Laibacher

<L. Donnerstag den 3. August

Einige Worte über die künftige Stel¬
lung der Kirche.

^^urch die gegenwärtigen Umstaltungen im Politischen
wird die Kirche jedenfalls auch eine veränderte Stellung im
Aeußern erhalten. Man nehme zunächst die Ablösung der
Urbarialgiebigkeiten — oder eigentlich die Aushebung des
Lehenmesens, dadurch erscheint der Besitzstand der Kirche
zum großen Theile schon in ganz anderer Form, und eine
bessere Regelung des Pfründeneinkommens ist damit gewis¬
sermassen nothwendig herbeigeführt. Sollte die Ablosungs¬
frage kein günstiges Resultat geben, so werden zum Theil
neue Quellen für die kirchlichen Einkünfte eröffnet werden
müssen — vorausgesetzt, daß keine gewaltsamen Eingriffe
in das Kirchenvermögen geschehen. — Durch die Lösung
des Lehenverbandes erleidet auch das bisherige Patrönats-
recht einen Stoß, insoweit es sich ursprünglich auf Stif¬
tung und Dotation von Pfründen mittelst Anweisung von
Unterchanen oder Zehencholden gründet; denn streng genom¬
men sind solche Dotationen eine Art von Afterlehen, die mit
der Hebung des ganzen Systems folgerichtig auch an der
Unabhängigkeit Theil nehmen. Nur entsteht hier die Fra¬
ge, wie das Patronatsrecht in Zukunft geordnet werden
soll. Soll es in gleicher oder ähnlicher Gestalt den betref¬
fenden Kirchengemeinden zufallen? oder soll der Staat ei¬
nen Antheil daran haben? oder soll die Kirche, respeo-
tivo das Kirchenregiment, den Theil, der ihre größere Frei¬
heit bedingt, für sich vindiciren? Die Gemeinde scheint bei
den bevorstehenden Einrichtungen nie ganz ausgeschlossen
werden zu können; so wie sich eine gewisse Bevormundung
durch den Staat weder die Gemeinde an sich, noch die Kir¬
che wird leicht gefallen lassen. Diese Frage dürfte eine
weitläufigere Besprechung und Auseinandersetzung erheischen.
— Eben durch die Entfernung deS Unterthansverhältnisses
erfährt auch die bisher in Oesterreich gesetzliche Concurrenz
bei Kirchen- und Schulbauten eine Aenderung; denn wie
sollen die bisherigen Grundherrn zu derartigen Beiträgen
in Zukunft verpflichtet werden können, da ihnen selbst beim
günstigsten Entscheid der Ablösungsfrage ein nicht unbe¬
deutender Theil des bisherigen Nutzens entgehen muß?
(Vielleicht würde die Last der Concurrenz bei Berechnung
eines Ablösungstariffs miteinzubeziehen sein.)

Die künftige Freiheit der Kirche ist in der Ertheilung
der Constitution unmittelbar enthalten, und die dafür an¬

geregten Petitionen und Vorstellungen sind im Grunde
nur Mahnungen, bei der Constituirung des Ganzen die Kir¬
che nicht zu übersehen, und dieselbe nicht unsystematisch
von Neuem zur Sklavin zu machen. Denn ist dem ein¬
zelnen Staatsbürger Freiheit ertheilt, und ist er der Be¬
vormundung los, so kann es die Vereinigung von Mehre¬
ren zu religiösen Zwecken, um nach der gegenwärtigen Sprech¬
weise zu schreiben, auch nicht anders sein. Dieß ist auch
in der ausdrücklichen Zusicherung freier Religionsübung
und freier Association offenbar enthalten. Es ist hier die
Frage, wie das neue, oder eigentlich das rechtmäßige Ver-
hältniß zwischen Kirche und Staat geordnet werden soll? —-
Staat und Kirche haben neben einander in freundlicher
Stellung zu stehen; Eines hat im Andern nicht aufzugehen,
Eines über das andere nicht zu herrschen (man bemerke,
daß man in Zukunft Oesterreich nicht als ausschließlich ka¬
tholischen Staat wird nehmen können); Die Kirche wird
dem Staate die geistliche Unterstützung nicht versagen dür¬
fen, sobald der Staat in der Sphäre des Rechtes bleibt;
dagegen wird die Kirche auch, (wie der einzelne Staats¬
bürger) vom Staate äußern Schutz fordern können. In
Folge der neuen Ordnung fällt das bisherige sogenannte
Vogteirecht, so im Ganzen wie im Einzelnen weg. Statt
eigentlichen Schutz, den sie nur verlangte, trug die Kir¬
che bisher strenge Bevormundung; sie konnte sich weder selbst
vertreten, noch mit dem Ihrigen frei schalten und walten.
War diese Ordnung selbst im absolutmonarchischen Staate
mit dem Begriff der Kirche unverträglich, so wird sie im
neuen constitutionellen um so weniger Staat finden können
— außer wenn er nur in anderer Form wieder absoluti¬
stisch werden soll; in dem Falle wird er jedoch nicht con-
sticutionell, sondern despotisch heißen. Möge aus dem Ge¬
wirr der gegenwärtigen Verhältnisse die Leitung und der
Schutz des Stifters der Kirche die nothwendige Freiheit
bringen!

P. Hitzinger.

Die katholische Religion, das beste Fun¬
dament -es Staates.

Von Franz Dtuchlik.

So wenig eine Masse Steine über einander gehäuft,
schon ein Gebäude gibt, eben so wenig bilden eine Menge
Menschen, seien es auch hundert Tausende auf einer gro¬
ßen Strecke gesammelt, einen Staat. So wie dort ein

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fähiger Geist die Steine nach einem gewissen Verhältnisse
zu einander ordnen, aufstellen und befestigen und so die ge¬
sonderten Stücke zu einem Ganzen formen, wenn sie ein
Gebäude geben sollen; eben so muß eine Menge Menschen,
wenn sie einen Staat ausmachen sollen, mittelst einer gei¬
stigen Kraft geordnet werden. Diese Kraft muß dem Sinn
und Verlangen, den Gedanken der Menschen, die gar man¬
nigfach und wie auseinander geworfen sind, ja vielfältig
sich widerstreiten, eine geordnete Richtung geben, ihnen ge¬
wisse Schrancken, wie dem Strome einen Damm, und ein
bestimmtes Ziel setzen, sie muß denselben Gesetze geben,
nach welchen ihr Thun und Lassen geregelt wird. Dem
Körper muß ein Haupt gegeben sein, nach dessen Anleitung
sämmtliche, wenn auch vermöge ihrer Nationalität verschie¬
denartige Glieder des ganzen Körpers wirken, wie die Glie¬
der eines menschlichen Leibes. Mit einem Worte: sie müs¬
sen zu einer bürgerlichen Gesellschaft geeint werden, wenn
anders diese Menge nicht einer Räuberhorde, oder einer
Schaar reißender Thiere gleichen soll, die sich gegenseitig
quälen und vernichten. Das Oberhaupt ist der Fürst, der
König, oder welchen Namen er führt, die höchste Obrig¬
keit, bestehe sie auch aus einer Gesammtheit von Häuptern,
wie dieß der Fall bei den sogenannten Republiken ist. Die¬
se höchste Auctorität muß, um den Bestand der bürgerli¬
chen Gesellschaft zu sichern, über die allgemeine Sicherheit
wachen, Gesetze geben, welche Alles, was die Personen
und das Eigenthum anlangt, regeln, und Pflichten vor¬
schreiben, welche den verschiedenen Gliedern der geselligen
Körperschaft obliegen. Dieß ist jedoch ohne die Religion
nicht denkbar, denn sie allein vermag sowohl die Auctori-
tät, als die Gesetze und Pflichten zu kräftigen, ihnen eine
höhere Weihe zu verleihen. Von dieser Wahrheit waren
alle Länder und Völker stets durchdrungen, wie es die
Geschichte lehrt.

