Die Grgknübte Albert Md Heter von Sittich Abt KiMÜW dm KrL«. (I4«4 — 1414.) Als Einleitung: Geschichte der tthemalchcns Cisterze Sittich B°n P. o. Radies. Wien. 188«. In unserem Verlage ist ferner soeben erschienen: Rom und London, v°n Dr. Jacob Margotti, Dr. Heinrich Schiel. Das Lanotuarium von I'orsatt. P. 2. Zetti» »ud P. H. Bc»cdu>. Oktav-Format. Preis 24 kr. Die Cäsaren. von Graf /ranz von Champagny. von Albin Bischof. 4 Bände gr. Oktav. Herabgesetzter Preis 2 sl. 10 kr. Die Gegenäbte Md von Mich und ALL ZMlW KSN MA. (I4V4 — 1414.) Als Einleitung: Geschichte der (ehemaligen) Cisterze Sittich (in Krain gegr. 1133 — aufgeh. 1784). Von P. r>. Nadirs. Wien, 1866. Verlag der Mechitharisten-Cv.igrcgation. Mechiharisten-Buchdruckerei in Wien. Seiner Gnaden dem Herrn Prälaten des Cisterzienser-Stiftes Rem in der Steiermark NimMz MM- flirstbisch.-seckaulschen Conststorialrathe, Mitglied- des historischen Vereines für Steiermark, der steierm, Landwirthschasts-Gesellschast u, f, w. in dankbarer Erinnerung -er Verfasser. .'vi - . i,-- "je . Das Land, zuvor von Wald bedeckt. Hier lacht es endlos ausgestreckt Mit seinen Fluren, Hügelreihen, Mit seinem Segen nnd Gedeihen, Diese Verse des durch Geburt meinem Heimat¬ lande Krain durch langjährigen Aufenthalt der schönen grünen Steiermark und dem reizenden Graz angehörigen gemüthvollen Dichters Vincenz Zusner passen sowohl durch ihren Inhalt, als durch die Stellung des Dichters zu den zwei Nachbarländern an die Spitze einer Darstellung des ehemaligen Cisterzieuser-Klosters Sittich in Krain, deren Widmung an Euere Gnaden den Prälaten der alten steiermärkischen Abtei, des lieblichen Rein, lau¬ ten darf! Denn wie die ersten Brüder aus Rein nach Sittich kamen, die Wälder zu lichten, das Korn in die frisch ge¬ zogenen Furchen zu legen, auf die sonnigen Hügel die Rebe zu pflanzen, so blieb die Beziehung zwischen Mut¬ ter und Tochterstift für alle Folgezeit aufrecht, und die geistige Nahrung, die moralische Stärkung kam dem krainischen Convente immer von dem „Vater" und den „Brüdern in der Steiermark." Entgegen nahm aber auch der steirische Convent wiederholt keinen Anstand, tüchti¬ gen, in Krain geborenen und in Sittich für die hohe Auf- II gäbe des Ordens herangebildeten Brüdern, die Leitung des eigenen, und dadurch zugleich der untergebenen Stifte anzuvertrauen. Durch die genannte Wechselwirkung der beiden Convente bietet uns die Geschichte von Sittich zugleich eine Charakteristik der Aebte von Rein, denn wie sich jeweilig eine obsorgende Thätigkeit des Reiner Abtes für das krainische Tochterstift erkennen läßt oder nicht, so war Rein dem entsprechend mit einem mehr oder min¬ der trefflichen Vorsteher bestellt. In dem eigentlichen, im Titel angegebenen Gegen¬ stände dieser Schrift, sowie in der vorangestellten Ge¬ schichte von Sittich ist solche Charakteristik zu finden, und — mit Freude will ich es betonen — an guten, ja ausgezeichneten Prälaten von Rein begegnet man so vielen, daß die minder guten nur als seltene Ausnahmen gelten können. Einer Derjenigen aber, die im äußersten Conflicte der Ereignisse Gelegenheit fanden, das volle Erfassen der Pflichten eines Visitators und Ordinarius, sowie das entschiedene und zweckentsprechende Durchführen derselben in eminentester Weise zu offenbaren, war Abt Ange¬ lus von Rein, der, zu Anfang des XV. Jahrhunderts lebend, in dem heftigen Streite der GegenäbteAlbert und Peter von Sittich — dem Kernpunkte dieser Schrift — die väterlichste Sorgfalt für Sittich entwickelte, und durch Energie und Consequenz, zugleich aber auch durch wahr- III haft christliche Milde im Handeln, das Kloster aus dem argen, seinen Untergang drohenden Wirrsale glücklich er¬ rettete, und das heilige Recht des Abtes Peter siegen machte über die Umtriebe des Abtes Albert, der gestützt war von den auf die Macht und Größe von Sittich nei¬ dischen Cavalieren Krains, ja sogar von dem durch Ent¬ stellung der Wahrheit auf seine Seite gebrachten Wie¬ ner Hofe! Indem ich die Darstellung dieser echt apostolischen Wirksamkeit eines hervorragenden Prälaten schon ob des von ihm errungenen Sieges der Gerechtigkeit über die Falschheit mit hoher sittlicher Befriedignng unternehme, tritt bei dieser Arbeit für mich noch das doppelte Inter¬ esse hinzu: die Geschichte meiner Heimat Krain nach einer neuen kulturhistorisch so wichtigen Seite —- der Zu¬ stände und Schicksale der krainischen Klöster — auf¬ zuhellen, und der altehrwürdigen, mir durch vielfache Erin¬ nerung aus Studien-und Wanderjahrentheuren „Runa" einen kleinen Theil jenes Dankes abzutragen, zu dem ich Ihr in Ihren beiden Vorstehern, dem seligen Herrn Prälaten, dem für Steiermark und Gesammtösterrreich unvergeßlichen Beförderer von Kunst und Wissen, Lud¬ wig Crophius Edlen von Kaisersieg, und Euer Gnaden mich auf immer verpflichtet fühle! Rodauil bei Wien, am Festtage St.Peter und PaulI864. IV N u k U k n. Ungedruckle. Archivalien des Stiftes Rein: den Grund zu einem geordneten Archive im Stifte Rein legte schon Abt Georg Freiseisen (1577—1605),der auch ein Repertorium sämmtlicher eine Abtei betreffenden Diplome verfaßte. Archivalien des krainischen Nationalmuseums in Laibach; dieses Museum wurde 1831 durch die krainische Landschaft gegründet und enthält die werlhvollsten Documcntc zur Geschichte Krams, darunter ?. Paul Puzcl's handschriftliche Chronik es Stiftes Sittich, die dem Institute vom hochw. Herrn Michael Verne, Dompropste in Triest geschenkt wurde, der sie von einem Kä- sehändler der Seestadt angekauft, und so vor Vernichtung errettet hatte. Diese Chronik, betitelt: ckälogratis, sivs rsrum msinoradi- lium Llonastsrri Llttioensts Ossorixtio.(171g) ist ein Octav band von XV und 688 Seiten, steif in Leder gebunden, in lateinischer Sprache abgefaßt, mit Ausnahme von ein paar ergänzenden Daten durchwegs von einer (Puzel'S) Hand, in zierlicher, stehender Schrift ge- schrieben, stammt zwar aus dem Beginne des XVIII. Jahrhunderts beruht aber auf gründlicher Erforschung der ungedruckten und gedruckten Quellen, die dem Verfasser Vorlagen. Als erstere sind genannt: Die Manuskripte vou Sittich selbst, von Landstraß (ebenfallsein ehemaliges Cistercienserstift in llnterkrain), der Städte Stein (in Oberkrain) und Rudolfswerth (das heutige Neustadt! in Unter- krain), des krainischen Historiographen Schönleben (dec nm die Mitte des XVII. Jahrhunderts lebte, und die Geschichte Krams, der erste aus den Quellen, zu schreiben begann) und andere ihm «niitgetheilte" Schriften; von gedruckten Werken: die der bekannten Chronisten und Geschichtsschreiber, Jstuanffi, Johan»Weikhart Freiherr von Valvasor, Schönleben Aeneas Silvius, Bonfinius, Turcellinus u. A. Der Text theilt sich in vier Hauptabtheilnngen: I) die chronologische Neberficht der Weltereignisse bis 1719 im Allgemeinen und der sür den Orden, für Krain, und für das Stift denkwürdigen Begebenheiten im Be. sondern x. 1 — 326) 2). Die Geschichte der Aebte x. 331—450, 3) Die Geschichte der zu Sittich gehörigen Pfarren mit ihren Filialen x. 451—- 542 und 4) die verschiedenen Rekrologien x. 549—668. Der Verfasser Pater Paul Puzel, in RudolsSwerth 1669 geboren, 1689 in Sittich eingekleidet, war hier Regenschori, Subprior und Haushistoriograph; er vollendete die Chronik 1719 und starb 1720 am 20. August. LollsatLnsum Hunenss Lntiguitatumsllrkundenbuch von Rein) 5 Foliobünde von P. Alauns Lehr, mit außerordentlichem Fleiße zusammengestellt und 1774 vollendet; es enthält alle zu des Verfassers Zeit im Reiner Archive befindlich gewesenen, das Stift selbst und seine Tochterstifte betreffendenDiplome mit verbindender Geschichts¬ erzählung von dem Jahre der Gründung 1129 bis einschließig 1599. P. AlanuS zählte 66 Jahre, als er seine Arbeit abschloß, die er ob Körperschwachheit, nicht weiter führen konnte. (Außer dem besprochenen in der Stistsbibliothek bewahrten Originale besteht noch ein Exemplar (Copie) im Archive des landschaftlichen Joanneums in Graz). Manuskripte des historischen Vereins für Krain und der k. k. Studie nbiblio thek in Laibach. Gedruckte: I. W. Freiherr von Valvasor, Ehre des Herzog- thums Krain. 4 Bände, Fol. Nürnberg und Laibach 1689. Nariam Lustrla «nora ?. III tom. 5, ?. IV. tom. 7 nachdem eingeschickten, sehr gründlichen, ausführlichen und vortrefflichen Berichte des Stiftsarchivarius und Sekretairs Ignaz von Fabiani, Professors in Sittich. i) Andere nur stellenweise benützte Druckwerke sind betreffenden Orts im Texte citirt. An diese Aufzählung der von mir zu vorliegender Arbeit durch¬ forschten Quellen schließe ich den herzlichsten Dank an meinen Freund: den Stiftsarchivar und Bibliothekar in Rein P. Anton Weiß, der mich in der Zeit meiner Forschungen daselbst liebevoll und unser- >) Marian I. c. ?. III- x. 117 ^nm. VI drofsen in meinen Arbeiten förderte und untersuchte, sowieanalleh och w. Herrn Conventualen, deren gelehrter und leutseliger Umgang mich stets erhob und stärkte! Auch fühle ich mich verpflichtet, der hochw. Congrcgation der Herren Mechitharisten, sowie deren thätigem und freundlichem Herrn Buchhalter H. Kirsch, für das erwiesene Interesse an dieser Schrift meinen aufrichtigen Dank zu sagen. Einleitung. Geschichte von Sittich. ^m freundlichen, hügelreichen Unterkrain, wo noch heute der „Teppich der Flur" Zeugniß gibt von dem Wirken und Walten der „weißen Mönche", liegt, eine halbe Stunde abseits der Hauptstraße, vier deutsche Mei¬ len von der Hauptstadt Krams, von Laibach entfernt, das ehemalige, unter Kaiser Josef II. aufgehobene Cistercien- serstift Sittich. Wie die meisten Klöster ') hat auch dieses seine Gründungssage! Es wird erzählt, beim Beginne des Klosterbaues sei von unbekannter Hand Nachts immer das zerstört wor¬ den, was man Tag über gebaut, es sei ein fremdartiger grüner Vogel erschienen, habe wiederholt sit üio, sit lrio >) Den Ort zur Gründung des zweiten krainischcn Cistercienserklo- sterS Mariabruun bei Landstraß bezeichnete — wie die Sage geht — die Stimme der heiligen Gottesmutter selbst dem im Walde schlafenden Gründer Herzog Bernhard von Kärnten, in¬ dem sie ihn anwies, bis zu einem Brunneufzu gehen, wo er einen Greis Holz schneidend finden werde, und au dieser Stelle solle er das Kloster erbauen; so entstand „Unser Lieben Frauen Bruun" bei Landstraß sLandStrost). I gerufen, und damit den Platz, auf dem er sich niederge¬ lassen, als angemessenen Bauplatz sür die neue Kloster¬ gründung bezeichnet, was dann auch befolgt worden; demgemäß man sofort der neuen Stiftung den Namen Shtik, Sittich gegeben, in's Stiftswappen einen grünen Vogel ausgenommen und durch lange Zeit im Stifte selbst einen „raren" Vogel (Papagei) zur Erinnerung erhalten habe '). Das kraiuische Volkslied von den ersten Sitticher Mönchen steht schon auf realem Boden; es singt von drei Mönchen, die in jene Gegend kamen, eine gemein¬ schaftliche Zelle bauten, sich mit Ackerbau beschäftigten und auch die Bewohner eine vortheilhaftere Art des Ge¬ treidebaues lehrten?). Das historische Moment der Gründung von Sit¬ tich ist aber dieses: Die drei Brüder Heinrich, Diet¬ rich und Meinhalm de Patris tauschten mit der Kirche von Aquileja (um 1130) ein Gut in dem Orte, der schon damals „gemeinhin" Shtik genannt wurde — pmasäinm gnoääarn in looo, ) Puzel I. e. 5 und Sllftbnef von 1145, in welchem unter anderen Zeugen Bernardus de Cerclara erscheint (vielleicht ein Vorführer des Thomasin von Zerkläre, des Dichters des walt- scheu Gastes 1218). r) AlanuS 1. 80. 5 oräo totius kroviueiav all asäikeanäuiu, kuuäauäum, auASuäuw, 8tadiii6uäuiu«zu6 ruouastsrium Littioenss couüuxsrat. Lino piaritsr in antično tsmplo, cruois sru6itu, eapitulo pwues oinnss p>rosapia illuslii pro- Akniti et oriuuäi sepeliebantur, uulls nonnisi sozaul- ellra et inonninent» oliin osrnsbantui- '). Im Jahre 1160 bezeugte Erbe, der Herzog von Kärnten und Herr von Kram, dem Stifte sein Wohlwol¬ len, indem er allen Schutz in seinem und seiner Nachfol¬ ger Namen verhieß, die ihn dann auch treulich gewähr¬ ten. Als die Grafenbrüder Meinhart und Albert von Schwartzenburg auf ihrer Pilgerfahrt nach Jerusalem (1162) das an einem so ergötzlichem Orte gelegene Klo¬ ster (mouastöriuiu suouuäo loco situm) besuchten und sahen, wie dasselbe noch an vielem Mangel litt, vermach¬ ten sie für den Todfall das ihnen gehörige Gut Kalten¬ feld (in Jnnerkrain) den Brüdern von Sittich. Graf Albert starb auch auf dieser Fahrt, Meinhart aber kehrte heim, und statt den einenTheil des verschriebenen Allodes abzutreten, zahlte er bis an sein Lebensende an das Stift eine Pension aus den Einkünften des Ganzen ?). Eines besonderen Schutzes erfreute sich die Stif¬ tung von Seite des Nachfolgers Peregrin's, des Patri¬ archen Ulrich von Aquileja, der das „berühmte"Haus (iuol^taua cioiuum Littiesnsaiu) seiner vorzüglichen Gunst würdigte. Die Chronik verzeichnet seine Bestäti¬ gungen der von anderen Brüdern Schwarzenburg (1169 bis 1177), der Gräfin Pogen (1178) und von Engel¬ bert von Vrsperch (Auersperg) (1178) hieher gemachten ») Puzel I. c. x. 9. 2) Puzel I. c. x. 11. 6 Schenkungen und Stiftungen. Ulrich besuchte auch selbst das Kloster und weihte den Altar »in olloro aonverso- rum", wobei ihm Poppo H von Albeckh, Bischof von Pedena (in Istrien) assistirte — am 18. Dezember 1181. Durch diesen ihr vom Patriarchen zugeführten Bischof Poppo, der unserer Cisterze fortan sehr gewogen blieb, trat zu ihr auch dessen Bruder Dietrich von Al- beckh, Bischof von Gurk (in Kärnten) in nähere Bezie¬ hungen, und auch dieser kam selbst nach Sittich (1196) um den Altar zu Ehren des heiligen Georg zu consecri- ren, den der benachbarte Graf (Herr) von Weixelberg ?) auf seine Kosten hergestellt hatte. Aber auch Poppo finden wir in gleicher Function nochmals anwesend (1200), in¬ dem er dem Altar des heiligen Stephan die Weihe gibt. Sorgten die auf Krain Einfluß habenden Kirchenfürsten jener Tage für das spirituelle Gedeihen von Sittich, so waren nicht minder die weltlichen Machthaber bemüht, auch das materielle Wachsthum der jungen Pflanzung nach Möglichkeit zu fördern. Graf Engelbert von Görz, dem Jnnerkrain als vom Patriarchen übertragenes Lehen zugehörte, bestimmte 1217 zum Besten von Sittich, daß die Unterthanen des Stiftes an seinem Mauthhause an dem Flusse Unz (zu Planina) keinerlei Abgaben zu ent¬ richten hätten und daß von den Einkünften seiner Mauth zu Senosetsch (am Wege von Adelsberg nach TriesU >) Tangi (im Archiv f. Kde. ö. Gesch. Quellen XIX. I. 94). der unsere Chronik von Puzel nicht Kannte, hält diesen Poppo für einen Grafen von Hennburg. Schloß, nahe bei Sittich, jetzt im Besitze der Witwe Freifrau Flore von Tauffrer, ans welchem Geschlechte das Stift seinen letzten Abt erhielt. (Vergl. die Reihe der Aebte.) 7 jährlich 2 Mark Venediger Denare zur Erhaltung eines Sitticher Gutes, dessen Eigenthum jedoch dem Aerar von Senosetsch ausgesprochen blieb, gezahlt werden sollten '). Dem Grafen von Görz eiferte bald sein Nachbar der Markgraf Heinrich von Istrien nach, der 1228?) dem Kloster mehrere Güter, dann eine Mühle beim Warmbade Töplitz ^) und eine größere Anzahl Huben schenkte, und im selben Jahre noch im Vereine mit sei¬ ner Gemalin Sophie, einer gebornen „Gräfin" von Wei- xelberg, das freie Forst und Jagdrecht für Sittich hin¬ zufügte, was sodann (1232) Kaiser Friedrich II. be¬ stätigte. Für so viel Gaben nahmen die frommen Spender entgegen nur die Zusage in Anspruch, einst in Sittich ihre ewige Ruhestätte finden zu können. Jetzt trat auch der heilige Vater Papst Gregor IX. an das in stäter Aufnahme begriffene Stift heran, indem er dasselbe seines apostolischen Schutzes versicherte und sowohl der frommen Gemeinschaft der Brüder als den Unterthanen und Gütern desselben seinen heiligen Segen ertheilte (1229) H. Von da ab mehren sich die Gunstbezeugungen der 1) Puzel I- e. p- 20. r) Marian I. v. IV. x. 314 f. 2) In Unterkrain unweit der Stadt Neustadt! gelegen, jetzt im Besitze Sr. Durchlaucht des Fürsten Carlos Auersperg. Vergl. über das Bad und seine Geschichte die fleißige Ar¬ beit von A. Jellouschek in den Mittheilungen d. hist.V. f. Kram 1857 x. 23 ff. st Puzel I. e. x. 21. 8 „Großen" und „Edlen" für Sittich in stets steigender Zahl, so zwar, daß das XIII. Jahrhundert in den Klo¬ sterannalen durch die hieher gemachten Stiftungen als das bedeutendste erscheint, in welchem das stärkste Jahr — 1250 — 36 hervorragende Schenkungen nennen kann! Es waren die Cavaliere der Heimat und der un¬ mittelbaren Nachbarländer (Steiermark und Kärnten), die sich an vorzüglichen Leistungen zum genannten Zwecke überboten. Graf Wilhelm vonHeunburg') ooinss ^Villlel- nius äe UnnebnrA) schenkt (1230) -) das Gut Zillo- vecz s), Meinhalm von Auersperg (1232) 2 Huben auf Schönberg H gegen eine Gruft im Stifte; Friedrich von Pettau ^) (1233) 12 Huben; Markgräfin So¬ phie (1238) wieder 8 Huben, die Chronik nennt an die¬ ser Stelle sie und ihren Gatten nach Patriarch Peregrin die zweiten Gründer von Sittich; der heilige Vater be- thätigt sich als Protektor, indem er dem Patriarchen Berthold von Aquileja und seinen Nachfolgern (1239) das Recht einräumt, die Bedrücker von Sittich und des¬ sen Gütern mit Kirchenstrafen zu belegen; Friedrich von Pettau schenkt (1241) neuerdings 12 Huben in Koprei- niß °), einem Lehen der Salzburger Diöcese, daher mit 0 Ueber dieses Geschlecht vergl. die treffliche Arbeit Tangl'S in den Akademie-Schriften a. a. O. 0 Marian ^nstria sacra IV. x. 315 ff. Gegenwärtig in Kram nicht nachweisbar; — Oslovse heißt slovenisch Klagenfurt, die gegenwärtige Hauptstadt Kärntens. st Schloß in Unterkrain, von dem ein Zweig der Familie Auers¬ perg den Beinamen Schönberg führte. s) Stadt in Untersteier, das Petovium der Römer. °) In Untersteier. 9 Zustimmung des Erzbischofes Eberhard von Salzburg '); Bernhard Herzog von Kärnten und Herr von Krain erläßt alle in Laibach zu entrichtenden Abgaben (1243); Abt Conrad von Sittich verkauft (1243) der Adelheid von Schwamberch ein Gut, das ihr Bruder (Bernhard) dem Stifte geschenkt; Friedrich von Pettau schenkt abermals (1249) 12 Huben. Am 13. August 1250 bestätigt Patriarch Berthold die in diesem Jahre gemachten Schenkungen an unsere Cisterze und es erscheinen in diesem Acte als Geber ge¬ nannt: Gertold und sein Bruder die Herren Gurkfeld (6 Huben), Heinrich von Maichau (7 Huben), Heinrich und Conrad von Scherffenberg (6 Huben), Sulfing von Chhebach (1 Hube), Artolph von Plintenberg (1 Hube), Mainhart von Naidegkh (2 Huben), Her¬ mann, Herzog von Kärnten (5 Huben), Dobrossus, genannt Edellinge -) (2 Huben), Amalrich von Ostro- witz (1 Hube), Ulrich Nothnagel (2 Huben), Ste¬ phan von Dnino (1 Hube), Hartwig von Raswor (ein Gut), Walter von Mallentin (ein Gut), Albert Graf (1 Hube), Weriant Liechtenberg (ein Gut in Tausch), Poppo von Albeckh (ein Gut gegen 30 Mark), Markgraf Heinrich 2 Villen, deren eine um 42 Mark an Ulrich von Montprais (Montparis) ver¬ pfändet war und vom Stifte eingelöst wurde; Wegelin (2 Huben), Meinhart, der Kastellan der Maichau (7 Huben mit Weingärten), Dietrich Hall (4 Huben), ') Copie auf Papier im Laibacher Museum. 2) Auch in Krain landsch. Freisassen, die unmittelbar an den Lan¬ desherrn ihre Abgaben entrichteten. Verh. und Mitth. der juri¬ stisch. Gesellschaft in Laibach I. x. 155. 10 Rüdiger Ellert (3 Huben und eine Mühle), Heinrich der Aeltere von Schärffenberg (6 Huben), dessen Söhne zur Sühnung eines großen, der Kirche von Sittich zugefügten Sch ad ens (3 Huben und Sittichsdorf im Werthe chon 40 Mark) nnd Mechtildis deren Mutter (3 Huben), Gerburg von Stättenberg (4 Huben), die Brüder Arnold und Johann genannt Edellinge (2 Huben gegen 6 Mark), Hermann von Naidegkh (1 Hube), Ulrich von Reifenstein (2 Hu¬ ben), Meinhart und Heinrich von Naidegkh (1>/z Hu¬ ben), Hermann von Naidegkh abermals (5 Huben), Poppo v. Liechtenberg (5 Huben), Herrant, ein Sol¬ dat (ein Gut), Nikolaus von Reuttenberg (6 Huben gegen 15 aquilejenfische Mark und 4 Huben Geschenk für das Seelenheil seines Bruders Rüdiger) Griffo von Styde(11 Huben), Berthold nnd Luipold (4 Hu¬ ben), Otto Crenczel (2 Huben), Adelold von Scho¬ nenberg (Schönberg) „für der Kirche zugefügten Scha¬ den" (1 Hube), Heinrich von Mitterburg (1 Hube) Conrad von Reifenstein (1'/- Huben), Liebhart von Harnsperg (1'/- Huben gegen 6 Mark), Meinhart und Offina von Schonenberg (2 Huben), Engelbert und Conrad von Vrsperg (13 Huben), Rüdiger von Kah- bach (1 Hube), Winther und Gottfried von Prießeck (Prißeck) (5 Huben mit 2 Mühlen), Markgräfin Sophie (2 Huben), Wilhelm von Schärffenberg (5 Huben in Tausch), Liutgarde von Grodenitz (6 Huben), Friedrich von Duellach (1 Hube gegen 36 Schafe und einen Ochsen) ^und Konrad Gall mit Gcmalin Kunigunde (11 Huben) '), somit nur allein die Grundstücke gerech- l) Puzel I. v. 23 ff. II net 161'/- Huben, dazu dann die Wälder, Wiesen, Maierhöfe, Mühlen u. a. m., so gibt dies einen ansehnli¬ chen Güteranwachs in einem Jahre, freilich dem „fette¬ sten" in der ganzen Reihe! Unter einem schlichtete Patriarch Berthold den zwischen Abt Konrad und dem Pleban Konrad von St. Veit über die Einkünfte der St. Beiter Filialkirche St. Nikolaus ausgebrochenen Streit, indem er die letztere vollständig dem Stifte unterordnete und den Pleban mit einem Landgute von 6 Huben schadlos hielt; zugleich er¬ ließ er ein Schreiben an alle Kirchenvorstände seiner Diöcese, in welchem er ihnen auftrug, jeden, der dem Kloster Sittich einen Schaden oder Nachtheil zufügen würde, zu ermahnen, und zwar dreimal, und wenn dies nicht fruchten sollte, über den Schuldigen die Strafe der Excommunication zu verhängen So geschützt durch den mächtigen Arm des hohen Kirchenfürsten, der zugleich oberster Landesherr, konnte sich Sittich ungestört entwickeln, und wagte ja da oder dort ein tollkühner, übermüthiger Ritter eine Verletzung der stiftlichen Güter, die erste Mahnung brachte ihn in der Regel von seinem Vergehen zurück und dem Kloster eine neue Schenkung „zur Sühne"! Papst Alexander IV. begnadigte 1255 die hiesigen Aebte „für ewige Zeiten" mit der Freiheit von Abgaben für Hausbedürfnisse (u. a. an Wein, Wolle, Thieren); auch gestand er ihnen, der den Cistercieusern im Allgemei¬ nen und Sittich besonders geneigt war, unter einem das Recht zu, fortan die Nachlässe der Klosterbrüder für das Stift zu beanspruchen --). >) Puzel I. c. 26 f. — r) Puzel I. c. 30 f. 12 Ein Privilegium desselben heiligen Vaters von 1256 räumte überdies dem berühmten Kloster vor seinem Ordinarius das Recht der Excommunication der „Nach¬ barn des Stiftes" ein '). Im gleichen Jahre befreite Ulrich Herzog von Kärnten und Herr von Krain die Unterthanen des „für alle Andern mit gütiger Gunst liebhabenden Stif¬ tes von seiner landesherrlichen Justiz und Administra¬ tion, die er den Aebten überließ, indem er sich nur das Blutgericht vorbehielt. Er erließ zugleich dem Stifte jed¬ wede an ihn zu entrichtende Abgabe und stellte es unter den besonderen Schutz seines Statthalters von Krain des Kastellans von Laibach, Rudelin von Pierpaumb ^). Bald darauf verordnete er, daß selbst von den Einkünften von Laibach und Landstraß jährlich 20 Mark an Sittich übzugeben seien, verbot die Versetzung und Aufnahme von Stiftsunterthanen in neugebaute Orte und gebot demzufolge die sogleiche Rückerstattung solcher, wo es ge¬ schehen, an das Stift. Zu all dem fügte der, nach dem Ausdrucke der Chronik „nie genug gepriesene" Herzog in seinem und seiner Gemalin Agnes Namen die Schen¬ kung des Gutes Rottenpach bei Topusko in Kroatien. 0 Puzel t. e. 31. r) Die Urkunde ddo. St. Paul im Lavantthal 1256, welche diese Freiheit ausspricht ist aus den Materialien des histor. Per. f. Krain abgedruckt in dessen Mittheilungen 1849 x. 48. 2) Neber diesen ersten bisher bekannten Landeshauptmann von Krain, vergl. . 14. ff. s) Puzel I. o. 34. Puzel I. o. 37. 0 Puzel I. e. 35. °) Puzel I. e. 35. 14 er früher schon (1260) dem Kloster eine Besitzung gegen die Verpflichtung, einen gewissen Marquardus in seinen Mauern bis an dessen Lebensende zu unterhalten, einge¬ räumt hatte '). Um die gleiche Zeit, als Herzog Ulrich sich in so hervorragender Weise um das Gedeihen von Sittich an¬ nahm, that es nicht minder der oberste Landesherr, der Patriarch Gregor, nach dem Gründer Peregrin der auf Aquileja's Stuhle für Sittich meist besorgte (post kols- Arinuin kunäatorein inooinparabilis) ?) der (1261) einen Erlaß publizirte, worin er Allen, die nach den Gütern des Klosters streben oder schuldige Abgaben an dasselbe nicht leisten würden, mit Excommunication drohte b), der dem Stifte (1264) eine ansehnliche Zahl von an ihn zu entrichtender Abgaben schenkte*) und (1265) die Unterthanen mehrerer dem Stifte gehöriger, in Jn- nerkrain (um Cirknitz) gelegener Güter jeglichen Admini- strations- und Justizverhältnisses gegenüber den „Officia- len" des Patriarchates ledig erklärte '). Es kam das deutsche Interregnum und mit ihm auch für Krain mancher Streit und Kampf. Herzog Ulrich, der als Herr von Kram und der windischen Mark in Laibach und Landstraß seine Haupt¬ leute und in beiden genannten Orten seine Münzstätten gehabt, also äs Loto Herrscher dieser Lande gewesen, 1) Puzel I. o. 34. Marian I. o. IV. 320 (die Urkunde). 