_. GÜNTHER PALLAVER Die Südtiroler Volkspartei Erfolgreiches Modell einer ethnoregionalen Partei. Trends und Perspektiven* Etwa 85% der deutsch- und etwa 60% der lad in dischsp räch igen Bevölkerung Südtirols wählt die SVP. Sie ist eine erfolgreiche, interklassistische i im wesentlichen konservative) ethnische Sammelpartei mit einem außergewöhnlich hohen Organisationsgrad (40%). Bei alten ¡.andtags wählen seit ¡948 hat sie immer die absolute Mehrheit der Stimmen erzielt Ihr Erfolg laßt sich historisch begründen, liegt aber vor allem in ihrer Politik der ethnischen Spannung, in der Durchdringung aller politischen Subsysteme, in ihrer Politik der Anreize und dem ethnischen Vertretungsmonopol nach außen. Seil einiger Zeit läßt sich eine Entteicklung von einer rein ethnischen Sammelpartei hin zu einer etile Sprachgruppen umfassenden Regionalpartei feststellen Stichwörter. Südtitol, Politische Parteien Ji žnotikoi.SKA UUnS&ft STRANKA PKI.MI K I S|>) sM I I \OKEGIO\Al.M\ STHANKA. TRINDI l\ PERSPEKTIV'F' Južnotirolsko ljudsko stranko voli kakih 85 % nemško- in tudi kakih 60 % lachnsko - govorečih prebivalcev Južne Tirolske. Stranka je uspešna med razredna (v bistvu konservativna) etnična zbirna stranka z izjemno razvito organizacijsko strukturo (40%). Na vseh deželnih volitvah od ¡948 dalje je zmeraj osvojila absolutno veČino. Njen uspeh si lahko razložimo tudi iz zgodovinskih dejstev, vendar izhaja predvsem iz njene politike etnične napetosti, iz tega da je prežeta v vse politične subsisteme. iz njene aktivne politike in monopolnega položaja pri etničnem zastopanju Že neka časa se razvija iz čisto etnične zbirne stranke v zbirno regionalno stranko vseh jezikovnih skupin Ključne besede: Južna Tirolska* politične stranke 315 1. DIE SVP, EINE ERFOLGREICHE PARTEI Die Südtiroler Volkspartei1 ist eine erfolgreiche Partei. Bei allen Landtagswahlen seit 1948 hat sie immer die absolute Mehrheit an Stimmen und Mandaten erreicht, seit 1948 stellt sie ununterbrochen den Landeshauptmann.2 Tabelle 1: SVP-Wohlergebmsse ¡in %} bei den Londlcgswahlen 1948-1998 1948 1952 1956 i960 1964 1968 1973 1978 1983 1988 1993 1998 67,6 64,7 64,4 63:8 61,27 60,69 56,42 61,2 59,44 60.38 52,0 56,6 ¡Quelle: Südliio Handbuch [18|1Q99 Obgleich die SVP landesweit sehr gute Ergebnisse erzielt, liegen ihre Hochburgen in den am meisten agrarisch strukturierten Gemeinden. In diesen erzielte sie bis 1973 stets über 90% der Stimmen. Einen merklichen Bruch gab es erst bei den Landtagswahlen von 1993, als die SVP wegen der starken Konkurrenz von rechts (Union für Südtirol, Die Freiheitlichen) deutliche Stimmenverluste hinnehmen musste und in den Agrargemeinden nur mehr 70% der Stimmen erzielte. 1993 erzielte die SVP mit 52,0% auch ihr schlechtes Landtagswahl-Ergebnis. Ihre Verluste mit über 14% fielen in den Agrargemeinden deutlich höher aus als in den Industrie- und Dienstleistungsgemeinden. Von diesem Rückgang in den Agrargemeinden konnte sich die SVP bei den darauffolgenden Wahlen im Jahre 1998 nur geringfügig erholen. In diesen Gemeinden fielen die Gewinne niedriger aus als in den Industrie- und Dienstleistungsgemeinden. * * Präsentiert beim 11. österreichischen Volksgruppenkongress. Ossiach 21-23. September 2000 1 Über die Siidtiroler Volkspartei gibt es eine Reihe von Publikationen unterschiedlicher Qualitär. Die umfassendste politikwissenscliaftliche Studie hat Holzer (1991 und 1998) geliefert. Daneben gibt es eher deskriptive bis parteiimmanente Arbeilen, unter anderem v <>n Cruber (19? 1}. Pähl 09;9) und l.i,1 (1991 )■ Mayr (1997) beschäftigt sich mit den Frauen in der SVP. Interessant sind vergleichende Studien mit anderen Minderheitenparteien. etwa jene mit den Ungarn in der Slowakei. Vgl dazu Minärik (1999). 2 Karl trckeri (194S-I956), Alois Pupp (1956-1960); Silvias Magnago (1960-19S9); Luis Dumwalder (seit 1989) 3:6 Günther Pollaver: Die Südliroler Volksporlei Erfolgreiches Modell einer Tabelle 2: SVP-Ergebnisse in Agrar-, Industrie- und Dienstleialungsgemeinden 1948- 1998 Jahr Agrargemeinden Industriegemeinden Dienstleistungsgemeinden 1948 94,32 48,60 49,25 1952 93,00 45,69 46,43 1956 93,85 45,56 46,43 i960 93,35 44,76 45,65 1964 93,25 42,41 42,77 1968 92,99 42,12 42,56 1973 86,52 39,96 40,04 1978 89,70 43,67 44,25 1983 85,45 71,39 43,36 1988 87,11 71,87 43,54 1993 72,92 72,27 36,03 1998 76,46 76,82 39,84 Quelle: Zusammengesie'l! noch Dolen bei Su.mmeie; 1999 Umgekehrt liegen die Wahlergebnisse in den Industrie- und Dienstleistung.sgemeinden deutlich unter denen in den Agrargemeinden. Insbesondere die Konkurrenz von Sozialdemokratischen Parteien (SFP, SPS) in den 70er Jahren ließ den Anteil der SVP in den Industrie- und Dienstleistungsgemeinden etwas zurückgehen. Die starke Zunahme in den Industriegemeinden ab 1983 ist darauf zurückzuführen, dass Gemeinden mit einem hohen Italieneranteil wie Bozen in die Kategorie der Dienstleistungsgemeinden überführt wurden (1993 kam die Stadt Bruneck dazu). Im Zeitraum von 1948 bis 1998 hat die SVP in den Agrargemeinden um 17,86 Punkte und in den Dienstleistungsgemeinden um 9,41 Punkte an Wählerinnenkonsens verloren, dafür in den Industriegemeinden um 28,27 Punkte dazu gewonnen. Aus den Wahlergebnissen in den ladinischen Gemeinden lässt sich im wesentlichen derselbe Trend wie in den deutschsprachigen Gemeinden verfolgen, allerdings mit dem Unterschied, dass die SVP in diesen Gemeinden um rund 25% weniger an Stimmen erhält (Summerer 1999, 124). g-rznrove in gracWo L[ubl|ana 2001.^ 38/39 317 Seit der Pat teireform von 1964, die den Wechsel von einer Honoratiorenpartei zu einer Massen- und Apparatspartei kennzeichnet (Holzer/Schweigler 1998, 167) waren die Mitgliederzahlen bis 1992 stetig im Steigen begriffen.3 1964, im Jahr der Parteireform, hatte die SVP 35,000 Mitglieder, die 1989 auf über 80.000 anstiegen. Das bedeutet, dass sich innerhalb von 25 Jahren der Mitgliederstand mehr als verdoppelt hat (Holzer 1991, 116-118). Während die Anzahl der Mitglieder 1991 81.000 betrug, sanken die eingeschriebenen Parteimitglieder zu Beginn der 90er Jahre, um sich ab 1996 zwischen 70.000 und 72.000 zu stabilisieren. Im Jahre 2000 sank der Mitgliederstand auf 69.000. Tabelle 3: Entwicklung der Mitglieder'zahlen 1996-2000 Jahr 1996 1997 1998 1999 2000 72.000 72.000 71.000 71.000 69.000* Quelle: Milleilung oet SVP 2000 Auf Grund der hohen Mitgliederzahlen lag der Organisationsgrad der SVP (Verhältnis Wählerinnen bei Landtagswahlen und Mitgliedern) lange zwischen 40 und 15 %. 1993 lag dieser sogar bei 48,8 %, nachdem die SVP im Vergleich zum Wahljahr 1988 fast 25-000 Stimmen einbüßte. 1998 fiel der Organisationsgrad auf 41,5 %■ Das bedeutet, dass fast jede/r zweite Wählerin. Mitglied der SVP ist. Damit nimmt die SVP nicht nur in Südtirol, sondern auf europäischer Ebene eine absolute Spitzenposition ein. In anderen europäischen Ländern liegt der Organisationsgrad bei höchstens der Hälfte. Nur andere Agrarparteien erreichen annähernde Werte der SVP. Tabelle 4: Organisationsgrad 1964-1998 Jahr 1964 1968 1973 1978 1983 1988 1993 1998 26,3% 32,0% 38,5% 39,5% 43,5% 43,4% 48,8% 41,5% Quelle Hotzer 1991 und Angaben der SVP 2000 * * * 3 Die offiziellen Zahlen gehen seil jeher als etwas überhöht. 311 Günther Pollover: Die Südliroler Volkspartei Erfolgreiches Modell Ringr Tabelle 5: landlagswahlen 1948 - 1998: Prozentsätze und Anzahl der Mondote der Landtag-sparleien Jahr 1948 1952 1956 i960 1964 1968 1973 1978 1983 1988 19 93 199S Anzahl Mandate 20 ¿2 22 22 25 25 34 34 35 35 35 35 SVP 67.<'0 13 64,76 IS (n,40 15 63.86 15 61.27 16 60.69 16 56.42 20 61.27 21 59.44 22 60,38 22 52.04 19 56.60 21 DC/PPI 1 10,78 2 13,72 3 14,35 3 14,61 3 13,52 3 14,40 4 14,08 5 10,79 4 9,55 3 9,07 3 4,43 2 2.7 1 PSI 2 4.99 1 5.73 1 5.62 1 5.90 1 5,38 1 7,18 2 5,64 2 3.35 1 3.91 1 4,03 1 PCI/PDS 3 3.96 1 5.07 1 2,18 1 3,14 l 3.68 1 5.97 1 5,69 2 7,04 5 5.61 2 3,01 l 2.94 1 5.5 1 PS Di 4 3. J6 1 4.03 1 3.64 1 3.82 1 3.44 } 2.29 1 PSL1 3.OS 1 Pl.l 5 2,47 1 2,58 1 MS VAN 6 2.94 1 4,78 1 6,02 1 7.09 1 6.22 J •4,86 1 4,02 1 2.92 1 5.88 2 10,29 4 11.64 4 97 3 Till1 2.40 1 Sl-P 1,71 1 SPS 5,14 2 2,22 1 Grüne 7 3,65 1 4,52 2 (>,72 2 6,92 2 6.5 i PDU/h'PS 8 1.33 1 2.44 1 1,35 1 PRi 9 2,06 1 urs 10 2,54 1 2,29 1 4,SO 2 5,5 2 Freiheitliche 6,06 2 2.5 1 LN 2,96 } Lad ins 11 1.97 1 3.6 1 UCAA 1,74 1 Unitalia 1.8 1 l.ista Civica 3.7 Quelle: Zu som menge siel Ii cus Dolen im Südtirol-Hand buch [! 9] 19W poZnrnvp in gfdcivo. Liubljona. 2001, sí. 38/39 319 A bkürzungsucrzeich n is SVP: Südtiroler Volkspartei; DO Democrazia Cristiana; PPAA: Partito Popolare dell'Alto Adige; PSI: Partito Socialista Italiano; PCI: Partito Comunista Italiano; PDS: Partito Democrático della Sinistra; PSDI: Partito Socialista Democrático Italiano: PSLI: Partito Socialista Lavoratori Italiani; MSI: Movimento Sociale Italiano; AN: Alleanza Nazionale; TMP: Tiroler Heimatpartei; SPP: Soziale Fortschrittspartei; SPS: Sozialdemokratische Partei Südtirols; PDU: Partei der Unabhängigen; FPS: Freiheitliche Partei Südtirols; PRI: Partito Repubblicano Italiano; UÍS: Union für Südtirol; LN: Lega Nord; UCAA: Unione di centro Alto Aclige; UCAA: Unione Centro Alto Adige; I) Centro UDA: Unione Democrática dell'Alto Adige * * * 1 1993 hat die DC als Pín ula Popolare Alto Adige kandidiert, 199S als Popolari-Aho Adige Domani -196S haue der PS/ mit dem PSDI ein Wahlbündnis geschlossen: 1998 haben die Sucialisti Italiani (St) in einem Wahlbündnis mit den Democratia di Sinislra und dem Partito Republicano kandidiert. 3 1993 hat der PCI als Partito Democrático della Sinistra kandidiert. 1998 als Progeno Centrosinistra, einem Wahlbündnis zwischen PDS/Democratici dt Sinsitra, Partito Repubblicano, Socialisli Italiani. '' Der PSDI hat 1968 zusammen mit dem PSI kandidiert ^ 1998 haben / Liberal i gemeinsam mit Alleanza Nationale kandidiert. ^ 1998 kamdiene der MSI als Alleanza Nazionale. ' 1978 kandidierte die Bewegung Neue l.inke/Nuoca Sinislra, 1983 als Alternative fjsie für das andere Siidtirol/l.ista Alternativa per l'altro Sudtirolo-pesc. 19S8 als Grün-Alternative l.isie/l.ista Verde Alternaiivi, ab 1993 als Verdi-Gritne-Vsrc. Die Partei der Unabhängigen kandidierte 19S8 als l-'reiheitliche Partei Südtirols ^ Der Partito Repubblicano kandidierte I99S gemeinsam mit den Demucralici di Sniistra und den Socialisli Italiani. 10 1983 kandidierte der Wahiverband des Heimatbundes (WdH), I9S8 der Südtiroler Heimatbund, 1993 die !'nion für Südtirol. 