„Fikklhtit, str M." Str. 8«. Freitag, ««. Juli 18««. V. Jahrgang Die „Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mjtmw<1, und Freimg. Preise — für Marburg: ganzjährig 6 fl., halbjähug 3 fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr; für Zustellung int Haut monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjälirig 8 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 s!^ Die ein Mal gcspalleue Karmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zweimaliger mit 15, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, w0ju fiir jedesmalige lZlnschaltung 30 kr. Jnseraten-E empel^ Kühr sommeu. Zur Geschichte des Tajies. Der Rückzug unseres HecreS aus Beneticn und die letzte n Ope ration e n desselbru lverdcn in der „Trirster Zci' tunst" folgendermaßen j^eschilderl: Sobald die Adtretnng Vcnelifns an Frankreich erfolgt war, lvurdc sogleich beschlossen, sich mit dem Feinde in keinerlei weiter»' Gefechte einzulassen, mit der ganzen Siidarmee den Rückmarsch nach Wien anzutieken und bloS in den Festungen die ilötlii-gen Besatzungen bis znm Alischiusse deS Friedens zurückzult^sftn. Die Aktion der Südarmce konnte sich daher bloS darauf beschränken, dem Vormarsche deS Feindes in Beneticn die größtmöglichsten Hindernisse in den Weg zu legen, die festen Positionen, lv^lche auf»zegeben werden muß. te«. in einen Zustand zu verscpen. daß der Feind aus denselben keinen Nutzen ziehen konnte, und den Rückmarsch in der möglichsten Ruhe und Sicherheit fortzusetzen. Als der Feind am 8. d. M. den Po bei Occhiobello und Fiecarola passiNe, war bereilS der größte Theil unserer am Po aufgestellt gewesenen Truppen tib^^ezoge», blcS in den Befestigungen von Rovigo !var die nöthige S^esaßung zuiückgeblieben. um die Kommunika-tionen des Feindes zu zerstören und seine» Vormarsch möglichst aufzu-halten. Am 8. ivurven daher di.- Brücken, welche itber die verschiedenen Gewässer und Kanüle gegen die östcrreichjsche Stellung an die Etsch führ-ten, darunter auch die große Brücke über den unter dem Nc^men Kanc.l Bianeo bekannten Po-Aim zrrslört, wobei rS zu dim einzigen während der Rückmarsch Optration vorgefallenrn Gefechte zwischen der italienischen Avantgarde und den die Sprengarbeiten leitenden GeniekoipS als störte beigegebenen Abtheilungen Mrenztruppen kam. welch' letztere 12 Mann verloren, die merkwüroigec Weise alle todt blieben, ivährend auch der Feind mehrere Todte und Verwundete zälzlte. Da die Befestigungen von Rovigo sich auf längere Zeit gegen eine bedeutende feindliche Uebermach» nicht halten ließen, so wurde beschlossen, dieselben in die Luft zu sprengen. Große Borräthe von Kanonen, Kriegsbedarf und Lebknemitteln waren in den Werkcn angehäuft, da nebst 15l) meist gezogenen Kanonen sich noch über 12.000 Stück Projektile aller Art und mehrere tausend Zenl« ner Pulver in demselben befanden. Da dii? Zeit zur Wegscvassung der Kanonen fehlie. so wurden dieselben vernagelt und unbrauchbar gemacht, «in 2heil der Boirälhe »vrggeschafft. daS Uebrige in die Luft gesprengt Am 9. d. M. Früh wurde der Befehl ertl^eilt, AlleS zur Sprengung der Brücke vorzubereiten, welche denselben Abend erfolgen sollte. Bei den großen Quantitäten Pulvers^ welche in den verschiedenen Depositorien angehäuft waren, war eS leicht, in wenigen Stunden AlleS zur Sprengung herzurichten; außerdem wurden noch die einzelnen Objckte mit Fa schinkn, Pecd, Oel und brennbaren Stoffen umgeben, und so AlleS vor-bereitet> um daS ZerstörungSwert recht vollständig zu machen. Punkt 10 Uhr ging das erste Fort mit ung heurem Gekrache in die Luft. — Die Erschütterung war eine so furchtbare, dnß in dem drei Biertelstunden entfernten Rovigo Vie Häuser rrzittelten, alle Fensterscheiben zersprangen und du ich die bis zu den Wolken aufsteii^enden Riesenflammen die ganze Gegend tcighell beleuchtet war. Es war ein fürchterlicher Anblick, halb entkleidet stürzten die Beivohner RovigoS auf die Straße, ruit Entsetzen der K^ttastroph,.' entgegensehend. In ungefähr drei Minuten eine an^^ere womöglii? noch stärkere Explosion, und sofort in Zwischenräumen von je drei Minuten noch sieben andere, eine stärker als die andere. Augen-zeugen versichern, nie im Leben etwas so furchtbar großartiges gesehen zn haben. In das fürchterliche Gekrache der Cxplonon mischten sich die Tausende ezplodirender Projektile, die bis zum Himmel aufsteigenden Flammen, kurz, es war ein Anblick, der selbst die Beherzteft n tief er-schiltterte. Endlich nach Verlauf von kaum einer halben Stunde war Alles geschehen, und blos ein Flammenmeer bezeichnete den Ort, wo die mit so viel Müt)e und Kostenaufivand errichteten Festungswerke am Po g stant^en hatten, llnsere atn Po stationirten Truppen setzten indessen ihren Rückzng von Rovigo gegen Padua fort, während desselben noch die große hölzerne Brücke über die Etsch in Brand setzend und die erst vor Monatsfrist vollendete Eisenbahnbrückk bei Boara sprengend. In« dessen waren auch die am Mincio stehenden österreichischen Truppen über P^idua hinauSgerückt, und am 10. d. M. wurde auch die eiroße Eisen b^ihnbrücke ülier die Brenta gesprengt. Am 11. d.. M. war die Kom-munikation bis vor Mestre zerstört, unsere Truppen rückten gegen die Piave und seßten von dort iheen Rückmarsch ungehindert sart. Der Feind ivurde natürlich durch die Zerstörung der KomtnunikationS Mittel am weiteren L^c»rrücken gehindert oder lvenigstenS so lveit aufgehalten, daß er dem Rückmärsche der k. k. Armee nicht folgen und dieser daher unbehelligt vom Feinl)e ausgesührt iverden konnte. Ueb.r die Schlacht bei Königgräz nnd über Benedek äußert sich der Berichterstatter der „TlMeS" im österreichischen Lager fol-gendermaßen: „Wenn es wahr ist. waS man sich allgemein im Lager erzählt, war Benedek durch diplomatische und noch greisliarere Hindernisse am Anfang verhindert gewesen, seine Armee in diejenige Position zu bringen, die ihm die Entfaltung seiner stärksten Waffengattung, nämlich der Kavallerie, gestattet hätte. Aus rein militärische» Rücksichten hätte er, so wie der Ausbruch vdn Feindseligkeiten unverm idlich schien, das befienn-tete Sachsen besetzen inüssen; aber seine Armee war nicht in der gehörigen Versussung. und in Wien scheint man durch die Erklärungen Englands, Frankreichs und Ruhlands, daß diejenige?.