Laibacher M Donnerstag den 2. November Oaelmn. »ÜLLti, hui I»VLNt stol»8 su»8 in ssnxnins ^xoi, utsit potest»s eorum in lixno vitae st per ports« intrent in Oivitsteni.» ^poe. 22, 14. -^^st b»eo pulckr» äomus, <>uam xeäibus premo: si eorno tusm, sonete pater! äomum, 8ubl!mls Ii<;uiosv tu». 0 solvo äseiss, soro potris äomus. 1'e loetus memini earminibus meis, Our te non memorem semper omobilem, -Vä <>uom keitur iter menin? Ln, äum kimmvriis setker inliospitns Velotur tsnebris, evrporo kriäiäoe Dumectont piuvioe, eontinuo mieont Duptis kulxuro nublbus, Ruxitu reboont tsrrilivo poli, Venti proseipitss proelio conseruut, Miscentur voliäis oe-iuoro lluetibus Dote pleno tumultuum, Velox olto petit siäero, protinu« 8ubs!äit borotliris eincto minovibu« ^lliäenäo drevi körte lotentilms Dinus nsukroxo rupibus, Ilt reääit superis voto kreyucntio llüt äelläeriis n»uto Näellbus Depjueunä» bonos littaro potriee ^o tutos recolit lores: 8io, ipii vireumoxor mille periculis 8ternenäus kosile, bravino porrixo Lä potrem kuxiens, c>naero suavibus DIenam äeliciis äomum. Ros terrae illevebras non sekjuor, tu xrevor Dulves, vorn äomus, panäe kores milii, krimo mane roxo, vespere llaxito, Dulves, xonäekores mibi. Der Cölibat nnd -Le katholische Kirche mit besonderer Rücksicht auf die anticölibatischen Bewegungen in Croatien. Schluß. Aus dem Vorhergehenden geht hervor, daß die ehe¬ lose Jungfräulichkeit ganz in der Zdee des katholischen Priesterthums gegründet ist, indem dieses Christum den zweiten geistigen Adam repräsentirt, und ihn nach allen seinen gegensätzlichen Momenten zum ersten fleischlichen zur Anschauung bringen soll. War auch dieses Ideal unter obwaltenden Umständen der ersten 8. Jahrhunderte in so ferne verdunkelt, daß man Verehelichte zu den Altären zulaffen mußte, verwischt, verletzt war es doch nie, oder man führe nur Ein Beispiel an, daß eine geistige Person, als solche schon, unter den Auspicien der Kirche eine Hei- rath eingegangen. Und es war ein Fortschritt im Entwicke¬ lungsgange der Kirche, daß sie den Cölibat, der in ihrem tiefsten Wesen wurzelt, für die Priester zum stehenden Ge¬ setze erhob, sobald es ihr nach den irdischen Verhältnissen, in welche sie verschlungen war, möglich wurde, den ganzen Reichthum ihrer Gottgebenen Eigenthümlichkeiten zu erschlie¬ ßen. Ist es möglich zu denken, daß der heil. Geist seine Braut jemals dergestalt verlasse, daß sie von ihrer erhabe¬ nen Höhe zurücksinke. So wenig dieses zugegeben werden kann, ebenso wenig kann die Kirche jemals das Cölibats- gesetz aufheben. Faßt man den Priester im eigentlichsten Sinne als solchen, nämlich von Seite seines Verwaltungsamtes, seiner Functionen ins Auge, so erscheint der priesterliche Cölibat auch in dieser Hinsicht vollkommen gerechtfertigt. Der Prie¬ ster, als Menschenkind den übrigen Menschen bei-, den Engeln untergeordnet, ist als Priester über beide gestellt. Welch erhabene Würde! Erheischt es nicht schon diese Würde an sich, daß sie der Priester auch bethätige, das; er sein Ue- bergeordnetsein über die Engel und Menschen auch im Leben ausspreche? Dieses leistet er am offenkundigsten in dem freithätigen Herbeiführen jenes Zustandes, welcher den Engeln eigen ist, im gänzlichen Beherrschen nämlich jenes Triebes, dessen die Engel von Natur ledig sind, welcher aber der ganzen Menschheit eigen die stärksten Anforde- 138 rungen auf Befriedigung stellt. Wunderbares Schauspiel. Der Gottgeweihte Cölibateur anticipirt gewissermaßen den dereinstigen Zustand, wo, nach dem Ausspruche Christi, die Menschen weder freien noch gefreit werden, sondern sein werden, wie die Engel Gottes. In wieferne das tägliche Opfer des kath. Priesters den priesterlichen Cölibat voraussetzen muß, war mit Rück- sichtname auf die dem, in dieser Hinsicht bei Juden und Heiden vorfindigen Ritus zu Grunde liegenden Ideen schon angedeutet worden. Daß der Cölibat von den Geistlichen als Seelsorger mit vollem Recht gefordert werde, leuchtet schon aus dem oben durchgefiihrten Schattenbilde des patriarchalischen Prie¬ sterlebens ein, erhält aber noch dadurch seine volle Begrün¬ dung, daß der kath. Priester als Hirt seiner Schafe stets sein Leben für sie einzusetzen bereit sein müsse. Welchen Collisionen aber er als Gatte und Familienvater sich Iwo 8ul> rospootu aussetze, leuchtet von selbst ein. Die Vorwän¬ de, als ob der verehelichte Geistliche der Leitung deS Haus¬ wesens und anderen Sorgen sich entschlagen konnte, sind zu gezwungen und zu eitel, als daß sie eine Berücksichtigung verdienen konnten. Der Geistliche ferner ist Krieger Christi; unter seiner Fahne hat er für sein Reich Gut und Blut hinzuopfern. Ist auch der Kampf für Christi Reich gewöhnlich ein gei¬ stiger, so ist es nichts desto weniger wahr, daß ein beweib¬ ter Clerus so wenig im Stande sei, das Reich Christi zu erhalten und zu schützen, als ein beweibtes Kriegsheer, gefolgt von seinem Hausstaate siegreich sein könne. Beweise hohle man aus der Geschichte. Der Protestantismus mit seinen Zweigen und , das Griechenthum benehmen dieser Behauptung jeden Zweifel. Blicken wir noch auf die unmittelbaren Folgen, welche die Aufhebung des Cölibats mit sich führt, so steht der Natur der Sache und der Geschichte gemäß vor allen oben an: daß Sinken des priesterlichen Ansehens*) und der Ver¬ lust des dem Geistlichen so nothwendigen Zutrauens beim Volke, sammt dem aus diesen beiden Quellen resultirenden Sinken des Beichtstuhles. Mir dem als weitere Folge sich ergebenden Nepotismus und Simonie steht die gänzliche Abhängigkeit des Clerus von der Welt im nothwendigen Bunde. Würden unseren heftigen Colibatsstürmern ihre Leidenschaft nicht Sand in die Augen streuen, konnten sie Vernunft, Erfahrung und Geschichte zur Hand nehmen: so mochten ihnen die süßen Ketten, in welche sie zu schmieden man sich anschickt, unaufhaltbar in die Augen springen, sie würden sehen, wie wohl berechnet, wie klug ausgesonnen die Tactik derjenigen ist, welche sie nun als einstige Be¬ freier von jenem Joche begrüßen, welches im Zeitalter des Obscurantismus herzlose Herrschsucht dem Clerus aufge¬ bürdet habe. Es würde ihnen nicht entgehen, daß ihre *) Wie sehr ein verheirathetcr Priester Gegenstand der Nolks- verachtueg ist, beweist die griechische und russische Kirche. Sieh: »Zustand der russischen Kirche«. Kath. Blätter aus Tirol. 