ARGO. Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nummer 9. Laifoacli, im September 1894. III. Jahrgang. Reiseskizzen aus Italien. Von A. Müllner. (Fortsetzung.) Die bisherigen Auseinandersetzungen haben gezeigt, wie unser Land in inniger Fühlung einerseits mit der Balkanhalbinsei, anderseits aber, und dies besonders in der späteren Zeit, mit Italien stand. Es wird daher nicht überflüssig erscheinen, zum Schlüsse unserer Untersuchung an der Hand der Deschichte mit Beiziehung der Funde ein Bild der Culturvorgänge, welche sich in Italien abspielten zu entwerfen und an geeigneter Stelle das Herübergreifen in unsere Berge zu beleuchten. Geschriebene Geschichte und Ausgrabungsarchäologie müssen sich ergänzen, da jede für sich ungenügend ist, das Dunkel jener, Jahrtausende hinter unseren Tagen liegenden Verhältnisse zu lichten. Als treibende Ursachen imGewirre des Völkerlebens können wir dreierlei Momente erkennen : 1. Einfachen Erwerb, rein nur des täglichen Lebensunterhaltes, um welchen der Mensch von Anbeginn seine Kraft einsetzen musste. Im Streben nach dem täglichen Brode ging, und geht heute noch bei primitiven Völkern fasst die gesammte Thätigkeit des Individuums auf. 2. Bei höherer Civilisation tritt das Bedürfnis s nach Luxus und Verfeinerung der Lebensverhältnisse auf, es erhöht sich das Streben nach Erwerb, um diese grösseren Bedürfnisse zu befriedigen und da die wenigsten Nationen aus sich selbst jene Zustände zu schaffen in der Lage waren, Avelche wir höhere Oultur nennen, so mussten zwei Wege eingeschlagen werden um das Gewünschte zu erreichen, nämlich friedlicher Erwerb durch Handel, oder gewaltsamer Erwerb durch Raub und Krieg, oder schliesslich auch durch beide Mittel zugleich. Es ist jene Stufe, welche Göthe durch den Satz charakterisirt : „Krieg, Handel und Piraterie, drei einig sind sie, nicht zu trennen.“ 8. Herrschsucht, jener Charakterzug sthenischer Naturen, seien es Individuen oder Völker, welche mit Thatkraft und Rücksichtslosigkeit begabt, über minder sthenische oder herabgekommene Völker das Regiment und sorgenfreies Leben sich erkämpften. Bezeichnend für diese Verhältnisse ist der Vers eines anonymen römischen Dichters, mit dem er auf eine Anfrage, was er wohl arbeite ? — antwortete, indem er schrieb : „Inter „hails“ gothiciun: scapi jach mat, jach scapi trincali, non quisquis poterit samim prodiicere versum.“ „Beim gothischen „liail!“ Geschrei, — schnell schaffe Essen, schnell schaffe Trinken ! — wer soll da vernüftige Verse ersinnen!?“ Unser Land hat alle diese Stadien durchgemacht, allerdings nicht activ, sondern pasiv daran betheiligt. Im ersten Stadium befand es sich während der Pfahlbauzeit, die zweite Periode ist durch die s. g. „alte Bronze- und Hallstatt-Cultur“ charakterisirt. Im dritten Stadium befand es sich seit der keltischen Invasion. Doch blicken wir zunächst auf Italien, avo sich zumeist Alles vorbereitete, was unsere Alpenvölker berühren, bewegen, heben oder niederdrücken sollte. Schon in Nr. 5 des II. Jhrg. der „Argo“ haben wir jene Quellenstellen zusammengestellt, welche beweisen, dass sich schon die alten Autoren vor 2000 Jahren der Thatsache vollkommen bewusst waren, dass die Urbevölkerung Italiens rohe mit Stein- und H o 1 z w a f f e n ausgerüstete Wilde waren, aveiche eben im Erwerbe der täglichen Lebensnothdurft ihre Hauptthätigkeit ebenso entfalteten, wie alle auf dieser (Kulturstufe stehenden Völker und wie dies auch bei unseren krainischen Phalbauleuten, und ihren sonstigen Zeitgenossen im Lande der Fall war. Doch haben die alten Schriftsteller uns für diese Bewohner sogar Namen erhalten, Avas übrigens leider wenig bedeutet. Veneter sollen uns zunächst gewohnt haben, weiter unten S i c u 1 e r ? und L i b u r n e r ? welche aber von den Ümbrern, einem der ältesten Völker Italiens vertrieben worden sein sollen. Heute schreibt man die von uns erwähnten, und theil-weise besprochenen Funde von Bologna und die von ähnlichem Charakter, in Italien den U mbr ern zu. Die Umbrer rücken nach den alten Quellen gegen Norden vor, nicht aber wie manche meinen, dass die Bewohner der angränzenden Alpenländer mit einer ihnen eigenen Oultur, in die von den „Italikern“1) verlassenen Gegenden nachgerückt wären. Unsere Fibelarchäologen haben sich nämlich zu den, von den alten Historikern überlieferten Völkernamen neue ersonnen, welche auf zufällig in Gräbern erhaltene Fundstücke basili sind. So spricht man von „Italikern“ und „italischen Gräbern“ (Villanova), andere nennen sie „proto- oder paläoetruskisch;“ ferner spricht man von „ V e n e t i s c h e n“ Fundstücken mit den charakteristischen Typen von Este. Diese sind identisch mit den s. g. „Hallstattfunden“ unserer Alpen und Istriens, so dass z. B. Dr. Hörnes 1. c. p. 575 daraus folgert, dass zwischen den Venetern von der Etsch und deren Stammverwandten an der Save, Drau und Donau reger Verkehr geherrscht haben müsse. Diese Veneter in Oberitalien und unseren Ländern werden nun als „Illyrier“ erklärt, deren Beste die Albanesen sein sollen, so dass unser Krain und dessen Nachbarländer ursprünglich „Arnautisch“ gewesen wären ? ? Allerdings ist für diese