2) Puzel I. c. 36. 0 Museal Archiv, Kopie, Papier — Marian I. o. IV. 322. st Museal Archiv, Kopie, Papier. s) Ddo. 12. April — Museal Archiv, Kopie, Papier. 15 hatte kurz') vor seinem, 1269, erfolgten Tode, den Kö¬ nig Ottokar von Böhmen, der schon 1254 einige Edle Krams seiner besonderen Gewogenheit versichert hatte ^), zum Erben aller seiner Allode und Lehen, sowie der Oberherrlichkeit in Kärnten und Kram eingesetzt Ot¬ tokar hatte jedoch zuvor Ulrichs Bruder Philipp »mit einem kühnen Griffe" als Patriarchen von Aquileja hin¬ gestellt und sich in der Art des natürlichen Erben von Kärnten und Krain entledigt ^). Sogleich nach Ulrichs Tode entsandte Ottokar den Bischof Bruno von Olmütz zur Besitznahme der ererbten Lande, erschien aber, nachdem sich gegen ihn eine Ver¬ schwörung in Laibach gebildet hatte (2. Nov. 1269) mit einem Heere in Krain (1270), nahm Laibach ein, unter¬ warf das übrige Land und nannte sich einen Herrn -in Krain und auf der Mark 0- Die dieser Unterwerfung vorangegangenen Wirr¬ sale hatten daS Land Krain und mit ihm auch das Stift Sittich arg getroffen; da im Streite der für und gegen den Böhmenkönig gesinnten Adelsparteien die Kloster¬ güter als eigentliches Lehenseigenthum des inzwischen mit seinen Ansprüchen hervorgetretenen Patriarchen an¬ gesehen und behandelt worden waren! Vielseitige Schen¬ kungen und Sühnungen nach eingetretenem Frieden sind ') Destumeutuiu Olrici Oueis Ouriu. et Dom. On.ru. (4. Oee. 1268) Oe Ruders Nouuur. e. 75. 76. — O. Lorenz Deutsche Geschichte I. 292. 0 Mitth. d. histor. Der. Kr. 1849 p. 68 (f.). 0 Mitth. 1856. 41. O. Lorenz I. e. 290. °) Mitth. I. e. 16 uns die Beweise für die früher in angedeutetem Sinne geübten Gewaltthaten; so machen, um nur ein Beispiel für viele zu nennen, die Brüder von Schärffenberg (1274) eine ansehnliche Schenkung bei dem Hofe Wein- perg zur Entschädigung der dem Kloster in der Zeit des Aufstandes zugefügten Schäden '). Der in etwas herabgekommene Zustand des Klo¬ sters half jetzt das zwischen Abt Conrad von Sittich und Bernhard von Rein getroffene Arrangement verwirkli¬ chen, durch welche? 17 Huben in Unterkrain, die einen Werth von 85 Mark Wiener Silbers repräsentirten, um den Preis von 17 Mark Denare an Rein übergieugen, unter dem Titel: daß der Sitticher Convent besagte Hu¬ ben zur Tilgung von aus Roth gemachten Schulden los¬ schlage (guod pro guilmsdam Domus uostrao doliitis minuoudis, Hus.6 pro uooessariis et Iiouostis oausis ooutraximus, vondidimus ^). Die Huben waren gelegen in Katzendorf, Widen und Rohn. Auf den Patriarchen Philipp war Raimund (do In Torre) gefolgt. Dieser bestätigte (1277) die Bitte Abt Conrad's und der Brüder in Betreff der Uebertragung des Gründungsfestes von Sittich, welches bisher in der Octav von Peter uud Paul am Tage des heiligen Kilian gefeiert worden, auf die Vigilie von St. Nikolaustag. Als Motivirung der Bitte wird gesagt, daß die Feier zur Sommerszeit von mannigfachen Ausschreitungen der zum wenigsten aus Demuth herbeigekommenen Menschen¬ menge stets begleitet gewesen, die lärmende Reigentänze, skandalöse geschlechtliche Exzesse, zudem die wahnwitzi- 1) Puzei I. o. 37. 2) 1277 — Orig. Perg. Reinerarchiv. 17 gen Ausgeburten des Jahrhunderts, darunter die Geiss¬ lung '), vor den Fenstern der Brüder aufgeführt uud so den klösterlichen Frieden und die geistliche Würde des Hauses vielfach verletzt hatte; denn noch war das Kloster nicht mit einer so strengen Klausur versehen als später, noch standen nicht die in kommenden Jahrhunderten zur Abwehr der Türken ringsum gezogenen hohen Mauern! ^) Im nämlichen Jahre noch (1277) nimmt Graf Meinhart von Görz-Tirol das Stift in seinen Schutz, auf daß es von Niemand beim Einkäufe der Lebensbe¬ dürfnisse, sowie bei Ausübung der Gerichtsbarkeit über¬ feine Unterthancn gehindert werde, und fügt aus beson¬ derer Gunst die Exemtion von der dem Stifte bis nun aufgelegenen „Gastfreundschaft" hinzu, welches Servitut bei den schlechten Zeiten eine äußerst drückende Last ge¬ wesen 3). Wie um die Mitte des Jahrhunderts so bestreben sich auch jetzt am Ausgange desselben die Großgrundbe¬ sitzer vorzüglich Unterkrains den Brüdern von Sittich durch Schenkungen von Huben uud Stiftungen wohlge¬ fällig zu erscheinen, nicht selten, wie erwähnt, um be¬ gangene Unbill zu sühnen. Unter den Stiftern von 1278 bis 1297 ragen besonders mit Schenkungen größerer Komplexe die Herren von Auersperg hervor und 1290 wird auch ein Bürger genannt —Marquard von Guten- 9 .^liasgue saaeuli vanitates, sagt die Chronik die Flagellanten in Kram erwähnt F. L'. Richterin seiner Geschichte der Stadt Laibach. Klnn's Archiv. 2. 3. x. 187. Puzcl I. o. 38. Z) Pnzel I. v. 3d. 2 18 werth '), dem ältesten Besitzthume der österreichischen Fürsten in Krain, das sie von den Freisingern über¬ kommen ?). Das wiedererwachte größere Wohlwollen gegen¬ über dem Stifte wirkt aber auch unmittelbar auf den Vorsteher des Hauses selbst und Abt Heinrich „um — wie die Chronik schreibt — aus dem Schlafe ;u erwachen und gleich den Magnaten des Landes etwas für's Kloster zu thun", macht aus den Stiftsgeldern einige nicht unan¬ sehnliche Ankäufe 3). Im Jahre 1295 (31. Oktober) stirbt Graf Mein¬ hart von Görz, der ausgezeichnete Gönner und Schutz¬ herr und wird in dem von ihm gegründeten Cistercienser- kloster Stams in Tirol feierlich bestattet *). Des Vaters Gunst für Sittich erbte der Sohn. Otto, Herzog von Kärnten, Graf von Tirol und Görz, „Advocat" (Schutzherr) von Aquileja, Trient und Brixen, bestätigt am 26. November 1302 dem Stifte alle ihm von seinem Vater verliehenen Privilegien, deren volle Aufrechthaltung er gelobt °). Kurz vorher — 1300 — bat Hugo von Thbein (Duino) den Brüdern von Sittich gestattet, daß sie jährlich aus seiner Stadt St. Veit am Pflaumb — dem heutigen Fiume °) — für ihren Bedarf r) Puzel I. e. 42. -) MM. d. histor. V. f. Kr. 1862, 67 f. 9 Puzel I. o. 41. 9 Puzel I. 43 f. 9 Puzel I. 47. °) Kam 1374 an Krain bezüglich an die ästen-, Fürsten. Vodnik. Gesch. von Krain x>. 34. 19 auf Saumrossen 50 Saum Salz und 6 Saum Oel ohne jegliche Abgabe ausführen dürften '). Die von den Patriarchen dem Kloster gewährten Mauthbegünstigungen sind im Lause der Jahre in Ver¬ gessenheit gerathen und die „Zöllner" von Landol und Laos 2) (in Jnnerkrain) haben wieder von den Boten und Fuhrleuten der Sitticher die Gefälle eingehoben, bis Ich jetzt das Stift beschwert und Patriarch Ottobonus 1313 (Udine 2. August) den genannten Stationen das Privile¬ gium von Sittich in Erinnerung bringt I Nachdem Ot¬ tobonus vom Patriarchensitz geschieden, glaubten die „Offizialen" vonAquileja, es mit den Sittichern wie vor¬ her nehmen zu können, doch auch sein Nachfolger Paga- nus schärfte ihnen neuerdings 1319 die Achtung des al¬ ten Sitticher Rechtes ein H. Im selben Jahre bestätigt der zum Könige von Böhmen und Polen gewordene Herzog Heinrich von Kärnten die vom heil.Vater dem Stifte gegebenen Freihei¬ ten, des ungestörten Einkaufes, des Blutgerichtes über die Unterthanen, sowie des Jagd- und Forstrechtes °). Schon besitzt das Stift auch ein eigenes Haus in der Stadt Laibach, auf dem alten Markte, den noch heute so geheißenen „Sitticher-Hof" (Landesgerichtsgebäude) denn 1315 verkauft ein Laibacher Bürger, der Bött- >) Puzel I. o. 45. 2) An der Stelle von Altenmarkt bei Laos stand das Lerpo der Romer. 2) Alauns I. 48k. 4) Pnzel I. e. 50. 0 Puzel I. e. 4S. 2 * 20 cher Martin Ternak dem Abte einen an dieses Haus grenzenden Garten Die an Sittich gemachten Stiftungen sind in die¬ sem (dem XIV.) Jahrhundert noch fast so zahlreich als in dem vorausgegangenen, nnd zu den Schenkungen ge¬ sellen sich jetzt Verkauf und Tausch, wobei von den be- theiligten Laien den Brüdern gegenüber meist nur der reelle Werth der bezüglichen Güter geltend gemacht wird; neben Repräsentanten mehrerer längst ausgestorbener, Geschlechter, derer von Ortenburg, Reuttenberg, Montparis (Montpreis) u. A. erscheinen um diese Zeit als Stifter, Verkäufer und Tauscher aus noch lebenden Familien mehrere Herren von Auersperg, Thurn Lichtenberg, Gall, Gallenberg, Schärffenberg nnd Andere. Mehrt sich auf diese Weise auch jetzt noch die ter¬ ritoriale Macht von Sittich in rascher Steigerung, so ist man nicht minder darauf bedacht, die geistliche Würde des Hauses zu erhöhen. Der 15. März 1335 bringt den Brüdern vom Patriarchen Bertrand die Gestattung: Beichte zu hören, Buße aufzuerlegen, die heilige Corn munion auszntheilen, das Wort Gottes zu predigen, Leichname von Laien in die Kirchengrüfte (also nicht mehr bloß außen hin) aufzunehmen, im Allgemeinen: jede geistliche Hilfe Lebendigen und Todten zu reichen, mit einem Worte: das gleich erhabene und schwere Amt der Seelsorge! -) Derselbe Patriarch mußte auch wieder den Man- >) Puzel I. v. HUN. r) Puzel I. e. 54. 21 then in Landol und Laas das Privilegium von Sittich vorhalten (1335) '). Dieser Patriarch hatte im selben Jahre noch eine Zusammenkunft mit dem Herzog von Oesterreich, Otto dem Fröhlichen, zu Laibach und verband sich mit ihm ?). Denn schon gewannen die österreichischen Fürsten immer festeren Boden auch in Kram, dessen Besitz durck den Babenberger Leopold VII., der die unterkrainischen Güter der Freisinger käuflich an sich gebracht, angebahnt worden, mit welchem Lande Kaiser Rudolf I. seine Söhne Albrecht und Rudolf (1282) belehnt hatte, und das wenige Dccennien nach dem zwischen Otto und Ber- trand eingegangenen Bündnisse (1361) durch Herzog Rudolf IV. als Herzogthum in die Gruppe der sogenann¬ ten österreichischen Erblande eintrat- Otto, der 1336 Kärnten an sein Haus gebracht, war auch in Betreff Krain'S ein mächtiger Mittler für die gänzliche Erwerbung dieses von allen hervorragenden Feldherren und Staatsmännern des späteren Oesterreich in seiner Bedeutung als Brücke zwischen Italien und Deutschland stets erkannten und gewürdigten Landes. Otto bestätigte 1336 (ddo. St. Beit in Kärnten 4. Juli) den den Laibacher Bürgern 1320 von Herzog Heinrich von Kärnten gegebenen Freiheitsbrief nach sei¬ nem vollen Inhalte "), und 1337 dem Stifte Sittich die weitere Forst und Jagdgerechtigkeit, sowie den Fort- >) Puzcl 1. o. ibiä. 0 Mitth. d. hist. Ver. f. Kr. 1855 x. 86. Z) llrkundenanhang ;a Richters Geschichte der Stadt Laibach a. a. O. 236 f. 22 bezug der 10 Mark aus den Gefällen von Laibach und Landstraß. Der rüstige, energische, immer heitere Fürst starb 1339 (17. Febr.). Jein Bruder, Herzog Albrecht der Weise, der das Jahr zuvor (1338) die beiden Herzogthümer Kärnten nnd Krain bereist und überall neue Privilegien und -Freiheiten ertheilt hatte, nahm auch Sittich in seinen Schutz und erwies dem Stifte wiederholt seine Gunst '). Die schon allmälig sich vorbereitende Vereinigung der Länder Steiermark, Kärnten und Krain unter den Habsburgern brachte auch die in diesen Ländern gelege¬ nen Klöster einander um Vieles näher, als es bisher der Fall gewesen, und hauptsächlich gilt dies von Krain, das durch die österreichischen Fürsten recht eigentlich dem deutschen Elemente, das in den genannten Nachbarlanden das vorwiegende ist, in die Arme geführt wurde. So kam es, daß nun die Pflegetochter Sittich zu dem Mut¬ terstifte Rein in die unmittelbarste Beziehung trat. Am 15. Mai 1350 ward nämlich das Confrater- nitäts-Jnstrument zwischen dem Convente vonSittich unter Abt Peter und von Rein unter Abt Siegfried aufgesetzt, das die künftighin abzuhaltenden Gedächtnißmessen für verstorbene Brüder des einen Stiftes dem andern zur Pflicht machte, und an dessen Spitze wir den schönen Satz lesen: sisut lAnis naturalis oiuoKSnia conArsKat stbsroAsnia 8spLrg.nllo, sie st lAnis oaritatis äiuins, ), und fügte 1374, in welchem Jahre er und sein Bruder Leopold erst die Hul¬ digung der von ihnen zu dem Ende und zur Bildung eines landschaftlichen Körpers nach Laibach einberufenen Stände von Kram entgegen nahmen^), die Nachsicht der Steuern auf vier Jahre hinzu ^). Dieser Steuernachlaß war vom wohltätigsten Ein¬ flüsse aus das wirtschaftliche Gebühren des Stiftes, >) Puzel i. <>. 62. -) Vodnik Gesch. Krauls x. 33 f. s) Puzel I. c. 63. 27 wozu sich das Jahr darnach (1375, Lichtmeßtag) eine an¬ sehnliche Schenkung gesellte. Es gab nämlich Katharina, Witwe Albrechts von Görz und Tirol, Pfalzgräfin zu Kärnten, dem Abte Jacob und dem Convente von Sittich die Summe von 700 fl. gegen die Verpflichtung eines ewigen Jahrtages, einer täglichen Messe und eines ewi¬ gen Lichtes, und mit diesen 700 fl. lösten hinwieder die Sitticher mehrere verpfändete Güter und Zehente Sowie der friedliebende Albrecht erwies auch der kriegerische Leopold dem Stifte, in dessen unmittelbarer Nähe später seine Gattin ihren Witwensitz angewiesen bekam, seine Gunst, indem er 1385 alle demselben von seinen Vorfahren und Brüdern gegebenen Privilegien er¬ neuerte und bekräftigte ?). Das Jahr darauf fiel bekanntlich dieser ritterliche Fürst, der die Ehre am höchsten geachtet, im heißen Kampfgewühle von Sempach! Sein und seiner Gemalin Bildnisse, lebensgroß von dem Tiroler Ferdinand Steiner in Tel gemalt, be¬ fanden sich bis vor Kurzem noch im (ehemaligen) Biblio¬ theksaale von Sittich; gegenwärtig bewahrt sie der histo rische Verein für Kram. Der Chronist, der Leopolds ruhmvollen Tod und das Vorhandensein der Porträts unter dem Jahre 1386 verzeichnet, reiht unmittelbar daran die Hausnoti; : daß in diesem Jahre ob der großen Menge des Weines eine ..Fuhre" davon um einen Gulden verkauft worden sei! Jetzt war es auch, um dem Stifte einen noch er- 0 Als Siegler in der Urkunde erscheint: Niclas, Abt zu Rein. (Eöth, Regesten, Mittheilungen d. histor. Ver. f. Krain, 1862 x. 47.) 0 Puzel I. c. 65. 28 höhteren materiellen Aufschwung zu geben, dadurch mehr Laien zum Eintritte in den Eonvent zu bestimmen und zugleich die durch die Kriegsereignisse veranlaßten wieder gesteigerten Abgaben an die Landessürsten leichter decken zu können, des Abtes unablässiges Anlagen beim Patri¬ archen, die hauptsächlich imHinblicke auf das wirthschaft- liche Moment längsterwünschte Bereinigung der Kirche von St. Beit sammt ihren 80 Filialkirchen mit dem Stifte zu erreichen, was im Principe schon vom Gründer (Pe¬ regrin) ausgesprochen war. Patriarch Johann gewährleistete nun 1389 der darauf bezüglichen wiederholt gestellten Bitte; er incor- porirte St. Veit auch „in temporalikus", wie es „in szoiritualibuz" bereits seit Anbeginn dem Stifte gehorcht hatte, und knüpfte an die den Brüdern von Sittich da¬ durch erwiesenen Wohlthat nur die Bedingung des Jahr¬ tages für die krainischen Landespatrone Hermagor und Fortunat, für den Patron der Kirche den heiligen Mär- threr Beit und für sein Seelenheil, wenn er einmal ans den Reihen der Lebendigen geschieden '). Papst Bonifacius IX. bestätigte denn diese Jncor- poration im Jahre 1395 ?). Wie ich schon oben erwähnt habe, war auch das XIV. Jahrhundert, gleich dem XIII., reich an Schen¬ kungen und Stiftungen an unser Kloster, und zwar vom Anfänge bis zum Ende. Und so finden wir am Ausgange desselben an hervorragenden Gunstbezengungen unter dem Jahre 1390: daß Heinrich Gall von Gallenstein die Kapelle von St. Paul in der Pfarre Treffen erbaut und i) Piizel I. e. 87. -) Puzel I. c. 68. 29 ausstattet, jedoch sich und noch seinem Tods immer dem ältesten der Familie das Patronats- und Präsentations¬ recht daraus vorbehält; unter demselben Jahre: daß Rudols von Wallsee, Marschall von Oesterreich, die von seinen Verwandten dem Herrn von Thbein (Duino) dem Stifte ertheilte ') Begünstigung der Mauthfreiheit in Fiume und Senoschetsch anerkennt, und bestimmt, daß dem Stifte jährlich ein und eine halbe Mark Aquilejenser Denare gereicht werden sollen ?); unter dem Jahre 1397, daß die Herzogin Witwe Biridis 400 Ducaten, die ihr der Convent schuldet, nachsieht, und zwar gegen eine täg¬ liche Messe zu Ehren der allerseligsten Jungfrau am Al¬ täre der heiligen Katharina aufgeopfert; unter dem Jahre 1398, daß der Herzogin Sohn, Wilhelm von Oesterreich, dem Stifte das Recht der freien Verfügung über den Nachlaß verstorbener Klosterbrüder wieder einräumt und das Kloster selbst dem besonderen Schutze des Landes¬ hauptmannes Grafen Hermann von Cilli anempfiehlt; unter dem Jahre 1399 endlich, daß derselbe Fürst aus augeborner Gunst und Milde gegen das Haus Sittich vom Abte Albert die Pfarre Neumarktl (in Obcrkrain) für die in der nächsten Nähe von Sittich gelegenen Pfarre Döbernickh eintauscht ^), welcher Arrondirungszu- wachs dem Stifte von großem Vortheile ward. Die Herzogin Witwe führt uns in's XV. Jahr¬ hundert. Bei ihrer Verlobung mit Herzog Leopold hatte ihr ihr Vater 100.000 Goldgulden Florentiner Gewichtes >) Vergl. Seite 18. r) Puzel t. e. 67 f -h Der Tauschbrief ist mitgetheilt bei Marian I. e. IV. 332 f. 30 als Mitgift ausgesprochen und die Herzoge hiefür die Widerlage in gleicher Summe gestellt, diese aber auf Krain und die Städte Laibach, Krainburg undStein versichert — ans diese südlichsten Besitzungen gewiß nicht ohne die Absicht, theils sie als nahe annehm¬ barer zu machen, theils sie vor den benachbarten Fein¬ den um so eher sichern zu können Als sie Witwe geworden, zog sie sich nun nach Krain und in die unmittelbare Nähe des Stiftes Sittich auf ein Jagdschloß bei St. Lambert, dem Wanderer, der von St. Martin bei Littai ?) über die Berge nach Sittich zugeht, auf halbem Wege gelegen. Schon zu des Chroni¬ sten Puzel Zeiten waren kaum mehr Spuren dieses fürst¬ lichen Schlosses vorhanden, das vielmehr ganz zerstört und fast dem Erdboden gleichgemacht erschien "). Hier wirkte die edle Frau über 30 Jahre unab¬ lässig zum Wohle unserer Cisterze, indem sie fast kein Jahr vorüber ließ, ohne demselben irgend eine Gabe zu spenden.Von ganz hervorragendenSchenkungen, die sie in dieser Zeit dem Stifte gemacht, nennt die Chronik die zwei von: 1402, wo sie das von den Brüdern bei ihr gemachte Anlehen von 300 sl. schenkte und zugleich die dafür verpfändet gewesenen 7 Huben zurückstellte und von 1404, wo sie abermals 300 st. hergab °). Wie Viridis in dem Streite der beiden Aebte Al¬ bert und Peter, der eben in die Zeit ihres hiesigen Auf- ') Fürst Lichnowsky, Gesch. des Hauses Habsburg IV. 82 f. r) Station der Südbahn. 2) Puzel i. o. 77. <) Puzel I. o. ibiä. -) Puzel l. a. x. 72. 31 enthaltes fiel, sich verhalten und wie es kam, daß sie auf Seiten Alberts stand, wollen wir dortselbst untersuchen und besprechen. Die Herzogin starb 1425, und wurde, wie sie eö gewünscht, in Sittich begraben; ihr Grabstein ist noch heute in der Klosterkirche (Evangelienseite des Hochaltars) zu sehen. Er zeigt das Wappen der Visconti, die Schlange das Kind verschlingend; leider ist er gegenwärtig mit der Wand, in die er eingelassen, weiß übertüncht, so daß eine etwa darauf befindliche Inschrift verborgen ist, um den Nabel des Kindes las Puzel das Todesjahr 1425 '). Im Zusammentreffen mit den von der Herzogin gespendeten Wohlthaten hatte sich das Kloster auch in dieser Zeit der Gunst von den höchsten geistlichen und weltlichen Herren erfreut. Papst Bonifacius IX. gestat¬ tete (1404) dem Abte, jährlich dem Cardinal Christoph von St. Chriacus 65 Ducaten für seine Stelle als Cura- tor (Agent) des Stiftes beim heiligen Stuhle zu reichen, und unter einem ward von der Curie aus die abermalige Verlegung des Gründungsfestes von Sittich vom St. Nicolaus-Tag auf den Sonntag in der Octav Christi Himmelfahrt bewilligt ?). Auf Herzog Wilhelm, der 1406 starb, folgte in der Regierung in den österreichischen Erblanden Leopold der Stolze; dieser befreite gleich bei seinem Regierungs¬ antritte (1406) das Stift auf 2 Jahre von der Last der Uebung des Gastrechtes und befahl seinem Landeshaupt- 0 Puzel l. o. 77. 0 Puzel I. v. x. 73. 32 manne von Krain, demHerrn Jacob vonStubcnberg, das Kloster in diesem Punkte zu schützen. Derselbe Herzog verbot (1411) zu Gunsten von Sittich den Bürgern von Rudolfswcrth, Unterthanen des Stiftes Sittich an sich zu ziehen unv bei sich aufzunehmen und die aufgenommenen ohne Zustimmung des Abtes weiterhin zu behalten '). Herzog Leopold starb im selben Jahre. Der heilige Vater Johann XXIII. ertheilte um 1412 dem Abte von Sittich für alle Folgezeit das Recht, die Gewänder, Kelche und andere Meß- und Altargegen¬ stände (ornainm sltaris) zu consecriren, die Brüder zu Acolitheu zu machen und Altäre, sowie dem Stifte einver¬ leibte Kirchen einzuweihen -). Dem „stolzen" Leopold war Ernst „der Eiserne", Leopold III. jüngster Sohn, gefolgt. Es war 1414, als der neue Fürst zum ersten Male nach Kram kam, um die Huldigung dieses Landes entgegen zu nehmen, aber auch um seine geliebte Mutter die Herzogin zu besuchen. Bei diesem Besuche bestätigte er dem Stifte Sittich die Pri¬ vilegien seiner Vorfahren, die Jncorporirung von St. Veit, und ließ das Recht auf ein zu dieser Kirche gehöri¬ ges Allode nach ^). Dieser Herzog war es, der den Grund zur Befe¬ stigung der Stadt Laibach legte (1416) *), indem eben in diesem Jahre der „Erbfeind der Christenheit" aus Un¬ garn her schon bis an die Grenzen der Steiermark, bis >) Puzel I. e. 74. r) Puzcl I. e. Mick. -) Puzel I. v. 74. si Richkr I. c. x. 215- 33 cin das Gebiet der Patriarchen von Aquileja, in der Nähe der Diöcesangrenzen von Salzburg und bis an die Ländereien des Grafen von Cilli also in die Gegend der Drave und Save vorgedrungen war *); der Herzog ver¬ ordnete an ven Landeshauptmann Schenk von Osterwitz, daß alle Prälaten, Klöster, Pfarren und alle christli¬ chen Leute den Bürgern von Laibach Hilfe senden und leisten sollten, „mit Kalk und Stein zu führen und gra¬ ben Helffen zu machen" -). Herzog Ernst war es auch, der wie er für den Schutz der materiellen Wohlfahrt seiner Krainer Sorge trug, in gleicher Weise den geistigen Fortschritt der Lan¬ deskinder förderte, indem er die Laibacher Stadtschule bei St. Nicolaus, die durch die Zeit ganz in Verfall ge- rathen, neu errichtete (1418) ^). Er starb zu Bruck an der Mur (in Steiermark) und wurde im Kloster Rein begraben, wo noch heute ein Sarg von rothem Marmor seine Gebeine deckt und dessen Brüder ihm das Epita¬ phium schrieben: Lsrnaräino tiin posois Pans elanstra sapulollrnin Vrna lit sx ixso noinins Unna tidi Ls-insoni nt cqnonäain äs korti inslla llnsllant 8io Lsrnaräi in ts rnsllilloallit apis. Nachdem Sittichs Chronik eine Reihe von Jahren über das Verhalten der Patriarchen von Aquileja gegen >) Vergl. meinen Aufsaß: Die Einfälle der Osmanen in Steier¬ mark, Kärnten und Krain. Oesterr. Militär. Zeitsch. von V. Streffleur 1864 IX. x. 15g. 2) Richter I. e. tviä. 2) Richter I. e. 217. 3 34 das Stift geschwiegen, notirt sie zum Jahre 1432, daß Patriarch Ludwig das Beneficium St. Daniel in der Stadt Cilli (Untersteiermark) das die Sitticher nach sei¬ nem Ausspruche unrechtmäßig durch lange Zeit in Hän¬ den gehabt, ihnen abnimmt und einem Weltpriester verleiht '). Gleichwie der Chronist die Angelegenheit der Aebte Albert und Peter unter den Jahren 1404—1414 nicht mit einem Worte erwähnt hat, sei es, daß vielleicht die darauf bezüglichen Schriften zu seiner Zeit nicht mehr vorhanden gewesen, oder aber, was mir wahrscheinli¬ cher dünkt, daß er die Sache der Vergessenheit anheim¬ geben wollte — desgleichen erwähnt er auch nicht des Concils von Constanz, das, wie gezeigt werden soll, den Streit vorgelegt bekommen hatte. Wohl aber nennt Puzel wiederholt das Concil von Basel so unter 1437, wo es die Bullen Jnnocenz IV. und Alexander IV. bestätigte, dahin, daß die Cistercien- ser Mönche weder von einem Bischöfe noch von einem Ordinarius zu Synoden und öffentlichen Versammlun¬ gen zu erscheinen gezwungen werden dürfen, außer es beträfe den Glauben ?); unter 1438, wo es den von Papst Nicolaus ertheilten Brief bestätigt, in welchem der heilige Vater bestimmt hatte, daß Niemand flüchtige Mönche bei sich verbergen dürfe ^); unter 1444, wo die >) Puzel I. o. 78. -) Puzel I. e. 78. Die der Cisterze Landstraß zugcstelltc darauf bezügliche Bulle befindet sich in der Nrkundcnsammluug des histor. Ver¬ eins für Krain. — Perg. Siegel fehlt. Puzel I. o. 79. 