1998 kandidierten die Ladins mit der Demokratischen Partei Sudtirols. Neben Vertretern der Zivilgc-sellschaft kandididerie unter diesem Namen Forza Italia (Fl) und der Centro Cristiano Democrático (CCD). Die Partei // Ccntro-Unione Democrática dell'Alto Adige entsteht aus einer Spaltung des PPI in Südtirol und steht der gesamtstaatlichen Partei CDF nahe. 320 Günther Pollover: Die Südliroler Volkspartei Erfolgreiches Modell Ringr Nach Sartoris Klassifizierung der Parteiensysteme kann die SVp als eine prädominante Partei bezeichnet werden. Sanori versteht unter einer prädominanten eine Partei, die über mehrere Legislaturperioden hinweg bei demokratischen Wahlen eine solche Mehrheit an Sitzen erzielt, dass diese allein regieren kann (Sartori 1982, 69). In Südtirol gibt es neben der SVP zwar eine Reihe von anderen Parteien, die als legitime Konkurrenten und als effektive Antagonisten der SVP auftreten, ohne daß es bis heute überhaupt zu Anzeichen einer Alternanz gekommen wäre. Die SVP gewinnt ihre prädominante Position in einem Mehrparteiensystem, Im Südtiroler Landtag waren seit 1948 von einem Minimum von sechs (1948) bis zu einem Maximum von elf Parteien (1998) vertreten. Dennoch muss die Anzahl der Parteien etwas differenziert betrachtet werden. Wichtig ist zuallererst festzustellen, dass che SVP eine ethnische Partei ist. Laut Parteiprogramm vertritt sie die Interessen der deutsch- und ladinischsprachigen Sudtiroler, nicht jene der Italiener. Diese Einschränkung auf die deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler weist auf das zentrale ethnische Cleavages im Parteiensystem Südtirols hin. Dies bedeutet, dass es ethnisch abgegrenzte politische Arenas gibt und dass die SVP und mit ihr alle anderen deutschsprachigen Parteien nicht in Wettbewerb zu italienischsprachigen Parteien treten. Deshalb kann in Südtirol von zwei bzw. drei nach ethnischen Grundsätzen getrennten politischen Arenen gesprochen werden, die sich erst in einem zweiten Moment in weitere Subarenas aufteilen. Von den Grünen als relativ junge Bewegung/Partei einmal abgesehen, die von ihrem Selbst Verständnis, von ihrer Politik und von ihrer Wählerinnenstruktur her als eine interethnische Bewegung / Partei zu bezeichnen ist (vgl. Reiterer 1998), durchzieht dieses ethnische Cleavage sämtliche elektorale Arenen. Wenn wir die Parteien nach ethnischen Kategorien zuordnen, so können wir feststellen, daß die SVP über viele Jahre hinweg als einzige "deutschsprachige" Partei im Landtag vertreten war. In den elf Legislaturperioden von 1948 bis 1998 war die SVP fünf Mal als einzige deutschsprachige Partei im Landtag vertreten. Von 1948 bis i960 hatte sie den objektiven politischen Alleinvertretungsanspruch der deutsch- und mit Einschränkung der ladinischsprachigen Bevölkerung. Erstinals bei den Landtagswahlen von 1964 trat eine deutschsprachige Konkurrenz, die Tiroler Heimatpartei, in die politische Arena (2,40 %). Sämtliche deutschsprachige Oppositionspartei^ die bis heute im Landtag vertreten waren, haben in Summe nie mehr als 11 % der Stimmen auf sich vereinen können (1993: Die Freiheitlichen 6,06 %, Union für Südtirol 4,80 %)■ Zählt man zu diesen ethnischen Parteien noch die deutschsprachigen Wähler ^qjriínye in qrcdivo, Ijubliong 2001. si 36/39 321 und Wählerinnen der Grünen hinzu, und noch etwa weitere zwei Prozent "andere" (PDS, DPS, usw.), so kommt man (1998) auf etwa 15 %. Bis vor den Lancltagswahlen ¡m Jahr 1993 lag dieser Prozentsatz immer unter 10, Dies bedeutet, daß die SVP heute im Landesparlament gut 80% der deutschsprachigen und etwa 60% der lndinischsprnchigen Bevölkerung vertritt. Unter diesen Aspekten kann die SVP nicht nur als prädom i liante Partei eingestuft werden, sondern als hegemoniale Partei. Allerdings gibt es zu dieser 'l'ypologisierung Sartoris einen Unterschied. Laut Sartori besteht in einem solchen Fall weder ein formeller noch ein de facto politischer Wettbewerb. Andere Parteien können zwar existieren, aber den Satellitenparteien wird nicht zugestanden, mit der hegemonialen Partei unter Bedingungen des Wettbewerbs und der Gleichheit zu konkurrenzieren. Eine Ablöse der hegemonialen Partei ist gar nicht vorgesehen, ihre Hegemonie wird nicht in Frage gestellt (Sartori 1982, 70). Tabelle 6: Sprachgruppenverhäll'vs der Abgeordneten im Südliroier '.andtog: Londtogswohlen i 998 Dt. Sprachgruppe [tal. Sprachgruppe Lad Sprachgruppe SVP 2) Alleanxa Nazionale 3 Licitns 1 Union für Südtirol 2 Criine ) Grüne 1 Lista Civieu/n/CCD I Die Freiheitlichen 1 Pro gen o Cemrosinisira Mitte l.inks Projekt 1 Populari-AADomani i Ufíitalia 1 II Centro 1 Summe 2^ 9 1 Sprachgruppe Landtags^ ahlen 1998 Pozent Volkszählung 1991 Deutsch 25 71,43 68.0% Italienisch 9 25.71 27,6% Ladinisth 1 2,86 4,4% Quelle: Südflrol Hondbuch |19] 1999. 103 im Gegensatz dazu gibt es in Südtirols selbstverständlich demokratische Spielregeln, die eine Ablöse der SVP von der politischen Macht theoretisch möglich macht. Die Parteien treten in der politischen Arena in Konkurrenz zu ihr und die anderen deutschsprachigen Parteien fristen kein Satellitendasein. Unter der Voraussetzung, dass das Parteiensystem ausschließlich tinter ethnischen Vorzeichen betrachtet wird, weil es sich in der Tat als eine gesonderte Arena präsentiert, könnte man von der SVP als von einer demokratisch-hegemonialen Partei sprechen. 322 Günther Pallover Die Südfircler Volksportei Erfolgreiches Modell einer^ An dieser Stelle erhebt sich die Frage, ob diese deutschen Parteien nach dem Modell Sarrods überhaupt gezählt werden können oder nicht. Derzeit sind als rein ethnisch deutsche Parteien die Freiheitlichen (vgl. Angerer 2000) und die Union für Südtirol (vgl. Steiner 1999) im Landtag vertreten, für die Ladiner die Ladins. Die "Koalitionsfähigkeit" lallt bei der erdrückenden Mehrheit der SVP bei allen drei Parteien von allem Anfang an weg. Bleibt das Einschüchterungspotential. Dieses besteht mehr psychologisch, weniger in seiner praktischen Auswirkung. Mit 10 Prozent Dissidenten sieht sich die SVP schon seit langem konfrontiert. Dieser Sockeldissens hat auf die Mehrheitsverhältnisse keinen Einfluß, wohl aber auf den Alleinvertretungsanspruch der deutsch- und lad in ischen Volksgruppe und auf den damit verbundenen "Fetischismus der Einheit." Selbst der Verlust der absoluten Mehrheit würde nicht zu einer Alternanz führen. Denn die SVP würde auch weiterhin mir italienischen Koalitionspartnern regieren können, ohne auf deutscsprachige Parteien zurückgreifen zu müssen. Dennoch wird die SVP durch die Präsenz deutscher Parteien gezwungen, ihre rechte Flanke abzudecken. Insofern zählen diese beiden Parteien. Bei den Laclinern gelu es hingegen in erster Linie um den Anspruch, welche Partei die kleinste Minderheit im Lande nach außen hin vertritt. Die SVP kann zwar auf mehr Wählerinnen in den laclinischen Tälern als die Ladins verwiesen, dennoch ist wegen der notwendig hohen Vorzugsstimmen unter den SVP-Kandiclatlnnen kein SVP-Ladiner im Landtag vertreten, während die Ladins dank eines Restmandats ^chon zweimal (1993 und 1998) in den Landtag einziehen konnten. Wegen des kontroversen Anspruchs der ladinischen Vertretung müssen deshalb auch die Ladins gezählt werden. Trotz ihrer absoluten Mehrheit an Stimmen und Mandaten im Landtag kann die SVP nicht allein regieren, da im Autonomiestatut ein interethnisches Korrektiv verankert ist. Dieses sieht vor, daß in der Landesregierung die Sprachgruppen im Verhältnis zu ihrer Stärke im Landtag vertreten sein müssen (Artikel 50, Abs. 3 des Autonomiestatuts). Für die Ladiner als kleinste Sprachgruppe besteht eine besondere Regelung, Ihre Vertretung im Landtag muss garantiert sein (Art. 62 des Autonomiestatuts). Dieses interethnische Korrektiv ist der Ausfluss des „Prinzips der Inklusion der Sprachgruppen", wie dies auch in einer Reihe von anderen Normen zum Ausdruck kommt. Trotz ethnischer Trennung werden die Sprachgruppen kraft Landesverfassung gezwungen, miteinander zu kooperieren. Liier liegt die institutionelle Klammer des ethnisch getrennten Parteiensystems. An diesem Punkt angelegt müssen wir uns fragen, wo die politischen (Wahl)Erfolge der SVP in einem Zeitraum von über 50 Jahren liegen. Und pn7prove in qrodivc. [¡ub'ionn, 2001. st. 38/39 323 wahrend andere Parteien in Europa von Erosionsprozessen geplagt werden, vom Schwund der Mitgliederzahlen und vom Schwund der Stammwählerschaft, kann die SVP nach wie vor Erfolgsmeldungen verzeichnen. Wollen wir den politischen Erfolg der SVP etwas genauer prüfen, müssen wir zumindest 5 Paktoren berücksichtigen. Es sind dies: 1. Die historische Dimension 2. Die Politik der ethnischen Spannung 3. Die Durchdringung der gesellschaftlichen Subssysteme 4. Die Politik der Anreize 5. Das ethnische Monopol der „Vertretung nach außen" 2. DIE ZENTRALEN FAKTOREN DES SVP-EREOLGS 2.1. Du- iiistorissiu: Dimension Die SVP wurde am 8. Mai 1945 gegründet (vgl. Frasnelli/Gallmetzer 1990). Primäres Ziel der neuen Partei war die Durchsetzung des SeJbst-bestimmungsrechts, in zweiter Linie das Erlangen einer Autonomie für Südtjrol (Gatterer 1969, 867). Obgleich die Südtiroler Gesellschaft 1945 zutiefst gespalten war zwischen den Optanten, die 1939 für die Auswanderung ins Deutsche Reich gestimmt hatten, und den Dableibern, die sich für den Verbleib in Südtirol ausgesprochen hatten (Stuhlpfarrer 1985, Eisterer/Steininger 1989), wurden die Graben zwischen diesen beiden Gruppen von allem Anfang zugeschüttet. Die ideologische Bruchlinie zwischen Befürwortern und Gegnern des Nationalsozialismus wurde von der "Ideologie der Volksrumspolitik" überlagert; vgl. Pallaver 1999). Dieses ethnonationale und interklassistische Modell war nicht neu, sondern reicht bis ins 19 Jahrhundert zurück, als sich in Tirol die nationale Mobilisierung verdichtete. Und wie 1945 war die Herausbildung und Verfestigung der Bruchlinien im Tiroler Parteiensystem, vor allem aber der Zusammenschluss der konservativen Parteien von einer im wesentlichen defensiven Strategie gekennzeichnet, Vor dem Ersten Weltkrieg bezog sich diese Defensive gegen die Anerkennung einer Autonomie für das Trentino und gegen die aufkommende Arbeiterbewegung (Härtungen/ Pallaver 1986). Die politische Mobilisierung entlang des Klassenkonflikts wurde durch die nationalen Auseinandersetzungen überlagert. Und nach der Bereinigung des Kulturkampfes zwischen Liberalen und Klerikalen im Ausgang des 19- Jahrhunderts war der Weg für eine breite Interessensgemeinschaft aller bürgerlichen Parteien endgültig geebnet. 324 Günther Pollover: Die Südliroler Volkspartei Erfolgreiches Modell Ringr Das Modell einer (cleuisch)nationalen Sammelbewegung, wie sie 1945 von der SVP ins Leben gerufen worden ist, wurde vor dem Ersten Weltkrieg 1905 mit der Gründung des "Tiroler Volksbundes" realisiert (Kuprian 1994). Samtliche deutschsprachigen Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokraten arbeiteten in) Tiroler Volksbund zusammen und unterstützten sein Ziel einer innernationalen Kolonisierung. Die Zusammenarbeit kam deutlich in der engen personellen Verflechtung zwischen führenden Vertretern der bürgerlichen Parteien und der Führungsschicht des Tiroler Volksbundes zum Ausdruck. Der politische Kitt über alle ideologischen Widersprüche hinweg bildete der Deutschnationalismus (Vgl, Holzer 1992, 43-45). Auf diesem Modell eines bürgerlich-nationalen Kartells baute auch der "Deutsche Verband" auf, der nach der Annexion Südtirols an Italien aus dem Zusammensch!uss der Deutschfreiheitlichen und der Tiroler Volkspartei entstand (Gruber 1971, 157ff; Trafojer 1971, I42ff)- "Es war die Neuauflage des Zusammenschlusses aller deutschsprachigen bürgerlichen Parteien. Die Sozialdemokraten schlössen sich diesem Dachverband nicht an (Othmerding 1984, 312). Dachverband deshalb, weil sich die beiden Parteien nicht fusionierten. Allerdings war die liberale Komponente stark unterrepräsentiert. Diese christljch-sozial-konservarive Hegemonie im Südtiroler Parteiensystem wurde während der Zeit des Faschismus sogar noch ausgebaut. Die Parteien wurden zwar verboten, doch die personelle und organisatorische Verflechtung zwischen Kirche und Christlichsozialer Partei erlaubte es dieser, über die Organisation der Kirche ein Mindestmaß an politischer Tätigkeit und politischer Kommunikation aufrechtzuerhalten. Diese Möglichkeiten hatten die Liberalen und Sozialdemokraten nicht (Holzer 1991, 48). Die Entnationalsierungspolitik des Faschismus führte zu einer starken ethnischen Subkultur und zu einem starken regionalistischen Patriotismus. Der zeitweise Verlust an Loyalitäten gegenüber Kirche und christlich-konservativen Werten ab den 30er Jahren durch die Herausbildung der nationalsozialistischen Bewegung "Völkischer Kampfring Südtirol" (Steurer 1980) war nur ein Intermezzo, leistete aber einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Ideologie der "Volksgemeinschaft" und der Volkstumspolitik für die Jahre nach 1945. In der Zwischenkriegszeit wurden die Fundamente der "Südtiroler Nation" gelegt. Die durch die Entnationalisierungspolitik des Faschismus übersteigerte Symbolik all dessen, was deutsch war, hat zu einer schrittweisen Identifizierung der eigenen Identität mit dem Territorium und zu einer Erosion der vor 1918 existierenden Tiroler Identität geführt. Faschismus und Nationalsozialismus, Stichwort "Option", haben die Südtiroler zu einer Schicksalsgemeinschaft" geformt. pfT7provg in gradivo. Ljubljano. 