^kacht. welche den eisten Schuß v i e weiße «o» «. w. Rose. (Fortsetzung.) III. Kurz vor der Mittagstafel — es war um drei Uhr atN Neujahrs tage -- hatte zwischen Madame Simoni und il»rem Sohne Roberl eine sehr heftige Szene statt. Beide befanden sich in dem eleganten Boudoir der alten Dame, die sich mit der Summe von dreitausend Thalern den Titel einer Kommerzieuräthin gekauft h.tte. da sie der sichtigen Ansicht war. daß man in einer Residenzstadt ohne Titel nicht leben könne. Die Mutter hatte bereits eine vollständige Toilette gemacht: sie trug rin faltenreiches Kleid von graue'n AtlaS und auf dem hohen Busen eine schw re Kette die man filr den Orden deS goldenen VließeS h'.tre HUten können, wenn statt der schimmeriideu Diamantuhr tin gotdeneS Lammfell daran gehangen hätte^ llnter einen feinen pariser Häubchen, das eine junge Frau von dreiundzivanzig Iahren nicht verschmäht haben würde, glänzte die künstliche Haartour in kastanienbraunen Lacken, und zwisUrn ihren aufgeworfenen Lippen sah man die Emaillezahne auS der Fabrik deS tie-rühmtrsten französischen Dentisten. Der Sohn w^,r mit jener gediegenen Einfachheit gekleidet, die de» reichen Kaufleuten voa fünfundzwanzig Jahren eigen zu sein pflegt. „Robert.- sagte sie bebend vor Aufregung. „Du wirst mit mir dem Präsidenten falirenf Ich habe es in verfloffener Nacht auf dem Balle versprochen, und wenn ich mich nicht blamiren will, so muß ich Bort halten." „Gut. fahren Sic allein. Mutter!" sagte der junge Mann, der auf dt« kostbare« Teppich auf und ab ging. ' „Auch du wirst erwartet." „Ich habe nieiits versprochen!'" „Aber ich!" rief die Kommerzienräthin mit ihrer durchdringlichen Altstimme, nnd indetn sie das Gewicht ihrer fleischigen Hand auf ein Mahagonitlschchen fallen ließ, daß eS laut erseufzte. „Wenn meine Auf-fo'deiUlig nicht genügt, so befehle ich eS Dir!" fügte sie mit der AlleS oerg ss.iiden H.ftigkeit hinzu, die ihre Abstammung verrietli. nämlich die aiie> einer rhein!äudlsei?cn Fabrikantenfam lie, die durch den Schweiß armer Ael>eiker ein Kapital zusammengesäzarrt hatte. daS unter fünf Erben ver-theilt war. Zwei Fünftheile. nämlich das Erbe der Madame Simoni und da.^ ihres .Pruders, des BaterS des unglücklichen Franz, hatten den Grund zu dem Hamburger Handelshause gelegt. „B'fehlen? Befehlen?" fragte Robert kalt und ruhig, indem er stehen blieb. „Sie vergessen. Mutter, daß ich großjährig bin. Niemand hat mehr das Necht, mir Befehle zu ertheilen." Die Li^'p.n der alten Dam< lzegannen zu beben, und tine dunkle Riith' färbte ihre fleischigen Wangen. Getvaltsam setzte sie dem AuS« brache ihle? Zorn'S einen Damm entgegen, indem sie einen Augenblick schwieg. Ihre schlvarzen Augen schössen glühende Blicke auf den ruhigen Robert. „Deine ^^roßjälirfgkeit, mein Sohn, spottet also der mütterlichen Au-toritat!" s.igte sie tonlos nach einer Pause. ich will eS gelten lassen ; a' er ich gebe Dir zu bedenken, daß der letzte Wille Deines Paters mich so lange des Genusses seines B'rmög ns. setnes ungeth.ilten Ber-mögens, versichert, als ich mich destellien ;u Deinen Gunst»n nicht entäußere. ?!och bin ich die Herrin des HauseS Simoiu, und wenn Du Nicht mehr m in Sohn sein ivillst. so bleibt mir nur noch übrig, Dich als meinen Kommis zu betrachten. Enterben kann ich Dich nicht; aber so lanqe ich athme. bleibst Du Kommis! Jetzt ^ähle zwischen Beiden! Den Sohn werde ich der Tochter deS Präsidenten vorstellen — den thuk, nls Feind der Civilisc,tl0N betrachtet werden müsse, vom offensiv kriegcrischen Schritte abgeschrtckt worden zn sein. Die5 war die erste Schwierigkeit dcS Feldzeugmcisters, und für dicsc darf cr mahrlich nicht verantwortlich j^kmacht werden, wälzrend sie es war, die ihn später nö-thigte, seine Truppen hastiger vorwärts zu schieben, als wülischcnswertli war. um sie dem anrückenden Feinde in frästigem Zust^inde t^egenüber-zustellen. Schon bei Skalitz trat dieser Uebelstand deutlich hervor, da die österreichischen Truppen zu ermatt«t auf dem Kampsplahe angelangt waren, um eS mit einer gleich starken preusjischen Macht ausnellmeti zu könne». DaS Terrain selbst war sür die Fecl.tart der österreichischen Gruppen kein günstig gewähltes. Benedeks Schule, so wie die fast aller östcreichischeii Generale, liegt hauptsächlich in der lombardischen Elieni'. wo es k^er natür lichen BertheidigungSpunkte nur wenige gibt, wo der Feind feinen Ueber-bliek gewiunen uud wo der Mulh des liioßen Dreingchens den A'^sschlag geben kann. Daher m.ig es komm n. daß er die Wichtit^feit einzelner Positionen nicht zu schätzen verstand, obzwar das Terrain für sein''u nsten Widerstand ohne Zweifel ein vortrefflich gewähltes war. Äuf diesen Punkten jedoch lehnten die Preußen den Angnff auf s.iiie Gesamnlt-Armee ab. und da sie heraussanden, daß ein Korps, das erste, zu weit entfernt stand, um verstärkt werden zu können, warfen sie sich auf dieses, trieben es zurück und kamen dadurch iu die Flanke. Ein Glück lvar t5 noch für Benedek s Armee, daß die Niederlage nicht in der ersten Schlacht linie stattfand, denn die von dieser rückwärts führenden We»^? sind so spärlich und enge, daß eine Niederlage an diesen