Denkschrift iibfr das Projekt der iilirischen Central Eisenbahnen enthiiltend: die Vervollstandigung des osterreichischen Eisenbahnnetzes; (Vir die Nord-Sttd-Route: von der Ost- und Nordsee nacli Dalmatien und zu den Seehafen in Fiume und Triest; sovvie liir die Ost-West-Route: aus Ungarn nacli italien. Im Verliuje des Konsortiums. --»oo^>^S , §-Kpoo<» \Vien, 1872 . I> i' h <•, K v « ii I. ii <1 iv i g .11 a y c r. Die Bedeutung der Eisenbahnen als Objekte der Gemeimvirthschaft, sowie ilire okonomischen Folgenund vortheilhaften Wirkungen auf allen Gebieten des materi- ellen und geistigen Lebens, ist in unserer Zeit geniigend bekannt, und macht es einer j eden Regierung zur Pflicht, das Eisenbahnnetz ihres Staates zn enveitern, mn durch den Einfluss, \velclien die Eisenbahnen auf die Produk- tionsfahigkeit und den Handelsverkehr des Landes, so- wie auf alle socialen und politischen Elemente des Staatslebens ausiiben, jenen Fortschritt zu gewinnen, der einerseits zum allgemeinen Wohlstande fiihrt, und in welchem sicli anderseits das Bestreben der Civilisation nach einein Vorrang entwickelt. Es ist thatsachlich erwiesen, dass alle jene Staaten und Lander, welche eine geniigende Menge von Eisen- bahn-Kommunikationen besitzen, in allen den vorge- nannten Beziehungen ein Uebergewicht liber diejenigen Staaten und Lander ausiiben, welche sich dieser wohl- thatigen Einrichtungen niclit erfreuen, und es ist daher nattirlich, dass man allerorts, \vo das Kulturleben der Menschen nach Fortschritten strebt, in der Errichtung der Schienemvege niclit zuriickbleiben \vill , und wegen Gefahr der materiellen und geistigen Verarmung niclit zuriickbleiben kanu. So ist also auch das in den bsterreichischen Lan- dern, welche erst '/ 4 Bahnmeile per Quadratmeile der Landerfliiche besitzen, sich manifestirende Bestreben 1 2 nacli Verinehrung der Eisenbahnen nicht nur an und fiir sich ein vollkommen gerechtfertigtes, sondern es ist dieses Bestreben audi hier als ein solches anzusehen, \velches wegen seiner grossen Gemeinniitzigkeit den gerechten Anspruch auf eine allseitige Unterstiitzung machen darf. Unter den Landern der osterreichischen Monarchie ist jene siidliche Liindergruppe, welche wir der Verein- fachung \vegen mit dem frtiher iiblichen Namen Illirien bezeichnen wolIen, ein Element, dessen betriebsame Be- volkerung in der agricolen Produktion eine nicht genii- gende Verwerthung ihrer Industriekrafte findet, und liier daher ein reichlidies Uebermass von Kraften vorhauden ist, die zur Veredlung der in diesem Lande in grosser Menge vorhandenen Naturschatze verfugbar sind, \velche sofort der mannigfaltigsten Industrial-Produktion zuge- wendet werden konnen, wenn die modernen Verkehrs- Kommunikationen, ohne denen eine Konkurrenz mit den begiinstigteren Nachbarlandern unmoglicb ist, in reicli- licherem Masse vorhanden sein werden. Illirien ist ferner nicht nur der Schllissel der oster¬ reichischen Monarchie zu den Meereshafen in Triest und Fiume, sondern es ist audi das Thor nacli Italien, \velches der Verkehr aus dem siidlichen Osten von Oesterreich-Ungarn nacli Italien sowohl als nacli den nordwestlich gelegenen europilischen Landern zu passiren bat; so dass also in diesem Lande der Kreuzungspunkt zvveier internationaleii Eisenbahmvege zu liegen kommen wird. In soleher Position haben die Eisenbahnen bei der dargestellten Produktionsfahigkeit des Landes einen dop- pelten Werth audi fiir den Staat. Die in Illirien bereits bestehenden Eisenbahnen haben die vorenvahnten Verkehrsrichtungen nicht ein- 3 geschlagen; ilire Entstehuiig stammt aus einer Zeit, wo (las freie offentliche TJrtheil liber die materiellen Er- fordernisse des Staates und seiner Liinder mehr unge- hort als unbeachtet war, und es sind diese Eisenbahnen so gefiihrt, dass die belebtesten und produktionsfahigsten Landestheile von denselben abgescblossen vvurden, welcher Nachtheil das lokale Bedurfniss einer Vermehrung der Eisenbahnen in diesem Lande ganz erklarlich und ge- rechtfertigt erscheinen lasst. Ausserdem gibt ein Blick auf die beiliegende Eisen- bahnkarte die Ueberzeugung, dass der kiirzeste Weg von der Ostsee zum adriatischen Meere, welcher natur- gemass durch Oesterreich fiihrt, nur nocli in Illirien keine Eisenbahnverbindung bat, und dass ebenso der Verkehr aus Ungarn nach Italien die Eisenbahn nur auf Unnvegen beniitzen kanu, wobei es also audi in handelspolitischem Interesse des osterreichischen Staates gelegeu erscheint, diese Verkehrsstrassen durch moglichst direkteste Eisenbahmvege herzustellen. lndeni sich soinit liier das Lokalbediirfniss mit den