„Mhtit, U»hlfta»d, str M" AK Krettag, SV. JS««e» R8VV. V. Jahrgang. Die »Markirg«? öeituvg" erscheint jede» Sonntag, Mittwoch und Freitag. Preise — skr Marburg: aouMhrig K fl.. haldjohrig » fl., vierteljährig 1 si. SV fr. fiir Zustellung ins Haus monatlich 10 tr. — mit Postversendung: ganzjährig S fl.» halbjahrig 4 fl., vierteljährig 2 sl. Die ein Mal gespaltene «armondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zweimaliger mit 16, bei dreimaliger mit SV kr. berechnet, wozu sür jedesmalige Einschaltung Lv kr. Inseraten'E'empelgcbühr kommen. ilkonnemmts-Eintadung. Vei Begi««des neuen Mon es machen wir die frenndliche Einladung znr Pränumeration. Fiir Martmj mo»Mch SO kr., «it w « Hm» 6«st«trs«»t»»g vinttljiihrig i fi , HMjihrig 4si..gaiyjShrig 8 st. Die Ad«t»tstratt»» der „Marbvrger geitung." Zur Geschichte des Tages. Die gemeinsamen Angelegenheiten gehören zu den wich' tigften Aragrn der inneren Politik: dieSseitS wie jenseits der Leitha be-mühen fich die edelsten Vaterlands- und Berfassungsfreunde, durch Schrift und Wort zur Klärung der Ansichten, zur Lösung der Frage beizutragen. 3m „Pefter Lloyd" wurde unlängst der Borschlag gemacht, es mögen verantwortliche Landes« und Reichsminifterien eingeführt und die gemein-samen Angelegenheiten durch Delegationen erledigt werden, welche an Än-ftruktionen gebunden wären. Daaegen erklärt sich nun der bekannte Dr. gisthhof in Wien; er findet es seltsam, daß ein Parlament in den wich-tigften Fragen nur nach Anttruktiouen berathen soll. Dieses Verfahren sei verfehlt; denn die Instruttionen der beiderseitigen Delegationen wi»r. den zwei Ultimate bilden, uud jede Unterhandlung wäre, wenn man den Versuch machen wollte, von vorneherein erfolglos. Gewitzigt dnrch diese Erfahrung, würden alsbald die gesehgebende» Versammlungen mit der Seit dahin gelangen, nur sehr unbestimmte Weisungen zu ertheilen, und da solche werthlos find, am Ende fich dazu verstehen miiffen, über Borlage von lkeichsgesekeu mit parlamentariicher Würde zu berathen und zu de« schließen nnd bei abweichenden Beschlüssen Abgeordnete in die Reichsde» putation mit unbeschränkter Bollmach» zu senden. — gerner, bemerkt Dr. Fischhof. müsse fül den Kill, als in dringlichen Reichsfragen zwischen den beiden Reichshälften V.einungtverschiedenheitkn entstehen, im vorhinein str die „konstitutionelle" Austragung jeder bedenklichen Differenz gesorgt sein. Auch vollkommen souveräne Staaten nnterwerfcn fich dem Schieds-spruche einer dritten Macht; daher gehe seine Meinung dahin: Es sei das Minimum der Forderung, welche im Interesse des Reichsfriedens und der Rechtsficherheit gestellt werden muß. daß im Falle der Divergenz der Beschlüsse von beiden Parlamenten Abgeordnete mit unbeschränkter Bollmacht in die Reichsdeputation gesendet werden, welche einen Kompromiß herbeizufiihren haben, und falls dieser nicht gelingt, vorübergehend zn Einem beschließenden Körper fich vereinigen. Diese Reichsdeputation wäre somit das den Gefahren des Bürgerkrieges vorbeugende Schieds« richterKolleginm. Ueberdies würde, setzte Dr. Fischhof auseinander, die Berantwortlichkeit dcr Reichsminister ohne eine derartige Modifikation des Delegations Projektes nicht geltend gemacht werden können. Welch' gesunde, staatswirthschaftlich e Ansichten in Bre-men das Ftld behaupten, zeigt die Versammlung der dortigen Bürgerschaft vom 17. Jänner, in welcher über die vom Senate zur Erwägung gebrachte Besteuerung verschiedener Verbrauchs Artikel verhandelt wurde. Sowohl die Frage, ob und wie der Tabak und die Zigarren einer angemessenen Abgabe unterworfen werden könnten, wie die Frage, ob es thun-llch sei, den zum Verbrauch gelangenden Wein nach dem Werthe zu besteuern, wurden verneinend beantwortet. Auch auf die dritte Frage, ob und wie eine richtige Besteuerung des eingeführten lebenden Viehes zu ermöglichen sei, wurde ablehnend beschlossen, da eine deßhalb nothwen-dige Berwägung desselben eine beträchtliche Vermehrung des Beamten-Personals und Erschwerung der Aufuhr zum Rachthell der Verbraucher zur ^lge hätte. Die Thronrede des Kaisers Napol eon hat neuerdings die alte Wahrheit bestätigt, daß er und die Freiheit zwei unvereinbare Größen find; daß Frankreich geknechtet bleiben wird, so lange der kleine Neffe des großen Oheims sein Szepter schwingt. N.,poleon muß ferner in sei-ner Thronrede gestehen, daß die Gesellschaftsrettung durch französische Waffen in Mcxiko nicht ^rlungen. — Das jenseits des Meeres nutzlos vergossene Blut der französischen Krieger düngt eine Saat, die in Europa schrecklich für unS, noch schrecklicher aber für das HauS Napoleon aufgehen wird. Der auf amerikanischem Boden verdunkelte Stern des Ruhmes braucht nenen Glanz: Rtipoleon wird nach ihm ringen, muß nach ihm ringen — muß Frankreich vergessen machen, daß seine Adler vor dem Banner der Republik geflohen. Der Kamps um den Rhein ist die Volks-thslmlichste Idee in Frankreich: srüher oder später wird derselbe entbrennen, und wlr glauben, die Niederlage in Meziko werde den Ausbruch beschleunigen. Ist der deutsche Bund in der Lage, treue Wacht am Rhein zu halten? Jil den politisch en Kreisen Londons lvird behauptet.es sei zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten cin geheimes Abkommen über Mexiko zuwege gebracht tvorden, dessen Wesenheit darin bestehe, daß Kaiser Napoleon fich verpflichte, seine Truppen nach Ablauf Starrer Sinn, flarres Metz. Son I. lemM. (Fortsetzung.) Die