„/nihtN, W«l>lsta«d, Alldiig str All». Str.»«. tV. Z««i t««8. VII. Jahrgang Vit Marburger Zeitnna" erschtln» jede» Sonntag, Mittwoch und Freitaq. Preise — fkr Marburg: ganzjährig 6fl., halbjährig Sfl.. vierteljährig Ist. bokr; farSustellung tnß Haut monatlich 10 tr. — mitPostversendnng: ganzjährig 3 fl., halbjähriq 4 fl., vierteljährig 3 fl. Die ein Mal gespaltene Varmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, beizwelmallger mit lö, bei dreimaliger mit '^0 tr. berechnet, wozu für jedeSmallge Einschaltung 80 kr. Inseraten-Stempelgebiibr kommen. Zur Geschichte des Ta,^e6. In der 12Ü. Sitzung hat das Abgeordnetenhaus die Negierung aulgefordert, ^ur Deckung drs im Jahre 18L8 sich ergebendtn Defizit» im We,le der Besten,rung die g eigneten Vorlagen ungesäumt dem Haust zu unterbreiten." Dieser Aufforderung entsprechend brachte die Regierung einen Gesetzentwurf zur versaffungsmähigen Behandlung, tvonach die Grundsteuer um V.» die Hausklassensteuer um V4. die Erwerb- und Einkommensteuer um 7^ der ursprünglichen ordentlichen.Gebühr erlzöht werden soll, ivährend die Hauszinssteuer unverändert bliebe! Die unmittel' baren Steuern würden dadurch um 8.429.260 fl. erhöht. Der Ausschuß empfiehlt dem Hause die Anaahme dieser Erhöhung, als eine vorüber, gehende, auf das Jahr 1868 beschränkte Maßregel, als eine nothwendige Folge der von dem Hause bereits gefaßten Beschlüsse, wonach der noch nicht bedeckte Abgang dieses Jahres im Wege der Besteuerung hereingebracht werden soll. . Im Plane der Hohenzoller. welchem das rusiische Kabinet seine Zustimmung gegeben, liegt es bekanntlich, den gürstei» Karl von R u-MAnien auch zum serbischen Fürsten zu machen und wird dieser Ge-danke seit dem Btkanntwerden des TodeS des Fürsten Michael in allen preubischen Blättern mit sichtlichem Behagen erörtert. 3n Betreff des Fürsten Karl dmfte sich nunmehr bald erfüllen, was ihm alle Kenner rumänischer Zustande für den galt, daß er sich von der Partei Bratiano irennt — und daS ist jetzt dmch den Sturz des Ministeriums grschehen — längst in Ausficht ^eM haben. Die Bratianos haben den Hohenzoller ins Land gerufen unter der Bedingung, daß fie mit ihm und durch ihn regiere«: Es ist 2»«« ganz lvohl möglich, daß die Lage dcS Fürsten Kail in B«karefi. wenn die VratianoS gegen ihn Kehrt mache» sollten, sehr bald sich äußerst schwierig gestaltet und daß er. der berufen zu sein schien, den rumänischen und serbischen Stuhl einzunehmen, demnächst zwischeii beiden aus die Erde zu fitzen kommt. Die Nachrichten ans Belgrad melden es als eine erwie-sene Thatsache. daß Michael III. von Serbien aus Anstiften von Alexander Karageorgievich ermordet worden. Neue Berhastungen haben staltgefunden und wnrden zlvei ehemalige Senatoren und ein Verwandter von Karageor-gikvich festl,enommen. welche an der Verschwörung bethelligt sein sollen. Ist dies wirklich der Fall, dann allerdings hat Karageorgievich. wie der Bidovdan sagt, wenig Aussicht auf den Thron von Serbien, denn die Stimmung des Volkes wendet sich entsetzt von ihtn ab. Wohin übrigens Karageorglevich ßch gewendet, weiß man nicht. Wagt er sich nach Serbien, so kann eS ihm schlecht ergehen. Sollte er aber von österreichischem Gebiete aus versuchen, seine Ansprüche in Serbien zur Geltung zu bringen, so wird man ihn wohl unschädlich zu machen wissen. Stach den einlaufenden Telegrammen zu urtheilen. spricht sich die Stimmung in Serbien für Milan Obrenovich aus. doch sind diese Nachrichten mit Vorstcht