»84«. SainstaA Ä^i» 18. luli ___________ Vt e c r o l o g. Mcdicinä Doctor. (Aus der ^Wiener Zeitung.') i«!Venn es je einen Mann gab, dessen Name mit goldenem Griffel in das Blich der Menschheit gegraben, und dessen Andenken der Vergessenheit entrissen werden sollte, so war und ist es Franz Wilhelm Lippich, Professor der speciellen Pathologie und Therapie, und der medicinischen Klinik für Aerzte an der Wiener Hochschule, dessen viel zu frühen Tod jeder Edle, die Wissenschaft, die Menschheit be-trauert. Derselbe war am 13. Juni 1799 zu Iglo (Neu--dorf), einer der XVI Zipser Kronstädte Ungarns, geboren. Seine väterlichen Vorfahren waren Patrizier von Venedig und Cattaro, mußten aber letzteren Ort, und die venetiani-scheu Provinzen überhaupt, wegen politischer Vcrfolguugeu meiden und zogen nach Kram, wo sie von der, den Slaven geheiligten Linde (I^ipn) den Namen Lippitsch, den man, der dalmatinischen Abstammung zu Folge, Lippich schreibt, entlehnten. Sein Vater, Dr. Joseph Lippich, war Physi-cns der XVI Zipser Städte und der damit verbundenen Cameral - Herrschaften Lublo und Podolin, und starb, ein allgemein betrauerter Arzt, in einem Alter von 70 Jahren. Seine Mutter, Wilhelmine, geborne Edle v. Kastenholz, war die Tochter des von Veßprömy in seinem Verzeichnisse gelehrter ungarischer Aerzte erwähnten Honorius v. Kasten holz, einst Physikers des Presiburger Comitates und des berühmten Stoll's Rivalen, der seinen Ursprung aus cinei- siebenbürgisch,. sächsischen Familie herleitete. Den Elementar-Unterricht erhielt LipPich in den Jahren 1806 — 1809 in der katholischen Hauptschule seines Ge-bnrtsstädtchens, den Gymnasial.-Unterricht zu Podolin, wo Piaristcn, und zu Lentschau und Kaschau, wo Prämonstra-tenscr lehrten, von denen er seine fließende lateinische Rede 'mid gediegene schöne Schreibart hatte. In Kaschau absol-virte er die philosophischen Studien. In den gangbarsten lebenden europäischen Sprachen musite cr sein eigener Lehr.-Meister seyn. Dieß gilt auch vom Zeichnen und Malen, in welcher Kunst er ein eminentes Talent bekundete, und aus sich und durch sich allein bald eine Fertigkeit erlangte, die alle seine Bekannten und Gönner in Erstaunen versetzte. Auch Musik trieb er in seiner frühen Jugend, aber ernst, Studien riefen ihn von einer Kunst, die er in den Stunden der Muße als Mann liebte. Von dem Zipser Dom-Capitel für das Pazman'sche Institut in Wien anserseben, folgte er doch seiner Neigung zu den Natnrwissenschaftcn und zum ärztlichen Stande, den er schon als Knabe in seinen Spielen bevorzugte. Er bezog 1317 — 18 die Universität zu Pesth, wo er an seiner Mutter Bruder einen Unterstützet-, und an dem trefflichen Physiologen, Mich. p. Lenhossek, einen väterlichen Rathgeber und Verwandten fand. Durch Professor C. C. Haberle's schlichte, deutsche Gemüthlichkeit und dessen neu erblühenden botanischen Garten am meisten angezogen, hätte er auch ganz der Botanik sich gewidmet, wenn nicht des großen Pathologen, PH. C. Hartmann's Ruf ihn nebst mehreren anderen seiner Mitschüler nach Wien gezogen hätte. Hier absolvirte er von 1819 — 20 bis 1821 — 22 den Rest seiner medicini-schen Studien. Die von dem damaligen Regierungsrathe und Prof. Ioh. N. v. Raimann musterhaft geleitete klinische Schule machte ihn von der Botanik beinahe ganz abwendig. Im Jahre 1823 beschloß er seine medicinische