Anklage wurde mit der gespanntesten Aufmerklamkeit augehört. Das Verbreche», um das eS fich handelte, hatte eine ganze Gegend in Aufregung versetzt. Das Interesse hatte fich gesteigert, je mehr bekannt wnrde, dat die That von eine« geheimnißvollen Dunkel umgeben sei. «nd je weniger «an. bei strengster Berschwiegenheit der Beamten, nur vo» der Beschaffeuheit dieses Geheimuisses hatte erfahre« können. Die Anklage lautete: Am 1ü. Mai dieses Jahres, des Morgens um zehn Uhr. überbrach ten die beide» Mägde des vor dem Thore der Stadt A. wohnenden prak tischen Arztes Brand dem dortigen Stadtrichter ein verschlossenes Schrei-ben ihres Herrn, zugleich mit der Anzeige, daß dieser in der Nacht, gegen Morgen, »it Frau und Kind verreiset sei. und ihnen das Schreiben mit de« Vefehle hinterlasse» habe. Beide dasselbe gerade um zehn Uhr Vor mittag dem Ü^richte zu übergeben. Das sofort erbrochene Schreiben enthielt von der Hand des Doktor Vrand die knrze Mittheil>»a. daß man in seiner Wobnnng. »nd zwar in seine« gewöhnliche» ärztliche» vesuchzimmer de» Uhlane»lie»te»a»t vo» Feldheim aus D. erschösse» st»de» werde. Die darauf gleichfalls sofott befragte» MSgde sagten folgendes: Am gestrigen Abende zwischen acht «nd ne»» Uhr war der Doktor Brand »och schle»»jg z» einem etwa drei Meilen entfernten Kranken gefahre». Er «ar aber scho» bald »ach eilf Uhr z»rnckgekedrt. Bei seiner Rückkehr batte er ihnen, die noch gewacht nnd ihm gelenchtet. gesagt, sie möchten sich »nr schlafe» legen. Dies hatten sie getha». Sie hatte» aber wohl »i^ lä»ger als ei»e et»nde geschlafe», als fie d»rch zwei, rasch »«ter. einander gefallene Schüsse aufgeweckt und erschrcckt wurden Die Schüsse waren oben im Hause gefall^rn. Eine halbe Stunde lang war darauf Alles still gewesen. Dana war ihr Herr die Treppe hernntergekommen nnd in die Schlafstnbe des Kutschers gegangen. Er selbst war gleich nachher die Treppe wieder hinaufgestiegen, den Kutscher aber hatten sie in den Stall gehen hören. Indem dann aber wieder AUeS still geblieben, waren sie wieder eingeschlafen. Gegen Morarn jedoch, als eS kaum angefangen zu dämmern, hatte Geräusch im Hause sie von neuem geweckt. Sie hatten gehorcht. Es war ihnen vorgekommen, al» wenn von zwei Personen etwas Schweres die Treppe herunlert,etragen werde. Sie hatten dabei die Stimme des Doktors und- des Kutsch»rs leise mit einander sprechen hören. Dies hatte sie veranlaßt, nicht aufzustehen, obwohl das Ungewohnte und die Neugierve sie nicht wieder einschlafen ließ. Die Personen, die den schweren Gegenstand getraaen. hatten fich damit nach der Hinterthür des Hauses entfernt, nach derselben Thür, durch die man zu Stall und Remise ging. Ein einzelner Schritt, wie sie mcinteit. der des Doktors war bald zurückgekehrt, und wieder die Treppe hinausgegangeu. Schon nach wenigen Minuten war er aber nochmals die Treppe heruntergekommen. wie fie gemeint, in Begleitung eines zweiten, sehr leisen Schrittes. Gesprochen ward nichts. Die Schritte haben sich ebenfalls nach jener Hinterthür hinbegeben. Jetzt hatten sie eS im Bette nicht meh» aushalten können. Sie waren rasch aufgestanden, hatten fich schnell an-j^ekleidet und waren kaum damit fertig gewesen, als an ihre Thür geklopft wurde. Sie hatten fie geöffnet. Ihr Herr hatte dranßen gestanden in voller Reisekleidunq. Er hatte ihnen daS Schreiben mit jenem Auftrage übergeben. Er hatte hinzni^efügt. daß er in vier bis fünf Tage» zurückkehre» werde. Er hatte blaß ausgesehen, sonst hatten sie nichts besonderes a» ihm bemerkt. Er hatte sie schnell verlassen. Wie sie fich kaum defin-»e» ko»nte». hörte» fie rasch den Wagen fortfahren. Wer darin gejesse». w»ßte» fie »icht. Ob«» i» de» Woh»- »»d Schlafzimmer» hatte» fie die Sp»re» schlennige» Ej»packe»s gef»»de». Die Zimmer des Herrn waren verschlösse» g«»^. einer bestimmten Fnft heimzubcrufen. wogegen die Regierung der Ver-einigten Staaten sich jeder gewaltsamcn Einmischunj^ in die mexikanischen Angelegenheiten enthalten werde. U bcr dcn Zeitpunkt der Räumung lau-ten die Angaben verschieden; Nlich den einen ist er auf ein Jahr, nach andern auf zwei Jahre festgestellt; die Sache selbst soll zwischen dem Kaiser und Herrn Bigelow persönlich abgemacht und außer Herrn Drouin kein Anderer, auch die Minister nicht, in die Einzelnheiten eingeweiht worden ftin. E< emsteht nun allerdings die Frage, ob Johnson und Seward die Macht haben werden, den Kongreß zu beruhigen, wenn dessen Interventionslust dringend werden sollte ; eine Frage, die Hr. Drouin unmittelbar an Herrn Bigelow gerichtet haben soll. Die Antwort lau-tete, wie es heißt, sehr zuversichtlich dahin, daß dcr Kongreß in auswar-tigen Angelegenheiten der Weisheit nnd Erfahrung des Staatssekretärs volles Vertrauen schenke, und dal, das Volt der Bereinigten Staaten zu großen Opfern bereit sei. um die alten frcundschafllichen Beziehungen zu Frankreich ungestört zu erhalten. Die Nachrichten auS Spanien sind mit großer Vorsicht auf-zunehmen; denn ungeachtet der amtlichen Meldungen, daß Prim nach Pottugal geflohen, ist das Land keineswegs beruhigt und strht immer noch zu erwarten, daß er wieder nach Spanien zurückmarschirt. Marschall d'Donnel ftlbft scheint dies zu befürchten, denn er hat dem General-Kapitän von Katalonien Befehl ertheilt. Truppen abzusenden, um die Grenzen dies.r Provinz zu überwachen, für den Fall, daß Prim. nach-dem er Portugal verlassen hat. versuchen sollte, in Katalonien einzudrin gen. Während die Truppen die Landgrenze überwachen, wird eine aus vier Kriegsschiffen gebildete Division an der Küste von Katalonien kreuzen. Boltsgerichte in Streitsache«. Marburg. 