26> Kamstag den 27. Juni 1829. Ncr Nbschiev. Hrn. Joseph Hei». Altrlst üsweiht. ^)n des Lebens weite Räume Tritt der Mensch — es treibt ihn fort Durch's Gewühl der eitlen Träume, Vis zum düstern Grabesport. Und wohl jeder eilt zum Ziele, Wählt sein Treiben mancher Art, Wagt oft viel im kühnen Spiele, Gifttt seine kurze Fahrt. Manchmal weilt ein Mensch und sinnet Blickend auf die Lebensbahn, Ob er denn kein Herz gewinnet, Das nicht nachhängt eitlem Wahn. Und er forschet die Gestalten, Die an ihm vorüberziehn, Manche sucht er fest zu halten, Aber Alle — Alle fiiehn. Ach schon ist's ihm zum Verzagen; »Soll ich denn allein hier seyn?" Tönen seines Jammers Klagen, »Nennt sich keine Seele mein?« Sich! da findet er denn Einen, Dessen Innres widerstrahlt — Eo als wär's das Vild von Seinem —- Sich in seiner Seele mahlt. »Got so hab ich doch gefunden,« Ruft er aus in trunkner Lust, „Was wohl in so manchen Stunden »Heiß ersehnt die warme Prust. »Fest will ich das Gut erfassen, »Drücken es ans treue Herz — »Möcht' es mich doch nie verlassen," Fleht ein Seufzer himmelwärts- Aber hier im Erdenleben Ist das Glück nicht fest gebaut; Ist die höchste Lust gegeben, So ertönt auch schon der Laut -. »Nichts sollst Du beständig wähnen, „Vald ist »Dir dein Glück geraubt.« O dann bleiben »ur noch Thränen, Ist der Sehnsucht Sproß entlaubt. So auch sucht ich lang vergebens Eine n, dcr da fühlt, wie ich,; Und sieh da, die Frucht des Strebens Theurer.' sieh, da fand ich Dich. Und ich suchte fest zu fassen, Das mir dargebot'ne Glück, Wollt' es nie und nie verlassen — Doch — schon droht des Neides Vlick- Da ertönt die Trennungsstunde, Reißt aus Freundes Arm mich fort-Ach wer heilt des Herzens Wunde, In dem fremden Lande dort? Nur ein Trost stillt meine Klagsn, Daß bin ich auch fern und weit, Ich mit Hochgefühl kann sagen: Seelen trennt nicht Raun, noch Zeit'. C. — l — /Meerolog ^D» (österreichischer.) Kern. ^incenj Ritter ban. Sr. ». ». apostol. Majestät Rath und lvirtt. Leib ^Chirurg, Ritter des kaiserl. österr. Leopold «Ordens, der Medicin und Chi-»urgie Doctor, Vice» Director der mcdicinisch - chirurgischen und »hisnirztlichen Studien, und picler geleftrcen Gesellschaften Mitglied und Correspondcnt »c. lc. , Iän. »760. — Gest. ,H April 1829,) Vincenz Ritter v. Kern, Sr. k.k. apostol. Ma-iestät Rath und wirkl. Leib-Chirurg, Ritter deskaiserl. österr. Leopold-Ordens, der Medicin und Chirurgie Docto-r, Vice-Director der medicinisch-chirurgischen und :hicrärztlichen Studien, und vieler gelehrten Gesellschaften Mitglied und Correspondent :c. lc., ist in Wien nach einem zwölfstündigen Krankenlager den 16. April 1829, im 70. Jahre feines Alters, am Schlag-stuße selig in den Herrn entschlafen. Geboren zu Grätz am 20. Jänner 1760, hatte er auch hier seine Vorbercittmgsstudicn begonnen, setzte dieselben dann im Jahre 1779 ander k. k. Wiener Hochschule fort, und erlangte daselbst im Jahre 17 84 die Wurde eines Magisters der Chirurgie und Geburtsliül-se. Bald daraus trmds zu bereisen; und wie wohlthätig und aufregend diese Wanderung durch viele dcrberühm-tcsten Lehr- und Krankensäle auf seinen lebhaften Geist wirkte, beweiset der Eifer, mit welchem er sich nach seiner Heimkunft von neuem dem Studium der höheren Chirurgie widmete, und die öffentlichen