Ein romerzeitliches KeramikgefaB aus Ptuj (Pettau, Poetovio) in Slowenien mit Inschrift in unbekanntem Alphabet und epichorischer (vermutlich keltischer) Sprache Heiner EICHNER, Janka ISTENIČ und Milan LOVENJAK Izvleček Na lončku z zahodnega grobišča Poetovione, datiranem v 2. -3. st., je vpraskan napis, ki govori za samostojno pisavo, čeprav kaže nekaj značilnosti venetskega alfabeta. Zdi se, da sta zapisana osebno ime v nominativu (Artebudz) in ime božanstva v dativu (Brogdos). Obe imeni nakazujeta povezave s keltskim jezikom. Orisana je tudi historična in etnična situacija Poetovione. Abstract The paper discusses the discovery of an inscribed small pot from the western graveyard of Poetovio. The pot is dated from the 2nd or 3rd centuries AD. and although the inscription, which is scratched on the pot, has certain similarities with the Venetian alphabet, the script appears to be a local variant. The names mentioned indicate a Celtic influence. The article concludes with a discussion on the likely ethnic composition of Poetovio. Inhaltsiibersicht: Fundumstande, Beschreibung und Datierung des Gegenstands (Istenič) Lesung und Deutung der Inschrift (Eichner) Zur historischen und ethnischen Situation von Poetovio (Lovenjak) FUNDUMSTANDE, BESCHREIBUNG UNI) DATIERUNG DES GEGENSTANDS Fundumstande Bei der Durchsicht der Funde aus der fruhantiken Westnekropole von Poetovio1 im SteiermSrkischen Landesmuseum Joanneum, Abteilung fur Vor- und Friihgeschichte in Graz,2 die zum groBten Teil am Ende des vorigen Jahrhunderts erworben worden sind,' hat ein Toplchen mit einem langen Graffito unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen (Abb. I; 2: 2), in Schriftziigen, die uns an die venetische Schrift erinnerten. Allem Anschein nach handelt es sich dabei umein sehr bedeutendes Denkmal von nichtlateinisch-er Schrift aus romischer Zeit. Nach den Angaben in den lnventarbiichem des Grazer Museums i si das Topfchen mit dem Graffito (Inv.-Nr. 8202) von Martin Vnuk, einem Einwohner von Hajdina (dt. Haidin) bei Ptuj, im Jahr 1894 beim Ausgraben von antiken Griibern auf einem Acker des Milta Stole in Spodnja Hajdina (tit. Unterhaidin) bei Ptuj, im Grab 8 gefunden worden.4 Nach dergleichen Quelle hat er auf einem Acker von Miha Stole in Spodnja Hajdina, Parzellennummer 535, schon ein Jahr friiher gegraben, also im Jahr 1893. Hochst-wahrscheinlich hat Vnuk in den beiden Jahren auf demselben Acker gegraben.5 Die Parzelle Nr. 535 in Spodnja Hajdina (heute im Besitz von Stanko Gojčič, Spodnja Hajdina 48) liegt siidostlich des vermutlichen ostlichen Randes des fruhantiken Griiberfeldes an der StraBe nach dem antiken Celeia (Celje; vgl. Mikl-Curk 1984, 182; Curk 1990, 560-561, Punkte 10 und 11) und steht wahrscheinlich in Verbindung mit einer Nebenstrafte.6 Das Inventarbuch unterscheidet bei der Tiitigkeit Vnuks auf dem Acker von Miha Štolc im Jahr 1894 zwei Etappen: vom 1.7. bis 1.10. und 1.10. bis 1.12. Im Hinblick auf analoge Falle der Abgabe von Fundgegenstiinden aus Vnuks Grabungen auf anderen Ackern ist es wahrscheinlich, dass er nicht in zwei getrennten Etappen ausgegraben, sondern lediglich die Funde zweimal gesondert iiberbracht hat. Es hat den Anschein, dass er dabei des ofteren auch Grab-zusammenhange getrennt hat. Nach den lnventarbiichem ist zu rekonstruieren, dass die Funde aus dem Jahr 1893 auf 24 Graber aul'zuteilen sind, und diejenigen aus dem Jahr 1894 auf 34 Graber. Eine engere Festlegung der Datierung ist bei 19 Grabern aus dem Jahr 1893 und bei 29 Grabern aus dem Jahr 1894 moglich. Die Zeitspanne der Graber aus dem Jahr 1893 reicht demnach von der tiberisch-claudischen Zeit bis zum zweiten, vielleicht noch bis zum dritten oder sogar vierten Jahrhundert. Die Mehrzahl, das sind zehn Graber, stammt aus der zweiten Halfte des ersten bis zur ersten Halfte des zweiten Jahrhunderts. Im altesten Grab aus dem Jahr 1894 fand sich eine Aucissa-Fibel (Typus Feugere 22c) aus der Zeitspanne 20/10 v. Chr. bis zum Beginn der Herrschaft des Tiberius.7 Der Kernbestand der Graber des Jahres 1894 stammt aus derselben Zeit wie die Mehrzahl der Graber aus dem Jahr 1893. Wenigstens zwei spatantike Graber zeigen, daB sich die Bestattungstatigkeit auf diesem Acker sicherlich noch bis ins vierte Jahrhundert erstreckte. Der Begrabnisritus ist fiir die Mehrzahl der Graber nicht bekannt, nach Bemerkungen in Inventarbiichern wissen wir aber, daB es sich sowohl um Brand-bestattungen (und zwar wahrscheinlich uberwiegend) als auch um Korperbestattungen handelt.8 Beschreibung und Datierung des Gegenstands Das Topfchen (Inv.-Nr. 8202) ist 8,3 cm hoch und 8,1 cm breit. Der Durchmesser der Miindung betragt 6 cm, und der Durchmesser des Bodens 4,7 cm {Abb. 2: 2). Es ist auf der Topferscheibe gearbeitet, was noch besonders klar durch die nach rechts orientierte Abb. I: Ptuj. Spodnja Hajdina, Ausgrabungen Vnuk 1894, Acker Miha Stole, Grab 8: Topfchen Inv. Nr. 8202. SI. I: Ptuj, Spodnja Hajdina, izkopavanja Vnuka 1894, njiva Mihe Štolca, grob 8: lonček inv. št. 8202. Ausgangsspirale am Boden im Inneren des Topfchens erwiesen wird. Die Oberflache ist rauh, es sind ver-einzelte groBere Locher (Porositat) und Reste eines sehr schlecht erhaltenen braunroten (Munsell 2.5 YR 4/4-6 dull reddish brown - reddish brown) mattglatten Uberzugs erhalten. Wo der Uberzug fehlt, ist die Oberflache fleckig. Es herrscht braune Farbe vor (Munsell 7.5 YR 5/6 bright brown), die Farbgebung reicht bis graubraun (Munsell 10 YR 3-4/1-2 brownish gray, grayish yellow brown, brownish black). Es sind kleine, diinne bis maBig dichte Teilchen von Glimmer sichtbar, dazu braunrote grobe und diinne Teilchen (wahrscheinlich Konkretionen) und ein 3 mm groBes Kieselteilchen. Die Harte entspricht auf der Oberflache der dritten Stufe von Mohs Skala. Das GefaB besitzt groBe Ahnlichkeit zur haufigsten lokalen Tonware in Poetovio, unterscheidet sich von dieser aber durch die Locher auf der Oberflache. Die Inschrift wurde nach dem Brand auf die Oberflache eingeritzt. Das Topfchen weist keine Spuren sekundaren Brennens auf. Wegen der Einfachheit der Form des Topfchens selbst kann man es zeitlich nicht enger eingrenzen, es gehort aber eindeutig zur romisch-provinziellen Keramik. Dafiir spricht neben den Topfchen ahnlicher Form und poroser Faktur (z. B. Topfchen Inv.-Nr. 5946 und 8199 aus der westlichen Nekropole Poetovios) auch der braunrote Uberzug. Nach dem Inventarbuch des Landesmuseums ist in demselben Grab 8 wie das Topfchen (Inv.-Nr. 8202) noch eine Firmalampe (Inv.