Freytag den 26. Jänner 1827. Dcr Küher aus dcm Ioux - Th«le. (Von Frau von Mvntoli tu). <^n der äußersten südwestlichen Tränz« der Schweitz und heS Cantons Waat liegc das Ioux.ThHl (l» val-lee l^u la«! 6e ^oux) in dem Jura» Gebirg«, welches die Schweitz r»on Frankreich scheidet. Ehemahls ei»« sumpfige/ waldige Wüsie, wurde diese Gegend schon in, ,2. Iöhshunderle von Mönchen urbar ge,n«cht. Nm das Kloster hcr, ivelchet sie dort erbaulen, wo jetzt das schöne Dorf !'^1,b»^e steht, siedelten sich nach und nach mehrere Bewohner an, spater wurde das Thal durch Aus'vünberungen, welche der Religion wegen aus dem benachbarten Frankreich geschahe,!, noch bevölkerter, und gegniwärtig bildec es einen der reichsten und angehendsten Bezirke der Waar. Von allen Stilen wic Pergen umgeben, erblickt man das schöne Länd, chen nicht, lis man es stritt. Wenn man von dem K ?n D/>/s I'I«le hinweg eitie steile und steinreiche Dergstrai,'c^ zwischen dichten Wildern und hohen Alp< weide« ersteigt, und dann wieder abwärts zieht, ohne l>ne andere menschliche Wohnung als einzelne Sennhüt-ten zu erblicken, so eröffnet sich, nachdem man einen l^len Felsen, ?et>-2 Relix benanin, umwandelt hat. Plötzlich ^ne leihende Aussicht. Das erstaunte Auge e'bllckt auf ein Mahl ein lachendes grüneS Thal, mit «l"em kiyst^i,,,^^ A^ ansehnllchen, gutgebauten Dottern, und unzahsigen ab^sond»rten Häusern, Sia. f«!n und Scheunen. Überall sieht man Spuren des WoWandls uM des FleißeS. Der sischreiche See, in welchen sich daS Flüßchen Orbe ergießt, das aus dem ' etwas höher auf französischen Gebiethe gelegenen !>,»« 6« I5oii58«?5 herstlöml, füllt beynahe die ganze «tste Ebene des Thales in einer Länge von zwey Stunden ^ und einer Breite von einer Halden Stund« «uö; das westliche Ufer desselben ist «in kahler, steil erhöbe» ner Felsen, mit einem lichten Tannenwäldchen be» krönt, hinter n?,lch«m sich eine zweyte Ebene, mit zahlreichen Wohnungen besäet, noch weiter erstreckt. Die Ebene steigi sanfl bis zum ungeheuern Walde I^izuut, welcher in einer Lange von mehrern Stun» den die Gränz« zwi,chen Frankreich und d,m Schweitzer« lande bildet. Bey ihrem Austritt aus dem l^gc 6« ^vux fiießc die Orbe nach ein P«ar hundert Schlitten unter einer Brücke bey dem gi oßen Dorfe le ?out vor. bey, und dann in einen zweyten tleinen See, I^»c Lre^n«t genannt. Dieser wird kreisförmig von hohen nackten Bergen umkränzt, und «m entgegensetzten En» de verlieren sich dessen Gewässer, mit einem Slurz, wo« durch ein Mühlwerk getrieben wird, in die Sp«lten ei» nes Felsens, um auf der andern Seite deS Berges, «i» ne halbe Stunde weiter unten, unfern dem Dorf« V»l-ord«, als eine prächtige Quell« wieder hervor zu lre. len, welche unter dem Nahmen l» 5oui-c« <^e I'Oi!>« bekannt, öfters mit der b«rühn,t«n Fontaine nem anderen Walde Holz gefällt, und nicht an der l Schenke vorbey gewandelt war, so tehrte er fröhlich, , feste» Trittes und unbefangenen Kopfes in seine Hütte i und lieferte seinem lieben Weibe treulich seinen ganzen f Taglohn aus. Wie gut wurde er alsdann empfangen! t> wie glücklich fühlten sich Grete und die Kinder, die et 5 dann liedkoset«':Schnell wurde der Topf auf den Herd ' gesetzt und ein« kräftige Suppe zubereitet. Die älteste t Tochter lief in die Schenke und höhlte einen Schoppen . Wein, welcher d^n Vater mit den liebreichen Worten ,« vorgesetzt wurde: Trink, Peter! du hast es sauer »r. h ringen müssen.