1847. Nro, 5, 6 und 7. unberufenen Sachwalter des einstigen Lohnes für ihre so bereitwillige Theilnahme an Sachen kirchlicher Natur sich wohl bewußt sind, und keinen geringer» Preis als den Servilismus der Kirche in Aussicht stellen. Ein Blick auf die protestantische Kirche (wo ist sie heut zu Tage?) und auf das Griechenthum würde ihnen aufhellen, daß die Kirche nur so lange jener Löwenbändiger Simson sein könne, so lange sie nicht mit Verzichtleistung auf ihre Jungfräulichkeit um die Staatsgunst buhlt. Hat sie sich aber einmal der lockenden Dalila in die Arme geworfen, so sind dem gewal¬ tigen Simson die Haare abgeschoren; seine Stärke verläßt ihn; gefangen muß er den Staatsläugnern sich fügen, er altert. Mit dem Einschlürfen einiger Theilchen des soge¬ nannten „zersetzenden Sublimats", (wissenschaftlicher Kritik) nimmt er tödtendes Gift ein, und in seinen Todeskrämpfen auch an den coloffalen Säulen des Staates rüttelnd und diesen gewaltig erschütternd — stirbt er. So fast bereits der Protestantismus, so auch in nicht weiter Zukunft die griechische Kirche, sobald sie einiger wissenschaftlichen Critik die Thür öffnet. — Jene aber, welche wegen der Verminderung oder Auf¬ hebung der Skandale für die Aufhebung des Cölibats gur- mürhig mirstimmen, mögen die Ueberzeugung gewinnen, daß durch Cölibats-Aufhebung Scandale weder gehoben, noch gemindert werden; statt also auf die Aufhebung des Cöli- bars zu dringen, nehme man lieber Zuflucht zu den, von der Kirche im Concil von Trient für Erziehung eines kirch¬ lichen Clerus, dargebothenen Fingerzeigen, man bringe bei der jetzt jedem gegebenen Freiheit, sich das Bett selbst zurecht zu stellen, die äußern ungeordneten Verhältnisse des Clerus in eins bessere Lage, und mit dem allmächtig lebendiger werdenden kirchlichen Geiste werden auch der Skandale weniger. Zum Schlüße noch ein Abschiedswort an den Herrn Stooß. Zu schönem Dank wird sich der Clerus Croatiens ver¬ pflichtet fühlen, wenn er Seite 23. sagt: „Nun wo es „keine Verfolgungen mehr gibt, wo das schöne Beispiel „von ehelicher Eintracht und guter Kindererziehung der „Menschheit mehr nützen kann, als besagte Jungfräulichkeit, „welche unterHunderten kaumEiner, und dieser „schwer beobachtet, könne der Rath Pauli I. Cor. 7, „12. nicht so streng befolgt werden. — Also unter Hun¬ gerten kaum Einer." Nun denn Herr Vice Erzpriester! Wann Ihnen der Cölibat ein so durch und durch unerträgliches Joch ist, so hätten Sie bei Ihrem glänzenden philantro- pischen Character wohlweise überlegen sollen, daß Ihre Empfindungs- und Denkart nicht der Maßstab zur Beur- theilung Anderer, und zwar so vieler Ihrer Brüder sein könne: um so weniger, und mit einer nicht so leicht zu tilgenden Verantwortung haben Sie dieses frevelnde Urtheil in die Welt hinaussenden können in Ihrem, vorzugsweise dem Volke schmeichelhaften Büchel. — Einen Stand, und zwar einen geheiligten Stand, welcher in der betreffenden Provinz, trotz hie und da auftauchender Skandale, der Männer 139 von gediegenem priesterlichen Character nicht wenige zählt, auf diese Art prosticuiren, zeugt von jener bodenlosen Nie¬ derträchtigkeit, welche in den Spalten der Novine Nro. 41. jeden fürs Cölibat eingenommenen als einen solchen blos- stellc, welcher mit Einem Weibe nicht zufrieden ist. Und so eine niederträchtige Stirne erfrecht sich, die Worte Christi*) die der Herr Stooß vor dem Ausfluge seines Bü¬ chels, wohl hätte durchstudiren sollen, mißbrauchend, Jenem vorzuhalren, welcher in seiner allgemein genommenen, wahren und kräftigen Sprache**) nur Einen beleidigen konnte, welcher in solchem Spiegel seine Deformität erblickt. Im¬ merhin bleibt es aber wahr: ./k'orxo est üoetori, cum eulpn reüsrxnit ipsum." Leo Wonzhina. Allocrrtion Pius n. in Betreff der katholischen Kirch en an g eleg en- heiten in Rußland. Ehrwürdige Brüder! Aengstlich besorgt um das Heil der ganzen, durch den Willen Gottes Uns anvertrauten christlichen Heerde, wie Euch ehrwürdige Brüder, wohl bekannt ist, haben wir seit dem Antritt Unseres obersten Hirtenamtes, den ruhmwürdigen Fußstapfen Unsers Vorgängers Gregor XVI. ehrwürdigen Andenkens folgend, Unsere ganze Aufmerksamkeit und Un¬ sere Sorge darauf gerichtet, die Angelegenheiten unserer hochheiligen Religion in dem weiten Gebiete des durchlauch¬ tigsten und großmächtigsten Kaisers aller Reußen und Kö¬ nigs von Polen zu ordnen. — Ihr wisset, daß wir zu die¬ sen Ende Unserem ehrw. Bruder, dem Kardinal Luigi Lam- bruSchini, Bischof von Porte, Ran Rufina und Civitave- chia, Vollmacht ertheilt haben, weil er sich durch eine be¬ sondere Frömmigkeit, Klugheit, Gelehrsamkeit und Erfah¬ rung in der Führung kirchlicher Geschäfte auszeichnet; zu seiner Unterstützung in einem so wichtigen Geschäfte ordne¬ ten Wir ihm Unfern geliebten Sohn Johann Corboli- Bussi, Unseren Hausprälaten bei, und wiesen diese an, mit dem hochgebornen Herrn Grafen von Butienew, au¬ ßerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei dem hl. Stuhle, in Betreff der verschiedenen und hochwich¬ tigen kirchlichen Angelegenheiten in jenem weiten Reiche Unterhandlungen anzuknüpfen, und Uns dadurch die Mit¬ tel zu erleichtern, in dem gedachten Staate den Zustand der katholischen Religion zu verbessern, und für das Heil der dortigen Heerde Sorge zu tragen. — Heute nun ge¬ ben Wir Euch Nachricht von den mit Gottes Beistand in einer so wichtigen, die katholische Kirche betreffenden Ange¬ legenheit erzielten Erfolgen Unserer Bemühungen. Zuvörderst theilen Wir mit Euch, ehrw. Brüder, den höchsten Trost den Unser Herz darüber empfindet, daß Wir nicht nur ei¬ nige, durch lange Verweisung in einen beklagenswerthen Zustand gerathene Kirchen des lateinischen Ritus in jenem *) Math. 18, 15 — 17. **) Agramcr Zeitung ». ». 