C Zum Besten des evanq. SchulfondeS in Laibach. /c7^ /z. 104413 LL^enn die protestantische Kirche grundsätzlich ihren Gliedern die heilige Schrift in die Hand giebt und das Forschen in derselben nicht nur freiläßt, sondern zur Pflicht macht, wenn sie sich auck hiedurch zu dem Gedanken des allgemeinen Priester- thums bekennt, so ist die größte mögliche Entwicklung und Ver¬ breitung der allgemeinen Bildung in unserer Kirche und den ihr angehörigen Ländern nur die nothwendige Folge jener re¬ ligiösen Grundsätze gewesen. Sind in neuester Zeit dem entgegen in manchen Län¬ dern einzelne Stimmen gehört worden, die allgemeine Schul¬ bildung wieder zu beschränken und herabzudrücken, so beweist das nur, daß man entweder jener Grundsätze der evangelischen Kirche sich nicht klar bewußt ist, oder daß den ausgesprochenen Bestrebungen andere Beweggründe und Absichten zu Grunde liegen. Die ganze Geschichte der evangelischen Kirche legt ein ebenso klares als unwidersprechliches Zeugniß für unsere Be¬ hauptung ab. Vom 16. Jahrhundert bis auf den heutigen Tag, wo immer die evangelische Kirche sich ausbreitcte, da ließ sie es ihre erste Sorge sein, höhere und niedere Schulen zu begründen und für deren Gedeihen auf das Beste zu sor¬ gen. Statt aller weiteren Belege verweisen wir auf die Ge¬ schichte der Reformation in Ungarn. Als im 16. Jahrhundert auch in Krain die evangelische Lehre Eingang und Ausbreitung fand, wurde alsbald (1563) in Laibach im Hause des Georg Budina eine evangelische Schule eingerichtet und dem Lehrer von den Ständen — welche 1 2 seit 1555 alle, außer denen des geistlichen Standes, sich zur evangelischen Kirche bekannten — ein jährlicher Gehalt ausge¬ setzt. Diese evangelische Landschaftsschule erhielt durch den krainischen Superintendenten Christoph Spindler (geboren 1546 in Württemberg, >569 Superintendent in Laibach, ge¬ storben als solcher 1591) unter Zuziehung Georg Dalma- tin's, Hans Schweizers und Kaspar Gumperg's eine neue Einrichtung und Schulordnung, welche im Jahre 1576 revidirt und (wie es scheint) 1578 den ständischen Verordneten zur Bestätigung vorgelegt wurde. Die Schule, deren Verhält¬ nisse im Einzelnen zu beschreiben hier nicht der Ort ist *), war damals eine vicrklassige gelehrte Schule (Gymnasium), deren unterste Klasse in drei Decurien getheilt war und wurde unter Aufsicht einer Schulkommission (Inspektoren) von einem Direktor und mehreren Lehrern (Kollaboratoren, Präceptoren) geleitet. Unter den Rektoren dieser Schule befanden sich aus¬ gezeichnete Männer. Nicodemus Frischlin erhielt auf Em¬ pfehlung des Herzogs Ludwig von Württemberg 1582 diese Stelle, von welcher er jedoch, nachdem er 1584 im Auftrag der Stände eine neue Schulordnung für die lateinischen Schulen in Laibach verfaßt hatte, auf Beschwerde der fränkischen, schwä¬ bischen und rheinischen Ritterschaft schon 1584 wieder entfernt wurde. Der gelehrte und für die Entwicklung der slovcnischen (krainischen) Sprache und Literatur so bedeutende Adam Bohoritsch bekleidete dieß Amt viele Jahre lang. — Mit dem Aufhören des Protestantismus in Krain (um 1606) fanden natürlich auch die evangelischen Schulen in diesem Lande ihr Ende. Nachdem die jetzige evangelische Gemeinde in Laibach ihr Pfarrwesen begründet und geordnet hatte (1852), lenkte sie alsbald ihre Bemühungen auf die Erbauung eines eigenen Schul- und Pfarrhauses und auf die Errichtung und Eröff¬ nung einer eigenen Schule. Zur Herstellung des Gebäudes und ) S. Mittheilungen des historischen Vereins fiir Krain, 1834. März. 3 Beschaffung der Schulcrfordernisse gingen zahlreiche und an¬ sehnliche Beiträge und Geschenke von einzelnen Gemeindeglie¬ dern, wie von auswärtigen Gönnern ein, deren Aufzählung zwar der beschränkte Raum dieser Zeilen nicht gestattet, deren Namen aber in den dankbaren Herzen der Gemeinde unvergessen bleiben werden. Am 25. April d. I. erhielt die Gemeinde die hohe Bestätigung des von ihr gewählten ersten Lehrers, K. A. Mebus, iliool. aanst. (aus Schwarzburg- Rudolstadt) und die Bewilligung zur Eröffnung der Schule, welche sodann am 22. Mai d. I. stattfand. Ueber die Feier selbst berichtet die „Laibacher Zeitung« Folgendes: „Vorigen Dinstag, den 22. Mai, fand hier die feierliche Eröffnung der neuerrichteten evangelischen Schule Statt. Die Gemeinde versammelte sich zu dieser Feier in der Kirche, wo auch der Herr Statthalter Graf Chorinsky, Herr Hofrath Graf Hohenwart, Herr Polizeidirektor und Regierungsrath Strobach, Herr Schulrath Du. Moonik, Herr Medizinal¬ rath v. Nagy, Herr Magistratsrath Ambrosch, Herr Rech¬ nungsrath bei der Landesbaudirektion Fr. Leyrer, welche die Feier mit ihrer Gegenwart beehrten, und ein zahlreiches Publikum sich einfanden. — Nachdem die der neuen Schule angehörigen Kinder in die Kirche geführt worden waren, sprach Herr Pfarrer Th. Elze ein Gebet und, in 'Anschluß an Christi Wort, Matth. i8, 10., eine Rede über die Achtung, die wir den Kindern schuldig sind, worauf sich die ganze Versammlung unter dem Vortritt der Kinder in die eben so freundlichen, als geräumigen Lokalitäten der an die evan¬ gelische Kirche unmittelbar angebauten Schule begab. Zn dem großen, zu diesem Feste einfach, aber nett geschmückten Schul¬ zimmer eröffnete sodann Se. Hochwürden Herr Pfarrer Fr. Bauer aus Treßdors und Senior der