»ohlßid, »«a,»» str M" «r ««S Tio««tag, S. Tepte«ber I8VV. V. Jahrgang Die .Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag. Mittwoch und Freitag. Preise — für Marburg: ganzi^ahrig 6 fl., halbjährig 8 fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr; für Sustelluag tus Hauß monatlich lv tr. — mit Postversendung: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Tarmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, beizweimalzger mit 1b, bei dreimaliger mit SV tr. berechuet, wozu für jedesmalige Einschaltung kr. Inseraten Stempelgebühr kommen. Zur Geschichte des Tages. Die Verhandlungen über den österreichischitalie' nischea Friedensvertrag wünscht man so viel als möglich abzu» kürze«, und es ist deßhclb den Herren Menabrea und Graf Wimpffen aufgegeben worden, nur die allgemeinen Vründzüge des Friedens festzu« stellen, dagegen die Ausführung der sinanziellen. handelspolitischen und militärischen Fragen besonderen Kommissionen zu überlassen, die unmittel-bar nach dem Fricdensschlusse ernannt werden sollen. In dem Bertrage selbst wird man sich mit den erforderlichen Borbehalten behelfen. — Die Orenzfrage. die sogleich gelöst werden muß, wird jedenfalls die meisten Schwierigkeiten bereiten. Für den immerhin mötllichen Fall, daß eine Einigung über die Staatsschulden Antheile und die Ent schüdigung für die Festunaswerte nicht erzielt werden sollte, ist man schon jetzt entschloffen, die Entscheidung dem Schiedssprüche eines unbetheiligten Dritten (nicht Frankreich) anheimzugeben. Unter den einverleibten Ländern wird Preußen voraussichtlich die meisten Schwierigkeiten mit Sch l es »vi g H ol ste in haben; denn wenn die dortigen Bevölkerungen schon durch die Abgeschlossenheit ihrer Lage und die dänische Regierung sehr verschieden von den übrigen Deutschen entwickelt find, so hat fie das Manteuffel'sche Regiment noch mehr von Preußen entfernt, als fie es ohnehin find. National und preußenfeindlich, reaktionär und preußisch sind dort gleichbedeutend: die liberale Par-tei Preußens hat in Schleswi^Holstein den wenigsten Boden. Dazu kommt die Berwirrung in den Berfassungs Berhältnissen. die von preußi« scher Seite ganz vernachlässigt, geschädigt sind, statt daß eine klügere Po-litik fie hätte entwickeln sollen. Aus ^aß gegen den Augnstenburgrr hat «au Alles verdorben, und von reaktlonärer Seite nur den hohen Adel geschont und gestreichelt, um ihn dem Kopenhagener Hofe abwendia zu machen. Abgesehen von seinem Stande war dieser Adel schon wegen seiner Hinneigung zu Dänemark im Lande schlecht angeschrieben. Jetzt soll nun ^ »sch - - - lnd geweckt und genährt werden gar in Rordschleswig eine Volksabstimmung nach nationalen Unterschieden stattfinden, und es ist keine Frage, daß dabei manche Unzufriedenheit neu wird. Moustier's Ernennung zum Minister des Aeußeren wll nach deutscheu Blättern zunächst die Fortdauer eines freundschaftlichen Verhältnisses mit Deutschland bedeuten. Bedeutet fie sonst nichts? Es muß ein sonderbarer Zufall genannt werden, daß gerade der Man» ge» wählt ist, der weder als ein Freund der Türkei, noch als ein Freund Oesterreichs, noch als ein inniger Anhänger Rußlands bekannt ist. Die Pforte wird am wenigsten entzückt sein von dieser Veränderung, und fie wird fich mit Schmerzen von dem Manne trennen, der ihr so unangenehm war in Konstautinopel, und der ihr an der Seine noch unangenehmer werden dürste. Ts ist nicht unwahrscheinlich, daß Drouin's allzu türken» freundliche Haltung in der Donaufürstenthümer Frage ebenfalls mit zu seiner Berabschieduug beiträgt. Fürst Karl hat zu verschiedenmalen bit-tere Klagen führen lassen über die feindselige Parteiiilhkeit des französischen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, und Moustier hat iu Folge dieser Beschwerden in der letzten Zeit unmittelbare Befehle aus dem Kabinet des Kaisers erhalten, von denen Drouin auch keine Ahnung hatte. Es heißt ferner, daß Moustier feinerjeits fich aenöthigt sah, den Kaiser darauf aufmerksam zu machen, wie der Einftuß des Kaisers der Franzosen im Orient in Folge der von Drouin desolaten Politik wesent-lich gefährdet sei. Es wurde Drouin ebenfalls zur Last gelegt und der von ihm befolgten Politik zugeschrieben, daß Manteuffel mit seiuer Sen- düng in Rußland einen über alle Erwartung guten Erfolg gehabt. Man will nämlich in Erfahrung aebracht haben: es sei zwischen den bei-den Mächten ein Angriffs, und Bertheidigungsbündniß geschlossen worden für den Fall, daß Preußen von Frankreich angegriffen würde. Ein russisches Regierungsblatt schreibt über die Haltung Rußlands gegenüber den europäischen Verwicklungen: Die Zeitungen des Auslandes interreffiren sich dafür, welche Beschlüsse das St. Petersburger Kabinet Angesichts der Ereignisse in Deutschland gefaßt. Die einen be-haupten. die kaiserliche Regierung habe Proteste erlassen, andere wieder sagen, sie habe ohne alle Einsprache zur Vergrößerung Preußens ihre Zustimmung gegeben. Der offene Widerspruch zwischen beiden Darstellungen zeigt, daß weder das Eine, noch