aufzu« nehmen. Jede Stunde kann die Nachricht von einem Prätendentenputsche eintreffen, und bevor Milan nicht in aller Form zum Fürsten ausgerufen ist. kann noch immer ein Umschlag erfolgen. GemewdeversamMuUg ««d Fortschritt. Marburg, 16. Juni. Die Versammlungen aller StimmberechtigtlN in der Gemeinde, wel« chen nach unserem Vorschlage der Ausschuß vor der Beschlußfaffuug alle Fragen von einiger Bedeutung vorlegen soll, um die öffentliche Meinung kennen zu lernen und danach zu handeln — diese Versammlungen bieten so überiviegende Bortheile, daß kein Freund eines regen Gemeindelebens und Dessen, was damit zusatnmenhängt. gegen unseren Antrag fich er-klaren dürfte. Die Einladung zu einer solchen Versammlung muß längere Zeit, »venigstens acht Tage vor der Abhaltung ergehen, damit im geselligen Verkehr, im politischen Vereine, in der Presse, in Botversammlungen die Frage, welche der Lösung harrt, besprochen, eine richtige, feste Ueber» zeugung gebildet lverden kann unv die Berufenen klaren Blickes die Sache betrachten, reiflich erwägen, uach bestem Wissen und Gewisie« ihre Sttmme abgeben. Die Krflersbraut von ZIeunkirchen. v«» 0. Mtler. (ü. Fortsetzung.) Aufgewachsen in einer fast unbeschränkten Freiheit, unter den Ein« drücken einer zwar raulien. aber doch an wilden und eigenthümlicheu Schönheiten reichen Gebirgswelt. hatte die WilddiebStochter jenen frischen, ver. wegenen Sinn ^bekommen, der vor keiner Gefahr, keinem Hindern iß zurückschreckte. wenn sie den steilen Fels erkletterte, der noch ütier die Wipfel der höchsten Bäume hinausragte, oder wenn sie die tiese pfadlose Wald-schlucht hinabklomm, in tvelcher unten das unsichtbare Bergwasser rauschte und die scheue Wasseramsel sich ihr Nest baute. Wo eS am Wildesten und Einsamsten war, da ivaren ihre Lieblingsplätze, da kannte sie jcdrn Baum, jeden Strauch, jede Höhle und fühlte sich frei und glücklich, wäh-rend sie wie ein scheuer Fremdling unter den Menschen lebte, mit denen kein andkres Band sich verknüpfte, als das gemeinsame Loos eineS unbe» kannten dunklen Daseins voll Noth und Sorge, a'.s der gewohnte tägliche Anblick von beiden. Aber ungeachtet ihrer Absonderung von den Dorfbewohnern besaß sie doch ein merkwürdiges Verstandniß für die Menschen ihrer Umgebung, kannte genau den Charakter uud die GemüthSart eines Jeden, und überraschte oft selbst alte und erfahrene Leute durch die Sicherl,cit threS Ur-theils über Dinge und Verhältnisse des Lebens, die sonst der Sphäre eines jungen DorsmadchenS serne bleiben; alS tvenn gerade ihr häufiges Alleinsein in der wilden Nalur ihrer Heimat ihre Sinne auch für die Erscheinungen und Eindrücke des Menschenlebens geschärst hätte, so daß lhr nur selten die geheimen Tri'bsedern drS Eii,cnnutzeS. oder die versteckten Schleichtvege deS LastcrS. oder die Absichten der Heuchelei und Berftellung verborgen blieben, auch wenn'S Einer oder Eine noch so schlau und listig angelegt zu haben glaubte. Wir sahen bereits, wie sehr sie vor Begierde brannte, endlich auch über den jungen Förster Willbald und dessen Gesinnung gegen sie ins Klare zu kommen, und wie lebhast fie bereute, die gute Gelegenheit dazu am heutigen Morgen im stillen Walde versäumt zu haben. — Zu-letzt, als der Abend herandämmerte und der alte Schäfer Konrad bei der kranken Mutter im Halbdunkeln Stübchen saß, konnte sie der Neugierde nicht länger ividerstehen, nachzusehen, tvas aus ihrem im Walde zurückgelaffenen T'tch und der Last Laubstreu geworden sein möge. l^nbemerkt