Die gepriesensten Völker des Alterthums, die Aegyp-
tier, Griechen und Römer stellten bei ihren Institutionen
und Gesetzen die Religion oben an, suchten nach dem Zeug¬
nisse Plurarchs alle ihre Angelegenheiten auf das höhere
Wesen zu beziehen, und bemühten sich bei ihren Beschlüs¬
sen den Willen der Götter zu erforschen, weil sie über¬
zeugt waren, daß sie die Gottheit als den Lenker der Schick¬
sale verehren müßten, wie ein Lycurgus, Solon und Numa
Pompilius, der es der Hochschätzung der Religion zu ver¬
danken Harts, daß er 49 Jahre ruhig regierte. Plato und
Aristoteles, obschon im klebrigen weit von einander ver¬
schieden, stimmten darin doch überein, daß ein Staat nur
trefflich und glücklich sei, in so weit derselbe nach dem höch¬
sten Gute strebe, und sie fügen hinzu, daß dieß nur durch
die Religion erzielt werden könne. Ihr gesunder Verstand
und ihre eigene Erfahrung überzeugten sie von der Wahr¬
heit der Worte Plutarchs: „Man könne eben so gut eine
Stadt in der Luft bauen, als einen Staat ohne Religion
gründen." Doch, was dort der menschliche Geist nach vie¬
len Bemühungen und unzähligen bitteren Erfahrungen erst
erkannte, und durch die Ab-und Vielgötterei, weil auf Lü¬

ge gegründet, vollkommen zu bewirken nicht vermochte; dieß
zu bewerkstelligen war der christkatholischen Religion Vorbe¬
halten. Sie zeigte die Würde und Erhabenheit eines Re¬
genten in ihrem vollen Lichte, sie erklärte, daß er von Gott
eingesetzt ist, daß der Staat, den er beherrscht, von Gott
ihm anvertraut worden ist, daß er, wenn er das Volk re¬
giert, als Stellvertreter Gottes handle, und als solcher von
Gott selbst seine Macht und Gewalt besitze, wie es Jesus
Christus, ihr göttlicher Stifter feierlich erklärte, als er vor
dem römischen Landpfleger Pilatus, der über Judäa herrsch¬
te, vor's Gericht gestellt wurde, und Ihn dieser fragte:
„Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreuzigen,
und auch Macht habe dich loszulaffen?" Worauf Er zur
Antwort gab: „Du hättest keine Macht über mich, wenn
sie dir nicht von Oben herab," nämlich von Gott „gegeben
worden wäre". Joh. 19. — In demselben Geiste schrieb
der heil. Paulus im Briefe an die Römer: „Es gibt keine
Gewalt, außer von Gott". Röm 13.

Der heil, katholische Glaube kräftigt also die Auctori¬
tät des Regenten, indem er demselben einen geheiligten Ur¬
sprung beilegt.

Eine weit höhere Weihe haben daher Kaiser, Könige
und Fürsten in den Augen eines Christen, als in den Au¬
gen des Heiden. Sie sind dem Christen die sichtbaren Stell¬
vertreter GotteS auf Erden, ihre gesalbte Person ist ihm
heilig, sie ist ihm unverletzbar.

Der katholische Glaube kräftiget aber auch die Gesetze
des Regenten, indem er sie, wenn sie nichts gegen diesen
enthalten, zur Richtschnur des Gewissens macht.

„Durch mich, spricht der Herr, regieren die Könige,
und verordnen die Gesetzgeber, was recht ist, durch nnch
herrschen die Fürsten und verordnen die Gewaltigen Gerech¬
tigkeit." Sprichw. 8.

Fortsetzung folgt.

Die scheinheilige Politik.

Aus dem „Tiroler Wochenblatt".

„Die Prophezeihung Mirabeau's, daß die Revolution
von Frankreich aus durch Europa die Runde machen würde
ist in unsern Tagen in Erfüllung gegangen. Wer als Ka¬
tholik dem Gange der Ereignisse mir Aufmerksamkeit gefolgt
war, konnte nichts anders erwarten. Die von Rußland,
Oesterreich und Preußen am 29. September 1815 zu Paris
wider die Revolution geschloffene sog. heilige Allianz war
zwar von der richtigen Ansicht ausgeganen, daß nur der
Geist des Christenthums den Geist der Revolution überwin¬
den könne, und hatte deshalb die Grundsätze des Christen¬
thums für die ausschließliche Richtschnur der Politik der
verbündeten Mächte erklärt; allein da diese selbst unter ein¬
ander nicht durch das Christenthum verbunden, sondern viel
mehr lediglich durch ihr politisches Interesse mit Hintansetzung
ihrer religiösen Differenzen vereinigt waren; da sie nicht
den von Christus aufgestellten Wächter der christlichen Lehre
anerkannten, sondern sich selbst eigenmächtig ihre Sendung
als Behüter des Christenthums beigelegt hatten; so nahm

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die Sache schnell die naturgemäße Wendung, daß in der
That nicht das, was das Christenthum vorschrieb, als Grund¬
satz der Politik befolgt und in's Werk gesetzt, sondern um¬
gekehrt das, was das politische Interesse der Verbündten
forderte oder zu fordern schien, für ein christliches Gebot
ausgegeben und der Kirche selber aufzudringen versucht wurde,
das Bündnis daher auch, west entfernt Ehrfurcht bei den
Völkern zu erwecken, und willigen Gehorsam zu erwirken,
nichs als Hohn und Widerwillen hervorrief. Die Stifter
desselben gaben daher auch bald den religiösen Nimbus, wo¬
mit sie sich in der ersten Begeisterung umgeben hatten, auf,
und hielten nur noch das verkehrte Dogma vom ausschließli¬
chen göttlichen Rechte der Könige als das höhere, rechtfer¬
tigende Princip ihres Bedürfnisses fest, welches nun nicht
mehr bloß gegen die Revolution, sondern gegen jede Mög¬
lichkeit, in Sachen der gesellschaftlichen Verfassnng von Eu¬
ropa ein höheres Princip als ihre Convenienz und eine hö¬
here Autorität als ihre Gewalt geltend zu machen, gerichtet
war. Auch dieses Dogma mußten sie fallen lassen, als im
Jahre 1830 in Frankreich, anstatt des legitimen Königs,
Ludwig Philipp als das Geschöpf der Nothwendigkeit, nicht
weil er ein Bourbon, sondern trotz dem, daß er ein Bour¬
bon war, durch einen siegreichen Aufstand auf den Thron
erhoben worden war. Indem sie Ludwig Philipp als einen
der Mitgaranten der europäischen gesellschaftlichen Ordnung
unter sich aufnahmen, erkannten sie stillschweigend bereits
das berühmte kalt aooompli, die Gewalt der Thatsachen d.
h. die nackte Gewalt einerseits und das materielle Interesse
andererseits als die einzige Sanccion derselben an. Wie in¬
dessen Ludwig Philipp auf die Bedingung hin, die Ver¬
träge anzuerkennen und die Revolution zu bekämpfen, in
den Kreis der verbündeten Großmächte ausgenommen worden
war, so sicherte auch der ausgesprochene Vorsatz der Mächte
in den untergeordneten Kreisen wenigstens noch die recht¬
liche Ordnung im wesentlichen zu handhaben und dem rechtlichen
Theile der Gesellschaft das Eigenthum und einige, wenn
auch sehr beschränkte, persönliche Freiheit zu gewährlei¬
sten, ihrem Vereine einiges Vertrauen und die Anerken¬
nung und Mitwirkung des größten Theiles der rechtlich ge¬
sinnten Leute. Allein, sowie die Rechtlichkeit des Einzelnen,
die nicht auf religösem Pflichtgefühl, sondern nur auf der
Furcht vor Schande oder Strafe ruht, jeder noch so ge¬
ringen Versuchung schnell zu erliegen pflegt, so mußte auch
diese, auf ähnliche Beweggründe gestützte, durchaus hohle
und alles sittlichen Gehaltes entbehrende sog. rechtliche Ord¬
nung vor dem ersten kühnen Zug der ihr äußerlich noch als
Feind gegenüberstehenden Revolution zusammenstürzen. Die¬
sen Zug that die radicale Partei in der Schweiz, indem
sie lediglich auf ihre Mehrheit pochend, und um ihre Lieb¬
lingsidee einer zum Besten ihrer Genossen centralisirten Ge¬
walt zu realisiren, im Angesichte der verbündeten Mächte
und trotz ihrer Abmahungen die Bundesacte zerriß, alle Ver¬
träge mit Füßen trat und mit der religiösen Freiheit der ka¬
tholischen Kantone zugleich das Princip aller Freiheit und
alles Rechtes vernichtete. Zu diesem Triumphe des Radika¬

