kaibacher Wochenblatt zum Nußen und Vergnügen. Freytagdens. December. ^8 lF. Punkte des projektirten Dekrets in 20 Artikeln, gefunden bei Murat unter seinen Papieren bei dessen Gefangennehmung zu Pjzzo. i. '5Ü?ie Constitution wird mit 1. Iä-ner i3i5 in Wirksamkeit treten; ein Par^ lament und eine Kammer der Gem nen sollen in Neapel zusammentreten Es w rden V^rfi'gunqen genossen werden, das Parlament in Neapel bal^ zusannucnzu-rufen. 2. Die am 21. Ma'-, abgesetzten Beamten sollen w^der ih<, Stellen antreten; 3 Die von Ferdinand aufgestellten aber die ibriqcn niederlegn, unter Strafe , als Rebellen angesehen zu werden; 4. Jeder Mimsier oder andere Beamte, der, nacb Verkündigung gegenwärtigen Dekrets, Maßregeln gegen Vollziehung unserer Befehle anordnen würde, ist als Verräther des Königs und Vaterlands, und Anstijter des Bürgerkriegs außer dom Gesetze c^klärt, und jeder gute Neapolitaner soll sie der bewaffneten Macht überliefern. Z. Jeder Beamte, der uns Treue geschworen, wird als meineidig seines Amts entsetzt, wenn er jn Ferdinands Nahmen noch länger functioniren will. 6 7. Unsere Minister, Staatsr-<-tte, Kronossiziere, Hossbeamte u. s. H). treten sogleich in Wirksamkeit 8. Die alte Organisation des Heeres ist wieder here gestellt, (nur die LinienrePmentev n.und 12., als aus Fremden bestehend, bleiben aufgelöst), alle Offtziere sollen wieder Dienst, und die von uns nach dem letzten Feldzug Ausgezeichneten die ihnen ertheilten Belohnungen und Beförderungen erhalten; über die von Ferdinand seit dem 22. May ertheilten wollen wir in der Folge entscheiden. 9. Das Schweizer Regiment ist beybehalten 10. Die in der Mark An-cona Dotationen batten, sind auf unsere Domamen angewiesen. 11. Alle übrigen sollen die ihnen abgenommenen Dotationen zurückerhalten. 12 Die tapfere und treue Sicherheitsgard? von Neapel ist beybehalten; ihre Offiziere sind zu unsern Leibgarden erklärt; 13 unsere Palläste, Museen l(. sind unter ihren Schutz gestellt 44. Die Großoffiziere der Krone sind fur unser Eigenthum verantwortlich ; 15. Alle öffentlichen Cassen werden sogleich geschlossen; alle Schatzbeamte, Elnneh-mer:c., kurz alle, die Gelder unter ihren Händen haben, sind dafür verantwortlich; alle Börse-Operationen sind provisorisch eingestellt; 16. Alle Schiffe n , Arsenale ic sind dem Schutze der Marine und der Land -- und Seeartillerie anvertraut. 17. Die Häupter der Provmzia?-Legionen sind zu Commandanten ihrer Provinz ernannt (Neapel ausgenommen); sie werden ihre Legionen versammeln, und die hohe Polizey ausüben bis zu unserm Einzuq in Neapel. 16. Unsere Adjutanten und Ordonnanzoffiziere sind in unser Hauptquartier einberufen; iy. Alle treuen Neapolitaner können die Ehrenmedaills tragen --» die Amaranthfarbs ist die Nationalfar-be — die Damen von Neapel sind eingeladen , sich damit zu schmücken; 20 Alle patriotische Gesellschaften sind unter un'-sern besondern Schutz gestellt, den. . Oktober 18:5. Joachim Napoleon Fortsetzung des Prozesses des Marschall Ncy. Herr Berryer hatte die Rede, wövm er darzuthun suchte, daß ein Kriegsgericht nicht kompetent sey, den Marschall Ney zu richten, in drey Theile abgetheilt. In dem ersten, zeigte er, daß die Verbrechen des Hochverraths , oder jene gegen die Sicherheit des Staats, von der Kammer der Pairs gerichtet werden sollen, uud zwar in Gemäßheit des ZZ Artisels der Verfassungs - Urkunde, woraus der erste Beweisgrund der Inkompetenz hervorgehe, nemlich nach Verhältniß des Gegenstandes. In dem zweyten erörterte