lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 3^. Montag mn O Mai 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wie» von Meisterhand in Kupfer gestochene« kolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Grosquart. Der Preis de« Blatte« ist in Laibach ganz­jährig 8, halbjährig 3 fi. Durch die k. k. Post unter Couoert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger »m Raan, Nr. 19», im ersten Stocke. Blümleins Groll. >^oldes Blümchen, grolle nicht. Daß sie dich gepflückct. Weil dein Duft und Farbenlicht Sie so sehr entzücket. — War's dock nur ein Händchen zart. Da« dich kosend pflückte. Wie. wenn erst ein Fuß, gar hart,. Dich zu Tod zerdrückte. — Darum grolle nicht, daß du Welkest ihr »m Mieder; Glücklich, wer sein Haupt in Ruh' Legen kann so nieder! Narciß Maithal. Ueberfall auf Laibach am 27. Juni »80». Mitgetheilt von F. X. Legat. «.Beschluß.) lie Oesterreicher stellten sich nun längs des Hauptplatzes bivovakirend auf, und schoben nach allen Seiten und vorzüglich gegen die Ausgänge vom Castell starke Posten aus. Um sich gegen einen Ausfall zu sichern, ließen sie in mehreren Gassen quer­über große Fässer aufstellen und mit Dünger füllen, hinter welchen Wachposten zu stehen kamen. Diese Barrieren wa­ren also uertheilt: Eine vom Bischofhofe hinüber bis an das entgegenstehende Haus Nr. 307, eine andere am alten Markte Nr. 13 quer hinüber zu Nr. 166, eine dritte in der Fronte der Schusterbrücke zwischen Nr. 168 und 234, und eine vierte in der Fronte der Spitalbrücke zwischen Nr. 270 und 271. I n dieser Stellung blieben die Oester­reicher am 28. Juni den ganzen Tagunbelästiget, höchstens, daß, wo sich ein Oesterreicher in die Schußlinie der Fran­zosen zeigte, auf ihn gefeuert wurde. Der Major D u Mon ­tet selbst kam dabei ein Paar Mal in große Lebensgefahr. Als er die Barriere neben der Schusterbrücke besichtigte, trat er etwas zu weit auf diese Brücke hinaus und wurde sogleich vom Castell mit Kugeln begrüßt, deren eine knapp neben seinem Fuße in die Brückenhölzer schlug. Zwei Hu­saren stellten sich zu Pferd muthwillig zwischen dem Pfarr­hof von St . Jakob und der St . Florians-Kirche dem dich­testen Kugelregen aus; der eine wurde am linken Arme verwundet, dem andern aber das Pferd unter dem Leibe erschossen, er selbst kam mit Mühe davon. Ein Kanonen­schuß siel Mittags in die Fleischbänke, eben als die Oester­reicher das Fleisch holten; übrigens dauerte das Geplänkel beinahe ohne Schaden bis zum Abend fort. Abends wurde ein Oesterreicher von dem beim Nedoutengebäude aufgestellten Posten wegen Unachtsamkeit erschossen; er hatte nämlich auf das wiederholte „Wer da?" nichr geantwortet. D u Monte r hatte nun die Stadt vier und zwanzig Stunden besetzt gehalten, als er sich überzeugte, daß er sich in derselben bei ihrer Weitschichtigkeit und bei seiner geringen Stärke nicht lange halten könne. Daher marschirte er in der Nacht vom 28. auf den 29. Juni bei Hellem Mondschein, im Kartätschenbereich der Festung, ohne einen Mann zu verlieren, aus Laibach ab, und bezog seine vorige Beobachtungsstellung wieder. Die beinahe um die Hälfte verminderte feindliche Besatzung war so aus der Fassung gebracht, daß sie alle Streifzüge und Requisitionen aufgab, und sich nur mit der Vorbereitung der Festung gegen einen neuen