handelspolitischen Staatsinteressen vereinigt, so darfan- genonimen werden, dass die in Illirien in ersterer Be- ziehung langst gehegten Wlinsche dem Vonvurfe der Selbstsucht nicht begegnen \vei - den, und dass es als ein zugleieh staatspatriotisches Bestreben zu betrachten ist, \venn sicli im Lande die Aufgabe gestellt wird, fur die Ausfiihrung der daselbst nocli fehlenden Eisenbahnen einzutreten. Es haben sich zu diesem Zwecke Manner der Lan- desvertretung, der Kommunen, der Gewerbekammer, der Industrie und des Besitzes mit Financiers und Fach- leuten zu eineui Konsortium vereinigt, \velches sich die 1 * 4 Ausfiihrung der auf der beiliegenden Uebersichtskarte mit rothen Linien angezeichneten Eisenbalmen zur Auf- gabe gestellt hat, die sich nach reiflichev Er\viigung aller einschliigigen Rticksichten zwischen den schon be- stehenden Eisenbahnen zu einem harmonischen Netze gestalten, welches hier als das Projekt der i 11 iri¬ se h e n Centralbahnen aufgestellt wird. Dieses Projekt umfasst folgende Hauptrichtungen: 1. V o n N o r d e n nach S ii d e n die Fortsetzung der in Klagenfurt unterbroclienen Schienenstrasse an die stidungarischen zum Meere nach Fiume fiihrenden Eisenbahnen sowie nach Dalmatien; und zwar: von Klagenfurt iiber Laibach nach Karlstadt mit den Verzweigungen von Rechberg iiber Kuhnsdorf und V 01 k e r m a r k t nach Brucki gegen L a u n s- dorf; von Tanzberg nach Josefsthal bei Ogulin und den FHigelbahnen von St. G e o r g e n nach N e u- m a r k 11 sowie von V r č i c in die Kohlenlager bei Gottschee. 2. Von O sten nach Westen das fehlende Mittelglied des kurzesten Weges aus Ungarn via Prager- hof nach Italien, so\vie in die westeuropaischen Nach- barstaaten, und zwar: von Cilli iiber Bischof-Laak und St. Luci a zur Reichsgrenze in der direkten Ricli- tung nach Edine mit der Vemveigung von St. Luci a iiber G or z nach Tri e st. Aus dem Zusammenhange dieser sich kreuzenden zwei Hauptrichtungen ergibt das Projekt ferner 3. Die Lini e von Klagenfurt und Briikl ii b e r Bischof-Laak und G o r z nach T r i e s t, welche, wie spiiter naher nachgewiesen werden \vird, eine rationelle Losung der hochwichtigen Frage iiber die 5 Erganzung des aus dem Norden der Monarchie kom- menden Eisenbabmveges zum adriatischen Meere liefert. Die so projektirten Eisenbahnen entsprechen sowohl deu Interessen der Staatsokonomie wie auch dem Be- diirfnisse des Landes, durch welches Zusammentreffen aller offentlieheu Interessen die Grundbedingungen einer gesunden Eisenbahnpolitik bei diesem Projekte vor- banden sind. Das genannte Konsortium bat im Monate Mai des Jahres 1871 die Koncession zu den Vorarbeiten fiirdie angefiihrten Eisenbalmprojekte erworben, und in seinem opfenvilligen Bestreben die Kosten der Tracirung und Projektverfassung ftir dieses umfangreiche Eisenbalmnetz aus Eigenem bestritten. Nacbdem diese Projektelaborate nunmehr beendet und der boben Regierung behufs Erwerbung der Bau- koncession vorgelegt sind, so ist das gefertigte Konsor¬ tium in der Lage, die in der vorliegenden Denkschrift entbaltenen Darstellungen zur Rechtfertigung der fur dieses gemeinniitzige Eisenbabnunternehmen erforder- lichen Staatshilfe mit den folgenden Aufklarungen einem weiteren Kreise bekannt zu macben. Beschreibung und nahere Motivirung der projek¬ tirten Eisenbahntracen. Das in dem friiheren Absehnitte der vorliegenden S.chrift dargestellte Netz der projektirten illirischen Central-Eisenbalmen entbalt folgende drei Hauptrich- tungen, und zwar: 1. Die Lini e von Klagenfurt uber Lai- bacb nacb Karlstadt. 6 Diese ist von Klagenfurt bis Laibach 14 - 96 Meilen, von Lai- bach liber Treffen und Rudolfs- werth 19' 60 Meilen, uber Seisen- berg und Ainod nach Karlstadt aber 18' ;i0 Meilen lang, dalier die Gesammtlange von Klagen¬ furt bis Karlstadt in der kiir- zeren Linie betragt . . . . 33.. 26 Meilen; dazu: a) Die Verzveigung von Rechberg uber Kiihnsdorf und Volkermarkt nacli Briikl gegen Launsdorf lang.4‘ 28 „ b) Die Fliigelbahn von St. Ge¬ orgeu nacli Neumarktl lang . 2 - 54 „ c) Die Yerzweigung von Tanz- berg nach Josefsthal bei Ogu¬ li« lang.6* 8I „ d) Die Fliigelbahn von Vrčic nach Gottschee lang . . , . • 4' 83 „ 51~ 72 Meile n. 2. Die Linie vonCilli liber Bischof-Lak und St. Luci a z ur Reichsgrenze in der Richtung nach Udine lang 26‘ 9l Meilen, dazu die Vemveigung von St. Lucia liber Giirz nach Triest lang. .10*, 3 w 37~, 4 Meilen. Diese zwei Haupttheile, welche alle Linien des projektirten Ki- senbahnnetzes enthalten, haben denmach eine Gesannntlange von 88 8(j Meilen. 7 3. Die sicli aus dem Zusammenhange dieser Pro- jekttra