Erziehung mit der ihm am 26. Mai zu Theil gewordenen medic. Doctorwürde. Kaum promovirt, wurde er zum zweiten Stadtarzte der Provinzialhauptstadt Laibach ernannt. In dieser Eigenschaft diente er eilf Jahre und fnngirte in den Jahren 1832 — 33 als prov. Kreisarzt und Spitals-Directions-Adjunct. Vom Jahre 1829 erschienen von ihm mehrere Aufsätze in den med. Jahrbüchern des öst. Kaiserstaates, meist medicinisch-klinischen und staatsarzneilichen Inhaltes, so wie in anderen Zeitschriften; ferner einige selbststän-dige Werke, welche Erzeugnisse seines erleuchteten, genialen Geistes Aufmerksamkeit, ja Bewunderung des In- und Auslandes erregten. Als der über alle Maßen beschäftigt gewesene Arzt und Mensch bleibt er für Laibach unvergeßlich. Sein Wunsch, auf einer practischen Lehrkanzel in Italien, wo bereits seine von ihm geliebre Schwester an der k. k. Academie der schönen Künste zu Venedig als Pensionärin Ihrer Majestät, der Kaiserin Mutter, sich der Malerei widmete, zu wirken, wurde erfüllt, seiu eiserner Fleisi, seine 226 Gelehrsamkeit belohnt. Im Schuljahre 1834 — 35 begann Lippich seinen neuen Wirkungskreis als Professor und Director einer Klinik, an der zuvor L. V. Brera gewirkt. Nach einer schweren, aber herrlich gelösten Aufgabe erfolgte am 17. Juli 1841 mittelst allerh. Entschließung die Berufung Lippi ch's auf den durch Quiescirung des Prof. Edlen v. Hildenbrand erledigten Lehrstuhl der spec. Therapie und medic. Klinik für Aerzte an der k. k. Universität zu Wien, von welcher Stelle er, der Unermüdete, über alle Begriffe Thätige von dem höchsten Lenker der Schicksale in das ewige Reich des Friedens am 12. December 1845 abberufen wurde. (Schluß folgt.) Der Strasjensattger und sein Kind. ' , Novelle von Leopold Kordes ch. ( A ch l u ß.) Zur Bildsäule erstarrt stand Conte B oselli, nachdem er aus einzelnen, unzusammenhangcnden Worten mehr errathen als erfahren hatte, um was es sich handle. Nach langer Pause dieser schrecklichen, besinnunglähmenden Nachricht belebte ihn die Vaterangst wieder, und es, schien Feuer in den jungen Mann gefahren zu seyn. Hinaus stürzen, Alles zu allarmiren und aufzubieten, was sich regen konnte, dazln an der Spitze seiner Diener aufzubrechen und die Leute nach allen Seiten zu zerstreuen, war das Werk von kaum einer Viertelstunde. Nnr ein alter Diener und zwei Kammermädchen waren zum Dienste der armen Gräfin zu-rückgeblieben, die im Fieber und fast ohne Besinnung da lag. Spät in der Nacht kehrten, wie einzelne Schwalben, die ausgcsandten Boren trostlos zurück; nicht eine Spur bezeichnete den Weg des Knabcnräubcrs. Gegen Morgen erst traf auch der Conte, erschöpft von Angst, Schmerz und Müdigkeit, in seinem Schlosse ein. Er fragte nicht mehr; sah er die Trauerbotschaft seiner fruchtlosen Aussendnng doch deutlich in allen ihm scheu ausweichenden Gesichtern ausgeprägt. — »Ja!" rief er, seinem ungeheuchelten Schmerze Luft machend, denn er liebte den Knaben mehr als sein eigenes Leben, »ja, Girolamo, die Vorsehung rächt sich jetzt an mir doppelt und zehnfach! Du hattest damals doch noch dein Kind, obwohl verstümmelt, ich aber? ich habe nichts von ihm, nichts als die glühende Erinnerung an seinen Liebreiz und sein kindlich süßes Wesen!" In neuen Planen versnnken, riß er . ein Fenster auf und sah in die ruhige, schwachbeleuchtete Mondnacht hinaus. Da fiel ihm ein am