das Andere das Richtige ist. Bezüglich der Bermuthuugen über den Zweck und das Ergebniß der Seu- Eine Nacht in der HoszhauerhüNe. Von G. W. vou Hsr«. (Fortsetzung.) Die Breier's Witwe hatte nichts als ihr geringes Hausgeräthe, denn fie wohnte auf Zins, und wäre fie auf einen Baum gestiegen, so liätten ihre Rechte an dem Boden ein Ende gehabt. Da ist's doppelt nöthig. dran zu denken, daß fünf Monate nach dem Mai der November kommt. So viel hatte doch die Breier'S Witwe sich abgesehen, daß der weise Salomon Recht hat. wenn er sagt: ES habe AlleS seine Zeit. Sie sagte daher oft zu Lieschen: Tändeln hat auch seine Zeit. Sieh zu. daß es Dir nicht geht, wie Jener, die fieben Liebhaber, aber keinen hatte, der fie »ahm. Daraus antwortete wohl das Lieschen einmal ganz schnippisch, aber es kam ihr doch vor, als sei ihre Mutter nicht weit von der Wahrheit. Zwei waren damals die eifrigsten Bewerber um ihre Gunst. Beide hatten fie herzlich lieb und Lieschen fie auch. Wer das Glück hat. führt die Braut heim, heißk's — aber es konnte aul) heißen: Wer die Mutter für fich hat. Hier hieß es so. Lorenz Müller und Caspar Bogel hießen die Zweie. Grafen und Barone waren sie alle Beide nicht, sondern Holzhauer, wie ich; aber es »ar ebe» doch ein Unterschied. Der EaSpar war eine Waise; er hatte das Gnadenbrot bei ei»em Better gegessen, da er klein war — und jetzt. M0 er erwachse« war, mußte er sich für ihn plagen. Das war er müde; de»« Caspar war zwar von Herzen, wie eS schien, nicht böse, aber er »ar heftig, jähzornig, und dann gab'S selten eine Schranke, die er nicht übersprang. Er wollte selbständig werden, eignes Brot essen und LieS-che» heimführen. An dem Gedanke» hing seine Seele. Zwar reimt Arm »»f Ar» am Besten, aber im Lebe» reimt's doch übel, »nd wenn zwei Arme zusammen komme», ttage» fie am HauSrath nicht schwer. CaSpar Hütte sei»e Habe »»ter de« Arme tragen können oder, wie man sagt: er hätte fie in ein Berliner Kofferchen packen können, nnd das LieSchen hatte ebe» auch noch für nichts gesorgt, nicht einmal für ein eignes Bett-lein. Es p»tzle sich ger»e »»d das kostet Geld. Der Lorenz Müller dagegen war reicher, das heißt, er hatte ein eigenes, niedliches, aber hübsches Häuschen, ein gutes Bette, einen Tisch uud ein paar Stühle; aber er war Einer, der sich zu helfen weiß. Wenn der Caspar ledig aus dem Walde heimging, so trug Lorenz gewiß einen Lastkorb Spähne oder eine Last Reisig, was ihm der Förster erlaubt hatte; auch wohl eine Last Futter sür seine Ziege, die er fich hielt und l>ic ihm Lieschens Mutter fütterte, denn er war ihr nächster Nachbar. Für die Mutter war da die Wahl keine Qual, wohl aber für das Lieschen, das augenscheinlich mehr Neigung zu Caspar trug. Lorenz war ihr zu verständig und ruhig, seine Liebe war nicht so feurig, wie die des Caspar. Beide Bursche fühlten es heraus, daß zwischen ihnen das Loos schwankte und haßten sich, wie grimmige Feinde. Beide waren aber ohne Widerrede die schönsten Bursche im Dorfe und manch anderes Mädchen wäre glücklich gelvesen. wenn es Einer von ihnen geliebt hätte; Lieschen hatte Beide und war dennoch nicht glücklich, weil sie in der Wahl zu keiner Entscheidung kam. Lorenz war endlich des langen Hinhaltens überdrüßig. Eines Tages, als Lieschens Mutter in sein HauS trat, um ihm. lvie er sie gebeten hatte, die Ziege zu melken, bat er sie um ein Gespräch unter vier Augen, wozu sie gerne bereit tvar. Man braucht nicht Rathsherr von Nürnberg zu sein, um sich vor-^stellen, was daS Geipräch detraf. ES galt die Werbung um LieSchcn. Die Mntter hatte Gründe genug. Lorenz ihre Einwilligung zu geben, und ihm zu^sagen. daß fie Alles aufbieten wolle. Lieschen für ihn zu gewinnen. Was fie besonders bestimmte, war die Aussicht, daß fie e» tn ihren gebrechlichen Alterstagen bei Lorenz besser haben würde, als bei de« hitzköpfigen Caspar. Sie überlegte sich s. wie sie es anfange» «olle, »m Lieschen der Anfrage des braven Lorenz geneigt zu machen, und als ihr Plan fertig war. ging fie atr'S Werk mit aller Klugheit. Ob es CaSpar merkte, daß fich die Wagschale auf Lorenz's Seite neigte, und ob er durch einen verzweifelten Schritt sicherer auf Lieschen wirke», oder ob er sich a» ihr rächen wollte, ich weiß das nicht, uud es ist mir »ie Nar geworde». aber das weiß ich. daß er mit ei»e« Male aus Lies-chenS Hause blieb, und einem anders Mädchen zu Gefallen ging, und Lieschen völlig »nbeachtet ließ, ja. wenn er vorüber ^ing. »icht einmal «ach dem Fenster sah, wo fie mit threr Nätzarbeit saß. Das war ei» Stich, der in das Herz traf. 3» der Anfwallung gab fie de» DrS»ge» dung des Generals Manteuffel ist nur so viel klar, daß die fttmdm Bekichterstatter in dieses Geheimniß nicht eingeweiht sind. Sie könnten sich süglich die Mühe ersparen, ihre Plzantasie zu Hilfe zu nehmen und thnten besser daran, sich auf die Mittheilunji bestimmter Thatsachen zu beschränken. Das einzige wirklich Thatsächliche bestellt in folgendem: Die kaiserliche Regierung machte den neutralen Mächten den Antrag, ob Europa mit der Beurtheilung