er, daß die Pairs von Frankreich nur von der Kammer der Pairs peinlich gerichtet werden können. Dasselbe gelte in A-nchung der Marschälle, Groß-Wliroenträgcr d-r Kroni, oie wesentlich zur Armee mcht gs-hören, und die ursprünglich mit ihrem Rcn;.;e belehnt wurden, ein zweyter Beweisgrund der Inkompetenz nach Verhältniß der Person In dritten endlich bewies er, daß in der Voraussetzung, die Marschälls wären dsr Militär-Gerichtsbarkeit unterworfen, das Kriegsgericht nicht regelmässg zusammengesetzt worden sey. Man Habs durch eine falsche Analogie geschlossen , die Marschälle von Frank« reich könnten den Oberbefehlshabern dcr Armee gleichgesetzt/ uud von Generalen desselben Graoos gerichtet werden. Dieses sey irrig Herr Berryer böstritt den aus der Ver faffungs - Urkunde hergeleiteten Eimvurs-der König sey ermächtigt, in ' schlvi^i-, gen Umstänoen zur Sicherheit des Skates Maßregeln anzuordnen Diese Maßregeln dürften nie die Ordnung der Gerichte verkehren In dsr Voraussetzung, der König habe am 6, März iin ersten Angenblicke der Gefahr alle Anhänger Bonapart?s den Gerichten übergeben können , und zwar ohn? Rücksicht auf ihren bürgerlichen und Militärstand, oder selbst auf ihren Rang, behaupte der Vertheidiger des Marschalls, daß sobald die Zeit der Gefahr vorüber sey, alles wieder in seine alte Ordnung zurückkehre. Der König selbst habe erkannt, daß, nachdem Herr Lavalette mit Unrecht in der Verordnung vom 24. Julius mitbs-gnffen gewesen, derselbe vor kein Kriegsgericht gestellt werden könnte; diese neue Entscheidung sey der beste Beweis, daß die Frage in Ansehung des Marschalls Ney vollkommen gültig bleibe. Als Herr Verryer zu der Frage kam, ob die Marschälle von Frankreich von Kriegsgerichten vcrurtheilt zu werden geeignet seyen, sagte er: „Eins neue Bahn öNNM sich mir. Ich will von den Mar-scyalKn von Frankreich sprechen, von ihrem persönlichen Adel, von ihrer erworbenen Wurde. Ich werde meine Herren, Ihre Bescheidenheit nicht verletzen; ich werde bloß von Ihren Vorfahren sprechen- Die kriegerischen Trophäen, die Ehrenzeichen können blenden; allein ich gestehe, daß ich keinen Ausdruck finde, um das zu bezeichnen, was meiner erstaunten Seele der plötzliche Anblick eines Marschalls - Stabes von Frankreich ein.-fiößt. Der Redner, suchte in der Geschichte die zahlreichen Beyspiele von Vorrechten auf, für deren Erhaltung die Varschälle immer eiferten, und schloß damit, daß er seinen Klienten unter die macht.ge Obhut' der Gewissenhaftigkeit sslner Richter stellte. Beschreibung des für Bonaparte zu Woolwich gezimmerten Hauses. Die Vorderseite ist einfach und in griechischem Stile; sie ist 120 Fußlang, «nd hat 14 Fenster, einen offenen Vorhof mckt mitgerechnet. Die Breite ist 100 Fuß. Es hat zwei Stockwerke, und slchr einem artigen englischen Landhanse ähnlich. Im Erdgeschosse rechter Hand sind die sür Bonaparte bestimmten Zimmer: ein Speisesaal, ein Gcsellschastssaal, ein Billardzimmer, eine Schlaffkammer, ein Ankleidekabinct uud eiu Badezimmer Der linke Flügel ist sür Bonapartes Gefolge bestimmt. Die Zimmer sind einfach , aber geschmackvoll, und mit den prächtigsten Stoffen tapezirt; die Meubles in antikem Styl, mit Verzierungen von mattem Gol- de. Die Bibliothek ist in etruszischem Styl und mit einem besonders melkwürdigen neue.fundenen mcch m schcm Tisch: versehen. Das Schlafzimmer enthilt auf einer Erhöhung ein Bett von lilafa.bmer Seide mit goldenen Frangen, und Vor« hängen vom feinsten Musselin. Di^ Badwanne istvon Marmor. Das Gaize wiegt ungefähr 5000 Tonnen, oder 1 Million Pfund. Mehrere Arbeiter reisen mit, um das Haus in St Helena aufzuschlagen. Zu Bonapartes täglichem G.b.auch wird noch ein Tafelservice von Kristal, und ein.