— Ihm wurde dann wohl ums Herz, >« und e« fühlte sich tausend Mahl seliger, als wenn er semer unbewußt, mißmuthig und geldlos heimkehrte, z« und sich sogleich auf's Bett warf, und den Anblick s«i» d, ner darbenden Kinder schauen mußte. Ost nahm er sich vor, d,m Trunk auf immer zu entsagen, und versprach l< «s sogar seinem Weibe mit den stärksten BechtUtsUNgen. t, Den andern Tag ging er wieder an der Schenke vor. li bey, und wendete den Kopf weg, um den Schild nicht il zu sehen; aber da stand der freundliche Wüth vor der v Thür, rief ihm zu und fragte ihn nach seinem Wohl. d seyn, das z«g ihn unwiderstehlich an, und d«r gute d Vorsatz war vergessen. Di« arme Greie muhte sich end- b lich überzeugen, baß man in einem gewissen Alter so s< tief eingewurzelte Fehler schwerlich ablegen kann. Sie g «rgab sich in ihr Schicksal, liebte nichts desto weniger t ihren Mann, spann um so emsiger, und sorgte für die I Kleinen. Eines Tages kamen die Gespannen, die neben si Peiern Holz hackten, mit großem Iammergeschrey in l, ihre Hütte gelaufen und erzahken ihr ohne Schonung, daß, indem ihr Mann eine starke Tanne am Nande s eines Abgrundes fällt,, ihm der Fuß ausgeglitscht, und a er in den fülchcellschen Krachen hmabgefaüen sey, wo l er sich cn den hervorragenden Felsspitzen ganz zerschmet» ^ terl und wahrscheinlich das Leben verloren habe. Die verzweifelte Grete vergaß in diesem Augenblick all den 6 Kummer, den sie von ihm erlitten. Er w^r, sagce sie > schluchzend, der b»st« Vater, der beste Ehemann. Er s halte ihr nie den mindesten Kummer verursacht, und l sie o«llor Altes, indem sie ihn verlor. Die Kinder stimm, , ten sämmtlich in ihren Jammer ein, ausgenommen der , älteste Sohn Andreas, der nicht gegenwärtig war. Die ! Mutter wünschte ihn zu sehen, sie rief seinen Nahmen « 5« sah ihn als den einigen Trost in ihrem Unglück an. ! Man sagt ihr, daß sogleich nach dem Unfall einer von > den Holzhauern zu ihm auf die Alp ^laufen, u,„ ihm < die traurige Kunde zu bringen. Er hab« stracks von sei« nein Meister Urlaub gefordert, und werde alsobalo ein» treffen. Jedoch er kam nicht. Der Abend fiel ein und noch wa>c er nicht da. Die Unruhe der armen Mutter wuchs mit jeder Minute ; sie glaubte auch ihn verloren zu haben. Endlich schickte sie die ältere Tochter Suschen auf die Alp, aber auch dort wurde er nicht angetroffen. Er war i„ Thränen schwimmend und mildem Ausruf: meine arm« Mutter! meine gute Mutter! pfeilschnell hinabgerannt. Nun wuchs bey Greten die Verzweiflung auf den höchsten Grab; denn noch war er nicht ange« langt, als sein« Schwester zurückkehrte und die Dun» telheit schon dicht war. Sie kannte ihres Sohnel lind» lich« Liebe. Wahrscheinlich, dachte sie, würd« er den Ort haben sehen wollen, wo sein Vater hinobgeitürjt, vielleicht ist er selbst.... Sie darf den schrecklichen G«, danken nicht vollenden, das Blut stockt in ihren Adern, doch faßt sie bald ihre Kräfte wieder zusammen, und bittet mit beweglicher Stimme rings die Männer, si« selbst an den Unglücks-Platz zu führen. Aber diese weigerten sich: was würdet ihr dort wachen, Mutter Gre, te? sagten sie- Sogar am Tage würde euer Auge di« Tiefe des Schlundej nicht erreichen. Und kann nicht Peter vielleicht noch amLeben seyn/ sich im Fallen bloß die Glieder zerschellthaben, und hülf« los in dem Krachen verschmachten? Unmöglich, sagten die Männer, man würbe ihn schreyen hören; er rollte im Fallen von einem Felsen auf den andern; man hörte ihn noch rufen : ich bin ver» loren, Herr Gott, erbarme dich mein! dann wurde tl ganz still, Nun spricht Grete ihre Angst in Rücksicht ih«5 Sohnes aus; da biethen die Manner sich an, selbst wieder an den Ort zu gehen und nach AndreS zu for« schen. Ihre Herzen schienen bewegt zu seyn. Sie gehen mit Fack»l» und Leuchten versehen ab, und schon nach ,in»r Stunde, welche Gr,ten «in Jahr schien, ver« nimmt ll« in einiger Entfernung ein Freudengefchrey. Sie stürzt zur Thür hinaus und erblickt ihren gelieb, ten Sohn in der Mitte einer zahlreichen Schaar voll Nachbarn u»d Freunden, die ihr schon von weitem zurufen: Grete! Gr'te! da ist euer Sohn! Sie will ihn» tntgegen, doch die Gemüthsbewegung lahmt ihre Glie« der; desto schneller springt Andres auf sie zu, er f«B sie in seine Arme und ihre Thränen v«rmischen sich. Bey Greten sind es m diesem Augenblick nur Freudenthränen, sie