der Acnderungen. welche das auf den ge-meinsam unterzeichneten Verträgen sich stnpcnde Gleichgewicht berühren, einverstanden sei. Dieser Vorschlag wurde von den andern Kabinetten nicht unterstüßt. So wie nun das Prinzip der europäischen Solidarität in dem gegenwärtigen Augenblick durch jene Mächte selbst beseitigt er. scheint, deren Einverständniß eine wesentliqe Bedingung dirser Solidarität bildet, hat auch die kaiserliche Regierung sich jeder weitern MeinnngSäuße. rung enthalten. Es bleibt ihr sonach voibehalten, über die Rechte Ruß-landS als europäische Großmacht selbst zu urthctlen. eben so wahrt sie sich die Freiheit deS Handelns. Die nationalen Interessen werden für Ruß-land die einzige Richtschnur sein. AlleS Andere, niaS seither über die Entschlüsse des Petersburger Kabinets berichtet wurde, entbehrt jeder Be- gründung." ^ ^ Die Zustände in Mexiko find trostlos. Die ginanznoth soll eine Höhe erreicht haben, daß der Kaiser nicht einmal mehr im Stande ist. der von ihm so begünstigten österreichischen Legion den Sold regel-recht auszahlen zu lassen; die Anarchie ist so groß, daß auf den öffentlichen Plätzen von Puebla die ZcitungSverkäufer ganz ungenirt Prokla-mationen von Iuarez und Santa Anna auSschreien. Die Verläßlichkeit des eingebornen HeereS endlich ist eine so geringe, daß in Matamoros Truppen der österreichischen Legion, während sie mit den Juaristen ein siegreiches Gefecht bestanden, plötzlich im Rücken von dem eiglnen — kaiserlichen — Kontingente der Eingeboren angegriffen und so. zwischen zwei Feuer gebracht, zum Rückzüge gezwungen worden. Gründet Schule«! Marburg. 8. September. Wenn die Männer der Partei, welche dat Vaterland im Herzen tragen, die Wahrheit aussprachen: Volksbildung ist Bolk^besreiung — da wurden die Gegner der Freiheit auch Gegner der Bildung, mochten sie letztere noch so sehr im blassen, süßlichen Munde geführt haben. Jetzt sagen wir: Volksbildung ist VaterlandSvertheidigung! und wer in ganz Oesterreich hat nach dem „sicbentägiaen Kriege" noch die Stirne. dies zu läugnen? JedeS SchulhauS ist ein ZeMauS! — unsere Feinde haben eS auf Weg und St^, mit Wehr und Waffen gelehrt. Die Zahl der VaterlandSfreunde. die BolkSbiloung verlangen, ist seit dem Schlach« tenunglück riesengroß gewachsen und wohl unS, wenn ihre Stimmen nicht ungehört verklingen — wenn erkannt wird, daß Gefahr im Verzuge. Gründet Schulen! Mit dem Tage von Königgräz läßt sich, lo weit Vir im Buche der Kriegsgeschichte blättern, nur der Tag von Jena ver-gleichen. Wird aber einst unsere politische Geschichte auch den Vergleich aushalten mit jener, welche das preußische Volk zum Besieaer Napoleons erzogen? Unter dem fürchterlichen Drucke der Fremdherrschaft, vor den Augen der französischen Kriegsmacht wurde die Hochschule zu Berlin ge-gründet — Deutschlands freiester und schärfster Denker. Johann Fichte, hielt seine ..Reden an die deutsche Nation" und Jahn fc.i»rte die Knaben und Jünglinge auf die Hasenheide, um dort zu turnen, um die Muskeln zu stählen, um den Geist zu schulen, streng und stramm. Deutschlands Bildung war Deutschlands Befreiung vom ooche der Franzosen. ihrer Mutter nach. Lorenz kam und sie verlobten sich, es war Samstag, als dies geschah und Sonntag Morgens rief sie der Pfarrer als Braut- leute zum ersten Male auS. ^ Montags war CaSpar spurlos verschwunden. Kein Mensch wußte, wohin er gekommen war und Niemand konnte es ahnen, da er keine An-deutung darüber hatte verlauten lassen. Anfänglich lief das Gerede durch s Dorf, er habe sich ein Leid angethan. aber eS erw»eS sich bald als irrig, denn er hatte seine Kleider und Hemden mitgenommen. , ^ . Lieschen war. als sie da» Gerede hörte, völlig außer sich und aeber-dete sich sich wie eine Irrsinnige, da sie sich anklagte, die Ursache seines Todes zu sein; sie beruhigte sich ober scheinbar wieder, als j^ich jeneS heillose Gerede alS falsch erwieS. Dennoch nagte ein Wurm heimlich an ihrem Herzen, denn nun erst erkannte sie daS Maß seiner Liebe, dclen Verlust ihn fort in die Welt trieb. Das waren schlimme Aussichten für den guten Lorenz. Stt zeigte zwar ihren Kummer nicht, aber wenn sie allein war. flössen ihre Thränen und in gar mancher Nacht mußte ihre Mutter sie mit harten und strengen Borten zurechttveisen. Sie duldete eS stille, obivohl sonst ihr Mäul-chen fix war. Endlich wurde sie mit Lorenz getraut und kein König »var glücklicher als er. Jedermann dachte, daS werde eine recht glückliche Ehe werden. Lorenz verdiente schönes Geld, er war ein besonderer Liebling deS Oberförsters und Lieschen konnte den Verdienst ihrer Nadel auch schon sehen lassen. Bewahrte sie der liebe Gott vor Unglück, so konnten sie sich etwaS Schö-neS erwerben und ohne Sorgen in die Zukunft blicken ; aber wie hatten sich die Leute verrechnet! Lorenz war und blieb die treue Seele, die voll und ganz an Lieschen hing. Er trug sie auf den Händen und ihre Mutter hatte die besten Tage von der Welt; anders war eS bei LleSchen. Sie wurde alle Tage kälter, gleichgültiger und abgeneigter gegen ihren