'iUWVI.'UWft». . katholiscljc Missirms-Leltschrift der Löhne des heiligsten Herzens Sefu, = Organ deS Marien-VereinS für Afrika. = Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 I< — 2 Mk. — 3 Franken. 'IReöafttion und Administration: Missionshaus Milland bei Wriren, Tirol. -----......... == Znhatt: — ............... = Erkowit 193. — Besuch der Christen zn Staffala (Schluß) 197. — Ans dem Missionsleben: Acht Tage im Wald 205. — Unterhaltendes: Doppelte Ketten (Fortsetzung) 209. — Verschiedenes: Allerlei ans Khartum 215. Ein neuer ..Religiousstiftcr" 216. Abbildungen: Gruppe von Sommerhäusern in Erkowit. — Erkowit mit der Bergspitze Sela. — Erkowit aus der Vogelschau. — Unser Lager im Wald. — Schlafende Schilluk. Dem Memento der hochw. Missionäre und deni Gebete aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Frau Barbara plattner (Schwaz); Hochw. H. Professor Theodor Mieser (Neustift); Frau Cheresina Stofella (Aldeno); Hochgeb. Baronesse Marie von Hobe (Brixen); Hochw. Geistl. Rat Dechant Josef vaur (Lienz): Herr Bartholomäus ©stier ^Etzenhausen); Hochw. H. Zr. Mandelicek (Reifnigg); Frau Elisabeth Grötzinger (Vilsbiburg). „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" Gebetserhörungen und -Empfehlungen liefen ein aus: Feistritz — Graz — Hl. Kreuz - Kastelruth — Octz — Salzburg — Thannstetten — Trauuvicrtl — Wien — Windisch-Matrei — Winklern. Dem heiligsten herzen Jesu, der allerseligsten Jungfrau Maria, dem heiligen Josef sei ewiger Dank gesagt für erlangte Gnaden — daß ein Kind dreimal von einer schrecklichen Krankheit durch die Fürbitte des heiligen Josef geheilt wurde — für Hilfe in einem Anliegen eines Studenten. Man bittet ums Gebet: in zwei großen Anliegen — um Hausfrieden — für einen großen Sünder — in einem wichtigen Anliegen — in Berufsangelegenheiten — in vielen anderen großen und schweren Anliegen. — Im Falle der Erhörung haben mehrere Veröffentlichung versprochen. ^6onnements=@meuerimgm. Vom 10. Juni bis 10. August 1909 haben folgende Nummern ihr Abonnement erneuert:. 28 93 217 581 593 647 648 703 779 866 959 1133 1158 1209 1214 1250 1442 1451 1507 1572 1646 1657 1735 1865 2296 2619 2851 2964 3000 3149 3378 3541 3622 3683 3695 5076 5245 5371 5398 5424 5449 5640 6384 6449 6470 6633' 6650 6751 6930 6934 6953 7280 7297 8034 mm Wriefkcrsten bex Wedcrktion. Aus Elb. schreibt man uns: „Schickte Ihnen .Kr. 15, von denen Kr. 4 Abonnement für .Stern der Neger' ist, das Uebrige für die Mission. Ich freue mich scdesmal, wenn ein neues Missionshest von Ihnen kommt, so interessant ist es geschrieben. Es begeistert uns auch in der Ferne für Ihre unermeßlichen Missionsgebiete. Ich halte eine ganze Menge Missionszeitschriften, aber die Ihrige gefällt mir am besten. R. R." 3. £. in U. Brief und Andenken erhalten. Dank. Ans Wiedersehen! Noch fraglich: das zweite Heft verwenden Sie nach Belieben. Fröhlichen Ferienschluß! £. F. Vergelt's Gott! für den Fcrienbeitrag. Wurde nach Wunsch erledigt. p. 2. Beitrag erhalten. Wegen Raummangel erst später veröffentlicht. Privatgymnasium gibt's dort keines. Herzlichen Gruß aber aus der Heimat Mutter^ die Uebrigen aus der Alm). Rach M. Exerzitien hier; gewöhnlicher Termin.. Generalkapitel beginnt am 3. Oktober. B. in ffi. Karte erhalten samt Briefmarken. Größere Quantitäten auf einmal schicken, rentiert sich besser. Redaktionsschluß 15. August. Hctöen-Wevzeichrris vorn 10. Iuti 1909 Bis 10. August 1909. ----------- In Kienen. ---------- Amberg Sch. 6.—; Buchenstein M. d. T. 3.—; Brixen F. M. 40.—; Cortina Dek. A. P. 10.— ; Elberfeld R. R. 5.31; Feistritz P. H. 2,—; Feldthurns M. H. 100.—; K. 100.—; Graz I. L. 5.—; Hartkirchen I. E. 2.—; Hittisau W. M. 3.—; Innsbruck F. H. 20.— ;. Kl. Heinrichschlag A. H. 3.—; Lasberg N. N. 10.— ; Layen Pf. I. G. 20.— ; Milland N. N. Mmsreitöchrist clerZohne ües heiligsten ßerrens Jesu' (Organ des Marim-Vereins für Hfrika) dient vornehmlich der Unterstützung und Ausbreitung DerUlissionstätigkeit Oer .Söhne des hlst.Xerzens 3esu" und sucht Verständnis und Werktätige Liede Oes Tlhssionstuerkes in lUort Und j5Christ zu fordern. Das Arbeitsfeld dieser Missionare ist der Sudan (Zentral-Jifriha) Dec,Sternder Nejer’erscheint monatlich und unrd vom ilIissionsl)Qu5 Miliand bei BrixmCSüötirol) herausgegeben fl boiicmentspveis ganzjährig mil Postversendung 2K 2 Ms 3 fr für die Wobltäler werden luocbenllirt) 2 HI Hiessen gelesen. Der heilige Vater Papst PiusX bat der Redaktion, denöbon. Mit Empfehlung der ijod)Wurdigsten Oberbirten vonBnxcn, nenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteil tl Brünn lei tmentz.Zini.Olmütj. Marburg Trient. Triest u.Wiea Ibeft 9. September 1909. Xil. Zabrg. Erkowit. lEericbt Oes bocbvvft. JBtfdbofs zfranz Saver Sever. „Fi Erkowit fatalni bosta. Ma scha allah, el inglizi schater!“ — „In Erkowit eröffneten fie eine Post. Bei Gott, der Engländer ist tüchtig!" So klang es an mein Ohr, als ich in der Woche vor Pfingsten in Begleitung des Oberen von Port Sudan, Hochw. P. Henkel, in der Marktgasse zn Snakin an einer Kaffeebude vorbeischritt. Nach dreiwöchentlichem Aufenthalte hier in Erkowit kann ich dem unbekannten Kaffeehansgast in Snakin bestätigen, daß hier nicht nur ein Post-, sondern auch ein Telegraphen-und Telephon-amt besteht, sowie das; die Engländer tüchtige Leute sind, ausgezeichnet durch einen hellen Hausverstand, das Rechte zu treffen und durch praktisches Talent es in die Tat umzusetzen. Erkowit ist eine Sommerfrische des Sudan und verdankt seine Entstehung den Engländern. Der Gedanke einer Sommerfrische datiert allerdings schon aus vorenglischer Zeit. Snakin am Roten Meere war im Sommer von jeher das, was es heute noch ist, ein russisches Dampfbad. Man schwimmt dort in seinem Schweiße. Weniger die Hitze ist die Ursache als der vom Meere bedingte hohe Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Zur Zeit der Windstille wölbt sich bleiern der dunstige Himmel und regungslos brütet das Meer. Wie ein Vampir legt sich die Schwere der Luft um die Glieder und preßt aus allen Poren den Schweiß. Das hat schon vor Dezennien die Fremden auf die Höhen der Bergkette getrieben, welche landeinwärts parallel mit der Küste zieht. Das Bergland von Sinka war damals Sommerfrische von Snakin und wird noch heute als Sommerfrische II. Klasse weitergepflegt. Der Wunsch, einen schöneren und billigeren Ort als Erkowit zu finden, führte mich auch dahin. Von der Station Summit gingen wir die 10 Kilo-meter bequem in 1 */2 Stunden. Da liegen einige Hundert Hütten von Nomaden in einem weiten Talkessel zerstreut. Eine fade Sandebene, umrahmt von langweiligen Bergzügen, Platz genug für Herden und Hirten, aber keine Sommerfrische für Europäer. Von der Ren-gierde kuriert und für Erkowit begeistert, bestiegen Br. Cagol und ich schleunigst zwei Kamele und entflohen unter den Strahlen der sengenden Mittagssonne ans dem erhitzten Kessel. An seinem herrlichen Hafen wächst Port Sudan in demselben und noch höherem Maße, als Suakin abnimmt, hat aber ungefähr dieselben klimatischen Verhältnisse. Daher die Notwendigkeit einer Sommerfrische. Da haben sich die Engländer ganz nach ihrem System des Klassenunterschiedes Erkowit als Sommerfrische ersten Ranges erwählt. An erster Stelle für Gäste vom Roten Meere berechnet, steht es gastlich auch solchen des übrigen Sudan offen. Daß das Bedürfnis besteht, darüber nur eine Andeutung. Der Sudan der subtropischen Zone hat wenig oder gar keinen Regen, so daß hier das Thermometer im Sommer selten unter 30 Grad Celsius fällt, mit Tage fast stets über 40 Grad Celsius steigt und oft 47 Grad Celsius erreicht, während in der südlichen oder Regenzone sich ein Maximum von 30 Grad Celsius und ein Minimum von 15 Grad Celsius ergibt. Diese trockene Hitze ist zwar weit erträglicher als die feuchte des Roten Meeres; aber eine Sommerfrische ist doch eine Wohltat. Für Europäer der Gegend zwischen Khartum und Wady Haifa bedeutet Erkowit ebenso eine Sommerfrische wie für einen Münchener oder Wiener die Alpen. In dieser Welt ist alles relativ. Erkowit ist eine Sommerfrische, aber eine afrikanische. Von einer europäischen unterscheidet sie sich ebenso wie Europa von Afrika. Wer blnmengeschmückte Wiesengründe und schattige Waldeshünge, knospende Gürten und duftige Auen, rieselnde Brunnen und goldene Ährenfelder, schmeichelnde Frühlingslüfte und weiche Düfte sucht, findet sich hier ebenso betrogen, als wer Luxus und Bequemlichkeit, teuere Zerstreuung und lärmende Unterhaltung, weltlichen Genuß und anregenden Zeitvertreib erwartet. Wer hingegen wünscht, das Dampfbad Portsudans und den Glntofen Khartums mit frischer Höhenluft, städtischen Komfort mit einfachem Landleben und schwatzhafte Geselligkeit mit stiller Einsamkeit zu vertauschen, und diesen Tausch noch mit der einen oder anderen Entbehrung bezahlt, der wird von Erkowit entzückt sein. Höhenlage, Weltabgeschiedenheit und Ruhe sind dessen Vorzüge. Es ist kein Kurort, kein Sanatorium. Kranke und Leidende entbehren hier der nötigen Heilfaktoren sowie der etiva erforderlichen Hilfe und Pflege. Der fast ununterbrochene, oft heftige und ungestüme Wind, der gesetz- und regellos, ganz nach unberechenbarer Willkür, bald von dieser, bald von jener Richtung weht, ist alles mehr als kurgemäß. Eben dieser bewirkt neben der hohen Lage die relative Frische. Nach unserem Maßstabe ist es unter 10 Grad kalt, unter 20 Grad frisch, unter 30 Grad angenehm, unter 40 Grad warm, über 40 Grad Celsius heiß. Hier in Erkowit schwankt die Temperatur zwischen 17 und 36 Grad Celsius, was ganz annehmbar ist. Gute Knh- und Ziegenmilch ist nach Wunsch vorhanden, frisches Gemüse in bescheidener Auswahl zu haben, frisches Fleisch täglich zu bekommen und sonstiges in einem Laden käuflich. Wer mehr verlangt, kann es kommen lassen. Nun in einigen Federstrichen das Bild der Landschaft: dieses bildet den besten Hintergrund zu einer Schilderung der Sommerfrische. Erkowit ist die Schweiz des Sudan. Hier weist der Gebirgszug, der dem Roten Meere parallel läuft, seine höchste Erhebung (3800 Fuß über der See) auf. In