,,Freiheit, W»hlß«»», ?Ud««t ftr Alle " 4 ^ «r. 4D. Sonntag, April R8««. V. Jahrgang. Die Marburger Zeltung" erscheint jeden Sonntag. Mittwoch und Freitag. Preise — siir Marburg: ganzjährig 6 fl.. halbjöhug 3 fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr. für Sustelluna ms Haus monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl.. vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung _mit 10, de» zweimaliger mit 15, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung L0 kr. Jnseraten-Stempelgebühr kommen. Zur .geschichte des Tages. „Das Projekt der deutschen BundeSreform beschäftigt," wie der „N. Fr. Presse" von Gra^ geschrieben wird, „unsere Politiker, und eS haben unter den hiesigen Abgeordneten, dem Vernehmen nach. Berathun« stattgefunden, wie man sich einer etwaigen Einberufung des deutschen AbgeordnetentageS gegenüber zu verhalten habe, und es sei. heißt eS. eine Betheiligung nicht als unthunlich erklärt worden. Daß man hier vor Allem einen innigeren Anschluß Oesterreichs an Deutschland, ein Mattieren des Bismarck'schen Schachspieles durch eine thatsächliche Gewährung dessen, waS Bismarck zum Scheine bietet, wünscht, werden Sie von einer zumeist deutschen Bevölkerung natürlich finden. Im Uebrigen herrscht bei unS große Entmuthigung, und die Befürchtung einer noch sehr langen Dauer der Sistirung ist sozusagen bereits allgemeine Ueberzcugung. un0 darauf beruht jener JndifferentiSmus, der sich in einem kaum «Uaublichen Grade zeigt." Wie Ebbe und Flut des Meeres, so tvechseln jeßt die Strömungen der KriegSbefiirchtung und Fri edenshoffn un g. Letztere gründet sich heute auf daS Gerücht, in Berlin sei man geneigt, den Vors^^lag anzunehmen, wonach die von beiden Thcilen ergriffenen militärischen Maßregeln ^n gleicher Zeit rückgängig gemacht werden sollen. Eine voll-kommene Abrüstung würde allerdings jetzt den Frieden sichern; doch wie lösen tvir die schleSwig holstein'sche Frage? Verzichtet Preußen auf die Einverleibung? Verzichtet Oesterreich auf sein Recht, gibt eö Deutschland Preis? Ein Mitglied der österreichischen Gesandtschaft äußerte sich dieser Tage, wie von München der „Weser Zeitung" berichtet wird, in adeliger Gesellschaft: „Wenn Graf Bismarck glaubt, er habe Oesterreich durch seinen Reformantrag am Bundestage und durch fein Bündniß mit Italien Schach geboten, so ist er in arger Täulchitug ; eS kostet dem österreichischen Kabinete nicht mehr Kühnheit, als der Reform-antrag dem Grafen Bismarck, um binnen wenigen Tagen die preußischen Pläne gründlich zu beseitigen. Das österreichische Kabinet ivird diese Kühn» heit zeigen, wenn Bismarck nicht bald andere Bahnen einschlägt. Wir überbieten Preußens Reformantrag mit der Forderung eineS konstituiren» den Parlaments, dem wir einzig und allein nur in Bezug auf Zentral- gewalt Beschränkungen auferlegen, und ganz Deuschland steht begeistert an unserer Seite, ja selbst die Regierungen der Mitlelstaaten, wenn ihnen auch die Kühnheit unseres Planes nicht sonderlich behagen mag; wir ge-ben Italien Venedig und daS FestungSviereck. ein höchst unsicherer Besitz, der uns weit mehr kostet, alS er einträgt. DaS preußisch'italienische Bund-niß wird dadurch eine Todtgeburt, und daS dann endlich biS zur Adria freie Italien, das unS schon einmal 600 Millionen geboten, übernimmt mit Vergnügen 1000 Millionen von Oesterreichs Schulden; und wenn Oesterreich getrieben und entschuldigt durch die Lage, einen kühnen Griff in das Kirchenvermögen macht, hat eS noch weitere 1000 Millionen Geld und i't dann in jeder Hinsicht befähigt, Preußen auf de.» Sand zu setzen." Lauten diese Pläne auch sehr unwahrscheinlich, meint der Gewährsmann der „Wes.Ztg.". so sind sie doch mit ein Beweis für die Gesinnung in den maßgebenden Kreisen Oesterreichs; sie zeigen, daß man entschlossen ist. lieber zum Aeußersten zu greifen, als i)urch Nachgiebigkeit den Einfluß in Deutschland zu verlieren. Italien scheint, wie seine großartigen Rüstungen zu Lande und zur See zeigen, ernstlich gewillt, baldigst auS seiner jetzigen Stellung herauszntreten. König Viktor Emanuel soll dieser Taae in einem Mini-sterrathe zu Florenz offen erklärt haben: „Entweder Oesterreich tritt mir Venetien gutwillig ab, oder ich überschreite mit oder ohne Preußen im Monate Maj den Mineio!" Die Wahl im Elsaß, welche der Regierung Napoleons so Viel Schweiß verursacht hat, ist nun vo»über. Die Regierung hat gesiegt; aber mit welchen Mitteln? Welche Hebel man in Bewegung gesetzt, um den " freisinnil^en Stimmwerber auS dem Felde zu schlagen, entnehmen wir französischen Blättern. Es regnete Schmähschriften von allen Seiten; die größten Verunglimpfungen und Verdächtigungen wurden ausgestreut; alleS aber überbot der „Moniteur vom Unterrhein" in seiner letzten Nummer. Nicht genug, in dem französischen Theile seines BlatteS alle möglichen politische»« Anklagen gegen Laboulaye geschmiedet zu haben, versteigt er sich im deutschen Theile sogar zu persönlichen, ehrenrühriaen Ausrufen (wahrscheinlich in der Voraussetzung, daß die deutschen Leser deS amtli» chen Blattes derber Kost benöthigen). und ruft am Schlüsse mit gesperrter Schrift: „Nieder mit den Verschwörern und den Prellern!" Einen Opo« sitionskandidaten amtlich mit dem Schimpsworte „Preller" zu brandmar-ken dahin hat man es selbst in Deutschland noch nicht gebracht. Z IN rothen Zt r u g. Bon z. Temmt. (Fortsetzung.) In