35 Versammlung den Cisterciensern im Allgemeinen *) und den Sittichern insbesonders alle ihre Privilegien be¬ stätigt und unter 1446, wo sie auf die Bitte Kaiser- Friedrich (III) dem Stifte eine neue Gunst zuspricht. In dem dieselbe bestimmenden Akte wird das Stift ungemein gelobt; «guocl — heißt es darin — lunino pro sstsris mouastsrüs illaruin partium, ässore st ornumsuto prasIulAsat, alias ) Puzel I. e. SV, über Wilhelm v. A. vergl. mein: Herbard VIII, zu Auersperg. Wien W. Braumüller 1862. Einleit. x. 36 ff. r) In der altdeutschen Enclave Gotschee in Krain geboren; sein Name bedeutet soviel als Stemmeisen. Ein unter diesem Abte (wie die Sage geht, von ihm kniend) gefertigtes prachtvolles Missale aus Rein, war imVorjahre im k. k.Kunst-und Industrie- Museum in Wien ausgestellt. ') I. v. I. 507 ff. 42 sere Wehr zu setzen, und Kaiser Max befiehlt unter dem Jahre 1497 seinem genannten Landeshauptmanns, das Stift einerseits nicht zu bedrücken und andererseits den Abt in seinen, für die Befestigung von Sittich durch Auf¬ führung von Mauern gefaßten Plänen und Vornahmen gewähren zu lassen, tors — wie der hohe Kricgsmeister schreibt — lloo arciuuir» 6t lalloriosura op>u8 claoursu tsinporis utilissinaum aä inIiibenclLS non tantuin ir- rnptionos st Iiostiiitat68 seciöt prop>ul8anckg,8 sxeursi- ON68 Turearuru. ') Im selben Jahre hat Patriarch Nikolaus am (11. Febr. die Jncorporation der Pfarre Horlandt, heutzu¬ tage sagt Puzel Samarein (St. Marein^) genannt, mit dem Stifte vorgenommen, diesem auferlegend, zu den da¬ selbst bisher bestellten zwei Vikären noch einen dritten zu unterhalten. 4) Wie die materielle Lage Krains die Zeiten her durch die unablässigen Einfälle der Osmanen eine höchst betrübende geworden, der Wohlstand in dem schönen fruchtbaren Lande ganz gesunken war, ergibt sich auch aus der Angabe der statistischen Daten über die im Laufe des XV. Jahrhunderts an Sittich gemachten Schenkungen. Wir treffen nämlich von 1400—1494 nicht mehr als 26 Schenkungen, 7 Verkäufe (an das Kloster) und einen Tausch; an Namen von in der Landesgeschichte hervor¬ ragenden Familien finden wir die Herren von Kosiak (Kosjek), Archer, Maichau, Werncckher und Räuber ge- 0 Puzel I. «. 91. -) Alanu» I. c. II. 732 sagt 12. Febr. s) Nnterkrain. «) Puzel I. o. Marian l.e. IV. 349 f. 43 nannt — die Auersperge reichen die „herkömmliche" Do¬ nation von 13 Pfund jährlich. WardasXV.Jahrhundertnuter nicht geringen Leiden des armenslovenischenVolkes geschieden, so reichtedas eben anbrechendeXVI. nicht nur keine Linderung, ja im Gegen- theile, es machte das MaßderMühsaluud des Jammers voll. Nicht bloß die Osmanen waren es mehr, die Elend und Kummer in's Land brachten, jetzt gesellten sich auch bald unsägliche Dürre des Bodens, bald übermäßige Re¬ gengüsse, Henschreckenschwärme, Erdbeben und die Pest hinzu, und damit die Körper der Menschen nicht allein alterirt würden, sondern auch die Geister, trafen die ge¬ waltigen Schwingungen der Kirchenreformation auch un¬ ser Krain. Zu all' dem trat auch noch der durch jahrhun¬ dertlange Verletzung seiner Rechte und stete Fruchtlosig¬ keit seiner daraufbezüglicheu unterthänigen Bitten und Vorstellungen aufs Aeußerste gereizte und empörte slove- nische Bauer, der nun allen Adeligen und den kaiserlichen Amtleuten einen blutigen Rachekrieg schwor, und diesen Schwur alsbald wiederholt in grauenerregender Weise löste! Dies in ein Paar Contouren die Physiognomie der Ereignisse, die unsere Heimath im weltumstaltenden XVI. Jahrhundert hat erfahren müssen. Doch, wenn auch mit der Verbannung oder dem Tode einer ansehnlichen Zahl trefflicher Landeskinder er¬ kauft, waren die Preise, die „Carniolia" aus den schwe¬ ren Kämpfen dieser-Zeit gewann, von hoher Bedeutung für alle Folge; es waren: die Begründung der slove- nischen National-Literatur durch die Reformatoren >) Mein Herbard I. e. Einleitung x. 34. 44 und Bibelübersetzer Trüber und Dalmatin, die Frei¬ heit von den Türken durch die ewig denkwürdige Schlacht bei Sissek 1593, 22. Juni >) und die Anerken¬ nung der alten Re cht e nnd Freiheiten des Bauers durch die nach dem großen Bauernkriege von 1573 vor¬ genommene Aufrichtung neuer Grundbücher! Wenn wir die Reihe der genannten Aufregungen nnd Leiden in ihrem Einflüsse auf Sittich durchgehen, finden wir, daß unser Stift dieselben durchaus kennen gelernt, daß auch nicht ein bedeutender Vorfall des Jahrhunderts ohne Spuren an ihm verübergegangen! Nichts fruchteten die hohen Manern und Thürme die Abt Martin (1500) um das Haus gezogen — Türken und Reformatoren hielten dennoch ihren Einzug in Sit¬ tich; nichts fruchtete der altbewährte Fleiß der Brüder in Bestellung der Felder, die Prüfung des Herrn kam auch ihnen durch die Elemente! Wir wollen, wie wir's früher gehalten, auch in dieser Epoche, an der Hand der Chronik, hauptsächlich um ihren Ton überall durchblicken zu las¬ sen, die für Sittich wichtigen Ereignisse notiren. Am Ausgange des XV. Jahrhunderts waren wir dem Abte Wolfgang von Rein in dem Beginne seiner Thätigkeit für unser Stift begegnet, wir haben nun Gelegenheit, den Fortgang dieses Wirkens zu verfolgen. Im Jahre 1500 (20. November) schreibt er an Abt Johann von Sittich, den Nachfolger Martins, er dürfe einen gewissen Johann Abendroth nicht in den 9 Vergl. meine Schrift: Die Schlacht bei Sissek, Laibach Blas- nik 1-8K1, auch öst. milit. Zeitschrift I. v. (IX. Heft.) 45 Convent aufnehmen, das Kloster könnte aus seinem Leben den größten Schaden nehmen; für den Stu¬ denten in Wien solle er bald Gelder schicken, damit des¬ sen alte Schulden gezahlt würden, und da der OsIIeru- rius (im Wiener Collegium?) weiterhin nicht viel vorstrek- ken könne, habe er (Wolfgang) schon mit dem Heiligen¬ kreuzer Abt, der jetzt als Stellvertreter des Geueralcapi- tels galt, darüber gehandelt; dem Jacob Gall(Apfaltrern's Nachfolger in der Anwaltschaft) solle er recht dank¬ bar sich bezeugen, er werde seine Hilfe den Magnaten und Adeligen gegenüber noch oft brauchen H. Im selben Jahre macht er dem Abte von Sittich bekannt, daß der Abt von Heiligenkreuz den Studenten des Ordens (an der Wiener Universität) erlaubt habe, in ihre Klöster zu¬ rückzukehren, so werde auch der Sitticher Gregor nach Hanse kommen, der Abt möge ihm (Wolfgang) die für denselben bezahlten Schulden von 20 fl. rh. ersetzen ?). Im Jahre 1502 sendet er den Sittichern den »valstu- äinarius" Bruder Leonhard b);doch schon (am 16. März) 1503 muß er dem Abte Johann auftragen, daß er un¬ ter Androhung der Excommnnication dem Fr. Leonhard verbiete, Arzneien an Laien auszutheilen, oder Schlösser, Güter, Städte, Märkte und Wohnstätten in Ausübung der Heilknnst zu betreten ^), woraus wir schließen dürfen, daß Bruder Leonhard in seiner Kunst erfahren, und schon nach kurzem Weilen im Stifte auch in dessen Um¬ gebung mag beliebt gewesen fein. >) Alan 11.764. r) Alan I. e. 765. -) Alani. .o788f. 4) Alan I. e, 802. 46 Im Jahre 1503 bestätigt Papst Julius II. dem Kloster Sittich seine Privilegier, und die bisher geschehe¬ nen Jncorporationen und wiederholt diese Gnade 1504 und 1509 '). Der Kaiser Max, dem Avcl und Klerus Krains eben in dieser Zeit nachdrückliche Hilfe gegen den Löwen von San Marco leisten, ertheilt (1510) den Aebten von Sittich die Erlaubniß, Uuterthauen nach Gutdünken und Bedarf von einem Orte an den andern zu versetzen ?). Das „grausame Erdpidem" vom Jahre 1511, — 24. März zwischen 3—4 Uhr NM. und 26. März zwi¬ schen 4—5 NM. — welches in unserem Lande an 30 feste Schlösser niedergeworfen, erreichte zwar Sit¬ tich selbst nicht, verwüstete aber viele Baulichkeiten auf dessen Besitzungen ^), desgleichen das des Jahres 1513 in welch' letzterem Jahre Sittichs Kornkammer durch Eintritt eines großen Getreidemangels von den Stifts- unterthanen sehr in Anspruch geuommeu ward ^). Der Hunger und die Noth treibt jetzt (1513) die slovenischen Bauern zu einem zweiten Versuche das Joch der Bedrücker abzuwcrfen, aber er mißlingt gleich dem von 1503 wegen zu geringer Verabredung. Erst nachdem sie sich häufiger besprochen und fester geeinigt, erfolgt die massenhafte Empörung von 1515 scheint ja in dem Augenblicke gleichsam der Himmel selbst sie dazu aufzumuntern, der ihnen am 10. Februar dieses -) Puzel I. o. 93, 94, 95. -) Puzel I. e. 95. s) Vergl. meinen Aufsaß Jahresbericht des krain. Museums 186S nach einem Ms. der Münchner Hofbibliothek. 0 Puzel I. e. 9K. 47 Jahres drei Sonnen in drei Regenbogen nebst etlichen in den Lüften streitenden Kriegsheeren sehen läßt H. Das Würgen und Morden, das die „Dorfmartialisten" und „Flegelfechter" — wie Valvasor sich ausdrückt — auf den Schlössern und Burgen nun durch ein ganzes Jahr vornehmen, wüthet auch in Sittichs unmittelbarer Nähe im uschlösserreichen" Unterkrain. Neben dem, daß die Stiftsunterthanen die Robot verweigerten, rückten auch ganze Schaaren der Aufständischen vor die Thore des Stiftes und gewiß waren es reichliche Spenden aus den Speichern und Vorrathskammern, die einen Angriff auf das geistliche Haus verhüteten; die Stiftschronik sagt: äsnilpus Mouustoriurn ourn tota provinoia pati- tur inAontein inisari'aui tuniultuants kmo kaos rusti- aoruni H. Der vereinten Kraft der Landschaften von Steiermark, Kärnten und Kraiu, denen dann auch der Kaiser ein Hilfkorps sandte, gelang es im Laufe des Jah¬ res 1516 die unter sich uneinig gewordenen getrennten Haufen der Kärntner, Steirer und Krainer-Slovenen wieder zum Gehorsam zu bringen. Im Jahre 1515 war Abt Wolfgang Schrötl in Rein gestorben, ihm ist Abt Johann gefolgt. Dieser wird bald nach seinem Antritte vom Cister- zer Abte zum Visitator in Ungarn, Oesterreich, Steier¬ mark, Kärnten und Kraiu ernannt und ihm aufgetragen, die Aebte zu ermahnen, daß sie ihre Religiösen nach Wien „littsris iinduanäos" schicken sollen ^). Wieder ein Be- i) Vergl. meinen Aufsatz: Der große windische Bauernbund von 1515 Grazer Zeitg. 1863, Nr. 127, 129, 132, 134. -) Puzel I. o. 97. Alan. III. 5 ff. 48 weis, wie die Kirche selbst vor der Proclamation Luthers sehr wohl die Gebrechen ihrer Priester kannte und zu deren Beseitigung alle Mittel ergriff, freilich an vielen Orten schon zu spät! Noch im Jahre 1516 (8. Sept.) erläßt dem ihm gewordenen Auftrage nachkommend, Abt Johann von Rein die Mahnung an die ihm untergebenen Stifte in gedachtem Sinne, so auch an den Sitticher '). Daß Stift Sittich allsogleich dieser Mahnung nachgekommen, bezeugt uns ein Brief des Bruders Johannes an den Abt von Sittich ddo. 20. Januar 1516 aus dem Wiener Cister- cienser-Collegium. Er schreibt, daß er sehr fleißig sei, aber Geld brauche, er möge ihm 40 fl. rh. schicken, 8 fl. habe er in die Bursa geben müssen, 4 fl. habe er Schul¬ den gemacht, auch seine ououls, und sein soapulsa-s seien schon alt und schadhaft, er möge ihm neue schicken. Ueber den Stand des Collegiums sprichter sich sehr lobend aus, erwähnt, daß die Cistercienser von Baiern, Oesterreich und Steiermark da ihre Studenten haben, und daß zwei ausgezeichnete Professoren der Universität bei ihnen wohnen, von denen sie den größten Gewinn an Wissen- schast ziehen -)- Doch dieser Stand änderte sich gar bald, denn schon aus dem Jahre 1518 liegt uns ein Brief des Abtes Urban von Sittich an den Visitator vor, worin er schreibt, er habe gehört, daß das Wiener Col¬ legium der Cistercienser und das Studium am Wiener Gymnasium sehr abgenommen habe, und daß nur drei Ci¬ stercienser je einer von Rein, Zwettl und Sittich draußen -) Alan. in. 13 f. -) Alan III. 28. 49 weile, und so die Interessen der Gesammtheit nicht ge¬ fördert würden. Der Visitator möge dem Sittichen Stu¬ denten erlauben, nach Hause zurückzukehren, damit nicht das Geld umsonst ausgegeben werde Abt Urban, 1516 vom Visitator eingesetzt, erstattet ihm erst jetzt Bericht über das Kloster und sendet die Rechnungen von 1516 und 1517; er entschuldigt sich, daß er zum Gene- ralcapitel nicht erscheinen werde, da die Türkengefahr so groß; — Papst Leo ermahnte ja in diesem Jahre die Fürsten, lieber selbst den Türken anzugreifen, als seine Einfälle abzuwarten ?). Was das Erträgniß der sichtli¬ chen Güter betreffe, so sei dieses — schreibt er weiter — im Ganzen gut, aus den Vorjahren sei Getreide vor¬ handen, nur der Wein sei in der letzten Lese nicht gut ausgefallen, er habe davon für das ganze Haus kaufen müssen. Unter den Brüdern sei Friedens seien 14 Prie¬ ster, 3 Diaconen, im Ganzen also 17 Conventualen und 2 Novizen im Hause vereint. Er habe zwei Boten, den Notar und den Pleban von St. Veit, in der Fasten nach Rom gesendet, wenn sie zurück wären, werde er über ihre Mission berichten ^). Diesem Abte von Sittich war es zugleich be¬ stimmt, der erste die Wirkungen der „Reformation" auf das Leben der Klöster an seiner Abtei zu verspüren. Denn kaum war des Wittenbergers Rus erschollen, war er auch schon an den äußersten Enden, bis wohin die deutsche Zunge klang, vernommen und willig ausgenom¬ men worden. Wenn aber gleich die rein kirchliche Seite -) Alan III. 51. f. 2) Puzel I. v. 99. -) Alan. III. 53. 4 50 der „neuen Lehre", deren lockendster Inhalt für alle Lebensfragen die Emancipation von jedweder altherge¬ brachten Autorität war, in den ersten Jahren ihrer Aus¬ breitung im Lande Kram noch nicht zum Durchbruche kam, so ergriff man hier um so begieriger die weltlichen Vortheile, die das neue Evangelium darbot. Es fanden sich auch bei uns alsbald Cavaliere, die nach den „fetten Pfründen" der Geistlichen für sich oder ihre Freunde griffen, um dieselben aus der „tobten Hand" in ihre eigenen wohlumschirmten Arme herüberzuspielen. Solche Strebungen machten sich auch Sittich gegenüber geltend. Es war der krainische Landeshauptmann Herr Hans von Auersperg weil. Kaiser Max I. Feldoberster, ein tapferer Degen und gewandter Redner, der in der Absicht, seinen Freund denBenedictiner Abt Pfinzing von St. Paul (in Kärnten) in die Cisterze Sittich einzudrän¬ gen, vorerst in dem zwischen 4 Brüdern von Sittich und dem Akten Urban ausgebrochenen Schisma sich auf die Seite der „ungehorsamen" Brüder stellte, die von ihnen vorgenommene Wahl eines Gegenabtes, der sich laut rühmte „er wolle nun auch 8 Jahre Abt sein und ein solenn und gut Leben führen" und den Magnaten des Landes wiederholt „gut Flaschen mit Malvasier" zu¬ sandte. nachdrücklichst unterstützte in der Ueberzeugnng, daß diese willkürlich vorgenommene Wahl vom Ordina¬ rius in Rein nicht werde gebilliget werden und er (Auersperg) dann als Vermittler auftretend um so leich¬ ter seinen Pfinzing werde einführen können, der ihm das Versprechen gegeben, wenn er Abt in Sittich werde, so solle der Landeshauptmann Herr und Meister sein und eine merkliche Summe jährlich davon haben. Inzwischen ließ Hans von Auersperg es an den mannigfaltigsten, 51 ausgesuchtesten Neckereien gegen den Abt Urban nicht einen Augenblick fehlen und wenn dieser sich an ihn wandte mit der Bitte: Gründe seiner ihm stets wieder¬ kehrenden Ungunstbezeugungen anzugeben, so wußte er deren keine zu nennen, sprach es aber ganz offen aus, er habe sich's vorgesetzt, ihn von der Abtei zu verdrängen. Nachdem Auersperg durch Aufreizung der Bauern sogar Gewalt gegen den Abt ergriffen, wurde nun viel über die Sache hin und wider verhandelt, wobei vor Allem die Festigkeit des Reiner Abtes zu würdigen ist, der, obschon die Angelegenheit „bei den währenden Zeitläuften" als eine große Gefahr für die Freiheiten und Rechte einer¬ seits sowie für den Weiterbestand desStiftes andererseits erkennend, dennoch keinen Fuß breit von dem Wege sei¬ ner Pflicht als Visitator und Ordinarius abwich und dem fortwährenden Drängen des gegen Abt Urban auf¬ geregten Conventes in Betreff einer Absetzung desselben nicht nachgab ^). Erst 1523 (22. Aug.), da zuvor ZCbt Urban des Streitens müde und ob zunehmender Körperschwachheit sproptcr sui corporis ässtitutionern) freiwillig abge¬ dankt, willigt Abt Johann von Rein in die Bestellung eines neuen Abtes zu Sittich und präsidirt am selben Tage unter Beisitz der Aebte Polydor von Viktring (Kärnten) und Arnold von Landstraß der Neuwahl, die auf Johann Zerrer fällt -). Der abgetretene Abt Urban, der für das Stift be¬ sonders in wirthschaftlicher Richtung viel und treffliches r) lieber den ganzen Hergang ein 14' z Bl. umfassender Bericht llrbans an den Reiner Abt, Reiner Archiv. -) Alan. III. 109 s. 4 52 geleistet, war auch auf die Vollendung der 1500 be¬ gonnenen Befestigung des Klosters bedacht gewesen, und hatte die Mauern und Thürme, die noch gefehlt, aufge¬ baut und das schöueHaus fester gemacht, als es je gewe¬ sen '). Und der Türke kam auch wieder 1528 und rückte mit aller Wucht an diese neuen Mauern von Sittich; es gab einen harten Kampf — ringsum die unbeschützten Felder wurden verwüstet, doch der „Beste" konnte der Feind nichts anhaben, sondern mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen Aber das folgende Jahr (1529), in welchem die Osmanen das erste Mal bis zur Reichs¬ hauptstadt Wien verdrängen und sie hartnäckig belager¬ ten, brachte diesen Feind auch wieder nach Kram, wo er als an dem wichtigsten Grenzlande die Stände desselben und der Nachbarländer Steiermark und Kärnten vollauf zu beschäftigen und von einer Hilfeleistung an das be¬ drängte Wien abzuhalten suchte. Das aus dem türkischen Lande durch das noch so gut als gar nicht befestigte Croa- tien hieher gesandte Corps marschirte direct auf Sittich los, um die im Vorjahre abgebrochene Arbeit wieder aufzunehmen. Diesmal gings schlimmer, Sittich fiel und ward von den wilden Horden niedergebrannt. Die Brü¬ der, die sich mit ihrer ganzen, aber im Verhältnisse zu der großen Uebermacht des Feindes vollends unzurei¬ chenden Kraft gewehrt hatten, standen nun als Bettler auf den Trümmern ihrer Klause, die sie nachher mit eigener Hand aus den gesammelten Almosen wieder auf¬ bauten °) i) Puzel I. o. 99, wo fälschlich der Name Johanns des Nachfol¬ gers genannt ist. 0 Vergl. meinen Aufs.: Oesterr. mil. Zisch. I. c. VIII. 91. s) Pnzel I. o. 102. 53 Dieser arge Schlag- übte die gewaltigste Wir¬ kung auf den Abt Johann, der darauf in eine schwere Krankheit verfiel und starb. Da bei dem acuten Charakter seiner Krankheit die Gefahr eines plötzlichen Todes groß gewesen, er sich nicht im Stifte, sondern der leichteren ärztlichen Behandlung wegen in Laibach befand, zugleich aber auch bekannt war, wie mehrere Adelige nach dem Regimente in Sittich strebten, wandten sich, 1530, 21. August, um welche Zeit überdies auch auf geistlichem Gebiete die reformatorische Bewegung im Lande schon stark geworden, die Brüder an ihren Ordinarius in Rein mit der Bitte, er möge Mittel und Wege zu einer Ab¬ hilfe schaffen, wie eS in seiner Macht sei '). Fünf Tage später antwortet Abt Johann von Rein, daß er selbst wegen Körperschwäche und vieler Ge¬ schäfte zu einer Neuwahl nicht kommen kann, er sendet ihnen den Bruder Wolfgang ?). Da Abt Johann vonSit- tich wirklich bald starb, wurde nun die Wahl ohne den Ordinarius vorgenommen und die zwei ersten Documente des neuen Abtes Clemens datiren vom 14. November desselben Jahres, beide Briefe an den Reiner Abt, aus denen wir entnehmen, daß der Neuerwählte nicht wenig zu den reformatorischen Ideen seiner Zeit hin¬ neigte. Im einen lehnt er sich auf gegen die von den Vormäunern an den Ordinarius bei Gelegenheit der Wahl gereichten 300 st. Geschenk, was er ein „8^mc>- naisoli bssiversnis" nennt ^), in dem anderen schreibt er, daß er „wegen der Krönung" nach Viktring, wohin >) Alan. III. 184f. -) Alan. III. 185. -) Alan. III. 185. 54 der von Rein kommen wollte, zu reisen persönlich zwar bereit sei, doch riethen ihm die evangelischen Herren und Landleut in Kram „nicht außer Land zu ziehen", und in dem Schlußsätze über diese Angelegenheit: „Ich finde in diesem Lande Bischof, die mich krönen werden" >), sehen wir ihn schon entschlossen, diesem Rathe zu folgen, wie dann auch aus diesem Satze seine Absicht hervor¬ blickt, falls der Bischof von Laibach, der einzige im Lande, einen solchen Eingriff in die Freiheiten des Or¬ dens nicht wagen würde, auch aus den Händen der Dom¬ herrn und Reformatoren Trüber und Wiener, die um diese Zeit schon den evangelischen Conventikel in Lai¬ bach gebildet hatten und bald nachher (1531) von der Kanzel der Kathedrale die Lehre Luthers laut verkünde¬ ten, Mitra und Stab zu empfangen. Die schon nach sechs Tagen auf den zweiten Brief erfolgte Antwort des Ordinarius ist sehr scharf, aber durchaus würdig gehalten; in Betreff der Reise nach Biktring, welche, wie wir gesehen, die Cavaliere dem neuen Abte ausgeredet, schreibt der Abt von Rein: Wir hatten uns versehen, so wir Euch im Vertrauen und Geheimen was zuschreiben, sollet solches verborgen hal¬ len; gegen die Anschuldigung des Abtes Clemens, der Visitator habe ihm ein tumosnm libsllum schreiben wol¬ len, verwahrt er sich und sagt, es sei in der freundlich¬ sten Art gemeint gewesen. Der Brief ist sehr kurz, der Ordinarius motivirt diesen Laconismus durch die vielen Geschäfte, da sich eben die Regierung in Rein befinde, und durch die unruhige Zeit ?). i) Alan. III. 187. -) Alan III. 188. 55 Daß Abt Clemens bei Leitung seines Amtes nicht die Gerechtigkeit als Wahlspruch auf sein Banner ge¬ schrieben, dafür liegen in Documenten aus seiner Epoche vielfache Beweise vor, und die durch ihn betroffenen Brüder wandten sich in den gegebenen Fällen vertrau¬ ensvoll an den Abt von Rein, daß er „mandiren" möge '). Die vierziger Jahre brachten dem Lande Kram und mittelbar oder unmittelbar auch unserem Stifte in rascher Aufeinanderfolge: große Dürre (1540), Heu¬ schrecken (1541), Pest, wieder Heuschrecken und großes Wasser (1542), einen „großen Sterb", Hunger und Theuerung (1543) wieder die Heuschrecken (1544) und drei Jahre nacheinander die Osmanen (1545, 1546 1547)! Hatte aber das Stift derart die Ungunst der Zei¬ ten vollauf genossen, so erfreute es sich nun der mildern¬ den Güte des Landesfürsten. Kaiser Ferdinand befahl (1549) seinem Landeshauptmanns Josef Freiherrn von Lamberg, die Sitticher in Schutz zu nehmen, ihre Privi¬ legien und Freiheiten zu wahren, und vornemlich darauf zu sehen, daß sie Niemand darin hindere: Leute käuflich an sich zu bringen ?), welch' letztere Verordnung gegen¬ über den Bemühnngen der krainischen Magnaten, das Stift in jeder Weise zu schwächen, von großer Bedeu¬ tung war. Unter dem Jahre 1551 (2. Juli) finden wir in der Chronik die erste Visitation des Stiftes Sittich durch den Reiner Abt Martin Durllacher verzeichnet. Die Punkte, -) Alan. m. i8d. r) Valvasor I. v. XI. 643. Puzel I. e. 166. 56 in deren Beobachtung der Visitator einen laxen Vorgang wahrnahm, und deren genaues Einhalten er sohin auf¬ trug, waren: laus äivina: ordentliche Einhaltung der vorgeschriebenen Officien; wer sich mit List von der Uebung zu befreien suche, solle vino st xistantia gestraft werden; missas sattem ter lsAantur: die Priester alle Wochen wenigstens drei solenne Messen lesen, die minde¬ ren Brüder wöchentlich einmal communiciren, Uebertre- ter bei Wasser und Brot zu strafen; silsutium post somplstorium; neeessaria bratrilms äanäa, da die Regel das Eigenthum verbiete, so solle der Abt den Brüdern das zum Leben Nothwendige reichen; sura intirmorum; äs vino pistantias: prastsrsa — heißt es -— sum vinuin, huoä post sumptas spulas pro Aratia- rum aotions äso rsääsnäa sx invstsrata sonsus- tuäins apponi solitum srat, st vinum ut vosant pis- tantias bratribus sit aäemptum ssu posna inolleäisn- tias Ono. Abbati praseipimus, ^uatsnus istam son- sustuäinsm abolitam äsnuo rsstaurst. äs voto oastitatis; da hierin nichts so schädlich als der Umgang mit Weibern, so ist jedem ohne Aus¬ nahme der Zutritt in's Kloster zu versagen; auch weib¬ liche Personen, die in schlechtem Rufe stehen in oulina aut alio ssrvitutis Asnsrs nicht zu gebrauchen, dies habe der Abt am Gewissen bei Strafe der Absetzung und Excommunication; silsntium rsKulars; äs otio, die Regularlectionen werden empfohlen, bei den Handarbeiten silsntium zu beobachten; 57 äs sonsiUo bratrum, nst cum inanilsstuna sit, cpuoä osuli plus esrnant, ) Schon im frühesten Mittelalter bestanden am Karste Gestatte und waren die Rosse von da gesucht. -) Alan. III. 1085. -) Alan. III. 1079. 4) Alan. III. 1083. -) Alan. III. 1089. 61 Montagnana an den Erzherzog (ckäto. 