Punkten geradezu vernichtend hätte sein müssen. Gleich der ganzen österreichischen Nation hat er weder die verbesserte Taktik, noch die übcrlej^enen WafftN der Preußen zu würdigen verstaiden. wogegen er die Fäl)igkeitett seines eigenen Heeres überschätzte. Wie immer sich die Dinge weiter entwickeln niög^n. das Eine läßt sich liehaupten. daß Oesterreich aufhört, eine militärische Macht ersten RangeS zu sein, so lange es nicht im Stande ist. sein Heer mit HinterladungS'Gl wehren zu versehen." Das Unglück der österreichischen Waffen findet die Ungarn, wie sie stets waren, ernst, nngebeugt: sie fordern tviederholt ihre Rechte und sind nach Gewährung derselben znr rettenden That entschlossen. „Naplo" erklärt, daß es selbst angesichts der trüben Zukunft der liöchste Wunsch t>er Nation sei: sich auf den Voden der Verträge zn stellen, im Rechte und im Gesetze jene Kraft zu finden, welche dem ^)^undeSverhältnisse Kraft, dem Baterlande Sicherheit zu bieten vermag. Dieser Wnnsch aber verlangt rasche Befriedigung. Die gefährliche ^^age der Monarchie gestattet kein Zögern. Ein beträchtlicher Theil de« Reiches ist von feindlichen Heeren überschwemmt, nur Ungarn steht noch frei da. Aber Ungarn ist tadt. Mit Ungarn kann All^S. oder mindestens Vieles gethan werden. Aker Ungarn selber kann nichts thun, denn ihm sind die Hände gebunden^ Was seine Hände freimachen, ihm wieder Alien einhauchen kann, das ist einzig und allein eine parlamentarische Regierung.--Wenn Ungarn sür die Monarchie, für die Verträge noch etwas thun kann, so ist dies nur dann möglich, »venn ihm die Freiheit der Aktion wiedergegeben, lvenn an seine Spitze eine Regierung gestellt wird, welche der Ausfluß des Nationalwillens ist und in ivelcher die Nation eine Garantie ilireS Be-standes und ihrer Rechte erblickt. „Hon" sa,;t: Die Einberufung d^s Landtages würde in diesem Audenblicke nichts nützen; in den gegenwär-tigen Gefahren könnte nur eine das Vertrauen des Volkes besitzende verantwortliche Regierung sowohl für Ungarn als auch für Oesterreich Rettung bieten. Krine der zahlreichen amtlichen Kundgebungen lesen wir in einem Berliner Blatte — hat eine so große Sensation hervorgebracht, wie der Aufruf des Königs au die Böhmen. Das Aktenstück, hier kaum bekannt geworden, hat sofort die seltsamsten Kombinationen zu Tage gefördert, die sich um so schneller verbreiten und desto bercilwitliger Glauben finden, als sie durch mannichfache thats.ichliche Umstände unter-stützt »Verden. Der königliche Aufruf stellt den Böhmcn und Mährern eine Verwirklichung ihrer nationalen Wünsche in Aussicht „gleich den Ungarn." Aus dieser am Schlüsse des Ausrufes den NationalitätS-Bestrebungen der mit der Wiener Regierung seit undenklichen Zeiten um ihre Selbstständigkeit ringendeii undeutschen Völkerschaften Oesterreichs eröffneten Perspektive wird auf Absichten unserer Regierung geschlossen, die noch im Laufe des Krieges, ja fchon in der nächsten Zeit zur Förderung seiner Zwecke in AuSsührung gebracht werden sollen. Zunächst — und hiesür sprechen manche unS bekannt gewordene thatsächliche Anordnungen — soll mit der Bildung einer ungarischen Legion vorgegangen werden. Wie uns lnitgetheilt wird. ,st bereits der Befehl ergangen, unter den ztzritgSgefangrnen, die nach Preußen befördert worden und noch zu erwar-ten sind, alle der ungarischen Nation angehörenden auszusondern nnd dieselben in den. dem böhmischen Kriegsschauplatz näher gelegenen östlichen Tliei.en der Monarchie zusammenzuhalten. Schon hat eine solche Aus-londcrung der über Dresden liieher beförderten Kriegsgefangenen auf dem Anlzalt'schen Bahnhose stattgefunden. Die Gefangenen ungarischer Ratio-natilät sind sämmtlich nach Breslau weiterbefördert worden, ivährend ihre deutschen, slavischen und italienischeti Kampf- und Leidensgenoj'sen den undcren Aufbewahrungsplätzen zugeführt sind. Die Anwesenheit des ungarischen Generals Klapka. der von höheren Militärs und Beamten der ungarischen Revolution begleitet ist. unterststtzt die an diese Anord-nnttg geknüpften Vermuthungen. Briefe auS der Armee, die hieber gelangt sind und Mittheilungen von Offieieren. tvelche die Gefangenen» Transporte hieher geleitet haben, stehen denselben gleichfalls zur Seite. In einem anderen Blatte lesen lvir gar, daß in einer „Versammlung der in Berlin anwesenden Ungarn" ein „Hoch" ausgebracht worden sei auf „das sreie Königreich Ungarn, mit dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen als Fürsten." Ans Breslau, 1l. Jttli. wird gemeldet: Heute ist die Verordnung erlasstu. daß sämmtliche gefangene Oesterreilher nach den verschiedenen Nationalitäten eiiigeihellt und je nach denselben in bestimmte Festungen vertheilt werden sollen. So kommen u. A. alle Ungarn nach Neisse uud Kosel. Die bereits in andern Festungen untergebrachten llngarn »Verden schon dislozirt, und langte bereits heute Mittags um halb 3 Uhr mit der märkischen Bahn ein ausschließlich aus 729 Mann Ungarn bestehender Zug von Küstrin hier an. um nach Neifse weiter zu gelien. Ueber die österreichischen Gefangenen tvird von Königsberg. 