Regel 17 Ist aus irgendeinem Grunde, z. B. bei gefahrlichem Gewiihl oder Fallen von Spielern, bei Unfallen oder sonstigen Zu- falien das Spiel unterbrochen worden, ohne daB der Ball uber die Tor- oder Seitenlinie oder in den Torraum gelangt ist, so wird ein Schiedsrichterwurf gegeben. Der Schiedsriehter wirft den Ball an der Stelle senkrecht fest auf den Boden, an der das Spiel unterbrochen wurde. Die Spieler miissen 6 m vom Ball entfernt stehen, bis der Wurf ausgefiihrt ist. Der Schiedsrichterwurf muB mindestens 4 m vom Torraum entfernt ausgefiihrt werden (vgl. Regel 14, Ausfiihrung des Freiwurfes am Torraum). Der Schiedsriehter Regel IS Jedes Wettspiel wird von einem Schiedsriehter geleitet, dem mindestens 2 Linienrichter zur Seite stehen. Bei Meisterschaftsspielen sind 2 neutrale Linien- und 2 neutrale Torrichter notig. Der Schiedsriehter iiberzeugt sich vor dem Spiel von dem regelrechten Zustand des Spielfeldes. Er eroffnet und schlieBt das Spiel und hat das Recht, es zu unterbrechen und ab- zubrechen. Er halt sich moglichst in der Nahe des Balles li 162 Die Anwendung der Handballregeln auf, wacht liber die Innehaltung der Spielregeln und ent- scheidet alle Fragen selbstandig. Seine Tatsachenent- scheidungen sind unanfechtbar. Der Sehiedsrichter hat in Fallen, bei denen ihm das Ver- halten eines Spielers gefahrlich zu werden erseheint, sowie bei rohem oder unangemessenem Verhalten das Recht, die Schuldigen zu verwarnen oder auszuschlieBen. Die Linienrichter beobachten vornehmlich Einwurf, Ecke und Abwurf aus dem Torraum und unterstiitzen den Schieds- richter in der Leitung des Spieles. DIE ANWENDUNG DER HANDBALLREGELN Yon W. Burmeister, Hamburg, Ehrenmitglied der IAHF. Die technischei Kommission der IAHF. fur Feld- und Hallen- handball ist die hochste Instanz in alien Regelfragen. Zu ihren Aufgaben gehoren die Festlegung der Handballregeln und ihre Auslegung, die fiir alle angeschlossenen Lander der IAHF. verbindlich sind. Die vorliegende Ausgabe stellt die neueste Fassung der Regeln der IAHF. in deutscher Sprache dar. Das Fachamt fiir Handball richtet an alle Spieler(innen), Sehiedsrichter und Vereimsfuhrer diedringende Aufforderung, sich eingehend mit den Regeln zu beschaftigen und strengste Selbstzucht zu wahren, so daB Eigenmachtigkeiten in der Anwendung und Auslegung der Regeln unter alien Um- standen unterbleiben. Die sprachliche Fassung der Handballregeln steht schwarz auf weiB fest. Mit der Festlegung des Wortlautes sind aber auch zugleich grundsatzliche Anschauungen des Spieles selbst eindeutig festgesetzt worden. Spiel und Regel stehen in Wechselwirkung. Stets wird das Spiel Ausgangspunkt fiir den Wortlaut der Regel sein. Ausfiihrungsbestimmungen zu Regeln sind immer ein zwei- schneidiges Schwert. Grundsatzlich mufi betont werden, daB die Regeln die besten fur ein Spiel sind, die keiner weiteren Erganzung bedurfen. Ausfiihrungsbestimmungen erweeken gar leicht den Eindruck der Unfertigkeit der Regeln selbst. Sie verfiihren zu einer gewissen Sucht, zu jeder Regel Er- lauterungen geben zu wollen, ohne daB diese ndtig sind. Sie 163 Die Anwendung der Handballregeln sehaffen ein Gesetzbuch mit unendlich vielen Paragraphen, an dessen Studium mit Widerwillen herangegangen wird. Sie bilden die Quellen unnotiger Streitigkeiten und Ein- sp ruche. Die richtige Auslegung der Regeln, das klare Erfassen des Spieles aus dem Wortlaut der Regeln brauchen sich nicht auf Ausfiihrungsbestimmungen zu stiitzen. Das lebendige Spiel wird immer der beste und eindrucksvollste Lehrmeister bleiben und ein praktiseher, gesunder Ver stand wird das iibrige tun. Es muB stets die Iiauptaufgabe des Lehrenden und Lernenden bleiben. die groBen Gesichtspunkte in den Regeln zu erkennen. Nebensachlichkeiten ordnen sich schnel] ein. Sobald man sich auf diesen Standpunkt stellt, wird die Arbeit der Regelauslegung bedeutend erleichtert und der Blick fiir die Zusammengehorigkeit zwischen Tat und Wort, zwischen Spiel und Regel gescharft. Die meisten Ausfuhrungs¬ bestimmungen denken in allererster Ernie an den heran- zubildenden Schiedsrichter, also an den, dem man die Leitung des Spieles anyertrauen will. Aber gerade an den werdenden Schiedsrichter soli man hohere Anforderungen stellen, als ihn nur handv/erksmaBig mit den Regeln und ihren Be- stimmungen auszuriisten. Er muB aus dem Wortlaut der Regel das Spiel erkennen lernen — dann wird er erst der Meister, dem sich alle willig in der Spielleitung unterordnen. Wir gebrauchen also keinen Regelkatechismus, in dem der Regel unter „Was ist das? u die Erlauterungen folgen. Die Bestimmungen der Regeln sind auf deutlich sichtbare Wahr- nehmungen aufgebaut. Sie miissen sogar so aufgebaut sein, wenn wir dem natiirlichen Vorgang im Spiel folgen wollen. Eine Entscheidung nach den Regeln setzt immer erst eine Beobachtung durch unse^e Sinne, in den iiberwiegenden Fallen durch unser Auge, voraus. Diese Beobachtung oder Wahrnehmung ist das Urspriingliche. Ohne eine solche kann gar keine Entscheidung nach den Regeln gefallt werden. Einige Beispiele mogen zur Erlauterung dienen. Der Ball wird mit dem FuB beriihrt — die Beobachtung, der Frei- wurf — die Entscheidung nach den Regeln. Der Ball wird dem Gegner mit der Faust oder mit beiden Handen entrissen — die Beobachtung, der Freiwurf — die Entscheidung nach den Regeln. Oftmals treffen mehrere Wahrnehmungen zu- sammen oder sie sind die Voraussetzungen fiir diese oder jene Bestimmung in den Regeln. Der Ball iiberschreitet die Seitenlinie— die Beobachtung. Sie geniigt jedoch nicht aliein. Es muB. noch die Beobachtung hinzukommen, wer