0. Reiche schon in dem heutigen Konsistorium wider aufrichten können, indem Wir sie tauglichen Hirten anvertrauten; son¬ dern auch das feste Vertrauen hegen, so bald als möglich auch die übrigen, seit lrnger Zeit erledigten Kirchen in Rußland und Polen mit Bischöfen versehen zu können, welche wetteifern werden, die ihnen anvertraute Heerde auf dem Wege des ewigen Heils zu leiten. — Es wurde fer¬ ner festgesetzt, in der Stadt Cherson einen neuen bischöfli¬ chen Stuhl mir einem eigenen Kapitel nnd einem Seminar nach Vorschrift des Konziliums von Trient zu errichten, und in Saratow einen Weihbischof zu setzen, sodann die neuerliche Abgränzung der sechs in dem Kaiserstaate schon vorher bestehenden Diözesen latein. Ritus vorzunehmen, wie Ihr aus der Bulle, welche Wir dem bisherigen Ge¬ brauche nach auszufertigen befohlen haben, deutlich ersehen werdet. — Da rückstchtlich der zum Königreiche Polen ge¬ hörigen Diözesen keine Veränderung einzutreten hat, so wurde festgesetzt, das sich dießfalls des gänzlichen an die von Pius VII., Unserem Vorfahr mildseligsten Gedächtnißes, am SO. Juni 1848 erlassene Bulle gehalten werden soll. Mit aller Aufmerksamkeit sorgten Wir dafür, daß den Bischöfen die vollständige kirchliche Verwaltung ihrer Diö¬ zesen eingeräumt werde, damit sie vermöge ihres Hirtenam¬ tes den katholischen Glauben vertheidigen, die kirchliche Dis¬ ciplin handhaben, in der Religion und Gottseligkeit unter¬ richten, die guten Sitten überwachen, die Jugend nach^den höchst weisen und vorsichtigen Ermahnungen des Konziliums von Trient zu einem tugendhaften und guten Leben anlei- ten, insbesondere aber jenen Theil derselben, der zum Dienste Gottes bestimmt ist, in nützlichen Kenntnissen unterrichten, ihr die heiligen Lehren einflößen, und die kirchlichen Bil- dungsanstalten leiten und sorgfältig überwachen könnten. Weil es in jenem Reiche noch sehr viele Katholiken von verschiedenen Ritus gibt, so weiß Jedermann, daß sie beim Abgang eines Bischofes vom eigenen Mitus unter der Jurisdikzion des lateinischen Bischofes stehen; es ist daher nothwendig, daß sie von ihm, so wie von den, von ihm appro- birten Priestern die Sakramente und geistlichen Beistand empfangen. Aus diesem Grunde haben Wir, da es in der Diözese Camenetz und in der neuen Diözese Cherson eine Menge katholischer Armenier gibt, die keinen eigenen Bi¬ schof haben, nicht außer Acht gelassen, auf eine ^besondere Weise für ihre geistlichen Bedürfnisse zu sorgen. Man ver¬ einbarte sich nähmlich dahin, daß auf sie die Vorschrift deS neunten Kapitels des IV. lateranensischen Konziliums in so lange angewendet werde, bis sie einen eigenen Bischof be¬ kommen, und daß die Bischöfe von Camenetz und von Cher¬ son die Anzahl der Kleriker festzustellen haben, welche in ihre eigenen Seminarien ausgenommen, usid darin von ei¬ nem armenisch-katholischen Priester sorgfältig erzogen wer¬ den sollen. Wir unterlassen es jedoch, alle einzelnen Punkte aufzuzählen, da Ihr sie aus den verschiedenen Artikeln der Konvenzion ausführlich ersehen könnet, die Wir zugleich mit Unserer gegenwärtigen Ansprache bekannt machen zu sollen erachteten. Wir erklären zugleich, daß diese Artikel von Uns 2s. 140 angenommen wurden, ehe Uns noch die Ratifikazion dersel¬ ben von Seile des großmächtigsten Kaisers aller Reußen und Königs von Polen angezeigt worden war. Denn über¬ zeugt von der wohlwollenden Geneigheit des gedachten durch¬ lauchtigsten Fürsten konnten Wir nicht zweifeln, daß sie nicht mit der Zustimmung desselben versehen werden wür¬ den, wie Wir Uns nun darüber Glück wünschen können, daß es wirklich geschehen ist. Hieraus erseht Ihr nun, ehrw. Brüder, was Wir unternommen und bewirkt haben, um die Angelegenheiten der katholischen Kirche im russischen Reiche zu ordnen. Es bleiben freilich noch viele und wichtige Dinge dem gewünsch¬ ten Ziele zuzuführen übrig; diese konnten aber von den Bevollmächtigten in der eingeleiteten Unterhandlung noch nicht zu Ende geführt werden; sie liegen Uns aber sehr am Herzen, weil sie die Freiheit, die Rechte und die Inte¬ ressen der Kirche und das Wohl der Gläubigen in einem Hohen Grade berühren. Wir gedenken hier nun, ehrw. Brüder, von der wah¬ ren und vollständigen Freiheit jener Gläubigen zu sprechen, damit sie in Sachen der Religion mit diesem apostolischen Stuhle, als dem Mittelpunkte der Einheit und der Wahr¬ heit, und der Mutter und Lehrerin aller Gläubigen ohne irgend ein Hinderniß verkehren können. Und wie schmerz¬ haft Wir hievon betroffen sind, kann man leicht aus den wiederholten Reklamazionen abnehmen, welche dieser apostl. Stuhl zu verschiedenen Zeiten und auch rücksichtlich anderer Orte für diesen freien Verkehr der Gläubigen zu erheben nicht unterlassen hat; denn auch anderwärts wurde dieser Verkehr in manchen Angelegenheiten der Religion zum nicht geringen Schaden der Seelen verhindert. Wir sprechen von den, dem Clerus zurückzustellenden Gütern, von der Ent¬ fernung einer weltlichen, von der Regierung gewählten Person aus den Consistorien, damit die Bischöfe in solchen Ver¬ sammlungen sich der vollständigen Freiheit erfreuen mögen. Wir sprechen von dem Gesetze, kraft dessen die gemischten Ehen so lange nicht für giltig anerkannt werden; bis die Ehe nicht auch von einem