Thore der Haus-capelle, die dem Schlosse in der Entfernung weniger Schritte entgegenstand, hervorstechender weißer Fleck auf, den er sonst nie bemerkt. Der Gedanke, daß diese Entdeckung mit dem Mube seines Kindes im Zusammenhang stehen könnte, flog ihin durch den Sinn und nach einigen Secunden stand er unten, vergebens sich bemühend, ein an die Thüre geklebtes Papierplacar im Mondlichre zu entziffern. In sein Zimmer gekommen, hielt er das Blatt gegen seine N^chtt.mipe; es enthielt die wenigen Worte: Hast du im Vusen nur ?in Quentchen H<-rz, So weißt du jctzt bercits, was —, ^V a t er sch m e rz !* »Girolamo!" rief der Graf und sank kraftlos in ei-ncti Stuhl. — In einem geräumigen, unterirdischen Gemache des alten verfallenen Bergschlosses zu Conegliano brennt ein Licht. In einem Winkel des Gewölbes schläft, das Gesichtchen in die hohle Hand gedrückt, auf einer Strohmatte ein lieblicher Knabe. Die gestickte Halskrause und das feine Tuch seines leichten, modisch geschnittenen Röckchens deuten darauf hin, daß es vornehmer Aeltern Kind seyn müsse. Dicht zn seinen Füßen kauerr ein kleines Bologneser. Hündchen, den Kopf niedergedrückt und mit klugen, gelben Augen den kleinen Schläfer bewachend. Vor dem Knaben steht ein alter, silber-grauer, aber noch rüstiger Mann, zwar nnr ärmlich, doch rein costumirr und scheint das Kind mit einer sonderbaren, Mischung von Grimm und Rührung zn betrachten. Brauche ich wohl dem freundlichen Leser zu erläutern, wer das Kind und wer der Alte sey? — »Girolamo!« sprach der alte Mann, nachdem er lange des Kindes friedlichen Schlaf belauscht hatte, zu sich selbst,, »bist du ein echter Lombarde? Du hast in der schrecklichsten Stunde deines Lebens geschworen, dich zn rächen für den Uebermnth, für die Herzlosigkeit Boselli's. Zehn Jahre konntest du geduldig warten und lauern auf den erwünschten Augenblick; durch zehn Jahre — bedenke Graukopf! durch zehn lange Jahre gingst du mit dem Gedanken, mit dem Vorgeschmack der Rache schlafen, ja dieser Gedanke kräftigte und stärkte dich, und nun — da liegt das Kind, wehrlos und schlafeifd, was zögerst du? So klug gingst du zu Werke, so viel Schlauheit mußtest du anwenden, ja deinen eigenen Sohn als Gärtnerburschen in die Dienste des Conte schwärzen, nur damit er dir die Thüre öffnete und den Knaben einführen half — und jetzt zögerst du? — Ein Ruck der Hand, und der anmuthige Knabe liegt verstümmelt, wie der deine einst, dir winselnd zu Füßen. — Du packst ihn auf, trägst ihn des Nachts vor des Conte Schloß und des andern Tages sollen die Aeltern empfinden, was es sey um ein verstümmelt Kind —> und dabei vergiltst du nnr Gleiches mit Gleichem." — — Und wieder betrachtete er lange den süßen, schuldlosen Knaben, der im Schlafe lächelte. Sein Mündchen glich einer Rosenknospe, er selbst einem Seraph. »Nein, nein!« rief Girolamo, überwältigt von der Schönheit des Kindes — »das hieße einen Engel verstümmeln, und was kann das Kind für seinen Vater? Rache, ja, Rache will ich haben, aber es gibt auch eine edle Rache. Der Straßensängcr, der Bettler, der des Conte Glück, sein Alles in der Hand hat, soll den Caoalier beschämen, an Edelmuts) übertreffen; das ist auch Rache. Die drei Angsttage um sein Kind können den edelsten, trefflichsten Menschen aus ihm gemacht haben. Schlaf d'rum ruhig, junges Blut, Girolamo rächt sich edel!