den Ball zuletzt innerhalb des Spielfeldes vor dem Gberschreiten der Seitenlinie beriihrt hat. Einwurf fiir die A-Mannschaft — die 11* 164 Die Anwendung der Hamdballregeln Entscheidung. Der Ball wird iiber das Tor bzw. iiber die Tor- linie getrieben. Auch diese Wahrnehmung reicht allein nicht aus. Die zweite Beobachtung, ob die angreifende oder die verteidigende Mannschaft den Ball zuletzt im Spielfeld be- riihrte, mub hinzutreten, erst dann kann die Entscheidung auf Abwurf aus dem Torraum bzw. auf Ecke erfolgen. Da diese Bestimmungen die Voraussetzungen fur die Be- stimmungen der Regeln sind, so ist bei Festlegung der ein- zelnen Punkte versucht worden, einen solchen natiirlichen Vorgang als Grundlage zu finden. Die Wahrnehmung mufl moglichst sinnfallig und eindrucksvoll sein. Desto deutlicher pragt Sie sich dem Beobachter ein, desto schneller kann die Entscheidung getroffen werden. Als Beispiel moge das Be- treten des Torraumes dienen. Unwillkiirlich verbindet man mit dem Begriff „Betreten“ die FiiBe des Spielers. Die FuB- stellung ist daher in jedem Falle maBgebend fur Beobachtung und Entscheidung. Wieviel unklarer und schwieriger ware die Festlegung auf den Wortlaut: Ein Spieler hat den Tor¬ raum betreten, wenn beide FiiBe in der Luft die Torraum- linie iiberschritten haben, wo doch die FuBstellung am Boden das klarste Bild gibt. Der Schiedsrichter muB seine Wahrnehmungen und an- schlieBend seine Entscheidungen so schnell wie moglich und doch klar und bestimmt und vor allem richtig treffen. Das verlangen das Spiel, die Spieler und die Zuschauer. Hier hilft nur immer das eine — ein altes Rezept — die Ubung. Klar und sicher beobachten laBt sich nur aus der Praxis erlernen, nie aus einem noch so guten Kommentar zu den Regeln. Die richtigen Entscheidungen zu fallen, setzt Kenntnis der Re¬ geln und in erster Linie ihre Beherrschung voraus. Also Studium der Quelle selbst — nicht Ausfuhrungsbestimmungen, Erlauterungen und Erklarungen, die auf das ursprungliche Werk doch zuruckgreifen miissen. Daher muB die erste An- forderung an unsere Regeln heiBen: einfach, klar, anschau- lich, lebenswahr. Die entscheidende Bedeutung einwandfreier Beobachtungen wird jedermann klargeworden sein, zumal sie die Grundlage der Regelbestimmungen bilden. Diese Beobachtungen des Schiedsrichters gehoren zu den tatsachlichen Feststellungen; Sie sind als Tatsachenentscheidungen unanfechtbar. Es darf fiir den Schiedsrichter in diesem Punkt nur ein „Ist u geben, eine festliegende Tatsache; ein „Kann moglich sein“ schafft ihm nur einen schwankenden, ja unsicheren Grund fiir seine Regelentscheidung. Die Tatsachenentscheidung seiner Be¬ obachtung muB als fester Grund unantastbar sein. Die Fol- gerung nach den Regeln auf Grund der tatsachlichen Fest- stellung kann jederzeit der Nachprufung unterliegen. Fur Die Anwendung der Handballregeln 165 die tatsachliche Beobachtung ist nur der Schiedsrichter mab- gebend. Ein Beispiel: Ein Spieler der angreifenden Mann- schaft betritt im Augenblick des Wurfes den Torraum. Die erste Beobachtung. Der Ball uberschreitet innerhalb der Pfosten und Querlatte die Torlinie — die unmittelbar fol- gende, zweite Beobachtung. Die Feststellung dieser beiden Tatsachen durch den Schiedsrichter ist unanfechtbar. Seine Entscheidung nach den Regeln: Freiwurf fur die ver- teidigende Mannschaft wegen Betreten des Torraumes durch einen angreifenden Spieler — ist richtig, oder sie lautet: Tor — so liegt ein Regelverstob vor, der anfechtbar ist. Der Aufbau der Regeln auf Grund dieser einfachen Be- obachtungen, der tatsachlichen Entscheidungen, hat noch den groben Vorteil, dab die Entscheidungen nach den Regeln der personlichen Willkur des Schiedsrichters entzogen werden. So sind die Yoraussetzungen — so mud die Folgerung nach den Regeln lauten, also zwangslaufig. Dies gibt die beste Gewahr fiir die Unparteilichkeit des Spielleiters. Der Tor- wachter holt den Ball in den Torraum hinein — ist die tat¬ sachliche Beobachtung, die Voraussetzung zur 13-m-Wurf- Entscheidung nach den Regeln durch den Schiedsrichter. Nach der dargelegten Grundeinstellung wird das Verstand- nis der Regeln, ihre Auslegung bedeutend erleichtert und ein- fach gestaltet. Auf einige Einzelheitem sei noch besonders hingewiesen: Ein sorgfaltig hergerichtetes Spielfeld ist eine unbedingte Voraussetzung fur richtige Entscheidungen. Der Schieds¬ richter darf auf eine einwandfreie Aufzeichnung der Seiten-, Tor-, Abseits- und Strafraumlinien wie des Torraumes nicht, verzichten, wenn er sich nicht der Gefahr der Unsicherheit in seinen Anordnungen aussetzen will. Der Schiedsrichter sollte es nie unterlassen, das Spielgerat, den Handball, zu priifen und die Bestimmungen iiber die Mannschaft zu iiberwachen. Uber den Austausch von Spielern bei Gesellschaftsspielen mub er durch die beiden Vereins- leitungen bzw. Spielfiihrer unterrichtet werden, welche Ver- einbarungen getroffen worden sind. Die Bestimmungen liber die Spielzeit sehen auch bei Spiele- rinnen gegebenenfalls die zweimalige Verlangerung vor. Wahrend der Spielverlangerung darf die Zusammensetzung der Mannschaft nicht geandert werden. Es ist nur verletzten Spielern, die wahrend der regularen Spieldauer bereits mit- gespielt haben, gestattet, wieder einzutreten. Sonst hat die Mannschaft mit den gleichen Spielern und der gleichen Spielerzahl wie beim Schlubpfiff der gewohnlichen Spielzeit (2X20, 2X30 Minuten) bei einer Verlangerung anzutreten. Auf die Aufstellung der Mannschaft (Wechsel zwischen Stiir- h 166 Die Anwendung der Handballregeln mer, Laufer, Verteidiger, To'rwachter) hat