2001. št. 38/39 325 19^5 war die Volkspartei die erste politische Partei, die gegründet wurde, w:as ihr einen Vorsprung an politischer Legitimität in der Bevölkerung und gegenüber den Alliierten sowie einen organisatorischen Vorsprung gegenüber später gegründeten Parteien verlieh (Hölzer 1991, 63). Die Kontinuitäten, zwischen dem Deutschen Verband und der SVP waren augenscheinlich. Führende Vertreter des Deutschen Verbandes waren 1945 maßgeblich an der Gründung und Führung der SVP beteiligt. Das Edelweiß als Parteizeichen des Deutschen Verbandes wurde von der SVP übernommen, der Name Volkspartei bezog sich auf die ehemals Tiroler Volksparte. Die Organisationsstruktur der SVP sowie die Nähe zur Katholischen Kirche knüpfte dort an, wo diese während der NS-Herrschaft in Südlirol unterbrochen worden war. Und während andere Partejen lediglich versuchen können, ein bestimmtes Territorium zu kontrollieren (Vgl. Biorcio 1997, 110), hat die SVP dieses Territorium in Besitz genommen. 2.2. Du- Politik di:k i-:thnischl:n Spannung Die SVP bezeichnet sich als Sammelpanei der deutsch- und ladinischsprachi-gen Südtiroler. Hinter dieser Formel steht die Ideologie der Volkstumspolitik. Dies bedeutet, daß nicht irgendeine Ideologie Grundlage der politischen Identität der SVP ist, sondern das Volkstum. Im Kampf um das Überleben der deutsch- und ladinischsprachigen Volksgruppe zuerst, im Kampf um die Absicherung, sodann um den Ausbau der Minderheiten rechte war die SVP sehr erfolgreich. Südtirols Autonomie wird heute europaweit als Modell für einen besonders erfolgreichen Minderheitenschutz angepriesen. Die einst dominierte Minderheit ist heute zu einer dominanten Mehrheit in der Provinz Bozen aufgerückt (Pristinger 1984). Die Politik des ethnischen Abwehrkampfes und des Einsatzes für Minderheitenschutz und Autonomie beruht auf dem Modell der "Volksgemeinschaft" und auf dem Gegensatzpaar "Wir" und die "anderen". Die "Ideologie der Volksgemeinschaft" sollte ausdrücken, dass die innerhalb der Volksgruppe bestehenden Interessengegensätze dem höheren Ziel, nämlich des Erhaltens der Volksgruppe untergeordnet werden müssen und dass die Geschlossenheit der Volksgruppe Voraussetzung für eine erfolgreiche Politik ist. Diesem Druck der Geschlossenheit der Volksgruppe wurde der interne politische Pluralismus geopfert. Nach den Landtagswahlen von 1948 lösten sich die Südtiroler Sozialdemokraten, einzige deutschsprachige Partei neben der SVP, so gut wie auf (Othmerding 1984, 766). Ab diesem Zeitpunkt ist der Durchbruch bei der von allem Anfang an angestrebten ethnischen Identifizierung mit der politischen Identifizierung gelungen. In Ermangelung anderer Parteien, die die 326 Gunlher Pollavei: Die SüdNroter Volkspgili-i Frfolgieiches Modell e¡ner Interessen der Südtiroler glaubhaft vertraten, wurden Volksgruppe und Partei eins. Die Strategie, die Südtiroler Volks-Partei als Partei des Südtiroler Volkes, sozusagen als "Staatspartei" darzustellen, war natürlich zur Herrschaftsabsicherung angelegt. Politischer Dissens wurde bis vor kurzem zum Verrat am eigenen Volk gebrandmarkt (Holzer 1991, 75, Blaschke 1985). Treue zur Partei wurde als Ausfluss der Volkstreue präsentiert. Im Parteistatut von 1964 kommt diese semantisch-inhaltliche Gleichsetzung sehr klar zum Ausdruck-, "Die Südtiroler Volkspartei ist die politische Vereinigung aller heimattreuen Südtiroler" (Statut 1964). Wer diese Loyalität zur SVP ablehnt, gilt als nicht-heimattreu und somit als Verräter an der Heimat. Dies ist die politisch-ideologische Matrix, auf der seit 1945 bis heute jeder Wahlkampf geschlagen wurde. Zu ihrer Aufrechterhaltung wurde das Gegensatzpaar "Wir" und die "anderen", (die Italiener), eingesetzt, aber nicht nur ethnisch, sondern auch ideologisch. Der Mythos der Einheit des Volkes wurde gegen die Arbeiterbewegung ausgespielt, gegen die Linke insgesamt oder gegen interethnische Listen. Politische Dissidenz bedeutet die Zuordnung zu den "anderen", eine bis heute erfolgreiche Strategie, mit dem Hinweis auf die Gefahr einer "Spaltung des Volkes" die Symbiose zwischen bürgerlichem Interklassismus und Volksmythos aufrechtzuerhalten. Auch bei den Parlamentswahlen von 1996 hieß die Parole der SVP: "Seien wir einig im Edelweiß, stark in unserer Tiroler Überzeugung, geschlossen als Volksgruppe" (Brugger 1996). Zur Aufrechterhaltung ihrer politischen Hegemonie setzt die SVP das Gegensatzpaar "wir" (deutsch) und die "anderen" (italienisch) gezielt ein, was sich in der Politik der ethnischen Spannung ausdrückt. Die SVP benotigt Feindbilder von außen für den inneren Zusammenhalt. Die ethnischen Spannungen sind die Klammer, der Kitt, der die Volkspartei zusammenhält, Fiele diese Klammer weg, würde die SVP in eine Legitimationskrise als ethnische Sammelbewegung fallen. Ethnische Konflikte sind somit das Lebenselixier der SVP. Diese müssen ständig köcheln, dürfen aber nicht eskalieren, um die autonomistischen Erfolge nicht wieder in Frage zu stellen. Es ist eine politische Gradwanderung zwischen ethnischer Eskalation und interethnischer Normalisierung, zwischen einer Politik mit Blick auf die faschistische Entnationalisierungspolitik und einer Politik mit Blick auf ein vereintes und multikulturelles Europa. Diese Spannungslinien erfolgen "außenpolitisch" auf der Achse Rom-Bozen. Diese drücken sich im permanenten Tauziehen um Kompetenzen aus und in der Anklage, autonome Rechte würden ausgehöhlt werden (Denicoln 1984, 77). Seit Abschluss des Pakets (1992) hat sich diese Tendenz allerdings von Rom weg in I p^Tprave in aradivp. Ljublana. 2001. sl. 38/39 ___327 Richtung Brüssel bewegt. Mehr als von den Italienischen Institutionen befürchtet man Einschnitte in die Autonomie durch die Europäische Union. "Innenpolitisch" im Tauziehen zwischen der italienischen" und der deutschen Volksgruppe, mitunter auch schon zwischen der deutschen und dem "vernünftigen" Teil (Nicht-Nationalisten) der italienischen Volksgruppe und dem "unvernünftigen" Teil (Nationalisten) der italienischen Volksgruppe. Diese Spannungslinien drücken sich in der politischen Symbolik (Bozner Siegesdenkmal, Toponomastik) und im ethnischen Verteilungskampf, dem ethnischen Proporz (Peterlini 1980), nieder. Eine zentrale Voraussetzung für die Permanenz ethnischer Spannungen Liegt In einer möglichst lückenlose Trennung der Sprachgruppen (vgl. Pallaver 2001) , Diese drückt sich normativ in der ethnischen Trennung der Institutionen aus und findet ihre Fortsetzung in der Praxis des Alltags (Bettelheim/Benedikter J982, Benedikter 1986, Baur/Guggcnberg/Larcher 1998). Es gibt ein getrenntes Schul- und Bildungssystem, getrennte Kulturassessorate, es gibt ethnisch getrennte Kulturhäuser und Vereine, es gibt ethnisch getrennte Volkswohnbauten, es gibt ethnisch getrennte Medien- und Informationssysteme und ethnisch getrennte religiöse Feiern. Und auch die Verteilung der Ressourcen erfolgt nach einem ethnischen Schlüssel. Dieses Verteilungssystem, der ethnische Proporz, baut auf der Volksgruppenzugehörigkeitserklarung (Zeller 1991) auf. Mit der Festschreibung der ethnischen Zugehörigkeit im Rahmen der allgemeinen Volkszählung für eine Dekade kommt es zu einer periodisch wiederkehrenden ethnischen Massenmobilisierung, da die Größe der Volksgruppe den Schlüsse] für die Aufteilung der Ressourcen darstellt. Auf der Grundlage des Volkszählungsergebnisses werden die öffentlichen Stellen vergeben und eine ganze Reihe von materiellen Ressourcen verteilt: Dies geht von der Förderung der Sportvereine über die Vergabe von Studienstipendien bis hin zur Vergabe von Sozialwohnungen. Der Kampf um jede "deutsche", "italienische" und "ladinische" Seele bei der Volkszählung ist auch ein immer wiederkehrender ethnischer Mobilisierungs-prozess und vorgelagerter Verteilungskampf (Langer 1988). Er wirkt iden-titatsstärkend für die "Sieger" und depressiv für die "Verlierer". Diese Logik der ethnischen Trennung ist Teil der politischen Kultur geworden ÇBnur / Guggenberg / Larcher 1998). Die Kindergärtnerin übt ihren Beruf nicht nur aus, um die Kinder zu fördern, sondern im Auftrag des eigenen Volkes, indem sie ihnen die deutsche Sprache vermittelt. Der Männergesangsverein singt nicht nur aus Freude, sondern um das deutsche Liedgut und somit die deutsche Kultur zu pflegen. Der Alpenverein organisiert Wanderungen nicht nur aus Freude zur Natur, sondern um den historischen Besitzanspruch des Landes für die deutschsprachige Volksgruppe zu unterstreichen. Soziales Handeln besitzt in 328 Güniher Poilover: Die Südiiroler Volksparlgi Eifulgreiches Modell eine;_ Südtirol immer auch eine (oft unbewusste), eine ethnische Konnotation (Seidl-Brugger-Köckeis 1977). Auch wenn es in den letzten zwanzig Jahren Anzeichen eines Erosionsprozesses dieser tief verankerten ethnozentristischen Kultur gibt, so ist sie bis heute in summa noch relativ intakt geblieben (Landesinstitut für Statistik 1988). Dies belegt markant eine Jugendstudie aus dem Jahr 1994. In dieser ist nach den Bedingungen ethnischer Identität im Kontext gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse unter den Jugendlichen zwischen dem 15- und 25. Lebensjahr aller drei Sprachgruppen (Deutsche, Italiener, Ladiner) gefragt worden (Kohr/Martini/Wakenhut 1993, Wakenlnit 1999). Die Studie kommt dabei zum Schluss, dass das Zusammenleben unter den Jugendlichen in Südtirol insgesamt konfliktfrei und unproblematisch ist, und dass sich die soziale Distanz verringert hat, die ethnozentristischen Einstellungen aber noch relativ intakt sind (Kohr/Martini/Wakenhut 1995, 47-51). Das Gegensatzpaar "Wir" und die "anderen" hält. Bei politischem Bedarf ist eine ethnische Mobilisierung jederzeit möglich. Die Gelegenheiten dazu sind vielfältig und reichen von der Toponomastik über die Besetzung der Primariatsstellen an den Krankenhausern bis hin zum Sprachgebrauch beim Eisenbahnschalter. Selbst in Phasen ethnischer Entspannung ist es jederzeit möglich, den ethnischen Mobilisierungsprozess in Gang zu setzen, besonders während des Wahlka mp fes. Dazu dienen die in der deutschsprachigen Volksgruppe vorhandenen kollektiven Erinnerungsspuren. Die traumatische Erfahrung eines Ausgeliefertseins an den italienischen Staat ab 1918, die Faschismuserfahrung ab 1922 sind im Bodensatz der Erinnerung sedimentiert. Außerdem scheint es der Fall zu sein, dass der mitunter hohe Grad an Aggressivität als "Vehikel für eine indirekte, verschobene Austragung" von historischen und sozialspychologischen Erbfeindschaftsmotiven dienen, die viele Jahrzehnte lang das Verhältnis zwischen Italien und Österreich geprägt haben (Berghold 1997, 155). Erbfeindschaften können einschlafen, aber die Bereitschaft zu Erbfeindschaftshaltungen überlebt lange Schlafperioden (Gatterer 1972, 10). Deshalb sind solche Topoi immer wieder abrufbar und bei Bedarf mobilisierbar, auch wenn es zwischenzeitlich eine „ethnische Windstille" gibt. Als typisches Beispiel sei auf den Wahlkampfaufruf von Parteiobmann Siegfried Brugger anlässlich der Parlamentswahlen von 1996 hingewiesen: "Einigkeit in ernster Stunde - Unsere Heimat ist in Gefahr." Und mit Bezug auf P£Y7pfcive in gradivo. ijubljono. 