-Nr. 8203; Abb. 2: l)9 mit offenem Kanal von ziemlich qualitatvoller Ausfiihrung (Typus Loeschcke X bzw. Buchi Xa/b) gefunden worden, die aber keinen Stempel aufweist. Die Keramik weist die Eigenheiten der lokalen reduziert gebrannten Poetovionischen Keramik auf.10 Mit Riicksicht auf die generelle Datierung der Ollampen des Typus Loeschcke X bzw. Buchi X a/b ist die vorliegende Lampe dem Zeitraum des zweiten und dritten Jahrhunderts zuzuweisen (vgl. Leibundgut 1977, 48-49). Im westlichen Griiberfeld von Poetovio sind lokal hergestellte Ollampen vom Typus Buchi Xa bzw. Xa/b in das zweite und dritte Jahrhundert datiert (Istenič 1992, 74-76). Das Grab mit dem Topfchen kann daher nach der Ollampe Inv.-Nr. 8203 in das zweite oder dritte Jahrhundert n. Chr. datiert werden. Istenič LKSUNG UNI) DKUTUNG DER INSCHRIFT Eine erste Mitteilung iiber das Topfchen mit der Inschrift wurde dem Verfasser im Oktober 1991 von Herrn cand. phil. Milan Lovenjak (Ljubljana) und von Herm Prof. Ekkehard Weber (Wien), bei dem Herr Lovenjak derzeit als Stipendiat arbeitet, gemacht. Beide Kollegen haben ein Inventarblatt mil Fund-angaben und Umzeichnung vorgelegt und sich an den ersten Interpretationsversuchen beteiligt. Es zeigte sich sogleich, daB es sich um ein vorzuglich erhaltenes kurzes Schriftdenkmal in unbekanntem Alphabet han- Abb. 2: Ptuj, Spodnja Hajdina, Ausgrabungen Vnuk 1894, Acker Miha Štolc, Grab 8: 1 Ollampe Inv. Nr. 8203; 2 Topfchen Inv. Nr. 8202. Ton. M. = 1:2. SI. 2: Ptuj, Spodnja Hajdina, izkopavanja Vnuka 1894, njiva Mihe Štolca, grob 8: 1 oljenka inv. št. 8203; 2 lonček inv. št. 8202. Keramika. M. = 1:2. delt. Die in einer alten Notiz" festgehaltene Bewer-tung "nach Zangemeister sinnlos" (es handelt sich vvohl um den verdienten Epigraphiker C. Zangemeister, der u.a. an C1L vol. IV und XIII niitarbeitete) konnte uns nicht abschrecken, da die Schrift zvvar ein neues Zeichenensemble aufweist, die einzelnen Buchstaben sich aber im Rahmen des aus der italischen Epigraphik Bekannten halten. Die auf Anhieb erzielten Lesungen und Interpretationen konnten im Dezember 1991 im Rahmen des Doktorandenseminars von Prof. Weber weiter ausgebaut werden. Auf unsere skeptischen Fragen zur Datierung hat Frau Dr. Istenič bei einem Besuch bereitwillig und iiberzeugend Auskunft gegeben. Das vom Joanneum freundlicherweise iiber-mittelte Topfchen hat Herr stud. phil. Ernst Gruber sorgfiiltig photographiert und Frau stud. phil. Veronika Diederen gewissenhaft gezeichnet. Spater konnte der Verf. auf das Stiick noch im Rahmen zweier Vortrage "Neues zum Schriftgebrauch im ostkeltischen Raum" (Erstes Kolloquium deutsch-sprachiger Keltologen, Berlin, Mai 1992) und "Zur Alphabetisierung der Ostkelten" (Kolloquium St. Polten, Oktober 1992) eingehen und aus der Diskussion mit Prof. Helmut Birkhan (Wien), Prof. Karl Horst Schmidt (Bonn), Prof. Wolfgang Meid (Innsbruck), Dr. Ranko Matasovic (Zagreb), sowie anderen Nutzen ziehen. Prof. Helmut Rix (Freiburg i. Br.) und Doz. Stefan Zimmer (Berlin) haben wichtige briefliche Bemerkungen beigesteuert. Frau Dr. Gertrud MoBler (Wien) hat bereitwillig Einblick in ihre unpublizierten Sammlungen von GefaBmarken bzw. Einzelbuchstaben auf Keramik aus drei Fundgebieten (Gurinaalpe bei Dellach, Magdalens-berg bei Klagenfurt und Deutschlandsberg in der Steiermark; zirka 400 Belege) gewahrt, hilfreiche Erlauterungen gegeben und Spezialliteratur iibersandt. Es handelt sich um einen Graffito, der nach dem Brand auf die mittlere Bauchflache des 8,3 cm hohen Topfchens geritzt wurde. Der Text umfaBt eine Catena litterarum von ingesamt fiinfzehn Buchstaben. Die Schrift ist linkslaufig und weist keine Interpunktion auf. Sehr wahrscheinlich enthalt der Text mehr als ein Wort, fiir das ja fiinfzehn Buchstaben etwas viel er-scheinen wiirden, er iiberschreitet also die Ein-Wort-Grenze. Durch Betrachten des Schriftzuges empfangt man den Eindruck, daB sich die Buchstaben in zwei Gruppen gliedern lassen, namlich eine erste Gruppe von acht ungefahr gleichgroBen Buchstaben und eine zweite Gruppe von sieben Buchstaben, die eine groBere Gestalt aufweisen, insbesondere am Anfang. Dieser Eindruck wird durch die sprachliche Analyse bestatigt. Doch soil nun zuerst noch die - im wesentlichen unproblematische - Lesung erfolgen. Die fiinfzehn Schriftzeichen bilden ein virtuelles Schrift-band von 20,3 cm Liinge, das sich um den groBten Teil des Bauchumfangs (25,5 cm) des GefaBes zieht. Abb.Umzeichnung des Schriftzuges von Veronika Diederen. SI. 3: Risba napisa (Veronika Diederen). Bei der Besprechung der einzelnen Schriftzeichen und ihres Lautwerts beginne ich mit den Vokalen. In Position 4 erkennt man deutlich ein e von vollig nor-maler Form, das heiBt mit rechtwinklig angesetzten, gleichlangen Querhasten, bei Abwesenheit jeglicher archaischer Ziige (d. h. weder Abschragung der Querhasten nach unten noch UberschieBen der Liingshaste nach unten in Form eines "Stiels" oder "Schwanzes" treten auf). Die senkrechte Haste miBt 0,9 cm, die Querhasten messen 0,5 - 0,6 cm; die untere Haste ist leicht nach unten abschragend, die mittlere leicht auf-strebend und parallel zur oberen geritzt. $ 5Y 5 4 3 Abb. 4: Buchstaben Nr. 3 bis Nr. 5 mit Nr. 4: e. SI. 4: Črke št. 3 do 5; 4: e. In Position 11 steht ein o, dessen wohl in drei Strichen geritzter Kreis noch deutlich kleiner als die Nachbarbuchstaben erscheint, wie das altem Usus entspricht. Die Linienfiihrung ist unregelmaBig, der schriige Durchmesser erreicht 1,45 cm. Diese deutlich kleinere Gestalt des o zwischen hoheren Nachbarbuchstaben gehort zu den Charakteristika, aufgrund deren wir eine relativ friihe Ausbildung des vorliegen-den "Alphabets von Poetovio" vermuten (um die Mitte des ersten Jahrtausends vor Christus). Freilich liegt uns keine vergleichende Ubersicht iiber die Ent-wicklung des o in Alphabeten des Mittelmeer- und Balkanraumes vor, weshalb diese Vermutung nui unter groBtem Vorbehalt geauBert werden kann. 12 11 10 Abb. 5: Buchstaben Nr. 10 bis Nr. 12 mit Nr. 11: o. SI. 5: Črke št. 10 do 12; 11: o. Am Ende in Position 15 sieht man die kurze Haste eines i. Autopsie ergibt, das es sich hierbei wirklich um einen Buchstaben handelt und nicht um eine zufal-lige Gestaltung des Tons. Seine Hohe betriigt 0, 55 cm. DaB nicht nur das o (Nr. 11) kleiner als die Nachbarbuchstaben, sondem auch das i deutlich kiirz-er als das benachbarte u ist, wird man bei der Beurteilung des Alphabets von Poetovio in Betracht ziehen dUrfen, d.h. es konnte ein palaographisches Charakteristikum vorliegen. 