diese Festlegung keinen EinfluB. w Das Werfen und Fangen, die technische Behandlung des Balles, hat sich mit der Entwickiung des Spieles immer mehr vervollkommnet. Fangfehler bleiben jetzt grundsatzlich straffrei. Das noehmalige Zufassen nach dem Ball ist ebenso- wenig ein Fehler wie das Hinuberfiihren des mit einer Hand gefangenen Balles in die andere, um das Weiterspielen zu ermoglichen. Dagegen ist das Hochwerfen des Balles mitWie- derfangen oder Fausten, also den Ball zweimal zu beriihren, bevor er einen Spieler, ein Spielgerat oder den Boden beriihrt hat, verboten. Das Halten des Balles am Boden unterliegt ebenfalls der 3-Sekunden-Bestiramung. Verboten ist es, den Ball mit Unterschenkel und FuB zu beriihren (FuBfehler), es sei denn, der Spieler wird angeworfen. Ein FuBfehler liegt vor, wenn der Ball mit dem FuB (Unterschenkel) gestoppt oder ihm Z.iel und Richtung gegeben wird. Eine Beriihrung mit dem Knie ist kein Fehler. Das Verhalten zum Gegner ist den Spielern und Schieds- richtern besonders eindringlich ans Herz zu legen. Die Ge- sundheit eines Spielers darf unter keinen Umstanden durch ein regelwidriges Verhalten irgendeines Mitspielers gefahr- det werden. Unsere Spieler wissen ganz genau, was erlaubt, was verboten ist. Im Interesse der Handballbewegung iiber- haupt muB mit allem Nachdruck dahin gestrebt werden, den Kampf mit dem Gegner zu vermeiden. Regelwidrigkeiten entspringen zum allergroBten Teil einer fehlenden korper- lichen und technischen Durchbildung der einzelnen Spieler sowie einer mangelnden taktischen Schulung der gesamten Mannschaft. Erlaubt ist es, mit einer ofienen Hand dem Geg¬ ner den Ball aus der Hand zu spielen, und zwar in alien Spielen, sowie den Gegner von vorn zu sperren. Das Aus- breiten der Arme beim Sperren ist gestattet. Das Verbotene ist sehr deutlich aufgezahlt, wobei das Anrennen des Gegners als unerlaubt noch zu unterstreichen ist. Die Bestimmungen liber Torraum, Torwart, Torgewinn be- diirfen im Zusammenhang mit dem Betreten des Torraumes und des Abwurfes aus dem Torraum eines besonderen Hin- weises. Der Torraum ist betreten, auch w r enn er nur mit einem Teil des Fufies beruhrt wird. Ein Spieler der an- greifenden Mannschaft verwirkt eijien Freiwurf, ein Spieler der verteidigenden Mannschaft eine Strafecke. Ein 13-m- Wurf ist verwirkt, wenn ein Spieler der verteidigenden Mann¬ schaft mit beiden FuBen zum deutlichen Zwecke def Abwehr in den Torraum tritt. Der Torwart darf den Torraum mit dem Ball nicht verlassen. Gelangt der Torwart im Torraum in den Besitz des Balles, so muB in jedem Fall der Abwurf Die Anwendung der Handballregeln 167 aus dem Torraum erfolgen. Beim Oberschreiten der Tor- raumlinie durch den Torwachter beim Abwurf aus dem Tor¬ raum erfolgt Strafecke fur die angreifende Mannschaft. Ver- laBt der Torwart ohne Ball den Torraum, so unterliegt er denselben Bestimmungen wie die ubrigen Spieler. Unter „klarem“ Zuriickspielen des Balles ist der festgefaBte Ball gemeint. Die Abseitsregel besagt ausdriicklich, dafi die Abseits- slellung eines Spielers an sich kein RegelverstoB ist. Die Verhangung eines Freiwurfes kommt erst dann in Betracht, wenn der Ball in den Abseitsraum gespielt wird, wenn er • die Abseitslinie uberschreitet. Dann aber greift der abseits- stehende Spieler in das Spiel, ein und begeht eine Regel- verletzung. Er bekommt entweder den Ball zugespielt oder muB von der verteidigenden Mannschaft gedeckt werden, also unmittelbares oder mittelbares Eingreifen des abseits- stehenden Spielers. Nur in Ausnahmefallen, wenn der ab- seitsstehende Spieler iiberhaupt nicht, weder unmittelbar noch mittelbar, in das Spiel eingreift, kann der Schieds- richter auf Abseitsgeben verzichten. Seine Entscheidung muB er aber in dem Augenblick treffen, in dem der Ball in den Abseitsraum gelangt. In alien Zweifelsfallen betreffs Eingreifen eines abseitsstehenden Spielers ist auf Abseits zu erkennen. Ein Spieler, der mit dem Ball in der Hand die Ab¬ seitslinie uberschreitet, ist selbst nie abseits, ganz gleich, wie er den Abseitsraum betritt. Samtliche Wiirfe naeh Anpfiff des Schiedsrichters (An- wurf, Ecke, Freiwurf, Strafecke und 13-m-Wurf) sind aus dem Stand in beliebiger Richtung (mit Ausnahme des 13-m- Wurfes) innerhalb 3 Sekunden auszuftfhren. „Aus dem Stand“ bedeutet, daB diese Wiirfe ohne Anlauf, ohne Ablauf und ohne Sprung ausgefiihrt werden miissen. Heben der FiiBe, Stand auf einem FuB, Vor- und Riickstellen eines Beines, Wechseln der Schrittstellung ist erlaubt. Der Freiwurf ist von der Stelle auszufiihren, wo der Fehler begangen wurde. Eine Bezeichnung der Stelle mit einem Strich, um etwa ein tJbertreten festzustellen, ist nach den Ausfuhrungsmoglich- keien des Freiwurfes unzulassig. Ist diese Stelle bei einem Freiwurf der angreifenden Mannschaft dem Torraum naher y als 6 m, so wird dieser Freiwurf wenigstens 4 m vom Tor¬ raum entfernt ausgefiihrt. Dabei ist es nur der verteidigenden Mannschaft gestatten, an der Torraumlinie Aufstellung zu nehmen, wahrend jeder Spieler der angreifenden Mannschaft iiberall einen Abstand von mindestens 4 m vom Torraum zu wahren hat. Yor der Durchfiihrung aller Wiirfe nach An¬ pfiff des Schiedsrichters m u B der Ball in der Hand des Werfers ruhen. Dem Sinn der Regeln entsprechend muB der 168 Die Anwendung der Handballregeln Werfer den Ball selbst festhalten (nicht vom Boden auf- nehmen) und nach dem Pfiff entweder selbst auf das Tor werfen oder einem Mitspieler abspielen. Die Sonderbestim- mungen der iibrigen Wurfe (Anwurf, Ecke, Strafecke, 13-m- Wurf) sind auberdem zu beachten. Den Schiedsrichtern wird die Verhangung des 13-m-Wurfes bei groben oder rohen Ver- stoben im Verhalten zum Gegner innerhalb der eigenen Spielfeldhalfte zur Pflicht gemacht. 