200 V sl. 38/39 329 den Polo delle Libertf, "in dem die Faschisten mit Gianfranco Fini die Hauptrolle spielen", meint er: "Dann müssen wir erneut um unsere Sprache, um unsere Kultur, um unsere sozialen und wirtschaftlichen Errungenschaften, um alle unsere hart erworbenen Rechte bangen. Einig - stark - frei'' (Brugger 1996). Dieser Aufruf entspricht genau jener Abberufung der sedimentierten kollektiven Erinnerung, die in den Südtirolerinnen auch nach drei oder vier Generationen noch tief verankert sind. 2.3. Du; Durchdringung dlr gesullschaitlichhn Suijsystkml Die SVP hat sich nie allein auf den ethnischen Appell als Identitätskitt verlassen. 19^5 als Honoratiorenpartei mit bürgerlich-städtischer Ausrichtung entstanden, gelang ihr sukzessive eine kapillare territoriale Penetration und Verankerung. 1957 kam es zu einem Eigenwechsel, Die städtisch-liberale Führungsspitze wurde durch eine konservativ-bäuerliche Gruppe ersetzt. Damit begann auch die schärfere volkstumspolitische Tonart. Mit dem Führungswechsel und den damit verbundenen parteiinternen Spannungen war es notwendig geworden, die Parteistruktur zu straffen und auszubauen. Ein Grund mehr war deshalb dazugekommen, weil 1964 erstmals eine deutsche Oppositionspartei (Tiroler Heimatpartei) kanndtdierte und einen Abgeordneten in den Regionalrat entsandte (Klein 1975). Erstmals war der politische Alleinvertretungsanspruch der SVP durchbrochen worden. 1964 erfolgte der Übergang von einer Honoratiorenpartei zu einer straff organisierten Massen- und Apparatspartei. Die Parteireform war in erster Linie eine Reaktion auf einen gesellschaftlichen Transformationsprozess, der sich in einem Umbruch der agrarischen Sozialstruktur äußerte (Holzer 1991,. 89. Atz 1991, Obkircher 1999) und sich innerparteilich in einem Konflikt zwischen einem betont volkstumspolitischen und einem eher liberal-wirtschaftspolitischen Flügel ausdrückte. Dazu war der Machtverlust durch den Ausstieg aus der Regionalregierung gekommen, eine Legitimationskrise infolge der stagnierenden Autonomieverhandlungen und der Erfolg der ersten deutschen Oppositionspartei. Mit der Parteireform sollte zum einen der soziale Wandel kanalisiert und das verlorene Terrain innerhalb der Volksgruppe wieder wettgemacht werden (Holzer 1991, 90-91). Neben einer Zentralisierung der Organisation gelang es der SVP mit Erfolg, die seit jeher durch die Ideologie der Volkstumspolitik in ihrem Einflussbereich stehenden Organisationen und Institutionen nicht nur informell, sondern auch formell stärker an sich zu binden. Um zu verhindern, dass die Konzeption der Sammelpartei und die "Einheit des Volkes" durch den gesellschaftlichen 330 Günlner Pollovei: Die Südliroler Volksooriei Erfolgreiches Modell eir,Ri_ Modernisierungsprozess ausgehöhlt weide, begann die SVP, sämtliche Lebensbereiche zu kolonisieren. Zwar wurde den Richtungen innerhalb der SVP untersagt, selbständige Organisationen zu bilden, doch wurden die ersten Weichen Für eine Ausdifferenzierung der Parteiorganisation gelegt. Schließlich wurde auch die ideologische Orientierung "nach christlichen Grundsätzen" ausdrücklich verankert. Die organisatorisch-politische Abdeckung der einzelnen sozialen Segmente der Gesellschaft begann 1966 mit dem Aufbau der SVP-Frauenorganisation (Mayr ^998), gefolgt von der Parteijugend. Diesem Ausbau der Partei nach den Merkmalen Geschlecht und Alter folgte die berufsständische Ausdifferenzierung. Als Reaktion auf die unerwarteten Erfolge der 1972 gegründeten Sozialdemokratischen Partei Südtirols (SPS)" (Othmerding 1980) erfolgte die Gründung der "Arbeitnehmer in der SVP". Die "deutsche" Gewerkschaft ASGB, gegründet 1964 (Vgl. Karlhofer / Ladurner 1990), und die SVP-Arbeitnehmer sollten die Interessen der Arbeiter und Arbeiterinnen ethnisch kanalisieren und den linken Flügel der Partei auf- und ausbauen, um eine Erosion in Richtung KPI und SPS zu verhindern. Dieses Anliegen gelang weitgehend, wobei sich die SVP-Arbeitnehmer weniger an sozialdemokratischen Modellen als vielmehr an den Arbeitnehmerorganisationen innerhalb der christlich-sozialen Parteien, etwa der CDU, orientierten (Dapunt 2000). Die erfolgreiche Verteidigung des eigenen Ambiente gelang auch deshalb, weil der Umschichtungsprozess von einer weitgehend agrarisch strukturierten Gesellschaft (1951 arbeiteten an die 70 % der deutschsprachigen Bevölkerung in der Landwirtschaft, vgl. Atz 1991) in eine weitgehend dienstleistungsorientierre Wirtschaft direkt ohne Umwege einer verstärkten Industrialisierung erfolgte. Die ähnlichen Strukturen im primären und tertiären Sektor wie Familien- und Kleinbetriebe, geringe gewerkschaftliche Organisation, relativ hoher Anteil an selbständig Beschäftigten und anderes mehr (Holzer 1991, 102) förderte die Penetration einer konservativen ethnozentristischen Partei in dieses Gesellschaftssegment. Der Versuch einer Harmonisierung von gegensätzlichen Interessen innerhalb der Partei und innerhalb der deutschsprachigen Gesellschaft gelang durch die Einrichtung von verschiedenen Konfliktregelungsmechanismen, wozu unter anderem die Errichtung eines Sozial- und Wirtschaftsausschusses (1965) und eines Landwirtschafts- und Sozialbeirats (1972) zu nennen sind (Pan 1989). Mit der Reform der Organisation wurde auch wieder das Primat der Partei hergestellt. Das politische Satellitensystem wurde dadurch verankert, dass die institutionalisierte Vertretung organisierter Interessen in den Parteigremien zurückgedrängt wurde und die Verbände in das politische Vor- und Umfeld der Partei abgeschoben wurden (Holzer 1991, 152). pnjrpmve in grodivo. Liubliana. 2001. st 38/39 _____________ 33 ) Dabei bar die SVP ein System entwickelt, das vor allem die Interessensverbände, insbesondere die Wirtschafts- und Sozialverbände, eng an sie bindet. Formell besitzen diese eher geringe Möglichkeiten, die Wirtschaftsund Sozialpolitik zu beeinflussen. Die Entscheidungs- und Mitspracherechte der verschiedenen Kommissionen fallen unter die "weicheren" Formen der verbandlichen Mitwirkung am politischen Prozess. Kennzeichnend ist deren monoethnische Ausrichtung und zum Teil deren privatrechtlicher Charakter. Die Einflussnahme erfolgt deshalb mehrheitlich auf informeller Ebene, und zwar durch eine gezielte personelle Verflechtung zwischen SVP und Verbänden und durch die Einbeziehung der Verbände in die beratenden Gremien der SVP. 1964 wurden die institutionalisierten Vertretungen der Verbände durch beratende Organe ersetzt. Neben den parteiinternen Organisationen für die Frauen, die Jugend, Senioren, Umwelt, Schule, Kultur und Gemeindepolirik bestehen in der SVP für die "Stände" der Bauern, Arbeitnehmer und der gewerblichen Wirtschaft drei Landesausschüsse als beratende Organe. Ziel dieser Organe ist es, diesen deutsch- und ladinischsprachjgen Berufsständen eine parteiinterne politische Vertretung zu sichern und diesen eine Einflussnahme auf die Sozial- und Wirtschaftspolitik der Partei und somit des Landes zu gewährleisten. Dies kommt dadurch zum Ausdruck, dass die jeweiligen Vorsitzenden dieser Landesausschüsse Sitz und Stimme in der Parteileitung und im Parteiausschuss haben (Parteistatut 1996, Piras 1998, 118). Die Sozialausschüsse der Arbeitnehmer, der Wirtschaftsausschuss und der Landeswirtschaftsausschuss sind territorial auf Gemeinde- und Bezirksebene organisiert und sind eine der wichtigsten Säulen zur Aufrechterhaltung der politischen Hegemonie der SVP. Die Sozial- und Wirtschaftsverbände Südtirols spielen als Vorfeldorganisationen der SVP eine zentrale Rolle. Über die Verankerung der Wirtschafts- und Sozialverbände in der SVP gelingt es der Partei, ihre volkstumspolitischen Ziele in der Südtiroler Gesellschaft zu verankern. Diese vertreten zwar ihre jeweiligen korporativen Interessen, ordnen aber Interessengegensätze dank gemeinsamer Konfliktregelungsplattformen dem höheren Primat des Volkstums unter. Außerdem sind die wirtschaftlichen Verbände als Rekrutierungsbecken für die Landtagswahlen von großer Wichtigkeit. 332 Günther Pallover Die Südfircler Volksportei Erfolgreiches Modell einer^ Tabelle 7: Anteil der Verbandskondidalen oui der SVP-Lisle 1973-1998 Lundtngs-Wahljabr Vcrbnncls-Fvinktionare Verbandsvertreter Verbandskandidaten Listenplatze S VT Anzahl % Anzahl % Anzahl % 1973 12 35,3 0 17J 18 52.9 3 t 1978 13 38,2 6 17.6 19 55.9 3 i 198 3 9 31.1 6 20,7 15 51.8 29 1988 S 14.3 ó 17,1 1J 31,4 35 1993 8 22.9 7 20 15 42,9 35 1998 a 23.5 6 17.6 14 41.1 34 Durchschnitt 9,1 27,5 6,1 18,4 15,3 46 Quelle: Piros 1998. 91 und eigene Berechnungen Seit 1973 liegt dei" Anteil der Verbandskandidaten durchschnittlich bei 46 %. ihre Vertretung im Landtag im Durchschnitt bei 48,9 %■ Dasselbe gilt für die Landesregierung. Die Mobilisierung der Verbandsmitglieder für die SVP liegt somit in ihrem ureigensten Interesse der Verbände. Tabelle 8: Anteil der Verbondsverlreler an den SVP-Landtagsobgeordnelen 1973-1998 1973-1978 % 1978-19H3 1963-1988 % 1988-1993 % 1993-1998 % 1998-2003 % Verhands-ab geordnete 12 60 13 61.9 11 50 9 41.9 7 348 9 42.8 verbandslose Abgeordnete 8 40 8 38,1 1 ! 50 13 59,1 12 63,2 12 57,2 SVP gesamt 20 21 22 22 19 21 Quelle: Piras Î99S, 108 und eigene Berechnungen Über die Einrichtung einer monoethnischen Sozialpartnerschaft ist es der SVP weitgehend gelungen, den sozialen Frieden innerhalb der Volksgruppe zu erhalten (Vgl. Piras 1998, 131). Neben den Wirtschafts- und Sozialverbänden sind auch die allermeisten anderen privaten Organisationen und Vereine ideologische Träger der Machtabsicherung. Grund dafür ist die in Südtirol bestehende ethnische Konnotation sozialen Handelns, wie wir kurz zuvor ausgeführt haben, deren Aufrechterhaltung in der ethnischen Trennung all dieser im wesentlichen auf dem Volontariat aufgebauten Organisationen beruht. Es gibt ein Rotes (italienisches) und ein Weißes (deutsches) Kreuz, es gibt den italienischen CAI und den deutschen Alpenverein, deutsche und italienische Fußballvereine, deutsche und italienische Theater- und Musikvereine. All diese deutschen Vereine sind neben dieser ethnischen Konnotation durch eine starke personellen Querverbindungen zur SVP gekennzeichnet, die diesen Vereinen über die Verbindung jwprpve in gradivo. Ljubljano, 2001. št. 38/39_____333 zur Partei und zur Landesregierung die nötigen Subventionen garantieren und über die politisch-kulturellen Eliten eine starke soziale und politische Kontrolle ausüben. 