15 14 Abb. 6: Buchstaben Nr. 14 bis Nr. 15 mit Nr. 15: i. SI. 6: Črki št. 14 in 15; 15: i. In Position 6 und 14 finden wir ein gestieltes sich ab der Mitte gabelndes u, das der gelaufigen Form des u entspricht, die sich etwa auf friihlateinischen Insch-riften wie dem Forumscippus und der Duenosinschrift findet, um 600 v. Chr. aber langsam auBer Gebrauch kommt (sieh Wachter, 1987, 67 Fn. 166). Uber das Auftreten dieser Form in spiiterer Zeit gibt es gegen-wartig wohl keine umfassende Dokumentation. Fiir die Beurteilung der Genese des Alphabets von Poetovio konnte das gestielte u einmal von Bedeutung sein. Buchstabe Nr. 6 hat eine Liingshaste von 1,55 cm (Endpunkte undeutlich) und eine Querhaste von 1,05 cm; der das untere Bein bildende Teil der Liingshaste miBt 0,55 cm. Buchstabe Nr. 14 ist von sehr langgestreckter Form (Hohe 2,5 cm) und flach geritzt. Der rechte (vom Betrachter her gesehen, so auch im folgenden) Oberast miBt 1,65 cm. 7 6 5 I y 0> 15 14 13 Abb. 7a, b: Buchstaben Nr. 5 bis Nr. 7 mit Nr. 6 und Nr. 13 bis Nr. 15 mit Nr. 14: u. SI. 7a, b: Črke št. 5 do 7 in 13 do 15; 6 in 14: u. Am Anfang in Position 1 findet man einen Buchstaben, der fiir sich genommen ebenfalls als h angesprochen werden konnte, und zwar als dessen gesturzte Variante, die zum Beispiel auch fiir das ger-manische Runenalphabet maBgeblich geworden und im Venetischen gebrauchlich ist. Da sich so aber ein Widerspruch zu den beiden anderen nicht gestiirzten und jeweils gegabelten «'s ergibt, wird man den ersten Buchstaben vielmehr als a ohne Querhaste ansprechen (diese Auffassung ent-nehme ich einer brieflichen Mitteilung von Prof. Helmut Rix, Freiburg). Seine rechte (senkrechte) I laste miBt 1,2 cm, die nach links abgehende (schrage) Haste 1, 25 cm; der untere Abstand betragt 0,75 cm. 2 1 Abb. 8: Buchstaben Nr.l bis Nr. 2 mit Nr.l: a. SI. S: Črki št. 1 in 2; 1: a. Wir haben also gliicklich alle ftinf Vokale AEIOU gefunden. Dabei ist die Anwesenheit des im Nord-etruskischen ja fehlenden o einerseits von Interesse, andererseits aber auch nicht iiberraschend, denn o ist in Modellalphabeten von den Etruskern noch langere Zeit gefiihrt worden und findet sich auch bei Latinern, Faliskern, Sudpikenern, Venetern und Lepontiern. Es fehlt bekanntlich im Nationalalphabet der Umbrer, die nur u fiir beide Laute kennen und auch in dem der Osker, die ein u mit einem diakritischen Strich in der Lautung o verwenden. An Konsonanten erkennt man in der 2. und 10. Position die im Etruskischen weit verbreitete Form des r als stehender, geteilter Halbkreis. Diese Form ist auch im Venetischen (Rix 1992, 440 Fn. 44) und an-derweitig belegt; aus diesen Vorkommen seien hier die Belege auf dem Helm von Vače und auf dem Harigastihelm (Istenič 1985, 326 bzw. 328) ausdriick-lich erwahnt. Buchstabe Nr. 2 hat eine Langshaste von 1,3 cm und eine Breite von 0,7 cm, der weitaus groBere Buchstabe Nr. 10 hingegen eine Langsthaste von 2,3 cm und eine Breite von 1,25 cm. r(U 3 2 1 11 10 9 Abb. 9a, b: Buchstaben Nr. I bis 3 mit Nr. 2 und Nr. 9 bis Nr. 11 mit Nr. 10: r. SI. 9a, b: Črke št. 1 do 3 in 9 do 11; 2 in 10: r. Auf Buchstabe Nr. 2 folgt an 3. Position eine eben-falls geliiufige Variante des Tau mit spitzwinkligem Ansatz einer kleinen Schraghaste im oberen Teil der senkrechten Haste. Die senkrechte Haste milit 1,1cm, die Schraghaste 0,7 cm. Zu beachten ist, daB diese Form des Tau nicht aus dem Venetischen stammt, sie ist auch nicht phonetisch als d wiederzugeben, da dieser Lautwert d anscheinend durch das Theta wiedergegeben wird. Hinzuweisen ist noch auf die Ahnlichkeit mit dem Tau an erster Stelle des Schriftzugs auf dem Helm von Vače, bei dem die kleine Schraghaste aber links (vom Betrachter aus gesehen) an der Langshaste sitzt (Beurteilung nach unpubliziertem Foto von Ernst Gruber vom Jahr 1990). 4 3 2 1 Abb. 10: Buchstaben Nr. 1 bis Nr. 4 mit Nr. 3: t. SI. 10: Črke št. 1 do 4; 3: t. Die ersten vier Buchstaben ergeben also die Lautung ARTE und damit ein schon anderweitig belegtes Namensvorderglied, keltisch ART(EIIIO). Weiter erkennnt man ein Zeta an 8. Position am Wortende, dem man in gelaufiger nordetruskischer Weise den Lautwert einer Affrikate zuweisen kann. Die Hohe der auf unregelmaBigem Untergrund verkriimmt verlaufenden Langshaste betragt 1,7 cm, davon im oberen Drittel 0,6 cm, im mittleren Drittel 0,5 cm, und im unteren Drittel 0,6 cm. Der obere nach rechts abzweigende Strich miBt 0,6 cm, der untere nach links abzweigende Strich 0,8 cm. Auf die zwar leicht als Zeta identifizierbare, aber doch wohl schwer durch genau entsprechende weitere Falle zu belegende nichttriviale Buchstabenform sei ausdriicklich hinge-wiesen. Die Frage, ob in phonetischer Hinsicht tat-sachlich eine Affrikate /ts/ anzunehmen ist oder eher ein zweites Sigma (s2), wie anderweitig im Festlandkeltischen, ist fiir uns eine cura posterior, da jedenfalls ein Dentalbuchstabe vorhergeht, also immer eine Art Affrikate herauskommt (ds oder dz). Die Transkription z ist gewissermaBen die merkmalar-mere, neutrale Art der Wiedergabe. 9 8 Abb. 11: Buchstaben Nr. 8 bis Nr. 9 mit Nr. 8: z. SI. 11: Črki št. 8 in 9; 8: z. An 5. und 9. Stelle erkennt man ein b, und damit ist man schon mit dem interessanten Problem der stimmhaften VerschluBlaute konfrontiert. Buchstabe Nr. 5 ist 1,7 cm hoch, die Buckel sind etwa 0,4 cm breit. Zwischen den Buckeln ist eine kleine freie Stelle. Buchstabe Nr. 9 miBt in der Hohe 2,6 cm, in der oberen Mitte 1,35 cm und in der unteren Mitte 1,25 cm. Die Buckelbreite betragt oben 0,8 cm und unten 0,55 cm. 9 8 Abb. 12a, b: Buchstaben Nr. 5 bis Nr. 6 mit Nr. 5 und Nr. 8 bis Nr. 9 mit Nr. 9: b. SI. 12a, b: Črki št. 5 in 6 in 8 in 9; 5 in 9: b. Wegen der Abwesenheit der Stimmtonkorrelation im Etruskischen tun sich die italischen Alphabete mit den Mediae (den stimmhaften VerschluBlauten) schw-er. Das b ist noch am verbreitetsten und wir kennen es aus dem Lateinischen, Siidpikenischen und den Alphabeten des Oskischen und Umbrischen. Fiir das Vorgehen unserer Schriftprovinz kann uns das Venetische als Richtschnur dienen. Die Alphabete der Veneter haben die griechischen Aspiratenzeichen Phi, Tlieta und Chi zu Medien-Zeichen umgewertet, und ' hierin ist ihnen unsere neue Schriftprovinz im Falle des J und g offenbar gefolgt. Fiir die Versippung eines nicht aus Phi entwickelten Labialzeichens mit Chi im Lautwert g kann etwa auf den oberitalischen gallis-chen Eribogios-Graffito hingewiesen werden (gra-phisch: eripoxios).Wir notieren noch, dali die gepun-zte Inschrift des Helms A von Negau anscheinend dreimal das Phi in Lautgeltung eines b aufweist (Abbildung z. B. bei Istenič 1985, 327), sich also in dieser Hinsicht deutlich vom Alphabet von Poetovio unterscheidet. An 7. und 13. Stelle finden wir ein Them gleich d. Buchstabe Nr. 7 milit in der Hohe 1, 95 - 2, (X) cm und in der Breite 1,4 cm, Buchstabe Nr. 13 in der Hohe 2, 0 cm und in der Breite 1, 4 cm. Beide Male ist der Mittelstrich etwas nach rechts versetzt. 