1st bei einem Schiedsrichterwur? die Stelle, an der das Spiel unterbrochen wurde, dem Torraum naher als 6 m, so gelten die gleichen Bestimmungen wie beim Freiwurf. Der Schiedsrichterwurf mub wenigstens 4 m vom Torraum ent- fernt ausgefiihrt werden. Die Anwendung der Vorteilsregel, d. h. auf eine Strafe (Freiwurf usw.) zu verzichten, wenn durch diese die ge- schadigte Mannschaft benachteiligt wiirde, setzt vollige Be- herrschung der Regeln und klares, sicheres Erfassen der Spielhandlungen durch den Schiedsrichter voraus. Wird der durch einen Fehler des Gegners geschadigten Mannschaft der Vorteil der Fortsetzung der Spielhandlung eingeraumt, so gibt es nachtraglich keine Verhangung der Strafe mehr. Der Schiedsrichter bedenke aber stets, dab sein Pfiff das Spiel unterbricht. Die Linienrichter und Torrichter haben die Aufgabe, den Schiedsrichter in der Leitung des Spieles zu unterstiitzen. Sie miissen sich stets bewubt sein. dab sie nie der Schiedsrichter selbst sind. Es geht nicht an, dab Linien- bzw. Torrichter durch. Zeichen gleichsam eine Entscheidung des Schieds- richters erzwingen wollen. Auch kann man ihnen nicht das Recht einraumen, in das Spielfeld zu gehen, um ihre Be- obachtung zu machen. Der Schiedsrichter mub im Spiel die hochste Instanz bleiben. Entscheidet z. B. ein neutraler Tor¬ richter auf Tor, so braucht der Schiedsrichter nicht auf Tor zu entscheiden, wenn er nicht selbst der festen Gberzeugung auf Grund seiner Beobachtungen ist, dab der Ball die Tor- linie gaz iiberschritten hat. Der Schiedsrichter ist in seinen Entscheidungen frei. > 169 Hallen-Handball — Einfiihrung HALLEN-HANDBALL (Handball im geschlossenen Raum) von W. Burmeister, Hamburg Ehrenmitglied der IAHF. Der KongreB der IAHF. im August 1934 in Stockholm hat die von der technischen Ko-mmission fur Feld- und Hallen- handball ausgearbeiteten internationalen Hallenhandball- regeln genehmigt. Die vorliegenden Hallenhandballregeln sind die ersten internationalen Hallenhandballregeln iiberhaupt, denn bisher hatten die hauptsachlich am Hallenhandball interessierten Lander Danemark, Deutschland, Osterreich und Schweden eigene Regeln, die naturgemaB voneinander abwichen und den internationalen Spielverkehr erschwerten. Die internationalen Hallenhandballregeln lehnen sich so eng wie moglich an die internationalen Feldhandballregeln an. Diese Ubereinstimmung war zwangslaufig, denn es be- steht in dem Grundgedanken des Spieles und seiner Aus- drucksform kein Unterschied zwischen dem Spiel im Freien (Feldhandball) und dem im geschlossenen Raum (Hallen¬ handball). Die folgenden Ausfuhrungen sollen die Ab- weichungen der Hallenhandballregeln von den Feldhandball¬ regeln aufweisen. Die Regelausfuhrungen sollen den Spielern, Schiedsrichtern und Yereinsleitern helfen, Handball in der Halle, sei es als tJbungs- oder Wettspielbetrieb, zu betreiben. Das Spielfeld muB naturgemaB den raumlichen Verhalt- nissen in der Halle angepaBt sein. Als MaBe werden 15 bis 25 m Breite und 30 bis 50 m Lange angegeben, wobei das wiinschenswerteste MaB 20 m zu 40 m ist. Als Tore werden Ilockeytore verwendet (2,10 m hoch und 3,60 m breit). Der Torraum wird in einem Abstand von 6 m geschaffen. Gleich- laufend zur Torraumlinie wird in einem Abstand von 3 m die Freiwurflinie um den Torraum gezogen (gestrichelte Linie). Aus der 13-m-Marke des Feldhandball wird die 7-m- Marke des Hallenhandball. Die Mittelpunkte der beiden Seitenlinien werden durch die Mittellinie verbunden. In einem Abstand von 3 m wird gleichlaufend zur Mittellinie in jeder Einfiihrung 50 m 170 Spielfeldskizze fur Hallen-Handball Einfiihrung 171 Spielfeldhalfte die Anwurflinie gezogen. (Beim Feldhandball der Anwurfkreis.) Abseitslinie und Strafraum fallen fort. Bei ganz kleinen Hallen kann der Torraum in einem Ab- stand von 5 m gezogen werden, dementsprechend die 6-m- Marke. Zu jeder Mannschaft gehoren wie bisher 7 Spieler (Tor- wart, 2 Verteidiger, 1 Laufer, 3 Stiirmer) und 3 (statt bis¬ her 2) Auswechselspieler. Die Auswechselspieler diirfen nur dann eingestellt werden, wenn die zu ersetzenden Spieler das Feld verlassen haben. Herausgestellte Spieler diirfen in keinem Fall ersetzt werden. Die Bestimmungen iiber die Spielzeit machen einen Unter- schied zwischen Turnieren (Teilnahme mehrerer Mann- schaften an einem Wettbewerb) und Einzelspielen (zwei Mannschaften). Die Dauer des Spieles betragt bei Turnieren 2X10 Minuten, bei Einzelspielen 2X25 Minuten, fur Spiele- rinnen und Jugendliche bis zu 14 Jahren 2X7 bzw. 2X15 Mi¬ nuten mit einer Pause von 3 Minuten. Die Bestimmungen fiber Spielverlangerung bis zur Entscheidung sind die glcichen geblieben wie in den bisherigen Richtlinien fur Hallen- handball. Die Bestimmungen iiber Werfen und Fangen haben in einem Punkte eine einschneidende Anderung erfahren. Wah- rend die Danen iiberhaupt kein Balltreiben in der Halle bis¬ her gestatteten, gab es in Deutschland keine Beschrankung in dieser Hinsicht. Die Schweden flatten jedoch bereits eine Einschrankung eingefiihrt. Die neue Bestimmung ist ein Aus- gleich der deutschen und schwedischen Auffassung. Es ist beim Hallenhandball verboten, mit dem Ball in der Hand mehr als.zweimal 3 Schritte zu laufen, auch auf der Sieiie. Diese Festlegung der Regel ergibt einen leicht erlernbaren Rhythmus in der Ballfiihrung. Der Ball wird gefangen oder vom Boden aufgenommen. Jetzt setzt der Rhythmus ein: 3 Schritte — Aufwerfen des Balles