« — Und die Lampe verlosch, und der Rächer lag friedfertig und durch sein inneres Gefühl belohnt an der Seite des unschuldigen, nichts Böses ahnenden Opfers. D.'N ganzen daranf folgenden Tag verblieb Girolams aus berechneter Klugheit in seinem Versteck, denn überall' war Nachfrage nach dem Knaben und in Conegliano selbst 227 kannte ihn Jeder. Des Alten ganzer Plan wäre vereitelt gewesen, hätte Jemand den Knaben bei ihm entdeckt; deßhalb verbarg er sich, bis es Nacht wurde, wnsite den Knaben sich so geneigt zu machen, daß er nur selten ins Weinen und Fragen nach seiner Mutter ausbrach, und als er ihm nun vollends versprach, er wolle ihn zu den Aeltern zurückbringen, da war dor arme Kleine ganz entzückt und folgte willig in Allem. Als die Nacht ihre Schleier dicht genug gewoben hatte, um sich ohne Gefahr des Erkanntwerdcns auf d>'e Straße zu wagen, machte Girolamo den kleinen Bo-selli'schen Sprößling durch Vermummung unkenntlich, und begab sich auf den Weg. Ein Vetturino ward bald aufgctrieben, und scharf ging's jetzt nach der Villa dos Contc. Ein weißer Nachtncbel lagerte sich über der uncr-meßlichen Ebene. Endlich, nach einigen Stunden trat in fahler Mondbeleuchtung du- Uhrthurm des Landschlosses in maßiger Entfernung, wie auf der weißen Nebelmasse schwimmend, hervor. »Du fährst in jene dunkle Ecke rechts vom Brunnen und bleibst dort stehen, bis auf weiters,« befahl Girolamo, als sie dem Schlosse ganz nahe gekommen waren. Ein Hofhund schlug an und nun ging der Hundelärm von allen Seiten los. Sie waren an die bezeichnete Stelle gekommen. Der Alte sprang vom Wagen und bedeckte mit seinem Mandel das sanft schlafende Kind, dann ging er in der entgegengesetzten Richtung zum großen Schloßchor und zog au der Glocke. »Wer ist's?" rief verdrießlich eine Stimme aus einem dem nächtlichen Ruhestörer ganz nahen Fenster des Erd-gejHoßes. »Ist der Herr Conte mit seiner Gemahlin hier?« fragte Girolamo entgegen? »Beide sind hier, allein wer fragt da so spät, und was will man?" »Nichts Uebles, Freund, obschon ich auch nicht weiß, wer ihr seyd. Indeß, wenn es so ist, wie ihr sagt, so geht eilig zum Herrn Conte und sagt ihm, es bringe ihm Jemand Kunde von dem verlorenen Knaben.« »Was? von A n to n i o?" rief die Stimme fröhlich, und bald hörte Girolamo die Thüren rasch öffnen und zuschlagen, und nach kurzer Frist erleuchteten sich mehrere Fenster dei Schlosses und einzelne Köpfe guckten spähend daraus hervor. Jetzt wurden Stimmen laut; man vernahm eilige Tritte und das Thor ächzte und gähnte weit auf. Im Schlafrock imd Nachtmütze stürzte dem Straßcnsängcr Eonte Boselli enrgegen. »Girolamo!« schrie er, den Alten erkennend, »wo ist mein Sohn, was ist mit ihm geschehen?« Starr aller Antwort nahm ernst schweigend, aber mit einem verklärten Gesichte der alte Sänger des Conte Arm und führte ihn über den Vorplatz des Schlosses zum Wagen, der hier im Mondschatien stand. Den Mantel von dem kleinen Schläfer aufhebend, sprach er mit bebender Stimme: »Hier ist Euer Söhnlein, schlafend, unversehrt. — So rächt Nch Girolam o!" Von Empfindung überwältigt, stürzte Nch der glückliche Vater über sein Kind, das darüber erwachte und seine glanzenden Aeuglein aufschlug. Allein bevor es noch der Vater abHerzen konnte, drängte sich eine andere, sonderbar vermummte Gestalt zum Wagen und rief: »Antonio, mein Kind, mein süßer Knabe!