Archäologisch-historische Ergebnisse im Lichte der letzten Ausgrabungen in St. Peter in Holz/Teurnia und auf dem Hemmaberg/Iuenna Franz GLASER Izvleček Avtor predstavlja najnovejše rezultate izkopavanj na Sv. Hemi in Št. Petru v Lesu (Teumia). Na prvi je posebej pomembno odkritje četrte in pete cerkve, ki ju avtor interpretira kot kultni prostor arijanske skupnosti za časa Teoderika. V drugem delu se zadrži pri problematiki ostankov zidne poslikave iz druge periode škofovske cerkve in napisu darovalca mozaika iz južne kapele pokopališke cerkve v Teurniji. In den letzten drei Jahren erbrachten die Ausgrabungen auf dem Hemmaberg/Iuenna und in St. Peter in Holz/Teurnia Ergebnisse, die zur Diskussion von Problemen der Spätantike im Ostalpenraum beitragen. Der Hemmaberg bei Globasnica (Kärnten) ist ein 643 m hoher Vorberg der Karawanken und liegt im Jauntal, an der antiken Straße zwischen den norischen Städten Virunum und Celeia. Am Fuße des Hemmaberges wird die Straßenstation Iuenna lokalisiert, die wahrscheinlich auch der spätantiken Siedlung auf dem Hemmaberg den Namen gab. Die Bezeichnung "Hemmaberg" ist erst in neuerer Zeit aufgrund eines Patrons der spätgotischen Kirche gebräuchlich geworden. In einer Urkunde des 12. Jh. heißt der Berg "Ivnberch" und im 17. Jh. wird er noch als Jaunberg bezeichnet (Abb. /). Schließlich wurde in den Jahren 1991-1993 eine weitere Doppelkirchenlage mit Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung ausgegraben. Von den fünf spätantiken Kirchen wurde eine Kirche am Ostrand des Gipfelplateaus am Beginn des 5. Jh. errichtet.1 Da für die anderen vier Kirchen ein späteres Datum, nämlich der Anfang des 6. Jh. festgelegt werden kann, ist für die erste, etwas kleinere Kirche (Abb. 2: J) der Siedlungsbeginn maßgeblich, der sich aus den Funden des Gräberfeldes ergibt.2 Diese älteste Kirche (13,50 x ca. 12,35 m) ist durch Steinraub sehr stark zerstört, doch lassen sich viele Details noch erkennen bzw. erschließen (Abb. 2: J). Das Gotteshaus besitzt eine einspringende Apsis, die von der Klerusbank begleitet wird. Von beiden war nur die Nordhälfte vorhanden. Vom erhöhten Pres- Abstract The author presents the latest results from the excavation at the churches of St. Hema and St. Peter in Holz (Teumia). The site at St. Hema is seen as being of particular importance because of the discovery of the fourth and fifth churches. Finds have been interpreted as being aryan cult objects, dating from the Teoderic period. The second part of the article is devoted to a discussion of the problematic wall paintings from the second period of the bishop's cathedral and about the inscription of a mosaic donor from the south chapel of the cemetery church at Teumia. byterium läßt sich die Felsabarbeitung, die vertiefte Reliquiengrube und Reste des Mörtelestrichbodens, im Anschluß an die Stufe der Klerusbank erkennen. Die Süd- und die Westmauer der Kirche lassen sich nur durch die Reihen der Gräber erschließen (Abb. 2). An der Südwand der Apsis schließt ein kleiner Grabraum mit separatem ostseitigen Eingang an. An der Süd- und Westwand dürfte je eine offene hölzerne Halle vorgelegt gewesen sein, wie die zwei Pfeilerfundamente an der Südwestecke nahelegen (Abb. 2). Nordseitig sind eine Sakristei und ein Raum mit Heizkanal angefügt. Nördlich der Kirche liegt eine Zisterne in den Fels eingetieft und mit Lehm und Mauerwerk ausgekleidet. Ursprünglich war sie mit einer Bedeckung und mit einem Dach versehen, wie es die Funde in Vranje nahelegen. Ungefähr 25 Meter östlich der besprochenen Kirche errichtete man auf dem äußersten Felssporn am Beginn des 6. Jh. eine parallele Doppelkirchenanlage mit einem Baptisterium (Abb. 2: A, B, C). Die nördliche der beiden Kirchen diente für die Eucharistiefeier der Gemeinde. Die Gesamtlänge des Gotteshauses mit einem Narthex and der Westseite und einer Sakristei im Osten beträgt 32,20 m bei einer Breite von 9,80 m. Im Kirchensaal befand sich das erhörte Presbyterium, das ostseitig von einer freistehenden Klerusbank abgeschlossen wurde. Da keine Reliquiengrube vorhanden ist, kann der Standort des Altares in der Presbyteriummitte nur angenommen werden. Den Boden des Kirchensaales bedeckte ursprünglich eine Mosaik mit einer Fläche von 140 Quadratmetern. Die südliche Kirche (26,40 x 9,45 m) besaß nur in der Apsis einen Mosaikschmuck im Gegensatz zum Ziegelsplittestrich