lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 3O. Freitag am KI. April 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochenes tolorirtes Costumebild, illyrischc Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in «Iroßquart. Der Preis de« Blatte« ist in Laibach ganz­ jährig 8, halbjährig 3 fi. Durch die k. k. Post unter Eouocrt mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl, C. M,, und wird halbjährig uorausbezahlt. Alle l. k. Postämter nehmen Pränumeration »n. In Laibach pränumerirt man beim Verleger am R»a«, Nr. 19», im ersten Stocke. Album-Spruch. «u'r das Bess're stets entbrannt. Klar an Geist und Willen; Ob erkannt, ob nicht erkannt. Wirken treu im Stillen; Wo man's selbst nicht bessern kann. Mild vermittelnd stehen, » Und' »uf Kindertand als Man» Lächelnd niedersehcn: So in meinem Element Halt' ich's nun und immer: Ob Ihr's nun gemüthlich nennt, Oder noch viel schlimmer. Ioh. G»br. Seidl. Polemische Leuchtkugel. Redakteur hat immer, auch bei dem besten Gedeihen seines Blattes, bei der glänzendsten P W <^>^, Anerkennung seines Strebens, mit Sorgen, Abmühungen und Fatalitäten hunderterlei Art zu kämpfen, von denen Uneingeweihte keine Ahnung haben können. Er soll jeden Leser ohne Unterschied, und zwar in jeder Num­ mer vollkommen befriedigen und dabei (welch' lächerliches Verlangen!) gleichsam allwissend, infallibel und ohne alle die Mängel sein, die anderen Menschenkindern ankleben. Die Artikel seines Journals sollen nicht nur durchaus originell, unterhaltend, spannend und den Geschmack eines Jeden be­ friedigend, sondern immer auch wahr und zuverlässig sein, einer Menge anderer derlei Forderungen zu geschweige«; das Sonderbarste an der Sache aber ist, daß meistens Leute, die nie daran dachten, für sich selbst ein Journal zu halten, denen es nie darum zu thun war, ein nützliches Institut der Volksbildung und Aufklärung zu unterstützen, am ersten sich erlauben, Alles zu kritisiren, zu bemäkeln, und sich zu Kunstrichtern in Sachen aufzuwerfen, die zu begreifen sie nie fähig waren, noch sein werden. Ist es daher einerseits traurig, daß es leider in Kram unter meinen eigenen Landsleuten auch Individuen von dem ebenbezeichneten Kaliber gibt, die nie die gute Absicht eines Unternehmens würdigen: so ist es andererseits noch viel be­ dauerlicher, daß die hiesige, in der Landessprache erschei­ nende „Landwirthschaftzeitung", als öffentliches Or­ gan, solchen Leuten zu feindseligen und beleidigenden Aus­ fällen gegen ihre harmlose, ältere Schwester „ l^lli nioli«," die Spalten öffnet, der wahrlich keine Scheelsucht, und wäre sie auch tausendzüngig, ihr anerkannt rüstiges Streben je wird abstreiten können. So hat die Redak­ tion des gedachten vaterländischen Industrieblattes einen angeblich aus Prem datirten Artikel, unsere Bilderbeigabe für März betreffend, im Blatte Nr. 44 (3. April) gegen die t^ruiolia zu meiner nur um so größern Verwunderung aufgenommen, als sie gleich nach dem Erscheinen des Bildes demselben ganz von freien Stücken eine Lobrede gehalten, mit der das Bild wohl zufrieden sein konnte. In jenem Artikel wird mir auf eine beleidigende Weise (nun von den drei annonymen Gemeinde-Männern aus Prem steht freilich keine Artigkeit zu erwarten—) vorgehalten, daß die in der Erklärung angezeigte Tracht nicht auf ihre Ge­ gend, sondern auf die nächstangrenzende passe, worauf ich, vielfach aufgefordert, im Allgemeinen Folgendes erwiedere: Ich habe in der Erklärung unseres ersten Bildes be­ kannt gegeben, daß unsere Trachtendarstellungen aus der Sammlung des Herrn Korytko herrühren. Da ich, ob­ wohl mir das übrige Krain in allen seinen Eintheilungen durch persönliche Bereisungen bekannt ist, nie so glücklich war, in die Gegend von