von den beiden Alten ging sie daher unter dem Abend-geläute. lvie um Waffer zu holen, mit ihrem irdenen Kruge durch'S Dorf, wobei sie an der Försterwohnung ansmerksam nach jedem Fenster hinaufspähte. ob er wohi schobt daheim sei. Aber statt deS blonden Kopfes mit dem stattlichen Bollbart sah sie nur die alte Försterin !N der wohlbekannten weißen Leinwandhaube mit den großen graumelirten Draht-locken aus den Schläsen, und auch Jene tvurde beim ersten Blick ihrer ansichtig, stutzte einen Moment und ivinkte ihr dann hastig hereinzukommen. zum nicht geringen Erstaunen de« Mädchens. daS erste Mal in ihrem Leben, daß Frau Kathel überhaupt Notiz von ihr nahm! Sei es. daß Marilene erst jetzt lvieder an DaS dachte, lvas die Förstelin möglichertveise gegen sie aiif dein Herzen haben könne, sei eS. daß ihr ihre heutige Begegnung mit dem Sotin der feindlichen Frau einfiel; daS sonst so kecke Mädchen erblaßte nnd ließ vor Schreck den Krug fallen, der klirrend auf t^ein Pflaster zerbrach. Zitternd bückte sie sich, um die Scherben aufzulesen und damit Zeit zu gewinnen, als fie llch plötzlich an» Arme ergriffen Hhlte und brim Attfblicken die alte Winkelmättnin erkannte, tvelche kreideblelch im ganzen Gesicht vor ihr stand nnd mit wuthbebendec Stimme sa^ite: „Gleich kommst Du mit in s HauS hercin. ivir haben ein Wort miteinander zu reden, aber sachte, daß Dich der Herr Försier nicht hört. Du weißt, der versteht keinen Spaß!" Ohne der Bestürzten Zeit zu einer Antwort zu lassen, zog sie sie hastig in die Hausflur und in daS der Wohnstube gegenülierliegende kleine Zimruer, deslen Thüre sie hinter sich verschloß, als wenn fie Gott weiß welche schlimme Absicht im Schilde führe. „Gelt. Du kannst mir nicht ehrlich in'S Gesicht sehen, katholisch Rabenaas I" schrie die zornige Frau, und klitsch! klatsch! empfitw Ma-iilrne zwei so heftige Backenftreiche. dliß ihr im Augenblick beide Wangen rolh auliesen und sie vor Schmerz laut alisjammerte. „Aus der Stelle gestehst Du ein. wer die Disteln mir zur Schand und Spott heut Nacht Um eine «ögllchst zahlreite Theilnahme an Bersammlungen dieser Art zu erziel««, dürfen dieselben nicht an Geschäftstagen abgehalten wkr-den. mindestens nilbt während dkr Geschäfttstundcn: die geeignetste gcit sind darum die Sonntage und FeitNage Vormittags nach dem Gottes-dieaste. die Abende der Werktage, zumal deS letzten Wochentags». Der Wille der Bkrechtigten, in solchen Bersammlungen tunv gethan und vom Oemeindeausschufse nach Gebühr s^eachtet, hc>t zur ftolge, daß die Beschlüsse de» letzteren leichter gefaßt, schneller vollzogen werden. Gc-meindeausschuß und Äemeindkamt erringln dadurch den Widcrspänstigen gegenüber einrn festeren Boden; die Antwort: „Wir haben dem Willen der Bevölkerung gemäß entschieden — tvir vollstrecken nur den Willen, der sich in öffentlicher Gemeindeversammlung frei und ziveifellos g<äußert" — diese Atttwort deckt jrden Vertreter, jeden B amten, entwaffnet jedrn Gegner. b,schwichtitit die U^ufrj.denen ; sein Ende nimmt der Widerstreit der Meinungen und Interessen, welcher jetzt den GemeindeauSschuß und die Mehrheit der Wähler entzivcit. Das parlamentarische Leben gewin'tt durch die Berathnng in solchen BersammlungkN: die natürliche Anlage zur Veredsamkeit wird sich entwickeln, die Siedtsertigkeit in geselliger und ges^l^aftlicher Beziehung Vortheil brint^en. Die Geineindeversammlung tvrckt den Äeineingeist. nälirt nnd stärkt denselben, damit er auch auf den übrigen Gebieten