Vorlesungen hierüber an der hohen Schule zu Wien besuchte» Im Jahre 1790 wurde er demnach mit der chirur-"fischen Doctors-Würde bekleidet, und alsordentliches Mitglied' der medicinischen Facultät aufgenommen. Von nun an gab er mit Bewilligung, und zur vollkommenen Zufriedenheit der öffentlichen Professoren, Privat-Uw ttrricht aus der Chirurgie, bis er wegen seiner thätigen Verwendung um die Gesundheitspflege der Zöglinge des, k. k. Taubstummen.Institutes an demselben als Wundarzt angestellt wurde. Im Jahre 179? endlich betrat >»er zuerst als öffentlicher Professor die Lehrkanzel der Cyirurgie an dem k. k. Lyceum zu Laibach. Bald ent^ wickelte sich nun seine rastlose Thätigkeit in einer Reihe gemeinnütziger Schriften und Bestrebungen. Da er die Kanzel der Geburtshülfe unbesetzt fand, gab er sogleich freiwillig auch in diesem Fache Vorlesungen, so wie später über die physische Erziehung. Er führte zuerst die Impfung der natürlichen, und später der Kuh-pockcn im Lande Kram ein, und schrieb über jede einen Volksunterricht, der die zweckmäßigste Behandlung angab, und die Vorurtheile des Volkes rüstig bekämpfte. Über 1500 Exemplare dieser Schrift wurden von den H«rren Landständen Krain's im Lande vertheilt. Über-dieß beschäftigte sich Kern in dieser Zeit auch mit der Augen-Arzeneykunst, wi« die ämtlich bestät gte Heilung von sechs starblinden Bergarbeitern ^u Idria beweiset. Bei all dieser Thätigkeit nach außen hin r/ick-te er auch in seiner Selbstbildung so weit vor, daß er im Jahre 1801 auch die mcdicinische Doctors-Würde erlangte. In eben dicstm Jahre wurde ihm scin Sohn durch den Tod entrissen, und obgleich den gebeugten Vater die im Jahre darauf erfolgte Geburt einer Tochter wieder erfreute, so sollte doch sein Starkmuth bald auf eine neue höchst schmerzliche Probe gestellt werden. We- > nige Monate nämlich, nachdem cr durch jene Todter wieder Vater geworden war, im August 1302 rafften die Folgen eines Ncrvensiebcrs scine innigst geliebte Gattinn aus seinen Armen. —Schmerz und Sehnsucht warfen den sonst kräftigen Mann aufein schweres Krai»< kenlager, von welchem er sich erst langsam genesend erhob, um von nun an ganz —nur in die liebevolle Sorge für seine Tochter getheilt — den Wissenschaften und dem Wohle der leidenden Menschheit zu leben. So reisete er im Jahre 1805 nach Venedig, in der Absicht, von dem gelehrten Professor Vajola die ihm eigene Methode, den Stein zu schneiden, zu lernen, un"d besuchte bei dieser Gelegenheit zugleich die Spitäler zu Venedig , Padua und Triest. Alle diese mehrjährigen Leistungen fanden auch bei allen Behörden Krain's, so wie nicht minder auch höheren Orts gerechte Anerkennung, und dieser zu Folge wurde Kein im Jahre 1305 als Professor der practischen Chirurgie an die hohe Schule zu Wien befördert. Nun fanden seine Kenntnisse und seine rastlose Thätigkeit erst ihren wahren Wirkungskreis. Sein erstes Augenmerk richtete er aus die chirurgische Klinik, welche cr durch die kräftige Unterstützung Sr. Excell. des würdigen Präses bald so ver-vollkommte, daß sie nun erst ihrem großen Zwecke ent- -sprechen konnte. Der Vlasenschnitt, zu dessen Ausführung man bisher stcts ausländische Künstler zu bedürfen geglaubt hatte, wurde gleich im ersten Jahre seines ' Lehramtes mehrere Male mit dem