9. Juni, berichtet: „Heute Morgens 7 Uhr sahen wir auf dem Bahnhofe in einem auS 20 Wagen bestehenden Sonderzuge wieder 6ü8 österreichische Gefangene nlit 27 Offizieren ankommen, eskortirt von Lmdwehr deS 4 Regiments. Diese Oesterreicher tvaren in der letzten Schlacht von Sadowa-Königgräz gefangen genommen worden. Die Leute stiegen aus. nahmen auf dem Perron ihr aus Kaffee und Kommißbrot bestehendes Frühstück ein, nahmen freiwillige Gaben von Bier und Zigarren in Empfang und wurden alSdann nach anderthalb Stunden Aufenthalt per Bahn weiter nach Jnsterburg-Lötzen tranSportirt. Die Offiziere, darunter 2 Hauptleute, die meisten in bürgerlicher Kleidung, fuhren per Droschke nach den Kasernen der Königsberger Festung. In den nächsten Tagen werde» noch ein paar Tansend Gefangene ankommen, resp. durchgehen. Nach Marienburg-Dirschau sahen wir eine Menge von Militär-zelten von hier per Bahn abgehen, zum Zeltlager für die 10.000 Gefangenen blstimmt, welche dort auf freiem Felde plaeirt werden. Das Gerücht, „zwei österrcichifche gefangene Offiziere wären spurlos verschwun-den", ist nicht wahr. Ein anderes Gerücht von einer Insurrektion der 2000 Gefangenen im detachirten Fort und von dem Gebrauch der Feuertvaffen ist eben so unbegründet. Einer der Gefangenen, ein trun' kener Italiener, zog ein Messer und wollte einem anderen Gefangene«, einem Deutschen, mit dem er in Streit gerieth, zu Leibe gehen. Preußische Wache trat dazwischen, schlichtete den Streit und der Störenfried wurde militärisch bestraft. — Am Sonnabend den /. d. M. wurde einer der österreichischen Gefangenen, welcher an der Cholera erkrankte und starb, von der Kaserne aus nach dem Militärkirchhofe (vor dem Königsthore) gebracht und beerdigt. D r einfache, schivarzangestrichene Sarg enthielt das mit weißer Kreide geschriebene Wort „Oesterreicher!" Des Verstorbe-nen Kameraden begleileten den Sarg, gefolgt von einer preußischen Eskorte. Beim Einsenken der Leiche in die Grust kommandirte cin österreichischer Kommis schicke ich nach Hamburg zurück in das Komptoir, »vohin er gehört! Du keunst mich, mein eiserner Wille hat Deinen Vater geleitet, er wird auch Dich im Zaume zu halttN, wissen. Gestern noch sprach ich ermahnend; heute befehle ich Dir. O. ich kenne die Grünte Deiner Weigerung! Du steigst entiveder heute mit mir in den Wagen. liM zu dem Präsidenten zu fahren, oder morgen, um nach Hamburg zn reisen!" Robert hatte seine Ruhe nicht verloren; mit einer höhnenden Eleganz steckte er seine rechte Hand, die ein kosttiarer Diamantring schinückte. >n die Brustöffnung der weiß n. mit Gold gestickten Atlasiveste, stiitzte sich auf die ^^ehne des DivanS. auf dem die Kommerzienrüthin faß. u.id sagte lächelnd: „Es ist wahr. Mutter, mein verstorbener Vater hat ihnen eine ge-wisse Gewalt über mich gegeben, und >vie ich vermuthe, unt-r Ihrem Einflüsse, denn sie bekennen ja selbst, daß Ihr eiserner Wille ihn «geleitet hat ; aber. Mutter, der KommiS. der sechs )ahre die Arbeiten des He 'n Simoni th ilte. der bei seinem Tode die Leitung des GeschästS übernauu«. hat auch ein gewisses Geheimbuch übernommen. daS über Dinge Ausschluß gibt, die sehr unangenehme Folgen haben könnten. Senden Sie den Kommis nach Hambur^i. indem Sie ihn als S^hn nicht gelten las-sen »vollen, so »vird er ein verborqeneS Fach erschließen. daS nur er kennt und zu dem nur er allein den Schlüssel besitzt--" „Robert. Robert!" rief erschreckt die Mutter. „Sie sehen, daß ich großjährig bin! Und weil ich eS bin. iverde ich Mir eine Lebensgefährtin nach mein'm Geschmacke wählen. Muß ich dabei auch vieles preisgeben, so »verde ich immer noch genug belialten. um mit Helene» ein sorgenfreies Leben führen zn können." .,Mit Helenen?" stammelte die Kommerzienrättiin. „Mensch l)lst Du von Sinnen?" Robert erhob sich und trat eine» Schritt zurück. „Ich glaube, ich bin noch nie bei so klarem Verstände gewesen, als eben jetzt. Wer »vill eS mir, dem reichen Mann, verargen, wenn ich mir eine Frau aus lauterer Neigung nehme? Besäße Helene eine Million, sie würde mict) nicht glücklicher machen können als jetzt, wo sie mir cin vortreffliches Herz. Schönl,eit und Tugend zur Morj^engabe bringt. Ich drohe nicht. Mutter, weil ich mich noch iminer als Ihren Sohn betrachte; aber ich bitte Sie mir in dieser Angelegenheit freie Hand zu lassen, und mich Ihren ehrgeizigen Plänen nicht zum Opfer bringen zu wollen. Entweder Halene oder keine ivird meine Gattin, llnd haben Sie ivirt-lich das Glück Ihres eii»zigen Sohnes im Auge, »vie Sie mich so oft versicherten, so »Verden Sie meine Verbindung mit dem reizenden, unglücklichen Mädchen, das Ihre Achtung im hohen Grade besitzt, nicht hindern, sondern nach Kräften zu befördern suchen. Mutter." bat er leidenschaftlich. „ich kann ohne Helene Nicht leben zwingen Sie mich nicht, z» Mitteln der Verziveiflung zu greisen. Meiner Liebe opfere ich Alles. Alles: ich schleudere jedes Hinderuiß zurück, das sich mir entgegenstellt; ab.r ich bedeckte die Hand mit Thränen des DankeS. die mir das MädchsN meiner glühenden Liebe entgcgensührt!" Der jun.,e Mann warf sich auf einen Sessel. Sinnend betrachtete i!:n die Kommerzienräthin. >i»er die Tiefe der LeidensHaft nicht entgelten konlite. die in der Brust Roberts so rasch Wurzel qef>,ßt hatte. Zhr e'f.rner Wille beugte »Ich der Mutterliebe, und sie empfand ein inniges Mitleiden mit dem Sohne. ..Zu dieser Drohung hat ihn die Verzweiflung getrieben!" dachte sie. „Was bleibt mir übrig. alS nachzugeben? Ich kenne ihn. sein Charakter gleicht dem meini.jen. Es steht zu viel auf dem Spiele: die Ehre unserS Hauses und dann .... Beides kann ich der sinnlosen Leidenschast eines Verliebken nicht preisgeben. Ich muß vorsi.