sublime Behauptung noch nirgends die Spur einer Begründung vorgebracht worden, man behauptet eben, und wiederholt die Behauptung, bis man selbst daran glaubt und andere daran gewöhnt, es zu glauben; hierbei übersieht man, welche absurde Ungeheuerlichkeit man begeht, wenn man aus dem zufälligen Vorhandensein eines Schmuckstückes, auf die Nationalität oder Sprache eines Volkes schliessen will. Eher eignet sich dazu das Gefässinventar der Gräber, weil Geschirre eher locale Erzeugung waren als Schmuck. Aus diesen Metalldingen kann man über Handels- und Verkehrsbeziehungen, aber nie auf Bassenverhältnisse ein Urtheil fällen. Komisch klingt es, wenn man aus Ornamenten von Töpfen und aus Fibelformen auf Wanderungen und Vordringen von Völkern schliessen will. Ebenso haltlos ist es, auf das N i c h t v o r h a n d e n s e i n von Eisen ein Gewicht zu legen, wenn schon Bronze irgendwo vorhanden ist; ich fände sein Vorkommen in unseren Moorpfählbauten ganz na- ’) Ueber den Namen Italien verweisen wir hier auf die Stelle bei Strabo V, 1, 1, in „Argo“ 1893, p. 83, der zur Folge ursprünglich nur die Südspitze der Halbinsel, zwischen dem sieilisehen und tarentinischen Meere Italia hiess. türlich, ja erwarte seinen Nachweis geradezu noch von der Zeit. Indessen finden die Gelehrten hie und wieder doch auffallende Erscheinungen, welche sie mit ihren Theoremen nicht gut in Einklang bringen können. So bespricht Helbig1) p. 60 die durch geschmiedete Bronze- u n d Eisensache n charakterisirten Fundstätten Italiens, z. B. Villanova, das Feld Benacci bei Bologna u. a., und bemerkt dazu p. 61 : „In dieser Schicht, deren Bildung bereits begonnen hatte, bevor die Italiker und Etrusker in ihre historischen Sitze gelangten, macht sich eine höchst auffällige That-sache bemerkbar. Es finden sich nämlich darin mancherlei Utensilien, welche mit Exemplaren griechischen Fundortes in so auffallender Weise übereinstimmen, dass die Vermutung die betreffenden Typen seien unabhängig von einander sowohl auf der Balkan- wie auf der Apenninhalbinsel entstanden, entschieden ausgeschlossen ist. Vielmehr werden wir zu der Annahme genötigt, dass bereits damals Verkehr zwischen den beiden klassischen Halbinseln stattfänd und Kulturobjecte aus der östlichen in die westliche eingeführt wurden. “ „Wenn demnach jene Verbindungen zwischen der Balkan -und der Apenninhalbinsel in vorhellenisehe Epoche hinaufreichen, dann spricht alle Wahrscheinlichkeit dafür, dass die auf dem Landwege, um den istrisehen Meerbusen herum,2) stattfanden — eine Annahme, die um so glaublicher erscheint, als die mythische und die historische Überlieferung einen solchen Verkehr deutlich genug bezeugen.“ Und pag. 63 1. o. sagt Helbig: „Der Gedanke liegt nahe, dass diese gräco-italische Epoche keine andere war, als die, während deren die Vorväter der Griechen im Nordwesten der Balkanhalbinsel, wo wir Dodona als ihren ältesten Mittelpunkt kennen, die der Italiker in dem benachbarten Theile der Apenninhalbinsel wohnten und beide Völker auf dem Landwege mit einander verkehrten. “ Helbig flicht hier mit Becht Dodona in seine Discussion ein. Nun ist aber in Dodona ein Orakel, gleich jenem auf der libyschen Oase, und beide von Theben in Ägypten gestiftet, wie Herodot II. 55 bezeugt, wenn er sagt: „Die Priesterinnen zu Dodona erzählten mir also': Es wären zwei schwarze Tauben von Theben in Ägypten ausgeflogen, davon wäre eine nach Libyen gekommen, die andere aber zu ihnen, und die hätte sich auf eine Eiche gesetzt und mit menschlicher Stimme gesagt, es müsste allda eine Weissagung des Zeus entstehen. Die Taube aber, so zu den Libyern gekommen, sagten sie, hätte den Libyern befohlen, eine Weissagung des A mm un zu stiften. Und diese ist auch des Zeus.“ Herodot meint nun darüber folgendes: „Wenn die Phöniker wirklich die heiligen Weiber entführt und die eine davon nach Libyen, die andere aber 1) Das homerische Epos 1884. 2) Also durch Krain! nach Hellas verhandelten, so, glaube ich, wurde diese verkauft an die Thesproter in dem jetzigen Hellas, das damals P e 1 a s g i e n hiess. Herodot weiss somit, dass Dodona einst auf pelasgisehem Boden stand und durch Vermittlung der Phöniker aus ägyptischem Religionsmateriale gegründet wurde. Der Zeus von Dodona ist der Urgeist Am un Kneph von Teben, phönikiseh nach Sanchoniaton Kolpi ach = Windeswehen, griechisch Pneu ma. Selbst den Namen Dodona ist als Dodan, Dedan ein kanaanitisch-phönikiseher Landesname.1) Wir sind somit hier wieder bei den Pelasgern angelangt, über welche wir auf pag. 100, im Jhrg. 1893 der ,.Argo“ verweisen, avo die Stellen der alten Autoren, welche auf die Pelasgerinvasion in Italien Bezug haben, zusammengestellt sind. Es war eben um c. 1800—1500 v. Ohr. ein Drängen und Jagen nach neuen Wohnsitzen aus dem eivili-sirten und übervölkerten Osten nach Westen. Krieg, Handel und Piraterie trieb heimatlos gewordene Menschenmassen nach den Küsten der Balkan- und apenninischen Halbinsel, avo sie z. Th. noch Leute der Pfahlbaucultur an trafen, welche ihr ganzes Denken und Arbeiten nach dem, mit ihren armseligen Werkzeugen geAviss mühseligen Enverbe des täglichen Nahrungsbedarfes