einem Umkreise von 2 bis 3 Stunden im Durchmesser steigen Felsenkegel und Hügel, Bergrücken und sanfte Wellungen aus der Talsohle auf und gruppieren sich in amphitheatralischer Anordnung um dcu isoliert aufragenden Sela (4200 Fuß). (Siehe Bild Seite 199.) Die Abstände zwischen den Erhebungen füllen Täler und Bachnicderungen, schroffe Klüfte und leicht geschwungene Hügel-züge ans. Der ganze, besagte Umkreis ist bekleidet mit einer Vegetation von ganz eigenem Charakter, deren Grenzlinien ebenso scharf markiert hervortreten -wi«—etwa iiir'ffliftgTe die Schuhe zwischen Kulturland uird—Sandwüstc. Der grüne Teint hebt diesen Begetationsbczirk wie eine lebensvolle Oase von dem düsteren Grau der anstoßenden, völlig nackten Steinberge ab und unterscheidet ihn vorteilhaft von anderen Bergzügen Nubiens mit ihrer anödenden Blöße und ihren sonnverbrannten Geröllstächem/Die Vegetation ist nicht so dicht, daß sie ununter-brochene Wiesenflächen oder zusammenhängende Haine bildet; das erlauben weder die Sand-flächen der Niederungen, noch die Steinmassen der Höhen. Ganz lose und willkürlich keimen Gräser lind Büsche. In den unteren Regionen vegetieren Mimosen, Binsen und gelbes Wüstengras. In den Rinnsalen scharen Weidenarten sich zu dichten Bosketts zusammen und an den Uferhängen leistet ihnen die Euphorbie, die hier Baumgröße erreicht, Gesellschaft. Unter den mannigfachen Akaziengesträuchen tritt die Schirmakazie tonangebend hervor und wechselt mit den Vertretern der Sukkulentcngewächsc, Aloen und Agaven. Der mächtigste Typus dieser Region ist der Drachenbaum mit seinen imposanten Blätterwedeln, in deren ewiges Frühlingsgrün das graubraune Einerlei der Sandsteppe ihre düsteren Schattierungen gemischt hat. Ihm gesellt sich als treuer Gefährte bei die Kandelaberenphorbie (siehe Bild Seite 198), die stehende Staffage dieser Landschaft. Vom zartesten Keimling, der mutterseelenallein wie eine dünne Osterkerze aufstrebt, bis zur riesigen Stande, die, einem gewaltigen Kronleuchter gleich, ihre Hunderte von Armen ausstreckt, bedeckt sie Hügel und Hänge. In ihrem Marke rinnt Gift, der Saft des Todes, der unaufhaltsam an ihrem Leben frißt, bis sie in sich zusammenbricht und vermodernd am Boden liegt. Das Fremdartige in der Erscheinung dieser ebenso kolossalen als hinfälligen Gewächse, welche den Habitus des amerikanischen Kaktus nachahmen, mutet uns gar sonderlich an und prägt der ganzen Gegend den Stempel bizarrer Wildheit auf. Zum Glück wird die ermüdende Einförmigkeit dieses kahlen, landlosen Giftstrauches belebt durch die Mannigfaltigkeit anderer Blätter-gewächse, die an Zahl und Schönheit zunehmen, je höher wir hinaufsteigen. Wiesenflächen gestatten cincnnnrbeschränkten Wuchs, da die Erdkrume auf sandigem oder felsigem Boden eine geringe Mächtigkeit besitzt. Hingegen gedeihen Gräser und Buschwerk in überraschender Fülle und Pracht in den sanft geneigten Talmulden und an den zerrissenen Ufern der Regenbäche. Da wechseln alleinstehende Sykomoren mit lauschenden Hainen, zwergartige Sträucher mit lederblätterigen Feigenbäumen. Hier ringt sich frischgrüuer Busch aus verkrüppeltem Unterholz empor, dort umklammert Standeudickicht stacheliges Strauchwerk. Hier verlegen den WegwildeDorngestrüPPe,dort tun sich stämmige Bäume, von Lianen umstrickt, zu einladenden Lauben zusammen. Hier leuchten die dichtgeballten Blattmasseu kleiner Bäume aus dem Halbschatten des Gehölzes hervor, grell abstechend von dem einförmigen Kolorit der anderen Bnschgenossen. Es ist eine Ausnahme, daß sich eine kahle Euphorbie in den Blätterhain dieser Hochregion verirrt, wo sie mir vorkommt wie ein trauriger Extravagant inmitten lustiger Menschen. Nicht überschwengliche Fülle und Majestät der Formen als vielmehr eine ewige Frische und Lieblichkeit im ganzen Zuschnitt der Formen ist das Charakteristische dieses Hochlandbusches. Lauter noch als die Vegetation der Wildnis preist die künstliche Kultur der Gärten das Klima dieser Höhenlandschaft. In den beiden Gärten der Regierung und des Autisklaverei-amtes haben Liebe unb Fleiß des Menschen wundersame Erfolge erzielt. Da grünen in wohlgepflegten Beeten feine Salate, schmack-hafte Gemüse, appetitliche Suppengewürze und andere Sorten von leckerem Grünzeug. Hier lachen purpurne und hellgelbe Paradiesäpfel, dort duften prächtige Limonen, hier reizen gefällige Äpfel znm Schmaus nud dort prangen üppige Trauben an wuchernder Nebe. Ein neuer, frischer Farbenton überfliegt die Gegend, wenn einige Tage nacheinander der Regen das Füllhorn seines Segens ans Berg unb Wiesenplan ansgegossen und die schlummernden Triebe geweckt hat. Da webt neues Leben ans der Flur und im Busch. Hochrote Käfer schmücken zn Hunderten den Boden wie funkelnde Rubinen am Gewände der verjüngten Natur. Blümleiu, so rein wie die Träne, die int Auge der Unschuld schwimmt, tauchen schüchtern auf. Ans dem dunklen Schoß des Busches leuchtet die keimende Knospe wie der verschämte Blick des Kindes. Kriech- und Schlinggewächse klimmen in enger Umarmung am Gebüsch empor, der Wildnis das Hochzeitskleid zu weben. In die Reize der Vegetation mischt der Fels seine Schattierungen. Fast möchte man sagen, daß sein anmaßendes Hervortreten die Weichheit des Gesamtbildes untergräbt. Ein Mineraloge von nicht übertriebenen Ansprüchen würde da sicher befriedigt werden. Granit und Sandstein sind die vorherrschenden Gattungen. Melancholisch und düster liegen die sonnverbrannten Riesenleiber der Klötze neben- und übereinander, dazwischen verwitterte Stücke hausen-und bündelweise aufgeschichtet. Dioriten-masse, Schieferrücken, Qnarzgeschiebe, Kiesellager und Klingsteinadern treten allenthalben zutage. Wahrlich wnnderbareFelsenmaskeraden, wie sie nur die Werkstätte des größten Bild-haners der Natur hervorbringt, fesseln den Blick. Man sieht sich Felskolossen von der ausgeprägten Form der Sphinx, des Elefanten- leibes, des Katzenkopfes gegenüber. Wer weiß, ob nicht diese merkwürdigen Erscheinungen den alten Ägyptern unb Äthiopiern die Idee zur Bildung jener Figuren geliefert, die wir int Niltale bis nach Soba bewundern. Beispiele anderer Art des nimmermüden Schaffens der Elemente finden sich in den Rinnsalen der temporären Gießbäche. Es sind sphäroidäle unb polyedrische Agglomerationen homogener und heterogener, organischer unb anorganischer Substanzen. Sand und Gras, Busch nud Stein schaffen vereint das merkwürdige Bild von Erkvwit. Geradezu wildromantische Partien erschließen sich in den tiefen Bergklüften am östlichen Gesenke gegen die Küstenebene hin. Eingeengt von steilen, hoch hinauf mit wirren Dschnngels bedeckten Bergwänden, haben Regenbette ihre zerrissene Bahit gegraben unb sich mit undurchdringlichen Lianenlanben bedeckt, die nie ein Sonnenstrahl erhellt. In diesen zerklüfteten Schluchten sammeln sich die Bergwässer und erzwingen sich als murmelnde Bächlein, von schattigem Buschwerk umstellt, den Ausweg zwischen unb durch aufgehäufte Steins elfen, Schnellen und Kaskaden en miniature bildend. In diesen Abgründen der Wildnis ertönt keines Vogels Sang und keines Insektes 'Summen. Da hält die verwilderte Natur den Atem an unb unumschränkt triumphiert die souveräne Stille des Schweigens. Wir steigen ans den Schlünden an die Sonne herauf. Am Wege singen und zirpen Heuschrecken und Grillen. Da huschen Rebhühner in hurtiger Eile durch das Gestrüppe. Im nächsten Dickicht empfängt uns fröhliches Vogelkonzert, in welchem der helle Sang der Amsel den Ton angibt. Vor uns vom Fels-gehänge herab erschallt das heisere Krächzen schwarzer Raben, die in schwerfälligem Fluge das bemooste Gestein umkreisen. Gerade schwirrt ein flinkes Schwalbenpaar int Wetteifer des Fluges zwitschernd an uns vorüber, da ertönt neben uns das Girren der Turteltaube aus dem schützenden Busche. Beim Aufstiege zu unserer Wohnstätte auf niedlichem Hügel begrüßt uns der Fink mit seinem Sang, während der Alterweltsvogel eines Sperlings unsere Abwesenheit vom ländlichen Heim benützt, die Brosamen unter dem Tische aufzupicken, um dann, durch unsere unerwartete Ankunft überrascht, schnurstracks Reißaus zu nehmen, nicht ohne uns seinen Dank zuzuzwitschern und, am nächstbesten Stcinklotz das Schuäbeleinwetzend, zuguterletzt uns „Mahlzeit" zu sagen. Das Wild liebt nicht die Nähe des Menschen. Die schlanken Gazellen und fetten Hasen halten sich in respektabler Entfernung und den Schülern Nimrods bleibt nichts übrig, als sie in den unbewohnten Strichen aufzusuchen. Die Nacht führt häufig die vorhandenen Raubtiere, Hyänen und Schakale, in die Nähe der Wohnungen. Der Affe, neugierig wie immer, macht ungeniert seine Besuche, wohl nicht im instinktiven Triebe seiner größeren Ähnlichkeit mit uns, sondern seiner sprüchwörtlichcn Naschhaftigkeit. Im Drange derselben umschleicht ein Tierlein fast täglich die Küche. Wundersam nett und niedlich, überz ugt es sich von der Abwesenheit des Koches, tritt dreist ein, trifft seine Auswahl, läßt es sich schmecken und versieht sich auch mit Proviant für den Rückzug. Meist verrät es der Schwanz, dessen enorme Länge in gar keinem Verhältnisse steht zum Leibe und noch weniger zum winzigen Köpfchen. Auch die Jnsektenwelt hat sich auf diese Höhen gewagt. Heuschrecken und dickleibige Käfer von der Größe einer bescheidenen Maus hüpfen und kriechen überall. Mitunter sind es recht zierliche Arten. Unter diesen verdienen den ersten Preis für Farbenpracht die schon erwähnten Regenkäfer. Die gemeinsten Vertreter der Jnsektenwelt, die Fliegen, fehlen nicht an windstillen Tagen. Stechmücken sind die seltensten Gäste. Die Feinde der Insekten, die Eidechsen, rascheln überall in staunenswerter Anzahl und Farbenbuntheit. Ebenso gefährlich als die genannten harmlos sind Schlangen, über deren Bekanntschaft jedoch ich nichts berichten kann. (Schluß folgt.) Besuch bet Christen 311 Ifcäffala. M erlebt des bocbw* Käsfalas Zukunft beruht entschieden auf dem Ackerbau. Dazu dienen vorzüglich die befruchtenden Wasser des Gießbaches Gasch. Dieser entspringt den Bergen der Erythrüa-Kolonie und ist in seinem Oberlaufe von Krokodilen