Arheološki vestnik (Arh. vest., AV) 41, 1990, str. 741-744 Sigrid Mratschek, Fragment eines Acobechers aus Nauportus, Arh. vest. 38, 1987, 207-216, 1 Abb. Im Arheološki vestnik 38 hat Sigrid Mratschek eine weitgreifende und interes- sante Studie dem neuentdeckten Spruchbecher vom Ljubljanica-FluBbett gewidmet. Es ist erfreulich, eine detaillierte Bearbeitung vor sich zu haben, doch muB man zugleich noch Einiges richtigstellen bzw. erweitern. a. Man kann einen Becher (und sei es ein Spruchbecher) nicht isoliert vom anderen Importgut bearbeiten. Man darf einen FluBfund aus der Nahe von Bistra nicht anhand der Bedeutung von Nauportus und der Kolonieerhebung von Emona datieren. Im Raume Emonas, Nauportus und im Gesamtraum des Ljubljansko barje (Laibacher Moor) hat sich zur friihen Kaiserzeit soviel Folgenschweres zugetragen, daB man hierzulande und im Arheološki vestnik keinesfalls eine so oberflachliche Deutung publizieren darf. Allerdings sei dies auch an slowenische Kollegen, die einen Spezialisten aus dem Ausland zur Arbeit aufmuntern, ihn aber nicht geniigend mit Angaben iiber den Fundort und die Literatur bekanntmachen, gerichtet: Kollegen aus dem Ausland verstehen j a normalerweise kein Slowenisch. Und zu Bistra- und Ljubljanica-Fragen muB man neben Saria doch auch z. B. F. Stare, Arh. vest. 4. 1953, 94 ff, D. Vuga, Situla 20/21, 1980, 199 ff, und denselben, Zgod. časop. 37, 1983, 21 ff, weiter P. Kos, Denarni obtok. The Monetary Circulation in the SE Alpine Region ca. 300 BC. -AD1000, Situla 24 (1986) usw. zu Rate Ziehen. Im Ljubljanica-FluBbett hat man Eisenzeitliches, Romerzeitliches und Mittelal- terliches gefunden; bei Bistra auch keltisehe Miinzen. Also reicht die Datierung des Fundortes iiber die Grenzen der julischen (augusteisch-tiberischen) Zeit hinaus. Mit dem Folgenschweren der friihen Kaiserzeit im Raume von Nauportus und Emona muB man, archaologisch gesehen, an den regen Warentausch denken, an die zur Zeitwende bereits schon »alte« Anwesenheit der Aquileienser in Nauportus, municipii instar, oder auch daran, daB sich damals hier im Ostalpenraum keines- falls zwei wildfremde Zivilisationen entgegengestanden sind: Norditalien war ja in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten dem Ostalpengebiet sehr nahe ver- wandt gewesen. So muB man die Meinung vertreten, daB bei der Romanisation des Gebietes und bei der Verbreitung von romisehen Zivilisationsgiitern eher das imperiumstiftende Genie der (zwar militarischen) Verwaltung, das Staatsbildende der Zentralmacht, das auch den zivilen Handel gefordert hat, als die Marschtruppen am Werk gewesen ist. ACO-Becher kamen namlich in viel groBerer Zahl in Noricum (auch Kranj oder Celeia neben dem erwahnten Magdalensberg-cfr. Arh. vest. 26, 1975, 178 oder Arch. lug. 14, 1973, 41 ff) als an den Wegen der Legionen, z. B. in Poetovio oder Mursa, zu Tage. b. Man kann die Symbolik dieses Spruchbechers, wie einheitlich sie auch schon sein mochte (dies hat die Autorin sehr treffend aufgearbeitet) ohne das Verstandnis der zeitgenossischen Verzierungsart in der Kleinkunst insgesamt und des Herstel- lungsverfahrens der Reliefkeramik unmoglich verstehen. Die ACO-Keramik ist im Detail von einer groBen Mannigfaltigkeit. Tongriindig (also ohne oder mit unkennt- lichem Uberzug), mit schwachem Uberzug versehen, oder fast von sigillataahnli- chem Fabrikat, war sie zu Becherformen, halbkugeligen und typischen schlanken, oder zu Skyphoi gepreBt. Die Reliefverzierung tragt ligiirliche und pflanzliche Motive, die vom Schnitt und von Punzen und Modellen aus Ton oder Metali zeugen und die in die Formschiissel direkt eingraviert, eingestempelt, mittels Radchen eingedruckt oder in groBeren Flachen vom Modeli abgepreBt worden sind. Die Motive stammen aus dem Formenschatz der Erzeuger von Metallgeschirr, von den italisch-megarischen Bechern wie von der echten Aretina. Die figiirlichen Motive blicken auf eine lange Entwicklung zuriick, sind zweifelsohne dem Gotterkultus entnommen, gehen aber, wie auch die Motive der monumentalen bildenden Kiinste am Beginn des Prinzipats schon ofters ins Irrationale des rein Ornamentalen iiber. Dies ist uns iibrigens aus der Sigillataforschung sehr wohl bekannt und muB