2.4. Diu Politik di-:r Anreize Der über ein halbes Jahrhundert andauernde Erfolg der SVP beruht auf einer weiteren Säule, nämlich auf ihrer Rolle als ständige Regierungspartei. Seit 1948 stellt die SVP ununterbrochen den Landeshauptmann uncl die Mehrheit der Landesregierung. Seit 1948 war noch nie eine andere deutschsprachige Partei in der Landesregierung vertreten. Die SVP konnte bis heute ihre ethnische Monopolstellung in allen wichtigen Entscheidungszentren verteidigen. Während bis 1972 das politische Hauptgewicht bei der Regionalregierung lag, wurden mit dem neuen Autonomiestatut von 1972 wesentliche und neue Kompetenzen dem Land übertragen, die auch finanziell bedeckt werden. Mit dieser Machtverschiebung von Trient nach Bozen hat sich auch das Machtzentrum von der Partei zur Landesregierung und iiisbesondere zum Landeshauptmann verschoben. Der Landeshauptmann Südtirols in der Figur von Silvius Magnago zuerst (1960-1989) und Luis Durnwalder danach (seit 1989) nimmt im westeuropäischen Vergleich eine starke Machtposition ein. In diesem Organ sind ähnliche Funktionen eines Regierungschefs und eines Staatspräsidenten vereint. Seine Befugnisse erheben den Landeshauptmann zu einem starken Regierungschef, der in einer Doppelfunktion als monokratisches Organ und als Mitglied der Südtiroler Landesregierung agiert. Die starke Persönlichkeit Magnagos und Durnwalders, typische Beispiele für Dauerregenten (Piras 1998, 52) führen zu einer Verschmelzung zwischen Amt in der Institution Land und Amt in der Partei. Der Landeshauptmann ist der verlängerte Arm der Partei. Bei starken Persönlichkeiten kann es aber auch umgekehrt sein. Die Landesregierung wird vielfach als eine identitäre Einheit mit der Partei betrachtet. Das kommt auch in der Praxis zum Ausdruck. Partei- und Regierungskarrieren sind vielfach ineinander verzahnt, Machtpositionen in der Partei entsprechen vielfach Machtpositionen in der Landesregierung (Holzer 1991, 155). Mit cler endgültigen Verabschiedung der neuen Finanzregelung im Jahre 1992, die allerdings schon 1988 wirksam geworden war (Südtiroler Landesregierung 1995, 50ff, Mahlknecht 2000), kann etwas überspitzt von einem "Staat im Staat" gesprochen werden. Die hohen autonom zu verwaltenden finanzielle Ressourcen haben den Landtag und die Landesregierung zu einer 334 Günlhar Palinver Die Südtiroler Vn'kspgrtei Erfolgreiche-5 Modell ei ner großen Verteilungsagenair werden lassen. Die Landesregierung, von der SVp dominiert, schafft über diese Verteilungsagentur Gefolgschaft und Loyalitäten, kann durch eine gezielte Steuerung volkstumspolitische (z.B. Volkswohnbau) oder wirtschaftliche (zB: Förderung des Primärsektors) Weichen stellen. Die Verwaltung und Verteilung eines außergewöhnlich hohen Budgets macht eine solche Politik der Anreize und der Steuerung möglich und hat ein klientelares Beziehungsgeflecht entstehen lassen (Vgl. Frasnelli 2000, 251 ff). Bei Verabschiedung des II. Autonomiestatuts (1972) betrug das Landesbudget weniger als 100 Milliarden Lire. 1980 erreichte es bereits fast 1000 Milliarden. Bereits 1987 hatte es sich verdoppelt, um 1989 die 3000 Milliarden-Grenze zu überschreiten. Ein Jahr später war die 4.000 Milliarden Marke erreicht, 1993 waren die 5.000 Milliarden überschritten. Den Höhepunkt erreichte der Landeshaushali im Jahre 1999 mit 7.500 Milliarden. Im Jahr 2000 waren es 7.200 Milliard cn (Piras 1998, 50, Franceschini/Oberhofer 20^0). Das Landesbudget für 2001 ist mit 6.183 Milliarden etwas zurückgegangen (Dolomiten, 28.12.2000, 11). Fleute gilt Südtirol unter den 95 Provinzen Italiens als eine der Provinzen mit der höchsten Lebensqualität, die ein Ergebnis der seit Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Hochkonjunktur im Lande ist. Diese wiederum hängt eng mit der hohen finanziellen Ausstattung der Autonomie zusammen. Südtiro) weist neben dem Aostatal die höchste Pro-Kopf-Quoten auf. Bei knapp 7.200 Milliarden Lire im Haushalt für das Jahr 2000 (Allgemeine Rechnungslegung 2000) entspricht dies einer Quote von über 10 Millionen Lire pro Einwohner, wobei das Steuereinkommen im Lande geringer ist als die jährlichen Zuweisungen des Staates, der die von der Bevölkerung Südtirols ebenfalls in Anspruch genommene Staatsverwaltung wie das Justizwesen, Post, Bahn usw. finanziert. Wer die Wirtschaftsförderung der Südtiroler Landesregierung betrachtet, erkennt darin auch eine politische Steuerung. So wird etwa die Land- und Forstwirtschaft bei einer Beschäftigungsrare von 14,4% (1998) (Vgl. Landesinstitut für Statistik 1999, 193) unter allen Wirtschaftszweigen eindeutig bevorzugt. Diese Bevorzugung der Landwirtschaft hat wesentlich zur Zementierung der konservativen Hegemonie der SVP geführt. Der Übergang vom Primär- zum Sekundärsektor hat zwar die objektive soziale Zugehörigkeit geändert, nicht aber die subjektive Perzeption, dem bäuerlichen Stand anzugehören. Noch 1996 betrug der Anteil der Wirtschaftsförderung für die Landwirtschaft insgesamt 44,6 %. Zum Vergleich: Im selben Jahr erhielt der Handel 8,6 % der Haushaltsmittel, die Industrie 21,3 %, das Flandwerk 15,7 % und der Fremdenverkehr 9,8 % (Piras 1998, 69). Im Zeitraum 1972-1981 betrug der Anteil der landwirtschaftlichen Förderung im Durchschnitt sogar 66,5 % (Hölzer 1991, 157). 1997 haben die Beiträge an die Landwirtschaft etwas abgenommen, bleiben ^Tprnve in prodivo, Ljubljona, 2001. st. 38/39_335 ;iber im Vergleich zum Handwerk, zur Industrie und zum Tourismus immer noch unverhältnismäßig hoch (Vgl. Giovnnetti 2000, 290). Dieser Wohlstand kommt auch in der so gut wie nicht vorhandenen Arbeitslosigkeit zum Ausdruck, im Zeitraum zwischen 1994 Iiis 1999 pendelte die Arbeitslosigkeit zwischen 3,2 % (1994) und 2,6 % (1999). Auch die durchschnittliche Arl>eitslosenquore für 1999 (2,6 %) und 2000 bewegte sich zwischen 2 % und 3 %■ Diese Quote liegt unter dem, was gemeinhin als „natürliche" Arbeitslosigkeit bezeichnet wird. Insgesamt herrscht in Südtirol Vollbeschäftigung, eher besteht ein Arbeitskräftemangel, wobei die Arbeitslosigkeit, genauso wie die Erwerbstätigkeit, relativ deutlich saisonalen Schwankungen unterliegt (Pichelmann 1999, 56). Tabelle 9: Arbeitslosenquolen 1994-1999 + Prozenlanleife der Arbeitssuchenden on den Erwerbspersonen insgesamt 1994 1995 1996 1997 1998 1999 Südtirol 3,2 2.8 2,7 2,8 2,2 2,6 Männer 3,0 2,4 2,2 2,2 1,7 1,6 Frauen 3,5 3,3 3,5 3,5 2,9 4,1 Provinz Trient 5,6 5,6 5,5 5,5 4,4 Italien 11,3 12,0 12,1 12,3 12,3 11,4 «Quelle: Lcndeiinsiilu! für Sralitfik |IW9. 2000}, 195 Der svp ist es im Laufe der Jahre gelungen, sowohl kollektive als auch selektive Anreize zu schaffen (Panebianco 1982, 57-77). Während in einer ersten Phase, von 1945 bis 1972, die kollektiven Anreiz im Vordergrund standen, nämlich der Kampf um die autonome Eigenständigkeit als öffentliches Gut aller deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler, ist dieser Anreiz mit Durchsetzung des neuen Autonomiestatuts zwar nicht verdrängt, aber ergänzt, oft auch von einer Reihe selektiver Anreize überlagert worden, die zuvor, auch mangels Kompetenzen nur eine zweitrangige Rolle spielten. Die kollektiven Anreize bilden nach wie vor das politische Substrat, auf dem die SVP ihre Erfolge aufbaut. Die ethnische Schicksalsgemeinschaft schafft Identität, die die SVP seit jeher so vermittelt, als sei sie die einzige Garantin dafür. Das kommt aber in der Praxis auch dadurch zum Ausdruck, class die SVP ein Monopol in den Beziehungen zum Staat und zur Schutzmacht Österreich ausübt und class die SVP auch auf europäischer Ebene so 336 Gün.iher Pollover Die Sudtiroler Volkspnrtei Erfolgreiches ModeJ einer agiert, als sei sie nicht eine regionale Partei, sondern eine Staatspartei. Das kommt schließlich dadurch zum Ausdruck, dass die SVP im Europäischen Parlament: eine autonome Rolle spielt und dass die SVP ein gleichberechtigtes Mitglied der Europäischen Volkspartei ist. Diese Identität wird durch den ständigen Appell an die ethnische Solidarität als weiteres Element des kollektiven Anreizes gestärkt und ideologisch kanalisiert, indem die ethnischen Interessen über sämtliche Konfliktlinien gelegt werden. Das ist der Grundstoff, auf dem die SVP ihre Erfolge aufbaut. Die Entwicklung Südtirols hin zu einem Staat im Staat und die stattliche finanzielle Bedeckung ihrer autonomen Befugnisse haben dazu geführt, dass die selektiven Anreize -materielle Ressourcen, Macht, Karriere, Status - die ethnische Komponente teils ergänzt, teils überlagert haben. Die hohe finanzielle Ausstattung der Autonomie hat im kollektiven Bewusstsein dazu geführt, dass es bei einer Erosion der Geschlossenheit der deutsch- und ladinischsprachigen Volksgruppe als ethnische Schicksalsgemeinschaft auch zu einer Erosion der materiellen Ausstattung der Autonomie und somit des Wohlstandes kommen würde. .Nicht von ungefähr warnt die SVP heute nicht nur vor den Gefahren einer Beschneidung von Minderheitenrechten, sondern auch vor dem Verlust ökonomischer Rechte. Diese zentrale Rolle der Landesregierung als Verteilungsagentur drückt sich in der hohen Wei tschätzung ihrer Politik aus. In keiner anderen Region oder Provinz Italiens ist die Bevölkerung mit der Politik der Landesregierung so zufrieden wie in Südtirol. 1996 wurde zu diesem Punkt nur die deutschsprachige Bevölkerung befragt: 14,5 % waren sehr zufrieden, 60,2 % "eher zufrieden" Ein Jahr später wurde eine Umfrage unter der gesamten Bevölkerung durchgeführt. Trotz der naturgemäß kritischer eingestellten italienischen Bevölkerung lag die Bewertung der Landesregierung nur geringfügig unter den Ergebnissen der l'mfrage im Jahre zuvor. 