belebt wie alle anderen Flüsse Abessiniens. Bald , verlieren sich seine Wasser, womit ihn die Hochgebirge speisen, in den sandigen Niederungen. Bei der Charifzeit, wann nämlich in Abessinien starke Regenschauer niedergehen, fließen die Wasser hierbei Kässala vorüber und dann ist der Gieß-bach eher einem Flusse ähnlich. Ursprünglich mündete er in den Atbara-Fluß bei Adürama, wie auch auf allen alten Sudankarten angegeben . ©tto Daber F. S. C. (Schluß.) ist. Bei der vielen Erde, die er mitführt, ist nun sein Unterlauf versandet, so daß er selbst beim höchsten Wasserstande den Atbara nicht erreicht. Seit uralten Zeiten säen die 9io= maden im Bette des Gießbaches und dessen Umgebung. Der englischen Regierung, welche in ihrem praktischen Sinne aus allem Nutzen zu ziehen weiß, fiel der Vorteil dieser Wassermasseu sofort ins Auge und sie beschloß, möglichst viel Gewinn daraus zu ziehen. Etwa V, Stunde vor Kässala, dort wo der Gießbach dem Chatmia-Berge ziemlich nahe ist, wurde quer durch sein Bett eine Mauer errichtet, ungefähr 1 Meter hoch, daneben nach links ein Kanal und von diesem bis zum Berge ein Damm, weil das linke Ufer niedrig ist. Kommen nun die Regenmasseu herangeströmt, so bildet sich daselbst ein ausgedehnter Wasserspiegel. Hat er die nötige Höhe erreicht, so öffnet man die Schleusen. Die Wasser ergießen sich durch den Hauptkanal in die zahlreichen Nebenkanäle, die sich überall hin verzweigen, und befruchten das Erdreich. Ins barere Gegend ist diejenige am Berge Chatmia nnd ist von Slied Ali gepachtet worden. Die Ankunft der Regenwasser ist für die Bevölkerung von Kassala ein fröhliches Ereignis, das mit einem Festessen begangen wird: cs hängt ja ein guter Teil ihrer Existenz davon ab. Die Jugend hat dabei eine ganz besondere Freude, sie watet in den vollen Kanälen herum und fischt. Daß es hier Fische gibt, kann man sich Gruppe von Sommerhäusern in Brfcowit. Im Vordergrund links und rechts stehen Euphorbien. In der Mitte des Bildes die Sommerhäuser mit Veranda. Leben gerufen von dem feuchten Elemente, sprießt herrlich die junge Saat, entwickelt ein üppiges Wachstum unter dem Einfluß der afrikanischen Sonne nnd bringt reichliche Frucht, wenn keine schädlichen Elemente zum Vorschein kommen. Sämtliche bebaute Erde um Kassala herum, d. h. die Ackerfelder beim Berge Chatmia, im ganzen MOOFeddan sungefähr 8400 ha), mit) diejenigen beim Berge Mukran, gegen 4000Fed-dan, werden aufsolcheWeisebewüssert.Diefrucht- leicht erklären, denn diese kommen vom Oberlaufe des Gießbaches her: sogar ein Krokodil wurde von oben herabgeschwemmt. Alles Wasser, das der Gasch mit sich führt, kommt, wie erwähnt, von Abessinien her. Ist dort die Regenzeit stark, so dauert bei Kassala die Strömung drei volle Monate, d. h. Juli, August und September. Bisweilen sind aber dort oben die Niederschläge mittelmäßig und in Verspätung und daiui kommt natürlich wenig Wasser herab: hierauf herrscht allgemeine Niedergeschlagenheit unter den Pächtern, denn der Wasserstand ist niedrig, unzureichend für alle Felder und dauert nicht lange an, d. h. nur l'/3 Monat. Mitunter gehen aber in Abessinien wolken-bruchartige Regenschauer nieder und dann rauschen die Wasser heran mit tobendem Ungestüm. Vor zwei Jahren warfen sich die Regenmassen mit solch einem Anprall auf Wasser unterschätzt und ihre Arbeit zu leichtfertig verrichtet hatten. Glück für diese, das; sie abwesend waren, sonst hätte sie der erbitterte Pöbel umgebracht. Die Einwohner von Küssala konnten wohl dem Himmel danken, das; die Überschwem-mung bei Tag stattfand, so kamen keine Schreckensszenen vor und die Leute konnten wenigstens das Leben retten. Was für eine Erftowit mit der llöergspitze Sela. Rechts auf dem Bild stehen Sommerhäuser und bilden ein prächtiges Villenviertel. Im Hintergrund sieht man die teils mit Gesträuch bewachsenen, teils kahlen Berge. Die höchste Spitze Sela ist 1400 Meter hoch. Kanal und Damm, daß beide zerbarsten, wie wenn sie ein Spielzeug wären. Mit donnerähnlichem Getöse stürzte sich die wilde Flut auf die Stadt und riß mit sich alles fort, was ihr in den Weg kam. Küssala wurde vollständig überschwemmt, ein großer Teil der Wohnungen fiel ein: hätten die Wasser noch um ein paar Dezimeter zugenommen, so wäre kein Haus stehen geblieben. Da gab es Wutausbrüche von seiten der Bevölkerung gegen die Ingenieure, weil sie die Kraft der Panik und unsagbare Verwirrung wären entstanden, wenn das Unglück sich bei Finsternis zugetragen hätte; es hätte gewiß manche Menschenleben gekostet. Ein großer Vorteil, natürlich auch zu Gunsten der Regierungskassen, war mit diesem ersten Stauwerke geschaffen; jedoch den Engländern war dies noch nicht genug. Viel Wasser, ja sozusagen das meiste, floß weg über das ein Meter hohe Stauwerk und blieb ohne Nutzen. Auch aus diesem Wasser dachten sie einen Gewinn zu ziehen. Unterhalb Küssala, etwa 3 bis 4 Stunden nach Nordwesten, beider LandschaftGulisit, durchquert der Gasch, in viele Arme geteilt, ein höchst fruchtbares Erdreich. Wenn die Wasser vorüberfließen, wird die Ufergegend besät und bringt eine reichliche Frucht. Würde man nun hier ein Reservoir, d. h. ein Wasserbecken errichten, so könnte bedeutend mehr Ackerland bewässert und bebaut werden. Dieser Vorteil war den Engländern sofort klar und es wurde die Errichtung eines Reservoirs beschlossen. Dort, wo sich der Gasch am allermeisten verzweigt, wurde gerade durch die Mitte ein 10 Kilometer langer, starker Damm gebaut, dessen Höhe 2'/.z Meter und die obere Breite 4 Meter beträgt. Hier vor diesem gewaltigen Hemmnisse stocken alle Wasser des Gasch. Hier bildet sich ein See von 8 Kilometer Länge, dessen Tiefe jedoch nur 120 Meter ausmacht. Was die erwähnte Tiefe übersteigt, wird abgelassen. Es bleiben die Wasser so lange stehen, bis das Erdreich gründlich durchnäßt ist. Dann werden die Schleusen geöffnet und die Gaschwasser fließen den Nomaden zu, welche ungeduldig deren Ankunft erwarten und ebenfalls einen möglichst großen Nutzen daraus ziehen. Das Erdreich, welches hier zu Gulisit mittelst dieser Reservoireinrichtnng befruchtet werden kann, beläuft sich zwischen 10—15.000 Feddan. Die Gaschwasser bewässern im ganzen zu Küssala und Umgebung mehr als 80 Millionen Quadratmeter. Daß diese Einrichtungen auch Geld kosten, ist selbstverständlich, und im Laufe von drei Jahren hat die Regierung die schöne Summe von ungefähr 1 '/3 Millionen Franks für die Bewässerungsarbeiten ausgegeben. Gepflanzt wird besonders Durra und Baumwolle. Bis jetzt haben die riesigen Arbeiten nur wenig Gewinn gebracht. Im ersten Jahre brachen die Wasser den Kanal und den Damm und richteten große Verheerungen an-, und wie wenn das noch nicht genug gewesen wäre, fielen später auch dichte Heuschreckenschwärme über die Durrasaat her. Das zweite Jahr brachte ebenfalls kein Glück, denn im Monate Februar kam eine außergewöhnliche Kälte, welche der jungen Baumwolle empfindlich schadete. Dieses dritte Jahr verspricht indessen gut zu werden. Aus dem Gesagten ist leicht zu erkennen, daß Küssalas Zukunft fast ausschließlich auf dem Ackerbau beruht. Jedoch zum großen Nachteile ist, daß der Ort sowohl von der Eisenbahn, als auch von der Schiffahrt sehr-abgelegen ist. Von Küssala bis zur Bahnlinie nach Atbara brauchen die Lastkamele gegen 15 Tage und nach Suakin am Roten Meere verwenden sie noch mehr Zeit. Diese große Entfernung von den regelrechten Verkehrsstraßen hemmt nicht wenig das Entstehen lebhafter Handelsverbindungen. Viel mehr noch schadet dem Lande seine ungesunde Regenzeit. Das Malariafieber tritt dann geradezu verheerend ans und streckt alles auf das Bett nieder: jeder Verkehr stockt. Diejenigen Kaufleute, denen es die Umstände gestatten, verlassen dann das Land. Die anderen, welche sich zum Aufenthalt geznningcn sehen, verschlucken zahlreiche bittere Chininpillen, so daß ihnen fast beständig die Ohren sausen. Auch die Eingeborenen werden mit dem Malaria-Fieber behaftet, und zwar dermaßen, daß ihnen mitunter die Kraft fehlt, die Milch ans den Markt zu bringen, sie schütten dieselbe deshalb auf die Erde aus. Das Fieber beginnt eigentlich gegen Ende der Regenzeit, d. h. im Monate September. Hauptursache davon ist nach der öffentlichen Meinung die Errichtung der Stauwerke. Die Regenwasser bleiben stehen und entwickeln zahllose Schnaken. Die Leute erinnern sich wohl, daß vor Jahren, als erwähnte Wasserwerke noch nicht bestanden, das Land während der Regenzeit bei weitem nicht so ungesund war wie jetzt. Kassalas Verbindungen mit dem Auslande beziehen sich fast ausschließlich auf die Nachbarkolonie, die italienische Erythräa-Kolonie, deren Grenzstation Sabderüt nur eine halbe Tagereise von hier entfernt ist. In Bezug ans die Zolltarife wurden die Sachen mit Einverständnis der beiden Regierungen dermaßen geregelt, daß die Ausfuhrartikel vom Sudan in die italienische Kolonie hinüber nur 1 Prozent zahlen, während ans die Einfuhrartikel von der Kolonie in den Sudan herein eine Zollgebühr von 4 bis 8 Prozent haftet. Die jährlichen Einkünfte des hiesigen Zollamtes schwanken zwischen 1200 und 3000 englischen Pfund. Ausgeführt wird besonders Durra und Baumwolle. EingeführtvonMassaua her werden Kamele und Rindvieh, ein Handel, der in den Händen der einheimischen Bevölkerung liegt. Fernerhin Bauholz, Stoffe, Weine, Früchte usw.; Artikel, welche sich die freinden Kaufleute besorgen. Der Kamelhandel besonders ist sehr vorteilhaft und hier zu Küssala wird für die Tiere fast das Doppelte bezahlt, als sie zu Massaua kosteten. Die Zufuhr von Rindvieh stockt soeben wegen einer epidemischen Krankheit, die in verschiedenen Orten der Umgebung unter den Herden ausgebrochen ist. Sämtliche vom Übel heimgesuchten Örtlichkeiten stehen unter Regierungskontrolle. Die angesteckten Tiere werden mit einer gewissen Medizin, Siram genannt, eingeimpft und heilen zu unendlicher Freude der Eigentümer. Diese meinen, daß erwähnte Medizin ein Bewahrungsmittel gegen alle Krankheiten sei, und wünschen, daß auch die gesunden Tiere geimpft werden. Zu diesem Zwecke bringen die Schlaufüchse