gerichtet, vorfanden. Dieser Periode gehören bei uns die schönen Bronzesachen der s. g. alten Bronzezeit an. In Italien die Kyklopenburgen, welche mit denen in Griechenland übereinstimmen. Nach Pausanias VIII. 3, schiffte Oenotrus, der jüngste Sohn des Städtebauers Lykaon zuerst mit einer Colonie nach Italien. Und dies war nach Pausanias die erste Colonie, die aus der Balkanhalbinsel ins Ausland gieng. Aus Epirus wanderten die Pelasger zumeist nach Italien, wo sie zunächst die grosse Ebene an der Mündung des Po besetzten und in den „philistinis-chen Gräben“ — Wassenverken zur Urbarmachung des Bodens, ihr Andenken hinterliessen. Nun war Italien entdeckt und es ergoss sich aus dem Osten alles mögliche Volk von Abenteurern dahin, ähnlich wie später nach dem neuentdeckten Amerika. Handel mit Handelsniederlassungen, Krieg und Piraterie wurden da getrieben, ähnlich Avie in Amerika in den ersten Zeiten nach der Entdeckung. Die Sagen von den Einwanderungen des Diomedes, des Aeneas und Janus* 2) verdanken ihre Entstehung dieser Abenteuererfahrten. *) c. f. Roth I. 91, und „Argo“ 1893 p. 123. 2) Dass Janus kein italischer Gott war, beweist die Sage von seiner Einwanderung zu Schiffe, dass er aber auch kein griechischer Dass die speculative!! Phöniker nicht auch mitgethan haben sollten, Aväre ganz unbegreiflich, umso mehr, als ihre grösste Colonie Karthago seit dem IX. Jhrh. Italien benachbart wurde. Mit vollem Rechte schreibt man daher die Sil-bergefässe der italischen Gräber mit assirischägyptischen Darstellungen, welche ihre Seitenstücke auf Sardinien in karthagischen Gräbern haben, den Phönikern zu, in deren Werkstätten sie gearbeitet wurden. Dieser ägyptisch-assirische Mischstil, — Cf. „Argo“ p. 134 die Silberschale aus Gäre, — herrschte nicht nur bei den eigentlichen Phönikern in Asien, sondern auch in Karthago und seinen Oolonien. Ein Prachtstück dieses Stiles ist die Vase aus Elektron von Chiesa di San Roccho di Palestrina, in der Provinz Rom, avo sie in einem Grabe mit Silberschalen etc. gefunden Avurde. Ich sah sie im Museo Kircheriano in Rom. Sie zeigt sechs Schlangen an der Mündung, um die Vasen sind 4 Zonen mit Darstellungen, ähnlich Avie auf den Situlen angebracht. In der ersten Zone Vögel (Gänse), in der zweiten Fussgänger, Reiter, Wägen und eine LöAvenjagd, im ägyptisch-assiri- • sehen Stile. In der dritten Zone wieder Jäger1). In der vierten Gazellen, ein Stier etc. Am Boden ist ein Löwe dargestellt. La Gäre und Videi fand man Goldplatten mit Flügellöwen, babylonischer Fabrik; Gelasse aus bläulichem Glasschmelz und ähnlichem Materiale, erweisen sich nach Material, Stil und Hieroglyphenschrift als ägyptisch, desgleichen Strausseneier mit Sphinxen u. a. m. In Präneste fand sich ein Silberkrug mit phönikiseh er und Hieroglyphen schrift (mon. dell’ Institi X. Taf. 32). So unterliegt es absolut keinem Zweifel, dass die ganze Westküste Italiens in ältester Zeit Waaren aus dem Osten bezog. Auch die Kenntniss der Münzprägung schreibt die Sage den Phönikern zu, den nach Aurelius Victor de orig, geni Rom. c. 3. „Soll Saturnus- (Ohiun-Kronos) den Abori'ginern auch die Kunst Erz zu stempeln und Münzen zu prägen gezeigt haben, welchen auf der einen Seite der Kopf des Janus, auf der anderen das Fahrzeug, auf dem er dorthin schiffte, aufgeprägt wurde.“ Wir sehen somit den Einfluss der Asiaten, erst der Pelasger, dann der Phöniker und Karthager auf war, bezeugt Ovid im Festkalender zum 1. Jänner,v. 90: „Aber zu welelien Göttern doppelgestaltiger Janus zähl ich dich. Gräcia ehrt keinen dir gleichenden Gott.“ P Dass bei den Phönikern selbst Frauen der Jagdlust oblagen, bezeugt Virgil I. 336—337 der Aeneis: „'Ist es doch tyrischer Mädchen Gebrauch den Köcher zu tragen, und die purpurnen Stiefel hinauf an der Wade zu schnüren.“ die rohen Aboriginer seit dem 17. oder 16. Jhrh. v. Ohr. sowohl durch die Schriftquellen, als durch die Funde übereinstimmend bezeugt. Dieser Einfluss wurde vielleicht mit Beginn des X. Jhrh. nach und nach von dem, der im Mittelmeere mächtig aufstrebenden Griechen verdrängt, welche die Semiten Schritt für Schritt zn beseitigen begannen. „Die Hellenen entledigten sich nicht bloss der pliöni-kischen Faktoreien in ihrer europäischen und asiatischen Heimat, sondern verdrängten die Phöniker auch von Kreta und Kypros, fassten Fuss in Ägypten und Kyrene und bemächtigten sieh Unteritaliens und der östlichen Häfen Siciliens. Überall erlagen die kleinen phönikisehen Handelsplätze der griechischen Colonisation,“ schreibt Mommsen in seiner Eöm. Gesell. YII. Auf. I. p. 142. Nur das Westmeer behaupteten sie im Bunde mit den Etruskern, mit welchen sie Handelsverträge und Waffenbündnisse — (avfxaayia) — Schlossen. (Fortsetzung folgt.) ------------- Kleinere littheilungen. Die rätliselliaften Fallen vom Laibaclier Moore. (Schluss.) Ueber den Zweck dieser Apparate wurden von verschiedenen Forschern und Laien verschiedene Ansichten ausgesprochen. Die in Italien im Valle di Fontega gefundenen, erklärte Dr. Meschinelli erst für Modelle prähistorischer Boote, später als Fallen für Wassergeflügel. Die im Laibacher Moore entdeckten nannte der Volksmund „Schiffchen.