guten, braven Mann. Sie wurde launisch, mürrisch und unjufrttdcn. Nie gönnte sie ihm ein Wort der Liebe, nie einen herzigen Bl'ck Seine Freundlichkeit war ihr zuwider. Sie hatte oft roth^eweinte Augen und ihr träumerisches Wesen ließ es ahnen. waS ihre Seele füllte. Wie unrecht und sündhaft sie handelte, bedachte sie nicht. Ihre Mutter hoffte eine Veränderung, wen» sie ein liebeS Kind an ihr Herz legen könne. Diese Stunde deS Segens kam. aber es starb schnell dahin, und forthin blieb die Ehe kinderlos. DieS Mißgeschick vollendete daS Haus-liche Unglück. Gründet Schulen! Unser Volk ist bildungsfähig. eS hat die besten Anlagen. WaS ist daraus geworden? Müssen sie denn verkümmern und sollen sie gar nie sich entwickeln dürfen, wie eS ihp ewigeS. unver-äußerliches Recht ist? Pfarrschulen, und wären sie noch so gut eingerich-tet. genügen nicht: die weite Entfernung der Kinder vom Elterahause. das Zusammenpferchen so Vieler in dem engen Raum einer Schulstube, die aufreibende Ueberbürdung deS Lehrers, vereiteln die Zwecke der Erziehung. Jede politische Gemeinde — und wäre fte noch so klein — muß eine besondere Schule haben. Und sollte der Lehrer nur einige Kinder unterrichten, so thun Staat und Gemeinde nicht mehr. alS wozu sie verpflichtet sind — nicht mehr, als jeder gewissenhafte Bater ohne Staat nnd Gemeinde thun würde. Ja! können wir die Kosten aber auch tragen? Und so zu fragen, wagt man in einem Lande, wo die Genußsucht und Prunkliebe der Ein-zelnen Millionen verschlingt — in einem Reiche, dessen Vertreter im Z. 1861 also mitten im tiefsten Frieden — 123 Millionen für KriegS-ersordernisse bewilligt, dessen Vertreter noch im Jahre 1865 die Ausgaben für diesen Theil deS Staatshaushaltes 89 Millionen nicht zu hoch san-den — so wagt man zu fragen in einem Reiche, wo Freiherr von Bach als Minister und Botschaster sich eine Million erworbenin einem Reiche, dessen diplomatische Vertretung nur in Paris 6L0VV ff. erfordert, eine Summe, die hinreichen würde, einhundert und fünfzig Lehrem der Volksschule ein bescheiden einfaches, aber doch sorgenfreies Leben »u sichern. Hat Fürst Metternich am Hofe dcS französischen Kaisers um den hohen Preis seines GelialieS wohl einen Erfolg oer äußeren Politik aufzuweisen, wie einhundert und fünfzig Volksbildner für die innere Politik ihn erzielen ivürden? Gründet Schulen! Die foetal« Krag» hf.t ihren Kernpunkt im Proletariat. Ein Proletarier ist. wer von der Hand in den Mund lebt, ohne Aussicht auf Kapitalansammlung — daS Proletariat ist die Vielheit solcher. Mit diese,? Begriffsbestimmung ist eine ganze Menge Zweifel aus einmal gelöst, eine Menge Wahrheiten auf einmal ausgesprochen. Erstens, daß eS zu allen Zeiten Proletarier gegeben und geben werde. Zweitens, daß eS in allen Lebenkberufcn und Stelluagen. und nicht etiva bloß unter den s. g. Arbeitern allein. Proletarier gibt. Drittens, daß eS sich für den Einzelnen, um aus dem Zustande deS Proletariats herauszukommen, darum handelt. etwaS weniger auszugeben als einzunehmen oder wo die Einnahmen bereits aus das Mindeste be« schränkt sind, etwas mehr einzunehmen alS auszugeben und die Erspar-Nisse auf die nutzbarste Weise anzulegen. Viertens, daß der Uebergang vom Prolet^ier zum Kapitaliften (eS kommt vorerst nicht auf die Größe deS Kapitals an) nicht Sache oer Wohlthätigkeit, sondern nur Sache d^r Selbsthilfe sein kann. Fünftens, daß der Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben, wenn die Verminderung deS Proletariats eine volkSwirthschastliche Wirkung haben soll, eine neue Werthschaffung sein muß — sonst findet nur eine Versetzung deS Vermögens statt und wird dem Einen gegeben, was dem Andern genommen ivird. SechStenS. daß. je geringer für den Einzelnen die Ausfichte» aus Kapitalanjammlung find, je weniger die Einnahmen hinreiche«, um die nothwendigen Ausgaben zu decken. desto staatSgesährlicher die lVielheit der Einzelnen in dieser Lage. d. h. daS Proletariat ist. Proletarier haben nichts zu erhalten, folglich fehlt ihnen, um konservativ zu sei«, jedes Lorenz trug'S mit schwerem Herzen und hoffte durch seine fich gleich-bleibende Liebe fie zu gewinnen, aber leider, je länger je mehr zeigte sie eine abstoßende Widerwill^keit gegen ihn. Sein Holzhauergeschüft brachte es mit fich. daß er oft Wochen long seine Schwelle nicht betrat. Dann war eS ihr ordentlich wohl. Was sie gcgen ihn hatte — ersuhr nie ein Mensch. Veraedens redete ihre Mutter und der Pfarrer ihr ins's Gewissen. Sie setzte ihnen ihre Thränen und ihr Schweigen entgegen. — So blieb'S und die Jahre gingen und kamen. Die Zeit machte keine Aendernng. auch nicht der Kummer der Mutter und ihreS ManneS. Endlich starb ihre Mutter. Die Leute sagten: DaS wird ihr Herz wenden l Sie irrten. Sie änderte sich nicht. DaS Wahrscheinlichste war. daß fie zu glauben schien, ihre Mutter und Lorenz seien Schuld gewesen, daß Caspar zu der Andern ging, und hätten sie dann im ersten Augenblicke der eifersüchtiaen Aufregung in ihr Netz gelockt. So sah fie fich als eine Ueberlistete. als eine