« Wer erräth da nicht die glückliche Mutter?--------- Fackeln und alle Lichter, die im Schloß etwa im Vorrats) seyn mochten, bewegten sich herbei, um eine Scene des schönsten Aelternglückes zu beleuchten. Die eine Hand um's Kind geschlungen, das sich schlaftrunken die Augen rieb und nicht recht wußte, wo es war, die andere dem edlen Rächer mit seelenvollen Blicken entgegenstreckend, standen der Conte und seine Gemahlin; der alte Mann aber ließ beim Anblick dieses Bildes den süßesten Thränen seines Lebens freien Lauf und sprach: »Wahrlich! eine Rache ohne Reue, wie diese, ist die lohnendste!" — Nachdem ich I. E. Hilscher's Gedichte gelesen. War dcr ein Dichter? — Ja er war's, bei Gott'. Doch was hat er mit s.incm Eang erworben? Nichts and'rcs, als dcr Menge Hohn und Spott. Ist dan». wie jcdcr Dichter, d'ran gestorben. — U»d trübc lcc>' das Buch ich aus dcr Hand: Du Dichtciherz — du l'ist zu früh gebrochen, Fast dünkt es mich, als häne — schnöd verkannt, — Aus dcincm Lied mcin eigen Hcrz gesprochen! — A. C. W i e si n c r. Feuilleton. (Die Buchhändler) werden nun bald nicht mehr in Verlegenheit seyn, was sie mit vielen ihrer Vcrlagsarti-kcl anfangen sollen. In Schweden hat man schon lange Dächer von gctheertem Papier, das auf schlechte Bretter genagelt ist. Man glaube ja nicht, daß das Papier bei Regen und Sturm zu Grunde qehe, sondern man ist überzeugt, daß es, wenn es gut aufgelegt und dick bethecrt ist, die Dauerhaftigkeit des Eisenbleches besitzt. — Mancher Schriftsteller kann nun, wenn er es zu keinem Haus bringt, aus seinen Werken wenigstens ein — Dach erwachsen sehen. (Vriefpvstbcschlennissnng.) Einer neuen ober-hofpostämtlichen Anordnung zufolge, wurde außer den bisherigen taglichen zwei Malleposten für unbedingte Passagier-Aufnahme zwischen Wien und Trieft, eine 'dritte tagliche (Courier-)Fahrt seit dem 24. Juni in Bewegung gesetzt, so zwar, daß sich dieselbe an die Eisenbahn-Posttrains zwischen Wien und Cilli genau anschließt. Dadurch wird es möglich, daß Briefe von Wien in Trieft und umgekehrt, schon am 3. Tage, und somit eine Eorrespondenz sammt Antwort schon am 5. Tage früh hin und her anlangen. (In den Niederlanden) wird sich nun keine Familie graues Haar wachsen lassen, wenn zu ihren sechs Kindern noch ein siebentes hinzukommt. Einer Entscheidung des obersten Gerichtshofes dcr Niederlande zu Folge, ist das Gesetz, wodurch dcr Staat verpflichtet sey, das siebente Kind einer jeden Familie, wenn alle Kinder noch am Leben sind, auf öffentliche Kosten zu erziehen, noch in voller Kraft; dem gcmäs) ist dcr Staat vcrurtheilt worden, einem Herrn Hoog-land entweder jährlich 250 fi. zu zahlen, bis sein siebentes Kind das 18. Jahr erreicht haben wird, oder das Kind selbst bis zu diesem Lebensalter erziehen zu lassen. (Goldgedrnckte Mtousseliue.) Unter den zahl reichen Leistungen, welche die gewerbliche Kunst im Jahre 1845 bewerkstelligte, führt eine englische Schrift die der 228 Fabrik der Herren Val« A Comv. in Manchester auf, welche, Besitzer einer Mousseliuweberei, sich das Verfahren, diese Stoffe mittelst des galvanischen Verfahrens mit Gold zu bedrucken, haben patentiren lassen. Das neue System des Golddrucks jcheint bestimmt zu seyn, die viel kostspieligere Herstellung der Gold- und Silberstickerei bei Vorhängen und andern Draperlen zu ersetzen. Die Zeichnungen sind geschmackvoll und