auf den Boden — 3 Schritte — Abspiel des Balles. Diese Form ist die hochstzulassige Art der Ballfiihrung (Balltreiben). Selbstverstandlich kann der Ball ohne Schrittbewegung sofort abgespielt werden oder nach 1, 2, 3 Schritten vor dem erstmaligen Aufwerfen auf den Boden. Alle anderen Bestimmungen decken sich vdl- lig mit den Regeln des Feldhandball. Die Bestimmungen iiber Spielgerat, Verhalten zum Gegner, Torraum, Torwart, Torgewinn und Einwurf sind die gleichen Wie beim Feldhandball. Beim Einwurf ist zu beachten, dab durch Einwurf wie auch durch Anwurf unmittelbar kein Tor erzielt werden kann. Es erfolgt in einem solchen Fall Abwurf aus dem Tor¬ raum. Decken sich die Seitenlinien mit der Wand oder der 172 E inf iih rung Umsaumung der Halle, so bleibt der Ball im Spiel, wenn er die Seitenwand beruhrt oder von ihr abprallt. Die Bestimmungen iiber Ecke zeigen den Unterschied gegeniiber dem Feldhandball, dab der Torwart dieser Be- stimmung nicht unterliegt. Wird also der Ball vom Torwart iiber die eigene Torlinie oder das Tor gespielt, so erfolgt Ab- wurf aus dem Torraum. Beim Hallenhandball gibt es kein Abseits. Auch die Straf- ecke ist in Fortfall gekommen. An Stelle der Strafecke tritt ein Freiwurf 3 m vom Torraum (Freiwurflinie — gestrichelte Linie), und zwar von der Stelle aus, wo der Fehler begangen wurde. Der 7-m-Wurf (beim Feldhandball 13-m-Wurf) bringt hin- sichtlich des Verh aliens zum Gegner eine Verscharfung. Wahrend die Feldhandballregeln besagen, dab ein 13-m-Wurf bei groben oder rohen Verstoben im Verhalten zum Gegner innerhalb der eigenen Spielfeldhalfte gegeben wird, gilt diese , Einschrankung beim Hallenhandball nicht. Diese Erweite- rung bedeutet bezuglich der Verstobe im Verhalten zum Gegner eine zu begriibende Neuerung. Der 7-m-Wurf wird also bei groben oder rohen Yerstoben im Verhalten zum Gegner aus dem Felde her aus, gleichgiiltig, wo das Ver- gehen geschah, gegen die iibertretende Mannschaft verhangt. Die Regeln iiber Abwurf aus dem Torraum, Freiwurf, Wiirfe nach Anpfiff des Schiedsrichters und der Schieds- richterwurf zeigen keine Unterschiede vom Feldhandball. Die letzte Bestimmung iiber Spielrichter und. seine Befug- nisse bringt eine Neuerung. Der Schiedsrichter kann auf Zeitausschlub von 2 bzw. 5 Minuten (Turnierspiele, Einzel- spiel) erkennen, wenn es sich um Vergehen leichterer Art seitens eines Spielers handelt (unsportliches Benehmen, Widerrede). In alien Fallen hat der Schiedsrichter, bei denen ihm das Verhalten eines Spielers gefahrlich zu werden er- scheint, sowie bei rohem oder unangemessenem Verhalten das Recht, die Schuldigen zu verwarnen oder auszuschlieben. Nachdriicklichst sei die Tatsache unterstrichen, dab es beim Feldhandball bei den bisherigen Bestimmungen bleibt, also keinen Zeitausschlub gibt. Die alten Richtlinien fur Hallenhandball kannten noch die Bestimmung, dab Balle, die durch den Torwart abgewehrt werden oder von Torlatte und Torpfosten abprallen und wieder ins Spielfeld gelangen, dem Torwart gehoren. Diese Bestimmung ist in Fortfall gekommen. Die sprachliche Fassung der Hallenhandballregeln ist in weitest gehendem Mabe in Ubereimstimmung zu der bewahr- ten Fassung der Feldhandballregeln gebracht warden. 173 Das Spielfeld — Das Spielgerat Wie 1926 bei meiner Mitarbeit an der Gestaltung der ersten intern ationalen Feldhandballregeln, so bin ich auch bei der Festlegung der ersten intern ationalen Hallenhandballregeln der festen Uberzeugung, dab sich auch die neuen Spielregeln fiir Hallenhandball bewahren werden. Das Spielfeld Regel 1 Das Spielfeld ist ein Rechteck von etwa 30—50 m Lange und 15—25 m Breite. Die Langsseiten heiben Seitenlinien, die Breitseiten Torlinien (wiinschenswerte Mabe 20 X 40 m). In der Mitte jeder Torlinie befindet sich ein Tor, das im Lichten 2,10 m hoch und 3,60 m breit ist (Hockeytore). Die Pfosten des Tores sind durch eine Querlatte fest yerbunden. Torpfosten und Latte diirfen hochstens 8 cm breit sein. Die Tore miissen mit Netzen oder Drahtgehausen versehen sein. Ein T o r r a u m wird geschaffen, indem vor dem Tor in 5 oder 6 m Abstand eine 3,60 m lange Linie gezogen wird, an der sich beiderseits mit 5 oder 6 m Halbmesser um die Torecken gezogene Yiertelkreise anschlieben (wiinschens- wert 6 m). Gleichlaufend zur Torraumlinie wird in einem Ab¬ stand von 3 m die F reiwurflinie um den Torraum ge¬ zogen (gestrichelte Linie). Vor der Mitte jedes Tores wird in 6 oder 7 m Entfermung die 6- oder 7-m-Marke in Form eines 1 m langen Striches ge- zeichnet. Die Mittelpunkte der beiden Seitenlinien werden durch die M.ittellinie verbunden. In einem Abstand von 3 m wird gleichlaufend zur Mittellinie in jeder Spielfeldhalfte die An- w u r f 1 i n i e gezogen. Samtliche Linien des Spielfeldes sind in jedem Fall deut- lich sichtbar zu machen. Die Torlinie mub innerhalb der Torpfosten in der Breite der Torpfosten durchgezogen sein. Das Spielgerat Re gel 2 Der Handball besteht aus einer Lederhulle und Gummi- blase und mub zu Beginn des Spieles einen Umfang von 58 bis 60 cm und ein Gewicht von 400 bis 500 g haben. Fiir Jugendspiele (mannlich, weiblich) samtlicher Alters- klassen mub der Umfang mindestens 56 cm bei einem Ge¬ wicht von 400 bis 500 g betragen. 