günstigsten Erfolge von Einheimischen ausgeübt. Kern selbst verrichtete diese schwierige Operation während seiner practischen Laufbahn 22tz Mal an Personen von beiden Geschlechtern und jedem Alter, und verlor von allen diesen nue 21, und auch unter diesen nur den dritten Theil an do:: unmittelbaren Folgen der Operation. Um seins Schäler zum Selbststudium anzuleiten, und sie mit den, Wichtigsten in ihrer Wissenschaft auch außer den i^hr-stunden vertraut iU machen, gründete er eine Mche^ sammlung chirurgischer Werke, und sicherte so den schnellsten und belehrendsten Ideen-Umtausch für die fernste Zukunft. Im Jahre 1807 wurde auf einen Vorschlag Sr. Excell. des Hrn. Baron,v. Stisst, des an den größten Verdiensten so reichen Staats- und Conferenz-rathes/ das k. k. Opcrations-Institut errichtet, und Kern ertheilte nun den Zöglingen dieser neuen Anstalt, deren Director er in der Folge wurde, einen theoretisch - practischcn Unterricht über operative Heilkunde in einem zweijährigen Curse, und nicht selten haben dieselben seither vor den Augen der größten Ärzte und Wundärzte Europa's ihre Fertigkeit bewiesen, und das mißtrauische Ausland zu gerechter Ancrk,''mmg gezwungen. Im Geiste eines wahren Denkers führte Kern die Wundarzeneikunde, welche nur zu oft in Quacksalberet ausgeartet war, in das Heiligthum der Natur zurück, und bewirkte häusig durch die einfachste Behandlung Heilungen, welche der Kranke segnete, der Gelehrte -aber bewunderte. Wie fthr diesem verdienstvollen Veteran der österreichischen Chirurgie noch im hohen Alter die höhere Cultur seiner Kunst und Wissenschaft am Herzen lag, bewies er dadurch, daß ^. Aüüalcn der chirurgische» Elinik an der hohen Schul» zu Wien. 2. Vd,, 1807 und 18^9. pi'usuzlLNl' clu ciiirlii^i« ä Vien«, 1809. Über tie Handlungsweise bei Abseyung der Glieder. Mi»'«. Nnncrkungen nberöic neue, von Giviale und le Noy vc^iidlt Methode, die Kteine in der Harnblase zu zermalmen und auszuziehen. Wien, 1826. Über die Anwendung des Glühciscns bei verschiedenen Krans" heiten. Wien, 1828. Die Stcinblschwerden der Harnblase und der Blasen schnitt. Wien, 1828. Gedr. bei den P, P. Mechitaristen (gr. 4,) 1.-62 S. mit 3 Kupftrtafcln und dem wohlgctroffenen Bildnisse des Verfassers. Sr. Majestät dem Kais.r geweiht. Die Leistungen der chirurgischen Clinik an der hohen Schul» zu Wien, vom 18. April i8u5 bis dahin 182/5. Wien. I. P. ScMngcr, 1828. (gr. ^.) 218. S. Sr. Excell. Fr,ih»»l>» von Stifft gewidmet. Beobachtungen und Bemerkungen ans dem Gebiete dsr plastischen Chirurgie. Wien. I. P.Sollinger 1828. (8) ^26. L5> Nut einer Kupfcrtafel. Sech.igcn seiner g^sgezeich!!ctft»ll Schüler gewidmet. Abhandlung über Verletzungen an, Kopfe und die Durchbohrung der Hirnschale. Wien, I. P. Sollinger, 1829. (2^4-) loi S. Sr. Hochwohlgeboren Herrn Ludwig Freiherr» , ron Türkhcim gewidmet. Überdies, einige Aufsätze in den medizinischen Jährlich«»'« ?cs l k, k. österr, Staates. Hanse; doch d!e herbei gerufenen Arzte gaben gleich beim ersten Anblicke keine Hoffnung mehr zu seiner Rettung , und so verschied er am 16. Morgens um 8 Uhr. Am 18. April, an eben dem Tage, den der Verewigte so oft, als den Antrittstag seines Lehramtes an der Hochschule, mit seinen Freunden festlich unö fröhlich begangen hatte, wurde sein Leichnam