7 6 13 Abb. 13: Buchstaben Nr. 6 bis Nr. 7 mit Nr. 7 sowie Nr. 13: Theta = d. SI. 13: Črki št. 6 in 7: 7 in 13 : teta = d. In formaler Hinsicht ist die Anwesenheit des Umkreises bemerkenswert, da dieser im Venetischen weggefallen ist. Hinsichtlich der Identifikation darf man wohl ohne Bedenken annehmen, daB wirklich Theta vorliegt und nicht etwa Koppa oder gar Phi. Zu beachten ist, daB die beiden Theta's Nr. 7 und Nr. 13 nahezu kongruent erscheinen. Dieser Umstand konnte auf eine geiibte Hand weisen, die hier auf unge-wohntem Untergrund lediglich etwas ungelenk wirkt. Das CHI in Position 12 hat dann also den Lautwert g. Es tritt naturlich in der Gestalt des roten Alphabets auf, die dem Psi des blauen Alphabets gleicht. Ich erinnere etwa an venetisch MEXO = MEGO 'mich' und weise besonders darauf hin, daB der Lautwert g nicht auf eine Wortform wie VHAXSTO 'ermachte' zu iibertragen ist, hier ist naturlich die stimmlose Geltung des Chi bewahrt in einer speziellen Aussprache-modiftkation vor s (Hinweis von Dr. Dieter Steinbauer). Es ist notwendig, in solchen Sonderfallen vom Prinzip der l:l-Translitteration abzugehen, was leider in der Fachwelt aufgrund eines methodischen MiBverstiindnisses nicht der Fall ist. (Die gleiche Sachlage besteht etwa bei Y und W des Gotischen). In unserem Text ist entsprechendes fiir Theta = r in Position 7 zu erwagen. Buchstabe Nr. 12 miBt in der Hohe 2, 1 cm und in der Breite 0, 95 cm. Die rechte Haste ist 0, 55 cm, die linke ebenfalls 0, 55 cm lang. 13 12 11 Abb. 14: Buchstaben Nr 11 bis Nr. 13 mil Nr. 12: Chi = g. SI. 14: Črke št. II do 13: 12: hi = g. Es ergibt sich also die Lesung der Inschrift als artebudz brogdui oder arteburš brogdui. Der Text besteht, wie schon vorher angedeutet, offenbar aus zwei Wortformen, von denen die erste als sigmatischer Nominativ und die zweite entweder als i-Genitiv, wie er aus dem Keltischen und auch aus dem Venetischen sowie naturlich dem jiingeren Fruhlatein be kann t ist, oder als Dativ auf ui zu bestimmen ist. Solcher Dativ auf ui kann sehr gut keltisch sein, er ist im Keltiberischen ja gut belegt, er kann aber nicht Venetisch sein, denn hier geht der Dativ auf oi aus, ebenso wie im iiltesten Fruhlatein (Numasioi, Duenoi). Fur das Formular ergeben sich mehrere Moglichkeiten: a) Nominativ eines ldionyms mit zugehorigem ge-netivischen Vatersnamen: Artebudz, (Sohn - schwerlich Tochter) des Brog- duos b) Nominativ des Gebers mit Genetiv des Empfan- gers: Artebudz fiir Brogduos (i-Genetiv) c) Nominativ des Gebers mit Dativ des Empfan-gers: Artebudz fiir Brogdos (ui-Dativ) Mir scheint die dritte Moglichkeit die beste zu sein. Es stellt sich dann die weitere Frage, ob der Name im Dativ ein Menschen- oder ein Gottername ist. Wir haben bei der Diskussion in Prof. Webers Doktorandenseminar daran gedacht, den Dativ eines Gotternamens annehmen zu sollen, namlich den eines Grenzgottes zu keltisch brog Imrog 'Grenze'. Angeregt ist diese Idee zunachst durch die veneti-sche Inschrift Lejeune 1974: Nr. 125 mit Erwahnung von termonios deivos 'Grenzgotter' (nach Lejeune im Akkusativ), sowie durch eine weitere Inschrift Lejeune 1974: Nr. 148. Bedenkt man jedoch weiter, daB es sich in Poetovio um einen Grabfund handelt, so wird man Dativ oder Genetiv eines Personennamens Brogdos bzw. Brogduos vielleicht vorziehen wollen. Der Sinn der Inschrift konnte also sein: Jemand namens Artebudz (ein Mann oder eine Frau) hat einem Manne namens Brogdos den Krug mit Wegzehrung fiir das Jenseits ins Grab gestellt. Hinsichtlich des Formulars wird man angesichts der Vereinzelung des vorliegenden Textes nicht allzu strenge MaBstiibe anlegen. Dennoch bliebe eine solche Inschrift auffallig und sie bedarf weiterer Uberpriifung. Wegen der Empfangerangabe im Dativ diirfte vor allem auf die auf zwei BronzegefaBen aus Grab Nr. 14 von Idrija befindliche Formel (Lejeune 1974, 306 f., Nr. 252-253) laivnai vrotai hinzuweisen sein, die zuletzt M. Guštin (1991, 72 f.) besprochen hat. Guštin referiert, daB A. L. Prosdocimi hier eine Gottheit VROTA mit Beinamen LAIVNAI annimmt, Lejeune jedoch den Namen' der Besitzerin des GefaBes. Lejeune (1974, 307) weist selbst auf das Problem hin, daB die beiden GefiiBe in einem Miinnergrab gefunden sind. Unter diesen Umstanden wird man hier der Annahme einer Dedikation an eine Gottheit VROTA (= slav. rota 'Eid\ vgl. ai. vratd-m 'Gelubde') doch vielleicht dem Vorzug geben. Damit steht aber dann auch der entsprechenden Auffassung im Fall von Poetovio nichts mehr im Weg. Ich mochte mit allem Vorbehalt die Sache also so sehen, daB in Poetovio eine Person (Mann oder Frau) namens Artebudz einer Gottheit namens Brogdos, die in diesem Fall als Grenzgottheit fiir die unge-schmalerte Wahrung des Erbbesitzes zustiindig sein konnte, anliiBlich des Todes eines Verwandten (ob mannlichen oder weiblichen Geschlechts, bleibt leider unbekannt) eine in einem GefiiB befindliche Opfer-spende in das betreffende Grab gestellt hat. Was den Namens Brogdos anbelangt, so ftthlt man sich an mittelirisch brogda 'stark' erinnert (vgl. Vendryčs-Bachellery-Lambert, Dictionnaire etymolo- gique B 95) was auf *mrogodio- zuriickgehen mag, also eine Ableitung von kelt. mrog- 'confines, Gebiet' ist. Die Bedeutung 'stark' konnte sich aus 'machtig, begiitert, mit Grundbesitz versehen' entwickelt haben. Im Falle des Ostkeltischen mag noch eine naher am Grundwort liegende Bedeutung 'grenzbezogen, Grenzgottheit' (lat. terminalis, venet, termonios) anzun-ehmen sein. Der andere Name ist offenbar komponiert aus einem Vorderglied ARTE/I- und einem Hinterglied BUDO-. BUDI- oder auch BOUDO- monophthongiert zu BUDO-, fiir das man an das Namenglied BOUD -(Evans 1967, 156-158) erinnern kann:'Sieg, Gewinn, Vorrang'. Auch an *butst.. ware noch zu denken (vgl. altirisch bus 'Lippe', neuirisch pus). Man wird damit rechnen, daB der Stammvokal des Vordergliedes aus o oder i abgeschwacht und der Stammvokal des Hintergliedes synkopiert sein kann. Fiir das Vorderglied kommen vielleicht Abschwa-chung und Synkope gemeinsam in Betracht, so daB man also sogar etwa *Artio-boudo 'durch die Barengottin Artio Sieg erlangend' zugrundelegen konnte. Erwahnt sei noch, daB sich das Keltische mit der Erhaltung von idg. kurzem *o als o vom Illyrischen abhebt, wo ein Wandel von idg. kurzem *o zu kurzem a anzunehmen ist. Es erscheint also AnschluB der beiden Namen an keltisches Wortgut moglich, obgleich deutlich ist, daB es sich um anderweitig noch nicht belegtes Namenmaterial handelt. Beide Namen finden bislang anscheinend weder im Westkeltischen (Holder 1896-1094, Evans 1967) noch im Ostkeltischen (Hoffiller, Saria 1938; Holder 1896 -1904; Katičič 1966, 1968, 1976; Križman 1991, Šašel, Šašel 1963; Lochner 1989; man vergleiche noch Alfoldi 1977 und 1993 sowie Romer-Martijnse 1990) ein identisches Seitenstiick. Es hat also alien Anschein, daB vorromische (ver-mutlich keltische) Stamme auf dem Gebiet des heuti-gen Staates Slowenien einen Weg zur Schrift gefunden haben. Zwei weitere, ansonsten vollig unergiebige Bruchstucke belegen vielleicht dieselbe Art von Schrift auch fiir Fornače bei Piran (Stokin 1992) an der Adriakiiste (wo allerdings auch einfach das venetische Alphabet vorliegen konnte). Wir konnen vermuten, daB sich hier etwas wie eine neue Schriftprovinz ankiindigt, und daB es sich bei dem Fund von Ptuj jedenfalls um keinen Irrlaufer handelt, sondern um einen wohl nur vorliiufig noch alleinstehenden Zeugen aus einem groBeren Kontext. Es ergeben sich Parallelen zu anderen neuen Schriftfunden im westkeltischen (Fellmann 1991) und ostkeltischen Bereich (Kramer 1982, Eichner 1989). Sicherlich kniipft die neu bezeugte Schrift an norditalische Vorbilder an, und insbesondere der EinfluB der benachbarten Veneter ist deutlich erkennbar. Was iibrigens neuer-dings in der Fachliteratur aufgekommene "Veneter in Pannonien (Szentlorinc)" (Harmatta 1985-1990, Lejeune 1990 und 1992) anbelangt, so handelt es sich hierbei um eine bloBe fata morgana; die von J. Harmatta und M. Lejeune angenommenen Inschriften existieren nicht (Beurteilung aufgrund von Autopsie am 21.7. 1992 im Museum Pecs zusammen mit Prof. Wolfgang Meid und anderen Fachleuten). In dieser Richtung kann also kein Analogon zu unserem Schriftzeugnis gefunden werden. Der Befund des Alphabets weist auf Ubernahme in nicht allzu spiiter Zeit (generell zur Entwicklung des Alphabets in Italien und Nachbargebieten vergleiche man Cristofani 1978, Prosdocimi 1989. Rix 1992). Nach unserer vorliiufigen Einschatzung diirfte sich das Alphabet von Poetovio schon um die Mitte des ersten Jahrtausends ausgebildet haben und aus dieser friihen Zeit auch in viel spiiteren Jahrhunderten einige archaische Ziige beibehalten haben, wie gestielte U (am Rande sei noch auf das griechische Ypsilon in Vetters. Piccottini 1986. 227, Taf. 34: 6 EYMEN(ES) hingewiesen), das kleine O und das altertiimliche CHI mit FuB bzw. Stiel nahelegen. Beachtung verdient der im Venetischen auBerhalb von Alphabetaren ja weggefallene, in Poetovio aber erhaltene Umkreis des Theta: die von Lejeune 1990, 640 fiir Szentlorinc angenommene Parallele (mit allerdings eckigem Theta) ist nicht anzuerkennen. Hinsichtlich der Zeitstellung ist zu beachten, daB das iilteste venetische Schriftzeugnis von der Gurinaalpe aus der zweiten Hiilfte des fiinften Jahrhunderts vor Christus stammt (Jablonka 1993) und daB das Negauer Helmdepot von Markus Egg auf die Zeit um 100 v. Chr. datiert wird (Egg 19767 Egg 1986). Die Beziehungen zu Schriftfragmenten vom Magdalens-berg bei Klagenfurt bleiben zu untersuchen, es fall! aber schon gleich auf, daB das Alphabet von Poetovio mit den von R. Egger so bezeichneten "ersten Proben eines norischen Alphabets" (Egger 1959, 138) nicht viel zu schaffen haben kann. Die Beziehungen zur Schrift des noch intensiver Diskussion bediirfenden Negauer Helmfundes (Reinecke 1942, Prosdocimi, Scardigli 1976) sowie zu weiteren verstreuten Zeugnissen venetischer Schrift in der Steiermark und in Slowenien (Istenič 1985) bleiben ebenfalls zu untersuchen, doch wiederum springt fiirs erste die Selbstiindigkeit des Alphabets von Poetovio ins Auge. Auch was die von Frau Dr. Gertrud MoBler (Wien) fiir eine geplante Publikation zusammengebrachte - und mir freundlicherweise teilweise unterbreitete -Dokumentation von Einzelbuchstaben oder schriftarti-gen Marken aus dem Bereich Gurinaalpe -Magdalensberg - Deutschlandsberg (vgl. MoBler 1961 und Hebert 1991) anbelangt, so scheint keine niihere Beziehung zum Alphabet von Poetovio zu bestehen. Besondere Beachtung wird aber der Umstand verdi-enen, daB ein Einzelbeleg fiir eine solche Marke bzw. fiir einen solchen Buchstaben auch in einem Griiberfeld zu Poetovio zum Vorschein gekommen sein soil (laut brieflicher Mitteilung an Dr. MoBler; non vidi). Besonders auffiillig ist, daB sich diese Form einheimischer Schrift noch bis in romische Zeit und bis ins zweite Jahrhundert nach Christus behauptet hiitte. Aus sprachwissenschaftlich-epigraphischer Sicht wiirde man ein solches Zeugnis spatestens fiir das I. Jh. v. oder I. Jh. n. Chr. erwarten wollen. (Freilich weisi mir Frau Dr. MoBler im Falle der ein-heimischen GefiiBmarkentradition eine Laufzeit sogar bis in die Spiitantike nach). Ich widerstehe der starken Versuchung, das Bessere zum Feind des Guten zu machen und die zahlreichen durch diesen Fund aufgeworfenen Fragen in lang-wierigen Untersuchungen weiter zu sondieren. Worauf es hier ankommen soli. ist. das von Frau Dr. Istenič aus hundertjiihrigem Museumsschlaf erweckte einzi-gartige Schrift- und Sprachdenkmal den Fachkollegen unverziiglich zur weiteren Diskussion zu unterbreiten. Zusatz: Herr Doz. Dr. Franz Glaser vom Museum Klagenfurt informiert mich iiber anno 1977 gefundene Ziegelfragmente aus Grafenstein/Karnten aus dem 2. Jh. n. Chr., auf denen nach erstem Augenschein in romischer Kursive die bislang erste Inschrift Osterreichs in ostkeltischer Sprache (das heiBt: mit nicht ausschlieBlich onomastischem Sprachmaterial) zu vermuten sein diirfte. Eichner ZUR HIS TORISCHEN UND ETHNISCHEN SITUATION VON POETOVIO Die romische Stadt Poetovio, deren Name durch inschriftliche und literarische Quellen belegt ist, ent-stand an der Stelle einer iilteren Siedlung. Dies zeigt schon der Name selbst. der sicher vorromisch ist, obgleich er sich keiner bekannten Sprachgruppe ein-deutig zuordnen liiBt (s. Saria 1951, Sp. 1167 ff.). Nicht selten haben die Romer wie hier den iilteren Namen iibernommen, und so ist es auch bei drei anderen antiken Stiidten Sloweniens der Fall gewesen (Emona. Celeia. Neviodunum). Fur vorromische Be-siedlung des Stadtgebietes von Poetovio sprechen aber auch archiiologische Funde, die an verschiedenen Stellen der antiken Stadt gemacht werden. DaB es sich nur um sparliche Reste handelt, ist Folge derTatsache, daB die antike Stadt dicht besiedelt war (eine GroBstadt fiir damalige Verhiiltnisse, mit Zollstation und zeitweise Sitz des pannonischen Statthalters, Legionslager bis Trajan, von diesem zur Kolonie erhoben. wahrscheinlich seit hadrianischer Zeil die Zollstation fiir den illyrischen Zoll; s. Saria 1951. Sp. 1170 ff. und Šasel 1978, 136 ff.) und daB die Siedlungskontinuitiit bis heute besteht. Die Hauptursache der Entstehung einer Siedlung an dieser Stelle war die Uberquerung der Drau durch die uralte BernsteinstraBe (cfr. Šašel 1978. 