25. Jänner. III. Die Verhandlung deS Gerichtes ist öffentlich; sie beginnt mit der Borlesung des Beweisurtheils — Zeugen. Fachmänner werden befragt, Eide geleistet, Urkunden vorgeltgt. Ist ein gerichtlicher Augenschein daS Beweismittel, so wird die ganze Verhandlung am Orte deS Streitgegenstandes gepflogen. ES gehört zum Wesen deS neuen Verfahrens, die Sache unmittelbar vor den Richter zu bringen. Die Bornahme deS Augeuscheins durch einige Mitglieder des Gerichtes belehrt nur diese un-mittelbar, die übrigen blos mittelbar — und letztere verkennen noch außer, dem gewöhnlich ihre Stellung zu den Abgeordneten. Was diese über Thatsachen berichten, ist unbedingt für wahr zu halten; es isl ein Beweis durch Zeugen aus dem Kreise deS Gerichtes. Die Rechtsanfichten der Abgeordneten hingegen binden die übrigen Mitglieder keineswegs; in dieser Beziehung ist jedes, grundsätzlich wenigstens, srei. Anders gestaltet sich die Wirklichkeit: die Herren Amtsbrüder stimmen bei; sie widerspre-chen nicht gerne, sie hoffen den gleichen Freundschaftsdienst — und so geschieht es. daß auf diese Art ein Beweis durch richterlichen Augenschein nicht möglich ist. Die Schöffen müssen durch eigene Wahrnehmung ein Bild von der streitijttn Sache gewinnen: Abgeordnete des Gerichtes — und wen« fie noch so getreu berichten — leisten nie, was nur die Ge« sammtheit vermag. Die Borträge der Parteien werden frei gehalten. Da. lvie gesagt, das mündliche Verfahren vor Gericht der eigentliche Proeeß ist, und daS Gericht durch die Bortrüge der Parteien überzeugt werden muß. so ent-wickeln diese in längerer Rede die schriftlich angeführten Thatsachen. legen ihre Ansichten über daS streitige Recht dar uvl) stellen schließlich den An-trag. In der Regel wird jeder Partei nur zweimal dl,s Wort gestattet: aus besonderes Verlangen und nur zu thatsächlicher Berichtigung auch öfter. Die Berathung und Abstimmung des Gerichtes ist öffentlich. Miis-sen schon die Parteien öffentlich verhandeln, so ist di<^s noch dringender bei der Rechtsfindung, dem wichtigsten Theile des Proeeffe«. Wird einer Partei nur dann Recht gesprochen, wenn sie's öffentlich begehrt, so fordert sie Gegearecht: der Staat muß den von ihm gegen die Partei aufgrstell- Eine weitere Auskunft konnten die Mägde nicht geben. Sie und der Kutscher lvare» übrigens die einzigen HauSaenossen der Brandischen Familie. Den ßkutscher hatten fie seit dem gestrigen Rachmittage nicht gesprochen. Er war überhaupt immer schweigsam und verjchlosscn ge-Wesen. Das Gericht begab sich aus der Stadt in die Wohnung deS Doktor Brand, und dort zu seinem ärztlichen Besuchzimmer. Man fand daS Limmer verschlossen. Ein Schlüssel war nicht da. Es mußte durch einen herbeigeholten Schlosser geöffnet werden. Den Ei»-tretenden bot sich dann ein entsetzlicher Anblick dar. Ein Mann in der Uniform eines Uhlmenoffiziers lag entseelt am Boden des Zimmers, in einer Lache von Blut. Er war durch zwei Schüsse getödtet. Der eine hatte ihm die Brust durchbohrt, der zweite das Gehirn zerschmettert. Der letztere habe augenblicklichen Tod zur Folge gehabt; der erstere habe nahe an dem Herze» streifend, nach wenigen Stunden den Tod herbeiführen müssen. Die vorschriftsmäßig vorgenommene äußere und innere Befich-tiguna der Leiche hnt Beides bestätigt. Zu de« Entseelten wurde der Lieutenant Robert von Feldheim von dem in D. liegeuden Uhlanenre^ument erkannt. X»r ei» Verbreche» konnte hier verübt sei». Nur ri»e vorsätzliche Tödt»«g war a»z»iieh«en. Wer war der Thäter? Unter welche» Umstände» war die That verübt? Der nächste Verdacht mußte «ach Allem anf de» Doktor Brand falle». ^r ihn ließ sich auch eine Vera»laff«»g der That finde». Der Lie»te»a»t von Feldheim hatte im verflossene» Wi»ter a«f eiuem Balle in A. die Beka»nlschaft der grau Doktor Brand gemacht. Er war seitdem ei»lge Mo»ate i» A. gewese». »»d hatte sich der Frau Bra»d z« »äher« gesucht. Wiewohl «na die Fra» Bra«d allgemei» als ei»e «u-sterhafte Fra». »ameitlich anch i» Bezieh»«g a«f die eheliche Tre»e. beka»»t »ar. »»d wiewohl auch der Hen vo» Feldhei« »»ter nähere» ten Grundsak auch wider sich gelten lassen. Die öffentliche Berathnng nöthigt den Richter, auf die Verhandlungen zu merken, die Gründe genau zn erwägen. DaS bei verschlossenen Thüren so beliebte: „Ich folge!" wird bei öffentlicher Berathung selten gehört und nur. wen« jedeS andere Wort Vergeudung wäre. Die Rechtsprechung wird gründlicher; denn es lehrt die Erfahrung in der Schweiz, daß bei öffentlicher Berathnng das Gericht in einer Sidung weniger Fälle beurtheilt, als stüher, wo die Heimlichkeit bequeme Richter schützte. Manche behaupten: die Anwesenheit der Parteien beirre den Rich' ter, Furcht und Hoffnung wirken auf seine Ueber^eugung. Das bestreiten wir IM Allgemeinen: einzelne Falle beweisen aber nichts gegen nnseren Vorschlag. Der Schöffe uriheilt nicht allein, sondern inmitten seiner Ge« nossen; dieses Bewußtsein stärkt ihm den Muth, den die Osfentlichkeit noch erhöht. Ist Einer trotzdem feige oder parteilich, so straft ihn die Verachtung seiner Mitbürger, wenn er dem Gesetze nicht erreichbar ist; er wird von de» Parteien abgelehnt und bei der nächsten Wahl über^»-gen. Und bei dem heimlichen Verfahre»? Ist da rechtswidriger Einfluß nicht