um 7 Uhr Abends in derMetropolitankirche zu St. Stephan -feierlich beigesetzt, und darauf in dem Kirchhofe nächst der Schmelz, in dem eigenen Grabe zur Nuhe bestattet. — Frieden seiner Asche! Wer ihn in seinem Berufe beobachtet hatte, wird seinen Verlust bedauern, wer aber sein herrliches, menschenfreundliches Gemüth kennen zu lernen Gelegenheit fand, wird dem Heimgegangenen unaufgefordert eine Thräne der Achtung und Liebe weihen. Denn, wenn schon im Munde des Volkes die Ncde gemein ist: Ge^ sundheit sti das Beste, und wenn scbon der Grieche ausrief: Hygieia, ohne dich gibt's keinen Glücklichen je! — so dürfte wohl der Arzt, ein solcher Arzt, zu den ersten und größten Wohlthatern der Menschheit gehören. — Darum, Friede seiner Asche, und seinem Andenken Segen! Anecvote. In einer großen Gesellschaft zu Paris, in wel.' cher sich auch der berühmte Graf Mirabeau befand, sprach man von der leichten Eroberung weiblicher Herzen. Die Meisten rühmten ihr Glück hierinnen und ein voreiliger Abbe sagte zu Mirabeau: »Sie können mir es glauben, lieber Graf! daß ich in meinen schonen Tagen mancher hübschen Frau den Kopf verdrehet habe.« «Doch wohl nur so, daß sie ihn wegwandte?« fragte boshaft Mirabeau. M i s c e l l c. In der Bibliothek des Pallastes von Lambeth befindet sich die Schale einer Schildkröte, welche im Jah- re 1623 dorthin gebracht wurde, und bis 1750 lebte, wo sie durch den Einfluß der schlechten Witterung starb Eine zweite Schildkröte befand sich von 1628 bis 175'/ oder 5'4 im Garten des Bischofs Laud. Wie alt beide Thiere waren, als sie an den erwähnten Orten hin-gelangten, ist unbekannt. — «,„-------- A sj a r a V e. Orsicr Wanderer: Seh mir enne den feigen Narren, Stcht da ant Ufer mit Zittern und Zagen. Statt mir nach durch bie brausende Flitth sich zu wag^'n. Zweiter Wanderer: Ja leider muß ich hier ängstlich harre»,; War ich allein, ich folgte Dir leicht, Und hatte bald die Heunath erreicht: Doch darf ich es? hält mich nicht hier mein Kind? — Knabe: O Vater, ich bitte Dich, l^mm' geschwind, Dtrt hab' ich die erste Sylbe gesch'», D'rauf können wir sicher nach Hause geh'»; Zwar ist sio schwankend, doch will ich nicht gleiten , Dn wirst mich liebend hinübcr leiten. Obst Händler in n an der Straß «necke: Madam, schöne Kirschen, so früh im Jahr: Kaufen stt ab, sie sind noch rar! F r a u : Vehüthe! Noch sind sie das Zweit« nicht, Und Sünde ist'ö, daß man sie als«? bricht. Dichter auf der Höhe: Wie ich die Menge da unten beklage! Man5>lt ihr Etwas alle Tage, Wahrend des Ganzen crfind'rischc Kraft Mir, waö ich wünsche, im Nu erschafft. Herr NnÄwiS Dsbler wird Dienstag den 50. Juni unwiderruflich seine letzte Vorstellung aus der naturlichen Magie, zu geben die Ehre haben. Die (?. L.) Herren Pranumeranten, welche noch mit ihrcn Pranumerations-Betragcn im Rückstände stehen, werden höflichst ersucht, selben gefalligst ehestens zu berichtigen. Auch werden zugleich die löbl. Bezirksobrigkeiten und Genchte gefälligst ersucht, chve Rückstände an ElN-schaltungs- Gebüßren baldmöglichst berichtigen zu wollen; mdcm man sich sonst für die Hinkunft bemüssiget finden würde, ohne sogleicher Berichtigung des Einschattungs-Betrages kein Edict aufzunehmen. ^___^_^. Nevacteur: Fr. Lav. Weinrich. Verleger: Dgnssj Al. Evler v. Aleinmaur.