In Musik gesetzt von von der Msharin. ttelessschvll IN Luihoch um 23. Dezember 1866. L a i b <, ck, Verlag der Philharm. Gesellschaft. — Druck vmr I. Rr Millitz. Personen: Raphael, Gabriel, Uriel, Erzengel. Mehrere Engel. Adam. Eva. Erste Abtheilung Die Einleitung stellt das Chaos Vor. Recitativ mit Begleitung. R a phac l. Au Ausauge schuf Gott Himmel uud Erde; und die Erde war ohne Form und leer; und Finsterniß war auf der Fläche der Tiefe. Chor der Engel. Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser; uud Gott sprach: es werde Licht, und es ward Licht. Recitativ mit Begleitung. U r i e l. Und Gott sah das Licht, daß es gut war; uud Gott schied das Licht von der Finsterniß. Arie. Nun schwanden vor dem heiligen Strahle DeS schwarzen Dunkels gräuliche Schatten. Der erste Tag entstand. Verwirrung weicht uud Ordnung keimt empor; Erstarrt entflieht der Hölleugeister Schaar In deö Abgrunds Tiefen hinab, Zur ewigen Nacht. 4 Chor. Verzweiflung, Wuth und Schrecken Begleiten ihren Sturz; Uud eine neue Welt Entspringt auf Gottes Wort. Recitativ. R a p h a e l. Und Gott machte das Firmament, und theilte die Wasser, die unter dem Firmament waren, von den Gewässern, die ober dein Firmament waren, und es war so. Mit Begleitung. Da tobten brausend heftige Stürme, Wie Spreu vor dem Winde, so flogen die Wolken; Die Luft durchschnitten feurige Blitze, Und schrecklich rollten die Donner umher. Der Fluth entstieg anf sein Geheiß Der all erquickende Regen, Der all verheerende Schauer, Der leichte, flockige Schuee. Chor. Gabriel uud die Engel. Gabriel allein. Mit Staunen sieht das Wunderwerk Der Himmelsbürger frohe Schaar, Und laut ertönt anS ihren Kehlen Des Schöpfers Lob, Das Lob des zweiten Tags. Alle. Und laut ertönt aus ihren Kehlen Des Schöpfers Lob, Das Lob des zweiten Tags. 5 Recitativ. Raphael. Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel zusammen an einem Platz, und es erscheine das trockene Land; und es ward so. Und Gott nannte daö trockene Land Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer, und Gott sah, daß es Rollend in schäumenden Wellen Bewegt sich ungestüm das Meer; Hügel und Felsen erscheinen; Der Berge Gipfel steigt empor. Die Fläche, weit gedehnt, durchläuft Der breite Strom in mancher Krümme, Leise rauschend gleitet fort Im stillen Thal der Helle Bach. Recitativ. Gabriel. Und Gott sprach: Es bringe die Erde Gras hervor, Kräuter, die Samen geben, und Obstbäume, die Früchte bringen ihrer Art gemäß, die ihren Samen in sich selbst haben auf der Erde, und es ward so. A r i e. denn beut die Flur das frische Grün Dem Auge zur Ergötzung dar; Den anmnthsvollen Blick erhöhst Der Blumen sanfte Schmuck, Hier duften Kräuter Balsam aus; Hier sproßt dcu Wunden Heil. Die Zweige krümmt der gold'ncu Früchte Last; Hier wölbt der Hain zum kühlen Schirme sich; Den steilen Berg bekrönt ein dichter Wald. 6 Recitativ. Uriel. Und die himmlischen Heerscharen verkündigten den dritten Tag. Gott preisend und sprechend: Chor. Stimmt an die Saiten, ergreift die Leier, Laßt eueren Lobgcsang