Vera Gerersdorfer CDU 804.0-022-54 Zadar WALNUSS ODER GALLAPFEL In der reizenden chante-fable Aucassin et Nicolette aus dem XIII. Jahrhundert hat der anonyme Dichter ein Idealbild mittelalterlicher Madchensch6nheit geschaf­fen, das in manchen Einzelheiten die Grenzen des konventionellen Darstellungsko­dex iiberschreitet. So sagt er von den Briisten seiner Heldin: "et avoit les mameletes dures qui li souslevoient sa vesteure con ce fuissent deus nois gauges. "1 In den in unserem Universitatsunterrricht meist gebrauchten altfranzoischen Worterbiichern ist die prazise Bedeutung des altfranzosischen nois gauge nicht defi­niert. Grandsaignes d'Hauterive, Dictionnaire d'ancien fran<;:ais, Paris 1947, 313: "Galge adj. (xme-xvies.), qualifie une sorte de grosse noix. Etym. Ga/lica, noix de Galle." Greimas, Dictionnaire de l'ancien fram;:ais jusqu'au milieu du XIVe siecle. Paris 1968, 306 (galesche) "galge" adj. (fin xnes., Auc. et. Nic.; lat ga/lica). Se dit d'une espece de grosse noix." F. Gode froy, Lexique de l'ancienfranrais pub/ie par les soins de J. Bon ­na r d e t A. S a l m on, Paris 1982, 254: "gauge adj. f. qualifie une sorte de noix (s.f.) noix gauge." Schiesslich auch in der unter Anm. l. angefiihrten Ausgabe derselben chante­fable 75: "Gauges (nois) XII 24 designe une variete de noix de grosse taille." Aufgrund des angefiihrten ware also nois gauge eine Art grosser Nuss. Dem Obersetzer aus dem Altfranzosischen in eine der modernen Weltsprachen kann diese Definition nicht viel helfen, wahrend sich der Sprachforscher angeregt fiihlt, die na­bere Bedeutung von gauge und seine Etymologie griindlicher nachzupriifen. Verein­facht kann das in dem vorliegenden Artikel behandelte Problem folgendermassen zusammengefasst werden: 1. was bedeutet nois gauge stricto sensu, und 2. woher stammt das W ort. Unsere Untersuchung beruht auf zwei Komplexen, die wir Walnuss-und Gal­lapfelkomplex nennen mochten und auf die die Definitionen der altfranzosischen Aucassin et Nicolette. CFMA. Edite par Mario Roques. Deuxieme edition. Paris 1954, 14, XII 22-24. und franzosischen etymologischen Worterbiicher hinweisen. In diesem Zusammen­ hang bietet Gami 11 sch e gs Etymologisches Worterbuch der Franzosischen Spra­che, Heidelberg 1926, 461 die relevantesten Angaben: GAUGE "Walnuss", 13 Jhdt.; afrz. auch gauke, dazu heute mundartlich jote, gaille u.a.s. gaillette, aus vlat. gallica in nux gallica "gallapfelartige Nuss", d.i. Abl. von lat. galla "Gallapfel", da der Gallapfel und die griine Schale der Walnuss