“ Custos Deschmann hielt sie für Bie-berfallen, da Reste der Bieber in zahlreichen Exemplaren von Schädeln im Pfahlbau gefunden wurden und reiht sie unter die Pfahlbaufundstücke ein. (Cf. Führer durch das krain. Landes-Museum, p. 37, Nr. 36.) Die in Norddeutschland gefundenen Exemplare wurden von Dr. Boldt und Major von Heister für Ottern fallen erklärt; Dr. Hildebrandt aber hält die von Tribsees für ein Fischbehältniss, oder Theil eines Apparates zum Fischfängen, an welchen in den Seitenlöchern Netze angebracht werden konnten. Die Falle von Wales wurde gar von einigen als ein Musikinstrument gedeutet und mit dem Namen der „Welshen Harfe“ belegt. Andere hielten sie für dem Theil eines J o c h e s oder ein I n s t r u m e n t, w e 1-ches beim Torfschneiden benützt wurde. Mr. Barnwell deutet sie als eine Maschine zum Torfziegelmachen. Ja selbst für eine Art Pumpe oder Käsepresse wurde die Sache von den Leuten in Ulster angesehen. Der englische Forscher Herr Robert Munro, welcher in den „Proceedings of the society of antiquaries of Scotland“ 1891 eine Abhandlung über diese Geräthe unter dem Titel: „Notice of some curiously constructed wooden objects found in peat bogs in various parts of Europe, supposed to have been otter and beaver traps“ veröffentlichte, spricht sich zum Schlüsse derselben, p. 12, ff, in folgender Weise über die Frage aus: „Im Ganzen genommen sehen wir, dass die Gegenstände in zwei Classen eingetheilt werden können, je nachdem sie eine oder zwei Klappen haben. Es ist bemerkenswerth oder zu vermuthen, dass der geographische Fundort der ersteren näher den britischen Inseln ist. Ich denke jedoch nicht, dass der verschiedenartige Charakter dieser Classification von grosser Tragweite ist. Die anscheinende Vervollständigung der zwei-klappigen Maschinen ist einfach nur eine Verbesserung der einklappigen. — — — Die Auffindung so vieler, in ihrer Art einzigen Maschinen in so weit getrennten Ländern als Irland, Wales, Norddeutschland, Laibach und Italien muss eine Sache des höchsten Interesses der Archäologen sein, und keiner kann bestimmt behaupten, dass eine bestimmte Erklärung für ihre Verwendung aufgefunden worden ist. — —• So viele Vermuthungen hierüber auch ausgesprochen wurden. — Ich möchte die Aufmerksamkeit auf eine Thatsache lenken, welche zur Lösung dieses Räthsels beitragen könnte, nämlich dass die Exemplare in Italien, Laibach und Irland alle in Torfmooren gefunden wurden, welche der Beschreibung nach Seen waren. Vielleicht ist es auch der Fall bei Anderen, aber dieser Punkt ist in den kurzen Notizen nicht berührt. Wenn diese Maschinen wirklich als Fallen verwendet wurden, eine Meinung, die mir am wahrscheinlichsten vorkommt, so könnten sie nur im Wasser wirksam sein, wo das Thier seinen Kopf von unten hineinstecken konnte, und unter den Wasserthieren sind es nur Otter und Bieber, auf welche die Bedingungen passen. Prof. Flower, welcher der Sitzung der brit. Association für den Fortschritt der Wissenschaften in Leeds präsidirte, woselbst ich in Kürze über diesen Gegenstand sprach, meinte, dass es keine Fallen für beide sein könnten, da dieselben einen verschiedenen Köder haben müssen. — Ich glaube nicht, dass daran viel Wichtigkeit liegt, da die Wahl des Köders wohl eine einfache Sache ist. — Noch besteht nach meiner Meinung keine Schwierigkeit in Betreff der Veränderungen in der Lage der Öffnungen, da der Kopf der beiden Thiere hinein gesteckt werden kann. Das Zusammensein der Laibacher Maschinen, mit den Resten der Fauna aus den Pfahlbauten, in welchen der Bieber so sehr verbreitet war, macht es sehr wahrscheinlich oder lässt wenigstens sehr vermuthen, auch nach der Bestimmtheit von Dr. Deschmanns Meinung, dass es Bieberfallen sind. Obsehon dieses Thier überall in Europa ausgerottet ist, — so ist es zweifellos, dass es in prähistorischer Zeit kein seltener Bewohner dieses Theiles der Erde war. — Seine Gebeine befinden sich unter den Knochenresten, welche durch Herrn Boynton in den kürzlich aufgedeckten Pfahlbauten zu Holderness gesammelt wurden, und in der That ist es geschichtlich erwiesen, dass dieses Thier in Wales und Schottland bis in die Mitte des XII. Jahrh. lebte. Ich wurde aber nie gewahr, dass seine Beste je in Irland gefunden wurden, noch dass sie vorflndlich waren unter den Knochenresten, die jetzt oder vorher im See Fimon gefunden wurden. •— In solerne ist es nicht völlig gewiss, dass diese Maschinen, gefunden an diesen Orten, Bieberfallen waren. — Dass jedoch der Bieber im Po-Thale häufig vorkam, haben wir gewisse Nachrichten, da seine Knochen an verschiedenen Orten gefunden wurden, z. B. in den Terramaren von Castellaccio und Cogozzo. Ebenso häufig sind sie unter den Besten der Pfahlbauten der Schweiz und Norddeutschlands.