lismus genügte es, daß zu einem kräftigen Einschreiren Eng¬
land seine Zustimmung, ein deutscher König zweiten Ranges
seine Mitwirkung versagte. Das gemeinsame Einverständniß
hatte bei den Mächten bisher die Stelle eines Princips
vertreten; sobald es unter ihnen fehlte, wurde die ganze
innere Bodenlosigkeit ihrer Stellung offenbar. Zn dieser Hin¬
sicht hatte aber das System kurz vorher bereits zwei große
Schäden erlitten. Der Papst, dec eS müde geworden, durch
das Schreckbild der Revolution sich an die Politik der Mächte
fesseln und nicht bloß in politischer, sondern auch in kirchli¬
cher Hinsicht bevormunden zu lassen, hatte sich an sein Volk
gewendet, in der Hoffnung durch ein offenes Einverständniß
mit den Wohlgesinnten seines Staates die Revolution zu
Hause zu entwaffnen und sich sowohl, als die Kirche frei
zu machen. Er billigte nicht die Revolution; er mißbilligte
aber durch den Weg, den er einschlug, das bisher gegen sie be¬
folgte System, und dieses erlitt dadurch in der öffentlichen Mei¬
nung einen Ungeheuern Sroß. Auf der andern Seite hatte
ein deutscher Fürst,.., der Scheinhei¬

ligkeit, aus welcher das System bisher seine Hauptstärke
geschöpft, offen abgesagt und auf legalem Wege der revo¬
lutionären Reaction in Deutschland die Bahn geöffnet. So
war das System bereits moralisch zu Grunde gerichtet,
ehe es, der radicalen Schweiz gegenüber, seine Bankbrüchig¬
keit offen zur Schau stellte. Es bedurfte bloß noch eines
Vorwandes, um die im Hintergründe lauernde Empörung
zum Vortritt auf der Bühne zu autorisiren."

Ad-reffen für Freiheit der Kirche.

Aus St. Andreä. Soeben ist uns der Tert einer
Addreffe mitgetheilt worden, welche der Fürstbischof der
Lavan ter Diöcese mit seinem Clerus der hohen Reichsver-
fammlung wegen der Regelung kirchlicher Verhältnisse über¬
reichen wird. Wir werden sie im nächsten Blatte ganz
mittheilen.

Aus Niederbaiern, 20. Juli. Dieser Tage ging
aus dem Wahlbezirke Deggendorf eine die Freiheit der Kir¬
che betreffende Addreffe an die Nationalversammlung in
Frankfurt ab. Sie ist dem Wesentlichen nach von demsel¬
ben Inhalte, wie die Münchner und Regensburger. Wir
beschränken uns deshalb darauf, nur den Schluß derselben
mikzutheilen, welcher lautet: „frei muß darum die Kirche
sein; frei in Lehre und Cultus, frei in Anstellung ihrer
Bischöfe und Priester, frei in ihrer Jurisdiction, frei in
Begründung und Erhaltung ihrer religiösen Institute wie
in der Administration ihres Vermögens, wenn sie ihren
Beruf zum Segen der Völker ausüben soll.^ Dis Zahl
der Unterschriften belauft sich auf 5 723. Dem Vernehmen
nach sind bis jetzt ähnliche Addressen von beinahe 500 Or¬
ten in Frankfurt eingelaufen.

Italien.

Rom, 11. Zuii. Zn der unterm 10. Juli ertheilten
Antwort Sr. Heil, auf die Addreffe der Deputirtenkammer
tritt dec Papst in offene Opposition gegen die bisher von

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den Ministern in Gemeinschaft mit den Deputaten vertre¬
tene Ansicht, an dem Kriege gegen Oesterreich mit allen
Kräften Theil zu nehmen.

Die Antwort des Papstes ist ebenso energisch als wohl¬
meinend. Er nimmt durch dieselbe sein ganzes, nie verge¬
benes Recht, welches ihm das Staatsgrundgesetz sichern
aber nicht entreißen soll, in Anspruch, und macht die Be¬
mühungen der Depurirtenkammer, welche darauf gerichtet
waren, ihn als Papst nicht bloß zu beseitigen, sondern in
die Wolken- und Nebelsphäre des geistlichen Dominiums für
immer zu verbannen, mir einemmale zu nichts. Zwar läßt er
sich gefallen, daß man seine Thätigkeit als Beten, Segnen
und Verzeihen difinirt, aber er will sie nicht darauf be¬
schränkt wissen, sondern errinnert daran, daß er auch die
Obliegenheit habe, zu losen und zu binden. Die Kriegsge¬
danken weist er entschieden und als mit dem italienischen
Nationalinteresse streitend von sich, ja erklärt sich verwun¬
dert, daß die Deputaten dieselben in einem Augenblick wie¬
der ausgenommen hätten, in welchem er den Frieden zu
unterhandeln begonnen habe. Die Ausfälle auf den König
von Neapel werden auf eine eben so milde wie ernste Wei¬
se durch die Bemerkung abgewiesen, daß das Wohl Ita¬
liens von der Eintracht seiner Fürsten abhängig sei. Zn
Antwort auf die innern Reformpläne gibt er das Heilsame
derselben nicht bloß zu, sondern mahnt zu derer sorgsamer
Ausführung an, erinnert aber mit liebenswürdiger Ironie
daran, daß es sich dabei nicht darum handle, die Unter-
thanen auf's neue zu belasten, sondern die Abgaben zu
vermindern. Das Recht, über den Unterricht zu verfügen,
nimmt er mit einem einzigen vielsagenden Ausdruck in An¬
spruch, und erinnert daran, daß Rom in seiner gegenwär¬
tigen weltlichen Stellung nichts sei, sondern seinen ganzen
Glanz der Religion verdanke, welche hier ihren Cenrralsitz
habe. Diese Wahrheit wünsche er allen Herzen, nicht bloß
lobten Steinen eingegraben zu sehen. Zuletzt schließt er
mit einer schönen Mahnung zur Beseitigung des Arg¬
wohns und des Parteigelriebes. „Die Worte, sagt ein
Corresp. der A. Z., sind gehaltreich, inhaltschwerer, als
man sie jenseits der Alpen, wo man die vielen feinen Be¬
ziehungen, in die sie zu den Tagesereignissen treten, kaum
verstehen kann, schätzen wird, und man wird bei denselben
inne werden, das Mastai das Symbol des Löwen nicht
bloß im Wappen führt, sondern den Sinn dieses edlen
Thiers auch im Herzen trägt. Er hat lange geschwiegen,
scheinbar sogar mit sich spielen lassen, dießmal aber seine
Stimme vernehmen lassen, welche weithin trägt." Unmittel¬
bar nach der Verlesung zeigte er der Deputation, die ihm
die Adresse überbracht hatte, ein gedrucktes Exemplar vor,
und erklärt ihr, daß sämmtliche Mitglieder des diplomati¬
schen Corps bereits im Besitz eines solchen seien. Die Kam¬
mer ihrerseits hat sich dadurch schadlos zu halten gesucht,
daß die Antwort gar nicht verlesen werden durfte. Der
Präsident bemerkte ganz kurz und rrocken, die Antwort des
Papstes könnten die Deputaten in der Zeitung lesen. Ein
solches unschickliches Verfahren hat bei der Gegenpartei lau¬

tes Mißfallen erregt. Die Liberalen indeß haben ganz die¬
selbe Verhaltungsweise angenommen; sie haben sich unter¬
einander das Wort gegeben, von der ganzen Sache gar
nichts zu reden und zu chun, als ob nichts vorgefallen wäre.