möglich? Wird er so schnell entdeckt und läßt sich ihm eher begeg-nen, als bei öffentlicher Berathnng? Was die Heimlichkeit vns gefrommt, erzählen die schwärzesten Blätter der Rechtsgeschichte — versuchen wir es nun einmal doch mit dem Widerspiel! Andere besoraen: die verlierende Partei werde den Schöffen beleidigen, der gegen sie gchimmt l Wir aber fragen: Beschimpfen denn jetzt die Parteien kein Gericht? Bedrohen Ge setze nicht den Verleumder? Glaubt man denn bei der heimlichen Vera-thnng einer Lasterzunge nicht lieber, als wo in öffentlicher Sitzung der Richter sein Urtheil begründet, wo die Haltnug in anderen Fällen seine Ehre verbürgt? Und am Ende haben Ausbrüche des Parteizornes wenig »u bedeuten; man begreift, man entschuldigt ke: es kommt auf die ver-lierende Partei nicht an, sondern auf die unbetheiligten Zuhörer — und diese werden ihre Achtung einem Schöffen nicht versagen, der seine Ueber-zeugung mannhaft ausgesprochen. In der Schweiz wurde von Vaselland 1861 die öffentliche Berathung und Abstimmung der Richter eingeführt und eS ist meines Wissens in zehn Jahren nur einige Male vorgekom-men, daß eine Partei l>aS Gericht während der UrtheilSschöpfung beleidigt — und die „Landschäftlcr^^ sind doch berühmt als die derbsten nuter den Eidgenossen. Die Berner, die Solothurner, daS BundeSgericht berathen gleichSfallS öffentlich und haben sich über die Parteien nicht zu beschwe-ren. Mögen solche Beispiele nnsere Gegner entwaffnen. (Fortsetzung folgt.) Eilt Arbeiterfrage MarbmH'«. G Durch die Errichtung der Eisenbahnwerkstätte« erfuhr unsere Stadt einen erheblichen Zuwachs der Bevölkerung, und eS liegt die Frage sehr nahe, ob bis heute die gehofften Bottheile der vermehrten Konsumtion für Produzenten, Gewerbe und Handel wirklich hierans bereits resultir« len. oder ob die Erhöhung der VerzehrnnaSsteuer nur der einzige Nach, theil der hiednrch vermehrten Seeleiuahl Marburgs ist? Vir müssen eS als einen Akt der Humanität von Seite der leitenden Organe anerkennen, daß ein Speisesaal errichtet wurde, der jenen Arbeitern ein Obdach ge-währt, welche während der Mtttagsfeierstunde, der großen Entfernung we« gen. nicht in die Wohnung zurückkehren können, und finden es 'auch ebe» so zweckmäßig, daß durch die gleichzeitige Errichtung einer Restauration für Verabreichung von Speifen und Getränken, so wie anderer Bedürf-uisse gesorgt wurde. Es entsteht nun nur die Frage: ob durch die Einführung eines be-sonderen Zahlungsmittels — der sogenannten Barakenaelder — von Seite des Restaurationspächters nicht ein Monopol geschaffen wnrde» welches erhebliche Rachtheile für Arbeiter, die Iuteiessen der Arbeitsgeber und end« lich unsere Stadt selbst hervorruft. ^ Wir wollen in diesen Zeilen die Uebelstände, so wie die Mittel »u deren Abhilfe beleuchten und lvünschen. daß fie von kompetenter Seite be-herziget werden mögen. Da von Seite der Nerkstättendirektion dem Pächter für die verans« und entfernteren Bekannten nur den Ruf eines ehrenhaften, auch in fitt-licher Beziehung durchaus fleckenlosen Of^iers genoß, so war doch andererseits nicht minder bekannt, daß der Doktor Brand einen stolzen, ehr-geizigen Eljarakler habe, sich leicht verletzt fühle und rascher und starker Entschlüsse fähig sei. Ein solcher Charakter ist auch der Eiferfncht zngäng-lich. und wie sie leicht und schnell in ihm aufflammen kann, so kann sie ihn leicht nnd schnell zu den äußersten Thaten, selbst zu den schwersten Verbrechen fortreißen. So erklärte sich das Verbrechen. Man mußte mit dieser Erklärungsweise fich vorläufig begnügen. Nur Brand selbst, seine Gattin und der Kutscher konnten weitere Auskunft geben. Sie waren alle drei verschwunden. Ihre Spur »vnrde verfolgt, bis zur benachbarten LandeSgränze. Dort war auch sie verloren. Aber am fünften Tage kam. wie er gesagt hatte, der Doktor Brand zurück. Zwar allein, ohne seine grau, ohne seinen Kntscher. Er meldete sich jedoch auf der Stelle freiwill^ bei dem Gerichte und gab ebe» so freiwillig als den Thäter, als de« Mörder des Lieutenants vo» Feldheim sich selbst an. Leider kann nicht gesagt werden, daß er flch mtt gleicher Offenheit a»gab. Z» der ganzen Boruntersnchung. von dem erste» Verhör bis zn» letzte«, hat »an in Beziehung auf die That keine andere» Worte vo» ihm vernommen, als: „3ch habe den Lieutenant von Feldhei« erschaffen. Er hat beide Schüsse von «ir erhalten. Ich habe in der Ubfick»t. ihn z» tödte«, anf ih» geschosse». Ich habe «ei»e That «it Vorbedacht, »ach vorheriger rul»>ger Uet«rleg»»g aller Folge», a»sgef»hrt.- Weiter war kei» ZÄrt vo» lh» hera»sz«bekomme», trotz aller Versuche, ei» vollftä»-diges, offe«es Geftä«d«jß der Ei»zelaheite» der That vo» ih« z» erla»ae», selbst trotz der Vorftelln»g, daß ih» »ach je»e« Gestä»d»isse die Todes-strafe des Mörders treffe» müsse, woaege» d»rch eine Mitlheil»»g der Ei»zel»heiten der That diese vielleicht sich »»r als ej» Todschlag darstelle» gabten Geldzeichen bis zur HSHe dt< erworbenen Lohne» garantirt wird, liegt hierin eine Berz fändung dts BerdienveS, welche jede Konkurrenz aus» schließt. Mag die Verausgabung solcher Geldzeichen bei Bauunterneh mnngen nöthig sein, wo der großen Entfernung von bewohnten Orten wegen, selbe persönlich für die Beischaffung der Bedürfnisse der Arbeiter sorgen muffen, für selbe daher eigentlich von Bortheil sein kann, und nur dazu bestimmt ist. schwerfällige »ufschreibungcn zu vermeiden, so hat jedoch in der Nähe einer