einfach zugleich. Der Glanz dieses Golddrucks wird durch Waschen eher erhöht, als vermindert. (Nutzen der Brieftaschen, auch wenn nichts darin ist.) In Erlau wurde ein studierender Nachts um 10 Uhr auf der Straße angepackt und ausgeraubt. Auch geschossen wurde auf ihn, — die Brieftasche hielt jedoch glücklicher Weise die Kugel auf. (Gin Schatz.) Ein Schlossermeister in Pesth ging auf seinen Boden, um in dem Gerumpel alces Eisen zu suchen. Da gewahrt er abseits ein Kistchen, und darin ein Packet — großer Banknoten. V?n solcher Größe hatte unser Meister Schlosser noch keine Banknoten gesehen, und als er diese „Bilder« einem Freunde zeigcc, ergab sich's, daß es lauter Tausend Gulden-Banknoten waren. —> Wie nun diese bedeutende Summe an diesen Ort gcrieth, wird sich erst aus einer Untersuchung ergeben. (Verblutung durch einen Iahn.) Der vierzehn jährige Sohn eines reichen Handelsherrn und Consuls in Hamburg hatte seit drei Wochen eine Blutung am Zahn. Der geschickteste Zahnarzt Hamburgs ward herbeigerufen; er nahm die Wurzeln heraus, die Operation ging leicht, keine anatomische Anomalie ward an den ausgezogenen Theilen bemerkt, allein der Blutlauf war nicht zu stillen. Der Hausarzt und eine Menge anderer geschickler Aerzte wurde zu Hilfe gerufen, allein es gelang nicht, die Blurung zu hemmen, da eine Ader, die sich um die Zahnwurzel geschlungen, zerstört worden war, ganz ohne Schuld des Zahnarztes. Drei Tage und drei Nächte blutete der blühende Knabe uud verblutete so ohne Rettung. Papierkorb des Amüsanten. Was ist eine moderne Novelle? Nimm einige Pfund platonische Liebe, die sich an den Wänden strotzend gefüllter Geldsäcke pilzartig ansetzt, und durch eine chemische Vermischung von getäuschten Erwartungen und Unglücksfällen niedergeschlagen wird, — rühre einige Intriguen darunter, feuchre die Mischung mit ein Paar Seidel erzwungener Thränen an, dann knete einen Teig in Gestalt einer Handlung daraus, dehne und ziehe diesen Teig recht aus, daß er schön dünn wird, bis er an verschiedenen Stellen abzureißen droht, sofort streue eine Hand voll poetischer Bilder-Rosinen und einige bittere Witzmandeln darauf, bestreiche den Teig mit erwas Humoristik, die Du am bequemsten aus Saphir's oder Jean Paul's humoristischer Küche weg-stehlen kannst, lasse diese Kraft-Humoristik in Deinen Händen etwas lau werden; dann rolle den H.uidlungs-Tcig iu Form einer Novelle zusammen und lege ihn in das bereitere Easscrol der Mittelmäßigkeit; gut wird es noch seyn, wenn Du einige Gräuel-Scenen und Mord in schwarzer melancholischer Sauce darüber gießest, damit der Teig etwas pikanter wird und mehr zusammenhält; dann erwarte, bis die Lesewelt im Feuerofen der Geduld schwitzt. Du kannst nun Deine Speise auf die Tafel eines hungrigen Journals geben. Auch wäre Dir anzurathen, die Novellen-Speise im schwarzen Kaffeh auf die Tafel zu setzen; deun man weiß ja, der schwarze Kassel) vertreibt den Schlaf. In einer Recension schrieb unlängst Jemand: »Die rasselnde Brust der gedrückten Zeit athme Ketten ein und hauche Schwerter aus!" Das ist ja eine förmliche Stahlwaren-Fabrik! Von einem Landgerichts-Scribenten ist uns ein artiges Stückchen mitgetheilt worden. Derselbe mußte eiu Wan-dcrbuch ausfertigen. Eben als er an die Körperbeschreibung des Gesellen kam, der ein Hutmacher war, überfiel ihn Zerstreutheit und er schrieb ins Buch: Gewerb: Hutmachcr.