eine kranke Kuh von außen her, tun sie mit dem gesunden Vieh zusammen und rufen dann den Regierungsbeamten, damit das kranke Tier und damit auch das übrige Vieh geimpft werde. Mit Abessinien hat Küssala keinen Handelsverkehr. Dieser geht über Gallabat und Gedüref. Wehmütig wurde es mir zu Herzen, als mir beim Durchqueren des Getreidemarktes die Erinnerung kam, daß einst zn Zeiten des Mahdistenreiches sich hier der Sklavenmarkt befand. Wie viele Schmerzen haben hier die unglücklichen Schwarzen ausgestanden! Wie viele Tränen sind da geflossen! Keine Feder ist imstande, die herzzerreißenden Szenen zu beschreiben, die sich auf dieser Stelle zugetragen haben. Hier verkaufte man die armen Neger ohne Rücksicht ans Familienbande. Eltern wurden ihrer Kinder beraubt, Geschwister von einander getrennt, ohne Hoffnung, sich je wieder zu sehen. Einen traurigen Eindruck machten mir auch die halbzerstörten Festungen mit ihren dicken Mauern und tiefen Laufgräben. Solcher Bollwerke konnte Osman Degra mit seinen zerlumpten nackten Derwischen nur durch Hunger Meister werden. Die armen Belagerten hatten aus Mangel an anderer Nahrung sogar Tierhäute gegessen. Man arbeitet indessen fleißig, um die Schutthaufen abzutragen; bevor jedoch alles nivelliert ist, wird es noch eine geraume Zeit brauchen. Die Arbeit wird von Sträflingen verrichtet. Mit rasselnden Ketten an den Füßen sieht man sie in der heißen Sonne herumlaufen mit Spaten und Hacke, um die Erdmassen weiter zu befördern; sie sind von Soldaten überwacht. Schon aus ihren Gesichtszügen erkennt man, daß es Scheusale, der Auswurf der Menschheit, sind. Unter ihnen befindet sich auch ein ungefähr 35jähriger Mann, von kräftigem Körperbau und mittelgroßer Gestalt; es ist dies Mohammed Talüb, der gefürchtete Bandit und kühne Straßenränder, der einst einen guten Teil des östlichen Sudans, d. h. die ganze Zone von Keren in der Erythräa-Kolonie bis nach Suakin am Roten Meere, unsicher machte. Dieser Mann war der Schrecken der Karawanen, die er nach Belieben plünderte; am Ende pflegte er noch höhnisch beizufügen: „Gehet jetzt zu euren Gerichtshcrren und saget ihnen, £’ © 2 ^ O: ti*1 CPr H'? <-> V fftf Iff Is 3 s S —, = »-S 2 « ~ g s = ti ti G B or_" 3 s, £r «S| or 5 F: 2 go L :1F 41: Cti ^ ti 6 -* o S§s3- c§ «■ 5l o " S f J 5 lä ! =.|s " « ? ra < Lrkovvit aus der IDogelscbau. Die Sommerfrische liegt 1300 Meter über dem Meere. Die Sommerhäuser sind größtenteils, wie am Bilde zu ersehen ist' AUS Holz gebaut und liegen auf den zahlreichen Hügeln zerstreut, n' o xjr* « 8 s ^ ^ v£3< i. Z- vTT- ro •zr & ti. G*1 n 3 2-O ^0*. „ o <$u 3. Sa 9? I M 3 3 J sr 2T 5" •S 1 2. F f © 2- Z LZ |S II y 3 2 21 II K Cti tt r? §) 202 Stern der Neger. Heft 9. Lassen ab, wobei er höchst selten fehlte, und Häuptlingen gegen das Rote Meer hin scharf erschwand wiederum. ans den Leib zu rücken, damit sie den'gefähr- Wenn die Soldatenpatronillen ihn zu sehr lichen Räuber ausliefern. Diese besaßen zwar elästigten, verkroch er sich in den wilden, nicht den Mut, den Mann zn fassen, ersannen CT- er Unser Laaer im Maid. (Siehe Text S. 206.) Die SchilluKmänner kauern im Kreis um den Kochtopf. Hinter der Gruppe stecken ihre Lanzen, ihre unzertrennlichen Begleiter, in der Erde. 2- £5 % § ä cr L 3' I 1s CO S 0 1 8 § er I li U." U S S 3 ¥i 2 a 5 cS Sr' S: 5 er ö Ä S' f ff cS g f © 5" E f er er A er o aber eine List, um ihn in die Hände der Regierung zubringen; sie redeten ihm nämlich zu, sich freiwillig zu stellen. „O Mohammed," sagten ihm die Schlaufüchse, „wir sind voll Mitleid für deine unglückliche Lage, unstät mußt du herumirren, gescheucht wie ein wildes Tier. Wie lange willst du noch solch ein elendes Leben führen? Du tätest am besten, dich selbst der Obrigkeit vorzustellen. Sei gewiß, daß die Regierung Nachsicht hat und dir alles verzeiht wegen deines Heldenmutes. Du bekommst auch eine Pension, nebenbei ein Ehrenzeichen vom Khedive von Ägypten und kannst frei herumgehen, angestaunt von aller Welt." Lange stutzte Mohammed und wollte der Sache keinen Glauben schenken. Jedoch die in aller Heuchelei durchtriebenen Beduinen wußten ihm so schön und warm ans Herz zu reden, daß der Fuchs endlich doch in die Falle ging. Eines schönen Tages hielt vor dem Re-gierungsgebände zu Damer ein trotziger Beduine, hoch zu Kamel, bis an die Zähne bewaffnet; sein Erscheinen verursachte allgemeines Staunen. „Ich bin Mohammed Talab," sagte er zum Amtsdiener, „und will mit dem Statthalter reden." Er wurde vorgestellt. „Du bist also jener gefürchtete Straßenräuber, der so viel von sich reden gemacht hat?" fragte ihn der Beamte. „Ja," antwortete Mohammed und erwartete, vom Munde des Statthalters ein Lob wegen seiner Kühnheit zu vernehmen. Jedoch die Sache gestaltete sich ganz anders. „Solch einen gefährlichen Menschen kann die Regierung nicht ans freiem Fuße lassen," fuhr der Beamte weiter und gab Befehl, ihn ztt verhaften. Vor Gericht wurde Mohammed Talab zwar nicht zum Tode verurteilt, weil er sich selbst der Gerechtigkeit überliefert hatte, es wurde aber eine 14jährige strenge Kerkerhaft über ihn verhängt. Diese Strafe muß er zu Küssala abbüßen, wo sich auch manche Augenzeugen seiner einstigen Räubereien befinden. Da kam einige Zeit später der General-inspektor vom Sudan, Baron Rudolf von Slatin, zum Besuche nach Kassala. Sein gutes Herz erbarmte sich über das unglückliche Los des Mohammed Talab und er linderte ihm seine Strafe, indem er dessen Kerkerhaft von 14 Jahren ans sechs Jahre herabsetzte. Hätte Mohammed diesen Gnadenakt zu schätzen gewußt! Hätte er sich anständig benommen! Vielleicht hätte man ihm noch mehr nachgelassen. Jedoch Mohammed, zu seinem bösen Geschicke, begann sich trotzig und unbändig zu geberden, in der Meinung, daß er die Zähne zeigen müsse, um völlig ans freien Fuß zu kommen. Er täuschte sich aber sehr. Er wurde von kräftigen Soldatenfäusten gepackt und bekam eine tüchtige Portion Peitschenhiebe. Dann wurde über ihn wiederum das alte Urteil verhängt und noch ein Jahr mehr, daß der Bandit wohl 15 Jahre lang mit den Ketten an den Füßen herumzugehen hat. Grimmig und mit ohnmächtiger Wut ergibt er sich in sein trauriges Schicksal, das übrigens er selbst sich heraufbeschworen hat. Wie alle anderen Züchtlinge muß er die Aborte reinigen, Schuttmassen weiterbefördern usw. Er wird sich wohl hüten, noch fernerhin das Maul aufzumachen, denn er weiß, daß es Prügel gibt. Sein Inneres brütet Rache und Verderben gegen diejenigen Nomadenhäuptlinge, die ihn so daran gebracht haben. Indessen hat aber noch eine geraume Zeit zu vergehen und nach Verlauf wird derselben die Regierung wohl wissen, was sie zu tun hat, um etwaige Rachetaten des Mohammed Talab zu verhindern, wenn dieser dann überhaupt noch zu den Lebendigen zählt. Ein erfreuliches, für unsere katholische Religion recht ehrenvolles Ereignis war mir hier zu Kassala vorbereitet. Gleich bei meiner Ankunft daselbst hatte ich mich zum Statthalter der Provinz, dem Miralai Wilkinson Bey, begeben, um ihn zu begrüßen. Der hohe Beamte empfing mich herzlich, lud mich in sein Haus ein, überhäufte mich mit Höflichkeiten und bat mich um einen Gefallen. Hier zu Kässala nämlich hat im Verlaufe der Jahre schon mancher Christ das Leben gelassen, darunter auch mehrere Katholiken. Sämtliche liegen begraben auf einem gemeinschaftlichen Platze, den übrigens kein Kreuz als christlichen Friedhof kennzeichnet, denn die Muselmänner würden in ihrem Fanatismus etwaige Kreuze zertrümmern. Diese Zustände gefielen dem Statthalter nicht. Er meinte, der Platz müsse mit einer Mauer umzäunt werden, damit man Kreuze auf den Grabhügeln errichten könne, und ersuchte mich, ich möchte mich auch einmal dorthin begeben, um ein Gebet für die Verstorbenen zu verrichten. Er selbst werde für das Nötige sorgen, sämtliche christlichen Beamten und Kaufleute einladen lassen und persönlich erscheinen nebst dem Baron Rudolf v. Slatin, dem Generalinspektor des Sudan, den man eben zu Kässala erwartete. Dazu wurde der nächste Dienstag festgesetzt, morgens um 7 Uhr, wann die Sonne noch nicht heiß ist. Früh um 5 Uhr schon pochte es an meiner Tür. Es war dies ein Diener, von seiten des Statthalters geschickt, der mir ein schönes Maultier zum Reiten brachte. Sämtliche Katholiken nebst einer großen Anzahl anderer Christen, darunter die hervorragendsten Kaufleute und Beamten, zogen in ihrer besten Kleidung hinaus. Nach einem tüchtigen Ritt durch fruchtbare Gefilde waren wir endlich bei der Stätte, kurz vor 7 Uhr. Bald darauf erschien der Generalinspektor Baron Rudolf v. Slatin in der Uniform eines ägyptischen Divisionsgenerals, mit ihm der Statthalter und die höheren Beamten. Die Funktion begann. Der Generalinspektor und der Statthalter entblößten ihr Haupt, ein Beispiel, das allgemeine Nachahmung fand. Alles verlief in feierlicher Stille. Nach Beendigung der Gebete drückten mir die hohen Herrschaften ihren Dank aus und der Kommandeur des ägyptischen Bataillons nahm eine Photographie der Gruppe ab. Die Versammlung löste sich auf und ein jeder begab sich nach Hanse, um die brennenden Sonnenstrahlen zu vermeiden. Unendlich war die Freude der Katholiken wegen dieser öffentlichen Ehrung, die ihrer Religion zuteil geworden war. Die Griechen aber, die so gern mit dem Namen von Orthodoxen, d. h. von „Rechtgläubigen", um sich werfen, fühlten sich beschämt und sagten: „Heute haben uns die Katholiken hinabgedrückt. Vor kurzer Zeit war auch unser Priester dagewesen und niemand hat sich um ihn gekümmert. Nun kommt der katholische Priester her, wird mit Ehren empfangen und alles muß ihm dienen, sogar auch wir, die Söhne des orthodoxen Griechenland." Mögen die Katholiken im entfernten Kässala stets guten Willens sein und sich immer völliger Gesundheit erfreuen! Möge unsere heilige katholische Kirche stets zunehmen hier und in der ganzen Welt! Das walte der allmächtige Gott! Hue dem tilbtfftonsleben. Hebt Tage tin Walb. Don P. Jßernbavö IRobnen F. S. C. Große Teile des Sudan bedeckt undurchdringlicher Wald, während andere Strecken unabsehbare Grasebenen sind. Der Distrikt