Erhalten am 1993-07-13 ACTA HISTR1AE IL DK: 904(450.36 Pordenone)!'G7/09'< DAS FRÜHMITTELALTERLICHE GRÄBERFELD IN PORDENONE (ein Vorbeiicht) Brigita MADER dr., 34135 Trieste, Via Cordaroti 26, IT SINTESl L'autrice analizza wia necropoli del basso medioevo scoperta a Pordenone (prov. Pordenone, Italia). I ritrovamenti risalgono cronológicamente ad un periodo che va dall' VIII alXsecolo. Sono messe in evidenza le analogie riscontrate con necropoli della stessa epoca rinvenute in Slovenia, in Friuli ed in Austria. L'autrice ritiene che la necropoli sia Cínicamente di origine slava. Alcuni reperti pemettono infatti di sostenere che popolazioni slave erano stansiate nella zona giá nella prima meta del X secolo, quindi prima della colonizzazione delle spopolate terre friulane ejfettuata dai patriarchi con popolazioni slave provenienti dai possedimenti della Carinzia e della Cuntióla. L 'autrice analizza pure le connessioni esistenti tra la toponomástica e i ritrovamenti di orgine slava in Friuli. Bis noch vor wenigen Jahren waren auf dem Gebiet der Region Friaul-Julisch Venetien nur in Karmen und östlich des Tagliamenlo Fundstellen mit frümittelaiterli-chem Fundmaterial bekannt, das nach ursprünglichen Diskussionen in Hinblick auf dessen ethnische Zuordnung - Dinklage interpretierte es als friihdeutsche (Dinklage 1943, 3ff.), Someda de Marco hingegen als langobardische (Someda de Marco 1955, 20ff.) Hinterlassenschaft - nun mehr, mit Ausnahme der geschmiedeten, halbmondförmigen Ohrgehänge von Andrazza, Clavais, Luincis und Mossa, die M. Brozzi jüngst wieder ais autochton-romanisch bezeichnete (Brozzi 1989,32£f.), allgemein als slawisch angesehen und dem Karantanisch-Köttlacher KnHurkreis zugerechnet wird (Brozzi 1963, 63-71; Korošec 1955,247-257 und 1956,459-463; Šribar 1973,109-123; Vinski 1966,632). 1985 traten auch in Pordenone anlässlich von Pflasterimgsarbeiten im Laubengang des Palazzo Ricchieri (Corso Vittorio) einige frühmittelalterliche Gräber zu Tage. Wie sich später heraustellte waren an dieser Stelle schon früher derartige Bestattungen aufgedeckt worden. 1945 finden sich nämlich Zeitungsnotizen, die im Frühjahr desselben Jahres von der Auffindung zweier nur wenige Meter voneinander entfernten Ske- 37 ACTA HISTRIAE II. Brigila MADER: DAS FRÜH MITTELALTERUCHB GRÄBERFELD IN PORDENONE. 37-16 leiten berichten. Eines der beiden Skelette, die bei der Verlegung eines Telefonkabels in ca. 60 cm Tiefe vor dem Laubengang des Palazzo Ricchieri freigelegt wurden, soll am Handgelenk einen "Armreif' aus Bronzedrahtmit einer aufgeschobenen zweiteiligen Bronzeblechbeere getragen haben, der jedoch bei der Bergung zerstört wurde. Als in den sechziger Jahren Restaurierungsarbeiten im Inneren des Palazzo Ricchieri durchgeführt wurden, kamen in unmittelbarer Nähe der späteren Fundstelle von 1985 wieder menschliche Knochen zum Vorschein, denen jedoch offenbar in Unkenntniss der Funde von 1945 keinerlei Beachtung geschenkt wurde, wodurch dieses Material ebenfalls verloren gingEin ähnliches Schicksal hätte beinahe auch die 1985 entdeckten Bestattungen ereilt, doch dank der raschen und umsichtigen Intervention von Marco Tonon, dem Direktor des Naturhistorischen Museums von Pordenonc, konnte, nachdem bereits Gericht und Kriminalpolizei mit der Sache befasst und abenteuerliche Gerüchte im Umlauf waren, das Schlimmste verhindert und der Grossteil der Gräber samt Beigaben in einer Notgrabung geborgen werden (Tonon 1987, 2221), Das aus insgesamt fünf Bestattungen stammende archäologische Material wurde in der Folge Mario Brozzi zur Bearbeitung übergeben, der es dem Köttlacher Horizont bzw. der Fase "Köttlach II" zuordnete lind zeitlich in die zweite Hälfte des 10. und die ersten Jahrzehnte des 11. Jb. stellte (Brozzi 1987,228f.). 