bevölkerten Stadt der Arbeitgeber die Pflicht, sei-neu Angestellten die Bortheile der Konturrenz nach größter Möglichkeit, durch baare Zahlungsmittel zugängig zu machen. Soll erfahrungsgemAft die Leistung einer Garantie im Interesse der Verkäufer nothwendig erschemen. so erleichtert die Verpfandung des Arbeitsscheines dem Kreditsuchenden wenigstens die Auffindung der wohlfeil-ftm Quelle für die Beschassnug seiner Bedürfniffe. wenn der Besitzer zur bestimmten Zeit gegen Vorweisung des Scheines den Lohn in Empfang nehmrn kann. Doch halten wir jede derartige Beschlagnahme de» Verdienstes für die Arbeitlust und Moralität des Arbeiters sehr nachtheilig und finden hierin daS Hauptmotiv zur Schaffung des Proletariates. Da in der Verausgabung jener Geldzeichen eine unzweifelhafte Ber-lockung zum Schuldenmachen liegt, diese Gelegenheit von leichtfinniaen Individuen zum Nachtheile des Pächters ausgebeutet wird, ordentliche Ar« beiter durch die beständige Verlockung eines stets offenen Kredits bei un-vorhergesehenen Fällen zur Annahme desselben genöthigt sind, wird eine künstliche Berschulduna geschaffen, die nicht ohne Nachtheil für den Ar beitsgeber bleibt, und mit der Entlassung des zum Proletarier gewor-denen endet. Kredit und Kepartitiou der zurückgelassenen Schulden auf die in Arbeit l^ebliebenen erhöht die Preise erfahrungsgemäß gegenwärtig um durch» schnitttich 1V Prozent, — eine Besteuerung, die um so bedenklicher ist. je «ehr durch das erwähnte Verfahren, bei der gegenwärtigen allgemeinen Geschäftsstockuna, Gelvnoth und hieraus erwachsendem Sinken der Preise, ein erheblicher Theil der Bevölkerung vom Markte ausgeschlossen wird. Haben »vir auf dieslm Wege nachgewiesen, daß die Arbeiter an eine theure Bezugsquelle gewiesen, auS dieser Einrichtung keinen Bortheil ziehen, daß die Beschaffung der Bedürfniffe durch den Pächter zum Theile von aus-wärts geschieht, und dadurch der Geldverdienft der Ardeiter weder zum Bortheile derselben, noch der Stadt hier im Berkehr kommt, so erwächst hieraus das Gebot, daß die Betheilit,ten nach Möglichkeil nnd mit Benützung aller gesetzlichen Mittel die BeseitiguNti dieser künstiichcn Zwangs-Maßregel anstreben. Entzieht die Wertstätten Direktion jedem Lieferanten die Garantie leistung, so ist kaum zu befürchten, daß die Arbeiter hicdurch zum Nach-theil kommen; denn mehrmalige leichtsinnige Kreditbenützuim führt zur Verweigerung und nöthiget selbst den schlechten Zahler zur Solidität. — Bestätiget fich die Mittheilung., daß Einzelne schon mit einem mehr wöchentlichen Verdienst an den Pächter verschuldet sind, so beweist dieß NM so mchr. wie nothwendig bei Solchen eine Umkehr ist, indem ihnen ihr Verdienst — bis auf einen gesetzlich zu bestimmenden Abzug — zur freien Verfügung gestellt wird. Solche Leute, welche nur mehr mit diesem Barakengeld ausgezahlt werden, bieten selbes oft mit einem Nachlaß von 20 bis 30 Prozent an. um durch diesen Verlust zu kursfähigem Geld zu gelangen. wShrend die Abnehmer gezwungen find, für das Barsten geld Einkäufe in der Restauration zu theuren Preisen zu machen, wodurch viese Agiotage begreiflich zvird. A»r halten es für eine Pflicht der Stadtgemeinde, dahin zu wirken, daß jenes Monopol aufgehoben »verde, denn wären auch die Bortheile nicht erheblich, welche für Gewerbe und Handel hieraus erwachsen, so sind doch die Nachtheile nicht unwesentlich, welche durch die Schaffung eines Proletariates für die öffentliche Sicherheit erwachsen können. Daß beträcht-liche Schulden, der Beschlag des ganzen Verdienstes, zur Arbeitsscheu und und Liederlichkeit führen, indem nur der Gläubiger gewinnt oder verliert, der Arbeiter sich ohnedieß nicht mehr helfen kann. — wird kein Industrieller bestreiten, und überzeugt sein, daß auf diesem und die Strafe darnach auf eine Freiheitsstrafe herabgesetzt werden könne. Er erwiderte darauf nur, er wolle nicht leben. Andere Ermittelungen über die That konnten gleichfalls nicht herge-stellt werden. Wo er seine grau, sein Kind, seinen Kutscher gelassen, wollte er nicht angeben. Alle Nachforschungen nach ihnen find vergeblich geblieben. Die beiden Mäade des Haufts konnten auch in späteren Ber-höre« keine weitere Auskunft geben. Nur noch zwei Thatsachen wurden festgestellt: Die erste war, daß der Lieutenant von Aeldheim am Tage des Ber-brechens am 14. Mai. nach Mittag zu Pferde, begleitet von seinem Bur-schen. seine Garnison D. verlassen und nach A. geritten war. Er war bis eine Viertelmeile von A. geritten, dann abgestiegen und hatte dem Bursche» befohlen, mit den Pferden zn dem nächsten Ehnusseehause zurück Mkehren und dort auf ihn zu warten. Er hatte zu Fuß den Weg »ach U. fottgesetzt. Der zweite Umfta»d war. daß am Abende de» nämliche« 14. Mai »»geführ um zehn Uhr. also kaum zwei Stunde» vor der That, au jenem Eha»ffeeha»se ei« Wage» vo» A. kommend angehalten, daß der Kutscher das ^uffeegeld bezahlt, da»» weiter aesahren, »ach kvrzer Zeit aber scho» ivieder de»selbe» Weg »ach A z»rückgefahre» war. Der Ein»ehmer wollte de» Wage» und de» Kutscher des Doktor Bra»d erkasit haben Der Doktor Brand selbst hat über diele Umstände jede TrNär»»g verweigert. Kür die That selbst ist daher »« so Vr»iger eiae erhebliche Aufklä-r»>g vari» au>»treffe». Säm»tli«he Er»ittel»»ge» der Bor»»tersuch»»g find hiermit dar» gestellt. Daß ei» Verbreche» vorliege, ist darnach »icht zu bezweifel». Die Frage ist »»r. welches Verbreche» rechtlich anzu»ehme» ist. Es