akatholischen, griechisch-russischen Priester eingesegnet worden ist. Wir sprechen von der den Katholiken gebührenden Freiheit, ihre Angelegenheiten bei gemischten Ehen von den katholisch-kirchlichen Gerichte untersuchen und entscheiden zu lassen. Wir sprechen endlich von verschie¬ denen, kundgemachten Gesetzen, durch welche das Alter für die Ablegung der Gelübde vorgeschrieben, alle Schulen in den Klöstern abgeschafft, alle Provinzvorstände entfernt, und die Bekehrung zur katholischen Religion verhinderrund verkochen worden ist. Von einem nicht geringem Schmerz sind Wir ergrif¬ fen, wegen so vieler, von Uns höchst geliebter Söhne von der berühmten rurhenischen Nazion, welche leider durch den unsäglichen und niemals genug zu beklagenden Abfall einiger Bischöfe von der römischen Kirche, in jenen weiten Län¬ dereien auf eine jämmerliche Weise zerstreut, sich in einer sehr traurigen Lage und in der höchsten Gefahr für ihr ewiges Heil befinden, weil sie keine katholischen Bischöfe haben, von denen sie auf heilsame Weiden und auf den Pfad der Gerechtigkeit geführt und geleitet, durch geistli¬ che Hilfe gekräftigt und gegen Schmeicheleien, Betrug und die Nachstellungen Uebelwollender vertheidigt werden könnten. Alles dieses hat sich Unserm Gemüthe so tief einge¬ prägt, daß Wir mit der Hilfe Gottes keinerlei Mühe und Sorge außer Acht lassen werden, für so wichtige Angel¬ der katholischen Kirche Uns mit allem Nachdruck zu ver¬ wenden. Wir wollen auch den Muth nicht sinken lassen, da der edle Graf von Bludow, ehe er diese Hauptstadt verließ, um nach Sr. Petersburg zurückzukehren, Uns aus¬ drücklich versprach, Sr. k. k. Majestät Unsere Wünsche und Unsere Forderungen vorzutragen, die Sorge für dieselben wenigstens einem großen Theile nach auf sich zu nehmen, und alles dasjenige mündlich zu erläutern, was er aus so weiter Ferne nicht so leicht ins Klare hätte setzen können. Vor nicht langer Zeit wurden Wir zu unserer höchsten Freude in Kenntnis; gesetzt, daß der gedachte durchlauch¬ tigste Fürst eingewilliget hat, dem neuen Bischöfe von Cherson einen zweiten Weihbischof beizugeben, und die Ehe und andere kirchlichen Gegenstände, die hinfort im russischen Reiche und im Königreich Polen zur Verhandlung kommen, nach dem ersten, von dem eigenen Bischöfe geschehenen Ausspruche, in zweiter Instanz entweder nach der Gepflo¬ genheit vor den Richterstuhl des betreffenden Metropoliten, oder, wenn von diesem schon in erster Instanz darüber entschieden worden wäre, vor jenen des nächstgelegenen Bi¬ schofs zu bringen, zu welchem Ende ein solcher Bischof von dem heil. Stuhle mit speziellen, eine bestimmte Zeit dau¬ ernden Vollmachten versehen werden wird; und daß Höchst- derselbe seine Zustimmung gegeben, dergleichen kirchliche Gegenstände im weitern Appellazionszuge an den apostol. Stuhl, in Rom gelangen zu lassen. Mit nicht geringerer Freude vernahmen Wir aus neuern, Uns von jenem k. k. Hofe zugekommenenen Nachrichten, daß sich der mehr ge¬ dachte durchlauchtigste Fürst auch mit den übrigen, oben erwähnten Gegenständen ernstlich beschäftige, und daß man daher die Hoffnung nähren könne, daß auch diese einem glücklichen Ausgang werden zugeführt werden. Und deswil¬ len steigert sich in Uns die Zuversicht, daß jener durchlauch¬ tigste Monarch bei seiner Billigkeit, Gerechtigkeit und Klug¬ heit, und bei der Größe seines erhabenen Gemüthes Unsern gerechtesten Wünschen und Forderungen Rechnung tragen werde, so daß Wir hoffen, Euch in kurzer Zeit verkündigen zu können, daß alle, die katholische Kirche in jenem aus¬ gedehnten Reiche betreffenden Angelegenheiten glücklich der gewünschten Lösung zugeführt worden sind. Weil aber die bedauerliche Lage der Ruthenen Unse¬ rem väterlichen Herzen ungemeinen Kummer und tiefe Be¬ trübnis; verursacht, so wiederholen Wir, daß Wir vermöge des uns anvertrauten apostolischen Hirtenamtes gewillet sind, niemals einen Weg unversucht zu lassen, der geeignet sein kann, ihren vielen und wichtigen geistlichen Bedürfnissen auf die entsprechende Weise zu Hilfe zu kommen. Während Wir nun das Vertrauen hegen, daß die lateinischen Prie- 141 ster, um Unseren gedachten liebsten Söhnen geistliche Hilfe zu leisten, keine Mühe und Arbeit scheuen werden, ermah¬ nen wir die Ruthenen selbst liebevoll und nachdrücklich aus dem innersten Grunde Unsers Herzens, fest und unentweg- lich bei der 'Einheit der katholischen Kirche zu verharren, und wofern sie davon abgewichen wären, wieder in den Schooß der liebevollsten Mutter zurückzukehren, und zu Uns zu eilen, die Wir geneigt sind, ihnen alles zu bieten, was zu ihrem ewigen Heile gedeihlich sein mag. Inzwischen hören Wir, ehrw. Brüder, nicht auf, de- müthiges und inbrünstiges Gebet zu dem allgütigen Gott, dem Geber alles Guten, emporzusenden, daß er in der Fülle seiner Gnade sich würdige, gnädig auf Unsere Sorgen, Anstrengungen und Absichten herabzublicken, die einzig nur auf das geistliche Wohl aller Gläubigen, auf das Gedeihen und die Ausbreitung seiner heiligsten Religion gerichtet sind; denn nur auf ihr beruht die sicherste und festeste Stütze der Reiche, die öffentlichen Ruhe und Wohlfahrt der Völker. Die doppelte Soveranetat im Menschen. i. Zn vielbewegter, welchselvoller Zeit ist es allerdings eine Harts Forderung, die Aufmerksamkeit von den äußeren Dingen auf die eigene, innere Welt zurück zu lenken, und mit der alten Frage: wer bist du? was sagst du von dir selber? sich zu quälen, die von der sogenannten Seelenlehre oder Psychologie noch lange nicht erledigt worden. Und doch ist diese Frage gerade jetzt, wo von Verfassungsformen, von Staats-und Volksgewalt so viel verhandelt wird, nicht we¬ niger wichtig, als je vorher. Denn wer nun immer, es sei in der religiösen oder bürgerlichen Gesellschaft, die gesetzge¬ bende und