dem freundlichen Familienftübchen sprachen sie weiter. Daß sie behorcht werden könnten, daran dachten sie wohl nicht. Und wenn auch, sie waren ja in einem ehrlichen Handel begriffen, der bald genug offenkundig werden mußte, und daher auch schon in seinem Entstehen das Tageslicht ertragen konnte. Die Frau deS Hausherrn nahm jetzt daS Wort. Sie hatte noch nichts zu dem Handel gesagt. Die blasse, leidende, aedrückte Frau hatte auch wohl ihrem herrischen, rohen Manne gegenüber keine Stimme dabei. Aber eS war etwaS NeueS hinzugekommen, und daS schien ihr daS Mut-terherz auf das Tiefste anzugreifen. Sie mußte sprechen. Sie mußte eS wageu. Sie wagte es schüchtern. ..Aber. Sellner —" „WaS hast Du?" fuhr er sie an. „Sollen wir nicht vorher unser Kind fragen?" Der Mann wurde wieder dunkelroth vor Zorn. „WaS?" rief er. „WaS sagst Du da ? Wiederhole es!" ES wlir ein Befehl. Die arme Frau gehorchte ihm. „Ob wir nicht vorher unsere Caroline fragen sollen?" Da fuhr der Mann auf. Er schlug mit der Faust auf den Tisch, daß Gläser und Tassen. Flaschen und Schüsseln klirrten und klapperten. „Gott stehe mir bei. Frau! Du willst die Ordnung im Hause umkehren? Ich soll die Dirne frageii? Habe ich den Burschen da gefragt? Zch bin der Herr in meinem Hause und in meiner Familie. Ich, und nicht meine Kinder!" Die Frau wagte kein Wort mehr. Die Furcht vor dem harten Manne schien ihr gar die Thränen zurückzudrängen, die ihr nahe genug sei« mochten. „Wir wäre» also einig. Gevatter!" sagte freundlich der Neine dürre Herr Steinouer. ^Trotz den Weibern. Gevatter!" „So schlage« wir ein! Ein Wort, ein Mann'" Der Herr Steinauer erhob d:e Hand zum iZinschlagen. Der Herr Sellner that desgleiche» „Ein Wort, ei» —" Er wurde unterbrochen. Er konnte den Satz nicht vollenden und kam nicht zum Einschlagen. Der Baron Stromberg schlug plötzlich heftig und stark an die GlaSthür. „Heda!" rief er. In demselben Augenblicke trat er zurück. „Rufen Sie den Sellner herein!" rief er dem Polizeirath zu. „Den Sellner? Wozu? Warum?" „Rufen Sie nur! Schnell! Sofort!" Er selbst flog an ein Fenster, daS auf den Hof führte, und riß eS auf. Der Polizeirath rief mit seiner lautesten Stimme in daS Stübchen hinein: „Herr Sellner, Herr Sellner! Kommen Sie einmal geschwinde hierher'" „Donnerlvetter!" war der Herr Sellner schon bei dem Stoß an die Glasscheibe aufgefahren und er hatte hingehorcht. waS weiter kom' men werde. „Welcher Narr schreit denn da. als wenn daS HauS brenne?" rief er, alS dann so eilig ftin Name gerufen wurde. Er folgte indeß dem Rufe, öffnete die GlaSthür. trat in daS Zimmer und stand vor dem kleinen dicken Polizeirath. „WaS wollen Sie. Herr?" fragte er. „Ja. was will ich?" mußte der Polizeirath lvieder sich selbst fragen, und fragend sah er auf den Baron, der sich weit auS l)em Fenster hinausgelegt hatte und allerlei Bewegungen in den dunklen Hof zu machen schien. „Was ich lvill?" sagte er zu dem Herrn Sellner. „Sein Sie so gütig, einmal hereinzukommen." Der Herr Sellller trat in daS Zimmer. „Und die Thür hinter sich zuzumachen", sagte der Polizeirath weiter. „Warum?" „Ich habe Ihnen etlvaS Wichtiges zu sagen." Der Polizeirath hatte ein sehr wichtiges Gesicht. Der Herr Sellner verschloß die GlaSthür. „Nun. was wollen Sie?" „Der Herr Baron da wird es Ihnen sagen." Der Baron war vom Fenster ^rückgekehrt. Der Herr Sellner wandte sich^an ihn. „WaS wünschen Sie?" fragte er mit unterdrücktem Aerger. aber doch höflich. „Ich wünschte meinen Poftillon zu sprechen, der hier geblieben ist. . Ich kann den Mann nicht finden. Ließen Sie ihn wolzl zu mir her rufen?" Der Baron sprach es mit seiner gemessen-sten und voruehmensten Ruhe. In dem Herrn Sellner kochte eS zornig auf. Aber gegen den vornehmen Herrn tvandte sich sein Zorn nicht. Dem Neinen dicken Polizeirath jedoch rief er zu: „Darum. Herr, hätte« Sie auch nickt so zu schreien brauchen!" Er ging dennoch aus de» Zimmer, zum Hausflur, nach der Fuhrmannsstube hin. „Jetzt geben Sie Acht" sagte der Baron zu dem Polizeirath. „Aber was haben Sie vor. Herr Baron?" „Still' Geben wir Acht. Sie horchten. „Kasper!" hörten sie den Herrn Sellner rufen. Er erhielt Volksversammlungen Marburj^. 21. April. DaS Recht der Staatsbürger, sich in Massenversammlungen über dir wichtigsten Fragen des Tages frei liuszusprcchet^>Erklarungen zu geben und Beschlüsse zu fassen — daS BersammlungSrechr ist eines der wichtig, sten, eines der nothwendigsten im Berfassungsstante. Das Wort hat nie eine so bewältigende Macht, und dringt nie so überzeugend zum Herzen, als wenn es vor Tausenden vom Herzen kommt. Die öffentliche Meinung erhält nirgend so klar, so rasch ihren Ausdruck, als in Versammlungen des Volkes. Wie müssen wir es, zumal heute, beklagen, daß durch Schmerlings und des ReichsratheS Schuld daS Versammlungsrecht nicht verfussungS. maßig ««erkannt und gesetzlich geregell worden. Wie würde die Rechnung Bismarcks auf unsere Stimmung zu Schanden, wenn eine Voltsversamm' lung nachu der andern eine entschiedene RegicrungSpolitik fordern und unterstützen würde! Was ^Bismarck auch gefrevelt gegen Recht und Freiheit, das. Ber-sammkUngsrecht hat er noch nicht zertrete» können — fortbestehen lassen muhte sogar e r noch jeneS Recht, kraft dessen seine innere Politik, sein Borgeheu in der schleSwig-bolsteinschen und deutschen Frage am lautesten verdammt wird. Vom Worte zur That ist allerdings