136). Poetovio wurdeeine Karavanenhandelsstation auf diesem Weg, auf dem schon in der Urzeit verschiedene Giiter - von Waffen bis Sklaven - kursierten. DaB Poetovio auch beim Transport des norischen Eisens eine wichtige Rolle spielte, konnen wir daraus erschlieBen, daB es unter keltischer Domination in das regnum Noricum eingeschlossen wurde (Šašcl 1980, 157; nach der Annexion Noricums (warscheinlich im Jahre 16 v. Chr.) wurde Poetovio dem Militiirkommando Illyncum (spiiter Provinz Pannonien) /ugeschlagen; (.//•. Sašel 1974. 196). Der uralte Weg fuhrte romische Kaufleute schon vor der Besetzung Pannoniens in diese Gegend und blieb auch nach der roniischen Okkupation die wichtigste Verbindung Italiens mit dem Donauland (Šašel 1978, 136). Bevor vvir uns den arehaologisehen Uberresten der vorromischen Bevolkerung in Poetovio zuwenden, wollen wir einen Uberblick iiber die Aussage der schriftlichen Quellen geben. In dieser Hinsicht verfii-gen wir leider nur iiber eine Liste pannoniseher Stamme aus dem 1. Jh. n. Chr. und iiber einige Angaben zu den keltisehen Tauriskern (seit dem 3. Jh. v. Chr. in Slowenien?). Die Liste der pannonisehen Stamme ist uns bei Plinius dem Alteren iiberliefert, aber die genaue Lokalisierung derselben ist nicht ganz klar, weil erdie Stamme in alphabetischer Reihenfolge anfiihrt: Draus per Serretes, Serapillos, lasos, Andizetes. Saus per Colapianos Breucosque, populo-rum haec capita; praeterea Arviates, Azali, Amantini, Belgites, Catari, Cornacates, Eravisci, Hercuniates, Latobici, Oseriates, Varciani. mons Claudius, cuius in fronte Scordisci, in tergo Taurisci (H. N. Ill 147-148). Nach dieser Angabe flieBt die Drau durch das Gebiet der Serreten, Serapiller, lasen und Andizeten. Speziell in das Gebiet von Poetovio wurden in der modernen Forschung die Serreten und die Serapiller gesetzt (Saria 1951, Sp. 1170; Mocsy 1959, 28; Petru 1977a, 478 und idem 1977b, 509; zur Vorsicht bei solchen Untersuchungen ruft Šašel 1970-1971, 312). Weil Plinius unsere einzige Quelle ist, die die beiden Stamme erwiihnt, muB dies unsicher bleiben. Ptolemaios kennt die Serreten und die Serapiller nicht niehr, zu seiner Zeit (2. Jh. n. Chr.) sind sie schon obsolet (cfr. Petru 1977a, 475). Zu den Tauriskern, die auch in der Liste des Plinius erwiihnt sind, laBt sich mehr sagen. Dieses keltische Volk war in mehrere Zweige gegliedert. Ein Teil von ihnen zog sich nach der Schlacht bei Telamon (im Jahr 225 v. Chr) in die Ostalpen auf das Gebiet des spateren Westpannonien zuriick. (Polybios 34, 10,10; cfr. Fitz 1975, Sp. 541 ff.; zur keltisehen Penetration in die Ostalpen auch Šašel 1976,71 ff.). Mit diesen verbindet man heute die keltische Kultur Zentral- und Ostsloweniens (die Gruppe Mokronog; cfr. Božič 1987, 855 ff.). In der modernen Literatur werden die ostalpinen Taurisci verschieden beurteilt (cfr. Fitz 1975. Sp. 542,; Petru 1977a, 473 ff.). Obwohl sie bei antiken Schriftstellern (Polybius, Strabo, Plinius) immer als ein einziger Stamm betrachtet werden, steckt hinter diesem Begriff eine Gemeinschaft ver-schiedener Volker, unter denen die Taurisker eine Vorrangstellung einnahmen (Božič 1987, 855 ff. mit Auswertung der Quellen). Ihr Gebiet grenzte im Norden an das Konigreich Noricum, im Siiden an die Japoden, im Westen an die Karner und im Osten an die Pannonier und Skordisker (cfr. Fitz 1975, Sp. 542; Božič 1987, 855). Als die Ostalpen von den Romern unterworfen wurden, wurde das Gebiet der Taurisker nicht Noricum, sondern lllyricum angegliedert und an mehrere civitates aufgeteilt (Fitz 1975, 543; zur Verteilung der pannonisehen Stamme an civitates cfr. Šašel 1989, 68 ff.). Die Oberherrschaft der Taurisker iiber andere Stamme fand damit ihr Ende. Deswegen ziihlt Plinius in seiner oben zitierten Liste der Bewohner Pannoniens auf dem Gebiet, das friiher die Gemeinschaft der Taurisker bewt)hnte, jetzt zum ersten Mai Serreten, Serapiller, Jasier und Latobiker auf (Božič 1987, 857) und lokalisiert den Stamm der Taurisker nur im engeren Bereich westlich von mons Claudius (warscheinlich Moslovačka gora bzw. Ivančica). DaB sich im Gebiet von Ptuj und im Podravje (Drauland) Kelten niederlieBen. wird durch archiiolo-gische Funde bezeugt. Das einschlagige Material wurde schon genauer besprochen und gewiirdigt (Pahič 1966, 271 ff.. Božič 1987. 858 ff.). In dieser Gegend sind sieben Fundstatten mit Grabern, zwei rein keltische Siedlungen, vier vorkeltische Siedlungen mit Spiitlatenefunden und einige Fundorte von Miinzen festgestellt worden (Pahič 1966, 271 ff.). Im engeren Bereich von Ptuj kennen wir drei latenezeitliche Fundorte: Panorama, Grajski grič und Ziherlova ploščad in Rabelčja vas (Tomanič-Jevremov 1985, 390). Bei alien dreien handelt es sich um ver-hiiltnismaBig spiirliche Siedlungsiiberreste, vor allem keramische Scherben. Es sind aber auch metallene Gegenstande gefunden worden, die eine niihere chro-nologische Bestimmung ermoglichen (Božič 1993, 189 ff.). Die Siedlung auf der Ziherlova ploščad wurde aufgrund einer Fibel vom Typ Motschwil in die Stufe Mokronog II gesetzt (170-110 v. Chr.), die beiden anderen, Panorama und Grajski grič, die Hohen-siedlungen sind, miissen wegen dort gefundener Metal lgegenstiinde in die Stufe Mokronog Ilia (110-30 v. Chr.) gesetzt werden (Božič 1993, 197). In die gleiche Zeit wie die Siedlung auf der Ziherlova ploščad gehort auch der Fundort Spodnja Hajdina, wo anderweitig die Reste einer Topferwerkstatt mit Ofen ausgegraben wurden (cfr. Tomanič-Jevremov 1985, 391). In Spodnja Hajdina wurden auch fiinf keltische Miinzen gefunden (Kos 1977, 140; Miinzen von Ptuj 136 f.). Weitere Zeugnisse fiir die Anwesenheit der Kelten in Poetovio auch nach der romischen Okkupation liefert uns die Epigraphik. Wenn wir die sogenannte norisch-pannonische Volute unberiicksichtigt lassen, weil sie ein weitverbreitetes Phiinomen ist (vgl. Schober 1923, 231), bleibt in erster Linie onomasti-sches Material aus Inschriften zu unserer Verfiigung. Bei einer Untersuchung der keltisehen