evangelischen Gemein¬ den in Kärnten, als Schuldistriktsaufseher, die neue Schule mit einer längeren, herzlichen und eindiinglichen Rede über Zweck, Werth und Nothwendigkeit der Schule. Als 1* 4 er geendet, hielt noch der erste Lehrer der neuen Schule, Herr tliool. ermt!. K. A. Mebus, einen angemessenen Vortrag über die Aufgabe der Schule, und zum Beschluß ertheiltc Herr Senior Bauer Hochw. den Kindern und allen Anwesen¬ den den Segen. Herr Statthalter Graf Chorinsky versicherte in weni¬ gen, aber bewegten Worten der neuen Anstalt sein Wohlwollen und seine fürsorgliche Lheilnahme, und nahm dann die sämmt- lichen Räume des neuerbauten Pfarr- und Schulhanses in Augenschein; bei seinem Weggange hatten sieh die Schulkinder vor dem Hause ehrerbietig ausgestellt. — Den Schulkindern war von dem Vorsteher der Gemeinde, Herrn G. Fischer, Nachmittags ein kleines Fest bereitet, und am Abend versam¬ melte sich die Gemeinde mit einigen ihrer Gäste zu einer hei¬ tern , geselligen Zusammenkunft, womit dieses schone Fest schloß.« — Mögen die hier dem Druck übergebenen, bei jener Feier gehaltenen Reden den Anwesenden eine angenehme Erinnerung, den Fernen eine klare und lebendige Darstellung, allen Gliedern der evangelischen Gemeinde in Laibach aber unter Gottes Segen ein Samenkorn des Guten darbieten. Th. Elze. I. Predigt über Matthäus ZA, ZO, gehalten in der Christuökiechc bei der Eröffnungsfeier der evangelischen Schule am 22. Mai l8so von Th. Elze, evang. Pfarrer in Laibach. -Nie Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes des Baters und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit Euch Allen. Amen. Nachdem wir uns, m. Fr., zur feierlichen Eröffnung der neugegründeten Schule unserer Gemeinde an dieser heiligen Stätte versammelt haben, so lasset uns auch jetzt, wie es Christen geziemt und wir in allen derartigen Fällen zu thun gewohnt sind, unsere Herzen zunächst durch Unterweisung aus Gottes Wort in die rechte Feierstimmung erheben, damit dieser festliche Tag für uns und unsere Kinder auch hierdurch ein in der That und bleibend vom Herrn gesegneter werden möge. Die Worte, welche die Grundlage unserer jetzigen Erbauung und festlichen Betrachtung bilden, sind die Worte unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi selbst, wie wir dieselben lesen: Matthäus ZA, ZG: „Sehet zu, daß ihr uicht Jemand von diesen Kleinen ver¬ achtet!" 6 Wenn diese Worte Euch vielleicht bei dem ersten "Anblick wenig geeignet scheinen mögen, Gegenstand unserer Erwägung und Erbauung in dieser festlichen Stunde zu sein, so wird da¬ gegen eine eingehende Betrachtung ihres tiefern Sinnes zeigen, daß sie dem Zwecke unserer heutigen Versammlung eben so an¬ gemessen, als unseren Waehsthum im Guten förderlich sind. Auch habt Ihr selbst durch Euer sehnliches Verlangen nach einer Unterrichtsanstalt, in welche^ Eure Kinder nach den Grundsätzen unserer Glaubensgemeinschaft unterwiesen werden, und durch mehrjährige Bemühungen um die Errichtung derselben ein deut¬ liches Zeugnis; von der Wichtigkeit der eben gehörten Ermah¬ nung unseres Herrn abgelegt. Und wenn der Herr spricht: »sehet zu«, d. i. gebt wohl Acht, hütet Euch wohl! so will er selbst damit die folgenden Worte seinen Zuhörern und Euch recht dringend an's Herz legen. Diese Worte, m. Fr., schließen aber noch viel mehr in sich, als etwa bloß eine Aufforderung dazu: Kindern eine gute Schulbildung zu geben; sie enthalten eine eben so umfassende, als ernste Aufforderung, nämlich nicht allein die Kleinen nicht zu verachten, sondern vielmehr ihnen in jeder Beziehung diejenige Achtung zu erweisen, die wir ihnen, als Wesen göttlichen Geschlechts, schuldig sind. Daher wollen wir jetzt, gestützt auf die Worte unseres Herrn, zum Gegenstand unserer ernsten und aufmerksamen Betrachtung machen die Achtung, die wir den Kindern schuldig sind, und insbesondere sehen, worin dieselben nach evangelisch-christ¬ lichen Grundsätzen zu bestehen habe. Wenn Niemand unter uns ist, der nicht anerkennen müßte, daß des Lebens alltägliche Bedürfnisse, Geschäfte und Genüsse nicht hinreichen, um das in der Liefe des menschlichen Geistes und Herzens wohnende Verlangen nach bleibenden und über den veränderlichen Erscheinungen des Erdendaseins erhabenen Gütern zu befriedigen, so liegt eben in diesem allgemeinen Ge- ständniß über das Wesen unsres Geistes die Erfahrung jedes Einzelnen von der Wahrheit des Wortes dec heil. Schrift, wenn sie sagt: wir sind göttlichen Geschlechts. Gehören wir 7 sonach zu dem Kreise von Wesen, der gleichsam das Haus, die Familie Gottes bildet und ist es unsere herrlichste Hoffnung dereinst als Gottes Kinder Theil zu haben an dem Reichthum des Erbes, das er diesen im Himmel aufbewahrt, so giebt es auch für unsere geliebten Kinder nichts Höheres als der Beruf zur Gotteskindschaft, so haben auch sie dieselbe Abkunft, das¬ selbe Wesen, die gleiche hohe Bestimmung wie wir selbst. Ze tiefer wir diesen Gedanken uns einprägen und je weniger wir ihn je vergessen, desto mehr wird es uns unmöglich sein jemals eines dieser Kleinen zu verachten, vielmehr wird der Gedanke an das Göttliche im Kinde unser ganzes Verhalten demselben gegenüber regeln und bestimmen. L. Eine solche Achtung vor dem Göttlichen in der Kinder- secle wird es uns aber zunächst als unsere