Tonga gehört zu letzteren. Die Umgebung von der Station Attigo ist somit eine holzarme Gegend. Zum Ziegelbrennen braucht man Holz. Da wir aber in Tonga in der ganzen Umgebung keinen Baum noch Strauch haben, so mußten wir es selbstverständlich weiter herholen. Deshalb ging ich mit einem halben Dutzend Schillnk über den Nil in den nächsten Walds um dort das nötige Holz zu schlagen. Am Nachmittag segelten wir mit unserem kleinen Boot hinüber. Wir hatten uns mit Proviant für etliche Tage versehen. Das erste, was bei unserer Ankunft an Ort und Stelle geschah, war natürlich, unser Lager und Nachtquartier einzurichten. (Siehe Bild S. 203.) Gleich machten sich einige daran, mehrere Stangen abzuhauen, welche dann in den Boden gesteckt wurden, um daran die Mosq'uitonetze zu hängen, während andere den Lagerplatz vom Gras säuberten. Ich machte unterdessen in Begleitung zweier Neger mit Pulver und Blei eine Umschau in der Nähe, um vielleicht noch einen Braten für das Abendessen zu erwischen. Leider hatte mich das Jagdglück verlassen: eine tüchtige Antilope lief mir vor der Nase weg, ein paar Schüsse auf die unzähligen Perlhühner gingen in der Dunkelheit daneben und so mußten wir uns halt für diesmal mit der einfachen Dnrrapolenta begnügen, zum größten Herzeleid der Schillnk, denen das Fleisch über alles geht. Auf allen Seiten des Berges wurde ein Feuer angemacht und die Laterne, welche die ganze Nacht brannte, an einem Pfahl aufgehängt, um nicht von ungeladenen Gästen, Hyänen, Löwen usw., unerwarteten Besuch empfangen zu müssen. Nachdem wir dann unser Pfeifchen — oder besser Pfeife — ausgeraucht und uns ausgeplaudert hatten, breiteten die Schillnk ihre Felle aus, ein Kopfkissen hatten sie sich schon besorgt, nämlich einen daumendicken Zweig mit drei spannhohen Beinen, worauf sie den Kopf legen. (Siehe Bild S. 207.) Auch ich legte meine Decken auf den Boden auseinander und die beiden Gewehre scharf geladen neben mich hin. Dann schlüpften wir vorsichtig jeder in sein Mosquitonetz hinein und in Gottes Namen schliefen wir in süßer Ruhe. Ich sage vorsichtig schlüpfte jeder in feilt Mosquitonetz, denn die Mosquitos sind hier etwas ganz Entsetzliches. Der es nicht mitgemacht hat, kann sich keine Vorstellung davon machen. Noch ist die Sonne nicht untergegangen, so fangen sie schon an, um die Ohren zu summen. Jeder Stich von diesen kleinen Tierchen verursacht ein 5—10 Minuten langes Jucken und Kratzen, ein Kratzen und Jucken, daß man zuletzt ganz lebendig dabei wird. Ich zog einen dicken Rock an, denn durch das gewöhnliche Kleid stechen sie durch,, band die Hosen unten zu, ebenso die Rockärmel, Kopf, Hals und Ohren verband ich mit einem Tuch, nur die arme Nase mußte wie gewöhnlich herhalten. Tagsüber glühte man in der brennenden Tropenhitze und kaum lispelte ein kühles Abendlüftchen durch die Zweige des Waldes, so mußte man sich einpacken wie eine Mumie: so hat man halt stets sein tägliches Kreuzchen zu tragen. Hierin sind die Schilluk wirklich zu bewundern; ob die Mosquitos weniger auf sie losgehen oder ob sie dieselben leichter ertragen, weiß ich nicht. — Sie sitzen da, wohlgemerkt, im Adamskostüm, drehen den Rücken gegen das Feuer, rauchen ihre Pfeife und schlagen die gar zu frechen Zudringlinge mit der Hand weg, ohne sich dabei in ihrer Unterhaltung stören zu lassen: sticht ihn eine, wo er nicht mit der Hand hin kann, so wendet er seinen Rücken ruhig seinem Nachbar zu und sagt: bei (Mosquito). Der mitleidige Nachbar, ohne sein Gespräch zu unterbrechen, schlägt fest mit der Hand auf den Rücken, daß das arme Tierchen gewiß nicht zum zweitenmal kommt. Etwas Neues und Interessantes war für meine Schillnk das Mosqnitonetz, denn ich hatte auch für sie ein solches mitgenommen. „Wie schön ist es hier drin," unterhielten sie sich miteinander, „gerade wie im Hause." „Hast du Mosquitos drin?" „Nein, ja." „Wie sie summen." „Aber sie sind ja garnicht drin, sie sind ja draußen." „Ja wirklich, £ » 3 2= c2 S s ar lis lit § 63 ^ G S - - f Z E S 3 Ev "2> . f T ^ o S n vo? cs 2 cS Ä S 2 S ? L S' E. S 5 & 1^S -- ' 53 f la 2 s 7 5" S O CÖ Ä-S* ' I# ti >50 >5o ö i I cS -S' ^ ti O WF a CO I- H. A g S' i-S ti: &■> ^ ti Scblasenöe Scbilluh. Vor^demtSchlafengehen bemalen die Schilluk nicht selten mit Asche ihr Gesicht. Einer hält noch die mächtige Schillubpfeife in der Hand. Sie legen ihr Haupt beim Schlafen auf einen Dreifuß, um ihre Frisur nicht zu beschädigen £ 5 5 " 3? 1- I |f ° 2. ln) 5 S rzr 1 Ci <—*» ?r ° 7^* ti. 't' IW 8 5- ■g 2) E I -ti •ZT — ti' 2.» rzr tiT S 5 CT »o' 2 E1 s o S " a< ö 3 I ti EP 2 Heft 9. Stern der Neger. 207 'liches, mitten unter den Mosquitos die Nacht hindurch ruhig zu schlafen. Am anderen Morgen, nachdem mir einen heißen Tee hinuntergeschlürft hatten, um uns etwas zu erwärmen — denn es war mitten im Winter, kaum + 25—30° C — ging es flott ans Holzfällen, Ich machte in der Morgenfrische mit der Flinte einen Gang durch den Wald, um unsern Küchenjungen für das Mittagessen mit Fleisch zu versehen, und brachte gewöhnlich einige Perlhühner. Die Hauptmahlzeit war jedoch abends; den ganzen lieben Abend wurde dann gekocht und gegessen. Als das Jagdglück eines Tages mir drei Gazellen und tagsdarauf eine große Antilope bescherte, da waren meine Leute recht guter Laune; alles war mit der Kocherci beschäftigt. Während einige Leber und Lungen in den Topf schnitten, nahmen andere wieder die Eingeweide, quetschten mit zwei Fingern die Hauptsache heraus, drehten sie zwei Minuten auf den glühenden Kohlen herum, bis sie sich wie Bratwürstchen krümmten, und so wurden sie verspeist. Unterdessen war das Fleisch im Topf gekocht und wurde auch sogleich in die Mitte gestellt; appetitlich sah es zwar aus, aber es war entsetzlich bitter. Was ist das? — Die Kugel hatte nämlich die Eingeweide ganz zerfetzt und so war die Galle übergelaufen. Das tat aber nichts an der Sache: der ganze Topf voll wurde mit Vergnügen verzehrt. Dann wurde wieder ein Topf voll Fleisch auf das Feuer gesetzt und — verzehrt. In der Fleischbrühe wurde dann Polenta gekocht und verschmyust; so ging das in einemfort. •— Das Fleisch wird natürlich nicht zu mürbe gekocht; wenn es gut warm ist, geht es, denn die Zähne sind ja zum Beißen da! Wie viel die Schwarzen essen können, wenn sie Überfluß haben, ist kaum begreiflich; andererseits ist es aber auch unglaublich, wie sie hungern können, wenn sie nichts haben. Mir wurde von jedem Gericht zuerst meine Schüssel gefüllt und überreicht. Ich sammelte das Beste heraus und ließ es mir gut schmecken; das übrige und die abgeklaubten Knochen schob ich dann meinem nächsten Nachbar zu, ohne weitere Komplimente und Entschuldigungen. Es wird mir in der zivilisierten Welt dieses doch wohl niemand für eine Unhöflichkeit anrechnen. Hier ist es eben so Mode: Der Große ißt das Beste herunter und während er sich nach einem fetteren Braten umsieht, legt er das Abgeschmauste auf die gemeinschaftliche Schüssel oder das ausgebreitete Fell zurück, tvelches dann bald ein anderer packt in der Hoffnung, noch einen Leckerbissen daran zu finden, oder er reicht cs dem Jungen, der hinter ihm hockt und schon mit Sehnsucht darauf wartet. Derselbe kaut dann mit frischem Mut daran weiter und übergibt großmütig den abgenagten Knochen dem kleineren Buben, unter dessen Zähnen bald die dünnen Knochen krachen. Wenn dem ausgehungerten Hund noch die harten Knochen, wo gewiß nichts mehr dran ist, zum Lecken übrig bleiben, mag er zufrieden sein. Ich würde also ganz unschuldig verurteilt, sollte vielleicht jemand dieses mein Verfahren als Höflichkeitsverbrechen mir anrechnen. Selbstverständlich konnte ich es nicht im Essen mit ihnen aufnehmen, denn mein zivilisierter Magen begnügte sich mit wenigem. „Ach, ihr Weißen könnt nicht essen," sagte einer; „ich habe sie schon öfter beobachtet, sie nehmen ein bissel von diesem Teller, ein bissel von jenem, ein bissel von jenem Glas, ein bissel von diesem Glas, dieser Schachtel und dann sind sie satt. Der Weiße ißt nicht, er kostet nur. Der Schillnk aber, der ißt, der kostet nicht von so vielen Sachen; er braucht nur eine, aber eine. gute Portion. Schau her, diese Schüssel da, das wäre so eine richtige Porckon für einen Schillnk und dann sagt er noch nicht, daß er satt sei, sein Bauch ist noch Nicht dick." (Schluß folgt.) Heft 9. Ster:i der Neger. 209 fr 8 ^— j] tUnterbaltenbes. jj ) Doppelte Iketten. Lrzävlnng von Dr. Dugo ?HMoni. 10. Kapitel. Der Märtyrer. Die Zeriba Amurs befand sich am äußersten Saume der Wüste, auf einer Lichtung des Gehölzes, in einsamer Lage, schivcr zugänglich, wohlgeschützt von dem dichten Wald und dem Wüstensand und wohl zehn Tagereisen von einem starkbesuchten Markt entfernt. Der Sklavenjägcr hatte sie vor ettva zwanzig Jahren einzurichten angefangen und jetzt erweiterte und verschönerte er sie immer mehr, um sie zu einem rechten Bergnügnngsort zu gestalten. Ihm selber kostete jenes Gut gar nichts. Der Boden gehörte niemandem. Er konnte es deshalb nach Herzenslust erweitern. Die Arbeit wurde von Sklaven geleistet, welche ihm beinahe nichts kosteten, und sie wurden ihm geliefert von den Dörfern nah und fern, die er überrumpelte und anzündete und deren Einwohner er gefangen nahm. Die Zeriba bildete drei Teile, welche untereinander wohl getrennt waren. Da war zuerst das Gebäude desHerrn oder besser: waren die verschiedenen Gebäulichkeiten desselben; denn der Sitz des Sklavenhändlers bestand ans etwa zwanzig Hütten, die ein großer, von sehr hohen Zäunen umgebener Hof einschloß. In diesen Hütten lebte die Familie des Händlers, seine Frau, die Berivandtcn und Söhne. Dann war daselbst der Unterknnftsort für die Sklaven, die zum Verkauf bestimmt waren, von Sklaven, die der Händler dort hielt, damit sie sich von den Anstrengungen der Reise erholten ; wohl überzeugt, daß er den Sklaven um so höher verkaufen könne, je besseren Eindruck er mache. Das Sklavenmagazin bestand ans einem (Sortierung.) weiten Hof, umgeben von ganz niederen Hütten, welche als Ruhestätte für die Sklaven dienten. Dann kam die Pflanzung: ausgebreitete Ländereien, wohlbebant