^7 Zamstag den 13. Ke^tember 183s. Nur hohen ^cirr >' d t r Installation Seiner Fü r sterz b i sch 3 fli chett Gnaden des hochwürdigstcn Herrn Herrn Mran ^ U. Nnschi n. Fürst: Erzbischof von Görz, Metropolit von Illyriett, «l^. ctc-.. «lc:. 3» <3övz am 8. S«piem»e» ,835. <>^orch! Die Festposaiinen klingelt U»v der Glocken ?U>f erschallt, Heilige Gesänge dringen Än das Her; mit Allgewatf. Httl! wir habe» unsern Hirten, Wieder hat den Hort das Land, Der dcm Armen u»d Vcrirrlell ytcicht die milde Vaterhaüd;' Und dcn reürrfiilltcn Sünder Am Altar willkollinien hcisil, Jedem scincr Glanbenskindee ßinen W^a ^c>n Himmel weiss, Glanz nnstrahlt, mit hoher Würde Zieht Er ei» in Gottes Dom, VNmmt des Amtes schwere Vürde ^) Dcmiitl'svoll auf sich und fromm; Fasit mit festem Gottvertrculcn . Vtun oen Pntriavchcüstab ")/ Oine Vrückc uns z» bauen Ueber Naum und Iril mw Grab. Segne, Gott! das fromme Walten Unsers Hirten für und fiir, Wollust lans, Ihn uns crhaltcn, Lohnen cinsienö dort bei dir. .H. ^ Schon der heili'g« 2s»gustnl sckgt: I^i'/il ^»t in li»? vi!» — «ül'ns-iliil':, l,'>I»u,-',,^c«vaschcndcr Wirkung» 4''! 6 Ansichten eines Schullehrers Wer ven^j?ortschritt in unserem Neitalter. (Bruchstücke aus einem Aufsatze von 15.. I'. > in der ti-^5 <5t lll'tä. (?l2ll«xe. 1''^vi'l!'i' >Ü55. Betitelt: Der Fortschritt, der Glaube an den Fortschritt, der Fanatismus der Fortschritte, das ist der Zug, der unser Zeitaller charakterisirt, der es so herrlich n:acht, und so arm, so groß und so elend, so wunderbar und so lästig. Fortschritte und tll^u!^!«, (^Kolci-H - Fort« schritt, o ihr Landplagen, die ihr beide unsern Vocal, lern unbekannt wäret! Der Fortschritt ist jener Wind. welcher von allen Seiten zugleich über die Ebene blast, die großen Väu-me hin und her bewegt — das Schilf beugt, die Grä» str schwächt, den Sand im Wirbel kreist, in den Höhlen pfeift und den Reisenden bis zur Lagerstätte ärgert, wo er Nuhe zu finden hoffte. Der Fortschritt (mehr als ein Glcichniß dafür) ist jenes unruhige Fieder, jenerglühende Durst, jener fortwährende Ueberreitz, der die Gesellschaft unausge, setzt bearbeitet, der ihr keine Ruhe gönnt, keine Nast und kein Glück! Welche Behandlung gegen dieses Uebel? Keiner weiß es. Ucbrigens sind die Acrzte uneins, die einen nennen ihn den Normalzustar-d, d> andern denj krankhaften ; die einen halten ihn für ansteckend, die andern für nicht ansteckend. Während dem geht die (^l^ra — der Fortschritt wollt' ich sagen, seinen WeH. Meiner Meinung nach ist hier aus der Sache der Mißbrauch entstanden. Mein Grund dafür, daß gewöhnlich der Mißbrauch erst au4 der Sache entsteht. Wer könnte läugnen, daß die Sache bestehe? Der gesellschaftliche Fortschritt war, so plötzlich als ungeheuer, er zeigt sich jeden Augenblick, unter tausend Formen, in allen Dingen. Nichts wird gethan, wie es vor dreißig Jahren gethan wnrde, vor zwanzig, vor zehn. — Alles geschieht besser, schneller, in größerer Anzahl odcr Menge. Das ist die Sache. Vor diesen Wundern bleibt Hans Homo, wenn er nicht starken Geistes ist, geblendet, verblüfft sieben, und phantasirt, er sieht überall den Fortschritt, an der Sonne, am Monde, am Theebrot und an den Haarschöpfen, an Amerika und am Sauerkraut. Für ihn gibt es nichts als den Fortschritt — er will ihn überall und all sogleich — in der Religion und an den Kupferzündhütchen, in der Moral und an den Halsbinden, in