Personennamen in Slowenien wurde festgestellt, daB in Poetovio und Umgebung siebzehn keltische Namen auf elf Inschriften iiberliefert sind (Katičič 1966, 155 ff.). Davon stehen sieben Nanien (Aisia, Calandinia Ceiuonus, Cutio, Medullia, Suadra, Tettius) auf vier Inschriften aus der Stadt selbst (CIL III 4033, 4083, 4103, 13412). Aus Spodnja Hajdina sind fiinf Namen (Adbugiona, Atnamatus, Agisus, Deuso) auf zwei Inschriften (CIL III 10883 und AIJ 407) iiberliefert. Zu den Namen aus Poetovio wurde auch ein keltischer Name (Amaloguero) aus einer Inschrift von Budapest gerechnet, in der als Herkunfsort des Namentragers Poetovio angegeben ist (CIL III 3577). Gegeniiber den lateinischen ist die Zahl der keltisehen Namen in Poetovio gering, es muB aber betont werden, daB der Autor bei dieser Untersuchung nur rein keltische Namen in Betracht gezogen hat, wahrend latinisierte keltische Namen ausgeschlossen bleiben. Zu beriick- sichtigen ist weiter das Bild der Zusammensetzung der Bewohnerschaft von Poetovio (italische Kolonisten und Orientalen), wie es sich in den Inschriften erken-nen last. Fur keltische Prasenz in Poetovio zeugen auch die durch Steindenkmaler iiberlieferten Kulte. An erster Stelle miissen wir hier die Verehrung von Nutrices Augustae nennen, die wohl mit den keltisehen Matres oder Matronae verwandt sind. Inschriftensteine und Reliefs weisen auf die Beliebtheit dieses Kultes in Poetovio. Bemerkenswert ist dabei, daB dieser Kult auf das Gebiet von Poetovio beschrankt geblieben ist (Diez 1993). Zu den keltisehen Kulten gehort noch der Kult des mit Mars identifizierten Marmogius (CIL III 4014 und Jevremov 1988, Nr. 146). Durch die Reste eines Reliefs ist vielleicht auch die keltische Pferdegottin Epona bezeugt (so Skrabar 1940, 379 f.). Lovenjak 1 Fur die Ubersetzung mochte ich Herrn Dr. Eichner und Herrn Lovenjak meinen aufrichtigen Dank aussprechen. 2 Die Dokumentation erfolgte in mehreren Etappen in den Jahren 1986-1989 im Rahmen der Vorbereitung meiner Dissertation. Ermoglicht wurde die Arbeit durch das groBe Verstandnis, das auBergewohnliche Entgegenkommen und die Hilfe des Leiters der Abteilung fiir Vor- und Friihgeschichte des Steiermarkischen Landesmuseums, Dr. Erich Hudeczek und seiner Mitarbeiter, wofiir ich ihnen aufrichtig danke. Die Veroffentlichung des Griiberfeldes, die in Vorbereitung ist, wird in der Serie "Katalogi in monografije" (Kataloge und Monographien) des Narodni muzej in Ljubljana escheinen. 3 Die Nekropole wurde vom Grazer Gymnasialprofessor Franz Ferk entdeckt, der die ersten. in den Jahren 1888 und 1889 ausgegrabenen Funde aus diesem Griiberfeld (ca. 200 Graber), dem Joanneum verehrt hat. Fischbach (1896, 4-5) berichtet, daB das Antikenkabinett dieses Museums im Jahr 1891 unter der Leitung des k.k. Konservators auszugraben begann. Aus den Inventarbiichern geht aber hervor, daB faktisch Martin Vnuk, Einheiniischer von Hajdina, die Ausgrabungen durchgefiihrt hat. Im Herbst 1891 hat Dr. Anton von Premerstein bei den Ausgrabungen mitgewirkt, und im Jahr 1891 der Kustos des Joanneums Dr. Otto Fischbach. Bis zum Jahr 1895 hat dieses Museum ca. 2000 Graber ausgegraben (Fischbach 1896, 4-5). Eine geringere Anzahl Graber hat Ferk in den Jahren 1907 und 1908 freigelegt. In den neunziger Jahren hat hier die Museumsgesellschaft von Ptuj mit Ausgrabungen begonnen, die Prof. Franz Ferk geleitet hat. Die Funde sind in das im Jahr 1893 gegriindete Museum von Ptuj gelangt. Die Grabzusammenhange sind nicht mehr rekonstruierbar (siehe Mikl-Curk 1976). Einige Funde von Ferks Ausgrabungen aus den Jahren 1907 und 1908 befinden sich im Joanneum. Eine kleinere Anzahl Graber hat der im Jahr 1903 gegriindete Museumsverein Maribor fiir die Zwecke seines Museums ausgegraben. Bei spateren Ausgrabungen sind noch mehrere Graber entdeckt worden, die meistens nur in Berichten in der Zeitschrift "Varstvo spomenikov" erwiihnt sind. Zitiert werden sie von Curk 1990. Einige Graber publiziete Z. Šubic (1976). Einzelne Fundkategorien waren in der Vergangenheit schon in Ubersichten fur Pannonien und gelegentlieh fur Noricum aus-gewertet worden (Ollampen: Fischbach 1896; Keramik: Bonis 1942; Fibeln: Patek 1942; Glas: Benko 1962; norisch-pannonis-che Frauentracht: Garbsch 1965). Die Funde im Joanneum sind besonders wichtig, weil die Angaben in den Inventarbiichern fiir mehr als die Halfte der Fundgegenstiinde die Rekonstruktion von Grabensembles ermoglichen, was bei Funden aus diesem Graberfeld, die sich im Pokrajinski muzej in Ptuj befinden, nicht moglich ist (vgl. Mikl-Curk 1976). 4 Bericht des Grazer Museums fur das Jahr 1894 (Jahres-bericht 1895, 35-36) fiihrt desgleichen die Inventarnummern 8202 und 8203 als Erwerbungen des Jahres 1894 an. 5 Als Alternative kann man nicht ausschlieBen, daB Vnuk im Jahr 1894 iiberhaupt nicht gegraben hat, sondern nur den Rest der Funde iibergeben hat, die im Jahr 1893 ausgegraben worden waren. 6 Dort verlief angeblich eine gepflasterte StraBe in Richtung Siiden (miindliche Information von Ivan Žižek, Pokrajinski muzej Ptuj). Iva Curk erwiihnt in ihrem neuesten Uberblick iiber die Topographie der Graberfelder Poetovios (Curk 1990) diese bzw. die Nachbarparzellen nicht. 7 Nach den Inventarbiichern befand sich in diesem Grab nur die Fibel und irgendein Geriit, das heute versehollen ist. Wenn wir andere Gegenstiinde aus den Grabern kennen wurden (wir halten es fiir sehr wahrscheinlich, daB es sie gegeben hat), konnte es sich leicht zeigen, daB die Fibel nur ein "Altgegenstand" in einem etwas jiingeren Grab ist. Unter den friihantiken Grabern vom Westufer von Poetovio, die das Joanneum aufbewahrt, sind die iiltesten jedoch erst aus tiberianisch-claudischer Zeit und machen nur weniger als 2% aller datierbaren Graber aus! Die Hauptmasse der Graber gehort der flavisehen Zeit bzw. der zweiten Halfte des 1. Jh. an. (Istenič 1992, 6). 8 Die Inventarbiicher erwiihnen im Hinblick auf die Graber des Štolc-Ackers aus dem Jahr 1893 die Bestattungsform nicht, hinsichtlich der Graber aus dem Jahr 1894 wird eine dies-beziigliche Angabe nur selten gemacht: bei einem Grab ist erwiihnt, daB es sich um ein Brandgrab handelt, und bei sechs anderen, daB sie Korpergriiber waren. 9 Die beiden Gegenstiinde werden nacheinander mit gleichen Angaben inventarisiert, deswegen erscheint die Zugehorigkeit beider zum gleichen Grab zuverliiBig (insofem das angesichts des groBen zeitlichen Abstands sowie damaliger Ausgrabungs-gepflogenheit und Dokumentierung moglich ist). 