und reich an Gemüsepflanzen aller Art, reich an Baumwolle, Zuckerrohr, Kokosnußbäumen, Dattelpalinen, Nelken-, Zimmet- und Mnskatnußbäumen — eine sehr schöne Pflaiizung, welche nicht wenig eintrug, weil Amur die Gewürze und die Baumwolle zugleich mit dem Elfenbein von den Sklaven ans die großen Handelsplätze befördern ließ, wo sie um teuren Preis an die Karawanen verkauft: wurden, die sie an die Küsten brachten. Amur war nicht nur Sklavenhändler, er war auch ein sehr listiger Kaufmann; das wahre Abbild jener Gutsherren, die die Geißel der Eingeborenen und das Haupthindernis für die Verbreitung des Christentums und der Bildung im schivarzen Erdteil sind. Die Karaivane wurde von den Angehörigen Amurs mit Jubel empfangen. Er gab den Befehl, die Sklaven in den für sie bestimmten Raum zu führen. Den Sklavenhändlern und den Askaris gab er für einige Tage frei und zog sich in seine eigene Wohnung zurück. Die Sklaven wurden unter Peitschenknall in ihr Pferch getrieben und dort der Wachsamkeit des Aufsehers und seiner Diener anvertraut. Die Sklavenjäger und die Askari taten sich zu einer kleinen Versammlung zusammen. „Wird er jetzt Anton zivingen wollen, die Formel ausznsprechen?" fragte Rubaf, welcher als Renegat (Abtrünniger) sich besonders für die Sache des Islam eingenommen zeigen wollte. „Wir wollen es gerade sehen," bemerkte Said. „Wehe, wenn er es nicht tun wollte!" sagte Araid. „Und wenn er es nicht täte?" fragte Emini. „Wir wüßten ihn schon dazu zu bringen," sagte Said. „Wie?" fragte der kleine Kara mit einem ganz höhnischen Lächeln. „Der ist sicher nicht ein Mann, der sich befehlen läßt." „Wir wüßten uns schon gewichtig zu machen," rief Gossarah lebhaft. „Ja, mit Worten, aber sicher nicht mit Taten," sagte Emini mit Spott. „Auch mit Taten, ja gerade damit," sagte Gossarah. „Ich begreife seine Vorliebe für Anton nicht," sagte Araid. „Ein eigensinniger Sklave! Zwei Wochen schon mühe ich mich ab, ihm die Formel beizubringen; glaubt ihr, daß der Kerl sie nachsprechen möchte?" sagte Sues. „Du weißt die rechten Mittel nicht zu gebrauchen, ihm die Formel in den Schädel zu treiben," bemerkte Kara. „Ich? Wenn ich so viele Taler hätte, wie ich ihm Rutenstreiche verabreichte, so wäre ich Millionär. Aber er ist ganz verstockt in seiner Abneigung!" sagte Sues. „Was ist also zu tun, um etwas Greifbares zu erreichen?" fragte Kara. „Schicken wir eine Abordnung an Amur," antwortete Araid. „Um die Antwort zu bekommen, die er uns vor zwei Wochen gegeben hat," sagte Sues. „Jetzt handelt es sich mit nichts, als ihm sein Versprechen ins Gedächtnis zurückzurufen," fügte Araid bei. „Versprechen, welche zu hallen man sich nicht verpflichtet fühlt," meinte Kara. Die Sklavenjäger redeten noch lange hin und her über die Gelegenheit, die Gesandtschaftzuschicken. Als man endlich einig geworden war, einen abzusenden, da weigerten sich alle, daran teilzunehmen, bis Kara bemerkte: „So will ich gehen." „Wann?" wurde er gefragt. „Sogleich." „Geh, wir wollen die Antwort abwarten." Kara ließ nicht lange auf sich warten. Übelgelaunt kehrte er zurück. „Also?" fragten ihn die Genossen. „Ich konnte nicht in das Gehege eintreten," war die Antwort, welche mit einer wütenden Bewegung aufgenommen wurde. Die üble Stimmung wuchs rasch. Emini goß noch Ol ins Feuer. Endlich gegen Abend ließ sich Amur sehen. Kara ging ihm entgegen. „Was willst du?" fragte ihn der Sklavenhändler. „Dir das Gedächtnis in betreff des Versprechens wegen Anton auffrischen." „Wendet euch an Sues, er hatte den Auftrag, den Neger zu bekehren. Was kann ich dafür, Der aufsehet jiabm die peitsche und sing an, den flMrtgrer zu geißeln. (Seite 212.) wenn Sues so schwach ist, daß er den Auftrag nicht auszuführen versteht, den ich ihm anvertraute ?" „Sues erklärt, Anton verspotte den Propheten nud weigere sich, die Formel nachzusprechen," sagte Kara. Amur zuckte die Achseln. „Sues verdient die Peitsche," bemerkte er, „wenn ich Anton dir übergeben hätte, so hätte er nicht eine, sondern hundert Formeln ausgesprochen." Amurs Worte schmeichelten der Eigenliebe Karas. „Das ist sehr wahr," bemerkte er, „ich hätte Anton schon lange zum Übertritt in den Islam gebracht." „Willst du dieses Geschäft auf dich nehmen?" fragte ihn der Sklavenhändler. „Sehr gern. Kann ich Anton auch mit Gewaltmitteln zwingen?" „Tu', was dir gut scheint; nur sorge, daher am Leben bleibt. Er hat Kenntnisse, deren ich bedarf. Er darf nicht unter der Peitsche sterben." „Sterben soll er nicht. Wenn es mir gelänge, ihn zum Nachsprechen der Formel zu bringen, was gäbest du mir?" „Die zehntausend Kauri, die ich Sues versprochen, und noch weitere zehntausend," sagte Amur und entfernte sich. Kara kehrte vergnügt zu den andern zurück. „Also?" fragten ihn diese. „Er hat mir den Auftrag gegeben, Anton zum Übertritt in den Islam zu bringen." „Und du hast ihn angenommen?" schrie Sues. „Durfte ich es etwa nicht?" „Nein. So betrügst du mich um meine Rechte." „Um welche? Zwei Wochen hast du es versucht, Anton zu bekehren, und es gelang dir nicht. Was willst du mehr? Es ist ganz gerecht, daß ich mich einmal daran mache, und in zwei Tagen hat er die Formel nachgesprochen." „Eitle Hoffnungen!" „Ich bring's sicher fertig." „Verräter!" „Warum?" „Weil du mich so bei Amur in ein übles Licht brächtest, da er mir mein Mißlingen als Schuld anrechnen würde, während es nichts war als Pech." Kara zuckte die Achseln. „Ich bin nicht daran schuld, wenn du dich zu solchen Sachen dumm anstellst. Was meint ihr dazu?" wandte er sich an die Genossen. Ihre Meinungen waren geteilt. Die große Mehrzahl jedoch tadelte ihn. Er hätte den Auftrag nicht annehmen sollen. Seine Pflicht wäre gewesen, die sofortige und strenge Bestrafung des halsstarrigen Negers zu verlangen. Amur hatte es zu weit getrieben, schon dadurch, daß er ihn Sues anvertraute und ihm einen solchen Lehrer gab. Er verdiente weiter kein Mitleid. Kara wollte nicht mehr länger mit den anderen streiten. „Heute abends oder morgen wird er die Formel aussprechen," sagte er. „Dann will ich Amur sagen, daß ein solches Ergebnis nicht bloß meiner Mühe zugeschrieben werde, sondern auch den süßen und einschmeichelnden Worten Suefs. Nicht wahr, Freund? lind ich werde auch für ihn um eine Entschädigung bitten." Die Sklavenjäger stimmten Karas Worten bei, mit Ausnahme von Sues, der sagte: „Ich will keine Gnadengabe. Ich will einfach, daß man meine Rechte beachtet; und ich habe Rechte auf alle zehntausend Kauri und nicht bloß auf ein tvinziges Teilchen." Niemand antwortete ihm und Kara hörte ihn nicht, denn er hatte sich schon entfernt. Er kam zum Aufenthaltsort der Sklaven und trat ein. Dann sagte er zum Aufseher, einem riesigen schwarzen Mohammedaner, der dazu noch schrecklich roh war: „Ich will Anton sehen." „Wer ist Anton?" „Derjenige von den heute angekommenen Sklaven, der an keinen anderen angebunden war." „Die Sklaven sind nicht mehr paarweise aneinander gekettet. Ich kenne ihn nicht. Komin' und suche ihn dir," sagte er ihm. Er führte den jungen Sklavenjäger zur Hütte. Das Mondlicht erhellte genügend die Hütte, in welche die armen Sklaven eingepfercht waren. Sie waren müde, abgehetzt, nicht imstande, sich zu bewegen. Die Ruhe kam ihnen außerordentlich gelegen nach der langen, beschwerlichen Reise. Sie sprachen von der fernen Heimat und weinten über den Verlust ihrer Freiheit. „Anton!" rief Kara. „Was will man von mir?" fragte der arme Sklave. Er war hingestreckt in einen Winkel der Hütte und biß sich in die Lippen vor unsäglichem Schmerz. Die Peitsche Suefs hatte ihm viele Wunden auf Brust und Rücken beigebracht. Er litt unaussprechlich. Dennoch, inmitten solcher Leiden, fand er Kraft, seine Leidensgenossen zu ermahnen, sie zur Geduld aufzumuntern, ihnen zu sagen, sie sollten alles Jesu aufopfern, und für sie zu beten. Die armen christlichen Neger, welche, ohne in ihrer Unwissenheit die Tragweite des Aktes zu kennen, in einer ihnen unbekannten Sprache den heiligen Spruch des Islam nachgesagt hatten, falteten ihre mit Ketten beladenen Hände und ihre Lippen bewegten sich im Gebet. Sie sprachen das echt katholische Gebet, das Vaterunser. Auf jenen Ruf erhob sich Anton auf seine wunden Füße. „Komm heraus," rief ihm Kara zu. Was wollte man von ihm? Schwankend ging er hinaus aus der Hütte in den schmutzigen Hof, in dessen Mitte einige von altem und frischem Blute gerötete Pfähle aufgepflanzt waren, die Geißelpsähle. „Du bist Anton?" fragte ihn der Sklavenjäger. „Ja!" „Kennst du den Befehl Amurs?" „Welchen?" „Verstelle dich nicht. Er, in seiner Güte ohnegleichen, erlaubt dir, die rechte Formel auszusprechen, und gibt dir so Hoffnung, in den Himmel einzugehen, als Sklave freilich und nicht als Freier. Aber auch das Los der Sklaven im Himmel ist besser als jenes, welches für die Ungläubigen in der Hölle bestimmt ist. Bist du bereit, zu gehorchen?" „Hat dir Amur aufgetragen, darnach zu fragen?" forschte Anton. Einige Rutenstreiche folgten diesen Worten. „Wenn Amur mir diesen Auftrag nicht ge- geben hätte, wäre ich nicht hier, Dummkopf!" schrie Kara. „Was soll ich ihm antworten?" „Daß ich nicht gehorchen kann." Kara lachte. „Schmeichle dir nicht, daß ich mit der Güte Suess Vorgehen werde. Ich werde dich mit Gewalt dazu bringen. Heute noch bekommst du 100 Rutenhiebe, morgen 200 und so weiter, bis du diese verfluchten Lippen öffnest und sprichst. Binde ihn an den Marterpfahl!" Der herzlose Aufseher, welcher schon hunderte von Sklaven gegeißelt hatte, fesselte den armen, Anton an einen der Pfähle und zwar mit dem Gesicht gegen den Pfahl. Als der Sklave an den Pfahl gebunden war, fragte der Aufseher: „Wie viele?" „Wieviel meinst du, daß er aushalten samt, ohne zu sterben?" fragte ihn Kara. Der Aufseher musterte mit Kenneraugeu den armen Sklaven. „Zweihundert," sagte er. „Gib ihm hundert." „Nur?" „Wird genug sein für heute," sagte Kara. Der Aufseher nahm die Peitsche und fing an, den Märtyrer zu geißeln. Dieser ertrug anfangs stillschweigend die schrecklichen Schmerzen; später brach er in Laute der höchsten Klage aus; er schrie vor