^tig, s^hr vorsichtig Handel»." Als Robert den Kopf erhob, sah »le Thränen über seine Waugen rollen. Er wollte sich entfernen. Sergmt: „Achtung! zum Gebet!" Die Soldaten knieten nieder in den Staub, ein stilles Gebkt verrichtend. „Achtung! vom Gcbet!" Dic Sold^Uen erhoben stcd, warfen dem geschiedenen Kameraden die letzte Hand voll Erde nach und traten stumm und still die Rückkehr an nach der — Gefangenenkaserne. In einem Berichte der „Bairischen Zeitung" überdaS Treffen bei Kissingen macht ein Offizier hinsichtlich des Zündnadelgemehrs folaende Bemerkungen: „Ich für meinen Theil gestelie Ilinen. dich mil' unser PodeivilS-Gewehr lieber ist. Das Zundnadelgewehr hat nur den Einen Borzug deS schnelleren Schießens ; dieser Borlheil ist aber deßwcg n nicht sel»r bedeutend, weil von den vielen Kugeln, die herumfliti^el^ nur sehr wenige treffen. Und dieS ist auch schr natürlich, denn der Soldat hat taS sehr schwere Gewehr beständig in der linken Hand, wiihrend die rechte ladet und abfeuert. Dabei ist von einem Zielen gar keine Rede, denn das Gewehr wird gar nicht angelegt, sondern von der Scitc r,uK abgefeuert. Äm AnftMge allerdings überrascht der gewaltige Kugelr gen. aber man gewöhnt sich bald daran, «nd die Preußen werden sicher in dieser Richtung, wenn einmal unsere Truppen die nöthige Ruhe in dem großen Feuer erlangt hab>n. noch f hr bitlere Eifahrungen machen. — Unser Bataillon, eliva 900 Mann, stand wahren) zwei Stunden in einem wahren Hagel von Kugeln und verlor nur sehr wenige Todte und bei 60 Verwundete, von denen die meisten an den Füßen und da nur leicht getroffen sind. In großer Nähe überschithen die Preuß« n fast immer. So standen ungefähr 15 Mann von uns mindestens zeh» Minuten lang etwa 30 Preußen auf einer Entfernung von nicht ganz 50 Schritten gegenüber, und von allen 15 wurde gar keiner getroffen, obwolil die Preußen fast ununterbrochen feuerten. Dagegen wird allgemein, selbst von den preußischen Gefangenen, zugegeben, daß nnser Feuer zwar viel schwächer, aber auch viel gefährlicher >st. linsere Leute sollen vorzüglich schießen und dabei nicht bloS leichte Verletzungen, sondern meistens gesähr-liche Wunden beibringen." 3n München ist eine Min ister trise ausgebrochen. Die Minister des Innern, der Justiz und der Finanzen sollen ihre Entlassung angeboten haben. „Wir hätten vor Allem erwartet," sagt die A. Z.. „daß der KriegSminister zueist diesen Schritt thun tvürde, da gegen selne Amtsführung allenthalben die j^rößten Klagen laut werden; waS über die Militär BcrtvoltuNj^ und die Organisation der Armecverpflegnng berichtet lvird, läßt diese Klagen leider nur als zu setir begründet erkennen, und man wird darüber einst wunderbare Dinge vernehmen können, die sast noch die militärische Fülirung übertreffen." WaS diese Führung betrifft, so bestätigen j tzt die baieiischen B ätter, „daß die nun offen zu Tage liegenden Zwijllgkeiten deS Vundesfeldtierrn mit dem Fiihrer deS achten Armeekorps den Stoff zu einem der unl)eimlichsten Kapitel in der Ge-schichte dieses ungliickseligen Krieges darbieten werden." Der „Itali e" zufolge wäre man allgemein überzeugt, daß die Flotte nicht länger zögern tvird, ihre Operationen zu beginnen. „Die Geschicke der italienischen Bevölkerung in Jstrien" — fügt sie hinzu — „hängen davon ab. waS unsere Marine thun wird. Diese »mrd, davon sind wir überzeugt, ein glorreiches Wert ausführen." Dasseiiie Biatt kann sein Erstaunen darüber nicht unterdrücken, daß eS noch Leute gebe, tvelche sich bezüglich Triest's und Istrien'S um den deutschen Bund tietüM' mern. der nicht mehr bestehe und die noch in der alten Meinung Oester, reichs befangen seien, daß der Besitz jener Provinzen für die deutschen Interessen nothwendig sei. Viktor E Manuel beabsichtigt, die Bewohner von Südtirol und Jstrien im Namen des gemeinsamen Vaterlandes aufzurufen. An Preu-ßen erklärte er. daß. wenn Oesterreich die Südarmee und seine Flotte nach Norden ziehen würde, die italienische Almee und Flotte ebendahin abgehen tverde. — „Inmitten der jetzigen Ruhe", schreibt „Jtalie", „ist eS sichtlich, daß große Erugnisse sich vorbereiten. Oesterreich, welche? in seine Festungen die zu ihrer V^rtheidigung nölhigen Truppen verlegt, schickt den größten ^heil seiner Macht von Italien gegen Norden, uni zu ver suchen, die Preußen an der Donau und an den Thoren Wlens zu be-kämpfen. Wenn Oesterreich in dieser so gewünschten Revanche gegen Preußen den Sieg davonträgt, so werden wir es die Offensive gegen „Bleibe, mein Sohn!" sagte sie mild. „Ich habe nicht geglaubt, daß Helene einen so tirfen Eindruck auf Dich ausgeübt hat. Du kannst sie erst seit ein m Monate — hast Du Dich auch geprüft?" „Sie kennen mich, Mutter." antwortete Robert mit leise ercrgter Stimme. „Ich bin kein Knabe mehr, der bei jeder l^länzenden Erstiei-nung aufjauchzt und sich nach »hrem Vrsitze sehnt. Wenn ich Ihnen den Wunsch aussprach, den Winter hier zu verbringen, so ward ich von dem Gedanken an Helene beseelt, ich wollte sie erforschen, und mich um ihre Neigung bewerben. Sechs Wochen h^'ben hingereicht, um mich einrn Engel kennen lernen und anbeten zu lassen. Und waS beschließen Sie «UN. Mutter?" „Du wirst meinen Entschluß vernehmen, tvenn ich mit Helenen über diesen Pnnkt eine Unterredung gehabt habe. Daher fordere ich von Dir ein Btrspr'chen." „Nennen Äir eS! ^ r>ef Robert, dessen Augen hell erglänzten. „Du wiist die Ehre Deines VaterS lM Anjie behalten, und unser Familiengebeimniß wie ein heilit;eS Vermächtnis bewahren. Mein ver-storbener Bruder kannte seinen leichtsinnigen Sohn zu gut. Franz ge« hört nicht melir zu unserer Familie. Wie hast Du Dich semer ent-ledigt?" „Die Polizei erleichterte mir dieS Geschäft." « „Wie?" „Man hat ihn gleich nach Ihrer Entfernung Verhaftet." ^In meinem Hause?" „ö'ider ja!" „Entsetzlich!" rief d«e Kommerzienrä hin. „Die Polizei war in mci «em Haust?" „Beruhigen Sie sich. Matter. eS hat kein Mensch diesen ärgerlichen Aktns erfahren." Italien wieder aufnehmen sehen, um die Bereinigung JstrienS und Tirols mit dem Königreiche zu hindern. Der Besitz der Festungen von Venetien lvird ilim dabei große Hilfe leisten. Wenn Oesterreich von neuem von den Preußen b siejU 'vird. so wird sich die deutsche Frage in ihrer ganzen Bedeutung auswerfen; die deutsche Einlieit begründet sich, die preußische Moilarchie ist es, die eine Monarchie lvird, tvelche