Betrogene a«, sich und Caspar, den sie doch wohl am liebsten gehabt hatte. So e»t-stand die Abneigung gegen ihren Mann und die Abwendung von ihrer Mutter und die reiche Ernte deS Elends und deS Kummers für alle Dreie. die der Mutter daS frühe Grab bereitete und zwei Herzen schied, die völlig dazu angethan waren, sich gegenseitig glücklich zu machen. Lange Zeit hörte man von EaSpar nichts, gewiß über sechs bis acht Jahre; da kam die erste Nachricht von ihm zufällig in'S Dorf. ES war an dem Tage deS ersten Aufgeliois von Lieschen uud Lorenz wo er in voller Verzweiflung fortgegangen. Wohin, das wußte er selbst nicht. So lange er Geld hatte, rannte er fort, immer nur bedacht, recht iveit weg zu kommeu von dem Orte seiner Oual. DaS Geld aber wächst bekanntlich nicht nach von selber. ES kam nichts daz,^ und so nah« eS ab. Mit Schrecken wurde er das gewahr. alS er sich eben der Gegend von Saarbrücken näherte. Cr lvar ein stattlicher, prächtiger Bursche, der Geschick und Kräfte hatte. Da er aus de« Liinde am DonnerSberg war. fiel sei» Kommen nicht auf und er fand auf eine« Eisenhüttenn»erte Arbeit. Wäre er Werbern in die Hände gefallen, vielleicht hätte sei» Schicksal eine a»dere Wendung genommen. Nun blieb er auf dem Hüttenwerke, wo «an ihn bald als einen sehr brauchbaren Mensche« erkannte. Er lernte daS For» men schnell und wurde bald einer der vorzüglichsten Former. Aber i« Selbstinteresse — und daß Jene. auS allgemeinem und öffentlichem Jntcr. esse eS sein sollten, die bei einer politischen Wendung der Dinge nicht schlechter fahren können, ist nicht vorauszusetzen. E« hat zu alle» Zeiten Proletarier qcgeben. d. h. mit andern Worten. die sociale ^at zu allen Zeiten cxistirt. Ohne die Blicke bis in'S graue Alterthum zuriickzuwersen. genügt eS schon, sie in Buch der Geschichte der letztvergangcnen Jahrhunderte zu versenken und allmä-lig nach der neuen Zeit hinilbcrschwcisen zu lnssen. Da treffen wir ans die Acibkigenschnst. aus die Hörigkeit, auf die Erbunterthünigteit, aus die Krohnden und Dienste, nus die Nntheilbarkeit deS Grundbesitzes, aus die Bannrechte und Berliietungsrechte der Zünfte, auf die Geschlossenheit der Innungen, auf die Erschwerungen der Selbstständigmnchung durch allerlei Förmlichkeiten und Kosten. ... Daß eS in alle» Lrbensbernsen Prolitarier gibt. daS bedarf angesichts der allgemeinen Klage der Lehrer, der Beamten. deS Soldntenstan' des ... über unzulängliche Besoldung keines Beweises. Ebenso sehr kann eS als ein unläugbarer Grundsatz gelten, daß daS einzige sichere Mittel, um Reichthümer zu erlangen, nur im Arbeiten und Sparen besteht. Die Frage der Proletariats ist nur auf dem Wege der Scbsthilfe zu lösen und es ist eine Sache höchster politischer Bedeutung, dem Mittel der Selbst-Hilfe vor allen Andern den größten Borschub zu leisten. Marburger Berichte. (Sitzung des Gemeindeausschusses) vom 6. September. Schluß. Eigentbümer von Meingärten in Vordernberg verwenden sich für die Wetterführung der Kaijerstraße in nördlicher Richtung biS zum ^hrwege: sie würden die Beschotterung übernehmen und die Gemeinde Marburg hätte die Kosten für den übrigen Bau und die Bepflanzung mit Bäumen zu tragen. Der Ausschuß erklärte, auf dieses Anerbieten nicht eingehen zu können; er sei aber bereit, die Straße herzustellen, wenn die Weingartbesitzer einen Beitrag von 200 fl. in Barem leisten. — Aus einem Berichte über die Kaiserstkaße entnehmen wir. daß dieselbe 112 Klafter lang und 10 Klaster lireit ist. somit einen glächenraum von 2110 Geviertklaftern hat. — Herr Fabrikant Rudl verspricht einen Beitrag von 1000 fl. zur Kanalisirnng der Kärntnergasse: der Ausschuß, erfreut über ein solches Anerbieten, beschloß, mit den übrigen Hausbesitzern der Gasse Verhandlungen über Beiträge zu diesem Werke einzuleiten — Herr Joseph Lubitz will in der Kärntnervorstadt eine Greislerei mit Brantwein-fchank betreiben; Herr Joseph Peyer wünscht in der Schulliasse einen Bierschank, und Frau Barbara Kraner einen Kaffeeschank in der oberen Herrengasse zu eröffnen: die Gesuche wurden bewilligt. — Der Antrag des Herrn Wagner, betreffend Verhandlungen mit der Südbahngesellschaft wegen Errichtung eineS Gehsteit^eS über die Drau znr Verbindung der Kärntnervorstadt mit dem Kärntnerbahnhos wurde ohne weitere Berathung jum Beschluß erhoben. — Der Herr Bürgermeister »heilte mit. daß die Verpachtung der Gefälle u. s. w. 1400 fl. mehr als in der verflossenen Pachtzeit eingetragen. Die Be^ung der ausgeschriebenen Lehrerstellen muß noch im Verlauf diefeS MonatS erfolgen und darum tvurde ein Sonderausschuß von föns Mitgliedern (die Herren: Tappeiner. Marco, Reiler. Stampfl und Waltner) erwählt, um die Gesuche der Bewerber zu prüfen und in der nächsten außerordentlichen Sitzung, die binnen zehn Tagen stattfinden »vird, zu berichten und Antrüge zu stellen. (Strafr echtS pflege.) Im Bezirke St Leonhard wurde vor einigen Tagen der Leichnam eines nengebornen Kindes gefunden: die Untersuchung ist eingeleitet und wird ergeben, ob hier ein KindeSmord verübt worden, oder