Rom. Cardinal Lambruschini hat mit dem Gra¬
fen Blud off eine lange Conferenz gehabt, welche in reli¬
giöser Beziehung von wichtigen Folgen ist. In Zukunft
werden in Rußland sieben römisch-katholische Diöcesen sein,
und zwar ein Erzbischof und 6 Bischöfe. Die Sitze die¬
ser Bischöfe, die ökonomischen Mittel und die Formen rück-
sichtlich der Correspondenz mit Rom wurden ebenfalls be¬
reits bestimmt.

Frankreich.

Zn der Sitzung vom 11. Juli übergab Babaud Lari¬
biere der Versammlung den Bericht wegen eines Denkmals
für den Erzbischof von Paris, Dionys Affre. Dasselbe
soll in einem im Pantheon aufzustellenden marmornen Stand¬
bild und in einer am Eingänge der Vorstadt St. Antoine,
da, wo den Prälaten die tödtliche Kugel traf, anzubrin¬
genden Marmortafel bestehen— Der heilige Tod dieses Man¬
nes hat in vielen kalten und lauen Herzen den Glauben
und die Liebe aufs neue wieder angefacht. Seine einfache
Grabschrift wird lauten: Er war ein guter Hirt, er gab
sein Leben hin für seine Herde.

Se. Heligkeit Pius IX. hat in der Kirche St. Jgna-
zio eine Messe für den Erzbischof gelesen, der seine Frie¬
densbotschaft mit der Purpurtinte seines Blutes besiegelte.

Spanien.

Der Verkauf des Eigenthums religiöser Körperschaften
ist eingestellt worden, um die Herstellung der Verhältnisse
mit dem h. Stuhl zu erleichtern.

Großbrittanien.

Nach einer Erklärung Russel's in der Unterhaus¬
sitzung am 17. Juli wird in dieser Session unter andern
Maßregeln auch die Bill zur Anknüpfung directer diploma¬
tischer Verbindungen mit dem römischen Stuhl erlediget
werden.

In Irland bilden sich mehrere Clubbs, welche auch
höchst gefährliche Zwecke verfolgen. Darum laufen täglich
Bittschriften beim Staathalter ein, dieselben zu unter¬
drücken. Die Dubliner Clubbs haben zwar auf S. O'Brien's
Antrag eine gemeinsame Erklärung erlassen, worin sie läug-
nen, daß ihr Zweck auf Plünderung und Mord, auf Um¬
sturz der Religion und socialen Ordnung gerichtet sei; aber
sie räumen doch die Absicht ein, die Gewalt der britcischen
Legislatur in Irland umzustürzen. Der katholische Episco-
pat daselbst sah sich genöthiget, sein verdammendes Urtheil
über solche verwerfliche Umtriebe auszusprechen und den
Geistlichen jede Theilnahme daran zu verbieten. Darauf
bezieht sich vorzüglich jene Encyclica, welche aus einer Ver¬
sammlung mehrerer katholischer Bischöfe in Maynoot her¬
vorging, worin der Geistlichkeit in den verschiedenen Kirch¬
spielen untersagt wird, ihre Kapellen zu Discuffionen über

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politische Angelegenheiten den Leuten zu überlassen, politi¬
sche Anspielungen in den Predigten zu machen, sich als
Mitglieder der Clubbs aufnehmen zu lassen, oder den Vor¬
sitz bei Volksversammlungen zu führen.

Aus Irland 17. I. Sieben und fünfzig katholische
Geistliche des Sprengels Killaloe haben, ihren Bischof an
der Spitze, eine Erklärung abgegeben; erstens, daß sie
nichts Anderes predigen, als die göttliche Botschaft des
Friedens, der Geduld, der Barmherzigkeit; zweitens, daß
sie, so viel sich mit ihren christlichen Pflichten vertrüge,
für das beste ihrer armen Landsleute thun würden; drit¬
tens, da Whigs und Tories wiederholt eingestanden, daß
Lrittische Miß - Regierung die Schuld trage an Irlands
Elend, und dennoch weder Whigs noch Tories im Stande
gewesen wären, die Leiden des irischen Volkes zu mildern,
so müßten sie glauben, daß die Engländer überhaupt un¬
fähig wären, wohlthätige Gesetze für Irland zu geben; sie
glaubten daher viertens, daß nur ein einheimisches Parla¬
ment im Stande sein werde, Irland vom Untergange zu
retten. Sie forderten also alle Parteien auf, ihre Vorur-
theile und ihre Streitigkeiten, ihre Clubbs, ihre Picken
und ihre Büchsen bei Seite zu legen und sich zu einer gro¬
ßen gesetzlichen Gesellschaft zu vereinigen.

Vom 20. Juli. Chisholm Anstey's Katholiken - Ab¬
hilfsbill ist im Unterhause am iS. mit 87 gegen 40 Stim¬
men verworfen worden. Die öffentliche Errichtung von Je-
suitencollegien in Brirtanien oder Irland, öffentliche Pro-
cessionen der Katholiken u. s. w. bleiben also nach wie vor
verboten.

Deutschland.

Frankfurt. 24. Juli. Der österreichische Abgeordente
Gritzner hat den von 110 andern Deputaten mitunter¬
zeichneten Antrag gestellt: Die Nationalversammlung wolle
die provisorische Centralgewalt veranlassen, wegen Aufhebung
des Cölibatgesetzes mit der römischen Curie in Verhandlung
zu treten und zu diesem Ende vorläufig einen besondern
Ausschuß zur Berichterstattung zu bestellen. — Man sieht,
die Besorgniß, es möchte die Versammlung sich in Dinge
mischen, die sie rein nichts angehen, wird immer begründeter.

Köln. 23. Juli. Die Addreffe des Dombauvereines
an Se. Heiligkeit Papst Pius IX. ist gestern durch die
Vermittlung des Herrn Erzbischofs nach Rom abgegangen.
Sie wird dort Zeugnis; geben von Kölns hoher Verehrung
für den großen, einzigen Kirchenfürsten. Tausende von
Menschen haben sich an dem in jeder Beziehung gelungenen
Kunstwerke erbaut, indem Erfindung und Ausführung der
acht und dreißig Blätter, welche die Addresse bildeten, im
schönsten Einklänge standen. Dieses Werk kann in seinem
Reichthume und in seiner Kunstpracht den schönsten mittel¬
alterlichen Miniaturen zur Seite gestellt werden.

Schweiz.