1988 schliesslich wurden die Restaurierungsarbeiten am Palazzo Ricchieri im genau jenem unmittelbar an den Laubengang angrenzenden Bereich wiederaufgenommen. Da auch hier mit weiteren Bestattungen gerechnet werden konnte, Wirde eine neuerliche Grabungskampagne notwendig, die das Naturhistorische Museum Pordenone in Zusammenarbeit mit der Cooperativa Promeieö und finanzieller Unterschtützung durch das Projekt "Origini di Pordenonc" im Frühsommer 88 durchführte. Im Zuge dieser Ausgrabungen konnten im Erdgeschoss in zwei gegen NO an dea Innenhof anschliessenden Räumlichkeiten (8,6 x 5,5 x 9,3 x 6,5 rn bzw. 6,6 x 4,5 x 6,6 x 5,4 m) 18 Gräber in 60-100 cm Tiefe unter dem derzeitigen Fussboden freigelegt werden. Einige dieser Gräber (T 17,20, 24, 30,32, 36) wurden bereits in früherer Zeit durch Fundamentsseizungen und bei Kanalisationsarbeiten in den Jahren 1965-70 teilweise zerstört bzw. abgeschnitten. Nicht alle Skelette sind vollständig erhalten. Die Bestimmung von Geschlecht und Alter war jedoch zumeist möglich. Es handelt sich demnach um gleich viele Erwachsenen - wie Kinderbestattungen, wobei das Verhältnis zwischen den Adulten männlichen und weiblichen Skeletten ebenfalls ausgewogen ist. Weiters konnten auch pathologische Veränderungen der Knochen, die auf Mangelerscheinungen, Anämie und Arthrose hinweisen, festgestellt werden (Tonon 1988,395). Die Bestattungen befanden sich direkt im sterilen Boden aus alluvialen Sanden und Schottern eingebettet (Tonon 1988,394), sie weisen gestreckte Rückenlage auf und sind W-0 orientiert mit Blick gegen Osten. Auffällig ist deren regelmässige Anordnung in 5 40 ACTA 1ÜSTR1AE II. Brigiia MADER: DAS FRÜHMITTELALTERLICHE GRÄBERFELD IN PORDENONE, 37-tQ bzw. 7 (die Bestattungen aus der Grabung 85 raiteLngerechnet) Reihen, die lediglich durch verschiedene Mauerstrukturen und andere bauliche Veränderungen des Palazzo Ricchieri unterbrochen scheinen. Es ist daher anzunehmen, dass weitere Gräber bei der Errichtung des Palazzo Ricchieri im 14.Jh. und im Laufe weitreichender Umbauten am Ende des 16. Jh. (Tonon 1987,222; Leandrin 19S3,160) vernichtet wurden. Nur drei (T 20,21,30) der 18 Gräber waren beigabenlos, was jedoch in erster Linie auf deren allgemein schlechten Erhaltungszustand zurückzuführen ist. Alle anderen Bestattungen enthielten zumindest einen Gegenstand, häufig jedoch mehrere und im Falle von Grab 31 sogar zehn Fundstücke. Das Beigabenmaterial lässt sich im wesentlichen in Gebrauchs- und Schmuckgegenstände unterteilen. Keramikfunde konnten, wie auch schon bei Grabung 85, nicht vermerkt werden. Zur ersten Gruppe zählen Eisenmesser von unterschiedlicher Länge, die in vier Gräbern angetroffen wurden. Es Fällt auf, dass Messer mit kürzeren Klingen (ca. 10 cm) den Frauen, mit längeren (ca. 18,5 cm) hingegen den Männern ins Grab mitgegeben wurden. In Grab 23 fand sich ausser dem Messer auch der Eisenbeschlag des Messerhefts. Zu den Gebrauchsgegenständen gehören weiters Schlüssel aus Eisen, die in drei Fällen, sowohl in männlichen als auch weiblichen Bestattungen zu Tage traten. Die Länge der Schlüssel variiert von ca. 8 bis ca. 11,5 cm. Die zweite Fundgruppe umfasst vor allem Schläfen ringe und Ohrgehänge, aber auch zweiarmige und runde Bronzeblechfibeln sowie Fingerringe, Anhänger und Perlen. Am zahlreichsten vertreten sind Kopfschmuckringe aus Bronze mit Knöpfchenenden (6 Stück, d = 2 u. 3,5 cm), einfachem Hakenverschluss (7 Stück, d = 3,4 u. 5 cm) und Hakenveischluss mit S-förmig zurückgebogener Rolle (12 Stück, d = ca. 1 u. 5 cm), die in nenn Gräbern manchmal einzeln, häufiger jedoch paarweise nachgewiesen werden konnten. Sieben weitere Exemplare fanden sich in Grab 25: ein Bronzedrahtring (d = ca. 2,5cm) mit aufgeschobener Perle aus grünlicher Glaspaste mit braunem Girlandenmuster, der mit ähnlichen Fundstücken aus Bled (Korošec 1979 H, T. 5 u. T. 9) verglichen werden kann, in Grab 32: ein Paar aus Bronzedraht mit einer vertikal aufgefädelten Glasperle (d = ca. 3 cm), in Grab 31: ebenfalls ein Paar aus Bronzedraht, aber mit feiner gekräuselter Drahtwicklung am Bogengrund (d = ca. 2 cm) und in Grab 14: ein weiteres Paar aus Bronzedraht mit drei aufgeschobenen Blechbeeren und Drahtwicklung (d » 5 cm). Es traten aber auch drei lumilaförmige Ohrgehänge aus Bronze zu Tage. In Grab 1.4 ein einzelnes geschmiedetes Exemplar mit sehr schlecht erhaltener, ziselierter Verzierung und in Grab 23 ein Paar mit rot-blauer Emaileinlagc. Vier Bestattete trugen Fingerringe entweder an der linken oder rechten Hand. Es handelt sich um 5 verschiedene Exemplare aus Bronze, überwiegend mit vernieteten 39 ACTA HI STRIAE H. Brigiia MADER. DAS FRÜHMITTELALTERLICHE GRÄBERFELD IN P0RDEN0NE. 37-46 Enden, die nur in zwei Fällen (T 18 u. T 23) Verzierungen in Form von feinen Längsrippen oder Würfelaugen zeigen. Wie bereits während der Grabung 1985 kamen auch 1988 wieder zwei zweiarmige Bronzeblechfibeln mit treroolierier Verzierung zum Vorschein (T 14 u. T 24). In beiden Fällen ist der Erhaltungszustand eher massig, vor allem die Verzierung des Exemplares aus Grab 14 hat ziemlich gelitten. An der Fibel aus Grab 24 sind jedoch noch Reste der Nadelhaft erhalten. Runde Bronzeblechfibcin mit sowohl ziselierter als auch tremolierter Verzierung fanden sich in vier Gräbern, wobei zu bemerken ist, dass wir es mit Ausnahme von Grab 18 mit Kinderbestaltungen zu tun haben (T17, T 19, T 25). Der Erhaltungszustand ist allgemein besser als jener der zweiarmigen Fibeln. Am Exemplar aus Grab 18 sind sogar Nadel wie Nadelhaft komplett erhalten, dessen Verzierung hingegen ist wie jene des Fundstücks aus Grab 17 unvollständig, nur mehr schwach sichtbar und daher auch schwer nachzuvollziehen. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 ! y rs rv M 7 /'AI (Wg kJ) (M --«p 'fei w /'. 1:1 Kötrlach, 2 Žirovnica, 3 Bhd-Pristava, 4 Bind Grad, 5 Salzburg, 6-7Kranj, S Pordenone, 9 Srednja vas In Grab 31, ebenfalls einer Kinderbestattung, wurden rechts und links im Bereich der Schlüsselbeine zwei nahezu identische, jeweils an einer kleinen gewölbten und mit zwei Ösen versehenen Scheibe befestigte, herzförmige Anhänger angetroffen, diegenau jenen bereits in Köttlach zu Tage getretenen Exemplaren (Pittioni 1943, Taf. X) entsprechen. Zum Inventar der Gräber 14, 24, und 25, schliesslich, gehörten auch verschiedene Perlen aus Glas, vornehmlich jedoch jene bJassgrünlich gefärbten von Weintraubenkern ähnlicher Form, die aus Kranj (KoroSec 1979, Taf. 70; Sribar-Starö 1974, Taf. 5) bekannt sind. 12 3 4 5 6 T.2:1 Kranj, 2 Kranj-Kriiisce Iskra, 3 Krvngi, 4 Förk, S Köttlach, 6 Pordenone Die Datierung der Beigaben aus den Gräbern im Palazzo Ricchieri stellt keinerlei Schwierigkeiten dar, da praktisch sämtliche Funde dem klassischen Köttlacher Material der späteren Phase zugeordnet werden können (Korošec 1975, 9ff; Vinski 1966, 632; 42 ACTA HISTRIAE II. Brigita MADER: DAS FRÜHMIITELALTERLICHE GRÄBERFELD IN P0RDEN0NE, 37-« Gtesler 1980, 87 ff.). Eine Ausnahme bilden lediglich die Kopfschmuckringe aus Bronzedraht mit vertikal aufgefädelter Glasperle, sowie jene mit Drahtwicklungen am Bogengrund und die Fingerringe, die üblicherweise dem älteren Horizont (Korošec 1975, 9 ff; Vinski 1966, 632; Giesler 1980, 86 f) zugeschrieben werden. Da sich jene Gegenstände jedoch mit jüngerem Fundgut vergesellschaftet oder aber in einer zum Grossteil zerstörten Bestattung (T 32) befanden, dürfte einer Datierung des Gräberfeldes in die Zeit von der Mitte des 9. bis ins 10. Jh. nichts entgegen stehen. Die klare Übereinstimmung der archäologischen Ergebnisse aus den beiden Grabungskampagnen von 1985 und 1988 legt nicht nur die Vermutung nahe in dem vermeintlichen "Armband" aus 1945 möglicherweise einen weiteren Kopfschmuckring aus Bronzedraht mit auf geschobenen Blechbeeren zu sehen, sie bestätigt vor allem die ursprünglich geäusserte Annahme eines zusammenhängenden Gräberfeldes im Bereich des Palazzo Ricchieri. Karte!Karta I ; Slawische Toponyme westlich des Tagliamettto! Slovanski loponimi zahodno odTaljaincnta