der Politik und an den Doppelperspec-liven. Das ist der M ißbrau ch! In diesem Dingt, sagt er, liegt eln Fortschritt, daher muß es in allen Dingen Fortschritte geben. Jeder Fortschritt meint er, ist eine Neuerung, daher jede Neuerung ein Fortschritt. So urtheilt er, so schreitet er, nach seiner Weise vom Rela< tivcn zmn Absoluten, so von der Wahrheit zum Voru«-theil, vom Vorurthcil zu tausend Thorheiten fort. Aber die Grundihorheir, die Mutterthorheit, die Musterchorheit ist die Art und Weise, wie Hans den Fortschritt ins Auge faßt, nicht als Mittel, — nein als Zweck, als einzigen Zweck des Glückes. Auf diese Art verfolgt er ewig, ohne je zu er« haschen, denn hinter einem Fortschritte liegt immer noch ein anderer; auf diese Art genießt er nie, — der Tag des Genusses ist ihm aufs Unbestimmte hinausgeschoben; aus diese Art verachteter die Vergangenheit, die Etwas, er schätzt die Gegenwart gering, die Viel ist, und erwartet die Zukunft, die ewig unerreicht vor ihm b^ibt; auf diese Weise, immer auf der Schwelle des Vesscren b.'sindet cr sich immer schlechter. Ueberall Unbehagen mitten untcr Verbesserungen; überall zer« stört Morgen schon in Vorhinein das Ding von heute; das Bessere, das ni ch t kömmt, verdrängt das Gute unter den Händen. Keinen Standpunct, keine Sicherheit, keinen Stillstand. Es ist unmöglich sich niederzulassen, ir, gendwo stehen zu bleiben. Der Fortschritt ist dn mit seiner großen Peitsche, mit d»r»rin die Heerde peitscht. Marsch vorwärts! — Wie, immer fortschreiten, nie Halt machen? — Marsch! )lber dieser. Schatten ladet mich ein, dieß Nuheplätzchen zieht mich an! — Dort unten ist ein Besseres, Marsch! — Ha da sind wir nun ! — Nur weiter noch < Marsch! Wahrlich für mich und einige meiner Bekannt»« ist der Fortschritt das Ungeheuer, jener Feind, der unsere Tage belästigt» unsert Erinnerungen getrübt, unsern Aufenthalt verleidet hat; überall, am Anfang, am Ende, in der Flanke, überall steht er da, der unerträglich Lästige, der dumme Schwätzer, ier siedle-kranke Starrkopf! Ach nur am Sonntage, wenn wir unsere Läden geschlossen haben, gehen wir, ich, und einige meiner Bekannten, nach Savoycn hinüber, um die Nuhe zu genießen untcr den Kastanienbäumen von Allmges, unter den Nußdaumcn von Evian. Dort, dort, ist die Wuth noch nicht ausgebrochen, dort läßt uns der Fortschritt in Frieden; aber ach! wer wciß, wie es noch kommen wird? In der Politik immerwährendes Fieber! Altes ist noch zu machen, sagt er —Das Nivolutiöl'chen von drei und neunzig — Kinderei! die Revolution die uns bevorsteht ist der Nede Werth,— und wenn sic gemacht sein wird, schnell eine Andere! Diese letzten fünfzig Jahre, im Schritte durchwandelt — Kinderei! — der n Zündffä'schchen gut aufgc« nommen; man besprach es in der Akademie der Wissenschaften; alle Straßenecken waren mit seinen Ankündigungen übcrzoa/n, alle Zeitungen waren voll davon, bis zur letzten Magd hätte Niemand seine Kerze anders angezündet. Frankreich, nach ihm Eluopa, waren auf dem Wege, zu Zündsiascken zu werden; mein Onkel dachte schon an die Wcltthcile jenseits der Meere--------da kömmt ein Kau; und unterdrückt d,is Fläschchcn, er pulverisirt seinen Phosphor uno klebt seinen Staub auf Papier — man brauchte rinen solchen Schnellzünder nur anzusehen. Mein Onkel, zu Grund gerichtet, behielt seine Fläschchen, — wir haben ihrer geerbt. Der Andere war auch auf dem Wege, Millionen