lenkende Gewalt besitzt und übt, ob Einer, ob Wenige oder Viele oder Alle, und ob diese Macht von oben oder von unren ausgehe, ob sie auf geschichtliches Recht, oder auf Vertrag uud Uebertragung sich gründe: allzeit sind es ja Menschen, die eine solche Macht ausüben, und wie¬ derum Menschen, über welche sie ausgeübt wird. Möge da¬ her jeder christlich gesinnte Statsbürger, dem von jetzt an die thätige Theilnahms am Gemeinwesen zustehet, vor allem über die Selbstmachr oder Souveränetät sich verständigen, die im Menschen selbst und daher auch im Volke und Staate liegt, und die in der Ueberschrifc sogar als eine doppelte angekündet wird. Dazu aber sind einige Sätze oder Grund¬ lehren erforderlich, die zuerst in wissenschaftlicher Form mit- getheilr, dann aber, wie billig, möglichst erläutert werden sollen. Der erste dieser Sätze stellt die Wahrheit auf: „Jed¬ wedes Lebensprincip in seinerAutorität oder Au¬ tonomie besitzt Souveränetät." Fehlt es nun diesem Ausspruche gewiß nicht an Bün¬ digkeit, so gleicht er doch eben deshalb einer algebraischen Formel, und es kommt nur darauf an, den Sinn der ein¬ zelnen Worte aufzuschliesien, über deren Gebrauch kein bil¬ lig Denkender sich aufhalten wird, da ja jede Wissenschaft, jede Kunst, jedes Gewerbe solcher eigentlichen Ausdrücke sich bedient, deren sie nicht entbehren kann, und da z. B. die Jägersprache dem Uneingeweihten fast eben so unverstän- lich klingt als jene der Bergknappen und der Matrosen. Was nennt man nun ein Lebensprincip? Wir verstehen darunter jenes anfängliche, von den Sinnen nicht wahr¬ nehmbare, innere Grundwesen, von welchem jede Lebens¬ äußerung bedingt wird, und das eigentlich nur durch diese Wirkungen oder Erscheinungen sich zu erkennen gibt. Nie¬ mand hat dieß unbekannte Ding je gesehen, daß sich aus dem Keime im Fruchrkern, im Dotter des Eies, zum Kirsch¬ baume oder zum Huhn entwickelt, und doch kann Niemand läugnen, daß es in diesen Keimen vorhanden war. Auch wird Niemand, der (vernünftig) denkt und seiner selbst be¬ wußt ist, sich selber läugnen und etwa behaupten wollen, er sei eine bloße Sprachmaschine von Kautschuck, welche irgend eine fremde oder äußerliche Kraft durchströmt und bewegt; sondern er wird sein innerstes Wesen, sein Ich, also seinen persönlichen Geist als etwas Wirkliches in sei¬ nen Rechten geltend machen, obwohl in diesem Sinne Nie¬ mand sich selbst, d. h. sein eigenes geistiges Princip, jemals gesehen hat. Nun finden wir aber in der sichtbaren, körperlichen Welt, von der wir die Eindrücke und Bilder durch die Organe unserer Sinne aufnehmen, überall nur ein solches Lebensprincip thätig, das immerfort von innen heraus sich entwickelt, also sich veräußert oder was dasselbe ist, sich verkörpert; und welches, so rastlos es auch, in Kry- stallen, Gewächsen, Thieren zu immer hohem, sinnenbegab¬ ten Gebilden fortscheitet, doch nirgends vollkommen zu sich kommt, und niemals dahin gelangt, sich auf sich selber zu besinnen, oder des eigenen Wesens sich klar bewußt zu werden. Dieses mächtige, unerschöpfliche, unter den unge¬ heuren Welcenräumen thätige Princip der steten Bildung und Umwandlung, das im kleinsten Wafferstropfen oder Moose so gut wie in den Fixsternen wirksam ist, nennen wir die erschaffene Natur; wir geben ihr auch in ihren vereinzelten Lebensgebilden, in welchen sie einen gewissen Grad von Selbstheit (subjectives Lebens) erreicht hat, den Namen der Nacursele oder Psyche. Die Gebilde der Natur machen überall unsern Sinnen sich bemerklich, die gleichfalls zu diesen Gebilden gehören; die Natur selbst hat Niemand gesehen; sie ist recht eigentlich das große „(Über¬ all und Nirgends;" überall in äußerlichen Formen und Zer- theilungen (wie arithmetisch die Einheit in jedem Bruchtheil) nirgends in ihrer Ganzheit oder als ein Ganzes. Ihr ein¬ faches Bild ist der Magnetstab, in welchem die Strömun¬ gen nach zwei entgegengesetzten Seiten immerfort aus ein¬ ander gehen. Das Gesetz der Entzmeigung (Polarität), der Veräußerung und blinden Nothwendigkeit ist das Gesetz der Natur. Ganz anders erschaffen und beschaffen, d. h. dem We¬ sen nach verschieden wird jenes Princip sein müssen, wel¬ ches in keine räumliche Gestaltung sich heraus bildet, sich nicht verkörpert nicht veräußert, d. h. im Aeußerlichen sich 142 verliert, sondern innerlich oder bei sich bleibt, sich sel¬ ber weiß, und dieses sein eigenes Wesen von jedem andern unterscheidet: welches daher auch von der Außenwelt sich unabhängig oder frei fühlt, und in dieser Freiheit sich be¬ haupten will. Dieses Grundwesen nennen wir den erschaf¬ fenen Geist. Die Natur ist nur ein einziges Prinzip, das aber im Raume ins Unermeßliche sich ausbreitet und in zahl¬ lose Gebilde (Gattungen und Arten) sich theilt und entfal¬ tet. Das geistige Geschöpf hingegen ist keiner Theilung und Entäußerung (Emanation) fähig, es ist in sich und für sich; und es kann daher unzählige Geister geben, die we¬ der von einander, noch von der Natur abhängig, sondern selbstständig sind. Ist nun jedes dieser Grundwesen ursprünglich von Gott gesetzt, d. h. aus dem Gedanken Gottes durch seine All¬ macht in die äußere Wirklichkeit gerufen, (Schaffen heißt Befehlen), so ist ihm auch jener Gedanke eingeprägc als Gesetz. Daß nun ein Geschöpf dieses Gesetz in sich selber hat, daß ist seine Autonomie; daß es nur diesem Ge¬ setze, das in seinem Wesen liegt, daß ist seine Autorität und Souveränetät. Dieß anschaulicher zu machen, sind eben nicht viel Beispiele vonnöthen. Das Weizenkorn wird, wenn es aufsproßt, keine andere Gestalt entwickeln, als jene des Halmes mit der Fruchtähre; keine Macht wird daraus ein anders Gewächs, etwa einen Kürbis, erziehen; es folgt seinem eigenen Gesetze, und seine Lebenskraft ist seine Selbst¬ macht. So wird der Tiger stets ein