Deutschland unjjetheilt beherrscht." Ueber die zivischen Paris und dem preußischen Hanptquartier gepflogenen Unlertiandlunqkn iveiß die „Jndependance" folgende Aufklärungen zu geb-n: Man behauptete, die preußischen Forderung,en seien nicht sa iveitgehend als sie anfangs darge« stellt wurden. König Wilhelm und Graf Bismarck häiten einige der dri^ck.ndst.n Bedingung^ ii f^illen gelassen; grnut^. es ivaren sehr friedliche Nachrichten in Paris verbreittt. die sofort eine Steigung an der Börse beivirften. Mittlrrweile aber stellte sich die Sache anders heraus. Napo-leon. so versicherte man. habe zw<^r die preußischen Forderungen undis-ktttirbar gefunden, zu gleicher Zeit aber die Unmö.jlichkeit anerkannt, mit belvaffnet^r Hand entgegenzutreten, um „Oesterreich zu retten." Biel habe z,i dies'M Entschlnss. der l^infiuß dts Prinzen Napol on beigetragen und schließlich habe d,r K üser sich daliin entschieonl, die Hauptbedlngung Preu-ßenA: die ÄnssiUilßung Oesterreichs aus dem Bunde, als Grundlage der Vcrhandlnnl^en anzunehmen. Somit würde es für Oesterreich. ivelcheS auf eine bewaffnete Intervention Frankreichs nicht mehr rechnen könne, äußerst schwierig sein den Kampf fortzus tzcn. In Berlin z< i^^te man sich, als diese Borl^änge bckan.il wurden, viel b ruhititer mit Bezug nuf Frankreich. In Folge dessen habe denn auch Preußen seine Fo>derungen neuer-diiigs gesteigert und verlange vor allem die Wiederherstellung der ungari. schen Berfassung. um durch dies n Schachzug eine Politik, welche den Ausschluß Oesteireichs aus deln Bunde j^um ersten Ziele hätte, zu verstäk' ken. England und Frankreich — so schließt das belgische Blutt, hal)en Oesterreich ihre volle llnterstützung in der Anbahnung der Friedensunter« handluni^en zugesichert, sich aber energisch gegen jede militärische Interven-tion Seitens Frankreichs ausgesprochen. Landsturm oder BolkSwehr? Marburg, 19. Zul». Im Nachbarlande hat der Statthalter alle waffensähigen Männer zum Landslurm aufgeboten und es verlautet, der gleiche Befehl werde auch in der Steiermark ergelien. Wir erklären uns gegen die stehenden Heere; wir fordern zur Ver-theidigttng d.s Landes eine VolkSivchr. das ist: die geordnete Wehrkraft des ganzen Volkes — die Verpflichtung aller Waffenfähigen vom 20. bis zuin 45. Jahre zuln Dienste — einfache, wohlfeile, zweckmäßige Be» kleidung. flute Bewaffnung und Ausrüstung, jährliche Einberufung zur Uebung auf kurze Zeit — Eiutheilung aller Wehrpflichtigen in Auszüge und LandeSwehr. so daß auf den ersten Ruf die Jünglinge vom 20. bis zum 25. Jahre, auf den zweiten die Männer der nächsten fünf Jahrgänge zu den Fahnen eilen und die übrige Mannschaft nur zum Schule der Heimut verpflichtet ist. Vor dieser Forderung hat die Regierung in der Zeit des Friedens zurückgeschreckt und erklärt, nur ein stehendes Heer und langjährige unun» terbrochene Nebung befähige zur Vertheidigung des Staates — jetzt in der größten Roth sollen die Waffentüchtigen V0tn 18. biS zum 50.Jahre das Militär unterslützeu. Ist aber der Bortheil. tvelchen die Regierung sich von dieser Maß-regel verspricht, gewiß zu erreichen — ist er anch in einem nur annähernden Verhältniß zu den Opfern? Wir sind kein bewehrtes Volk: ivir haben keine Waffen. Sind die Zeu.^häuser deS Staates gefüllt? Wo sind die Gewehre hingekommen, die unsere Nationalgarde nach der Auflösung abliefern mußte? Wie Viele Flinten «libt eS denn im Lande? Sind wir. Dank dem Waffen-paß, im Stande, uuser Eigenihum, unsere Personen vor Dieben und Räubern zu schützen? Was sollen zusammengelaufene, zusamlnengetriebene, schlecht bewehrte. „Es ist schon genug," fuhr die Alte entrüstet fort, „daß man einen Landstreicher bei mir vermuthete!" „Die Sache beunrul)igt mich.nicht, da ihr Zusammenhant; sehr ein-fach ist. Franz. auf der Flucht begiiffen. ist in dcm Hotel angekommen, und hat dort nach unserer Wolinung gefragt. Da er verfolgt wird, kannte die Behördk seine Spur, sie ivußte selbst durch den Telegraphen, k^aß er l>ier eintreffen würde, nnd io suchte mau in allen Wirthshäulern. M 'n saiid i»)n bei »ns und führte ihn in aller Stille fort. Diesen Mor-,ien schon ivar ich bei dem Polizei Kommisiär. und habe ihm dic Anzeige gkmact)t. daß der Flüchtige eS versucht habe, von mir Geld zu erpressen. Wie man mir sagte, ist Franz einer der gefahrlichsten Voltsaufwiegler, er hat sclbst an einem Straßenkampfe thätigen Antheil genommen, er. der ausgetretene Offizier — man macht ihm jetzt den Prozeß, und wie dieser aussallen wird, läßt sich denken. Jürchten Sie nichts, Mutter, in-deitt der Sta^u sich eines gefährlichen Feindes entledigt, leistet er auch liuS einen gr0s;cn Di'nst. Es ist nur zu bedauern, daß seiki Prozeß gkrudc hier abdängi,^ g.macht lvird." Ein Diener trat ein und m^lc>,tt. daß der MitkagStisch bereit sei. Robert stihrte seine Mutter in das Spciseziinmer. „Wo ist Demoistll/ Hel,ne?" fiac^te sie de» Diener. „Sie ist univohl. und laßt ihre Abwesenheit rntschuldiqen." „Die durchw.icdte Nacht hat daS gute Kind angestrengt!" sagte die Mutter zu dem Sohne. Nach Tisvc fuhr sie allein zu dem Präsidenten. Robert schrieb eil, n lans^en Bri.s an den Gestäftöfütirer in Hamburg. Mit dem Be-t^lnnc der frühen Dämmerung verließ Halene, seit in einen Mantel ge-büllt un?