9,5 % waren "sehr zufrieden", 60,5 % waren "eher zufrieden", 21,6 % waren "weniger zufrieden" und lediglich 2,8 % waren "nicht zufrieden" (Dali' N 1997, 22). Dieses Ergebnis wird auch durch die Bevölkerungsumfrage über Identität und Mobilität der drei Sprachgruppen in Südtirol aus dem Jahre 1998 bestätigt (Fondazione Censis 1999). Südtirols Bevölkerung identifiziert sich wie keine andere auf europäischer Ebene mit den eigenen Institutionen. An erster Stelle rangiert die Provinz Bozen mit 41,3 % der Befragten. Davon waren 43,2 % deutschsprachige und 35,5 % italienischsprachige Südtiroler. Die Ladiner kamen gar auf 52 %. Tabelle 10: Lokale, öffenlliches oder privole Einrichtung, die am meisten Vertrauen vermitfeit Muttersprache Deutsch Italienisch Lad misch Summe "pjTivin^ Bozen 43,2 35,5 52.0 41,3 "\Vohns i (zgeriie iilde 43,0 30,0 47.2 39,1 "Ordnungsktfätte 35,6 41,9 6.8 35,8 "VoTonUiriat und lokale Vereine 24,6 33,0 23,1 27,2 "Gesundheitswesen des Landes 20,0 37,8 9,8 25,0 "Ortskirche 18,9 16,3 20,0 18,1 "fändesgevverk schal iso rganisalionen 7.6 9,9 8,3 8,4 ITenion Trennno Sücltirol 5,5 13.4 3.3 7.9 Lokales Kreditsystem 8.2 8,9 - 7,9 "Partei, für die jemand gezahlt hat 8,2 5.5 13.9 !J Tourismusakliiere des Landes 5.9 4,3 12,2 5,8 Handeiskammer des Landes 5,4 5,9 5.2 5.5 Landwirtschaftliche limemehmer 6.6 2,7 5,0 5,2 industrielle des Landes 3,8 3,2 5.0 3.7 Andere 1,9 1,0 6,6 1.9 Quelle- Fondaziarie Ccr.sis I9W. 7 All diese Befunde weisen auf das hohe Prestige hin, das die Bevölkerung der politischen Verwaltung des Landes und den politischen Entscheidungsinstanzen entgegenbringen. Ein Prestige, das von der deutschsprachigen Bevölkerung in hohem .Maße mit der Politik der SVP identifiziert wird. 2.5. Das i-ti-ini sc hl: Monopol der „Vi:ktkl:tung nach äugln" Die SVP kann das historische Verdienst in Anspruch nehmen, zuerst das I. Autonomiestatut (L948), dann mit dem Paket (1969) das Ii. Autonomiestatut (1948) verwirklicht zu haben, auf dem, Dank Pariser Vertrag (1946), die heutige Autonomie beruht. Sicherlich, die SVP müsste diesen Erfolg mit anderen teilen. Mit Österreich als Schutzmacht, das die Südtirolfrage unter anderem 1960/61 vor die UNO gebracht hat (Egen 1997, Steininger 1999), mit Teilen der Regierungsparteien Italiens, die sich für den Minderheitenschutz eingesetzt haben oder mit Vertretern der regionalen Regierungspartner, die in Rom auf die Verwirklichung dieser Sondermaßnahmen gedrängt haben. Das gilt auch für Teile der Linksopposition, die sich für einen substantiellen Minderheitenschutz stark gemacht haben (Gatterer 1962, Die Sozialisten 1978). Aber im kollektiven Gedächtnis der Südtirolererinnen waren es weder Wien noch Rom, sondern es war die SVP, die sich im jahrelangen Einsatz erfolgreich für die Verwirklichung der Autonomie durchgesetzt hat. 338 Günfher Pgllgver' Die Südli'olei Volksparlei triolqreiLhos Modell einet Dieses Image einer erfolgreichen Kämpferin für die Sache Südtirol beruht unter anderem auf dem Vertretungsmonopol nach außen. Die SVP hat dieses Monopol seit jeher sowohl gegenüber Rom, als auch gegenüber Wien, etwas weniger im europäischen Parlament aufrechterhalten können. Tabelle 11: Porlomentswahlen 1948 - 1996: Südtiroler Parlamentonerlnnen 1948-1996 Jalu 1948 1953 1958 1963 1968 1972 1976 1979 1983 1987 1992 1994 1996 2001 Mnndak- ix S K S K s K S K K S K S K s K S K s K K K S K S K S SVP 2 3 2 ■> 3 2 3 2 3 2 3 2 3 1 3 2 3 2 3 3 3 3 3 3 2 DC 1 1 1 1 1 1 1 1 1 MSI/AN l 1 1 1 Grüne l PDS 1)1 1 Fl 1 SVP-Ulivo I 1 Guelie. Zu so mm eng eileil: ous Daten im Süaiiro; Handbuch [ 181 1999 und -Ttc'lina 14 5.2001 Abkürzungen K: Komme-, S: Sern' Wie aus Tabelle 11 ersichtlich ist, war die SVP in allen 14 Legislaturen des italienischen Parlaments in Rom vertreten, sowohl in der Kammer als auch im Senat. In allen 14 Legislaturperioden war sie auch die einzige deutschsprachige Partei, die Südtirol im Parlament vertrat. In vier Legislaturperioden stellte sie die einzigen Vertreterinnen Südtirols, im Senat war dies für 8 Legislaturen der Fall, in weiteren 6 Fällen war ein Vertreter der DC, SVp-Koalitionspartner auf Landesebene, im Parlament vertreten. Dreimal konnte der MSI/AN seine Kandidatinnen nach Rom entsenden, ein Vertreter gehört den Grünen und einer Forza Italia an. Aber all diese Parlamentarier gehören der italienischen Sprachgruppe an. Die klare Aufteilung der politischen Arena wird nur bei den Grünen durchbrochen, deren Kandidat auch von den deutschsprachigen Stimmberechtigten gewählt wurde. Bei den Parlamentswahlen am 13. Mai 2001 kandidierten die SVP und das MitteLinks-Bündnis L'Ulivo gemeinsam und gewannen gegen die Mitte-rechtsKandidaten von FI und AN je ein Mandat im Senat und in der Kammer. Obgleich die SVP eine hohe Koalitionsfähigkeit besitzt, hat sie auf Grund ihrer geringen numerischen Präsenz im Parlament nur einmal Zünglein an der Waage gespielt, als ihre Stimmen ausschlaggebend waren lur die Regierung Andreotti II (26.6.1972 - 12.6.1973) (Sleiter 2000,125). Beiden Vertrauensabstimmungen über die einzelnen Regierungen seit 1948 bis 1998 (Regierung D'Alema) überwiegen ihre Ja-Stimmen im Vergleich zu den Nein-Stimmen. Im vollkommenen Zweikammersystem Italiens, in dem sich die Regierung sowohl in der Kammer als auch im Senat der Vertrauensabstimmung stellen muß, präsentiert sich das positive Abstimmungsverhältnis der SVP in der Abgeordnetenkammer mit 27 zu 7, im Senat mit 26 zu 4. 11 Mal hat sich die SVP in der Kammer enthalten, vier Mal ?n7prave in qrodivo I¡ubljana 2001. st 38/39 339 war sie bei der Abstimmung abwesend. Im Senat übte sie dreimal Enthaltung aus (die dort als Nein-Stimmen gezahlt werden), 15 Mal war die SVP dort abwesend. Tabelle 12: Vertrauensabsiimmungen der SVP in der Kammer und im Senol 1948 - 1998 (Degaspen 1 bis D'Alemo] Abgeordnetenkammer Senat Zustimmung 27 56% 26 55% Ablehnung 7 14% 4 8% "Enthaltungen II 22% 3 31% Absenz 4 8% 15 6% Quelle: Zusammengestellt aus Aflt pcrbmenlori Die SVP hat ihre marginale politische Stellung in der Kegel meist maximal ausgenützt, die in der Flexiblen Strategie des „Vertrauensvorschusses" zum Ausdruck kommt, den sie den Regierungen anlässlich der Vertrauensdebatten sehr oft gibt. Wenngleich ihr Abstimmungsverhalten diesem Vertrauensvorschuss nicht immer entspricht, will die SVP damit ausloten, wie steh die Regierung gegenüber der Minderheit verhalten wird. Das endgültige Vertrauen seitens der SVP hängt in der Regel davon ab, ob der jeweils designierte Ministerpräsident in seiner Replik auf die Stellungnahme der SVP-Parlamentarier positiv oder negativ reagiert, oder ob die Forderungen der SVP stillschweigend übergangen werden. Meistens äußert sich dieser Vertrauensvorschuss in einer Enthaltung oder in der Abwesenheit der SVP-Parlamentariern bei der Vertrauensabstimmung (Sleiter 2000, 128). Die SVP hat den Regierungen seit den ersten Nachkriegs-Parlamentswahlen von 1948 (Degasperi V) bis 1998 (Regierung D'Alema) zu 56 % in der Kammer und zu 55 % im Senat das Vertrauen, zu 14 % in der Kammer und zu 8% im Senat das Misstrauen ausgesprochen. Auffällig ist der hohe Prozentsatz der Absenzen im Senat. Da dort Enthaltungen als Nein-Stimmen gezählt werden, bevorzugt die SVP sich bei Abstimmungen über Regierungen, denen sie abwartend gegenübersteht, nicht zu beteiligen. Wie der Tabelle 12 zu entnehmen ist, hat die SVP tendenziell die Regierungen der Mitte und der Linken Mitte unterstützt. Wenn wir das Abstimmungsverhalten in der Ersten Republik (1948-1993) mit der Zweiten Republik (seit 1993)4 vergleichen, so sehen wir, dass die SVP in der Ersten Republik mitunter auch rechte Koalitionen (Destra) unterstützt hat, während sie sich in der Zweiten Republik eindeutig für die Mitte-Links-Koalitionen des Ulivo ausgesprochen hat. * * * 1 Die Begrifft.- „Krsie" und ..Zweite" Republik werden hier nicht in einem juristischen Sinne, sondern einfachheitshalber als summarische Begriffe verwendet, um auf tiefgreifende institutionelle und Änderungen im Wa hiverhallen hinzuweisen. Wesentliches Unierscheidungskriterium ist dabei das Wahlrecht. In der Krsten Republik wurde das Pailament nach dem Verhüliniswahlrechi, in der Zweiten Republik wird das Parlament nach einem mods! ¡zierten Mehrheilswahlrecht (3/4 Mehiheits-, L Vei iiällniswah!reell!) gewählt. Vgl. l;usaro 1995. 340 Günihef Pollaver: Die Südliroler Volksparlei Erfolgreiches Modell eine^ Tabelle 13: Abslimmungsverhallen der SVP im römischen Parlament 1948-19985 Cenrrismo Ja 9 Nein Enthaltungen 6 Absenz 3 Destra Ja 1 Nein 5 Enthaltungen 1 Absenz Centro Sinistra 12 Nein 1 Enthaltungen 6 Absenz 11 Solidarieta Nazionale J" 2 Nein Enthaltungen 1 Absenz 1 Übergangsregierungi-n > 8 Nein Enthaltungen 1 Absenz Pentapartito J;> 13 Nein 3 Enthaltungen 1 Absenz Qtiadripartito J a 4 Nein Enthaltu ngen Absenz Fachleute Ja Nein Enthaltungen 1 Absenz l Polo Ja 2 Nein Enthaltungen Absenz * * * 3 Die DC-Alleinregiei'ung wmde von außen vom MSI-DN untersiistzt. Pn7prove in grodivo, Liubljono. 2001, sl. 38/39 341 In dieser Aufstellung sind die Stimmen aus Kammer und Senat zusammengezählt. Eine Ja-Stimme in der Kammer und eine Ja-Stimme im Senat sind hier als zwei Ja-Stimmen angegeben. Cenrrismo (1948-1960); Koalition aus DC, PU; PRT; PSDI; Destra: Delegierungen, die von Monarchisten und Neofaschisten unterstützt wurden; Cencro-Sinsitra (1962/63-1976); Koalition aus DC, PSI, PSDI, PRI; Solidariew Nazion:ile (1976-1979): DC-Minderheitenregierungen, die durch Enthaltung oder Zustimmung aller Parlamentsfraktionen (ausgenommen MSI und PLI) Linterstützt wurden; Pentnpartko (1981-1991); DC, PSI, PSDI, PRI, PLI, Qundnpunico (19911993): PRI aus Pentupxrtito aus; Fachleute; Regierung Ciampi (1993-94, parteilos); Polo delle Liberia (1994-1996); Koalition aus FI, MSI, LN und anderer Mitte-Rccbts-Parteien; Ulivo (seit 1996); Koalition atis Mitte-Links-Parteien unter Einschluss des PDS/DS; vgl. Pasquino 1995. Was die Koalitionstypologie betrifft, ist der Polo delle Liberia die einzige Koalition, der die SVP immer ihr Misstrauen ausgesprochen hat. Dies gilt auch für die Regierung Berlusconi II (2001), gegen die die SVP in Kammer und Senat gestimmt hat. 3-^2_____Günther Palloyer Die Sudi.roier Volkspartei Erfolgreiches Iv'odei' einer Tabelle 14: Die Südlirol-freundlichsien Regierungen 1948-1999 Regierung Koalition Anzahl der D u rc h fü h r u n gsbes t i n i nuingen 0 Verhältniszahl 1. Andreotti I (DC) 17.2.-26.2.1972 DC Monocolore6 Ubergangsregierung 1 10 2. Goria (DC) 28.7.1987- .1988 DC, PSI, PSD!, PR], PL! Centro-Sinisira 9 3,94 3. Ciampi (parteilos) 28.-1.1993-13.1 3994 DC, PSI, PSD1, PL1 Ubergangsregierung 11 3,11 4. Andreotci VII (DC) 13.4.1991-24.1992 DC. PSI, PSDI. PL! Quadripnrtito 10 2,64 5. Rumor IV (DC) 7.7.1973-2.3.1974 DC, PSI, PSDI, PR1 Centro Sinistra 6 2,51 6. Fori an i (DC) 18.10.1980-26.3.1981 DC, PSI, PSDI, PR1 Ubergangsregierung 5 2,26 7. D'Alema (DS) 21.10.1998-18.12.1999 L'Ulivo 9 2,12 8. Fanfani V (DC) 1.12.1982-29.4.1983 DC, PSI, PSDI, PLI Pentapartito (minus PU) 3 1,96 8. Rumor V (DC) 7.7.1973-2.3.1974 DC, PSL PSDI, PR I Centro Sinistra 4 1,96 10. Cossiga II (DC) 4.4.1980-27.9.1980 DC, PSI, PRI Ubergangsregierung 1 1.81 j_i_i_i Quelle: Sleile' 2000, 144 Die Strategie des Vertrauensvorschusses, vor allem die offene Unterstützung der Mitte-Links-Regierungen haben der SVP die gewünschten Erfolge gebracht. In der Regel wurden die SVP-Jn-Stimmen fast immer mit dem Erlass von Durchführungsbestimmungen7 belohnt, enthielt sich die SVP der Stimme, antworteten die italienischen Regierungen in der Regel mit keiner Durchführungsbestimmung (Sleiter 2000, 141). -k -k -k ^ Die DC-Alleinregierung wurde von außen von» MSI DN unterstützt. 