Schmerz, daß man es in der ganzen Zeriba hören konnte. Er rief den -Namen Jesu an und erflehte von ihm die Kraft, jene Schmerzen zu ertragen. Sein Geschrei kam auch zu den Ohren der Sklaveujäger. „Amur hält sein Wort," sagten sie sich. „Wer aber seines nicht wird halten können, das ist Kara. Jener Kerl ruft ,Jsä ben Mariam' auch bei den größten Schmerzen an!" Während Anton gegeißelt wurde, trat Emini in den Hos ein. „Wer wird gegeißelt?" fragte er. „Ah, Anton," rief er aus beim Wiedersehen des christlichen Negers und wandte sich dann an Kara: „Wer hat Befehl gegeben, ihn zu geißeln?" „Amur." „Wieviel?" „Heute einmal hundert. Morgen zweihundert und so fort, bis er den Islam annimmt." „Daß es doch schon heute wäre," brummte ©mim bei sich. Antons Geschrei wurde immer lauter. Es lucir nicht mehr dem menschlichen ähnlich, das waren Laute, wie sie gewöhnlich nur ans der Brust eines wilden Tieres dringen; es schien wie das Gebrüll eines Löwen, der an einem edlen Teile getroffen ist, oder einer Löwin, der der listige Araber die Jungen gestohlen. Der arme Anton, wenn auch ein Held in seinem jungen starken Glauben, war doch immer ein Mensch. Schon beim achtzigsten Peitschenhieb verlor er die Sinne. Er bekam noch zwanzig, ohne ihre Schärfe zu fühlen. Auf ein Zeichen Karas band ihn der Aufseher los und der Arme sank bluttriefend zur Erde. Kara beobachtete ihn nachdenklich. „Du hast ihn für stärker gehalten, als er in Wirklichkeit ist," sagte er zum Aufseher. Dieser lachte spöttisch. „Du solltest mir sagen, daß sein Rücken erst kürzlich die Peitsche gefühlt hat und daß der Blutverlust dabei sehr reichlich war," bemerkte er. „Von dieser Tracht, hoffe ich, wird er doch I nicht sterben?" „Nein, dafür stehe ich dir gut. Aber er wird etwas Pflege bedürfen. Hilf mir ihn in den Winkel für die aufrührerischen Sklaven tragen, da er hier nicht bleiben darf. Kara ließ sich ungern zu diesem Dienst herbei. Der junge Aeghpter, von altersher reich, hielt sich für unendlich über einen Diego: erhaben und glaubte, sich zu viel zu vergeben, ivenn er ihm diesen niedrigen Dienst erwiese. Aber es handelte sich um zwanzigtausend Kauri und, was mehr war, mit seine Ehre, die er auf das Geschäft gesetzt halte. Er bückte sich also, hob zugleich mit dem Aufseher den blutigen Körper auf und trug ihn in die Ecke für die rebellischen Sklave». Das Blut des Sklaven, des Märtyrers für seinen Glauben, rötete die schwarzen Glieder des Aufsehers und den schmutzigen Burnus des Sklavenhändlers, jedoch ohne wohltätige Wirkungen für beide. In dem Winkel lag ein wenig verdorbenes,' übelriechendes Stroh, bedeckt von dicken Krusten Menschenblutes. Dort warfen sie ihn ans das Stroh. Anton stöhnte mitleiderregend in seiner Ohnmacht. „Wir müssen ihm die Ketten abnehmen und ihn verbinden," sagte der Aufseher. „Warum?" fragte Kara. „Ja, weil er sonst stirbt. Wir müssen ihm die tiefsten Wunden verbinden. Das ist vielleicht das erstemal, daß ich mich eines Sklaven annehme, aber ivenn cs wahr ist, daß dein Herr seinen Tod nicht will, so ivird man ihn halt pflegen müssen." „Er darf nicht sterben," sagte Kara. Der Aufseher entfernte sich, um eine Zange zu holen, mit der er die Ringe lösen wollte, welche den Neger an den Händen, am Hals und am Fuß umgaben, so daß er von den schweren Ketten frei war. „Du stehst mir gut für diesen Sklaven," sagte Emini zn Kara. „Wozu das?" „Wenn ihm jetzt die Ketten abgenommen werden, kann er leicht fliehen." „Fliehen? Er?" fragte Kara spöttisch, „er hält sich kaum ans den Füßen und wäre unfähig, sich auch nur einen Schritt weiter zu schleppen." Emini zuckte mit den Achseln. Der Aufseher löste die Ketten von den Händen und Füßen Antons und rieb ihm die Wunden mit einem nassen Tuche, welches in Essigwasser eingetaucht war, mit den Blutverlust ein wenig zu verringern. Anton kam während des Reibens einen Augenblick zu sich. Dann schloß er wieder die Augen und fiel von neuem in Ohnmacht. „Wird er nicht sterben?" fragte Kara den Aufseher. „Nein," antwortete dieser, „aber cs wird Zeit brauchen, bis er wieder imstande ist, andere zweihundert Peitschenhiebe zu ertragen." Kara gab keine Antwort. Er war übel zufrieden mit sich selbst, daß er den Sklaven so grausam hatte schlagen lassen. Er ließ nun seinen Grimm an dem Aufseher ans, der ihm jedoch seinerseits auch nichts schuldig blieb. Emini entfernte sich ans der Hütte, Kara mit ihm. Der Aufseher schloß die Türe und fuhr fort, sich mit dem Sklaven zu beschäftigen. Während er mit dem Auswaschen der Wnnden fast fertig war, hörte er seinen Namen rufen. „Wieder was! Die Nacht werde ich kein Auge schließen können," murmelte er. Er lief zur Türe. „Wer ruft mich?" „Emini." verflucht! Vor ihm kann ich die Türe nicht verschlossen halten," sagte der Aufseher. Er ging, um zu offnen. „Was willst du?" „Den Sklaven sehen, den bit gepeitscht hast. Im Aufträge des Scheichs," sagte Emini und schloß sorgfältig die Türe. „Das muß ein Sultan sein oder der Sohn eines solchen," sagte der Aufseher, bestürzt über die ungewöhnlichen Rücksichten, die der Herr für den Sklaven zeigte. „Er ist ihm teuer. Er will ihn zum Islam bringen, mit ihn dann zum Oberanfseher zu ernennen und damit zu deinem Obern," sagte Emini. „Ihn? Diesen Unglückssklaven?" schrie der Aufseher betroffen. Er hatte bis jetzt noch nie einen Oberen gehabt und zitterte jetzt bei dem Gedanken, unter dem Neuling stehen zu müssen, und er fürchtete seinen Zorn. Er hatte ihn gepeitscht; er war dazu gezwungen, aber der andre hätte von diesem Umstande keine Kenntnis genommen und würde ihm, wenn er ihn unter sich bekommen hätte, jene Peitschenhiebe mit Zinsen zurückbezahlt haben. Die zwei Männer gingen in den Winkel, wo der arme Sklave lag. Anton lag auf dem Rücken, immer noch der Sinne beraubt. „Dreh' ihn um, da ich den geschlagenen Rücken sehen muß," sagte Emini znm Aufseher. Dieser bückte sieh, mn den Befehl auszuführen. Emini hob plötzlich einen Dolch, welcher im silbernen Mondlieht funkelte, und mit einer raschen Bewegung der Hand jagte er ihn dem Aufseher bis ans Heft in den Rücken. Der Streiech war meisterhaft; die Klinge traf das Herz des Aufsehers, welcher tot zur Erde sank. „Der erste Akt ist gut abgelaufen. Und jetzt zum zweiten!" murmelte Emini. Er sprach von einem „Akt". Wie war der Sklavenjäger zur Kenntnis eines Wortes gekommen, ivelehes eine europäische Bildung voraussetzte ? Dann hatte er diese Worte nicht arabisch gesprochen, sondern in einer anderen Sprache, welche der indogermanischen Gruppe angehörte. Emini war also kein Araber? War er ein Europäer? Aber ein Europäer, Moslim und dazu Sklavenjäger? Er zog den Dolch ans der Wunde des Aufsehers und dann nahm er Anton ans die Arme. Der arme Jüngling, bis znm Skelett herabgebracht, war nicht schwer. Er trug ihn einige Schritte, aber dann blieb er stehen. „Er muß eine Blntspnr hinter sich lassen," murmelte er. Er ließ den Märtyrer ans den Boden gleiten und zog ihn an den Füßen bis zur Türe der Hütte. An der Tür horchte Emini ans. Das Stillschlveigen ivar vollkommen. Vorsichtig öffnete er die Türe und ging hinaus. Er bemerkte keine lebende Seele. Er machte einige Schritte. Alles blieb ruhig. „Sie schlafen alle," murmelte er. Dann ging er wieder in die Hütte, nahm Anton bei den Füßen und zog ihn ins Freie. Etwa hundert Schritte von der Hütte verließ er ihn, nachdem er ihm in die Rechte den blutigen Dolch gesteckt hatte. „Ah, ah," sagte er lachend, „mein Junge, morgen schlägt deine letzte Stunde. Dann der Dolch! Es ist der Snefs. Auch der wird schön in Verlegenheit kommen. Er entfernte sich schnellen Schrittes in der Richtung des Palastes des Scheichs. Schon war er ihm sehr nahe, als zwei dunkle Schatten ans den Hütten heraustraten. Es waren Mah-liict und Mehmat. „Nun?" fragte Mahntet. „Ich habe meine Pflicht getan. Tut ihr die eure!" Die zwei Araber entfernten sich schweigend. Emini hingegen rief ans: „O, meine Rachepläne!" (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. Allerlei aus Khartum. Einem Briefe des hochw. P. Jos. Pasqn. Crazzolara entnehmen wir folgendes über Kirche und Schule: Bald nach der Grundsteinlegung zur neuen Kirche beschlossen die englischen (katholischen) Soldaten, für dieselbe einen schonen Schmuck durch gemeinsame Mittel zu stiften: eine schöne Mnttergottesstatne. Ihr Kaplan sollte dieselbe beschaffen. Man entschloß sich, dieselbe durch die Firma Stuflesser in St. Ulrich, Gröden (Tirol), herstellen zu lassen. Am 6. Juni langte nun die Statue an wahrlich eine herrliche Arbeit! Ihre Große beträgt 6 Fuß (180 cm). Sie stellt die Muttergottes dar mit dem Jesn-kind am Arme. Der ganze Ausdruck ist ein überaus lieblicher und anziehender. Alle, die sie sahen, waren ganz entzückt über den lieblichen, huldvollen Ausdruck der göttlichen Mutter und des lieben Heilandes. Besonders staunten sie über den billigen Preis einer so majestätischen Statue; sie kostet (durch eine besondere Vergünstigung) 11 Pfund Sterling (zirka Kr. 275). Die Statue ist für die neue Kirche bestimmt und wird hoffentlich nicht so lange auf dieselbe zu warten haben. Jedenfalls wird sie für die Kirche ein schönes Andenken an die Soldaten von 1909 sein. — Die englischen Soldaten werden bekanntlich jedes Jahr hier gewechselt. * * * Am 23. Juni fand die Preisverteilnng an der hiesigen Knabenschule statt. — In der Mädchenschule bei den Schwestern umt sie bereits am Tage vorher, wobei es auch an Unterhaltung (Theater) nicht fehlte. — An Europäer, Katholiken und andere befreundete Persönlichkeiten wurden Einladungen geschickt. Es fand sich wirklich eilt sehr zahlreiches Publikum ein, darunter auch einige der höchsten Persönlichkeiten unter den englischen Beamten. (Der Generalgouvcrnenr, der Sirdar und Baron Slatin Pascha sind noch behufs Herstellung der Ruhe im britischen Somaliland.) Bei dem Theater sollte sich natürlich auch der ganze Charakter unserer Schule zeigen. Es kamen darum vier Sprachen zur Geltung: Griechisch, Italienisch, Englisch und Arabisch. Die Vorstellung begann mit dem griechischen Stück, daran reihte sich das italienische; in