174 Die Mannschaft — Die Spielzeit Die Mannschaft R eg el 3 Zu jeder Mannschaft gehoren 7 Spieler (Torwart, 2 Ver- teidiger, 1 Laufer, 3 Sturmer) und 3 Auswechselspieler. Bei Wettspielen rniissen wenigstens 5 Spieler antreten, die sich his zum Schlufi der Spielzeit auf 7 erganzen durfen. Aus¬ wechselspieler diirfen nur dann eingestellt werden, wenn die zu ersetzenden Spieler das Feld verlassen haben (Regel 13,8). Herausgestellte Spieler durfen in keinem Fall ersetzt werden. Jeder wahrend des Spieles ein- oder austretende Spieler mud sich vorher beim Schiedsrichter melden (Regel 13,8). Sinkt eine Mannschaft unter 4 Spieler, so wird weiter- gespielt. DasTragen von Nagelschuhen, Fudballstiefeln mit schar- fen Klotzen, Stiefeln mit Haken, Armbandern, Ringen mit Fassung, ungefadten Augenglasern ist verboten. Kein Spieler darf an den Stiefeln (Schuhen) Metallplatten oder sonstige Metallstucke oder Guttaperchastiicke tragen. Nagel sind an den Schuhen nur dann zulassig, wenn sie im Leder vollstandig versenkt sind. Lederne Leisten rniissen quer iiber die ganze Sohle laufen; sie rniissen flach und min- destens 12 mm breit sein. Die Klotze rniissen rund sein und im Durchmesser mindestens 12 mm haben. Kegelformige und spitze Klotze sind unzulassig. Gefabte Augenglaser sind Brillen mit festem Gestell imd Haltebandern. Der Schiedsrichter hat die Pflicht, yor dem Spiel die Be- kleidung zu priifen. Regelwidrigkeiten sind zu beseitigen, an- dernfalls ist der Spieler auszuschliefien. Die Spielzeit R egel4 Die Mannschaft, die beim Losen gewinnt, wahlt die Seite; der Gegner hat Anwurf. Der Anwurf erfolgt nach Anpfiff des Schiedsrichters durch den Mittelsturmer vom Mittelpunkt des Spielfeldes aus. Der Mittelsturmer darf den Ball erst wieder beriihren, nach- dem ein anderer Spieler ihn beruhrt hat (Freiwurf). Kein Spieler darf die Mittel- bzw. Anwurflinie iiberschrei- ten, bevor der Anwurf erfolgte. Bei Verstob erhalt der Geg¬ ner einen Freiwurf (Regel 13,1). Durch Anwurf kann unmittelbar kein Tor erzielt werden (Abwurf aus dem Torraum). Werfen und Fangen — Verhalten zum Gegner 175 Die Dauer des Spieles betragt bei Turnieren 2 X 10 Mi¬ nuten, bei Einzelspielen 2 X 25 Minuten, fur Spielerinnen und Jugendliche bis zu 14 Jahren 2X7 bzw. 2 X 15 Minuten, mit einer Pause von 3 Minuten. Nach der Pause werden Seiten und Anwurf gewechselt. Alle durch Unterbrechungen ver- lorene Zeit muB in der betreffenden Halbzeit na-chgespielt werden. Wenn beide Mannsehaften und der Schiedsrichter einverstanden sind, kann die Pause verkiirzt werden. Soli nach unentschiedenem Spiel bis zur Entscheidung wei- tergespielt werden, so wird nach einer Pause von 3 Minuten und erneutem Losen so lange gespielt, bis ein (das entschei- dende) Tor fallt, jedoch nicht iiber 10 (7) Minuten hinaus. Sollte das Spiel abermals unentschieden enden, so ist es neu anzusetzen. Das Werfen und Fangen Regel 5 Der Ball darf unter Beniitzung von Armen, Handen, Kopf, Rumpf, Oberschenkel und Knie in jeder beliebigen Art ge- worfen, geschlagen, gestoBen und gefangen werden. Erlaubt ist das Aufwerfen auf den Boden und Wieder- fangen sowohl am Ort wie im Vorlaufen. Es ist verboten: ~ . a) mit dem Ball in der Hand mehr als zweimal 3 Schritte zu laufen, auch auf der Stelle (3 Schritte — Aufwerfen des Balles auf den Boden — 3 Schritte — Abspiel des Balles); ' b) den Ball langer als 3 Sekunden in der Hand zu halten, auch auf dem Boden; c) den Ball zweimal zu beruhren, bevor er einen Spieler, ein Spielgerat oder den Boden beriihrt hat (Hoch- werfen mit.Wiederfangen oder Fausten). Fangfehler bleiben straffrei. Das nochmalige Zufassen nach dem Ball so wie das sofortige Hinuberfiihren des mit einer Hahd gefangenen Balles in die andere ist kein Fehler; d) den Ball mit Unterschenkel und FuB zu beruhren, es sei denn, der Spieler wird angeworfen. Ein FuBfehler liegt vor, wenn der Ball mit dem FuB (Unterschenkel) ge- stoppt oder ihm Ziel und Richtung gegeben wird. Das Verhalten zum Gegner R e g e 1 6 Es ist erlaubt, mit einer offenen Hand dem Gegner den Ball aus der Hand zu spielen so wie den Gegner von vorn zu sperren, auch mit Ausbreiten der Arine. 176 Der Torraum Es ist verboten: a) dem Gegner den Ball mit beiden Handen zu entreifien oder mit der Fanst aus der Hand zu schlagen; b) den Gegner mit beiden Armen oder mit einem Arm zu umklammern oder festzuhalten, mit den Handen zu be- hindern, zu schlagen oder zu stoBen, anzurennen oder anzuspringen, gefahrlich zu sperren, d. h. ihm den Weg durch plotzliches Beinstellen, Hinwerfen zu versperren; c) den Gegner in den Torraum zu stofien oder zu drangen; d) den Gegner mit dem Ball absichtlich anzuwerfen. Kommen Spieler mit dem Ball zu Fall, so daB er unter ihnen festliegt, so hat der Schiedsrichter sofort abzupfeifen und einen Schiedsrichterwurf (Regel 16) zu geben, falls nicht eine Strafe verwirkt war. Der Torraum Regel 7 Der Torraum darf nur vom Torwart betreten werden. Der Torraum einschlieBlich Torraumlinie ist betreten, auch wenn er nur mit einem Teil des FuBes beruhrt wird. Das Betreten des Torraumes ist wie folgt zu bestrafen: a) ein Spieler der angreifenden Mannschaft verschuldet einen Freiwurf; b) ein Spieler der verteidigenden Mannschaft verschuldet einen 6- oder 7-m-Wurf, wenn er mit beiden FuBen zum deutlichen Zwecke der Abwehr in den Tor¬ raum tritt, Freiwurf in alien iibrigen Fallen. Straffrei bleibt: a) das Hineinfalien, wenn die FiiBe auBerhalb bleiben; b) das Betreten nach dem Wurf. MaBgebend ist in jedem Fall die FuBstellung des Spielers. Im Torraum gehort der Ball dem Torwart Jedes Heraus- holen und Weiterspielen des im Torraum liegenden oder rol- ienden Balles ist verboten. Bei einem VerstoB ist Freiwurf gegen die Mannschaft zu geben, die den Fehler machte (Regel 13,4). Jeder Ball, der aus dem Torraum herausrollt oder springt oder vom Tor zuriickprallt, bleibt im Spiel. Hat ein Spieler der verteidigenden Mannschaft den in den Torraum gespielten Ball zuletzt beruhrt, so ist wie folgt zu entscheiden: 1. bei Tor — Tor. 2. bei „klaremZuriickspielen des festgefaBten Balles a) ist 6- oder 7-m-Wurf zir geben, wenn der Torwart den Ball halt, I Der Torwart — Der Torgewinn 177 b) ist Freiwurf zu verhangen, wenn der Ball vom Tor- ,wart nicht beriihrt wurde. 