7 In dieser Auflistung wird nichts über die Wertung von Qualität und Wichtigkeit der einzelnen Durchführungsbestimmungen ausgesagt. ßn^ßfgye in grodivo. Ljubljora 2001. sl. 38/39 343 Wegen des 1993 eingeführten (modifizierten) Mehlheitswahlsystems ist die SVP erstmals in ihrer Geschichte schon vor den Wahlen ein Wahlbündnis mit dem Mitte-i.inks-Bündnis l'Ulivo eingegangen. Damit hat sich die SVP schon vor den Wahlen eindeutig positioniert, wahrend sie in früheren Jahren immer eine abwartende Haltung eingenommen und der neuen Regierung einen yertrauensvorschuss" gegeben hatte. Setzt man die Dauer der einzelnen Regierungen (in Tagen) mit der Anzahl der erlassenen Durchführungsbestimmungen in Relation, so sehen wir, dass sich unter den ersten zehn Regierungen im wesentlichen Mitte-Links-Koalitionen und Übergangsregierungen befinden. Der Alleinvertretungsanspruch der Südtiroler Interessen in Rom und die erfolgreiche Politik, mit der die SVP (wenn auch nicht allein) die Südtiroler Autonomie verwirklicht hat, vermitteln der Südtiroler Bevölkerung das Gefühl und die Gewissheit, dass die SVP nicht nur die Hüterin der Autonomie ist, sondern dass die SVP auch den. zusätzlichen Ausbau garantiert. Die Meldungen aus Rom auch nach Abschluss des Pakets und nach Abgabe der Streitbeilegungserklärung, mit der der bei der UNO anhängige Konflikt zwischen Österreich und Italien wegen Südtirol beigelegt worden ist (Pallaver 1995), über neue Durchführungsbestimmungen, die über das Paket hinausgehen, bestätigen diese Auffassung. Der Umstand, dass der Staat zusätzliche Kompetenzen an die Autonome Provinz Bozen abgibt, um vornehmlich den Staatshaushalt zu entlasten, schmälert in der Perzeption der Bevölkerung nicht den Eindruck, dass der Erfolg auf die SVP-Politik zurückzuführen sei. Das Vertretungsmonopol mit Rom ist eine weitere Garantie für die Aufrechterhaltung ihrer hegemonialen Stellung und für den Wählerln-nenkonsens. Deshalb versucht die SVP auf allen Gebieten, wo es um die politische Vertretung Südurols nach außen geht, diese ihre Monopolstellung aufrechtzuerhalten. Mit Erfolg. So setzt sich dieses ethnische Vertretungsmonopol im römischen Parlament in den für die Autonomie zentralen Kommissionen fort. Die Neunzehnerkommission (1961-64) erarbeitete im Rahmen von Verhandlungen auf Außenminister- und Expertenebene ein Paket von Maßnahmen, das von der SVP (1969) angenommen, vom italienischen Parlament genehmigt und vom österreichischen Nationalrat zur Kenntnis genommen wurde. In der Neunzehnerkommission waren nur Exponenten der SVP vertreten. Die für die Umsetzung dieser Paket-Maßnahmen eingesetzte Sechser- (für die Provinz Bozen) und Zwölferkommission (für die Region Trentino-Südtirol) weist von deutschsprachiger Seite ebenfalls ausschließlich Vertreter der SVP auf. Dasselbe gilt für die 137er Kommission, die nach Abschluss des Pakets und nach 344 Günlher Pallaver: Die Südliroler Voikspattei Erfolgreiches Modell einer_ Abgabe der Streitbeilegungserklärung (1992) von der italicjiischen Regierung für die weitere Ausgestaltung der Autonomie eingesetzt wurde. Diese Ausschließlichkeit der Beziehungen mit Rom findet ihre Fortsetzung in der Ausschließlichkeit der Beziehungen mit Wien. Das Kontaktkomitee NordSüdtirol, das sich periodisch trifft, um anstehende Südtirolprobleme zu besprechen, setzt sich aus allen im österreichischen Nationalrat und im Tiroler Landtag vertretenen Parteien und Vertretern der SVP zusammen. Regelmäßige offizielle Kontakte zwischen dem österreichischem Bundeskanzler oder Bundespräsident finden ebenfalls fast ausschließlich mit Vertretern der SVP statt (Pallaverl997, ILO). Der Umstand, class informell auch andere Parteien Kontakte mit österreichischen Parteien pflegen, wie etwa Südtirols Freiheitliche mit der FPÖ oder Südtirols Grüne mit den österreichischen und italienischen Grünen, mindert nicht dieses offizielle Vertretungsmonopol der Südtirolerinnen durch die SVP sowohl in Rom als auch in Wien.8 Dieser offiziellen Vertretungscharakter durch die SVP wird auch medial so vermittelt. Diese exklusive Präsenz wird weiters in einer ganzen Reihe anderer Institutionen sichtbar. Dies gilt etwa für die Regionenkammer der EU bis hin zu Minderheitenorganisationen auf europäischer Ebene, allen voran der FUEV, der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen. Tabelle 15: Wahlen zum Europäischen Parlament, Südtiroler Vertreter 1979 - 1999 Jahr 1979 1984 1989 1994 1999 SVP 1 L 1 1 1 PCI/K PI 1 Grüne 1 1 l MSI/AN 1 Quellen: Zusammengestellt aus Daten im Südlirol Hcndbuch (18)1 999 Was der SVP im Verhältnis mit Rom und Wien gelungen ist. ist auf der Ebene des Europäischen Parlaments in den letzten Jahren durchbrochen worden. Bei fünf EU-Direktwahlen war die SVP nur in den beiden ersten Legislaturperioden die einzige Vertreterin Südtirols im EU-Parlament, ab 1989 wurden auch andere deutschsprachige Kandidaten aus Südtirol ins EU-Parlament entsandt. Es handelt sich dabei seit 1989 um Exponenten der Südtiroler Grünen? * * * ^ Lediglich vor Abschluss des Paket, hat der Außenpolitische Ausschnss des Österreich ischen Nation akutes sämtliche im Südtiroler Landtag vertretenen Parteien. MSI ausgenommen, angehört 9 Alexander Langer (1989-1995) und Rein hold Messner (seil 1999). in grodivo. Liub-igna. 2001, s:. 39/39 345 3, VON DER ETHNISCHEN PARTEI ZU EINER INTER-ETHNISCHEN rEGIONAL-PARTEI? Laue Staut ist die SVP die Sainmelpartei der deutsch- und ladinischsprachigen Südtirolerinnen. Sie versteht sich somit eindeutig als ethnische Partei. Dennoch haben schon immer, wenn auch in geringer Anzahl, Italienerinnen die SVP oewählt. Im wesentlichen hat es sich dabei um Trentiner gehandelt, die vor allem im Süd tiroler Unterland, das ans Trentino angrenzt, imd deren Familien zum Großteil noch während der Habsburgermonarchie aus Arbeitsgründen ins benachbarte deutschsprachige Tirol gezogen sind. Ein Teil dieser italienis-ehsprachigen Südtirolerinnen hat seit jeher die SVP gewählt und war zum Teil auch Mitglied der Sammelpartei. In einigen Dörfern des Unterlandes wurden und werden interne, zum Teil auch öffentliche Versammlungen der SVP in italienischer Sprache abgehalten (Neue Südtiroler Tageszeitung, 13-7.2000, 2). Mit dem Zusammenbruch des gesamtstaatlichen Parteiensystems zu Beginn der 90er Jahre -Stichwort tangentopoli - (vgl. Bull/Rhocles 1995) hat sich die politische Situation der Italienerinnen in Südtirol grundlegend geändert. Bis zu diesem Zeitpunkt widerspiegelte die Koalitionsregierung auf Landesebene im wesentlichen die gesamtstaatlichen Bündnisse. Bis 1964 hatte die SVP ausschließlich mit der DC regiert, ab 1964 gab es eine Öffnung in Richtung MitteLinks-Koalition. Seit damals waren die traditionellen Koalitionspartner neben der DC, die in jeder Landesregierung vertreten war, der PSDI oder PSl. Diese drei Parteien haben von 1948 bis zum Abschluss der X. Legislaturperiode (1993) die Landesregierungen gebildet (nur in der Periode 1948-1952 war der PRI in der Landesregierung vertreten). Tabelle 16: Zusammensetzung der Landesregierungen 1948-1998 19481952 19521956 19561960 1960196 i 19641968 19681973 19731978 19781983 19841989 19981993 19931998 19992003 SVP-DC-PRI SVP-DC SVP-DC SVp-De SVP-DC-PSDI SVP-DC SVP-DC-PS1 SVP-DC-PSD1 SVP-DC-PSI SVP-DC SVP-PPI-PDS/AD svp-DS-PPI-Ceniro Grelle: Zuscmrnengesiellt aus Daten im Südüiol-Hondbuch (181IW9 Bei den Landtagswahlen von 1988 hatte der MSI (4 Mandate) erstmals die DC (3 Mandate) als stärkste Partei im Landtag abgelöst. 1993 verlor die DC, bereits unter ihrem geänderten Parteinamen Partito Popolare ein weiteres Mandat, während der MSI seinen Mandatsstand halten konnte. Bei den Landtagswahlen von 1998 manifestierte sich in evidenter Weise die starke Fragmentierung des italienischen Parteiensystems in Südtirol. 346____Günther Pcillavei Die Südiirolei Volkspculgi Irtfoigreiches Modell eingr Tabelle 17: Ergebnisse der Landlagswahlen von 1998 Parteien Stimmen Prozente Sitze SVP 171.820 56.6 21 AN - I Liberali 29.287 9.7 3 Verd i-G r u n e-Ve rc 19-696 6.5 2 Union fitr Südtirol 16.607 5,5 2 Lisia Civica-PI-CCD 11.345 3.7 1 Ladins-DPS 11.028 3,6 1 Gern rosin istra/Mitte Links-Projekt 10.530 3,5 1 Popolari-AA Domani 8.239 2.7 1 Die Freiheitlichen 7.543 2,5 1 Unitalia-Fiainnui Tricolore 5.419 1,8 1 11 centro-UDA 5-340 1,8 1 Rif. Comunista 4.129 1,4 0 Legn Nord 2.606 0,9 0 Quelle. Südüroi Hondbuch [18] 1999, 79 Während Alleanza Nazionale wegen ihrer mangelnden Distanz zum Faschismus in Südtirol weiterhin als „ausgeschlossener Pol" (Ignazi 1989) betrachtet wird und somit für eine Koalition bislang nicht in Frage kam, gingen der SVP ihre traditionellen Koalitionspartner immer mehr verloren. Die ehemalige DC hatte sich nochmals gespalten (Popolari-AltoAdige Domani, orientieren sich am Ulivo, 1 Mandat, II Centro Unione Democratica dell'Alto Adige. orientiert sich am gesamtstaatlichen Centro Democratico Unito, 1 Mandat). Der PSI hatte im Wahlbündnis Centrosinistra / Mitte-Links-Projekt kandidiert (1 Mandat). Um die Stimmen der Italienerinnen in Südtirol bewarben sich bei den Landtagswahlen von 1998 insgesamt 9 Parteien, 7 schafften zumeist mit Restmandaten den Einzug in den Landtag. Die Krise der Parteien auf gesamtstaatlicher Ebene, die wirtschaftliche Krise mit einer hohen Arbeitslosigkeit insbesondere im Süden, die Krise des politischen Personals und die Krise der Identität Italiens führten dazu, dass viele italienischsprachige Südtiroler für Stabilität und Ordnung, wirtschaftliche Prosperität und gesicherte Arbeitsplätze stimmten, alles Werte, die in Südtirol in erster Linie von der SVP verkörpert werden. In einer Umfrage vor den Landtagswahlen hatten 7 % der Italiener Südtirols, das wären 2,7 % der SVP-Stimmen, erklärt, wahrscheinlich die SVP zu wählen. Iiisgesamt 71,8 % aller Befragten sahen in der italienischen Wahlwerbung der SVP ein positives Signal, unter den Italienern waren es 55,8 %, unter den ¡ij2Qrnye in gradivo. Lfubljano. 200 i. st. 38/39 347 deutschsprachigen Südtirolern 79,3 %- Unter den SVP-nahen Wählern kletterte dieser Prozentsatz sogar auf 80,1 %. Weiters erklärten sich 62,3% der italienis-^hsprachigen Wählerinnen mit der Arbeit der Landesregierung zufrieden (Deutsche 78,2 %, Ladiner 68,1 %). 59,7 % der Italienerinnen sahen in der Autonomie Vorteile für alle Sprachgruppen (Deutsche: 83,2 %, Ladiner: 68,3 %) (FF 41/98). Angesichts der Befürchtung, bei den Landtagswahlen von 1998 die absolute Mehrheit zu verlieren (Pircher 2000), hatte die SVP in einem Strategiepapier überlebt, mit einer eigenen, italienischsprachigen Broschüre um die Stimmen der Italienerinnen zu werben (ll Mattino, 26. 8. 1998). Letztlich warb die SVP in einem italienisch verfassten Brief um die Stimmen der Italienerinnen.10 Das Wahlergebnis gab der Strategie der SVP recht. Laut einer Gallup-Umfrage hätten 7.000 italienischsprachige Südtirolerinnen die SVP gewählt, das entspricht fast einem Mandat (Dolomiten, 26. 11. 1998, il Mattino, 27. 11. 1998).*1 Mit der Frage, ob sich die Volkspartei den Italienerinnen öffnen sollte, beschäftigte sich später auch die Parteileitung. Die Diskussion drehte sich von der Mitgliedschaft italienischer Südtirolerlnnen (Dolomiten, 7. 7, 1999), über die Möglichkeit ihrer Kandidatur12 auf der SVP-Liste bis hin zu eigenen italienischen Sektionen in der SVP. Die Befürworter der parteiinternen Einbindung der Italienerinnen kamen vor allem aus jenen Gemeinden mit clem höchsten Italieneranteil (Dolomiten, 8.7.1999). Umgekehrt befürchteten die meisten italienischen Parteien, die SVP wolle mit dieser Öffnung die „totale" Macht im Lande ergreifen, wäre sie wegen der Bestimmungen des Autonomiestatius doch nicht mehr gezwungen, italienische Koalitionspartner zu suchen. Vielmehr könnte sie aus den eigenen Reihen einen italienischen Landesrat vorschlagen (Alto Adige, 9-7.1999) Nachdem Teile der SVP mit dem Argument gegen diese Öffnung opponiert hatten, dadurch würde die ethnische Partei zu einer normalen Regionalpartei umfunktioniert werden (Dolomiten, 9- 7. 1999), wurde die Italiener-Debatte beendet. Geblieben ist die seit jeher bestehende Möglichkeit für Italiener, Mitglied der SVP werden, sofern sie Statut und Programm der Partei akzeptieren. * k -Je Im Brief wandle sich Landeshauptmann Luis Durnwalder mil einer l-rfolgsbilanz seiner Regierungszeil an die Wühlerinnen, 11 Der ehemalige Landesrai für Industrie und Personalwesen, Romano Viola, der 1993 für die Linksdemokraten in den Landlay gewählt worden war. trat spater aus seiner Partei aus, gründete die Bewegung Autonomia Dinamica und rief bei den Landiagswählen auf. die SVP zu wählen (Vgl. Viola 1999)- l's j;ibi Lalle (wie in der Gemeinde Waidbruck), in denen Italiener als Unabhängige auf der SVP-Liste erfolgreich für den Gemeinderat kandidiert haben Vgl. Dolomiten, I i.7.2000, Neue Südiiroler Tageszeitung, 13.7.2000. 