Angriff beschäftigte, wozu Bauern und Tagelöhner auf Schanzarbeit eingefangen wurden. Nachdem Major D u Monte t durch sein eigenes Frei­bataillon Nr. 4 verstärkt worden, rückte er am 11. Juli wieder gegen Laibach vor, besetzte die vom Feinde zerstörten Schanzen auf dem Kohlberg ^Llolov«'), und schloß Stadt und Castell auf's engste ein. Er schnitt der Besatzung jede Zufuhr von Lebensmitteln, so wie die Verbindung mit Triest, Görz und Klagenfurt ab, und deckte dadurch die Operatio­nen der österreichischen Armee in Steiermark. Zu Zeiten näherten sich seine Plänkler bis hoch zum Castell/ singen einzelne Franzosen in der Umgegend auf, plünderten die französischen Magazine, und wechselten lebhafte Schüsse mit den auf den Brücken und am Castell aufgestellten Posten. R4s Am 2Z. Juli machten bei 200 Mann Franzosen einen Aus­fall auf den vom Freicorps des Majors D u Monte t be­setzten Golouzberg, verloren aber dabei einen Offizier und fast die Hälfte der Mannschaft. Endlich verließ D u M on. tet mit seinen braven Truppen am 27. Juli, auf die Nach­richt des am 12. desselben Monats zu Znaim abgeschlosse­nen Waffenstillstandes, den Golouzberg, worauf derselbe sogleich von den Franzosen besetzt wurde. Unser Vaterland blieb sonach bis zur ersehnten Befreiung im Jahre 1813 in den Händen der Franzosen. Nie Stiefmutter. Ein Lebensbild, frei nach dem Englischen. Von Mmalie N . (Fortsetzung.) Mit solchen Gefühlen besuchte Adolph die gesellschaft­lichen Kreise theils aus Convenienz wegen seines Berufes, theils um im freundschaftlichen Verkehre von den Sorgen und Mühen seines, nun so freudenleeren Lebens sich zu er­holen und zu neuen Kämpfen sich zu kräftigen. Einen dieser Kreise belebte ein schönes, geistbegabtes Mädchen, eine so­genannte gute Parthie, denn sie hatte so viel eigenes Ein­kommen, um ihre Bedürfnisse zu decken; eine Eigenschaft, die heut zu Tage in den Augen der Mäuner großen Werth hat und — bei demsteigenden Luxus der Welt — haben muß. Herminen , so hieß das liebreizende Mädchen, umschwärm­ten die fashionabelsten jungen Männer, ihre Blicke suchten aber Adolph , und ruhten wohlgefällig auf ihm, obgleich er keineswegs durch sein Aeußeres die übrigen sie umge­benden, weit jungem Männer überstrahlte; allein seine mit Worten nicht zu bezeichnende Feinheit der Manieren, wie sie manchmal, obwohl nicht immer, aus früherm und beständigen Verkehre mit der gebildetsten weiblichen Gesell­schaft entspringen, der poetische Anhauch seines Gemüthes, und seine geistigen Eigenschaften gaben ihm ein entschiedenes Uebergewicht über jene jungen Männer, die ohne wahrer Bildung, durch Flachheit und Selbstsucht die Gesellschaft mehr langweilen, als ergötzen. Während andere Mädchen aus übel angebrachter Zurückhaltung seine Artigkeiten kaum zu erwiedern wagten, war Hermine immer zuvorkommend und sichtbar erfreut, so oft ihr Adolph sich nahte und sie mit seiner, wenn auch nunmehr nicht durchgehend hei­tern, aber immer interessanten Conuersation auszeichnete. Selbst sein Schweigen hatte gewissermaßen ein anziehendes Interesse für sie, denn tausend nie geschriebene Bücher, tau­send nie gesprochene Worte liegen auf den Lippen und in den , Augen der Wenigen, die über den großen Haufen alltäg­licher Menschen hervorragen, aber nur von Wenigen ver­standen