des übrigen Raumes (Abb. 2: B). Die Apsis war ursprünglich durch eine Holzschranke abgetrennt, die wahrscheinlich zwei seitliche Zugänge frei ließ. Im Scheitel der Apsis hatte eine feststellbare Grube aufgrund von Parallelen zur Aufnahme von Reliquien gedient. Dies ist auch der Grund für die besondere Ausstattung der Apsis und dies erklärt auch, warum die Klerusbank mit dem Presbyterium gegen die Kirchenmitte gerückt wurde. Vor dem Subsellium darf man sich eine Mensa vorstellen. Der Sakralbau ist demnach als Memorialkirche, für einen Märtyrer aufzufassen. Die südlich anschließende Grabkapelle (Abb. 2: D) mit Mosaikausstattung wiederholt in verkleinerter Form den Grundriß der Memorialkirche. Die Lage der Kapelle ist ganz gezielt gewählt worden: Die Stifterinnen sollten möglichst nahe beim Märtyrer begraben sein und mit ihm auferstehen. Ein Treppe verband die Kapelle mit der Südkirche. An der Westseite der Kirche leiteten ein Narthex und ein Atrium zum oktogonalen Baptisterium (Abb. Abb. 1: Höhenschichtenplan des Hemmaberges. 2: C) über, in welchem Reste des Mosaikbelages, der quadratische Boden des eingetieften Taufbeckens und die Pfostenlöcher eines hölzernen Baldachins festzustellen waren. Auf dem Hemmaberg hatte man keine Mühe gescheut, dieses Baukonzept auf einem Felssporn zu verwirklichen. Daher ging man möglichst rationell vor und legte die Kirchen auf zwei Ebenen mit einem Höhenunterschied von 1,00 bis 1,20 m an, um die Anschüttungshöhe zu reduzieren. Für den Boden der südlichen Kirche mußte ein Drittel der Fläche aus dem Felsen gearbeitet und zwei Drittel bis zu 1,70 m angeschüttet werden. Die Stifterkapelle wurde in der gleichen Weise 1,40 m tiefer angelegt. Aus diesen Maßnahmen ergibt sich, daß die gewaltige Menge von ungefähr 200 Kubikmeter Erdmaterial für die Terrassen angeschüttet werden mußten. Ungefähr 20 Meter südwestlich der älteren Kirche (J) wurde eine weitere zeitgleiche Doppelkirchenanlage vom Beginn des 6. Jh. entdeckt.3 Die Mosaikausstattung stammt von der gleichen Werkstatt wie jene in der östlichen Doppelkirche. Der südliche Sakralbau (Abb. 2: N) stellt eine Apsi- denkirche (29,30 x 9,55 m) dar, der an der Westseite ein Narthex mit einem Portalbau vorgelagert ist. An die Apsiswand war innen eine Klerusbank angebaut, von welcher geringe Reste erhalten blieben. Das erhöhte, großteils zerstörte Presbyterium besaß Mosaikschmuck: In der Apsis schmückten Peltenmotive, im übrigen Presbyterium Rauten und Dreiecke mit Füllornamenten den Boden. In dem Füllornament des Blattes verrät sich die Werkstatt: Die gleiche Blattform wurde in der östlichen Doppelkirche, nämlich in der Apsis, im Baptisterium und in der Grabkapelle verwendet. Am Standort des einstigen Altares blieben viele Details der eingetieften Reliquiengrube erhalten. Drei vertikale Marmorplatten trugen ursprünglich die Basisplatte der Mensa, wobei die Westseite offen blieb. Dem nördlichen und südlichen Marmorstein war an der Innenseite ein Kreuz eingemeißelt worden. In diese ausgekleidete Grube stellte man eine Marmorkiste. Sie war aus einem älteren Block gearbeitet worden, dessen Relief abgeschlagen und dafür an drei Seiten Kreuze herausgearbeitet wurden. Im Inneren der Steinkiste fanden sich noch Gebeine einer Märtyrerin und ein silberner Fingerring vermischt mit eingefallenem Schutt.4 Die Knochen waren ursprünglich in einem kleinen Schrein aus Kalksandstein geborgen, dessen Fragmente in der Umgebung gefunden wurden. An der Westseite des Loculus war eine flüchtig ausgemauerte Arbeitsgrube zu beobachten, die bis zur Dedikation der Kirche offen war. Bei der Kirchweihe war nämlich der kleine Schrein in die Marmorkiste unter dem Altar gestellt, anschließend die Westseite abgemauert und die Arbeitsgrube zuge-schütten worden. Die Bearbeitung des Reliquienschreines deutet die Herkunft der Gebeine an (Abb. 3). Der Schrein ist wie ein kleiner Sarkophag mit dachförmigem Deckel gestaltet, an dessen Ecken wie an den Langseiten Akrotere ausgeformt sind. Diese zeigen jeweils ein Kreuz, wobei der Reliefgrund rauh belassen wurde, da er mit rotem Stuck bedeckt wurde, hs handelt sich um eine Technik (Chempleve-Technik), die Steineinlegearbeit nachahmen sollte. Dieser Chem-pleve-Dekor ist im östlichen Mittelmeerraum, vor allem in Syrien und Cypern im 5. und 6. Jh. Abb. 2: Das frühchristliche Pilgerheiligtum auf dem Hemmaberg (Grundriß). 