des öffentlichen Leben» sich zu bethätij^en vermag. Die Gemeinde, als die unterste Gliederung des StatUswcsens. muß eben darum die unerschütterliche Grundlage iein sür den Ausbau des-selben ^ die Gemeinde wird es auch sein im vollster; Maße, wenn ihre Mitglieder, vom Betvußtsein dieser Ausgabe ersüllt. zusammenstehen, zu-sammenstreben — und gedeihlicher kann dies »vohl nicht gesthehen. als auf dem Wege, den wir als den rechten bezeichnet. Die öffentliche Mei« nuug tvird dann eine Macht sein vorerst in der Gemeinde ; hat sie sich hier befestigt, dann wird sie eine Macht werde» in Bezirk. Land und Neich und diese Macht wird der Freiheit, der Bildung dem wilthscht>st' lichen Interesse Aller dienen. Lemischte Nachrichten. (Di« Strickma > ch > n».) Die n»«t W«It, die «n« bereiti die Nähmaschine erfand, »lereitet, ein neue» Geschenk sür unS Vor in Gestalt der Strickmaschine. Bi< jetzt hat Min nur solche Strickmaschinen gekannt, welche ein ganz gleichmäßig röhrensörmiges Gewebe zu liefern vermochten. Die neue amerikanische Strickmaschine von Lambs dagegen ist nicht rund, sondern langgestreckt und arbeitet aus beiden Seiten. Bri der vollen Breite enthält sie aus einer Seite fünfzig Nadeln; aus beiden Seiten zusammen tonnen allo durch jede Kurbelumdrehung 100 Schlingen g.macht werden. Rechnet man auf jede Kurbelumdrehung line Sekunde, so ergibt dies sür eine Minute S000 Schlingen. Dadurch wird es begreiflich, daß man mit dieser Maschine an einem Tage 36 Paar Strümpse anfertigen kann, hin-gegen die Handftrickerin. tvenn sie noch jo fleißig und noch so geübt ist. täglich nicht zwei Paare fertig bringt. Außerliem kunn man je nach Bedarf sest oder lockt? stricken. Die Maschine nimmt ivenig Raum ein und ivird an den Tisch angeschraubt. Man kann mit der Maschine abnehmen und »unthmen. de« Keil, die Ferse, daS Bein, den Rand d.s Strutnpscs machen, «benso loffeu sich gerippte, wolkige und durchbiochenc Gewebe jeder Art mit der Maschine herstellen und aus diese Weise Shawl». Decken. Besetze, Kinderkleider. Handschuhe und Andere» mit Leichtigkltt ansertigen. Wüijrend des letzten Breslau« MaschinenmarkteS arbeitete die Maschine eine Menge an den Thorbogen gehängt hat, sonst laff' ich Dich noch lieut Abend vom Büttel in dcn Lichtenberger Thurm tversen. bis Du die Wahrheit bekennst, wer» war. Du oder Dcine gottlose Mutter!" „Und wenn Sie mich todtschießt. wie Ihr grausamer Mann meinen unglücklichen Bater. den Gesallen thu' ich Ihr nimmermehr!" rief Ma« rilene mit dem ganzen wilden Trotz ihres wiederkehrenden Mnthes. „Ha! dort hängt ja das Mordinftrument von Anno fünfundslebzig an der Wand! — Lang' Sie's doch herunter, grau görfterin, und leg' Sie'S auf mich an! — In diesem Hause ist ein Mord so gut wie keiner und zwei sind so gut wie ejtterl Die Disteln wachsen Ihr derentwegen doch immer tiefer in'S Fleisch, und kein Hochzeitsjubel, kein Geigen» und Flö-tenklang übertönt das Sterbegeseu^e unschuldig Geinordeter!" „Schweig', oder ich ertvürg' Dich mit diesen meinen Händen. TeuselS« sratze!" ries Frau Kathel ztvlschen Wuth und Staunen über diese unerhört kühne Sprache eines siebzehnjährigen Mädchen», da» in Elend Utld Verwahrlosung rmter ihren Augen ausgetvachsen »var und ihr doch jetzt in einer Weise imponirte. daß ihr ein eiskalter Schreck durch alle Glieder fuhr, als tvknn tin Rachecherub in Lumpen gehüllt vor ibr stünde, der sie mit seiner AorneSschönheit zermalmen »volle. — ..Schweig' und bekenn !" stammelte sie. ohne aus dcn