17. Juli. Die Protestantisirung der katholischen Schweiz
Hut ihren guten Fortgang, indem neulich einzelnen Canto-

nen officielle Vorwürfe gemacht wurden, daß ihre neuen
Verfassungen ausschließlich nur die katholische Religion ga-
ramiren. Es war zwar immer so gewesen, und Niemand
hatte Anstoß daran genommen, da die katholischen Cantone
den Reformieren ebenfalls nach Gurbefinden überließen, ihr
Glaubensbekenntnis, ausschließlich zu gewährleisten, wie dieß
Folge der alten Religion?- und Landfriedensverträge war.
Jetzt wird dieß alles als obsolet angesehen, — und Alles
muß frei werden, nur die katholische Kirche nicht.

Memorandum des Cpiscopats der
mährischen Kirchenprovinz.

Fortsetzung-

Z. 1. Bildung und Erziehung der Priest er standes-
Kandidaten.

Da die entsprechende Verwendung und klerikalische
Führung der Seelsorger großentheils durch die genossene kle¬
rikalische Vorbildung bedingt ist, so erscheint es als ein
unabweisbares Bedürfnis, daß die bischöflichen Seminarien
erhalten, und mir einer ausreichenden Dotation versehen
werden. Ueber die wesentliche Einrichtung dieser geistlichen
Bildungsanstalten gibt das Concilium von Trient (8ess.
23. oap. 18. üe norma, instituonäl Keminarinin tllerioo-
rum, eosguo in ipso elluoanlli) den erforderlichen Aufschluß.
Nach diesem Dekrete des Tridentinums sind die Seminarien
ein Gegenstand der zärtlichsten Sorge für die katholische
Kirche; es sollen in denselben eine bestimmte Anzahl von
Knaben unterhalten, religiös erzogen und in den kirchlichen
Disciplinen unterrichtet werden. Der Zweck, welchen die
Kirche bei der Errichtung von Seminarien verfolgt, besteht
darin, das die;enigen, welche Diener der Kirche werden
wollen, schon von ihrer zarten Jugend an, noch bevor sie
den Vergnügungen der Welt nachgegangen sind, unter der
Aufsicht der Bischöfe in der Uebung der ihrem Stande ei¬
genen Tugenden erzogen, zur Frömmigkeit und Religion
angewiesen, und besonders in den heiligen Wissenschaften
gebildet werden. Die Hierlandes übliche Gepflogenheit, ver¬
möge welcher in die Klerikal-Seminarien nur erwachsene
Jünglinge ausgenommen werden, nachdem sie ihre philoso¬
phischen Studien an weltlichen Lehranstalten vollendet, und
in dem Genüße einer gänzlichen Ungebundenheit sich Grund¬
sätze angeeignet haben, die dem gläubig frommen Sinne
abträglich sind, erscheint als eine, der vollendeten und ge¬
eignetsten klerikalischen Erziehung nicht gedeihliche, halbe Ma߬
regel. Man muß die Natur des Menschen nicht kennen,
wenn man sich bereden will, daß in den Zeiten so großer
Verderbnis im Glauben und in den guten Sitten, in denen
wir unglücklicher Weise leben, schon reife Jünglinge in ei¬
nigen Jahren in jenen starken Tugenden sich bilden können,
die dem geistlichen Stande eigen sein sollen, ohne von ihrer
ersten Jugend an dieselben fleißig geübt und in denselben
sich vollkommen befestigt zu haben, oder daß sie zu den rich¬
tigen kirchlichen Grundsätzen zurückkehren werden, nachdem
sie vorher Maximen eingesogen haben, welche mit jenen,
nach denen sich das Betragen eines Geistlichen richten soll,
nicht übereinstimmen. Die Einwendung, daß die Seelsorger
welche in und mit der Welt leben müssen, diese auch in
ihrer Jugend kennen lernen sollen, um sodann in derselben
das Gute wirksamer fördern zu können, verschwindet, wenn
erwogen wird, daß es, um ein guter Arzt oder Kriminal-
Richter zu sein, nicht erforderlich ist, alle Krankheiten, die
zu behandeln sind, selbst durchgemacht, oder die Verbrechen
über die gerichtet werden soll, selbst begangen zu haben.
Welchem Jünglinge kann das Anhören Heterodorer Lehren

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zur Befestigung in der Wahrheit, das Beispiel der Irreli¬
giosität und schlechter Aufführung zur Bestärkung im Gu¬
ten ein Mittel sein. Zn Erwägung alles dessen, wäre es
ohne weicers zu wünschen, daß die Seminarien, welche die
Hoffnung der Kirche enthalten, auf die oon dem h. Concilium
von Trient vorgeschriebcne Weise eingerichtet, und in den¬
selben die theologischen Wissenschaften unter gänzlicher Ab¬
hängigkeit von den Bischöfen gelehrt werden, welchen es
nach göttlichem Rechte, zukömmt, die ihrer Sorge anver¬
trauten Gläubigen entweder selbst oder durch Andere zu
unterrichten, nicht allein dadurch, daß sie das Volk im Chri-
stenthume belehren und demselben predigen, sondern dadurch
daß sie diejenigen, die in den geistlichen Stand treten wollen, in
der Theologie und in den anderen heiligen Wissenschaften unter¬
weisen, oder von Lehrern, die ihr Vertrauen haben, und unter
ihrer beständigen Aufsicht unterweisen lassen ; und dieses Recht
soll nach katholischen Grundsätzen von der Staatsgewalt
weder gestört, noch beschränkt werden. Die volle Beruhigung
der Bischöfe in diesem Puncte wird nicht vollständig erzielt
durch die Wohlmeinung, welche die Staatsverwaltung von
ihnen über diejenigen anheischt, die zu Lehrern der theolo¬
gischen Wissenschaften bestimmt werden sollen, eben so we¬
nig ferner durch die Aufsicht, die man den Bischöfen zu dem
Ende zugesteht ,daß in den katholischen Schulen, nichts
gelehret werde, was der Reinheit des Glaubens und der
katholischen Lehre zuwider ist. Diese den Bischöfen zugestan¬
dene Aufsicht über die Professoren wird unter einem minder
kirchlich gesinnten Unterrichts-Ministerium ein leeres ganz
unwirksames Wort werden, eine Waffe die mitunter gar nicht
gebraucht werden kann. Man überlasse es daher den Bischö¬
fen, Jene, die der Herr von Kindheit an zum heiligen Amte
beruft, um sich zu versammeln, um sie geschickt zu machen dem
Altars und dem Tabernakel zu dienen: man beirre sie nicht
in dem Rechte, die Erziehung, die Leitung, den Unterricht
dieses theuern und kostbaren Stammes denjenigen Lehrern
anzuvertrauen, die sie für die Fähigsten und Geschicktesten
halten, sie mitten durch tausend Gefahren bis an das Ziel
ihrer Vokation zu führen, welches von dem göttlichen Stif¬
ter der heiligen Kirche an seinen Aposteln geübte Recht der
Kirche mitten in der Verfolgung geblieben ist, als sie in
den Gefängnissen und Katakomben Geistliche bildete; und
selbst als die Kaiser der Kirche Frieden gaben, haben sie die-
Schulen und Klöster, auf denen die Hoffnungen des Prie¬
sterstandes berührten, ihren Verordnungen nicht unterworfen,
ihre freie Entwicklung nicht gehindert. Ein Gleiches muß
die Kirche auch jetzt ansprechen, damit die klerikalische Er¬
ziehung wissenschaftlichen und zugleich innig frommen Män¬
nern anheim gegeben werde, welche die Herzen der Jugend
zur priesterlichen Vollkommenheit heranbilden, sie durch gute
Beispiele erbauen, ihnen Liebe zur Bewahrung der Unschuld
des jugendlichen Alters, zur Selbstverläugnung, zum Gehor¬
sam, zur Ehrfurcht vor den Gesetzen, zur treuen Beobach¬
tung aller Pflichten des bürgerlichen Lebens, zur Armuth
und andern klerikalischen Tugenden einflößen, deren Ausü¬
bung das priesterliche Wirken so mächtig untersteht. Ww
wenig dieß durch die weltlichen Lehr-und Erziehungsanstalten
erzielt werden könne, wird kein Vorurteilsfreier verkennen;
Niemand kann es läugnen, daß in solchen Anstalten der
geistliche Beruf, der zum geistlichen Stande so nothwendige
stille, bescheidene, nüchterne, keusche und fromme Sinn, ;a
wohl auch die Beruhigung und Festigkeit im Glauben oft
anstatt sich zu entwickeln, zu Grunde geht.