Pflicht erkennen lassen, daß wir unsere Kinder auf den Weg führen, auf dem sie zu ihrer hohen Bestimmung gelangen, um es kurz zu sagen, daß wir sie schon frühe zu dem Herrn führen. Es giebt auch wol keine Familie unter uns, in welcher die Kinder nicht schon frühe von Gott, ihrem himmlischen Vater, lernten und zu ihm zu beten gelehret würden, in welcher den Kindern nicht schon von den ersten Jahren an von Jesus, dem Heiland, der die Kinder so lieb gehabt hat, etwas erzählt würde. Wohl ist es das schönste Vorrecht und die erhabenste Pflicht der Mutter ihren Kleinen göttliche Dinge zu lehren, und gewiß ist kein anderer Unterricht hierin so segensreich und keines Andern Wort dringt je so tief in das Kinderherz, als das der Mutter, welche, wenn sie ihr Kind in rechter Weise liebt und es als ein seinem Geiste nach gottähnliches Wesen achtet, nicht frühe genug beginnen und nicht sorgsam genug fortfahrcn kann, demselben schon in den zartesten und empfäng¬ lichsten Jahren solche himmlische Unterweisung zu geben. Je älter aber Eure Kinder wurden, desto mehr fühlten die Eltern, 8 daß die religiöse Belehrung, die sie denselben gaben, nicht aus- reiche, um so weniger, als sie selbst für ihr religiöses Leben der nothwendigen regelmäßigen Nahrung entbehrten, und so sehntet Ihr Euch aus diesem Grunde doppelt danach eine Kirche und geordnete Seelsorge zu besitzen, durch welche Ihr und Eure Kinder immer mehr zu dem Herrn geführt würdet, ihr und Euer Wollen und Streben immer mehr auf das wahre Gute gerichtet würde. Gottes Gnade hat Euch diesen Wunsch bereits seit einigen Jahren ersüllt, indem er die Herzen der Menschen zu Euch gelenkt. Eure Bemühungen gesegnet und Euch das früher kaum Gehoffte bescheert hat. Fällt nun zwar der Kirche und ihrem Amte der Haupttheil der Wirksamkeit in der Aufgabe der religiösen Erziehung auch der Kinder zu, so genügt es doch noch nicht, daß die Kirche mit ihren Einrich¬ tungen besteht, sondern es liegt Euch ob, dieselbe für Euch und Eure Kinder fleißig und treu zu benützen. Ihr müsset Eure Kinder, wenn Ihr sie achtet wie Ihr schuldig seid, schon frühe der Kirche zuführen, damit sie in derselben zum Herrn geführt werden, denn hier wird ihnen derjenige gezeigt, welcher — bald nach der Erzählung, aus welcher unser Text genommen ist — zu seinen Jüngern sprach: »Lasset die Kindlein und wehret ihnen nicht zu mir zu kommen, denn solcher ist das Himmel¬ reich«, und dadurch seine Jünger, welche die Kleinen vom Herrn fernhaltcn wollten, eindringlich belehrte, welche Achtung Kindern gebühre, und daß man sie schon frühe zu ihm führen müsse. So verlangt denn die Euren Kindern schuldige Achtung von Euch, daß Ihr sie gewissenhaft zu fleißigem und treuem Besuch des Gottesdienstes und des kirchlichen Religionsunter¬ richtes anhaltet und Euch hierin keine leichtsinnige Nachlässig¬ keit noch strafbare Lauigkeit zu Schulden kommen lasset. Und auch dann dürfet Ihr nicht meinen, daß Ihr nun in dieser Beziehung alles gethan hättet, was Ihr thun könnt und sollet, und daß alles Uebrige nun Sache der Kirche und des Geistlichen sei. Die Kirche wird niemals diese ihre Aufgabe mit rechtem Segen erfüllen können, wenn sie dabei nicht von dem religiösen 9 Leben und Steeden in der Familie unterstützt wird. Familie und Kirche müssen vielmehr Hand in Hand an dem bildsamen Wesen des kindlichen Sinnes und Gemüthes arbeiten, wenn das Kind schon frühe zum Herrn geführt werden und in ihm Leben und volle Genüge zu finden lernen soll. War nun zwar mit der Gründung Eures Kirchenwesens dieser hauptsächlichsten Forderung, daß Eure Kinder schon frühe zum Herrn geführt werden, genügt, so belehrte Euch doch die Erfahrung von Tag zu Tag eindringlicher, daß hiermit noch nicht alles gethan sei, was die Achtung gegen Eure Kinder von Euch forderte. Alle die reichen Anlagen und schönen Fähigkeiten, welche Gott unfern Kindern verliehen hat, verlangten eine eben so sorgfältige Beachtung als entsprechende Entwicklung, wenn aus den Kindern einst tüchtige Menschen werden sollten. Nun sind aber auch die geistigen Gaben des Kindes ein Theil des Geistes, den es, als göttlichen Geschlechts, von Gott empfan¬ gen hat, und es wäre daher mit der Achtung, die wir den Kindern schuldig sind, unvereinbar, wenn wir nicht gleichmäßig dafür sorgten, daß alle ihre geistigen Anlagen schon frühe entwickelt werden. Schon die tägliche Erfahrung und die gewöhnlichste Welt¬ klugheit lehren, daß jeder Mensch etwas lernen muß, um ein brauchbares Glied der menschlichen Gesellschaft zu werden, und daß ein Mensch es desto weiter in der Welt bringt, je mehr er in der Jugend gelernt hat. Es gicbt daher auch keine Familie unter uns, in welcher die Eltern nicht schon frühe den Geist ihrer Kinder zu entwickeln und ihnen nützliche Kenntnisse beizu¬ bringen suchten. Die Meisten unter Euch sind wol zu der Ein¬ sicht gelangt, daß Ihr für Eure Kinder nicht besser sorgen könnt, als durch eine sorgsame Erziehung, und daß eine gute Bildung das beste Erbtheil ist, das Ihr ihnen einst hin tcrlassen könnet; denn wenn Ihr ihnen auch noch so große Reichthümer 10 rind irdische Schätze sammeln wurdet und lehrtet sie nicht die¬ selben weise zu verwalten und gut zu benutzen, welchen Segen wurden sie davon haben? würden nicht vielmehr die irdischen Güter leicht eine Ursache