Widerspruch in diesem Befehle zu achten, und dabei hing ihr Blick tvie fesigezaubert an dem räthselhasten Geschöpf, das ihr mit einmal so ganz anders erschien, wie früher. „Du baft's gethan. Marilene, sag» offen heraus und ich will Dir vergeben. Ich weiß. Deine Mutter siilnt seit Jahren Nichts als Tücke und Bosheit gegen uns. und sie hat Dich angesteckt mit ihrer Rachjucht, daß Du die abschtil-llche That ausführtest, gelt, ich Habs errathen, Marilene?" „Was kann ich dasür. daß mein Bater NachtS in blutiger Gestalt umgeht und seinen Mörder schreckt!" entgegnete die WilddiebStochter mit eherner Stirne. und heftete dabei den triumphirenden Blick mit einer unaussprechlichen Bqsheit^auf die zitternde Matrone. „Er Hat'S gethan. ich wollt's Ihr schwöl?n, Frau Försierin. tveil's im Odenivald nun gar keine Gerechligkeit mehr giÜ, da der Amtmann ja gestern Ihr Schivieger-fohn worden ist ! Da hat er Dem gewiß zum Hochzeitgebinde den Distel-stranß an s Thor gehangen." Bei diesen Worten verlor Fron Kathel ihre letzte Fassung. Denn derartiger Gegenstände zu großer Freude und Bewunderung der Damen, welche in der Regel dicht gedrängt um diese unscheinbare Maschine standen und dkn reichsten Beifall spendeten. Die LambS'sche Strickmaschine kostet 120 fl Silber, bei Barbezahlung 112'/- st (Frankfurt a/M.) zählt 17 öffentliche Schulen, 3 Schulen sür milde Zwecke. 2 Kunstschulen. 7 Erziehungsanstalten für Knaben, IS für Mädchen, ü BeausstchtigungSanstalten für noch nicht schulpflichtige Kinvrr. 52 Mill'e Stiftnngc». 8 religiösr Bereine. IS wiffensch.istliche. 2 politische. 3S Gesang, und Kunftvercinc. 19 Vereine zu finanziellen Zivecken. 31 ge-sellige Bereine. 6 Freimaurerlogen. (Erziehung der Waisen.) Unter den BerhaudlungS «Gegen, ständen des Deutschen LehrertageS w.,r die Frage, ob es vortheilhaster sei. die Waisen in Familien oder in eigeiten Waisenhäusern zu erziehen, un-streitig eine der anziehendsten, gast allgemein sprach man sich gegen die Kasernirung in Waisenhäusern aus und bezeichnete die Erziehung der Waisen in anständigen Familien als das Entsprechendste, iusbesondkre sür Mädchen. Auch der schädigende Einfluß der UnisolMicung der Waisenkinder «vnrde hervorgehoben, und. sprach sich der Deutsche Lchrertag in einer Resolution gegen eine solche „Auszeichnung" in der Kleidung der Waisen» kinder und für die Erziehung derselben in Familien, insbesondere auch durch Landschullehrer aus. Nur in Großstädten will man die Waisenhäuser als nothwendiges Uebel gelten lassen. (Ge gen di e Koupon stc uer) Dle Eingabe der Frankfurter Handelskammer, die in Wien vor den Beschlüssen de» Abgeordneteahat^s eingetroffen, liegt imn vor! Sie ist sehr umständlich in der Betveisführung. die Kouponsteuer sei keine Steuer, sondern eine Zittsherabsetzung. Die charakteristische Stelle in dem Schriftstücke lautet: „Der DarlehenSvertrag zwischen dem Staate und seinen ausländischen Gläubigern ist eben lediglich ein eivilrechtlicher. So lange der Staat sich nicht zahlungsunfähig erklärt, hat er die Rechtstvohlthat der Beibehaltung des nothwendigen Unterhaltes. Art. 13S4 des österreichischen allgrmeinen bürgerlichen Gesetzbuches nicht. Und wie sollte der Staat einen solchen Abzug in Anspruch nehmen wollen in geitläusten. wo er jeden Angeni^lick sich in die Lrge denken kann und muß. von neuem zu borgen, den öffentlichen Kredit auf den europäifchen Börsenplätzen wiederholt anzurnscn ? Das öffentliche Recht verwirst gänzlich eine solche Besteuerung