1 Sakristei 2 Klerusbank 3 Presbyterium 4 Solea 5 Narthex 6 Herdstelle 7 Reliquienloculus 8 Gräber 9 Atrium 10 Piscina I Heizkanäle eines älteren Gebäudes J Erster Kirchenbau E Grabraum K Zisterne ; i .C r* r • t • 3 Arft -m Jüngere Doppelkirchenanlagen: A Gemeindekirche B Memorialkirche C Baptisterium D Grabkapelle F Zisterne G Gebäude H Pilgerhaus L Gebäude M Anbau N Vierte Kirche O Fünfte Kirche 10 20 m wohlbekannt.5 In Kleinasien, in den Balkanländern, Spanien und Frankreich gibt es bisher nur vereinzelt Beispiele dieser Bearbeitung. Die Abschrankung des Presbyteriums wird wohl aus Holz gewesen sein, da jegliche Marmosplitter in dieser Zone fehlten. Unmittelbar neben der Südwestecke des Altarraumes und außen an der Südostecke der Kirche befand sich jeweils ein Grab von Personen, denen eine Bestattung "ad sanctos" ermöglich wurde. Weitere Stifter- oder Priestergräber kamen in der Südwestecke des Kirchensaales und im Narthex zutage. Nördlich gegenüber dem Presbyterium befand sich der Eingang in die Sakristei, von welcher wiederum eine Tür nach Westen in eine langgestreckte Halle führte. Unter dem Kirchenboden konnten nicht nur Estrichreste und eine Heizkanal beobachtet, sondern auch zahlreiche Kleinfunde geborgen werden. Abgesehen von ostmediterraner und nordafrikanischer Terra Sigillata kam hier eine alemannische Bügelfibel aus Silber mit Vergoldung zutage, die uns aufgrund ihrer Datierung einen wertvollen Hinweis auf die Entstehungszeit der Kirche am Beginn des 6. Jh. gibt (Abb. 4).6 Dazu kommen noch eine Hahnen- und eine Pfauenfibel, die in der Baugrube und in der Planierung an der nördlichen Sakristeimauer gefunden wurden. Der nördliche Sakralbau (24,20 x 13,50 m) dieser Doppelanlage ist gegen Westen verschoben (Abb. 2: O). Die vom idealen Grundriß abweichende Mauerführung ist durch die Hanglage bedingt. Diese Kirche ist mit einspringender Apsis und Querschiffräumen gestaltet, sodaß der Grundriß an eine Kreuzform erinnert. Das östliche Drittel besitzt ein erhöhtes Bodenniveau, das über Stufen an der Nord- und Südwand zu erreichen war. Das mittlere Drittel das Presbyterium-bereiches war abgeschrankt und besaß am Westende ein Taufbecken, von dem sich noch Reste des Bodens und der Gewände erhalten haben. Tiefe und Größe entspricht der Piscina im besprochenen oktogonalen Baptisterium, nur mit dem unterschied, daß hier der Zugang nur von Osten her möglich war. Östlich des Taufbeckens befindet sich ein weitgehend gestörtes Grab. Aufgrund der Situation im Baptisterium von Vranje7 könnte man an ein Reliquiengrab denken, doch wird es sich aufgrund der Größe eher um ein Abb. 3: Rekonstruktion des Reliquienschreines aus der vierten Kirche auf dem Hemmaberg. Stiftergrab handeln. Weitere Gräber befinden sich im südlichen Transept, in der Südwestecke des Kirchenschiffes und im Narthex, sowie ein Kindergrab außen an der Narthexwestwand. Der Narthex besaß das gleiche Bodenniveau wie die Halle an der Südseite. Die geringe Raumbreite wird für eine offene Vorhalle sprechen. Der Narthex war von Süden her zugänglich; von hier aus konnte man über eine Treppe den höher gelegenen Kirchensaal betreten. Unter dem ursprünglichen Bodenniveau der Apsis konnten geringe Mauer-und Heizkanalreste eines abgetragenen Wohnhauses festgestellt werden. Für die Bodenplanierungen und Terrassierungsma-ßnahmen zum Ausgleich des steilen Abhanges zwischen den Kirchen wurden ca. 200 Kubikmeter Erdmaterial angeschüttet. Der westliche Doppelkirche weist alle Merkmale auf, die wir bei der östlichen kennengelernt haben: Eucharistiefeier, Märtyrergrab und Taufe. Der Unterschied besteht darin, daß das Märtyrergrab mit dem Altar für die Eucharistiefeier verbunden ist. Im Gegensatz zum älteren Gotteshaus zeugen die Doppelkirchen von einer Differenzierung in Kult und Liturgie. Für die zentralen Themen Eucharistiefeier, Taufe und Auferstehung (verbunden mit dem Märtyrergrab) wurde jeweils ein eigener Raum bwz. Raumteil geschaffen. Die errichteten Kirchenanlagen stehen in keinem Verhältnis zum Bedarf an Sakralräumen in einer Siedlung dieser Größenordnung. Die Errichtung dieser enormen Bauten veranlaßte den zeitweiligen Zuzug von Bauleuten. Die Finanzierung dieses Vorhabens konnte nur über freies Kapital von Stiftern erfolgen, die sicherlich aus einer größeren Region kamen. Zugleich mußte den Stiftern der Hemmaberg bedeutend genug erscheinen, hier