Können indessen auch vor der Hand nicht alle Bestim¬
mungen des bezogenen Tridentinischen Dekretes befolgt wer¬
den, so erheischt es doch das unerläßliche Bedürfnis einer
mehrjährigen streng klerikalischen Ausbildung der zukünfti¬
gen Seelsorger, daß diese unter' der Leitung von kirchlich
gesinnten von dem Bischöfe ausgewählten geistlichen Vor¬

ständen, die zur gedeihlichen Verrichtung der sämmtllchen
priesterlichen Berufsarbeiten nöchigen Unterweisungen er¬
halten und zu dem klerikalischen Leben angeleitet werden.
Die innere Einrichtung, der Unterricht, die Leitung und Ver¬
waltung der Seminarien, die Aufnahme der Prirsterstands-
Kandidaten in dieselben, die Bestellung der Unterrichts-und
Leitungs-Organe muß billiger Weise den Bischöfen anheim
gegeben werden, die unstreitig bei der Heranbildung der¬
jenigen am meisten betheiligt sind, denen sie den Schatz des
Glaubens, die Verkündigung der heiligen Lehre, die Aus¬
spendung der heiligen Sakramente, die Pflege des Gottes¬
dienstes, die religiöse Bildung der Jugend, die Seelsorge
in ihrem ganzen Umfange anvertrauen sollen. Ein decisiver
Einfluß der konstitionellen Staatsgewalt auf dieses rein
kirchliche Feld ist schon aus dem Grunde unzulässig, weil
dem verantwortlichen Unterrichts-Ministerium, von welchem
allein ein derartiger Einfluß ausgehen könnte, möglicher
Weise auch ein Akatholik oder ein Israelit vorstehen kann,
indem laut §. 24. Hl. der Verfassungsurkunde jeder Staats¬
bürger zu allen Aemtern und Würden gelangen kann und
kein billig Denkender es verlangen wird, daß die Bischöfe
rücksichtlich der Organisirung ihrer geistlchen Pflanzschulen
von den Beschlüssen eines «katholischen oder israelitischen
Ministers abhängig seien.

Aus diesem gewiß triftigen Grunde können sich auch
die Bischöfe mit dec scientifischen theologischen Bildung der
Priesterstands-Kandidaten nicht zufrieden stellen, welche diese
an den von dem Einflüße der Staatsgewalt dependircnden
weltlichen Lehranstalten erhalten, wenn nicht dem Lpisooxats
bei der Besetzung der theologischen Lehrkanzeln, anstatt des
bisherigen berathenden, ein entscheidender Einfluß eingeräumt
wird, weil die Beschlüsse des Unterrichts-Ministeriums oder
der Universitäts-Senate die unerläßliche Garantie für die
Reinheit der Lehre und Korrektheit der kirchlichen Grundsätze
der durch sie bestellten theologischen Professoren nicht dar¬
bieten, und die Bischöfe über diese Momente vollkommen
im Reinen sein müssen, wenn sie der Kirche gegenüber nicht
einer enormen Verantwortlichkeit ausgesetzt sein wollen. Weil
ferner die Religionslehrer in den Gymnasien und so lange
sie bestehen, bei philosophischen Studicnabtheilungen auf
den Glauben und die Sitten der studirenden Jugend, aus
welcher die Kirche ihre Priester herholt, einen anerkannten
bedeutenden Einfluß ausüben, so liegt es am Tage, daß
für die Verwaltung dieser hochwichtigen Lehrämter durch
die Bischöfe Fürsorge zu treffen sei, weil aus dem vorhin
angedeuteten Grunde eine derartige vollkommen beruhigende
Fürsorge von Seite des Unterrichts-Ministeriums nicht unter
allen Umständen gegenwärtig werden kann. Sollen die Bi¬
schöfe für die Priester ihrer Diöcesen verantwortlich sein,
so müssen sie in der Lage sein, sich sicher zu stellen, daß
an den Gymnasien und in der philosophischen Studienab-
theilung wenigstens in der Religion nichts Unkirchliches ge¬
lehrt, oder diejenigen, die sich in Hinkunft dem geistlichen
Stande widmen, nicht schon im Voraus ibrem Berufe ent¬
fremdet werden. Diese Sicherstellung gewährt aber nur der
decisive bischöfliche Einfluß auf die Anstellung der Religions¬
lehrer an den bestehenden Unterrichtsanstalten.

8- 2. Der R elig i on s fo n d.

Aus dem Vermögen der in den 80ger Jahren des
vorigen Jahrhunderts aufgehobenen Klöster ist der sogenann¬
te Religionsfond gebildet und durch die Hofverordnung vom
28. Februar 1782 durch kaiserliches Wort folgende Bestim¬
mung dieses Fondes verbürgt worden: „Weit entfernt das
Mindeste davon zu fremdem blos weltlichem Gebrauche zu
verwenden, wollen seine Majestät dieses Vermögen ganz
zur Errichtung einer Religions- und Pfarr- Kasse widmen,
deren Einkünfte blos und ganz allein zur Beförderung der

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Religion und des damit verknüpften Besten des Nächsten
verwendet werden sollen." Die Gebahrung mit diesem Fonde
ist stets dem Lpisvvputo ein tiefes Geheimnis; geblieben, ob¬
wohl ihm die Einsicht in dieselbe gesetzlich zugesichert war.

Da der Religionsfond aus katholischem Kirchengute
entstanden ist und lediglich zu kirchlichen Zwecken gewidmet
werden soll, auch in den beiden genannten Rücksichten zu¬
verlässig der kirchlichen Verwaltung angehört; so erheischt
es die Gerechtigkeit, daß das Vermögen dieses Fondes den
Bischöfen zur Verfügung gestellt werde, welche dasselbe
verwalten und seiner Widmung zuführen sollen. Geschieht
dieß, so kann in der mährischen Kirchenprovinz rücksichtlich
der Dotation der Klerikalseminarien, der standesmäßigen
Besoldung der Geistlichen, der Bestreitung anderer kirchli¬
chen Zwecke kaum eine Verlegenheit entstehen, da es no¬
torisch ist, daß in Mähren ein sehr bedeutendes Quantum kirch¬
lichen Gutes eingezogen wurde, dessen Erträgniß von der
seitherigen Verwaltung des Religionsfondes gewiß nicht im¬
mer blos für die kirchlichen Zwecke der mährischen Provinz
aufgewendet worden ist. Alle Kommunitäten sprechen die
stelbstständige Verwaltung ihres Vermögens an uud wollen
von der seitherigen Bevormundung von Seite der Regierung
entlediget werden. Es wäre weder gerecht noch billig, wenn
der Kirche und ihren Vorständen die Gebahrung mit dem
aus bloßem Kirchengure gebildeten Religionsfonde verweigert
werden wollte. Dazu kömmt, daß die Verwaltung des Re¬
ligionsfondes durch den Lpisooxut zweckmäßiger geführt wer¬
den kann, als dieß bis nun geschehen ist. Um nur auf Ei¬
nes hinzuweisen, wird es Niemand in Abrede stellen, daß
die seither aus dem Religionsfonde bestrittenen kirchlichen
Bauten gewöhnlich schlecht geführt wurden und dennoch gro¬
ße Bausummen verschlangen, weil es die an gewisse unaus¬
weichliche Formen geknüpfte Anordnung und Durchführung
öffentlicher Bauten trotz aller Zifferrichtigkeit der Provinzial -
Staatsbuchhaltung und ungeachtet des Drängens der Landes¬
stelle auf Ersparnisse mit sich bringt, daß bei dem eingeführ¬
ten Systeme der Minuendo-Licitationen Viele gewinnen
wollen, was sich immer nur auf Kosten der Güte und
Dauerhaftigkeit der Arbeit erzielen laßt. Diese von der öffent¬
lichen Fondsverwaltung fast untrennbaren Uebelstände können
bei einer nur einigermaßen klug geregelten und sorgfältig
überwachten Gebahrung des Religionsfondes von Seite der
Bischöfe leicht hintangehalten werden.