“ Soviel vorläufig über den heutigen Stand der Frage, welche wir demnächst noch zur Sprache zu bringen gedenken. Müllner. Die „Ei sen frage“ bei der antliropologiscli-arcliäologisclien Versammlung in Sarajevo. Die bosnisch-herzegovinische Landesregierung war seit der Occupation dieser Länder nach Kräften bemüht, auch die wissenschaftliche Durchforschung der neuen Provinzen zu fördern. Den historischen Monumenten, dem Volksleben, der Naturgeschichte, der Archäologie, der Diplomatik und wie all die Wissenszweige heissen, wurde die vollste Aufmerksamkeit gewidmet, ein Landesmuseum gegründet und höchst interessante Publicationen veröffentlicht. (Of. „Argo,“ 1894, Nr. 2 und 4.) Das Materiale ist bereits ein grosses und wächst stündlich angesichts der umsichtigen Thätigkeit wissenschaftlich gebildeter Männer. Speciell für die Urgeschichtsforschung versprechen Bosnien und Herzegovina ein reiches Materiale zu liefern. Vorsorglich hat die Landesregierung ein Gesetz geschaffen, welches die Raubgräberei, den Verkauf und die Verschleppung der im Lande gefundenen Antiken aus dem Lande hintanhält. Es ist doch selbstverständlich, dass nur dann ein wahres Bild der Verhältnisse eines Landes gewonnen werden kann, wenn die im Landesboden gefundenen Objecte beisammen bleiben. Nicht Handelswaare und Ausstellungsobjecte für Sammlungen, oder „Raritäten“ für Liebhaber, sondern Documente für die Landesgeschichte müssen diese Dinge werden, sonst sinkt die Sache zur Tändelei und gemeinen Krämerei herab. Da nun die Kenntniss von Massen dieser Alterthümer, unter welchen oft die unscheinbarsten Dinge von grösster Bedeutung sein können, durch literarische Publicationen nur in beschränkter Weise möglich ist, so hat, vom wahrhaft wissenschaftlichen Gesichtspunkte ausgehend, die Landesregierung für Bosnien und die Herzegovina Vertreter der prähistorischen Archäologie aus den verschiedenen Staaten Europas im August nach Sarajevo geladen, um ihnen Gelegenheit zur Autopsie zu bieten. Es waren erschienen: Aus Deutschland, Dr. v. Virchow, welcher das Präsidium führte, Dr. Ranke und Dr. Voss; aus England, Dr. Munro sammt Gemahlin; aus Frankreich, Dr. Mortillet, Reinach sammt Gemahlin und Dr. Verneau; aus Italien, Prof. Pigorini; aus der Schweiz, Dr. v. Fellenberg und Dr. Heierli; aus Schweden, Dr. Montelius. Wir geben im Nachfolgenden unseren Lesern ein gedrängtes Bild der Hauptresultate der Verhandlungen dieses interessanten Congresses nach den ausführlichen Berichten der trefflich redigirten „Bosnischen Post“ in Sarajevo. Zwei hochmerkwürdige Fundplätze waren es, welche zunächst die versammelten Forscher beschäftigten, nämlich das 18 lem westlich von Sarajevo gelegene Butmir und die Hochebene von Glasinac mit ihren Massen von Tumulis. Das Terrain von Butmir, welches c. 10,000 m2 umfasst, ist ein sanftgewölbter Hügel, von .dem Berghauptmann Radimsky über 2500 m2 umgegraben hat. 80 bis 40 cm unter der Humusdecke liegt die alte Oulturschichte 110—140 cm mächtig, erfüllt von Scherben, Steingeräthen und sonstigen Fundstücken, darunter Idolen aus Thon. Unter dieser Schicht liegt 90 —110 cm bräunlicher, homogener und compacter Lehm, darunter Schotter in 2 m Tiefe. Im Lehm bemerkt man muldenförmige Vertiefungen, in welchen Massen von Steinartefacten liegen. Auch die Menschenfiguren aus Thon sind sämmtlich in diesen Gruben gefunden worden. In der dunkeln, lehmig-aschigen Grundmasse der Oulturschichte finden sich Streifen von Holzkohle, Lagen von gelbem, ungebranntem Lehme und 30—40 cm mächtige Schichten gebrannten Lehmes mit Abdrücken von Holz, welches wahrscheinlich den mit Lehm verstrichenen Holzhütten angehörte. Jede dieser Hütten hatte einen Durchmesser von 5—7 m; von senkrecht in die Erde getriebenen Pfählen zeigte sich keine Spur. Herr Radimsky gewann bei seinen Arbeiten über 12.000 Fundstücke der s. g. „neolitischen Zeit,“ d. h. der Zeit der geschliffenen Steine. Es kamen da Massen von Beilen, Messern, Meissein aus Stein zum Vorscheine, in allen Fabricationsstadien, vom rohen Werkstücke bis zur höchsten Vollendung durch Schliff und Politur. Ueber die historische Bedeutung gingen die Ansichten ziemlich auseinander, und blieb die Frage noch ungelöst. Professor Pigorini hält den Platz für identisch mit den italischen Terramaren und unseren Pfahlbauten. Dr. Montelius erklärt ihn für eine Steinzeitansiedlung und setzt dieselbe mindestens vor 2000 v. Ohr. Dr. Mortillet meint, es sei ein Fabricationsplatz für Thon- und Steingeräthe gewesen, wo Steinmaterialien aus der nächsten Umgebung des Fundortes verarbeitet wurden, auch die Thongefässe seien im Grossen und Ganzen aus einem und demselben Materiale gearbeitet. Dr. Montelius weist auf die häufigen Spiralornamente hin, welche man nicht gewohnt ist, in der s. g. Steinzeit zu linden, und meint, die Erzeuger dieser Thonwaaren wären in Verbindung mit den Cultur-völkern des Südostens gestanden, da einige Scherben grosse Aehnlichkeit mit solchen aus Sicilien zeigen. Solche Spiralen kommen nur am östlichen Mittelmeere in Bosnien, Ungarn und Skandinavien vor, d. h. auf dem Wege zwischen Mittelmeer und Ostsee. In Aegypten sind sie schon im III. Jahrtausend v. Ohr. constatirt. Dr. Hörnes glaubt an phönikischen Einfluss denken zu müssen, und meint, dass wir durch Butmir die Kenntniss einer neuen Etappe des Weges gewinnen, auf welchem durch den Einfluss des Orientes künstlerische Ideen unter den nördlichen Völkern Europas verbreitet worden sind. Geheimrath Dr. Virchow bespricht die makroke-phalen Kopfformen der Idole von