dieses waren mehrere Musikstücke eingeflochten. Dann folgte das englische und endlich das arabische. Alles war gut gelungen zu nennen. Besonders war es ein Spieler, der dem Publikum zahlreiche Beifallskundgebungen entlockte. Die österreichische, ägyptische und englische Hymne beschloß das Ganze; cs war gegen liy2 Uhr. In der Mitte der Aufführungen wurde die Preisverteilnng vorgenommen. Einige bekamen ihren Preis aus den Händen eines vornehmen Engländers. Am folgenden Tage wurden auch die übrigen beschenkt und so zogen alle Schüler beglückt ab. * * * Warum, könnte einer fragen, soviel Feierlichkeit bei Gelegenheit einer einfachen Preisverteilung? Der Hauptgrund ist folgender: Hier in Khartum sind mehrere Schulen. Außer dem Gordon-Kolleg, das wenigstens von seinen Schülern als eine halbe Universität angesehen und gepriesen wird und tatsächlich die größte Schule des ganzen Sudan ist, wo alle, wie man bei uns sagen würde, ihre Matura zu machen haben, gibt es noch viele andere Schulen. Da ist die griechische mit den nicht wenig zahlreichen Schülern griechischer Nationalität; dann eine amerikanische mit etwa der gleichen Schülerzahl wie die unsere; schließlich wäre noch zu erwähnen die koptische und die eilte oder andere von geringerer Bedeutung. Da muß nun, abgesehen von den Leistungen der Schule selbst, dieselbe auch mit äußerem Glanze umgeben werden. Das verschafft ihr mehr Ansehen; infolgedessen werden die Eltern ihre Kinder bereitwilliger in unsere Schule schicken und die Schüler wiederum werden viel leichter eine Anstellung bekommen uni) das ist von großer Wichtigkeit überall, besonders aber hier, wo alles nur vom Stand-' Punkt des materiellen Interesses angesehen loirb.: Der Weg nun, der leichterer und sicherer dazu führt, ist der bevorzugte. Ein Gelehrter zu werden, wird hier einer nicht sobald anstreben, darum heißt es, allem möglichst große Wichtigkeit geben. Die Schüler werden am Ende des Schuljahres über jeden Gegenstand geprüft: über Religion für Katholiken und für die anderen je nach Wunsch der Eltern; über Englisch und Arabisch für alle; über Italienisch und Griechisch für die der betreffenden Nationalität und wer will; ferner über Arithmetik, Geometrie, Geographie, Zeichnen, Gesang nud Turnen; einzelne noch über verschiedene Teilfächer. Ein jeder sieht ein: es ist viel, was ve>> langt wird, besonders was die Sprachen betrifft; natürlich ist da ein tieferes Eindringen ganz ausgeschlossen; aber auf das kommt es, wie gesagt, nicht an. Lin neuer „IReUQionestifter“. Professor Dr. Baumann, Geh. Regieruugs-rat und Direktor des philosophischen Seminars in Gottingen, ist der Vater der „realwisseuschaft-lichcn Religion". Er hat auch bereits ein Andachtsbuch für seine Gemeinde geschrieben. Der „Alte Glaube" (190t), Sp. 471) zitiert daraus ein „Glaubensbekenntnis" au „Gott den Schöpfer und Erhalter der Welt von Ewigkeit zu Ewigkeit", an die Seeleuwandcrung, an die „Freiheit des Denkens und des wissenschaftlichen Forschcns". Das Resultat des letzteren, soweit cs ihn selbst betrifft, hat der Ncligiouslchrcr niedergelegt in einem tieferbaulichen Sieb von reinster Poesie, tvclches dem Gebrauche der frommen Gemeinde bei ihren gottesdienstlichen Versammlungen dienen soll. Der Text des Liedes lautet: „Waran nur Gott mag haben Freud' ? Jst's Schlangenbrut, sind's Menschenlent' ? Sind's Marsbewohner, falls sie sind? Jst's Schwein, das frißt sein eigen Slinb ? Jst's Schimmelpilz, ift's Jnfnsor? Jst's Elefant mit Fächerohr? Jst's Götzendiener, Atheist? Mohammedaner, Jude, Christ? Jst's Wolssgeheul, ist's Vogelfang? Der Büffelherde Trampelgang? Daß bunt und änderungsreich die Welt, Jst's gerade dies, was ihm gefällt? Wohl siehet er von Anfang ein, Daß anders cs nicht werden kann, Weil seiner ersten Engel Schar, Die Elemente, klipp und klar Nur sind im bunten Vielerlei, Und stets Veränderung ist dabei. Und wenn dem Leben selber graut Ob solchem Wechsel, er schon schaut, Daß eben dieser Wechsel bringt Gemeinsamkeit, die sich umschlingt." Der deutsche Univcrsitätsprofessor Geheimrat Dr. Baumanu war früher evangelischer Theologe und ist seit langen Jahren Professor der Philosophie und Pädagogik. Er bereitet seine Kandidaten des höheren Lehramtes auf das Staatsexamen und ihre spätere Berufstätigkeit vor. Ein Schillukueger oder Njam-Njam hätte seinem Kult in schöneren Weisen Ausdruck gegeben. DeLteres. Trink er log ill. Doktor: „Haben Sie über Durst zu klagen." — „Nein, Herr Doktor, über den freu ich mich immer." * * * Aus der Kaserne. Feldwebel (beim Turnen znm Einjährigen): „Mensch, Sie wollen in den Himmel kommen und kommen nicht einmal an der lumpigen Kletterstange hinauf." IDcrantwortlicber Schriftleiter: IRclitor P. Dr. sw. IRaffelner F. S. C. — ipreBverelns=3ßucb6tudterel Jßriien, SüMIroI. 10.—; Neustift Pr. H. 3.— ; Obernhart A. W. 1.—; Rech M. W. 2.34; Salzburg N. N. 2.—; Thannstetten St. 1.—; Bill P. P. 2.— ; Wien M. H. 5.02; Winklern L. G. 4.—. Zur Persolvierung von heiligen Messen sandten ein: Bonn Fr. S. 1.17; I. Z. 4.69; Brixen Fr. M. 20.—; Kastelruth N. N. 2.—; Lasberg N. N. 21.20; Milland N. N. 60.— ; Salzburg N. N. 3.60; N. N. 8.—; Sarntheiu M. G. 7.—; Sexten I. St. 6.—; Sölden H. R. 6.—; Thannstetten I. St. 3.— ; Vorarlberg N. N. 9.60; Völs N. N. 4.— ; Waalen A. Kl. 1.—; Welsch Th. B. 5.85. Für die Mission: Mollu Ungenannt 40.—. Für P. Crazzolara: Aus Tirol N. N. 200.— Abtei E. P. 45.—. Für Khartum: Waalen A. Kl. —.80; Flössing L. W. 2.34. Zur Taufe von Heidenkindern: Feldthurns M. H. 100.— (Elisabeth, Magdalena); 100.— (für zwei Knaben). * * * „O Herr, verleihe allen unsern Wohltätern um deines Namens willen das ewige Leben!" Zu Zwecken der /loiMons-DropagÄNdA febr geeignet; Die Ausgabe der lintliolifdp Frauen int Misfiausnterbe. Von einem ehemaligen afrikanischen Missionär. ===== preis 10 h, 10 ptg.------= Zil beziehen in Oesterreich von der $t. Petrus Llaver-Sodalität, Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12, und deren Filiale: In Deutschland: München, Türkenstraße 15/11. pt Knobeit, welche Ordens- undMissionspriester werden wollen. In unserem Bwripun in DillanS m Krisen werden brave und talentierte Knaben aufgenommen und zu Missionspriestern herangebildet. ..—— Bedingungen der Ausnahme sind: = 1. Selbständige Neigung und sonstige Zeichen des Berufes zum Ordensund Missiouspriesterstand. 2. Gelehriger, lebhafter, offener Charakter, energischer, standhafter, opfer-fieubiger Wille; sittliche Unverdorbenheit. 3. Gesundes Urteil und gutes Talent, das befähigt, leicht und ohne Anstand die ganzen Gymnasialstudien durchzumachen. 4. Gute Gesundheit und kräftiger Bau, frei von körperlichen Fehlern. 5. Alter von ungefähr zwölf Jahren. Für die erste Klasse wird ein Alter nicht unter zehn und nicht über zwölf Jahre erfordert. 6. Pensionsbeitrag nach Uebereinkommen mit den Eltern oder deren Stell-vertretem. Weitere Auffchlüsse werden bereitwilligst vom Obern des Missionshauses erteilt. Man wende sich vertrauensvoll an die Adresse: P. Obere des Missionshauses in Milland bei Brixen, Tirol. M & m Lolksautzavk der gksmmkttm Werke P. -oses ZpillMML Als liebenswürdiger, fesselnder Erzähler ist P. Josef Spillmann im ganzen deutschen Sprachgebiet bekannt. Nur 16 Jahre hindurch, 1888 bis 1904, ist er mit neuen Gaben hervorgetreten und nur acht größere belletristische Werke hat er hinterlassen. Aber sie haben genügt, ihn unsern beliebtesten Volksschriftstellern an die Seite zu stellen. Spannende Verwicklung, malerische Schilderung, leichtfließendes, sprachliches Gewand sind so sehr die Vorzüge seiner Erzählung, daß darüber leicht übersehen wird, welch umfassende und gründliche Studien jeder einzelnen dieser Erzählungen zur Voraussetzung dienten. Spillmann liebt großen historischen Hintergrund und reiche, der geschichtlichen Wirklichkeit entnommene Staffage. Man wird daher seine Erzählungen nicht lesen, ohne vieles daraus zu lernen. Was aber vor allem bei ihm anmutet, ist der Sinn für das Leben und Denken des Volkes, das Verständnis für das Menschenherz. In „Lucius Flavus" (zwei Bände) umtost uns der Lärm der Zerstörung Jerusalems unter Titus, „Tapfer und Treu" und „Um das Leben einer Königin" (jedes in zwei Bänden) versetzen uns in die stürmischen Tage der großen französischen Revolution, „Kreuz und Ehrysanthemum" (zwei Bände) läßt uns teilnehmen an den schrecklichen und doch auch erhebenden Vorgängen der japanischen Ehristenverfolgung, „Die Wunderblume von Woxindon" (zwei Bände) führt uns das Drama Maria Stuarts vor Augen, „Der schwarze Schumacher" (ein Band) versetzt uns mitten in die Parteizwistigkeiten der schweizerischen Freistaaten im 18. Jahrhundert, in „Wolken und Sonnenschein" (zwei Bände) ist eine Anzahl kleinerer Erzählungen mit meist historischem Hintergrund vereinigt und „Ein Opfer des Beichtgeheimnisses" schildert das ergreifende Schicksal eines französischen Priesters, der sich lieber unschuldig wegen Mordes verurteilen läßt, als daß er das Beichtsiegel bricht. ■ Durch Veranstaltung der wohlfeilen Volksausgabe (Freiburg und Wien, Herder - jeder Band kostet hübsch gebunden nur Kr. 2.40) ist nun diese gesunde und in jeder Beziehung empfehlenswerte geistige Kost auch den minder Bemittelten zugänglich gemacht worden. Sie sollte in keiner Familien- oder Volksbibliothek fehlen. fe. s m I 1 w ■0 m W w w w m m F Daß die Neger sehr die Musik lieben, ist bekannt. Daher ist es Pflicht des Missionärs, sich hierin beizeiten auszubilden. — In unserem Juvenat, im 3'averianum, haben wir für Musik besonders veranlagte Zöglinge: doch womit lernen? — Wir richten daher an Musikfreunde unter unsern Abonnenten die innige Bitte, uns Musikinstrumente, welcher Art sie auch sein mögen (natürlich brauchbar), für unsere Zöglinge nach Milland zusenden zn wollen. Sie üben dadurch ein Liebeswerk an den Negern und das heiligste Herz Jesu wird es sicher lohnen. ebraucbte Briefmarken sammeln mir in allen Nnanlilalen und werden solche mil ijwj* lichem „Nergrlf's Soff von der Nerwallnng der Missions^ Hauses in fllMUanb bei 36Viren rnfyegengrnommen. —