Kirchen errichten zu las- Abb. 4: Alemannische Bügelfibel, die unter dem Boden der vierten Kirche auf dem Hemmaberg gefunden wurde. sen und sich damit einen privilegierten Begräbnisplatz zu sichern. Vermutlich stand im Zentrum die besondere Verehrung eines Märtyrers, ähnlich wie dies ein Wallfahrtsort in Cimitile bei Nola der Fall war, und wo Paulinus Sakralbauten errichten und weitere Reliquien zubringen ließ. Soweit die Gräber im Kirchenkomplex ungestört waren, kann man sagen, daß keine Beigaben vorkamen, die auf die hervorgehobene soziale Stellung der Bestatteten hingewiesen hätten. Dadurch entgeht uns eine wertvolle Information. Nachdem alle liturgischen und kultischen Einrichtungen am Beginn des 6. Jh. verdoppelt wurden, muß man mit zwei Christengemeinden rechnen. Dies wird vor dem historischen Hintergrund verständlich, denn ab dem Jahr 493 gehört Binnennorikum zum Ostgotenreich des Theoderich und geht mit dem Beginn des byzantinisch-gotischen Krieges um 536 wieder verloren. Damit fällt offenbar die Errichtung der zwei Doppelkirchenanlagen in die Zeit, als es in Noricum eine zivile und militärische Verwaltung der Goten gab,8 die ihrem Glauben zufolge Arianer (Homöer) waren. Demnach wird eine Doppelkirche von der ari-anischen Gemeinde, die andere von der katholischen Gemeinde genützt worden sein. Gerade ein gewisses Konkurrenzverhältnis und ein Anspruch wird zu dieser enormen Bautätigkeit geführt haben, wenngleich auch die Nähe der Sakralbauten von der allge- mein geübten Toleranz der Goten in diesen Fragen zeugt.9 Der Unterschied zwischen arianischer und katholischer Liturgie ist für die Gestaltung der Kirchen unerheblich und daher ist weder die eine noch die andere Doppelkirche dieser oder jener Glaubensgemeinschaft zuzuschreiben. Eine Differenzierung der beiden Doppelkirchenanlagen aufgrund der Bestattungen ist wegen der fehlenden Beifunde nicht möglich. Gerade Angehörige der militärischen und zivilen Verwaltung der Goten wären unter den Stiftern zu suchen. Einen zusätzlichen Bauaufwand bedeutet die Hanglage der Gotteshäuser, während das schöne ebene Plateau nicht mit Kirchen verbaut wurde. Auf diesem Plateau befand sich wahrscheinlich wenigstens bis um 400 n. Chr. der heilige Bezirk der einheimischen Gottheit Iouenat. Dies wird auch die Ursache gewesen sein, daß die erste Kirche an den Rand des Plateaus gerückt wurde. Nach dem Verbot des Heidentums (erstmals unter Theodosius) fiel das Areal ehemaligen Tempellandes nicht den Christengemeinden, sondern der öffentlichen Hand, dem Fiskus, zu.10 Aus der Situation auf dem Hemmaberg können wir schließen, daß die Stifter das Areal des ehemaligen heidnischen Heiligtums nicht kaufen konnten und daher mit der Errichtung der Kirchen auf das Hanggelände ausweichen mußten. Mit dem Kauf des Grundes erwarben sie auch Wohnbauten, die gründlich abgetragen und deren Baumaterial in den Sakralbauten wieder verwendet Abb. 5: a) Malereifragment eines lebensgroßen Gesichtes aus der spätantiken Bischofskirche (2. Bauperiode) in Teurnia. b) Rekon struktion des Gesichtes von J. Rapoldi. wurden. Anscheinend hat die zuständige Verwaltungsbehörde weder der arianischen noch der katholischen Christengemeinde das Areal des ehemaligen heidnischen Heiligtums überlassen. In St. Peter in Holz (Gem. Lendorf) sind zwei spätantike Kirchen bekannt, die Bischofskirche seit 1985 und die sogenannte Friedhofskirche seit 1910; die letztgenannte liegt außerhalb der Stadtmauern von Teurnia.11 Die Bischofskirche und das zugehörige Hospitium wurden mit Unterstützung des Fonds zur Forderung der wissenschaftlichen Forschung ausgegraben. Die Ergebnisse wurden bereits in Vorberichten kurz dargelegt. Es soll daher nur ein Detail der zweiten Bauperiode nochmals besprochen werden, zu welchem nicht zutreffende Aussagen vorliegen. Es handelt sich um spätantike Malereireste, die höchst selten in der Austria Romana sind. Im Grabungsbericht sind in der Abbildung die Fragmente richtig angepaßt wiedergegeben worden.1- Pillinger hat jedoch für ihre Rekonstruktion eine Anordnung zugrunde gelegt, die nicht den Bruchkanten entspricht.13 Wesentlich für eine Rekonstruktion ist aber auch die Feststellung, um welchen Teil des Gesichtes es sich handelt. Die richtig zusammengesetzten Fragmente zeigen nämlich das rechte Auge (und nicht das linke Auge) mit Brauenbogen und Nasenwurzel, über der Stirn ist eine weiße