im Zusammenhang der Interpretation, die uns die Autorin vorgelegt hat, auch erwahnt werden. Wegen dieser Verflechtung von Eigenschaften und der groBen Verbreitung des ungeniigend publizierten Fundgutes hat die Keramik trotz vielen ausgezeichneten Bearbeitungen erst unlangst eine zufriedenstellende, das Ganze umfassende mono- graphische Bearbeitung erlebt (auBer den angefiihrten Autoren muB man auf jeden Fall heute noch die Arbeiten von G. Ulbert, M. Vegas, E. Schindler- Kaudelka und besonders M. P. Lavizzari-Pedrazzini zu Rate Ziehen). Und wegen alldem muB man unterstreichen, daB zur Zeit der ACO-Becher auch Metallgeschirr, die SURUS-SA- RIUS-Keramik, die gelb- und griinglasierten Schalchen und Becher, die ersten gravierten und barbotineverzierten feinwandigen Schalchen, die Aretina und die ersten padanischen Sigillaten in Gebrauch gestanden sind. Das Tongriindige oder graue, dem Glanz und der Farbe des Metallgeschirrs nahe, war keinesfalls noch in den Fluten des »gusto di rosso« der groBen Sigillata- Produktionswelle untergegan- gen. Die halbkugeligen Schalchen der kampanischen und megarischen Tradition, so gut zum GieBen der Libatio und zugleich zum Trinken geeignet, sind noch geradeso gut, wenn auch hie und da schon aus »Grofimutters Truhe« bekannt gewesen. Es muB weiter betont werden, daB die Deutung der Inschriften in Verbindung mit Gottern nur als eine der Moglichkeiten - obzwar eine in Vielem glaubhafte - in der bisherigen Fachliteratur in Betracht genommen worden ist. Es reicht zwar iiber den Rahmen dieser Diskussion heraus, aber es soli trotzdem bemerkt werden, daB mir der feine Zynismus der Spriiche, nahe verwandt mit dem Geist der Lyrik am Ende der Republik und in der Augustuszeit zu sein scheint. Den Schattenseiten des Lebens, zu denen auch spes fragilis, crus ligneum oder die secreta der Ehefrau gehoren, sollen als die einzig moglichen Alternativen die ungehemmte Liebe, Spiele, rauschende Feste mit GenuB von Wein entgegengesetzt werden. Solche Gedankenfiihrungen (die auf dem Becher von Virunum Vita brevis, spes fragilis-ven- ite accensust dum lucet, bibamus sodales direkt ausgesprochen werden) konnten dann gut auf einem Becher den entsprechenden Platz finden, wenn man - auch das muB man im Auge behalten - dem Topfer beim Herstellen der Formschiissel tatsachlich soviel intelektuelle Betatigung beimessen darf. Mit einem »Soldaten- witz« kann man aber keinen Spruch - meiner Meinung nach - abtun, die Becher sind ja zweifelsohne in einer zivilen Umgebung hergestellt worden. Trotz der aufgezahlten anderen Deutungsmoglichkeiten scheint mir der Weg, den die Autorin eingeschlagen hat, wie gesagt, genug glaubhaft zu sein und darin wiirde ich eine weitere Stiitze zum Datieren des Bechers suchen. Weiter soli betont werden, daB die wahrscheinliche Verbindung mit dem Stil des ACO ACASTVS bedeutsam zu sein scheint, dadurch wiirde die Vermutung iiber die Orientierung von diesem Meister zum Transport gegen Osten (cfr. M. P. Lavizzari-Pedrazzini, Aquil. nostra 57, 1986, 686 ss) um einen Beweis reicher. Nach alldem konnte man den Becher aus der Ljubljanica also doch mittels der Typologie zu datieren versuchen. Er zeigt die helle Farbe, die dem optischen Eindruck des Metalls nahe steht. Er steht der halbkugeligen Form nahe. Sein Dekor ist durch umlaufend verbundene Motive und durch die feine plastische Gestaltung des Reliefs gekennzeichnet. All dies tTbereinstimmen der Tatsachen konnte (mogli- cherweise, nicht notig!, es handelt sich j a um ein Produkt, das vervielfaltigt sein kann, obzwar das feine Relief nicht fiir eine lange Reihe von Kopien zeugen wiirde) den Becher nahe dem Beginn der Produktion (so wie z. B. den Becher von Gambaratta) in den letzten Jahren der Republik setzen. Beim Erzeugen der Form fur den Becher hat allerdings dem Meister mehr von dem Althergebrachten als von dem Neuen in der damaligen Tafelgeschirrproduktion vor Augen geschwebt! Povzetek V Arheološkem vestniku 38 je Sigrid Mratschek objavila zanimivo in ambiciozno študijo o novoodkriti čaši z napisom iz struge Ljubljanice. Določene ugotovitve je treba dopolniti: a. Čaše, četudi z napisom, ni mogoče obravnavati ločeno od drugih uvoženih predmetov. Prav tako ni mogoče najdbe