ta»» »»r aeschwa»kt werde» zwische» Todschlag und zivische» Mord. Für Mord spricht geradez» das eige»e Geftänd»jß des Angeklagte». Z»» Morde gehört Borbedacht »»d Ueb«rleg»»g der That. So klagt Wege der Arbeitsgeber endlich zur Entlassung der fähigsten Individuen gezwungen wird. Werden solche entlassene Arbeiter gleich das Weichbild der Stadt ver« lassen, anderweitige Beschäftigung finden, oder fallen fie vielmehr der öf. sentlichen Wohlthütigkeit anHeim, wenn fie nicht gar die öffentliche Sicher-heit gefährden? Ist es unmöglich, daß veränderte Administration oder andere Ursa-chen die Südbahngesellschaft veranlassen, einen Theil der Arbeiter wenig-stens zeitweise zu entlassen, wird die Stadt durch solche Maßregeln unbe-rührt bleiben? Kann eS der Stadt gleich bleiben, an Tausend fleißige sparsame Ar. beiter zu beherbergen, oder in ihrer Nähe ein künstlich geschaffenes Pro-letariat zu wissen? Zn ernster Zeit lvie die gegenwärtige kann eine solche Frage für die Bäter der Stadt nicht gleichgiltig sein, denn haben fie die Aussicht, allfällige Nachtbeile zu tragen, so ist es ihr gutes Recht, die Be-seitigung jener Berkehrsbeschränkunaen zu fordern, ivelche nicht nur uns die rechtlichen Vortheile entziehen, sondern alle Theile mit Ausnahme eines Monopolisten unbefriedigt lassen. — Sollte es der Werkstätteu-Direktion nicht thunlich erscheinen, ihren Arbeitern den allgemeinen Kredit, durch Beseitigung dieses Monopoles, zu eröffnen; sollte es der politischen Behörde, so wie der Stadtgemeinde nicht dienlich erscheinen, in der Angelegenheit einzuschreiten, so acht es für den einen Theil der Bethelligten — die Arbeiter —noch ein Mittel der Selbsthilfe, d. i. die Assoziation. — Unzweifelhaft gibt es Einzelne, welche bisher die Bedürfnisse für fich oder ihre Familien gleich, oder wenigstens innerhalb eines Ähnungstermi-nes baar entrichten. Treten nun eine beliebige Zahl solcher Leute zusammen, um ihre Bedürfnisse auf dem Markte, bei Fleischern. Kaufleuten. Gasthäusern oder der-gleichen, gegen Baarzahlung oder gegen Kredit bis zum nächsten Löhnungs-tal^e, thunlichst gemeinsam zu beschaffen, und bestätiget nöthigenfalls die Werkstätten Direktion solchen soliden Arbeitern, daß nach ihrem bisherigen Leumund selben ein 14tägiger Kredit eröffnet werden kann, so ist dtese primitive Form eines Konsumvereines der ficherste Weg. nicht nur zur wolilfeilen Berprovia»»tirung der Beitretenden, sondern die Mehrzahl der bisher stets Verschuldeten wird die Vortheile der Theilnehmer des Vereins kennen lernen, und zu jener Solidität und Sparsamkeit genöthiget wer-den, welche ihm den Beitritt in den Berein ermöglicht. Bei der Intelligenz, welche ihre Vertretung in dem zahlreichen Auf-fichtspersonale der WerkPätten findet, werden die Arbeiter ficher in einem Unternehmen nicht ohne Unterstützung und Anleitung bleiben, welches nicht nur ihren persönlichen Bortheil bezweckt, sondern selbst im Interesse der Südba'ingesellschaft als Arbeitgeber liegt. Einen solchen freiwilligen Konsumverein der Arbeiter werden sich alle Bortheile des direkten lkiN' tauses um so mehr eröffnen, als die Sicherheit der baren Bezahlung eine erhebliche Konturrenz darbieten wird; diesem freiwilligen Arbei» ter Berein soll und muß die Direktion für einen gewissen Theil des täglichen Lohnes Garantie leisten, und es wird Sorge der frei gewählten Administration des Bereines sein, daß dieser ficher ge-stellte Kredit nicht überschritten wird. Daß der Pächter der innerhalb der Werkstätten gelegenen Restauration auf diese Weise in die allgemeine Konturrenz einbezogen wird, scheint uns ein Geliot der Nothwendigkeit; und glauben auch, daß die Südbahn-Direktion in keiner Weise Vertragsmäßig gebunden sein dürfte, einen Vorgang aufrecht zu erhalten, der ihre Arbeitskräste wenn vielleicht auch nicht physisch, doch wenigstens moralisch unnüd vergeudet. Unverhältnißmüßig hohe Schulden könnten jedenfalls nur durch einen so mäßigen Abzug beglichen werden, daß dem Arbeiter beim Eintritt in den Berein eine ang'Messene Existenz gesichert ist. worin wir wieder keinen Nachtheil des Pächters sehen, denn der solide sparsame Arbeiter gibt durch eine langsame Abzahlung mehr Garantie, als der bereits liederliche, da »vir kaum glauben, daß die Direttion verpslichtet ist. selbst unbrauchbare Individuen bis zur Abtragung ihrer Schuld an den Pächter zu beschäftigen. — Mögen diese Andeutungen zu e»ner allseitig befriedigenden Lösung der Angeklagte sich selbst an. Nichts spricht für etwas Anderes, für einen Uoße» Todesschlag. Dieser erfordert die Ausführuug der That in der Gäheit des Zornes, in dem übersteigenden Drängen eines Affektes, auch vielleicht einer Leidenschaft. Von dem Allen zeigt der Fall uns nichts. Die That kann erst ausgeführt sein, nachdem der Angeklagte über eine volle Stunde zuriick war. Und keine Spur bis dahin von einem Streit, von irgend einem anderen Ereignisse, bei welchem Affekt oder Leidenschaft hätten wirken, zu einem so schweren Verbrechen hinreißen können. Ist es anders, »var wirklich ein derartiges Ereigniß vorgefallen ^ es war Pflicht des Angeklagten, sich darüber auszulassen; daß er dies verweigerte, zwingt um so mehr zu der Annahme des GegentheilS, er hat etwas zu verbergen, was seine Schuld nur vergrößern, erschiveren kann. Andererseits spricht auch Folgendes positiv für einen Mord. Der Angeklagte war eifersüchtig. Er hatte ivahrscheinlich eine Nachricht, vielleicht nnr