Schneeberg, Raunach und Prem zu kommen, auch bei dem Bilde des Herrn Koryt­ ko keine nähere Erklärung stand, und überdies das Bild eiligst nach Wien geschickt werden sollte: so mußte ich mich um die eigentliche Heimat der gezeichneten Landleute hier in Laibach umsehen. Nicht nach eigenem Gutdünken, son­ dern nach glaubwürdiger Angabe bezeichnete ich die Figuren unsers Marzbildes als von Prem und Raunach in In- nerkrain. Sollte ich mich also nach der Meinung des Premer Kleeblattes, dem übrigens so viel Schönheitssinn doch in. wohnt, unsere Bilder als ercellent zu bezeichnen, in die­ ser Hinsicht in etwas, vielleicht bloß, was die Beschuhung anbelangt, geirrt haben: so würde mir eine gefällige und freundschaftliche Berichtigung von Seite eines wackern Lands­ manns stets willkommen gewesen und mit Dank erkannt worden sein. Allein die Sache nicht nur auf eine kränkende Art zu berichtigen, sondern derselben noch einen öffentlichen An- wurf beizufügen, der in einem sein sollenden Liebe dahin lautet, daß wir um leidigen Geldgewinn der Zeitschrift die Trachtenbilder beigegeben haben, dies, mein ehrliches Pre­ mer-Trifolium, hat alle verständigen und billig den­ kenden Vaterlandsfreunde mehr indignirt, als mich. Also RR8 wenn wir der Zeitschrift „Oallliolia«, die nicht nur auf das netteste ausgestattet ist, sondern auch in jedem ihrer Blätter neben andern sorgfältig gewählten Artikeln einen un­ ser Vaterland betreffenden Originalaufsatz bringt, über dies allmonatlich noch ein Trachtenbild unentgeidlich bei­ geben, dergleichen noch keine Zeitschrift Deutsch­ lands bis nun gebracht: so getram man sich zu be­ haupten, dies geschehe nur des Geldes, des Gewinnes wegen'.!! Wenn man jährlich so viele Hunderte aus reinem Streben, daß auch unsere Provinz mit etwas Vorzüg­ lichem sich hervorthue, für die Bilder opfert, wenn der Verleger keine Opfer, der Redakteur keine Mühe, keinen Fleiß, keine Anstrengung scheut, und trotz dem Beide bei der „Oarlliolig," noch immer verloren haben — das heißt dann: Sie wollen sich bereichern! — Wahrlich! bei solchen unverdienten Anfeindungen im eigenen Vaterlande, dem ich immer mit Liebe angehangen, ist es Schade, daß die gehaltvollsten und stimmfähigsten Zeit­ schriften der Monarchie unpartheiisch mein Streben, in ge­ rechter Würdigung des von der „^aruinlill" als einem Provinzialblatte Geleisteten, lobend und aufmunternd anerkennen. Die ?. I'. verehrten Gönner der Zeitschrift „ Oaruio- lia" im Vaterlande und auswärts werden diese Meine offene, nothgedrungene Aeußerung gewiß zeitgemäß, und an ihrem Platze finden. Indem ich schließlich der verehrlichen Redaktion der hie­ sigen krainischen „Landwirthschaftzeitung" für ihre landsmännische Collegialität verbindlich danke, füge ich noch die Bitte bei, den drei verdeckten Premer Corre- spondenten, als Antwort auf das der „Oarpiolig," gespen« dete Lied, nachstehendes Gedichtchen gefälligst in der Landes­ sprache übersetzt einzusenden. Laibach am 10. April 1844. Leopold Kordesch. Redakteur der (^rinolia. Die VlT,,»l««»lT an das annonyme Gemeinde-Kleeblatt zu Prem. Ihr fragt in Eurem sogenannten Lied, D»s Drei von Euch i« Schweiße kaum erfanden. Und den vom Machwerk' man noch träufeln sieht, Warum ich wohl von Neuem sei erstanden? Was soll ich, weisestes Trifolium! Auf diese witzigste von allen Frage», Die je ein Premer offnen Moules that, Dir zur Verständigung entgegen sagen? Verzeihe mir! soll ich denn leeres Stroh — Ich rede deutlich, Dir verständlich — dresche« ? Ich laß' es sein und raisonnire so: Wer schießt wohl jemals gegen Felsen Bresche«? — Nur Eins, mein Premer Dreiblatt sag' ich Dir, Bleib' ich uo« Dir auch ewig ungelesen. Dennoch «us off'ner Brust, das glaube mir: Um Deinen Beifall ist's