werden. Adolph saß nun gar oft mitten im froh­ bewegten, gesellschaftlichen Kreise schweigend da, wenn sein Geist mit dem Geiste seiner hingeschiedenen Gattin sich be­schäftigte; Hermine verstand und ehrte dieses Schweigen. Sie betrauerte mit ihm den Tod seiner Gattin, und viel­leicht wurde ihr Adolph um so interessanter bei dem Ge­danken , daß in seiner Erinnerung an die Vergangenheit so Vieles war, was ihm eine beruhigende Trösterin zum Be­dürfnisse machte. Die Gefühle, welche die Jugend auf die Tafel eines phantasievollen Gemüthes schrieb, werden in Wahrheit nie ganz ausgelöscht und verwischt; sie sind, wie eine unsichtbare, sympathetische Schrift, welche allmälich am Lichte und in der Wärme lesbar wird; man bringe das ««verdrückte, schlummernde Gefühl in vertrauten Verkehr und in Berühruug mit einem verwandten Gefühle, und es erwacht und erwärmt allmälich. Kein Wunder war es da­ her, daß auch Adolph's fühlendes Herz nicht kalt blieb beim Begegnen Herminen's, denn er fühlte mehr als irgend Einer das Bedürfniß in sich, zu lieben und geliebt zu werden, eines der Bedürfnisse, wodurch die Atome des Weltalls an einander gekettet sind und in Einklang gebracht werden. Welch ein Irrthum, zu glauben, die Leidenschaften, zu denen im gewissen Grade auch die Liebe gehört, seien am stärksten in der Jugend 1 — Nicht stärker, aber schwerer zu be­herrschen sind sie, und weniger concentrirte und nachhaltige Kraft hat insbesondere die Liebe im jugendlichen Alter. I n der Jugend folgt Leidenschaft auf Leidenschaft, und eine bricht sich an der anderen, wie die Wogen an einem Fel­sen, bis das arme, oft getäuschte und gekränkte Herz zur Ruhe kommt; im Mannesalter wogt dagegen das große Meer ruhiger aber tiefer ; erst in den reiferen Jahren werden wir uns des Werthes reiner Gefühle bewußt. Die feine, höhere Bildung Herminen's , die schöne Heiterteit ihres Gemüthes, ihre Talente, die Anmuth ihres Benehmens, ihre zuvorkommende, doch anstandsvolle Freund­lichkeit gegen Jedermann, ihr richtiges Gefühl für das Schöne, Gute und Erhabene, ihre gefühlvolle Seele, selbst der Ton ihres metallreichen Organs machten auf Adolph einen tiefen und unauslöschlichen Eindruck, und all seine Philosophie drohete zu Schanden zu werden an den Ge­fühlen seines Herzens; doch mancherlei Bedenken bestimmten ihn, eine Neigung zu unterdrücken, die ihn und seine ge­liebten Kinder, deren Glück ihm unermeßlich viel theuerer war, als das seine, unglücklich machen könnte. Vor allem war es der ewige Refrain der Geißel einer Stiefmutter, der ihn zurückschreckte; auch konnte er sich mit dem Gedan­ken durchaus nicht befreunden, daß Herminen' s heiterer, lebensfroher Geist sympathisiren könnte mit Allem, was der seinige erfahren und erduldet hatte. Er war zu wenig eitel, sich zu schmeicheln, daß er, der Mann im Mittage des Lebens, in ihrem Herzen jene tiefe und wahre Liebe erweckt habe, welche die Jugend in der Jugend entzündet; er befragte sich selbst ohne Eigenliebe, ob seine Jahre, sein Wesen geeignet seien, ein so junges Mädchen, voll der ge­gründetsten Ansprüche an die Freuden des Lebens, glücklich zu machen; Adolph verkannte nicht den Abstand, welchen Zeit und Lebenserfahrung herbeiführen zwischen einem Manne, den das Schicksal ermüdet hat, und einem Mädchen, dem es noch Kränze