Kopfbedeckung und ein Diadem erkennbar. Der größte Edelstein des Diadems befindet sich demnach genau über der Nasenwurzel (Abb. 5). Die bislang gegebene Deutung faßte die weiße Kopfbedeckung als Schleier auf und rekonstruierte das Diadem in Analogie zu jenem, das die Kaiserin Theodora auf den bekannten Wandmosaiken in S. Vitale in Ravenna trägt. In der Folge wurde die Malerei als Mariendarstellung gedeutet und als maßgeblicher Vergleich dafür die Apsismosaiken in der Eufrasius-basilika in Poreč/Parentium herangezogen, obwohl natürlich auch dort Maria wie auf den meisten Darstellungen des 5. und 6. Jahrhunderts kein Diadem trägt, sondern eine Haube mit übergezogenem Schleier. Bevor die Malerei gedeutet wird, muß zuerst geklärt werden, um welche Kopfbedeckung es sich überhaupt handelt. Welche Kopfbedeckung reicht bis knapp über den Augenbrauenbogen? Das sind die Hauben von Frauen in byzantinischer Tracht, die bis in den Alpenraum nachweisbar ist, wie Martin gezeigt hat.14 Daher können wir an dem Teurnienser Fragment eine weiße Haube erkennen, die auch unter einem farbigen Schleier getragen werden kann. Da aber die Haube bis über das rechte Scheitelbein reicht, ist ein Schleier auszuschließen. Aus dem Haubenrest auf dem rechten Scheitelbein im Verhältnis zum Auge, kann auf eine leichte Drehung des Kopfes zur linken Schulter geschlossen werden.15 Damit isi nicht nur die leichte Bewegung, sondern auch Haube und Diadem mit der letzten Hofdame in gefolge der Kaiser Theodora auf den genannten ravennatischen Mosaiken vergleichbar.16 Daher können wir vorerst nur sagen, daß eine Frau in kostbarer höfischer Tracht dargestellt war. Das zweite Gesichtsfragment (Abb. 6) wurde von Pillinger in der Rekonstruktion den "Lokalheiligen bzw. Stiftern, Bischöffen etc." neben der thronenden Muttergottes zugeordnet.17 Bevor man einen Vergleich zieht, müssen die Größenverhältnisse der beiden Gesichter geklärt sein. Das oben besprochene Fragment gehört zu einer lebensgroßen Darstellung mit einer Kopfhöhe von ca. 22,5 cm, während das zweite Gesichtsfragment nur eine Gesamthöhe von 9,5 cm aufweist. Offensichtlich trägt auch dieser Kopf eine Haube. Der Vergleich mit den Mosaiken der Apsishalbkuppel in Poreč ist daher nicht möglich, da dort Heilige, Engel und Kirchenstifter nur unwesentlich von Maria in der Größe abweichen. Einen vergleichbaren Größenunterschied gibt es dagegen in den Mosaiken der Apsiswand in Poreč, nämlich in der Darstellung "Heimsuchung Maria." Hier entspricht die Kopfhöhe der Dienerinfigur nur der Hälfte der Kopfgrößen von Maria und Elisabeth.18 Die Dienerin besitzt wie beim Teurnienser Fragment keinen Nimbus. Erst wenn alle Fragmente sorgsam untersucht sind, wird man sich einer Interpretation auf der Basis fundierter Beobachtungen nähern können. Nach den bisherigen Ergebnissen ist die erste Bauperiode der Bischofskirche in der ersten Hälfte des 5. Jh. anzusetzen. Nach einem Brand in der ersten Hälfte des 6. Jh. wird die Kirche vergrößert und mit einem Trikonchos ausgestattet.19 Für die Datierung Abb. 6: Malereifragmente eines unterlebensgroßen Gesichtes aus der spätantiken Bischofskirche (2. Bauperiode) in Teurnia. der zweiten Bauperiode ist die Form des Diadems auf dem oben beschriebenen Freskenfragment maßgeblich. Der Dekor der Schrankenplatten der ersten Bischofskirche läßt sich mit den Reliefarbeiten der Friedhofskirche vergleichen, wenn man von den Tierdarstellungen absieht.20 Für die Einordnung der völlig gleichartigen Säulchenkapitelle in beiden Kirchen ist maßgeblich, ob ein derartiger Typus in der ersten Bauperiode der Bischofskirche vorkam oder erst in der zweiten wiederverwendet wurde. Der identische Kapitelltypus kommt mit unterschiedlicher Datierung in Aquielia und Iulia Concordia vor.21 Die gleichartige Ausführung der Werkstücke wie in Teumia könnte einen unmittelbaren Zusammenhang vermuten lassen. Es ist jedoch zu hoffen, daß die geplanten Grabungen Hinweise auf die Errichtungszeit der Friedhofskirche bringen werden. Für die Benützungszeit könnte eine kreuzförmige Gürtelschließe aus einem Grab westlich der Kirche einen Hinweis geben, da diese nach einer Parallele an das Ende des 6. Jh. oder an den Beginn des 7. Jh. zu datieren ist.22 Der zuletzt unternommene Versuch, die Friedhofskirche aufgrund gesetzlicher Bestimmungen zu datieren, beruht auf einem Mißverständnis.23 Im Gesetzeserlaß des Jahres 