1. Juni) folgends: es sei gegen die Ordensregel, daß Jemand, der nicht das Noviziat des Ordens durchgemacht, die Profeß gethan und zur Prälatur tauglich befunden worden, als ein Abt angenommen werde; was die 200 Ducaten anlange, die M. aus dem Nachlasse seines verstorbenen Vetters des Prälaten beanspruche, so sei zur Antwort, daß der selige Prälat für ihn in stuäio genug aufgewendet, ihn dann, da er kein „Sitticher" gewesen ohnedies unrecht¬ mäßig auf die dem Gotteshause gehörigen Pfarren Sach¬ senfeld und Tüchern gesetzt habe, zudem sei an Geld im Nachlasse Wolfgangs nur an 169 Goldducaten vorhan¬ den gewesen, was sogleich in die Steuer zur Abledigung gespannter Güter erlegt worden sei, wohl aber habe Wolfgang an die 2000 fl. Schulden hinterlassen, die Johann jetzt werde zahlen müssen! ') Trotz alledem bot wie sich zeigen wird, Montagnana auch später noch Alles auf, die Abtei zu erlangen. Des Abtes Johann von Sit¬ tich Wahljahr 1566 war aber, wie man weiß, zugleich das der großen durch Zrinh's Heldenmuth ewig denk¬ würdigen kriegerischen Ereignisse in Ungarn, um dessen Besitz und unter einem, sich von dem alljährlich an den Erbfeind schuldigen Tribut loszumachen, Kaiser Max II. eben ein ansehnliches Heer unter seinen Fahnen versam¬ melte. Es standen dem Kaiser in diesem Beginnen die christlichen Fürsten gerne bei, vor Allem sein Bruder Carl von I. Oe., dessen Lande aus einem in Ungarn glücklich geführten Hauptschlage den größten Nutzen gezo¬ gen hätten. Von diesem Standpunkte des auch für Krain 9 Alan III. 1085—8S. 62 mittelbaren VortheilS einer entscheidenden Action in Ungarn beurtheilte Abt Bartholomäus von Rein das von der I. Ö. Regierung an das Stift Sittich gestellte An¬ suchen um ein Darlehen und antwortete dem Sitticher Abte: er solle in die begehrten 3000 sl. baren Geldes willigen, welche die fürstliche Durchlaucht selbst aufbrin- geu solle, dagegen er (oer Abt) die dreijährige Verzinsung übernehmen, oder aber den Unterthanen vortragen, daß er sich bestimmt sehe, sie weltlichen Herren zu versetzen oder gar zu verkaufen, vielleicht streckten sie das Geld selbst vor, oder aber — als letztes Auskunftsmittel, die Vikare seiner vielen Pfarren ansprechen, daß sie ihr Absentgeld auf zwei Jahre voraus geben sollten; jeden¬ falls aber daS wie immer zusammengebrachte Geld selbst der Regierung überantworten, da „den Commissarien nit zu trauen, absonderlich dem von Thurn, der ein Feind der Geistlichen." ') Daß des Kaisers Unternehmung in Ungarn fehl¬ schlug und der Tribut an die Osmanen fortgezahlt wer¬ den mußte — ist bekannt. Wie das Stift Sittich in diesem und den folgenden Jahrhunderten sich immer bereit finden ließ, die allge¬ meinen natürlich stets auf das eigeneJnteresse zugleich rück¬ wirkenden Reichszwecke Deutschlands und Oesterreichs zu fördern, so treffen wir es auch unter den Gönnern der Wiener Universität; eine Notiz (eben aus dem Jahre 1566) zeigt uns, daß der Abt von Sittich jährlich 12 0 Es war dies derselbe Herr Achatz von Thur», der dann in den letzten Sver Jahren mit dem Bischöfe Thomas Kreen in der Lai¬ bacher Landtagsstube heftige Auftritte hatte. 63 Pfund zur Unterhaltung dieser Hochschule beitrug, wäh¬ rend der Landstraßer nur 5 Pfund steuerte.') Die Ausgaben der Landschaften und mit ihnen der Klöster wuchsen von 1566 an mit jedem Jahre, und es wurde von geistlicher und weltlicher Seite in Darreichung von Geldern zum Zwecke der Grenzvertheidigung gethan, was nur möglich war. Trotzdem waren die Wirkungen keine erfreulichen; denn die fortwährende Kriegsbereit¬ schaft und der Umstand, daß in den Befestigungen der Grenzhäuser sowie in der Bereithaltung und Uebung der Truppen nur Halbes geschah und daß Betrug und Unterschleif der Kriegsbeamten und Lieferanten üppig wucherten, brachten mit der Zeit eine solche Demorali¬ sation unter die Truppen, daß diese nachgerade bei jedem sich ergebenden Soldrückstande den Gehorsam aufsagten und mit Emeuten drohten, und dies übte dann immer eine arge Pression auf die landschaftlichen Cassen und ihre Bezugsquellen?). Zu diesen regelmäßigen Ausgaben der Landschaft kamen jeden Augenblick „extraoräinari" Verehrungen an Fürsten und Fürstinen, Felvherren, Lan¬ deshauptleute u. s. f>, so gleich 1567 das ansehnliche Ge¬ schenk von 1000 Ducaten in Gold in einem zierlichen Trinkgeschirr, das die krainischen Stände am 7. April'dem feit 16. März in Laibach anwesenden Erzherzog Regenten Carl verehrten, wozu auch der Abt von Sittich als Mit¬ landmann seinenTheil beitrug 3). Der Erzherzog bestätigte während dieser Anwesenheit in Kram dem Stifte alle her- 0 Knik Geschichte der Wiener Universität I. 2. p. 158. r) Bergt, meinen Herbard von Auersperg in den Capiteln über die Grenzvertheidigung. s) Valvasor X. 344. Alan. IV. 712. 64 gebrachten Privilegien und Freiheiten und fügte noch das Recht, in den ärarischen Waldungen zu holzen hinzu; das Jahr darauf (1568) empfahl er das Stift nochmals dem Schutze seines Landeshauptmanns Herbard VIII. von Auersperg. ') Abt Bartholomäus von Rein, der in den geistlichen Angelegenheiten Jnnerösterreichs das volle Vertrauen des Erzherzogs genoß, und eben jetzt damit beschäftigt war, das unter dem der lutherischen Lehre ergebenen Abte Valentin von Admont-) arg zerrüttete Klosterleben im herrlichen Admont wiederherzustellen, glaubte, nach¬ dem Valentin zur Abdankung vermocht worden, in dem Subprior von Sittich Laurentius Lombardo „in Erwä¬ gung, daß er sich bei uns (in Rein) Wohl verhalten» die taugliche Person zur Hebung dieses Stiftes gefunden zu haben. Abt Bartholomäus einigte sich hierin mit den Aebten von St. Lamprecht und Viktring, und auch der Erzherzog und der Erzbischof von Salzburg, unter dessen Erzdiöcese Admont gehörte, stimmten bei. Bruder Laurentius von Sittich bezog demnach Ende October 1568 die Benedictiner Abtei Admont, in der sich ja der Cistercienser durchaus nicht fremd füh¬ len konnte; der Sitticher Abt bedankte sich bei Bartho¬ lomäus für das seinem Stifte durch solche Wahl bezeugte Wohlwollen 4). Nachdem Bartholomäus die Admonter Frage gelöst hatte, wandte er seine Fürsorge wieder mehr auf die Angelegenheiten des eigenen Hauses und der Untergebe¬ rs Puzel l. c, 109. r) Vergl. über diesen ausführlich Hurter l. c. II. 65 ff. 2) Alan IV. 791. r) Alan. IV. 788—91. 65 nen Stifte. Die rächende und mahnende (Korrespondenz mit Sittich nimmt wieder zu. Wir ersehen aus den Ant¬ wortschreiben des Sittichers Johann, daß Bartholomäus um diese Zeit (26. Februar 1570) darauf bedacht war, den in Hofkreisen und beim Patriarchen in Venedig in der Gunst immer höher steigenden Archidiakon im Sannthal und Draufeld den Polhdor von Montagnana, der eben erst vom Patriarchen auch das Archidiakonat in Krain und die Würde eines Visitators und Reformators der Priesterschaft in diesen Gegenden erhalten hatte, aus dieser seiner ganz widerrechtlichen Stellung zu entfernen.') Doch für jetzt gelang es nicht. Dasselbe Jahr (1570) sollte der päpstliche Legat und Visitator Graf Portia, der mit erzherzoglicher Voll¬ macht reiste, ins Stift kommen. Ob er wirklich kam?! Als er noch in Görz weilte, schrieb Abt Johann um Rach nach Rein und schloß sein Schreiben mit dem Worten: Dioitur sum uvoritio kortassis stia.ru SASstars valäs lullorars. 2) Der Ordinarius antwortete hierauf: die päpstliche Heiligkeit schicke ohne Ursache nicht aus, die¬ weil das Concilium Tridentinum beschlossen, daß solche abgehandelte Artikul per Ustrapo1itauo8 in Ordnung gericht und pulUisiri werden sollen. Dieweil aber Euer Erwürben in seinen incorporirten Pfarren katholische Priester haben, die nicht 1sAiUrug.8 uxorss und allen artikuln nachleben, einen priesterlichen Wandel führen, wird bei ihnen am ersten nöthig sein einer Visitation und Reformation, was seine Person, Convent und -) Alan. IV. 901. 2) Alan. IV. 902. 5 66 Kloster belangt, soll er nur die privile, gia und päpst¬ lichen Bullen vorwenden!') Der im Jahre 1573 mit großer Gewalt ausge¬ brochene, von Jllia, dem sogenannten Bauernkaiser, mit vieler militärischer Taktik geleitete »windische Bauern¬ krieg", der aus den himmelschreienden Bedrückungen der croatischeu und „windischen" Gutsherrn und ihrer Pfle¬ ger „wider den armeu Bauersmann" hervorgegangen, aber ebenfalls durch die leidige Uneinigkeit unter dem Bauernvolke so rasch als er entstanden in sich zusammen¬ gebrochen war, berührte unser Stiftnur insoferne, als die nach beendigtem Aufstande von Seite der landesfürstlichen Regierung für ganz I. Ö. angeordnete und durchgeführte Reformirung der alten Urbare auch hier die gegenseitigen Verhältnisse zwischen Herrschaft und Unterthanen einni- germaßen regelte. Aber der in Krain durchwegs dem Bauer als Strafe seiner Empörung ins Grundbuch ge¬ schriebene sogenannte Hubengulden war, wie wir sehen werden, der Keim zu neuen Aufständen im XVII. Jahr¬ hundert! Im Jahre 1574 ward der ganze Orden der Cistercienser abermals als frei und „exempt" erklärt durch Papst Gregor XIII. Im selben Jahre tauschen Rein und Sittich auf bestimmte Zeit je einen Professen; Bartholomäus sendet nach Sittich den Fr. Jeremias (Puechleiter) zur Luftänderung und damit er neben seiner Sprach (der deutschen) auch die ara^norisolls (slovenische) erlerne?); Abt Johann von Sittich den Fr. Pangratius „weil ein gelehrter Theolog nach Rein ankommen soll l) Alan. I. e. iblcl. -) Alan. IV. 2016. 67 ut in littsris st äisoiplins, 6sns sstueatur, iustruatur st uscsssariis ipsi ^roviäsatur, ns vasuis sou ut vosLnt astrsptis nas-nibus rsclsat» '). Abt Johann von Sittich stirbt 1576 (21. Sept.), worüber Tags darauf die Brüder an den Visitator in Rein berichten ^). Die Regierung in Graz macht jetzt dem Ordinarius denBorschlag, „weilsolcheAbtei sonderlich der gefährlichen Grenzen halben situirt", sie auf drei Jahre Jemanden auf Rechnung zu überlassen, davon dann leichtlich über drei¬ ßig Stipendiarien in Graz (an dem eben von den Jesuiten errichteten Collegium) erhalten werden könnten. Da erhebt Bartholomäus seine Gegenrede, indem er vorerst auf die von allen Päpsten erlassenen Bullen und bestä¬ tigten Freiheiten des Ordens im Allgemeinen und des Stiftes Sittich insbesondere, dann auf die Gaben und Gnaden der Gründer und Wohlthäter unseres Klosters hinweist, ferner darauf aufmerksam macht, wie es uner¬ hört wäre, wenn eine Abtei seines Ordens durch Katho¬ liken ihrer Privilegien beraubt würde und schließlich, daß diejenigen, die ein solches der Regierung gerathen „das eoiumoäum. nit dem Gotshaus zu Aufnemung, sondern ein Verblendung machen wollen, damit Jr Geiz und eigen- nutzigkeit durch solches mitl nit gespurt würde" ^). In einem Schreiben an den Erzherzog in der glei¬ chen Angelegenheit betont Abt Bartholomäus den Satz: er habe den Tod des Sittichers gemeldet „so ich doch i) Alan. idiä. -) Alan. I. o. 2079. -) Alan. IV. 2085 L 5* 68 one das mit der flection vermög des Ordens Frehheit hatte mögen fortfahren" '). Sittich erhielt seinen neuen Abt Jacob — den bisherigen Subprior — 1577 (letzten Jan.); der Ordi- narius hatte die Wahl unter Assistenz des Viktringers vorgenommen, außerdem war auch die Regierung durch zwei Commissäre und einen vom Papst und Kaiser auto- risirten öffentlichen Notar vertreten ?). Sechs Wochen darnach (13. März) starb Abt Bar¬ tholomäus, auf ihn folgte der dem ausgezeichneten Vor¬ gänger durchaus ebenbürtige Georg Freiseisen, gleich ihm ein Krainer von Geburt ?). Diesem fällt, wie in der so bewegten Epoche seines Regimentsantrittes wohl begreiflich, neben vielen anderen von seinem Bormanne noch nicht gelösten Knoten, auch die Entwirrung des von Admont zu. Wir haben 1568 den Sitticher Laurentius dahin begleitet! Fahren wir jetzt mit dem neuen Prälaten von Rein nach den herrlichen Bergen und sehen wir nach, wie der ans unserm Stifte geholte Bruder die Zeit über gewirtschaftet. Leider erkundigen wir nichts Gutes. Für das wesentlichste — das geistliche Leben — war Lauren¬ tius nicht besorgter als der pflichtvergessene Valentin, für die materielle Wohlfahrt des Hauses noch verderb¬ licher, weil er aus Vorliebe für den Bergbau viele Güter verkauft, zugleich neue Schulden gehäuft. Obschon bei einer noch von Bartholomäus vorgenommenen Visitation 1) Alan. I. o. 2087. 2) Alan. IV. 3013 L 2) Vergl. über den Vorgang bei seiner Wahl meinen Aufsah; Mitih, des hist. Ver. f. Kram 1860. 1 ff. 69 gewarnt, war er doch in seinem Tone fortgefahren, und jetzt wird ihm noch vorgehalten, sich mit den Lutherischen zu stark eingelassen, sogar zwei Beischläferinen soutenirt zu haben '). Dies zusammen bestimmt den Reiner Abt, auf die freiwillige Abdikation von Seite des Laurentius zu dringen, dem dieser auch Folge leistet (1579) und nach Sittich zurückkehrt, wo ihm sodann bis zu seiner Bestel¬ lung als Hofmeister in Weinhof (1585) jährlich auf Befehl des Erzherzogs 150 fl. rh. gereicht werden mu߬ ten — oder besser sollten, denn Alan merkt nach einem Briefe von 1583 an: nltrs. luaärisnniurn neo suin- rnuirr obtinuit ->). Im Jahre 1586 ward er, vom Reiner Abte Georg selbst dazu erwählt, Abt in Wiener Neu¬ stadt <). An seine Stelle nach Admont war, vom Erzherzog dazu bestellt °), Polhdor von Montagnana gekommen, nachdem er noch zuvor — um sich doch vielleicht in Sit¬ tich einzuschwärzen — die beiden Aebte von Rein und Sittich in Angelegenheit eines beim Visitator und der Regierung ob ärgerlichen Lebens angeklagten, Sittich an¬ gehörigen Pfarrers, durch Zwischenträgerei und Ohrcn- bläserei zu entzweien versucht hatte, was ihm jedoch nicht gelungen war. Auch Montagnana mußte die Abtei Admont nach zweijähriger vergeblicher Bemühung, den zerrütteten Vermögensstand zu bessern, verlassen — seinem Ehrgeize nach dem Titel eines Abtes aber war Genüge gethan! °). >) Hurter 1. o. II. 67 5. -) Alan. IV. 461. -) Alan. IV. 100. Alan. IV. 481 I. s) Hurter I. o. 69. «) Hurter I. e. 69. 70 Das Jahr 1579 nahm den Abt Jacob von Sittich nicht geringe in Anspruch: im Juli traf das Stift die Visitation durch den Patriarchen von Aquileja, dem gegen¬ über er gar fest und steif auf den Statuten und Privile¬ gien des Ordens beharrte und die sura, auflegte: ynoä nullus (üuräinulus, ^.rofliepisoopus aut Lpisoopus vol ^rofliäiuocmus aut alia persona Iiaflsat potestatern uostra inonastsria Lästere. oräinis noc^ue visitars nec^uo rstorinaro nisi sit ejusäsin oräinis — und im Oktober ward er vom Ordinarius in Rein zu einem Lega¬ ten pro incpiisitiono des Prälaten Leouhart von U. L. Frauen Prunn bei Landstraß erwählt, der ein höchst skan¬ dalöses Leben geführt hatte und schon 1574 vom Viktringer Abte war untersucht worden, welche Untersuchung nun wieder ausgenommen, von Jacob unter vollkommener Wahrung seiner Würde und Pflichten als Funktionär, jedoch mit großer Kollegialität durchgeführt wurde, und wie es eben nicht anders möglich war, mit des Landstra- ßers Abdication rooto Absetzung endigte ?). Abt Jacob starb 1580. Sehr im Unrecht war die Regierung, wenn sie in der Anzeige, daß sie zu der vom Ordinarius auf den 13. März angesetzten Neuwahl bereits ihre Commissarien gewählt, die Bemerkung ein fließen ließ: er möge darauf sehen, daß eine taugliche Person gewählt würde, die besser Haus zu halten ver¬ stünde, als der eben verstorbene Abt. Der Bureaukrat, der dies concipirt, scheint keine Kenntniß davon genommen -) Alan. IV. 101 ff. 0 Die ziemlich zahlreichen Correspondenzen und Untersuchungs- akten hierüber sind zum Theil im Reiner Archiv, zum Theil im krain. Nationalmuseum. 71 zu haben, daß die Jahre über von Jacobs Regierungs¬ antritte bis zu seinem Tode ununterbrochen die Pest in Krain geherrscht, daß dis Türken neben vielen kleinen Streifzügen 1578 gerade dem Unterkrain eine „Haupt¬ visite" abgestattet, und, was die materielle Wohlfahrt eben auch nicht förderte, daß gerade in diesen Jahren die kirchlich-politischen Controversen in Jnnerösterreich am stärksten waren! Die Neuwahl fand am 21. April (1580) statt. Abt Georg von Rein leitete sie selbst und es ging als neuer Prälat der energische Laurentius, bisher Prior von Sit¬ tich, hervor, ein wahrer „Krieger des Herrn", in spätern Jahren des feurigen und unermüdlichen Laibacher Bischofs und Gegen-Reformators Thomas Krecn intimer Freund und Helfer. Gleich in der sllarta visitationls st olisäisntias wird betont, daß künftighin Niemand, der nicht der hl. katholischen Religion angehöre, zu irgend einem ccktroiuru im Stifte zugelassen werde '). Laurentius ergab sich seinem neuen Berufe gleich mit ganzer Kraft. Wie er im Wirthschaftlichen die treff¬ lichen Rathschläge und Anordnungen des ausgezeichneten Hauswirthes von Rein ausführte, der ihm aufgetragen, nicht mehr Gesind zu halten als durchaus nothwendig, „damit Brot und Speis erspart würde", einen treuen Menschen als Kastner aufzunehmen, den Müller, den „Pfisterer" ?) (Bäcker), den „Oberkellner" (Hofmeister), den „Kuchelmeister" gehörig zu invigiliren, den Maierhof und die Weingärten fleißig zu besuchen, die Teiche öfters i) Alan. IV. 197 L r) Pfistern,kämt. Dial. schmoren, braten. Lexer körnt. läiotieon 25. 72 ausräumen und mit Fischen besetzen zu lassen u. s. w. u. s. w. '), in gleicher Weise wandte er alsbald dem geist¬ lichen Wesen des Hauses seine volle Obsorge zu. Er suchte die zum Stifte gehörigen, von Geistlichen verwaisten Pfarren mit neuen tüchtigen katholischen Priestern, „an denen allhier großer Mangel", zu besetzen ?), und so dem Protestantismus, der bei uns an vielen Orten nur ob fehlender oder ungenügender Seelsorge hatte Wurzel fas¬ sen können, am wirksamsten entgegen zu arbeiten. Doch nicht bloß katholische Seelsorger herbeizuschaffen, sondern unter einem, die in unmittelbarer Nähe des Stiftes oder gar auf, dem Stifte gehörigen, Pfarren seßhaften evange¬ lischen Prediger wegzuschaffen, ist jetzt schon sein eifriges Trachten. Er erstattet (22. Aug.) an den Abt von Rein Bericht wegen dreier akatholischen Prädikanten, die sich zu Sachsenfeld (Matthäus Matschek) zu Teisenberg (unter Protektion des Hans von Auersperg) und Selzach (Thomas Kostischa) aufhielten und die Pfarrmenge ver¬ führten"; er bittet den Ordinarius, die Sache an den Erzherzog zu bringen, damit sie ausgewiesen würden Desgleichen setzt er den Ordinarius von dem Attentate in Kenntniß, das ein paar Edellente (Gebrüder Obritschan) an seinem Vikar in Weißkirchen und dessen Gesellpriester ausgeführt, indem sie den erster» mit Schlägen „gar- übel tractirt" und letztern ebenfalls unter Raufen und Schlägen bei Haar und Bart von der Messe weg- -gezogen hatten *). ff Alan. IV. 198. -) Alan. I. e. 199- -) Alan. IV. 249. 4) Alan. I. e. 280. 73 Da der päpstliche Nuntius eben um diese Zeit in Steiermark Klöster und Probsteien besucht, so sorgt es den Ordinarius, derselbe möchte nach Sittich kommend nicht Alles in gehöriger Ordnung antreffen, deshalb erläßt er an den Sitticher Abt (ckäo. Rein, 23. Sep¬ tember 158 l) ein Mahnschreiben und betont darin vor Allem die Säuberung des Klosters vou Concubinen, wenn ja welche vorhanden, denn wenn der Nuntius solchen begegne, träfe die Brüder, bei denen sie wohnen, harte Strafe, 8 —10 Wochen Gefängniß und Verlust der An¬ wartschaft auf Pfarren und andere Dignitäten, „wie dann anjetzo zu Stainz auch zu Seckau, sonderlich zu Rot¬ tenmann Z mit dem Probst seiner Person halben gesche¬ hen ist" -). Im März (18.) 1582 schreibt Abt Georg ein Näheres über die zu Ostern bevorstehende Visitation des Nuntius in Krain, bei dem er eben gespeist, und der ihm auf seine Frage, ob er nicht die Visitation der Cisterz. Klöster in Krain und Kärnten ihm überlassen wolle, sehr artig aber unumwunden geantwortet, es sei dies mit sei¬ ner Mission unvereinbar, da er vom hl. Vater den gemes¬ senen Befehl habe, alle Klöster ohne Unterschied zu visi- tiren und über ihren Zustand zu berichten. Demnach ermahnt Georg den Sitticher, da es Ernst sei, die sektischen Bücher, die zum Zwecke der Ent¬ gegnung vorhanden waren, aber zu deren Lesung das Kloster keine nkaeultas" hatte, mit andern geheimen Sachen und Schreiben aus dem Musaeo zu entfernen, überhaupt sich zu fügen, denn sagt er: ) Alle drei Orte in Steiermark. -) Alan. IV. 284. 74 bei — habe er selbst es nicht unterlassen können und einen eigenen Boten mit einer Beschwerde hierüber an den Ge- neralabt nach Cisterz gesandt, die Antwort werde er ihm nach Erhalt sogleich mittheilen H. War es eine Folge dieser Beschwerde oder geschah es aus anderm Grunde — der Nuntius stand von seinem Besuche in Kärnten und Krain ab, denn unterm 2. Mai ertheilt Erzherzog Carl dem Abte Georg, „der die ihm unterstehenden Klöster in Kärnten und Krain zu visitiren und reformiren vorhabe", einen freien Geleitsbrief durch die genann¬ ten Lande H. Nachdem diese Gefahr für die Immunität des Klo¬ sters und seines Ordens vorbeigezogen ist, kann man ruhiger der Bedürfnisse des Hauses gedenken. Abt Lau¬ ren; wendet sich (1584) an den Reiner mit der Bitte, ihm 900 fl. in deutscher Münze vorzustrccken, welche Währung er in Krain nicht auftreiben könne und die ihm zur Ablö¬ sung der dem Stifte gehörigen, in Steiermark (zu Poden¬ dorf ob Murau) gelegenen und 1548 zur Aufbringung der fünfjährigen Contribution versetzten Unterthanen dringend nöthig wären; wenn er des Geldes sicher wäre, wollte er diese Unterthanen ablösen und dann mit dem um Sittich herumgelegenen, jetzt ebenfalls verpfändeten des Gotteshauses Rein Umtauschen, sollte dieser Wechsel dem Herrn Abte jedoch nicht belieben, so wolle er beim Erzherzog ansuchen, die Unterthanen in Steiermark ganz zu verkaufen ^) und andere um Sittich kaufen zu dürfen. Unter einem bittet er den Ordinarius, da er in der Sit- -) Alan. IV. 326 I. -) Alan. IV. 329 I. s) 1590 verkauft. — Orig. Pag. 2. Siegel, Muscalarchiv. 75' ticher Kirche einen neuen Altar habe machen lassen, cs ihm aber, da kein Bildschnitzer im Lande, an Statuen fehle, ein Crucifix, einen St. Johannes und ein Marien¬ bild zu senden. Den Schluß des Schreibens macht die Notiz, daß der Landtag vom Erzherzog auf den 6. Februar „eingestellt", eben tage, „wollt Gott", daß er etwas Ersprießliches zur Abwendung des fortwährend umstrei¬ fenden Erbfeinds vorkehren möchte '). Unterm 13. Dezember 1586 berichtet Abt Laurenz, von Laibach nach Rein, daß in Laibach sechs Häuser wegen der Pest gesperrt seien, auch schon vier oder fünf Perso¬ nen gestorben: „da sich aber soliche ferner erregen sollte, sein E. E. Landschaft Verordnete entschlossen, in die Stadt Stein sich zu entziehen" -). Das Jahr darauf empfiehlt unser Abt dem nach Lilienfeld (in Oesterreich) zuv Vornahme einer Neuwahl abreisendcn Ordinarius, „dieweil draußen keinen taug¬ lichen hätten", aus seinem Convente einen zu bedenken Im Jahre 1588 hatte Abt Laurenz vorgehabt, zum Feste Huasirnoäo Asniti zur Oöäieatio Loolssias Hu- nsnsis (24. April) in Rein selbst cinzutreffen, um der Austheilung der Jndulgentien beizuwohnen; doch war er zuerst durch die Lands- und Hofrechte in Krain, deren Beisitzer er war, nnd die krainerische Musterung *), dann, schon bereit znr Reise, durch Aufträge des Erzherzogs zurückgehnlten worden. Er sendete als „bintband" unter¬ schiedliche Confecturen in Schachteln, venezianische Früchte, si Alan. IV. 418. -) Alan. IV. 486. si Alan. V. 32. si Alan. V. 73. 76 Säfte u. s. w. '). Im Verlaufe des Jahres aber war er in Rein, Venn in einem Schriftstücke vom 25. Juni des¬ selben Jahres finden wir den Passus, „wie ich am näch¬ sten in Rein geredt" ff. Abt Georg von Rein, nun (um 1589) Administra¬ tor der beiden Carthausen Seitz und Geirach (in Unter¬ steiermark) trägt seinem Freunde Laurentius die Ueber- nahme der Hanswirthschaft in beiden an, was dieser jedoch mit den Worten ablehnt: „das kann nit sein, dan ich mit ein gnug zu thun hab, nit mit drehen, dise zwo Clöster möchten etwan ein Stück von Sittich zupfen", doch wenn er (Ordinarius) es bei Sr. Heiligkeit ausbringen möchte, aus diesen zwei Klöstern eines zu machen, wollte er sich gerne dazu gebrauchen lassen ff. So weit kam es nicht! Obschon, wie wir gesehen, Abt Laurenz die Wirtschaft in Seitz und Geirach nicht auf sich nahm, so leistete er beiden, wo er konnte, gerne Hilfe und Vorschub, er kaufte Oel, Och¬ sen und andere Bedürfnisse für den dortigen Schaffner ff. Daß unser Abt eben um diese Jahre daheim genug zu thun hatte, beweisen die von ihm 1589, 1590 und 1591 in Sittich und in Weinhof (bei Rudolfswerth) vor- genommenen Bauten. Im Stifte baute er ganz neu die Abtei — zu Pu- zels Zeiten die Bischofzimmer genannt, und ein neues breites Thor ff, die von ihm darüber gesetzten Inschrif¬ ten sind noch erhalten °). 1) Alan. iidiä. Alan. V. 74. 2) Alan. V. 127. ff Alan. V. 240. ff Puzcl I. e. 114. ff Alte Prälatur im Erker. 77 In Weinhof erbaute er ein neues schönes Winzer¬ haus '). ' Die nicht geringen durch solche Bauten verursach¬ ten Kosten alterirten trotzdem in keiner Weise das geist¬ liche Leben des Hauses, anch Abt Laurenz unterhielt fort¬ während mehrere jüngere Brüder im Grazer Jesuiten- Collegium gegen jährliches Kostgeld von 60 Thaler für einen -). Daß er unter solcher Aufrechthaltung aller uoth- wendigen unentbehrlichen Ausgaben dann und wann in Geldverlegenheit kam, so daß er z. B. 1562 mit einer Steuer von 62 sl. seit länger als einem Jahre im Rück¬ stände erscheint, nimmt nicht Wunder, wenn man dazu bedenkt, daß das Stift Sittich auf dem Wege nach dem Kriegsschauplätze der Grenzen gelegen, eben in den neunzi¬ ger Jahren fort und fort von Einquartierungender kaiser¬ lichen und landschaftlichen Truppen heimgesucht war. So schreibt Laurenz unterm 1. Dezember 1592 an den Ordi¬ narius: daß der Obrist des tirolischen Kriegsvolkes sowohl, als auch andere Haupt- und Befehlsleute hinab¬ ziehen „wol ein 8 Tag nacheinander bei mir im Gotshaus eingekehrt, sowohl auch anjetzo wiederum zurückziehen und allzeit bei 100 Pferd gehabt, so daß mir viel aufgangen, sonderlich an Wein, so ich Heuer uit mer als 20 Strt, überkommen.... Der allmächtig Gott — schließt er — wölle Inen samentlich glick und ein gött¬ lichen Segen verleihen, damit sh was fruchtbars gegen den Feind möchten ausrichten ^). 