noch ein großer Schritt — ein Schritt, der um so langsamer gemacht wird, je schwerer das Volk sich erregen läßt. Wenn aber solche Worte von feuriger Zunge gesprochen werde«, wie neulich in Berlin gegen Bismarck, dann dürfte es wohl noch zur That kommen. Am 17. April hielten die Wahlmänner des ersten Berliner Wahl« bezirks eine Versammlung und beschlossen einstimmig folgende Elklärung: „Angesichts der bedrohlichen Lage, in welcher Preufien und Deutsch, land sich gegenwärtig befinden, indem einerseits «in Kabinetskrieg zum Awecke der gewaltsamen Annexion der Herzogthümer zur Zersplitterung im Innern Deutschlands führt und die Gefahr einer Einmischung srem-der Mächte lieraufbeschwört; andererseits aber « in Widerstand Oeiterreichs gegen die berechtigten Ansprüche Preußens in den Herzogthümern nur darauf berechnet sein kann, den gegenwärtigen politischen Zustand in Preu-ßeu. sowie die Eifersucht und die Befürchtungen der kleinen deutschen Ka-binette auszubeuten, um die unter dem Namen des Bundestages organi-sirte Uneinigkeit Deutschlands zu erhalten und die RcfolMl>cllrebungen gewaltsam zurückzudrängen, erklären die heute versammelten Wähler deö er-sten Berliner Wahlbezirkes: 1. Der Krieg zum Zlvecke der Annexion ist ungerechtfertigt und, abgesehen selbst von den Gefahren fremder Einmischung, den Interessen Preu' tcn» und Deutschlands entgegen ; 2. der Bundestag, als eine ausschließliche Vertretung der deutschen Fürsten, ist ebensowenig wie die Politik des jetzigen preußischen Ministe-riums geeignet, die Interessen Deutschlands wahrzunehmen und die schwebende Gefahr abzuwenden; 3. nur eine solche R^ierutlg in Preußen, welche gestützt aus die Lau-' desVertretung, das volle Vertrauen des Volkes besitzt, würde auch heute stark genug sein, die verwirrten Verhältnisse in den Herzogthümern zu einer glücklichen Lösung zu bringen und an diese die Bundesreform anzuknüpfen." Bei dieser Gelegenheit hielten die Abgeordneten Lasker, Twesten und Lötve Reden. Twesten sagte: „Unsere StaatSlenker legen den Haupt-aceent auf die Staatsmacht und betrachten die Freiheit als Nebensache. Sie verlangen unsere Unterstützung, auch wenn wir ihre Ziele und Mittel für falsch halten. Schon der engliche Staatsmann Fox sagte dagegen: Freiheit ist Ordnung. Freiheit ist Kraft. Unsere Konservativen verstehen keine Antwort. „Kasper! Kasper!^' rief er noch einmal. Niemand antwortete ihm. Er mußte schon wüthend geworden sein. Er rannte in die Hausthür. „Kasper! Zum Donnerwetter. KaSper!" rief, schrie er in den Hof hinein. Auch dort erhielt er keine Antwort. Er stürzte in das ^lus zurück. „Kasper! Zu allen Teufeln, wo steckt der verdammte Mensch?" schrie er. daß es durch das gauze Haus dröhnte. Die Leute des Hauses eilten von allen Seiten herbei. Aber Kasper war nicht unter ihnen. „Wo ist Kasperfu!>r er unter sie. Niemand ivubte es. „WaS spll er? Können wir eS nicht besorgen ?" fragte man. „Nichts soll er! Nichts könnt Ihr besorgen. Er soll da sein. Zch will wissen, wo er ist." Die alte Kathrine kam herbei. Sie liatte ein ängstliches, geheimniß' volles Gesicht. „Mit dem KaSper ist es nicht richtig. Herr." „WaS ist es mit ihm?" „Er ist fort. 3ch suche ihn schon lange, im Hause, auf dem Hofe, in den Ställen. Er ist nirgends. Er iit auf einmal verschwunden. Er ist nicht zu sehen und nicht zu hören. Und so auf einmal ist er fort. Es ist sonderbar. Der alte Mann geht niemals auö dem Hause." Die alte Magd sah so ängstlich aus, sprach so ängstlich. Die Leute sahen sich besorgt an. Auch sie wußten nichts von dem alten Manne. Der Hausherr war nicht mehr zornig. Er war still geworden. „Wo ist der Postillon. der die fremde Herrschaft hergefahren hat?" fragteer. Stalle bei den Pferden." „Rufe ihn Einer zu seinem Herrn." „Und der Kasper?" „Ich werde ihn selbst suchen. Ihr Anderen kehrt an Eure Arbeit zurück." Einer von den Leuten war zu dem Stulle gegangen, den Postillon zu rufen, die Andern gingen wieder zn ihrer Arbeit. Der Herr Sellner kehrte nicht zu seinen Gästen zurück. Das räthselhafte Ver-schlrin^en seines alten Knechts mußte ihm ein besonders wiMges Ereig-niß sein. Er stand ein paar Sekunden tief nachsinnend. Dann ging er in den dunklen Hos vor dem Hause. „Jetzt beginnt unser Werk", sagte der Baron zu dem Polizeirath. „Und in welcher Weise, wenn ich es endlich erfahren darf?" „Der Grund zu der heimlichen Verhaftung deS alten KnechtS wird Ihnen jetzt klar geworden sein?" „Der Herr Sellner soll sich ängstigen?" „Er ängstigt sich bereits und er wird es noch medr. Die Angst aber verwirrt den Menschen und treibt den Verbrecher wider seine« Willen zu Entdeckungen unter Ordnung die Herrschaft privilegirter Klassen, unter Kraft die abso-lute Herrschaft über das eigene Volk. Wir dagegen verstehen unter Ord« nung die Selbstregiernng des Volkes, unter Kraft die Konzentration der Kräfte des Volkes seinen eigenen Ueberzeugungen gemäß. Oesterreich hat sich in der ganzen schlesmig Holstein schen Sache, wie iylmer, nicht als Freund, sondern als Nebenbuhler Preußens erwiesen. Von dem Wider-spruche Oesterreichs gegen die Annexion aber bis zum Kriege ist ein wei-ter Schritt. Woher also der Kriegslärm? Oesterreich hat offenbar nicht die geringste Absicht. Preußen anzugreifen und wird nur nothgedrungen das Schwert zieben." Nachdem der Redner die verschiedenen Phasen der diplomatischen Unterhandlung durchgegangen, sagte er: „Es scheine die Abficht unserer Politik zu sein. Oesterreich einzuschüchtern und durch einen Krieg zur Eintvillignng in die Annexion zu zwingen. Ist aber die Annexion auch eines Krieges Werth? Sie ist kein Aeqnivalent gegenüber den Gefahren eines großen Krieges. Preußen im Bunde mit Italien, ja selbst mit seinen eigenen Staatskräften allein, ist wohl Oesterreich vollständig gewachsen; aber ein Krieg zwischen den beiden deutschen Großmächten wirö immer die letzte Entscheidung dem französischen Kaiser in die Hände ge-den. der. mag er auch schließlich geneigt sein, in die Annexion zu willigen. nie eine Konzentration Deutschlands unter Preußens Führung zuge-ben wird. (Selir richtig.) Dem Bismarck'schen Projekte eines deutschen Parlaments gegenüber müssen wir uns sehr skeptisch und kühl Verhalten; wir müssei^dic Bedingungen abwarten, unter welchen es berufen werden soll. Wahrscheinlich ist es nur ein diplomatischer Schachzug. der die schles-wig.holftein'sche Frage nur noch mehr kompliziren soll. Aber die Frage der deutschen Reform kann jetzt nicht mehr von der Tagesordnung verschwinden. Möge denn daS preußische Volk und jeder Einzelne in demselben, so schloß der Redner, an der Errichtung eines freien und glücklich organifirten Staates mitbauen helfen." (Lebhafter, langanhaltender Beifall.) Abg. Löwe von Calbe mahnte die liberale Partei vor Allem zur Selbstkritik. Nicht überall sei die feste Geschlossenheit, die treue Pflichterfüllung, die notliwendig war, vorhanden gewefen, sonst könnten wir jetzt nicht vor einem Kriege stehen, dessen Ziele wir nicht wissen. Jetzt beklagen sich die Aeltesten der Kaufmannschaft über die Gefährdung des Frie-dens, über daS Daniederliegen der Industrie; aber h«t dieser Stand, ha-ben die hochbcsitzenden Klaffen auch immer das Wohl des Vaterlandes höher gestellt, als ihren eigenen Vortheil? Woher kommt es denn, daß die Regierung, obgleich ihr die Landesvertretung kein Geld bewilligt hat, doch im Stande ist. diese kostspieligen Kriegsvorbereitungen zu machen? Zene Herren, welche ihr zum Verkauf der KölnMindener Eisenbahn ge-rathen haben, sie tragen die Verantwortung, daß wir jetzt am Rande des Krieges stehen (Stürmisches Bravo.) Wollen Sie nun meine Meinung l)ören über das deutsche Parlament des Grafen Bismarck? (Mit erhobener Stimme:) Verflucht sei eine machtlose Versammlung und verflucht die, welche in einer machtlosen Versammlung wieder das Spiel des Despotismus sein »vollen. (Rauschendes Bravo.) Freilich darf man in Deutschland nicht die Hoffnungen auf das allgemeine Stimmrecht setzen, welche der Cäsarismus daran geknüpft, und wenn wir nun sortfahren, für die freie Selbstbestimmung der Nation einzutreten, dann wird auch der Tag kommen, lvo sie wieder stolz im deutschen Parlament vertreten sein wird. Dann aber wird sie gelernt haben, daß es vor Allem darauf ankommt, schnell ftin, fest sein, rücksichtslos sein. (Anhaltendes, rauschendes Bravo.) Marburger Berichte. (Vom Schießstand e.) Die Uebungen der hiesigen Scharfschützen haben am Donnerstag begonnen. Die Gesellschaft zählt gegenwär- und Geständnissen. So soll daS Weitere sich vor Ihnrn selbst entwi^feln. Folgen Sie mir." b'eheimnißvoll und triumphirend verließ der Baron das Zimmer. Der Polizeiratl» folgte ihm. verwundert und neugierig. Sie gingen auf den Hof vor dem Hause. Auf dem Hofe herrschte tiefes Dunkel. Der Baron machte Halt, in das Dunkel hineinzuhorchen. Man vernahm keinen Laut. ..Haben Sie sich die Lokalität hier draußen angemerkt?" fragte der Baron feinen Begleiter. „Bollkommen." „Haben Sie auch den alten Stall gesunden?" „Ja." „Werden Sie mich hinführen können?" „Gewiß." „So bitte ich darum. Jndeß noch Eins. Die GenSdarmen sind doch in der Nähe?" „Schmidt hat sür AlleS gesorgt." „So gehen wir; aber mit der größten Vorsicht. Wir müssen bei jedem Schritte auf unserer Hut sein." ^Vor wem?" „Zunächst vor dem Herrn Scllner." „Hm", sagte der Polizeirath, „was den anbetrifft, so kommt er da gerade, wenn ich nicht irre." Der Baron horchte. „In der That! Es ist sein derber Schritt, der nur leise aufzutreten sucht, damit man ihn nicht höre." „Ja, so ist es." Der Polizeirath hatte das schon vorher gehört, während er sprach. Er stand doch als Polizeimann wohl über dem Baron. Aber auch der Baron hatte polizeiliche Eigenschaften. „Ah, er hat seinen alten Knecht nicht gefunden. Er wird in größerer Angst sein, und — ah. ah — still, still l Da — das ist vortrefflich! Das trifft sich herrlich. Ziehen wir uns ganz in den Winkel der Mauer zurück." Sie waren nach links an dem Krughause entlang gegangen. Sie befanden sich an einem Winkel, der durch einen Vorsprung der Mauer gebildet wurde. Sie stellten sich in den Winkel und standen dort in völliger Dunkelheit. Links von ihnen, zwischen dem Stall und der Remise, kam der derbe Schritt hervor, der leise aufzutreten suchte. Rechts von ihnen war ein anderer Schritt laut geworden. Er kam von der ander« Seite der Landstraße, aus dem kleinen Gebüsche. daS sich dort befand. Es war ein sehr eiliger Schritt. Jemand lief, was er lanfen konnte aus das Haus zu. „Ah. ah. vortrefflich, herrlich!" wiederholte der Baron. Auch ein Anderer mußte den Schritt erkannt liaben. „Katper, KaS-per!" rief die gedämpfte Stimme des Herrn Sellner. Er war zwischen den Nebeligebüudcn hervorgekommen. Und der Knecht Kasper war es, der auf daS Haus zulief. Der alte Knecht hatte den Ruf seines Herrn gehört. Er hemmte seinen Schritt. „Bist Du es. Kasper?