§. 3. Anstellung der Hilfs-Geistlichen.

Es muß den Bischöfen frei stehen, alle diejenigen in
den geistlichen Stand aufzunehmen, ihnen in Ermanglung
eines andern Titels den Tischtitel aus dem Religionsfonde
zu verleihen und sie dann zu den höhern Weihen zu beför¬
dern, welche sie für ihre Diöcesen nothwendig und nützlich
erachten, nachdem dieselben vorher die von den Bischöfen
selbst geleitete, durch ihre Stellvertreter unter Beiziehung
der Synodal-Examinatoren vorzunehmende Prüfung bestan¬
den haben: nichr minder können die Bischöfe nicht gehindert
werden, diejenigen, welche sie unwürdig finden, von dem
Empfange der Weihen auszuschließen, ohne daß sie hierin
unter irgend einem Vorwande gehindert werden dürfen. Aus
den neugeweihten Priestern entsendet der Bischof die nöthi-
gen Hilfsgeistlichen in die einzelnen Seelsorgsdistrikte, um
der Vorschrift des Conciliums von Trient zu entsprechen.
s8ess. 21. eap. 4.) blpisoopi in omnibus Loolesiis puro-
ekmlibus, in guibus populus ita numerosus sit, ut unus
Reotor non possit sulkioers ooolssiastiois 8aeramentis
ministrandis et oultui divino peraxendo, ooZAnt reetores
vel alias ad ^uos pertinet, sibi tot saosidotes ad Iwo
munus adgunxore, guot sulkioiant ad 8aoranwnta exbi-
donda et oultum divinum oelebrandum. Auch die Verse-
zung der HilfsgePlichen ist eine lediglich von der Amtswirk-

samkeic des Bischofes abhängige Sache, weil dem Bischöfe
die Seelsorgsbedürfnisse der einzelnen Pfarrbezirke bekannt
sein müssen, und er für die geeignete Befriedigung derselben
verantwortlich ist. Die standesmäßige nach den Zeitverhält-
niffen zu regelnde Sustentarion der Cooperatoren hat nach
möglichst genau zu bestimmenden Diöcesanstaluten der Pfar¬
rer und, wo das Pfründeneinkommen nicht hinreicht, der
Religionsfond zu bestreiten. Die Bestimmung des zwischen
Pfarrern und Kooperatoren bestehenden Amtsverhältnisses
ist gleichfalls ein Gegenstand der Diöcesanstatuten.

§. 6. Bestellung der selbstständigen Seelsorger.

Die selbstständigen Seelsorger sind den Bischöfen (Oonoil.
4'ridont. 8ess. 14. oap. 13. do rokorm.) von denjenigen
zu präsentsten, welche das Recht dazu durch einen rechr-
mäßigen Titel, Dotation, Fundation, Bauführung u. s. w.
erworben haben. Die Bischöfe sind sodann gehalten, den
präsenlirten Geistlichen, wenn sie die erforderlichen Eigen¬
schaften besitzen, nach vorläufiger Prüfung über ihre scien-
tifische Bildung und klerikalsche Führung, welche (zufolge
§. 4.) die Bischöfe selbst vorzunehmen haben, wenn es sich
um Kuratbeneficien handelt, die kanonische Investitur zu
ertheilen, d. h. ihnen das rein kirchliche Amt, Gottes
Wort einer bestimmten Gemeinde zu verkünden, die Sakra¬
mente auszuspenden und die Gläubigen auf dem Wege des
Heiles zu leiten, gegen Beziehung bestimmter Einkünfte
zu übertragen. Ueber die Erwerbung des Patronatsrechtes
enthält das Concilium von Trient (8os8. 5. osx. 9. do re-
kormO die erforderlichen Bestimmungen. Bei diesem Anlässe
muß bemerkt werden, daß Hierlandes den Landesstellen das
Präsentationsrecht auf alle jene Lokalkuratien und Pfarren
zugeeignet morden ist, die in Folge der Pfarrregulirung im
Jahre 1784 entstanden sind. Der Titel dieser Zueignung ist
wohl kein anderer, als die Oecupation des Vermögens der
aufgehobenen Klöster, aus dessen Erträgnisse die Kosten be¬
stritten wurden, die mir der Errichtung und Dotativn neuer
Seelsorgsstationen, dann mit den Verbindlichkeiten des Pa¬
tronats über dieselben verbunden sind. Nachdem aber, wie
oben (§. 2.) gezeigt wurde, die gewaltsame Ergreifung des
Klostergutes und die Verwaltung desselben von Seite des
Staares mit den Principien der Gerechtigkeit nicht verein-
barlich ist, und die Gebahrung mit dem Religionsfonde nach
rechtlichen Grundsätzen den Bischöfen zustehc, so folgt von
selbst, daß auch alle dem Vermögen der aufgehobenen Klöster,
rospootivo dem Religionsfonde adhärirenden Rechte und Pflich¬
ten den Bischöfen zur Ausübung überlassen werden sollen,
wornach sämmtliche bisher dem Patronate des Religions¬
fondes unterstehende Beneficien in boneüeia liberao colla-
tionis opisoopulis umzugestalten sind, weil kein ausrei¬
chender Rechtstitel dafür nachgewiesen werden kann, daß
eine weltliche Behörde das erwähnte Patronats- und Prä¬
sentationsrecht ausübe. Uebrigens liegt es in der Natur
der Sache, daß Personen, welche entweder niemals zu
dem Verbände der katholischen Kirche gehört haben, oder aus
diesem Verbände ausgetreten sind, zu katholischen Kurat-
bensficien nicht präsentiren, obwohl sie sich derjenigen La¬
sten nichr enrschlagen können, welche auS dem Patronats¬
rechte herrühren, das mit ihren Besitzungen verbunden ist.
Niemand wird es angemessen finden, daß ein Katholik ei¬
ner israelitischen Gemeinde einen Rabbiner präsentirt; man
wird eS demnach als eben so inkonvenient anerkennen müs¬
sen, wenn ein der katholischen Kirche ganz fremdes Zndivi-
dium für eine katholische Kuratie einen Seelsorger präsen¬
tiren wollte.

Gratzer Petition.

Die Diöcesen Seckau und Leoben werden ebenfalls

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dem Reichstage in Betreff kirchlicher Angelegenheiten die nach¬
folgende Petition überreichen, welche mit beiläufig SOO Unter¬
schriften sowohl vom Secular- als Regularclerus bedeckt ist.

Hohe Reichsversammlung!

Den Völkern des großen Kaiserreiches wurde von Sr.
Majestät, dem allgeliebten Kaiser, das Geschenk einer Con¬
stitution gütigst gewährt. Die Neugestaltung des Staats¬
lebens und die gegebene Freiheit in den bürgerlichen Ver¬
hältnissen, hat in uns Unterschriebenen die frohe Hoffnung
erregt, daß die langersehnte Freiheit auch der katholischen
Kirche in Oesterreich im vollen Maße zu Theil werde.