zeitlichen und ewigen Unglücks für sie werden, und würden sie dann nicht statt Euch zu danken Euch Borwürfe dafür machen müssen? Aber wohl, Ihr bemühtet Euch den Verstand Eurer Kinder zu entwickeln und mit nütz¬ lichen und heilsamen Kenntnissen zu bereichern, wie es ein hauptsächliches Stück einer guten Erziehung und eine unerlä߬ liche Pflicht christlicher Eltern ist, jedoch auch bei diesem Bemühen fanden so Biele unter Euch bald, daß sie nicht im Stande waren ihren eigenen Wünschen hierin zu genügen, sei es daß sie nun erst die Mangelhaftigkeit ihrer eigenen Bildung schmerz¬ lich fühlten, sei es, daß ihnen Geschick und Geduld zur Unter¬ weisung der Kinder fehlte, sei cs, daß die Verhältnisse und Geschäfte des alltäglichen Lebens sie zu sehr in Anspruch nahmen und ihnen zu wenig Zeit und Ruhe zu einer solchen Beschäfti¬ gung übrig ließen. Die Kirche ihrerseits war und ist aber ebenfalls nicht in der Lage, diesen Bedürfnissen geistiger Bil¬ dung und weltlichen Unterrichts abzuhelfen, so sehr sie diese auch wünschen, unterstützen und mit ihrer Thätigkeit durchdrin¬ gen muß. Daher war es denn schon seit Jahren Euer eben so dringender als berechtigter Wunsch eine eigene Anstalt zu be¬ sitzen, in welcher auf Grundlage unserer religiösen Anschauungen und Grundsätze Eure Kinder schon von frühe an ihre gemein¬ same geistige Entwicklung finden könnten. Je mehr aber dieser Wunsch nicht bloß aus Gründen irdischer Klugheit und Ueber- legung entsprang, sondern in der Achtung, die Ihr Euren Kindern auch in Betreff der ihnen von Gott verliehenen geisti¬ gen Anlagen und Kräfte schuldig seid, begründet war, um so mehr habt Ihr heute Ursach, Gott, dem Geber alles Guten, den h. kaiscrl. Behörden, allen Euren Wohlthätern und Gön¬ nern zu danken, da es Euch nach jahrelangen Mühen zur Ueberwindung so vieler entgegcnstehenden Hindernisse heute endlich gelungen ist eine eigene Schule zu eröffnen, in wel- II chcr nun alle geistigen Fähigkeiten Euler Kinder die ihnen ge¬ bührende Entwicklung empfangen, der Verstand derselben aus¬ gebildet, die Kenntnisse derselben vermehrt, die Neigungen und Triebe derselben auf daö Rechte und Edle gelenkt werden sollen. Das, was die einzelne Familie zu leisten nicht im Stande war, die frühe Entwicklung des unsterblichen Geistes der Kinder, daß sie zu einsichtsvollen und frommen Gliedern unserer Kirche, zu braven und brauchbaren Gliedern des Staates und der mensch¬ lichen Gesellschaft herangebildet werden, das wird ihnen nun in der durch die gemeinsamen Kräfte unserer Gemeinde neu ge¬ gründeten und zu erhaltenden Schule zu Lheil werden, und wir dürfen das befriedigende Bewußtsein haben, daß wir nun auch in dieser Hinsicht die Pflicht erfüllen, welche die unfern Kindern schuldige Achtung uns auferlegt. Aber auch hier muß ich Euch wieder davor warnen, daß Ihr nun nicht denken dürfet, es sei alles gethan, wenn man eine Schule habe und die Kin¬ der dahin schicke. Wer von der Schule erwartet, daß sie nun ohne Weiteres die vollständige Entwicklung der Kinder bewirken könne, oder sie gar als eine Anstalt betrachtet, in welche man die Kinder schickt um diese Last möglichst lange aus dem Hause los zu werden, der würde eben so sehr die den Kindern schul? dige Achtung verletzen, als sich selbst täuschen. Die Schule kann nichts Unmögliches leisten, und auch nicht einmal das Mögliche, wenn sie nicht von dem Hause, von der Familie durch eine entsprechende Lhätigkeit zur Erziehung und Entwick¬ lung der Kinder unterstützt wird. Im Hause muß fortwährend eine gute und christliche Kinderzucht in Gehorsam, häuslichem Fleiß, Ordnung, Reinlichkeit, Wahrhaftigkeit geübt werden; außer der Kirche und der Schule muß auch die Familie redlich und unablässig das Ihrige zur gedeihlichen Geistesentwicklung der Kinder beitragen. 3. Das Geringste aber, wenn auch nicht immer das Leichteste, was in dieser Beziehung zufolge der den Kindern schuldigen 12 Achtung weiter nach dem Ausspruch des Herrn in unserm Texte verlangt werden muß, ist, daß wir den Kindern kein Aergerniß geben. Es ist gewiß nicht unnöthig, m. Fr., daß wir uns heute an diese Pflicht erinnern, denn leider geschieht cs nur zu oft, daß dieselbe entweder ganz vernachlässigt, oder wenigstens lange nicht so streng erfüllt wird, als es der Fall sein sollte. Ist die unsterbliche Seele der Kinder göttlichen Geschlechts, sind diese jungen Seelen ohne Frage für alle Erscheinungen und Eindrücke des Lebens noch offener und empfänglicher, daher auch für den Unterschied zwischen gut und böse noch empfind¬ licher, als die meisten Erwachsenen, so ist es unsere heilige Christenpflicht dieselben nicht dadurch zu verletzen und zu ver¬ derben, daß wir sie Böses anschauen oder anhören lassen und so ihr Gefühl für das Wahre, Fromme, Reine und Rechte abstumpfen und tödten. Was können denn auch die besten Lehren der Kirche und Schule helfen und nützen, wenn das Leben in der Familie, statt dieselben durch das Beispiel erst recht zu beleben und zu unterstützen, mit ihnen vielmehr in Widerspruch steht und sie so aller Kraft und alles Einflusses beraubt, wenn das Vorbild der Erwachsenen die in der Kirche und Schule gegebenen Belehrungen, Ermahnungen und Dro¬ hungen oft auf das Grellste Lügen straft. Väter und Mütter, überhaupt Erwachsene können in dieser Beziehung