0 Puzel I. a. 115. 2) Alan. V. 463. s) Alan. V. 465. 78 Gott der Herr verlieh denn auch endlich nach fast 200jähriger Prüfung dem armen Lande Kram seinen Segen und die Ruhe durch die am Festtage des hl. Acha¬ tius — 22. Juni — 1593 bei Sissek hauptsächlich durch das krainische Aufgebot unter Andreas von Auersperg erfochtene entscheidende Schlacht. Dieser über des Hassan Bassa von Bosnien Heer von 18000 Mann Kerntrup¬ pen mit 3980 Mann christlicher Streiter erfochtene Sieg hielt von da an die Osmanen von Krams Boden für immer ferne. Des in der Save ertrunkenen Bassa reicher, in Gold mit Seide gestickter Prachtmantel ward in eine Onsula. und stola. umgewandelt, und es wird noch all¬ jährlich der große Gedächtnißtag im Laibacher Dome und in der nächst dem Stammschlosse Auersperg auf einem Hügel gelegenen Achatiikapelle gefeiert. Die im Laufe der Zeiten gefolgten weiteren Kriegs¬ fälle mit den Osmanen blieben zwar auf Croatien loca- lisirt, dennach mußte zur Instandhaltung und Wehrhaft- machung der Festungen in diesem Lande auch fortan die krainerische Landschaft ein nicht unbedeutendes Contingent an Geld und Leuten stellen und mit ihr als Mitlandmann und Inhaber einer Birilstimme im Laibacher Landtage auch der Abt von Sittich. Hiezu kamen dann noch regel¬ mäßig die von der Regierung begehrten Vorschüsse — es mußte z. B. Laurenz 1594 an die fürstl. Durchlaucht 1000 fl. in Geld und 100 Star Haber, der einen Werth von 100 Dukaten repräsentirte 0 als Futter für die Pferde reichen, die ebenfalls sehr im Preise gestie¬ gen waren (es kosteten jetzt zierliche Karstrosse eines O Alan. V. 589. 79 2 — 300 Dukaten ') was Alles zusammen natürlich auf die Wirtschaft des Stiftes höchst nachtheilig wirkte. Wenden wir uns vom Weltlichen zum Geistlichen zurück, so finden wir, daß 1593 der hl. Vater Clemens allen Aebten und besonders den Cisterziensern die sog. Reservatfälle mittheilt ?); daß 1595 Abt Laurenz selbst bewaffnet und mit einer Begleitung von 8 Reisigen im Ciltierkreise umherzieht, um den Scharffenauer cvang. Prediger zu fangen, der ihm aber entrinnt, und daß sich über des Abtes Vorgehen die steier. Stände im Landtage beschweren ^); daß 1596 die Ankunft des Generals der Cisterzienser bevorsteht (nee orsäo — merktAlanus an — lluo vsnisss) 4), der dann später den Confirmationsbrief für den Abt Laurentius ausfertigt ^); daß 1598 Erzher¬ zog Ferdinand, von der Jesuitenhochschule in Ingolstadt heimgekehrt und die Regierung seiner Lande antretcnd, alle Privilegien von Sittich bestätigt; daß endlich 1599 Abt Georg von Rein an den Sitticher einen Mahnbrief sendet und ihn aufmerksam macht, wie er (Laurenz) es unterlasse, die ellartas oliaritatis, die er (Ordinarius) bei der Visitation von 1597 in allen Klöstern zurückgelassen, viermal im Jahre seinem Convente vorzulesen, wie gerade in seinem Kloster dem Inhalt derselben, jetzt mehr denn zuvor sie gegeben worden, entgegeugehandelt werde, und wie es bevorstehe, daß der Nuntius ihn plötzlich überfalle, seiner Würden beraube u. s. w. 9 Alan. V. 520. 2) Puzel 1. e. 116s. -) Mitth. d. hist. Vsr. f. Kram 1861. p. 74. 0 ääo. Paris, 1. März 15S9. — I. e. 771. s) Alan. V. 770. 80 Blicken wir vor demScheiden des so ereignißreichen XVI. Jahrhunderts, bei dem wir aus dem Grunde sei¬ ner hohen Bedeutung sür die Geschichte der Menschheit absichtlich recht ausführlich wurden, auf die unserm Stifte während dieser Epoche gemachten Schenkungen, so finden wir deren im Ganzen nur vier nebst drei an das Kloster gemachten Verkäufen genannt, und da wieder- reichen den Jahren nach Schenkungen und Verkäufe nicht über das Jahr 1539, also nicht über die Zeit der allmä- lig vorschreitenden Ausbreitung des Lutherthums in Kram; von bekannten Namen begegnen wir hier einem Andreas von Auersperg 1512 '), und Georg Apfal- trern -). Und diese Verhältnisse der Laien zu dem alten Stifte änderten sich auch in dem nun folgenden XVII. Jahrhunderte nicht, in den Tagen der von Erzh. Ferdi¬ nand durch Generalmandat (1599) und Spezialinstruc¬ tionen an die Bischöfe von Steiermark, Kärnten und Krain anbefohlenen und durchgeführten „Gegenreforma¬ tion", deren Commissäre den hartnäckig beim Luther- thume verharrenden Unterthanen nebst Arrest die höchsten Geldstrafen auferlegten und von den des Landes Verwie¬ senen und „Ausziehenden" den sog. „Abzugspfennig" er¬ hoben. Man frägt: wohin kamen dieseGelder? Die Ant¬ wort lautet: die Väter aus der Gesellschaft Jesu, welche die Mehrzahl der Commissäre stellten und die sich nicht nur als Werkzeuge dieser „Reformation" brauchen ließen, sondern deren eigentliche Seele waren, behaupteten das ihnen vom Erzherzoge zuerkannte Recht der freien Ver- 1) Puzel I. o. 355. s) Puzel I. e. 104. 81 fügung über die Strafkasse der Commissäre zum Zwecke der Förderung des Reformationswerkes selbst und der Entwickelung und Festigung ihrer Collegien. ') So geschah es, daß, trotzdem der Laibacher Bischof Thomas Krenu mit dem ganzen Feuer seines heißen Blu¬ tes und der vollen Energie und Kraft seines Wollens und Handelns als Leiter der Commission, als oberste kirchliche Autorität im Lande und als Mitglied der „Landschaft" die Gegenreformation in der Dauer seines oberhirtlichen Amtes (1598—1630) recht eigentlich durchgeführt, doch nach seinem Tode das Bisthum langehin an den von ihm zurückgelassenen, aus den zahlreichen Neubauten von Kir¬ chen und Kapellen, aus Dotationsvermehrungen mannig¬ facher Gratifikationen erloffenen Schulden zu büßen hatte; so geschah es, daß, trotzdem Laurentius von Sittich freilich nicht lange, aber doch in dem wichtigen Jahre (1600) in der Commission saß, auch in seiner Stellung als Mitlandmann unter den Verordneten, in den Aus¬ schüssen sowie in den großen Landtagen den Bischof, be¬ ziehungsweise das katholische Princip kräftigst unterstützte und nicht wenig dazu beitrug, daß es unter den „versam¬ melten Herrn" allmälig wieder zu seiner alten allein do- minirenden Stellung im Lande kam, Haus Sittich nicht nur keinen materiellen Gewinn erfuhr, sondern hierin sogar gleich den andern Klöstern in Kram durch das Lai¬ bacher Collegium Looistatis llssn, dem sich die wieder¬ bekehrten Landeskinder mit ihren Sühnopfern an Gut und Geld zuwandten, gewaltige Einbuße litt! Somit 0 Vergleiche über die Art und Weise des Vorgehens der Gegenrefor¬ mation in Kram meinen Aufsatz über ein Protokoll dieser Com¬ mission in Or. L. 8. Losta's Vollnilr-Lldum. 6 82 konnte die Chronik in der langen Reihe von mehr als 100 Jahren nicht eine Schenkung oder Stiftung verzeichnen, wohl aber Verkauf und Ueberlassung von Fruchtgenuß an Laien (1611 und 1627) und eine Schuld von 3233 fl. (1635), die lange haften blieb. Auch späterhin gestalteten sich die Verhältnisse in Betreff neuer Erwerbungen nicht günstiger; was das Haus Ende des XVII. (die Schlösser Reutenburg Klingenfels und Treffen) und im XVIII. Jahrhunderte erwarb, wurde aus eigenen Mitteln erkauft und war, so glänzend es aussah, oft von großem Nach¬ theile für die Finanzlage des Stiftes! Doch kehren wir nach diesem Borausblicke in die Zukunft zum Beginne des XVII. Jahrhunderts zurück! Im Jahre 1601 stirbt Abt Laurentius, der „Vater des Vaterlandes", wie ihn die Historiographen nennen. ') Nach seinem Tode blieb die Abtei durch zwei Jahre unbesetzt und wurde vom Ordinarius Georg von Kein verwaltet. Im Jahre 1603 ?) wird auf allgemeinen Wunsch der Sitticher Brüder der bisherige Abt von Landstraß, Jacob Reinprecht, gewählt. Gleich in dem ersten Jahre seiner Regierung führte der neue Abt die von seinem Vorgänger begonnenen Bauten an Kirche und Kloster fort ^) und unter ihm ent¬ stand auch die noch erhaltene schöne Stuccatur-Arbeit «) in der Wölbung des zur sogenannten alten Prälatur füh¬ renden Thorweges mit der Vorstellung Jerusalems, Gol- <) Puzel I. e. 123. 2) Das Wahlprot.-Orig. im Musealarchiv. 3) Puzel I. e. 124. 4) Puzel 1. e. 132. 83 gatha's, der Kreuzabnahme und des jüngsten Gerichtes (an den Seiten der Wölbung) und der Heiligen: Gregor, Hieronymus, Augustinus und Ambrosius (in der Mitte). Es gibt dies fortgesetzte Bauen bei Entgegeuhalt der früher erörterten Verluste in den Türkenkriegen und des Stillstandes an neuen Schenkungen und Stiftungen einen Beweis von den in alten Zeiten angesammelten beträcht¬ lichen Fonds, aus denen unserem Stifte die Quellen zu solchen Unternehmungen unausgesetzt fließen konnten! Mit dem Jahre 1608 beginnen die einander rasch gefolgten zahlreichen Visitationen unseres Stiftes (es hat- ten im Laufe des XVII. Jahrhunderts zwölf Statt) zu denen die Anregung wohl von einer auf die Macht und Pracht des Hauses feindlich gesinnten Seite im Lande mag ausgegangen sein. Den ersten „Besuch" erhielt Sittich 1608 von Jo¬ hann Martin, Abte von Clairvaux, der als Abgesandter des Ordensgenerals erschien, vorAllem dieAuflegung der ollarts, ollg.ritatis, dann die Vermehrung der Priester, deren er außer dem Abte nur zehn antraf, auf zwölf und zur Ergänzung 8 jüngere Brüder aufznnchmen befahl.') Zur zweiten (1616) eiugeleiteten Visitation, zu deren Vornahme Nicolaus Boucherat, Abt von Cisterz, selbst gekommen war, wurde Abt Jacob nach Nein ^) beschieden, da sich des schwebenden venetianischen Krieges wegen der Generalabt nach Sittich selbst nicht wagte. ^) Nachdem 1617 der Friede mit Venedig wieder zu Stande gebracht war, schenkte Erzherzog Ferdinand dem Stifte die kaiserl. >) Puzel I. «. 425. r) Puzel I. o. 125. -) Puzel I. e. 126. 6» 84 Pfarre Treffen mit zwei Vikariaten ') und befreite 1620 das Stift von allen Abgaben in allen seinen Ländern. ?) Auch um diese Zeit setzt Abt Jacob das Bauen fort, so an der Kirche in Weinhof (1622) °) und am Got¬ teshause im Stifte selbst, wo er auch die Gruft für sich und seine Nachfolger herstellt (1623). ^) In diesem letzteren Jahre visitirt der neue Abt und Ordinarius Mathias von Rein unser Stift, und trifft hier manche Anordnung, besonders das würdige Verhal¬ ten im Chor und bei Tische während der Lection beto¬ nend. 5) Im Jahre 1624 stellt Abt Jacob der neugebau¬ ten Stiftskirche prachtvolle kunstvoll gestickte Paramente bei und 1625 weiht der Triester Bischof Reinald Scar- lichi (nachheriger Bischof von Laibach) die 14 Altäre (am 20. April—wiePuzel schreibt °)—, die Consecrationsur- kunde ist datirt Sittich 23. April 1625.) ') Am 13. März 1626 stirbt Abt Jacob und der Chronist zieht bei der Anmerkung dieses Todesfalles das Resunw der Thaten und Schöpfungen des Dahingeschie¬ denen, der auch zur würdigen Repräsentanz des Stiftes in der Hauptstadt den „Hof in Laibach" neu und ansehn¬ lich hergebaut. Abt Jacob war auch der erste von Sittich vom Kaiser zu seinem Rathe angenommen worden. Der neue Abt war Matthäus Mayerle1626. Die¬ ser vertrat bald den Reiner Abt Matthäus als Leiter der -) Puzel I. o. 127. 2) Puzel I. e. 128. 2) Puzel iäld. 4) Puzel I. o. 129. 5) Puzel I. e. 130. °) Puzel 1. e. läid. 2) Orig. Perg. Musealarchiv. 85 Electron in Landstraß (2. Juni)') und erhielt 1627 den kaiserlichen Rathstitel. -) Abt Matthäus ward dann (1628) nach Rein als Abt berufen und verwaltete von da aus unser Stift, starb aber schon 1629 (8. Februar). Sein Nachfolger in Sittich (im selben Jahre noch) war Johann Anschlovar °). Zu diesem kam der Abt Ig¬ naz von Lilienfeld als Commissär des Cisterzer Abtes (1630). Er fand die Stifssachen in guter Ordnung (17 Priester und zwei jüngere Brüder) '); nebst mehreren andern Wünschen und Aufträgen ordnete er an, daß die damals schon sehr zahlreiche, höchst werthvolle Bibliothek einen tauglichen Bibliothekar bekäme, der Kataloge anle¬ gen und genaue Evidenz über die an die Brüder auszu¬ leihenden Bücher führen sollte, damit Ordnung in diesem Schatze herrsche. ^) Der den slovenischen Bauern 1573 zur Strafe für ihre Empörung ins Urbar geschriebene Hubengulden hat die Jahrzehente über genug übles Blut erzeugt und so kömmt, nachdem 1625 und 1627 im Zusammenhänge mit den österreichischen und steierischen Bauernbewegungen auch die „windischen" Bauern und 1630 die Deutschen in der Gotschee °) schwache und durch rechtzeitige Gegen¬ maßregeln vereitelte Aufstandsversuche gewagt hatten, jetzt (1633) eine neue gewaltige Empörung zum Aus¬ bruche '), die zwar auch unser Kloster berührte, über die r) Orig. Pap. hist. Der. f. Kr. 2) Perihhoffeu Archwdrepert d. krain. Landsch. II. 385. 2) Bergt, die Reihe der Aebte. 4) Puzel t. e. 134. s) Puzel I. o. 13k. ch Mein Aufs. Grazer Zig. I. a. Nr. 134. 2) Puzel l. e. 146. 86 wir aber leider außer der Notiz, daß sie stattgefunden, nichts Näheres wissen. Ihr folgten rasch die Fortsetzung der Gotschewer Aufstände, die erst 1640 endeten '), und der „windischen" Aufstände in dem slovenischen Steier¬ mark ?) und in Jnnerkrain °). Die Unterthanen des Stiftes Sittich überreichten 1640 an den Kaiser eine Beschwerdeschrift über die Ge- waltthaten ihres Herrn, des Abtes von Sittich, wie es überhaupt die slovenischen Bauern stets so hielten, daß sie zuerst den Weg Rechtens suchten und wenn ans diesem keine Abhilfe folgte — dann losschlugen. Die Gravamina, die die Sittichen Bauern gegen Abt Ruprecht Eckhart, — ein Reiner Profeß, früherer Abt in Landstraß, ein ausgezeichneter deutscher Prediger^) — der inzwischen (1638) auf Abt Johann gefolgt war, vorbrachten, lauten: er habe sie, als sie ausständige Schulden eiucassirtcn, feindlich und bewaffnet überfallen und sie mit Pistolen genöthigt, das Geld herzugcben, wo¬ bei einer der ihrigen getödtet und dann hinter einen Busch geworfen, ein Anderer seines Armes verlustig ward, er habe ihrer sechs in Eisen ins Kloster geschleppt undHalte sie dort gefangen, er habe die zwei umliegen¬ den Dörfer gegen sie aufgereizt und bewaffnet und schließe sie so gleichsam in ihre Häuser ein; er habe schon seit zwei Jahren eine Bauersfrau, die er geraubt, als Con- cubine im Kloster und mit ihr bereits zwei Bastarde »wider die priesterliche Würde" erzeugt. 0 Archivalieu der krain. Landsch. k'aso. 101. -) Mitth. d. hist. V. f. Kr. 1860. 85. s) Valvasor XI. 511. 4) Als solcher trat er öfters in Laibach auf. — Puzel I. e. 147. 87 Der Kaiser, bitten sie, möge den Prälaten bestim¬ men, „diesen Gewalttätigkeiten abzusagen", sonst könn¬ ten sie ihm nicht mehr gehorsamen.') Der Act wurde von dem kaiserlichen Sekretär am 9. Mai den in Graz „sitzenden" geheimen Räthen des Kaisers präsentirt, bei denen er bis 7. Mai 1641 unerledigt blieb, unter wel¬ chem Datum sie ihn an die I. Ö. Regierung gaben, „da¬ mit diese ex ollu inforniation einziehe", und diese wie¬ der gab ihn nach 4 Tagen an den Landesverwalter in Krain um Bericht. Während so die Bittschrift lange ge¬ ruht und dann gewandert war, scheinen die Streitenden selbst sich versöhnt zu haben, indem der Sache weiter keiner Erwähnung geschieht; wahrscheinlich angesichts der nach 1640 stattgehabten Visitation ?) des Stiftes durch Michael, Abt von Heiligenkreuz, der dem Convente — fünfzehn Priestern, vier jüngeren Brüdern, zwei Gästen (davon einer Priester) und zwei Novizen — neben dem, daß er ihm Ermahnungen nnd Aufträge früherer Visita¬ tionen in Erinnerung brachte, auch neue Gebote und Verbote hinterließ, so daß er z. B. jedes wie immer ge¬ artete Spiel, das Kartenspiel in erster Linie, strenge untersagte. Vier Jahre später kam wieder einmal der Ordina¬ rius natus, der Abt von Rein, Balthasar Sthber nach Sittich und nahm die Visitation unseres Hauses oor^), die ein ganz befriedigendesResultat ergab; außer einigen andern Winken zu Verbesserungen verordnete er, daß alle „Offi- cialen" des Stiftes zu der Theilnahme an den geistlichen ') Covie, Papier—U rkunden (des hist. Ver.) Krain. -) Puzel 148-159. 3) 1644, 19 April. Puzel I. e. 159—161 88 Lectionen und an der Messe sollten verhalten werden und daß eine Klingel an die Thüre der Klausur gesetzt werde zurBequemlichkeit und zugleich zur bessern Ueberwachung. Es folgten die Visitationen von 1652^) durch den Abt von Heiligenkrenz, der jetzt 20 Priester, 4 Profe¬ ßen und 3 Novizen antraf, von 1656 ?), wo derselbe Abt zum drittenmale kam, 21 Priester, einen Gast, eben¬ falls Priester, und sechs jüngere Brüder fand, diesmal aber mit der Haltung des Stiftes nicht so zufrieden war als zuvor, und von 1658 °) durch den Reiner Abt Bal¬ thasar, der 22 Priester, 2 jüngere Brüder, 3 Gäste — „darunter einen Polen" — und einen Novizen traf, und unter Anderem vorzüglich die Conventikeln und Trinkge¬ lage in den Zellen der Brüder strenge untersagte *); bei letzterer Visitation wurde auch eine Beschwerde der Be¬ völkerung von Tüchern (in Untersteiermark) gegen den dortigen von Sittich bestellten Vikar wegen vieler von ihm geübten Schandlichkeiten vorgebracht. °) Inzwischen hat Kaiser Ferdinand III. die Privile¬ gien von Sittich bestätigt (1646)°), und zwei Jahre frü¬ her (1644) nach des Abtes Ruprecht Tode, Johann Weinzierl (26. April) die Abtei übernommen. Dieser Abt Johann baute ') zur Unterbringung der in diesen Zeiten „so häufig und zahlreich" nach dem „fürstlichen" Kloster strömenden Gäste einen eigenen Tract, die sogenannten -) Puzel I. c. 174—177. -) Puzel I. v. 179. °) Puzel I. e. 181—186. <) Puzel I. e. 182. °) Orig. Pap. Musealarchiv. «) Puzel I. e. 162. 0 Puzel I. v. 178. 89 „Neuzimmer" und versah die Kirche mit einer prachtvol¬ len Orgel '). Abt Johann gerieth mit dem Probsten von Rudolftswerth Johann Andreas von Steinberg, der sich das Patronat über die Pfarre Treffen vindiciren wollte, in Streit, welchen der Kaiser zu Gunsten des Abtes löste, indem er seinem Vicedom und allen Beamten in Krain befahl, das Kloster in seinen Rechten zu schützen ?). Wenige Monate vor seinem Tode erlebte dieser Abt noch die Freude, dem pompösen Empfange K Leopolds in Lai¬ bach beizuwohuen — 7. April 1660 — der aus Anlaß der darauf stattgehabten Huldigung des Krainerlandes auch dem Stifte Sittich seine Privilegien erneuerte <). Abt Johann starb am 2. December. Sein Nachfolger wurde Maximilian Mottoch (2. Januar 1661), dessen Reversbrief die Bemerknng von seiner Hand enthält: volous ssci ooinpulsu» Iru8 rsvorsslos proprio 8ui>8vripsi ^). Unter diesem Abte traf von Seite der kais. Beamten unserStift harte Bedrückung mit Steuern, und da keine Gegenvorstellung fruchten wollte, wandten sich die Brüder schließlich an den heil. Vater, der die Angele¬ genheit sodann an den Patriarchen von Aquileja wies (1663) °). Ob und welchen unmittelbaren Erfolg dies hatte, ist uns unbekannt, jedenfalls trat Minderung der Begehren ein, da weiteres darüber nichts erwähnt wird. Im Jahre 1667 berief Abt Maximilian die Vikare O Puzel I. o. 163. -) Puzel I. 0. 173. Siehe die auSfiihrlicheSchilderung bei Valvasor. Bd.III.BuchX. 4) Puzel I. e. 187. °) Copie Pap. Musealarchiv. 5) ääo. Rom im Jänner, Copie Pap. Musealarchiv. 90 aller zu Sittich gehörigen Pfarren zu einer Synode ein, auf welcher er specielle Angelegenheiten derSitticher Vi- cariate regelte, so z. B., daß die Vicare den Coopera- toren den Tisch im Pfarrhause geben, daß sie sich nicht unterfangen sollten, zum Zwecke der Aufnahme in die Kapellaneiew eine Bestechung anzunehmen, was als Sy- monie angesehen wurde, daß sie in den Psarrhöfen Frauen¬ zimmer nur zu den nothwendigsten Diensten als Mägde in der Küche halten, daß sie fortan zu den Zusammen¬ künften im Stifte nicht im kurzen Rocke mit Reiterstiefeln und langem Haar, mit umliegenden Halskrägen und ohne sichtbarer Tonsur erscheinen, daß sie zu Hause weder mit Karten noch Würfeln spielen, auch nicht ohne Rock aus¬ gehen dürften '). Im selben Jahre (im Mai) fand in Cisterz ein Generalcapitel statt, wobei der Abt von Ebrach die österreichischen Klöster, besonders Rein, Lilienfeld und Sittich vertrat?). Im folgenden Jahre löste der Convent von Sittich die Pfarre Mausburg bei Stein von der Abtei in Wiener-Neustadt um 16.000 fl. ab st, welcher sie unter Kaiser Friedrich III. zugesprochen wor¬ den war. Am 3. Januar 1669 wendet sich Kaiser Leopold in einem eigenen Handschreiben an den Abt Maximilian von Sittich und ermuntert ihn zu dem für dieses Jahr ob der ungarischen Wirren ausgeschriebenen krainischen Landtage zu erscheinen st; daß der Abt Folge geleistet und auf dem Landtage keine unwichtige Rolle gespielt, ersieht man ans dem Landtagsprotokolle, und zeugt dafür ') Pnzel 1. v. 1S1. -) Puzel I. o. iviä. st Puzel I. e. 192. st Orig. Pap. Musealarchiv. 91 auch der Umstand, daß er für das künftige Jahr (1670) als kaiserlicher Landtagscommissär bestimmt wurde Das Jahr hatte ferner auch wieder den Ordinarius und Visitator aus Rein nach Sittich geführt, wo sich ihm 26 im Kloster lebende Conventualen vorstellten, wodurch die auf dem 1667er Generalcapitel normirte Zahl von 25 Profeßen zum Zwecke der Befugniß eines eigene» No¬ viziates im Stifte voll erschien ?). Außer manchen neuen Anregungen und Wünschen legte der Visitator demPrior es besonders aus Herz, daß er die „jüngeren Brüder" nicht müßig im Dormitorium und auf den Gängen her¬ umgehen, an den Fenstern lehnen und plaudern lasse, sondern sie in ihre Zellen zu den Studien und geistlichen Hebungen weise ^). Um diese Zeit hatte auch Abt Maximilian den Burgfrid von Sittich mit einer Mauer umzogen, in deren Schatten man nun zur Erholung im weiteren Um¬ kreise und doch innerhalb des Klosters spazieren konnte, und die der Beschädigung der Aecker durch Steinwürfe von Seite boshafter Laudleute und für die Tage der Ernte der Vertragung und Verschleppung der Feldfrüchte fortan vorbeugte H. Auch durch das Ereigniß des großen Brandes von St. Veit, welcher Ort in diesem Jahre gänzlich — bis auf Kirche und Pfarrhof — ein Raub der Flammen ward, hat sich das Jahr 1669 in der Chronik von Sittich verewiget. 0 Orig. Pap. Musealarchiv. -) Puzel I. e. 193. 2) Puzel I. e. 197. 4) Puzel I. 200. 92 Abt Maximilian, der die 19jährige Dauer seines Regimentes überhaupt aufs Beste benutzt hatte, war aber nicht bloß darauf bedacht gewesen, das geistliche und materielle Leben des Hauses auf empirischem Wege durch den Brüdern ertheilte Ermahnungen und Befehle einer¬ seits und andererseits durch Thätigkeit und Rührigkeit in der Wirthschaft zu fördern, sondern hatte auch gesucht, durch erhöhte Theorie den Geist der Brüder nach beiden Seiten mehr und mehr tauglich und willig zu machen. Daher lenkte der weise Abt sein Augenmerk vorzüglich auf die Vermehrung der Bibliothek durch gute Werke aller Disciplinen H, und es tragen demnach nicht wenige jetzt in der Laibachcr k. k. Studienbibliothek bewahrte Bücher den Namen Maximilians auf dem ersten Blatte. Selbst hochgebildet, stand dieser bei Hofe und im Volke angesehene Prälat im Verkehre mit allen zeitge¬ nössischen Capacitäten des Landes, vornämlich mit den beiden Historiographen Johann Weikhart Freiherrn von Valvasor, der sich dnrch sein topographisch-statistisches und ethnographisch-historisches Werk: Ehre des Her¬ zogtums Krain im Andenken unseres Volkes unsterb¬ lich gemacht und mit Johann Ludwig Schönleben, der in lateinischer Sprache Annalen von Krain (^nnalas Duoatus Oarnioliae) begann, aber leider bald nach Aus¬ gabe des ersten, nicht über das Jahr 1OOO nach Christi hinansreichenden Bandes starb. Beiden Forschern hatte Abt Maximilian in liberalster Weise die Einsicht in die Documente seines Stiftes gestattet, das, seit früher Zeit mit den Schicksalen des Landes aufs innigste verknüpft, denn auch reiche Ausbeute gab; mit Dank nennen Valva- l) Puzel I. v. 203. 93 sor und Schönleben unter ihren wichtigsten Quellen die Manuscripte von Sittich und der anderen Klöster Krains, die durch dessen Beispiel aufgemuntert, ihre Schätze ebenfalls mittheilten. Diese Willfährigkeit, bezeugt von Mönchen, um die geschichtliche Wahrheit zu Tage zu bringen, muß um so wohlthuender auf den Leser von heute wirken, als wir eben bei Valvasor die bittersten Klagen über die Indolenz so vieler weltlichen Corpo- rationen der Heimat gegenüber seinem Nationalwerke lesen können! Abt Maximilian starb am 16. Jänner 1680. Ihm folgte Abt Ludwig Freiherr von Raumbschüs- sel, früher kaiserlicher Majestät Rittmeister, der unterm 26. Mai seinen Reversbrief ausstellte und 7 Jahre regierte. Dieser Prälat, der sich der ausgezeichneten Liebe seiner Conventualen erfreute °) und die Einkünfte des Stiftes um Vieles mehrte, baute den noch heute beste¬ henden colossalen Getreidekasten, in dessen breiten Gän¬ gen und Räumen zur Zeit der französischen Zwischen¬ herrschaft in Krain 1809-—1813 die Besatzung bei üblem Wetter ihre Excrcierübungen hielt. Er führte den Bau, den er 1683 begonnen, mit einem Aufwande von mehr als 30.000 st. (ungerechnet die Robotdieuste der Unter- thanen) 1606 unter Dach; die vollständige, innere Ein¬ richtung brachte erst sein Nachfolger, 1689, zum Ab¬ schlüsse. Wir lesen über dem Eingangsthore des 3 Stock hohen Gebäudes in Stein gehauen die so passende Jn- 0 Orig. Pap. Musealarchiv. r) Puzel I. e. 210. 