Fleischfresser sein, und keine Gewalt wird ihn bewegen, gleich der Antilope, die seine Beute wird, von Gras und Laub sich zu nähren. Was die Souveränetät des Löwen in der afrikanischen Wüste sagen will, bedarf.wohl keiner Erklärung; sie wird aner¬ kannt und respectirt von allem, was ein Leben zn verlieren hat. Zm Gebiete der sittlich freien Wesen ist die Autono¬ mie nnd Autorität eine selbstbewußte. Der wache Men¬ schengeist muß nothwendig sowohl den Gottesgedanken als seine sittliche Bestimmung in sich finden; in seinem Wissen und Gewissen liest er nicht allein sein Gesetz, das Gott ihm gegeben, sondern er muß auch, kraft seiner Vernunft, dieß Gesetz sich selber auferlegen; und daS ist seine Auto¬ nomie. Ob er jedoch diesem göttlichen und eigenen Gesetze gehorchen will oder nicht, das liegt an ihm selber, an (ei¬ ner freien Wahl oder Selbstbestimmung; er will, weil er will, und er will nicht weil er eben nicht will; keine Macht im Himmel und auf Erden kann ihn zwingen, zu wollen oder nicht zu wollen; ja selbst die Allmacht Gottes vermag das nicht, weil sie mit ihrem eigenen Schöpfergedanken nicht in Widerspruch gerathen kann; und dieß ist die, dem Gei¬ ste verliehene, von oben geheiligte, allerdings verantwort¬ liche Autorität und Selbstmacht. Aus der Verschiedenheit der beiden Grundwesen, oder aus ihrem Gegenstände folgr es nun von selbst, daß jedes von beiden, nach der Urbestimmung, die ihm der Schöpfer gegeben, in der Wirklichkeit eine andre Art von Selbstmacht üben werde. Denn auch das höher ausgebildete Thier, das nimmer bloß mit den Fühlfäden in seiner kleinen Welt um¬ her tastet, sondern für einen weiten Kreis der Sinnenwelt empfänglich ist, beschließt in Entstehen, Wachsthum, Fort¬ pflanzung und Tod seine Bahn, und seine Seele, dem blin¬ den Triebe folgend, wird nur von Empfindungen und Vor¬ stellungen oder Bildern bewegt; während das Leben des Geistes im Selbstbewußtsein, im Unterscheiden der Ursache und der Wirkungen, und in freier Selbstbestimmung sich offenbart. Welche Art von Selbstmacht ist nun dem Men¬ schen eigen? Der Mensch ist kein einfaches, sondern ein Doppelwesen; er ist das Vereinwesen der großen Gegen¬ sätze im Weltall; in ihm treffen Geist und Natur zusam¬ men, damit er den Schlußstein der Schöpfung bilde; damit der Geist in ihm das Licht, daß Auge der Natur werde, und frei mit ihr schalte, und wiederum die Natur, mit dem Geiste vermählt, in seine Persönlichkeit und Freiheit, und folglich in das volle selbstbewußte Leben erhoben werde. Ist also der Mensch ein Vereinwesen von Geist und Natur, so wird sowohl die Selbstmacht des Geistes als jene der Natur ihm eigen sein; mit andern Worten: es liegt in ihm eine doppelte Souveränetät.. Wie das näher zu verstehen sei, und welche wichtige Folgerungen daraus sowohl für politische als kirchliche Fragen hervorgehen, soll die Fort¬ setzung darzustellen versuchen. Ronge in Gratz. Die zahlreichen religiösen Institute von Gratz sind durch die Austreibung der Jesuiten nur für einige Monate vermindert worden. Die Lücke ist bereits ausgefüllt — durch die Deutschkatholiken! Welch ein Ersatz! welch ein Fortschritt! — Der Wetteifer unserer Stadt mir Wien ließ nicht zwei¬ feln, das auch diese Errungenschaft uns zu Theil würde. Schon im Monate September hörte man fast jede Woche, der neue Apostel werde zu uns kommen, doch er kam nicht, weil gar zu viele und drohende Stimmen gegen diesen ver¬ rufenen Gast laut geworden waren. Plötzlich erschin Ronge mit seinem Kaplan Scholl am 5. Oktober, gleichsam heim¬ lich und verstohlen, denn die fast allgemeine Stimmung der Stadt war gegen ihn gerichtet, und die verhaßten Ankömm¬ linge durften es nicht wagen, ohne Schutzwache auf der Gaffe sich zu zeigen. Deßungeachtet wurde für den 8. Octo¬ ber ihr erstes öffentliches Auftreten durch Plakate angekün¬ digt, mußte aber wenige Stunden vor der beantragten Ver¬ sammlung abgesagt werden, denn trotz aller Bemühungen ließ kein Gastwirrh sich bewegen, für das gefahrvolle Un¬ ternehmen ein Lokale einzuräumen. Zur selben Zeit setzten auch die Ereignisse von Wien die Stadt in Bewegung und man wurde gegen die religiösen Wühler um so mehr einge¬ nommen, als man schon an den politischen zur Genüge hatte. Am 17. Oktober erklärten Ronge und Scholl in der Gratzer-Zeitung, daß ihr Miffionswerk auf unbestimmte Zeit verschoben werde. Man nam dieß für ein honneteS Ab¬ schiedswort, und wünschte ihnen glückliche Reise. — Doch siehe, auf einmal erwacht wieder der apostolische Eifer; man sucht abermals hier und dort ein passendes Lokale, und fin- 143 det keines. Endlich gelang es durch kräftige Verwendung der Legionäre, die ständische Reitschule zur Verfügung zu erhalten. Daß es an spöttischen Bemerkungen über diesen Tummelplatz der neuen Evangelisten und über ihr auf Sand zu erbauendes Lehrsystem nicht fehlte, läßt sich denken. Am 22. Oktober fand die erste Versammlung Statt, bei welcher zuerst Scholl, dann Ronge einen Vortrag hielten. Es hatte sich ein zahlreiches Publikum aus allen Ständen, wohl größ- tentheils aus Neugierde, eingefunden, und Ronge war eben im besten Zug der Rede, als auf den Ruf «Feuer" ein Tumult entstand und die versammelte Menge in wilder Flucht aus einander stäubte. Offenbar hatte eine Partei unter den Zuhörern den Krawall absichtlich herbeigeführt; denn man Hörle den Ruf: „Hinaus mit dem Antichrist!" Sehnige Fäuste arbeiteten gegen die Menge und drängten die Zuhörer un¬ ter dem ängstlichen Geschrei der Frauen nach den Eingän¬ gen, während eine Schaar von Buben auf der Gasse mit gellenden Pfiffen eine Katzenmusik produzirte. — Dieß schreckte jedoch die beiden Herolde der neuen Vernunftreligion nicht ab, am 23. Oktober eine zweite nicht zahlreiche Versamm¬ lung zu veranstalten, die bei großen Vorsichtsmaßregeln ohne