427 werden nicht allgemein christliche Symbole verboten, sondern nur die Verwendung des Kreuzes (signum salvatoris Christi). Wie die sorgfältige Studie Brandenburgs gezeigt hat, sind aber auch keine datierenden Kriterien abzuleiten.24 Ein weiteres Thema, das zuletzt diskutiert wurde, ist die Stifterinschrift des Mosaiks in der südlichen Reliquienkapelle der Friedhofskirche: Urs(u)s v(ir) s(pectabilis) / cum conli(u)g(e) sua Ursina / pro(v)oto sus(cepto) / fecerunt h(a)ec. Bislang wurde die Abkürzung des Titels VS stets als vir spectabilis aufgelöst, so auch von Wolfram.25 Pillinger hat nun vorgeschlagen, dieses VS als vir sacer oder sanctus / sanctissimus aufzulösen und beruft sich dabei auf die Grabinschrift des Censorius in Trient.26 Rogger bemerkt zur Cen-sorius-Inschrift, daß VS üblicherweise mit vir spectabilis aufgelöst wird.27 Für eine mögliche abweichende Auflösung als vir sanctus kann Rogger nur die "späte Epoche" und den "heiligen Ort" anführen, also Argumente, die vom epigraphischen Standpunkt nicht zwingend sind. Während Pillinger vir sanctus als Bezeichnung für einen Bischof hält, meint Rogger, daß dieser Ausdruck vornehmlich Klerikern zukommen. Belege werden von den beiden Autoren keine angeführt. Schermaier setzt sich mit dem Rangprädikat vir spectabilis auseinander und meint analog zu Rogger, daß die Auffindung an einem "heiligen Ort" eher für eine Auflösung als vir sanctus sowohl im Mosaik von Teurnia als auch auf einem Silberreliquiar in Grado sprächen.28 Auf jener ovalen Silberpyxis werden in der ersten Zeile die fünf Märtyrer genannt, deren Reliquien im Behälter sind.29 In der zweiten Zeile sind die Stifter genannt, die ihr Gelübde erfüllten. Dies zu betonen ist wichtig, weil Egger und Rickert irrtümlich den Stifter Laurentius als sanctus und Schermaier den Niceforus als sanctus bezeichnet haben.30 Daher seien die Inschriften hier angeführt: 1. San(c)tus Cant i us san(ctus Can)tianus sancta Cantianilla san(c)tus Quirinus san(c)tus Latinus. 2. S. Laurentius v(ir) s(pectabilis) Ioannis v(ir) s(pectabilis) Niceforus san(c)tis reddedid botum. In der Gegenüberstellung der beiden Inschriften zeigt sich, daß das Attribut des Märtyrers, nämlich sanctus, jeweils ausgeschrieben wird, während die Titel der Stifter abgekürzt werden. Gerne würde man natürlich erfahren, welcher Art das Gelübde war, das die vornehmen Stifter den Heiligen eingelöst haben, und in welchem Verhältnis sie zueinander standen. Sinnvoll ist es, zwischen Eigen- und Fremdtitulie-rung zu unterscheiden und damit Stifterinschrift und (nicht selbst gesetzte) Grabinschrift getrennt zu betrachten. Im Anschluß daran kann man die beiden Gruppen miteinander vergleichen. Wenn wir die großartigen Apsismosaiken in der Basilika von Parentium/Poreč heranziehen, so sehen wir. daß dem Bildnis des Kirchenstifters "Eufrasius ep(i)s(copus)" beigeschrieben ist. Wenn der Bischof auch selbstbewußt in der bandförmig umlaufenden Stifterinschrift seine umfangreichen Baumaßnahmen und die besondere Ausstattung der Kirche selbstbewußt herausstreicht, so bezeichnet er sich doch schlicht als sacerdus (sie!).31 Nicht minder stolz verweist der Bischof Elias (Haelias) auf seine durchgeführten Bau- und Ausstattungsarbeiten in der Kirche S. Eufemia in Grado.32 In der Bauinschrift wird er praesul beatus genannt. Obwohl es vom Versmaß her möglich wäre, wird hier nicht der Begriff sanctus verwendet. In einer weiteren Inschrift bezeichnet sich Elias als episcopus Aqui-leiensis. Im Vergleich dazu zeigt die Inschrift des Hofbeamten Laurentius, daß er seinem Namen den Titel v(ir) c(larissinuts) und die Bezeichnung seines Amtes palatinus folgen läßt.33 Gerade die zahlreichen Mosaikinschriften in den Basiliken von Grado und Poreč geben die Möglichkeit zu Vergleichen und zeigen ein differenziertes Bild. Werfen wir einen Blick auf Grabinschriften in den benachbarten Regionen: Auch die verstorbenen Bischöfe Gaudentius in Prebold (Slowenien), Marcianus in Grado und Abundius in Conio werden jeweils als episcopus bezeichnet.34 Bei der Durchsicht der Inschriften fällt auf, daß sich die Kleriker stets mit ihrem Amt bezeichnen; und das gilt nicht nur für die Bischöfe. Selbst in Grabinschriften ist die Angabe des kirchlichen Amtes wichtig und üblich. Das Amt ist es, das Stifter oder Verstorbene gleichermaßen hervorhebt und von dessen sozialer Stellung Kenntnis gibt. Die