de» Au»ländtrs seitens de» ihm schuldenden Staates. Die Abgabe auf RückzahlungSsummen. Obltgations'öose'Gewiuue und Zinsabschnitte verletzt den völkerrechtlichen Grundsatz, daß der Staat nur seine Staatsangehörigen nnd wol)l auch die zeUiveise durch Aufenthalt oder Grundbesitz im Lande ihm untertvorfcnen Personen besteuern kann und darf, nicht aber seine ausländischen Gläubiger — daß er Steuern heischen kann von denen, welchen er nützt und welche er beschützt, nicht aber von denen, ivelchen er bloS schuldet. Bezahlt ja der Ausländer schon in setner Heimat, und zwar da pfllchtverbunden. die Steuer von seinem Entkommen auS Kapitalrente jeder Art. Möchte uns der Schmerz erspart werden, durch daS Andringen bedrohter oder dereinst gar geschädigter In. teressenten die internationalen Fürsprachen und Berivendungen in Anspruch nehmen zu müssen." ' (Aberglaube.) Auf die massenhaften Schneefälle, mit »velchen da» Frühjahr in Westgalizien debutirte. und die so anhaltende Kälte der ersten grülllingsz«it ist nunmehr seit einigen Wochen eine so sengende Hitze gefolgt, daß der steinharte Boden die Landleute an jeder Feldarbeit hindert und Jedermann verztveifelnd auf einen Regen wartet. Inzwischen haben die Bauern von Sucha glücklich den Urheber dieser Dürre entdeckt, und wenn eS dem Pfarrer oder der Gensdarmerie nicht gelingt, den Leutchen rechtzeitig etwas Vernunft betzubringen. so kann es kaum fehlen, daß entweder hatte sie eine ausgelernte Heuchlerin vor sich, die sogar das Gespenst des unglücklichen VaterS. wie es manche abergläubische Menschen ehemals gesehen haben »vollten, au» dem Grabe heraufbeschwor, um ihm ihre Frevelthat aufzubürden; oder es sprach auS dies-m rosigen Kinder-munde eine so wohlüberlegte Rache und Arglist, daß ivcr gutherzigen Frau Mit dem schlichten Gemüthe vor solcher HeczenSvertvilderuug noch mehr graute, als wcnn ihr daS Gespenst deS erschossenen Wilddieb» nächtlicher-weile im TrattM erschienen wäre. — In diesem Augenblicke tvußte sie's. daß eine neue Margold vor ihr stehe, eine andere, noch schrecklichere Mahnerin an die alte Unglücksthat des Försters, als die Mutter j< sür sie gelvesen; und dieser Gedanke übertvälligte daS Gefühl der treuen Gattin und srommen Christin in cinem Grade, daß sie. sich selbst und MarilenenS Gegenwart ganz vergessettd. in die Worte ausbrach: „Gott im Himmel, tvann wirst Du endlich ein Einsehen haben und diese Teufelsbrut von Deinem Erdboden vertilgen! Wo die Alte aufhört, sängt die Junge an. mich zu peinigen, und deS Drangsals um so eines elenden Menschen wird gar kein Ende! — Ei. so »vollt' ich. Euer Papst spräch' ihn heilig und machte eilten Märtyrer aus ihm. daß er endlich Ruhe kriegte und mir tnein bischen LebenSsiiedttt nicht immerfort störte! — Die Schwerenoth auf Dich und Deille gottlose Mutter! — Was habt Ihr katholisch Bettklgestndel eigentlich in diesem gullutherischen Ort zu schaffen? Wenn ich nun dem Kurt Henrich von Lützelbach den Ge-fallen thist' und thm. wie er mir schon srit Iahren anliegt, den Pfand-schein auf Eure baufällige Hütte abnähm'. he. wo bliebet Ihr dann mit Euren paar Lumpen? — Aber ich thu's. Marilrne. schwör» Dir bei den blinden Augen meineS braven MauneS. ich thu's weiß Gott und »vahrhastig noch," bethcuerte sie mit schwerem Athemzug. tvobei ihr vor Wuth und innerer Aufregung die faltigen Wangen zitterten, „josern Du mir noch einmal den alten Skandal mit Deinem Vater ausrührst, und dann mögt Jlir seheit. tvo Ihr ein Obdach siitdetl