^ dttS Gtsicht tirs verschieirrt. das Haus der Kommerzi^nräthln. Sie achtete des sturmischcn ^chneeivetter^ nicht; hastig kUte sie durch die Straßc«. (Fortsetzung folgt.) ungeübte Hausen gegen die feindliche Heere, die vom Norden gegen unS ziehen — größer an der Zahl, besser bewaffnet, t^ls unsere Truppen, fie« geStrunken. ruhmbegierig, eroberungssüchtig — was sollen dirse Hausen liegen die Hunderttliusende. die uns vom Süden lier bedrängen, unsercm Heere in der Bewaffnung gleich, von nationaler Lcidenschast entflammt. » Und die politischen Bedint^ungen. welche dem Landstürme den ge-lMnschten Erfolg verheißen? Wo sind die VolfSrechte und dir Freiheit, die wir höher stellen, als unser Leben? Wir sind immer zur Demuth er« zvt^en. zur Kednld ermahnt worden und jejjt in der Stunde der Gefahr sollen diese demütliij^cn. geduldigen Leute Tod und Teufel verachtrnl^e Männer, sollen Helden sein. Sehen wir von dcn politischen Bedingungen ganz ab und befassen wir uns mit der militärischen Seite der Frags. Wir müssm gute Was-fen haben, müfsen unS wenigstens vierzehn Tage üben, sollen wir zum Kampfe auch nur fähig sein. 3st uns dicse Frist noch gegeben? Wir müssen uniformirt sein und wäre eS auf die einfachste Weise; denn er« greifen wir die Waffen, jo müssen wir auf nlle Wechselfälle des Krieges gefaßt sein. Gerathen nicht uniformirte Kämpfer in feindliche Gefangen-schaft. so werden sie nicht als Kriegsgefangene behandelt, sondern erschos« sen. Gewahren die Feinde, daß ungeschulte, nicht uniformirte Hausen, daß „Landstürmler" ihnen gegenüber flehen, dann werden sie den Krieg nicht, wie man zu sagen pflegt, gcgen die Regierung und die Soldaten, sondern gegen das „Volt" führen, sie werden die Häuser und die Hütten dieser Landstürmler niederbrennen, ihre Saatfelder zerstampfen, lverden das Kind im Mutterleibe nicht schonen — es wird ein BertilgungStrieg sein mit all seinen namenlosen Greueln. Der Landsturm kann die Erwartungen nicht erfüllen, welche die Re gierung hegt. — der Landsturm würde die Opfer des Krieges unzählbar vermehren und sie wären dennoch vergebens gebracht. Mit dem Aufgebot d.r BoltSkraft ist eS zu spät. Siegt das stellende Heer diesmal nicht und müssen wir unterliegen, so kann nur durch weise Volköpolitit ein-zweiter Krieg vorbereitet werden — ein Krieg der Volks wehr, ln dem wir AlleS zurück gewmncn, was KabinetSpolitik und Kaln-netSkrieg verloren. * A«s dem Lager von Vlmiitz wird oem „Wanderer" (l3. 3uli) geschrieben: „Die paar Tage Ruhe und geordnete Wege haben Menschen und Thiere überraschend hergeslellt und die „Rauflust" wesentlich gemehrt. DaS Gewoge und Getr^ibe di^'-seS riesigen LagerS auf dem Flächenraum von zirka V» O.uadrat«ntilc mit nur einer Hauptkommunikation durch die Stadt, dauert Tag und Nacht ununterbrochen fort; hier stockt eine unendliche Reihe.von Proviant-wagen, die von den Magazinen und Bahnhösrn Proviant holen und bringen. dort ziehen Truppen, ivelche ihre Brigade aussuchen, dort wieder ziehen Truppen in größter Ordnung zum Bahnhofe, um dort verladen zu werden. Die ganze Stadt selbst gleicht einem Feldlager, denn die ganze „ausgehungerte" Armee sucht sich zu stärken und kleine Vorräthe anzukaufen, um nicht wieder in die Lage zu kominen. „zu hungern," wie uns selbst Officiere versicherten Durch diesen riesigen Konsum kommt es. daß l)ie Kaufleute mit Eßwaaren alle ihre Vorräthe ausverkauften, ja selbst Schuster und Wäschehändler die Gegenstände auS ihren AuSlag- kästen alle verkauften. . ^ Bei allen sieht man daS Bemühen, den Koth und Schmutz mit dem Uniformen und alle Gegenstände bedeckt waren, wegzubringen, um wieder Aelinlichkeiten mit dem früheren Aussehen hervorzubringen. Wie viel hat doch unsere Armee gelitten, welche Kämpfe, welch' schrecklicher Rückzuq. und man komme und sel»e unsere Soldaten an. allcS ist lustig, guter Änge und geht mit Mnth dem Kampfe entgegen, da man künftig eine bessere Führung erwartet, und namentlich eine vorsichti-gere Anwendung unserer auSjiezeichneten Artillerie, welche unnölhigerlveisc in den frühereu Kämpfen dem Gewlhrfeuer ezponirt war. so daß bei 64 ArtiUerieosficiere gefallen, verwundet und gefangen sind, ein Verlust, wie! ihn keine Schlacht noch an Osficieren dieser Waffengattung auszuweisen hat. — ES sind aber eben in dieser Beziehung auch Fälle vorgetomnien. lvie sie eben auch nicht ungeschickter herbeigeführt »Verden können ; so schickte man z. B. Artillerie ohne alle Rckognoseirung des Terrainö gegen den Feind vor, ließ abfeuern und nach der ersten Salve waren die preu-ßischen Insanteristen an den Kanonen und nahmen sie ; nur der großen Geschicklichkeit unserer Mannschaft, so wie der Umsicht der Batterlet^m-Mandanten ist eS zu danken, daß der Verlust an Kanonen kein große-rer ist. gerner ist die Klage über mangelhafte Berprovianueung elne allge-meine und eS sind in dieser Beziehung die größlen gebler begangen wor« den. Als die gefammte Nordarmee bereits in Böhmen stand, begann man mit größter Force Heu. Hafer und Proviant in vielen Zügen auf den KriejiSschauplatz zu senden und in den Stationen D deponiren. da über die Bahn für die Beivrgung der Truppen selbst benützt wurde und zugleich ein lebbafter Privatverkehr herrschte, begannen die Siockungen. welche derartige Dimensionen annahmen, daß in gewissen Stationen Pro-viantzi'lge 24 bis 30 Stunden sieben mnßt.n. um endlich freie '^ahn -^ik erhalt»n, daß dadurch die Lebensmittel und daS llb^nde Vieh sehr verspätet eintrafen und daß daS Brot namentlich, da eS frisch gebacken, ost nnverständiger Weife zn sehr auseinander geschichtet, vervarb. war die natürliche Folge dieser systemlosen Verpflegung. Man wußte ja, alS sich die Armee gegen Böhmen in Beivegung setzte, die Elsenbahnstationen, welche als Depots zu dienen haben, w^rnm hat man die voluminösen Artikel wie Hafer und Heu nicht glril, bei Beginn dahin befördert, um für die Artikel wie Brot. W«"» tt. welch« keine lange Anfbewahrnng vertragen, sreie Bahn zur ra'chen Be-förderung z« hoben? Nun trafen alle diese Artikel in llnmaffen von Voggon« zugleich an. die Trnppen faßte» theilweise ab, die Arbeitakräfie der Berpfl'gSortiane nnd Eisendal»nk« reichten nickt hin, um