Kennzeichnung der sozialen Stellung und der Bedeutung für die Gemeinde sind die maßgeblichen Faktoren für die Inschrift und nicht der "heilige Ort", an dem sie angebracht wird, oder gar die "späte Epoche", in der sie entstand. Die Stifter wollten daher auch den Leser nicht im Unklaren über das Amt oder den Titel lassen. Jene Stifter, die ungenannt bleiben wollten, fanden eigene Formulierungen.35 Es bleibt noch daran zu erinnern, daß selbst Märtyrer oder Heilige in den Inschriften nicht immer das Atribut "sanctus" erhalten. Der Märtyrer Maurus in Parentium wird in der Grabinschrift nach erfolgter Translation "episcopus et confessor" gennannt.36 Der Diakon Nonnosus in Molzbichl wird bei der Bestattung seiner Reliquien in der Inschrift schlicht als Diener Christi bezeichnet, wie er sich auch bei Lebzeiten hätte nennen können.37 Also nicht einmal in diesem Fall war sanctus gebräuchlich. Da der "heilige Ort" oder die "späte Epoche" nicht als sachliche Argumente gelten könenn, gibt es mit Blick auf epigraphisches Material auch für die Mosaikinschrift in Teurnia keinen Anlaß, den Titel VS anders als vir spectabilis aufzulösen. Im Jahr 1993 wurden Ausgrabungen westlich der Friedhofskirche durchgeführt. Die Gebäude in diesem Bereich ordnete Egger "klassischer Zeit" zu, die "in christlicher Zeit demoliert wurden, um dem Friedhof Platz zu machen."38 Diese Bauten besitzen allerdings 1 F. Glaser, Das frühchristliche Pilgerheiligtum auf dem Hemmaberg (1991); Ders., Rimska naselbina Juena in zgod-njekrščanske cerkve na sv. Hemi (1989); Ders., Die Ausgrabung der vierten und Entdeckung der fünften Kirche auf dem Hemmaberg, Carinthia 1 182, 1992, 19 ff.: Ders., Eine weitere Doppelkirchenanlage auf dem Hemmaberg und die Frage ihrer Interpretation, Carinthia I 183, 1993, 165 ff. 2 U. Kersting, Spätantike und Frühmittelalter in Kärnten (Dissertation, Bonn 1993) 202 f. ein Mauerwerk mit Erdmörtel, wie wir dies von den spätantiken Häusern innerhalb der Stadtmauern kennen (Abb. 7). Der von Egger angegrabene Raum (11,40 x 7,05 m) weist stellenweise eine Mauerhöhe von 1,70 m auf. Über die Art der Zerstörung können noch keine Aussagen gemacht werden. Das zeitliche Verhältnis der Bauwerke zu den Gräbern ist noch nicht bekannt, da bislang nur das oben zitierte Grab Beifunde aufwies.39 Im Bereich der ergrabenen Fläche sind die Bestattungen reihenweise vorgenommen worden, wobei die Grabeinfassungen unterschiedlich gestaltet waren: Sie bestehen aus einfachen Steinsetzungen, oder aus Steinplatten mit äußerer Bruchsteinpackung. Wenn es gelingt, bei weiteren Grabungen die Gebäude in ihrer Funktion zu erfassen, wird sich die Bedeutung der Kirche extra muros in den verschiedenen Zeitspannen besser charakterisieren lassen. 3 Glaser (Anm. 1 Carinthia I 183) 165 ff. 4 Laut Auskunft von Univ. Doz. Dr. M. Teschler, Naturhistorisches Museum Wien, war die Frau aufgrund einer Wirbelverletzung und der Calusbildung gelähmt. Weiters zeigt das Skelett einen verheilten Schlüsselbeinbruch. 5 Glaser (Anm. 1 Carinthia I 182) 24 ff; Ders., in: Lebendige Altertumswissenschaft. Festgabe zur Vollendung des 70. Lebensjahres von H. Vetters (1985) 286 ff., 288, Anm. 1 und 2 mit Literatur zur Champleve-Technik. Abb. 7: Spätantike Friedhofskirche in Teurnia und die Lage der Gräber unter Verwendung des Planes von R. Egger. 6 S. Schretter, Fibeln von Hemmaberg: Ausgrabungen 1990-1992, Carinthia I 183, 1993, 187 ff. 7 P. Petru, Th. Ulbert, Vranje pri Sevnici. Starokršlanske cerkve na Ajdovskem gradcu, Kat. in monogr. 12 (1975) 57 ff. 8 H. Wolfram, Die Goten (3. Aufl. 1990) 316; R. Bratož, Das Christentum in Slowenien in der Spätantike, in: Kulturhistorische und archäologische Probleme des Südostalpenraumes in der Spätantike (1985) 36. 9 Glaser (Anm. 1 Carinthia I 183) 180 ff.; L. Eizenhöfer, I. Pähl, J. Pinell, Textus liturgiarum occidentalium, in: Prex eucharistica. Textus e variis liturgiis antiquoribus selecti (1968) 422 mit weiterer Literatur zur arianischen Liturgie. Daher trifft die Auffassung R. Pillingers, Mitt. zur frühchrist. Arch. Österr. 5, 1993, 13, daß die arianische Liturgie unbekannt wäre, nicht zu. 10 A. Demandt, Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284 - 565 n. Chr. (1989) 450; Glaser (Anm. 1 Carinthia I 182) 45. 11 F. Glaser, Teurnia: Römerstadt und Bischofssitz (1992) 80 ff., 94 ff. 12 F. Glaser, Carinthia I 177, 1987, 68, Abb. 3. 