- fragte der tig vierzig Miiglieder, und hc»t sich auch ein Pettauer Schütze einschreiben lassen. Wenn wir bedenken, daß die SchüKengesellschaften in Pettau und CiM sich aufjielöst, und daß am Scheibenschießen in Graz bei einer Be-völkerung von 75,000 Seelen nur 36 Schützen sich betheiligt. so ist die Mitgliederzahl der Marbur^zer GeseUschnft vtrhältnißmäßig noch eine sehr große zu nennen. Gedeihen wird das IchüAenwesen in Oesterreich aber erst dann, wenn wir daS zahlreiche, kostspielige, stehende Heer nicht mehr haben. Bon den Mitgliedern unserer SchützengeseUschast war am Don-nerStag die Halste ausgezogen: von 4^/^ Uhr bis Abends fielen 355 Schilsse. Das eine Best (Standscheibe) gewann Herr Ledevermeister Badl. das andere (laufende Scheibe) Herr Gastwirth Pschunder. Die Stadtmu-sik spielte unter Leitung des Herrn Kapellmeisters Hohl. Ein heiteres Mahl schloß die Feier, zu der auch viele Gäste aus der Stadt herbeigekommen waren: Vom wunderschönen Frühlingstag in grhobcne Stimmung versetzt, sehr zuflieden mit Allem, waS Küche und Keller boten, weilten sie fröhlich beisammen bis tief hinein in die monderhellte Nacht. (B ereinSleben.) Der „Ausschluß zur Bildung einrS kaufmannischen Vereins" hielt am Donnerstag seine erste Sitzung und eS wurde vor Allem beschlossen, einen selbststündigen. vom Grazer „Mer. kur" unabhängigen Berein zu bilden, jedoch mit den Berufsgenossen der Landeshauptstadt in Verbindung zu treten. Ferner will man sich an die Gewerbsleute und Apotl)eker wenden und dieselben zum Beitritt einladen: die Zwecke des Vereins würden sich damit erweitern und dir Kräfte vermehren. Entscheidend für daS Gedeihen drS Vereins ist jedoch, wie die Kaufherren selbst sich zu demselben stellen: ob sie eine solche Ergänzung unseres Bereinslebens überhaupt mit Freuden begrüßen, ob sie geneigt, das Streben ihrer Bediensteten zu fördern. Wenn wir unS im Charakter der hiesige» Kaufleute nicht täuschen, so glauben wir. der neue Berein werde von ihnen mit Rath und Thal unterstützt werden und es haben auch bereits, wie wir vernehmen, mehrere dieser Herren namtlafte Jahres-beitrüge versprochen. (Ein unnatürlicher Sohn.) Bartholomäus Löschnigg, Sohn des Grundbesitzers Anton Löschnigg in der Gemeinde Schikatzen. Pfarre St. Barbara bei Wurmberg hatte vorgestern mit seinem Vater einen Wortstreit und Zersetzte demselben Schläge, die eine Arbeitsunfähigkeit von 14 Tagen zur Folge haben. Wegen des blutsverwandtschaftlichen Verhältnisses, in welchem der Thöter zum Verletzten steht, wird diese Mißhandlung zu einem Verbrechen. Da jedoch Barth. Löschnigg Urlauber ist. so muß er vom Militärgerichte beurtheiit werden und es ist auch bereit» die Anzeige bei dieser Behörde ittmacht worden. (Preß klage.) Die Versicherungsgesellschaft 80<;iet^ . . . in Trieft hat wegen der ihr Gebahren betreffenden Nachricht in Nr. 41 der „Marburger Zeitung" gegen die Redaktion eine Preßklage erhoben: die Schlußverhandlung vor dem Kreisgerichte Cilli wird am 5. Mai stattfinden. Vermischte Nachrichten. (Steuerwesen.) Es liegt unS eine sehr verdienstvolle Arbeit deS Dr. Stößel über die Steuerverhältnisse der Schweiz vor, der ivir ei-nige Zahlen entnehmen wollen. Bund und Kantone beanspruchten 1864 im Ganzen 14 Franken 40 Rappen (5 fl. 76kr. öst. W.) oder 36.171.644 Frk. Von diesen 36 Millionen wurden 23 für Bauten, Straßenan-lagen u. s. w. verwendet, 18 nahm die Landesvertheidigung in An-spruch. 8 die gesetzgebenden und VerwaltungS-Behörden. 7 fallen auf das Kirchenwesen. 5 auf Justiz. Polizei und Wohlthätigkeitszwecke. 2 auf Gefängniß' und Finanzverwaltung und 1 endlich auf För» derung i>er Landwirthschaft und Gewerbe. Nach Pfeiffer nun steht die Herr Sellner. „Ja, Herr l" Sie eilten auf einander zu. Sie standen vor einander. „Kasper, wo warst Du?" „Sprechen Sie leise! Um GotteSwillen. Herr!" „Aber wo warft Du ? Was ist mit Dir geschehen?" „Ich war arretirtl^' „Arretirt? Von wem?" „Von einem Gensdar-men —" „Wo? Wo?" „Im Hause. In der Fuhrmannsstube. „Redest Du irre, alter Mann?" „Nein. nein. Der vornehme Herr, der mit der Extrapost ankam — Sie haben ihn gesehen?" „Ich habe ihn gesehen." „Er war mit mir in der Fuhrmannsstube ; aus einmal rief er einen Gensdarm herein und übergab mich dem als seinen Gefangenen. Der GenSdarm führte mich ab, ohne daß ich vorher einen Menschen sehen durfte, brachte mich draußen in den Wald, dann in daS Feld, dann wieder in den Wald. Er mnßte in der Dunkelheit seinen Weg verloren haben. Er wußte zuletzt nicht mehr, wohin. Wir waren wieder in die Nähe des Kruges gekommen. Er suchte und suchte nach dem Wege. Darüber ließ er mich aus den Augen, und wie er im besten Suchen war. entsprang ich ihm und lief hierher." Der Herr Sellner hatte den Knecht nicht unterbrochen. Was er hörte, mußte ihn sehr nachdenklich gemacht haben. „Warum wurdest Du arretirt?" fragte er. und seine Summe schien eine ganz andere geworden zu sein — „Herr ^ ja. Herr — ich muß es Ihnen sagen. Darum rannte ich zuerst hierher zurück. Ich wurde nach dem alten Stalle gefragt —" „Mensch!" fuhr der Herr Sellner c.uf. Aber es war dieS mal kein Auffahreu des ZornS; es war der plötzlichste, der jäheste. der entsetzlichste Schreck, der mit dem Worte auS seinem Innern hervorbrach. „Mensch!" „Und." fuhr der alte Knecht fort, „nach dem. waS vor zwanzig Jahren darin geschehen sei." Zu dem Schreck des Herrn Sellner mußte sich die Angst des TodeS gesellt haben. „Komm' ins Haus!" sagte er mit bebender, kaum verständlicher Stimme. „Im Hause wird man mich suchen. Herr.'' „Komm!" Sie gingen Beide in das Haus. „Nun? fragte triumphirend der Baron Stromberg seine» Gefälirten. Erkennen Sie meinen Plan?