10 Dieselben Merkmale weist auch die Keramik der Poeto-vionisehen GefiiBen mit Stempeln LGAVP, MODF und MAR1VS aus Ptuj auf, die in Hinblick auf ilire Verbreitung als Produktion von Poetovio einzustufen sind. 11 Das Topfchen hat der damalige Kustos im Joanneum Dr. Otto Fischbach inventarisiert. Die von ihm angefertigle Umzeichnung der Inschrift ist derart miBglUckt, daB Zangemeister keine Interpretationschance hatte. Erst Frau Dr. Istenič fachkundige (cfr. Istenič 1985) Umzeichnung hat die Voraussetzung zur Entzifferung geschaffen. ALFOLDY, G. 1977, Die Personennamen in der romischen Provinz Noricum. - In: L'onomastique latine, 249-265. ALFOLDY, G. 1993, Die Personennamen auf den Bleietiketten von Kalsdorf (Steiermark) in Noricum. - In: F. Heidermanns, H. Rix und E. Seebold, Sprachen und Schriften des aniiken Mittelmeerraums. Festschrift fiir Jiirgen Untermann zum 65. Geburtstag, 1-32, Innsbruck. BENKČ), A. 1962, Uvegcorpus. - Regdszeti fuzetek ser. 2/11. BČNIS, E. 1942, Die kaiserzeitliche Keramik von Pannonien. -Dissertationes Panonicae 11/20. BOŽIČ, D. 1987, Zapadna grupa. - In: Praistorija jugosla-venskih zemalja 5, Zeljezno doba, 855-897. BOZ1Č, D. 1993, O latenskih najdbah na območju Ptuja. - In: Ptujski arheološki zbornik, 189-204,1'tuj. 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Keramika je zelo podobna najpogostejši lokalni fakturi keramike v Petovioni, a se od nje loči po luknjičavosti površine. Lončka zaradi enostavnosti oblike ne moremo ožje časovno opredeliti, nedvomno pa sodi med provincionalnorimsko keramiko. Za to govori poleg lončkov podobne oblike in keramike z zahodnega grobišča Petovione tudi rjavordeči premaz. Ožjo datacijo lončka omogoča oljenka tipa Buchi Xa/b brez pečata (si. 2: 1). ki je bila najdena v istem grobu. Tipološko je datirana v 2. - 3. st. Istenič Petnajst črk obsegajoč tekst (grafitto) se po naši razlagi glasi artebudzbrogdui. Razdelili ga je mogoče v dve besedi, namreč artebudz (lastno ime v nominativu na os) in brogdui (lastno ime v genetivu na i ali v dativu na ui). Pri obravnavi vsebine teksta smo pretehtali več možnosti in se končno odločili za branje Artebudz kot osebno ime (v nominativu, poimenovanje daroval-ca/darovalke) in Brogdos kot ime boga (po vsej priliki nekega mejnega ali področnega boga v dativu na ui). Za obe imeni obstajajo leksikalne zveze v keltskem jeziku (Al te- je mogoče povezali z besedo *arto - "medved", ali z imenom medvedje boginje Artio; -bitdz je lahko v zvezi s keltskim *boudil-"zmaga"; Brogdo- lahko povežemo z *mrog- "meja, področje"), ravno tako lahko tudi njune pregibne oblike interpretiramo kot keltske. Pričujoča varianta alfabeta kaže nekaj značilnih lastnosti venetske pisave (posebej v uporabi znaka za aspirate : theta = d. hi = g), toda v drugih ozirih (beta =b) se kaže kol samostojna pisava. S paleografskega vidika je pomembna prisotnost arhaičnih potez, ki bi kazala na nastanek tega alfabeta okrog leta 500 pr. n. št., pri čemer so v poznejših stoletjih nastajale posodobitve. Pri tukaj prvič objavljenem spomeniku gre domnevno za prvo epigrafsko pričevanje vzhodnokeltskega jezika (poleg novčnih najdb) na področju današnje Slovenije. Eichner Antična Petoviona je nastala na prostoru, ki je bil poseljen že v prazgodovini. Na lo kaže že ime, ki je gotovo predrimskega izvora, čeprav ga ni mogoče zanesljivo pripisati nobeni znani jezikovni skupini. Za predrimsko naselitev samega mesta pa go- Heiner Eichner Institut fiir Sprachvvissenschaft der Universitiit Wien, Luegerring 1, A-IOIO Wien vorijo tudi arheološke najdbe. Dejstvo, da so maloštevilne, je pripisali močni naseljenosti mestnega prostora v antiki in nadaljevanju poselitve do danes. Glavni vzrok za naselitve na tem prostoru je prehod čez Dravo, ki jo je tu prečkala že prastara jantama pot. Tudi v antiki je skozi Petoviono potekala glavna prometna zveza Italije s Podonavjem. Pisni viri o predrimskih prebivalcih na tem področju ne povedo veliko. Plinij Starejši nam sporoča listo panonskih plemen, a žal po abecednem redu, tako da ni mogoča njihova točnejša lokacija. Nekateri avtorji so skušali na področje Ptuja locirati Serete in Serapile, za katere lahko iz Plinija razberemo, da so bivali ob Dravi. Ker ostaja Plinij edini vir, ki omenja obe plemeni, je to težko dokazati. Iz pisnih virov izvemo več o Tavriskih. kijih tudi Plinij navaja v svoji lisli. Gre za širšo keltsko skupnost, ki se deli na več vej. Ena od njih so vzhodnoalpski Tavriski, s katerimi danes povezujemo keltsko kulturo osrednje in vzhodne Slovenije (skupina Mokronog). V strokovni literaturi so bili ti Tavriski različno interpretirani, danes pa velja, da je treba pod tem pojmom razumeti skupnost različnih ljudstev, nad katerimi so imeli Tavriski prevlado. Ko so si Rimljani podvrgli vzhodne Alpe. je bilo področje, ki so ga naseljevali Tavriski, vključeno v Ilirik in razdeljeno na več civitates. To je pomenilo konec njihove prevlade, zato jih zdaj Plinij omejuje le na ožje področje zahodno od gore Mons Claudius (Moslovačka gora oz. Ivančica). O keltski naselitvi na področju Ptuja in Podravja pričajo keltske najdbe. Na ožjem področju mesta poznamo tri naselbine, ki jih je bilo mogoče natančneje časovno opredelili na podlagi kovinskih predmetov. Tudi na Spodnji Hajdini. kjer so našli med drugim ludi obravnavani lonček z napisom, so naleteli na seliščne ostanke in lončarsko delavnico. Od tam je tudi pet keltskih novčnih najdb. Vire za prisotnost keltskega življa na področju Ptuja ludi po rimski osvojitvi nam nudi epigrafika, predvsem onomastični material iz napisov. Pri analizi keltskih imen v Sloveniji (Katičič) se je pokazalo, da imamo s področja Ptuja in okolice sporočenih sedemnajst keltskih imen. Od tega jih je sedem na napisih iz samega mesta, pel pa z dveh napisov iz Spodnje Hajdine. Število keltskih imen je glede na latinska majhno, vendar pa je treba upoštevati, da je avtor k analizi pritegnil le čista keltska imena (ne pa tudi latiniziranih oblik) in na drugi strani sestavo prebivalcev Petovione (italski priseljenci, vzhodnjaki), ki jo sporočajo napisi. Z rimskih napisov in reliefov so nam sporočeni tudi nekateri kulti, ki jih lahko povežemo s Kelti. Predvsem je treba omeniti kult dojilj (Nutrices Augustae). ki jih povezujemo s keltskimi matronami (mattes. matronae). Ta kult je bil zelo priljubljen in je omejen samo na področje Ptuja. H keltskim kultom prištevamo ludi kult Marmogija (Marmogius), ki ga srečamo na dveh napisih, na nekem reliefu pa gre morda za prikaz keltske boginje Epone. Lovenjak Janka Istenič Narodni muzej Prešernova 20 SI-61000 Ljubljana Milan Lovenjak Cankova70 SI-69261 Cankova