iz rečne struge blizu Bistre datirati zgolj s pomočjo pomena Navporta in ustanovitve kolonije v Emoni. Na območju Ljubljanskega barja se je v zgodnjem cesarskem času zgodilo toliko pomembnega, da v Sloveniji in v Arheološkem vestniku preprosto ne smemo površno obravnavati nobenega detajla, pa naj je na videz še tako nepomemben. Še nekaj moramo slovenski arheologi upoštevati: ko pritegnemo tujega specialista, ga moramo na delo primerno pripraviti; sam si z literaturo ne more prav dosti pomagati, saj ne zna slovensko. In v zvezi z Bistro je treba pač poznati še to in ono poleg Sarie. Ko govorimo o dogodkih iz časa zgodnjega principata, moramo vselej upoštevati določena arheološka dejstva z obravnava- nega prostora: da je tu uvoženega italskega gradiva razmeroma precej, da je bila v Avgustovem času navzočnost oglejskih trgovcev v Navportu nekaj vsakdanjega že več kot generacijo, in predvsem, da se tedaj v vzhodnih Alpah nista srečali dve povsem oddaljeni civilizaciji. Ko govorimo o romanizaciji predela, moramo misliti bolj na ustvarjalno politično misel, tudi centralne oblasti, ki je znala vpreči v graditev imperija vse, tudi civilno trgovino. V naših krajih vloga prinašalca dobrin iz italskega civilizacijskega kroga pač ni mogla pripadati zgolj operativnim vojaškim enotam. Da je bilo tako, nam dokazuje tudi dejstvo, da so čaše ACO pogosteje našli na čisto noriškem ozemlju. b. O simboliki čaše iz Ljubljanice (in to simboliko je avtorica ustrezno predstavila) vendarle ni moč govoriti, ne da bi se hkrati kar najbolj celostno ne zavedali načinov krašenja in izdelovanja oblikovanih predmetov, keramike pa še prav posebej. Opravka imamo z zapletenimi okoliščinami. Keramiko ACO je na prvi pogled mogoče dobro spoznati, v celoti je pa - zlasti v potankostih - izredno raznolika. Razlike so že v površini: ali premazov sploh ni ali so izredno tenki ali so kompaktni, rdeči, sigilatne kakovosti, včasih srečamo tudi steklasti lošč. Oblik je manj: čaše, polkroglaste in vitke, pa kantarosi in skifosi. Reliefni pas dokazuje, da so posamezne motive prostoročno vrezovali v kalup ali pa jih žigosali s pomočjo lesenih in keramičnih žigov, prav tako kolesca, ali pa so jih v večjih ploskvah odtisnili - presneli - kar s kovinske posode. Tudi motivi sami pričajo o kovinski posodi, pa tudi o italsko-megarskih čašah in aretinski sigilati. Zaradi vsega tega je celoto monografsko še dokaj težko obdelati, najdbe so raztresene po širokih področjih, njihov arheološki kontekst je marsikje še v obdelavi. Tako se je danes, kljub nekaterim odličnim poskusom, v strokovni literaturi o tej keramiki na hitro še dokaj težko poučiti. (Poleg literature, ki jo avtorica našteva, je treba poseči še po nekaj sestavkih G. Ulberta, M. Vegas, M. P. Lavizzari-Pedrazzini in E. Schindler-Kaudelka). Ko obdelujemo kera- miko ACO, se pač moramo vedno zavedati, da so hkrati z njo v zgodnjem Avgustovem času in na ozmelju njenega nastanka in največje razprostranjenosti uporabljali tudi italsko-megarske čaše, keramiko Surus-Sarius, prve glazirane zelene in rumene čašice, keramiko tenkih sten, aretinsko sigilato in prve izdelke padske sigilatne industrije. Vse to posodje se je po videzu (saj je rumenkasto ali sivo) mnogokrat želelo približati kovinski posodi in moda rdeče sigilate še zdaleč ni obvladala okusa. Polkroglaste čaše so bile še zelo priljubljene, saj so tako primerne za izlivanje pitne daritve in za pitje. Na čašah z napisi je včasih mogoče razbrati sozvočje pomena napisa, okrasa in namena posode, mnogokrat je pa to kaj težko. Cinične vzklike je težko razložiti s »soldaškim dovtipom«, saj so 'te čaše nastale v civilnem okolju. Menim, da nam sočasna lirika narekuje vse zapisane misli dopolniti še z drugim delom, ki bi zatrdil, da je vino poleg igre in ljubezni edino zdravilo za življenjske tegobe. Tako rešitev nam napis na čaši iz Virunuma prav ponuja. Našo čašo tako lahko po moje datiramo samo po sebi: nima opaznega premaza, okras, namen in napis so povezani, okras je tekoč, odtisnjen v velikih ploskvah, relief je odličen, ni še zabrisan zaradi ponovitev. Vse to sozvočje bi moglo zato nastanek čaše umestiti nekam blizu k začetku izdelovanja tovrstnih čaš, tja ob konec republike. Iva MIKL CURK