- „Ich ahne ihn." „Noch Eins muß ich Ihnen sagen. DaS Benehmen des Gensdarmen Weber gegen seinen Ge-fangenen war ihm von mir vorgeschrieben. Er mußte ihn auf ein ver-abreveteS Zeichen von mir entfliehen lassen." „Ich mache Ihnen mein Kompliment. Herr Baron. Ihre Kombination war eine richtige und glückliche." „Aber bis jetzt erst z«r Hälfte", sagte der Baron. „Die Schweiz trotz alledem noch unter allen Staaten bezüglich der Höhe der Steuer ans den Kops. Die BundesanSgaben von 18.716.243 Fr. auf ihre Reinbeträge zurückgeführt, so ergebe sich nun eine solche StaatSauS-gäbe von nur etwas über 5 Millionen, wovon das Militärwesen 48 daS Bauwesen (über 1^/^ Mill. an Straßen) 29 Kunst und Wissen-schaft 9 die Verwaltungskosten 9 -/g. das Finanzwesen 1 °/o u. s. w. in Anspruch nehmen. Es kommen nunmehr die Ausgaben der Kantone und zwar sind diese, wir wollen nur hier daS Betreffniß für den Kopf aufzählen: Baselstadt Frk. 39. Genf 32, Freiburg 20. Schaffhausen 16. Zürich 15. Appenzell Jnner Rhoden 14. Waadt 14. Neuenburg 12. Uri 11. GlaruS 11. Solothurn 11. Basellano 11. Äargau 1l. Bern 10, Tessin 10. Graubündten 9. Thurgau 8. Obwalden 7, Schwyz 7, St. Gallen 6, Lnzern 6, Wallis 6, Zug 5, Nidwalden 5, Appenzell Außer-Rhoden 4. Auch in diesen KantonalauSgaben. besonders den sogenannten Staatsausgaben, stehen jene fürs Bauwesen oben an, dann kommt daS Erziehungswesen, das Militär, das Kirchenwesen, die Verwaltung. Polizei. Gerichtswesen, öffentliche Wolchhätigkeit u. s. w. (S chillerbüste.) Seit 1859 müht man sich in Wiesbaden ab, Geld zu einem Schiller-Denkmal zusammenzubringen. DaS bis jetzt Gesammelte reicht aber nicht hin, eine Statue zu errichten, und da auch wei-tere Erträgnisse nicht in Aussicht stehen, so hat man sich in Anbetracht der alten Schneiderregel: „Wo der Lappen wendet, da wendet auch daS Muster", bescheidener Weise auf eine „Schillerbüfte" beschränkt, welche am 1. k. M. auf dem Theatcrplatze aufgestellt werden soll, mit dem Antlitz nach dem Kursaale gewandt, worin die Spielbank hauSt. „Warum soll denn Schiller nach dem Kursaale sehen?" fragte ein Fremder. „Weil", entgegnete ein Gehilfe des Bankhalters, „die Räuber sein erstes Stück waren." (Verwaltungsreformen in Baiern) Man schreibt der „Köln. Ztg.": „Die BerwaltungSreformen in Baiern, hier „soziale Gesetze" genannt. sind ins Stocken gerathen. Man versteht darunter: Selbstständigkeit der (jetzt französisch-bureaukratisch Meschnittenen) Gemeindeverwaltung; Reform der Armenpflege (eine Diftrikts-Armenpflege kennt man hier kaum); Aufhebung der Beschränkungen der Erwerbung von Hei» mathsrecht. der Ansässigmachung und der Verheirathung. welche Schran-ken in Baiern schlimmer sind als irgend wo (die Gesetzgebung produzirt hier eine Menge männlicher und weiblicher weltlicher ZwangS-Lölibatäre und steigert dadurch, wie in Mecklenburg, die Zahl der unehlichen Kinder aus 30 bis 40 "/g der Gesammt Geburten, während sie in der viel dichter bevölkerten preußischen Rl,einprovinz nur 3 bis 4 beträgt); Ge-lverbe- und Zugfreihelt; Abschaffung der Monopole. Real- und Bannrechte u. s. w. Mag nun der Eifer für diese Reformen in den offiziellen Kreisen groß oder gering sein, die „sozialen Gesetze" haben jedenfalls einen kräftigen Fürsprecher an dem, im Falle ihrer längeren Verzögerung drohenden sozialen Elend. Die Zeitungen haben ausführlich über finanz^lle» Verfall in den wirthschastlich zurückgebliebenen Städten, z. B. in München, belichtet. Um kein Haar besser ift eS in den Bauerndiftrikten, welche sich gegen die moderne Kulturentwickelung sperren, tvo man an der Un-theilbarkeit der Güter, den bäuerlichen Majoraten festhält, und wo die großen Bauern die kleinen auffressen, gerade wie in Mecklenburg die Junker die Bauern „schlachten"; wo man sich die zahlungsfähigen Konsumenten möglichst weit vom Leibe hält, indem man alle industriellen Unternehmungen verscheucht und unmöglich macht und durch Erschwerung deS Zuzuges den herrschenden Mangel an Arbeitskräften unheilbar macht. Die „landwirthschaftliche KrisiS" und die „Kreditlosigkeit" der Bauern ist seit lange schon ein stehender Artikel in den baierischen Zeitungen. Man irrt, wenn man glaubt, diese Krankheit mit Papier — mit neuen Pfandbriefen. Banknoten u. dgl. — heilen zu können. Man heilt sie nur dadurch. Hauptsache muß nachfolgen. In dem Stall ist der Ermordete verscharrt; die Gebeine liegen noch dort. Der Verbrecher wird durch sie überführte Er muß dort nach den Mittheilungen des alten KnechtS, eine Recherche, ein Nachgraben noch in der heutigen Nacht fürchten. Er muß dem zuvorkommen. In einer Viertelstunde dürfen wir ihn mit dem Knechte zu dem Zwecke in dem Stall erwarten. Wir muffen sofort hin; wir müssen sie ihre Arbeit beginnen lassen und sie dann mitten in ihr überraschen und überfallen. Wir haben alsdann das ganze, volle Verbrechen. Darauf eben zielten meine Vorbereitungen hin. Die GenSdarmen sind in der Nähe deS Stalles versteckt. Sie selbst haben, wie mir Schmidt rapportirie. die Gegend sich angesehen. Wir bedürfen nur