nicht vor¬ sichtig und gewissenhaft genug sein. Wie Vieles bekommen Kin¬ der zu hören und zu sehen, was für sie höchst verderblich sein muß. Da wundern sich denn oft Eltern, woher die Kinder arge Fehler, böse Worte, üble Sitten sich aneignen, und handeln und reden doch selbst so oft in unbewachten oder leidenschaft¬ lichen Augenblicken unüberlegte Dinge in Gegenwart der Kinder, oder überlassen diese Leuten, denen so theure Kleinode niemals anvertrauet werden sollten, und denen man weit geringere Güter nicht anvertrauen würde. Ist dies; die Achtung, die wir den Kindern schuldig sind? Achtet Euch selbst, Ihr Eltern, in Euren Kindern; Ihr achtet Euch selbst, indem Ihr sie achtet! Nie- 13 mals mehr, als in Gegenwart der Kinder, müsset Ihr über Euch wachen, über jede Lhat, die Ihr thut, über jedes Wort, das aus Eurem Munde kommt, über jede Sitte und Bewegung, die Ihr Euch angewöhnt habt. Bedenket, daß Euer Beispiel in diesen Dingen ein Samenkorn ist, das in fruchtbaren Boden fällt; ist der Same gut, so wird er gute Frucht bringen, ist der Same schlecht, wie kann daraus eine gute Frucht erwachsen? Sehet ja zu, daß Ihr Niemand unter diesen Kleinen ein Aer- gerniß gebet! Das will nicht etwa bloß sagen, daß man in Gegenwart der Kinder oder auf sie nicht schimpfen und fluchen sott, damit das Göttliche im Kindesgeiste nicht verletzt werde, sondern cs ermahnt uns unser ganzes Leben so zu führen, daß es der geistigen und sittlichen Entwicklung der Kinder als Muster und Förderung dient. Wenn wir so leben und je gewissenhafter wir so unsere Christenpflicht der Achtung gegen die Kinder er¬ füllen, desto besser werden wir selbst dadurch, desto mehr können wir uns selbst achten lernen, und so ernten nicht allein unsere Kinder, sondern auch wir selbst die Frucht der Erfüllung dieser Pflicht, wie denn Gott jede treue Pflichterfüllung segnet. Wehe aber dem, welcher in Pflichtvcrgessenheit, Leichtsinn oder Roh¬ heit diese himmelreine Blume der Kinderseele befleckt, dieses zarte Wesen des ewigen, von Gott stammenden Kindesgeistcs verletzt und durch ein böses Beispiel oder schlechten und sünd¬ haften Lebenswandel Aergerniß giebt, daß die junge Seele schon frühe dem Abgrund des Verderbens zugeführt wird; es wäre demselbigen Menschen besser, es würde ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft im Meer, da es am tiefsten ist, denn wehe dem Menschen, durch welchen Aergerniß kommt! Ihr Eltern, achtet Eure Kinder, damit diese ihre Eltern achten und lieben! Leuchtet ihnen in jeder Beziehung als ein hohes Vorbilv alles Guten voran, in Eurem kirchlichen, häus¬ lichen, bürgerlichen Leben, in Eurem Wirken, Walten und Wohlthun, so werden Eurer Kinder.Tugenden einst Euren Le¬ bensabend beglänzen! Sorget, daß Eure Kinder immer besser, 14 edler, frömmer werden, so wird rückwirkend der Umgang mit Euren Kindern Euch heiligen und beseligen! — Kinder sind eine Gabe des Herrn, aber mit ihnen giebt Gott auch viele und wichtige Pflichten der Kirche, der Schule und der Familie. Diese drei müssen aus Ächtung gegen die Kinder gemeinsam dahin arbeiten, daß die Kinder schon frühe zum Herrn geführt, daß ihre geistigen Anlagen schon frühe entwickelt, und daß sie in jeder Weise vor Aergerniß bewahrt werden. Wenn wir, m. Fr., heute aus dem Worte unsres Herrn diese Pflichten auf's Neue unfern Herzen einprägen und ihre Erfüllung uns ernstlich vornehmen, so wird dieser schöne und festliche Lag uns und unfern Kindern reiche Früchte bringen. Mit solchen heiligen Gedanken und Vorsätzen lasset uns nun, wie einst die Schule von der Kirche ausgegangen ist, von der Kirche hinaus in die Schule gehen. Amen. bei Grvffmmg der evangel. Schule in Laibach, gehalten am 22. Mai 1858 von Friedrich Bauer, evangel. Pfarrer in Treßdorf, Senior der evangel. Gemeinden in Kärnten und Schnldistrikts-Anfseher. Hochgeehrteste und geehrteste Anwesende! Verehrte Versammlung! E-wei Institutionen — oder, um mich des vaterländischen Ausdruckes zu bedienen — zwei Einrichtungen sind es, die für die menschliche Gesellschaft unentbehrlich erscheinen, sobald sich diese Gesellschaft ihrer Würde, ausgesprochen zunächst und allen vernehmlich in den Worten »Ihr seid die erstgeborenen aller Kreaturen« — bewußt wird. Diese Einrichtungen heißen: Kirche und Schule. Nicht die erstere ist es, nicht sie kann es sein, die jetzt hier in hervortretender Weise Gedankenrichtung und Wort in Anspruch nimmt. Eure Kirche — ich meine den Gemeinde¬ verband, daS Gotteshaus, die öffentlichen gottesdienstlichen Uebungen — sie ist in ehrenvoller Weise unter Euch gegrün¬ det, eröffnet und — wie ich gerne hinzufüge — in einem ge¬ deihlichen und erfreulichen Fortgang. 