die Waggons B««utw«rillch«r Nedatteur: Arinz Vießthaler. zu entladen, nun entstanden Stockungen durch verstellte Stationen und der 3. Juli mit seinem fürchterlichen Ausgange verdarb vollends alleS. Alle VerpfltgSzüge. welche in der Richtung gegen Pardubitz waren, wurden schleunigst gegen Wien zurückbeordert, als wenn die Preußen in einer Tour bis Wien hätten laufen können, und so kam es, daß unsere Trupven am Rückzüge sast nichts vorfanden oder lange Zeit warten muß-ten. bis wieder Vorräthe eutgegengeführt wurden, welche dann aus Man-gel an Zeit nicht abgefaßt weroen konnten, daher ist der Ausspruch: ,.unsere Armee hungerte." ein vollkommen gerechtsertigter. Die durch den Reichtra'h bewirkten Einschränkungeu des Militärbudgets, scheinen nament« lich das VerpflegS vesen mehr getroffen zu haben, als projeklirt war. Äköchten diese Fehler alle recht balo beiseitigt iverden. denn ein leerer Magen ist der größte Gegner des Muthes und der Ausdauer." Marburger Berichte. (Aus der Gemeindestube.) In der .gestrigen Sitzung des Gemeindeausschusses wurden die Wahlen deS Bürgermeisters und seines Stellvertreters vorgenommen. Freiherr von Rast führte den Vorsitz: sämmtl.che Mitglieder waren zugegen; 23 stimmten für Herrn Tappeiner, 1 für Herrn Joseph Bankalari. Herr Tappeiner erklärte dann, er fest entschlossen geivesen, die Wahl auszuschlagen; da jedoch in allen Schichten der Bevölkerung der Wunsch laut geivorden. er möge die Leitung der Gemeinde fortführen, so fühle er sich gedrungen, demselben zu entsprechen. Die Mitglieder bezeugten ihre Freude über diesen Entschluß. Herr Tappeiner dankte sür den Beweis deS allgemeinen Vertrauens? er werde seine ganze Kraft aichrengen, um seinen Pflichten nachzukommen; er glaube, in den sechs Jahren der bisherigen Wirksamkeit seine Aufgabe gelöst zu haben und wenn ihm dieS gelungen, fo verdanke er'S der Un-terslütuing des Attsschuss.S, die ihm auch in der kommenden schweren Zeil zu Tlieil werden möge. Die Wajl des Bürgermeister Stellvertreters nahm längere Zeit in Anspruch. Im ersten Wahlgang waren die Stimmen sehr zersplittert: Herr Joseph Bankalari hatte 9, Herr v. Feyrer 3. Herr Marco 2, Herr Mohor 3. Herr Dr. Reiser 7 Stimmen. 3m zweiten Kahlgang fielen 12 Stimmen auf Herrn Bankalari, 2 auf Herrn von Feyrer. S auf Herrn Marco und 8 auf Herrn Reiser, welcher die Mitglieder ersuchte, ihm kiine Stimmen zu geben, da er die Wahl nicht annehmen könnte. Die engere Wahl entschied für Herrn Bankalari mit 20 Stimmen: 4 waren »nnf Herrn Reiser gefallen. Herr Bankalari erklärte die Annahme der Wahl. Schließlich wurde ein Ausschuß Von 3 Mitgliedern (die Herren: Tappeiner, Reiser und von Feyrer) ernannt, welcher die Gesuche der Bewerber um die Strlle deS AmtSvorstandeS prüsen und in der nächsten Sitzung Vorschläge machen soll. Diese Si' tzung wird morgen Nachmittag um 4 lihr abgehalten und sollen in der» selben auch die 5 Abtheilungen deS Ausschusses bestellt iverden. Nach dem' Antrage der Herren Marco und Tappeiner werden die Mitglieder sich vor der Sitzung sür jene Abttieilung einschreiben, in die sie zu kommen wünschen, um auf solche Weise dem Ausschüsse die Wahl zu erleichtern. (Dampfer „Marburg.") Herr Tonello hat dringender Ge-schäfte wegen Trieft noch nicht verlassen können. Herr Oberingenieur Willfelm Greitlz von Wien ist hier eingetroffen, um morgen die Maschine des Dt mpserS zu probiren: die weitere Probefahrt dürfte am Sonntag stattfinden. Die Kosten deS Schiffbaues betragen 22.000 fl. BiS zum Frühling sollen hie.' drei oder vier größere Dampfer von Eisen gebaut werden und gedenkt man. eine SchifffahrtSgesellschaft zu bilden und die Fahrten biS Neusatz auSjudebnen. (Erfindung) Vie Patentschuhe, sür deren Erfindung daS Mi-nisteriuin deS Handels und der VolkSwirthschaft dem hiesigen Schuhwaa-renfabrikanten. Herrn Anton Kleinschusier ein Privilegium v rliehen. tra-gen an der Spitze Beschläge von Eisen. Kupser, Messing . . . einfach, versilbert oder vergoldet. Diese Beschlä^,e erhöhen den Preis eineS Paa« res zwar um 40 biS 60 kr., sichern aber den Schuhen eine zweimal, auch dreimal längere Dauer und sind besonders für Kinder zu empfehlen, welche die Spitzen am schnellsten abstoßen. Die Form der Beschläge ist eine sehr gefälli^^e und dienen zumal jene von Messing, die versilberten und vergoldeten als schöne Zierde- namentlich für öamenfi"»ße. Herr Kteinsclnister hatte diese Patentschuhe auch in Wien ausgestellt und eS wurde ihm dort, wie bekannt, der erste PreiS. die große silberne Denkmünze. zugesprochen. (Das Gymnasium) ist geschlossen und werden die Lehrsäle zu militärischen Zwecken verivendet. Letzte Post. Die Preußen habe» die B«nde»stadt Zran?f«rt desetzt. Bei Etockstadt am Mai» wird ei»e Tchlacht zwifche» de« S. «undechkorps »»d de» Vre»ße» erwartet. vefterreichische Tr»vpe» find über die fchlefifche «renze gezoge» und dedrohen die Aei»de im Sitteke». Das Hauptquartier de» König» vo« Preußen defi»det fich in Vundenburst. ^ ^ __ Die Preußen stehen i» Krem», Ttoekera» »»d i» W»l?ers-dorf, vier stunden Von Kor»e»b»ra. Die «eweg»»g der Preuße» auf der Tyrnauer Straße (Ungar») dauert fort. Italienische Zreiwillige iu dedeuteuder Aahl »urde» dei Lo»-dino »ou de» -vesterreicher» aeschlaaen»»d di»Stor» z»rtlekgew»rf^ Die Oesterreicher dereite» sich vor, die Straße »on Ve»edig »ach Tirol »» vertheidige». . ^ Sialdmi hat Niee»za desetzt »»d steht i« Siiteke» »»serer Zestn»ge». Telti^raphischer Wietier CourS uom 19. Juli. 5'/, Metalüqne»..........55.75 Kreditaktien........136.60 5'/, stational.Unltt»en .... 60.— London............... El>iat< Anlehen . . . 72.80 ! Silbe?.........127.— Bankaktien..............669.— A. X. Münz Dnkatt« .... K.Z3 Dnick nnd <ard Veari»«rA.