eine Ahnung vo» einer bevorstehenden Zusammenkunft des Lieutenants von Feldheim mit seiner grau. Er wollte sie überrasche», vm Rache zu nehmen. Er bereitete dies zweckmäßig vor. Er gab an, z« einem drei Meilen entfernt wohnenden Kranken ftihren zu müssen, erst am folgende» Tage zurückkehren zu können Er kehrte mitte» in der Nacht zurück. De» Brief, der ih» z» dem Kranke» nef. hat Niemand gelesen. Der Bote, der ih» brachte, war ein Unbeka»»ter, der »icht wieder hat ermittelt werde» kö»ne». Der «»gebliche Kra»ke ist aar »icht krank gewesen »»d hat weder Brief »och Bote» geseadtt. Hier tag ei»e abficht-liche Mystifikatio» vor. Von wem fie ausging, wer tan» dara» zweifeln 7 So war planmäßig, mtt rnhigem Vorbedacht, «it Narer Uet«rleg»ag das Verbreche» vorbereitet. So forder» die Gesetze de» Thatbesta»d des Berbreche»s des Mordes. So klagt der A»geNagte fich selbst a». So wird auch hiermit die Autlage i« Name» des Gesetzes gegm ih» erhoben! (Aortsetz»»g folgt.) führen, und fich jene Freunde der Arbeiter finden, welche bei der Srrich» tung eineß solchen Spardereinc^ rathend bchifiich find; denn die Früchte dieser Genossenschaft »Verden dem G^müthe der Betheiligten erst jene Ruhe geben, welche die Erfolge deS bereits bestehendell Musik« und Gesangvereines derselben Anstalt zur vollen Bedeutung bringt. Marburger Berichte. (AuS der Gemeindestube.) Die außerordentliche Versamm-lung des GemeindeauSschusseS am 23. d. M. ivar hauptsächlich deßw^en einberufen worden, um an den Entwurf, betreff.nd dir besondere Ord nung der Gemeinde, die letzte Feile zu legen. Der Bürgermeister Herr Andreas Tappeiner eröffnete die Sipnng um 3 Uhr unl» theilte mit, warum er dieselbe anberaumt. Der liandtag hnbe grundsatzlich beschl^en. der Stadt eine besondere Gemeindeordnung zu bewilligen und am Donnerstag komme das betreffende Gesetz zur Verhandlung: der L^gierungS kommiffär vellange aber noch einige Aenderungen des Entwurfs, indem ohne dieselben daS Statut keine Aussicht hätte, genehmigt zu werden. Der Herr Bürgermeister betonte die Wichtigkeit einer besonderen Gemeinde-ordnung für Marburg, indem eS eine Ehre sei, in die Reihe der auS» erwählten Gemeinden deS Reiches zu treten und daS Ansehen der Stadt dadurch gar mächtig gehoben werde. Der Herr Bürgermeister verhehlte aber auch nicht, welche Pflichten sich die Gemeinde in Folge einer solchen Begünstigung auferlegt, und cS wurde nach dieier Einleitung zur Verhandlung geschritten. In dem letzten Entwürfe war die Bestimmung wegge. blieben. 0aß der Borstand deS Gemeindeamtes zur politischen Verwaltung befähigt sein müsse, indem der GemcindcauSschuß der Ansicht war, eS werde ohnedem kein Unfähiger zu diesem Amte gewählt werden. Der RegierungSkommifsär besteht aber darauf, daß diese Befähigung nachi^e-wiesen sein müsse und so willfahrte denn der GemeindeauSschuß dem Verlangen. DaS Gleiche geschah auch mit dem Paragraphe, daß die Ge« memde auf ihrem Gebiete auch die zum Gerwaltungskreife der politischen Behörde gehörigen Geschäfte zu übernehmen habe, bei welcher Bestim-mung die Regierung nach einer Mittheilung des Herrn Bürgermeisters besonders an die Einhebung der Steuern denkt. Schwieriger, alS bei diesen Aenderungen, erwieS M die Versammlung ge^n die Forderung: „Die Regierung kann die Geschäfte deS übertragenen Wirkungskreises ganz oder theilweife durch ihre Organe besorgen lassen." Der Herr Bürgeimei-fter versicherte, er habe fich dagegen erklärt, indem er die Gefahren nicht übersehe, welche der Gemeinde auS dieser Bestimmung erwachsen können ; aber die Besorgniß, daS ftagliche Gesetz könnte am Widerstande scheitern, überwog die Bedenken und eS wurde im Sinne der Regierung beschloffen. Die Aufnahme deS Z. 93 deS allgemeinen Gesetzes (Gemeindeordnung vom 2. Mai 1864) rief eine längere Debatte hervor, an welcher fich au« ßer dem Borfitzenden noch die Herren: Girstmayr. Stampfl. Perko und Dominkusch betheiligten. Dieser Paragraph, l>er nun auch in unserebeson-dere Gemeindeordnung eingefügt werden soll, lautet: „Macht sich der Gemeindevorsteher in Handhabung deS im übertragenen Wirkungskreises einer solchen Pflichtverletzung schuldig, daß ihm die Besorgung der Ge schäfte desselben ohne Gefährdung deS öffentlichen Interesses nicht wei-terhin belassen werden kann und trifft der Ausschuß über ergangene Auf« forderung keine Abhilfe, so kann die politische Bezirksbehörde zur Besor-gung diejer Geschäfte auf Kosten der Gemeinde ein anderes Organ be« stellm. Als dieser wichtige Gegenstand erledigt war. kamen noch einige Angelegenheiten von minderer Bedeutung zur Verhandlung. Herr Wilhelm Hauser. der in der Wertstatt der Südbahn bedienftet ist. ein HauS in der Magdalena Borstadt gekauft hat und Willens ist. sich zu verheirathen, ersucht für den Fall seiner Entlassung auS dem würtenber-gischen Staatsverbande um die Zusicherung, daß er in den Verband der Gemeinde aichenommen wird. (Wurde ertheilt.) Die Herren: Johann Schocher in Melling und Lorenz Hans, gegenwärtig Malergehilfe in Cilli. erhielten die Ehebewilligung. Herr» PrimuS Tautscher. Binder. 