erschallen! Frohlocket dem Herrn, dem mächtigen Gott; Denn er hat Himmel und Erde bekleidet In herrlicher Pracht. R ecitativ. Uriel. Und Gott sprach: Es seien Lichter an der Feste des Himmels, um den Tag von der Nacht zu scheiden, nnd Licht auf der Erde zu geben; nnd eS seien diese für Zeichen und für Zeiten, und für Tage nnd fnr Jahre. Er machte die Sterne gleichfalls. Mit Begleitung. In vollem Glänze steiget jetzt Die Sonne strahlend auf; Ein wonnevoller Bräutigam, Ein Riese stolz und froh Zn rennen seine Bahn. Mit leisem Gang und sanftem Schimmer schleicht Der Mond die stille Nacht hindurch. Den ausgedehnten Himmetsranm Ziert ohne Zahl der Hellen Sterne Gold. Nnd die Söhne Gottes verkündigten den vierten Tag mit himmlischem Gesang, seine Macht alfo ausrnfend: Chor. Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, lind seiner Hände Werk zeigt an das Firmament. 7 Gabriel, Uriel, Raphacl. Dem kommenden Tage sagt es der Tag, Die Nacht, die verschwand, der folgenden Nacht. Alle. Die Fimmel erzählen die Ehre Gottes, Und seiner Hände Werk zeigt an das Firmament. Gabriel, Uriel, Raphael. In alle Welt ergeht das Wort, Jedem Ohre klingend, Keiner Zunge fremd. Alle. Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, Und seiner Hände Werk zeigt an das Firmament. Zweite Abtheilung. Recitativ mit Begleitung. Gabriel. Und Gott sprach: Es bringe das Wasser in der Fülle hervor webende Geschöpfe, die Leben haben, und Vögel, die über die Erde fliegen mögen in dem offenen Firmamente dcö Himmels. A r i c. g Auf starkem Fittige schwinget sich : Der Adler stolz, und theilet die Luft Im schnellesten Fluge zur Sonne hin. Den Morgen grüßt der Lerche frohes Lied, Und Liebe' girrt das zarte Taubenpaar. 8 Aus jedem Busch uud Hain erschallt Der Nachtigallen süße Kehle; Roch drückte Gram nicht ihre Brust, Noch war zur Klage nicht gestimmt Ihr reizender Gesang. Recitativ. R a p h a e l. Und Gott schuf große Wallfische, uud ein jedes lebende Geschöpf, das sich beweget, uud Gott segnete sie, sprechend: Seid fruchtbar alle, mehret euch: Bewohner der Luft, vermehret euch, Uud singt auf jedem Aste. Mehret euch ihr Fluthcnbewohuer, Und füllet jede Tiefe! Seid fruchtbar, wachset, mehret euch, Erfreuet euch in euerem Gott! Und die Engel rührten ihre unsterblichen Harfen, und sangen die Wunder des fünften Tags. Dreistimmiger Gesang. Gabriel. In holder Anmuth steh'u, Mit juugem Grüit geschmückt, Die wogichteu Hügel da. Aus ihre» Aderu quillt, In fließendem Krystall, Der kühlende Bach hervor. Urie l. In frohe» Kreisen schwebt, Sich wiegend iu der Luft, Der muuteru Vögel Schaar. Den bunten Fcderglanz Erhöh't im Wechselflug Das goldene Sonnenlicht. 