nicht. Innern nagte und gohr ,s unermüdet fort. trieb ibn eine rastlose Unruhe um. und es war einem Trupplei» liederlicher Gesellen ein Leichtes, ihn in ihren KreiS M ziehen, wo der Trunk und Spiel mit gleicher Macht herrschten. So suchte er durch den Taumel der Trunkenheit und die wilde Aufregung des Spiels sein Herz zu betäuben — indessen ist daS eine Bahn, die schnell abwärts führt. Der Hüttenherr hatte ihn gern wegaefchickt. wenn er ihn hätte entbehren können. Das war aber nicht wohl thunlich, und so wurde er trotz seiner Laster aednldet. Einst lernte er ein Mädel kennen beim Tanze, das einige Aehnlichkeit mit Lieschen hatte. Sie war ans dem Dorfe, eines LehmformerS Kind, hatte in Trier einige Jahre gedient, war gefallsüchtig und schlau und wußte CaSpar so in ihre Netze zu kriegen, daß er sie heirathete. Leider hörte CaSpar erst zu spät von ihrer Übeln Aufführung in Trier. Da» gab Venn die Ursache zu« Hader ab. und seine Trunkenheit und Spielwuth fügte von seiner Seite neue Gründe hinzu. — kurz, sie lebten wie Katzen und Hunde, wie man sagt; verbitterten sich daS Leben über die Maßen und machten sich entsetzlich elend und unglücklich. Zwei Kinder waren auS dieser Hader-ehe entsprossen, die aber beide daS erste Lebensjahr nicht erreichten. Der Hader wuchs aber auch in dem Grade, daß eS als eine heilbringende Begebenheit angesehen wurde, als Caspars grau starb. Sein Leben war nach und nach aber so völlig regellos geworden, dtiß er oft mehrerre Tage nach einander „blau machte" und gar nicht auS dem Wirthshaufe kam. Da konnte denn doch die Rücksicht seines Brotherrn nicht wliter reichen. Er wurde entlassen und somit plötzlich brotlos. Das war denn doch gegen alle seine Rechnungen. Er hatte übrigens noch mehr Kraft und Selbstbeherrschung, als man ihm zutraute; denn er rührte keine Karte mehr an und betrat daS WirthShauS nicht mehr. Jetzt reuete es seinen Brotherrn, daß er ihn entlassen, und er ließ ihm sagen, wenn er so bliebe, wolle er ibn wieder in Dienst nehmen. Der Hüttenherr kannte CaSpar'S wilde, unbändige Natur nicht. Er ließ ihm höhnend sagen: „Und lvenn er ihm die Hälfte der Hütte anböte, nehme er keine Dienste mehr!" Eines Morgens war CaSpar fort, und wieder wußte Niemand, lvo-hin er sich zewendet. Seit seine Frau todt war. hatte er oft eine Art Heimweh empfnn den. Er hatte eS aber unterdrückt, weil er in seiner Heimat keinen Ber-dienst sinden konnte wie er ihn hier hatte. Dort blieb ihm nichts übrig (Heimkehr unsere r Truppen.) Am Donnerstag kamen die Reservemänner vom vierten Bataillon deS Infanterie-Regimentes Härtung mit dem Abendznqe von Graz gesahren und wurden am nächsten Tage beurlaubt. Das '>^illc»n hat surchtbar gelitten. (Begräbniß) Am Freitag Nachmittag wurde ein Gemeiner des heimischen Infanterie-Regimentes Härtung, der bei Königgräz verwundet worden und im l^iesigen Spitale gestorben, mit allen kriegerischen Ehren zu Grabe getragen. (Ber e i nSle be n.) Die Herren-Liedertafel, die nnsere drei Sängervereine am Freitag Abends gemeinsam veranstaltet, war der würdige Schluß jener Verbindung, die einen guten Zweck — Beitrüge zum Besten unserer verwundeten Krieger — angestrebt und erreicht. Die Versteigerung der 18 nicht abgeholten Gewinnste ergab einen Betrag von 15 fl.. der einem Verwundeten deS heimischen Regimentes zu Gute kommen soll. Gwgesandt ES liegt uns eine Kundmachung der Stadtgemeinde Pettau vor, welche mit Bezug auf die BerhaltungS-Jnstruktion der Statthalterei vom 22 August l. I. gegen Einschleppung und Verbreitung der Cholera, die DeSinsektion der Aborte mit Eisenvitriol empfiehlt. ES muß überraschen, daß von Seite der hiesigen Stadtgemeinde keine ähnliche Publikation er-flößen ist. nachdem doch die hiesige landw. Filiale diesen Gegenstand schon in der Abendbe'sprechung vom 4. Juli d. I. eingehend berührte unl) ^ Resultate der Verhandlung in der Marburger Zeitung Nr. 80 vom S. Juli veröffentlicht wurden. Soll eS vielleicht eine Errungenschaft der Emancipation von der Be-zirkSbehörde sein, daß auch dle dießbezügliche Kundmachung deS hiesigen k. k. Bezirksamtes, welche mit Berufung auf denselben Statthalterei Erlaß an die unterstehende OrtSgemeinde ergangen ist. nicht zur Publikation kam? Wir empfehlen der Lokal-Polizei eine besondere Aufmerksamkeit auf eine neu errichtete Schlachtbank in der Mühlgasse, welche mit ihren Abfällen die ganze Umgebung verpestet nnd sicher beweist, daß die löer-öffentlichung und Einhaltung der bestehenden Borschriften nicht emanei-pirter Gemeinden. trotz der gesunden Marburger Luft, sehr wünschenSwerth ist. Da in dieser Richtung in der letzten GemeinderathSsitzung kein Dring. lichkeitSantrag eingebracht wurde, und dießfällige Entfcheidnngen daher in nächster Zeit nicht zu erwarten sind, so bitten wir um gefällige Aufnahme der beiliegenden Kundmachungen. N. N. I. Das Bezirksamt Marburg an jämmtliche Gemeindevorstehungen. (26. August 1866.) „Die Statthalterei-SanitätSkommission hat in ihrer Sitzung vom 20. August d. M. auf Grundlage der vorliegenden Berichte den Gesund-heitS»uftand deS Landes, namentlich der an der Eisenbahn liegenden und von den k. k. Truppen belegten LandeStheile als von der Cholera bedroht befnnden und hat daher als dringend nothwendig erklärt, daß unverweilt die geeigneten Maßregeln zur Abwehr ergriffen und mit Energie und Konsequenz durchgeführt werden. ES wird der Gemeindevorstehung hie« mit in Erinnerung gebracht, daß sich nach Inhalt der Statthaltereiverord-nnng vom 20. August d. I. alS Maßregeln zur Hintanhaltung der Epidemie im Wesentlichen empfehlen: 1. Reinigung und Reinhaltung der Aborte. Kloaken. Senkgruben und der bestehenden Kanäle. 