Störung ablief. — Uebrigens ernten die beiden Red¬ ner weit mehr Schmach und Spott, als Lob und Beifall. Die Gratzer-Zeirung und ein anderes hiesiges Journal spre¬ chen ihren begründeten Tadel und ihre Geringschätzung offen aus. Scholl hat, wie man sagt, einen angenehmen Vortrag spricht aber zu leise und unverständlich, Ronge ist zu mo¬ noton und verliert oft den Zusammenhang der Rede. Der Inhalt der Rede reduzirt sich bei Beiden auf Läugnen, Schimpfen und Schmeicheln. Die Prädikanten läug¬ nen alle positiven Wahrheiten der christlichen Offenbarung, so daß ihre Lehre ein kompleter Unglaube ist, in dem sie nichts als ein höchstes Wesen (Weltengeist) und ein Reich der Vernunft und des Gewissens gelten, das jenseitige Le¬ ben aber dahin gestellt sein lassen. Sie schmähen und spot¬ ten über die Herrschsucht, den Geitz, das Wohlleben und den Betrug des katholischen Clerus, und rühmen sich selbst als Freunde des Volkes und der Aufklärung. Sie schmei¬ cheln unabläßlich dem Volke und schwatzen ihm von der Freiheit vor, die auch das Joch der Priesterherrschast ab¬ schütteln müssen. Das Polirisiren bilder einen beträchtlichen Theil ihrer Vorträge, und zeigt klar, daß der Deutschka- tholicismus keineswegs auf religiösen, sondern auf politi¬ schen Boden erwachsen sei. Man hüte sich daher, die Deutsch¬ katholiken als eine religiöse (zumal als eine christliche) Sekte anzuerkennen; sie sind vielmehr, nach ihrer Grün¬ dung und Tendenz, (die freilich nicht allen Mitgliedern be¬ wußt sein mag) ein politischer Verein mit der Farbe der Religion. Vom Christenthume haben sie nichts, gar nichts, als den usurpirten Namen; denn sie läugnen offen die Gottheit Christi und die Erlösung. — Bis jetzt sollen ein Paar Hunderr in Gratz für diesen Verein sich eingeschrieben ha¬ ben, großentheils Frauen! — Am 29. Oktober soll der erste Gottesdienst der sogenannten freien christlichen Ge¬ meinde gefeiert werden — in der Reitschule. — Das bi¬ schöfliche Konsistorium hat schon vor einigen Wochen ein Wahrungsschreiben an die Gläubigen erlassen: auch wird der Clerus nicht versäumen, das gute Volk im wahren Glau¬ ben zu befestigen und ihm die Worte das Psalmisten zuzu¬ rufen: „Werdet doch nicht wie Roß und Maulthier, die keinen Verstand haben.!" (Ps. 33.) Zwei liturgische Fragen. 1). Im Rituale romanuin bei Oräo ad (acisndam a- guam bensdiotam steht zuletzt mit Rücksicht auf das lVIis- sals die Rubrik: Rost bensdiotionem aguae «averdo« do- minieis diebu«, antsguam ineipiat misssm, asperxit al- tars, deinds se, et ministros so populum, prout in inis- «ali xras8oribitur. Diese Rubrik findet man in der Laiba¬ cher Diöcese außer der Domkirche in den wenigsten Kirchen befolgt. Und doch ist diese Besprengung mit Weihwasser ein unterscheidendes Merkmal der sonntäglichen Pfarrmessen, und trägt auch ihren Theil zur ^Erhebung der Feier bei; das christliche Volk erbaut sich auch daran, wie es ,Schrei¬ ber dieses von zwei Orten weiß, wo diese ^8per«io wieder in Uebung gebracht worden. Daß die Besprengung mit Weihwasser in obiger Form alle Sonntage zu geschehen habe, beweisen auch mehrere Decrete der OonxrsKatio «aor. ri- tnum; als: vom 27. Nov. 1633, 18. Nov. 1649, 30. Sept. 1679. — Diesem schönen Gebrauche steht wohl nichts entgegen, auch nicht die bisherigen Vorschriften in pukliso - scols8ia- stiois, wo nur jene Gebräuche untersagt wurden, die sich nicht im Mssslo und Rituals romsnum finden. Wäre es nicht an der Zeit diesen Gebrauch der Weih¬ wasseraussprengung allgemein in Uebung zu bringen? Ze genauer die Hirten den kirchlichen Vorschriften Folge leisten, desto eher werden auch die Gläubigen ihrerseits die kirchli¬ chen Gebothe zu befolgen geneigt sein. 2. Im Oonoilium ll'ridsntinum (8ö88. XXIV. (leer, ds rekorm. matrim. Oap.) heißt es: 8aoro8ancta «^nodus l'ridsntina bortatur novo« vonjuxs«, ut ante beuedictio- nem «aoerdotalsm a proprio psroobo in templo «imeipien- dam in eadem domo non eobabitsnt. Um welchen priester¬ lichen Segen es sich hier handle, zeigen die Rubriken des Rituals roin., so wie die eigene Messe pro sxon8o st oponsa mit der Benedictionsformel im Missale; und insbesondere auch die Untersuchungen Papst Benedict XIV. (Iiwtitut. eool. I>XXX. und äs S^noclo vioee. lib.VIII. o. 12. 13). Es ist nähmlich nicht der Segen, wenn es allenfalls einer ist, der mit den Worten: Rxo vo8 oonjunxo den Braut¬ leutengegeben wird, wie es manche meinen dürsten: sondern jene Renvdiotio matrimonii, die nach geschehener Copula- tion in Verbindung mit der h. Messe während derselben nach der Vorschrift des Missale ertheilt wird. Woher kommt es, daß diese Lenediotio matrimonii in der Laibacher Diöcese so wenig in Uebung ist, obwohl sie in den ältern Ritualen von Bischof Ferdinand 170« und Leopold Joseph 1767 ausdrücklich vorgeschrieben; im Oom- poadium rituali« rom. von Bischof Anton 1808 zwar nicht 144 genannt, aber gewiß auch nicht verkochen, dafür im neuen Litusle romanum usibus äioec. Lubsv. wieder mit allen betreffenden Vorschriften angeführt wird — dazu im Mis- sale immer vollständig ihren Platz gehabt hat? Auch alte Leute, die noch manchen andern Segen im Andenken haben, wissen von der Leneäiotio niatrimonii nichts zu sagen. Es ist wohl die Einsegnung der Brautleute kein stren¬ ges Kirchengeboth sub peeoato mortali, jedoch eine nicht leicht hin zu unterlassende kirchliche Vorschrift. Ihre Vor¬ nahme würde der ohnehin ganz verweltlichten Eingehung der Ehe eine größere religiöse Feierlichkeit verschaffen, und den Eheleuten den so nochwendigen Segen des Himmels im größeren Masse zuwenden, und durch die bei der Ge¬ legenheit auf die Morgenstunden verlegte Trauung manchem Unfug entgegen wirken. Die Communion der Brautleute während der Trauungsmesse, die im Miffale auch genannt ist, kann wohl mancher