Drnn außer der alten verrückten Urschel. der Landbötin, die selbst Nichts zu reißen und zu beißen hat. nimmt Euch kein Menjch im Do,fc auf. und Ihr müht mir zum Ort hinaus, gnadloS. ohn' Erbariticn — sei'S Sommer». sei'S Winters!" „Aber der Herr Förster lridt'S nicht, und ivrnn die Frau Försterin nicht weiß tvarum, so will ich'S Ihr sagen!" rief Marilene in boshaftem Richter Lynch a« dem verruchten Hexenmeister seints Amtes walte« wird. Auf der gräflich Branicki'schcn Besitzung Sucha, Bezirf Slemien. nämlich wird ti» Walzwert gebaut. Unter den Arbeitrrn sind auch eine Anzahl (Bauern auS de? Gegend von Wadoviee) als Tcichgräber beschästit^t. So oft sich nun ein Wölkchen am Himmel ze>g». stus^S zitht einer von ihnen cin tteintS Gebetbuch und einen Rosenkranz aus drr Tasche, beiünnt mit hocherhobenen Händen zu singen und zu brten und setzt schließlich seine Anrufungen aus dem Bauche lieqtnd fort, um den Regen zu vertreiben. der ja die Bauarbeiten unmöglich machen wiirde. Und richtig zer« flttht immer die Wolke in eitles Blau und jomit liegt es auf platter Hand, lver sie hinweggebl.^.sen. Das Landvolk der Umgec^end von Such^ ist gegen die Lachen nun so erbittert, daß diese wohl von Glück werden sagen können, wcnn sie mit heiler Haut und ganzen Knoch'n in ihre Heimat kommen sollten. (B e r e i ns l e b e n.) Der erste all,gemeine Beamtenverein Okster-reichs wird am 25. dieses Monates sein« Jahresversammlung im Saale der Akademie der Wiffenschaften zu Wien abhalten. Oege,»stände der Tagrs-Ordnung find: 1. Borlage des Rechenschaftsberichtes, 2. Bericht deS Ueber-wachungS'Ausschuffes. 3. Ergänzungswahlen für den BerivaltungSiath und den Uebettvachungs Ausschuße 4. Beschluhfaffung üb'r pie ErhöduNi; der Gerftcherungssummen in der Lebcnsversicherungs'Ablheilung. 5. Beschluß-fafsung über die Einführung der StellenVermUtlung. Dt< Theiltzalierver' sammlung der Vorschuß - Abtheilung findet am Dienstag den 23. Juni statt, jene der Kranken- und LebcntVersicherungS Abtheilung am Mitlivoch den 24. Juni, jrdrsmal um 6 Uhr Abends im Bereinslokale. Der Zutritt zur Hauptversammlung ist jedem Mitgliede gestattet; das Wahl» und Stimmrecht haben nur jene, die Ende 1867 Thcilhaber einer Abtheilung tvaren. Die Elsenbahngesellschaften haben dem Bereine die Begünstigung zugestanden, daß sie den Mitgliedern, welche der Jahresversammlung bei-zuwohnen wünschen, auf allen Statlonen gegen BorweiS der Bereintkarte den Aaljrpreis sür Wagen der zweiten und dritten Klasse um die Hälfte ermäßigen. (Wiener Schützenfest.) Die Bauten aus dem Festplatze sind entschildln im Bortvärtsschreiten begriffen. Die eigentliche Schießhalle ist in ihrer ganzen Länge von mehr als 200 Klaftern vollständig hergestellt und au^ bereits mit Dachpappe aus der g.,brik von Hoffmaun und Komp. aus Offenbach eingedeckt. Das Festprogramm ist bereits in allge-meinen Umrisse« festgestellt: 24. und 2ö. Juli festlicher Empfang der Gäste an den betreffenden Stationspladen; Abends gesellige Bcreini^mag. 26. Juli Festzug. Aufstellung 7 Uhr früh auf der Ringstraße vom P.uk bis zum Burgrtng; Abmarsch dcS Auges Schlag 9 Uhr. Um 2 Uhr Bankett in der K sthalle. Rachmittags gesellige Unterhaltung. Abend» Musikproduktion und großes Feuerwerk. Montag den 27. Juli 6 Uhr früh beginnt das Schießen, und wird täglich innerhalb der schießordnungS« mäßigen Zlit fortgesetzt. Täglich findet Mittags Uhr das Festl»anfett statt. Montag, den 27. Juli. Abend». Fest Liedertafel deS nlederösterreichl-scheu