2. Beseitigung deS Unrathes und Verführung deSfelben zur Nachtzeit. 3. Reinhaltung, schnelle und öftere Reini-^ng der Marktplätze und Straßen. 4 Reinhaltung und Lüftung der Wohnungen und Vorkehrung gegen die Ueberfüllnng derselben, b. Strenge als Holzhauer zu werden. Jetzt, da daS Band zerschnitten war. welches ihn an das Hüttenwerk gefesselt, erwachte daS Heimweh in heftigere« Grade. Er konnte es kaum länger tragen. Und so brach er einst in stiller Nacht auf und zog die Straße, welche er vor acht Jahren hierher eingeschlagen hatte. Eins aber fiel ihm auf die Seele, als er nicht mehr ferne von unserem Dorfe war — der Gedanke. Lieschen wieder sehen zu müssen, die für ihn verloren war. Doch — er richtete sich stolz e^or und sagte zu sich: „Hast du dem Trunk und dem Spiele entsagt und sollst nicht Herr werden können über eines Weibes Anblick. daS dich verschmäht hat?" -> Er schritt rasch zu und erreichte das Dorf am Abend. Ein Stübchen zu finden, wurde ihm nicht schwer, und der Hohhauermeistcr nahm in sogleich wieder an. So ivar denn vorerst für das Nothwendigste gesorgt. Die Nachricht: der Caspar ist wieder da l lies mit Blitzesschnelle durch's Dorf Lieschen erglühte, als sie sie vernahm. Sie zitterte vor Erregung. Lorenz war abwesend im Walde. Sie konnte die Nacht kein Auge schließen. Er vermied es mehrere Tage sie zn sehen, aber als sie sich sahen, lvaren die Jahre vergessm, die voll Leides und bittrer Erfahrungen zwi-schen damals und jetzt lagen; da ivaren die heiligen Pflichten vergessen und die glühendste Leidenschaft zog in beiden Herzen ein. oder besser sie erivachte neu. denn sie hatte leider nur geschlummert. In unfern Dörfern, wie leicht beweglich auch der Pfälzer ist. führt doch Zucht und Sitte noch ein strenges Regiment, und wehe der grau oder dem Manne, der deS Wortes der heiligen Schrift vergißt: Die Ehe soll gehalten werden. DaS ist doch hier nur ein AeußerlicheS ge-Wesen, denn innerlich war sie schon lange gebrochen. Lieschen war in der That schöner, als sie als Mädchen gewesen war. und Caspars verworfener Lebenswandel war nicht im Stande gewesen. seine Mannesschönheit ganz zu vertilgen. Man ahnete wohl, wie es um die Ziveie stand, und daß alte Liebe nicht rostet, »nd dachte an das Sprüchlein: „Es senget «nd brennet Kcin Feuer so heiß. Als heimliche Liebe. Bon der Niemand weiß." (Schlnß folgt.) Handhabung der Marktpolizei und Fleischbeschau, unablässige Ueber-wachung des Verkaufes öon Eßtvaaren und Getränken, unter denen die Milch inSbesonderS in Rücksicht auf die Kinder nickt den letzten Plutz einzunehmen hat. 6 . Revision der Brunnen mit steter besonderer Wach-samkeit auf die gute Beschaffenheit des Trinkwassers und Bcwirkung jeder möglichen schleunigen Abhilse bei Wlilirnehmnn;; deS GcgentheileS. 7. Beaufsichtigung deS Bettels. 8. Humane Armenpflege. 9. Vorkehrung zur linterbringnng, Pflege »nd ärztlichen Bchant»lttn.^ armer Kranken. 10. Genaue Hl,ndhabung drr Sperrstunde bei WirthS-. Schank« und Kaffeehäusern. 11. Stete Beachtung deS allgemeinen Gesundheits Zustan-des, daher bei den in der gegenivärtigen Jahreszeit üblichen Rnlirkrank-Helten, wenn sie einen epidemischen Charakter annehmen, die Anzeige an die Bezirksbehörde bei strenger Verantwortung deS Gemeinde BorsteherS nicht verabsäumt werden darf. 12. Instandsetzung der bestehenden Kran-ken Anstalten. 13. Erinnerung an die Besitzer öffentlicher Apotheken und an die zur Führung von Hausapotheken berechtigten Wundärzte, daß sie für den Bedarfsfall mit qualitätmahigen Arzneiftoffen in entsprechender Menge versehen seien. 14. Hrganisirung eines vollkommen ausreichenden und ununterbrochenen Sanitätsdienstes und IS. Hintanhaltnng der ledig-lich auf die Leichtgläubigkeit deS Volkes und auf Gewinnsucht berechneten sogenannten Präservativmittel. II. Kundmachung der Stadtgemeinde Pettau. ^3. September 18K6.) „Sur Abwendung der Einschleppung oder Verbreitung der drohenden Eholeraepidemie. welche flch vorzüglich durch Vernachlässigung der Aborte erzeugen soll, wird in Folge Gemeinde Beschlusses folgende von der Statthalterei herabgelangte BerhaltungS-Inftruttion hiermit zur allgemeinen Kenntniß uud Darnachachtung gebracht: ES sei sogleich die Desinfektion der Aborte in allen Eisenbahnftati0' nen, Einkehrgasthäusern. in allen öffentlichen und zu öffentlichen Zwecken verwendeten Privatgebänden. in Arresten u. einzuleiten, mit Konsequenz durchzuführen und