9 Raphacl. Das Helle Naß durchblitzt Der Fisch, und windet sich Im stäten Gewühl' umher. Vom tiefsten Meeresgrund Wälzt sich Leviathau Auf schäumender Well' empor. Alle drei. Wie viel sind deiner Werk', v Gott! Wer fasset ihre Zahl? Der Herr ist groß in seiner Macht, Und ewig bleibt sein Rnhm. Chor. Der Herr ist groß in seiner Macht Und ewig bleibt sein Ruhm. Recitativ. Raphael. Und Gott sprach: ES bringe die Erde hervor lebende Geschöpfe nach ihrer Art; Vieh und kriechendes Gewürme, und Thiere der Erde nach ihren Gattungen. Mit Begleitung. Gleich öffnet sich der Erde Schooß, Und sie gebärt aus Gottes Wort Geschöpfe jeder Art, In vollem Wuchs' und ohne Zahl. Vor Freude brüllend steht der Löwe da; Hier schießt der gelenkige Tiger empor; DaS zackig Haupt erhebt der schnelle Hirjch, Mit fliegender Mähne springt und wieh'rt Voll Muth und Kraft das edle Roß. Auf grünen Matten weidet schon Das Rind, in Herden abgetheilt; 10 Die Triften deckt, als wie gesä't, DaS wollenreiche, sanfte Schaft Wie Staub verbreitet sich In Schwärm nnd Wirbel das Heer der Insekte. In langen Zügen kriecht Am Boden das Gewürme. A r i e. Nun scheint im vollen Glänze der Himmel: Run prangt in ihrem Schmucke die Erde; Die Luft erfüllt das leichte Gefieder; Die Wässer schwellt der Fische Gewimmel; Den Boden drückt der Thiere Last. Doch war noch alles nicht vollbracht; Dem Ganzen fehlte daS Geschöpf, Das Gottes Werke dankbar seh'n, Des Herrn Güte preisen soll. Recitativ. Uriel. Nnd Gott schnf den Menschen nach seinem Ebcn- bilde. Nach dem Ebcnbildc Gottes schuf er ihn, Mann nnd Weib erschuf er sie. Dcu Athem des Lebens hauchte er in sein Angesicht, und der Mensch wurde zur lebendigen Seele. A r i e. Mit Würd' und Hoheit angethan, Mit Schönheit, Stärk' und Muth begabt, Ge'n Himmel aufgerichtct, steht Der Mensch. Ein Alaun, nnd König der Natur; Die breit gewölbt, crhab'ue Stirn Bcrkünd't der Weisheit tiefen Sinn, Nnd aus dem Hellen Blicke strahlt Der Geist, II Des Schöpfers Hauch, und Ebenbild. An seine» Busen schmieget sich Für ihn, aus ihm geformt, Die Gattin hold, und anmuthsvvll. Im froher Unschuld lächelt sie DeS Frühlings reizend Bild, Ihm Liebe, Glück und Wonne zu. Recitativ. Raphae l. Und Gott sah jedes Ding, was er gemacht halte, und eö war sehr gut, und der himmlische Chor feierte das Ende des sechsten Tages mit lautem Gesang. C h v r. Vollendet ist das große Werk; Der Schöpfer steht's und freuet sich, Auch unsre Freud' erschalle laut! Des Herrn Lob sei unser Lied! Gabriel und Uriel. Zu dir, o Herr, blickt alles auf; Um Speise fleht dich alles au. Du öffnest deine Hand, Gesättigt werden sie. R a phac l. Du wendest ab dein Angesicht; Da bebct alles und erstarrt. Du nimmst den Odem weg; In Stand zerfallen sie. Gabriel, Uriel und Naphael. Den Odem hauchst du wieder aus, Und neues Leben sproßt hervor. Verjüngt ist die Gestalt an Reiz und Kraft. 12 Alle Vollendet ist das große Werk! DcS Herrn Lob sei unser Lied! Alles lobe seinen Namen; Denn er allein ist hoch erhaben. Akeluja! Dritte Abtheilung Recitativ mit Begleitung. Uriel nnd Engel. AnS Rosenwolken bricht, Geweckt durch süßen Klang, Der Morgen jung nnd schön. Vom himmlischen Gewölbe Strömt reine Harmonie Zur Erde hinab. Seht das beglückte Paar, Wie Hand in Hand es geht! Ans ihren Blicken strahlt Des heißen Danks Gefühl. Bald singt in lantem Ton Ihr Mnnd des SchöpftrS Lob. Laßt nns'rc Stimmen dann Sich mengen in ihr Lied! Lobgesang