bricht, und wiewohl noch in einem Alter, wo verständige und beglückende Verbindungen am häusigsten geschlossen werden, überredete er sich dennoch, darauf ver­zichten zu müssen, da die Liebe nicht mehr in seiner Natur sei; und somit wandte sich der nach Häuslichkeit schmach­tende Mann gewaltsam von einem Glücke ab, das er gleich­sam nur fordern durfte. R47 Doch anders war es im weisen, unerforschlichen Rathe der Vorsehung beschlossen. Sie führte einen jener Augen­blicke herbei, in denen nur zu oft das Schicksal eines gan. zen Lebens und eine geheimnißvolle Zauberkraft liegt, die aller Berechnung und Vorsätze spottet und die durchdachte­sten Pläne des menschlichen Geistes vernichtet. I n diesem unerwarteten Momente entlockten Herminen's unzweideu­tige Beweise ihrer Neigung für Adolph, diesem das bis­her sorgsam bewahrte Geheimniß seiner Gefühle; er war ein Sterblicher und gab sich dem Entzücken hin, sich ge­liebt zu glauben, und in der Seligkeit des Augenblicks gleichsam sich selbst vergessend, öffnete er Herminen sein Herz. I n ihrer offenen Erwiederung seiner Empfindungen fand er eine unzweideutige Lösung seiner Zweifel, und der mit Kindern belastete Witwer, dem Mancher irgend eine ver­sorgungsbedürftige, an Leib und Geist eingetrocknete, alte Jungfrau als höchst angemessene Parthie zugedacht hatte, wurde sofort, trotz aller Zwischenträger«!, die in solchem Falle nie fehlen darf, der wonneberauschte Gatte eines höchst liebreizenden jungen Mädchens; aber die Folgen, die man­cher weissagende Prophet, manche scharfsichtige Prophetin voraus sah, setzten wieder viele müssige Zungen in Bewegung. Hermine, wiewohl im blühendsten Alter, hatte, be­reits die wahren Zwecke des Daseins erkannt; sie unter, schied zwischen dem Wirklichen und dem Phantastischen, zwi­schen Schatten und Wesen; sie hatte die beglückende Zu­friedenheit der Gegenwart errungen, und sah mit ruhiger Hoffnung der Zukunft in der Ueberzeugung entgegen, daß es eine Liebe geben könne, ohne Enthusiasmus und doch genügend zum häuslichen Glücke, und daß sich glückliche Ehen auf passende Verhältnisse, gegenseitige Kenntniß und Nachsicht, auf Achtung und Hochschätzung mehr, als auf enthusiastische Liebe gründen. Mit entzückender Offenherzig» keit bekannte sie ihrem Gatten, welche edle Liebe ihre Seele für ihn fühle, wie glücklich sie selbst sei, einen Mann, in welchem sie seit längerer Zeit etwas Edleres erkannt hatte, als man in der gewöhnlichen Welt findet, durchsie beglückt zu sehen; sie erkannte in ihm einen ihr von Gott gegebenen Führer durch die Gefahren des Lebens, denen ein schönes Weib immer ausgesetzt ist; sie sah in ihm ihren Schirmer, ihre Stütze. O, wie theuer ist dem Manne ein so gesinn­tes Weib! — Das hochmüthige Wesen, das alleinstehen zu können vermeint, und keiner Anlehnung an eines edlen Mannes Herz bedarf, verliert den Zauber seines Geschlechtes. Hermine fühlte an Adolph's Seite einen ruhigen und beredten Zauber; sein Lob machte sie glücklich, seine Ach­tung war ihr höchster Ehrgeiz, aber auch sein liebreicher Tadel hatte Reiz für sie, denn es gibt Lippen, von denen selbst diestolzesten Frauen gerne den Tadel anhören, wel­cher wenigstens Nichtgleichgültigkeit beweis't. Die Ungleichheit der Jahre, die Adolph anfänglich so bedenklich schien, machte Herminen's