Butmir, deren Art der Ausführung sehr viel Eigenthümliches hat. Anhaltspunkte hierfür haben wir in Cypern und im Kaukasus. Dr. Virchow plaidirt für den Import, tvenn nicht des Materiales, doch der Mode, der Form und Deformität der Köpfe. Ein Ornament von Butmir hat die mykänische Form, welche Dr. Virchow auf phönikischen Einfluss bezieht. Wenn Phöniker im Adriatischen Meere waren, was Dr. Virchow für wahrscheinlich hält, so steht nichts der Annahme entgegen, dass auch eine kleine Colonie phöniki-scher Leute nach Butmir gekommen ist, welche hier eine Werkstätte für Fabrication von Stein- und Thongeräthen gehabt hat. Hofrath Dr. Benndorf findet im Fundmateriale von Butmir zahlreiche Beziehungen zur mykänisehen Periode. Dr. Voss weist auf die grosse Aehnlichkeit von Butmir mit der neolithischen Ansiedlung von Tordos an der Maros bei Broos in Siebenbürgen, welche Fri. v. Torma erschloss, hin. Ausser der Aehnlichkeit der Ornamente, besteht auch eine weitere darin, dass Thonfiguren Vorkommen, nicht so schöne, wie die besser gearbeiteten in Butmir, sondern von der Form der roheren, welche nur mit den Fingern geknettet wurden, als deren Repräsentant bisher nur eine Figur aus dem Laibacher Moorbecken bekannt war. Nicht geringeres Interesse erregte die zweite Fundstätte, nämlich die Gräberfelder auf der Romanja planina um Glasinac. Der Entdecker dieser Nekropolen war 1879 der k. k. Lieutenant J. Lexa, welche anlässlich eines Strassenbaues vier Tumuli abtragen liess und darin Eisen-speere, Bronzekannen und einen bronzenen Räucherwagen fand. Wie Herr Radimsky über seine Ausgrabungen in Butmir, so berichtete Herr Oustos-Adjunct Fiala über seine Erfahrungen um Glasinac. Die Zahl der hier befindlichen Tumuli wird auf 20.000 veranschlagt, welche sich um etwa 30 Wallburgen, die auf einem Gebiete von e. 30 Quadratmeilen vertheilt sind, gruppiren. In den Ebenen finden sich keine Tumuli, stets sind sie an den Hügelabhängen situili, auf denen Castelle gelegen sind. Die Tumuli bestehen weitaus zumeist aus Steinen, welchen mehr oder weniger Erde beigemengt ist. Bei der Bestattung wurde zunächst die Grabstelle mit auf das Terrain gesetzten Steinen, annähernd in Kreisformen, bezeichnet, hierauf die Leiche oder die Brandreste hingelegt und dann mit Erde oder Steinen überdeckt. Bisweilen liegen die Leichen auf einem er-höhetem Steinbette. Auch Familiengräber kommen vor. Es kommt theils Leichen- theils Brandbestattung vor. Erstere ist vorherrschend, c. 60°/o- Auf Brandgräber entfallen etwa 30°/0, etwa 10°/o ist gemischte Bestattung, Leichen und Brandgräber beisammen. Herr Fiala hat bis dato rund 1000 Tumuli geöffnet und eingehend studili. Er hält dafür, dass die Leichenbestattung hier älter als die Brandgräber sei. In Skeletgräbern fanden sich vorwiegend griechische Fibeln, massivgegossene Armringe mit übergreifenden abgehackten Enden, Scheibenfibeln mit knöcherner Platte und gegossene Ziernadeln. Die Brandgräber hingegen ergaben vorwiegend Knoten- und Certosafibeln, die Certosa-Armbrustfibel, Haarnadeln mit kreuzförmigem Kopfe und Armbänder aus Bronzeblech mit getriebenen Verzierungen. In Gräbern, wo Skelette und Brandreste zusammen lagen, fand Herr Fiala sehr häufig die zweischleifige Bogenfibel; die Kahn- und Knopffibel (Rhombenfibel?) und die Brillenfibel. Ausserdem fanden sich Tumuli, welche aus der Römerzeit, dem 2. und 3. Jhrh. angehörten, ja selbst noch um die Zeit der Völkerwanderung wurden hier Leute bestattet, wie die Funde lehrten. Im ganzen glaubt Fiala die Grabstätten in die Zeit vom 6. Jhrh. v. Chr. bis in das 6. n. Chr. setzen zu sollen. Man sieht somit, dass die Castelle Q der Romanja planina mit ihren Nekropolen die grösste Aehnlichkeit mit unseren krainischen Gradiščen zeigen. Dr. Montelius bemerkt, dass die ältesten hier gefundenen Fibeln mit italischen entweder vollkommen übereinstimmen oder mit ihnen nahe verwandt sind. Aus; den Formen, welche vorliegen, zog Dr. Montelius Schlüsse auf Beziehungen zu Nord-, Süditalien und Griechenland. Dr. Montelius stellt schliesslich die Frage nach dem „ökonomischen Hintergründe“ der Glasinacfunde, wie wir sie für Krain bereits aufgeworfen haben. Von einer grossen Handelsstrasse könne hier nicht gut die Rede sein, auch der Ackerbau ist zu unbedeutend um diesen Reichthum zu erklären. Nun da verfällt Dr. Montelius auf unser Eisen. — „Hat man hier nicht in der Nähe von Glasinac irgend ein Metall, Eisen oder Kupfer, dessen.Gewinnung die zahlreiche Bevölkerung und. deren Reichthum rechtfertigen würde?“ fragt Dr. Montelius, und sagt, man habe ihm geantwortet, Q Schade, dass aus dem Vortrage des Herrn Fiala nicht zu entnehmen ist, wie das Volk diese Anlagen nennt. „dass Spuren von manganhältigem Eisen am G1 a s i n a c gefunden wurden.“ Es wäre sehr wichtig, dies näher zu untersuchen. Erstens, um zu sehen, ob wirklich das Eisenerz existirt, zweitens, ob Spuren von einem alten Bergwerk vorhanden sind. Aber auch wichtig wäre es zu sehen, ob die aus den Tumulis stammenden Eisensachen manganhältig sind. Ich kann das nicht beur-tkeilen, meint Dr. Montelius, aber ich glaube, dass ein manganhältiges Erz auch ein Eisen liefert, welches manganhältig ist.