94 schrift: Ds prinUtim IruAura tuaruin cla paupsribus «t iinplobuntur Uorroa tun snturitnts st vino torou- Inria rsclunänbunt provorU. O. III. darunter seinen Namen und das Datum 1683. Abt Ludwig, wie er für das materielle Wohl sei¬ nes Stiftes eifrigst bemüht war, suchte anderseits auch das geistliche Leben zu heben und, wenn Gefahr drohte, zu verhüten, daß es Schaden leide. Aus solchem Motive ging er nicht auf die strenge Reform des Ordens ein, die vom Generalcapitel in Cisterz (1683) eben decretirt war, daß nämlich die Brüder Cistercienser sich gleich den Karthäusern das Haar glatt wegscheeren und Gewänder der gröbsten, dicksten Stoffe, ohne Unterkleider tragen sollten, da er dieselben den alten Gewohnheiten des Or¬ dens zuwider und für unsere Verhältnisse durchaus un¬ passend fand '). Zu den während Ludwigs Regierung in Ungarn geführten Türkenkriegen, die der Belagerung Wiens (1683) vorausgiugen und nachfolgteu, mußte das Stift auch sein beträchtlichesContingent an Steuer undMann- schaft stellen. Die päpstliche Vertheilung der Türkensteuer n 20 kr. von 100 sl. traf Sittich sammt allen seinen Pfarren, 1685, mit 664 fl. 38 kr. In Folge dessen sah sich der Prälat genöthigt, zwei Huben um 424 fl. rh. zu verkaufen (1686) ->). An „freiem Darlehen" hatte die Abtei 4000 fl. und die Concurrenz ihrer Pfarren und Kirchen 1431 fl. i)Puzel I. e. 215. 0 Orig. Pap. Musealarchiv. §) Orig. Pap. Museaiarchiv. 95 gegeben, worüber die buchhalterische Reparation, ddo. Laibach 7. April 1685, vorliegt '). Aus den Erbländern von allen Seiten gleichmäßig kräftigst unterstützt, drang denn, nachdem die Macht der Osmanen gebrochen war , wie bekannt, das kaiserliche Heer, siegreich in Ungarn vor, und Kaiser Leopold ver¬ wandelte, 1687, dieses von den Barbaren befreite Un¬ garn in ein Erdreich, zu welchem Schritte schon ein Jahrhundert früher (1538) die Stände Krains zum Zwecke besserer Vertheidigung der Grenzen gerathen hatten?). Abt Ludwig bekleidete bei der krainischen Landschaft, wie aus deren Aufzeichnungen ersichtlich ist, durch 4 Jahre das Amt eines Verordneten und durch 2 Jahre das eines Präsidenten dieser Verordneten. Nachdem er noch in Gemeinschaft mit dem Reiner Abte Alanus Moth, der zugleich das Stift Sittich visi- tirt — wobei er 25 Priester vorfand — einen neuen Landstraßer Abt eingesetzt und bei dessen Weihe assi- stirt hatte ^), 1687 (8. Juni), starb er am 2. December desselben Jahres zu Laibach, wo er der hauswirthschaft- lichen Geschäfte wegen seinen stabilen Aufenthalt genom¬ men hatte und hinterließ das Stift im besten geordnet¬ sten Zustande. Sein Nachfolger war Anton von Gallenfels, der durch seine Erwählung (1688, 14. Februar), gleich dem Dahingegangenen, kaiserlicher Rath und Verordneter der 9 Orig. Pap. Musealarchiv. ?) Vergl. meine »Frauen in der Sage und Geschichte Krams», Lai¬ bach 18K2. x. 25. s) Puzel I. o. 2S1 ff. 96 Landschaft wurde, welche Dignitäten eigentlich dem hohen Ansehen des alten mächtigen Stiftes galten. Der neue Abt, aus einem alten heimatlichen Ge¬ schlechte stammend, war erst 34 Jahre alt, als er die Abtei übernahm und durch vorzügliche Beredsamkeit aus¬ gezeichnet, daher seine Wahl, die Abt Alan von Rein selbst geleitet, von den Ständen mit hoher Freude be¬ grüßt ward '). Kaum ist er erwählt, so wendet sich der Prior Maximilian an ihn mit der Bitte, ihn des Amtes zu ent¬ heben, da die Brüder einen so großen Hang zu Aus¬ schreitungen hätten und sein gutes Herz, das nicht stra¬ fen könne, mißbrauchten, worunter die Disciplin des Conventes leide! °) Abt Anton, dem die höchstmögliche glänzende Re¬ präsentanz des Stiftes nach Außen gegenüber dem Flori- ren des Laibacher Jesuitencollegs als durchaus nothwen- dig erschien, wollte Sittich sein altes Ansehen im Lande behaupten, mehrte deshelb dessen Macht mit dem Auf¬ wande aller disponiblen Mittel. Er erkaufte 1693 °) von der Gräfin Kunigunde von Strassoldo um die Summe von 60.000 fl. Schloß Klingenfels, wo er 1696 um 4000 fl. Neubauten vor¬ nahm; 1697 «) vom Grafen Lamberg um 40.000 fl. das Schloß Reutenburg, im selben Jahre um 7000 fl. deut¬ scher Währung und 100 Goldgulden eine AnzahlZehente 0 Puzel I. e. 227. 0 Orig. Pap. Ilrkundensammlung des historischen Vereins für Krain. 2) Puzel I. e. 244. «) Puzel I. o. 253. 97 vom Freiherrn Georg Räuber ft; 1699 um 16.000 fl. ft das Schloß Prestranek °); außerdem Treffen um41.000fl. und noch mehrere Huben und Zehente. Der in eben der Zeit so beliebten Horticultur trug der Abt gleichfalls Rechnung durch Anlage von Prachtgärten im Stifte und beim Sitticher Hofe in Laibach ft. In dieser Zeit der Entfaltung von Glan; und Pracht in dem herrlichen Stifte trafen die Siegesbot¬ schaften aus den Lagern Prinz Eugens ein; mit dem vol¬ len Pompe einer fürstlichen Abtei wurden in Sittich die Dank- uud Jubelfeste gehalten und „der edle Ritter" in Versen gefeiert, die des Prälaten geistreicher Bruder ge¬ dichtet °). Eugen's Sieg bei Hochstädt (13. August) 1704, gab dem Sitticher Prälaten den Anlaß, seinen Priestern aufzutragen, daß jeder von ihnen 6 heilige Messen für die gefallenen Krieger zu lesen habe °). Gleich seinen Vorgängern pflegte auch Abt Anton gerne Umgang mit Gelehrten, und wenn wir ihn auch selbst nicht unter den Mitgliedern der 1693 in Laibach gegründeten Akademie derWissenschaften — „^.oaäeinia Opsrosorum"— finden, so stand er doch den Angehörigen derselben nahe, um einen zu nennen, dem aus Sittich gebürtigen Dr. med. und Laibacher Physicus Marx Gerbetz, Mitgliede der kaiserlichen Leopoldinischen Aka- 9 Puzel idiä. -) Puzel I. v. 262. 9 Gegenwärtig ein Filiale des k. k. Karstgestütes in Lippiza. fl Puzel I. e. 261. 9 Puzel I. v. 257. ft 8. Sept. Orig. Pap. Musealarchiv. 98 demie der Naturforscher, der mehrere seiner ausgezeich¬ neten Schriften unserem Abte widmete '). Abt Anton war auch sogleich dazu bereit und eröff¬ nete die Liste zur Gründung einer philosophischen Facul- tät in Laibach, die durch den 1698 entstandenen juristi¬ schen Verein angeregt,1703den Anfang nahm und zu deren Unterhalte er die ansehnliche Summe von 2000 ft. zeichnete Auch den Künsten war Abt Anton ein hoher Gön¬ ner und vorzüglich derMalerei, die er zur Verschönerung des Stiftes in Anwendung brachte, indem er durch den Maler Ferdinand Steiner aus Straßburg in Tirol die oben erwähnten Porträts der Herzogin Viridis und ihres Gemals fertigen ließ, und demselben Künstler die malerischeAusschmückung des Refectoriums—Frescoge- mälde auf erhabener Ghpsarbeit — übertrug ^). In gleicher Weise sorgte er für die Pflege der Musik im Stifte, indem er einen Organisten Robert Wolf aus Augsburg berief, der in Sittich auch seine Tage beschloß (17. Juli 1718) '). Zum Jahre 1701 merkt die Chronik die Visitation durch den Reiner Abt Jacob an, den 1696 Abt Anton eingesetzt und geweiht hatte. Der Visitator fand im Con¬ vente 26 Priester, 6 Cleriker und 2 Novizen, und verließ, nachdem er frühere Ermahnungen und Aufträge, ohne Neues hinzuzufügen, wiederholt hatte, das Stift ^). >) Pochlin Bibl. Caruioliae x. 21 und ein Manusk. d. Handbibl. Sr. Maj. des Kaisers XIUX. ^4. 26. a. s) Blätter aus Kram 1861 x. 184. -) Puzel I. e. 277. 4) Manusk. in der Urkundens, des historischen Vereins für Kram. r) Puzel I. o. 265. 99 Aus dem Jahre 1711 liegt ein Regierungsschrei¬ ben an unseren Abt vor, »wegen der wallachischen Pfaf¬ fen aus dem Kloster Gomerie vulgo Calligeri, welche von den Möttlinger und Oernembler Bauern gezwungen wurden, in den Weinbergen und Aeckern Processionen zu halten, Benedictionen zu geben und ihre wallachischen Reliquien wider das Schauer-Wetter einzugraben" '). Unterm 12. Februar 1712 intimirt der Abt allen seinen Pfarren und Kirchen, daß in Folge allerhöchsten Auftrages eine Hauptdeputation der I. Oe. Regierung nach Krain kommen werde, um die künftigen „Anlagen" der I. Oe. Geistlichkeit zu reguliren, demnach jeder Geist¬ liche und jede Kirche ihre Fassion sogleich einreichen müsse ?); im Jahre zuvor hatte der Abt einen Bericht über des Stiftes Einrichtungen und Stiftungen an die Regierung geben müssen st. Das Jahr 1713 war für Krains Bewohner ein sehr betrübendes, die in demselben ausgefallene Mißernte erzeugte im Lande einen „großen Hunger", wodurch auch das Stift unmittelbar und mittelbar Schaden litt, indem es nicht nur keine Vermehrung seiner Vorräthe erfuhr, sondern in schöner Uebuug des Hausspruches, den Abt Ludwig über den Getreidespeicher gesetzt, an seine nothlei- denden Unterthanen, soviel es konnte, austheilte st. Mit Entrichtung der Steuern aber blieb es im argen Rückstände st. st Orig. Pap. Musealarchiv, st Orig. Pap. Musealarchiv, st Copie Pap. Musealarchiv, st Puzel 1. v. 322. st Puzel idiä. 7 * 100 Das Elend der Mißernte und ihres Zwillingbru¬ ders des Hungers kehrte dem armen Lande 1715 wieder, wo der Mangel natürlich noch größer war, und das Volk sich genöthigt sah, alle möglichen Kräuter und Gewächse statt des Getreides zur Mühle zu führen und zu Brot zu verarbeiten, wodurch dann plötzlich ein „großes Ster¬ ben" einriß, das bald riesige Dimensionen annahm; um aus Sittichs Nachbarschaft ein Beispiel zu nennen, star¬ ben in der Pfarre St. Veit, die 13.000 Seelen zählte, in diesem Jahre 2000 Leute! ') Das Jahr zwischen diesen Schreckensjahren(1714) war Abt Anton, der sowohl das hereingebrochene Unge¬ mach (von 1713) vollkommen kannte, als auch durch seine weiter unten namentlich aufgeführten Connexionen in den höchsten Kreisen als ein einflußreicher Gesandter gelten mußte, von der krainischen Landschaft an den kai¬ serlichen Hof in Wien abgeordnet, um in Anbetracht der Nothlage des Landes vom Kaiser und den Ministern eine Herabminderung der drückenden und »bei den währen¬ den schlechten Zeiten'^ unerschwinglichen Steuerlast zu er¬ wirken 2). Wie aus den Rechnungen der Hofkammer ersicht¬ lich, ward der Bitte willfahrt ^), zudem ja das Jahr 1715 zu den alten Rückständen noch neue häufte. Unser Abt regierte bis 1719, in welchem Jahre ihm am 12. April der Todesengel nahte. *) Daß während der Regierungszeit des Abtes Anton 1) Puzel I. e. 324. -) Puzel I. e. 323- s) Archiv des k. k. Finanzministeriums. 4) Puzel I. e. 326. 101 von Gallenfels, der durchaus ein echter Cavalier gewesen die Thore Sittichs dem Besuche der Socists fortwährend offen standen, und daß die höchsten Barone des Reiches die breiten Treppen Mr Prälatur emporstiegen, brauchte uns nicht erst die Chronik zu versichern, wir waren davon im vorhinein überzeugt. Sie merkt an, daß im Laufe der Regierungsjahre Abt Anton's das Haus besucht war vom Herzog von Croy, den Fürsten Portia, Auers¬ perg, Eggenberg, vom Grafen Guido Stahrem- berg, von den Herbensteinern, Lodron, Saurau, Attems, Strassoldo, Thurn, Barbo, Blagay, Lichtenberg, Khobentzl, Lamberg, Gallenberg, Petazzi, den ungarischen Magnaten Erdödy, Eßter- hazy und N ad as d y, außerdem von der hohen Geist¬ lichkeit: dem Brixner Bischof Caspar Ignaz Grafen Künigl, dem Bischof von Agram, den Aebten von Rein, Victring, Landstraß und Freudenthal, u. s. w. u. s. w. Ueberflüssig ist auch die Versicherung des Chronisten, daß Abt Anton diese illustren Gäste stets in wahrhaftfürstlicherWeise empfangen und bewirthethabe.') Wie in Laibach in dieser Zeit die Winterabende die Gesellschaft im Palais des Fürsten Auersperg vereinig¬ ten, so galt fürdie Sommer-Saisondasinmittenwogender Saatfelder gelegene gastfreundliche Sittich als angeneh¬ mer Zielpunkt der auf allen Straßen dahineilenden Vier- und Sechsspänner der genannten Cavaliere. Daß auf solche Besuche auch Geschenke für Kirche und Kloster folgten, ist natürlich, und wir sehen die Für¬ stin und die Gräfin Auersperg, den Grafen Blagay, 1) Puzel 1. e. 303. 102 den Baron Egk, Grasen Rudolf Heister u. A. prachtvolle Paramente spenden, wir sehen, daß der Bischof von Brixen, wahrscheinlich auf Ersuchen des Akten, seinPor- trait für die Gastzimmer zurückläßt, daß andere Geber Kelche und anderes zum Gebrauche und Schmucke der Kirche dienendes darbringen! Abt Antons Nachfolger ward Alexander Freiherr von Engelshaus (einem heimischen Geschlechte),er ward gewählt 1719 am 28. Juni, und ihm dedicirte Puzel die eben vollendete, unter Abt Anton begonnene Chronik! Ueber den neuen Prälaten fließen unsere Quellen sehr spärlich. Aus den fünfzehn Jahren seiner Regierung haben wir eigentlich nur ein Document von Bedeutung in den Händen. Nach Antons Tode stellte sich nämlich heraus, daß Stift Sittich einen Schuldenstand von 148.000 fl. ange¬ sammelt, sowohl durch zu hohe Ankäufe der Güter als durch den allzugroßen Aufwand der vergangenen Jahre im Allgemeinen, was nun die natürliche Folge hatte, daß sämmtliche zu Stift Sittich gehörigen Güter, von denen man trotz Herabminderung die Steuern an den Staat nicht zahlen konnte, in „Spannung" geriethen. Daher überreichte Abt Alexander 1725 im Namen des, mit derPrachtentwicketungdes Stiftes auf vierzig Per¬ sonen angewachsenen Conventes, einen „kürzlichenBericht über jetzigen Nothstand des Stüffts Sittich in Crain", worin er unter Aufdeckung der Ursachen der augenblick¬ lichen finanziellen Misere die Regierung um Aufhebung der kais. Exekution bittet, „biß und solang das Stüfft ein gewisses «xuautuiu an den oapitaliou jährhlich abstoßen könnte, auf welche waiß auch die übrigen Creditoren, welche dem Stüfft post ecliotum proliibitoriuru darge- 103 liehen, zu deren prätsnsionsn gelangen möchten" und zur Motivirung der Bitte, die in ihren Wirkungen auf das wirthschaftliche Leben Krams noch immer fühlbaren Mißjahre und die durch dieselben hervorgerufenen Hilfslei¬ stungen des Stiftes an die Unterthanen besonders betont; „das —schließt der Bericht — vermagmit denfun- dirten und Allodialgütern annoch über 300.000 fl., volg- bar wol solvsnäo ist, andurch sich widerumb unter dem allerhöchsten Schutz und Schirme JhrerKah.Mah.vnsers allergnadigsten Landfürsten und Vogtherrn erschwingen könnte". H Abt Alexander, der, wie wir oben gesehen, in einen so üblen Hausstand hineingerathen war, starb 1734 den 9. März in Sittich. Ihm folgte am 24. Juni desselben Jahres Wilhelm KovaLiö aus Gurkfeld, der bisherige Prior von Sittich. ?) Daß in dem Stiftsbudget unter Abt Alexander schon manche Abstriche vorgenommen wurden, die Abt Wilhelm nicht nur achtete, sondern wo möglich mehrte, läßt sich im Hinblicke auf das allmälige Wiedererwachen der Kräfte des Hauses gewiß mit Recht annehmen. Einen Beweis für die eingetretene Sparsamkeit mag der Um¬ stand an die Hand geben, daß das Stiftjetzt seine Studen¬ ten nicht auf eigene Kosten außer Landes in die Kollegien sandte, sondern dies den einzelnen oder deren Angehöri¬ gen überließ. ') Copie, Papier 2 Bogen, Nrkimdensamml. d. hist. Der. f. Krain. r) Puzel I. o. 45V. 106 Kaiserin: „dem frommen und gelehrten Priester Ägna; von Fabiani, geistlichem Rathe und Stiftssecretär in Sittich und seinem würdigen Abte (auf Wilhelm Kovaöiö ist seit 1764 Franz X. Frecher von Taufferer gefolgt) habe ich es zu danken, daß ich in dem Bezirke vonSittich, in der Einführung der Normalschule Alles bereitwillig fand, und nicht den tausendsten Theil jener schrecklichen Hindernisse antraf, die mir sonst bei jedemSchritteleider! nur zu sehr im Wege sind. H Dieses Entgegenkommen des Sitticher Convents wird nicht wundernehmen, wenn man weiß, daß eben zur Zeit, als diese Reform des österr. Schulwesens in's Le¬ ben trat, in Sittich ein Kreis von gelehrten Männern vereinigt war.Abt Tauffrer selbst war einhochgebildeter, die geistigen Bedürfnisse des slovenischen Volkes genau kennender Mann, der auch durch eine slovenische Ueberse- tzung des kleinen Katechismus für Kinder und Bauern, schriftstellerisch auftrat. Ihn umstanden der Stiftsbiblio¬ thekar Kur alt, der ein juristisches Werk geschrieben, der Archivar Fabiani, dereineMoralphilosophie verfaßt, Radies, der sich wie wir gesehen für Geschichte inter- essirte, Scharf, der dasselbe Studium trieb und gewiß noch mehrere Andere, die nicht in dieOeffentlichkeit kamen, wie denn auch heutzutage die zu große Bescheidenheit und Demuth gelehrter Klosterbrüder die Ursache wird, daß die schönsten Resultate tiefer und gründlicher Studien entweder gar nicht durch die Schrift fixirt, oder wenig¬ stens als Manuscripte im Pulte zurückgehalten werden! i) I. Freiherr von Helsert, die oster. Volksschule Lcl. I. x. 567. 107 Das im Stifte Sittich kurz vor dessen Aufhebung herrschende rege geistige Leben bestimmte auch den genia¬ len Anton Linhart, dessen leider nicht über Karl M. hinausgeführte Geschichte Krains ein Muster einer österr. Proviuzial-Geschichte bietet, nach Beendigung seiner Stu¬ dien in die Gemeinschaft dieses Hauses einzutreteu. Doch die Strenge der Ordensregel trieb den nach Ungebunden¬ heit lüsternen Geist Linharts wieder aus dem Convente und zu den weltlichen Studien. Er war 1776 mit dem Namen Christian ausgenommen und 1778 als els- rieus entlassen. In dem letztgenannten Jahre trafen den Abt Tauffrer, der sich mit seiner Denkungsart in Sachen des öffentlichen Unterrichtes so ganz entgegen den Intentio¬ nen des Curatclerus gestellt hatte, schwere Anschuldigun¬ gen (welche?), die von Kram aus an den Hof gebracht waren. Es liegt ein Brief der Kaiserin vor (ääo. Wien, 19. Dezember 1778) an den krain. Landeshauptmann Josef Maria Grafen von Auersperg, in welchem sie die¬ sem den Auftrag gibt, persönlich nach Sittich zu fahren und die Angelegenheit zu untersuchen, worin sich aber zugleich auch der Scharfblick Theresia's offenbart, die durch die Falschheit und Lüge hindurchsieht und von dem Ungrund der Klagen überzeugt ist >). Nachdem Maria Theresia das alte Stift so iu sei¬ nem Vorsteher geachtet und geschützt, war es ihres Soh¬ nes Josef II. allgemeines Aufhebungsedikt, das auch Sit¬ tich vernichtend traf. Am 30. November 1781 erfolgte des Kaisers Auf¬ trag an die Hoskanzlei „in gesummten Erblanden diejeni- Mein Herbard v. Auersperg I. e. x. 364. 108 gen Orden männlichen und weiblichen Geschlechtes, welche weder Schulen halten, noch Kranke warten; noch sonst in 8tnäÜ8 sich Hervorthun aufzuheben '). Sittich, wo, wie ich gezeigt habe, ein so reges gei¬ stiges Leben geherrscht und dessen Mitbruder der tüchtige Geograph Floriauschitz durch seine 1744 — die erste nach trigonometrischen Aufnahmen verfertigte — Karte von Krain den Grund zu ferneren derartigen, besonders dem Steuersysteme des Staates dienlichen Arbeiten ge¬ legt hatte, konnte sich den Wortlaut des citirten kaiserl. Erlasses im Augenblicke des Bekanntwerdens nicht zu seinen Ungunsten auslegen. Schon nach einem Jahre aber tauchten in unserm Hause Befürchtungen auf, die zwar vorerst noch unge¬ gründet waren, aber allmälig an Bestimmtheit gewannen und schließlich in Erfüllung giengen. Wir haben einen Brief aus dem Jahre 1782 vor uns, ein Antwortschreiben des Ignaz Zumpe, Geheim¬ schreibers beim Regierungsrathe von Hascher an seinen Bruder, den Sitticher Prior Wilhelm Zumpe (ääo. Wien, 4. Mai). Die hieher gehörige Stelle lautet: Die Sitti¬ cher, Schottuer rc. rc. sollen schon von Sr. Maje¬ stät als aufgehoben erklärt worden sein, ich bitte glaube doch dieses Niemanden, er sei Fürst, Graf (Herberstein (?) Bischof von Laibach) oder wer immer. Ich könnte dir wohl inBetreff der Ordensgeistli¬ chen andere und gewisse Neuigkeiten sagen, allein ich getraue mich nicht vergleich en Sachen dem Briefe zur Unzeit anzuvertrauen ?). 0 Meynert Kaiser Josef II. x. 64 k. 0 Durch gütige Mittheiluug des pens. k. k. Lieutenants tlßler in Laibach, einem Verwandten der Familie Zumpe. 109 Und doch geschah die Aufhebung von Sittich zwei Jahre nach diesem Schreiben! Am 25. Oktober 1784 ist der kais. Commissär Jo¬ hann Nep. von Buset in der Lage, die an Ort und Stelle vorgenommenen Erhebungen der Regierung vor¬ zulegen. Diese Lorlagen bestehen in fünf Jnventarien. Das erste enthält Activa und Passiva von Sittich: das Activum (Realwerth) 404650 sl. 39 kr. IVm dl. das Passivum - - - 65665 fl. 53 kr. 1 dl. somit ein Aktivstand - 238984 fl. 46 kr. I^/,,, dl Das zweite über Gut Reutenburg: ein Activum .... 28096 fl. 33 kr. 3^/74 dl. ein Passivum .... 1000 fl. somit ein Activstand - 27096 fl. 33 kr. dl. Das dritte über Stiftungen (Rechte) und Pflich¬ ten des Hauses: an Stiftungen 66 Nummern, und zwar mit 9 Häusern, Höfen und Hofstätten, 5 Mühlen, 311 Huben, 225'/- Zehenten auf Huben, 1 Weingarten, 4 unmittelbar zum Arondissement von Sittich gehörigen Pfarren mit 80 Filialen und 7226 fl. und 383 Mark Geld, an Pflichten 3332 Messen und 73 Anniversarien in jedem Jahre; das vierte über die Bibliothek; das fünfte über die Apotheke. Das Stifts-Gebäude wurde in landesfürstliches Eigenthum für den Religionsfond übernommen, an Per¬ sonen des Stiftes und andere wurden an rückständigen Zahlungen 8260 fl. 36'/« kr. ausgefolgt, an die k. k. Reli¬ gionskasse in Laibach 686 fl. 43 kr. baar abgeführt. Der Exabt Franz Xaver Freiherr von Tausferer, Erzpriester in Oberkrain und bevollmächtigter Depositen- Commissär, erhielt an Kirchenwäsche und Paramenten 110 im Werthe von 129 fl. 30 kr. und an Kirchenpretiosen und Silber im Werthe von 1992 fl. 3 kr. 2 dl.; der Pfarradministrator von Sittich erhielt an Silber ein Ostensorium, zwei Ciborieu, drei Canontafeln mit silber¬ nen Leisten, vier ordinäre Kelche, Parameute, Wäsche und sonstige nöthige Sakristei-Einrichtung. Die ansehnliche, höchst werthvolle, besonders durch viele Manuskripte bedeutende Bibliothek kam mit den übrigen der aufgehobenen krain. Klöster nach Laibach, wo sodann alle die Schätze sammt der kostbaren Büchersamm¬ lung der 1767 durch Maria Theresia gegründeten, aber 1787 wieder aufgelösten krain. Ackerbaugesellschaft dem Moder und der Verschleppung bis 1791 überlassen blie¬ ben, in welchem Jahre Kaiser Leopold auf Vorstellung der krain. Landschaft die Errichtuung einer öffentlichen, der gegenwärtigen k. k. Studieubibliothek in Laibach ') anordnete, in welcher nun auch die Reste der Sitticher Bibliothek ihre Bewahrung fanden. Die Medicamente wurden dem Sitticher Wund¬ ärzte Ebert zum Verbrauche für die gestifteten in Loco befindlichen 14 Spitäler (Pfründner) und an andere arme Unterthanen übergeben. Im I. 1798 wurden die Einkünfte von Sittich dem Laibacher Fürsterzbischofe Michael Freiherrn von Bri- gido (1787 —1806) für seine Person und gegen Abtre¬ tung anderer Güter übergeben, fielen aber nach seinem Tode wieder an den Religionsfond zurück. Abt Franz Xaver Freiherr von Taufferer starb am 23. Mai 1789 in Laibach, und ward auf dem Schlosse 9 Vergl. meinen Aufsaß: „Die k. k. Stndienbibl. in Laibach«. Oest. Wochenschrift 1864. Nr. 22. 23. 24. 111 seiner Familie in Weixelburg begraben; Fabiani als Abbe, wie er sich aus dem Titelblatte seiner (Wien 1789 erschienenen) Grundzüge der christl. Sittenlehre nannte, im Jahre 1794 im allgemeinen Wiener Hospital; der Novizenmeister Johann B. Radio (ein Görzer), der nach der Aufhebung eine Zeit in Rein gelebt, 1810 in Laibach; ebenda der Prior Zumpe 1835 und im selben Jahre auch noch der letzte von allen Sitticher Mönchen Laurenz von Schluderbach, der ein Canonicat in Laibach iunegehabt! Sittich, das „alte", „berühmte", „fürstliche" Stift, wie es die Päpste und Kaiser in ihren Bestäti¬ gungsbriefen seiner auf ewige Zeiten lautenden Privile¬ gien und Freiheiten genannt, war gefallen, dasselbe Stift, das einen guten Theil des Landes — fast ganz Unterkrain — in fruchtbaren Boden umgewandelt, das in den schweren Zeiten der Osmanen-Kämpfe wiederholt des Feindes Macht mit Aufopferung seiner selbst gebro¬ chen, das in allen spätern Kriegen Oesterreichs mannhaft und treu zur Dynastie gestanden, es war gefallen durch die überwältigende Kraft seiner alten Gegner. Heute helfen keine Klagen mehr — wir wollen sie auch nicht weiter erheben und schließen mit dem Hinweise auf das eine Moment, daß es nämlich eine äußerst inter¬ essante und dankenswerthe Arbeit wäre, die mit dem Abzüge der gelehrten Brüder aus Sittich, Landstraß und Freudenthal unmittelbar zusammenhängende Abnahme des socialen Lebens des Landes, wie sie alsbald nach allen Richtungen hervortrat, aufzuzeigen und zu zeigen, wie dies noch heute fortwirkt! 