Unmöglichkeit wegen nicht urgirt werden; obgleich Schreiber dieses auch Beispiele davon in hiesiger Diöcese gesehen hat. P. Hitzinger. Bischöflicher Cougreß in Würzburg. Würzburg L3. Oct. So eben endiget eine hehre Feier, wie sie wohl seit Jahrhunderten in Deurfchland nicht mehr vorgekommen ist. Die hier versammelten Bischöfe sen¬ deten ihren Berathungen, welche heute beginnen, einen feier¬ lichen Gottesdienst in unserer Cathedrale voraus. Achzehn Bischöfe und eine Anzahl mit ihnen angekommener Kanoniker nahmen morgens 8 Uhr die Chorstühle im Presbyterium des Domes ein, während unser Metropolitan, der Hochwür¬ digste Herr Erzbischof, von Lamberg, in Pontisicalkleidern an den Altar trat, zu den Stufen desselben niederknieend, das „Vsni Kaaeto Spiritus" inconirre. Nach Abberung desselben celebrirte der Erzbischof das heilige Meßopfer, unrer welchem von dem Chor eine Choralmesse ausgeführt wurde. Nach der heil. Communion traten sämtliche Erzbischöfe und Bischöfe an den Altar und empfingen aus der Hand des Celebranten das heilige Abendmal. Ein besonders erhebender Acr war es, als nach dem Schlüsse der heiligen Messe sämmtliche Kirchenfürsten vor den Altar traten, und vereint das katholische Glaubensbekenntnis nach der Vorschrift des TridenlinumS mit lauter Stimme recitirten und sodann das ^lllssursnüum prokessionis üllei in die Hand des Metropo¬ liten, der im vollen erzbischöflichen Ornat seinen Platz in einem sogenannten Thronstuhle auf dem Altäre eingenommen hatte, einzeln ablegten. Tausende von Gläubigen waren herbeigeströmt, und wohl Niemand unter den Anwesenden allen mochte diesen feierlichen Act katholischer Einheit ohne tiefe Rührung wahrnehmen. Nach vollendeter kirchlicher Feier begaben sich die Prälaten in das Klerikal-Seminar, um daselbst ihre Berathungen zu beginnen. Mögen alle auf¬ richtigen Katholiken im demüthigen Gebete sich vereinigen, daß den versammelten Oberhirten bei jenen die Erleuchtung jenes Geistes inne wohne, den der Herr seiner Kirche ver¬ heißen hat bis an das Ende der Tage. Der Fürstbischof von Breslau hat zwei Domcapitulare als Bevollmächtigte (unter ihnen Herrn Förster) gesendet, und der Cardinal- Erzbischof von Salzburg hat Hoffnung gegeben, später noch einzutreffen. Es sind nun versammelt 1 Erzbischöfe und iS. Bischöfe. A. P. Z. Anhören -es göttlichen Wortes. Der heil. Augustinus vergleicht das Wort Gottes mit einer Fischangel, welche dann ergreift wenn sie ergriffen wird." Gleichwie der Fisch, der die Angel erfaßt, zugleich von ihr erfaßt und gehalten wird, eben so wirst du, wenn du das Wort Gottes erfassest und gehörig einnimmst, zu¬ gleich auch von ihm erfaßt und eingenommen." — Ein großer Prediger pflegte zu sagen: »Ihr, meine Zuhörer alle, seid Vorleger und Vorschneider. Denn gleichwie das Geschäft des Vorschneiders darin besteht, daß er die Spei¬ sen für die Gäste zerschneidet und vercheilc, für sich aber keinen Theil behält, so macht auch ihr es, wenn ihr mich hört. Ihr beginnt zu sagen: O das ist ein gutes Stück für den Pecer! oder wie gut paßt daS für den Johann! oder: wenn doch mein Nachbar da wäre, der bekäme sei¬ nen Theil." Ihr selbst aber gehet dabei leer aus. Nein ich will euch bei der Mahlzeit des göttlichen Wortes Alle ein¬ laden, euch alle zu Mitessern, nicht zu Vorlegern haben. Der Sohn Sirachs (21, 18.) sagt: »Wenn der Verstän¬ dige eine weise Rede hört, so wird er sie loben und auf sich anwenden. Hört sie der Muthwillige, so wird sie ihm mißfallen, und er wirft sie hinter sich, für Andere zum Aufheben. Seien wir demnach verständig, und nehme Zeder für sich, was gesagt wird, gerade als hätte man es ihm allein gesagt; denn was dir gut, für einen andern zu pas¬ sen scheint, das wird vielleicht besser für dich selbst passen. Findest du dich auch für die Gegenwart in diesem Stücke nicht getroffen, um so besser sollst du das Gesagte aufbe¬ wahren für die Zeit wo du dessen bedarfst, was vielleicht sehr bald der Fall sein dürfte. Dann hat die Predigt dir genützt, wenn du aus derselben fortgehend mit der bekehr¬ ten Samaritin rufst: Kommet und sehet den Mann, der mir alleS gesagt hat, was ich gethan habe.! — Verschiedenes. Der katholische Episcopat von Irland. Die irisch-katholischen Erzbischöfe und Bischöfe haben sich in ihrer am it. Occober zu Dublin abgehaltenen Jah¬ resversammlung gegen die beabsichtigte Besoldung der katho¬ lischen Geistlichkeit auS Staatsmitteln ausgesprochen. Ueber Zweck und Wesen der Vereine. StetS hielt ich dafür, daß die beiden großen Vereine der Kirche und deS Staates, da sie alleS umfassen, was dem Menschen für Himmel und Erde nörhig ist, die be¬ sonderen Vereine ganz überflüssig machen, und daß der ein¬ zelne Mensch weit freier und tüchtiger wirken könne, wenn er sich bloß als Glied der Kirche, deS StaareS und der Familie fühlt, als wenn er noch überdieß in Reihe und Glied cineS Vereines sich anwerben läßt. Mir schienen die Schranken, die ein besonderer Verein den Tüchtigen anlegt, weit mehr Schaden zu stiften, als die Erhebung, die er den Schwachen verschafft, im Ganzen nützen kann. Nun erkenne ich aber wohl, wie wichtig es sei, daß zu einer Zeit, wo die großen allumfassenden Vereine durch widrige Umstände in ihrer Wirksamkeit gehemmt sind, an ihrer Mitte besondere Vereine sich erheben, die eben nichts an¬ deres beabsichtigen, als diesen Umständen und ihren Fol¬ gen entgegenzuwirken, den Kern und das Wesen der gro¬ ßen Vereine in sich darzustcllen und zu bewahren, und die, indem sie daS Mangelhafte ergänzen, und daS Hemmende und Fremdartige entfernen, darauf hinarbeitcn, sich selbst wieder überflüssig zu machen und aufzuheben, sobald jene großen Vereine ihre volle Wirksamkeit wieder erlangt haben. (AI) Rrdacteur und Verleger LS»-. Johann Chrysost. Pogazhar. — Gedruckt bei Josef Blasnik.