Eine Gesetzgebung, die sich auf kirchlichem Boden bis
in das Kleinste der canonischen Disciplinar - Vorschriften
verirrte, und ihren Anfang aus einer bekannten, der Kirche
gar nicht freundlichen Zeit genommen, konnte weder dem
Staate noch der Kirche zum Gedeihen gereichen. Die Kir¬
che, als Trägerin des Lichtes und als Grundpfeiler aller
wahren Gesittung im Staate, muß in ihrem ganzen Wir¬
ken frei sich entfalten können, damit sie, ihres göttlichen
Ursprunges sich bewußt, in den Augen des Volkes nicht
als Polizei-Anstalt verdächtig, und Niemand um ihren se¬
genbringenden Einfluß verkümmert werde.

Wir hoffen, daß E. h. R. das nähere Vcrhältniß
zwischen Kirche und Staat nach dem Grundsätze der
Freiheit und Unabhängigkeit beider Gewalten
zu gemeinsamen Heile bestimmen, und die lange Reihe der
entgegen st ehendenVerordnungenalsaufgehoben
und nichtig erklären werde. Wir erlauben uns nur einige
Hauptlinien der kirchlichen Freiheit zu zeichnen und als
ebensoviele Punkte unserer Birte vorzurragen, hiezu ge¬
drängt durch die Gefahren, welche dem Heiligchume gerade
von jener Seite drohen, die die Freiheit fortwährend im
Munde führt, und nur für sich in Anspruch nehmen möchte.

Die neue Zeit macht große Anforderungen an den
Clerus; durch erhöhete Kraft, durch moralische Srärke und
Ausdauer werden wir unsere erhabenen Pflichten zu erfül¬
len suchen, in hoher Begeisterung für Gott, Fürst und
Vaterland wollen wir einstehen und freudig thun, was un-
sers hohen Berufes ist. Jedoch sie unerläßliche Bedingung
deS gedeihlichen Einwirkens auf das frisch religiöse Leben
der Völker ist die Freiheit der Kirche. Diese Freiheit
zeigt sich aber

1. als Freiheit des katholischen Cultus in seinem
ganzen Umfange, sowohl in Abhaltung Les öffentlichen
Gottesdienstes, in der Spendung der h. Sacramenre, als
auch in der Verrichtung der übrigen h. Handlungen. Was
hier hemmend einwirkc, hemmt auch die damit gegebenen
Segnungen.

2. Die Freiheit der Kirche zeigt sich auch als Freiheit
des Unterrichtes und der Erziehung. Wenn Stim¬
men laut werden, welche die Trennung der Schule von der
Kirche verlangen, so muß der Kirche immer noch die un-
verkümmerte Freiheit bleiben, auf ihre Weife für den Un¬
terricht und die Erziehung der Ihrigen zu sorgen, zu die¬
sem Zwecke Institute zu errichten, und deren Organisation
und Lehrer nach ihrem Dafürhalten zu bestimmen; denn sie
hat die göttliche Sendung, die Völker zu lehren, und zur
Tugend durch Wahrheit und Gnade heranzubilden.

3. Da gewisse hohe moralische Zwecke durch vereinte
Kräfte vollkommener und nachhaltiger erreicht werden, so
bedingt die Freiheit der Kirche auch die freie Entfaltung
und eventuelle Gründung religiöser Vereine, deren
Geist im Evangelium wurzelt, deren Form nach den Be¬
dürfnissen der Zeiten verschieden sein kann.

4. Frei nnd ungehindert soll sowohl das Oberhaupt
der Kirche, als der Oberhirt der Diöcese zum CleruS und
Volke seine Stimme erheben können in Allem, was zur
Lehre und Disciplin gehört; die für das Wohl der Mensch¬
heit von Golt geoffenbarte Religion verdient solches Ver¬
trauen. Daher das Hinwegfallen des bevormun¬
denden Hemmnisses durch jedwedes Placet sich
von selbst ergibt. Dort entfaltet sich das kirchliche Leben
am segenreichsten, wo die Kirche sich einer ungestörten Au¬
tonomie erfreut.

5. Es geben sich allerlei Gelüste nach dem Kirchen¬
gute kund. Kirchenguc als Nationalguc erklären, wider¬
streitet allen Reichsgrundsätzen und ist offene Verletzung des
jedem Staatsbürger heiligen Eigenchumsrechtes. Die Ge¬
schichte bezeichnet überdies; die Einziehung des KirchengmeS
als eine die Staatslasten nur vermehrende Gewalt-Ma߬
regel, die am Ende dem Volke wieder eine neue Bürde
auflegc. Denn liegt die Religion in den unabweisbaren Be¬
dürfnissen des Menschengeschlechtes, geht es aus der Na¬
tur der Sache hervor, daß die Diener des Altars vom Al¬
täre leben: so versteht es sich von selbst, daß jede Gemein¬
de, die eines Seelsorgers bedarf, auch für seinen standes-
mäßigen Unterhalt Sorge trage. Haben zu diesem Ende
die frommen Vorfahrer Grund und Boden und einen Theil
der Früchte ihrer eigenen Grundstücke hergegeben, so woll¬
ten sie für sich und ihre fernsten Nachkommen des Besitzes
eines beständigen Seelsorgers sich versichern, und aller wei¬
tern Sorge für jenen ledig sein, welcher an ihren heiligsten
Interessen von der Wiege bis zum Grabe arbeitet. Fällt
nun diese bleibende, den kirchenrechrlichcn Grundsätzen ent¬
sprechende Dotation hinweg, so fängt nur in einer andern
Weise durch Auflegung höherer Steuern die Belästigung
der Gemeinde von Neuem an, und die liebevolle Sorge
unserer Vorfahrer für ihre Kinder und KindSkinder ist für
immer vereitelt.

6. Die Kirche als freie Corporation hat aber auch das
Recht, ihre Güter, Besitzungen und Einkünfte frei zu
verwalten, ohne daß sie die Einsicht des Staates in ihre
Rechnungen scheuen darf. Daß man sie als eine Unmün¬
dige unter staatliche Bevormundung stellt, und ihre Einnah¬
men und Ausgaben oft bis in das Kleinliche controllirt, ist
ihrer unwürdig. Die Bischöfe werden nach kanonischen
Vorschriften über das Kirchenvermögen wachen.

7. In der sehr mangelhaften und unzureichenden Art
der Abhaltung von den Pfarrconcursprüfungen ist
eine wesentliche Umänderung im Geiste der kirchlichen Vor¬
schriften zu wünschen, und die Scaarsverordnung, daß der
Seelsorger durch sein ganzes Leben, so öfter auch nur um
ein anderes Benesicium bittet, mit der Pfarrconcursprüfung
oder der Dispens davon versehen sein muß, drückt ein zu
großes Mißtrauen auf die Kenntnisse des Clerus aus, als
daß ein solches Gesetz länger bestehen könnte.

Indem wir diese unsere Wünsche und Gesinnungen
E. h. R. offen aussprechen zu müssen glauben, sind wir
der festen Ueberzeugung, E. h. R. werde, da die Cultfrei-
heit in der Constitution gewährleistet ist, die Freiheit und
Unabhängigkeit der Kirche als Grundlage jener Bestimmun¬
gen nehmen, welche ein friedliches und freundliches Ver¬
hältnis; zwischen beiden Gewalten anzubahnen in Stande
sind.

Der Clerus wird kein Opfer scheuen, in Ansehung sei¬
nes hohen Berufes zum Wohle und zur Ruhe des Vater¬
landes, zur glücklichen Gestaltung der neuen bürgerlichen
Ordnung freudig beizutragen.

Gratz, am 13. Juni 4848.

Ikedaeteur und Verleger Z-i». Johann Chrysost. Pogazhar. — Gedruckt bei Josef Blasnik