113 Die Geyennbte Albert und Peter. Albert, aus dem altkärntischen Geschlecht derer von Lindeck, wurde 1388 zum Abte von Sittich ge¬ wählt'). JmJahre 1388,28. Juni,finden wir ihn im einer OberburgerUrkunde als „Executor" und, Commissarius" Papst Urban VI., als welcher er demKlosterOberburg ?) die Pfarren St. Maria in Fraslau, St. Georg in Schal- lach und St. Michael in Pailenstein eiuverleibt, jedoch mit der Last auf denselben fortwährend Vicare mit aus¬ gesprochener Pension zu unterhalten °). Wie Albert des ihm von seinen Brüdern anver¬ trauten Amtes gewaltet, wird der Verlauf des zwischen ihm und seinem Gegenabte abgeführten Processes zeigen; hier zu Beginn sei nur vorerwähnt, in welchem Zustande er das Stift überkommen! Patriarch Johann von Aquileja hat dem Gottes¬ hause in Sittich 1389 (24. März) die Pfarre St. Veit (bei Sittich) einverleibt. Zur Begründung dieses Aktes wird in dem darauf bezüglichen Briefe die Lage unserer Cisterze so geschildert. Es wird hervorgehoben: 1. daß das Stift sehr geringe Einkünfte habe; 2. daß die Uebung der herkömmlichen Gastfreundschaft es arg drücke; 3. daß die Härte der weltlichen Macht allzu groß sei,' daher das Klo« <) M. S. von Sittich. r) in der untern Steiermark (im Sannthale)', seit 1461 mit kurzer Un¬ terbrechung bis heute Fondsherrschast des Laibacher Bisthums. 3) Orig. Perg, im Archiv von Oberburg. 8 114 ster an seinen Einkünften und Geschäften Scha¬ den leide, in seinen Gebäuden demV erfülle nahe, und ob der schwer erschwinglichen hohen Abga¬ ben und Leistungen an den Landesfürsten fast verlassen dastehe; 4. daß mehr Religiösen zum Ein¬ tritte in's Kloster sich finden würden, wenn die Mittel zu besserem Unterhalte vorhanden wären; 5. daß dasselbe dennoch 150 Personen, Priester und Laien, erhalte, ob¬ schon wegen des herrschenden Mangels schwer; schließlich 6. daß dieDemuth der Religiösen eine große sei, die es sich gewöhnt haben, unter der nicht geringen Strenge der Or¬ densregel in einem Kloster zu leben, dessen Haus mit einem Kerker gleichbedeutend sei H. So fand Abt Albert Stift und Convent! — Was war — fragt man Angesichts solcher Schilderung — des Neugewählten erste Pflicht; die Antwort lautet: größte Sparsamkeit im Haushalte und strenges Fest¬ halten an den Regeln seines heiligen Ordens. Hat er dies erfüllt? Nein! Wir wollen in unsererDarstellung nicht vergreisen, und erzählen daher an der Hand des Chronisten Alanus den Hergang der Abdankung Alberts, der Erwählung Pe¬ ters, des Wiederauftretens des freiwillig zurückgetretenen „Abgedankten", der dadurch herbeigeführten Katastrophen unter den Brüdern und der endlichen Beilegung des Streites durch den Ordensobern, den trefflichen Abt Angelus von Rein! Alanus schreibt zum Jahre 1404 mit Hinblick auf Puzel's Chronik: Lonaniasss rvor iUuni, ion sniin inortuuin, ssä ob suain inalitiosarn vitae institutionsin st Nonastsrii rsotionsni a Domino ^.NAsIo Visitators st Oonvsntus volnntats äs^ositnm Inisss l^rsliivum nostruin som^robat, ^>ront ^roess- «ns inASns äossbit. Dstrum II. s Arsmio nostro Unnsnsi Oslisrarium maforsm basta Lisstions oan- onisa suiin losnm snbstitutum 6886 verum sst, ^>ost- guam prasbatus Vibsrtus sui äi^nitatsin ooram Visitators, Abbati st sonvsntu suo, ns xosnas or- ciinis in ipsum jam latas beriet, resiZ-nav it. Vi8ita- tio sonti^it boo anno Isria ^narta ^>ost Isstum 8. «laoobi V.po8toli iä 68t 30. IurU)U8 rstrosotis tsmp>ori- l)U8 sorani Iionsstis Aravibus atc^us 6äs ciiAnis p»sr- soiiis kuit p>u5Uoa vox st laniu.) Albert habe in der Visitation Besserung in Allem versprochen, auf ihre Für¬ bitte habe Abt Angelus von den "Sentenzen" Umgang genommen und sich mit Alberts Versprechen der smsn- ciatio begnügt, jedoch mit dem: wenn er sich nicht bes¬ sern sollte («guoci non sinsnciuvorit), daß er (Angelus) und seine Nachfolger in Rein nach den päpstlichen Insti¬ tutionen und denen des Ordens über ihn richten sollten.') Dieser Brief war gegeben: pn-oxinm tsria p»08t 1s8tnni Jacobi ^.p>08toIi anno 1404. Es währt nicht ein Jahr, so erläßt der Ordinarius von Rein einen Citationsbrief an den Sittich er — ciäo. Rein (in tssto nativitati8 8. choanni8 Lapt.)24. Juni 1405, — in welchem er ihn auf den 13. Juli zur Ab¬ haltung des Kapitels nach Rein bescheidet, um Bericht zu erstatten: über den gegenwärtigen Stand des Klosters, üb er die Expensen und Schulden seit der letzten Visitation, für den Fall des Nichterschei¬ nens mit scharfem Vorgänge drohend! -) Unter einem richtet er an Marquard den Prior, Andreas den Senior, und an den ganzen Convent von Sittich ein Schreiben, worin er sie auffordert, 7 Brüder, die zugleich Professen und von guter religiöser Gesinnung wären, ebenfalls zum 13. Juli hcraufzusenden. O Alan. II. 32 I. -) Alan. II. 42. 119 Die Deputirten sollten von allen Vorgängen im Kloster gut unterrichtet sein und mitganzerVollmacht aus¬ gerüstet erscheinen (st sutkisisns manäatuiu Iiadsntss). Auch den Brüdern empfiehlt der Ordinarius genaue Be¬ achtung dieses Befehls — sonst werde er strenge vor¬ gehen'). Am 6. Juli versammeln sich denn die Brüder in Sittich im Krankenzimmer des Klosters im Beisein der ehrbaren und frommen Herren und Brüder: Michael von Zedlitz, Hugo von Alba, Albert von Freyberg und Johann Pock von Speier, Klerikern der Prager, Neuburger und Speierer Diöcese. Das Instrument der nun vorgenommeneu Wahl der Abgeordneten fertigt Andreas Leutbin von Zwettl, Kleriker der Passauer Diöcese, aus, der das Amt eines öffentlichen kaiserlichen Notars bekleidete. Als activ wahlberechtigt erscheinen aufgeführt die Brüder: Peter Kröpfel, Erhard „LervUor", Nikolaus Preyß, Johann „inllrnmrius", Bernhard „sudoslls- rarius", Shmon „oamsrarius^, Nikolaus Krügel, Mar¬ tin „sudoustos" und Bartholomäus von Neustadt. Aus der Wahlurne gehen hervor: Andreas Senior, Mar- quard Prior, Johann Schörtel Subprior, Peter ,,Aranariu8'st Conrad äsib'ransonia. Johann „Osle- rarius" und Ulrich der Schwabe. Die den Gewählten von ihren Mitbrüdern ausgestellte Vollmacht lautet aber dahin: sie haben alle Gewalt zu klagen über die Verbre¬ chen und Gebrechen im Stifte, sowohl in geistlicher als weltlicher Beziehung, und können solche Klage richten gegen jede dem Kloster angehörige Person ja selbst gegen >) Alan. II. x. 43. 120 den Abt Albert; sie haben alle Gewalt, die Wahrheit des von ihnen Borzubringenden vor dem Capitel zu beschwö¬ ren, sie haben alle Gewalt im Allgemeinen und für alle Folgen. Und speciell für den Fall, wenn Abt Al¬ bert abdanken und von der Leitung des Stiftes zurücktreten sollte oder gar durch den Ordinarius abgesetzt würde, haben dieBertreter und Boten die Gewalt und die volle Freiheit, einen taug¬ lichen, ehrbaren, wohlgesitteten, im geistlichen und weltlichen Leben tadellosen Bruder zum Abte zu wählen und zu ernennen aus ihrer oder der Daheimgebliebenen Mitte, ja selbst den Bruder eines andern Stiftes dürften sie wählen, wenn es ihnen ersprießlich und noth- wendig erscheinen sollte. Fände, heißt es am Schlüsse des Gewaltbriefes, eine solche Neuwahl in Gegenwart des Ordinarius Statt, so möchten sie gleich die Confirmation des Neugewälten ansuchen '). Das Kapitel fand Statt und hatte den Rücktritt des Abtes Albert sowie die Wahl des hisherigen Oberkeller¬ meisters von Rein Peter Limbschak, an dessen Stelle, zur Folge. Der Chronist von Rein schreibt darüber: Insupsr ooniparontibus ^rockioto ^.Iborto et soptern Iratrillus eonventuslibus in torrnino et loco ipsis oonstitutis, ckivsrsis llinc inäs llabitis traotatibus äe rsiorrnac ione Ltatus Nonastsiii in Zittioll, tanäern prellietus zuoruna rnaloruin oon- soius viäonsgus sil>i riAorern oräinis inaininere, potius eleZ-it, sponto oscksrs, «puarn sentsntias sibi juxta Statuts, Orckinis inliiAenckas sxspsotare. kost e- i) Alan. tl- 45. f. 121 gU8 0088ionoin i p 8 s icksm ^1bortu8 0t alü Litti- L6N868 krati'68 äoniinurn kotruni pro tuno in Huna ^lasoroin Oolloruriuin oonoorckitor olsAsrunt: ot silli proko88ion6in kooorunt ot in Uona8tsrio proprio oon8tituti ip8i ot onino8 alii proko88i ibiäow, äiotuin. olootuin, oonlirniatuni ot in8titutuin pro Abbate vorn tonuorunt H. Abt Albert war also freiwillig zurückgetreten und hatte selbst im Vereine mit den Sitticher Brüdern den neuen Abt gewählt! Diese zweiMomente aus der Aufzeichnung des Alauns, welche durch den erhaltenen Bestäti¬ gungsbrief der im Kapitel anwesendenAebte Friedrich von Zwettl und Jacob Senior in Neuberg erhärtet werden ?), in üss en für die Beurtheilung der kommenden Ereignisse unverrückt im Auge behalten wer¬ den! Der neue Abt Peter von Sittich „weiland Ober¬ kellner zu Rewen", wird acht Tage nach der Wahl vom Herzoge Ernst dem Hauptmann in Krain Hans dem Neudecker und seinen Nachfolgern empfohlen, „den auch — wie es in dem Brief (ääo. Pruck auf der Mur, Eritag vor Maria Magdalena, 21. Juli, 1405), heißt — ir Weiser der Abpt zu Reweu hat bestet sammt allen seinen fachen, in, und sein Gotshaus, ckirchen, Lewt vnd guüter" 3). Dem abgetretenen Abte wurde vom Ordinarius auf Einrathen des Neugewählen und der Brüder von -) Alan II. 46- f. 2) Datum in Hovomouts Dom. 1405 tu dis 8. Nartru Lxxi et 6oulessoris (11. Nov.) Reiner-Archiv. ») Alan. II. 51. 122 Sittich eine Provision ausgeworfen, nicht etwa, weil er sie ver d i e n te, schreibt Alan, sondern ans dem Grunde, um die von ihm und seinen Freunden dem Stifte wider Gebühr geschaffenen Mißverhältnisse leichter ver¬ bessern zu können und ihn selbst für die Zukunft zufrie¬ den und ruhig zu machen. Der darüber ausgestellte Brief, der außer der Be¬ stimmung des Jahrgehaltes auch des „resignirten Abtes" ferneres Verhältniß zum Stifte und sein geistliches und weltliches Leben in der Cisterze scharf bezeichnet und um- gränzt — datirt vom Tage der Abdankung im Kapitel, dem 13. Juli 1405. Zur Hilfe in der Verrichtung der gottesdienst¬ lichen Funktionen wirdihmein Kapellan') (onpollauus) beigcgebcn, und zwar ein solcher, der nicht schon mit an- i) Der Dienst des Kapellans ist folgendermaßen präcisirt: Nie si- c^uillein frater srdi pro oaxsllano llsxntatns xost xriinnin sive ssonnllunr nooturnnm, xront tsnrxns sxsgerit, exirs xorsrit, nt onin xrasfato Domino Hlldsrto Iroras legat atgns eoinxleat all inissarn xndlieain all eirornin rsvertatnr. Oo- tillianis stiain llsdst intsrssss oapitulis, olficia SUN in inis- sis lsgenllis atgus cantanäis, invitatorinrn, Isetnranr insn- sae faeiat ad alüs vero Noris eanoniois non astringitnr, xrasäietis oikioils reinanet adsolntns, et xost eoraxlstorinin in soclssia llscantatnin adsgns äilations lledet se all oonr- innne Dorinitoriuin sient oetsr! fratres Oonventnales xrae- sentars. In ssn regnlarinin st earnalinrn illsin frater legsin, Ivoa, st tsinxns raors rslignornin fratrnrn eonvsntnaliunr xer oinnia odssrvadit. Onrn vero xrsäietns frater otlioinin pridlics inisss invitatoris Isotnras inensas ex.oräins faoiet, ixss xsr totain ssxtirnanain rsinansdit in eonvsntn st alias frater lliotv Donrino .VIdsrto xsr illein tsinxns llsxu- taditnr, gni seenin legat st sidi serviet inollo et fvrina su- praserixtis. 123 dern „nützlicheren" Klostergeschäften betraut ist (czui uti- lioribus monastsrii otfteift non buerit oeonpatus); vom Chor, von Meßlesen und Co nventgeschäft en ist er als Senior freigesprochen; zur Wohnung wird ihm auf Lebenszeit ein neues Haus zwischen Kirche und Convent mit allem Zugchör, einem großen Vorplatze bei der Mühle, einem kleinen Fischteiche u. s. w. angewiesen; die Beistellung des Brennholzes zum Kochen und Heizen durch das Klosterfuhrwerk zugesichert; was das Sp eisen betrifft, soll es so gehalten werden: er soll täglich zwei Rationen Wein, zwölf Brode, zu üblicher Zeit acht Eier, und Käse gleich dem Prior erhalten, die Mahlzeiten (die einzelnen Gerichte und namentlich Fleischspeisen an den erlaubten Tagen), sollen ihm Mittag nndAbends gleich dem Abte im Stifte gereicht werden, in Abwesenheit des Ab¬ tes aber sei ihm täglich, mit Ausnahme der Advent- und Fastenzeit, einSchöpsezu reichen; inderKleidung ist er dem Prior gleichgehalten; es werden ihm zwei Wein¬ berge zugewiesen, die er jedoch aus eigenen Mitteln muß bearbeiten lassen; es wird ihm die Summe von drei Talenten Wiener Denare zu vier Terminen in Barem ausgeworfen, um das Nöthige zu bestreiten, welche Provi¬ sion an Geld jedoch durch Überschreitungen der Ordens¬ statute verwirkbar ist; der freie Umgang und das „not¬ wendige" Gespräch sind ihm nach Maßgabe der Or¬ densstatute an den erlaubten Orten, zu erlaubter Zeit und mit den zugelassenen Personen innerhalb der Kloster ¬ mauern jederzeit gestattet, ohne früher erst die Erlaubnis dazu einholen zu müssen; allen Stiftsangehörigen wird aufgetragen, den Senior Albert nicht zu beleidigen, er hingegen wird ermahnt, dem Abte zu gehorsamen, und ihm zugleich in Aussicht gestellt, für den Fall, daß er oder 124 seine Gönner gegen den neuen Zustand des Stiftes druch Auflehnung („relmllsmäo") etwas unternehmen sollten, der ganzen angeführten Provision verlustig zu werden! ') Wir sehen aus dieser Anführung, daß für die Be¬ dürfnisse des von seiner Würde zurückgetretenen Abtes in sehr anständigerWeise gesorgt wurde, und daß dem Stifte für seine Erhaltung keine geringen Ausgaben erwuchsen. Es ist dieser Umstand um so mehr zu würdigen, wenn man die Reihe jener Schuldposten überblickt, die Albert seinem Kloster aufgehäuft hatte. Wir finden bei Alan die genaue ziffermäßige Zusammenstellung aller Schul¬ den, die der neue Abt Peter zur Tilgung übernahm. Die Gesammtsumme beträgt 3035 Gulden und 338 Pfund Wiener Pfennige. Die Liste im Detail lautet: krimo Friderichen dem Lindeckher (des Akten Bruder) IIIO Gulden und DXVI Gulden, dar- umb er prieff hat. Item dem Lindeckher DX march schilling und IXXII schilliug. Item Friedrichen Lindeckher 0 Gulden, dafür stant ime 7 Hueben. Item demselben XD fl. dafür hat er ime geben zwen Huben auf sein lebtag und sein weib. Item dem Herrn Görgen dem Gall 2 Hund, fl-, dar- umb er prieffe hat. Item Ulreichen dem Tenikher 4 Hund. fl. und 40 march schilling, darum er prieffe hat. Item Herrn Ruodliebs frawen 32 fl. 0 Alan II. 48. ff. -) Alan II. 52. f. 125 Itsm Grego rio dem Augustiner 60 fl. daurmb er des Gotshaus brieff hot. Itsru dem Gumpeler zu Weichselburg 60 fl. Itom dem Paul Glogwitzer XI Pfund, darum er des Gotshaus prieff hat. Item den zwei Pfarrern in der Reifnitz und Guten- se ld hundert HX fl. Item Seifriden dem Gallenberger 200 und 22 fl. Item Herrn Albrechten von Kosiak und Michaeln dem Reichenburger bleibt man an Wein schuldig 72 mark schilling. Item einem Pfaffen 5 Pfund an chesen. Itsm zu Lasintz 10 mark schilling Item so hat er von unserer -Frauen der Herzogin (Biridis)empfangen zu Leibgedinge 1400fl Item Herrn Ulrichen 24 fl. Item Herrn Dieterichen für sein „Dienst" 40 fl. Item Herrn Hornberger für sein Dienst 20 fl. Itsm Peterl für sein Dienst 35 fl. Item Jörgen dem Glogwitzer für sein Dienst 90 Pfund dl. Item Caspar Wue s 4 Pfund II fl. Item Hensel dem Marstaller 12 Pfund. Was in diesem Verzeichnisse gegen Abt Albert be¬ sonders spricht sind die letztangeführten Ausstände für Dienstleistungen! Dem oben genannten Paul Glogwitzer hatte er im Vereine mit seinem Bruder „zwei Briefe niedergelegt", die auf 276 fl. und 40 Mark Schillinge lauteten, und die das Gotteshaus von Sittich dem sel. Teniker und seinen Erben „gelten" sollte. In Betreff dieser Schuld ist nun ein Cessionsbrief „Albrechts des altherrn zu Sittich" vor- 126 Händen (ääo. Mitich vor Avguštini 26. August 1405). Daraus erhellt, daß er sich mit dem Abte Peter dahin geeinigt, daß diese Briese dem Gotteshause Sittich „ledich- leich gevallen", dafür sollen „ewiglich zwo meß in der Wochen auf des heiligen chrewz altar sprechen vnd Jar- tag in dem Jar nach des Ordensgewonheit vnd schol den Herrn die phrünt zu den Zeiten Peffern" und es solle nach des Ordens Gewohnheit seinem Bruder, Fridreich dem Lindekher,ein Stiftbrief darüber aufgerichtet wer¬ den; als Pfand dafür, daß er beim Bruder die Einwilli¬ gung auf dieHälfte ausrichten werde, legt er seinen Pro¬ visumbrief zu den zwei in den Händen des Glogwitzer befindlichen Briefen. Er siegelt mit dem Siegel seines lieben Freundes Hans von Kosiak, Pflegers von Schärf¬ fenberg, der es auf „fleißiges Bitten" seines Bruders Albrecht (vielleicht richtiger: Friedrich) gethan hat. ^) Es ist uns dieser Brief ein Beweis von dem zur Eintracht geneigten Sinne des Abtes Peter und seines Conventes in dem neuen Verhältnisse zu Albert. Wie trug dieser, fragen wir nun, seine so ganz selbstverschuldete Lage; sind Anzeichen darüber vorhanden, daß er sie in Demuth ertragen und sich den Forderungen des Provisumbriefes gefügig gezeigt?—Im Gegentheile! Gleich im October desselben Jahres noch bringt der Ordinarius in Erfahrung, daß der Senior aus und eingehe im Kloster wie es ihm beliebe undohne die Erlaubniß des Abtes einzuholen, und daß er auch sonst die Positionen des Provisionsbriefes überschreite; in einem daraufbezüglichen Schreiben an ihn bedroht ihn der Abt von Rein mit der Excommunication und er- l) Alan. II. 51 k. 127 mahnt ihn zum Frieden (ääo. Rein in Crastino S. Lucae Evang. 19. October 1405.)') Unter dem gleichen Datum schreibt Abt Angelus an Abt Peter, aus welchem Briefe wir Näheres über die bereits eingetrctene, durch Albert bewirkte Spaltung erfahren. Der Ordinarius verspricht darin dem neuen Abte seinen vollen Beistand gegen den Albert Lindecker, „welcher nicht aufhört mit giftigem Munde unfern guten Ruf zu zerfleischen" (vixxsrmo ovs non oessat laaerars 1s.ms.ru nostram utc^us veram), „doch werde — sagt der Ordinarius — Albert selbst hineingerathen in die Falle der Verwirrung und des Skandals, die er aufzurichten bemüht sei" (ixss iimiäet in Is.cjueum oouimsiouis et seauckali, cjnvm teteuäit), er verspricht ihm jeden Rath, jede Hilfe, jede Gunst, ja er verspricht sogar, ihn nach Wien zu begleiten — wir werden gleich hören, warum Abt Peter dahin reisen sollte — wenn es ihm anders seine Gesundheit und ein eben bevorstehendes hartes Geschäft zulassen würden. Am Schlüsse seines Schreibens gratulirt Abt Angelus unse¬ rem Abte, daß er sich der Gunst und Freundschaft des mächtigen Grafen von Ortemburg erfreue, dessen gute Gesinnung er (Abt) durch Dienste und Zuvorkommen¬ heiten cultiviren solle — natürlich nach Möglichkeit (s.ä p088ibiIitatis mockulum). Alles übrige — schreibt er — was er (Ordinarius) ihm mitzutheilen habe, werde der „getreue" Andreas mündlich ausrichten, diesen habe er auch als Anwalt nach Rom bestimmt, wo er daun auch die Klagen Peters werde vorbringen können-). -) Alan. II. 54 I. -) Alan. II. .53 k. 128 Das Bestallungsmandat fürAndreasLewtwin als Vertreter des Stiftes Rein bei der römischen Curie iu geistlichen und weltlichen Dingen datirt von Rein XII. oulsuclus Novembr. (21. October) 1405 '). Alan meint, daß diese Sendung mit hervorgerufen worden durch den Streit zwischen Peter und Albert, und er mag so unrecht nicht haben, denn schon war der Zwist in voll¬ ster Entwickelung. Albert hatte den Abten Peter, der ihm seine Ungebührlichkeiten nicht wollte ruhig hingehen lassen, beim Hauptmann von Krain (Seifried dem Gallen¬ berger, dem, wie erinnerlich, das Stift 222 fl. schuldete) und seinen Rathen angeklagt, nnd >Abt Peter war demzufolge vom Herzoge Wilhelm auf den St. Katharinatag (25. Nov.) nach Wien beschicken worden. Wir erfahren dies aus einem Entschuldigungsschreiben des Reiner Abtes an den herzoglichen Protonotar Rüdiger: daß er zur Schlichtung des Streites zwischen den Aebten von Heiligenkreuz und Zwettl auf den 8. November vorgeru¬ fen, wegen mit einigen Edlen abzuwickelnder Geschäfte nicht erscheinen könne, wohl aber mit Abt Peter von Sittich zugleich in Wien einzutreffen hoffe. H Alan fuhrt nun an, wie Albert sich im Convente Anhänger zu verschaffen gewußt, wie er dann vereint mit ihnen den neuen Abten beim Hauptmann von Krain an¬ geklagt und vorgebracht: er sei mit Gewalt abgesetzt wor¬ den, wie hierauf — was schon erwähnt, der Herzog beide Theile nach Wien auf den St. Katharinatag vorge¬ laden und dazu auch die Aebte von Rein, Heiligen¬ kreuz, Viktring, Zwettl, Lilienfeld und Neuberg >) Alan. II. 55 c. ff ääo. Unn» in 61« Oinnium Lanetoruw 1405. — XlLn. 11.56. 129 und wie dann schließlich nach vielen Verhandlungen Abt Peter als der wahre Prälat von Sittich erkannt worden sei! Doch kehren wir zu den Ereignissen zurück, die dem herzoglichen Berufschreiben unmittelbar folgten. Es ist in der Nachtwache vor dem Feste Allerheili¬ gen, daß sich der dem neuen Abte Peter ergebene Con¬ vent von Sittich den SeniorAndreas, den Getreidemeister Peter und den Prior Johannes an der Spitze, an den Abt von Rein mit der Bitte wenden, er möge ihnen gegen Albert beistehen. In diesem Briefe weisen sie des Albert Anschuldigung wegen gewaltsamer Absetzung entschieden zurück. „eurn eniin eonstst, kpaoä ickein senior spon¬ tanes, voluntate st non eossto inoäo ipssin^llbssisin rssiAnsvit", und da sie nach geschehener freiwilliger Ab¬ dankung des Senior Albert den Abt Peter nach allen For¬ men der heil. Ordensregel eingesetzt ^). Wenige Tage später wenden sich dieselben an den, wie wir gesehen, ebenfalls nach Wien berufenen Abt von Viktring, indem sie ihm vorerst die ganze Angelegenheit vorbringen und unter einem erzählen, wie unlängst viele Adelige inRudolfsdorfzusammengekommen, darunter auch die Grafen von Cilli und Ortenburg, und wie Albert mit seinem Bruder auch dabei gewesen und sich von den Versammelten aus seine Anklagen gegen Abt Peter und den Abt von Rein Zeugbriefe für das ihm zugefügteUn- recht (littsrss testiinonisles in esckein esuss. super insuriis sibi illatis) erwirkt habe, nur der Graf von Ortenburg habe ihnen keinen ausgestellt. Sie bitten >) I. e. II. 57. I. e. idiä. 9 130 den Abt, er möge ja gewiß am angesetzten Tage in Wien erscheinen '). Am selben Tage (b.November) bestimmte der Con¬ vent von Sittich in dem Senior Andreas seinen Prokura¬ tor bei der in Wien zu pflegenden Verhandlung ?). Gleichwie aber die auf Schädigung der Abtei Sit¬ tich ausgehenden Cavaliere in Krain für ihren Freund, den egoistischen schlechten Albert, Zeugbriefe ausgestellt haben, so erhält der Convent von Sittich einen solchen von seinen Brüdern in Rein, die ^eine dem geistlichen Hause von Sittich etwa erwachsende Schmach, als zu¬ gleich für ihr eigenes Haus in Rein, ja für den ganzen heiligen Orden höchst gefahrbringend ansehen; es fertigen Friedrich Prior, Nikolaus Mur Kellermeister, Martin Subprior, Johann Ekhard Krankenmeister, Nikolaus Pförtner, Ulrich Kämmerer, Heinrich Unterkellermeister, Berthold von Neustadt, Konrad vou Krems, Michael Ge¬ treidemeister, Johannes von Bruck Gastmeister und der ganze Convent diesen Brief am Tage des heil. Bischofs und Bekenners Martin (11. Nov.) Und nicht bloß bei diesem allgemein gehaltenen Einstehen für die Sache der bedrängten Sitticher läßt es -die^Confraternität in Rein bewenden, sie tritt unmittelbar an den Fürsten, der die streitenden Parteien vor sich be¬ rufen, den Herzog Wilhelm mit der Bitte hin, er möge den Sittichern und ihrem wahren Abte Peter gnädig sein. Alanus theilt das bezügliche Bittschreiben wörtlich mit; es lautet: Vnser andechtiges gehet in got vnd die- l) Alan. II. 58. -) Alan. II. 58. -) Alan. II. 59. 131 wütige gehorsam wisset vor zu aller Zeit! Hochgeporener Fürst vnd genediger Herr! Es ist an vns chomen, wie Prüder Albrecht der Lindeckher, alther ze Sitich euren Gnaden hat fürpracht, daß vnser Herr der apt von Rewn in von der Epteh zu Sitich wider recht abgesezt hat, da- ivon schol ewer fürstlich gnad wissen, das vns das chunt vnd zewissen ist, vnd wir sagen auch das pey unfern trewen, das der egenand Lindeckher gar willichleich vnd unbetrungen von der Ebteh datze Sitich getreten hat vnd er in offenem Capitel davon gepeten hat, da mer dann viertzig erber Person vnsers ordens peh gewesen sind. Darnach an den andern Tage hat er awer unbezwun- genlich und ungenött in offenem Capitel erwölt mitsampt andern conventprüdern von Sitich mit gemeinen rate an alle missehellung zu einen Abpt datze Sitich den erbern geistlaichen Herrn, Herrn Petern, der zu den Zeiten vnser vberchelner was, und von Jugend auf in vnserm Closter erzogen ist, vnd sich auch an allen stücken erberlich vnd geistleich enthalten hat. Vnd nachdem er wallet vnd bestettet was nach vnsers Ordens Rechten vnd gewohn- heiten, da verhies der Lindeckher dem newen abbt Hern petern gehorsam Hintz an sein tod und tet im profeß als ein münich seinem apt tunn schol, dapeh seh wir alle ge¬ wesen mit sampt andern Herrn von andern Chlöstern. Davon versteht ewer fürstliche gnad wol, daß er vnsern Herrn den abpt von Rein vngutleich tut vnd eins für- Lringt, das sich also nicht ervindet, auch ist vns anchomen das der egenannt prüder Albrecht gar ungeneme rede getan hat von unfern Herrn dem abpt vnd in übel hat gen ewer Gnaden gedacht, daran er wider .sein gewissen getan hat, und seinen Orden und seiner geistlichen czucht gar übel anstet. Schol awer fürstleich gnaden wissen, daß 9 * 132 vnser Herr der abpt ein geistlicher frummer erber Herr ist, und gotzdienst vnd den orden vnd geistlichen zücht lieb hat, das vns nicht alleine chunt vnd zewissen ist sondern es ist auch zewissen viel Ebtten vnd Personen vnseres Ordens in andern Clöstern, dann er in dem Orden wol erchant ist, davon genediger Fürst, ob der egenante Lin- deckher icht anders fürgepracht wider sein ere oder wider sein guten Lewnt (Leumund) so tut er im vnguetleich vnd auch eins, das sich also nicht ervindet in der Klar¬ heit. Vnd darum bitten wir alle gemeinichleich ewer fürst¬ lich gnaden, das yr zu vordrist durch gots vnd des heili¬ gen Ordens willen dH zwahungen, die der Lindeckher yczund gar vergilleich hat angevangen, schasst zu verhören vor andern vettern vnd ebtten vnsers ordens also, das vnser orden belibe pch den rechten Frehheiten vnd guten gewonheiten, als es von alter herkomen ist vnd lat ewer Gnaden vnsern Abpt von Rewen vnd auch den erbern Herrn den abpt von Sittich vnd Pehde GotShäuser gene- dichlich enpfoln sein, dannen wir alle mit sampt in den allmechtigen gott nmb ewer fürstliche gnade piten als wir ewch des gepunden sein. Geben zu Rewn 0006V des Suntags nach sand mertines Tag (15. November) '). Eine Abschrift dieses Schreibens sendet der Con¬ vent an den Erzherzog Ernst °), den spätern Regenten von Jnnerösterreich, der von 1410 an in Graz seinen Sitz hatte, gegenwärtig aber noch in Wien weilte. An die bei¬ den Erzherzoge gehen unter demselben Datum des 15. November von Graz zwei Briefe ihrer Brüder ab; es schreibt Herzog Leopold an seinen Bruder Wilhelm und -) Alan. II. 61 f. -) Alan II. «2. 