noch des Franzosen, der an Ort und Stelle anwesend sein muß. Sie sind wohl so gütig, den Herrn DuboiS aus seinem Zimmer zu holen. Ich warte hier auf Sie." Der Polizeirath war still geblieben. „Sic scheinen nicht einverstanden zu sein ?" fragte ihn der Baron. „Hm. ich erlaube mir Eine Frage." „Und welche?" „Alle unsere Vermuthungen richten sich auf den Stall. Dort nur ist die Grundlage zu einer weitern Untersuchung zu finden. Warum graben wir nicht sofort in ihm nach? Warum noch erst jeneS Zuvorkommen deS Verbrechers abwarten?" Der Paron lächelte. SS war das Erstemal heute. „Sie sind nur Polizeimann, der gern sofort zugreifen mag. Die Gründe für mein Verfahren liegen nahe. Zuerst, wissen wir bestimmt im Voraus, daß wir das Gesuchte in dem Stalle finden werden ? Kann es nicht zum Beispiel zur Zeit der That noch einen zweiten Stall gegeben haben?" „Der Franzose hat nur von Einem ae-sprachen." warf der Polizeirath ein. „Wohl. Aber ivenn wir durch unser einseitiges Nachgraben daS Gesuchte finden, waS eann. waS wird dieser Herr Vellner uns einfach sagen? Meine Herren, mein Stall stand immer offen. Ist Jemand daiün erschlagen, ist der Leichnam darin vergraben, lvarum soll unter allen den Menschen, die das gethan habe» können, ich allein, grade ich der Thäter sein? Gräbt er dagegen selbst unS die Leiche heraus, was kann er dann entgegnen?" „Sie gehen jedenfalls stcherer." zog sich der Polizeirath zurück. „Daß muß die Justiz. Darf ich jetzt bitten, den Franzosen zu holen?" „Ich gehe." sagte der Polizeirath. Er kehrte in das Haus zurück. Der Baron blieb hinter de« Vorsprunge der Mauer, seine Rückkehr zu erivarten (Forts, folgt.) daß man sofort volle lvirthschaftliche Freiheit einführt und einen rührigen vernünftigeren Gebrauch davon macht. Bor Allem sollte man nicht das Beispiel jenes Menschenfreundes nachahmen, »velcher. die Nothwendigtut einsehend, seinem Hunde den Schwanz abzuschneiden, dieß nicht auf einmal that, sondern nach und nach, indem er das allzulange Glied taglich nur um einen Vicrtelzoll kürzte, damit's „dem Viacherl" (Vieh) nicht auf einmal zu wehe thue. Macht die Nutzanwendung auf den Zopf!" (A u swan d e rung der fchlesis ch en W e b e r.) Der „Soc.» Dem." meldet: Fast täglich bringt jetzt der Breslauer Bahnzug Auswan-derer mit nach Berlin, die sich in Amerika eine neue Heimat suchen wollen. Es sind meist arme Weber oder Taglöhner aus Schlesien, die in der Hoffnung, in Amerika sich Reichthümer zu erwerben, all ihr Bischen Hab' und Gut verkauft haben, um die Ueberfahrtkosten zusammenzubrin-gen. In der Nähe des Stettiner Bahnhofes kann man Hunderte der Be^ wohner Schlesiens, darunter Weiber mit Säuglingen auf dem Arme, die kaum einige Monate alt sind, umherstreifen sehen, um hie und da noch Einiges einzukaufen für die weite Neise. Wie abgehärtet gegen die Stra-pazen solcher Reise diese Leute sein müssen, oder wie gering sie dieselben veranschlagen mögen, geht darau« hervor. c>aß wir mehrere junge Frauen sahen, die ihrer nahen Niederkunft entgegengingen. So ereignete eS sich am Dienstag auf dem Stettiner Bahnhofe kurz vor Abgang des Zuges, daß in einem Wagen vierter Klasse die junge Frau eines Auswanderers plötzlich von Geburtswehen befallen wurde und darauf unter Beihilfe an- derer im Wagen anwesender Frauen einen kräftigen Knaben gebar. Ra-türlich mußte unter solchen Umständen die Reise aufgeschoben werden, und hat man in einem Gasthofe für so lange ein Unterkommen gesucht, bis der Zustand der Mutter gestatten wird, die Reise fortzusetzen und den Weltbürger der neuen Heimat zuzuführen. (Ein gelungener Witz.) Das „Charivari" stellt daS erste Zusammentreffen Oesterreichs und Preußens bildlich vor. Wegen der unt^eheuren Kosten der gegenseitigen Kriegsbereitschaft stoßen der Preuße und der Oefterreicher, jeder mit einem dicken Bündel unter dem Arm, an der Thür des Leihhauses aufeinander. (Werth des Papiergeldes.) Aus Leipzig wird berichtet: Der kleine Krieg gegen die auswärtigen Noten scheint hier wieder beginnen zu sollen: wenigstens findet sich die Direktion der Lotterie- und Lot-terie-Darlehenskaffe veranlaßt, öffentlich darauf aufmerksam zu machen, daß die unter ihrer Leitung stehenden Kassen der Landes'Lotterie und Lotterie-Darlehenskasse in Folge höherer Anordnung Anweisung erhalten haben, von den bestehenden unverzinslichen Werthzeichen der in- und ausländischen, wenn auch hier mit Auswechslungsstellen versehenen Privat-banken und Institute, fortan, wie Solches ohnehin für alle königlichen Kassen vorgeschrieben ist. nur die Noten der Leipziger Bank, der Sächsischen Bank zu Dresden und der Oberlausitzer provinzial-ständischen Bank in Zahlung anzunehmen. Telegraphischer Wiener Cours vom 21. April. ü°/^ Metallique» . . 5°/„ National-Anlehen. 1S60er StaatS-Anleheii Bantaktien . . . 58.60 K1.60 76.60 «97.— Kreditaktie« . . . London .... Silber .... K. K. Miinz-Dukaten 133.30 104.60 104.50 5.02 Geschäststierichte. Marburg, 21. April. (wochenmarttSbericht.) Weizen fl. 8.45, Korn fi. 2.85. Gerste fl. 2.20, Hafer fl. 1.30, Kukurntz fl. 2.20, Heiden fl. 2.—, Hirsebrein fl. Srdövfel fl. 0.85 pr. Metzen. Rindfleisch 14 kr., Kalbfleisch 18 kr.. Schwein-fleisch jung 20 tr. pr. Pfnnd. Holz 18" fl. 3.04, detto weich fl. l.60 pr. Klafter. Holzkohlen hart fl. 0.60, detto weich fl. 0.48 pr. Mehen. Hen fl. 1.10, Stroh, Lager- fl. 1.20, Streu- fl. 1.