Neigung nur um so inniger und edler. Ein Weib, das ein Mal einen, frei­lich nicht alten, gleichwohl um ein Bedeutendes altern Mann liebt, liebt ihn mit einer so verehrenden, zu ihm hinauf schauenden Liebe, die ein dauerndes eheliches Glück verbürgt. Herminen beseligte das süße Gefühl geistiger Gleichheit, ohne welcher die Liebe bei den Frauen selten eine sehr innige Seelenneigung ist; nicht eben so ist es bei den Männern. Auch gehörte Adolph zu denjenigen der letztern, welchen das Mannesalter besser steht, als die Jugend, und denen guter, geselliger Ton selbst in den Augen der jüngsten Mäd­chen einen eigenen Reiz verleiht: wir sind noch immer jung, so lange die Jungen uns lieben. Die LiebeHerminen's, eines so jungen und arglosen Wesens, schien Adolph seine ganze, eigene Jugend zurück­zuführen; in der Zuversicht ihrer Treue fand er die Bürg­schaft für sein künftiges, eheliches Glück und erkannte die Wahrheit, daß nur ein Herz, welches ihn selbst rein und wahrhaft liebt, auch seine Kinder lieben könne, und daß diese nur unter dem Lichte eines so sanften Gemüthes und reinen Herzen heran gebildet und erzogen werden können, während sie unter der Hand einer selbstsüchtigen Gouver­nante an Geist und Gemüth verkümmern müßten. Adolph sah nun, was er bei der Reinheit und Vollkommenheit sei­ner ersten Gattin übersehen hatte, daß es gar viele wahre Mütter gäbe, die sich ihrer Mutterpfiichten ganz und gar entschlagen, und nicht nur ihre Kinder an Leib und Seele verwahrlosen, sondern ihnen nur zu oft ein sittenverderben­des Beispiel geben, während man heut zu Tage, als Resul­tat fortschreitender Bildung des weiblichen Geschlechtes, nicht selten Stiefmütter findet, die vom Berufe und den Pflichten einer wahren Mutter mit selbst aufopfernder Hingebung erfüllt sind. Adolph hoffte eine solche zweite Mutter seinen mutterverwaisten Kindern in Herminen gegeben zu haben, mit ihr die verlorne häusliche Glückselig­keit wieder zu finden, und er war gewiß, daß, wenn seine unvergeßliche, verklärte Gattin, die geliebte Mutter seiner Kinder, von den Nebeln der Zeitlichkeit befreit, auf die irdischen Interessen herabzublicken vermag, ihr Geist seine Wahl billige. (Beschluß folgt.) Frühlingsahnung. Ahnt ihr Vcr Blätter trauliches Geflüster? — Natur singt uns ihr AufcrNchungslied, Die Blumen kosen freundlich, wie Geschwister Und Bach und Voglein jauchzt! »Der Winter schied!« — Und eines ew'gen Frühlings leise Ahnung Zieht jubelnd ein in's arme Menschenherz; Der Geist der Liebe gibt uns hcil'ge Mahnung, Der Geist der Hoffnung winkt uns himmelwärts. I . Roqqucrol, Anekdote mit 3l. Die reisende Künstlergesellschaft des Professors und Zauberers, Herrn Becker, war in einem kleinen Städtchen angekommen und erwartete dort Briefe. Es trat daher gar bald ein Mitglied die­ser Gesellschaft in's Postbureau mit der Frage: »Sind Briefe hier für Herrn Professor Becker mit e?« — Es waren keine da. Nach einer halben Stunde kam wieder ein Künstler und fragte: »Sind keine Briefe angekommen anFahnauer mitF?« — Kaum war er fort, als wieder ein Künstler erschien. »Sind Briefe da für den Athleten Kroß mit st? — Das nenne ich doch eine schätzenswerthe Gewissenhaftigkeit mit G! — Moschus mit M. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Hindostanische Faulheit.) Das »Journal Asiatique« theilt folgende Anekdote mit: Ein Kranker sprach zu seinem Die­ner: »Hole mir bei einem Arzte eine Medicin«.-^ »Ja, es t48 könnte aber sein,« entgegnete der Diener, »daß der Arzt nicht zu Kaust wäre«. — »Er ist zu Hause, geh' nur gleich«. — »Allein, wenn ich ihn finde, kann er mir vielleicht keine Medicin geh^«. — »Bring' ihm diesen Zettel; er wird dir geben, was ich verlange«. — »Gut ! er wird mir eine Arznei geben; aber wenn sie keine Wirkung machen sollte?« — »Elender!« rief der Herr, »wirst du Betrachtungen anstellen oder mir gehorchen?« — »Herr!« erwiederte der faule Diener, »nehmen wir an, daß das Mittel hilft. — Was kann das Resultat sein? Wir müssen einst Alle sterben; ob es nun heute oder morgen geschieht, ist ja wohl gleich!« — (Kuriose Berechnung.) In mehreren Blättern war un­längst die Berechnung zu lesen, daß eine Million Banknoten, über­einander gelegt, die Hohe des, Wiener Stephansthurmes erreichen würde. Diese Berechnung ist richtig; aber zugleich können wir noch hinzufügen, daß eine Billion Banknoten, übereinander gelegt, von unserer Erde bis zum Monde (in seiner Erdnähe) reichen würde.. Dies scheint zwar unglaublich, ist aber eben so richtig, wie das erstere. (Leopold Ehimani). der beliebte und hochverdiente Jugend­schriftsteller, der österreichische Campe, welcher eine so große Anzahl geschätzter Kinderschriftcn herausgab, ist am 21. April d- I . im 71. Lebensjahre in Wien gestorben. Wiener Gisenbahnbriefe. Von 3l. G. Naske. I n einem meiner Briefe versprach ich Ihnen demnächst nichts Anderes, als lauter jocose Wiener Tagesbegcbenheiten zu erzählen. Abgesehen davon, daß stabile Eorrespondenten immer gerade das Gegenlheil von dem zu halten pflegen, was sie versprechen, bin ich dies Mal wirklich nicht in der ange> nehmen Lage, Ihnen Lustiges und Erfreuliches mittheilen zu können. Die Zeit ist vorbei, wo Berth » spann und wo Wiener Eorrespondenten nur lauter lustige Ereignisse mitthcilen konnten; es ist leider eine Zeit gekommen, wo tragische Ereignisse an der Tagesordnung sind und die Stadtgespräche sich um höchst traurige Erlebnisse drehen. Man braucht eben kein lÄnällinr tem» porig pi»«teritl zu sein, um den traurigen Unterschied zwischen einst und jeßt mit innigem Bedauern wahrzunehmen. Am 25. April fand abermals eine Hinrichtung Statt. Es ist leider die zweite in vier Monaten. Ich habe Ihnen in einem meiner Briefe bereits mitgcthcilt, daß ein beurlaubter Gemeiner des 3. Jäger«Bataillons hierorts seine Stiefmutter ermordet und beraubt habe. Dieser Unglückliche wurde nach kurzer Untersuchung zum Tode verurtheilt und am erwähnten Tage bei einem Zusammenlaufe von wenigstens 3N.NN0 Menschen hingerichtet. Jakob N»«»»«» ^ s, h,'^ß z,^ Unglückliche — wurde am 17. August !8l2zuWien geboren, und besuchte in seiner Jugend durch einige Jahre die deutschen Schu» lcn, machte aber aus Mangel an Fleiß sehr geringe Fortschritte, kam sodann zu einem Weber in die Lehre, wo er wegen Liederlichkeit gezüchtiget wurde und austrat. Seine Eltern brachten ihn zu einem anderen Meister, wo er zwar fleißiger arbeitete, aber einen Gesellen desselben nicht unbedeutend be» stahl, und darüber in Criminal-Untersuchung und Strafe gerieth. Nach über» Nandener Strafe trat er freiwillig in k. k. Militärdienste, wurde beim 2. Iägcr