16 Die Schule also, die Tochter der Mutter Kirche, —ich nenne sie mit Vorbedacht und ungeachtet alles Geschreies der jüngstvergangenen Zeit dagegen, Tochter der Kirche, weil auch an diesem Ort, wie naturgemäß fast allenthalben, die Kirche, die Kirchengemeinschaft, die Schule geboren hat, sie hegen, pflegen und forterhalten wird, gleichwie eine Mutter die Tochter. Manches, ja sogar Vieles könnte ich zur Begrün¬ dung dieser Behauptung, zumal in meiner, in unserer Stel¬ lung bei einem auch nur flüchtigen Rückblick auf die letzt- verflossenen drei Jahrhunderte, wie auch in Erwägung der Gegenwart, sagen; doch weder die Zeit, noch die Aufgabe, die uns versammelt hat, vergönnt mir solches, wie ich mit Ihnen und Sie mit mir fühlen. --Die Schule also, ver¬ ehrte Versammlung, nehme unsere Aufmerksamkeit eine kleine Weile in Anspruch. Gestatten Sie nachsichtig mir nun einige Worte über den Zweck, den Werth und die Nothwendigkeit der Schule. Ich frage zunächst: Was ist der Zweck der Schule? >— und antworte: Den Menschen zum Menschen zu bilden. Wie? Macht nicht die Geburt, bildet nicht das Le¬ ben den Menschen zum Menschen? Allerdings — zum natür¬ lichen Menschen (Naturmenschen), das ist, zum ersten Menschen, zum erstgebornen Geschöpf der Erde mit Keimen, Anlagen, Instinkten oder Naturtrieben. Den zweiten Menschen hingegen (den humanen Menschen — die Humanität) macht, schafft und erzeugt erst der Unterricht, die Erziehung und Bildung des Geistes. Das ist der Sinn meines Wortes: den Menschen zum Menschen zu bilden. Wie viel und wie viele Jahre hindurch gibt der natür¬ liche Mensch nicht Arbeit — wie viel erfordert es nicht der Mühe, des Fleißes, der Uebung und Wiederholung, um die 77 angeborenen Keime in ihm zu entwickeln, die Anlagen zunächst zu entdecken, zu fördern und noch verschiedenen Richtungen hin zu leiten und auszubilden? Und müssen nicht selbst die Natur¬ triebe mit unerläßlichen Schranken umgeben, geregelt, vom Verderblichen ab- und zum Zweckmäßigen und Heilsamen an¬ geleitet werden? Müssen sie es nicht, um nicht anders auf nachtheilige, verderbliche und die Menschenwürde entadelnde Bahnen geschleudert zu werden? Schafft und wirket dieß Alles die Geburt des Menschen zum Menschen? Nimmermehr! Und wie viele Ansprüche macht, insbesondere in unsern Tagen, das Leben vcn der andern Seite her an den Menschen. Werden nicht Kenntnisse, Geschicklichkeiten, Wissen und Kunst in vielseitiger Art und Gestalt bei fast allen Ständen, Be- rufsartcn und Lebensweisen erheischt — mit Recht, nicht selten mit gebieterischer Nothwendigkeit gefordert? Woher soll dem Menschen das Alles kommen und werden? Das Leben als Leben, ohne Unterricht, ohne Ausbildung, ohne lange und anhaltende Uebung gibt cs ihm nicht. Mangel und Haben in diesen Beziehungen zeigt sich schnell — und rächt oder lohnt sich unabweisbar. — Demnach den Menschen zum Menschen zu bilden, die ihm von dem Schöpfer eingepflanzten Keime, Anlagen, Triebe zu wecken, zu nähren, zu entwickeln, zu regeln — Fertigkeit, Erkennen, Wissen ihm eigen zu machen, kurz, ihn nach vielen Richtungen hin erst tauglich und brauchbar hmzustellen — das ist der unverkennbare, der große, ja, ich wage es zu sagen, der heilige Zweck der Schule. Uebcr dieses Alles, darf ich Eins verschweigen? Ich könnte es — aber ich will es nicht. Die Tochter, die Schule ist — da, wo sie ist wie sie sein soll — der Mutter, der Kirche, edelste Freundin, ihre beste Gefährtin und treuste Ge¬ hilfin. Ja, in der Schule, da wird und kann der köstliche Same des göttlichen Wortes zuerst und in wohlthätigster Weise in die empfänglichen Herzen und Gemüther der Jugend gestreut werden; aus der Schule kann und soll eine erleuchtete und in <> 18 göttlicher Wahrheit geheiligte Gemeinde dem Herrn empor- wachsen. Wo Schulen ihre große Aufgabe erfassen, und nach Möglichkeit durchführen, da möcht' ich sie leuchtende Sterne in dunkler Nacht nennen. Möge Gott cs schenken, daß auch an dieser Stätte hier es so sei und werde! S. Erwägen und würdigen Sie, verehrte Anwesende, das Wenige, was ich bisher berührt habe, dann dürfte Ihnen allen der Werth, der hohe Werth der Schule von selbst einlcuchten — und es meiner dießfälligen Hinweisung kaum weiter bedürfen. Gleichwohl frage ich Sie: Lieben Sie Ihre Kinder, die Ihnen vom Himmel anvertrauten Pfänder eines heiligen Bundes? Wie könnte ich zweifeln? — antworten Sie, die Sie den schönen Namen: Vater — Mutter — tragen, nur doch alle einstimmig in Ihrem Herzen mit einem freudi¬ gen : »Ja.« O darum lassen Sie keines der Ihrigen leer ausgehen, oder Mangel haben, oder dahinten bleiben in dem, was hier von denselben und für dieselben gewonnen werden kann — die erste Bildung des Geistes und Herzens, die Bil¬ dung des Menschen zum Menschen, des mehrseitig Erforder¬ lichen in der großen menschlichen Gesellschaft, des theils Un¬ erläßlichen, theils Ehrenden für den künftigen Beruf, Stand, Lebensweg >— gute Sitte, edles Fühlen, richtiges Denken, lichtes Wissen. Sind sie uns doch nur einmal gegönnt die Tage und Jahre des Lernens, der Einübung des Nützlichen und Schönen, des Eingeweihtwerdens und des Er¬ greifens des Einen, das noth thut. Sind sie unbenutzt oder zu wenig benützt dahin die Tage und Jahre der Jugend — selten, ich möchte fast sagen, nie, gestattet die spätere Lebens¬ zeit vollen oder genügenden Ersah. Dieß läßt Sie sicher mit mir den Werth der Schule als Jugendbildungs- und Jugend¬ erziehungs-Anstalt begreifen — diese vor vielen andern Ein- 19 richtungen und Verbänden hochschähen und fördern nach Kraft und Möglichkeit; und solches um so lieber und mehr, als Sie alle hierin nur die Erfüllung eines Ihrer sehnlichen Wünsche und ein Werk Ihrer besonder« und gemeinschaftlichen Be¬ mühungen und Opfer ersehen. Wohl dem, und Ehre dem, der den Werth und die Be¬ deutung der Schule erkennt; er ist selber hierin auS dem Dunkel zum Licht, vom Fleisch, >— wie es die Schrift markig bezeichnet — zum Geist hindurchgedrungen — und so wie das eine wenig nützet und tödtet, so ist der andere zu allen Dingen nütze und macht lebendig. :s. Dem Allen nach, verehrte Anwesende, stellt, nach Andeu¬ tung des Zweckes und nach Erwägung des Werthes der Schule, ihre N o t h w e n d i g k e i t sich uns nicht minder klar vor das Auge. Ihr habt Euch zusammengeschlossen (mein Wort geht jetzt weiterhin, als bloß an die, die anwesend sind) als eine christlich¬ religiöse Gemeinschaft, — Ihr habt ein Gotteshaus gegründer — Ihr habt einen würdigen Seelenhirten in Euere Mitte be¬ rufen — Ihr begeht und haltet Euere Gottesdienste, frei, öffentlich, ungehemmt — Ihr nehmet Lhcil an allen feierlichen Religionshandlungen Eueres Glaubens und Euerer Kirche — und das Alles mit Genehmigung und unter dem Schutz des Gesetzes und der hohen Behörden des Staats. Das war der erste Schritt, der für Euch und das geistige Leben in Euch eine Nothwendigkcit geworden war. Die zweite Nothwendigkeit folgte der ersten auf dem Fuße nach, wenn sie nicht anders, wie ich es lieber und als wahrscheinlicher annehme, gleich mit der ersten auftrat. Sie konnte und durfte nicht fehlen, die Bildungsstätte für die Jugend, die Pflanzstätte der künftigen Gemeinde des Herrn. —> Doch ein jegliches Ding, selbst das gute und beste, hat seine Zeit und Stunde, die unabweiölich 2* 20 erharrt werden muß. Also auch hier. Monde vergingen, selbst Jahre verrannen; indessen sie kam, die Stunde, wo auch die zweite Nothwendigkeit durch Eueren Eifer und die Geneigtheit der hohen Behörden ihre Erfüllung fand. Am 13. April l. I. erfolgte die Genehmigung der hohen k. k. Landesregierung zur Eröffnung dieser Schule — und mir, dem leider ziemlich Entfernten, ward von der dießfalls beru¬ fenen geistlichen Stelle, zunächst nach dem hierortigen würdigen Seelsorger, bei denselben Obliegenheiten im Nachbarlaude, die Oberaufsicht über diese Euere Bildungsanstalt anvertrauct. Ich gestehe es offen, mir zur Freude und Ehre. Möchte es mir nur hinfort gegönnt sein, ein Kleines zu dem gedeihlichen Fortgänge dieses Eueres Werkes beizutragen. Die Wahl des Mannes, den Ihr berufen habt an dieser Stätte zu wirken — und unter dessen Hand, Leitung, Führung und Obhut Ihr vertrauensvoll Euer Liebstes und Lheuerstes — Euere Kinder — hingebt, hoffe ich, wird uns in jeder Be¬ ziehung stets als eine gewünschte und gerechtfertigte erscheinen. Seine geistige und geistliche Bildung ist uns eine Bürgschaft dafür. Möge des Geistes Licht und Kraft ihm stets leuchten — und ihn leiten und bewahren auf rechter Bahn! Möge er mit und gleich seinem geistlichen Bruder eine Stütze dieser Kirchen- und Schulgemeinde sein und bleiben — und viele Frucht schaffen, die bleibet; auch solche Frucht schaffen, die bleibet in Ewig¬ keit! — Seine Majestät unser allergnädigstcr Kaiser und Herr lebe hoch — die Glieder seines hohen Hauses alle — und die hohen k. k. Behörden des Staates leben hoch und seien gesegnet zu aller Zeit!!! — Gottes Gnade und Segen über diese Gemeinde und Schule von nun an ohne Aufhören! Und dazu unser aller herzliches Amen! Gott, Du ewig Gnadenvoller! siehe mit Wohlgefallen auf uns herab — segne diese Stätte mit Deinem reichen Segen 21 und laß keines leer ausgehen von allen denen, die hieher kommen werden an Gewinn für den Geist, das Herz, das Le¬ ben. Sei mit dem Lehrer, sei mit der Jugend zu jeder Zeit. — Laß von den guten Samenkörnern, die hier werden aus- gestreuet werden, recht viele aufgehen, reifen, und gute und edle Früchte bringen, die die Jugend zieren, die Eltern erfreuen und der Welt zum Nutzen gereichen. Schenke Du auch, Vater im Himmel, von dem alles Gute herabkommt, das rechte Verständniß des Einen, daS noth thut nach jeder Seite hin: dem Lehrer ein erleuchtet Auge, den Schülern regen Sin», empfängliche Herzen und Gemüther, damit ihre Saatzeit eine wohlbenützte werde und Frucht habe die bleibet — auch eine Frucht habe die bleibet in Ewigkeit. Noch sagen wir: Vater unser, der rc. Der Friede und die Gnade des Herrn sei mit Allen die hier sind — jung und alt, hier zeitlich und dort ewiglich. Amen! ALL« N e A L , zum Amtsantritt und Beginn der Schule, gehalten am 22. Mai !8ös von K. A. Mebus, ilwal. oanü. nnd Lehrer in Laibach. Hochgeehrteste und geehrte Zlnmesende! Liebe Kinder! -durchdrungen von dem feierlichen Ernste dieser Stunde, be¬ wegt von den, aus dem Herzen zum Herzen dringenden Worten der geehrten Redner, die diese Feier verherrlichten, umgeben von den freundlichen Räumen, die fortan Zeuge sein sollen unseres Wirkens und Schaffens, eines — so wolle es Gott!—> rastlosen, unermüdeten Ringens nach dem vorgesteckten Ziele, ergreife auch ich das Wort, um in kurzen Umrissen das Bild einer Schule, wie sie sein soll, darzustellen, ihre hohe Aufgabe zu betrachten als Pflanzstätte alles Guten, alles dessen, was recht, was ehrbar, was keusch, was züchtig ist, was wohllautet! Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Was hülfe alles Wissen, was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Was hülfen alle mühsam erworbenen Kenntnisse, was hülfe 23 alles Flittergold einer scheinbaren Vielwifferei, wenn nicht der Wille durch heilsame Zucht gestählt, wenn nicht das Gefühl für alles Edle und Erhabene geweckt und erwärmt, wenn nicht das Herz erfüllt würde, wenigstens mit einer Ahnung des allein Bleibenden und Unvergänglichen? Darum soll und muß die Schule eine Pflanzstätte sein, für künftige Genossen des Himmelreiches. Sie muß die zarten Keime eines tief religiösen Sinnes nähren und kräf¬ tigen. Das jugendliche Herz muß erfüllt werden mit inniger Liebe zu seinem Gott und Heilande, muß die Hand des Allwaltenden und Allerhaltenden in den Segnungen des t'andes, sowie seine Donnerstimme im brausenden Ungewitter kennen und verehren lernen, muß sich aufrichtig dem nahen, der da ruft: »lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich!« Und hat das Kinder¬ herz die wahre ungeheuchelte Liebe zu seinem himmlischen Vater und verklärten Erlöser erfaßt, hat es eine Ahnung unsers himmlischen Berufes hienieden, dann wird ihm die Kirche, als zweite Bildungsanstalt des Geistes und Herzens, lieb und schätzenswerth sein, dann werden ihre Heilsanstalten dereinst mit Sehnsucht und Eifer von ihm gesucht und ergriffen werden. Diese Sehnsucht schon in dem jugendlichen Gemüthe zu wecken und zu nähren, ist die hohe, segensreiche Aufgabe der Schule. Ist sie erfüllt, dann wird auch das Kind mit Freude den Ort betreten, wo das Wort des Herrn verkündigt wird, dann, aber auch nur dann erst wird es später unter allen Anfechtungen des Lebens treu bleiben dem christlichen Verbände, dem es angehört. Liebe zu Gott und dem Heilande, Achtung und Ehrerbietung der Kirche und ihren Heilsanstalten, Treue der Gemeinde, diese Ge¬ fühle muß die Schule als Pflanzstätte für wahre Genossen des Himmelreichs in den Herzen der Zöglinge wecken. Und ist der religiöse, sittliche Grund gelegt, dann mag ruhig die Zeit kommen, wo das Leben mit seinem Ernste, mit seinen Anforderungen herannaht. Um jenem begegnen, diese 24 erfüllen zu können, hat die Schule aber noch eine andere, nicht minder wichtige Aufgabe. Sie soll auch eine Pflanzstätte sein für tüchtige künftige Staatsbürger. Der ganze Gang der Erziehung des Kindes von seiner frühesten Kindheit an beruht ja darauf, daß es sich einem höheren Willen unter¬ ordnen lerne, daß es sich durch heilsame Zucht den Sinn für Gesetzlichkeit und Gehorsam zu eigen mache. Ist bei diesem naturgemäßen Erziehungsgange der Schule die einzuschlagende Bahn nicht bereits vorgezeichnet? Allein Hand in Hand mit der Disziplin, die den Eigenwillen zu brechen hat, muß zugleich die Einsicht in das Heilsame, muß das lebendige Gefühl für gesetzliche Ordnung geweckt werden. Und darin besteht die Hauptaufgabe der Schule, daß sie da¬ durch ihre Pfleglinge, wenn sie dem engeren Familienkreise entwachsen sind, tüchtig mache zum Eintritt in die große Fa¬ milie des Staates, daß sie unverbrüchliche Treue dem angestammten Landesherrn, der mit väterlicher Sorg¬ falt auch über das Gedeihen der Heranwachsenden Geschlechter wacht, daß sie Liebe zu dem Vaterlande und Achtung vor dem Gesetze und seinen Dienern in dem kind¬ lichen Herzen zum bleibenden Eigenthume für alle Zukunft mache. So erzieht die Schule tüchtige Staatsbürger und wird dann, wenn sie auf solchem Grunde forkbaut, um so leichter ihre dritte Aufgabe erfüllen und für alle übrigen Ver¬ hältnisse des Lebens ihre Pflegebefohlenen so heranbilden, daß sie aus ihr hervorgehen als fleißige, geschickte, treue Arbeiter in jeglichem Berufe, den sie erwählt, als lieb¬ reiche Theilnehmer an dem Wohl und Wehe der Mitbrüder, als bereitwillige uneigennützige Helfer in der Noth, als genügsame, friedliebende künftige Begründer des eigenen Hausstandes, erfüllt von Achtung gegen die, welche reifer sind an Jahren, Erfahrung und Kenntnissen, durch¬ weht von dem Geiste der Eltern- und Geschwisterliebe, begeistert für gemüthliche, häusliche Freuden und endlich 25 jederzeit bereit, höheren Pflichten auch das schwerste Opfer gern zu bringen. Gewiß, unendlich groß und erhaben ist die Äufgabe der Schule. Wohl uns, wenn wir sie zu erreichen vermögen, wohl mir, wenn keines von denen dereinst verloren geht, die mir anvertraut sind. — Darum, liebe Kinder, wende ich mich nun zum Schluffe an Euch mit der väterlichen, freundlichen Bitte, daß Ihr mir entgegenkommt mit einem Herzen voll Liebe und Vertrauen, daß Ihr mich betrachtet gleichsam als Euern zweiten Vater, der für Euch sorgen, Euch Freude machen will, wenn Ihr mir Freude dadurch bereitet, daß Ihr recht brav, fleißig, auf¬ merksam und folgsam seid; dann werdet Ihr Euch dankbar beweisen für die Sorgen und Opfer, die Euere lieben Eltern Euch bringen, für die Mühen und Anstrengungen, die Euere Vorgesetzten für Euer Wohl, Euer Bestes bisher gehabt haben und noch haben werden. Wir Alle pflanzen und begießen, Gott aber ist es, der das Gedeihen gibt. Somit möge denn der allliebende Vater im Himmel mich mit Kraft und Gesundheit ausrüsten, Euch mit Lust und Freudigkeit zur Arbeit erfüllen, uns Allen aber seinen reichen, himmlischen Segen verleihen heute und immer¬ dar ! Amen. Inhalt. Gelte Vorwort. . 1 1. Predigt, gehalten von Th. Elze, evangel. Pfarrer in Laibach ........ 6 II. Eröffnungsrede, gehalten von Fr. Bauer, cvangel. Pfarrer in Treßdorf, Senior der evangel. Gemeinden in Kärnten und Schuldistrikts-Anfseher . . .13 III. Antrittsrede, gehalten von K. A. Mcbus, tlreol. eunä. und Lehrer an der evangel. Schule in Laibach . . 22 Laibach, 18ÄL. Druck von Jgn. v. Kleinmayr und Fed. Bamberg.