Sängerbundes in der gesth.»lle. An den weiteren Festtagen täglich Abends Musikproduktionen. Feuerwerk. Ball in den hierzu hergerichteten Räumlichkeiten. Auch tverden an noch erst näher zu bestimmenden Tagen Feftuusslüge auf den Kahlenberg, in die Dreher'sche Brauerei in Schtvechat und auf den Semmering veranstaltet iverdcn. und an verschiedenen, noch nicht festgesetzten Abenden Festvorstellungen in mehreren Theatern stattfinden Am letzten Festtage feierliche Bertheilung der Haupt- und Ehrenpreise an die Gewinner. Frohlocken und mit einer Miene, die Alles el»er als Furcht vor der ausgesprochenen Drohung ausdrückte. „Was safelirft Du da. Unhold?" stammelte Frau Kathel und konnte eS in iljrer Bestürzung über solche beispiellose Frechheit nicht vcrhüteu. daß sie die Farbe »vechselte. was das Mädchen sogleich bemerkte, so daß es mit seiner Anttvort nicht zögerte: „Der Herr Förster leidt's nicht, weil er sein Gewissen in seiaer schwarze» Blindheit nicht noch mehr beschweren will, und weil'S ihm einen Trost getvährt. daß Frau und Kind des ermordeten Mannes ihn hassen, damit er vor dem todten Joseph Margold draußen im Grab an der Kilchhosmauer^Ruhe hat. DaS wissrn alle Leut im Dorfe, und darum kann die Frau Försterin dem Kurt Henrich nimmermchr den Pfandschein auslösen, der noch meines Baters Unterschrift trügt, was anch dcr Herr Förster gar wohl weiß!" Wie groß das Erstannen der guten Frau bei dieser Rede der kecken Dirne tvar. mag der Leser schon auS dem llmstand entnehmen, daß ihr Marilene mit diesen Worten genau das Rärnliche sagte, tvas sie bis zu dieser Stunde für ihr allertiefsteS Geheimniß gehalten, von dessen Mit-mfseuschaft sie sogar die eigenen Kinder ausgeschlossen hatte: die Thatsache »tämlich. daß ihr Mann schlechterdings Nichts von einer solchen Feind-seligkeit gegen die Hinterbliebenen des Wilddiebs wissen tvolltc und seit Jahren hartnäckig dem Verlangen seiner treuen Ehehälfte »viderftrebte. das auf dem Häuschen der Witwe hastende Schuldkapital zu übernehmen, allein aus dem Grunde, iveil die Verschreibung die eigenhändige Unterschrift des ehemaligen gräflichen PiqueurS Joseph Margold trug; wie gesagt, ein Geheimniß. welches die Försterin bisher mit äußerster Aengst-lichkeit gehütet hatte, weil eS die einzige Meinungsverschiedenheit zlvischen ihr und dem geliebten Gatten btldeie, und das ihr nun plötzlich — man denke sich den Schrecken d M AinqisthlW. Gestülpt auf das Wohlwollen und die freundliche Nachsicht, mit welcher das ?. Publikum mich während meiner 6jährigtn Pachtperiode i« der Restauration des hiesigen Bahnhofes beehrte, erlaube ich mir mit dem verbindlichste» Danke für die Vergangenheit die Bitte zu verbinden meinem unter dem Titel (346 eröffneten, neuerbauten und mit allem Comfort eingerichteten Hüte! in der Teaetthoffstraße auch in Znknnft Ihren geneigten Zuspruch nicht zu ent-Men, wozu ich trachten werde, den Wünschen der ?. I. Reisenden und Gäste durch bequeme Logis, solide Bedienung, gute Küche und vorzügliche Getränke gerecht zu werden. Hochachtungsvoll M. Wohlfchlager, Marbnrg, im Juni 1868. Hotel-Besitzer. Ein routtnirter Commis findet Aufnahme in einem Manufaktur- vu xrog Geschäft in Graz. Offerte unter Chiffre V. po8w rvstants Graz. (356 Eine Wohnmg (sss Zeugfchmied gesucht. 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Mittags. Abfahrt: 1 Uhr b2 Min.. Mittag». Verantwortlicher Redakteur: Kranz Wiesthaler. H. ». Et. G. Druck und Verlag von Eduard Zanschiß in Marburg.