63 Äahre alt, arm und erwerbSunfähm. ward eine monatliche Unterstützung von 1 A. kr. zugesprochen. Die Sitzung schloß um 4'/, Uhr. Abwesend waren die Herren i Kartin (krank), von Feyrer und LöschWg (beurlaubt im Laudesdienst als AbgeordneteV Marco, Waltner und Wundsam (we-geu driugender Geschäfte entschuldigt.) (Theater.) ^Die Auna-Llese, oder: DeS DessauerS Zngendliebe". ei» Schauspiel in 5 Anzügen, welche» am 23. d. M. über die Bretter ging, erntete den BeisaU deS leider spärlich anwesenden Publikums und war es besonders die Rolle des FrüuleinS Arnim (Anna Liese), welche unser vollstes Interesse in Anspruch nahm: die Künstlerin gab den Charakter der jugendliche» Geliebten de» forschen Dessauers m»t scharfer Auf-fassuna und herzinniger Wärme. Frau Kronau bemühte sich nach Kraf-ten. als „Fürstin Henriette-, die Mutter, Bormünderin und Regentin dar-zustellen. Die Männerrollen deS Stückes — Leopold von Dessau (Herr Karschin). Gottlieb Föhse. Apotheker (Herr Biel), Marquis de Chaiisae (Herr Edelheim). von Salberg (Herr Baumaun) — waren gut besetzt. — Am 24. Jänner kam: ..Der Werkelmann und seine Familie" von Anton Langer zur Aufführung — ein Original-LebenSbild. wie eS der Verfasser nennt, abec kein wahreS: die „gute Gesiunung" deS Oesterrei-chers lhut dem Dichter großen Eintrag. Gespielt wurde im Einzelnen recht brav und fanden namentlich die Lieder deS Werkelmannes (Herr Baumaun) und seines Gehrlsen Poldl (Herr KoteN Beifall: der Leierka-ste» aber war der schrecklichste, der je noch »sere Ohren geqnält. Die.Ge-sammtdarstellung hätte gernndeter sein könne». (Diebstahl.) Als neulich ein Gastwirth in der Kärntner-Borstadt »»sere» Bericht laS, daß vo« einem Wage» daS Spritzleder gestohl,» worde». erinnerte er fich, daß er ja anch in seinem Hofe ei» Gefährt stehe» habe. Ange»blicklich begab er sich n«ch Hause, um nachzusehe» j seine Bef»rcht»»g hatte sich leider erfüllt; daS Spritzleder war weggeschnit te» »»d gestohlen. Verstorbene in Marburg. Am 24. Jänner: Herr Josef Wabitsch, Hausbefitzer, SS Jahre, vaffersncht. — Martin Sterling, Schloffer, 32 Z.. Typhus. — «m 2b: Anton Pattiarta. Taglöhuer, I., Lu»iiei>stchl> 2b) Aaitl»slig«ug. Für die Ehre der Begleitung bei dem Begräbnisse meines unver« geßlichen SohneS Carl spreche ich hiemit Allen, insbesondere dem löb-lichen Turnvereine für den GrabeSgesang meinen innigsten und wärm» sten Dank aus.__Aßlißl» W»U. 5—6A) Ctt. gutes Mes Heu zu haben bei Tetdl in Gam<. (28 Nr. 11841. In Folge Ermächtigung der h. k. k!^ Statthalterei findet am 24. Februar d. 3. Vormittags 11 Uhr beim k. k. Bezirksamte in Marburg die Vergebung nachstehender Brücken« und Kanal-HerstellANgen statt, als: ») Die Reparatur der oberen Aiglenzerbachbrücke an der von Aialeazen nach St. Martin führenden Bezirksstraße im banSmtlichen Kostma»-schlage von 36 fl. 39 kr.. d) die Rekonstruktion der g^lenzerbachbrücke ander Grenze der Gemeinde» Untertäubling und St. Martin im banämtlichen Kostenanschlage vo» 798 fl. 51 kr., o) die Herstellung von 2 neuen Kanälen an der von Untertäublina «ach St. Barbara führenden Bezirksstraße im banämtlichen Kostenanschläge von 150 fl. 1 . ä) die Herstellung eines neuen Kanals auf der Wurmberger Bezirks' straße im bauämtlicheu Kostenanschlage von 77 fl. 27 kr., »ad v) die Reparatur der Mettauerbachbrültt in Untertäubling im bauAmt-lichen Kostenanschlage von 396 fl. 29 kr. Oe. W. Wozu Unternehmungslustige eingeladen werden. K. k. Bezirkamt Marburg am IS. Jänner 1866. Der k. k. Bezirksvorsteher im Dienste abwesend: Füger. Kundmachung. UWiderrnflich «nr S Tage. Die vom großartigen Brande der berühmten Leinenwaaren-Aabrik des M. P. in Trautenau noch geretteten Leinenwaaren-VorrSthe im Werths von fl. wurdeu von der Assekuranz Gesellschaft hieher geschickt, um selbe während des gegenwärtigen Marktes um m veräußern. — Die Gelegenheit, reele und solide Waare zu bekomme», beliebe man nicht zu versäumen, indem Ußch nie ein ternrti» tiRißkr Verltanf stattgesunven hat. wie folgender Preis Eonrant kundgivt. Preis Courant vo« Lei«w>nde»: 1 Stück halbgebleichte Leinwand, 30 Ellen st. 6.— und höher 1 „ ganzgebleichte „ 30.....8.— 36 „ Rumburger. 37 Ellen für 12 Damenhemden Lederleinwand für Leintücher, 37 Ellen schlefische rohe Leinwand für Damenhem« de» und Leintücher .... GebirgSleinwand, Haadgespi»nst. 30 Ellen Rumburger Kettengarn, 30 Elle» Freudenthaler Lei»wand, 38 Elle» 50 Elle» Rvmburger Leiuwavd . 54 « .. hochfei»e Leinwa»d „ 10-„ 12-.. 12- 13.— 11— „ 12- „ 14.- 16.50 25.— „ Vs. Vä. Leintücher-Leinwand ohne Naht „ 35.— „ 40 Ellen für Kinderwäsche - ' „ 14.— 1 1 1 1 1 1 1 l 1 1 1 Preis'Eßuraat Vßu Tüchel«: Ein halbes Dtzd. weiße Rumburger Leinen Sacktücher kr. W »»d höher „ „ ftine Batisttüchel . . . fl. 150 „ „ „ Damen-Taschentücher „ 1.50 „ „ „ große Herren Sacktücher . „1-75 „ „ „ färbige Sacktücher . . . „ 1.20 ^ „ „ Kaffee- nnd Tisch-Serviette» kr. 60 „ Außerdem befindet sich noch a« Lager ein großes Sor» timent von Handtüchern zn 30 Ellen, und Abaepaßte. sowie Kaffee- «»d Tischtücher, alle Gattungen Barchente, Flanell. Banking, färbige n»d »eiße Leineugradl. Bettzeuge. Tischteppiche und Bettdecken. Sar»it»re» für 6. 12. 18 und 24 Personen zn staunend billige« Preise. — Vessnders bemerke»^erth . 10,000 Ellen beschädigte Leinwand-Reste^W zu äußerst billige« Preise. Das geehrte P. T. Publikum wird gebeten, vo» dieser K«»l^a. ch»ng Notiz zn nehmen, indem sämmtliche am Lager fich befindliche» Artikel »nter Garantie vo» Echtheit nnd richtige» Elilenmaße vertanft werden, und nicht mit marktschreierischen Avisen zn vergleichen. ^ Das Berkaufs Lokale befindet fich -Obere ^erre«gMUe vis de« „Hotel Ujtohe". AnSwärtige Kommiffionen werden auf das Promteste effettnirt. V«r»«t»«etiche? ReD«t»eur: Fr«»z Ni«sth«ler. Dr«h Weri«ß »«» Gh»«r» Z«»fchitz t»