mir nie gewesen! Der Gisgang des Nheins. Erzählung aus dem Leben, von Carl Grober. (Fortsetzung.) Obwohl dies ein sicheres Zeichen war, daß der Greis das Traurige seiner Lage erkenne, fühlte T h e r e se doch eine Art Freude, als wäre ihr der Vater wiedergegeben, und liebevoll auf das wie erstorben daliegende Haupt des Kran­ ken herabgebeugt, lispelte sie ihm die süßesten Worte zu, die ihre Zärtlichkeit ihr eingab. Sie tröstete ihn mit der Wiederkehr seiner Gesundheit und daß ihre jungen Kräfte bisher genügend gewesen seien, alles Nothwendige herbeizu­ schaffen. Betroffen über die Lüge, zu der sie der Drang ihrer kindlichen Gefühle hingerissen, erzählte sie ihm nun mit leiser, oft stockender Stimme ihr kleines Geheimniß, und der lauschende Vater schloß dabei die Augen, um sei­ nem geliebten Kinde manche kleine Schamröthe zu ersparen. Durch das ihrem Vater gemachte Geständniß wie von einer drückenden Last befreit, und ganz glücklich, kein tadeln­ des Wort vernommen, keine mißbilligende Miene bemerkt zu haben, beschäftigte sich nun Therese, während ihre Aufmerksamkeit zwischen der Pflege ihres Vaters und ihrer Arbeit getheilt war, mit einem Plane, der ihr zwar kühn, aber ganz geeignet schien, die Wünsche ihres liebenden Her­ zens mit ihren kindlichen Pflichten in Einklang zu bringen. Dieser kühne Plan bestand in nichts Geringerem, als Wil­ helm, wenn er kommen sollte, den Eintritt in ihre Hütte vorzuschlagen. Abends konnte sie das Bett ihres Vaters nicht verlassen, ohne sich vor der, Thüre aufzuhalten; auch war es draußen gar zu kalt, und sie glaubte sich der Hoff­ nung hingeben zu dürfen, daß Wilhelm's Anblick und freundliches Gespräch auf die erwachten Geisteskräfte ihres Vaters günstig einwirken würden. Als aber der Abend her­ eingebrochen und die Stunde, um welche Wilhelm zu kom­ men pflegte,, da war, sah sie vergebens durch das kleine Fenster, öffnete vergebens die Thüre; die Finsterniß sank immer dichter "auf die herbstliche Flur und scheuchte die frohe Erwartung aus ihrem Herzen. Ohne an Ruhe und Schlaf zu denken, die ihren abgespannten Kräften doch so nöthig waren, setzte sie sich endlich an das Kopfende des Kran­ ken, nahm seine Hand ^n die ihrige und versank in Träume, die ihr das bescheidene Glück gewährten, das ihr die arme und strenge Wirklichkeit versagte. Lange war Therese gleich einer Schlummernden da gesessen; ihre kupferne Lampe, deren Docht nicht geputzt wurde, verbreitete nur ein mattes Licht und im Kamin hörte man das Brausen des Windes., Plötzlich schien die Thüre der Hütte gerüttelt zu werden, und bald überzeugten sie einige unsicher angebrachten Stöße von der Gegenwart eines Fremden. Therese fuhr erschrocken zusammen; doch ging sie sogleich zur Thüre? frug, wer da sei, und als sie statt einer Antwort nur ein dumpfes Stöhnen vernahm, öffnete sie dieselbe furchtsam. An den Balken angelehnt, geschlos­ senen Auges, den Kopf auf die Achsel herabhängend, stand ein blasser Mann in triefenden Kleidern da, der heftig schlotterte und sich kaum mehr aufrecht zu erhalten vermochte. Therese ward bei diesem Anblick von tiefem Mitleid er­ griffen; als sie aber in dem Angekommenen Wilhelm er­ kannte und es sie wie ein Blitz durchzulte, was er ihret­ wegen gewagt haben mochte, faßte sie hastig seine erstarrte Hand, unterstützte ihn mit ihren Armen, zog ihn sanft zu einem neben dem Herde befindlichen Lehnstuhl und begann die schwach glimmenden Kohlen anzufachen; einige kleine Reiser von dem Bündel, das Wilhelm Tags zuvor noch gebracht hatte, verbreiteten in der kleinen Stube bald eine hinreichend lebhafte Helle, um auch die übertünchten Bal­ ken der Stubendecke, auf der die Augen des Kranken ruh­ ten, zu beleuchten. Befremdet über diesen plötzlichen Wech-