—pr. Centner. Pettau, 20. April. (WochenmarktSbcricht.) Weizen sl. 3.40. Korn fl.2.60, «erste fl. 0.—, Hafer fl. 1.25, «ukurnK fl. 2.20. Heiden fl. 2.—, Hirsebrein fl. 4.—, Erdäpfel fl. 0.30 pr. Metzeil. Rindfleisch 16, Kalbfleisch ohne Zuwage 19. Schweinfleisch jung 16 kr. pr. Pf. Holz 36" Hort fl. 8.10, detto weich fl. 6.- pr. Klafter. Holzkohlen hart fl. 0.40, detto weich fl. 0.30 pr. Mehen. Heu fl. 1.15. Stroh, Lager- fl. 1.10, Streu« fl. 1.— pr. Centner. WaraSdin, 19. April. (Wochenmarktbericht.) Weizen fl. 3.50. Korn fl. fl. 0.-. Gerste 1.80, Hafer fl. 1.33. Kukurut» fl. 2.10. Erdäpfel fl 1.20 pr. Mehen. Angekommene in Marburg. Vom 13. bis 21. April. „Erzherzog Johann." Die Herren: Ritter v. Kersch, kk. Rittmfl., wiflak, kk. Lieut., W.-Seiflritz. Dr. v. Plazer, Advokat. Graz. Pammer, Fischhändler. Graz. Bivat. Glatfabr., Rast. Feldbacher, Vutsbes.. Graz. Mohr, Fabrikant. Wien. Moritz, kk. Lieut., Graz. Winkelset. Kfm., Hohenmauthen. Plan nnd Hecker, Kaufl., Wien. Diem, Aabriksreif., Wien. Keimenthy. Handelsreis.. Wien. „Stadt Wien." Die Herren: Sckwarzenbrnnner, kk. Oberst, Graz. Lamqnet, kk. Major, Klaaenfurt. Hudabiunnig, Affek.-Jnsp., Graz. Richter, Privat, Wien. Sermayer, Aabrittdirektor, Wien. Ostimiö, Jurist, Graz. Giraldini, Mediziner, Graz. Zaftruer, Gostwirth, Billach. „Stadt Meran." Die Herren: v. Sewernik, kk. Oberst. Wien. Bregmann, kk. Hauptmann, Wien. Feigl, Privat Lembera. Caspar. Professor. Christiania. — Prettner, Privat. Klagenfurt. Beilden, Vräner. Vleibnrg. Capeler, Privat. TemeSvar. vallner. Bräuer, Gmünd. Bals, Privat, Laibach. Krulletz, Förster. Oberburg. Samisch, Privat, Prävali. Aleischmann, Fleischer, Lemberg. Lenk, Privat. Oedenburg. Refeld, SeschSftßreis.. Bremen. ^ ^ . „Schwarz. Adler." Die Herren: Puschnig. Bürgermeister. Saldenhofen, «euwirth, Gastgeber. Saldenhofen. Krau«. Geschäftsreis.. Wien. Enk. Eisenwerk. Ratlcn. Löffler, Kfm., Podifeld. Spizi, Kfm., St. Leonhard. Serniz. Fleischer, St. Leonhard. Allen Wohlthätern des am 20. d M. bestatteten Gymnasis.sten Josef Fischer, insbesondere der edelherzigen Frau, in deren Hause der verwaiste, gänzlich mittellose, einer unheilbaren Krankheit verfallene Jüng-ling Annahme und bis zu seinem Ende liebreiche Pflege gefunden hat. sagt hiermit offenkundig den innigsten Dank der Lehrl^rper 21. April 1866. des k. k. Marburger-Gymnastums. Till großes lichtes, trockeiles MagaM wird in der Grazervorstadt oder in deren unmittelbarer Nähe zu miethen gesucht. — Gefällige Anträge wollen an die Spezerei-Handluug des F. Kolletnig gerichtet werden. (139 Rk. 4öS1. Edikt. (141 Vom k. k. Bezirksgerichte in Marburg lvird bekannt gemacht: ES werde am BS. April l. I. Nachmittags 3 Uhr im ReasummimngS-wege die freiwillige öffentliche Feilbietung. eventuell lizitationSweise Verpachtung der dem Herrn Dr. Jakob Traun. Advokaten in Marburg, gehörigen Realität Urb -Nr. 39 aü Rothwein, bestehend in den beiden Ackerparzellen Nr. 5Ü5 pr. 1 Joch 505 Q. Kl. und Nr. 556 pr. 1 Joch 129V Q.-Kl. an Ort und Stelle unweit der St. Zosefi Kirche, und zwar jede dieser Parzellen abgesondert stattfinden, wozu Kauf- oder Pachtluftige mit dem Beifügen eingeladen werden, daß die bezeichneten Parzellen nur um oder über den festgesetzten AusrurfSpeis und zwar Parzell Nr. 555 um 250 fl. und Parzell Nr. 556 um 350 fl. gegen sogleichen Erlag des 10. TheileS des ErstehungSpreiseS veräußert oder allenfalls erstere Parzelle um oder über den jährlichen Pachtschilling von 12 fl. 50 kr. und letztere Parzelle um oder über den jährlichen Pachtschilling von 17 fl. 50 kr. auf 3 Jahre gegen fogleichen Erlag der Hälfte dieser jährlichen Pacht-schlllinge verpachtet werden, und daß es den Kauf- oder Pachtlustitien freistehe, de« Grundbuchsertrakt, das Schätzungsprotokoll und die ^izita-tionS- sowie Pachtbedingnisse hiergerichts in dtn Amtsstunden einzusehen. K. k. Bezirkegericht Marburg am 9. April 1^66. Mineralbad Kmpim -Töplitz i« Kroatien von Saö Kohitsch 3 und der Sahnftation Pöltschach 5 Stunden entfernt eröffnet feine Saison am R. Mai. Die sehr wasserreichen, eine Temperatur von 26—35^^ R. habenden Quellen werden angewendet: bei Gicht, Nhenma und deren Folgekrankheiten (in denen sie eine unübertroffene Wirkung äußern), ferner bei Nervenleiden. bei Krankheiten der Haut, der Schleimhäute und bei Wundprozessen. Die neu erbtMten Bassin-. 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Wer sich von der überraschenden Wirksamkeit deS berühmten Bruch-Heilmittels von dem BrucharztKrüfi-Altherr in GaiS. Kanton Appen-M in der Schweiz, überzeugen »vill, kann bei der Expedition dieses Blattes ein Schriftchen mit vielen hnndert Zengniffen in Empfang nehmen. (147 Zu vermtethen eine schöne Wohnung mit Sparherdküche, Speise, nebst separirtem Dach« boden, Keller und Gartenantheil. DaS Nähere bei Bincenz Kanduth, Alleestraße Nr. 167. (63 v»« ' ^ - üi 8peevi'kiv»Ai'e«-K«ijeIM o» 6 empiiekit 2nr xenvixten IliserslUtml' iM" k'illliiiiz Eisenbahn-Fahrordnung für Marburg. Nach Wien: Nach Trieft: Abfahrt: 6 Uhr 19 Min. Krüh. Al fahrt: S Uhr 15 Nm. A»üh. L Uhr 4.8 Min. Abend». 9 Uhr 2 «i». AI,e»d«. Räch Billach: Abfahrt: 9 Uhr Krüh. Die gemischten Züge verkehren täglich in der Richtung nach ZVien: Trieft: Abfahrt: Uhr 44 Min. Mittags. Abfahrt: 1 Uhr 26 Min. Mittags. r 52 Mi« Mittags. Bera»t»»rtljcher Nedattenr: Kranz vi esthaler. Druck «»d Verlag »o« Udaar» Iaaschiß in Marbarg.