zu überwachen. Die DeSinsektion hat auf folgende Art ins Werk gesetzt zu werden: Hiebei muß man sich gegenwärtig hal-ten, daß eS ntcht genüge, überhaupt ein Desinfektionsmittel dem Unrathe beizumischen, sondern daß eS nothwendig sei, die für die gegebene Menge Unratb entsprechende Menge der deSinfizirenden Substanz anzuwenden. Das beste Desinfektionsmittel ist der Eisenvitriol, welcher bei vorziiglicher Eignung sich dadnrch auszeichnet, daß er in allen Mengen leicht zu haben und sehr billig ist. Bei Senkgruben ist daher der Kubik Inhalt zu ermitteln, welchen die Unrathmasse einnimmt; für einen Anbikschnh Un» rath genügt zur EuLgistung ein halb Pfund Eisenvitriol in 2 Maß Wasser gelöst. Beträgt also der Kubikraum. welchen in einer Senkgrube der Unräth einnimmt, z. B. 4 Kubikschuh. so wäre in dieselbe eine Eisen-Vitriollösung von 2 Pfund in 8 Maß Wasser zuzugießen dlcseS 5ugieß.n hat nur einmal stattzufinden, dafür ist aber der Abtrittschlauch täglich mit einigen Maß Eisenvitriollösung auszuspülen, welche aber um die Hälfte melir verdünnt sein kann. alS die vorerwähnte und daher immer vorrä-thig gehalten werden muß. DaS Zugießen in die Abortschläuche geschieht am zweckmäßigsten mittelst einer Gießkanne mit vorgesteckter Brause. 'Hicbei wird bemerkt, daß zum längeren Ausbewahren von Gsenvitriol-lösungen nur hölzerne Gefäße zu verwenden seien, weil dieses Salz daS Metall, wenn eS mit demselben in längerer Berührung ist. angreift, wäh-rend Holz eher dadurch erhalten wird. Die Verwendung von Meßkannen aus Weißblech zum vorübergehenden Gebrauche hat aber gar keinen An-stand, besonders, wenn diese nach den» Gebrauche mit Wasser ausgespült werden. Gefäße von Zinkblech find am wenigsten zu empfehle«. Sollte irgendwo statt einer Senkgrube ein Tonnenapparat angebracht sein, so diene zur Richtschnur, daß in jedeS geleerte Faß auf den Eimer 1 Pfund auf 4 Maß Wasser zu geben und der Schlauch wie oben anSzuIpülen sei. Nicht zu übersehen ist. daß im Falle die Sitzbretter beschmutt wären, auch diese mit obiger Lösung abzuwaschen find. Sollte fich endlich wider Vermuthen der Fall ereignen, daß ein Abtritt weder in eine Senkgrube noch in einen Faßapparat mündet, so wäre die eine oder der andere in kürzester Frist herznstellen und darnach wie oben zu der-fahren. Poft. Der Kriegsmtntster Nitter Vo» Fra«? hat die «achges«chte Entlajs«ng erhalten Die Ha»ptmacht der Prenße« hat de« Ritekmarsch a»4 Oesterreich angetreten. Ei«t Abord«»«s der Vraaer Bürgerschaft will »»« Rarhi«al-Erzbisebof die G«tfer«««g der Ies»ite« VertaVge». Nach de« Berichte des englische« Sesa«Z^te« i» Grieche«la»h erwartet ma« täglich eine« allgemeine« U«ffta«d i« de« VrO»i«ze« der e«r»pAische» Türkei. Die Norda«eri?a«er haben der griechische« Negier«»« ei»e« Theil der I«sel Mil» «m SV Milli»«e« Dollar ahgeka«ft. Marburger Dieußmann Äustitat w VllhMt«» dm irSßte» Chtil der i« i» der Schwch«. i» Amerika btßadlichn, unter der Firma IZxprv««-S»>»p»iUNlv «II«? «n«! »«ck «»«I» »Ilen vi« »t«II« m? «»M »«»«Ii»Ot»«Ii« ^i»»«I»»««I»«>t«i» str »«s«». «l» «t»r.?»k»»tzr. >«»» »r«»er Mtttt»«,»» «s — ««,» f«ßvsttzt» Pnis». Vomptoir: Zm eigenen Hause, Äurggasse Nr. l45. Gine schöne Wohnung (347 am Burgplatz, bestehend aus 3 Zimmern, Küche. Speis und sonstigem Zngehör, ist sogleich zu vermiethen. Nähere Auskunft im Comptoir diekS Blattes. Möblitte WohtNiNjitN Verden gesucht. Anfrage in der Theaterkanzlei im Druckmüller'schtn Hause. gk0) Die Direktto«. Übernimmt in vollständige Pflege und Leitung unter billigen Bedingungen TtoP»»r, 343) Realschullehrer i« Marbnrg. Die der d«Lo^t «et» d«i I''. kollvtiili^ i> ßlardurx. «mpLekIt »ovot»! >>»l» »acd<^«»e»t O»»«»t»W«»»Eei«Iß»»sweA^rO« iv »U«v ?«O»<»?- iui6 i» krö«»e» »« biUissva Vre!»«-»». Gasthaus' Eröffnung. Der Gefettigte gibt dem i'. Publikum hiemit bekan«t, daß er den Ausschank von mehreren echt produzirten Rothweinschen Weinen, Pickerer in Maß und Bouteillen. so wie auch warme und kalte Speisen verabsolgt, wobei noch beigefügt wird, daß gleichzeitig anch Milch und selbst erzeugtes Kornbrod verkauft wird. Ma« ers«cht n« geneigten Besuch. I. N. SchDber, 326) GasthanSpüchter in der Mühlgasse. Meine Frau und ich litten seit einigen Jahren an rhenmatischen Zahnschmerzen. Von einem Freunde auf die Wirkungen des Zl»«thßU^-Mundwassers*) auftnerksam gemacht, verschaffte ich mir dasselbe» «nd seine Anwendung hat so gute Resultate ergeben, daß eS jetzt Pflicht für «ich ist, die heilsamen Eigenschaften desselben zum Wohle der leidenden Menschheit hiemit öffentlich anzuerkennen. Leopold A«sdold, Bandfabrikant «nd Eigenthümer i« Wie«. Ü8) Schottenfeld 258. ^^Z«^haben» in Marburg bei Herr» Sg»cal«ri, Apotheker, «nd in Ta»ch««««'s Ku«ftha»dlung; in Lilli bei Herrn Crigper ««d i« SONMbgch'G Apotheke. _ Eisenbahn-Fahrordnung für Marbmg. Nach »i«»: ««^ »eie«: »bfnhrt: « Uh, 19 «». KrÄh. 8 NW 1» «t». Festz. e Utzr 4» «i». «bends. 9 «ht z «w. Nwids. »illach: Ubf.tz?t: 9 Ntze Fe«h. V«»»«»»tNicher «edaedenr: Gr«»z Miesthnl«». D?Wk »nd Verickß »s« Gh»>id Z««schitz »