3. Beriihrt die verteidigende Mannschaft in der Abwehr einen aufs Tor gegebenen Ball, der dann vom Torwart gehalten wird oder im Torraum liegenbleibt, so ist das Spiel nicht zu unterbrechen. Der Torwart Regel 8 Dem Torwart ist jede Abwehr gestattet. Mit den FuBen darf er jedoch nur abwehren, solange sich der Ball in Be- wegung auf das Tor oder die Torlinie befindet (Freiwurf). Er darf im Torraum mit dem Ball unbeschrankt laufen. Bei absichtlicher Verzogerung muB der Torwart den Ball nach Anpfiff innerhalb 3 Sekunden aus dem Torraum be- fordern (Freiwurf). Der Torwart darf im Torraum nicht angegriffen werden (Freiwurf). Der Torwart darf den Torraum mit dem Ball nicht ver- lassen. Gelangt der Torwart im Torraum in den Besitz des Balles, so muB in jedem Fall der Abwurf aus dem Torraum erfolgen (Freiwurf). VerlaBt der Torwart den Torraum ohne Ball, so unter- liegt er denselben Bestimmungen wie die iibrigen Spieler. Das Hereinholen des Balles in den Torraum ist dem Tor¬ wart nicht gestattet (6- oder 7-m-Wurf). Ein Wechsel des Torwartes ist dem Schiedsrichter anzu- zeigen. Der alte Torwart mufi den Torraum verlassen haben, bevor der neue ihn betritt. VerstoBe hiergegen sind mit 6- oder 7-m-Wurf zu bestrafen. Der Torgewinn Regel 9 Ein Tor ist erzielt, wenn der giiltig geworfene Ball die Torlinie innerhalb der Pfosten und der Querlatte auf dem Boden oder in der Luft ganz iiberschritten hat. Nach jedem Tor hat die Mannschaft den Anwurf, gegen die das Tor erzielt wurde. Die Anzahl der erzielten Tore entscheidet den Sieg. Ist die Zahl die gleiche oder kein Tor gewonnen, so ist das Spiel unentschieden. 12 178 Einwurf — Ecke — Abwurf — Freiwurf Der Einwurf Regel 10 Wirft oder lenkt ein Spieler den Ball fiber die Seitenlinie, so hat der Gegner an der entsprechenden Stelle Einwurf. Der Einwurf wird mit beiden Handen uber dem Kopf ausgefiihrt (Freiwurf). Der Werfer steht hinter der Seitenlinie und darf vom Gegner nicht behindert werden (Freiwurf). Der Ein- werfer darf den Ball erst wieder spielen, nachdem dieser von einem anderen Spieler beriihrt worden ist (Freiwurf). Durch Einwurf kann unmittelbar kein Tor erzielt werden (Abwurf aus dem Torraum). Deeken sich die Seitenlinien mit der Wand oder der Um- saumung der Halle, so bleibt der Ball im Spiel, wenn er die Seitenwand beriihrt oder von ihr abprallt. Die Ecke ♦ Regel 11 Ecke wird gegeben, wenn der Ball von der verteidigenden Mannschaft uber die eigene Torlinie oder uber das eigene Tor gespielt wird. Der Torwart unterliegt nicht dieser Bestim- mung (Abwurf aus dem Torraum). Die Ecke wird ausgefiihrt vom Schnittpunkt der Torlinie mit der Seitenlinie. Die Ecke kann unmittelbar zu einem Tor fiihren. Der Abwurf aus dem Torraum R eg el 12 Wurde der Ball von der angreifenden Mannschaft uber die Torlinie oder das Tor getrieben, so erfolgt der Abwurf aus dem Torraum (Freiwurf). Der Abwurf kann beliebig ausge- fiihrt werden, auch durch Fausten nach Hochwurf. Durch Abwurf kann unmittelbar kein Tor erzielt werden (Abwurf aus dem Torraum). Der Freiwurf Regel 13 Ein Freiwurf wird in folgenden Fallen verhangt: 1. bei Fehlern beim Anwurf (Regel 4); 2. bei Fehlern im Werfen und Fangen (Regel 5,15); 3. bei Fehlern im Verhalten zum Gegner (Regel 6); 4. bei Fehlern der angreifenden und verteidigenden Mann¬ schaft im Torraum (Regel 7); Der 6- oder 7-m-Wurf 179 5. bei Fehlern des Torwarts in der Abwehr und beim Ab- wurf (Regel 8, 12); 6. bei Fehlern beim Ein wurf (Regel 10); 7. wenn bei Anwurf, Einwurf, Freiwurf, Ecke und 6- oder 7-m-Wurf der Werfer den Ball wieder spielt, ehe ein anderer Spieler ihn beruhrt hat (Regel 15); 8. bei Nichtanmeldung eines Spielers bei Eintritt (Regel 3); 9. bei tJberschreiten der 6- oder 7-m-Marke bei Ausfiih- rung des Wurfes (Regel 14). Der Freiwurf erfolgt von deh Stelle aus, wo der Fehler begangen wurde. 1st diese Stelle bei einem Freiwurf der an- greifenden Mannschaft dem Torraum naher als 3 m, so wird dieser Freiwurf wenigstens 3 m vom Torraum (Freiwurf- linie) ausgefiihrt. Dabei ist es nur der verteidigenden Mann¬ schaft gestattet, an der Torraumlinie Aufstellung zu 1 nehmen, wahrend sich jeder Spieler der angreifenden Mannschaft hinter der Freiwurflinie befinden muB. Der Freiwurf ist so schnell wie moglich auszufiihren. Der Werfer muB den Ball wurffest haben und darf bei der Aus- fiihrung nicht behindert werden. Der Freiwurf kannn unmittelbar zu einem Tor fuhren. Wenn durch den Freiwurf die geschadigte Mannschaft be- nachteiligt wurde, kann der Schiedsrichter von der Ver- hangung absehen. Der 6- oder 7-m-Wurf Regel 14 Ein 6- oder 7-m-Wurf wird gegeben: a) bei groben oder rohen VerstoBen im Yerhalten zum Gegner (Regel 6); b) beim Betreten des eigenen Torraumes mit beiden FiiBen zum Zweck der Abwehr (Regel 7); c) bei klarem Zuriickspielen des festgefafiten Balles an den eigenen Torwart (Regel 7); d) beim Hereinholen des Balles in den Torraum durch den Torwart (Regel 8); e) bei VerstoBen beim Torwartwechsel (Regel 8). Beim 6- oder 7-m-Wurf miissen sich auBer dem Werfer und dem Torwart alle Spieler hinter der Freiwurf linie befinden. Der Wurf erfolgt nach Anpfiff von der 6- oder 7-m-Marke und kann unmittelbar zu einem Tor fuhren. Der Werfer darf im Augenblick des Wurfes die 6- oder 7-m-Marke nicht iiber- schreiten (Freiwurf). Das Nachfalien oder Cfbertreten nach dem Wurf ist nicht strafbar. 