zu gewinnen; da kömmt ein Dritter, der verkauft GaS in einer Urne. Sie drehen an einem Hahne, und Puff! erscheint eine kleine hübsche blaue Flamme. Wieder hin der Andere mit seinem Staube. — Dicser Dritte ist wieder auf dcm Wege, Milliarden z« gewinnen, als man die Fcuerstahl - Taschenmesser erfand, welche zum Steine zurückführten, der zum gewöhnlichen Stahle zurückgeführt hat. Ich habe einen solchen; — Sonntags nehme ich ihn mit nach Savoycn, und wenn ich ihn zu Hause vergesse, finde ich überall einen andern. Der Fortschritt also, bringt uns außer Athem, langweilt uns, beunruhigt uns, ri luet uns zu Grunde. Ginge noch an, wenn man sich gegen scine Angriffe schützen könnte, dadurch daß man zu Hause bleibt, — aber nein — er hausirt in allen Häusern, vom ersten Stockwerk bis zum fünften. Ich bin Schull.chrer, ich lebe in meiner Classe, ich verschanze mich dort, ich verstecke mich hinter einigen staubigen Folianten, alte Freunde und Lehrer meiner Jugend. -- Vergeblich, der Fortschritt yal mich erspäht, ns Msgewitterk, er hat an Meiner Thüre geklingelt, sich blik mir einführen lassen, fünfmal im Tage umzingelt er mich in meiner Höhle. Dieser »rill, daß ich sein Tintenpulver gebrauche — nichts mehr ohne Tintenpulver. —Erbarmen mit mei. ner flüssigen Tinte — und er beleidigt mich durch den Blick, mit dem er mein altes, mein geliebtes Schreibzeug betrachtet. Jener schlägt mir seine Mctallfeder vor. — Ich bleibe bei meinem Gänsekiel! — Aber die verbesserte Metallfeder? — Ich bleibe bei meinem Kiel. — Aber niit einer eigens zusammengesetzten Tinte? — Ich bleide bej meinem Kiel. — Fabrik des Herrn Pcrrp? — Ich frage nicht nach Herrn Perry, ich bleibe bei meinem Kiele;—und bei mir selber: »Schurke! abscheuliches Werk der Civilisation, verächtliches Werk-Zeug des Fortschrittes — der Landplage, — Landplage selbst." Wieder ein Anderer hat die ganze Weltgeschichte auf einer Vlattseite zusammengetragen, die griechische, die römische, die babylonische; das sind häßliche Far-benstreifcll, abscheuliche Räthsel mit Iahrzahlen und eigenen Namen gespickt—kurz ein Machwerk, »meinem jede Geschichte auf ewig zum Eckel zu machen, — Wieder Einer will, ich soll stcnographiren, — einem Andern soll ich lithochromisiren, —Jener endlich will, ich soll mnemonisiren *), — ich und die Meinen, und meine Schüler, und meine Magd, und mein Ochs und mein Esel! (Äcr Vcschlnst fol'gl'.) Römisches ^erställvniß» Leider nennt man viele Dinge in der Welt nicht beim rechten, Namen. So geht es z. V. mit den Lebensversicherungen, die eigentlich Ablebens- oder Todesversicherungen heißen sollten, weil sie dazu dienen, Kapitale für den Fall des Ablebens einer Per' son sicker zu stellen. Wer sich vorstellte, die versicherte Summe noch bei seinem Leben ausgezahlt zu erhallen, würde, Vcm Wort nach, ganz Necht haben, und doch in der Sache gewaltig irren. So ?rgmg es ei« nem Bewohner des Städtchens N., der in den neu-eifundenen Lebensversicherungen ein erwünschtes Hilfs« Mittel,für seine zerrülteten-Hinanzen zu finden glaub« te. Er beeilte sich, eine ansehnliche Summe auf sein Leben versichern zu lassen, und zwar nur für ein Jahr, ^Kenn der kürzeste Termin zum Empfang des Geldes dünkte ihm natürlich der bcsie. Während dieses Jahres lebte er frugal und sireng gesundheitsgemäß, zur Verwunderung seiner Mitbürger, die ihn b'Sher von dieser Seite nicht Zlkannc hatten. Fm letzten T