mit abwechselndem Chöre der Engel. Adam and Eva. Von deiner Güt', o Herr und Gott, Ist Erd' und Himmel voll. 13 Die Welt, so groß, so wunderbar. Ist deiner Hände Werk. Chor. Gesegnet sei des Herren Macht! Sein Lob erschall' in Ewigkeit! Adam. Der Sterne hell'fter, o wie schön Verkündest du den Tag! Wie schmückst du ihn, o Sonne, du, Des Weltalls Seel' und Aug! Chor. Macht kund aus eurer weiten Bahn Des Herren Macht und seinen Ruhm! Ev a. Und du, der Nächte Zierd' und Trost, Und all das strahlend Heer Verbreitet überall sein Lob In eurem Chorgesaug! A d a m. Ihr Elemente, deren Kraft Stets neue Formen zeigt, Ihr Dünst' und Nebels die der Wind Versammelt und vertreibt. Adam und Eva. Lobstnget alle Gott dem Herrn! Chor. Lobstnget alle Gott dem Herrn! Groß, wie sein Nahm', ist seine Macht. Eva. «anst rauschend lobt', o Quellen, ihn ' Den Wipfel neigt ihr Bäum'! Ihr Pflanzen düftet, Blumen haucht Ihm euren Wohlgeruch! 14 A d a m. Ihr, deren Pfad die Höh'n erklimmt, Und ihr, die niedrig kriecht, Ihr, deren Flug die Luft durchschneide, Und ihr im tiefen Naß. Adam und Ev a. Ihr Thiere preiset alle Gott! Chor. Ihr Thiere preiset alle Gott! Ihn lobe, was nur Odem hat! Adam und Eva. Ihr dunkeln Hain', ihr Berg' nnd Thal, Ihr Zcngen unsres Danks, Ertönen sollt ihr früh und spät Von unsrem Lobgesang! Chor Heil dir, o Gott! o Schöpfer, Heil! Aus deinem Wort' entstand die Welt. Dich beten Erd' und Himmel an; Wir preisen dich in Ewigkeit. Ale citativ. Adam. Niin ist die erste Pflicht erfüllt, Dem Schöpfer haben wir gedankt. Nun folge mir, Gefährtin meines Lebens! Ich leite dich, und jeder Schritt Weckt ncne Frend' in unsrer Brnst, Zeigt Wunder überall. Erkennen sollst dn dann, Welch' unaussprechlich Glück Der Herr uns zugedacht, Ihn preisen immerdar, Ihm weihen Herz und Sinn. Komm, folge mir! Ich leite dich 15 Eva. O du, für den ich ward! Mein Schirm, mein Schild, mein All! Dein Will' ist mir Gesetz. So hat's der Herr bestimmt, Und dir gehorchen bringt Mir Freude, Glück und Ruhm. Duett. Adam. Holde Gattin! Dir zur Seite Fließen sanft die Stunde» hin. Jeder Augenblick ist Wonne; Keine Sorge trübet sie. Eva. . Thenrer Gatte! Dir zur Seite Schwimmt in Freuden mir das Herz. Dir gewidmet ist mein Leben; Deine Liebe sei mein Lohn. A d a m. Der thauende Morgen, O wie ermuntert er! Eva. Die Kühle des Abends, O wie erquicket sie! A d a m. Wie labend ist Der runden Früchte Saft! Eva. Wie reizend ist Der Blumen süße Duft! Beide. Doch ohne dich, was wäre mir, 16 Adam. Der Morgenthau, Eva. Der Abendhauch, Adam. Der Früchte Saft, Eva. Der Blumen Dust! Beide. Mit dir erhöht sich jede Freude; Mit dir genieß ich doppelt sie: Mit dir ist Seligkeit das Leben; «Dir sei eö ganz geweiht. Recitativ. Uriel. O glücklich Paar! und glücklich immerfort, Wenn falscher Wahn euch nicht verführt Noch mehr zu wünschen, als ihr habt, Und mehr zu wissen, als ihr sollt. Chor. Singt dem Herrn alle Stimmen! Dankt ihm alle seine Werke! Laßt zn Ehre» seines Namens Lob im Wcttgesang erschallen! Des Herr» Ruhm, er bleibt in Ewigkeit Amen.