ist nur Mutter, sie fühlt nur das Glück, ihren Sohn wiedergefunden zuhaben, Andrei aber erwähnt des y«r« lornen Vater». Mein armer Vater! sagt er mit Schluch» , zen. Hätt« ich ihn doch wieder bringen können! ab«» : Alles, Alles ist aus! — l Ihn wiederbringen, mein Sohn? was willst bn z sagen? — Bey diesen Worten sind die begleitenden l» Bauern naher g«ksmmen, und «rzählen, daß An>«ß mit tausendfacher.Gefahr den Krachen hinab gestiegen sey, und den Leichnam seinesVatert gan^zerschellt und leblos in der Tiefe gesunden habe. Er behauptete sogar, da er nun die Tief, ergnmbel, d«ß man mit Stilen d«n todten Körper heraufhohlen und ihm ein christli. ches Begrabniß verschaffen tonne; auch seyen sie entschlos, s«n, es zu versuchen. Kaum darf Gltte dagegen ein. wenden, daß dieses Wagstück auch ihren Sohn oder einem andern Menschen das Leben tosten könnte. Die Männer betheuern, baß sie alle Gefahren überwinden wollen, versprechen der bebenden Mutter, daß ihr Sohn sich keiner aussehen werde, und er selbst sogt, daß er nu„ den Weg sehr gut kenne, und d«ß er nicht ruhig seyn werde, bii er gegen seinen Vater die letzte Wicht erfüllt habe. Übrigens fühle er zu gut, d«ß ihm allein die Sorge für die Seinigen nun obliege, «Is »aß ihm sein Leben nicht doppell theuer sey» sollte. Er schließt noch ein Mahl die Mutter un» tne Kleinen in seine Arme, und beschwort sie, nicht unruhig zu seyn . wenn er nicht so bald zurück komme, als er es wünschte, Der gute Junge wollte seiner Mutter den Anblick .d«Z zerschmetterten Körpers feinet Vaters ersparen, uni> ihn ohne ihr Zuihun beerdigen lassen. (Die Fortsetzung folgt.) Historisch? Anekdoten. i. Der Graf Moriz von Sachsen, Marschall v»n Frankreich, welcher bekanntlich durch seine Siege dem Nuhme der französischen Waffen einen hohen Glanz »erschafft hatte, kehrte einst von einer kurzen Reis« nach Paris zurück. — Ohne Gefolge, in einem prunk« Zofen Wagen sitzend, ließ er am Stadtthor« halten, weil jeder Ankommende strenge verbunden war, sich der zollamtlichen Visitation zu unterziehen. Als d«: Beamte den Schlag des Wagens öffnet«, unb den Malschall in letzterem erblickte, zog er sich mit einer > tiefen Velbeugung, und mil den Worten zurück: „Entschuldigen Eue,e Excellenz, L»rb«rn ^ zahlen keine Accise.* ! Timon, jener Achenienser, de„ 5ie Geschichte noch ,etzc mit dem Nahmen bet Menschenfeindes bezeichnet, bestieg einst die Rednerbühne. Alles er. staunt« über das Auftreten eine« Mannes, von dem man wußte, daß er die Menschen und den Verkehr mit ihnen fiiehe. Neugierig Hinzen die Bücke der versammelten Menge an der seltenen Erscheinung, und jedes Ohr horcht« auf b«s, wos der Misanchiap vorbringen werde. Als die tiefste Stil!« herrschte, begann Timon: Ihr Athenienser! ich besitze einen Garten, in welchem ich mir ein Hau« bauen will. An dem P^nct», wohin selbei bestimmt ist, steht ein alter hoher Feigen, bäum. Diesen m„ß ,ch umhauen lassen, um Plah ^l gewinnen. Nun haben sich aber schon mehrere Menschen an dem Baum, e rh ä n g t. Solüe nui' Einer söer der Andere von Euch noch Lust zu gleichem Unternehmen haben, so steht ihm mein Feig?nb>ium mit Ver» gnügen zu Diensten; doch beeile er stch, denn es ist kein« Zeit mehr zu verlieren! 3. Livia, die Gemahlinn d?s Kaisers August, »o» welcher man allgemein behaupiete, daß sie eine große Gewalt über den Beherrscher der römischen Mo° narchie aukübe, wurde von einer ihrer Freundinn«» befrag», wie es ihr gelungen sey, einen so mächtigen Einfiuh auf den Willen ihres Gem.ihl« sich zu erwer» ben ? — Sehr «infach, >—erwiederte l?ivia ; ich wider, spreche ihm nie, verlange seine Geheim« nisse nicht zu erfohren, und lasse es mir nicht merken, daß mir seine Lieb «Khan» d«l bekannt sind. M i s c e l l e n. In Virginien werden Duellanten sogselch von Seiten de< Behörde für wahnsinnig erklärt und unter strenge Curatel gestellt; ein Gesetz, >v