12* 180 Wurfe nach Anpfiff — Der Schiedsrichterwurf Stiirmen die Angreifer vor erfolgten Wurfe vor, so wird bei erzieltem Tor der Wurf wiederholt, stiirmen die Verteidi- ger zu friih vor, so wird bei MiBlingen der Wurf wiederholt. Wird kurz vor Beendigung der Spielzeit ein Freiwurf oder ein 6- oder 7-m-Wurf verhangt, so ist die Wirkung eines sol- chen Wurfes erst abzuwarten, ehe der SchluBpfiff erfolgt. Wiirfe nach Anpfiff des Sehiedsrichters Regel 15 / * / * 4 An wurf, Ecke, Freiwurf und 6- oder 7-m-Wurf sind aus dem Stand nach Anpfiff des Sehiedsrichters in beliebiger Richtung (mit Ausnahme des 6- oder 7-m-Wurfes) innerhalb 3 Sekunden auszufiihren (Freiwurf). ,,Aus dem Stand 14 bedeutet, daB samtliche Wiirfe nach An¬ pfiff des Sehiedsrichters ohne Anlauf, ohne Ablauf und ohne Sprung von der bezeichneten Stelle auszufiihren sind. Heben der FiiBe, Stand auf einem FuB, Yor- oder Riickstellen eines Beines, Wechseln der Schrittstellung ist erlaubt. Der Werfer darf den Ball erst wieder spielen, wenn ein anderer Spieler ihn beriihrt hat. Jeder Gegner hat sich dabei — bei Abwurf aus dem Tor- raum hinter der Freiwurflinie — bis nach erfolgtem Wurf 6 m vom Ball zu halten, sofern die Regel nicht anderes be- stimmt (Freiwurf). Bei Ecke und Freiwurf ist das Ausholen iiber die Grenze des Spielfeldes gestattet, solange der Werfer mit beiden FiiBen im Spielfeld steht. Yor der Durchfiihrung aller Wiirfe nach Anpfiff des Sehiedsrichters muB der Ball in der Hand des Werfers ruhen. Der Schiedsrichterwurf R e g e1 16 Ist aus irgendeinem Grunde, z. B. bei gefahrlichem Gewiihl oder Fallen von Spielern, bei Unfallen oder sonstigen Zu- fallen das Spiel unterbrochen worden, ohne daB der Ball iiber die Tor- oder Seitenlinie oder in den Torraum gelangt ist, so wird ein Schiedsrichterwurf gegeben. Der Schiedsrichter wirft den Ball an der Stelle senkrecht fest auf den Boden, an der das Spiel unterbrochen wurde. Die Spieler miissen 6 m vom Ball entfernt stehen, bis der Wurf ausgefiihrt ist. Der Schiedsrichterwurf muB mindestens 3 m vom Tor¬ raum (Freiwurflinie) entfernt ausgefiihrt werden (vgl. Regel 13, Ausfiihrung des Freiwurfes am Torraum). Der Schiedsrichter 181 Der Schiedsrichter Regel 17 Jedes Wettspiel wird von einem Schiedsrichter geleitet, dem mindestens 2 Torrichter zur Seite stehen. * Der Schiedsrichter uberzeugt sich vor dem Spiel von dem regelrechten Zustand des Spielfeldes. Er eroffnet und schlieBt das Spiel und hat das Recht, es zu unterbrechen und abzu- brechen. Er halt sich moglichst in der Nahe des Balles auf, wacht iiber die Innehaltung der Spielregeln und entscheidet alle Fragen selbstandig. Seine Tatsachenentscheidungen sind unanfechtbar. Der Schiedsrichter hat in Fallen, bei denen ihm das Ver- halten eines Spielers gefahrlich zu werden scheint, sowie bei rohem oder unangemessenem Verhalten das Recht, dieSchul- digen zu verwarnen oder auszuschlieBen. Der Schiedsrichter kann auf ZeitausschluB von 2 bzw. 5 Minuten (Turnierspiele, Einzelspiel) erkennen, wenn es sich um Vergehen leichterer Art seitens eines Spielers han- delt (unsportliches Benehmen, Widerrede). Die Torrichter unterstiitzen den Schiedsrichter in der Lei- tung des Spieles. / V iftnpert porter ffit nlle SJtfen bet ^ei'beoObungen fmb fm -£nufe oon pod gnl?t30if)nten 311 dnem fcficn 3 egtiff ge* footbem Ob 00 fuf) um ttyv obet Ubungoblldbet flat bie ofelfei'tfgen Oebiefe bet beuffdjen -£dbeo* Obungen Unbelt, ob um bie gtunblegenben -ScDtif* fen fut Me £t3ief)ung0;* unb Oefdpcbfolefjte obet fd&tfepdf) um em IffetotffdJ foetfooHeo Unfetfjofr fungofdjrifftum fut bie snupeffunben bet SMionen ^potftteibenben, fn ollen gnflen finb bie -£nopetb» $potfbfid&ct nnetfnnnfe, fad&Iid) eintoanbfteie, ioetfoolle ^jflf^mltteL 3 ie ^impetf^potfbadfjet fjaben ben XJot3ug, oon etffen unb anet?annfen gad)mannetn, oon ittcnnetn bet pta|!0 gefd)tieben 3U fein. 3 ie geicftnen fief) ouo butd) efne fjetoortagenbe btutffed)mfd)e Oeffalfung, butdj) gufeo, bem ^e£f oot3uglid) angepagfeo 3 flb* material unb butdj) dnen majngen pteio* 4 taffd^fe pjnC|)tet^u^onbIung unfete ^ud^et 3ut (Sintra unoetbinblidf) ootlegen unb beoot^ugen $ie ffefo boo anetlannfe ^impetf^potfbue^* WILHELM LIMPERT-VERLAG BERLIN SW 68 K u v^- 1 On 9* 3luffa0fc Itetf O 0 t: W. BRAUNGARDT — W. HEIN ^ommetfpfele -£d)tbiuf) fat fpkltowte unb 3d)i'eb0dc!)f£t Umfonp 80 -§dtsn, totk&tl. tfio 3 feft 0 3 ud) fcdjnnfcdf nllt non bm gacfjomt ^utntn" adtsuftn ^ommttfpi'dt, tote gaupan, ^dfjlaafmn, 3d)Ieui>sdmn, Sotb&an, ^mgtennfa unfc glugfcafl <$0 qM gtnaut 2Iu0funff abet ^pidttgdn, (Bttate, 3 pfdfd& unb fd)IfepHd) unenfbdjtlidjtSJnttpunatn fOt bte -Ce&t&dft* * .... ©in trirltid) au^gegeicbneteS SBudj, bct§ fitt aHe ©Jriel- toarte nub <5cbieb3rid)ter unentbebrlicb ift. 2)eittfd)e £exbe3er§tef}ung. ♦.. ♦ SBiidrteut ift mit feirten ftragen unb Slntmorten itber ©pielregeln fitr ieben £ef)rer eine unentbebrlidje Meitung. hamburger Sebrergeitung. Bezug durch jede Buchhandlung WILHELM LIMPERT-VERLAG BERLIN SW 68 HANS FORSTREUTER (fijnmafffl l£. 5J u f I o q t f fctofdMstt 5t2H* S,$o * 30? bejle <®ymnofliEbuto bet it\t, etoe crf0f)0pfen6e SuJOmmenJMuno ollet neo* seftotoen Socmen. <£o ifi cine bet &eften utiA ccfcfjopfcnbrten oymnotoftoen fommlunoen, die Me fjaben. 0le ^atfadje, bop boo suerf beteife to ftofjet ^luflape podiepf, betoeift felne ^tautoborWt ESRfEPSSH? WILHELM LIMPERT-VERLAG BERLIN SW 68 SSSB ■ it >. W • *v$v~ •&•;] A; •,<;,• - \ . - «•>..--• X-. m j sM \ ■: . V v ■ _• v • ./-* J ' ■ ?'V - * ■ ■#JI - \ . *•- . 'M. . ' /■v i' • • • V C, . . .