^ von Porzellain mitgegeben. Ncne Erfindung. Zu den merkwürdigen und wohlthätigen ^Erfindungen mögen die metallischen Brillen in England gerechnet werden. Diese Brillen habeu kei»e Gläser, sondern bloße, dem Bedürfnisse des Auges wohs-berechnets, angemessene Schauössnungen, und durch eine besondere Zurichtung, wö ein Auge ganz geschlossen bleibt und nur die eine Brille eine Osffnung hat, wird dcm Schielen dadurch gewiß abgeholfen Der Erfinder ist der Optikus Iones in Chas ringeroß. Schreiben hon einem Augenzeugen an seinen Freund, wegen der von den zu Paris anwesenden al-liirten Truppen auf dem Marsfelde abgehaltenen Gedächtnißfeyee des 18. Ottobers am nemllchen Tage. Du glaubst nicht, welche' e'm frohes, erhabnes Gefühl mich beseelt, ans dem nähmlichen Platze, wo unser Unterdrucker so oft über das gute Deutschland tnum-phine, über seinen Untergangstag von Deutschen triumphiren zu sehen ! von Deutschen sage ich, denn die zahlreichen englischen Truppen bestanden, säst aus lauter Hanov.n'anem und Ha'nscaten. Dieses ungeheure Feld ward also heute Morgens von Pressen, Engländern, Niederländern aller Waffengattungen, dann von dem österreichischen sehr schönen Grenadier - Bataillon Iaroffy und i Division M^ervelot Uhlanm sehr vortheilhaft in ein längliches Viereck gestellt; nach 11 Uhr kam Herzog Wellington mit Suite. Hieraus erhob sich die Musik von allen Seiten; die Engländer sangen und spielten das bekannte englische Lied: Gott erhalte den König! — Nach Beendigung desselben erhob sich ein königl. preußischer Feioprediger, der eine dem Gegenstande an-paffende Rede hielt, noch welcher untsr Begleitung der Musik das nebenfolgende Lied von einem preussischen Un eroffiz'?r sirophenwe se declamirt, und von den in engere O.uarree's zusammengezogenen Truppen, unter Kanonendonner, abgesungen wurde. Nach Beendigung dieser Feyer defilirttn die Truppen vor d m erwähnten Herzoge , und versammelten Generalität, wobey sich von den österreichischen Generalen blos Pwhaska, Benthenn und ein Husaren-Genera; befanden. - Das Ganze war so seycrlich; rer Ort, die Umgebungen , die Nähe des Invalidenhaufts, an welches das Mavsfeld stößt, oab dem Feste soviel wehmüthig freudigen Stol', daß jeder ehvliche Deutsche in oem Genusse dieser hohen Wiederderg^ltnng yöchst seelig war! — Lied. Nach der Weise: Se>) Lob und Ehr dem höchsten Gott! /-Gesungen ' auf dem Marsfelde von den alliirten Truppen, am 18. Oct. 1815) Unendlicher, allmächtiger Gott! Wir preisen im Gebeche Dich, Vater, der uns aus dsr Noth, Und aus dem Staub' erhöhte! Der Leiden harte Zeit verschwand l Es jauchzt das freye Vaterland! Gebt unserm Gott die Ehre! Erstorben war, 0 Herr! Dein Wort, Auf Deinem Erdenrunde! Die Tugend war, die Freyheit, fort, Und Trübsal jede Stunde! Und ohne Glauben lebten wir, Und ohne Hoffnung seufzten wir, — Du zürntest, Herr, gewaltig? Doch Du erbarmtest, Ew'gcr, Dich ! Wir durften mit Vertrauen Im heißen Kampf, wo keiner wich, Auf Dich, den Höchsten, bauen! Wir siegten in der schweren Schlacht! Der Morgen kam nach banger Nacht l Gebt unserm Gott die Ehre! Singt Hallslujah l Kniest hin, Am großen- Siegestage! Erkennt den Herrn mit frohem Sinn, Der wie mit Donncrschlage, Zerschmetterte Ty^annenmacht! Der Herr ist's, der uns fvey gemacht 3 Gebt unserm Gott die Ehre l