133 Herzog Friedrich an seinen Bruder Ernst: sie möchten in der Sitticher Angelegenheit die Ordensvorsteher ent¬ scheiden lassen '). Die auf den 25. November anberaumte Verhand¬ lung in Wien findet Statt und Abt Angelus von Rein referirt zwei Tage später seinem Convente über den bis¬ herigen Gang. Auf die Aussage der bei Alberts Abdan¬ kung Zugcgengewescnen bestätigen dieses Referat die Aebte Albert von Hciligenkreuz, Conrad von Lilienfeld, Friedrich von Zwettl, Johannes von Viktring, Erhard von Neuperg und weisen den Albert Lindcckher zum Ge¬ horsam wider Peter an; widrigenfalls droht ihm die Versammlung auf Antrag des Ordinarius mit der Ex- commnnikation und Entziehung der Provision ?). Die ebengenannten Aebte erzälcn in einem eigenen Schreiben vom gleichen Tage den gleichen Hergang und stimmen darin der von Angelus ausgesprochenen Drohung der Excommunication vollkommen bei -st. Am selben 27. No¬ vember legt auch Abt Angelus zwei Briefe, den Revers- briefAlbertsüberdie Visitation ddo.letzten Juli 1404 und das dieselbe bestätigende Schreiben der Aebte von Vik¬ tring und Landstraß den Aebten von Heiligenkreuz Lilien¬ feld und Neuperg zur Prüfung und Verification vor, was auch sofort ohne Anstand geschieht st. Wir sehen die Sache der Sitticher am fürstlichen Hoflager in Wien durch die Ordensvorsteher behandelt — wie es jene Bittschreiben der Herzoge aus Graz ge¬ st Alan II. 62 f. 2) Alan. II. 63 ff. st Alan. II. 65 f. st Alan. II. 66. 134 wünscht — und glauben sie durch des Ordinarius Aus¬ spruch beigelegt. Leider ist es nicht der Fall! Wir finden bei Alan die Erzählung davon, wie bald nach derAbreise der Aebte- Albert von Sittich nicht „ablassend von seinem Wahn¬ witze" (uon czuissoerm n sus, vssauia) mit drei Mönchen aus seinem Kloster, mit Marquard, Conrad dem Franken und Johann Longo und mit einer Begleitung von 40 Reitern aus der Zahl seiner Freunde nach Wien zu den Fürsten zog und da mit Bitten und Betteln oder vielmehr — wie die Chronik sagt, mit Spenden von Rossen und Geld einen Wiedereinsetzunzsbrief vom Her¬ zoge Wilhelm erhielt, dessen Adresse an Bruder Ernst lautete, der eben erst als Verweser von Krain in Laibach eingesetzt worden war (ack 8uuru kratrsiw Ouesiu ^.r- irastuiu tuno in oon 8titutuin). Auf Grund dieses Briefes bat Albert sogleich bei Ernst um die Wiedereinführung in „seine" Abtei, was er jedoch für den Augenblick nicht erreichte, da der hochherzige Graf Friedrich von Ortenburg, sowie der edle Herr Friedrich von Walsee und die andern Hüter des Rechtes es wider- riethen; er wurde vielmehr angewiesen, bis zur reiflichen Erörterung der Sache Frieden zu halten, unter einem aber Abt Peter vom Herzoge Ernst nach Laibach citirt 'X Das bezügliche Citationsschreiben lautet: „Erber geist- leicher Lieber andechtiger und getrewer. Wir laßen Dir wissen, daß der Lindeckher der vorvorder vnd widertail vor Uns herchomen ist, davon enpfelchen wir Dir vnd wollen ernstlich das Du auf nu den nächsten chünftigen mitichen auch her für vns chomest vnd Dich gen in ver- antwurtest, so wollen wir ew gen einander verhören. Alan II. 67. 135 Geben ze Laybach am Suntag sand Thomas Abend (20. Dec.) 1405" -). Peter erscheint, und nachdemderHerzog ihn gehört, trägt er ihm aus in Ruhe und Frieden mit Albert zu blei¬ ben, bis er sie vollends „übereinbringen" würde ?). So spricht Herzog Ernst Mittwoch vor dem Neujahrstage. Wenige Wochen später sehen wir die Angelegenheit, statt daß eine Uebereinkunft erzielt worden wäre, in noch größere Verwickelung geraten. Albert, der kein Freund des Zuwartens, hatte nämlich einen Mönch aus dem Be¬ nediktiner-Kloster St. Paul in Kärnten, der in seinem Stifte wegen Verbrechen bestraft und eingekerkert gewesen und dann zum Verrähter geworden, nach Wien als Zwi¬ schenhändler gesendet, um die sogleiche Wiedereinsetzung zu bewirken. Abt Angelus von Rein, als er dies erfuhr, ging wieder nach Wien, berief auch die Brüder-Aebte, die mit ihm das erstemal draußen gewesen, zur Mithilfe dahin und leistetete sofort, mit ihnen vereint, den Machi¬ nationen des genannten Mönches und seiner Helfershel¬ fer, deren es eine große Zahl gab, den entschiedensten Widerstand. Albert aber, davon inKenntniß gesetzt, sandte seinen Bruder Friedrich mit vielen Gaben und Verspre¬ chungen an die Hofleute der Herzoge nach Wien, und so geschah es denn, daß mit einem Male der herzogliche Be¬ fehl in dem Sinne erging: „Albert sei wieder in seinen B esitz einz ufü hren und Abt Peter dessen zu berauben" (t^uoä Albertus ckollot uä po886ssio- nern Poni st Dominus Dotrus s^oliari). Mit bewaffne¬ ter Hand wurde dieses Mandat ausgeführt. Abt Peter ') Alan. II. 67. -) Alan. II. 67. 136 wurde aller seiner Sachen entblößt und — was freilich kaum im Sinne der Fürsten geschah — mit seinen An¬ hängern in den Kerker geworfen. Durch all dies erlitt — wie Alan richtig bemerkt, das Stift Sittich den schwerstenSchaden, der heil.Orden Irrung und Schande, und die Väter, die solche Gefahren erlebten, schweren Zwiespalt ^). Der die Restitution Al¬ berts anordnende herzogliche Befehl lautet wie folgt: Wir Wilhelm vnd Ernst gebrüder von gotes gnaden Her¬ zoge zu Oesterreich, Enbieten unfern getrewen lieben Paulen ab dem Waldres unfern Verweser zu Lahbach vnd hannsen Dem Stamstorffer pfleher zu Scherffenberg vnser gnad vnd alles gut. Wir empfelchen euch ernst vnd wollen, das ir den erbern geistleichen vnsern lieben andechtigen vnd getrewen abt Albrechten den Lindechker der Ebteh zu Sittich unverzogenleich wider in nutz vnd gewer sezet vnd auch dapeh von vnser wegen vestigleich haltet und schermet zu den rechten. Hat aber hemand zu der selben Ebteh zu sprechen, gegen dem scholl sich der egenant Abpt Albrecht verantwurten als recht ist und des mit nichts lasset, wen wir das ernstleich mehnen. Geben zu WhennOonvorsiouisZLti.kauli (25. Jänner) 1406-). Es sind sichere Anzeichen dafür vorhanden, daß Abt Albert, der der vollendetste Heuchler gewesen, und sich der besondern Gunst der Herzogin-Mutter Viridis erfreute —die ihm wie wir gesehen haben, große Sum¬ men dargeliehen — eben die Fürsprache dieser hohen Frau bei den Herzogen genossen und somit auf solchem Wege sein Ziel erreicht habe. O l. c. II. 73, f. -) Alan. II. 74. 137 Genug an dem, es war geschehen — er hatte den Sieg gefeiert und Abt Peter war aus der Abtei gestoßen. Als die Nachricht von diesen traurigen Vorgängen dem Ordinarius von Rein zu Ohren kam, da erstaunte er gewaltig, faßte sich jedoch bald und eilte nach Kärnten zum Viktringer, um mit ihm die Befreiung des Abtes Peter zu berathen; auchder Landstraßcr erschien. Das Resultat die¬ ses Zusammenseins der Prälaten ist eine Beschwerdeschrift die des Alberts Vorgehen die Zeiten her zusammenfaßt und kraft derer er als Verräther und Verächter der hl. Ordensregel erscheint. Es werden 22 Punkte angeführt, deren Uebertretnng er sich schuldig gemacht. 1) Die ge¬ lockerte Disciplin seiner selbst und seiner Mitbrüder trotz mannigfacher Ermahnungen in den Visitationen; 2) der Genuß von Fleischspeisen an vom Orden verbotenen Or¬ ten und Zeiten, auch an weltlichen Tischen zum Skandal des Ordens; 3) die Schändung von Jungfrauen; 4) hat er nicht die vom Papste vorgeschrwbcnen Bursaricn für die Einkünfte des Klosters errichtet, sondern diese Einkünfte selbst eingehoben, nicht redlich oertheilt und das Stift in dieser Hinsicht vielfach bestohlen; 5) Wein in den Wein¬ bergen für das Kloster gelest in die Taferne gegeben, wenig ausgetheilt und die Lese durch Laien besorgen lassen, die Ordenspersonen ausschließend, gegen das alte Her¬ kommen; 6) die Einkünfte von dem am Klosterthore in der Taferne verkauften Weine mehrere Jahre Zusammen¬ kommen lassen, dann selbst eingehoben und keine Rechnung darüber gelegt; 7) bei Versetzung der Bauern hat er ge¬ gen Gott und Gerechtigkeit verstoßende Geldforderungen eingetrieben und auch darüber keine Rechnung gethan; 8) die armen Bauern im Allgemeinen hart gedrückt, ihnen Vergehen aufgedichtet, sie mit allen möglichen Strafen 138 belegt, dann als sie sich bei Fürsten und Visitatoren be¬ klagt, ihnen Geldsummen ausgepreßt und diese für sich und seine Freunde verwendet; 9) hat er in Betreff der Rechnunglegung in Rein einen Eid geschworen, die hl. Ordensregel zu halten, und ihn fast täglich gebrochen; 10) hat er Jahr- und Tagmessen ohne Erlaubniß des Generalkapitels angenommen, das Geld eingestrichen und so sich und seine Nachfolger verpflichtet, was ein Ver¬ brechen derShmonie; 11) hat er bei verschiedenen Gläu¬ bigern ungeheuere, das Einkommen des Klosters hochüber¬ steigende Summen contrahirt, und kann keinen Grund für solches Schuldenmachen angeben, weßhalb er nach- dem Ordensstatut sx otkieio abzusetzen wäre; 12) hat er nicht die Vorschrift beachtet, zu Berathungen Brüder beizuziehen, sondern hatAlles nach eigenem Ermessen ge¬ tan; 13) hat er die nach altem vollen Rechte zum Stifte gehörigeKirche in Sachsenfeld seinemNesfen zugeschanzt, und genießt davon sein Bruder das Einkommen; 14) hat er das Vikariat St. Beit gegen den Willen des Convents und des Ordinarius verliehen und daraus dem Stifte viel Ungemach und Schaden geschaffen; 15) hat er das heil. Offcium im Chor und im Krankenzimmer sehr nach¬ lässig betrieben; das Silentium nirgends beobachtet; leinene Gewänder selbst getragen und den Brüdern zuge¬ lassen; 16) im Rechtsprechen gegen die Brüder verfährt er so, daß er zugleich als Ankläger, Zeuge und Richter er¬ scheint, wodurch einige zu linde andere zu hart behandelt werden; 17) in seinem Hause finden Versammlungen und Spiele Statt, ohne daß er es verbietet; 18) dem Convent und den Schwachen und Krankliegenden wird durch ihn das Nöthigste vorenthalten, während nicht zumKlosterGe-, hörige, Laien, von den Gütern desselben tractirt werden; 139 19) statt der Lesungen bei Tische nach der Regel des heil. Benedikt füllt der Abt diese Zeit mit weltlichen und oft sehr lasciven Gesprächen aus, woran sich schon Laien skandalisirten; 20) ist der Abt, der doch in Wort und That ein BorbildseinemConvente sein sollte, es weder in dem einen nock dem andern; an den heiligsten Fasttagen geht er aus dem Kloster, liest keine Messe, geht in's Wirthshaus, verkehrt mit verrufenen Weibsleuten, oder läßt sich durch seine Diener, Mädchen in's Kloster laden und mit einer Fülle von Speisen aus seiner Küche bedie¬ nen; 21 ) teilt er seinem Bruder zum Schaden des Stif¬ tes Diener, Pferde und Wagen und manches Andere mit; und 22) abalienirte er bedeutende Possesse des Stiftes gegen die Bestimmungen Papst Benedikt XII. und wäre schon deshalb abzusetzen gewesen. Dies waren die Anwürfe, die Abt Angelus ihm bei den letzten Visitationen vorgehalten und die er selbst ein¬ standen hatte. Doch die Prälaten griffen auch zurück und notirten wieder, was ihm gleich zu Anfang, als er Abt geworden und die ersten Visitationen erfahren, war vorgehalten worden. Im Jahre 1400 nämlich machte man ihn ver¬ antwortlich dafür, daß er einen Priester geschlagen und so excommunicirt zur heil. Messe gegangen; ferner, daß er, als sein Bruder das Schloß Lindeck einahm nach Be¬ hauptung vieler Adeligen, dabei den Verräther gespielt, hierauf neun Wochen umhervagirt, und im Namen des Klosters für sich und seine Boten Schulden gemacht, und schließlich für die Bedrückung der Bauern, für dieSchän- dung der Jungfrauen und für die Einkerkerung eines Bauern und dessen erfolgten Tod. Ja schon 1398 waren ihm durch den damaligen Abt Peter von Rein 16 in den 140 vorangeführten 22 enthaltene Artikel vorgelegt worden, auf die hin er schon damals abzusetzen war. Dieses in Viktring 1406 am 24. Februar (ksria Quarta Lünernin in cs-pits ^nuäruAesiinus) gefertigten und von drei Aebten von Rein, Viktring und Landstraß mit ihren Siegeln versehene Schreiben trägt nun der Abt von Viktring, der heiligen Religion eifrigster Diener — wie ihn Alan nennt — nach Wien zu den Fürsten, und erreicht damit die Befreiung des Abtes Peter, denn die Fürsten verordnen nun, daß die Erörterung der Sit- ticher-Angelegenheit neuerdings vorgenommen werde und citiren demnach zur endlichen Beilegung des Streites beide Theile wieder nach Wien, zu Mittfasten. Herzog Ernst ist eS, der beiden Aebten, Albert und Peter, unter dem gleichen Datum (Wien 9. März) zu¬ schreibt. Aus Ernst's Briefe an AbtAlbert ersehen wir, daß er ihm außer dem Auftrage, „am nächsten Sontage in der Fasten, so man singet 4uäiou," zu erscheinen, auch den Befehl ertheilte „den erbaren und geistleichenPetern, der die Abtey jetzt vor Dir hat inne gehabt" mitsammt dem Reuttenberg, dem Pürsner und andern Mönchen, die er im Gefängniß hatte, frei zu lassen. In diesem Schreiben ist auch davon Erwähnung gethan, daß der Hauptmann in Kärnten Herr Ott von Erenvels das Conventssiegel von Sittich zu des Herzogs Händen verschlossen und ver- petschaftet inne habe ^). Albert leistete dem herzoglichen Befehle Folge und entließ den Abt Peter aus dem Kerker. Der Tag der Ver¬ antwortung in Wien nahte, und es zogen Peter und die andern Aebte hinaus; auch Albert erschien, aber — schreibt -) Alan. II. 74 s. 141 Alan — er hatte seine Stütze an einigen Magnaten in der Umgebung der Herzoge und so konnte er sich mit gutem Rückhalt Allem widersetzen — ja er erhielt sogar aus Befehl der Fürsten wieder das Conventsiegel einge¬ händigt, obschon sich Brüder erhoben und beschwerten '). Es war demnach den Aebten auch diesmal weder durch Bitten noch Zureden gelungen, die Fürsten zur Absetzung Alberts und Rehabilitirung Peters zu bewegen; doch die Sache war noch nicht endgiltig ausgetragen, es war viel¬ mehr ein neuer Termin bestimmt worden. Inzwischen blieb Abt Peter mit seinem Prior und seinem Convente in Rein vom Feste Maria Reinigung bis Christi Geburt; Albert aber zog die Giebigkeiten ein und verbriefte die Güter in der Hoffnung, die Abtei schließlich denn doch zu behaupten. Um ein fingirtes Colorit des rechtlichen Besitzes zu schaffen, bewirkte er es bei dem Bischöfe von Freisin¬ gen, damals Kanzler, und dem Bischöfe von Padua, daß diese dem Castiel Abte von Brondolo zuschrieben, in der Sache als Vicarius aufzutreten und nach der Ordensregel Recht zu sprechen. Castiel schrieb nun dem Abte von Rein und dem Abte Petrus zu und beschied sie nach Viktriug. Bevor er selbst nach Kärnten ging, stellte er in Sittich eine Visitation an, wurde aber, äs czuidus tuit putzlisa vox st lama — wie Alan schreibt — durch Al¬ berts Bestechung mit drei Pferden und 200 fl. dazu ver¬ mocht, ihm anzuhängen, nachdem er auch den Eid seiner Mithelfer (oonsxiratorum) entgegengenommen und un¬ gesetzmäßige Briefe (ini>gna instrumenta) aufgesetzt hatte. -) Alan. II. 80. 142 In Viktring stellten sich dem Vioarius Asnarulis die Aebte Angelus von Rein und die von Viktring, Zwettl und Landstraß scharf entgegen, und verwiesen ihn mit seinem für Albert erflossenen Urtheilsspruche an das Generalcapitel. Er aber nahm dies übel auf, verdammte den Angelus und sein Stift zu einer großen Geldbuße und befestigte Albert in seinen Besitze, wogegen dann spä¬ ter Angelus seine Appelation erhob Z. Was nämlich Abt Angelus bei dieser Zusammen¬ kunft mündlich über Albert ausgesprochen, faßte er, nach Rein zurückgekehrt, in ein Schreiben an Abt Castiel zu¬ sammen, worin er den ganzen Verlauf in Sittich zur Kenntniß des Generalvikärs brachte und mit dem Satze schloß, wie er es für hochnothwendig halte, daß dieses Uebernehmen exemplarisch gestraft werde, damit es ein warnendes werde für „ambitiöse" Mönche anderer Klö¬ ster, denn sonst kämen diese mit der Zeit alle in die Hände von Laien ^). Das Datum dieses Briefes ist der 8. Juni 1406; wenige Tage später (am 21. Juni), wird durch den kais. Notar ein öffentliches Instrument des Convents von Rein aufgesetzt, das den ganzen Sachver¬ halt der Resignation Alberts in Rein, „wo er auf den Boden gestreckt um Verzeihung bat" (p>ro8tratus in ter- rarn vsniain ^eoiit) und der Wahl Peters erzählt und das für das Generalcapitel bestimmt ist Z. Die Angelegenheit von Sittich kam dann auch vor das Generalcapitel, da dieses aber '— wie Abt Castiel selbst schreibt *) — durch viele andere Geschäfte über- l) Alan. II. 81. -) Alan. II. 81 ff. s) Ala» 84 ff. «) Alan. 83 f. 143 häuft und verhindert war, oder mit andern Worten, sich nicht getraute, in einer so heiklen Sache ohne Weiteres zu entscheiden, so übertrug es den Aebten von Heiligenkreuz, Viktring und Landstraß, oder auch zweien von diesen, wenn der dritte sich gehörig entschuldige, die Gewalt mit Abt Angelus von Rein und Peter, das Stift Sittich, wenn der Zugang frei und sicher sei, zu visitiren, und die ganze Sache von Anfang noch einmal durch zu untersuchen, aber ohne Lärm und ohne die Form von Richtern, wenn aber der Zutritt nicht frei sei, so sollten sie den Abt Albert und Andere mit Recht zu berufende Zeugen (inerito vooan- äos) in eine andere Cisterze citiren. Nichterscheinen ohne triftige, stichhältige Entschuldigung sollte strenge geahndet werden; die Resultate der Untersuchung aber sollten dem Generalcapitel vorgelegt werden '). Da der Zutritt nicht frei war und die als Richter eingesetzten Aebte es wahrscheinlich für ersprießlicher hielten, an Ort und Stelle in Sittich selbst als in einem andern entfernteren Stifte die Untersuchung zu führen, so zogen sie (derAbt von Heiligenkreuz, der von Viktring und der von Landstraß) mit einem Hilfskorps (ouiri auxi- liis) des Grafen von Ortenburg in Sittich ein. Der Lin- deckher ergriff sofort inmitten der Nacht mit seinen An¬ hängern die Flucht und eilte zum Grafen von Cilli „ulli ssnsiit «kamna inoenäii" wie Alan der Erzählung beifügt?). Peter wird wieder eingesetzt (1407)! Dem Albert, den nun alle seine Frunde zurückstießen, wird auf Befehl der Fürsten eine Provision in Graz ausgeworfen — 40 Pfd. Wiener Pfennige oder als vil mark schilling ge- 1) Alan. II. 83. f. s) I. v. II. 95. 144 wohnlicher Münz" in zwei Raten, „am St. Jörgen und St. Martinstag", zahlbar ^), wozu später durch Vermitt¬ lung des Abtes Angelus und des Cillier-Grafen, der ihn jedoch nicht hatte bei sich behalten wollen, noch andere Stipulationen hinzu kommen. Angelus geht eben jetzt mit Schonung gegen Albert vor, da er hochzufrieden ist, die altehrwürdige Cisterze Sittich vor dem Untergange geret¬ tet zu haben — denn das Haus hat durch den langen Streit einen Schaden von 3000 fl. genommen, und An¬ gelus selbst 400 fl. dabei eingebüßt ?). Dem Prior Marquard, der mit den Brüdern Con¬ rad, Hanns und Michel „demPreußen", alsHauptanhän- ger Alberts und Unruhstifter genannt wird gestattet Abt Peter in einem andern Kloster im Zeitraum von drei Jahren die Profeß zu thun (»ex osrtm st rationalillus oausm" H. Fragen wir nun darnach, wie Albert sich gegenüber der neuesten Wendung der Dinge fortan verhielt, so zeigt es sich, daß „der Mann mit dem bösen Herzen" — wie Angelus sich ausdrückt — auch jetzt noch keine Ruhe gab, ja daß er seinem Gegen-Abte Peter eine arge Gefahr be¬ reitet — vielleicht gar nach dem Leben getrachtet; in der Quelle, dem Schreiben des Angelus an Peter ^), heißt es nämlich: eouArutulaiuur, Huoä ciso proviäsuts kam Ii orrsucium evasistiZ psrisuium! — <) Alan II. 95 f. r) Alan. I. e. Idiä. 3) Alan. I. v. idiä. «) Alan. II. 98. s) Alan. II. 173 f. 145 So mußte denn Peter dasselbe Maß gegen Albert gebrauchen, das er früher gegen ihn gebraucht — den Kerker. Angelus Worte im weiteren Contexte des früher genannten Schreibens: (ddo. 30. September 1414) st c^uoä aäversarius iuoiäit in tovsaiu st iagusuru, vss- trs-s iuuoosuoias (gusiu iutsuäit, beziehen sich darauf und direkt ausgesprochen ist es in einer Aufzeichnung bei Alan zum Jahre 1415, wo gesagt wird, daß Abt Peter den Senior Albert eingekerkert: ruaxiiuis suis äsiusri- tis exiAsutidus . . . . iu cjuikus aäüuo rsiuaust us^us luoäo Xuuo N0600XV iu kosto Xxiostoloruiu Es war also die Sitticher Angelegenheit noch einmal aufgetaucht — wohl aber zum letzten Male! Abt Angelus brachte sie vor's Concil in Con- ftanz 2), Albert, der vor der Einkerkerung auf dem Stifts¬ gute Weinhof gelebt, wurde nun freigelassen auf den Hof Lieskau 3) übersetzt und beendete da seine Tage. Abt Peter von jetzt an im ruhigen ungestörten Be¬ sitze der Abtei starb im Jahre 1428 am 9. November; "tus" Bier Jahre vor Peters Tode starb die Herzogin Viridis (1424) und wurde im Stifte beigesetzt; in der Pfarrkirche vonSittich sieht mannoch heute an derEvan- gelienseite des Hochaltars den in die Wand eingelassenen Denkstein an die hohe Frau! l) I. e. II. 95. -) I. e. IS7 ») I. o. 95. «) I. o. II. 233. 10 A n h a a g. Die Reihenfolge der Sitticher Aebte. I. VincenzvonMorimund1135—23. Dec. 1150. II. Folcandus ssu XIp>rancius 1150 — 8. De¬ cember 1180. III. ?sro sen kernolcius 1181 —21. Feb. 1226. IV. Conrad 1226 — 19. Jänner 1253. V. Johann von Gall 1254 — 13. Juni 1260. 'VI. Theodorich 1261 — 13. Juni 1268. VII. Conrad 1268 — 13. Ang. 1280.. VIII. Heinrich 1280 — 6. Dec. 1302. IX. Rudolf 1303 — 22. Dec. 1314. X. Friedrich von Limpach 1315 — 26. No¬ vember 1322. XI. Nicolaus von Hopfenbach 1323 — 2l. Oc¬ tober 1326. XII. Eberhart von Montparis 1326 — 18. Sep¬ tember 1332. XIII. Stefan 1332 — 16. Ang. 1333. XIV. Otto 1333 — 2. Sept. 1337. XV. Johann 1337 —1341. XVI. Christian 1341 — 14. Juni 1346. XVII. Nicolaus 1346 — 2. Ang. 1349. XVIII. Peter 1349 — 24. Ang. 1396. 147 XIX. Arnold 1361 — 11. Ang. 1370. XX. Jacob 1370 — 21. Feb. 1382. XXI. Andreas v.Reutenberg 1382—20.April 1388. XXII. Albert der Lindekher 1388 — 8. Mai 1404. (abgesetzt.) XXIII. Peter Limbsak 1404 — 9. Nov. 1428. XXIV. Laurentius 1429 — 10. Jänner 1433. XXV. Emmerich Perennh 1433 — 12. Juni 1441. XXVI. Matthäus Zaletel 1442 —10. Seht. 1449. XXVII. Gerhard 1449 — 12. Mai 1450. XXVIII. Ulrich 1450 — 3. Oct. 1481. XXIX. Oswald 1482 — 4. Nov. 1494. XXX. Thomas 1494 — 13. Dec. 1494. (resig.) XXXI. Martin 1494 — 9. Jänner 1504. XXXII. Johann Glavics 1504 — 1611. XXXIV. Thomas 1511 — 1516. XXXV. Urban 1516 — 1523. (resig.) XXXVI. Johann 1523 — 1533. XXXVII. Arnold 1533 — 1533 — 1534. XXXVIII. Johann 1534 — 28. Jänner 1549. XXXIX. Clemens Gnetsold 1549 — 6. April 1550. XD. Wolfgang Neff 1550 — 18. März 1566. XIU. Johann Zeisel 1566 — 21. März 1576. XIUI. Jacob Klafferle 1576 — 2. März 1580. XIUII. Laurentius 1581 — 26. Dec. 1601. Zwei Jahre Interregnum Abt Georg v. Rein. XDIV. Jacob Reinprecht 1603 — 13. Jän. 1626. XDV. Matthäus Maherle 1626—21. März 1628. (nach Rein). XDVI. Johann Aimlovar 1628 — 13. März 1638. XDVII. Ruprecht Eckhard 1638 — 3. April 1644. XDVIII. Johann Weinzierl 1644 — 2. Dec. 1660. 10 * 148 XDIX. Maximilian Mottoch 1660—18. Jan. 1680. 1^. Ludwig Freiherr v. Raumbschüssel 1680 — 5. Dec. 1687. H Anton v. Gallenfels 1688— 12. April1716. IiII. Alexander Freiherr v. Engelshaus 1719 — 9. März 1734. IXII. Wilhelm Kovaeiö 1734 — 12. Mai 1764. IXV. und letzter Abt Franz X. Freiher v. Tauffrer 1764 —unter ihm wurde Stift Sit¬ tich 25. October 1784 aufgehoben, und er starb am 13. Mai 1789. Mechiiharisten-Buchdruckerei in Wien. Dommnko, christliche Khre! Ä — Gesammelt v zell. N In äer NeckitllLristeii-doll^reALtioils-knellllLllälllll^, ch ^ijslieseil aus der heiligen Schrift und aus den Lebens- und Leidensgeschichten frommer und heiliger Hirten, Dienstboten Bauern nnd Handwerksleute; ein vollständiger, praktisch-geschichtlicher Katechismus zur Belehrung und Erbauung für Jedermann. - von Eöunrö Doinainko, regul. Chorherr zu Vorau und Pfarrer in Wcnigzcll.