— Gesicht: schwarz. — Augen: ohne. — Nase: blond. — Mund: 5 Schuh 3 Zoll. — Haare: militärfrei. — Der Schreiber merkte seinen Irrthum nicht, sein Vorgesetzter, vertrauend auf seinen sonst sehr accuraten Ausfertiger, ebenfalls nicht, und so pilgerte unser verunstalteter Hutmacher in die Welt hinaus — ohne daß er in das Buch nur einen Blick warf. Erst ein entferntes Gericht mcrkce den Irrthum. Was nünen Wissenschaften? — Ein Schuhflickcr, der zugleich Hausherr ist, hat irgendwo einen Philosophen, der sechs Sprachen versteht und spricht, pfänden lassen, weil derselbe nicht im Stande war, den Zins für ciu Dachstübchen zu bezahlen. Ein herrschaftlicher Buchhalter revidirte die öconomi-schen Rechnungen und gab dem Verwalter folgenden Mangel hinaus: »Nachdem das Mutterschwein A. im vorigen Jahre sieben Ferkel geworfen, so ist genau zu erläutern, warum es heuer deren nur fünf geworfen hat.« Auswärtige Kunst- und Theaterrevue. Der Osener Thcaterdirector Michel bat seinen Geschäftsleitcr und Regisseur, Herrn Posinger, da er sich mit demselben in lein harmonisches, für die Direction ersprießliches Wirken stellen konnte, förmlich entlassen. An seine Stelle trat nun der als ein sehr ausgezeichneter Schauspieler bekannte Herr Wallburg. >>Das Publikum wird bei diesem Tausche nicht zu kurz kommen," sagen ungarische Blatter- Wir liefern unsere,, Lesern gegenwärtige Notiz d>rum, »vcil das Schicksal dieses hier l><-< liebten Schauspielers mit seiner vielversprechenden Tochter manchen Theaterfreund intcreffiren dürfte. Die hier ebenfalls i>, qutem Andenken stehende Dtte. Hoppc er-^ freut sich in Vaden nächst Wien schon durch zwei Jahre eines entschiedenen allgemeinen Beifalles des dortigen Publikums. Am 9. Juli hatt? sie ..Donna Diana" zu ihrer Einnahme gegeben und damit ein über? volles Haus erzielt. Die Frau L u tz cr-Di n a, clst ed t, die sich von Wien nack Ischt begibt, soll, wie jetzt verlautet, denn lock im f. k. Hofoperntheater dortselbst einige Gastrollen geben, aber erst nach ihrer Rückkehr aus dem Nadeorte. Der berühnne Landschaftsmaler, G. Lacroix in Paris, hat die> ser Tage ein grosieZ Unglück erlitten. In feinem Atelier brach nämlich Feuer aus und zerstörte ihm an Gemälden für 25 bis 30000 Fcs. Werth. Die Schwestern Millanollo scheinen für ihren Vater „och immer nicht genug Geld ergeigt zu haben. Jüngst gaben sie in München eine Reihe von s.-hr besuchten Concerten. Im künftige» Herbste kommen sie nach Wien. Der f. f. Hofschauspielcr Lucas gastirt, wie das „"Vaterland" erzählt, in Prcsjbura vor leeren Bänken. Herr und Alle, Löwe i» Gratz. wo aber doch das Theater etwas voller ist, als sonst. Mad. ss n a< Haus-Hcbb el und Herr Wilhelm! sind in Pesth und werden Hof" feütlich auch in Raab spielen. Nestroy wird in Pcsth erwartet. Der König von Prcusjen hat dem berühmten Rechnen,Künstler Das« aus Hainburg einen Iahresgchalt bewilligt. Durck die meisten Journale windet sich. einer Schlange gleick, die Nachricht, die Gräfin Rossi vormals Fräulein Sonntag benani' sei) berühmten Andenkens, wolle sich wieder der Bühne widmen. Wir sind so frei, an der Wahrheit dieses Gerüchtes ror der Hand ei» we»ia zu zweifeln. Die Opera-comique in Paris l,at im verflossenen Jahre lOL.oW Francs Tantiemen an die Autoren gezahlt. Das läsit sich hören! — Verleger: Igna; Alois Gdler v. Kleinmayr.