13 R. Pillinger, Mitt. frühchrist. Arch. Österr. 5, 1993, 8 und Abb. 31. 14 M. Martin, Arch. Schweiz 11, 1988, 172 ff. 15 Auf dem Mosaik mit der Darstellung der Kaiserin Theodora in S. Vitale in Ravenna vollführt die äußerst rechte Hofdame eine leichte Kopfwendung zur linken Schulter. Sie trägt Haube und Diadem. Vgl. Abb. bei: F. van der Meer, Die Ursprünge christlicher Kunst (1982) 144, Abb. 81. 16 Wie Anm. 15. 17 Pillinger (Anm. 13)8. 18 M. Prelog, Die Euphrasiusbasilika von Poreč (1986) 26. 19 Glaser (Anm. 11) 94 ff.; Ders., Teurnia - metropolis Norici. Ein frühchristlicher Bischofssitz (1987); Ders., Carinthia I 175, 1985, 77 ff.; Ders., Carinthia I 176, 1986, 109 ff.; Ders., Carinthia I 177, 1987, 63 ff.; Ders., Carinthia I 179, 1989,73 ff.; Ders., Carinthia I 180, 1990, 89 ff. Der folgende Versuch, die zweite Bauperiode der Bischofskirche von Teurnia zu erklären, geschah abseits bekannter literarischer Tatsachen. Pillinger (Anm. 13) 8: "Die zweite 'Bauphase' (d.h. die Vergrößerung nach einem Brand) könnte nach dem Rückzug (vielleicht vor den Goten) aus der Ebene etwa gleichzeitig mit der Auflassung der Kirche extra muros (Ende des fünften oder Anfang des sechsten Jahrhunderts) erfolgt sein." Im angeführten Zeitraum gehört Noricum zum Gotenreich des Theoderich. Die gotische Herrschaft über die Provinz Binnennorikum dauert mehr als vier Jahrzehnte, nämlich von der Ermordung Odoakers im Jahre 493 bis zum Beginn des byzanti-nisch-gotischen Krieges. Daraus ist zu schließen, daß Teurnia als metropolis Norici ein Sitz der zivilen und militärischen Verwaltung der Goten war. Der Verwaltungssitz befand sich natürlich innerhalb der Stadtmauern. Damit ist es völlig absurd, von einem Rückzug vor den Goten zu sprechen. Wer soll sich zurückgezogen haben? Außerdem wird auch der tatsächliche archäologische Befund unrichtig wiedergegeben. Die erste einschiffige Bischofskirche geht durch Brand zugrunde und wird beim Wiederaufbau gleichzeitig vergrößert. Die Kirche extra muros wird jedoch nicht aufgelassen, sondern geht aufgrund der Beschreibung Eggers durch Brand zugrunde und wird nicht wieder aufgebaut. Eine Inteipretation darf daher die angeführten Fakten nicht umgehen. 2(5 Petru, Ulbert (Anm. 7) 66, Anm. 118. Datierung der Schrankenplatten um 500 n. Chr., Tierdarstellungen auch im 5. Jh. 21 A. Tagliaferri, Corpus della scultura altomedievale 10: Le diocesi di Aquileia e G rado (1981) Nr. 218-220; G. Dei Fogolari, in: /ulia Concordia dali' etä Romana all' etä moderna (1978) 196 f., Abb. 140. 22 U. G. Ibler, Studien zum Kontinuitätsproblem am Übergang von der Antike zum Mittelalter in Nord- und Westjugoslawien (Dissertation, Bonn 1991) 38 f. 23 R. Pillinger, Carinthia I 179, 1989, 84. Hier muß es richtig heißen: Codex Iustinianus 1,8. 24 H. Brandenburg, Rom. Quartalschr. 69, 1969, 74 ff. 25 H. Wolfram, Die Geburt Mitteleuropas (1987) 73 f. 26 R. Pillinger, Carinthia I 179,1989, 85 f., Anm. 20. Der von ihr zitierte "wohl beste Spezialist für frühchristliche Epigraphik, A. Ferrua", hat allerdings in Zusammenhang mit der Censoriusinschriften eine Auflösung als vir sanctus in Betracht gezogen, aber nicht eine solche als virsacer. Pillinger (Anm. 13) 7 f. 271. Rogger, Studi Trentini di Scienze Stork he 54/1, 1975,21. 28 J. M. Schermaier, Die frühchristlichen Inschriften Österreichs (Dipl. Arbeit Universität Wien 1993) 31. 29 H. Buschhausen, Die spätrömischen Metallscrinia und frühchristlichen Reliquiare (1971) 246 ff., Abb. 9 Nr. B, Taf. 55. 30 R. Egger, Frühchristliche Kirchenbauten im südlichen Noricum (1916) 51; F. Rickert, Tesserae, in: Festschrift für Josef Engemann (1991) 94; J. M. Schermaier (wie Anm. 28). 31 Prelog (Anm. 18) 21; G. Cuscito, L. Galli, Parenzo (1976) 61. 32 Reallexikon zur byzantinischen Kunst 2 (1971) 918 f. s. v. Grado (Brusin). 33 S. Tavano, Grado (1976) 89 f.; G. Brusin, Aquileia e Grado (1964) 247. 34 Prebold: R. Egger, Mitteilungen des Vereins klassischer Philologen in Wien 4, 1927, 3 ff.; V. Hofflller, B. Saria, AlJ (1938) 9 f. Grado: Reallexikon (Anm. 31) 920. Como: CIL V 5402. 35 G. Cuscito, L. Galli, Parenzo (1976) 82; S. Tavano, Grado (1976) 87. 36 Cuscito (Anm. 34) 52 f. 37 Cuscito (Anm. 34) 52 f. 38 R. Egger, Frühchristliche Kirchenbauten im südlichen Noricum (1916) 46. 39 Ibler (Anm. 22) 119 ff., Anm. 26. Dr. Franz Glaser Landesmuseum für Kärnten Museumgasse 2 A-9021 Klagenfurt