“ Berghauptmaun Badimsky bemerkte, dass diese Fi-age wiederholt zwischen ihm und Herrn Fiala besprochen wurde. Leider konnte Letzterer wegen Zeitmangel derselben nicht näher treten. Soviel aber könne er sagen, dass an vielen Punkten des Glasinac, dessen Untergrund durchwegs aus Triaskalken besteht, verstreute Knollen ausgewitterten, zum Theile mangankältigen Eisenerzes angetroffen werden. Es kommt dort auch, wie aus der Karte ersichtlich, ein Thal vor, -welches „Kovačev dol“ = „Thal der Schmiede“ heisst. Ob in diesem Thale Spuren eines Bergbaues oder einer Eisenhütte Vorkommen, weiss Kadimsky nicht zu sagen. Eadimsky bemerkt ferner, dass man in mehreren Gegenden Bosniens Stellen alter Eisenschmelzereien finde, wo oft grosse Parthien der Oberfläche mit stark verwitterten Eisenschlacken überstreut, aber keine Spuren eines Bergbaues und keine Gebäudereste zu finden sind. Er glaubt, dass in Knollenform ausgewitterte Eisenerze gesammelt und in sehr kleinen Oefen ausgeschmolzen wurden,1) so dass daselbst nur eine sehr primitive Eisenindustrie bestanden hat. Aehnlich dürften sich die Verhältnisse heute oder morgen auch am Glasinac finden. Dr. Montelius präcisirt nun seine Frage über Glasinac nochmals und zwar in einer Form, welche sich so enge an unsere, in diesem Blatte formulirten Weise anschliesst, dass wir bei der wissenschaftlichen Bedeutung des Bedners es nicht unterlassen können, seine Ausführung hier vollinhaltlich zu reproducieren. Dr. Montelius sagt: „Kann man diese bedeutenden Gräberfelder nicht in der Weise erklären, dass in der Gegend von Glasinac Eisenerze vorhanden waren — ich spreche nicht von Eisenminen und Gruben. Mir erscheint diese Frage sehr berechtigt und es wäre mit der Existenz der Eisenerze die Bedeutung der Gräberfelder von Glasinac gelöst. Vielleicht ist es Zufall, aber die Bevölkerung auf dem Glasinac existirte bereits in der ersten Eisenzeit und ist die grosse Bedeutung der Glasinacer Gräberfelder dadurch zu erklären. Natürlich habe ich nicht gesagt oder ich hoffe, dass ich nicht gesagt habe, dass hier kein Handel und keine Handelssträssen vorhanden waren. Ich habe ja hervorgehoben, dass Verbindungen mit Griechenland und Italien constatirt wurden und Herr Prof. Hampl hat auch solche Verbindungen mit den ungarischen Ländern nachgewiesen. * 0 Man vergleiche unsere Schilderung der Eisenselmielzen am Gradišče v. St. Michael in „Argo,“ 1892, p. 86 ff. Aber es ist nicht die Frage, woher die besprochenen Fibeln entstammen; sie sind nicht auf dem Glasinac entstanden, dass sind nicht Glasinacer Typen, sie sind im ganzen Lande und auf grosse Gebiete verbreitet. Man könnte sogar sagen, dass man auch am Glasinac vielfache Verbindungen mit dem Norden gefunden hat; hiefür sprechen die Vorgefundenen Bernsteinperlen, die zwar noch nicht chemisch untersucht worden sind, aber da ich glaube, dass der Bernstein baltischer Bernstein ist, müssten Verbindungen mittelbar oder unmittelbar mit dem baltischen Meere bestanden haben. Es ist nicht die Hauptfrage, ob hier Handel existirt hat, ich bin überzeugt, dass er existirt hat, aber die Hauptfrage ist die, ob der Handel zwischen dem adriatischen Meer und den Donaugegenden über den Glasinac gegangen ist. Ich glaube kaum, dass eine der grossen Handelsstrassen, •— es waren ihrer vielleicht mehrere, welche den Verkehr zwischen dem adriatischen Meere und Centraleuropa vermittelten, —-über den Glasinac ging. Wenn man eine Karte von Oesterreich betrachtet, so sieht man, dass die besten Wege, die natürlichen Wege von Fiume und Triest in der Bichtung gegen die Donau führen, aber nicht über Bosnien und den Glasinac. Ueber Bosnien und den Glasinac gingen kaum Wege von solcher Bedeutung. Nachdem nun die Gräber von Glasinac nicht nur durch ihre Zahl, sondern auch durch die vielen und reichen Funde bedeutend sind, so hat mich das, was wir bis jetzt kennen, nicht davon überzeugt, dass der Handel diese Thatsache erklären könnte und deshalb habe ich die Erklärung anderweitig gesucht und halte ich es für eine wichtige Aufgabe, dass man mehr nachsehe, ob am Glasinac wirklich Eisenerze und ob Spuren einer alten Eisenbereitung vorhanden sind.“ Hiemit ist die Frage nach dem Zusammenhänge der prähistorischen Gräber mit der prähistorischen Eisenfabri-cation und ihre Wichtigkeit für die Vorgeschichte Europas auf einer Versammlung der bedeutendsten Forscher in jener Form aufgerollt worden, in welcher wir sie. schon vor Jahren für unser engeres Vaterland zur Sprache gebracht haben. Mit besonderer Befriedigung aber muss es uns erfüllen, dass dies von einem so hochbedeutenden Gelehrten aus Schweden geschehen ist, da ja eben dort an den alten Anschauungen bezüglich der s. g. Stein-, Bronze- und Eisenzeit noch ziemlich starr festgehalten wird, so zwar, dass einige schwedische Gelehrte, welche in letzterer Zeit unser Museum besuchten, die Möglichkeit, dass in der Pfahlbauschichte unseres Moores, ein mit Stahl* nägeln zusammengehaltenes Schiff liegen könne, mit ungläubigem Kopfschütteln begegnet wurde und wie erst jüngst beim schwedischen Beichsantiquar Dr. Hildebrand, nur durch die Autopsie am Fundplatze, die Zweifel an der Wahrheit des Unglaublichen zum Weichen kamen. Mulinier, „Illyrier“ und „Yeneter“ am Congresse von Sarajevo. Die Alten haben uns die Namen Illyrier und Veneter auf bewährt. Ersterer heftet sich an die Striche zwischen Italien und Makedonien, mit letzterem wird schon von Herodot ein Volk lllyriens bezeichnet. (Cf. „Argo,“ 1893, p. 86.) Polybios unterscheidet es von den Kelten und sagt, dass die Veneter am Pados wohnen. Die neueren Forscher identificieren sie mit den Illyriern; so sagt Dr. Homes in seiner „Urgeschichte des Menschen,“ 1892, p. 521: „Die Veneter waren ein illyrischer Stamm“ und: „Als sich die Italiker zur Weiterwanderung über den Apennin entschlossen, standen in ihrem Kücken die illyrischen Veneter, das Hallstattvolk par excellence.