3^8__________Gür.'her Pollover Die Südliroler Volksportei Erfolgreiches Modell eiriRr Über Kandidaturen von Italienerinnen auf Genieindeebene sollten die jeweiligen Ortsausschüsse der SVP entscheiden (Dolomiten, 13.7.1999). Dass die SVP und ihre Wahlerinnen inzwischen auch über den ethnischen Graben springen können, haben die Parlamentsvvahlen von 2001 unter Beweis gesellt. In jenen Einer Wahlkreisen, in denen die SVP wegen der mehrheitlichen Präsenz der italienischen Bevölkerung ihre Kandidaten nicht aus eigener Kraft zum Siege verhelfen konnten, ist die Sammelpartei mit dem Mitte-LinksWahlkartell l'Ulivo ein Bündnis eingegangen. Im Senatswahlkreis 1 verhalfen die Stimmen cler Italienerinnen dem deutschsprachigen Kandidaten des Bündnisses SVP-riJlivo zum Sieg, im Kammerwahlkreis 1 verhalfen die deutschsprachigen Stimmen dem italienischsprachigen SVP-l'Ulivo Kandidaten zum Sieg. An dieser Strategie scheiterten die Mitte-Rechts-Kandidat Innen auch in den mehrheitlich von Italienerinnen bewohnten Wahlkreisen. 4. DIE SVP, EINE AUTO NO MISTISCHE PARTEI IM WANDEL Ethnoregionale Parteien spielen in fast allen westeuropäischen Ländern eine nicht unbedeutende Rolle und sind nach den von Sartori (1976, 121-123) entwickelten Standards für die jeweiligen Parteiensysteme durchaus relevant. Seit den 80er Jahren ist ihre politische Bedeutung sogar noch gestiegen (Türsan 1998, 2). In ihrem Buch „Regionalist Parties in Western Europe" (1998) haben Lieven De Winter und Hari Türsan eine Typologie ethnoregionaler Parteien entwickelt, wobei sie von zwei zentralen Rahmenbedingungen ausgehen, nämlich von einem subnationalen Randgebiet und einer exklusiven (ethnischen) Gruppenidentität (ebda, 5). In Anlehnung an Horowitz sprechen die beiden Autoren von einer ethnischen Partei, wenn diese von einer ethnischen Gruppe getragen wird und sich diese für die Interessen ihrer Ethnie einsetzt (ebda, 6). Schon bei diesem ersten Punkt schert die SVP aus dem Definitionsschema aus, da die SVP nicht nur von einer (deutschen), sondern auch noch von einer zweiten (Jadinischen) Volksgruppe getragen wird. Außerdem weist die Untersuchung von Tommaso Sleiter über clie SVP im römischen Parlament darauf hin, dass sich die SVP seit jeher nicht nur für rein ethnische Anliegen einsetzt und eingesetzt hat, sondern auch für regionale (im Sinne von Landesanliegen), die allen Sprachgruppen, also auch den Italienerinnen in Südtirol, zugute kommen. Sleiter weist schließlich darauf hin, dass die von der SVP vorgebrachten ethnischen Anliegen im Vergleich zu den Landesanliegen seit Abschluss des SüdtirolPakets (1992) ganz stark abgenommen haben (Sleiter 2000, 145). In diesem Sinne kann die SVP vorerst einmal eindeutig als ethnoregionale Partei mit der in grgdivo. [jublicno 2001. 51. 38/39 349 Besonderheit eingestuft werden, dass sie zwei Sprachminderheiten vertritt. Wenn man somit unter ethnoregionalen Parteien eine territoriale Bewegung in einem staatlichen Randgebiet versteht, die sich auf die Ethnie stützt und bestrebt ist, die Beziehungen zum Staat zu verändern, so stoßen wir auf die Forderung nach Selbstregierung und Selbstverwaltung. Davon ausgehend hat De Winter innerhalb ethnoregionaler Parteien drei Parteitypen herausgefiltert. Es handelt sich dabei um „Protektionistische Parteien", um „Autonomistische Parteien" und um „National-Föderalistische Parteien" (De Winter 1998, 205). Protektion ist ische Parteien vertreten ein Bevölkerungssegment mit einheitlichem Charakter, der sich etwa in der gemeinsamen Sprache ausdrückt. Diese Parteien fordern Maßnahmen zum Schutz und zur Weiterentwicklung der kulturellen Identität der von ihnen vertretenen Bevölkerung innerhalb des bestehenden Staatssystems. Dieser Anspruch beinhaltet in der Regel die Anerkennung der regionalen Sprache als offizielle Sprache der Region, obgleich manche dieser Parteien auch den Status der Zweisprachigkeit ihrer Region akzeptieren. Sämtliche Forderungen protektionistischer Parteien zielen darauf ab, die auf der Sprache beruhende soziale Diskriminierung zu stoppen und zu beseitigen. De Winter zählt zu dieser Kategorie den Front Democratique des Francophones (PDF) vor den 70er Jahren, die Lega clei Ticinesi und die Suenska Folkspartiet (SPP). Autonomistische Parteien akzeptieren nach De Winter eine Machtteilung ihrer Region und dem Zentralstaat unter der Voraussetzung, dass sie anders als andere territoriale Körperschaften innerhalb des Staates behandelt werden. Diese Parteien können nicht als föderalistisch angesehen werden, zumal sie Forderungen nach Autonomie nur für die eigene Region stellen. Ein eigenes Abkommen mit dem Staat soll eine entsprechend gut ausgestattete Autonomie garantieren, während eine Reihe von Kompetenzen dem Staat überlassen werden, darunter die Außen-, Verteidigungs- und Währungspolitik. Zu dieser Kategorie wird die Südliroler Volkspartei (SVP) gezählt, die Union Valdotaine (UV), der Partito Sardo cl'Azione (PSd'A) vor 1979 und im weiteren Sinne auch die Conuergcncia Democrdtica de Catahtnya (CDC) sowie der Partido Nacionalista Vasco (PNV). Diese beiden letzteren Parteien schließen die Unabhängigkeit als Option nicht aus, derzeit ist ihre Politik aber auf die Maximierung der Autonomie ausgerichtet. National-Föderalistische Parteien wollen durch den Umbau und durch die Reorg anisation des Einheitsstaates in einen föderalistischen Staat zu einer ausgedehnten Selbstverwaltung kommen. Diese Forderung ist radikaler als jene der Autonomisten, da allen Regionen die neuen Machtbefugnisse übertragen werden sollen. Als exemplarisches Beispiel werden in dieser Kategorie die drei ethnore- 350 Günlhei Pallover: Die Südtiroler Volkspartei Erfolgreiches Modell ein^f gionalen Parteien Belgiens, aber nur bis zu Ende der 80er Jahre, sowie die Lega Nord (IN) vor 1995 genannt. Alle in diese drei Typologien fallenden Parteien fordern keine staatliche Unabhängigkeit, sondern mehr Selbstverwaltung. Allen gemeinsam ist ihnen die Forderung nach einem „Europa der Regionen" (Pintarjts 1996). Im Gegensatz zu diesen drei Kategorien cthnoregionaler Parteien mit Zielrichtung auf mehr Selbstverwaltung stehen jene, ebenfalls ethnoregionalen Parteien, die für ihre staatliche Unabhängigkeit kämpfen. Diese unterteilen sich in Unabhängigkeitsbewegungen und irredentistische Parteien. Die Unabhängigekeitsparteien fordern volle politische Unabhängigkeit für ihre Region, mitunter im Rahmen eines ..Europa der Regionen". Dazu werden unter anderem die Volksu nie gezählt, die Leget Norcl. Esquerra Repubblicana de Catahtnya, Eusko Alkartasuna und der Partilo Sank) d'Azione nach 1979- Einige Parteien setzen dafür auch Gewalt und Terror ein. Dazu zählen etwa die Partei hlerri Batasnna und einige Parteien auf Korsika, die in Verbindung mit Untergrundbewegungen stehen. Irredentistische Parteien fordern die Annexion ihrer Region an einen anderen Staat mit ähnlicher kultureller Identität. Diese Option steht lediglich jenen Minderheiten offen, die in einem Grenzgebiet leben und mit dem Nachbarstaat geschichtlich verbunden sind. Dazu weiden Sinn Fein gezählt sowie die Social Democratic and Labor Party. Für eine kurze Periode wird dazu auch die 5 Wund die Union Valdotaine gezählt sowie die Volksunie zwischen den beiden Weltkriegen in den Niederlanden. Charakteristisch für all diese ethnoregionalen Parteien ist der Hinweis, dass diese im Laufe ihrer Geschichte immer wieder ihre politischen Positionen geändert haben. In dieser Hinsicht kann für die SVP eine Periodisierung ihrer jeweiligen ethnoregionalen Positionierung vorgenommen werden. Die Periode zwischen ihrer Gründung im Mai 1945 und bis zum Abschluss des Pariser Abkommens (im September 1946) (Steininger 1987) kann die SVP als irredentistische Partei bezeichnet werden, die mit der Forderung nach Selbstbestimmung den Anschluss an Österreich zu verwirklichen suchte. Mit Abschluss des Pariser Abkommens hat die SVP, wenn auch nicht formell, so doch de facto auf die Ausübung des Selbstbestimmungsrechts verzichtet. In einer langen Periode von 1947 bis 1992, also bis zur Verwirklichung des II. Autonomiestatuts von 1972 und der Abgabe der Streitbeilegungserklärung vor der UNO (Pallaver 1995) kann die SVP als autonomistische Partei bezeichnet werden. Primäres Ziel der SVP war die Verwirklichung einer substantiellen Autonomie zugunsten des Schutzes der deutsch- und ladinischsprachigen gn7prove in qfodivo. L.'jbljono 2001 it. 36/39 351 [Bevölkerung Südtirols. Der Umstand, dass Minderheiten in der SVP auch immer wieder die Forderung nach Selbstbestimmung stellten und class es in den 60er |ahren zu Terroranschlagen gekommen war (Baumgartner/Mayi/Mumelter 1992), um einen Anschluss an Österreich zu erreichen, ändert nichts an der grundsätzlichen Haltung der SVP, die nach 1946 offiziell nie mehr den Weg der Autonomieverhandlungen verlassen hat. Mit der endgültigen Verwirklichung des II. Autonomiestatuts hat sich die SVP von einer rein autonom istischen zu einer Partei entwickelt, die national-föderalistische und indipendistische Tendenzen aufweist. Die Vorlage eines eigenen Gesetzesentwurfes (Zeller. Brugger 1996) im Jahre 1996 zur Föderalisierung Italiens sowie die aktive Teilnahme der SVP an der Umgestaltung Italiens von einem Zentralstaat in einen föcleralisierten Staat seit Mitte der 90er Jahre weist auf diese Entwicklung hin. Zeitgleich verfolgte die SVP als politisches Ziel die Bildung einer „Europaregion. Tirol", die mit einem eigenen Statut ausgestattet, sich zwischen den Nationalstaat Italien und die Europaische Union schieben sollte (Nick/Pallaver 1998, Pal laver 2000). Die SVP befindet sich heute in einem Transformationsprozess. Neben der Entwicklung hin zu einer national-föderalistischen Partei mit leicht inclipenc!istischen Tendenzen im Rahmen eines Europa der Regionen weist die Debatte über die Aufnahme von italienischsprachigen Südtirolerinnen in die SVP auf eine potentielle Entwicklung weg von einer ausschließlich ethnischen zu einer mehr regionalen, also im wesentlichen territorialen Partei hin, wenngleich mit einem starken, jederzeit abberufbaren ethnischen Substrat. Als Vorbild könnte in dieser Hinsicht die bayerische CSU dienen. Unter allen ethnoregionalen Parteien der drei ersten Kategorien (protektionist ische, autonomistische, national-föderalistische Parteien) weist die SVP aber eine Besonderheit auf, die sie von den anderen politischen Bewegungen unterscheidet. Während andere ethnoregionale Parteien bereit sind, auf zentralstaatlicher Ebene Regierungsverantwortung zu übernehmen, wie etwa die Svenska Folkspartiet oder die Union Valdotaine, hat die SVP trotz mehrmaliger Angebote eine Regierungsbeteiligung in Rom aus grundsätzlichen Überlegungen immer abgelehnt. Eine offizielle Regierungsbeteiligung würde laut SVP bedeuten, die staatsrechtlichen Vorbehalte gegenüber Italien zu beseitigen. 352 Günther Pclbver: Die Südlitoler Volksportei Erfolgreiches Modell einei LITERATUR Abteilung Arbeit-Amt für Ar beitsmarkt-Beobach Lungsstelle für den Arbeitsmarkt 0998) (Hg.): Der Südtiroler Arbeitsmarkt. Schaubilder 1998, Bozen Angerer, Oswald (2000): Die Freiheitlichen - Südtirols. 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