“ Wenn wir den Satz recht verstehen, so meint Dr. Hörnes damit einfach, dass unsere Alpenländer, wo die s. g. „Hallstattcultur“ ihre Fabricate in den Gräbern deponirt hat, von Venetern bewohnt waren, welche illyrischen Stammes waren. Da nun Dr. Hörnes 1. c. sagt: „Illyrier Italiens (also unsere Veneter, welche nach Italien nachrücken) stammen von der Balkanhalbinsel, wo ihr letzter, stark zusammengeschmolzener Pest noch heute in Albanien zu finden ist,“ so folgt daraus dass Dr. Hörnes die Bevölkerung der Alpenländer und natürlich auch Krains in der Zeit vorder Kelteninvasion, also die s. g. Urbewohnerschaft für ein Volk hält, welches sprachlich und physisch mit den heutigen Albanesen oder Skipetaren identisch war. Auch die Pannonier rechnet Dr. Hörnes dazu, wenn er p. 522 sagt: „In ihrer physischen Beschaffenheit erscheinen die Illyrier, wie die zu ihnen gehörigen Pannonier, klein, mager, brünett und unterscheiden sich dadurch ebenso bestimmt, wie durch die Sprache, von den hochgewachsenen blondhaarigen Kelten.“ Für Albanesen erklärt die Illyrier auch Dr. M o m rasen als Historiker in seiner röm. Geschichte, II. Auf!., V. Bd., p. 181. Dr. Mommsen lässt sie die Küsten der Adria von der Pomünduug an, ferner Istrien und Dalmatien bewohnen. Im Binnenlande aber Ungarn, rechts der Donau, Serbien und Bosnien. Nun fand man in den Gräbern um Glasinac über 50 Schädel, über welche Primarius Dr. Glück am Con-gresse von Sarajevo berichtet. Man unterscheidet zwei Haupttypen, einen ausgeprägt dolichocephalen, länglich ovoiden Schädel mit niederer, schmaler Stirne und einen exquisit brachycephalen, hochgewölbten, sehr geräumigen Schädel mit breiter und hoher Stirne. Um diese zwei Haupttypen gruppiren sich noch eine Reihe mesocephaler Schädel. Geheimrath Dr. Virchow macht nun auf Grundlage seiner Studien heutiger Arnautenschädel, einige interessante Bemerkungen. Er sagt: „Es ist uns nun die.bestimmte Frage vorgelegt worden, nämlich die Frage, zu welchem Volksstamme könnten diese Personen gehört haben? Angesichts dieser Schädel und der anderen Schädel würde ich glauben, dass es illyrische Schädel sind.“ Ein vorliegendes Stück erklärt Dr. Virchow als ein Musterstück eines weiträumigen, cephaloden Arnauten-schädels. Von den Slaven könne hier keine Rede sein, denn der Schmuck und die sonstigen Erzeugnisse des häuslichen Lebens, welche gefunden wurden, rühren nicht von Slaven lier. r) Die einzige Bevölkerung, welche noch in Betracht kommen könnte, sind die Veneter, aber ich muss anerkennen, sagt Dr. Virchow, dass gerade die Veneter relativ sehr viel brachycephale Schädel besitzen. Nun folgt aber ein sonderbarer Ausspruch Dr. Virchow’s. Er sagt: „Ich will mich auch nicht zu einem Urtheile darüber, welches etwa die specifische Gränze zwischen den Illyriern und Venetern ist, aufwerfen, da dies ein Gegenstand ist, welcher am besten in diesen Ländern verfolgt werden kann, wobei ich mir erlaube, die hiesigen Collegen darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es für die Gestaltung der europäischen Culturgeschichte sein würde, die Grenzlinien zwischen Illyriern und Venetern und die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen ihnen zu suchen und zu finden.“ Hiemit erklärt doch Geheimrath Dr. Virchow ganz deutlich, dass er Veneter und Illyrier als nicht identisch ansieht, und für ihn die Gleichung Veneter — Albanesen nicht mehr existirt. Die „Veneter,“ und mit ihnen unsere Garner, Japuden, Noriker, Pannonier etc., sind somit hiermit der weiteren wissenschaftlichen Behandlung wieder freigegeben worden. Müllner. Mittheiluiigen aus dem Museum. Erwerbungen des krainischen Landesmuseums im Jahre 1894. I. Geschenke. Die löbl. Direction der krainischen Spaccasse spendete 100 fl. zum Ankäufe des mykologischen Herbares des nach Wien abgegangenen Prof. W. Voss. Das Herbar umfasst 581 Gattungen mit über 4000 Arten in 43 Fascikeln, darunter natürlich die gesummten bisher von Prof. Voss in Krain gesammelten Arten, deren er 1649 aus 374 Gattungen zusammengebracht hatte. *) *) Gewiss, es ist meist Importware, wie doch jetzt allseitig anerkannt wird. Das Blatt erscheint monatlich 1—1'/2 Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. — 8 Mark, halbjährig 2 fl. — 4 Mark. Redakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons Müllner, Musealeustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach.