^^^^ ^ "^ Sammlung neuex und merkwürdiger Reisen zu MM und zu Lande, aus verschiedenen Sprachen übersetzt und mit vielen Kupfettafeln und Landkarten versehen. Dritter Theil, Reisen nach Peru, Mdien und Eg.YPttlt, worin die Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst in diesen Landern, nebst den Sitten und Gewohnheiten der Einwohner beschrieben werde«/ aus dem Französischen übersetzt. ' Mit Kupfertaseln und Landkarten. Göttingen Verlegte Abram Vandenhoeks seel. Wittwe 1751. Mit Rinigl. pchln. und Churfürst!. Sächsischem allergnäd. privilegio. .•LYCEAli] •ßlBLlOTMEKJ Vorrede des Ueberseßers. ch habe, da nunmehr der dritte Theil der Sammlung neuer und merk" würdiger Reisen erscheinet, theils bey dem Geneigten Leser etwas zu entschuldigen, theils überhaupt wegen der darin enthaltenen Schriften etwas zu erinnern. Die Einrichtung dieses Theils ist von derjenigen etwas unterschieden, welche man darin anfänglich zu beobachten Willens war. Man hatte versprochen in demselben nebst Grangers Egyptischer Reise eine andere nach dem X 3 glück. Vorrede. IlückseellIcn Arabien zu liefern. Da aber inzwischen Herr Souguer eine vollständige Nachricht von den Verrichtungen der Fran-zösisi-hen Mathematiker/ welche im Jahre 1755 nach Peru geschickt waren, um die Erdgrade in den Gegenden unter der Mittellinie auszumessen, in einem weitläuftigen Werke unter demTuel. l" ^i^urc cw la l erre 6ercrmmce kc. zu Paris an das Licht gestellet und demselben eine kurze Beschreibung dieser Reise und der Merkwürdigkeiten des Landes, worin diese Mathematiker gearbeitet haben, vorangese^et hatte; so hat man sich nicht enthalten können diese Reise beschreibung, als ein neues und in seiner Art vortreffliches Werk, in den gegenwärtigen Theil mit einzurücken und denselben damit anzufangen. Allein weil bereits ein kurzer Begriff derselben als ein Anhang zu dem zweyten Theile dieser Sammlung aus der ^jftoile clc l'^cacierm. Ks))^1e(le8 3cielice5 beygefüget worden ist; so muß ich hier zum voraus gedenken/ daß der Leser in dem Werke, welches man ihm jetzo überliefert, verschiedenes finden werde, was er in dem vor- gemeli Vorrede. gemeldeten Anhange schon gelesen hat. Dieser Umstand bedarf einer Entschuldigung. Man hatte damahls von der gegenwärtigen vollständigem Reisebeschreibung noch ketne Nachricht. Es kam also hernach darauf an dieselbe entweder ganz wegzulassen oder einen Uebelstand zu begehen und dem Leser einige Blätter noch einmahl zu lesen zu geben. Nach genauerer Ueberleglmg hat manM besser erachtet das letztere zu envehlen, als so viele nützliche Anmerkungen und gründliche und scharfsinnige Betrachtungen/ wie man hier antrifft, von dieser Sammlung auszuschließen Die Zusätze, welche der Verfasser zu seinem ersten Entwürfe gemacht hat/ sind zu zahlreich und wichtig, als daß man den geneigten Leser derselben hätte berauben sollen; und ich hoffe daher/ daß derselbe einen Fehler/ zu welchem man gewisser Maßen gezwungen worden ist/ nicht ungütig bemerken, sondern geneigt übersehen werde. )(4 Nach Vorrede. Nach dieser gemachten Aenderung war die Reise nach dem glücksceligen Arabien zu groß, als daß fie in diesem Lande einen Platz finden konnte. Man hat dieselbe also in einen von den folgenden versparet; statt solcher aber liefert man hier eine andere nach portroyal ill Acadien oder Neu. Schottland, worin man Nachrichten von diesem Lande antrifft/ so wie es zu der Zeit/ da es unter Französischer Herrschaft stund, ausgesehen hat Hierbey muß ich erinnern/ daß dieses eine etwas fteye Ueberstßung ist. Der Verfasser hat sein Buch halb in gebundener und halb in ungebundener Rede geschrieben. Man hat sich also, um so viel möglich eine gleiche Schreibart zu behalten genöthiget gesehen manche Ausdrücke zu ändern und hie und ba einige von seinen scherzhaften Einfällen wegzulassen oder zu mildern Diese Freyheit war nothwendig; jedoch hat man sich derselben mit solcher Sorgfalt bedienet, daß kein Umstand, der zum wesentlichen der Erzählung gehöret, weggeblieben ist. Die Vorrede. Die Beschreibung von Egyp«n, von deren Versasser einige Umstünde in dem derselben vorgesetzten Vorberichte enthalten sind, ist zwar nur sehr kurz und in einer von allen Zierraten der Kunst entblößten Schreibart abgefaßt: allein man schmeichelt sich dem ohngeachtet, daß der Leser manches/ das ihm gefallen dürfte, darin antreffen werde, und sie verdienet meiner Meynung nach um desto mehr einige Aufmerksamkeit, als der Verfasser von den gemeinen Vonw theilen/ die man sonst in Ansehung dieses Landes gehabt hat, weit entfernt zu seyn scheinet, und uns in vielen Dingen einen ganz andern Begriff davon giebt, als die vorigen Reisebeschreiber gethan haben Uebrigens wird man den Beyfall, den diese Sammlung bisher gefunden hat/ auf alle Weise zu verdienen suchen. Von Sr Hoch-wohlgebohrnen des Herrn Hofraths von Hal. ler, derdie Aufsicht dabey sührt,weltbekannten Einsicht und großmüthigem Eiser das gemei- )(5 ne Vorrede. Beste in der gelehrten Republik zu befördern, kann man sich gewiß versprechen, daß Er es bey der Fortsetzung des Werks an nichts ermangeln lassen werde/ um dasselbe fernerhin so wohl nützlich als angenehm zu machen. Der Uebersetzer wünschet indessen, daß er solchem Endzwecke auch in diesem dritten Theile ein Genügen gethan haben möge/ welchen er hiedurch der Gewogenheit des geneigten Lesers emvfiehlet. Göttingen am 2osten April 1751- Kurze Beschreibung der Reise nach P E R U, welche von einigen Mitgliedern der Königs. Französischen Academic der Wissenschaften zu Ausmessung der Grade des Mittagszirkels in den Gegenden der Mittellinie verrichtet worden ist, aus dem Französischen des Herrn Bouguer übersetzt. Vorbttcht des Verfassers. lie Academic hat mit solcher Sorgfalt alles dasjenige, was sie gethan, um die Grö« ße und Gestalt der Erde zu bestimmen, bekannt gemacht, daß ich voraus setzen kann, die Versammlung wrrde von demjenigen, worauf es bcp der Frage ankommt, vollkommen unterrichtet seyn. Alles stimmte überein um uns zu lehren, daß die Erde nicht völlig kugelförmig wäre. So wohl die wegen dlr Schwere der Körper, welche immer abnimmt, je näher man der Mittellinie kommt, angestellte Untersuchungen, als auch die verschiede, nen Arbeiten, die man in Frankreich unternoln-wen hat / um die Grade der Breite und Länge zu messen, bestättigcn solches. Allein man ward zu ganz entgegen gesetzten Schlüssen geleitet/ wenn man fragte, wo sich an der kugelförmigen Gestalt ein Mangel befände. Die Geometrie und die Na, turlehre schienen sich einander zu wiedersvrechcn, ohne daß man ein Mittel sahe sie zu vergleichen. Es war ein unter den Wcttweisen erregter Streit und gehörte nicht zu den bloß theoretischen Strer, tigkeiten/ welche in der Anwendung von keiner Erheb- Vorbericht des Verfassers. Erheblichkeit sind. Die Academic sclbst war nicht im Stande etwas gewisses zu bestimmen und ihre Zweifel konnten nicht anders als durch dicnachdcm Pol und der Mittellinie gethane Rciscn qanzlich gehoben werden. So lange man nur bloß die in einem nicht gar großen Raume ausgcmcsscnc Grade der Breite gegen einander hält/ lässet sich deren allzu geringe Ungleichheit mitten unter den Irrthümern, welchen unsere Beobachtungen ausgesetzet sind / nicht so genau wahrnehmen. Ganz anders verhält es sich, wenn man die Grade/ die in weit von einander entfernten Gegenden, als z. E. um den Polar«Zirkel und die Mittellinie aus-gemesscn sind, mit einander vergleicht. Der Unterscheid/ welcher aus allen kleinen von Grade zu Grade befundenen Unterscheiden cntjtchcl, oder welcher dicSumme derselben ist, muß, well solcher weit größer ist/ auch viel eher von den sonst unvermeidlichen Irrthümern frey bleiben / und die Folgen / die man daraus ziehet/ erlangen eine Gewißheit / die sie sonst nicht hatten. Wenn es zu Verbesserung der Schifffahrt nöthig gewesen ist die Größe der Erde, oder der Mittlern Größe ihrer Grade zu bestimmen, so war es Vorbericht des Verfassers. es nicht minder nützlich ihre Gestalt mit einer Gewißheit z»l erkennen. Man konnte nicht gehörig anzeigen, ob die Zufälle, die sich auch noch je-ßo nur gar zu oft auf der See ereignen, derNach-läßigkeit der Steuermänner, welche die Gesetze ihrer Kunst nicht sorgfältig genug beobachten/ zugeschrieben werden müstcn/ oder ob der Fehler nicht viel weiter herzuholen scp, und daher rühre, daß die Kunst selbst zu unvollkommen ist, wenn sie den gröstcn Theil ihrer Regeln auf die kugelförmige Gestalt der Erde gründet. Dieses muste nothwendig mit Gewißheit ausgemacht werden; und wenn man lernen sollte, daß die Unregelmäßigkeit der Gestalt unmcrklich wäre, so mustc man sich davon nothwendig versichern. Ich gedenkehicrnichts von allen den andern Vortheilen, die beyläufig daraus entstehen sollten. Ts war ganz natürlich/ daß wir zugleich manche wichtige Untersuchungen über verschiedene Gegenstände zu unserer Absicht erwehlten. Wir sollten Beschreibungen von den Ländern machen, durch welche wir reiferen und dadurch die Karten von denselben verbessern. Wir sollten Beobachtungen über den Magnet anstellen/ und nächstdcm die Schwere der Luft/ die Grade ihrer Vcrdickung,ihre ausdehnende Kraft, dieBre- chung Vorrede des Verfassers. chung des Lichts und verschiedene andere Sachen, welche die Gelegenheit uns zeigen würde, untersuchen. Vielleicht würden alle diese Nebendinge, wenn sie wohl betrachtet und zusammen genommen werden/ nicht minder wichtig seyn, als dasjenige, was wir als den Hauptvorwurf unserer Abschickung ansehen. Die Reist der nach dem Polarzirkel abgeschickten Academisten ward erst nach der unsrigcn in Vorschlag gebracht. Sie war viel kürzer, und die Welt hat davon schon glücklicher Weise die Fruchte eingeerndtet; zum wenigsten, so weit es möglich war, bis daß man einen gemeinen Schluß machest könnte, als welcher der letzte Gegenstand aller unserer unternommenen Reisen war. Was uns anbetrifft, die wir nach Süden gehen sollten, und die wir bestimmt waren alle nur ersinnlicye Hindernisse auszustehen, musten uns nach der Mittellinie begeben; und man siehet offenbar, daß wir nicht weiter gehen sollten, weil die Grade des Mittags-zilkels auf der andern Seite eben der Veränderung nothwendigerwcise unterworfen sepn müssen, und weil man dieselben, wenn man weit genug herauf gienge, denen in Frankreich gleich befinden würde. Man Vorbericht des Verfassers. Man darf nicht zweifeln/ daß eine gewisse Gleichförmigkeit zwischen der süd - und nördlichen Halb, kugcl sey. Wenn die Grade auf einer Seite zunehmen, so müssen sie es auf der andern auch thun, wenn sie auch gleich nicht ganz genau eben denselben Gesetzen folgeten. Wir musten also in den Gegenden der Mittellimnic bleiben, um/ wie cS nöthig war, die Ungleichheit entweder in dem Ueberfiuffe oder Mangel zu bestimmen, wenn sie am größesten ist. Der yerr Grafvon Maurepas, welcher nach seiner Liebe zu den Wissenschaften alle Mittel an, wendet, die zu ihrcr Beförderung etwas beytragen können, ließ keinen von den Vortheilen aus der Acht, welche mit unserer Reise bestehen konnten. Er hob alle Schwierigkeiten, und wir haben auf den äußersten Grenzen der Erde empfunden/ daß wir unter seinem Schutze reiseten. Es waren unser drey Academistcn, Hcrr GodiN/ Herr de la Condamine und ich, ohne den Herrn dt IüßiM/ olm tlichen Lehrer der medicinischen Fa-cultäl zu Paris mtt zu rechnen/ welcher ein Bru< der zweener Acadcmisten eben dieses Namens lst, und welchen die Academic erst nach unsrer Abreise XX zu Vorbericht des Verfassers. zu ihrem Mitgliede bekommen hat. Er sollte, so wie er es auch mit allcr Sorgfalt gethan bat, an der Naturgeschichte der Länder, durch wclche wir reisen würden, arbeiten. Der Herr Seniergues/ ein Wundarzt, war ihm zum Gehülfen gegeben, und er konnte außerdem uns zuweilen sehr nützlich seyn. Wir hatten viele Leute nöthig, theils um etwas abzuzeichnen, theils um die Rechnungen in Richtigkeit zu bringen, oder uns auch in Unrersu-chung des Landes Beystand zu leisten. Man gab uns ;u dem Ende den Herrn Verguin, Kricgs-baumcisiern der Marine und die Herrn Couplet, Delodonnais, de Morainville und Hugot.u. Dieser lchrcre, welcher cm Uhrmacher ijl, sollte Sorge für unsere Werkzeuge tragen. Herr Godin war aus mehr als einer Ursache berechtiget das Haupt unserer Gesellschaft zu seyn. Kenn außerdem daß er cin älteres Mitglied als ich war, hatte er das Verdienst die Reise in Vorschlag gebracht zu haben. Ich meinos Theils gedachte an derselben keineswcgcs Theil zu nehmen. Allein da alles fertig war, und die Zeit zur Abreise herankam, so konnten verschiedene Mathematiker oder Sternkundige, auf weiche man Rechnung machte Vörbericht des Versassers. machte, den Trieben ihres Eifers kein Genügen thun, entweder weil sie unpäßlich waren, oder weil die Besorgung ihrer eigenen Angelegenheiten, dle sich inzwischen verändert hatten, sie zu Paris zn bleiben nöthigte. Diese Betrachtung allein war hinlänglich den Wicderwillen zu überwinden/ welchen meine schwache Gesundheit bep mir allezeit gegen die Seereisen erwecket hatte. Indessen, ob-gleich unsre Abwesenheit wegen verschiedener Zufalle, woran ich keinen Theil hatte, ungcmeitt lange gedauret hat, so werde ich es mich doch nicht reuen lassen, daß ich mich allzu leichtsinnig entschlossen habe, wenn ich so glücklich gewesen bin durch meine persönliche Bemühungen etwas zu dem gemeinen Nutzen beyzutragen. Man muß in Betrachtung ziehen/ daß wir uns nicht begnüget haben einen nnzigen Grad des Mittagszirkcls auszumessen. Der Bogen, dessen Größe wir bestimmet haben, hält deren mehr als drey in sich, daß also in diesem Betracht allein unsre Arbeit dreymahl länger und mühsamer gewe. sen ist, als diejenige, welche in Lapplaltd verrichtet und mit so vielen gerechten Lobsprüchen beehret worden ist. Hiernächst hatten wir mit einer un- Vorbericht des Verfassers. endlichen Menge Hindernisse zu streiten, und viele stclleten sich uns dar, welche von dergleichen Unternehmungen gleichsam unzertrennlich waren, da man über den Ocean in so entfernte Länder reisen mustc, worin die Unterhaltung der Gemeinschaft mit Europa ungemcin schwer ward, und da der glückliche Fortgang der Arbeit, zu der wir abgeschickt waren, von einer großen Anzahl Umstände abhieng und auf der vereinigten Bemühung vieler Personen bcruhete. Die moralischen Schwierigkeiten haben sich vermehret und mit den natürlichen und denen, welche die Beschaffenheit der Oerter verursachet, vereiniget. Jene waren so groß, daß es fast unmöglich sepn würde sie zu beschreiben; und man wird von dem hohen Grade der lcztern urtheilen können, wenn man wissen wird, daß die große Höhe der Gebirge, welche in Europa insge, mein zur geschwinden Verrichtung dergleichen Ar-heiten etwas beyträgt/ uns im Gegentheil daran ganz und gar hinderlich war, entweder weil wir uns auf einem allzu hohen Posten und fast allezeit matten in den Wolken befanden, oder weil die' Durmwinde unsere aufgerichtete Zeichen wegfüh-rcren und uns oft in dte verdrießliche Nothwend^ keit setzten nur auf unsere eigene Erhaltung bedacht Vorbericht des Verfassers. dacht zu seyn. Wir musten zuweilen mit anderthalb Monaten Gedult eine einzige Viertelstunde gut Wcttcr kaufen, und ein solcher Posten hat uns länger aufgehalten, als in Europa durch die Ausmessung einer ganzen Mittagslime geschehen würde. Wir arbeiteten überdem in eincm Lande, welches seine eigene Einwohner nicht kannten, und wir nlusten fast beständig durch Wüstenepcn uns einen Weg bahnen, wo wir nichts als die Spur des Rothwildes antrafen. Wir durften ohne Paß uns nicht in die Spanischen Länder wagen, welche jenseit des Meeres zu betreten insgemein allen Fremden untersaget ist, und wir hatten so gar cine besondere Erlaubniß nöthig. Seine Majestät, der Catholischc König willigte nicht bloß darcln, daß die Arbeit an denfOrte dcs Königreichs Peru, welchen wlr dazu erwählen würden, verrichtet wcrdcn mögte, sondern cr erklärte sich auch zum Bcschüßcr dcchlbcn, indem er zu dem Ellde scmc Bcfchlc an scinc Untcrkönige und an die Audienz zu Quito ergchen ließ. Er ernannte zugleich zweenc Schiffs.Licutenante, nämlich Don George Juan, Eomchur zn Aliaga vomIohanniter-Orden zu Jerusalem und Don Antonio de Ulloa, um von seiner Seite- unsern )(X; Arbeiten Vorbericht des Verfassers. Wir fanden sie zu Carthagena in America / wohin sie gerade von Cadix gegangen und daselbst vor etlichen Monaten angekommen waren. Beyde vereinigte Nationen können sich darauf was einbilden, das; sic ;u einer Zeit an die Untersuchung dcr Gestalt der Erde denken konnten/ da der glückliche Fortgang ihrcr Waffen Europa in Erstaunen setzte und dessen Sorg, fält auf ganz andre Dinge richtete. Wenn wir indessen das Glück hatten die Sache zum Stande zu bringen, so muste der Nutzen unserer Reise allen Völkern gemein werden, und alle musten davon auf gleiche Weise die Früchte genießen. Es ist eine Eigenschaft unserer Könige, daß fic die Vortheile/ welche aus ihren glorreichen Unternehmungen entstehen, nicht auf ein einziges Jahrhundert einschränken. Indem sie also ihre Wohlthaten auf eine so großmüthige Weise über das ganze menschliche Geschlecht ausbreiten, so bezeigen sie sich als die Könige oder als die Väter aller Völker. Alles, was der geliebte Monarch, unter dessen Herrschaft wir leben, anordnet/ hat diese Merkmahle der Güte und Weisheit. Ich 5 Vorbericht des Verfassers. Ich wcrdc diese Abhandlung in verschiedene yauptslückc eintheilen, damit ich ein Land, das wir gcnau kennen zu lernen nur gar ;u viele Ge-lcqcnhcil hatten, desto bester beschreiben könne. Um jre Französischen Reiscbcschrclber sind welug dlchin gclomlmn/ Ulw dcr Begriff/ welchen man sich da-ron m^cht, ist msgemem nur Seire86 Wie leicht man in den Cordillerqs mittelst der von dem Regen gemachten Graben die verschiedenen Erd-Schichten bis zu einer , großen Tiefe zu erkennen im Stande stp. 88 Beschreibung dieser verschiedenen Schichten ,. ^n dem Fuße eines wirklich entzündeten Vol- "' cans Cotopaxi genannt. 83 Bimssteinbruch, welcher 7 -Meilen südwärts von Cötopaxi in den Cordilleras/ in der Gegend der kleinen Stadt Latacunga befindlich ist. > ? :^ 9) ' :Von zwoen Ueberschwemmungen/ welche der Cotopafi den?4sten des Brachmonats nnd den yten des Christmonats, 1742. verursachte. 94 Ursachen dieser Uebcrschwcmmnnqen und derjenigen, welche aus dem Cargavirasso den 2osten des Brachmonats, ,693 entstund. 96 Von dem Antheile, welchen die Flut an dem Erdbeben haben kann. 100 Untersuchung der Jahreszeit, worin man in ) o c in Peru den Erdbeben am meisten unterworfen ist. Seite in <3aß das Geheule der feuerspeienden Ber< ge und dcr stoßweise daraus gehende Rauch sich mit merklich gleichen Abwechselungen ereigne. 107 Gleiche Verhältniß zwischen dem Getöse der feuerspeienden Bcrgc und den heftigsten Erschütterungen in dem Erdbeben. 108 Viertes Capitel. Zurückreise des Verfassers vonQuit 0 bis nach der Nordsee aufdem Magdale nenflusse; Anmerkungen über ^ den Magnet:c. uo Wie leicht es in allen diesen Ländern sey Karten davon zu machen. m Verschiedene geographische Bestimmungen. 114 Anmerkungen übcr die Annäherung und Abweichung dcr Magnetnadel. U5 Unrichtigkeit in der Abweichung des Mag- ^ nets, welche von Steinen, die auswendig schwarz sind, und in dem Lande an verschie- ^ denen Orten zerstreuet lagen, herrührete. 1:6 Von ) ä ( Von ciniqen eben dieser Steine, welche die Spanier gcmahlte Steine nennen. ,^ Anmerkung und Erklärung der gleichen Kwft, welche der magnetische Nord l und Südpol bat. ' iH Das? dicBcrge inten GcaendendesMag- dalenenfiusses und des Orenoks aus Schichten bestehen, die vollkommen horizontal sind ; und daß das Erdreich dort niedriger geworden w scyn scheine. 126 Wasscrfall des Bogota unterhalb Santa Fe '28 Verschiedene Arten Brücken, die in die-scn Ländern gewöhnlich sind. «29 SchicftrstciN/ Ulid eine andere Gattung von Steinen, Schilt genannt, die sich in Mar-lror verwandeln. iz2 Wahre oder so schcinendeVcrsteincrungen, welche man oft in diesen Landern antrifft. izz Eine Spinne, namens Coya, welche man daselbst für überaus gefährlich halt. i)4 Tiye Schlange, Tatacua genannt. iz? Fünftes Fünftes Capitel. Von den Einwohnern in Peru und ihren Sitten. Sei« i;8 Gute Eigenschaften der AlMricanischM Spanier. «z? Gute Eigenschaften der Indianer/ welche unten außerhalb der Cordilleras wohnen. 140 Saß diejenigen Indianer/ welche nicht der heftigen Sonnenhitze bloß gefteüct sind, keine solche Kupferfarbe, als die andern haben. 14; Sitten der Indianer/ welche oben in den Cordilleras wohnen. ,44 Sitten der Mestizen, welche aus der Vermischung der Spanier und Indianer chren Ursprung haben. 146 Ursachen von dem schlechten Fortgange der Künste in diesen Ländern. ,47 Von verschiedenen Denkmahlen/ welche die alten Indianer nachgelassen haben. ,45 Verschiedene andere Anmerkungen, welche über die vorigen und andere Vorwarft gemacht werden können. _ 150 Erklärung des Seitenabrisses und der Aussicht der Cordilleras in Peru in den Gegenden von Vuit 0. 152 Reise Kaute | VOX DTLX TRIAXG-ELTS j DUR JMlTTAGS Ll^lE^ zu Quito, worm liie Laae d^r mezjten. O&*ter\ tiaiQerL tend. £eometns-cncn. iE L^L CoimJLMI&E, \\ •*ll ilzLJ7nsJS-u7i<7 dčr Črdtrrade ah ere'- ii \sekzehetr wcrrtLeTi, und. nach r*trschief ' d^n^TL diet-eh. dm JlerT-r^ dL?T*FQN''v ■eher vcrjerneldete izcadsmure?? pe^Uz^ der1 ireftult des crdj'eichj-\ taid d^m Laizfe der Jstufie, ' Her t-Harzne he/&nders arv*\ a e7nercJrf &ind . Reise nach Peru. Das erste Capitel. Beschreibung dcs Theils von Perlt/ welcher zwischen der Scc und dcr großen Reihe unter dem Namen Cordilleras bekannter Gcbürge lieget. >ir begaben uns den löten May 1735. auf der Rheede bey Rochelle auf ein kö« nigliches Schiff, und kamen glücklich nach St. Domingo, nachdem wir zu Martinique angelandet waren, allwo wir etliche Tage blieben. Wir machten auf diesen beyden Inseln verschie« dene Beobachtungen, davon man bereits einige in den Denkschriften der Academic gesihen hat. Wir maßen die Höhe verschiedener Berge, auf welche wir gestiegen waren, in der Absicht einige besondere Untersuchungen anzustellen. Wir übten uns also, ohne es zu wissen, andere ungleich hö, here Berge zu ersteigen, welche unter dem Namen Cordil- A leras 2 Mist nach Peru. leras bekannt smd, und davon man in Europa wenig mebr, als den Namen weiß. Wir hielten uns zimilich lange zu Sr Domingo auf,undrcijtten von da den z^stm October nach Cartbagena. Sodann siqelten wir nach Porto Bello, und nachdem wir über die Erdcnge gogan-gen waren, begaben wir uns zu sianama an der Süd' See zu Schiffe. Den yten Merz >7^. berührton wir zum ersten mahl die peruanische Küste, und legten uns auf der Nheede bey Manta, wo wir anzulanden beschlossen hatten, vor Anker. Man weiß allhier schon, daß der Herr de la Con-damine und ich uns damahls von der übrigen Gesellschaft trenneten, weil wir glaubten, daß wir unsere Zeit aufdie-sem Theile der Küste nützlich gebrauchen könnten, weil daselbst der große Regen schon aufgehöret hatte, welcher, wie man uns versicherte, weiter von hier, oder mehr südwärts noch lange anhalten, und den Weg nach Quito bis zudem Brachmonat versperren würde. Wir sahen den Herrn Godin mit der übrigen Gesellschaft nach Guayaquil unter Segel gehen , und wir hatten nicht Ursache uns unsern gefaßten Entschluß reuen zu lassen. Unser dasiger Aufenthalt brachte uns eine ziemlich vollständige Kenntniß dieser Küste zuwege, welche, weil sie in dem südlichen America am meisten westwärts lieger, in Ansehung ihrer läge mit besonderer Sorgfalt bestimmet Reise nach Peru. z stimmet werden musie. Wir untersuchten die länge des Perpendikels, und ich für meine Person machte mir mit den astronomischen Refractionen eine starke Beschäftigung. Den andern Tag nach der Abreise des Herrn Go-dins begaben wir uns nach dem Dorfe Monte Christi an dem Fuße des Berges, der eben diesen Namen führet. C r ist in allen diesen Gewässern berühmt, und dienet den von weitem kommenden Schiffahrenden dazu, daß sie die Gegmd , wo sie sich befinden, durch ihn zu erkennen im Stande sind. Dieser Ort ist der Aufenthalt der alten Ein, wohner zu Niantn, welche um sich den Anfällen der See, räubcr zu entziehen, sich von der Küste, wo sie ehemahls wohneten, weiter in das iand begeben haben. Wir nahs men unsere Wohnung in dem königlichen Hause, * welches man als ein Rathhaus ansehen muß; jedoch war es nur aus Schilfe, als die anderen Hütten gebauet. Es stund auf Pfählen, welche sieben bis acht Fuß hoch waren, und man stieg mittelst einer Treppe in dasselbe hinauf. Die« selbe bestand aus nichts als zwoen Nohrstangen, die viel dicker waren, und worin man löcher gemacht hatte, um dic Füffe drin zu sehen. Den izten, welches ein Don« nerstag war, frühe morgens statteten die Indianer ihren Besuch bey uns ab. Sie wurden von ihren Alcalden oder obrigkeitlichen Personen angeführet, welche ihre Stä« be als ein vorzügliches Merkmahl ihrer Gewalt in der Hand A 2 . trogen. * I.» «5,»«!. ' * La cafr itsd. ' 4 Reife nach Peru. trugen. Sie beschenkten uns mit einigen Früchten und meldeten, daß Don Iosipl) de Olabes y Gan,aroa, Commendant zu Puerto Dicjo, ihnen schriftlich befohlen hatte für uns eben dieselbe Achtung als für ihn selbst zu haben. Wir suchten ungefähr ein drittel Meile von dem Dorfe u'nen bequcmcrn Posten aus, wo wir unsere Beobachtungen anstellen könnten. Wir schlugen daselbst unsere Wohnung unter einem Dache auf, welches unscre guten Freunde, die Indianer, mit leichter Mühe errichteten, weil die in dem iande gewöhnliche Bauart nicht die geringste Kunst erfordert. Ich bemühete mich mit dem Herrn de la Conda-mine vergebens die in den Denkschriften der Academic von »735. von mir beschriebene Methode, nach welcher der Zeitpunkt der Tag « und Nachtgleiche am füglichsien be« stimmet werden kan, anzuwenden. Des Abends war die Sonne sichtbar, allein des Morgens sahe man sie nicht. Und dieses nebst einigen andern Zufällen war Ursache, daß wir keine mit einander zu vergleichende Beobachtungen, deren wir nöthig hatten, anstellen konnten. Der dunkle Himmel verhinderte uns auch einige Finsternissen dcr Iu-piterscrabamcn wahrzunehmen 5 allein wir konnten dem , ohngeachtet das Ende der am 26tenMerz 1736. des Abends sich ereignenden Mondfinsterniß beobachten. Eine Beo» bachtung, welche wegen ihrer Umstände ungemein wichtig wird/weil sie die iage dieser ganzen Küste, welche indem südlichen Reise nach Peru. 5 südlichen America am meisten westwärts liegt, bestimmet*. Sie lehret uns, daß Mome Christi, welches unter, Gr. 2 Min. südlicher Breite liegt, iz oder 14 Meilen abendwärts von dem Mittagezirkel zu Panama oder Porto Bcllo, und daß das Vorgebirge St. Lorenzo, welches beynahe 4 Meilen weiter westwärts liegt, ungefähr 54 Min. gegen Abend von eben demselben Mittagezirkel entfernet ist. Für * Ol> glcich der Mond iu dem Schatten stund, so war er dem imgcachttt sichtbar. Ma» konnte nur den Austritt aus dem Schatten beobachten. Wahre Zeit 7 St. 26' 4a" 7 34 3' 7 47 a 7 52 ,7 7 53 23 7 57 47 8 6 24 8 13 2s 8 18 42 z 19 17 8 2O «8 8 2Z 27 Erster Augenblick des Austritts aus dem Schatten. kam slristarchus hervor, kam Plato hcrvor-Anfang , da Tycho heroor kam. war Tycho ganz aus dem Schatten» : kam Manilius hervor-war das hcllc Mccr ganz aus dem Schatten-war das Ncctar - Meer ganz aus dem Schatten-war das Krystallen, Meer Ml aus dem Schatten- kam Petavius hervor, kam Langrenus hervor» Ende dcr Finsterniß- A3 6 Reise nach Peru. ' Für meine Person war ich glücklicher in den Beobachtungen, die ich bey der Mündung des Flusses Iama, nordwärts von dem Cap passado, 9 Min. südwärts von der linie anstellete. Wir begaben uns erst dahin, nachdem wir einige Tage zu Puerto Vicjo bey dem Commendan« ten DonIosiph de Olades zugebracht hatten, welcher uns ungemein wohl aufnahm. Puerto Vicjo ist eine von den ältesten Pflanzstätten der Spanier in Peru. Dieser Ort führet stets den Titel einer Stadt, welche er so wenig, als den Namen eines Hafens verdienet, wcil er weit in das iand hinein liegt, und weil der dadurchgehen-de Fluß gar nicht groß ist. Dem ohngeachtet findet man dort einen Haufen Spanier, die aber sehr arm sind. Sie haben Wachs und Baumwolle, und baucn so viel Cacao und Taback, daß sie etwas davon auswärts verschicken können. Allein die beschwerlichen Wege und der Mangel der Schissfahrt sind Ursache, daß die Handlung sehr schläfrig getrieben wird, und es ist ein bloßer Zufall wenn sich eine Gelegenheit zum Verkaufe darbietet. Wir sahen an diesem Orte so wohl als in allen an» dern, wo wir durchreiseten, einige sihr feine Häuser, welche unter einem mit Stroh oder Palmblattern bedeckten Dache ziemlich viele Gemacher enthielten, und welche außer ihren andern Zierrathen, wofern man sich dieses Worts bedienen kan, auch Bogengange und Erker.hatten. Das Rohr wird hiebey zu großen und kleinen Balken, ja auch zu. Brettern Reist nach Peru. 7 Brettern gebraucht. Dieses Rohr, welches man sich auf so mancherley Weise zu nuße macht, ist so dick als ein Bein. Man spaltet es die ganze iänge herunter nur auf einer Seile, wenn man Bretter daraus machen will. Man öffnet dasselbe, indem man die inwendig befindlichen Scheidewände der Höhlen entzwey bricht, und breitet es von einander. Man bekommt auf diese Weise ganz fertige Bretter, die so lang als die unsrigen und zuweilen fünfzehn Zolle breit" sind. Mau gebraucht dieselben zu den Böden, den Abtheilungen der Gemacher und zu Thoren und Thüren. Alle Theile des Gebäudes werden durch Baumwurzeln oder Stricken, die aus Rinde gemacht sind, mit einander verbunden, so daß nicht ein einziges Stück Eisen dazu gebraucht wird. Nichts kan dem Wiederwil-len besser zu statten kommen, welchen alle Einwohner vor der Arbeit haben. Wenn dieselben sich etwas mehr Mü« he geben wollten, s> würden sie in den Wäldern starkern und dauerhaftcrn Bauzeug finden. Es ist wahr, wenn sie ihre Hauser mit größerer Sorgfalt baueten, würden sie auch weit mehr kosten; und übrigens kommt es bey ihnen allezeit bloß darauf an, daß sie sich gcgen die gar zu große Sonnenhitze, oder den häufigen Regen beschützen mögen. Wenn man in diesen Häusern nur ein wenig herum gehet oder sich bewegt, so knarret das ganze Gebäude. Die Feuersgefahr ist dabey auch sehr zu befürchten: allein gleich wie die Auszicrung eben so wenig kostbar als das übrige ist; also kann der Schade niemahls beträchtlich seyn. A 4 V«n z Reise nach Peru. Von Puerto vieso reiseten wir nach CharapHto, e/ner andern Colonie, woselbst sich ebenfals einige Spanier befunden. Von da begaben wir uns nach Canoa, und darauf nordwärts von Cap passado. Auf dem Wege nach Canoa kamen wir durch die Bay de Caracas, welches eine Art von Hafen ist, zn dem die Natur allen Vorschub gethan hat. Dieser Meerbusen, zwischen welchem und Caracas an dem Nordmeere man allem An« sehen nach einige Aehnlichkeit zu finden glaubete, hat einen sehr engen Eingang , und ist dem ohngeachtet unge mein groß. Nahe dabey findet sich eine unendliche Men< ge zum Schiffbau tüchtiges Holzes. Die Spanier, welche daselbst eine Stadt angelegt halten , davon man die Schutthaufen nicht weit von dem Eingänge des Hafens siehet, pftegen daher noch ießo zuweklen Schiffswerfte al» dort zu haben. In allen Oertern, welche nicht ganz und gar wüste waren, fanden wir Bananen nebst etlichen andern Früchten, Milch, Eyer und einiges Geflügel zu unsern lebensmitteln. In den andern Plätzen lebten wir von Reiß und dem Proviant, welchen wir mit uns brachten. Die Bananen nebst den Mayzkuchen, welche keinen andern Fehler haben, als daß sie überaus trocken sind, dieneten uns statt des Brodes. Die Indianer gaben uns die Pferde, die wir nö-hig hatten, und zeigten uns, wie wir uns die Ebbe und Fluch Reise nach Peru. y Fluth zu Nutze machen und unten auf dem Strande reisen könnten, da oben auf der Küste gar kein gebahnter Weg war. Dieses land hat man zu Vermehrung^ der Pferde sehr geschickt befunden. Sie sind dorten in ziemlich großer Anzahl, seitdem die Spanier einige aus Europa dahin gebracht haben. Es ist keiner besondern Sorgfalt, die man für sie tragt, zuzuschreiben, daß sie so gut gerathen. Man macht es daselbst fast eben so als auf unsern Inseln. Man lässet sie allezeit auch so gar während der Nacht draus-sin. Sie werden nicmahls beschlagen; und zuweilen sind sie so mager, daß es den Reuter jammert. Allein dem ohngcachret thun sie vortreffliche Dienste. Wir hatten noch außerdem, als wir längst der Küste reisen sollten, eln anders Fuhrwerk. Wir fanden einige Pirogen, welche aus dem Stamme eincs einzigen Baumes gemachte Kahne oder Fahrzeuge sind. Inzwischen gehet man in denselben ziemlich weit vom lande und fahret zuweilen um Vorgebirge, wann die See nicht ungestüm ist. Unsere Absicht bey allem unsern Herumreisen war das land besser kennen zu lernen. Aber immittelst daß wir bedacht waren die Erdbeschreibung vollkommener zu ma> chen, ließen wir die andern zufälligen Anmerkungen nicht aus der Acht. Und damit wir desto mehr Gelegenheit da» zu bekommen möchten, so machten wir uns allmählich aus der südlichen Halbkugel, wo wir waren, langst der Küste nordwärts auf den Weg. Ich suchte insonderheit einen A 5 bequemen lo Reise nach Peru. bequemen Ort, um daselbst nahe an dem Horizont die astro« »omischen Refractionen zu beobachten. Ich fand endlich diejen Ort bey der Mündung des Flusses Iama, und ich hielre mich dastlbst fast 14 Tage auf. Die Beobacht««» gen, welche ich daselbst machte, nebst denen, die ich schon zu St. Dommgo gemacht hatte, gaben mir Mittel an bie Hand eine Vergleichung anzustellen, welches mir da ich zu Quito anlangte, zu einem ungemeinen Vortheil gereichte. Ich bemerkte, daß die Resractionen daselbst kleiner waren, uud daß dieselben wieder die bisherige Meynung, s> wie man sich nach und nach über die Horizont-tallienie des Meers erhebt, abnehmen. Inzwischen daß ich mich unten auf diese Weise beschäftigte, Ahe ich den iSten April »756. eine seltene iufterschemung, wovon man nur wenig Exempel hat. Zwo ganz deutlich von einander unterschiedene Sonnen giengen am Abend nach einander unter, sie berührten sich, und stunden recht eine über der andern. Ich glaube nicht, daß ich diese Erscheinung den von der Fläche des Mccrs zurückschlagenden Strahlen dergestalt zuschreiben darf, als ob sie mir das andre Bild dargestellt hätten; denn in diesem Falle würden die zwey Bil« . der eine wiedrige Bewegung gehabt haben, dahingegen dieselben beyde zugleich untergiengcn. Das unterste, des-f?n iicht nicht so stark war, an dem aber dennoch der Rand nicht weniger vollkommen war als an dem obersten, war schon, als ich es erblickte, von dem Horizonte durchschnit« ten, so daß es nicht einmahl einen rechten halben Zirkel ausmachte. Reise nach Peru u ausmachte. Es gieng unter, und das andre folgte ihm unmittelbar nach. So wie es mir vorkam, hatte es kei« ne andere Refraction, als diejenige, welche ich schon beobachtet hatte, und die ich die folgenden Tage zu beobachten fortfuhr. Die meisten Ocrter, von denen wir geredet haben, sind in der alten peruanischen Historie berühmt, liianta war zu der Zeit der Incas die Hauptstadt dieses ganzen iandes, welches in einer groben Abgötterey steckte. Man erkannte daselbst eine Gottheit, welche niemanden was gutes, aber auch nichts bösts thun konnte. Es war ein Smaragd in der Größe eines Straußen - Eyes, welchem man einen Tempel gewidmet, und zu demselben eine ge-wiffe Anzahl Priester verordnet hatte, um darin den Gottesdienst zu verrichten. Alle Smaragden von einer gemeinen Größe hatten auck einen kleinen Antheil an seiner Gottheit, weil sie für seine Kinder gehalten wurden; und man brachte sie zuweilen von weit entfernten Oertcmhcr, «m sie an eben dem Orte zu verwahren, damit sie dem Gotte, ihrem Vater huldigen mögten. Dieser letzte verlohr sich bey dcr Ankunft der Spanier, und vermuthlich haben ihn die Indianer versteckt. Man hat hernach die Bergwer« ke woraus man diesen Stein bckam, vergebens gesucht, und mit eben so schlechtem Erfolge ist es in einer andern benachbarten iandschast geschehen, welche weiter nordwärts liegt, und deren Name etwas gutes versprechen konnte. Man 12 Reise uach Peru. Man wt'sl in dieser Provinz, welche von den Smaragden ih< ren Namen hat, den Berg kennen, worin die reichste Smaragden - Grube seyn soll. Er liegt nur fünf Meilen von der See, und an dem südlichen Ufer des Flusses, welcher eben den Namen als die Provinz führet; aber außerdem, daß man in dem iande wegen des dicken Gehölzes fast nirgends durchkommen kan, sind die Indianer auch so klug, daß sie sich sehr wenig Mühe geben dergleichen Nachsuchungen zu befördern. Sie merken gar wohl, daß, wenn sie das Unglück hätten, etwas zu entdecken , sie sich «in Feld von unendlich beschwerlichen Arbeiten eröffnen würden, da« von sie allein die iast tragen müsten, und sich von der Aus' beute doch nur einen sehr geringen Antheil versprechen könnten. Es ist nicht allzuwahrscheinlich, daß diese Küste, es mögen die ersten Neisebeschreiber, die sich selbst im iande umgesehen haben, davon auch melden was sie wollen, je« mahls sehr bewohnt gewesen sey. Die Dörfer liegen ze« hen bis zwölf Meilen von einander, und an vielen Orten zweymahl so weit. Ueberdem aber findet man deren keine, als nur nahe am Meer. Man kan ohne Verletzung der Wahrheit sicher behaupten , daß es fast allezeit damit ft beschaffen gewesen sey. Ein iand, das mit so ungemein großen Wäldern angefüllet ist , kan einer so starken Anzahl Menschen nicht den Unterhalt verschaffen. Dies ist ein Wiederspruch, den einige sonst nicht ungeschickte Schriftsteller nicht eingesehen haben, welche sich z. E. eingebildet, daß Mist nach Peru. ,3 daß Gallien zn der Zeit der Römer weit bevölkerter ge« wesen, als Frankreich heutiges Tages ist, obgleich fast das ganze iand damahls voll Holz war. Uebcrdem wissen wir, daß man die Wälder in diesen entfernten iändern, da» von hier die Rede ist, nicht als etwas ansehen müsse, das erst neulich aufgewachsen sey. Die Handlung allein hatte zwar! durch den Ueberfiuß, welchen sie zuweilen aus fremden Oertern in ein iand bringt, das nöthige zum Unter» halte eines großen Volks verschaffen können: aber es ist uns auch nicht unbekannt, daß zwischen diestr Küste und dem übrigen festen iande nur sehr wenig Gemeinschaft war; und eben dieses wird auch durch die Betrachtung der Der-ter sehr wahrscheinlich, wie man sich davon mit leichter Mühe überzeugen kan. Man muß in diesen Wäldern weder unsre Eichen, noch Ulmen noch alle andere Bäume suchen, die man insgemein in unsern Gehölzen antrifft. Jedoch nimmt man einige wahr, welche die Spanier wegen einer kleinen Aehn« lichkeit für die Steineiche angesehen haben. Man würde daselbst auch wenige Pomeranzen-Citronen» und Oelbäu-me sehen, wenn sie nicht aus Auropa dahin gebracht wä« ren. Diese Baume darf man in America eben so wie die Feige»-und Granaten-Bäume nur allein in angebaueten Ocrtern zu finden vermuthen. Ja in Betracht der Oel-bäume muß man ftgen, daß der Himmelsstrich für sie etwas zu heiß ist, und daß sie jenseit des andern Wendezir-kels, in den Gegenden von Chili, welche dem hitzigen >i Erdstri- 14 Reise nach Peru. Erdstriche am nächsten liegen, weit besser fortkommen. Man trifft dastlbst eine grosse Menge Gesträuche und Pftan« zen an, die wir in Europa nicht haben, und einiqe, welche in den dortigen landern weit besser, als in den hiesigen wachsen, und welche man wcqen ihrer Grösse leicht sür was anders ansehen würde. Dergleichen sind die Acacia, Ginst, Farrenkraut von sehr vielen Gattungen , der Ce^ reus, Spanische Feigen, verschiedene Arten Aloe, ohne der Manglebaume zu gedenken, welche auch in der See wachsen, und welche sich mittelst ihrer Zweige, die sich herunter senken und wieder zu Stammen und Wurzeln werden, erstaunlich vermehren. Man würde in allen diesen Waldern gar kein Holz antreffen, welches auf dem Waffer schwimmet, wenn nicht gewisse Pflanzen sich würk« lich wegen des guten Erdreichs in Baume verwandelten. Die meisten Gattungen des Ruthenkrauts z. E. wachsen in den südlichen Theilen von Europa, insonderheit in Apu» lien sehr hoch: allein dieses Gewächse wird in den heißen peruanischen ländern noch weit größer, und giebt ein weißes Holz, welches, ob es gleich vier oder fünf mahl weniger wiegt, als die leichteste Tanne, dennoch ungemein stark ist. Man kan kein Holz finden, das sich besser zu den Flößen schickt, welche man zuweilen nur gar zu noth. wendig braucht, wann man in diesen Wüsteneyen reiset." Wenn man in das dickeste Gehölze kommt, so findet man darin Cedern von zwoen oder dreyen Arten, Baum» wol« ' Die Spanier nennen dieses Hslz Balsa, Holz. Reise nach Peru. 15 Wollenbaume, verschiedene Gattungen von Eben-oder Eisen-und Franzosenholz, und verschiedene andere Bäume, welche wegen ihres Gewürzes, ihrer Farbe und der vollkommen schönen Glatte, die man ihncn geben tan, kost. bar sind. Man siehet daselbst unter andern gewisse wegen ihrer weißen Rinde und ungememen Höhe fthr merkwürdi« ge nnd sehr gerade Bäume, welche man Niarienbamne nennt. Diese allein kan man in Peru zu den Masten der Schiffe gebrauchen. Sie sind überaus biegsam, und ü« berdem haben sie die entsetzliche Schwere nicht, welche fast allem andern Holze gemein ist. Ich muß die Palmbaume nicht vergessen, von denen ich zehn bis zwölf Gattungen gezählet habe; und es giebt deren noch mehrere. Dieser Baum hat was ^besonderes, man mag ihn betrachten wie man will. Seine Zweige oder vielmehr seine Blat« ter, welche oben auf dem Stamme schen, geben ihm ungeachtet seiner Höhe mehr die Gestalt einer großen Pstanze, als eines Baums. Es ist merkwürdig, daß in allen war« men iandern des hihigm Erdstrichs die Baume ihre Wurzeln nur in der Oberfläche des Erdreichs ausbreiten: abcr die Wurzeln vieler Palmbaume gehen sogar aus der Erde hervor, und der unterste Theil des Stammes erhebt sich immer höher, so wie der Baum älter wird. Man siehet ihn zuweilen 6 bis 7 Schuhe hoch in die iust erhoben, und die davon gehende Wurzeln machen unten eine Art von einem Schirm oder Pyramide aus, in deren Höhlung man hinein gehen könnte. Dieje is Reise nach Peru. "... Diese Wälder sihen nahe an der See nur fast immer als niedriges Gesträuche aus. So wie man weiter in das iand kommt, nimmt man wahr, daß die Bäume grösser werden. Man kommt immer von hohen zu noch höhern, und sieben oder acht Meilen von der Küste findet man die höchsten. Diese gehen in solchem Grade fort und nehmen einen beträchtlichen Raum ein, der jedoch zufolge der verschiedenen Oerter breiter oder schmaler ist. Denn wenn man immer weiter geht, so werden die Bäume wieder niedriger, es sey nun, daß das Erdreich seine Beschaffenheit verändert, oder daß sich der Boden, indem er den Cordilleras näher kommt, zu sehr erhebt, und die gute Erde nicht mehr so tief ist. Der Raum zwischen den Bäumen ist mit einer erstaunlichen Menge Pflanzen und solcher Gewächse, die sich an die Bäume hangen, erfüllet. Einige umschlingen die Stämme und Zweige: andere gehen in einer geraden iinie, als oben festgebundene Seileherunter. Der geringste leere Platz ist mit Rohre von allerley Größen bewachsen. Einiges ist zwanzig bis dreyßig Schuhe hoch, und das meiste von dem dicken ist dornicht. Wenn ich sage, daß alle Bäume mit Pflanzen und Gesträuchen bewachsen sind, so rede ich überhaupt. Man muß, wie ich dafür halte, die Acomas davon ausnehmen, welche weit größer als diejenigen sind, welche man in unsern Inseln findet, und welche mir so wohl als einige andere Bäu« me gar kein Moos zu haben schienen. Dem Ansehen nach rührt dieser Vorzug von dem milchichten Safte her, den Reise nach Peru. ^ den elne Menge dieser sich an die Bäume hangender Ge, wachse nicht wohl vertragen kann'. Wenn man in diese Walder kommt, erkennet man die Wahrheit einer von andern Reisebcschrcibern schon gemachten Anmerkung daß wenn die Vögel in America die unsrigen in der Farbe ihrcr Federn weit übertreffen, die» se dagegen einen angenehmen und mehr abwechselnden Gesang haben. Anstatt des Gesanges hört man fast allezeit nur ein wüstes Getöne, welches einen betäubet. Das Ge« schrey der Papageyen, welche man bey großen Hausen sie, het, ist recht beschwerlich. Diese Vögel kommen insge« mein nicht auf das Ufer des Meers, und man muß einige Meilen weit nach ihnen in das iand hinein gehen. Ich habe ost eine kleine Gattung derselben, welche grün war, gegessen und sehr gut befunden, außer, daß ihr Fleisch al« lezcit ein wenig hart war. Die Assen halten sich ebenfalls etwas ferne von der Küste auf, und folgen den Flüssen oder Bachen nach. Man siehet dort auch den Tucan, welchen man im iande den Prediger nennet, ob er gleich kein Wort saget. Er hat mit keinem andern Vogel einige Aehnlich« keit wegen der ungeheuren Größe seines Schnabels, wel« cher fast so groß als sein ganzer ieib ist. Die wilden Tau-ben sind daselbst sehr gemein und sehr gut, gleichwie auch die Enten, insonderheit diejenigen, welche die ^lpani^r paws realez d. i. königliche Enten nennen, welche mit eii nem Zopfe gezieret sind. An verschiedenen Oertern findet man den Galinajso, eine besondere Art von Raben, des« B sen i8 Reist nach Peru. sen Fleische man verschiedene Eigenschaften zuschreibet, wel« ches man aber wegen seines üblen Geruchs selten gebraucht. Er ist von den unsrigen darin unterschieden, daß sein Kopf statt der Federn mit einer bloßen schwarzen Haut bedeckt ist, welche gleichsam eine Haube vorstellet. Die Anzahl der auf dem iande lebenden schädlichen Thiere ist sehr groß, insonderheit wenn man an diejenigen Oerter kommt, wo der Wald am dickcsten und die Baume am höchsten sind. Der löwe, welchen, man dort siehet, ist eigentlich zu reden keiner; er hat mehr Aehnlichkeit mit dem Wolfe, und fällt die Menschen nicht an. Allein die Tyger sind groß und so grimmig als die Asricamschen, wovon man dann und wann erschreckliche Proben hat. Als ich im Jahr 1740. von Ouito nach der See zurück rcisete, und ein wenig nordwärts meinen Weg nahm, um die ü-berhaupt betrachtete Größe der Gebürge zu messen, wor« nach wir uns bey Ziehung unsrer Mittagslinie gerichtet hat« ten, gieng ich durch Niguas, welches gleichsam im Mittelpunct der Provinz de las Esineraldas liegt, und sahe dort viele leute, welche von diesen erschrecklichen Thieren zu Krüppeln waren gemacht worden. Zwey oder drey Jahr zuvor hatten sie zehen oder zwölf Indianer zerrissen. Ich reisete weiter und nahm meinen Aufenthalt auf einer Seinen Insul, welche da, wo der Smaragden - und Incaftuß sich vereinigen, entstehet. Wir hielten uns hier vor allem Anfalle sicher. Allein in den ersten Nächten schwammen die Tyger herüber und machten auf unsern Proviant Reise nach Peru. ,9 Proviant Ansprüche; sie trugen anch wirklich einen Theil desselben davon, und wir wurden genöthigt für unsre ei« geue Personen Vorsorge zu tragen, zu welchem Ende wir große Feuer anzündeten. Es ist ein Glück, daß diese, so wie alle andre schädliche und reißende Thiere nicht sehr fruchtbar sind. In perll siehet Man nur eine kleine An« zahl Tyger: Allein ein oder zween sind auch schon hinläng« lich ein ganzes land zu verwüsten. Die Indianer, wel, che sich in diese Wüstencyen niemahls ohne lanze und einen Dolch wagen, versammle!, sich von Zeit zu Zeit, um eine allgemeine Jagd wieder diese Thiere anzustellen; Aber dies thun sie fast allezeit, wenn verschiedene Ilnglückssalle ihnen die Nothwendigkeit davon gezeiget haben. Man hat sich ebenfalls vor den Schlangen sehr zu fürchten, wel, che dort sehr gemein sind, und deren es verschiedene gefähr» liche Arten giebt, worunter auch die Klapperschlange ge« höret, welche nicht, wie die meisten andern thun, vor den Menschen fiiehet. Man findet daselbst Eydechsen, die so dick als ein Arm, aber nicht schädlich sind. Man kann zu ihrer Art verschiedene andre Thiere rechnen, von denen ei« nige beydes im Waster und auf dem lande leben. Die Iguana hat auf dem Kopfe und langst dem ganzen Rücken einen stachlichten Kamm; Ihre Gestalt ist abscheulich, weil sie so mager und runzlicht aussiehet. Ich vermuthe, daß dieses ihr dienet einen größern Raum einzunehmen oder sich aufzublasen, wenn sie schwimmen will, und daß, weil sie. auf diese Weise leichter wird, man dadurch veranlasset B 2 worden 29 Reise uach Peru. worden sey zu glauben, daß sie oben auf dem Wasser, wie auf der Erde gienge. Man isstt sie und findet ihren Geschmack vortrefflich. Eben dieses muß man von einer Art wilder Schweine sagen, welche nicht einen so langen Kopf als die unsrigen und etwas einem Nabcl ähnliches auf dem Rücken haben. Ich glaube, daß dieses Thier, welches stch in den Waldern aufhält, nur allein in America zu finden ist; allein der Tam oder Armadill ist beyden Welten gemein. Dieses ist ctwas besonders an ihm, daß er Schuppen oder^. gleichsam einen Panzer hat, wodurch sein ieib, sein Kopf, sein Schwanz und seine Beine, ein jedes absonderlich bedeckt werden. Die meisten Ungeziefer, welche wir bey uns haben, finden sich auch dort; an Größe aber übertreffen sie dieselben weit, und zuweilen dergestalt, daß sie uns Europaern als Ungeheuer vorkommen. Mall siehet dort z. E. Erdwürmer, welche den unsrigen vollkommen ähnlich, a-,ber länger als ein Arm und dicker als ein Daumen sind. Eine gewisse Art Spinnen ist mit Haar bedeckt nnd kommt in der Dicke einem Taubeneye gleich. Man sieht dort auch verschiedene Gattungen Ameisen, die ebenfalls größer als die unsrigen und davon einige giftig sind. Ob man gleich viele Scorpionen in dem iande findet, so thun sie doch keinen großen Schaden. Man empfindet darnach nichts weiter als einen geringen Anstoß vom Fieber. Inzwischen bekamen einige von meinen Bekannten ein Geschwulst an per Amge, welches ihnen das Reden schwer machte. Ich u . habe Reise nach Peru. '21 habe verschiedene mahle einen kleinen Hund , welcher nur eben gebohren war, von ihnen stechen sehen. Die Stiche waren vornehmlich an dem zarten Theile des Bauches, der nichtmit Haaren bedeckt ist, und er hatte nicht den geringsten Schaden davon bekommen. Aber nichts fällt einem in diesen Wäldern mehr zur last, als die Milstikcn und maringomen, weil sie eine Beschwerlichkeit oder vielmehr einen Schmerz verursachen, welcher nicht aufhöret, und wovor sich zu hüten es größere Mühe kostet. Die erster» sind Mücken, die man fast gar nicht siehet, und welche einem eben die Empfindung verursachen, als ein glü-endes Eisen. Die andern sind von zwo unterschiedenen Artcn, und zwischen den kleinsten und unsern Mücken befindet sich kein merklicher Unterscheid. Man kennt in Europa die Wirkung, welche ihr Stich nach sich ziehet; das Gift der iiiaringomen ist inzwischen noch stärker. Es verursacht grössere Bellten, insonderheit beyieuten, welche erst neulich aus Europa angekommen sind, imd deren Blut dem Ansehen nach flüssiger ist. Mau kan nicht genug beschreiben, wie heftig solches Ungeziefer eben diese Fremden verfolget, und mail ist gcnöthiget in bestandiger Bewegung zu seyn, um sich ihrer zu erwehren. Wenn sie nur eine kleine Oeffnung in den Kleidern sinden, so kriechen sie gewiß hinein, und es ist schlechterdings unmöglich in der Nacht zu schlafen, wofem man sich nicht in ein recht zu dein Ellde gemachtes Gezelt eingeschlossen har. Dieses. Gezelt ist insgemein aus baumwollener leimvand gemacht, B 3 und 22 Reise nach Peru. und hat die Gestalt eines Grabes. Man bindet es an den beyden Enden oder an den vier Ecken an einige Bäume, wenn man in den Wäldern schläft; und es ist ein so noth" wendiges Gerathe, daß der ärmste Indianer allezeit damit versehen ist, und niemahls ermangelt es, wenn er reiset, mit sich zu führen. Weil die Maringoinen den Wind und die Sonne nicht ertragen können, so kommen sie nicht gern an freye und von Holz entblößte Oerter, und es sind verschiedene Gegenden, wo man sie gar nicht antrifft. Die Beschwerlichkeit ist ill den Dörfern und allen angebaueten Platzen allezeit geringer. Es wird niemanden befremden, daß das iand, wel-ches ich beschreibe, sehr warm ist, weil es mit dem Meere eben und mitten in dem hitzigen Erdstriche liegt. Inzwischen stieg doch das Wetterglas des Herrn von Reaumur des Nachmittags nur auf sechs und zwanzig, sieben und zwanzig oder acht und zwanzig Grade; des Morgens ein wenig vor Sonnen Aufgang stund es gemeiniglich aufneun-zehen, zwanzig oder ein und zwanzig Graden. Daß uns die Hitze in dem heißen Erdstriche so groß vorkommt, rühret ohne ' Zweifel daher, daß sie immer anhält, weil wir in Frankreich eben dasselbe Wetterglas öfters merklich höher steigen sehen. Die Kraft der Hitze erschöpft sich durch die gewaltige Ausdampfung und durch den Schweiß. Weil sie die Nacht hindurch wenig nachlasset, ist man auch des Morgens wenn man aufstehet, eben so matt. Selbst die Kräfte der Seelen werden davon angegriffen, indem die Trägheit des leibes Reise nach Peru. - 23 ieibes auch m das Gemüth dringt, und man geräth in ei« ne Unempfinvlichkeit, die einen nicht nur hindert einige Ar« beit vorzunehmen, sondern die auch nicht einmahl erlaubt sich mit solchen Sachen zu beschässtigen, die einiges Nach. denken erfordern. Dem Ansehen nach empsinden nicht al» le Reisenden, welche in den hitzigen Erdstrich kommen, die« se Wirkung der grossen Hitze auf gleiche Weise. Es ist auch glaublich, daß man mit der iange der Zeit gröstentheils wieder zu feinem ersten Zustande gelanget, im Fall einer sich bald erholet, und keine andre Ursachen, die solches hindern könnten, dazu kommen. Aber hierüber wird man sich ohne Zweifel verwun» dern, daß eben diese iänder, worin dieHihe allezeit sogroß ist, zugleich überaus feuchte sind, und es hat mit allen zwischen den zweenm Wendezirkcln liegenden tandern, worin Holz ist, eben die Bewandtniß. So gar oben auf den Höhen, wo dem Ansehen nach das Waffer sich geschwindes verlaufen sollte, kommt man bis an die Waden in den Koth zu stecken. Ich habe schon angemerkt daß die Hauser daselbst auf Pfählen stehen; allein dem ohngeachtet wird darin alles von der durch die Warme beständig erzeugten Feuchtigkeit verdorben. In gewiffen Ichrszeiten hat man alle Mühe von der Welt das Paoi?r und die Felleisen genugsam zu verwahren, daß sie nicht verfaulen. Man wird sich vergeblich bemühen eine Flinte abzuschießen, wenn sie nur drey oder vier Stunden geladen ist, und man hat kein ander Mittel das Pulver vor der Feuchtigkeit in Acht zu - B4 nehmen 24 Neise llach Peru. nehmen, als daß man es von einer Zeit zur andern am Feuer trocknet. Dieses iand, dessen iänge ich weiter unten anzeigen werde, hat vierzig oder funk und vierzig Meilen von Osten nach Westen in der länge, und erstreckt sich von der Küste bis zu den Cordilleras, deren iage beynahe gerade von Norden nach Süden gehet. Zuweilen verändert die Küste aufeinmahl ihre Richtung, und es scheinet, als ob die Reihen der Gebirge, ob sie gleich so weit entfernet smd, diese Abweichung gemerkt und sich darnach gerichtet hatten; ins« gemein aber gehen sie mehr in einer geraden iinie fort, so daß sie nicht so weit von der See entfernet smd, wenn ein Meerbnsen als z. E. der bey Guaiaquil ziemlich weit »in das iand hineingehet. Jenseit dieses Meerbusens südwärts gegen Lima hat das iand eine ganz verschiedene Beschaffenheit. Es bestehet aus lauter Sande, welchen das Meer dahin geworfen zu haben jcheinet; wiewohl man demselben auch einen dieftm ganz entgegen gesetzten Ursprung geben und wahrscheinlicher Weise urtheilen könnte, daß er von den Cordilleras selbst herunter gefallen sey. In dem lande ist gar kein Holz, welches man doch dieffeit des Meer» busens antrifft. Allein dies ist noch eine größere Merk» Würdigkeit dieses jenseit Guajaquil liegenden Theiles von Peru, daß es darin niemahls regnet, obgleich der Himmel öfters wölkigt ist. Dieser Umstand veranlasset, eine Frage in der Naturlehre, welche einem um so viel mehr zu schaffen macht, als ihre Auftösung auf einer etwas vollkommener» Reise nach Peru. 25 menern Erkenntniß des Wcsins der Wolken beruhet. Es ist nicht zu verwundern, daß Augustin von Zarate, welcher , wie ich glaube, sich diese Schwierigkeit am ersten gemacht hat, davon keine gute Erklärung gegeben habe; allein so viel ich weiß, hat es niemand besser gemacht, ob, gleich die Sache die Aufmerksamkeit vieler Naturkündiger erregt hat. Es ist von einer Naturbegebenheit die Frage, deren ordentliche und beständige Wirkungen nicht in dem Um« fange eines kleinen Raums eingeschlossen sind. Das iand in welchem es regnet, erstreckt sich bis gegen Panama, und hat über dreyhundert Meilen in der iänge. Der Regen selbst ist so stark, und dauret so beständig fort, inson» derheit in der iandschaft Choco, welche um die Mitte dieses Raums lieget, daß sich die gewinnsüchtigsten ieute da« jelbst nicht anders als mit dem grösten Wiederwillen nie« Verlassen, ob es gleich ein iand ist, wo die Natur so zureden, ihre gröste Verschwendung gezeigt und Goldkörner in dem Schoosi d?r Erde ausgestreuet hat. Man ist gleichsam gewiß versichert daselbst sein Glück in kurzer Zeit zu machen >- aber es ist noch gewisser, daß man in der dasigen ungesunden iuft sein ieben zusitzen werde. Dieses kommt sonder Zweifel daher, daß die beständige Feuchtigkeit die Ausdampfung verhindert, und den Schweiß zus rückehält, welcher durch die erstickende Hitze unaufhörlich verursacht wird. Das andre land worin es niemahls reg-net, und welches südwärts von dem Meerbusen beyGua- B5 jaqml 26 Reist nach Peru. jaqml liegt, erstreckt sich jenseit Arica gegen die Wüste, ncy Atacal".l, oder gegen die Grenzen des heißen Erdstriches und dcs ssl'mäßigten südlichen Erdstrichs; es ist aber vier« hundert Meilen lang und zwanzig bis dreyßig breit. Man hört dort niemahle den Donner, und man hat niemahls Stürme zu befürchten. Die Erde ist daselbst allzeit trocken, oder vielmehr man siehet da nichts als dürren Sand. Es ist dort nichts grünes, als allein auf den Ufern der Flüsse, welche aus den Gebirgen kommen und das iand mit einem überaus geschwinden iaufe durchstreichen. Man weiß so gewiß, daß mall keinen Regelt bekommen werde, daß man die Hauser so wohl zu Arica als Lima ohne Dacher bauet. Man begnügt sich dieselben mit einigen Matten zu bedecken, auf welche man eine kleine iage von Asche macbt, damit der Thau und die Feuchtigkeit der Nacht darin ziehen möge. Man klmn es nicht in Zweisel ziehen, daß dieser un» gemeine Unterscheid, den man so wohl in der Beschaffenheit ^cr iuft als in den Eiqenschaftcn des Erdreichs in diesen zweyen ländern wahrnimmt, einer in dem andern seinen Grund habe. Die Natur des Erdreichs hat ihren Einfluß jn die niedrige iuftgegend. Die Wälder in den heißen iändern sind fast allezeit mit einer dicken iuft angefüllet, ob» gleich außer denselben der Himmel heiter und die iuft rein ist. Die Sache hat ihre Richtigkeit, weil man sie sehen kam, und es überdcm nicht schwer fällt davon eine Ursa» che zu geben. Bey den Bäumen muß eine beständige Aus- Reise nach Peru. 27 Ausdämpfung statt haben, eben so als bey dem E'dreich, welches mit verfauletcn Gewachsen oder auch Thieren bedeckt ist, die allezeit einer grossen Hitze ausgesetzet sind. Die Ausdünstung ist wie ein Nebel anzusehen, welcher nicht sehr hoch steiget und sich wenig über den Wald erhebet , wenn man nur seinen dickesten Theil betrachtet, der aber auf eine nicht so merkliche Weise sehr hoch steigen muß. Dieses ist genug um eine gewisse Gemeinschaft zwischen dem Walde und den darüber gehenden Wolken zu errichten, und es scheinet, als wcnn der Wald eine anziehende Kraft hätte. Die ausgedampften Theile hängen sich an die Dünste, woraus die Wolken bestehen, und machen sie auf einmahl schwerer, so daß sie das Gleichgewicht mit der läge der iuft, worin sie hangen, auf einmahl aufheben. Man ist unten in dem Nebel, und es regnet zu gleicher Zeit, d. i. der Regen fallt insgemein nicht so als hier, wo er aus einer Wolke, die hoch zu seyn scheinet, herab tröpfelt. In den Wäldern des heißen Erdstrtchs sind oben und unten alle Theile des Dunstkreises mehremheils gleich angefüllet. Alles was zu der Aufnahme der Naturlehre etwas beytragen kan, verdienet mit Rechte einen Platz in der Beschreibung einer Reise, welche, um si? vollkommener zu , machen, unternommen worden. Ich trage also kein Be' denken zu der Erzählung der Begebenheiten einige Betrachtungen hinzuzufügen, so oft daraus ein Vortheil entstehen kann. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind die kleinen Was-sertheilchen, woraus die Nebel und Wolken bestehen, nicht dichte 28 Reise nach Peril. dichte Kügelchen, sondern vielmehr bloße mit iust erfüllte Blasen. Ohne dieses würde es nicht möglich seyn, daß sich die Wolken erheben und höhcr im Sommer als im Winter steigen könnten, wenn die lust nicht so dicke und also weniger im Stande ist sie zu tragen. Wenn man auf alle andere Umstände und auf die Art und Weise, nach welcher die Ausdünstung der flüssigen Sachen geschieht, Achtung giebt, so wird meine Meinung dadurch bestatti" get. In der That, was für eine innerliche Bewegung man auch bey etwas flüssigem, welches ausdünstet, voraus sehet, so würden die kleinen Theile, welche herausgeflogen sind, bald ihre ganze Bewegung durch den Wiederstand der iust verlieren, welm sie nur bloß herausgeflogen und nicht zugleich so leichte wären, daß sie in der luft schweben, und in die Höhe steigen könnten. Diese in der iuft schwebende kleine Blasen können sich auf verschiedene Art in einen Regen verwandeln. Wenn sie der Wind gegen einander treibt, so gerathen sie dadurch in Unordmmg und zerplatzen. Es kan auch die Hihe so hoch steigen, daß die Blasen, indem sie sich allzu stark ausdehnen, zuletzt zerspringen müssen. Eine ganz wiedrige Ursache wird eine ihr gleichförmige Wirkung hervorbringen, wenn die in den hohlen Kügelchen enthaltene iuft allzusehr verdicket wird; denn auf diese Wcise wird es geschehen, daß die Kügclchen, deren Größe vermindert wird, sich nicht mehr in der iuft halten können. Wenn der aus der See kommende Wind eine Wolke mit sich bringt, und sie über eine Reise nach Peru. 29 eine mit Holz bedekte Küste treibt, so muß durch die Hihe eben keine Veränderung entstehen. Ein Wald bricht die Strahlen der Sonnen nur ein wenig , und es ist gewiß, daß in einer gewissen Hohe über demselben die Hiße nicht größer als über dem Meere seyn könne. Allein die bestän» dige Ausdünstung des Holzes ist, wie wir gesagt haben^ Ursache, daß die Wolken smcken und zerstieß,'». Dahingegen nichts dergleichen um Lima und südwärts vonGua-jaqml geschehen kann. Der Wind, welcher auf diesem Theile der Küste wehet, kommet insgemein ans der See und von Südwesten. Allein, wenn eine von diesem Winde getriebene Wolke über die Erde kommt, so ist sie einer neuen Hitze bloß gestellet, welche sie auf dem Meere nicht empfand, und welche von der Brechung der Sonnensirah» len und aus der Nachbarschaft eines ganz aus Sande be« siehenden Erdreichs herkommt. Daher ist die Wolke weniger im Stande durch ihr eigenes Gewicht zu smcken,wcil alle ihre kleine Blasen größer werden müssen. Es ist wahr, daß, wenn die Ausdehnung schon zu groß wäre, welches da. her geschehen kann, weil die wenige in dcn Blasen eingeschlossene iust leicht die Wärme anzunehmen fähig ist, die Nachbarschaft einer heißen Juste die Blasen nur desto geschwinder zersprengen und den Regen nur gewisser machen würde. Es regnet auch in dem iande, wovon hier die Rede ist, zuweilen stark genug, um die Erde zu befeuchten. Aber insgemein wird man beftnden, daß die Wolke weiter gehet und erst in einer Entfernung von fünf und zwanzig o> dcr )O Reise nach Peru. der dreyßig Meilen einen Regen verursachet, wenn sie zu den Cordilleras kommt, welche als eine hohe Mauer al. les dasjenige aufhält, was nicht hoch genug ist darüber wegzugehen. Wir waren in dieser Wüsteney anderthalb Monate gewesen; Wir musten dahcr aus unsere Reise nach Ouiro denken, weil, da der Regen aufgchöret halte, die Wege wieder anficngen gut zu werden. Der Herr de la Condamine und ich fassete den Entschluß uns zu tren icn und verschiedene Wege zu nehmen. Wir befanden uns damahls bey der Mündung des Flusses Iama, welche fast unter einem Parallelzirkel mit Calico liegt. > Der Herr de lä Condamme folgte der Küste und suchte nordwärts den Schmaragdenfluß, auf welchem er herauf fuhr und an der Karte, die er voll dem lande, welches er durchrei» sete, zu machen angefangen hatte, beständig fort arbeitete. Was mich betrifft, so gieng ich einen Theil des Weges wieder zurück, auf welchem ich gekommen war, und reijete darauf südwärts nach Guajaquil. Ich arbeitete mich durch Walder hindurch, worin das Erdreich noch so naß war, daß man ost Wasser bis an die Knie hatte, wenn man auf dem höchsten Pferde ritte. Es war ein Morast oder Pfütze, die in einem fort gieng. Und weil die Maul. esel sich daraus mit so großer Heftigkeit heraus zu arbeiten suchten, so gerieth man alle Augenblick in Gefahr sich an einem Baume in Stücken zu stoßen. ^ Ich hielte mich nicht lange zu Guajaquil auf, sondern reisete denselben Tag, da ich daselbst ankam, wieder ab.. Reise nach Peru. ?l ab. Also konnte ich selbst von dieser Stadt, welche ansehnlich und cine von den in dem grösten Flur stehenden in dem ganzen tande ist, keine rechte Kenntniß erlangen. Ihre vortheilhafte läge macht sie zum Stapel der Handlung zu Panama und Lima, und sie ist eigentlich der Hafen von Ouito, ob sie gleich schr weit davon liegt. Sie ist ziem« lick grosi, und wird in die alte und neue Stadt eingetheilet. Ihre Häuser sind durch eine bretterne Wand von einander abgesondert und alle von Holz gebauct. Sie liegt fünf Meilen von der See an dem westlichen Ufer eines breiten und tiefen Flusses gleich unter dem Orte, wo sich der Fluß Danle, der auch sehr schön ist, in denselben ergießet. Fast alle Ströme, welche von den Cordilleras in das stille Meer stießen, sind ungeachtet der großen Menge Wassers, die sie mit sich führen, nichts anders als schnel» le Regenbäche. Sie kommen von einer gar zu großen Höhe und können sich nicht sehr aufschwellen, weil sie gar zu geschwinde die See erreichen. Einige ^md ill sehr enge Betten eingeschlossen, und dahin gehören die meisten unter denjenigen, welche iand durchstreichen müssen, und die jenseit des Meerbusens bey Guajaquil herunter stießen; die andern, welche ihren iauf durch einen sandigten Grund nehmen, haben sich etwas mehr ausgebreitet. Sie ma« chen zuweilen große Teiche, wiewohl sie allezeit ihre erste Geschwindigkeit behalten, die sie von dem Falle aus den Gebirgen bekommen haben. Allein der Fluß Guajaquil hat, da er sich in den Meerbusen dieses Namens ergießet, einen 32 Reise nach Peru. einen langsamem iauf. Dieses kommt daher, daß er nist den Cordilleras fast parallel fließt. Er hat keinen so grossen Abschuß; er ist der Ebbe und Flut unterworfen und nimmt eine große Anzahl anderer Flüsse zu sich. Daher ist er schiffbar und sehr fischreich; allein er steckt zugleich voller Caymans oder Crocodillen, die in America so sehr gemein sind. Auf diesem Flusse begab ich mich zu Schisse, und fuhr denselben herauf. Den lMn May 1736. kam ich zu Ca-racol, welches an dem Fuße der Cordilleras liegt, drey Tage hernach an, als Herr Godin von da abgereiset war. Ob er gleich alle Maulesel des landes in seinen Diensten hatte, so hatte er doch an eben diesem Orte beynahe den fünften Theil unserer Geräthschaft zurück lassen nnlssen, weil man wegen der beschwerlichen Wege die Thiere nur sehr leicht beladen muß. Er kam den 29ten May, ein Jahr und etliche Tage nach unserer Abreise aus Europa zu Quiro an. Man weiß allhier schon, wie unsre Gesellschaft in dieser Hauptstadt aufgenommen worden ist. Alle verschiedene Collegien der Stadt, statteten bey derselben ihren Glückwunsch ab, und man wies ihr das Schloß so lange zur Wohnung an, bis daß man bequeme Hauser für sie ausfündig machen konnte. Das Reise nach Peru. 55 Das zweyte Capitel. Beschreibung der großen Gebirge, oder Cordilleras in dem Königreiche Peru und des Landes/ welches innerhalb densclbcn um Quito liegt. I ch konnte vor dem wten des Brachmonats nicht zü (Quito ailkommen. Ich war wegen Mangel des Fuhrwerks genöthigt gewesen zu Caracol stille zu liegen, und meine Gesundheit hatte durch das Ungemach sehr ge« litten, welches ich aufder Reise von Hio Iama und in-sonderheit von Puerto viejo nach Guajaquil ausgestanden hatte. Inzwischen machte ich mich doch auf den Weg, um gleichfalls über die Reihe Gebirge, die ich vor mir st« he, zu gehen. Ich brachte darauf sieben Tage zu, bb< gleich meiner Rechnung nach der Weg nur neun bis zehen Meilen lang ist. Allein es ist ungemein schwer berg heran zu gehen, und man trifft dort etne große Menge verschiede« ner steiler Felsen an, über deren Rand man öfters zu gehen genöthigt wird. Man muß verschiedene mahle über einen Fluß namens Ojiva sehen, worin alle Jahre viele ieutt umkommen. Dies ist ein Regenbach, dessen schneller laus einen in Schrecken seßt, ob er gleich ziemlich breit ist. Wenn man zum letzten mahle darüber gegangen ist und sich davon schon entfernt, so fürchtet man sich noch davor; eS scheinet, daß er durch sein Geräusch noch den reisenden dro< het, welche ihn bereits weit hinter sich gelassen haben. Zu< weilen gehet man berg herunter, und findet «nen tlefen von C dem 34 Mist nach Peru. dem Regenwasser gemachten Graben, durch welchen man mit großer Beschwerlichkeit gehet. Die übrige Zeit des Tages bringet man zu, um auf der andern Seire wieder herauf zu klettern, und siehet, daß man von dem Orte, wo man des morgens abreisete, sehr wenig weiter gekommen ist. Die Maulesel ermüden dergestalt, daß wenn sie sieben oder acht Schritte herauf gethan haben, man ihnen ein wenig Zeit lassen muß, um sich auszuruhen und iuft zu schöpfen. Auf dem ganzen Wege thut man also nichts anders, als daß man wechselsweise sich ausruhet und sehr langsam fortgehet, obgleich dieses nichts destoweniger mit der grösten Beschwerlichkeit geschieht. Der Regen war jo stark, und alles war in den ersten Tagen dergestalt naß geworden, daß cs uns unmöglich fiel Feuer anzuzünden. Wir musten uns mit sehr schlechtem Käse und Zwiebacke, der zum Theil aus Mayz oder Indianischen: Korne gemacht war, behelfen. Man machte mir jeden Abend das bequemste iager, welches man konnce, von den Zweigen und Blattern der Bäume, wenn man keine von einem andern reisenden schon gemachte Hütte an. traf. So wie wir weiter vorwärts giengen, verminderte sich die Hitze des heißen Erdstrichs, und wir empfanden bald die Kalte. Wenn ich sage, daß ich sieben Tage auf dieser Reise zubrachte, so rechne ich die Zeit nicht mit, welche ich mich in einem Flecken, namens Guaranda aufhielte, der in dem Gebirge liegt nnd einem die Bequemlichkeit giebt sich auszuruhen, deren sich auch jederman zu bedienen pflegt. Der Reise nach Peru. 35 Der ganze Weg war in Gehölzen zurück gelegt worden, welche, wie ich nachher sahe, in einer Gegend, die vier-zehen-oderfunfzehenhundert Klaftern hoch ist, aufhören; und wenn ich von einem nicht so sehr bewachsenen Flecke hinter mich sahe, so erblickte ich nichts als diese überaus großen Wälder, aus welchen ich gekommen war, und welche sich bis an die See erstrecken. Ich erstieg endlich die Höhe, und befand mich an dem Fuße eines ungemein hohen Berges, namens Chimboraslo, der beständig voll Schnee ist, und das ganze iand war gefroren und mit Eise bedeckt. Weil die Cordilleras nichts anders als eine lan, ge Reihe Gebirge sind, welche überaus viele Spitzen ha» ben, die sich in den Wolken verlieren, so kann man nur durch die zwischen denselben befindlichen engen Paffe durchkommen; allein auf demjenigen, durch welchen ich gieng, konnte man schon wahrnehmen, wie hoch er über die Horizontallinie des Meers erhaben war. Ich befand mich am Fuße des Chimborajso und war dem ohngeachtet schon in einer Gegend , wo es niemahls regnet. Ich jähe bis zu einer sehr großen Weite niches als Schnee oder Reif um mich. Ich war bisher eben demselben Wege genau gefolget, den ein Haufen Spanier, deren Andenken uns die Histo» rie erhalten hat, genommen hatte. Diese wurden von Don Pedro Alvarado geführt, als er in den ersten Jahren nach der Eroberung von Peru und gerade zwey« hundert Jahr vor mir ebm diesen Marsch that, um dem Francisco pizarro eine beträchtliche Verstärkung zu bnn« C 2 g»n> z6 Reist nach Peru. gen. Er begab sich von Puerto vicjo nach Guayaquil, und gieng durch Iipijapa, gleichwie ich gethan hatte. Von Guajaquil marschirte er zu dem Fuße des Chimbo-rasft, und nahm seinen Weg auf der südlichen Seite dieses Gebirges nach Riodamba, welches damahls Rwcc-pampa hieß. Allein da er über einen Hügel gieng, welcher nothwendig der heutiges Tags so genannte Arcnalseyn muß, so kamen siebenzig von seinen ieuten, welche pem nur bloß aus dem Gerüchte von seinen Reichthümern kannten, und nicht die geringste Vorsorge zu ihrer Erhaltung beobachtet hatten, vor Frost und Mattigkeit um. Unter andern befanden sich auch darunter die zwey oder drey er« stcn Spanischen Weiber, welche sich in dieses iand gewa» get hatten. Nachdem ich die Höhe erstiegen hatte, muste ich wieder herunter gehen; allein ich ward durch den neuen Anblick in Erstaunen gesetzt. Ich glaubte, daß, nachdem ich die brennende Hitze des heißen Erdstricks und den erschrecklichen Frost des kalten nach einander empfunden hatte, ich auf einmahl in einen der gemäßigten versetzt worden wäre. Es kam mir vor, als wenn ich Frankreich und die Felder in dein Zustande, worin sie während der schönsten Iahrszeit sind, vor mir sähe. Ich entdeckte von weitem ziemlich wohlangebaute lander, einen großen Haufen Flecken und Dörfer, die von Spaniern und Indianern bewohnt waren, kleine Städte, die ganz artig aussahen, und ein von Holze entblößtes iand, welches, wie einige von unsern Provinzen bewohnt war. Reise nach Peru. ?7 war. Die Häuser sind nicht mehr von Rohr gebauet, gleichwie unten; Sie sind dauerhaft und zuweilen von Steinen, mei-stentheils aber von großen Ziegelsteinen aufgeführet, die in dem Schatten getrocknet sind. Jedes Dorf hat allezeit einen großen Marktplatz, auf welchem an einer Seite die Kir» che stehet. Dieser Platz, der ein länglichtes Viereck ist, wird immer nach den vier Weltgegenden angelegt, und es gehen von da Straßen oder schnurgerade Wege, welche sich weit in den Feldern verlieren. Zuweilen sind so gar die Felder durch diese Wege mit geraden Winkeln abgetheilt, welckes ihnen die Gestalt eines großen Gartens giebt. So siehet der Theil der Provinz Ouito aus, welcher in den Cordilleras nord-und südwärts von der Hauptstadt lieget, die übrigens diesm Titel durch ihre Größe, ihre Gebäude und die Mcmge ihrer Einwohner mit Rechte verdienet. Die iänge dieser Stadt beträgt acht - oder neun hundert und die Breite fünf- bis sechs hundert Klaftern. Sie ist der Sitz eines Bischofs und des Gerichtspräsidenten, der zugleich Statthalter der Provinz ist. Es sind sehr viele Klöster darinn, nebst zweyen Collegien, welche eine Art von hohen Schulen vorstellen. Das eine gehört den Iesimen und das andre den Dominicanern. Man zählt in dieser Stadt dreyßig-bis vicrzigtausend Elnwohncr , von he» nen über ein Drittel Spanier, oder doch von Spanischer Abkunft sind. Die kbensmittel sind daselbst nicht über» mäßig theuer, nur die auslandischen Waaren, die man nicht anders als mit der grösten Schwierigkeit hinein brin> C, gen 38 Reise nach Peru. gen kam, sind da in außerordentlich hohem Preise, als z.E. unsre ieinwand, wollene Tücher und seidene Zeuge. Ich habe öfters etwas Eisen, dessen ich zur Verfertigung einiger Instrumente nöthig hatte, das Pfund zu sechs Realen, welches mehr als ein Thaler ist, bezahlen müssen; und ein Trinkglas kostet achtzehen bis zwanzig Franken: Jedoch ist alles dasjenige, was man zum ieben unumgänglich be> darf, in diesem iande überstüßig anzutreffen. Man muß gestehen, daß, wenn man in den außer den Cordilleras liegenden Wüsteneyen ist, und man diese Reihe rauher und spitziger Gebirge anstehet, man sich nichts von allem dem, was dazwischen verborgen liegt, vorstellen soll» te. Wenn man diese Berge, deren Anblick so fürchterlich ist, heran klettert, so sollte man eher glauben, daß man sich oben wegen des unfreundlichen Himmels genöthiget sehen werde auf der andern Seite wieder herunter zu steigen , und aufs neue in andere del, vorigen ahnliche Wal« der zu gerathen. Keiner kann sich einbilden, daß hinter diesen ersten Gebirgen andere, die eben si> hoch sind, lie« gen, und daß beyde nur dienen dieses glückselige iand zu verbergen, wo die Natur durch ihre Freygebigkeit oder vielmehr Verschwendung das Bild des irdischen Paradieses erneuret. Dieses kommt daher, daß das land zwischen den doppelten Gebirgen eingeschloffen ist, welche dasselbe als zwo Mauren auf der ost-und westlichen Seite von dem übrigen America abstndern. Die erste dieser beyden Reihen Gebirge Reist nach Peru. 39 birge ist vierzsg bis fünf und vierzig Meilen, wie ich schon angezeiget habe, von dem Meer entfernet; sie liegen sich einander zur Seite, sieben oder acht Meilen von einander, si viel nämlich ihre Spitzen betrifft. Bald entfernen sie sich etwas weiter und bald kommen sie näher zusammen; allein sie gehen allezeit beynahe in einer Richtung fort, welche von dem Mittagszirkel wenig unterschieden ist. Weil sie so sehr nahe an einander liegen, so ist dieses Ursache, daß das Erdreich, welches sie von einander scheidet, und fünf oder sechs Meilen in der Breite hat, überaus hoch ist, und daß die zwo Reihen, welche in Betrachtung der zwischen ihnen lebenden Einwohner ganz deutlich unterschieden sind, in Ansehung derer, die sich außerhalb denenselben befinden, nur ein einziger Klumpen zu seyn scheinen. Quito und der große Theil der landschaft dieses Namens liegen dem« nach in einem langen Thale, welches allein deswegen für kein Gebirge gehalten wird, weil es zwischen noch höheren Gebirgen liegt, die meistenrheils mit Schnee bedeckt sind. Die Cordilleras sind nicht in ihrer ganzen länge so ge« doppelt; jedoch sind sie es über ein hundert und stebenzig Meilen, welche ich südwärts von Cuenca bis nordwärts von popayan durchgereiset bin, und ich weiß, daß sie noch viel weiter gegen Norden doppelt sind, obgleich das land, indem es allzu niedrig wird, die guten Eigenschaf, ten allmahlig verlieret, die es um (Duuo besitzet. Alles was ich von den Umständen dieses iandes eben gesagt habe, wird viel deutlicher werden, wenn man die C 4 Augen 4<> Reise nach Peru. Augen auf die Kupfertafel wirft, welche ich anfänglich hler nicht einrücken wollte, die ich aber, nach reiferer Ucberle-gung, mit ihrer Erklärung dem Ende dieser Abhandlung beyzufügen für nöthig erachtet habe. Man wird darauf diese Gebirge gerade nach ihrer länge durchschnitten und ei« ne Aussicht finden, welche ohngefähr ein Viertel desjenigen Theils enthalt, welcher uns zu Bestimmung unserer Mit» tagslinie diente. Ich habe mich begnüget nur dieses Stück mitzutheilen, weil ich dassclbs am besten kenne, so viel nämlich das Ansehen betrifft, das es in Betracht eines draußen überaus weit davon befindlichen Zuschauers haben würde, der es von einem eben so hohen Punkte, als das« selbe ist, in Augenschein nimmt. Ich hätte den Plan, welcher die Gebirge im Seitenabrijse vorstellet, durch andre Oerter der lange gehen lassen können,- allein ich hatte verschiedene Gründe die Gegend von Quica vorzuziehen. Dieser Seitenabriß zeiget die Ausmessung der zwoen Reihen Gebirge an. Man siehet in dem Thale, welches sie ausmachen, oder in dem zwischen ihnen befindlichen Rau, me die Stadt Guiro selbst, und man würde in der Wei« te noch andere Städte entdecken, wenn dieser inwendige Zwischenraum nicht von andern Bergen unterbrochen würde, die nicht so hoch aber ohne Ordnung zerstreuet und gleich« Hm in Ansehung der ersteren Außenwerke sind. Die ziemliche Breite des Thales und seine tage gegen dle Sonne Men die Hitze daselbst unerträglich machen; «llein dagegen muß die grosie Höhe des Erdreichs und die Nachbarschaft des Schnees auch die Hitze mäßigen. Reise nach Peru. 41 Diese zwey wiedrlgen Dinge sind, wenn der Aus. druck erlaubt ist, mit einander vermahlet, und diese Verbindung muß nicht weniger einen beständigen Herbst als Frühling hervorbringen. Man weiß dort nichts von den schädlichen Thieren, den Tygcrn und den Schlangen, welche man unten in den Wäldern findet. Die Warme ist oben für sie nicht groß genug. Das Wetterglas des Herrn he Reaumur stehet dort beständig aufvierzehn oder funfzehen Graden; die Felder sind allezeit grün. Man hat daselbst die Früchte des heißen Erdstrichs nebst denjenigen, welche man aus Europa dahin gebracht hat, als Aepfel, Birnen, Pfirschen. Die Bäume stehen fast be. ständig im Safte, und alle verschiedene Arten von Getrey-de, insonderheit aber der Weizen, gerathen dort vollkom« men gut. Man könnte daselbst auch Wein machen, wenn die Stadt Lima nicht einen Frcyheitsbrief erhalten hatte damit allein zu handeln, da indessen die Provinz Quito von ihren natürlichen und gearbeiteten Waaren, als Tüchern und baumwollener ieinwand, ihre Nahrung hat. Der Miswachs und die Theurung können lnsge« mein keinen Beweis von der Güte des iandes geben, worin man sie verspüret. Inzwischen ist dieses dennoch durch eine besondere Ausnahme von Peru wahr. Ein ganzes Jahrhundert würde nicht ein Exempel von einem so regmch-ten Jahre, als das ,741 ce war, geben. Die Erndte blieb aus, und das Getreyde gab kaum den siebenden oder ach« »en Theil von demjenigen, was es in mittelmäßigen oder C 5 schlech. 42 Reise nach Peru. schlechten Jahren zu geben pflegte. Alles stieg im Preise, wie man leicht urtheilen kann. Denn Peru ist nicht ein iand, wo die Einwohner etwas auf künftige Zeiten aufzuheben und Vorrathshäuser, zu welchen man im Fall der Noth seine Zuflucht nehmen könne, anzulegen wissen. Ob man gleich durch eine mäßige Arbeit von der Erde, die dort sehr fruchtbar ist, reichliche Früchte erhalten kann, so ist doch das Brodt sehr theuer und kostet zwey-oder drey-» mahl mehr als hier; weil man in der Provinz Ouito seine Absichten nur auf die gegenwartige Nothdurft richtet, und vieles iand ungebauet liegen läjset. Diese Theurung erhö-hete den Preis dcs Weizens, des Mayz und alles'andern Getreydes, imgleichen der Erdäpfel, welche nebst dem Mayz die vornehmste Nahrung der Indianer ausmachen, auf acht- bis neunmahl. Dem Ansehen nach muste diese ge» meine Noch überaus groß seyn, und sie wäre es sonst überall gewesen. Unterdessen litte doch fast niemand darin; die Armen empfanden die Beschwerlichkeit ein wenig, aber sie lebten dennoch. Man nahm seine Zuflucht zu den Hülsen» und andern Früchten, woran kein Mangel war. Man hatte immer Käse; und da das Vieh beständig fette Weide auf den großen Feldern an den Bergen fand, so war das Fleisch allezeit sehr guten Kaufs und um einen Preis zuhaben, welcher, ob ich gleich die Ursache davon schon zum voraus angezeigt habe, einen wegen seiner gar gerin« gen Verhältniß zu dem Brodte in Verwunderung setzen wird. Reise nach Peru. 43 wird. Das Rind«oder Kuhfieisch gilt dorten das Pfund nur zwey oder drey Sols unserer Münze. Man würde sich auch dort auf gleiche Weise alles, was man zur Kleidung nöthig hat, anschaffen können. Der Flachs geräth sehr wohl, und ich habe einigen in dem lande gebaueten gesehen, der sehr schön war. Die Wolle ist zwar nicht vollkommen so gut, als die unsrige> aber wenn man wollte, könnte man sich dieselbe besser zu nutze und vortreffliche Tücher statt der schlechten, die man dort ver« fertiget, daraus machen. Man findet zu Quito nicht die Vicunnas oder Peruanische Schaafe, obgleich ein Thier von eben der Art da ist, welches die Indianer Llamas nennen, und welches man nicht besser, als mit einem klei« nen Kameele vergleichen kann, dessen man sich bedient um iasten von 5^ bis 6« Pfunden von einem Orte zum andern zu bringen. Die Vicunnas trifft man in Chili an, und sie würden sonder Zweifel an verschiedenen Oertern in den peruanischen Gebirgen gut fortkommen. Man findet dort auch die Ingredienzen zu Farben. Unten ist der Indigo sehr gemein; oben wachset eine Staude, welche em ziemlich schönes Gelb hervorbringt, und man ziehet auch an einigen Oertern die Cochenille oder Scharlach-Würmer auf, welche man zur Karmesinfarbe braucht. Man treibt auch einigen Handel zu Amdaro, welcher Ort zwanzig . Meilen südwärts von (Quito liegt, und wo die Witterung fast eben so beschaffen ist, außer daß das Wetterglas daselbst einen oder zween Grade höher steht. An Gewürzen ist 44 Reise nach Peru. ist dort ebenfalls kein Mangel, oder welches auf eins hin« aus läuft, man kann statt derer, die wir kennen, andere gebrauchen, welche das iand hervor bringt. Man thut solches auch wirklich, und man könnte es noch mit größern Nußen thun. Kurz, wenn man ein wenig oben oder unten einen Ort erwählen will; (denn wie wir gesehen haben, <ö macht dieses lange Thsl nicht einen vollkommen ebenen Boden aus,) so kann man dort die iust und die Annehmlichkeiten der allerverschiedensten Himmelsstriche genießen. Weil das iand fast unter der Mittellinie liegt, so smd die Tage nnd Nachte bey nahe darin beständig gleich lang, und der Grad der Witterung an einem Orte ist fast das ganze Jahr hindurch einerley. Der Regen allein unterscheidet die Jahreszeiten. Es regnet dort von dem Win-termonate an bis zu dem May fast eben so, wie unten in den Waldern. Dieser Regen nebst dem Erdbeben und den oftmahligen Entzündungen der feuerspeyenden Berge, deren es dort viele giebt, machen die bösen Eigenschaften des landes aus, welche die guten ein wenig vermindern. ^Uebrigens können Reisende, welche in das innerste des Thales kommen, leicht wahrnehmen, daß sie darin nicht so weit herunter gehen, als sie draußen herauf stiegen, und daß sie daher weit über der Horizontallinie des Meeres sind; allein es fällt ihnen sehr schwer, oder vielmehr unmöglich diese Höhe zu berechnen. Ein so übler Weg läßt einem keine Zeit zum Nachdenken, und der mechanische Mensch ist Reise nach Peru. 45 ist es fast allein, der hier reiset. Alle Gewässer, welche, nachdem sie sich versammlet habm und durch die eine oder die andere Reihe der Gcbirqe durchgebrochen sind, sich draußen herunter stürzen und nach allen Gegenden des Ho» rizonts entweder in die Nord-oder Südsec stießen, zeigen die große Höhe auch genugsam an. Sie machen die höchsten Wasserfalle auf der Welt; aber sie laffm einen der bloß reiset, nichts bestimmtes erkennen. Man darf sich also nicht verwundern, wenn wir die Einwohner zu Quito unterrichtet haben, daß sie auf der bekannten Erde die erhabensten Völker waren; daß sie vierzehen-bis funfzehen hundert Klaftern über der Horizontallinie des Meers woh» neten, und daß sie eine um ein Drittel dünnere 5uft schöpfe« ten als andre ieute *). Man könnte so gar die Einschrän« kung der bekannten Erde weglassen; denn wie wir sehen werden, so kann man mit gutem Grunde glauben, daß die in den gemäßigten und kalten Erdstrichen befindlichen Ge< birge nicht bewohnt und so gar bey einer geringern Höhe un« ersteiglich sind. Wir befanden anfänglich eine große Beschwerlichkeit von der dünnen iust. Diejenigen unter uns, welche eine zarte Brust hatten, empfanden den Unterscheid noch mehr, und hatten oft ein kleines Nasenbluten. Dieses kam sonder Zweifel daher, daß die tust ein kleineres Ge« wicht hatte und durch ihren Druck das Blut nlcht genugsam in den Gefäßen zurück halten half, welches seines Theils ') Der Mercurins in dem Barometer stund zu Qu ito aus 2O Zolle und eine Linie. 46 Mist nach Peru. Theils allezeit mit gleicher Stärke wirken konnte. Ich habe bey mir nicht angemerkt, daß diese Beschwerlichkeit viel größer ward, als wir hernach noch höher hinauf stie« gen; vielleicht, weil ich mich schon zudem iande gewöhnet hatte, oder auch, weil die Kälte Ursache war, daß die Ausdehnung der iuft nicht so beträchtlich seyn konnte, als sie sonsten gewesen seyn würde. Viele unter uns sielen in dem Heraufsteigen in Ohnmacht und musten sich oft brechen; allein diese Zufalle waren noch mehr die Wirkung der Müdigkeit als der Schwierigkeit Athem zu holen. Dieses wird daher unstreitig erwiesen, daß man diesen Ungemach, lichkeiten niemahls unterworfen war, wenn man ritte, oder wenn man einmahl den Gipfel erreicht hatte, wo die iuft jedoch noch dünner war. Ich leugne nicht, daß diese grosse Dünne der iust die Müdigkeit beförderte und zu Ver» größerung der Mattigkeit etwas beytrug; denn das Athem, hohlen wird dort überaus schwer, wenn man sich nur ein wenig angreist, und man kommt durch die geringste Be» wegung ganz aus dem Athem? aber dies geschieht nicht, wenn man in der Unthätigkeit bleibt. Ich sage nichts, als dasjenige, wobey ich vielmahls ein Zeuge gewesen bin, und welches ich sonder Zweifel noch öfter gesehen haben würde wenn die Erfahrung nicht die meisten unter uns bald überzeuget hatte, daß sie sich einer so großen Abmattung nicht bloß stellen dürften. Guito liegt unten an einem von den unter dem Namen pichincha begriffenen Bergen, welche zu der westlichen Reise nach Peru. 47 chen Reihe der Cordilleras, die an der Südsee liegt, ge« hören. Man kann aufdieselben so wohl als auf die meisten andern sehr hoch herauf reiten. . Verschiedene dieser Gebirge sind sich darin gleich, daß ihr Fuß von verschiedenen Hügeln formiret wird, welche aus ieim oder gemeiner Erde, die Krauter hervor bringt, bestehen, und daß sich in der Mitten eine hundert und fünfzig bis zwey hundert Klaftern hohe Pyramide oder Klumpen von Steinen erhebet. Es ist einigermaßen wahrscheinlich, daß ehemahls die Erde dieses alles bedecket hat, und daß der Fels zum Vorschein gekommen ist, entweder weil sie allmählich heruntergefallen oder durch ein plötzliches Erdbeben niedergerissen ist. Auf diesen Theil des plchincha ist es sehr schwer zu klettern. Wir brachten drey Wochen auf seinem Gipfel zu. Die Kalte war daselbst so strenge, daß einige unter uns scorbutische Zufalle empfanden, und daß die Indianer und die andern aus dem iande mitgenommenen Bedienten ein heftiges Reißen im ieibe ausstunden. Sie gaben Blut von sich, und einige musten sich wieder herunter begeben. Allein ihre Unpäßlichkeit kam allezeit, als wir einmahl auf der Spitze des Felsen unsere Wohnung hatten, allein von der strengen Kälte her, deren sie nicht gewohnt waren, und die Ausdehnung der iust schien davon wenigstens nicht die unmittelbare oder nächste Ursache zu seyn. Ich habe dieses mit desto größerer Sorgfalt untersuchet, als ich wüste, daß die meisten Reisenden sich darin betrogen hatten, weil die verschiedenen Wirkungen von ihnen nicht genugsam waren untcr' 48 Reist nach Peru. unterschieden worden. Wir hatten oft des Abends, wenn wir speiseten, ein irdenes Becken voll Feuer in der Mitte nebst vielen angezündeten Wachskerzen oder lichtern, und die Thüre unserer Hütte war mit doppelten Hauten dichte zugemacht. Diesem allen ungeachtet fror das Wasser in den Gläsern. Wir hatten alle Mühe von der Welt einen Perpendikel aufzustellen; wir waren fast beständig in den Wolken, welche uns sonst nicht das geringste als die Spi-he des Felsen, auf welchem wir uns befanden, sehen liessen. Zuweilen veränderte sich der Himmel drey - oder vier« mahl in eilier halben Stunde. Auf ein Ungewitter folgte schönes Wetter, und einen Augenblick darauf hörte man einen Donnerschlag um desto starker, je näher er uns war. Unser Fels that in dem Betrachte desselben beynahe eben die Wirkung, welche eine Klippe in dem Meere thut, an wel« cher sich alle Wellen brechen. Wir hatten dort gegen das Ende unsers Aufenthalts, da wir die Kälte am stärksten zu seyn glaubten, kein Thermometer; allein wir hatten schon gesehen, daß dieses Werkzeug einige Grade unter der Kälte angezeiget hatte und daß dasselbe !sich weit mehr als unten zu Quito veränderte. Zuweilen machten diese Ver, anderungen vom Morgen bis Nachmittageslebenzehen Grade aus, ob man dasselbe gleich beständig im Schatten hielte. DerMercurius, welcher indem leeren Raume am Ufer des Meeres auf acht und zwanzig Zoll und eine linie stund, befand sich auf der Höhe ohngefähr eine iinie unter sechs- Reise nach Peru. 49 sechszehen Zollen; die ausdehnende Kraft der iuft war hier, gleichwie unten und ill Europa, ihren Verdickungen an-noch vollkommen gleichmäßig. Diese und verschiedene an« dre mit eben so vieler Sorgfalt angestellte Betrachtungen bestättigen nicht allein diese Nachrichten, sondern leh. ren auch, daß selbst bey der Wirksamkeit der ausdehnenden Kraft der tust in allen Gegenden des heißen Erdstrichs, welche sehr hoch sind, eine merkliche Gleichheit anzutreffen sey. Die wirklichen Verbickungen sind daselbst an einem jeden Orte dem Gewichte der öbern luftsaulen, die den Druck verursachen, gleichmäßig; diese Verdickungen verändern sich in geometrischer Verhältniß, da hingegen die Höhen der Oerter sich in arithmetischer Verhältniß befinden." Unten aber ist es nicht so, weil daselbst die Wirksamkeit ' Daraus stießet diese sehr natürliche Negcl, welche ich eini, gen Lesern zu Gefallen hicher sitze: man darf nur in den gemeinen logarithmischen Tabellen die Höhen des Men curius in dem Barometer/ welche mit Linien ausgedrucket sind, aufsuchen? und wenn man ^von dem Unterscheide dieserLogarithmen abziehet/indem man mit der Characterise nur die vier ersten Ziescrn, die drauf folgen, nimmt, so wird man die verschiedenen Höhen der Oerter haben. Der Mercurius stund in dem Barometer zu Caraburu, welches der niedrigste von allen unsern Posten war, auf 2i 3"lle 2!, Linien oder 254^ Linien i dahingegen auf »m schchten EM ves Pichmck» er auf 1 s Jolle > i ......... ' D 5o viel r.chti« ger , als die Höhen des QmckMels in dem Baro, meter an jedem Orte des heißen Erdstrichs sich nur sehr wenig ändern. Untcu auf dem User dcs Meers betragt die Veränderung wcmg über 2^odcr z Llmen, und zu Gm'to ungefähr eine Liuie. Herr Godin hat zuerst angemerkt, daß eine solche Verände. rung zu Quito alle Tage in gewissen Stuntc« statt habe, und ich glaube, daß man dieselbe der täglichen Ausdehnung der Luft zuschreiben müsse, welche die Son» ne durch ihre Hitze verursachet. Dieje Ausdehnung ver. hindert nicht, daß das Gewicht aufdem Ufer desMeers beständig einerley sey. Denn die Luftsäule mag höher oder niedriger seyn, so muß sie allezeit ein gleiches Ge, wicht haben. Allein die Ausdehnung, welche während dcm Tage geschieht, ist Ursache, dasl der öbcrsie Theil der Säule etwas weniger Lust enthalt, und daß hingegen etwas mehr davon in den obersten Theil komntt. Dieses ' verändert die M rtheilung des Gewichts in Ansehung al« ler Oerter, die so wohl in den Cordilleras als aus aiu dcrn Gebirgen liegen. Reist nach Peru. 51 Klaftern; und sie muß auch daselbst beträchtlich geringer seyn, ^ weil sie es auch ohngeachtet der Wirkung der Hitze ist, welche sonst zu ihrer Vergrößerung etwas beytraget. Es ist hier nicht der Ort bey dieser Sache sich weiter aufzuhalten und die Mittel anzuführen, deren ich mich zu genauer Ausfin dung der Grade solcher Kraft an einem jeden Orte bedienet habe. Um vollends von denen auf dem siichincha angestellten Beobachtungen Bericht zu ertheilen, so war der Secundenperpendikel, wenn man es nur bey dem bewen^ den lässet, was unmittelbar aus den Erfahrungen stießer, daselbst um ^ einer iinie kürzer, als am Ufer des Meers.» Wir hatten viele Standhaftigkeit nöthig, um mehr. als 20 Tage lang wieder das Ungemach, das wir auf ei« nem solchen Posten empfanden, zu streiten. Wir musten zuletzt einsehen, daß wir dem Verlangen uns auf die höch» sten Gipfel zu begeben, würden entsagen müssen. Wenn man sich alle Mühe giebt Berge heran zu klettern und mehr iand zu entdecken, so entdecket man fast nichts. Ein hohes Gebirge hält nicht allein alle darauf stoßende Wol« ken auf, sondern auch so gar diejenigen, welche seitwärts in einer gewissen Weite vorbey gehen; sie werden von dem Winde * Ich habe ihn oben 36 Zolle 6^- Linien/ zu Quito 36 Zotte 6 Linien/ und am User des Meeres z6 Me 7^, Linien be, Hnoen. D 2 52 Reise nach Peru. Wittde dahinter getrieben, und dorten herrschet insgemein eine Windstille, welche sie zurückhalt. Außerdem, wenn durch einen ungefähren Zufall, die Spitze, auf welcher man seine Stellung genommen, nicht mit Wolken umge» ben ist, so sind es doch öfters die andern, welche man beobachten muß; und die Schwierigkeit wird ungleich größer, wenn vier oder fünf Gebirge uns fast zugleich in die Augen fallen müssen. Wir merkten demnach, daß es uns in allem Betracht vortheilhaft seyn würde die Triangel unse« rer Mittagslinie nicht so hoch laufen zu lassen, und daß wir uns insgemein begnügen lnüsten unsere Zeichen auf den Hügeln an dem Fuße felsichter Pyramiden aufzustellen. Ungeachtet der so nöthigen Vorsicht, die wir gebrauchten, hat uns doch nichts bey unserer Arbeit mehrere Beschwer« lichkeit verursachet, als die plötzliche Abwechselung der Hi« He und der Kälte, die wir von einem Augenblicke zum andern empfanden, so oft wir nur eine beträchtliche Weite entweder aufwärts oder unterwärts stiegen. Der Herr de la Condamine und ich waren schon einmahl auf den Gipfel eben desselben Berges hinan geklet. tert; wir thaten es aber damahls nur um den Posten zn untersuchen und stiegen sogleich wieder herunter. Uns ü» bersiel oben ein Sturm. Der Wind nahm keinen gewis. sen Strich, »nd stieß fast auf einmahl von unterschiedenen Seiten auf uns. Der Donner trieb die Schlossen mit Macht gerade auf uns zu, er ließ sich aber nicht stärkey hören. Reise nach Peru. 5z hören, als etwa wenn das Zündpulver an einem Rohre abbrennet; dies bewegte uns zu glauben , daß sein Knall auf den höchsten Gebirgen niemahls stärker sey. Weil wir uns drey Wochen daselbst aushielten, hatten wir Zeitgenung dieses erste Urtheil zu verbessern; und wir haben uns seitdem gar oft auf andern Bergen befunden, allwo wir ver' schiedemlich ein erschrecklich rollendes Getöse, welches zu weilen über unserem Kopfe, zuweilen auch unter uns war, vernahmen. Man darf nicht zweifeln , daß es Donner« schlage gebe, die überaus schwach sind: von dieser Art sind vielleicht die meisten derjenigen Blitze, auf welche kein Knall erfolget. Von unten aus vernimmt man sie nicht: es sind zum Glück leere Schläge; dieses kann seine verschiedene Ursachen haben, und rühret auch oft daher, daß man gar zu weit davon entfernet ist. Bey dem Vorfall, davon ich rede, fanden wir uns gleichsam mitten in dem Feuer desGe, witters; allein dem Ansehen nach war der daselbst versammelte Vorrath von Feuer fangendem Stoffe gar zu geringe. Die höchsten Standplätze bey unsern Beschäfftigun-gen mit der Mittagslinie sind allemahl die beschwerlichsten für uns gewesen. Der höchste Posten, nach welchem wir uns bey unsern Triangeln wirklich richteten, ist 2334 Klaftern höher als das Meer. Er heißt Sinazahuan; er formiret eine von den Spitzen des Gebirges Ajouay, welches zwischen den Gebieten )xic>bamba und Cuenca die Grenze ausmachet Man wird sich verwundern, wenn man höret, daß die Incas da einen Weg gemacht haben) D, auf 54 Reise nach Peru. auf welchem noch täglich reisende anzutreffen sind; allein man pflegt die Zeit dabey wohl wahrzunehmen. Denn hat man das Unglück daselbst von einem mit grobem Reife oder mit Schnee vermischten Wetter überfallen zu werden, so läuft man Gefahr nie von da zurück zu kommen. Wir ließen zu gutem Glück etliche Zelte im Vorrath dahin brin« gen; und wir musten auch wirklich innerhalb zehen oder zwölf Tagen, die wir uns daselbst verweilten, dreymahl nach einander neue Zelte nehmen. Man war unserntwe-gen zu Amn-Cagnar, welches ein drey bis vier Meilen davon entlegener Flecken ist, in so großer Unruhe, daß man öffentliche Gebeter für uns anstellte. Wir haben bey Durchstreichung der Gebirge alleGe» legenheit gehabt einzusehen, wie sehr sich einige Naturkün» diger betriegen, welche dafür halten, daß die Wolken und der Nebel der Art nach unterschieden seyn. Oft reichten die Wolken nicht an uns; sie waren fünf«- oder sechshundert Klaftern niedriger, und verursachten, daß wir die Erde nicht sahen, da sie inzwischen denen die aufdem fiachcnian-de waren, den Himmel verdeckten: zuweilen waren diese Wolken nicht so schwer und stiegen höher, 5a sie uns dann nicht anders als ein bloßer Nebel vorkamen, in welchem wir uns befanden. Wenn ich sie in einer ziemlichen Wei» te unter mir betrachtet habe, sihienen sie allezeit sehr weiß: ich kann sie sowohl in Ansehung der Farbe als der Gestalt, die sie dazumahl hatten, nicht besser vergleichen, als mit tlichcn Hauftn Baumwolle, die an einander stoßen und eine Reise nach Peru. 55 eine gewässerte Fläche formiren mögten. So viel die Farbe anbelangt, trifft bcy dcm Wasser eben das genau ein, was man bey dem Glase anmerkt. Man weiß, das GlaS verlieret scine Durchsichtigkeit, wenn man es zu Pulvsr stößt, und es siehet so weiß aus als der Schnee, wenn man es vvn der Seite betrachtet, da es sehr helle ist. Eben die Vcwandtniß hat es mit dem Wasser, wenn es in den Wolken oder im Nebel in kleine Stückchen oder in kaum zu bemerkende Tröpftein verwandelt worden ist. Wann diese sehr kleine Tropfen nichts anders sind als kleine hohle Kügelchen, so muß vermöge der darin enthaltenen luft, nachdem diese sich nämlich mehr oder weniger ausdehnet, das Wasser, woraus die Blase bestehet, eine veränderte Dicke annehmen; und wie die kleine Kugel ihre Größe verändert, so muß die Wolke entweder steigen oder fallen, bis daß sie sich in einem Gleichgewichte mit der läge der iuft befindet, darin sie schwimmet. Heute haben die Wol« ken eine gewisse Schwere, sie erhalten sich in einer bestimmten Höhe, man sieher sie auf allen Bergen nur bis zu einem gewissen Punkte steigen; aber ein andermahl werden sie, nachdem der Durchmesser der kleinen Blasen größer oder kleiner ist, leichter oder schwerer werden, und man wird sehen, daß sie sich in einer höhern oder niedrigern luftge-gend aufhalten werden. Bey dem Aufgange der Sonnen nimmt man bey ihnen vornehmlich eine merkliche Bewe^ gung wahr; sie sieigen auf eine gleichförmige Weise und zuweilen mit einer ziemlich großen Geschwindigkeit herauf. D 4 Allein, 56 Reise nach Peru. Allem, damit ich wieder zu ihrer Durchsichtigkeit zurück komme, so muß ich anmerken, daß, gleichwie die kleinen Bla. sen, woraus sie bestehen, einen gar zu großen Haufen klei» ner Flächen dem Gesichte darstellen; also dieselben dunkel scheinen, wenn man sie von unten ansiehet; dahingegen, wenn der Zuschauer über ihnen ist, als wir es auf dem pichincha und andern hohen Gebirgen waren, alle zu« rückfallende und in einander vermischte Strahlen, nachdem sie verschiedene mahle gebrochen worden, das Weiße bilden, so viel wir von den Eigenschaften des iichls wissen. Man siehet fast alle Tage auf dem Gipfel eben dieser Berge eine außerordentliche lufterscheinung, welche so alt als die Welt seyn muß, und von welcher aller Wahrschein, lichkeit nach doch niemand vor uns Zeuge gewesen ist. Das erste mahl als wir dieselbige beobachteten, waren wir alle mit einander auf einem nicht so gar hohen Berge, namens pambamarca. Eine Wolke, von welcher wir umge, ben waren, und welche sich zertrennete, ließ uns die aufgehende Sonne, die sehr hell glänzete, sehen. Die Wolke gieng nach der andern Seite; sie war nicht dreyßig Schrie« te und also noch nicht weit genug entfernt, um die weiße Farbe zn bekommen, von der ich oben geredet habe, als ein jeder unter uns seinen Schatten auf derßlben sahe und zwar nur seinen eigenen allein, weil die Wolke nichteine an einander hangende Fläche ausmachte. Weil diesilbe so wenig entfernet war, ft konnte man alle Theile des Schattens Reist nach Peru. 57 Schattens unterscheide»; man sahe die Arme, die Beine, den Kopf; allein was uns in Verwunderung setzte, war dieses, daß dieser letztere mit einem Strahlenkranze geschmückt war, der aus drey oder vier kleinen concentrischen Kronen von einer sehr lebhaften Farbe bestund, von denen eine jede «ben dieselben verschiedenen Farben hatte, als der erste Re« genbogen, indem das rothe daran auswendig war. Der Raum zwischen diesen Kreisen war gleich, und der letzte der schwächste. Endlich sahen wir in einer gro< ßen Weite einen großen weißen Kreis, welcher alles cinfas-sete. Dies ist gleichsam eine Vergötterung für jeden Zu» schauer, und ich kann nicht umhin hiebey anzumerken, daß ein jeder das empfindliche Vergnügen ruhig genoß sich mit allen diesen Kronen geziert zu sehen, ohne etwas von seiner Nachbaren ihren wahrzunehmen. Es ist wahr, mit dem gewöhnlichen Regenbogen verhält es sich fast eben so, ob man gleich nicht allezeit darauf Acht hat. Ein jeder siehe, seinen besondern Regenbogen, weil derselbe für jede Person einen andern Mittelpunkt hat. Aber da die Kronen, die man auf den peruanischen Gebirgen erblicket, sthr klein sind, und dem Schatten des Zuschauers zuzugehören scheinen, so hat ein jeder das Recht sich diejenigen, welche er siehet, zuzueignen. Die erste umgiebt unmittelbar den Kopf des Schattens, und die andern folgen darauf. Der Zuschauer, welcher allein ein Zeuge von dem ist, was seine ei" gene Person betrifft, muthmaßet nur, daß die andern sich in eben den.Umständen, als er, befinden. T>5 I« 58 Reise nach Peru. Ick habe oft die Durchmesser dieser Bögen betrachtet. Selbst das erste mahl, da wir sie wahrnahmen, crmangelte ich nicht solches zu thun; ich verfertigte in der Eile eine Art von Iacobsstabe von den ersten linealen, die ich fand, weil ich befürchtete, dieses wunderbare Schauspiel mögte sich nur selten zeigen. Ich habe seitdem bemerket, daß die Durchmesser von einem Augenblicke zum andern ihre Größe veränderten, doch so, daß der Ztylschenraum unter ihnen allezeit gleich blieb, ob sie gleich größer oder kleiner wurden. Außerdem läßt sich diese lufterscheinung nur auf den Wolken sehen, ja nur auf denen, deren Theilchen gefroren sind, nicht aber auf den Regentropfen, wie der Regenbogen. Es darf sich nur ein Gcwölke, das die Sonne verdeckte, zu« rückziehen, und dieses Gestirne stärker wirken; so müssen sich gleich die kleinen Blasen der gegenüber stehenden Wolke ausdehnen. Da ihre Flache größer wird, muß die geringe Dicke des Wassers abnehmen; und indem dieselbe solchergestalt dünner geworden, ft kann nur eine größere Schiefe oder Blasen, die von dem Mittelpunkte des Schattens weiter entfernet sind, eben diese Farben hervorbringen wie solches aus anderen Erfahrungen, die wir in dieser Sache haben, bekannt ist. Gemeiniglich war der Durchmes. serves ersten Bogensohngefahr 5 - Grade, des folgenden ohngcfähr n Grade, und des dritten ,7 Grade und so ferner; der Durchmesser des weißen Kreises war ohngefahr 517 Grade. Die eigentliche Zeit dieser Erscheinung, welche erfordert, daß der Schatten auf eine Wolke falle, entschul-^ biget Reise nach Peru. 59 diget die Peruaner wegen des ihnen zu machenden Vor« wurfs, daß sie solche nicht gesehen haben. Zu einer so un« gewöhnlichen Zeit hat keiner außer einem Naturkündi« ger auf dem Gipfel eines hohen Berges etwas zu verrichten. Man würde diese Erscheinung vermuthlich zuweilen auf unsern Thürmen, die sehr hoch sind, wahrnehmen können. Ein jeder von uns hat manche sich nicht gar sehr ausbrei' tende Nebel gesehen, die nur einige Schritte von uns ent« ferner waren. Es fehlte weiter nichts, als der andre Umstand, nämlich die an dem Horizont gerade gegenüber stehende Sonne. Selbst in dem Falle, wo dieser letztere Umstand nicht völlig statt findet, kann man doch noch oft ei« nen Theil des weißen Kreises erkennen, gleichwie ich solches nachher, da ich darauf Acht gegeben, verschiedene mahle bemerket habe. Die Höhe der felsichten Spitze des pichincha macht beynahe die beständige untere Grenze des Schnees in allen Gebirgen des heißen Erdstrichs aus. Ich habe befunden, daß dieser felsichte Gipfel über der Horizontallinie der Südsee 24 5 4 Klaftern erhaben ist. Der Schnee fällt viel wei« ter herunter. Man hat denselben zuweilen so gar, obgleich sehr selten zu (Quito fallen sehen, welches über 900 Klaftern niedriger liegt; allein dieser Schnee pflegt den« selben Tag zu schmelzen; da hingegen derselbe in allen Theilen der Cordilleras, wo ich gewesen bin, liegen bleibet. Einige Berge reichen nicht an diese Grenze; etliche berühren dieselbe, als der pichincha; sehr viele andere sind höher 65 Reise nach Peru. höher und ihre Spiße ist allezeit beschneyet und folglich un. zugänglich, weil der Schnee sich daselbst in Eis verwan. belt. Dcffen Ober stäche muß den Tag hindurch'nothwen-dig ein wellig schmelzen, wenn der Berg nicht in den Wolken verborgen ist. Allein, wenn die Sonne aufhöret zu wir« ken, so entstehet gleichsam ein Glatteis; das Wasser gehet in den Zwischenraum der untersten iagen und frieret daselbst, wodurch der Schnee überaus dicht und ein durchaus fester Körper wird. Dessen Oberfläche verhärtet sich zu-gleich und wird jo glatt als ein Spiegel, daher es gleich« sam unmöglich wird höher hinauf zu steigen. Diese Gren« ze hänget von allzu vielen unterschiedenen Umständen ab, und daher läßt sich davon nichts nach einer gewissen Regel bestimmen. Verschiedene Berge in Peru sind von der Art, daß sie sich leicht entzünden ; denn sie sind fast alle Volca-nen gewesen, oder sind es auch noch wirklich ohngeachtet al» les ihres Schnees, welcher dieselben unkenntlich zu machen vermögend ist. Ueberdem ist es gewiß, daß je einen grös, sern Raum der Klumpen einnimmt, der ihncn zur Grundlage dienet, er ihnen eine desto größere Hitze mittheilen und die Grenze des Frostes entfernen müsse, weil man diese Klumpen fast als ein anders Erdreich, welches alle Tage von der Sonne erwärmet wird, zu betrachten hat. Dahingegen bringt der beschneyete Theil, wenn derselbe größer ist, cine ganz wiedrige Wirkung hervor; er verursacht rund herum eine größere Kälte, daraus ein wenig weiter unten Frost oder Eis entstehen kann. Indessen ist der Unterscheid nicht Reise nach Peru. K, nicht groß, so viel ich davon habe bemerken können, und die untere Grenze desSchnees macht aufallenperuanisihen Gebirgen gleichsam eine Horizontallinie, so daß man durch einen bloßen Blick ihre Höhe zu beurtheilen im Stande ist. Die Volcane, wie ich eben gesagt habe, machen die stärkste Ausnahme von dieser Regel; allein die Ausnahme ist zuweilen von der Art, daß es schwer fallen würde sie vor« auszusehen. Ich habe dieses bey dem Coropaxi, nach welchem wir uns bey Ziehung unsrer Mittagelinie gerichtet hatten, und welcher in der östlichen Reihe lieget, angemer, ket. Der Ort unsers Standplatzes war ungefähr 150 oder i8o Klaftern unterhalb der unteren Grenze des Schnees: wie aber im Jahr 1742 dieser Berg sich von neuem entzündete, so fieng der Schnee oben an zu schmelzen. Unten sahe man, wie dessen Dicke bisweilen zunahm; allein die untere Grenze oder der Anfang der Gefrierung erniedrigte sich zugleich und war nachgehende unterhalb des Postens, auf welchem wir uns wahrend der Zeit, da wir an unsern Tri« angeln arbeiteten, gelagert hatten. Ich nahm mir die Mühe und besuchte del» Berg zu Anfange des!?43sten Jahres noch einmahl, um so wohl von diesem Umstände als von verschiedellen andern eine rechte Gewißheit zu erlangen, und ich konnte darin nicht fehlen. Es schien diese besondere Begebenheit mit den bekannten Erfahrungen, da man die Gcfrierung durch Hülfe des Feuers beschleuniget, etwat ähnliches zu haben. Allein die genaue Untersuchung der 62 Reise nach Peru. der Sache ließ mich bald wahrnehmen, daß solche von ei« ner ganz unterschiedenen Ursache herrührete. Ich erkannte, daß dasjenige, was ich von weitem für Schnee angesehen hatte, in der That keiner, sondern Wasser war, welches da es von oben herab fiel und um den ganzen Berg floß, wahrend seines Falles gefroren war. Es ist gewiß, die geringste Hitze ist schon zureichend dergleichen zarte Theile, als diejenigen, woraus der Schnee besteht, zu schmelzen, wenn selbige aus einen Boden fallen, der innerlich erhitzet ist. Aber wenn eine iage Wasser von einer gewissen Dicke über eben denselben Boden stießet, kann die untere Hiße so schwach seyn, daß sie sich der höheren Oberstäche nicht mit« theilet; und wann diese Oberstache eben einer großen Kälte blos gestellet ist, so kann nichts verhindern, daß solche nicht zu Eis werden sollte. Der oben befindliche Schnee, indem er wegen der Nähe des Feuers über den Cotopari zerstoß, gab demnach beständig neues Wasser; und wenn dieses Wasser unten fror, nachdem es sich in unendliche Menge kleiner Bache zertheilet hatte, so bedeckte es den Berg mit Eise, gleich als mit Haaren, wenn man denselben von einer gewissen Weite erblickete; in einer größern Entfernung aber schien es ein Ganzes, welches völlig z«, sammen hieng, zu seyn. Eben dieselbe Wirkung würde auf allen andern Gebirgen statt haben. Der Schnee bleibt daselbst nur bis zu einer gewissen Grenze, herunter-wärts zu rechnen, liegen. Dahingegen eine iage Wasser, wenn sie nur ein wenig dick wäre, noch etwas weiter herunter Reise nach Peru. 6z ter auf ihrer Oberfläche frieren würde. Solchergestalt erkannte ich die Ursachen dieser Naturbegebenheit, da ich mich auf die Stelle begab. Wenn man die Ausnahme, welche dieselbe macht, und einige andere, die nicht beträchtlich sind, in Betrachtung zieht, so macht der unterste Schnee, ich wiederhole es noch einmahl, eine ziemlich richtige Hort« zontallinie in allen um die Mittellinie liegenden iändern. Allein wenn wir die Sache auf eine allgemeinere Weise untersuchen; wenn wir unsere Gedanken aufdiegan» ze Erdkugel richten; so läuft diese iim'e mit der Fläche der Erden nicht völlig parallel, und es ist offenbar, daß sie stuffenweise niedriger werden muß, so wie man sich von dem heißen Erdstriche entfernet und den Polen näher kommt. Diese iinie ist 2234 Klaftern über der Horizontallinie des Meers in der Mitte des heißen Erdstrichs; bey dem Anfange der gemäßigten Erdstriche wird sie nur iiOo Klaftern hoch seyn und über den Gipfel des Verges Cheyde oder Pico in der Insel Teneriffa, der beynahe diese Höhe hat, weggehen '. In Frankreich und Chili gehet sie 15 bis 160Q * Der P.Fenillee, welchem wir eine große Anzahl wichtiger Beobachtungen zu danken haben, giebt dem Bcrgc Pico eine Höhe von 2213 Klaftern in einer geschrieblncn Nachricht, welche er bey der Zurükkunst vvn seinen 1724 in die Canarischen Inseln gethanen Reise drr Academic überreichte. Allcin wir glauben aus Gründen, die wir gleich anführen wcrdm/ daß mau zum wenigsten 140 bis sch Reise nach Peru. 1600 Klaftern hoch, und indem sie sich, je weiter man von der bis »so Klaftern von dieser Höhe abrechnen müsse. Der Beobachter bediente sich einer Grundlinie, welche, weil sie nur 2,« Klaftern in der Länge hatte, viel zu lurz war, wenn man die Entlegenheit des Pico, von welchem er über laOOO Klaftern entfcrntt war, betrachtet. Diese Grundlinie war wegen ihrer übclen Lage nur einer andern viel kleinern gleich. Denn zufolge einer Methode, die fast niemahls, als iu der Theorie gut ist, war sie auf den Berg gerichtet, anstatt daß sie eine fast gerade Richtung haben sollte. Es kamen also wirklich nicht mehr als 40 Klaftern auf die Grundlinie, welche vertical oder in ciner bey nahe senkrechten Lage an die zwo «ach dem Gipfel des Berges geführten Gcsichtslinicn zu ste, hen gekommen wäre. Endlich hatte der P. Femllee die Schiefe seiner Grundlinie nicht geachtet, weil ihm gesa zt worden, daß die See ehemahls den Boden derselben bedeckt hätte. Inzwischen lvcnn die Sache wahr wäre, so hatte das Erdreich sich nachgehcnds erhoben und es hatte sich gegen den Fuß des Berges, wo der andere Standplatz war, noch mehr erheben müssen- Nun aber, wenn die Abhängigkeit des Erdreichs auf 2,0 Klaftern nur? be? tragen hat, welches nicht sehr beträchtlich ist, so sind die beyden Gesichtslinien wegen der Höbe des andern Stan« platzes in der Luft in einer geringern Weite nnd einer gc. ringern Höhe zusammen gelaufen. Und wenn man die kleine Länge der verminderten Grundlinie, welche nur 40 Klaftern beträgt, in Betrachtung zieht, so muß man von der gefundenen Höhe des P. FeuiUee ohngefährden drcyzehenden oder vierzehcnden Theil abziehen. Ich habe Reise nach Perul. 65 der Mittellinie kommt, immer mehr heruntersenket, so wird sie jenseit der zween Polarzirkel die Erde berühren/ ob wir gleich dieselbe nur allezeit im Sommer betracht ten. Diese linie kann man die beständige untere Grenze des Schnees nennen; denn es muß noch eine andere, nämlich die iinie der obern Grenze seyn, an welche aber allem Ansehen nach die höchsten Berge in der Wclt nicht reichen. Wenn einige so hoch wären, daß sie ihre Gipfel über alle Wolken erhöben, so würden diese höchsten Spitzen auf ihren obersten Theilen von Schnee befreyet seyn und man wür-^ de oben, wenn man dahin kommen könnte, einen vollkom? menen und beständigen heitern Himmel haben, wie man oft mit Unrecht von dem Olympus, dem Ararat und dem Eheyde oder Pico auf Teneriffa vorgegeben hat, ob^ gleich dieser letzte nicht einmahl die untere Grenze des Fro^ stes völlig erreicht. Um dasjenige, was ich selbst wahr? befunden habe, nur bloß anzuführen, so sind einige Berge/ die uns zu Errichtung unserer Tnangel gedienet haben, als/ der Cocopari 6 bis 720 senkrechter Klaftern hoch beschneyt.^ Es würde unnütz seyn vieler andern zu gedenken, die sich' längst unserer Mittagslini« befinden, gleichwie noch^ 5l,-l^ - anderer, be dafsr gehallen, daß die kcser diese Anmerkung nicht als was fremdes in einem solchen Werke, wie dieses, w» so oft von Bergen gehandelt wirb, ansehen werden. " ,5 66 9le.se llach Peru. anderer, die man auf beyden Seiten des Magda-lenenfiusses antrifft, wenn man gegen die Nordse/ bis nach St. Martha kommt. Cbimborafso , welcher der höchste von allen denen ist, die ich betrachtet und selbst gesehen habe, erstreckt sich 3217 Klaftern hoch über das Meer, «nd der beschneyete Theil desselben betragt 8«o Klaftern. Allein wenn zuweilen die Wolken einen weit niedrigern Strich nehmen, in welchem Falle man die Spitze des Gebirges über denselben sehen kann, so gehen sie auch öfters weit, und zuweilen 3 bis 400 Klaftern höher, soviel ich da» von in der Ferne habe urtheilen können, indem ich nämlich ihre Höhe und die Größe des Berges, den ich schon ausgemessen hatte, gegen einander hielte. Kurz, der senkrechte Zwischenraum zwischen der zweyfachen Grenze des Schnees, nämlich der obern und untern, beträgt in dem heißen Erdstriche wenigstens n bis 1200 Klaftern; ja man muß diese Höhe noch betrachtlich vermehren, wenn es er« laubt ist mit den alldern Wolken diejenigen zu vermengen, welche zuweilen durch den Dampf der Volcane entstehen» denn ich habe solchen noch 7 bis 800 Klaftern höher steigen se. hen. Wenn man also diese letztere Höhe zum Grunde setzte, und es genugsam hohe Berge gäbe, so würde man um dieselben einen Eisgürtel wahrnehmen, der 2240 Klaf. tern über der Horfzontallinie des Meers anfienge, und sich ohngefähr 4300 oder 4420 Klaftern über derselben endigte, nicht etwa darum, daß die Kalte aufhöret, weil es im Gegentheil gewiß ist, daß dieselbe zunimmt, je mehr man slch Reise nach Peru. H? sich von der Erde entfernet; sondern, weil die Wolken oder Dünste nicht höher steigen können. Es ist leicht eillzusehen, wenn man nur einige Auf, merksamkeit darauf bezeiget, daß die Kalte sich vermehre^ müsse, je höher man sich in die iuft erhebt. Dies' ist nicht allein die erste Hinderniß, welche uns nicht ge< stattet höher zu steigen, sondern auch eine solche, die uns nicht gestatten würde in einer sehr großen Höhe zu leben, wenn es uns gleich möglich wäre da hinauf zu gelangen. Und dieses bedachten eben diejenigen nicht allemahl genug, die von einem anmuthigen Aufenthalte, welchen sie sichü^ ber dem Wolkenhimmel einbildetet, geschwatzet haben.' Um die Kälte, die man auf der Spitze der Berge empfin« det, begreistich zu machen, hat man sich nicht ohne Grund auf die kurze Dauer der Wirksamkeit der Sonne bezogen, welche nicht länger als nur wenige Stunden eine jede ih« rer Seiten bestrahlet; und oft geschiehet auch das nicht em/ mahl. Eine Horizontalfiäche ist bey klarem Wetter mit/ ten am Tage der senkrechten Wirkung der Sonnenstrahlen,, welche durch nichts geschwächet werden, bloß gestellet: da hingegen ein sehr abhängiger Boden, und die Seiten einer hohen Spitze steiler Felsen von ihnen nur schräge getroffen werden. Allein wir wollen uns nur auf einen Allgenblick in der mittlern Höhe der luft einen freyen und abgesonderten Punkt gedenken und uns dabey einbilden, als wenn weder Berge noch in der tust schwebende Wolken vorhanden wären. E 2 I« 6z Reise nach Peru. Je mehr eine Mitte durchscheinend ist, desto weniger Wärme erhält sie durch die unmittelbare Wirkung der Son, ne. Weil ein sehr durchsichtiger Körper die Strahlen zeicht durchlässet, so kann man daraus schließen, daß kaum feine kleinen Theile davon berühret werden. In der That, was für einen Eindruck könnten sie wohl in denselben machen, da sie ihn fast ungehindert durchstreichen? Nach den Betrachtungen, die ich schon vorhin angestellet habe, verlieret das iicht, wenn es aus senkrechten Strahlen bestehet, auf der Erde nicht den looooosten Theil seiner Kraft, indem «S einen Schuh in der freyen luft durchläuft. Hieraus läßt sich urtheilen, wie sehr wenige Strahlen gedämpft werden, oder in diesen fiüßigen Körper wirken können, in« dem sie durch eine läge gehen, die nicht die Dicke, ich sage nickt eines Zolles oder einer linie, sondern des bloßen Durchmessers des allerkleinsten Theilchens hat, das man sich einbilden kan. Inzwischen ist die Dünne und Durchsichtigkeit oben noch weit größer; dies lehrete zuweilen der bloße Augen» schein aufden Cordilleras, wenn man entfernte Gegenstande bettachtete. Endlich erhitzet sich unten die grobe luft durch die Berührung oder durch die Nähe solcher Körper, die dichter sind, als sie, und welche sie umgiebet und gleichsam bekriecht; und die Hitze kann sich allmahlig bis zu einer gewissen Weite mittheilen. In dem niedrigen Theile der lust sammlet slch auf diese Weise alle Tage eine sehr beträchtliche Hihe, und er ist vermögend eine um so viel größere zu fassen, je dich, ter und gröber derselbe ist. Aber man siehet wohl, daß es 5^ ' antzert« Mist nach Peru. ßy anderthalb oder zwo Meilen über der Erdfläche nicht ebeä die Bewandtniß habe, obgleich daS licht, wenn es da hin« durch schießet, ein wenig lebhafter ist. Die lust und dee Wind müssen also daselbst allezeit überaus kalt seyn, und je höhere Gegenden man sich in dem luftkreise vorstellet wird, je durchdringender wird daselbst dle Kalte ftyn. Uberdem bekommen wir die Warme, deren wir zu unserm lebe» nöthig haben, nicht in jedem Augenblicke un> mittelbar von der Sonne. Der wahrend demselben anhal« tende Grad dieser Wärme ist nur einem sehr kleinen Theile derjenigen gleich, welche alle Körper, die uns berühren, angenommen haben, und nach welcher die unsrige sich bey. nahe richtet. Die Wirkung der Sonne unterhält fast nur die gauze Hihe in eben demselben Zustande, indem sie am Tage die Verminderungen ersitzt, welche dieselbe wahrend der Nacht erlitten hat, oder welche sie beständig leidet. Wenn die hinzugekommenen Grade größer sind, als die verlohrnen, so nimmt die ganze Hitze zu, gleichwie es hier im Sommer geschieht, und sie wird immer mehr und mehr bis zu einer gewissen Größe wachsen. Allein zufolge dessen , was wir eben beobachtet haben, kann dieser Zusatz, oder um so zu sagen, diese Summe der gehäuften Grads nickt weit über den Gipfel eines hohen Berges gehen, dessen sehr erhabene Spitze nur allezeit einen kleinen Raum ein« iiimlnt. Alis dieser Ursache waren die Abwechselungen des Thermometers auf dem pichincha ft groß,- dahingegen. sie 7?,; ^ , ' ,, , - - . , ^ s^ ^., Ich habe schon etwas von dem Wege gedacht, den man am Fuße des Guayaquils oder Caracol nehmen kmm; allein es findet sich noch ein anderer Paß, der unend, lich fürchterlicher und im ganzen mittäglichen America be» schrien ist. Man nennet silbigen den Paß Guanacas: er liegt unter 2 Gr. 34 Min. nordlicher Breite zwischen popayan und dcr kleinen Stadt la Plata. Man nimmt diesen Weg, um über die östlichen Cordilleras zu kommen, welche, ohne von ihrer Höhe etwas zu verlieren, indem von einer Weite zur andcrn immerfort beschneyete Spitzen angetroffen werden, in ihrer ersten Richtung fort« laufen und sich ohngefähr i^ Meilen weiter nordwärts in der Gegend endigen, wo sich der Cauca - und tTiagdale-nenfluß vereinigen, zwischen denen sie von popapan fort» gehen. Man unternimmt die Reise über selbige zu Gua« nacas nicht anders als mit Furcht und Zittern, besonders wenn man von der Außenseite kommt. Man sucht sein ia« ger so hoch aufzuschlagen als es nur immer möglich ist, oder vielmehr, man lieget in dem Dorfe gleiches Namens, wel» ches an der östlichen oder äußern Seite befindlich ist, stille. Daselbst muß man unumgänglich warten, wenn man aus den schwarzen Wolken, welche sich auf der Höhe gesetzt haben, abnimmt, daß einem das Wetter zuwieder sey. Die Maul, esel. Reise nach Peru. YH esel, deren man sich allemahl bedienet, weil sie sicher ayf den Bcinen und auch stärker sind, haben nicht nur ihren An, theil an den Gefährlichkeiten, fondern sind noch weit grö« ßern unterworfen. Außerdem daß sie gleich den Menschen mir einer durchdringenden Kälte zu streiten haben, werden sie müde und kraftlos. Es ist der ganze Weg mehr als zwo Meilen lang mit Gebeinen von dergleichen daselbst um, gefallenen Thieren dergestalt angefüllet, daß es nicht mög? lich ist nur einmahl seinen Fuß ruhen zu lasien ohne stlbige zu berühren. Ich bin genöthigt worden durch diesen engen Paß meinen Weg zu nehmen, da ich beymeinex Rückreise nach Auropa mich auf dem Magdalenenflus se zu Schiffe und nach Carchagena begeben wollte. Da ich mitten aus den Cordilleras heraus kam, muste ich geschickter seyn die Beschwerlichkeit dieses Weges zu über« stehen, der 4 biß 5 Meilen südwärts einen beschneyeten sehr hohen Berg, namens Cocunucu, der ehemahls ein Volcan war, jetzo aber wirklich verloschen ist, und nord, wärts einen andern ebenfalls mit Schnee bedeckten Berg, nämlich den Huila zur Seite hat. Oben indem Thale zwischen den Bergen ist ein kleiner Teich, dessen Wasser nicht gefroren war; und nicht völlige hundert Klaftern davon an jeder Seite befindet sich auf der einen die Quelle des Cauca, und auf der andern die Quelle detz MaZdalenenfiusses. Ich erblickte einige Ballen Waa« ren, die man längst dem Wege hatte liegen lassen; man wollte sie lieber ein andermahl nachholen, als vier und zwanzig 76 Neist nach Peru. zwattzlg Stunden später aus diesem gefährlichen Paffe komi» m^' Meiner Meynung nach hat man von popayan bis la Plata 19 bis 2a Meilen,- und insgemein rechnet man auch 20 oder 22 Tage auf diese Reise. ^'" Obgleich der Schnee Ursache ist, daß man die Berge nicht über die untere Grenze des Frostes ersteigen kam, so kletterten doch der Herr de la Condamine und ich im Brachmonat 1742/auf den Volcan pichmcha» dieser ist «in anderer Gipfel, der sich weit höher erstreckt, als der erste, hinter welchem er in Ansehung der Stadt (Duito lieget. Wir sahen uns mit Schnee umgeben, welcher uns etliche Tage hindurch alle Wege versperret?, so daß niemand zu uns kommen konnte, und zu. weilen wurden wir genöthiget insgesammt Hand an« zulegen, um zu verhüten, daß er das Zelt unter welchem wir unser iager hatten, nicht einreißen mögte. Weil dieser Schnee noch frisch war und sich etwas eintreten ließ z weil auch die abhängige tage nicht so steil war, und wir nicht gar weit mehr zu steigen hatten; so waren wir im Stande ganz bis zu dem Rande des Volcans hinauf zu klettern, durch dessen verschiedene Entzündungen Omto mehr als zu viel gelitten hat. Die gar zu durchdringende Kälte er« laubte uns nicht über eine halbe Viertelstunde oben zu bleiben. Aus den in Augenschein genommenen Oertern er» kannten wir, daß zwo Hindernisse die starke Wirkung des Volcans auf die Stadl gehemmet hatten; nemllch der dazwischen Reise nach Peru. 75 zwischen liegende felsichte Gipfel, auf welchem wir uns so lange und mit so vieler Beschwerlichkeit aufhielten, und aus» serdem die Mündung des Volcans selbst, welche nach (l)uit0 zu eine aus Felsen bestehende halbe Krone vorstel« let, die dem ausgeworfenen Brennzeuge im Wege gestanden und ihn genöthiget hat insgemein seine Richtung zu verändern. Es war etwas merkwürdiges, daß sich mitt« lerweile, da wir mit dieser Untersuchung beschäfftiget waren, ein anderer Volcan in der östlichen Reihe und gleichsam vor unsern Augen entzündete. Dieß war der Coropari, der seinen Schnee schmelzte und das Andenken seiner vor« mahls angerichteten Verheerungen, die einen sehr merkwür« digen Zeitpunkt in der Geschichte dieser lander ausmachen, erneuerte. Der Herr de la Condamme und ich sind noch ein« mahl über die bestandige und untere Grenze des Schnees den Choujsaloiig oderCorajson de Barionuevo hinaus geklettert, welches ein anderer Berg ist, von dessen Hügeln einer uns einen festen Punkt zu unsern Triangeln gegeben hat. Sein felsichter Theil stellet gleichsam ein Dach von einem Hause vor; und da er eben an dem nordlichen Ende fast ganz von Schnee entblößet war, machten wir uns sol« ches, obwohl mit vieler Beschwerlichkeit zu Nutze) wie wir oben hinaufkamen, fanden wir uns ganz mit Eise bedeckt. Dieser Berg ist nach der von m^r geschehenen geo, metrischenAusrechnung 2476. Klaftern hoch. Das Quecksilber hält sich daselbst in dem Barometer auf 15 Zoll 9 li«< men. 73 Reist nach Peru. nien, etwas mehr als 12 Zolle 3 linien niedriger als am Seestrande. Man hatte nie ein Barometer auf einen so hohen Ort gebracht, und es ist auch sehr wahrscheinlich, daß niemand jemahls dahin gekommen war; denn es muß ein Bewequngsgrund da seyn, um dergleichen Reisen vorzunehmen. Die Begierde nach Reichthümern, welche so viele leute in Peru, gleich wie sonsten überall beschafft!« get, führet sie gar nicht auf so hohe Felsen, sondern treibt dieselben vielmehr an die unten befindlichen Graben durch-zu suchen. Es ist genug, daß die erste läge Schnee, die auf einen Berg gefallen ist, nicht zergehe, damit die andre und dritte um so viel welsiger schmelzen möge. Solchergestalt scheinet es, daß der Schnee allezeit in der Dicke zunehmen müsse, bis er zuletzt seine Abdachung verlieret und sich los» reißet, welches auch überdem durch die Erdbeben geschicht. Man siehet dergleichen Klumpen, die größer als ein Haus sind, herunter rollen, wo sie sich erhalten, ob es gleich weit , unterhalb der Horizontallinie ist, davon wir geredet haben; weil sie sich in der Höhlung eines tiefen Grabens im Schatten befinden. Der Wind bewirft sie mit San« de, der sich daran hänget; sie verlieren ihre Weiße und man bekriegt sich, wenn man sie vor wirkliche Felsen hält, mit denen sie fast einerley härte Haben. Als sich eine dieser Klumpen im Jahr 1759 von dem Coropaxi losgerissen hatte, bestimmete ich etliche Monate nachher einen Theil der Dicke, Reife nach Peru. ?z Dicke, die der Schnee auf dem Berge hatte. Ich maß sie vermittelst eines Micrometers aus, indem ich sie an verschiedenen Orten untersnchte; und ich befand sie von un. gefähr 54 Schuh, ob gleich dieses nicht mehr als ein Theil der ganzen Dicke seyn sollte. Zu Anfange des 174MN Jahres hatte ich Gelegenheit eine andere Dicke, die doch auch nur getheilet war, auszumessen; und ich fand sie 76 Schuhe stark, selbst zu einer Zeit, da sich Ströme von Rauche und Flammen aus dem Berge ergossen. Das dritte Capitel. Anmerkungen oder besondere Betrachtungen über die Beschaffenheit des Erdreichs/ über die Erdbeben, die Volcauc u. s. w. I n den Gebirgen um Quito scheinet wenig Erz zu seyn, ob man gleich ehemahls daselbst Goldkörner gefun« den hat und sie zuweilen noch sinder. Die Oer, ter, daraus man wirklich einen ansehnlichen Vorrath dieses schätzbaren Metalls und wenigstens Goldsiaub bekommt, sind gemeiniglich weit niedriger. Die Cordille- ras haben nordwärts zween Grade von der Mittellinie, beynahe ihre ganze Höhe verloren; sie sind daselbst kaum den vierten Theil so hoch als in der Gegend von Quito. Hernach erheben sie sich auf einmahl bey popayan, wel« l,ches 80 Reise nach Peru. ches llbis y hundert Klaftern HKHer als die See lieget,» ober sie erniedrigen sich von neuem, wiewohl nicht in der östlichen, sondern in der andern an der Südsee liegenden Reihe, welche sick westwärts wendet, und nachdem ein Strich derselben sich nach der Ostseite des Meerbusens von Darien gezogen hat, ihren lauf nach der Meerenge von Panama nimmt, da sie Choco voll dem übrigen südlichen America absondert und hierauf weiter in die Provinz iUe» xico gehet. In diesen westlichen Cordilleras giebt es viel Gold, so wie ln dem östlichen und untersten Theile der einer andern sehr langen Reihe, die sich davon ein wenig südwärts von f)o-payan absondert, und nachdem sie durch Sanra Fc de Bogota und Merida gegangen, sich unweit Caracas an der Nordftc endiget. Da die Goldkörner allezeit in ziemlich niedrigen Oertcrn in Ansehung des übrigen Theils der Cordilleras gefunden werden, so ist man überden« auch nicht eher im Stande dieselben zu entdecken, als bis fast allemahl zwo Schichten unterschiedener Arten von Er« de, darunter sie verborgen liegen, weggeräumet sind. Die erste, welche aus einer gemeinen Erde bestehet, ist drey bis vier, zuweilen auch zehen bis zwölfSchuhe dick. Man trifft darunter oft eine etwas dünnere und gelbliche Schicht an, und noch tiefer findet sich die dritte von violblauer Far. be, ' DerMercurius stund in dem Barometer «u popaya„ auf»» Zoll gleichwie mallen andcrn erhall nenGcgcndcn des heißen Erd, firiches nicht über anderthalb Linien anstragen. Meise nach Peru: .-si be, welche oft drey oder vier Schuhe, bisweilen aber auch nur cinen Zoll dick ist; und eben in dieser dritten ist das Gold damit vermischet. Weiter hinunter verändert die Erde abermahl ihre Farbe, sie wird so schwarz wie aufd«cli 5'lissc lll'mitrll, und woraus dir Franzosen ^oi- ^/i/ei gcmachl haben. Die Armrnicr uc>,ncu cs Itclinuaozm, wclchcs dlc Hermcdert'ul»ft ocs einigen Sohnes bedeutet. U Reise nach Peru. Orte giebt es vortreffliche Wassermelonen; und dle ganze hiesige Gegend ist die fruchbarste in den Cordilleras. In Peru kann man die Erde inwendig bis zu einer ziemlich großen Tiefe besehen, weil da alles mit Graben durchschnitten ist. Man trifft oft einige an, die zweyhun» dert Klaftern breit und sechzig bic achtzig tief sind; ja etli, che sind zweymahl so groß. Verschiedene von ihnen mö> gen wohl durch das Erdbeben entstanden seyn; die meisten aber hat der schnelle Schuß des Wassers gemacht, welches wahrend den Ungewittern auf den Gebirgen alles mit sich fortreißen kann, zu andern Zeiten hingegen sich dermaßen verlieret, daß man oft trockenes Fußes dadurch zu gehen im Stande ist. Zuweilen sind dieSeitcn dieser Graben ganz sink» recht, und wenn man sich die Mühe nimmt bis zu ihrem Ursprünge hinauf zu steigen, so siehet man, daß sie ebenfalls mit einem scheitelrechten Falle sich anfangen, welches zuwei« len aus der Höhe des Erdreichs nicht zu vermuthen war. Ost gehet man auf einem grün bewachsenen nur gar wenig abhängigen Boden; und ehe sich es einer versiehet, ist er HN dem Rande einer gähen Tiefe. Man darf sich nur einen Oet aussuchen, um in der. gleichen große Flußbetten, darin immer nur wenig Waffer befindlich ist, hinabzusteigen, so kann man alle Eigenschaf« ten der verschiedenen Schichten der Erde untersuchen. Es zeigen sich darin gar keine Spuren von den großen Ueber» schwemmungen, die in allen andern Weltgegenden so häufi. ge Merkmahle hinterlassen haben. Ich habe mir die grö, ßeste Mühe gegeben, um nur etwan eine Muschelschale zu ent- Meise nach Peru. 89 entdecken, aber allezeit vergebens. Vermuthlich find bis peruanischen Gebirge gar zu hoch. Der schwarze Sand, welchen der Magnet an sich ziehet, findet sich hier in großer Menge; und man kann wahrnehmen, daß die Schichten welche man darin siehet, und bey denen die Mischung der Farben sehr unterschieden ist, keinesweges von einem oft« mahligen Anfiusse herrühren, sondern vielmehr durch die Ausbreitung des von den Volcanen ausgeworfenen Brenn« zeuges entstanden sind; fast alles ist dasilbst dem Ansehen nach ein Werk des Feuers. Einige dieser Berge bestehen bis zu einer ziemlichen Tiefe aus nichts anders, als Schlacken, Bimssteinen und Stücken verbrannter Steine von ver. schiedener Größe; und alles dieses liegt zuweilen unter einer tage gemeiner Erde verdeckt, die Gras und wohl gar Bäume traget. Diesen Stoff sindct man in Schichten über einander, deren Dicke nicht allemahl gleich ist und immer abnimmt, so wie man sich von dem Berge weiter entfer« net. Bald sind sie einen Schuh, bald einen halben Zoll dick, und vier oder fünf Meilen weit verlieret man sie nicht aus dem Gesichte, außer wenn man öfters in die Nähe eines andern Volcans kommt, bey welchem man fast eben solche Wirkungen, wie bey dem ersten, zu entdecken ansänget. Alle diese Anmerkungen machte ich vornehmlich am Fuße des Coropaxi, welcher völlig die Gestalt eines abgekürzten Kegels bekommen hat, weil sein Gipfel fortgerissen ist. Der untere Theil dieses Volcans ist ganz rund geworden und hat eine regelmäßige Gestalt von allem dem aus« F 5 gewor« 92 Reise nach Peru. geworfenen Stosse bekommen, der nicht mit genugsam^ Macht fortgetrieben worden oder zu leicht gewesen ist, als daß er in eine große Bewegung hätte gcsehet werden können. Ich habe oben gesagt, daß die felsichten Pyramiden, die sich oben fast auf allen Bergen besinden, vielleicht nicht anders als durch die plötzliche Einstürzung der Erde oder deren unvermerkten Fall zum Vorschein gekom» men sind. Aber es ist sehr wahrscheinlich, daß es mit verschiedenen und vielleicht mit dem pichinchä s'lbst, von dem damahls die Rede war, ganz anders zugegangen sey. Es ist gar wohl möglich, daß dcr durchgcbrannte und schwär» ze Fels, darin viele solche Theile, die das mit dem Magnet bestrichene Eisen an sich ziehet, enthalten sind, durch die Kraft eines unterirdischen Feuers in die Höhe gehoben worden. Dies Feuer ist hernach an andern Orcen ausgebrochen und zu ohnmächtig gewesen den ganzen Fels aufwärts zu treiben. Daß ich wieder auf den Cotopari komme , so siehet man am Fuße desselben ganze Schichten ausgebrannter und in sehr kleine Stücken verwandelter Steine, welche fünf bis sechs Mannslangen dicke sind. Die dickeste von diesen tagen ist die oberste, und ich bin versichert, daß sich dieselbe sehr weit erstrecket und unter dem guten ian. de, welches vielleicht seinem Ursprünge nach nichts anders als Asche war, verbirgst. Ich sollte fast glauben, daß man die aus calcinirten Steinen bestehende obere iage der entsetzlichen Entzündung, deren alle Geschichtschreiberge« denken, Reise nach Peru." yi denken, und die sich um den Anfang des I533sten Jahres, nach dem Tode des Atahualpa, Königs von (Quito, be» geben hat, zuschreiben muffe. Wir alle haben davon mit größestem Erstaunen andere eben so außerordentliche Spuren wahrgenommen und Steine gesehen, die über acht bis neun Schuhe im Durchmesser hatten und weiter als drey Meilen fortgetrieben waren. Viele unter denselben zeigen durch die Striche, auf welchen sie auf der Erde fortgeschleifet sind, noch den Volcan an, der sie ausgeworfen hat. Diese großen Steine sind gar nicht so wie diejenigen verbrannt, womit der Fuß des Berges bedecket ist, und sie können nicht anders als durch die erste Gewalt der Entzündung so weit getrieben seyn. Mall wird also, wie es scheinet, keine dergleichen Wirkung zu befürchten haben, so lange der Volcan seine jchige dem Ansehen nach 5 bis 6oo Klaftern breite Mündung behalt. Die Indianer meyneten, dieser Zufall wäre ihnen vorher verkündigt worden, und sahen ihn als den unglücklichen Augenblick an, da es ihnen nichts mehr helfen konnte sich gegen Ausländer zu wehren, welche sie unter das Ioch bringen sollten, und welche in ihrer Eroberung schon sehr weit gekommen waren. Pedro Ciessa de Leon, Garcilasso Herrera u. alle andere Geschichtschreiber thun davon Erweh. nung. Sie schreiben diesi Weißagungen zum Theil demHua« yana Capac, dem zwölften und letzten Kayser, des Ara^ hualpa Vater zu, und nennen den Berg den Volcan von LatacunZa, welcher 5 bis 6 Meilen davon licgr. Wenn H5 Reise nach Peru. Wenn man die Anzahl seiner verschiedenen Entzündungen nach der Menge der verschiedenen am Fuße desselben befindlichen Schichten ausgebrannter Steine bestimmen woll« te, ohne einmahl die untersten Schichten, welche zerstreuet und durch einander geworfen sind, mit zu rechnen, so würde diese Entzündung wenigstens die zwanzigste seyn« Allein dem Ansehen nach ist der bey einem jeden Ausbruche herausgekommene Stoff nicht von einerley Art und Farbe gewesen und die verschiedenen Gattungen desselben sind nach und nach, so wie sie in dem Schooße des Berges in einer verschiedenen Ordnung lagen, ausgeworfen worden Indessen darf man nicht zweifeln, daß sich der Berg zu meh, rern mahlen entzündet habe, und es ist gewiß,daß die im Jahr !533- geschehene Entzündung nicht allein allenStoff, den man am Fuße des Volcans siehet, hat hervorbringen können. Wä« ren die unterschiedenen lagen alle zu gleicher Zeit herausgeworfen, so hätten die Wohnplatze, welche die Indianer in den umliegenden Gegenden hin und wieder hatten, und de« ren einige noch wirklich stehen, ganz und gar verstöret wer. den müssen. Aber was für einen Zeitpunkt soll man den unter den andern liegenden zerstreueten Schichten bestimmen? Diese haben vormahls eben so als diejenigen, welche noch jeho in ihrem ersten Zustande sind, parallel gelegen; allein die Natur, welche, daß ich so reden mag, ihre Ge« wohnheit langsam zu wirken vergaß, sitzte diesen ganzen Theil der Cordilleras auf einmahl in die heftigste Bewe, ' gung. Reist nach Peru. Hz gung. Ich habe diese zerrissene tagen in der Gegend elnes Ortes namens Tiupulu über vier Meilen vom Volcan be« merkec,und man findet sie zuweilen über 40 Schuhe tief: eS hat gewiß cine erstaunliche Erschütterung dazu gehöret, diesel« ben zu zerreißen und über einander zu werfen, folglich sie in den Zustand zu setzen, worin sie sich jeho besinden. Vermuthlich ist in eben so alten Zeiten oder vielleicht noch vor der Bewohnung des iandes der Klumpen von Bl'mssieinen ohngefähr sieben Meilen südwärts vom Co« topaxi entstanden. Man findet sonst die Bimssteine auf den Bergen nur in einer gewissen Größe und bloß in zerbrochenen Stücken. Aber in dieser Gegend der Cordil« leras, auf welchen unser zehnter Triangel stoßt, giebt es in einem Raume, der mehr als eine Meile im Gevierte aubtragt, und dessen Tiefe man nicht weiß, ganze Felsen von der Art, und parallel laufende iagen Steine, die fünf bis sechs Schuhe dicke sind. Man stelle sich vor, was für ein Feuer nöthig gewesen sty diesen gewaltigen Klumpen in den Fluß zu bringen, und zwar auf einmahl und an dem Orte selbst worin er sich befindet. Dcnn es ist leicht zu er» fthen, daß er nicht aus seiner Ordnung gebracht worden, und daß er an eben dem Orte, wo er zerflossen war, auch wieder kalt geworden sey. Man hat sich in den umliegew den Gegenden die Nähe dieses so überaus großen Stein« bruches zu Nutze gemacht. Denn die kleine Stadt Lara« eunga, welche artige Häuser hat, ist seit dem Erdbeben, dadurch 94 Mise nach Peru. dadurck sie im Jahr »693 zerstöret ward, ganz voll Stei. nen, die man von hier geholet hat, wieder aufgebauet worden. Die letzte Entzündung des Cowpari, die sich 1742. und in unserer Gegenwart begab, hat sollst keinen Scha« den a!s durch den geschmolzenen Schnee verursachet. Ob sie gleich an der Seite gegen die Mitte des allezeit beschneye« ten Theils eine neue Oeffnung machte, so schlug doch indessen die Flamme beständig oben zu dem abgekürzten Kegel heraus Es waren in demselben Jahre zwo plötzliche Ueber-schwemmungen: die eine den Insten des Brachmonats, und die andere den 9tcn des Christmonats; diese aber war ungleich größer. Man muß gleich anfangs anmerken, daß das Waffer wenigstens 7 bis 8 hundert Klaftern hoch her« unter schoß. In seiner ersten Wut warf es den Posten, der unS bey unserm sechsten und siebenten Triangel zum Standplätze gedienet harte, ganzlich nieder. Seine Wellen erhoben sich auf den Feldern über 6o Schuhe, und an ei» nigen Orten stieg es über 120. Daß ich der unendlichen Menge Vieh nicht gedenke, die es mit sich wegführete, so riß es 5 bis 6c.o Häuser nieder und 8 bis 900 Menschen kamen dadurch ums leben. Alles dieses Waffer muste 17 oder 13 Meilen nach der Südseite der Cordilleras laufen oder vielmehr wüten, ehe es an dem Fuße des Tongu-ragua abstießen konnte; und es brauchte nicht mehr als drey Stnnden um so weit zu kommen. Hieraus kann man sich einen Begriff von seiner mittlern Geschwindigkeit ma? (,. .- chen, Reise nach Peru. . 95 chen, d. i. vol, derjenigen, welche zwischen der erstaunli« chen Geschwindigkeit, dices anfangs hatte, und seinem nachmahligen nicht so schnellen iaufe gleichsam die Mittel' straffe halt. Aber wenn man davon nach den verschiedenen Wirkungen, die es drey oder vier Meilen von dem Berge hervorgebracht hat, urtheilet, so muste es daselbst noch in einer Secunde 42 oder 50 Schuhe durchlaufen. Es hatte daselbst sehr schwere Steine, die »o bis 12 Schuhe im Durch« messer hatten, von der Stelle gerückt und sie 14 bis 1,5 Klaftern weit auf einem fast horizontalen Erdreiche ftrtge« führet. Zu Ouito bildete sich jedermann ein, daß das Was, ser von innen aus dem Berge käme; und man war um so vielmehr geneigt dieses zu glauben, da fast durchgehende in diesen tändcrn das Wort Volcan in sehr weitläuftigem Verstande genommen wird. Man meynet es gebe zweyer« ley einander ganz entgegen gesetzte Arten desselben, nämlich Feuer - und Wasser« Volcane. In der That ist es nichts unmögliches, daß sich in den Höhlungen, die zuweilen 0« ben in den Bergen sind eine große Menge Waffer sammle. Dieses Wasser kann durch die Ausdünstungen des weiter unten befindlichen Gewässers unterhalten werden, wie es bey« nahe auf diese Art der Herr Descartes erklärete. Thut es die Sonnenhitze nicht, so wird doch die Nähe des unterirdischen Feuers die Ausdünstung sehr stark machen; und wann sich das Wasser oben in genügsamer Menge gesammlet hat, so wird man sich so sehr nicht wundern, daß dasselbe zuweilen 96 Reise nach Peru. weilen dlese Mauren oder Wände, darin es eingeschlossen war umreißet und sich auf einmahl über das iand ergießet. " Aber einen solchenBegriffmachte man sich davon in Ansehung des Cotopaxi nicht. Zum Beweise, daß das Wasser in dem von dem Gipfel des Berges gebildeten Becken kochte und durch die allzu heftige Aufwallung übergelaufen wäre, führte man das Exempel der unten ertrunkenen ieichname an, die fasi alle die Wirkung des siedenden Wassers empfunden zu haben schienen. Dadurch, daß ich mich selbst auf die Stelle verfügte, erhielt ich in vielen Stücken ein nöthiges iicht. Einige glaubwürdige Zeugen, die sich zu ihrem Glücke nur an dem Ufer der Wasserstuth befunden hatten, versicherten mich, daß das Wasser gar nicht heiß gewesen wäre. Sie hatten ein entzündetes ölichtes Wesen auf dem Waffer schwimmen und immer voran treiben gesehen, welches die beyden ieich. namen angemerkte Wirkung verursachet haben sollte. Man erzählte es mir auch als eine Gewißheit, daß, da man das große Getöse, welches vermuthlich der erste Fall verursachte vernommen hatte, der Gipfel deö Berges in den Wolken verhüllet gewesen sey. Hiedurch wurden die Nachrichten der« jenigen völlig wiederlegt, welche sagten, daß sie gleichsam einen Strom sich über den Rand des Volkans stürzen gesehen hätten, fast eben so wie man etwas stüßiges aus einem auf Hie Seite geneigten Gefäße laufen siehet. Es schien mir endlich, da ich die Größe des unter Wasser gesetzten Raume und Reise nach Peru. O> und alle andere Umstände bettachtete, daß eine kleine Menqe Wasser alles dieses Unglück halte verursachen können Die Ueberschwemmung daurete an vielen Oertern nicht eine V:?r-telminute. Sie ward durch ein betäubendes Geräusche angekündiget, und die teute warneten sich wechselbweise einander vor der Gefahr; aber viele giengeu derselben entgegen, anstatt daß sie auf die in der Nahe liegend?« Höhen hatten fiiehen sollen. Das Wasser verschwand, in ein.in Augenblicke, und ohne die traurigen Merkmahle, welch: es von seinem Durchflüsse zurücke ließ, würde man die Begebenheit für einen Traum gehalten haben. Ich muth-maße, daß der Schnee um die Höhe des VolcanS schon lange zu schmelzen angefangen hatte. Der unten befindliche hingegen, welcher viel weiter vom Feuer entfernet war, behielte seine Harte, und machte nebst dem stach abhängenden Theile des Berges gleichsam einen Kessel, worin sich das Schneewasser sammlete. Aber da die Zerschmelzung immer starker ward, vermehrte sich das Gewicht gar zu be-lrachtlich; das Wasser muste herunter schießen, und man sahe zugleich große noch rauchende Klumpen Schnee, die es mit sich fortriß und die, ohngeachtet sie in Stücken zer> fallen waren, noch über »5 oder 20 Schuhe im Durchmesser hatten. Die Umstände waren fast eben so, als die kleine Stadt Latacunga und verschiedene Flecken oder Dörfer bis Ambaro, die gegen den dritten Theil unserer Mit« tayslinie liegen, d»rch ein erschreckliches Erdbeben üb-r den G Hausen 98 Reist nach Peru. Haufen geworfen wurden. Ein sehr hoher fast an den Chimborasso stoßender Berg stürzte um, gleichwie auch noch andere nicht so hohe thaten, die in derselben linie la< gen, und deren Schutt uns zu Enichtung unserer Triangel gedienet hat. Das Wasser kam daraus in so großer Menge hervor, daß dadurch in dcn umlicgcndenGegendcn eine heftige Ueberschwemmung entstand, wenn man anders die herabgeschossene Erde also nennen kann, welche durchwäffert und zu Schlamme geworden war, jedoch zu einem Schlamme, der flüßig genug war, um in Gestalt ordentlicher Bäche und Flüsse, davon man noch verschiedentliche Spuren wahr« nimmt, fortzulaufen. Cargavirafso, der höchste unter al zen diesen Bergen, hat jeho nur eine mäßige Höhe. An» dere stürzten zum Theil ein, so daß eine Halste herunter fiel, und die andere mit einer Abdachung stehen blieb, wo« durch der Berg auf der Seite, wo er eingefallen ist, unzugänglich wird. Ich stieg aus Neugierigkeit auf einen von diesen Bergen, namens pugnalic, an dessen Fuße wir ein Zeichen hatten. Ich fand daselbst unendlich viele und verschiedene Risse, welche mich nöthigten mit großer Vorsicht zu gehen, und es schien mir, daß die Erde daselbst ü« beraus leicht wäre. Nachdem der Cargavirasso seine Höhe verlohren, so hat er die Gestalt eines sehr platten Afterkegels angenommen, und er muß, sehr viele Salze in sich haben, welche den Frost befördern. Ob er gleich die Horizontallinle, welche durch die untere Grenze des Schnees auf den andern Gebirgen gehet, noch bey. weirem nicht erreichet, Reise nach Peru. ' H> reichet, so ist doch sein Gipfel beständig' beschneyet. A allein macht eine merkwürdige Ausnahme hierin. Man sahe ganze Felder, die mit Bäumen bepflanzt waren, sich losreißen und einige Meilen weiter gehen. Das Unglück der Stadt Latacunga war vornehmlich überaus groß. Ganze Familien wnrden unter einem Dache begraben, uno man fand nirgends ein Haus, wo man nicht den Tod eines Menschen beklagte. Diese erschreckliche Begebenheit ereignete sich den 2^sten des Brachmonats 1698. um l Uhr nach Mitternacht, und fast aller Schade geschahe durch dl> erste Erschütterung. 5 Man wird sich nicht verwundern, daß die Sterndeut lerkunsi sich in Peru unterstanden hat die Erdbeben untz die Entzündungen der fcuerspeyendcn Berge vorherzüscheni Man behält eine Neigung zu dieser eiteln-Wissenschaft iij allen den ländern, wo die wahren Wissenschaften erst zu einer geringen Vollkommenheit gelanget sind. Ein iieb? Haber derselben, welcher die Anwartschaft auf die Stellt eines tehrers der mathematischen Wissenschaften auf der U? niversitat zu Lima hatte, stellte im Jahr «729. ein Werkj unter dem Titel einer astronomischen Nhr derErdbe? ben an das iicht. Er begnügte sich damahls nur die un< glücklichen Stunden anzuzeigen, in welchen man dieselben zu befürchten hätte. Im Jahr 1734 gab er ein anderes Buch heraus, und theilte darin der Welt den traurigen Zeillauf mit, aus welchem man die solchen Unglücksfällen unterworfene Jahre erkennen sollte. Er trug kein Beden« G 2 ken loo Reise nach Peru ken darin vorzugeben, daß, wenn im Jahr,729; selne astronomische Uhr schon durch hundert drey und vierzig Beob» achtungen bekräftiget wäre, er «73; noch s^benzig andere gesammlct hatte, welche damit gleichfalls zutrafen. Man hat schon vorlängst angemerkt, daß die an der See liegende Plähe diesen erschrecklichen Naturbegebenheitcn weit mehr ausgesetzt sind, als diejenigen, welche weit in das land hin» ein liegen. Man werfe nur die Augen auf alle Oerter der alten Welt, wo feuerspeyende Berge smd; so wird man fast allezeit sehen, daß dieselben auf Inseln oder an dem Ufer des Meeres liegen. Die Alpen z. E. sind den Erdbeben nicht unterworfen, sondern nur die Theile von Italien die sich am weitesten in das mittelländische Meer erstrecken, befinden sich in den Umstanden. In America hat es damit eben dieBewandtniß' Es kann zuweilen geschehen, daß die Menge des Brennzeuges, der in der Erde verborgen ist, weiter nichts braucht, als daß sich das Waster da, mit vermische, um Feuer zu fangen. Nun aber wenn das Meer sich höher aufschwellet, es sey durch die Wirkung der Ebbe und Flut, oder weil es bloß von den Winden getrieben wird; so kann das Wasser in verschiedene unterirdische Canale über die Dämme, die es aufhielten, laufen und an vielen Oertern eindringen, wohin es sonst nicht gekom« men seyn würde. Es folgt daraus augenscheinlich, daß alle Umstän. de der Bewegung des Monds, welche merkliche Wirkungen in Ansehung der Ebbe und Flut hervorbringen, solch« auch Reist nach Peru' ioi auch im Betracht der Erdbeben, ja gar der Entzündung der feuerspeyenden Berge verursachen können. Also würde ein Sterndeuter, indem er bestandig von dem Drachenkopfund Drachenjchwanze des Mondes, von dem Abstände dieses Planeten von der Sonne, von seiner läge in Verhältniß zu dem weitesten oder nächsten Punkte seiner Entfernung von der Erde redet, und alles dieses auf eine ganz unbestimmte Weise, gluchwie er allezeit gewohnt ist, vorträgt, von ungefähr viele Sachen erwehnen, welche in diesen besondern Umstanden nicht schlechterdings ungereimt seyn dürften. Allein dem sey wie ihm wolle, so habe ich geglaubt, daß die Sache eine Erörterung verdiente. Ich will mit wem-gen Worten Rechenschaft von den aus meinen Anmerkungen fließenden Folgen geben, welche ganz natürlicher Weise in diesen Nachrichten eine Stelle behaupten können. Die große Anzahl besonderer Ursachen, die zu die« sen erschrecklichen Begebenheiten etwas beytragen, machet vielleicht, daß die Vereinigung verschiedener von denensel« ben oft dasjenige ersehet, was auf Seiten Verändern man» gelt; aber dadurch muß der bestimmte Augenblick und die eigentliche Zeit der Wirkung nur noch ungewisser werden. Vielleicht hat die Sonnenhitze auch einigen Theil daran: wir sehen wenigstens, daß sie die Entzündung des Stoffes befördert, den man in der Schmelzkunst zuweilen unterem« ander wirft; und man kann sich darin die Entzündung der Volcane vorstellen. Die Sradt Lima ist dreymahl ver« wüstet worden: das erste mahl im Jahr »536, und die bey, Gz den w2 Reise nach Peru. den andern in! Jahr 1657 und 1746. Das erste mahl ereignete s,ch das Unglück den ytcn des Heumonats, und die bey-hen andern den lyten und 28sten des Weinmonats, nachdem die Fluten zur Zeit der Tag-und Nachtgleiche in die untcrir» ßischen Höhlungen eine große Menge Wassers hatten führen können, und da die Sonne bey ihrer Fortrückung in die tudliche Halbkugel dasselbe schon heißer zu machen anfieng. Es sind noch drey andere Erdbeben sehr stark gewesen: das vom i?ien des Brachmonats im Jahr 1676, welches bey unserer Anmerkung nicht zum Exempel angeführt werden k unter« Reise nach Peru- ioz unterirdischen Klüfte mit einander haben, kann auch elne Ur« fache seyn, daß die Wirkung der Ebbe und Flut sich sehr weiterstrecket. Unter den verschiedenen Erdbeben, die ich empfunden habe, war cms der heftigsten, welches in der "Gegend um Latacunga einige Häuser umstürzte und viele leute tödtete. Man sahe zu gleicher Zeit, wiewohl nicht in einer Stunde / auf einem nahegelegenen Berge, von unten aus einem See mittem durch das Wasser eine Flamme hervorkommen. Dies geschahe zu Ende des I7z6sten Jahres und zu Anfange des ChristmonalS. Ich habe noch andere dergleichen Anmerkungen: und wenn man alles er« weget, so kommt mir es vor, indem ich die Sache nur sö wie sie sich zugetragen hat, ansehe, daß, wenn man in Peru zu allen Zeiten diesen traurigen Naturbegebenheiten ausgesetzet ist, man ihnen doch noch etwas mehr in den letzten Monaten des Jahres unterworfen sey. Der Schriftsteller, dessen wir gedacht haben, versichert, daß es schlechterdings keil« andere gefährliche Zelt gäbe, als die sechs Stunden und etliche Minuten, bieder Mond gebraucht aus dem zten Stundenkreise in den 9ten zu laufen. Und dies ist gerade die Zeit der Ebbe: denn es ist fast an allen Küsten des südlichen America in der Südsee hohes Wasser, wenn der Mond durch den zten Stundenkreis gehet. Aber man untersuche nur, wie vlele verschiedene Umstände nicht nothwendig zusammen treffen müsten,wenn die Regel unsers Schriftstellers richtig befunden werden sollte.Es müste nämlich die Entzündung immer G 4 auf io4 R"^ nach Peru. Mfemer Stelle geschehen; das Wasser nüste allezeit einen ia»'s nehmen und beständig mit gleicher Geschwindigkeit durchl'n'chen; es müste endlich der vermischte Brennzeug .imm^ gleich viele Zeit zu seiner Entzündung erfordern. ^Weun nun alle diese Umstände nicht allemahl zugleich statt fmdcn sollen, so muß man noch weniger eine genaue Erse, .Hunq ihres Abganges vermuchcn können. Also begab sich auch c as Erdbeben im Jahr 1746, wodurch Lima ganzlich zerstöret wurde, wie der Mond, anstatt aus dem zten Stun» deinre^ in den Ztcn zu laufen, vielmehr seinen lauf aus dem yten in den zccn nahm. Der traurige Zeilpunkt ist nicht wenl'ger unrichtig befunden worden. Der Schrift» stcller behauptete, man hatte sich sonst nicht zu fürchten, als wenn die Knoten des Mondes sich in den schädlichen Zeichen des Scorpions oder des Wassermanns befanden; d: sie doch damahls ill den Zeichen der Jungfrau und der F^che. waren. Es gehet fast keine Woche hm, da man in Peru nicht einige leichte Stöße von dem Erdbeben verspüret; ist es nicht an dem einen Orte, so ist es an dem andern. Die wenigste Zeit hat man daraufAchl; keiner giebt sich die Mühe dieselben in ei» yemordentlichenTager'gisteranzumerken. Ein Sterndeuter Hat demnach völlige Freyheit sich groß damit zu machen, daß «ine Muthmaßungen allemahl mit den Beobachtungen ein, getroffen sind. Er hat sich vor nichts als allein vor denenjeni» gen Erdbeben zu fürchten, die schlimme Folgen haben. Aber zy gutem Glücke sind dieselben etwas seltenes; und über° ^« ' . , Haupt Reift nach Peru. 1^5 Haupt können sie sich so wohl zu der einen als zu der andern Zeit begeben. Man gebraucht, wie leicht zu erachten ist, immer die kluge Vorsicht seine Prophezeyungen nicht ix gar zu enge Schranken einzuschließen; und außerdem muß die vermeynte Regel sich wenigstens zu einigelt vorherge« gangenen Fällen, als worauf man sie gebauet hat, reimen. Endlich aber wenn man ordentlich hatte verfahren und entdecken wollen, ob wirklich ein so genannter trauriger Zeitlauf vorhanden sey, so hätte man einen andern Weg erwählen müssen. Man hatte mit der Untersuchung der gemeinsten Fälle anfangen und, wie mich daucht, die Ent» zündungen der Volcane zum ersten Gegenstande der Beobachtungen machen müssen. Die Erdbeben zeigen uns in der That, wenn von ihrer Wiederkunft die Rede ist, Begebenheiten, worin mancherley Umstände unter einander vermenget sind. Sie können bloß deswegen, weil die Er« de zusammen hangt, durch diejelbe dringen, ob man gleich von dem Punkte, der gerade über dem Orte der Entzündung liegt, weit entfernet ist. Man spüret an einem jeden Orte alle die Erschütterungen, die rund herum in einer gewissen Weite geschehen, und man weiß nicht, welchen Ort sie ins besondere angehen ; dahingegen geben die Vol» cane mehr bestimmtere Punkte in jedem lande, und folg« lich Beobachtungen an die Hand , die nicht so sehr zweifelhaft sind. Man nimmt in der Wiederkunst der Entzündung nichts ordentliches wahr. Es muß also eineglei« 5 G5 che io6 Reise nach Peru. che Bewandtniß mit den Erdbeben haben, welche aus der eben angeführten Ursache noch weniger einer gewissen Regel unterworfen seyn können, weil überhaupt zu reden es dabey in Betracht eines jeden Orts auf eine große Anzahl zufälli. ger Umstände ankommt. Das Regenwasser bringt ohne Zweifel sehr oft eben die Wirkungen als das Seewasser her» vor, und man muß auch in Erwegung ziehen, daß es in den letzten Monaten des Jahres in allen iandern , wovon Grad nordwärts ncigete. Ich sage ohngefähr; denn da ich drey Nadeln von unterschiedener lange hatte schmieden lassen, konnte ich es doch nicht dahin bringen, daß dieselben ganz genau einerley Neigung hatten. Zu gleicher Zeit befand sich die Abweichung 8- Grad gegen Nordosten. Eben so groß war sie das folgende Jahr im Heumonat zu laplära; und vier Monate drauf fand ich sie zu St. Martha 6 Gr. 35 Min. allezeit gegen Nordosten. Es war nöthig sie unterwegens zu beobachten weil dieselbe verschiedenen Unrichtigkeiten unterworfen war. Ost traf ich große Stücke Felsen an, die auf der Erde zerstreuet lagen. Diese Felsen waren auswendig schwarz; sie schienen tNompox, einHaselt,wo ein st.irkcrHandel getrieben wird, an del» westlichen User des Magdalenenfiuss'es 9 19 4 15 Tamalameque, eine kleine Stadt an dem östlichen User des Flusses ungefähr K^Mci, !e südwärts von Mompox und «3 Malen ostwärts. Laporquera, ein Flecken an den. West« lichen Ufer des Magdalcnenflusscs/ z Mci« k'n von dessen Ausflüsse. ^ 59 3 58 Reist nach Peru. «7 schienen die Wirkung des FcuerS empfunden zu haben, und ich sollte fast glauben, daß sie durch die Entzündung einiger Volcane Hieher geworfen wärm. Ich kann sie nicht besser vergleichen, als mit großen Klumpen Thon, die in der Sonne geborsten und Rihen bekommen haben und nachher zu Steine geworden sind. In dksen Gegenden hatte der Magnet ganz unterschiedene Abweichungen, man durste nur fünf oder sechs Schritte thun, so sahe man schon, wie die Magnetnadel ihre Richtung, und zuweilen über zo Grade veränderte. Man findet dergleichen Steine an verschiedenen Orten. Es giebt aber einige um den dritten Theil des Weges von la Plata nach Honda, un« gefahr 3 Meilen unterhalb eines kleinen Dorfes namens Bacche, die schr merkwürdig sind. Es sind ihrer zween, und die äußere Seite des grösi^n ist ohngefähr2<^ Fuß lang und li hoch. Er ist sehr eben; er hat gar keinen Riß bekommen ; und man sicher allerhand Zeichen und viele Figu» ren darin gegraben. Es finden sich in weiter entlegenen, höheren und den Cordilleras näheren Geqenden noch mehr solche Steine, worin gleichfalls ecwas gegraben ist. Allein ich habe s,e nicht gesehen; da ich hingegen dcn andern abgezeichnet habe. Man nennet sie dort zu lande, wiewohl ganz unrecht, gemahlte Steine (pieclra8 z,mw6a«.) Viel« leicht sollen alle diese Figuren und Zeichen eine Inschrift vorstellen, und durch Bilderschriften die Zeit und die Umstände von dcr Entzündung dcr Volcane oder von einer an« dern Begebenheit, als etwa von cincy! außerordentlichen HZ ' Auf« uz Reise nach Peru. Aufschwellen des Flusses anzeigen. Mir scheinen diese Steine wenigstens ein Werk zu seyn, das mit Fleiß unter« nommen und mit vieler Geduld vollführet worden ist. Die Figuren sind aufs mindeste 2^ Zoll tief hinein gegraben. Die Eigenschaft, welche alle diese große Stücken Felsen ha« ben so stark auf den Compaß zu wirken, zeigen, daß darin einisse Eifentheilchen enthalten sind. Diese Theilchen sind aber sehr versteckt: das inwendige der Steine ist weiß von Farbe und bestehet überdem aus sehr feinem Grieß. Ich will mich, da von dem Magnet die Rede ist, die» ftr Gelegenheit bedienen einige Hieher einschlagende Erfahr rungen, womit ich mich auf meiner Rückreise sehr beschaff« tiget habe, mitzutheilen. Ee war die Frage von einer Na« turbegebenheit, welche nur einmahl zu untersuchen ich nicht für genug hielte, sondern welche viele nach einander an ver« schiedenen bald mehr bald weniger von der Mittellinie entfernten Oertern angestellte Beobachtungen erforderte. Es war mir nicht um eine Untersuchung zn thun, ob in dem Magnete die der Nadel die Richtung gebende und die an, ziehende Kraft unterschiedene oder trennbare Eigenschaften sind. Aus vielen Erfahrungen weiß man gewiß, daß un» sere Magnetnadeln sich nur darum nach den magnetischen Polen der Erde richten, weil ihre beyden Enden davon an, gezogen werden. Mir war aber bekannt, daß verschiede« ne behaupteten, es wäre einer von den Erdpolen weit star« ker als der andre; und ich konnte keinen bessern Ort auf der Welt als Ouiw wählen, um an der Entscheidung die-, ser Reise nach Peru. ny ser Frage zu arbeiten. Ich ließ mir zu dem Ende eine lange Nadel von Kupfer machen, welche wie eineMagnetna« del schwebete. An dem eincn Ende ließ ich eine kleine in die Höhe stehende Spitze anlöten. Ich stellete diese Nadel wasscrrccht auf einen Zapfen, und setzte aufdie kleine Spitze, von der ich eben geredet habe und welche vertical war, eine gemeine Magnetnadel; ich richtete es auch durch ein kleines Gegengewicht so ein, daß alles genau im Gleichgewichte stund und sich frey herum drehen konnte. Es ist äugen« scheinlich,daß wenu einer von den magnctischenErdpolen mehr Kraft wie dcr andre, und daß, wenn z. E. der Nordpol cine größere hat, nothwendig eine zweyfache Wirkung erfol» gen müsse. Die Magnetnadel muß nicht nur ihre gewöhnli» che Richtung annehmen, sondern, da sie durch den Nord« pol der Erde weit starker angezogen wird, so wird sie auch der küpfernen Nadel nach und nach eine Bewegung mittheilen ; und cs wird alles, indem es nach Norden fort« rücket, sich auf der magnetischen Mittagslmie setzen; so daß beyde Nadeln eine gerade iinie machen werden. Wie nun alles veranstaltet war, si machte ich zu (Quito nicht ein- sondern zwanzig bis dreyßig mahl damit einen Versuch, und ich brauchte hierbcy eine um so viel größere Vorsicht, da ich von der Meynung eingenommen war, die ich mir vorsetzte zu erweisen oder zu bestättigen. Aber ich mogte es auch anfangen wie ich wollte, so kam die küpfeme Nadel durch die andre in keine Bewegung, und blieb alle« H 4 zeit 120 Reise nach Peril- zoit m der Stellung, worin ich sie ließ. Ich konnte son st auch den Grund ihrer Unbewcglichkcit nicht darin suchen, das; sich die kupferne Nadel an dem Zapfen riebe; denn da ich beyde Nadeln an einander befestigte, nahmen sie ganz geschwinde diejem'geRichtunq, welche ihncnder Magnet gab. Zuweilen setzte ich die küpferne auch durch einen Ruck in Bewegung, da inzwischen die andre vollkommen frcy war; allein die erstere blieb immer ohne Unterscheid in jeder Richtung stehen. Ich wüste also nothwendig schließen, daß die beyden magnetischen Erdpole, welche vermuthlich selbst aus der Vermischung verschiedener anderer entspringen, auf eine merkliche Weise einerley Kraft haben. Unsere gemeinen Magnetnadeln werden, wenn sie eine gewisse Richtung annehmen, durch diese Kraft gelenket; und in der iange können sie nicht weiter vorwärts rücken, weil sie in ihrem Mittelpunkte zu. rück gehalten werden. Weil aber diejenige, deren ich mich bey meinen Versuchen bediente, sich auf alle Weise bewe. gen konnte und dem ohngeachtet weder nord-noch südwärts rückte, so war es ein unumstößlicher Beweis,daß da s eineEn» de derßlben keine größere Neigung nach dem einen Pole, als das andere Ende nach dem entgegen gesetzten Pole hatte. Nachdem die Gleichheit zwischen der überhaupt betrachteten Kraft, obwohl wieder mein Vermuthen fest gcstellet war, so muste ich noch die sich nach einer gewissen Verhältniß richtende Kraft untersuchen, nämlich diejenige, welche man von dem Pole empsindet, davon man sich entfernet, und die von dem andern Pole herrührende, welche H 5 zu- Reise nach Peru. 12: zunehmen muß, so wie man sich demselben nähert. Dieses konnte ich mit leichter Mühe auf meiner Zurückreise wahrnehmen, indem ich die Beobachtung an solchen Oertem wiederholete, die in einer ungleichen Weite von der Mittelli' nie entfernet waren. Ich stellcte langst des Weges drey Versuche damit an, und der letzte geschahe zu porqucra, einem unten an demNiagdalenenftufse drcyMeilenvon sei» ner Mündung liegenden Flecken; aberder Erfolg dieser Erfahrungen war allezeit recht so beschaffen als zu Guico. Der Mittelpunkt der Schwere bey der Magnetnadel, wie. wohl derselbe beweglich war, blieb allezeit in Ruhe, da sie' sich auf die magnetische Mittagslinie sehte. Ich konnte' damahls nicht anders denken, als daß ich noch nicht genug gegen Norden gekommen war, ob ich mich gleich schon ungefähr 11 Grade von der Mittellinie entfernet hatte, welches einen Unterscheid von mehr als 20 Graden in meiner Entfernung von den beyden einander entgegen gesetzten Polen ausmachte. Endlich habe ich. nach meiner Ankunfc in Frv;nckreich dieBeobachtung nochmahls wiederholet und sie ist allezeit eben so ausgefallen. Gleichwie ich dafür hielte, daß ich die Vorsicht nicht zu weit treiben könnte; also be« gnügte ich mich nicht eben so wie vorhin zu verfahren, son» dcrn stellte einen andern Versuch an, durch welchen ich die geringste Unahnlichkeit gewahr werden muste. Ich hieng eine Magnetnadel mittelst verschiedenen zusammen geknüpf. ten 5 bis 5.Fuß längen Haaren an dem Mittelpunkt ihrer Schwere auf. Diese neue Bleyschnur sollte nicht ganz ge- rade »22 Reise nach Peru. rade Herunter hängen, sondern sich ein wenig gegen Norden neigen, wenn es wahr ist, daß der magnetische Nordpol welchem wir näher sind, mit einer größern Kraft, als der entgegen gesetzte magnetische Südpol wirket. Ich würde eine Abweichung von 5 Secunden oder einen nicht den 40OO^stcn Theil des Gewichts der Nadel ausmachenden Unterscheid in der Kraft mit leichter Mühe wahrgenommen haben. Was für eine große Aufmerksamkeit ich auch da. bey anwandte, so habe ich doch niemahls einen horizonta« len Zug dabey wahrgenommen, welcher eine gewisse Stellung von der Schwere angenommen oder deren Richtung verändert hätte. Es hat mir allezeit geschienen, daß die Haare immer gerade hlengen, und daß, wenn die Nadel sich nord' oder südwärts wandte, sie nicht das geringste Bes streben hatte sich nach einem oder dem andern Pol .in der Richtung ihrer länge zu lenken. Ich habe erst siit_meiner Zurückkunft und nach einer genauern Ueberlegung der Sache den Grund dieser von mir gefundenen beständig vollkommenen Gleichheit zwischen der anziehenden Kraft der zween Pole endlich gemuthmaßet welche mir so ungewöhnlich zu seyn schien. Man kann die Richtung des magnetischen Ausftusses mit den iichtstrahlen vergleichen, deren Kraft sich vermehret oder vermindert so wie diese Strahlen in einem größern oder kleinern Raume sich vereinigen. Wenn die Strahlen aus einander schießen, so vermindert sich die Stärke des lichts, und die-fts währet in einem fort, wofern man nicht durch ein Brenn. . glas Reise nach Peru. ,HZ glas oder elnen Hohlspiegel zuwege bringt, daß sie anstatt aus einander zu schießen zusammen kommen. Und sodann nimmt die Stärke des iichts zu, ob eS gleich dieselbe in ei« ner größern Weite von dem leuchtenden Körper bekommen hat. Eben dieses muß auch in Ansehung der magnetischen Kraft geschehen. Die Richtungen, nach welchen diese Kraft sich äußert, sind gleichsam Mittagszirkel, und dieselben sind von einander am weitesten in den Gegenden der Mittellinie entfernet: Es muß also daselbst die Starke' der magnetischen Kraft geringer seyn. Wenn man sich a-bcr in die eine oder die andere Halbkugel weiter hinein be» giebt, muß man sich nicht einbilden, daß bloß die Wirkung desjenigen Poles, dem man sich nähert, zunehmen müsse. Die Wirkung des andern Poles wird es gleichfalls thun, weil seine Richtungen in eben den Umstanden sind, als die iichtslrahlen welche aus einander schießen und wieder zusam« men laufen. Diese Richtungen, die sich um die Mittel« linie weiter von einander befanden, kommen sich hernach einander immer näher, je mehr sie vorwärts rücken. Die Kraft, die wir hier zu Paris von dem magnetischen Südpole verspüren, muß dicsemnach derjenigen merklich gleich seyn, die wir von eben diesem Pole wahrnehmen würden, falls wir auf der andern Seite gleich weit von der Mittel« linie waren. Es kommt also, daß ich üb sehnliche Höhe hat geben müssen. Ob er schon daselbst sehr breit ist, so steiget er doch gewöhnlicher Weise alle Iahrge« gen den Anfang des Chrisimonats auf 12 bis 13 Fuß. Er nimmt seinen iauf zwischen Felsen und auf dem Sande bis auf den halben Weg von Honda nach i1?ompor; weiter unterwärts aber leidet er mit dcm inneren Theile der Cor« dilleras beynahe eine gleiche Veränderung. Sein Grund ist Schlamm; die schönen Gegenden an demselben verwandeln sich unterwärts fast alle in Moräste, von denen einige sich sehr weit erstrecken. Ein besonderer Umstand hat in diesen ländern öfters meine Aufmerksamkeit erreget, und dieser bestehet darin daß alle Gebirge, welche ich vorbey gieng, und wclchcam Fuße der Cordilleras und außerhalb denenselben liegen einen l2<5 Reise «ach Peru. einen ganz andern Ursprung zu haben scheinen, als diejenl. gen, die ich zuvor gcschcu hatte. Die mancherley Schichten der Erde und öfters auch der Felsen, woraus sie bestehen, lagen an verschiedenen Seiten nicht so schief, als in den andern; sie warcn vollkommen waffergleich, und ich beobachtete, daß sie zuweilen in den verschiedenen weit von einander liegenden Bergen übereintrafen. Die meisten von diesen haben zwey oder dreyhundert Klaftern in der Höhe, und sind fast alle unersteiglich. Oefters sind sie so steil, als Mauren, und daher kann man ihre wasserglciche Schich» ten, deren äußerstes Ende sie den Augen darstellen , desto besser sehen. Ihr Anblick ist zwar nicht angenehm, aber doch selten und sonderbar. Wenn einer unter denselben von ungefehr rund und von den andern ganz abgesondert ist; so ist eine jede seiner Schichten gleichsam ein sehr plat» ter Cylinder oder eil, abgekürzter Kegel von einer sehr ge« ringen Höhe, und die manche über einander gehäuften Schichten, die durch ihre Farben und die verschiedene Ab» dachung ihres Umfanges unterschieden sind, geben dem ganzen Berge die Gestalt eines nach der Kunst und mit der größesten Regelmäßigkeit aufgeführten Werks. Emervon diesen Bergen ungefähr eine Meile von Honda an dem U-fer des Flusses Guali auf dem Wege nach Mariquita liegt allen Reisenden im Gesichte. Allein, wenn ich hier davon eine Abbildung geben sollte, so müste ich versichert' seyn, daß man mir solchen Glauben beymessen würde, als die Nachrichten eines Mannes natürlicher Weise haben sollen, Reist nach Peru. 85 sollen, welcher keil» eigennütziges Anliegen hat die Wahr« heit zu verändern, und welcher scine ganze iebenszeit den größestcn Abscheu vor den lügen gehabt hat. Man siehet m diesen iändern, daß die Berge daselbst beständig das An« sehen alter und prächtiger Gebäude, Capellen , runder er« habener Dächer, Schlösser annehmen; zuweilen sind eS Festungswerke, die aus langen Corlinen mir Bollwerken be. stehen. Wenn man alle diese Gegenstände und die Art und Weise, mit welcher die Schichten übereintreffen, be. trachtet, so läßt sich schwerlich zweifeln, daß das Erdreich rund herum niedriger geworden sey. Es scheinet, daß diese Berge, die eine festere und stärkere Grundlage gehabt ha» bcn, gleichsam^ als Zeugen oder Denkmahle übrig geblieben sind, welche die vormahlige Höhe des Erdreichs anzeigen. Ich kenne die Gegenden an dem Orcnok nur auS Beschreibungen; allein ich weiß, daß die dortigen Berge an verschiedenen Orren gleichfalls aus wajsergleichen Schich« ten besichcn, und daß sie oben öfters so eben als ein Altan sind. Man sindet, wie ich glaube, nichts dergleichen in Peru, ungeachtet die Natur daselbst mit so unendlicher Verschiedenheit gewirket hat. Alle Schichten gehen schrä« ge um jede Spitze und richten sich nach der Abhängigkeit der Berge. Wenn dieser Theil der Erdftäche, wie es das Ansehen hat, auf beyden Seiten der Reihe Gebirge, wel« che südwärts von popayan herkommt und zwischen dem Magdalcnenfiussc und dem Orenok fortläuft, niedriger geworden ist, so wird die Überschwemmung der Insel At, lanns, 128 9M nach Peru. lantts, von welcher Plato redet, eine weit größere Wahr. scheinlicbkeit bekommen. Unsere Einbildungskraft wieder« setzt sich, wenn wir uns so große Veränderungen in der äusiern Gestalt unscrer Erdkllgel vorstellen wollen, de< ren gegenwärtiger Zustand uns so dauerhast scheinet. Aber wir müssen hierin von den entferntesten Zeiten nicht so schlechterdings aus der gegenwärtigen urtheilen. Die großen Veränderungen haben ihre Schranken. Es folget auf dieselben allezeit ein Zustand des Gleichgewichts oder einer Ruhe, die von ihnen herrühret, und welche cinegewis» se Dauer haben muß. Der Weg von la plam bis nach Honda ist ziemlich ebelu Er gehet durch verschiedene kleine Ströme, welche sich in denNiagdalfM'nstuß ergießen. Dieser nimmt auch auf dcr andern Seite verschiedene Flüsse zu sich, insonderheit den Bogota, welcher durch Sama- Fe fließt, und sich in denselben der Stadt Idaguegegen überstürzet, deren lagc ich bereits angemerkt habe. Der Bogota ist schon zu Sanra-Fc ansehnlich. Man würde vielleicht auf der ganzen Erde einen höhern Wasserfall vergebens suchen als derjenige ist, welchen er 15 oder 16 Meilen unterhalb dieser Stadt und ungefehr 8 Meilen von dem lHagdale» nenflujse in einem Orte namens Tcquendama formiret. Ich bin versichert, daß man vieles von den Nachrichten einiger Reisebcschreiber abkürzen müsse, welchen es unbe» kannt gewesen ist, daß mau das Wort Meilen m Berechnung der Höhen nicht so leicht gebrauchen müsse, und Reise nach Peru. ,29 und daß Sanra Fe kaum vierzehnhundcrt Klaftern über die Horizontallinie des Meers erhaben war. Dieser Was. serfall, wenn man davon aus den Höhen urtheilet, mit wel» chen man denselben in der Nachbarschaft vergleichet, muß zwey bis dreyhundert Klaftern hoch seyn, und das Waffer fällt gerade herunter. ' Man hat besondere Brücken oder andere Mittel er, dacht, um über alle diese Flüsse so wohl als über die zwk schen den Cordilleras befindlichen zu gehen, wenn man keine Führten findet. Außer den steinernen Brücken, welche die Spanier an verschiedenen Orten gebauet haben, giebt «s noch viele andere, welche bloß aus großen von einem U» fer des Flusses zum andern ausgespannten Tauen bestehen. Diese sind aus Baumwurzeln gemacht und fast so dicke als ein Schenkel. Es sind allezeit zum wenigsten zwey, welche parallel^ vier oder fünf Schuhe weit von einander liegen. Siegehen über zween hölzerne Böcke, die man an jedem Ufer errichtet hat, und unten an dem einen dieser Böcke siehet man eine horizontal liegende Spille oder Winde, um sie damit stramm anzuziehen. Man legt auf dieselbe Querhölzer und Faschinen und spannet zur Seite etwas höher zwey andre Taue auf, welche statt eines Geländers dienen. Es lasset sich ohne Gefahr über diese Art von Brücken ge« hen; wenn sie aber betrachtlich lang sind, wie ich dann dergleichen gefunden habe, so machen sie durch ihre Schwere Schuh herauf steigen, um aus die Höhe des Schwibbogens zu kommen, und man gehet hernach aufder andern Seite wieder herunter. Zwo andere Reihen von Rohrstangen machen ein Geländer aus; und da das Werk von dem Winde leicht umgeworfen werden, und durch sei« ne eigene Stärke sich nicht erhalten kann, so hat man es mit einer Gattung von Seilen befestiget, welche von dee Höhe dcs Bogens nach verschiedenen Stellen des Ufers herunter gehen? und diese Seile sind ebenfalls etwas kle«> nere Rohrstangen, die man an ihren Enden zusammen gebunden hat. Der Marmor ist an den Ufern vleler von diesen Flüs« sen sehr gemein. Man siehet daselbst auch Felsen von I 2 Schie- iz2 Reise nach Peru. Schieferstein, «nd ich habe öfters Gelegenheit ssehabt die aroße Verwandtschaft zwischen diesen beyden Arten von Steinen zu beobachten. Diese Anmerkungen hatte ich schon in den Cordilleras insonderheit um Arapu und ^ula unterhalb unserer zu Scnagoualap und Sachattian aufgesteckten Zeichen gemacht. Die Marmor- und Schie. fersteinfelsen stoßen daselbst oft zusammen, und ich habe ei« nige gesehen, die an einem Ende aus Schieferstcin und an dem andern aus vollkommenem Marmor bestunden. So oft ein neuer mit dem Schieferstein eine Verwandtschaft habender Steinsaft dazu kommt, welcher die Blätter des« selben verbindet, so macht er den ganzen Felsen dichter und härter» er wird also aus einem Schiefer«ein Marmorfels. Ein anderer Stein, der sich gleichfalls in Blatter zertheilet und Schire genannt wird, ist dieser Verwandelung ebenfalls unterworfen. Zuweilen schließen sich nicht nur bloß die Blätter an einander, sondern es vereinigen sich auchgan» ze Stücke von diesem Steine zufalliger Weise. Wenn hernach an den ganzen Klumpen der grobe Sand und die Kieselsteine von einem Flußwaffergetrieben werden, und derselbe dadurch eine gewisse Runde bekommt, die ihm bey. nahe die Gestalt eines Cylinders giebt, so nimmt er völlig die Form des Stammes von einem Baume an , und zu« weilen ist es so gar schwer ihn davon zu unterscheiden. Es that mir sehr leid, daß ich einen von dergleichen Stämmen, welchen ich in einem Graben zwischen Guanacas und la Plata an dem Fuße eines Berges,.namens Subidadel Fray, Reise nach Peru. 133 Frayle, fand, nicht mitmir nehmen konnte. Dies war ein Stück Marmor, welches 20 Zolle in der länge und 17 bis 'iF im Durchschnitt hatte. Man erkannte daran gleichsam Holzfäserchen; auf der Flache sahe man Knorren von verschiedenen Gestalten, mck die auswendige Beschaf« fenheit des Stammes war ebenfalls geschickt jemanden einen irrigen Begriff beyzubringen. Auf einer Seite war eine Vertiefung, welche einen hohlen Winkel machte, und auf der andern wieder heraus gieng. Ich wüste eben so wenig als die übrigen Personen der Gesellschaft, was ich davon denken sollte. Ich konnte nicht eher etwas bestimmen, als bis ich meine Augen auf andere Stücken Schite richtete, welche nahe dabey waren und anfiengen eben ein solches Anschen zu bekommen, jedoch so, daß sie einen noch nicht zum Irrthum vet leiten konnten; denn sie gaben mir im Gegentheil ein iicht von der Beschaffenheit dieses Stückes Marmor. Man sagt, daß unter verschiedenen Arten Holz sich der Baum Gayac am leichtesten versteinere. Man versicherte mich, daß ich oberhalb Mompox in einem Flecken oder Dorfe pueblo del Rcy genannt ein Kreuz zu sehen bekommen würde, an welchem der ganze obere Theil des Stammes noch von Holz, der untere aber wirklich aus Feuerstein wäre, und viele ieute erzählten mir, daß sie Feuer daraus geschlagen hätten. Als ich an diesen Ort kam, ward mir eben. dieses als eine gewisse Wahrheit gesagt; allein man fügte hinzu, daß das Kreuz vor 6 oder 7 Jahren bey einem ungewöhnlichen Anwachse des Wassers m den Fluß gefallen wäre- Ich ,z4 Reist nach Peru. Ich will nur etwas weniges, von den Thieren und Un. geziesern erwehnen, welche man in den hiesigen iandern an» trifft, und welche beynahe fast eben diejenigen sind, die sich auf der andern Seite der Cordilleras befinden. Es giebt i« dem Flusse Crocodillen von 18 bis 20 Fuß in der länge, welche die Menschen eben nicht angreifen, außer wenn sie von ungefähr schon Menschenfieisch gefressen haben. Ich sahe, daß sie allezeit die Flucht nahmen, wenn sie an dem Ufer lagen, und ich mich demselben näherte. Was einem in diesem iande am sonderbarsten scheinet, ist eine Art von Spinnen, welche man in den Wegen findet, und davor man sich ungemein zu fürchten hätte, wenn alles, was man davon erzählet, wahr wäre. Alle ieute stimmen indessen wenn Reise nach Peru. 139 wenn die liebe zu seiner Nation in dem Spanischen Ame« rica, so wie sonst allenthalben, sehr weit getrieben wird, und daß, wenn sie, wie es billig ist, so gar gute Bürger machet, man daselbst dennoch, insonderheit in den entfern' testen iändern einsamer und abgesonderter ist. Man siehet daselbst in einer gar zu großen Entfernung alle die verjchie« denen Angelegenheiten Emopens, als daß diese iiebe ihre rechtmäßige, Grenzen überschreiten und bis zu einer Aus? schweifung gehen könne, welche daraus ein iaster macht, indem sie uns eine Feindschaft gegen alle Menschen, die nicht unsre landsleute sind, einflößet. Dies ist der Ort, wo man die Gastfreyheit am besten ausübet. Gleichwie man dort bey der Quelle der Reichthümer ist , also siehet man sie mit mehrerer Gleichgültigkeit an, und die Armuth wird daselbst für ein geringeres Uebel gehalten. Die jungen ieute, welche aus Europa dahin reisen, werden da« selbst auf das freundlichste aufgenommen ; man empfängt sie als alte Freunde oder als Brüder. Mau sorgt für ihr Glücke; sie finden fast allezeit Gelegenheit sich daselbst auf eine vortheilhafte Weise niederzulassen l und mall fragt nicht einmahl so genau nach, woher sie kommen, und ob sie . «ine gute Erziehung gehabt haben. Die gröste Schande in diesem lande bestehet darin, wenn man von vermischtem Geblüteist: Allein es wird keine Untersuchung in Ansehung eines Menschen angestellet, welcher über das Meer gesee. gelt ist und nicht aus Africa kommt. Dieses macht für ihn einen genügsamen Beweis aus , daß er wirklich von weißer ,4" Reise nach Peru. weißer Art ist, und von dem Augenblicke an ist er allenthalben wohl angesehen. Es sind also gleichsam zwo Gattungen Spanier in America. Man nennet alle diejenigen Chaperons , die in iLuropa gebohren sind. Die andern heis, sen Creolen, welche oft von denenjenigen herstammen, die vor mehr als zweyhundert Jahren zur Zeit der Eroberung in dieses iand gekommen sind. Man findet daselbst jüngere Söhne aus den besten Häusern in Spanien, und diese besitzen dort noch größere Gitter, zum wenigsten in län-dereyett. Sie sind gemeiniglich in ihrer ersten Jugend wohl erzogen worden; ihre Gemüthsbeschaffenheit ist auf« richtig, und es ist mit ihnen gut umzugehen. Was die Indianer betrifft, so muß man meiner Meynung nach in Ansehung ihrer einen Unterscheid machen. Einige leben unten einsam in ihren Wäldern, worin sie gleichsam kleine Republiken ausmachen, die von ihrem Pfarrer, dcr ein Spanier ist, und von ihrem Statthalter, welchem einige andre Indianer als Gehülfen und Officie-re zugeordnet sind, regieret werden. Man kann bey ih, nen leicht wahrnehmen, daß sie alle etwas zu wenig leb» haftigkeit haben. Wenn man sonst oft geglaubt hat, daß die große Hitze die Einbildungskraft starker machte, so verhalt sich dieses in ihrem Betrachte ganz anders; denn sie ist bey ihnen sehr matt und träge. Wenn sie eine Arbeit vornehmen, so bestehet alles, was sie thun, in der Nachahmung. Denn ihre Geschicklichkeit erstreckt sich nicht ft weit, daß sie selbst was neues hervorbringen könnten, und , eben Reise nach Peru. 14' eben derselbe Fehler zeiget sich in shren Reden und in allen ihren Verrichtungen. Sie leben alle in einer so großen Ei« nigkeit, als sie in einer'vollkommenen Unschuld zn leben scheinen. Sie sind angenehme, ehrliche leute und gar kei« nes Miscrauens fähig; ja es fallet ihnen nicht einmahl ein, daß man die Absicht haben könne sie zu hintergehen. Ihre Hausthüren stehen immer offen, ob sie gleich daselbst Baum« wolle, Kürbisfiaschen, Pico, welches eine Art von Aloe ist, daraus sie Garn machen, und einige andere Waaren, womit sie oft Handel treiben, liegen haben. Wegen der großen Hitze müssen sie fast nackend gehen» sie färben sich gemeiniglich mit dem Roucou roth und suchen darin einen besondern Putz; anstatt sich über uud über anzustreichen, be< mahlen sie sich nur streifenweise und und sogar auch in dem Gesichte. Diesen Gebrauch scheinen sie seinem Ursprünge nach als ein Mittel angesehen zu haben, um sich wider das Stechen gewisser Arten von Mücken, NiarinIoinenoder Musiken genannt, zu schützen. Eben diese Indianer wissen mit allen Handwerken, deren sie nöthig haben, selbst umzugehen; sie sind Zimmerleute und die Baumeister ih. rer Häuser, sie machen ihre Pirogen, sie sind auch We, ber. P5enn ganz große Gebäude aufgeführet werden sol« len, so pflegen sie sich dabcy gemeinschaftliche Hülfe zu leisten : Ein Indianer bittet alle andere aus der umliegenden Gegend zu sich, und thut nichts weiter, als daß er sie gut bewirthet. So groß das Haus auch immer seyn mag, (denn in gewissen Oertern wohnen drey oder vier besonde« 142 Reise nach Peru re Familien unter einem Dache, wo jede einen Platz von etlichen Schuhen inne hat,) so wird es doch denselben Taa und zuweilen wohl nach einer Arbeit von einer oder zwoen Stunden fertig. Ihr Zustand ist indessen ganz glücklich; sie leben al< lein, oder ohne Fremde unter sich zu haben, die sie plagen könnten. Nebst den Erdgewächsen, daran es ihnen nie. mahls fehlet, können sie auch durch die Jagd und Fische, rey ihren Unterhalt reichlich finden. Das Wild erlegen sie entweder mit Pfeilen, die zuweilen vergiftet sind, oder mit Kugeln von Thon, die sie durch Blaseröhre schießen; und was die Fischerey betrifft, so ist ihnen dieselbe um so viel leichter, weil die Fische sich dort in großer Menge befinden, indem die Ströme hier nicht mehr einen so starken Schuß haben, als oben, allwo sie überaus schnell lausen. Ob» gleich die Indianer, welche noch nicht unter das Joch gebracht sind, und welche man die kriegerischen nennet, selbst in den ländern, wohin sie von einer Zeit zur andern ihre Streifereyen treiben, fast unbekannt sind: so weiß man doch haß sie in ihrer lebensart denen andern sehr gleichkommen« die ähnliche Beschaffenheit der iänder hat auch eine Gleich» heit in ihren Gebräuchen veranlassen müssen. Im übrigen wissen wir nicht, ob man sich in Anse, fung dieftr Völker nothwendiger Weise auch die Schwie. rigkeit vorzustellen habe, die einem in Ansehung der Moh» ren so viel zu schassen machen kann. Dieselben sind dem Ansehen nach nur dadurch von uns unterschieden, daß sie in . Reise nach Peru 14z in einem von dem unsrigen ganz unterschiedenen Himmelsstriche wohnen, als welches durch die länge der Zeit sthr merkliche Wirkungen hervorgebracht hat. Wenigstens bin ich versichert, daß man ihre fast kupferrothe Farbe, die nicht von dcm Anstreichen herrühret und ihnen, wie man insgemein glaubt, natürlich ist, nur als einen zufälligen Unterscheid anzusehen habe. Ich habe Gelegenheit gehabt anzumerken, daß diejenigen, welche gleich unter den Cordilleras auf der westlichen Seite oder anderEüdsee wohnen, beynahe eben so weiß sind, als wir. Diese sind einer heftigen und beständigen Sonnenhitze nicht so wie die andern bloßgestellet; sie bringen vielmehr ihre lebenszeit in einem lande zu, wo eine so vollkommene Windstille Herr« schet, daß sie auch niemahls durch die geringste Bewegung der lust unterbrochen wird: denn die Gebirge schützen sie gegen den anhaltenden Ostwind, der fast eine Meile hoch über ihren Kopf streichen muß. Wenn man sich von den Cordilleras weiter gegen die Küste wendet, so hat es schon nicht mehr die Bewandtniß; man'empfindet dort den Wind, und die Indianer haben auch wieder ihre Kupferfarbe. Es ist wahr, wenn die Fleischfarbe der erstem kei» nen Unterscheid zwischen ihnen und uns zu machen scheinet, so unterscheiden sie sich doch dadurch, daß sie weder einen Bart noch Haare auf der Brust oder sonst an einem Thei« le des leibes haben, und insonderheit daß ihr Haupthaar sehr lang ist; denn sie haben durchgehende dicke, schwarze, gerade und sehr starke Haare. Allein wenn man zugiebt, daß 744 Nllse nach Peru. daß ihre Farbe, die überhaupt ft sehr von der unsrlgm unterschieden ist, von der Beschaffenheit des Himmelsstriches oder von der starken Wirkung der iuft, wozu der Mangel der Kleidung Gelegenheit giebt, herrühre; so lasset sich allenfalls muthmaßen, daß auch die andern Umstände, worin sich ein Unterscheid äußert, beynahe eben den Grund haben. Der Zustand der Indianer, die oben in den Cor« dilleras wohnen, ist nicht eben so beschaffen, und sie sind auch ganz andere ieute als die vorigen. Bey ihnen sind so viele böse Eigenschaften, als gute bey den andern anMref« sen, wenn man sie als Bürger oder als Glieder der Ge« sellschast betrachtet, denn außerdem sind sie nicht im Stan« de böses zu thun. Sie sind ungemein faul und tumm; sie können ganze Tage auf einer Stelle zubringen und aus ihren Fersen sitzen ohne sich zu regen oder ein Wort zuspre«, chen. In den Städten dienen sie als Hausgesinde, und auf dem iande gebraucht man sie zur Feldarbeit. Die Kleidung, die man ihnen giebt, nebst dem Zugemüse und Ge« treyde, das sie auf dem lande zu ihrem Unterhalte bekommen, wird ihnen als ein Theil des lohns angerechnet Wenn sie heirathen, belaufen sich die Gebühren des Pfarrers sehr hoch, so wohl als die Begrabnißkosten, wenn aus ihrer kleinen Fa milie jemand stirbt. Daher kommt es, daß sie niemah ls etwas im Vermögen haben und ihren Herrn just immerzu schuldig sind, bey welchen Umständen ihre Faulheit merklich zunimmt. Es ist nicht auszusprechen, was sie für eine große Gleichgültigkeit in Ansehung der Reich« Reise nach Peru. 145 Reichthümer, ja selbst aller ihrer Bequemlichkeiten von sich blicken lassen, vielleicht weil sie merken, daß es ihnen doch zu nichts helfen würde, wenn sie sich darum bemüheten. Außerdem daß sie sich gern in einer gewissen Art Bier, welches sie aus Indianischem Korne macken, voll trinken, stellen sie gleichsam eine große Secte von Stoischen oder vielmehr Cynischen Weltwcism vor. Man weiß oft nicht/ wenn man von ihnen einen Dienst begehret, durch was für Bewegungsgründe man sie dazu bringen soll. Man bietet ihnen vergebens einige Stücke Geld an. Denn sie sagen , daß sie nicht hungrig sind. Es muß sich demnach keiner wundern, daß sie die Taschen in den Kleidern für was unnützes halten» und wenn man sie endlich genöthiget hat ein kleines Stück Geld zu nehmen, so wissen sie es nicht besser als in dem Munde zu verwahren. leinen Zeug oder Strümpfe dürfen sie nicht tragen; und ihre Kleidung siehetjetzo nicht anders aus, als diejenige, welche vor alters bey ihnen im Gebrauch gewesen ist. Sie bestehet in einem kleinen Futterhemde ohne Ermeln, von Tuche das im iande gemacht wird und reicht ihnen bis an die Knie. Ueber dasselbe ziehen sie oft ein anderes Stück Zeug an , welches nicht so weit als lang ist, und in der Mitte eine Oeffnung hat, um den Kopf dadurch zu stecken; dieser Ueberzug sichet fast wie ein Meßgewand aus. In ihrer kleinen Hütte haben sie nicht das geringste Hausge« rathe. Sie legen sich auf die Erde auf ein Fell nieder; zuweilen essen sie ganze Jahre hindurch kein Fleisch. E< K ist 146 Mist nach Peru. ist wohl wahr, daß sie oft etwas Feder-oder anderes Vieh ausziehen, aber dies geschieht fast allezeit, um ihren Pfarrer damit zu beschenken; wenn sie es selbst verzehren, so geschicht es nur in ganz außerordentlichen Fällen, dahin insonder« heit ein unter ihnen sich begebender Todesfall gehöret. Die Freunde und Verwandten des Verstorbenen kommen als« denn eiligst zusammen, um sich bey ihrem Wehklagen mit allem dem, was sie der Kirche entziehen können, etwas zu gute zu thun: und dies Trauergelag währet so lange, bis daß ganz und gar nichts mehr übrig ist. Dem Ansehen nach haben diejenigen, die außer den Cordilleras wohnen, etwas mehr von ihren alten Sitten beybehalten, dahingegen die, welche sich oben , wo das land ungleich starker bewohnet ist, aufhalten, mehr die Wirkungen der Unterwürfigkeit empfunden haben. Aus ihrer Vermischung mit den Spaniern entsteht eine dritte Gattung von Menschen, nämlich die Mestizen, welche jeßo den grösten.Theil der Einwohner ausmachen, und ge» memiglich beyde Sprachen, nämlich die Spanisihe und die uralte Landessprache, welche zur Zeit der Incas gere, det ward, verstehen. Diese Mestizen, die fast alle un« ehelich gebohren werden, sind nicht mehr Spanier, als Indianer; indessen genießen sie alle Vorrechte der erstem und werden in manchem Betrachte wirklich für Weiße ge, halten. An natürlicher Geschicklichkeit fehlet es ihnen nicht, Sie sind es eben, die in den Städten alle die Künste trei. ben, welche man in einem gemeinen Wesen nöthig hat, weil die Reise nach Peru. 547 dle Spanier sich darauf ganz und gar nicht legen. Unter den leuten von allerley Stande, die aus Europa kom> men, sindet sich nicht ein einziger, der ein Handwerk ver« stünde oder sich eS zu sagen getrauete. Dieses kann zur Erläuterung desjenigen dienen, was ich oben als etwas unerhörtes von dem Zustande angemerket habe, worin sich hier zulande die Künste und ins besondre der Ackerbau be« sinden. Diese Mestizen sind es auch, deren Gewalt die In« dianer am meisten drücket; inzwischen hat die Spanische Regierung aus einer weisen Vorsicht die kräftigsten Maßregeln ergriffen, um solchem Uedel zu wehren und dem armseligen Reste dieser sich immer vermindernden Indianer ihren Schutz angedeihen zu lassen. Man hat gesucht sit mit Auflegung gar zu harter Arbeit zu verschonen; man hat in allen Städten gewisse Schutzvögte bestellet, welche sich ihrer von AmtSwegen annehmen sollen; ja man hates so gar für besser gefunden sie von der Gerichtbarkeit der Inquisition ganz frey zu erklären, als dieses Gericht zu nK. thigen in Ansehung ihrer andere Regeln zu beobachten, wie diejenigen, welche ihm seine gewöhnliche Scharfe vor« schreibet; sie stehen also nur unter der Zuckt ihrer Bischöfe oder Pfarrer. Aber wegen der weiten Entlegenheit dee Oerter haben diese weisen Anordnungen nicht allen den gu, ten Erfolg, den sie haben könnten, und daher befinben sich die Indianer, überhaupt betrachtet, nirgends besser als in ihrm Wäldern. Dieses nebst den andern Umstände« K 2 ist 148 ReO nach Peru. st sonder Zweifel Ursache, daß unter denen, die ill Verschiß denen landschaften wohnen, eine so geringe Aehnlichkeie wahrgenommen wird. Dem ohngeachtet muß man ge» stehen, daß, wenn man sie alle mit der vortrefflichen Ah. schilderung, die einige Geschichtschreiber von ihnen machen, ,n Vergleichung stellt, man feinen eigenen Augen nicht trauen sollte. Alles, was von ihrer natürlichen Geschick, lichkeit, von den unterschiedenen Oertern, wo sie sich nie« dergelassen hatten, von ihren Gesetzen und ihrer bürgerlichen Verfassung berichtet, wird, würde einem verdächtig vorkommen, wenn man das Zeugniß so vieler glaubwürdiger Schriftsteller verwerfen könnte, und wenn nicht außerdem noch so viele Denkmahle vorhanden wären, welche unwie? deriprechlich beweisen, daß man von dem uralten Zustande dieser Völker nicht nach demjenigen, worin wir sie jeho jj^ Hen, urtheilen müsse. m'?lH Es ist nicht zu begreifen, wie es ihnen möglich gewe^ sen sey die Mauren ihres Sonnentempels, von dem man zu Cusco noch die Ueberbleibsel siehet, aufzuführen; es sind Steine dazu gebraucht, die ,5 bis ,6 Schuhe im Hurch, messer haben, und wiewohl dieselben roh und unbearbeitet sind, so passen sie doch so dichte auf einander, daß keine iücke dazwischen bleibet. Wir haben viele von den Versals lenen Gebäuden gesehen, welche sie Tamhos nannten und zulager- oder Vorrathshäusern gebraucht wurden, wie denn auch die Incas auf ihren Reisen darin einkehrten, Die Thore in selbigen sind nW breit, aber sehr hoch, weil sich Reise nach Peru. 14? sich ihr Kayser, wenn er ausgieng, allemahl von den vor,-nehmsten Herren seines HofeS in einer Sanfte auf ihren. Schultern tragen ließ. Ihre Mauren sind zuweilen aus. einer Gattung Granit gemacht, und die gehauenen Steine scheinen gegen einander gerieben zu seyn; so ungemein dicht schließen sie zusammen. In einem dieser Tamdos bemerkt man noch einige zur Auszierung angebrachte Thierköpfe, m deren durchbohrten Naselöchern Ringe hangen, welche Mandarin herum drehen kann, ohnerachtet sie mit dem Kops«5 aus einem Steine gemacht sind. Diese Gebäude lagen, insgesamt längst dem prächtigen Wege, der in die Cordik Irras von Cufto nach Cwiro und gar noch weiter gieng.. Er erstreckte sich fast auf 400 Meilen, und wir sind seinen Spuren geftlget. In unserm 24sien Triangel liegen die Ueberbleibsel einer alten Schanze, und um dieselbe etwas abwärts einige Wachhäuser nebst verschiedenen Gebäuden, bie von einander abgesondert waren, und in ziemlich guter Ordnung stunden. Ich sage nichts von unterschiedenen Festungswerken, die auf den Spitzen vieler Berge, beson« ders dc'rerjenigen, worauf wir unsre ersten Triangel errich' teten, nach der Kunst aufgeführet sind, und welche den ursprünglichen Einwohnern des iandes zugeschrieben wer» den müssen, da sie ihre Freyheit den andern von Cusco gekommenen Indianern theuer verkauften. Huayana Capac führte diese letztern an, welcher damahls den kay-serlichen Thron noch nicht bestiegen hatte, aber, wie ich schon gesagt habe, kurz vor Ueberkunft der Spanier wirk«. Kz lich 156 Reise nach Perk lich der zwölfte Kayser in der Ordnung war. Aller Ver, mutkung nach müssen die wegen ihrer Größe und Gestalt erstauneuswürdige Gräber, welche wir an einem Orte, na» mens Cochesqui fanden, in eben dieselbe Zeit gesehet werden. Es bestehen dieselben aus aufgeworfenen Erdhügeln, unter denen einige 40 Schuhe hoch, 70 Klaftern lang und 40 breit, auch mit überaus langen Gangen ver« fthen sind, auf denen mau, weil sie allmählig herunter ge' hen, unvermerkt zu diesen Gräbern gelanget. Es sind de» ren 7 oder 8, und noch über icio, die eine ganz andere Gestalt haben. Unsere Mittagslinie endiget sich gegen Norden auf einem von diesem Klumpen. Die Geschichtschreiber er-wehnen eines Pallastes, den sich die Incas in eben derGe« gend halten bauen lassen; man findet aber nicht die geringsten Spuren davon, dahingegen die Graber, deren keiner gedacht hat, noch wirklich vorhanden sind. Fast alle alten Werke der Peruaner haben gleiches Schicksal erfahren müssen: sie sind nur um so viel eher zerstöret worden, je größer die Aufmerksamkeit war, welche sie auf sich gezogen hatten. Ueberhaupt muß ich noch sagen, daß man dergleichen Denkmahle nicht ansehen könne, ohne sich von de« nenjenigen einen vortheilhaften Begriff zu machen, welche das Herz gehabt haben den Bau derselben zu unternehmen und auszuführen. - Die Schranken, worin ich mich nothwendig halten muß, «Muben mir nicht nuch meine weitläuftigere Beschreibung einzulassen. Ich verspare die Anmerkungen, welche ich bey Ver- Reise nach Peru. 151 Vergleichung der historischenErzählungen von dem iande mit denOcrtern,wovon sie Handel», gemacht habe, bis zu einer an« dernZeitj ich werde mich auch allhier nur ganz kurz überdasje» nige erklären, was ich ft wohl von der Göttcrgeschichte diese, Völker, als von ihrem Ursprünge und verschiedenen Wände» rungen muthmaße. Mir kommt es sehr glaublich vor, daß außer dem alteren Wege, welchen man nicht anders als über die Insil Atlanris hat nehmen können, einige Schiffe in sehr entfernten Zeiten nothwendig durch Stürme auf diese weit entlegene Küsten geworfen seyn müssen, fast eben so als es dem Steuermann ergangen seyn soll, welcher dem Co» lomb die erste Kenntniß von America gegeben hat, unb als wir noch andere dergleichen neue Exempel haben. Ja ich glaube zween verschiedene schr merkliche Zeitpunkte dieser alten Ueberfahrten, die nicht anders als zufallig haben seyn können, wahrzunehmen. Es muß sehr vieles von so großen und so wenig bekannten iandern zu jagen seyn. Wenn man sich auch nur begnügen wollte die Veränderungen allein anzumerken, welche die Verschiedenheit der Umstände bey der Spanischen Regierung in diesen iändern verursacht hat, so könnte man gewiß versichert seyn die Neugierigkeit der lestr dadurch zu erregen. Alles, was einer Veränderung in dem äußerlichen der wahren Religion, die man daselbst bekennet, fähig ist, muste auch die Auf<< merksamkeit eines Fremden rühren, welcher alles zu unter, suchen bedacht war und dazu hausige Gelegenheit halte. A« ber ich muß mich erinnern, daß diese Erzählung nur bloß. K 4 e«n 15 2 Reise nach Peru. tin Entwurf ist und es hier allein darauf ankommt eine richtige wiewohl mit einer groben Feder gemachte Abbil» dung dec iandes zu geben, in welchem unsere Arbeiten ver« »ichtet worden sind. Erklärung des Seiten? Abrisses und der Aussicht ^ der Cordilleras in Peru in der Gegend von Quito. Man muß sich vorstellen, daß sich der Vrrticalplan, welcher die Coroilleras dcr Länge »ach senkrecht durchschneidet, ungefähr eitle Mellc nordwärts von Ouitocrsirccke, und daß del Zuschauer sich nach Süden gekeh,et habe. Die Gebirge, dic er zur Rechten hat, sind die westlichen odcr a» der Seite der Südsee gelegenen, und die östliche Reihe, welcheaus dem 2lmisana, <5hmckulagua, Cotopaxi, Tonguragua 2c bestehen, ist zur Imken. Mitten zwischen diesen beyden Reihe» liegt der Theil der Landichaft Quito / der am meisten bewohnet wird, wie mau auf der z6sten nud den folgenden Seiten gesagt hat, und me die Karte von der Mittagslinie es bezeuget. Der Verticalplan, von dem wir reden, durchschneidet beynahe gegen die Mitte die Aussicht der zwo Reihen Gebirge, welche man unten vorgestellet hat. Es ist übrigens augenscheinlich, daß man in diesem Seitcnabrisse die Berge allein sehen müsse, welche jenseit des Vcrticalvlans oder gegen Süden liegen. Die Aussicht stellet die beyden Reihen Ge, dirge also vor, als wenn der Zuschauer auf der Seite des stillen Mcers stünde. Also ist da die westliche Reihe am nächsten/ und man entdeckt die andere oder die östliche nicht anders als über der ersteren Man hat iu diesen zwoen Abbildungen eben die« selben tfeSF&MLofiSfflS&S <£)£% OOSVDSJUuVRJLS dkJf P£$Us, W&LGX6 ®V®£JC &9^T€Je . Das Zeichen zu Oznmbaro, als dem südlichen Ende unserer erstell Grundlinie. p. Fkckcu Nlmdo, der außerhalb der Cordilleras und in der Provin; ve lag Lsmeraloa« liegt. (). Zeichen auf dem Cotoxari, nach dem wir uns in un' screm sechsten und siebenden Triangel richteten, und wo unser Po-ficn durch dc» neuen Auslnuch des Volcans 1742 wie oben gc' sagt, ganz über den Haufen geworfen ward. u. Zeichen ju Tanlagua aus der westlichen Neihc. Das Zeichen zu Pambamarca ist gerade gegen über auf der andern Reihe, die dahinten liegt/ und solches diente uns ;ur Spitzem dem dritten Wmckel unsers erste» Triangels, welcher auf der Grundlinie zu Zaruqni errichtet war. 8. Zeichen, das dem Herrn Godin zu Verfertigung seiner besondern Triangel dienetc. i'. Zeichen ;u Guapulo/ welches der Herr Godin auch nur gebraucht hat. Wenn man den Stittnabriß dieser Gebirge betrachtet, und dasftnige liefet, was ich von der Schwierigkeit dieselben heran zu klettern gesaget habe, so wird man ftnder Zweifel wahrnch, wen, daß man nur einen sehr unvollkommenen Begriff von dergleichen Gegenständen durch die Aussicht eines Plans bekommt, in welchem man, wie man sich hier zu thun bemühet hat, cinc genaue Verhältniß zwischen allen Ausmessungen beobachtet. Ein aus dem Papiere vorgestellter abhängiger Ort scheinet nicht so. Pell zu seyn, als wenn man ihn in der Nähe auf del Erde siehet. Es ist unmöglich cmcn Bcrg hinauf zu klettern/ dessen Seiten in Ansehung Reise nach Peru. 155 Ansehung des Horizonts eine schiefe Neigung von 35 bis Z7 Gr. haben, wofern man sich nicht an den Gesträuchen oder Kräutern halten kann, oder wenn die Felsen, woraus der Berg bestehet, nicht gleichsam Stuffen abgeben. Ich l'in von unserm Zeichen auf dem Cotopaxi zweymahl bis zu der untern beständige» Gren» 5c des Schnees hinauf gestiegen. Er war eben so abhängig und steil.' allein die Stücken von Bimsen, und ralcinirten Steinen, auf welchen ich hinan stieg, gaben mir einen sichern Tritt, wie» wohl sie oft nachgaben und ich zuweilen mehr zurück fiel als vorwärts kam. Ich brachte ungefähr fünf Viertelstunden vocr et« was mehr zu, um die 140 bis iso Klaftern heran zu klettern, die wir uns unter der Grenze des Schnees befanden, und ich brauchte nicht mehr als >» Minuten, als ich wieder herunterstieg. Ich muß noch eine andere Anmerkung machen, welche zwar ei, gcntlich zu der vovigen nicht gehöret, deren Gegenstand aber für uns weit wichtiger war, nämlich, daß wir schr glücklich gewesen sind, daß die Cordilleras in Peru um die Mittellinie eine vou dem Mittagszirkel wenig unterschiedene Richtung hatten. Dcnu wenn sie von demselben 40 bis sv Gr. abgewichen wäre, so hätten wir ihr nicht weiter folgen können, und unsere Ausmes, snngen würden uns unten in Wälder und morastige Länder, wo niemand hatte durchkommen können, gesührct haben. Unsere Reise würde allerWahrschcinlichkeit nach vergeblich gewesen seyn; oder wir hätten wenigstens unsere Triangel auf der Küste cl rich, im müssen. Dieses brachte ich in Vorschlag, als wir zu Manta anlandeten/ und vielleicht hätte es uns vicle Zeit und Mühe ersparet. « N D E. Herrn Diereville Reift nach Porlroyal mAcadimoder Reu-Frankreich, worin die verschiedenen Bewegungen der See in einer langen Schiffahrt beschrieben, und von dem Lande, der Beschäfftigung der dort wohnenden Franzosen, den Sitten der wilden Völker/ ihrem Aberglauben und ihren Jagden hinlängliche Nachrichten, unter welchen sich auch eine richtige Abhandlung von dem Biber befindet, gegeben werden. Aus dem Französischen übersiyt. Beschreibung einer Reise nach Portroyal in Madien oder Nm-Mnkrejch. ch werde die Beschreibung meiner Reise nach Port« royal in Acadien oder t^cu Frankreich mit Erzählung eines Zufalls anfangen, der mir beynahe des ieben gekostet hatte, da ich in das Schiff steigen wollte welches zu meiner Reise bestimmet war. Es lag auf der Rheede vor Rochelle, über zwo Meilen von der Stadt,, in welcher ich auf guten Wind zu meiner Abreise wartete, welchen wir den 2c stcn August 1699 des Abends bekamen. Der Schiffshauptmann wollte sich denselben zu Nuhe ma» chen, zumahl es schon sehr spät im Jahre war, und ließ mich bey nächtlicher Flut mit einer Schalupe abHolm. Ich gieng also aus Röchelte, wie die Thore geöffnet wur< den, um den Damm zu erreichen, wo die Schalupe auf mich wartete und begab mich in dieselbige; sie ward zwar von sechs starken Matrosen gesühret, allein »veil die See allzu ungestüm war, ft ward ihnen doch die Arbeit ungemein sauer. Als der Hauptmann uns zu Gesichte bekam und merkte, daß wir nur noch eine Viertel Meile vom Schiff« waren, lies, er um keine Zeit zu verlieren, die Ancker lich. ten. Mittlerweile daß er dieses that, kamen wir immer nähe^ i6o Reise nach Portroyal in Acadien näher und gelangten endlich ohne viele Mühe bey dem Schis, fe an. Allein wir fanden die größeste Schwierigkeit uns an dasselbe zu legen, ob es sich gleich nur hin und her bewegte. Die Wellen, die sich immerzu zwischen dem Schiffe und der Schalupe erhoben, warfen uns beständig wieder zurück, wenn wir eben im Begriff waren uns an dasselbe zu hangen; endlich erreichten wir diesen Zweck, sahen uns aber dadurch nicht sonderlich gebessert: denn die Bewegungen, welche das Schiff und die Schalupe machten, ließen uns nicht so viel Zeit, daß wir die leiter hinauf steigen konnten. Der Hauptmann, welcher wohl einsahe, daß es mir als einem unversuchten Seemanne am schwersten fallen würde, gab allen Matrosen in der Schalupe Befehl nicht eher aus derselben zu gehen, als bis ich in das Schiff ge« langet wäre. Ein jeder sänne also nur darauf, wie ich es am süglichsten anfangen mögte, und ich selbst ließ mir sol« ches angelegen seyn, weil ich gewiß keine lust hatte langer ha zu bleiben. Der Hauptmann glaubte es am besten ge« troffen zu haben, indem er mir ein Seil zuwarf, welches ich sogleich ergriff und überaus fest hielt, damit es mir nicht wieder entwischen mögte. Solchergestalt stieg ich auf den Bord der Schalupe; ich hate aber kaum meine Füße daraufgestellet, als mich eine Welle wieder herunter stießz jedoch blieb ich an dem Seile hangen, wiewohl es mir höchst beschwerlich fiel und ich die Gefahr von einer Welle fortgerissen zu werden vor Augen sahe, indem meine Füße das Wasser berühreten. Inzwischen faffete ich mich und war n- oder Neu - Frankteich. l6l war ernstlich auf meine Errettung aus diesen gefährlichen Umständen bedacht: ich ward ein kleines Ende von eineni Brette gewahr, gegen welches ich den einen Fuß stellete un^ hiedurch einen festen Stand bekam. Ich kletterte also mit« telst meiner Arme längst dem Seile heran, und kam anderen mir zu Hülfe ausgestreckten Handen bald so nahe, daß sie mich erreichen und vollends aus der Gefahr herauf zib» hell konnten. Den in der Schalupe zurückgebliebenen Matrosen ward es nicht weniger beschwerlich als mir aus derselben zu kommen, ich war nun außer aller Furcht und sahe mit Vergnügen, daß auch die allerhurtigsten Bootsleute an den Masileiteru miceben so vieler Mühe hinaufkletterten, als ich an einem einzelnen Seile gethan hatte. Wie ich mich auf der Decke des Schiffes und mit der Mannschaft des» selben, die aus zwey und zwanzig Personen bestand, um« gebm sahe, glaubte ich sicher genug zu seyn und dachte nur auf eine Beschreibung dieser überstandencn Gefahr. Nachdem man sich ganz segelfertig gemacht hatte, lavirten wir, um die Höhe zu gewinnen. Der ganze Tag aber gieng vcrqebens darüber hin: denn weil uns d5r Wind zuwieder war, so konnten wir nicht durch die zwischen den In« seln Oleron und Re befindliche Meerenge kommen; sondem wir waren vielmehr genöthigot zurück zu gch?n und an eben demselben Orte, wo wir des Morgens abgesegelt waren, deS Abends wieder Anker zu werfen. Die Nacht brachte ich hier ziemlich ruhig zu; jcvoch war mir das Getöse des Steuerruders l vil»- 162 Reise nach Portroyal in Acadien verdrießlich, und ich schlief freylich in dem Schisse nicht so bequem, als ich es in meiner Kammer zu Rochelle gewohnt war. Mit anbrechendem Tage gicng man wieder unter Segel, weil der Wind ziemlich günstig war. Wir kamen auch in weniger denn drey Stunden weiter, als wir den ganzen vorhergehenden Tag gethan hatten, und das land verlohr sich gar bald aus unserm Gesichte. Der Wind ward gegen Abend besser und allmählig Mrker, daher die See die ganze Nacht hindurch ziemlich tobete; die Matrosen hatten dabey das meiste auszustehen; aber ich empfand nichts davon und schlief in guter Ruhe, bis der Tag anbrach. Da vereinigte sich ein anhallender überaus heftiger Regen mit einem gewaltigen Sturme, welche ihre Wut gleichsam um die Wette ausübeten. Wir hielten uns eine geraume Zeit, und weil wir endlich sahen, daß alle Mühe vergebens seyn würde, so machten wir Allstalt in Isle» Dieu einzulaufen , deren Name uns eine sichere Freystatt zu versprechen schien. In diesin verwirreten Umständen ereignete sich noch ein anderer Zufall, von welchem mehr zu befürchten war: es wurde ein Schiff durch die Gewalt des Sturmes gerade auf das unsrige getrieben, und beyde waren in Gefahr gegen einander zu zerscheitern. Allein unser Hauptmann, der sein Handwerk verstund, ließ zu rechter Zeit eine so gute Wendung machen, daß er dem andern Schisse auswich, und hielte ohngeachtet des stürmischen Wetters noch immer die See. Er that hieran auch nicht übel, weil der Wind sich nach oder Neu-Frankreich.^ lsz nach emer Stunde zu unserm Vortheil änderte. So muß man sich durch dergleichen wiedrige Fälle nicht abschrecken lassen. Denn je größer der Sturm ist, desto eher ver« wandelt er sich in eine sanfte Meerstille. Wir erfuhren e5 in der That, und da der Wind den Tag hindurch ziemlich gut blieb, ruheten sich die Matrosen wieder von der ausge« siandenen Arbeit aus. In der Nacht hatten wir nicht weniger gutes Wetter, und die Mannschaft, welche die Wache verrichtete, vertrieb sich nur die Zeit mit Tabackrauchen und scherzen, weil man nichts wiedriges besorgte. Eben dieses Wetter hielt auch den folgenden Tag an , und wir hatten wenig Wind, wobey für uns nur das allerverdrieß' lichste war, daß wir sehr langsam segelten. Zween bis drey Tage verliefen ohne daß der Wind stärker wehete und die lust war ganz kühle; auf der See aber ist eine große Windstille eben so beschwerlich, als ein großer Sturm, unh ein Seefahrer siehet am liebsten, wenn das Wetter die Mittelmaße hält. Man hörete kaum das Wasser rauschen^ alles reizete uns zum Schlafe, welchen ich auch ungestört genoß, indem ich von den Wellen gleichsam gewieget ward. Als ich wieder erwachte, verließ ich meine Schlafstelle uny begab mich oben auf das Schiff, wo ich eine Pfeife Taback rauchte und in meinen Gedanken den Ritter Bart vorsieh lete. Dieses that ich nur, um die Zeit hinzubringen unb mich als einen rechten Seemann anzustellen, indem wohl kein Schiffjunge war, der es nicht besser verstund, als ich. So wenig ich indessen auch im Tobackrauchen geübet war, l - so , 64 Reise nach Portroyal in Acadien so hatte ich doch dabey meine Einfalle, als welche der Dampf dieses Indianischen Krautes insgemein zu verursachen pfleget, und ich richtete meine Gedanken auf das» Wenige, was unter den Fischen geschah: ich bemerkte, daß es bey ihnen eben so als bey den vernünftigen Erdbürgern zugieng; die großen verfolgten die kleinen; keiner aber wollte an unsere auf einem schr hellen Wasser schwimmende Angeln beißen. Das Spiel ist für mich ein sehr schlechter Zeitvertreib. Inzwischen wüste ich selbst nicht, was ich anfangm sollte. Des Bücherlesens wird man endlich auch überdrüßig; und das Gemüthe will bey solchen Beschafft!« gungen einige Ruhe, gleichwie der ieib bey seiner Arbeit Haben. ^. ^ Nachdem wir wahrend einer so großen Meerstille kaum von der Stelle gekommen waren, so erhob sich der Wind eil» wenig und ward uns so günstig , daß wir das versäumte bald wieder einholeten. Unser Schiff gieng gleichsam im Fluge, und man konnte kaum die Suppe auf dem Tische behalten: wir trösteten uns inzwischen damit, daß wir den Wind gerade im Rücken halten. Bey so günstigem Wetter ließen sich die Germonen häusig an unsern Angelschnüren fangen; dieses ist ein über» aus schmackhafter Fisch, der an Güte dem lachst fast nichts yachgiebet; er siehet ihm auch ziemlich ähnlich, außer daß er dicker und kürzer ist, auch längere Floßfedern hat. Der iust ihn mit unsern Angeln zu fangen folgte bald das we-ftntliche Vergnügen ihn auf verschiedene Art zugerichtet oder Neu-Frankreich. ,65 zu essen. Er bewegte sich noch, wenn er schon in Stücken zerschnitten aus dem Roste lag. Auf dem Markte zu P4« ris ist ein solcher Fisch nicht zu haben, und er lässet sich Huch, weil er gar zu zärtlich ist, so weit nicht führen. Man muß sich auf die See begeben, wenn man seinen Geschmack damit vergnügen und ihn recht frisch essen will. Es ist nicht mehr als billig, daß die Schiffer auf der See, wo sie so vieles auszustehen haben, auch zuweilen eine Ergetzlichkeit genießen. Unsre Bootsleute waren da»' mahls gan; vergnügt und aßen sich in diesem niedlichen Fische, darüber sie allerhand Brühen gemacht hatten, Rechtschaffen satt. Das Schiffsegelte nach Wunsche, ohne daß sie sich mit mannichfaltigcn Arbeiten abmatten durften^ Ich glaube, daß, wenn ihnen Neptun allezeit so gewogen wäre, sie mit dem größcstcn Vergnügen von der Welt bey' ihm ihr Glück suchen würden; sie könnten auch auf langen Reisen ihre Weiber mit sich führen, und man würde nicht so viele von diesen letzteren nach der Zurückkunft ihrer Man« ner seufzen hören. Wir musten inzwischen die Ruhe, deten wir in diesem guten Wetter genoffen, theuer bezahlen: der Wind ward stürmisch, und wiewohl er uns nicht entgegen war, musten wir doch viel davon ausstehen. Die See schwellete sich auf, und ihre sich thürmende Wellen führeten unser Schiff bald in die Höhe, bald in die Tiefe. Diese Veränderung des Wetters betraf uns zu einer sehr ungelegenen Zeit; denn eS gieng eben gegen die Nacht, als das ' i 3 Meer i66 Reise nach Portroyal in Acadien Meer mit solcher Heftigkeit zu toben anficng. Ich konnte nicht schlafen, vielmehr vermehrte sich mcme Unruhe alle Augenblicke. Die Bewegungen, welche unser Schiff zu-peilen machte, waren mir nur gar zu empfindlich, und ich wünschete mich weit außerhalb dieser ungestümen Fluten, um die Ruhe ungehindert genießen zu können. Das Geschrey der Matrosen, welches sie bey ihrer beschwerlichen Arbeit machten, schien mir alle Augenblicke einen Schiff, hruch anzukündigen, den sie doch in der That nicht so sehr als ich befürchteten. Da mich vielleicht ihre Gesichtsstel, lung hätte veranlassen können ein Herz zu fassen, so be. kam ich dieselben gar nicht zu sehen. Zuweilen hörete ich sie singen ; allein ich schloß daraus nicht viel gutes, und stellete mir dabey gleichsam einen Schwanengesang vor, welcher uns den nahen Untergang verkündigte. Nach el-nem langen ängstlichen Verdrujse brach endlich der Tag an. Aber es ward dadurch nur schlimmer; denn anstatt daß er uns hätte gutes Wetter bringen sollen, dienete er vielmehr uns die vielfache Gefahr, die wir liefen, p viel deutlicher vorzustellen. Also wünschet man sich oft eine Wissenschaft von Dingen, die uns vielleicht nicht so quälen würden, wann sie uns unbekannt blieben. Inzwischen daß ich schon wegen des Wetters allemöa/ liche Furcht ausstund, sagte man mir noch zu Verdoppe« lung meines Kummers, daß wir uns in den Gewässern be» fünden, welche von den Saletanischen Seeräubern unsicher gemachet würden, und daß wir uns vor denenselben mehr oder Neu-Frankreich. ,57 mehr zu fürchten hätten, als vor der heftigsten Wut des Windes und der Wellen. Ich muß meine Schwachheit offenherzig bekennen; mir war wirklich vor ihnen bange, indem wir gar nicht vermögend waren solchen teuten Wie« dersiand zu thun. In diesem entsetzlichen Sturme, worin ich hätte vrrgchen mögen, bewunderte ich den Muth der Matrosen. Sie sahen das Waffer ohne Unterlaß mitgro« ßen Wellen über die Decke des Schiffes rollen, und mach' ten sich daraus so wenig, daß sie noch wohl gar dazu lache« ten. Dlcs bewegte mich einst zu sagen, die Matrosen wa» ren wie die Aerzte: jene halten ihr Schiff nicht eher in Gefahr, als in dem unglücklichen Augenblicke, da es in den Abgmnd sinket; diese hoffen noch immer die Genesung ih« res Kranken, wenn derselbe gleich darauf seinen Geist auf« giebet. Ich aß m,d trank den ganzen Tag nicht; ich hat« te auch nicht die geringste iust dazu. Die Gcrmonen, wel» che die andern mit großer Begierde aßen, und die ich selbst vorher so gut gefunden hatte, waren mir ganz eckelhast ge« worden und reizcten meinen Geschmack nicht im geringsten. Ich saß in dicscn gefährlichen Umständen ohne Begierde zu effen bey der Suppe ganz still und traurig auf dem Vor« derkasiell des Schiffes , da der Wind von hinten in die Segel blies. Ich suchte mich vergebens so vieler Unfälle zu erwehren; die wütende See hatte mir dergestalt alles im ieibe umgekehret, daß ich mich mehr als einmahl überge« bey muste. Niemahls bin ich so entkräftet gewesen. Ich wünschte, daß mir die Nacht den grausamen Anblick der t 4 Welten l68 Reise nach Portroyal in Acadien Wellen entziehen mögte; und wann die Dunckclhcit dersel. ben miä) in neues Schrecken setzte, so verlangte ich wieder die Sonne zu sehen. Kaum fieng sie an mit ihrcn Strah. len hervorzubrechen, als man alle die Segel aufzuspannen ansieng, welche man wegen des gewaltsamen Sturms ein. zunehmen genöthigt gewesen war; und der Wind ward end. lich so schwach, daß wir kaum mehr aus der Stelle kamen-Man hat sich aber über die so schleunige Veränderung des, selben nicht gar zu sehr zu verwundern, weil dies nichts ungewöhnliches ist. Die Germonen, welche bey dem Sturme ebenfalls das ihrige gelitten hatten, waren in dieserMcersiille so hungrig, daß sie häufig an unsere Angeln bissen: unter andern fieng man drey oder vier von einer ungemelnen Größe, und ich kann ohne Vergrößerung sagen, daß sich an einem einzigen ein ganzes Carthauser Kloster hätte satt essen können. Bey dem Fischfange ergötzten wir uns auch mit der Jagd: denn ein sehr weit her kommendes Wasserhuhn schtcsich auf unser Schiff und ward daselbst gefangen, welches mir eine so seltsame Sache schien, daß ich glaubte, sie verdiente hier angemerkt zu werden. Ich machte bey diesem anmuthigen Wetter eine Betrachtung, die ich ebenfalls anführen muß, nämlich, daß die See nach dem grausamen Sturme, ob« gleich eine große Windstille erfolgte, noch lange Zeit in ih, rer heftigen Bewegung blieb. Es scheinet, daß solche unvermerkt durch die Winde, welche mitten in die Fluten ge» drungen find, verursachet werde, und daß bey solcher Be« . wegung n 5 "öder Neu - Frankreich. 169 wegung die Wellen eine mehr gewölbte Form annehmen und sich stärker ausdehnen. Hiezu will ich nochdiese An« merkung fügen, daß sich dic Segel niemahls heftiger bewe« gen, als wenn der Wind am ruhigsten ist. So war es diesen Tag hindurch beschaffen; allein ge« gen Abend nahm der Wind zu, und wir hatten die Nacht hindurch eine gewünschte Fahrt. Aber die Freude währete nicht lange; denn er sehte sich mit anbrechendem Tage wie/ der um, und weil er uns gerade entgegen war, so kamen wir auch nicht weiter vorwärts. Gegen Abend sahen wir ein Schiff in vollem segeln mit dem Winde auf uns zu kom« men; es ward für ein Saletanisches gehalten, und wir warm dabey nicht wenig verlegen, weil wir den Handen dieser Barbaren nicht entgehen konnten, welche keinQuar» tier zu geben pftegen. Allein zu unsirm Glücke waresein Tcrrencuf-Fahrer, der auf der Rückreise nach Gascogne begriffen war. Er gab uns dieses mit seinem Vila! durch ein Sprachrohr zu verstehen, dessen Schall mich einiger maßen in Schrecken sehte. Es war gut für uns, daß es nicht mehr zu bedeuten hatte; denn wir waren genöthiget gewesen die vierzehen Ca» noncn, die unser Schiff führete, statt des Ballastes in den untersten Raum zu bringen. Weil die See ganz stille war, gedachte ich diese Nacht recht gut zu schlafen. Allein es wäh» rete nicht lange; sie fieng schon in der ersten Nachtwache wieder an zu toben und sich aufzuschwellen; und die gewaltigen Stöße, die sie uns bey dem gar zu heftigen Winde versetzte, i 5 ließen 170 Reise nach Portroyal in Acadien ließen mir keine Ruhe. Endlich gieng die Sonne wieder auf, ohne daß ich ein Auge hatte zuthun können. Der Tag war eben so unangenehm als die Nacht; wir musten uns der Gewalt dcr Wellen überlassen, von denen wir bald hier bald dort hingetricben wurden, ohne einen Ort zu sin» den, wo wir vor ihn.en hätten sicher seyn können. Aufder Decke konnte man unmöglich bleiben, weil das Schiff be. standig von einer Seite zur andern geworfen ward. Ich sassete daher den Endschluß den ganzen Tag nicht aus dem Bette aufzustehen, zumahl ich ganz kranck war und nichts als ein Stück geröstetes Brodt genießen konnte, wel» ches ich doch auch sogleich wieder von mir geben muste. Da ich solchergestalt von einem Seemanne nichts als den bloßen Namen hatte, so wünschte ich mir die Herzhaf. tigkeit der Matwsen zu besitzen. Sie sahen die größesien Wellen ohne Entsetzen an, da ich jeden Augenblick befürchtete, daß sie uns verschlingen würden; sie waren nur um so viel lustiger, je schneller eine der andern folgte. Wir hatten alle unsere Segel eingenommen und fuhren allein mit dem großen. Unser Schiff drehete sich bloß nach den verschiede» nen Bewegungen, worin es durch die unruhige See geseßet ward, und die Matrosen thaten nichts dabey; sie trieben nur ihre Possen, und einer lachte über den andern, wenn ihnen etwas begegnete: denn bald wurden etliche von den ü-ber sie her schlagenden Wellen durch und durch vom Kopfe bis zu den Füßen naß; bald wurden andere über den Haufen geworfen und wie ein Ball von einer Seite des Verdecks oder Neu-Frankreich. > ^l decks bjs zu der andern geprellet. Alles dieses bewegte sie nur zu einem lauten Gelächter, welches eben so großen iär-men als die ungestümen Wellen machte. Gewiß diese !eu» te sind bey ihrem beschwerlichen Handwerke nur allzu be, glückt. Das ieiden eines Menschen in den mannichfalti« gen Umständen, darin er sich besindet, fängt alsdenn erstlich an, wenn er damit nicht mehr zufrieden ist. Die Matrosen scheinen bey dem ihrigen allezeit vergnügt zu seyn, und was wollen sie mehr? Sie effen und trinken sich satt und bekümmern sich nicht darum, woher sie das nöthige zu ih» rem Unterhalte nehmen. Wenn sie zuweilen abgemattet und durch und durch naß geworden sind, bezeugen sie sich am muntersten, sie schütteln nur ihren Kopf, ziehen ande, re Kleider an, und wenn es die Zeit erlaubet, legen sie sich schlafen. Des Abends, wenn sie gur gegessen und ein kurzes Gebet verrichtet haben, begeben diejenigen sich zur Ruhe, welche in der ersten Nachtwache nichts zu thun ha' ben, d. i. welche nicht von 8 bis 12 Uhr in der Nacht wa« chen müssen; und sie wissen ihre Hangmatten ohne iicht so gut, wie die Kaninichen ihre löchcr zu finden. Sie las. sen sich nicht lange wiegen, sondern schlafen wie die Rahen, und ick) glaube, man könnte alle Canonen ablösen, ohne daß sie davon erwachten; kurz, wenn sie auf das Essen und Trinken gut abgerichtet sind, so sind sie es gewiß noch besser auf das Schlafen. Sollte sich nicht mancher in ihre Stel» le wünschen, dem die Ruhe und die lust zum Essen fehlet? Was ,72 Reise nach- Portroyal in Acadien ^! Was mich betrifft, so sand ich nichts anders zu beschrel. ben, als die verdrießlichen Tage und traurigen Nächte welche ich auf dem Schisse zubrachte. Hundertfaltigen Ge. fährlichkeiten ausgesetzet zu seyn, von denen die geringste einen erschrecket und in den Abgrund zu versenkm drohet; die offene Tiefen immer vor Augen zu haben; zu sehen, wie das Schiff gleich als ein Klumpen Schaum von dem Winde uttd den Wellen hin und her geworfen wurde, gleich als wenn es zu Trümmern gehen wollte, alles dieses sind ft entsetzliche Gegenstände, bey denen einer selbst muß zugegen gewesen seyn, der stch dieselben in ihrer gehörigen Grö» ße vorstellen will. Ich habe in diesem Stücke eine klägliche Erfahrung von fünf bis sechs Tagen, und wenig Hoffnung übrig gehabt der Gefahr zu entgehen. Meine Gestalt ver« siel und meine Natur litte ungemein; ich war nie auf der See gewesen, und zu einer Probe war dieses gar zu viel, daß mir auch noch die Haut schaudert, wenn ich daran gedenke. Der erlauchte Cheagcnes * hatte mir nach seiner großen Einsicht wohl voraus gcsaget, daß wir wk'dri-ge und verdrießliche Winde haben wü'den. Ich habe die Wahrheit von seiner Prophezeyung empfunden. Allein da er über das Seewesen geseßct ist und von mir die Be> fchreibung einer beschwerlichen Reise verlanget, warum gebietet er dem gar zu unruhigen Meere nicht ein wenig ruhiger zu seyn? Ich soll mich nur darum in Sturm und . . Wetter * Der Herr Begon, Intendant zu Rockefort, dem dcr Vcr-fasslr scinc Rclsebcschrcibung zuaccignet hat. Wetter, in tobender See und schäumenden Wellen befinden daß er durch mich eine Abbildung davon erhalten «chge,, welche er doch vergebens erwarten würde, wenn die Gefahr aufs höchste gestiegen wäre und uns in den Fluten em? Grabstäte angewiesen hätte. Scin Verlangen hätte indes« sen durch einen mäßigen Sturm erfüllet werden können: ich hätte selbigen nach Art der Dichter vergrößert und aus einem geringen wiedrigcn Winde einen Orkan gemacht, so wäre uns beyden ein Genügen geschehen. Gleichwie die Winde allemahl abwechseln, so folgte, auch nach diesem Ungewitter ein anderer, von dem wir aber keinen sonderlichen Vortheil hatten, als daß nur der Himmel dabey heiter und ohne kolken und die See ziemlich stille war. Ich betrachtete dcn Himmel und sahe, daß die See allemahl bey dem anmuthigsten Wetter von dem« selben ihre größcsie Schönheit erhalte. Der Himmel dienet dem Wasser gleichsam zu einem Spiegel; dieses ist schön, so bald es nur jener ist. Mögte sich doch das Frauenzim, mer eines gleichen Vortheils vor einem schönen Spiegel rühmen können, so würden die Weibesbilder gar oft des Verdrusses ihre haßliche Gestalt zu erblicken überhoben seyn. Sie würden sich beständig mit einem Spiegelglase schlcppen, und die angstlichen Sorgen, die ihncn jetzt ihre Schönheit vom Morgen bis zum Abend machet, dürsten sie nicht mehr beunruhigen. Aber was würden die Folgen davc'n seyn? Ihr Stolz würde nur in solchen Umstanden bis zur höchsten Stuffe wachsen, und aus Eitelkeit würden sie sich' noch mehr einbilden. ' Was «74 Reise' MMrtroyal in Acadien .^ "' Was half es uns bey einer so sanfte» Meerstille das Wasser in einer so reizenden Gestalt zu sehen? Die Winde ruheten nur, um nachgehends mit desto größerer Hef« tigkeit loszubrechen,- sie wandten gleichsam diesen anmuthigen Tag und die darauf folgende Nacht zu den Vorbereitungen eines neuen Sturms an. Sie bliesen mit solcher Gewalt, daß man alle Segel einziehen muste. Das Schiff, welches nur mit dem großen Segel gieng, war ein Spiel der Wellen. Wir gaben dabey betrübte Zuschauer ab, und musten uns zufolge der Bewegung der Ebbe und Flut wieder unsern Willen von dem bestimmten Wege entfernen. Ueberdem kam es mit mir öfters zum Erbrechen, wie es' in dcrgleichem ungestümen Wetter zu geschehen pflegt. Dieses traurige Schauspiel wahrete zweymahl vier und zwanzig Stunden, in welcher Zeit ich nicht das geringste genoß, so daß ich auch ganz kraftlos ward: denn wenn man immer von sich giebt und nichts zu sich nimmt, woher sollen alsdenn die Kräfte kommen? Die See ward etwas ruhiger, und wir stunden nicht mehr so viel aus; unser Haupt» mann fand auch, daß wir wieder auf dem rechten Wege waren; er konnte sich aber ohne günstigeren Wind nicht versprechen lange auf demselben zu bleiben. Einer von den Matrosen sagte mit einem angenommenen Ernste, der Wind, der uns fehlete, steckte irgend in einem Flaschen, sutler; allein niemand wollte nach dein seinigen gehen, um denselben zu suchen. Er hatte iust einmahl zu trinken und einem jeden von ihnen einen Schluck Brandtewein zu ver« schaffen. t^kVder Neu-Frankreich. 175 schaffen. Allein seine Possen waren ohne Wirkung. Ein anderer, der eben so ernsthaft aussahe, suchte sich von der Nothwendigkeit seinen Kameraden aus seinem Flaschen« sutler zuzutrinken dadurch los zu machen, daß er vorgab, der Wind würde nicht eher gut werden, als bis man eincn Schiffjungen gepeitschct hätte. Ein jeder ließ sich diesen Vorschlag gefallen, und wie gesagt ft geschahe es. Ohne aber das toos zu ziehen, wie sonst in dergleichen Fallen gebräuchlich ist, wurde einer unter diesen armseligen Schiff» jungen, der einem Malrosen etwas entwendet hatte, zum Opfer ausersehen, und etwas harter gepeitschet, als viel« leicht nicht geschehen wäre, wenn man nicht etwas wieder ihn gehabt hätte. Sie zogen ihm seine mit Pech beschmier« te Hosen herunter und banden ihn an den Pumpen, stock. Der Steuermann war sodann mit eincr Geißel, die «us verschiedenen neucn Nicmen mit vielen Knoten bestund, über ihn her. Alsobald schrie drr Junge aus vollem Hal» se und bat inniglich um Gnade und Vergebung. Schreye nur immerzu, so stark als du willt, antwortete ihm der Zuchtmeister, indem er immer drauf los schlug, das ist nicht die rechte Sprache, du must schreyen, Nordost, guter Wind für unser Schiff! Er war Steuermann und mu-sie demnach mehr als sonst jemand für den Wind besorgt seyn. Der arme Tropf rief darauf aus vollen Kräften: Nordost, vielleicht ohne daß er noch einige Kenntniß von den Winden hatte. In demselben Augenblicke ließ man ihn laufen, daß er sich nach Belieben das verwundete Fell schmieren l?6 Reise nach Pomoyal in Acadien schmieren könnte. Allein wir wollen zur Sache schreiten; es mag es glauben wer da will; ich will mich bey derglej. chcn Thorheiten nicht langer aufhalten. Wir bekamen bald den Wind, den wir verlangten und wurden dadurch mehr erfreuet, als wenn er sich auf eine aydere Weise eingestellet hätte. ' -7- s- ^:' z. DaS Unglück des einen gereichet oft dem andern zu einer lust; so sind wir Menschen insgemein geartet. Aber was hatten wir für Vortheil davon? Ich erkannte, daß wir einen ziemlichen Strich fortseegelten und doch wenig weiter kamen. Denn auf der See ist es eben so als auf der Erde beschaffen, sie hat gleichfalls ihre Berge und Tha. ler, wenn sich ihre Fluten durch die Gewalt der Winde in die Höhe thürmen. Da fähret man hohe schwimmende Gebirge hinauf und herunter, und der ungleiche lauf der rollenden Wellen führet einen durcb lauter Sprünge an den Ort, dahin man gedenket. Sollte man den Weg, den man solchergestalt auf der Meerfiache verrichtet, auf einem ebenen iande thun, würde man denselben gar bald und mit weit geringerer Mühe vollenden. Mir kamen die. se Berge wie hohe Thürme vor, die man durch allerhand Umwege ersteiget; es gehören viele Schritte dazu, ehe man bis zu der Spitze gelanget, steiget man wieder herunter, so werden nicht wenigere erfordert, und doch ist man als-denn nicht weiter als am Fuße des Berges. Wir segelten auf diese Weise zween Tage, indem der beste Wind, den wir wünschen konnten, uns dadurch sehr , beschwer- .. "> oder Neu- Frankreich. 177 beschwerlich fiel, daß er allzuheftig war; so ein harte» Schicksal musten wir ausstehen. Nachher aber nahm die Wut der See allmahlig ab, so daß wir zuletzt ebenes Was» ser und eine gerade Fahrt hatten. Da strich unser Schiff mit leichter Mühe und größester Geschwindigkeit du^ch die Wellen. Es schien, als ob sich Wind und Meer zu unserm Vortheile vereiniget hatten nnd uns nunmehro nach einem so großen Ungemache in einen sichern Hafen führen wollten. Wir waren vergnügt, daß wir die See in so lieblicher Ge» stale erblickten. Alle Furcht vor einem plötzlichen und traurigen Ende war verschwunden, und unsre jetzige Zu« friedenheit machte, daß wir das vergangene Uebel ganz ver« gaßen. Ich meines Theils schmeichelte mir bereits mit der angenehmen Hoffnung in wenig Tagen die Fischcrey auf der großen Sandbank zu sehen und bald in Neu« Frankreich einige Unzen besseres Geblüt zu sammlen. Ein jeder Vorwurf erwecket einem in solcher Hoffnung ein ' Vergnügen: es kam eben damahls eine kleine Bachstelze geflogen und sehte sich auf den Bord des Schisses; ich glaubte, dieser Vogel würde uns die glückliche und ange« nehme Zeitung bringen, daß wir nicht weit mehr vom ian-de wären. Um davon Gewißheit zu haben, warf man, ehe zween Tage verliefen,das Senkbley aus, in der Meynung die Iacobsbank zu finden , allein man sahe sich betrogen, und man suchte sie umsonst. Ein solcher Irrthum ist in diesem falschen und unbeständigen Elemente nichts ftltsa« mes. Indessen kamen wir der so berufenen großen Bank, M nk 178 Reise nach Portroyal in Acadien wo der Stockfisch gefangen wird, immer näher. Nach. dem wir diese drey Tage gesegelt hatten, glaubten wir um die Gegend derselben zu seyn. Es wurde demnachdas Senkbley abermahl ausgeworfen, aber mit eben so schlech«, tem Erfolge, wie vorhin. Wir würden uns über die Ma» ße gefreuet haben, wenn wir aus dieser Tiefe, die mildem Bleywurfe so wenig als mit unsern Augen zu ergründen war, etwas Sand bekommen hätten. Man muste sich diesmahl bis auf den folgenden Tag gedulden, in Hoffnung alsdenn glücklicher zu seyn; allein das Senkbley wur« de wieder eben so vergebens als das erste mahl ausgeworfen, und man fand nichts als Waffer. In diesen ver« drießlichen Umstanden schrie der Bootsmann auf einmahl land! indem er die linie von dem Bley, würfe in der Hand hielte. Es erhob sich unter uns ein tausendfaches Frendengeschrey, welches sich aber alsobald in ein Wehklagen verwandelte; denn der arme Tropf hatte sich versehen. Wie nun das Senkbley das nicht bewies, was tr vorgegeben hatte, und er folglich nicht mehr glauben durfte, daß wir auf der Bank von Terre-Neuve waren, so schien er ganz beschämt, daß er uns dieses an« gekündigt hatte. Inzwischen glaubte er seine Maaßregeln ganz richtig genommen zu haben. Was konnte ich da« Mahls denken? Wenn ich keine geschickte und erfahrne Steuermänner vor mir gehabt hatte, so würde ich mich gewiß nicht haben überreden können, daß wir einen richtigen taufgehalten hatten, sondern vielmehr geglaubet haben, daß wir blindlings in der See herum irreten. Damit oder Neu - Frankreich. ,?y Damit unser Verdruß noch größer werden mögte, so ließ uns auch ein wiedrigcr Wind seine Macht empfinden. Wir wurden die ganze Nacht hindurch sehr weit verschlagen, und man muste die Segel niederlassen, um solchergestalt den Anbruch des Tages zu erwarten. Allein derselbe war für uns nicht vortheilhafter: auf den Sturm folgte eine so große Windstille, daß wir gar nicht aus der Stelle kom» men konnten. Dem ungeachtet war die Bewegung des Schiffes eine der heftigsten und beschwerlichsten. Es wälzete sich ohne Unterlaß bald aus die eine bald auf die andere Seite. Alles krachte und alles wurde dergestalt durch einander herum geworfen, daß ich niemahls ein solches Geprassel gehöret habe; mein Flaschenfutter ward ebenfalls herum gekehret, doch wurden meine gebrannten Wasser noch gerettet. Es schien, als wenn uni ser Unglück den höchsten Grad erreichen sollre. Welch eln Verdruß war es nicht für uns, daß wir nach erlittenem rauhen Sturme bey stillem Wetter noch eben so viel ausste« hen musten! Aber das war es noch nicht alles; ebenda wir einen günstigen Wind erwarteten , überfiel uns einer der gefährlichsten. Dergleichen Erzählungen mögten mich beynahe in Verzweifelung bringen. Man muß nur immer eben dasselbe lied wieder anstimmen und eine Sache bestan« dig auf verschiedene Art vortragen. Ich glaube, ich wür« de besser thun, wenn ich mit solcher unangenehmen Erzäh. lung zurücke hielte. Allein ich habe einmahl angefangen ein Tageregister von meiner Reise zu verfertigen; ich will es M 2 demnach 180 Reise nach Portroyal in Acadien demnach zu Ende bringen, es gerathe wie es wolle. Wä. re die Schaubühne in meiner Gewalt, so wollte ich eine mannigfaltigere Veränderung in den Auftritten beobach, ten, wobey andere mehr Aufmerksamkeit und ich weniger Mühe haben würde. Dieser mit einem starken Regen vergesellschaftete wie-drige Wind schüttete zween Tage alle seine Wut gegen uns al chergestalt in dem von einer Seite zur andern geworfenen Schisse, das immer in den Abgrund zu sinken drohet, sei» nen Tod beständig vor Augen siehet; wenn man dieMatro» sen zitternd sprechen höret, daß wir wie gejagte Vögel wä» ren, die nirgends Ruhe finden könnten. Aber so sahe es mit uns aus, und wir waren den stürmenden Winden nur gar zu oft bloß gestellet, deren wir uns auf keine Weise erwehren konnten. Es ist wohl nichts angstlichers als ohne Unterlaß mit der Gefahr eineS Schisskuckes bedrohet zu werden; man erblasset vor lauter Furcht, ehe noch der Un« tergang erfolget. Es gehet alles übel von statten, wenn die See in großer Bewegung ist; man darf keinen Topf zum Feuer setzen, um etwas zu kochen, wenn nicht alles verschüttet werden soll, sondern man muß sich mit trockenem Zwiebacke behelfen. Meines Theils war dies mein wenig, stcr Kummer: denn mir ward gleich übel, wenn etwas zu essen aufgetragen ward. Ein jeder griff mit seinen Fäusten in die Schüssel, ohne sich vorher gewaschen zu haben, da doch kein Mangel an Wasser war, und bediente sich seiner Mey- oder Neu - Frankreich. iZl Meynung nach der natürlichsten Gabeln, die der Mensch hätte. Allein dieses machte mir keine iust zum Essen und ich that allemahl sehr schlechte Mahlzeiten. Besonders hatte ick) vor dem Geschirre, daraus die Schiffleute aßen, einen rechten rechten Abscheu. Wie schmutzig war nicht das leinen Zeug und Küchengeräthe? Die Schüsseln wurden niemahls gescheuret, und um dieselben wurde, wenn man aß, ein schmieriger'Strohwisch geleget, damit sie desto fester stehen mögten. Ich sahe mit Vergnügen zu, wie zehen Arme nicht vermögend waren zu verhüten, daß die Geschirre nicht umfielen, und daS, was sie aus denselben langete«, sicher nach dem Munde zu bringen. Aber wir wollen davon nicht weiter reden, damit denen nicht auch übel werden möge, die etwa dieses dereinst zu lesen bekommen. Dcr Wind ward ein wenig günstiger, und man suchte wieder soviel als möglich war, auf den rechten Strich zu kommen. Dieß geschahe nicht ohne Mühe, und dem ohn» geachtet richtete man in dreyen Tagen wenig aus: wir könn« ten darauf nicht bleiben, weil uns bald der Wind bald die Meersiillc wechselswcije viel zu schaffen machten. Was wir die Nacht hindurch bey dem einen gewannen, verloren wir des Tages bey der andern, und auf solche Art war es nicht möglich weit vorwärts zukommen. Immiltelst über« fiel uns ein neuer höchst gefährlicher Zufall. Unser Schiff bekam in einer Zeit von weniger als einer Stunde bey zween Schuhe Waffer, und wir hätten bey so bewandten Umstan. den bald in den Abgrund versinken müssen. Man gerieth über l82 Reise nach Portroyal itt Acadien über diesen Unfall in eine desto größere Bestürzung, da das Schiff bisher gar nicht leck gewesen war. Man lief gleich zur Pllmpe und brauchte dieselbe ohne Unterlaß aus allen Kräften, wobey sich die Matrosen sehr eiferig bezeigten; allein es war vergebens, denn es lief immer mehr Wasser hinein, als heraus gepumpet ward. Wir waren insgesammt vüller Furcht und Schrecken, und wüsten selbst nicht, wozu wir in einem so gefährlichen und dringenden Zufalle greifen sollten. Der Hauptmann, der als ein vorsichtiger Mann einsahe, was eine solche Menge Wasser zuletzt für schädliche Folgen haben könnte, stieg indessen in den untersten Raum hinunter, um zu sehen, woher dieses Unglück rührcte. Allein er horchete vergebens, um das Geräusche des eindringenden Waffers zu vernehmen. Dennoch kanz es immer so häufig herein, daß die Pumpe nicht vermö. gend war es alles wieder hinaus zu führen. Wie inzwi' schen der Hauptmann sahe, daß er in dem Raume verge« bens darnach suchte, so gieng er zu der unten in dem Hin« tertheile des Schiffes befindlichen Brodtkammer, wo er so, gleich den Ort, da das Wasser herein drang, entdeckte. Unser Tod wäre demnach unvermeidlich gewesen; wir hät« ten entweder mit dem Schiffe untersinken oder dvch Hun, gers sterben müssen. In solcher äußersten Noth will jedermann rathen; das geschwindeste Mittel aber ist allemahl das beste. Man hohlete alsobald den Schiffszimmermann, der sein Handwerk sehr wohl verstund; er besichtigte den Schaden, und versprach demselben abzuhelfen. Die» ses, oder Neu - Frankreich. iZZ ses, sagteer, soll uns den Untergang noch nicht bedeuten, und die gute Hoffnung, welche er zu unserer Rettung machte, richtete mein bestürztes Gemüthe wieder etwas auf. Wett hier keine Zeit zu versäumen war, so machte er in Eile ein Gerüste feste, welches auf der rechten Seite der Vorraths, tammer, da der Schaden war, in die Sce hieng; er ließ sich darauf zu dem Wasser hinunter und sahe, daß ein Bret los gegangen war. Durch die Gewalt der Wellen hatten die Nägel nachgelassen und steckten annoch in dem Brette; ernagelte es also damit so gut er konnte, wieder M und vermachte das loch, welches fast zween Schuhe in der länge hatte, mit Hanf und Unschlitt. Allein dieses war noch nicht genug; um sich auf seine Arbeit desto siche« rer verlassen zu können, muste man eine bleyerne Platte verfertigen; während daß mall dieselbe nach seiner Vor« schrissc zurechte machte, ward das Schiff auf die Seite ge, leget, damit man diese Platte um so viel besser anbringen könnte. Wie sie fertig war, ließ mal» ihm dicsclbe an ei» nem kurzen Stricke herunter; er war aber allein nicht ver« mögend dieselbe aufzunageln. Wenn er meynete, daß er einen Nagel treffen wollte, so machte eine Welle, di? öfters über seinen Kopf fuhr, daß er fehl schlug. Als er sahe,daß er einer so mühsamenArbcit nicht lange mchrgewach» sen seyn würde, ob er gleich zur Herzstärkung vielen Brandt« wein zu sich nahm; so schickte man ihm einen Matrosen zu Hülfe. Hierauf gi?ng das Werk besser von statten, und in einer Zelt vvn zwoen Stunden war der Schaden ausge-' . M4 bessert ,84 Reise nach Portroyal in Acadien bessert. Es war der fünf und zwanzigste Tag im Hetbst-monate, als uns dieser Zufall begegnete, dessen Andenken niemahls bey mir vergehen wird. Wir hatten bey diesem Ul'glüÄsfalle das bcjondere Glück, daß auf der See eben damahls eine große Windstille herrschete, ohne welche wir alle ohnfehlbar hatten umkommen müssen. Das Schiffzog nunmehro, weil die Oeffmmg verstopfet war, kein Wasser mehr; das darin befindliche aber ließ man auspumpen, und jeho bauchte uns gleichsam, daß wir neues ieben bekommen hatten. Endlich langten wir in vier Tagen auf der Bank an, nachdem wir überaus viel ausgestanden hatten, und ich be« zahlte hier mit Freuden mein Hänselgeld. Diejenigen Schiffleute, welche noch nicht in dieser Gegend gereijetwaren , kamen damit nicht frey. Es ist eine unter den Matrosen eingeführte Gewohnheit, welcher sich niemand entziehen kann; und alle diejenigen, die man hänselt, müssen schweren, daß sie silbst auch' allemahl mit dcnenjem'gen, die noch nicht gehänselt sind, eben so verfahren wollen, wenn sie sich mit ihnen in solchen Gegenden auf der See befinden wo diese Ceremonie beobachtet werden muß, welche man ihnen zu dem Ende bekannt machet. Ich muß die förmlichen Umstände dieser Handlung erzählen, wenigstens so wie ich sie angesehen habe. Man setzet einen mit Wasser ««gefüllten Zuber mitten auf das Verdeck; drey oder vier Matrosen nehmen denjenigen, der gehänselt werden soll, bey den Beinen und Armen und tauchen ihn mit dem Hintern oder Neu - Frankreich. 185 ttrn etliche mahl in den Zuber; zuletzt aber lassen sie ihn schalkhafter Weise hinein fallen, daß er die Füße in die Höhe kehret; und wenn er sich alsdenn herum drehet und alle Mühe anwendet um heraus zukommen, werden ihm von andern Matrosen noch fünf bis sechs Eymcr Wasser über den ieib gegossen; und damit hat diese Ceremonie unter einem lauten Gelachter ein Ende. Uebrigens können diejenigen, die zum ersten mahl eine Seereise thun, einem solchen Bade entgehen, wenn sie der gesammcen Mannschaft auf dem Schiffe ein Maaß Brandtewein zum besten geben. Die erste Anmerkung, die ich auf der großen Bank machte, betraf das Waffer, welches hier meinen Augen weit heller als sonst irgendwo in der See vorkam. Der Sand, den man mit dem Bleywurfe herauszog, war so weiß wie Salzjund mit zerbrochenen Muschelschalen untermischet. Die Angelschnüre lagen alle bereit um unterwe« gens zu fischen, aber man warf sie vergebens aus. Der Stockfisch, der hier in so großer Menge ist, wollte gar nicht anbeißen, und wir glaubten nicht, daß wir so glücklich seyn würden einen solchen Fisch zu fangen. Weil die Nacht ein» fiel, mustcn wir mit unserer Fischerey bis zu dem folgenden Morgen mne halten; allein unser Unstern verfolgte uns noch immer, und wir hatten auch da kein beffer Glück. Inzwischen ließen wir uns dadurch nicht abschrecken, und wie wir mitten am Tage unsre Angeln von neuem auswarfen, siengcn wir eine solche Menge, daß das Verdeck damit ganz angefüllet M 5 ward. i86 Reise nach Portroyal in Acadien ward. Wir bekamen sehr viele Fische von einer besondern Gattung, welche wie die Platteisen aussehen; sie sind wle selbige auf dem Rücken grau und unter dem Bauche wriß. Doch unterscheiden sie sich sonst merklich von ihnen ; denn sie sind vier bis fünf Schuhe lang, zween bis drey Schuhe breit und einen dick. Wenn man diesen Fisch ganz bis in das Schiff hätte herauf ziehen wollen, so würde der Angel ohufehlbar abgerissen seyn; daher man, so bald man ihn ei« ne Klafter ticf im Wasser sahe, Schiffhaken zur Hand nahm um ihn damit zu fasten, wenn er über dem Waffer hervor kam, und zwo Personen hatten ihre völlige Arbeit, daß sie ihn auf öie Decke brachten. Dieser Fisch hat sei, nen Aufenthalt in der offenbahren See, welches ihm auch sehr dienlich ist; denn er ist überaus fraßig; ein ganzer Stockfisch ist nur ein kleiner Bissen in seinem Magen, und man konnte mehr als einen deutlich darin sehen. Sein Kopf ist fett und hat ein zartes wohlschmeckendes Fleisch; in den Gräten stecket ein Saft, der das schönste Mark an Niedlichkeit übertrifft; die Augen, welche wie eine Faust dicke sind, schmecken auch vortrefflich, und das äußerste an den Seiten ist nicht weniger angenehm zu effen.Wenn er zuDiep. pe gefangen würde und man ihn zu Paris in seiner Küche ha, ben könnte, so würde man gewiß alle Finger darnach lecken, u. dieBürger würden ihn als ein Gerichte, das aufdie königliche Tafelgehörte, ansehen. Aber der Himmel hat solche leckerbis. sen nichtfür sie bestimmet,sie sind nurdenMatrosen zugedacht und kommen nur in dieser ihre hölzerne Schüsseln. Man W l- oder Neu-Frankreich. iz? iffet weiter nichts davon, als diejenigen Stücke, deren ich gedacht habe, und der leib wird als eine gar zu harte und unverdauliche Speise wieder in die See geworfen, um dem Stockfische damit etwas zu gute zu thun. Es ist auch nicht mehr als billig, daß dieser ihn nach seinem Tode fresse, da er von ihm in seinem ieben unaufhörlich verfolgt und verschlungen wird. Kein Fisch ist so sräßig wie dieser. Den Stockfisch wollten wir so frisch nicht essen, sondern wir salz« ten ihn etwas ein und ließen ihn ein bis zween Tage liegen, wodurch er noch besser ward; wiewohl man gestehen muß, daß er uneingepöckelt ebenfalls sehr gut schmeckte; allein es war darum zu thun, daß man ihn auf allerley Art zuge, richtet genießen mögte: denn wir fiengen ihrer genug, ohn» geachtet unsere Fischerey nur als ein Nebenwerk getrieben und vielfältig unterbrochen ward. Es kam mir vor, als ob ich auf der Bank hundert unterschiedene Schiffe gleichsam eine schwimmende Stadt vorstellen und den Einwohnern der See den Krieg ankündigen sahe. Ich befand aber zuletzt, daß deren eigentlich nur sechse waren, dagegen ich mancherley Gattungen Vö« gel bey lausenden erblickte. Die häufigsten sind die See« meeven; die man zuweilen in großer Menge zusammen sie, hcti sie sind größer wie Tauben, und haben einen krum« men Schnabel, als die Papageyen; auf dem Rücken sind sie grau und auf dem Bauche weiß. Voll andern werden sie ieberschnapper genannt, welcher Name sich besser für dieselben schicket: denn wenn man unter dem Fischen die leber i88 Reise rlach Portroyal in Acadien ieber vom Stockfisch? auf das Meer wirft, so fallen sie ft gleich mic der grösten Begierde darauf; sie sind so sehr dar. auf erpicht, daß sie einer nach dem andern ganz nahe an das Schiff kommen und darauf lauren, ob sie eine ausge. worfene ieber erhäschen können. Zuweilen werden sie da» bey gefangen, und die Art dieses zu bewerkstellige» ist gar angenehm. Man befestiget unten an einer Stange einen Reif, um welchen ein kleircs Vogelgarn als ein Sack an« geheftet ist; dieses wirft mall über sie, und da die See mit solchen Vögeln bcdecket ist, bleibet oft einer von ihnen dar« in hangen. Das seltsamste aber dabey ist dieses, daß die» selben, wenn sie aus dem Wasser herauf geholet und auf die Decke des Schiffes gesetzet sind, sich vergebens zu entkommen bemühen, so gut sie so ist auch stiegen können. Vermuthlich sind sie von Natur so beschaffen, daß sie ihren Fuß auf dem Waffer haben und von den Wellen so weit in die Höhe gehoben werden müssen, daß die tust hin» reichend ist sie im Fluge zu erhalten. Die Naturkündiger haben hier einen Vorwurf zu ihrer Beschässtigung. Ich sahe noch andere Vögel, die Hühner, und von den Franzosen zuweilen auch palomdes genennet werden, vielleicht deswegen, weil sie nicht gut stiegen können; diese sind weit größer als die andern, aber man findet sie nicht so häufig. Ihre Farbe ist schwarzbraun, und nach der leber sind sie gleichfalls überaus begierig. Auf ihren Flügeln konnte man silberfarbige Streifen in besonderer Ordnung wahrnehmen, und ein solches Merkmahl einer vorzüglichen Schön- oder Neu-Frankreich. «^ Schönheit erregete meine Neubegierde, um sie naher zu betrachten und nach ihnen zu schießen. EineS Theils erreichte ich meinen Zweck gar bald: mit sechs Schüssen erlegt« ich ihrer sechse nach einander, aber weiter bekam ich von ihnen nichts zu sehen. Sie fielen gar zu weit von dem Schiffe, welches mir zu gefallen seinen iauf nicht hem. men wollte; die Matrosen gaben sich vergebliche Mühe dieselben mit den Schiffhaken herauf zu hohlen, und sie entwischten ihnen allezeit. Aus Verdruß wegen dieses Schicksals bey meiner Jagd, da ich meine Schüsse so wohl augebracht hatte, setzte ich mein Rohr an die Seite und ließ den andern Vögeln das ieben. Man hatte mir wegen des Ortes, wo sick die große Bank anfangt, sehr bange gemacht, und ich glaubte, die See würde daselbst gewaltig toben, indem ich mir einbil« dete,daß das Wasser durch sein steigen und fallen auf die« sem unter demselben verborgenen Gebirge nothwendig in große Bewegung gerathen müste; allein es war ganz stille, und wir brachten drey Tage zu, ehe wir über diese Gegend kommen konnten. Als wir die große Bank eine ziem« liche Weite hinter uns gelassen hatten, wars man das Senk« bley zu verschiedenen mahlen aus, um zu sehen, ob man keinen Grund finden könnte. Man fand ihn auch wirklich, und es wurde dabey bemerket, daß solcher bald tiefer, bald seichter war; auf den tiefesten Stellen fand man kleine l9o Reise nach Portroyal in Acadien ne runde Steine, wie Haselnüsse, und wo es nicht ft tief war, groben Sand. Ehe wir diesen den Stockfischen eigenen Aufenthalt verließen, wurden unsere Angelschnüre zur lust noch einmahl in einer Tiefe von achtzig Klaftern ausgeworfen. Man fieng auch in der That fünf oder sechse von so ungemeiner Größe, als wir sie'vorhin noch nicht gehabt hatten; denn der Grund war sehr geschickt ihnen ihre Nahrung zu geben.Allein die ermüdeten Fischer su, chen sie da nicht; denn ob es gleich ein Vortheil war daselbst so große und schöne Fische zu fangen; so würde es ihnen doch gar zu viele Mühe kosten , sie so weit aus der Tiefe herauf zu holen, als wozu starke Arme und immer neue Kräfte nöthig sind. Zween Tage darauf warfen wir das Senkbley wieder aus, aber vergebens; denn es war kein Grund mehr zu finden. Es entstand ein so dicker Nebel, daß man sich auf dem Schiffe einander nicht sehen konnte, welcher drey Tage anhielte. Da die Sonne durch ihre Kraft densely ben endlich wieder vertrieb, erblickte man gar bald in der Ferne iand und zugleich die rauhen gebirgigten Gegenden von Neu-Frankreich. Den Augenblick wurde zu Be« zeugung unserer Freude das Te Deum abgesungen. Dieses gab ein neues Schauspiel, wobey man alle Traurigkeit vergaß: denn obgleich die Matrosen nicht allzu lieblich singen; so habe ich doch niemahls dem berühmten Ro-chois und der schönen Moreau mit mehrerer Freude zu« gehöret. Wir oder Neu-Frankreich. ,9, Wir waren noch sehr weit von dem angenehmen Ge« genstande,der uns in die Augen fiel, und nach zween Ta« gen musten wir wieder aus einem andern Tone singen. Ein überaus heftiger Sturm, der die See in eine gewaltige Bewegung sehte, trieb uns weit davon zurück. Wiewohl uns aber dieser Wind sehr beschwerlich siel, so will ich mich doch darüber nicht beklagen, denn er würde uns weit beschwerlicher gewesen seyn, wenn er unser Schiff nach der Küste getrieben hätte. Der Hafen war noch weit entfernet, dahin wir unsere Zuflucht nehmen wollten; sonst hatte ich gerne langst dem Ufer hinsegeln und sehen mögen, ob das Erdreich daselbst fruchtbar wäre oder m'chr, um hier davon Bericht abstatten zu können. Auf den Wind, der uns so weit vom lande getrieben hatte, er« folgete den Tag darauf ein anderer, der uns erlaubete bemselben wieder naher zu kommen ; und wir entdeckten von weiten zehen Englische Schiffe, die sich längst die-ftm Strande mit der Fischerey beschasstl'gten. Weil es gegen Abend stilles Wetter ward, so thaten wir auch einen Versuch und sahen, daß der Fisch, den man aus der Bank suchet, hier ebenfalls mit größester Begierde an den Angel bisse. Wir hätten in weniger Zeit und oh» ne sonderliche Mühe das ganze Verdeck damit anfüllen können, weil die See in dieser Gegend eben nicht tief ist. Es war dieses dem Sr. Helenen-Hasen gerade gegen über, wie wir in der Nacht von einem Englischen Schis» 192 Reise nach Portroyal in Acadien fe, das uns bey dem Mondscheine zu Gesichte kam, erfuhren. Als der Tag anbrach, erblickten wir ein großes holzreiches iand und segelten bis zu Mittage längst dem Ufer hin. Unsere Fahrt war gewünscht; allein ein Wind der auch die beherztesten Schiffer in Furcht setzen konnte, nöthigte uns einen guten Ankergrund zu suchen und uns in genügsame Sicherheit gegen seine Anfälle zu sehen. Zu. dem äußerte sich schon bey uns einiger Mangel an Holz und Wasser, und man kochte auf einmahl so viel, als auf acht Tage genug war; daß wir demnach dringende Ursachen hatten irgendwo einzulaufen, weil unser ieben von gar zu vielen Gefährlichkeiten zugleich bedrohet ward. Wir liefen demnach auf gutes Glück zu ChidouetHN ein, welches auf der Küste von Acadien lieget und in den land« karten Bayesenne heißet, allwo wir bald alles benöthiz« te antrafen. Dieser Hafen ist geräumig und von der Na» tur selbst auf das schönste angeleget, und ein ihn umgebender Tannenwald giebt ihm ein herzliches Ansehen. Auf dem Ufer desselben stehet ein Haus, wo man die Stockfische dürrer, von einer besondern Bauart. Es ist halb ft lang als die Mail zu Paris und eben so breit; es stehet auf einem schönen sandigten Grunde langst dem Gestade, und so weit davon, daß das Waffer, wenn die See am höchsten ist, darunter hinlaufen und den Abfall vom Stockfische mit fortspülen kann. Man bilde sich ein, als sähe man eine über der Erde erbauete hölzerne Brücke, die aus lt oder Nm-Fraükreich. ,9; aus starken nach der Wasserseite sehr tief eingerammelten Bäumen bestehet, auf deren Enden andere in die Quere gehende Balken wohl eingefüget worden sind ; man stelle sich weiter vor, daß dieses Gebäude nach der landseite we» gen des abhängigen Bodens nicht so hoch ist,und daß über demselben junge lange Tannen, die von einer Seite bis zur andern reichen, eben so neben einander geleget und an den beiden Enden auf den Balken, darauf sie ruhen, wohl vernagelt worden sind; so hat man einen Begriff von dieser Maschine, welche die Fischer Degras nennen. Den Sommer hindurch wird der Stockfisch frey über dem Ge« baude ausgebreitet und ohne Unterlaß umgekehret, daß er trockene und so werde, wie er seyn muß, und wie man lhn an tausend Orten in der Welt siehet, wohin er verführet wird. Diese Pfianzstatt war damahls unbewohnt; sie war vor dem lehten Kriege von Französischen Fl« schern angebauet worden, die auf Veranlassung einer Ge, sellschaft, welche nachher ihre Rechnung nicht dabep fand, sich hier niedergelassen hatten. Sobald wir nur Anker geworfen hatten, ließ ich mich an daS land fetzen, als wornach ich mich schon so lange geseh« net hatte. Ich bekam lust,die Trappgänse und Meerraben zu 'verfolgen; allein so schnell ich auch hinter ihnen her war, so «Ntkamen sie mir doch noch geschwinder, ober vielmehr, si« tauchten sich unter das Wasser, und mein lausen war 3d ganz 194 Reist nach Portroyal in Acadien ganz umsonst. Ich ergötzte micb demnach nur mit Erle? aung des kleinen Wildes an dem Gestade; aber mein Schießen in dieser Gegend jchte das wilde Volk in Schrecken. Ich hatte mich ohne mein Wissen einiger Gefahr bloß gestellet; denn ich kam auf meiner Jagd nahe bey einer Hütte vorbey, aus welcher mich diese Nation gar leicht verratherischer Weise hätte todtschieffen können. Allein die Wilden sind nicht so grausam geartet. Als unsre Ma, trosen des Abends nach einem Brunnen giengen, um Was' ser zu schöpfen, trafen sie zwey von diesen ieuten an, die sich sehr leutselig bezeigten. Indessen führeten sie ihre Axt und Schießgewehr mit sich; ohne Zweifel hatte ich sie unruhig gemacht, so daß sie einen Ueberfall besorgeten. Daher hatten sie sich in gute Gegenverfassung geschet; und wer würde es wohl in solchen Umstanden nicht eben so ge-lyachet haben? Sie stellten sich gegen unsre leute großmüthig und unerschrocken; so bald sich diese aber merken ließen, daß sie Franzosin waren, legten die Wilden gleich ihre Waffen nieder. Sie wollten, wie ich glaube, damit zu verstehen geben, daß sie alle unsrem großen Monarchen unterworfen waren; und nachdem unsre ieute mit ihnen, ohne sich von beyden Seiten zu verstehen, geredet hatten, giengen sie als gute Freunde auseinander. ^ / Den folgenden Morgen ganz frühe kamen drey von den vornehmsten unter ihnen in einem kleinen aus Baumrinde gemachten Fahrzeuge an, um bey uns einen Besuch abzu, statten. ^^ oderNeu-Frqnft^ch. 195 statten. Ihre Höfiichkeitsbezeugungen waren kurz und gut, inzwischen wusie ich ihnen kein Wort darauf zu ant« worten. Ich machte ihnen aber dagegen ein so freundliches Gesicht, daß sie ganz vergnügt darüber schienen. Um dieselben aber noch etwas besser zu bewirthen, als in wel^ cher Absicht sie vielleicht Hieher gekommen waren, ließ ich ihnen ein gutes Frühstück an Fleisch und Fischen vorsetzen; den Zwieback aßen sie mit der größesten Begierde, unb den Brandtwein tranken sie mit großer lust, aber nicht so mäßig wie wir: sie wurden immer begieriger darnach) und ich glaube, sie hätten meinen ganSA Flaschenkeller ausgeleeret ohne voll davon zu werden?'"Ich bemerkte an ihnen ettvas,das mich sehr erbauete: da sie sich ;u Tf, sche setzeten, verrichteten sie ihr Gebet sehr andächtig uni machten das Zeichen des Kreuzes > welches sie auch bey dem Aufstehen auf gleiche Weise beobachteten. Sie trugen ein jeder an ihrem Halse einen Rosenkranz, als eilt Scapulier, nebst einem kleinen Reliquienkastlein, das kn «inem Stücke Tuch oder wollenem Zeuge eingenähet war. 'Es hatte sie ein sehr frommer Priester getaufet, der v ^ gemach 2O4 Reist, nach Portroyal in Acadien gemach noch verdoppelten. Es fehlete nun, nachdem wir Sturm und Schiffbruch erlebet hatten, weiter nichts, als daß uns das geborgene Gut noch von den Seeräubern wäre genommen worden, wo sie uns nicht gar in Person mit unter der Beute fortgeschleppt hätten. Ich zittere vor Furcht, wenn ich daran gedenke^ und die Feder fallt mir aus der Hand. Beschreibung der Sitten so wohl der Colo-nisten als der Wilden iy - ^.. Neu Frankreich. ,^ ^ achdem ich die mannichfaltigen Bewegungen des Meers und dcr Winde und alles, was sich sonst auf meiner Seereise von Rochelle nach porr Royal in A-cadien zugetragen hat, beschrieben habe, so muß ich nunmehro von demjenigen,, was mir in dem lande merkwürdiges vorgekommen ist, einige Nachricht geben. Zuvorderst werde ich also anzuzeigen haben, daß in yiesem großen iande nicht mehr als drey neue Pflanzstätte anzutreffen sind, deren Einwohner einerley Gewerbe treiben. Po« Royal ist darunter die erste, welche oben schon von mir beschrieben worden ist; les Niines, die andere; und Beaubassm, die dritte. In diesen beyden letzten bin ich nicht gewesen, und werde demnach davon such keine Beschreibung liefern. So viel ist mir bekannt, daß N daß les Kittes mehr Getreyde aufbringet, als-her ganze übrige Theil dss iandes, weil man daselbst von hen ziem« lich weitläuftigen Morästen das Wasser abgeleitet hat i »und daß die Einwohner von port Royal ihre Kinder dahin geschicket haben, um sich dorr in den gekauften Frey« heiren häuslich niederzulassen und das iand zu bevölkern und anzubauen: welches ihnen alles sehr gut vvn statten gehet. So viel Beaubastm, welches den Namen von seiner iage hat, betrifft, so ist dieser Plah am schlechtesten bewohnt und bringet auch am wenigsten hervor. Die tuft ist an allen diesen Orten wie in Frankreich bcsckas» fen, weil sie fast unter einem Grade liegen; der Sommer ist daselbst eben so heiß, der Winter aber kälter. In dieser Iahrszeit schneyet es dorten fast beständig, und die Winde, die alsdenn gehen, sind so kalt, daß einem das Gesicht davon erfrieret. Während diesem mit Sturm lmd Schnee vermischten Wetter unterstehet sich niemand auszugehen. Wenn der Schnee daselbst so wie in Frankreich durch ein Thauwetter schmelzte, so würde es da auch nicht kälter seyn; aber er halt sich sieben bis acht Monat auf der Erde und vornehmlich in den Wäldern, wodurch denn die lust so durchdringend kalt wird. .... An diesem Orte arbeitet ein jeder, damit er zu leben habe, und die ieute sind dabey ganz vergnügt; von Stcu-ren und Aufiagen saget ihnen niemand etwas, sie haben nicht die geringsten Abgaben zu bezahlen. Iederman be, wohnet 3V6 Reise nach Portroyal in Acadien wohnet seine Hütte in Nuhe und verzehret daselbst, was er im Fass« und im Korbe hat und wärmet sick wohl, wenn es frieret, ohne daß ihm die Feurung einen Heller oder Pfenning koste. Wo findet man wohl einen angenehmern Aufenthalt? Dieses iand könnte ein Gelobtes land vor« stellen ; hätte es nur Weinberge aus Champagne, so würden ihm alle iänder gewiß weichen müssen. Aber man hat dort nichts anders als ein gewisses Bier von Tannenknospen; denn hieraus kochen sie es, und füllen es her/ nach auf ein Gefäß, worin sie Hefen und einen rosmfar-bichten Zuckersyrvp gethan haben. Alles dieses muß zween bis drey Tage durch einander gähren; wenn es sich nach geschehener Gährung gesetzet hat, so wird es ein klarer Trank, der nicht übel schmecket. Allein das Wasser ist doch das gewöhnlichste Getränke, und diejenigen die nichts anders trinken, sind dabey doch gesund und stark/ dieweil sie viel essen und nicht allezeit arbeiten, i ^ Der Müssiggang und die Ruhe gefallt ihnen beson< ders; das macht, das iand überhebet sie tausend verdrießlicher Sorgen, indem sie kein iandesherr mit Abgaben beschweret und alle ihre Arbeit nur um ihres eigenen Unterhalts willen geschiehet. Sie wissen sich vortrefflich in die Zeit zu schicken: sie freuen sich in guten und leiden in bösen Tagen; ein jeder hilft sich so gut durch als er kann. Den Früchten von ihrer geringen Arbeit sehen sie ohne «- ' Ehr^ m:1l^. oder Neu-Frankteich. 227 Ehrgeiz und ohne Neid entgegen, und da ihr Geschicke sie in eine gewisse,Gleichheit gesetzt hat, so wissen sie, von keiner Eifersucht. Weil sich die ieute in diesem iande ft wenig mit der Arbeit abgeben, so zeugen sie eine Menge Kinder in dem Ehestande, denn zu andern liebesh.anpeln ha-.ben sie keine Gelegenheit. Hier wohnet die Tugend, dje ftnst zu unsern Zeiten so seltsam, ist. Kein Wcibsbllh giebt sich mit einer Mannsperson ab, wo nicht das Band .der Ehe ihre kebe rechtfertiget,, und ich kann zu ihrem Ruhme sagen, daß Zucht und Keuschheit, die von so vielen andern Weibern verachtet werden, in hiesigen Gegen« den bey dem schönen Geschlechte ihren Sitz gefunden ha» bcn. Die Eltern behalten eine Tochter, die mannbar ist, 'nicht lange bey sich, welches ihnen jedoch nicht schwer fallen würde, sintemahl sie sich schlechterdings nach ihrem Willen richtet. Wenn ihr ein iiebhaber seine Neigung entdecket und die Geliebte mit ihm eins wird, so verhin> 5en sie sick ehelich mit einander und sind weiter aus nichte als auf die Vermehrung des menschlichen Geschlechts bedacht. Diesen Endzweck erhalten sie auch desto gewisser, als ihre Zärtlichkeit gegen einander von der Jugend an bis zu dem Alter beständig fortdauret. Mir sind zwey benachbarte verehlichte Paare bekannt, von denen jcde« achtzehcn Kinder gezeuget hat, die alle leben; ein anderes Paar ist bis auf zwey und zwanzig gekommen und läs» set noch mehrere hoffen. . „^ ,,^< „« ^ 5.^ Man 208 Reist nach Pörtroyal ilvAcadien Man verheiratet sich nirgends so leicht als hier au« ßer seinem Stande; denn man siehet nicht auf das Herkommen der Person, sondern auf seinen eigenen Trieb-Da ist alles gut und wird nichts verachtet; ein Edelmann nimmt in sein Bette oder vielmehr in seine Hütte ein« Baurinn auf um Erben zu erzielen. Wenn der Tod das Band trennet und den Edelmann abfordert, so kehret die Witwe, die sich nicht so sehr über dessen Absterben als ü« ber die iiebe betrübet, zu ihrem ersten Stande ungesäumt zurück und nimmet sich aus selbigem wieder einen Mann, ohngeachtet sie durch diese neue Verbindung ihres Ehrentitels verlustig wird. Eben so siehet man auch, daß eine Jungfer von Stande, ehe sie eine Nonne werden will, ihren Adel bey Seite setzet und einen gemeinen Kerl ehelichet. Fast in allen Familien siehet man fünf bis sechs Kin« der und oft noch mehrere. Es wimmelt davon allenthalben, wohin man sich nur wendet. Und wiewohl man dort nicht wie anderswo, um den Eheseegen zu erhallen Wallfahrten anstellet; so folgen sie doch eins auf das an« deve, daß man fast sagen sollte, sie wären alle von einem Alter. Man muß erstaunen, wenn man in einem iande welches wenige Zufuhr von andern Orten hat, und oft die größeste Noth leidet, die Eltern mit ihrer wenigen Arbeit so viele Kinder ernähren siehet. Aber hierin bestehet der Rtichchum de« lanves, wenn sie erstlich im Stande sind zu l. oder Neu-Frankreich. 309 zu arbeiten, welches sie frühzeitig zu thun pflegen; sie er, sparen ihren Eltern den Taglohn, welcher dort für die Per, son fünf und zwanzig bis dreyßig Sols betragt z Unkosten^ die sie zu ertragen nicht im Stande waren. Es kostet überaus viel die landereyen, die man anbauen will, gehörig einzurichten. Diejenigen, welche man Höhen nennet und in den Gehölzen aufbrechen muß, laugen nichts. Das Korn will daselbst nicht fort; und wenn man sich auch noch so viele Mühe giebt es durch den Dünger, daran dorten Mangel ist, zu treiben, so erndtet man doch fast nichts darauf und siehet sich zuweilen genöthiget sie liegen zu las» sm. Wenn man Getreyde haben will, so muß man die Moräste austrocknen, welche die See bey hoher Flut unter Wasser setzet, und welche sie Gründe nennen. Diese sind sehr gut, aber was gehöret nicht für Arbeit dazu, ehe man sie tragbar machet? Die See lässet sich nicht so leicht Schranken schen; und dennoch wissen es die Acadier durch gewisse starke Dämme, die sie Aboteaux nennen, zu zwin« gen, und zwar folgender Gestalt. Sie rammeln an denen Stellen, wo sich die See über die Moräste ergießet, fünf oder sechs Reihen große und dicke Baume ein; zwischen diese Reihen legen sie wieder andere Baume in der lange einen übcr den andern und füllen alle lücken mit wohl durch« siampster ieimerde so dicht aus, daß das Wasser nicht weiter dadurch dringen kann. Mitten an diesen Werken machen sie eine Schleuse, welche bey niedriger Flut dem Morast, wasser den Abfiuß erleichtert, das Seewasser aber O hindert, 2l<5 hindert, daß es nicht hereintreten darf. Eine solche Arbeit, die man nur zu gewissen Zeiten vornehmen kann, wenn die See nicht so hoch auftaust, kostet große Mühe und erfordert viele Zeit; allein die reiche Erndte, die man von dem zweyten Jahre an, nachdem das Erdreich vom Regen» Wasser befeuchtet worden ist, darauf thut, ersehet die ange« wandten Kosten wieder. Da die iändercyen verschiedenen zugehören, so arbeiten sie gemeinschaftlich daran. Wcnn Ae einem ins besondere zugehöreten, so müste dieser die an» deren bezahlen, oder ihnen doch wieder so viele Tage arbeiten, als sie ihm gearbeitet haben ; und auf diese Art pflegen sle sich gemeiniglich unter einander zu vergleichen. Die neuen Einwohner in Acadien haben viel rühmliches an sich, besonders was ihre natürliche Fähigkeit Und Geschicklichkeit betrifft. Sie sind gute Meister in allen Handwerken, ohne dieselben erlernet zu haben; es ist nichts, bamit sie nicht umzugchen wissen, denn hundertfache Bedürfnisse nöthigen sie sich dasjenige selbst zu verschaffen, was lhneA fehlet. Also vetferligen sie sich von ihrer Wolle ihre Kleider, Müßen und Strümpfe; sie halten nichts von neuen Moden, sondern bleiben bey ihren Caputröcken; von den Hauten der Seewölfe und Elendthiere machen sie sich platte und bequeme Schuhe; aus ihrem Flachse verfertigen sie ieinwand: kurz, sie verschaffen sich durch ihre eigene Arbeit alles, was sie zur Bedeckung ihrer Blöße nöthig haben. Wenn es ihnen etwa an einer Erfindung fehlet und sie bekommen nur ein Muster zu sehen, so ist es ihnen etwas oder Neu-Frankreich. 2ü etwas leichtes dasselbe nachzumachen. Sieruhen auch nicht eher, als bis sie damit fertig geworden sind, wie taustnü Dinge beweisen könnten, wenn es nicht zu weitläuftigwä« re dieselben anzuführen. Um von ihrer natürlichen Geschicklichkeit eine Prob« zu geben, will ich nur eines gewissen Werkes gedenken, daran ich einigermaßen Theil gehabt habe. Sie hatten ihr lebetage keine Barke oder Schalupe zimmern gesehen, und dennoch, da sie vernahmen, daß ich lust hätte Stock« fisch fangen zu lassen, von welcher Fischerey sie bisher nichts gewust hatten, brachten sie einige Fahrzeuge recht glücklich zu Stande und siengen an dieselben mit gutem Erfolge auf der See zu gebrauchen. Zuletzt legten sie sich alle auf den Fischfang, in Hoffnung dabey etwas zu gewinnen. Ich gab ihnen aus diesc Weise Gelegenheit leichter ihr Brodt zu verdienen, und lch fand meine Rechnung zugleich dabey, daß ich ihnen ihre Fische abnahm. Gegen den Ausgang des Winiers fiengen sie an Schalupen zu verfertigen, die auf zwanzig Schuhe in der iange hatten, um damit aus» zulaufen unv aus der See die Mittel zu einem vorthcilhaf« ten Gewerbe zu hohlen. So bald der Frühling eintrat, ft fthe man überall auf der Küste nichts als Fahrzeuge, die entweder Stockfisch siengen oder solchen in Vorrathshäuser brachten, die lcdig stunden und die ich miethete, um ihnen noch einen größern Gefallen zu erweisen. Damit ih« nen der Fifth bezahlt würde, hatte ich ihnen zum voraus alle nöthige Bedürfnisse gegeben; und dies war «in Vor- O2 theil, 212 Reisenach Portroyal in Acadien theil, welcher der ganzen Familie zu statten kam. Es war auch nicht mehr als billig, daß ein jeder in derselben Theil daran hatte; denn der Vater, die Mutter und die Kinder hatten sich mit dieser Fischerey beschafftigct, durch welche sie Mittel fanden ihre Schulden los zu werden, und ich zu meiner Bezahlung gelangte. Ich sahe den Frühling und Sommer hindurch mehr als dreyßig tausend Fische ein. saltzen und zusammen packen. Zu port Royal legte man mir aus besonderer Erkenntlichkeit den Titel eines Vaters der Fischer bey. Der Fang war daselbst auch fast eben so stark als zu plaisimce auf der Insel Terre Neuvc; aber darin bestund der Unterscheid, daß man den Stockfisch nicht trocknete, sondern ihn frisch einpöckclte, welches man in diesem lande noch nicht gesehen hatte. Ich muß gestehen, daß er dazu nicht so tüchtig, noch sonst so gut als derjenige war, der auf der großen Bank gefangen wird; aber ich hatte wichtige Ursachen, ihn auf keine andere Weise zurichten zu lassen. Kurz ich bekam von diesen Einwohnern innerhalb sechs Monaten mehr Fische, als eine alte und berühmte Gesellschaft, die sich in dieser Gegend der Fischerey wegen gesetzet hatte, in zwanzig Jahren hat fangen können. Ich muß aber auch noch als eine rühmliche Eigen, schaft der hiesigen leute ihre besondere Treue anführen. Das nächstangrenzende Neu-England hat hundertmal)! getrachtet sich dieselben unterwürfig zu machen. Allein sie haben lieber das Ungemach des Krieges ausstehen, als von hrem Könige abfallen wollen. Sögrausam auch die Feinde oder Neu-Frankreich. 21z de mit ihnen umgiengen, indem ihr Vieh geeödtet ihre Häuser in Brand gestecket und ihre Güter geplündert wurden, so blieben sie doch bestandig; und zwar zu einer Zeit da Frankreich sie nicht unterstützen konnte; da ihnen herge» gen von jener Seite aller Schutz versprochen ward, wenn sie hatten abfallen wollen. Allein sie ließen sich durch diese lockungen nicht einnehmen und wollten durchaus keine lkng-lander werden; sie verfochten vielmehr ihr Recht mit aller Herzhaftigkeit, und da sie endlich der Gewalt weichen mu-sten, so blieben sie auch als überwundene noch immerfort gut Französisch. ?.""" > ' Nachdem sich also die Engländer Meister von dem lande gemachet hatten, so sehte man Statthalter über sie, welche sie mit allem benöthigten an Nahrung und Kleidern versehen musten. Wie sie aber sahen, daß dieselben auch dadurch nicht zu gewinnen waren, und man ihnen nicht gar zu wohl trauen durfte, so zogen sie wieder ab und ließen die Eroberung gänzlich fahren. Also haben diese ieute allezeit mit gleicher Standhaftigkeit ihren Eifer für ihren König bezeiget; wie viele andere Völker würden nicht, wenn sie wie dieses, auf das äußerste gebracht gcwesen waren, gerne ihren iandesherrn vertauscht haben, um sich glücklicher zu machen? Die Ruhe und die Freyheit, deren sie seit gerau, mer Zeit unter Frankreich genossen haben, erhalten sie vielleicht in einer so unveränderlichen Treue gegen dasselbe. Allein, wenn ich die Vortheile crwcgc, die sie von der an» dem Scite erwarten konnten, und die sie ohngeachtct ihrer O 3 elenden 214 Reise nach Portrayal in Acadien elenden Umstände vollsich wiesen, da doch der Eigennutz eine so große Macht über den Menschen hat; so muß ich glauben, daß eine reine und zärtliche liebe zu ihrem Ober. Herrn allemahl über die Reizungen des Gewinn stes die O» berhand behaltenjhabe. Ihr Verdienst ist daher um ft viel größer, und ich begreife nicht, wie sie eine solche Standhaft tigkeit haben bezeigen können.. . In einem so großen lande, wo, um dasselbe in Auf» nähme zu bringen, der Handel billig einem jeden frey stehen sollte, darf nicht ein einziger Einwohner handeln. Unternimmt er dergleichen auch nur mit den Einheimischen von siner Pstanzstatt zur andern, so störet man ihn unter dem scheinbaren Verwände, der allemahl einen niedertrachtigen. Eigennutz znm Grunde hat; man nimmt ihm seine Gebäude und veranlasset dadurch, daß Oerter, die fruchtbar wer, den könnten, wüste liegen bleiben. Der Hof ist niemahls von demjenigen, was hier vorgehet, recht unterrichtet wor» den; es mögte aber nun bald geschehen und folglich alles eine andere Gestalt gewinnen. Auf die Handlung verstehen wir uns gar nicht; so ein guter Franzost wie ich bin, so muß ich es doch allhier bekennen und mit meinem eigenen Wiederwillen andere Nationen loben. Wir sind ge< schickter, wie sie, Städte einzunehmen; ganz Europa lst Zeuge davon; allein wir verstehen nicht so gut, als sie, tänder in Aufnahme zu bri: gen. W ir sind in diesem Stücke niemahls eifersüchtig gewesen, und wir sind auch zu solchen Bachen nicht aufgelegt, darum thun es uns andere in Anbauung oder Neu-Frankreich. 215 bauung der länder weit zuvor. Man sehe Pleu-Angland an; Boston, welches jetzo ein Ort ist, der wegen des Handels, den es in alle länder treibt, seines gleichen nicht hat, war vor diesem weit schlechter, als port Royal ist. Was hält uns zurück, daß wir nicht alle Meere durchstrei» chen und in hundert unterschiedenen iandern die Fische vcr« kaufen, die wir so häufig fangen? Wir haben ja Schiffe und Hafen, warum treiben wir denn auch keinen Handel ^ur See und suchen uns dadurch wie andere Völker zu he« reichern? Man tonnte gewiß ein großes durch das Hoh .und die Fische, die Acadien hervor bringet, gewinnen. Aus jenem könnte man Planken, Schiffbauholz und Ma- Ln allem einen Ueberffußbekommen. DieEinwohmrwür» den so dann den wichtigen Handel, den die benachbarten Engländer mit< bald der die Natur wieder belebende Frühling die durch den Winter verstopfte Röhren erweitert, vermittelst der neuen eintretenden Säfte seine erste Farbe durchgehends wieder annimmt. Diese Thiere litten wahrend der strengen Winterszeit noch eine andere Veränderung, die mir sehr nahe gieng; die Tannenbaume dienten ihnen allein zur Nahrung und ihr Fleisch nahm einen so starken Geschmack davon an, daß es unmöglich war ihm denselben zu benehmen, man mogte es zurichten wie man wollte. Ich konnte es alsdann den Einwohnern nicht verdenken, daß sie dieselben nicht zu ih' rer Speise gebrauchten; sie sind niemahls so gut als die, Französischen Hasen; sie unterscheiden sich auch dadurch' von ihnen, daß sie nicht so lange Ohren, und einen kürzeren Schwanz haben, auch überhaupt nicht so groß sind. Die. ses aber kann ich diesen leuten nicht zu gut halten, daß sie weder Kalb»noch iammfieifth essen; man wird es nie auf ihrer 222 Reise nach Portroyal in Acadien ihrer Tafel sehen; sie lassen erstlich Rinder und Hämmel daraus werden. Den Kopf, die Füße, die Nieren und das Gekröse von diesen letzteren werfen sie den Schweinen als ihrem zahlreichsten Viehe, vor, und selbst mildem Eingeweide von den Ochsen gehen sie nicht anders um. Allein da das Schweinefleisch ihre liebste Speise ist, s» nimmt es mich nicht Wunder, wenn ich sehe, daß sie die, sen Thieren etwas zu fressen geben, das die Menschen sonst wohl essen mögen. Sie halten die Erdschwämme für das stärkste Gift, und ich entschuldige sie in diesem Punkte, weil sie ihre Ur, sachen dazu hatten und es gewiß ist, daß dieselben manchem sehr übel bekommen sind. Allein ich kehrete mich daran nicht: sie schmecketen mir sehr gut, und ich aß mich ganz satt darin, ohne davon krank zu werden -> ob mich gleich ein jeder mit einigem Mitleiden ansähe. Eben so wenig halten sie auch von dem Salate, bey welchem ich mich sehr gut befand. Sie haben außer Artischocken und Spargel einen Ue» berfluß von allerhand Küchengewachsen, die alle unvergleich. lich sind. Man siehet ganze Felder mit Kopfkohl und Steckrüben bedecket, welche sie das ganze Jahr hindurch erhalten. Die Rüben thun sie in del, Keller; dieselben find saftig, süß wie Zucker und weit besser, als die man iu Frankreich hat; sie essen dieselben auch, wie große Ca« stanien, die man in der Asche braten laßt. Der Kohl bleibt, penn er aufgezogen ist, auf dem Felde liegen, so daß der Kopf ' odee Neu - Frankreich. 52; Kopf unterwästs und' der Strumpf in die Höhe gekehrel ist. Der Schnee, welcher ihn fünf bis sechs Fuß hoch bedecket, erhalt ihn auf diese Weise, und daselbst höhlet man den« selben so wie man ihn nöthig hat, nach und nach ab. In. zwischen pfteget man davon auch einen Vorrath in den Kel» ler zu legen. Düse beyden Arten von Küchengewächsen werden allezeit in einem Topfe mit einander gckochet, und man bereitet davon sehr reichliche Suppen, die mit dicken Stücken Speck angefüllet smb. Vornehmlich aber wird viel Kohl verbrauchet; denn die leule essen nichts als das Herz oder das innerste davon,das übrige istfürdie Schwek» ne als ihre einzige Nahrung zur Winterszeit bestimmet, und dieses fräßige Vieh , davon sie eine große Anzahl halten, lässet sich nicht mit wenigem abspeisen. Es giebt gewisse Inseln längst dem Sr. Iohannesstusse, allwo ihre Fütterung den Sommer und zum Theil auch den Herbst hindurch nichte kostet, weil daselbst die Eichen und Bücheu sehr häufig sind. Mit angehendem Frühlinge bringet man sieben oder acht trächtige Säue auf diese Inseln, daß sie dort ihre jungen werfen, die sich hernach mit den Früch« ten der gedachten Baume mästen. Wenn der Winter ein« tritt, so hohlen sie dieselben nach Hause, und haben weiter keine Arbeit damit, als sie nur zu schlachten und einzupöckeln. Diese jungen iZHweine schmecken unvergleichlich, wenn sie ein wenig in der Sülze gelegen haben; und wenn mäil rechte Spanferkel essen will, so muß man sich in dies iand begeben; denn sie sind ungemcin niedlich. Es ist eine W ihre 224 Reise nach Portroyal in Acadien ihre Heerden anzusehen, wenn die rechte Zeit ist. Sie sind aber nicht so lang und so groß als in unserem lande. Das Rindfleisch ließe sich auch das ganze Jahr hin< durch in der Pöckel halten; allein die Acadier sind nicht reich, und alle haben nicht das Vermögen sich auf diese Art zu versorgen. Einige, die sich besser als die andern stehen und zahlreiche Familien haben, schlachten zuweilen ein Rind und salzen es ein. Das größeste und fetteste kostet mit Haut und Haar nicht mehr als fünfzig Franken und das Pfund zween Sols, welches der gesetzte Preis ist. Das Fleisch ist kostbar, nur ist es Schade, daß mau es nicht allemahl frisch haben kann, weil nicht Menschen genug da sind um es so bald zu verzehren. Die Ochsen weiden in den Wäldern, wo sie allerhand Kräuter essen, die ihnen einen ganz unvergleichlichen Geschmack geben, und sie bleiben daselbst so lange, bis sie sich nicht mehr vor dem Stechen der Maringoinen oder Mücken retten kön« nen. Gemeiniglich werden sie zu Anfange des Winters geschlachtet und stückweise auf das ganze Jahr eingepöckelt. Weil ich mir nicht anders helfen konnte, so ließ ich auch «inen nach iandes Gebrauche einsalzen, der meinen Fa, ctoren und mir biS aufden letzten Bissen überaus gut schnie, ckete. Zu (Quebec, welches weiter als port Royal in Norden lieget, kommt das Rindfleisch gar nicht ins Salz sondern wird nur gleich, nachdem der Hausgenossen viel sind oder Neu-Frankreich. ^5 sind, in größere oder kleinere Stücke zerleget. Wenn diese rechtschaffen durchgefroren sind, thut man sie in Ki-sien, wo sie sich bis in den Maymonat auf diese Weise ohne aufzuthauen erhalten, und so lange kann man das Rindfleisch allezeit frisch genießen. Die Hammel sind dort ebenfalls besonders schön und so groß als diejenigen, welche man in Beauvais sindet. Daneben kann man sie um einen billigen Preis haben, in^ dem die allerschönsien, die ganz fett sind, nicht höher als zu acht Franken bezahlet werden; aber sie kommen nicht häufig zu Kaufe, well man sie wegen der Wolle hält. Es sind dieselben eben wie die Ochsen insgemein nur im Herbsie fett, weil auf den Hügeln, woselbst sie ihre einzige Neide finden können, wenig Kraut wächset. Kühe werden dort gar nicht geschlachtet, denn man hält gar zu vie^ von der Milch, und vielleicht machet dieses auch, daß die Einwohner kein Kalbfleisch essen; denn so bald man das Kalb von der Mutter wegnimmt, giebt sie keine Milch mehr,'welches ein« besondere Eigenschaft der Kühe in die» sem lande ist. An Federvkhe fehlet es hler nicht; aber es komme einem» wenig davon zu gute; denn die jungen Hühner werden für unsre Kaufleute aufgehoben. Wenn man solche zui weilen effen will/ so verdrießt einen das viele Geld, das sie kosten. P Das 226 Reise nach Portroyal in Acadien Das Flügelwildpret ist hier zu gewissen Zeiten ziemlich käufig, und alsdenn kann man sich etwas zu gute thun. Die Jagd der Enten, Kriechenten, Trappen und Gänse ist ganz sonderbar wegen der lift, die man brau, chet ihnen anzukommen. Wenn man dies Wildpret von wei. tem auf dem Wasser gewahr wird, so nähert man sich dem Ufer, doch so das man sich wohlverstecket hält, und lasset «inen wohlabgerichteten Spürhund immittelst in der Ge. gend hin und her laufen. Das Geflügel, welches den Hund herum hüpfen und allerhand iuftsprünge nach einem Stocke, den er ohne Unterlaß in die Höhe wirft, machen siehet, kommt ohne aufzufiiegen immer näher zu ihm, um alle seine Gaukeleyen recht anzusehen. Dieser Hund ver« stehet seine Kunst dasselbe bey der Nase herumzuführen so gut, daß er es immer näher nach dem Hinterhalte locket, wo sich sein Herr verborgen halt, der zuletzt mit seinem Rohre darunter schießet. Und so verhalt es sich mit der Jagd auf der Küste, davon ein jederHauswirth im Herb. sie so wohl als im Frühlinge so viel Federwild haben kann als er gebrauchet. Ja in einem Tage hat dort mancher einen größern Vorrath davon in semer Strohhütte, als an vielen andern Orten gewisse Edelleute in. einem ganzen Jahre in ihren adelichen tandhäusern aufweisen können. In diesen rauhen .Gegenden nähren sich sehr viel leut« vom Wildschießen. Im Winter und in,, "« V0M' oderNeu-Fmnkreich. 2^ Sommer lässet sich da keines antreffen; die große Kälte vertreibet dasselbe, indem die Flüsse und Seen gefroren sind, daß es seine Nahrung nicht finden kann ; und so bald die Sommerhitze ihren Anfang nimmt, so begiebt es sich anderswohin um zu hecken. Zum Unglücke fand man «s da, wo ich war, so häufig nicht, und die Jagd ist auch in dieser Gegend mühsam und beschwerlich. Nur ein wil« der oder wenigstens ein hiesiger Einwohner ist im Stande sich zu seinem Nuhen und Vergnügen damit zu beschaffte gen. Man muß in den Morästen den Schlamm auf ho» hen und dicken Schuhen durchwaten, allwo man öfters, dem Wildprele nicht nahe genug kommen und keinen si« chern Schuß thun kann. So groß sonst meine Neigung jur Jagd ist, so weiß ich doch meine Begierden zu maßigen; ich machte mir zuletzt nichts mehr daraus, weil ich doch nur allezeit müde Beine bekam, aber niemahls et» was nach Hause brachte. Man wird einer Sache gar bald überdrüssig, die mit lauter Beschwerden und mit kei, nem Vortheile verknüpfet ist. Ich machte mir zwar die Hoffnung, daß ich meine Zelt zwischen den gewöhnlichen Geschafften und der edlen Iagdlust würde vertheilen kön« nen. Allein zur Winterszeit kann man hier zu lande we« gen des häufigen und als hohe Berge liegenden Schnees nirgends fortkommen; des Sommers hingegen wird man von den abscheulichen Maringoinen erschrecklich geplagec. ^ P 2 Wahrend 223 Reise nach Portroyal in Acadien Während vier Monaten, die sonst die schönste Iahrszeit ausmachen, lässet sich keine Secle auf dem freyen Felde sehen, weil man sich kaum in den Häusern bergen kann. Dies Ungeziefer muß man durch Rauch vertreiben, wenn man Friede vor demselben haben will. Es ist so begierig nach Menschenblute, daß es mit seinem Stachel bis an dieKnochen dringet und dasselbe ^ständig einsauget. Hat« te ich mich einer so beschwerlichen Plage bloß stellen wollen, würde ich Gelegenheit genug gehabt haben, so wohl Hasen als Rebhühner in den Waldern zu schießen. Allein es war mir allzu kostbar dieselben mit meinem Blute zu erkaufen. Das beste Schießen ist in diesem lande, wenn die Trappen Norden verlassen und haufenweise nach Süden ziehen, oder wenn sie aus Süden zurück kommen und sich wieder nach Norden wenden. Sie ziehen im Winter« monate durch diese Gegend und nehmen dadurch auch im Maymonate ihren Rückweg. Inzwischen erlegte ich nicht viel von diesem Wildvrete; es war meines Erach« tens Schade; denn die Trappen sind schön und beynahe eben so groß als Schwäne. In der Farbe kommen sie unsern wilden Gänsen bey, nur mit dem Unterscheide, daß sie einen violblauen Hals und an beyden Seiten des Kopfes weiße Flecken haben, Zu der Zeit, wenn der Fisch streichet, denn alle« zeit oder Neu-Frankreich. 229 zeit kann man ihn nicht habhaft werden, sänget man eine große Menge derselben, und den Einwohnern kommt dieses in Ansehung ihres Unterhalts sehr wohl zustatten. Sie verfahren dabey auf folgende Weise. Man verschlägt die Mündung der Bäche und Flüsse, in welche das See» Wasser hinauf tritt, mit dicht an einander stehenden Pfäh« len. Bey hohem Wasser gehet der Fisch darüber und suchet den Schlamm in den Morasten. Wenn die See nun wieder stark gefallen ist und der Fisch merket, daß ihm das Wasser zu klein wird, so nimmt er seinen Gang mit der Ebbe zurück. Weil aber mittlerweile das Wasser schon so niedrig geworden ist, daß er nicht mehr über die Pfähle zurück kommen kann, so siehet er sich einge" sperret und wird daselbst gefangen. Der erste Fisch, den man auf diese Weise fangt, und der sich im Frühlinge einfindet, ist eine Art von Aalraupen, die zwar nicht vollkommen so gut wie die Französischen sind, jedoch ihnen auch gar wenig nachgeben und sich überaus wohl essen lassen. Diesem folget der Halbfisch, womit die Flüsse ganz angefüllet sind. Er ist dort nicht besser als anderswo, inzwischen hat man doch immer frische Fische, und man könnte sich glücklich schätzen, wenn er sich auch zur Fastenzeit fangen ließe, daman lauter gesalzene Fische essen muß. Ich weiß, was ich ausgestanden habe, da alle meine Mahlzeiten in getrocknetem und gesalzenem Stockfisch« bestunden, den ich noch dazu mit Oele essen P 3 muste 2ZO Reise nach Portroyal mAcadien musie, weil es an Butter fehlte. Man machet solche zwar im iande, aber sie tauget nichts, und ein jeder Ein« wohner hebt deren nur einen sehr kleinen Vorrath für sich selbst auf, indem man lieber die Milch isset. Hiernächst kommt der Gasparot, von dem man mehr fanget, als man verlanget, wenn er um in süßem Waffer zu laichen, die Bäche hinauf gehet. Er siehet wie eine Makrele aus, ist darin aber von ihr unterschieden , daß er weit kleiner und auch lange nicht so gut ist. Man leget ihn auf die Häuser, die ein bretternes Dach haben, um ihn in der Sonne zu trocknen. Darauf folgt die Else, welche in so großer Menge gefangen wird, daß über die Hälfte davon nicht gebraucht wird. So lange sie sich hält, wird sie frisch gegessen, und man salzet so viel davon ein, als man nöthig hat. Ein jeder füllet damit ganze Faßer an, aber dieser Fisch ist so fett, daß er sich nicht allemahl gar zu gut im Salze hält. Ich weiß nicht, wovon er in diesem tande leben mag, aber dies habe ich erfahren, daß einer von meinen Factoren, der frisch davon gegessen hatte, sich fast das Herz aus dem ieibe brach; der andere ward sehr krank davon, und mir selbst bekam er auch nicht allzuwohl. Al« lem Ansehen nach war er unserer Natur zuwieder, und wir überließen ihn den Einwohnern, welche sich recht gut dabey befanden. Der oder Neu-Frankreich. 231 Der Stöhr, die Barbe, der Aal und die Sardelle sind hier ebenfalls ganz gemein. Ich weiß nicht, ob die Barbe in Frankreich bekannt ist, und will daher allen« falls eine Beschreibung davon geben : sie siehet wie ein Hecht aus und wird auch eben so groß, sie hat auch gleichwie jener, ein sehr weißes und festes Fleisch; und wenn sie mit den Brühen zugerichtet wurde, womit der Hecht am besten zu schmecken pftegt, so fand ich sie allezeit niedlicher. Die Forelle und der lachs sind auch al, einigen Or« ten in großer Menge anzutreffen, aber ich sahe zu Port Royal niemahls ein Stück davon auf dem Roste gebraten. Auf einer Reise, die ich nach der Festung am St. Io-hannisstusse that, wovon unten eine Beschreibung vor« kommen wird, aß ich so viel davon, daß ich bald einen Eckel davor bekam. Allein den Stöhr würde ich mir dort niemahls zuwieder gegessen haben, wenn ,er mit ei> ner solcken Brühe, als womit man fricaßirtc junge Hühner zubereitet, zugerichtet gewesen wäre. Wenn der Fang aller dieser Fische den Einwoh« nern so großen Nutzen schaffet,so ist erden Wilden nicht weniger vortheilhaft, denn hätten dieselben keine Fische, so würden sie oft hungern muffen, indem sie nicht alle« mahl frisches oder gedürretes Fleisch haben. Von diesen in das äußerste Elend gerathenen Völkern ist bereits der größeste Theil umgekommen, nnd der Rest wird es auch P 4 nicht 232 Reist nach Portroyal ln Ncadien nicht lange machen, wofern sich die Vorsicht ihrer nicht ganz besonders annimmt. Diese armseligen Waldbür. ger führen sich inzwischen als rechtschaffene Unterthanen ihres Königs auf; sie vertheidigen seine lander auf das allerbeste, wenn der benachbarte Feind einen Eingriff in seine Rechte zu thun slch unterstehet. Allein hier ist noch nicht der Ort die icbenSart dieser ieute zu bescheciben. Ich wende mich also wieder zu der fernern Betrachtung der übrigen lebensmittel der A^ cadier. Sie haben viele Aepfel von allerhand Arten^ welche sie in ihren Kellern sorgfaltig verwahren, um den Winter hindurch davon zu essen ; allein ich muste mich zum höchsten verwundern, daß ich gar keine davon kann« tc, so ein gutcr Tormann ich auch bin. Ich untersuch« te, dieselben mit allem Fleiße und ward doch nicht klüger> als ich vorhin gewesen war. Allem Ansehen nach kamen sie ihrem wilden lande ein wenig gleich. Aber ich muß doch auch sagen, was die reine Wahrheit ist: ich hatte einen Vorrath von schönen Calvillen, deren ich mich zu einer so angenehmen als nützlichen Erfrischung zu bedienen wüste. Ich erhielte dieselben im Keller bis Ostern, und ohne dieselben würde ich in der Fastenzeit schlechte Mahl, zciten gehalten haben, da ich nichts als Holländischen Käse mitgebracht hatte. Es wachsen dort viel andere Früchte, welche ich a» ber nicht zu zahlen, vielweniger ihre Eigenschaften zu be- Orei« oder Neu-Frallkeicy. 233 schreiben vermögend bin. Ich will nur der wilden Maulbeeren, die weit köstlicher als die sind, welche auf unser« Bäumen wachsen, und der Himbeeren, davon die Wäl« der einen Ueberfiuß haben, allhier gedenken ; die Erdbeeren sind überall auf den Feldern sehr häufig anzutreffen, und man kann sie mit einem Zucker, den das land hervorbringet, genießen. An statt des Rohrs, dessen hohle Gange sonst den weißen Zucker, den wir aus den ferne» sien iändern erhalten, von sich geben, hat die Natur auS sonderbarer Vorsorge für die Acadier denselben hier den wilden Feigenbäumen eingeflößet. Zu Anfange des Früh. jahres quillet aus ihrer Rinde ein zuckersüßer Saft heraus, den die Einwohner in einer jeden landschaft mit großer Sorgfalt auffangen. Dieses Getränke schiene mir gut zu seyn, und ich schluckete es bey vollen Glasern herunter; eS fehlste nichts als Citronen, so hätte man eine limonade damit machen können. Um diesen süßen Saft, der so klur als Felswasser ist, aufzufangen, hauet man mit einem Beile ein ziemlich tiefes ioch in den Baum in der Gestalt eines Troges, und Ritzen in die Rinde, welche auf dieses ioch zu gehen, damit das hervorquillende Wasser hinein laufen könne. Wenn dasselbe voll ist, welches gar geschwinde geschiehet, indem der Saft eben zu der Zeit am häufigsten i<5> so läuft das Wasser durch eine kleine hölzerne Rinne, die an dem Ra«- P5 de 234 Reist nach Portroyal in Acadien de des Troges gemachet ist, in ein unten an dem Baume stehendes Gefäß. Auf eben die Art verfahret man mtt verschiedenen Bäumen auf einmahl, so daß daraus eine große Menge Saft gezogen wird, den man hernach alle Tage, so lange sie laufen, abzuholen pftcgt. Man lasier ihn hierauf in einem großen Keffel ganz trocken einkochen, da er sich denn nach und nach vermindert, bis er endlich» zu einem Syrup und zuletzt zu einem braunrothell Zucker wird, der sehr gut ist. Ich komme auf die Vögel. Den lieblichen Gesang der Nachtigallen empfinden die Ohren der dortigen Ein» wohner nicht; die Meise, der Häher, 3er Rabe und die Krähe waren in diesen wilden Gegenden die einigen, die ich kannte. Es gicbt etliche, deren wilder Gesang in der That überaus anmuthig ist, und sonst eine große Meng« anderer, die wir in Frankreich nicht haben, und deren mannichfaltiges Gesieder schön anzusehen ist; sie werden nach ihren Farben, der graue Vogel, der grüne Vogcs, der gelbe Vogel, u. s. w. benennet. Anbelangend die See» Fluß-und Morast-Vögel, als Enren, Kriechenten, alle Taucher, die zu Paris unter dem Namen der Macreu-ses gegessen werden und es doch wirklich nicht sind, Seelerchen , Bachstelzen, Brachvögel, Haarschnepfen und tausend andere, womit die Buden unserer Gastwirthe ausgezieret sind, alle diese finden sich dort im Ueberfiusse. Man oöee Ncu-Frankreich. 235 -. Man trifft auch daselbst Amseln an, die so wie unsere ge» staltet sind, außer daß ihr Bauch isabell färbig ist, welches ihnen ein schöneres Ansehen giebet. Sie sind eine Art von Zugvögeln, denn zu Anfang des Winters ziehen sie fort, und wenn der Frühling eintritt, kommen sie speck-fett wieder. Der Scbnee lieget noch gewaltig dicke, wenn dieselben aus der Ferne und vielleicht über die See zurück kommen. Ich wundere mich daher, daß sie so fett sind, und begreife nicht,was sie auf der Erde oder in der iuft für Nahrung .finden können. Mit ihnen beschloß ich meine Fasten, jedoch nicht eher als am Ostertage, um niemanden einiges Aergerniß zu geben , und sie schmeckten mir überaus gut, wenn sie auf dem Roste gebraten waren. Die schönsten Vögel, die ich hier zu lande gesehen habe, sind die Baumenten, denen man solchen Namen giebt, weil sie sich auf die Bäume setzen: es kann nichts schöners, noch irgend eine feinere Mischung gefunden wer« den, wie die unendliche Mannichfaltigkeit der lebhaftesten Farben ist, daraus ihr Gesieder bestehet. Aber hierüber verwunderte ich mich nicht so sehr, als da ich sahe, wie sie sich auf Tannen, aufBüchen, auf Eichen setzeten,und wie sie in einem dergleichen hohlen Baume ihre jungen ausbrüteten, welche von ihnen groß gezogen werden, bis sie im Stande sind auszufiiegen und zufolge ihrer natürli« chen Neigung mit den Alten ihre Nahrung auf dem Was. ser zu suchen. Sie sind von den gemeinen Enten sehr un« ter« 2.)<5 Reise nach Portroyal in Acadim tcrschieden, welche man die schwarzen nennet, wie dieselben denn auch in der That beynahe diese Farbe haben, ohne so bunt wie unsere zu seyn: die Baumenten sind feiner ' von leibe, und auch weit niedlicher zu essen. Der Adler ist in hiesigen Gegenden sehr gemein: dieser König der Vögel bauet sich ein überaus großes Nest in dem Gehölze. Wer dasselbe weiß, begiebt sich dahin: man findet am Fuße des Baumes allerhand Schnabelweide in solcher Menge, daß sich wenigstens zwo Familien davon satt essen können. Man unterstehet sich aber nicht ihm seine Jungen, wie bey anderen Vögeln geschiehet, auszunehmen; kein Mensch hat das Herz solches zu thun; denn er würde gewiß von den Alten in Stücken zerrissen werden. Dagegen kann man den Schwanen, Trappen, Gänsen und tausend andern dergleichen Vögeln sicher ihre Eyer nehmen. Zu der Zeit wenn sich alle Thiere und zuerst die Vögel zu paaren pflegen, ziehen die abgedachten um ihre Nester zu bauen, auf eine Insel, welche man aus der Ursache die Vögelmsil nennet. Wenn man nun ohnge. fähr weiß, daß sie geleget haben, beqiebt man sich in gan« zen Gesellschaften dahin, um ihre Eyer abzuholen. Die Vögel, die durch die Gegenwart so vieler auf der Insel umher laufenden Menschen unruhig und schüchtern geworden sind, stiegen unter heftigem Geschrey, ein jeder nach seiner Weise, von ihren Nestern auf und machen in der oder Neu-Frankreich. 2.37 der lust durch ihre unzählbare Menge ein so dickes Ge« wölke, daß es auf der ganzen Insel dunkel wird; ja man saget gar, daß der Himmel nicht zu sehen ist. Während daß die Vögel in einer so großen Bewegung sind, stiegen sie immer gegen die Verstörer ihres Geschlechtes zu, gleich als wenn sie dieselben angreifen wollten,, und kommen ih« nen so nahe, daß man, wenn man wollte, sie gar mit Stöcken todtschlagen könnte; allein weil die ieute sich bloß wegen der Eyer dahin begeben, so sammlen sie alle, wel« che sie sinden, zusammen, bis ihre Kähne voll sind, und fahren damit nach Hause. Hiedurch bekommen sie auf eine lange Zeit ihren Unterhalt, und diese Eyer sind besser als Hühnereyer. Bisweilen fahren sie mchr denn ein, mahl nach dieser Insel hinüber, und dem ohngeachtet wird daselbst noch eine überaus große Menge Vögel ausgehecket. Wir wollen, jeßo von kleinen Vögeln reden, deren-' Eyer solche Entwendung nicht befürchten dürfen, weil sie nicht größer als Hanfkörner sind; dies sind die Eyer der Colibris oder Fliegenvögel, welche die schönsten in der Welt und deren Farben so lebhaft sind, daß es scheint, als ob sie in gewissen Stellungen, und vornehmlich die Männchen unter der Kehle, Feuerstrahlen von sich schössen. Man kann sich nichts so mannichfaltiges und zu-gleich so glänzendes als diese Farben vorstellen. Es las« sen sich aber diese Vögel nur zu der Zeit im Jahre sehen, wenn 2)8 Reise nach Portloyal in Atadien wenn es Blumen giebet,denn sie stiegen gleichwie die Bie mn von einer zur anderen um so wohl aus den bleichen als den röthlichen den süßen Saft zu saugen. Alle diese ver. schiedene Bewegungen verrichten sie mit der äußersten Ge« schwindigkeit; kein anderer Vogel ist ihnen darin gleich und kaum siehet man sie, wenn sie durch die iuft st^ chen. Eben solche Behendigkeit zeigen sie auch in allem, was sie thun: sie lassen sich 5. E. nicht auf die Blumen nieder, um Ven in ihren zarten Röhren verborgenen Ho, nigsaft aus zu saugen; sondern sie schwingen nur ihre Flü« gel unaufhörlich und mit solcher Geschwindigkeit rund um die Blume herum, daß es nicht auszusprechen lst. Die Art, wie die Natur, die weise Werkmeisterinn, den Schnabel und die Zunge dieser kleinen Vögel gebildet hat>: ist billig zu bewundern. Ihr schwarzer und dünner, spi« ßlger und fast ganz gerader Schnabel hat einen Finger breit in der läng«, und ihre zarte gespaltene Zunge ist wohl noch einmahl so lang. Indem sie nun dieselbe in eine Blume stecken und beständig bewegen, füllen sie solche mit der in einem jeden Blumenkelche enthaltenen Süßig^ keit an. Dieser Saft wird hernach vermittelst einer der Zunge eigenen natürlichen Kraft in ihren kleinen Magen geführet, und er macht ihre einzige Nahrung aus. Sie haben einen hellgrauen Bauch, einen silbergrünen Rücken und einen schwarzen weiß durchfiammten Schwanz; ihre schwarzen Flügel und Füße schicken sich vollkommen zu ih. rem oder Neu-Frankreich. 235 rem kleinen Körper, der nicht dicker als die Spitze eines-Fingers von einem Kinde ist. In Betrachtung dieser kleinen Vögel will ich auch-eine Beschreibung von gewissen kleinen Thieren geben, die in ihrer Art eben so schön genannt werden können. Es sind stiegende Eichhörnchen, welche ohne Flügel mit Werk« zeugen, denen die Natur eine besondere bewegende Kraft beygeleget hat, ihren Flug verrichten. Zwo breite unv ebene knorpelichte Häute oder Verlängerungen des FelleS-an den Seiten, schließen so wohl hinter als vorne an den. Knien ihrer Pfoten zierlich an. Wenn die Eichhörnchen diese Häute ausdehnen, schweben sie da.mit in der iuft; und wenn sie dieselben nur ein wenig bewegen, im Fall sie von einem Baume zum andern wollen, so schießen sie. wie ein Blitz hinüber. Ihre Geschwindigkeit ist bewundernswürdig ; unsere thun weder so behende noch so weite luftsorünge 5 da hingegen diese auf dreyßig Schritte und allenfalls noch wohl weiter stiegen würden. Es findet sich auch dieser Unterscheid unter ihnen: die Eichhörnchen in Neu-Frankreich sind ganz weiß unter dem Bauche, und auf dem Rücken ganz grau, und überdies nur halb sogroß wie unsere. Nachdem ich nunmehro von den Sitten und Geschafften der Colonisten in Arabien und von allem, was' das iand hervorbringet, Meldung gethan habe, jo ist es-Zeit, daß ich zur Beschreibung der Wilden schreite. WW wole 240 Reist nach Portroyal in Acadim wollen sie demnach mitten in den größesten Waldern aufsuchen und von den verschiedenen Verrichtungen reden, zu welchen ihr hartes Verhängniß sie bestimmet hat. Beschreibung der Wilden. D ie Iagd ist die Hauptbeschafftigung der Wilden. Sie muffen sich, so lieb ihnen ihr ieben ist, darauf le, gen; und wenn sie zuweilen unglücklicher Weise nichts an« treffen, so ist es sehr möglich, daß sie vor Hunger ster» ben. Jedoch halten sie denselben sehr lange aus, weil sie schon dazu gewöhnet sind; es scheinet, es habe die Vor« ficht, die ihnen zu ihrem leben nur gar wenig beschieden hat, auf ander« Weise für dieselbe sorgen und sie mit einer so starken Natur versehen wollen, daß sie nicht leicht ihre Kräfte verlieren. Zuweilen leben sie acht Tage und länger ohne Speise; Wasser aber haben sie immer zum Trinken, womit sie sich einigermaßen erhalten. Da ge, denket nun dies armselige Volk an ihre vorigen Gastmah» l« zurück. Denn wann sie ein wildes-Thier erleget haben, so thun sie sich dabey was rechtschaffenes zu gute, und in der Hungersnoth muß ihnen nothwendig das Maul dare «ach wässern. Um jeho ihre Thaten auf der Jagd zu erzählen, will ßch mit einem gewissen Streiche den Anfang machen, dar» über ick erstaunte, und welcher vielleicht diejenigen, wel» che ihn lesen werden, in nichr geringere Verwunderung setzen oder Neu-Frankreich. 241 setzen wird. Ein Wilder gieng mit seinen Gefährten auf die Jagd. Da er auf ein Stück Eis kam, womit der Winter einen großen See beleget hatte, blieb er auf einmahl still stehen, zog mit den Naselöchern die ihn umgebende kalte tust an sich und sagete zu dem ihm folgenden Haufen: ich spüre einen Bären, er ist auf jenen Hügeln. Es war über eine Viertelmeile weit davon, wo er den Ort angab; seine Gesellschaft verwunderte sich höchstens darüber; allein er sührete sie endlich unter dem Winde so gerade dar, auf zu, daß man wirklich daselbst das Thier in seinem ioche anrraf. So bald es sich von ihnen umzingelt sahe, wollte es sein leben durch die Flucht retten; allein ein mörderisches Stück Bley hemmete dessen fernern iauf, und endigte sein Schicksal. Solchergestalt kam dieser Bär, welcher bort auf ein halbes Jahr seine Herberge haben sollte, um sein teben. So bald der Winter, der in diesen Gegenden früh, zeitig ansänget, eingetreten ist, bauet sich dieses Thier ein iager in der Erve, und bedecket dasselbe mit vielen stark be« laubten Tannenzweigen um sich dadurch bis zu dem Früh« linge vor dem Schnee zu verwahren, welcher sehr spät schmilz^ und so denn das Thier seine unterirdische Wohnung zu ver« lassen nöthiget. Ich mögte wohl wissen, wovon sich der Bär in seinem iager den langwierigen Winter hindurch ernahrete. Ein jeder saget, daß er seine Tatzen lecket, und daß ihm der darin befindliche Saft seinen Unterhalt giebet» Ich lasse es dahin gestellet seyn, was jemand davon glau« 243 Reise nach Porttoyal in Tlcstdien ben will, und sage nur, daß er gemeiniglich fetter wied^ aus seinem iager kommt, als er hinein gegcmgrn ist. Wenn der Wilde ihn erlegt hat, so ziehet er ihm die Ham ab, welche ihm im Winter statt eines Pclzes dienet, und ver» zehret das Fleisch, welches sehr gut seyn soll. Das Elend läßt sich bey weitem nicht so leicht ankom» men, und man muß demselben zween bis drey Tage lang in den Wäldern nachsetzen. Dies Thier bleibet lange aq einem Arte, und erwählet eine fruchtbare Gegend zu sei« nem Aufenthalte, allwo es von einem gewissen Baume, der mit seinem Namen benennet wird, seinen Unterhalt hat. Seine Wohnung wird durch die abgefressenen Zweige entdecket, und von derftlben würde er sich in der kalten Jahreszeit nicht entfernen, wenn der Jäger dasselbe nicht in seiner Ruhe störete und es verfolgte. Man folget seiner Spur auf dem Schnee, wie man es in Frankreich mit den Ha» sen zu machen pfleget. Wenn es einmahl aufgetrieben ist, so ruhet es ^niemahls, sondern lauft Tag und 3?acht fort, bis es nicht weiter kann. Dies macht dem Jäger ein rechtes Stück Arbeit, welcher dasselbe in den Waldern immer verfolget, die er oft, !veil sie dicht zugewachsen sind, zu sei. nem Verdrusse nicht so geschwinde, als er gerne wollte, durchstreichen kann. Daneben hindern ihn die haufenwei. se niedergefallene abständige Bäume, deren Aeste die grünen zugleich mit herunter reißen, so, daß er keine geschwin» de Schritte zu thun vermögend ist. Das große und starke Elend kommt ihm schp weit zuvor, und suchet durch die '^ Flucht oder Neu Frankreich. 24z Flucht den sichersten Ort zu seiner Rettung zu gewinnen. Der Schnee lieget hin und wieder vier bis fünf Schuhe hoch, und der eifrige Jäger, ber dem Thiere mit möglichster Eile nachsetzet, holet es nicht eher ein, als bis es ganz ohnmächtig wird. Alsdenn stehet es still, und weil es weiter an kein Entfliehen gedenket, so kommt ihm der Jäger über den Hals und giebt ihm mit seinem Rohre oder Degen den Rest. Dieses ist der beste Fang, den die Wilden thun können; das Fleisch davon essen sie frisch oder gedörret, und es ist in der That sehr gut. Wenn es wohl gedörret ist, so könnten sie es das ganze Jahr hindurch erhalten; allein sie können ihre Fraßigkeit nlcht mäßigen und pflegen nicht eher zu ruhen, als bis es völlig verzehret ist. Das Fleisch von der Schnarche und von der Zunge ist überaus niedlich, und der beste leckerbissen an diesem Thiere, welches sonst sogroß wie ein Maulesel aus Auvergne ist und ein Geweihe auf dem Haupte führet, womit es sich aber gegen die Wilden, die es verfolgen, nicht zu wehren pfleget. Sie bereiten seine Haut, deren Gebrauch bekannt genug ist, und welche sie gut zu verkaufen wissen. Dieses Thier ist der fallenden Sucht gar sehr unterworfen; doch hat die gütige Natur demselben in seinen gespaltenen Klauen ein Hülfsmittel da, gegen angewiesen. Es krähet sich den Kopf, wenn es da? von befallen wird, und entlediget sich dadurch deS Uebels. Dies wird davon erzählet, und daher kommt es vielleicht, daß man in der Arzneykunst solche Begriff« von der Elendsklaue Q 2 hat 244 Reise nach Portroyal in Acadien hat und dieselbe als ein Mitte! wider die fallende Sucht gebrauchet. Aber es giebt noch mehrere Thiere als dieses, von denen die Arzneywiffenschaft die Kunst andere Krank heiten zu heilen erlernet hat. Dem Caribu oder Rennthiere können die Wilden mit leichterer Mühe beykommen; sie erreichen ihren Zweck ohne daß sie nöthig haben ihm nachzujagen; und sie würdcn da» durch auch nichts ausrichten. Dies ist eine Arc vonHirschen, die allzu geschickt zum iaufen ist. und gar zu lana/aushalten kann. Man laurer ihm demnach in einem Hinterhalte auf, woselbst es sich nichts böses versiehet und schießt es mildem ' Feuerrohre. Der Wilde, dem nicht leicht vor etwas eckclt, bedienet sich dessen auch zu seiner Nahrung ; und aus der kahlen Haut machet er sich seine Sommerkleidung. Man pstegt die Häute auch zu bereiten, allein dieses Fellwerk wird gar selten gesuchet, ob es gleich eine überaus feine Narbe hat und sehr lange halt, wofern es gut zurecht ge. macht ist. Vielleicht wird es noch einmahl in stärkere Aufnahme kommen, wenn man seine Güte erstlich bssser kennen lernet. Meines Theils weiß ich aus der Erfahrung, daß nichts sanfter und schöner ist die Hosen zu futtern. Die Biberjagd bringet den Wilden das meiste ein,> ob schon ihr Preis seit einiger Zeit gar sehr gefallen ist. Man schießet sie, wenn sie aus dem Wasser hervorkommen, gleichwie man es mit den Kaninichen machet, wenn sie aus der Erde kriechen, indem man bey ihren löchern auf sie lauret; ja sie pflegen sich auch wohl selbst in den ihnen gelegten oder Neu - Frankreich. 245 legten Fallstricken zu fangen. Sie lassen sich erst sehen, wenn die Sonne bald untergehen will. Man muß sichih» nen ganz leise nähern; es ist sehr schwer sie zu>beschleichen; denn sie haben ein so feines Gehör, daß sie sich bey dem g«. ringsten. Geräusche, welches sie vernehmen, alsobald unter« tauchen; und wenn sie aus Schrecken tief in das Wasser herunter gegangen sind, so wahret es sehr lange, bis sie wieder herauf kommen, und solches geschiehet überdies alle« mahl schr weit von dem Orte, wo sie scheu geworden sind. Ehe sie sich untertauchen, schlagen sie mit ihrem Schwan» ze auf das Wasser und machen einen so gewaltigen lärmen, daß man es über eine halbe Meile weit höret; und dieses ist eine Warnung für die andern, welche darauf ebenfalls in aller Geschwindigkeit zurücke flüchten. Sie haben einen ganz sonderbaren Schwanz, welcher ungefähr anderthalb Schuhe, jedoch nach ihrer Größe bald mehr bald weniger lang und dabey platt und wle ein Racket gestaltet ist; eS befindet sich gar kein Haar darauf, und die Haut, welche jhn bedeckt, scheinet schuppicht zu seyn; das Fleisch daran ist überaus gut, ob es gleich nichts anders als ein Gewebe von Schmeere und Sehnen ist, die ihm solche Stärke geben, daß er mit dem Schlagen aufdas Waffer ein f> großes Geräusche machell kann. Wenn der Sinn des Gehörs bey ihnen stark ist, so ist wenigstens ihr Geruch eben so fein» sie riechen einen Kahn bloß an der Spur, die er auf dem Waffer, wo er hindurch gegangen ist, nach sich gelassen hat. So bald sie nur die Witterung davon bekommen, schießen Qz sie 246 Reise nach Portroyal in Acadien sie unter das Waffer, oder nehmen die Flucht um sich zu verstecken, und die Wilden möqen so lange auf sie lauren ^ls sie wollen, so werden sie sich doch nicht wieder sehen lassen. Woferne sie auch ein so gutes Gesicht hätten; so könnten sie ihres iebens weit sicherer seyn; allein.sie sehen nur, wie die Hasen, von der Seite, und haben ganz kleine Augen, Zuweilen gehen sie so gar, weil sie nicht vor sich sehen können, dem Schusse, dcr ihnen das lebe» nimmt, gerade entgegen. Wenn man sie auf dem Wqsser schießet, muß man sehr geschwinde dahinter her seyn, um sie heraus zu holen; denn gleichwie sie sich untertauchen, so lange sie leben also gehen sie auch zu Grunde, wenn sie todt sind. Die Art dieselben mit Schlingen zu fangen ist die sicherste und zugleich die wohlfeilste; denn die iockspeist, die man dazu brauchet, und die nichts anders ist, als ein Stück Espenrinde, welche sie am allerliebsten mögen, kostet nicht so viel, als das Pulver und Bley, das man zum Schießen nöthig hat. Man bedienet sich auch noch eines andern Mittels sie zu fangen. Wenn zur Winterszeit das Wasser, wo sie ihre Hütten haben, mit Eise beleget ist, und sie sich daselbst vor den Anfällen dcr Jäger ganz gesichert achten; so begiebt man sich auf das Eis und zerhauet ihre Hütten mit einem Beile. Sie sehen sich genöthigt die» selben zu verlassen und fliehen an die Ufer des Sees, um sich daselbst zwischen dem Eise und der Erde, auf welche sie sich mit dem Bauche legen, zu verstecken. Allein sie bemühen sich vergebens auf dieft Weise ihrem Tode zu entgehen oder Neu-Frankreich. 547 gehen: die Jäger lassen ihre Hunde rund um den See nachspüren , und diese haben eine so gute Nase, daß sie jh« ren Aufenthalt unfehlbar ausfindig machen, bey welchem sie, »M ihn zu bezeichnen, stille stehen bleiben. Hieraufhauet man das Eis mit dcr Axt auf; die Biber, welches höchst zu bewundern ist, fliehen nicht wie sonst vor dem Getöse, das daselbst gemachet wird. Wenn man nun die Oeffnung gemacht hat, so zeigen srch die Thiere; man ziehet dieselben bey dem Schwänze heraus und schlaget ihnen mit dem ' Beile den Kopf ein. Anjeho wollen wir auch die Hütte der. Biber beschreiben und z.igcn,'daß sie solche mit eben so vieler Geschick» lichkeit, als die Menschen ihre Häuser, hauen. Insgei mein machen sie dieselben, wenn sie sich gepaaret haben, und ihre Jungen werfen wollen. Die- Stelle dazu erwählen sie allezeit im Wasser, ohne daß ein Tropfen inwendig hineil, dringen kann. Diese Hütte siehet wie ein Backofen auS, und das Gewölbe ist immer außer dem Wasser. Zu dem Bau wird nichts als leimerde und grünes Holz ge-nommen; aber die Geschicklichkeit, womit sie diesen Bauzeug zu geb» auchen wissen, ist ganz bewundernswürdig. Das Holz machet die Grundlage dieses WasscrgebaudeS aus; von der künstlich darauf gesetzten Erde wird der obe» re Theil und die eigentliche Wohnung verfertiget. Es mö. gen die Bäume, welche sie dazu bestimmen, groß oder klein seyn, so gebrauchen sie bloß ihre Vorderzähne, die wie Kani-nichenzahne gestalt sind, um dieselben zu fallen: sie nagen , " Q 4 solche 248 Reist nach Portroyal in Acadien solche unten am Stamme rund herum allmahlig ab, und wissen es jo genau abzupassen , daß selbige allemahl nach der Seite fallen müssen, wohin sie wollen, damit sie die. selben mit leichterer Mühe an den zu ihrem Neste auserse. henen Ort schleppen können. Vermittelst eben der Zahne, womit sie die Baume fallen, sondern sie auch die Zweige davon ab. Sie ziehen die Stämme sodann von dem Ufer fort, und richten dieselben in dem Wasser in einem Haufen und in der Ründe dergestalt aus, daß der eine nicht höher als der andere stehet. Die Art, und Weise, wie sie dieselben fortbringen, ist sehr mühsam; denn wenn sie solche fortschleppen, so liegen sie ihnen in der lange auf dem Rücken, und was man am meisten dabey bewundern muß, ist dttses, daß die Bäume zuweilen so dick als ein Mensck und drey bis viermahl länger sind. Sie fangen es aber auf diese Weise an; sie fassen die Baume an dem einen Ende mit ihren Zahnen,- heben dieselbe in die Höhe, indem sie den Kopf nach der Schulter, womit- sie tragen, drehen und rücken endlich mit dem ganzen leibe darunter, um der last desto besser gewachsen zu seyn. Es lässet sich dieses nicht so leicht erklären, und noch vielwcniger begreifen; in« dessen verhält es sich doch in der That damit also. In Ansehung der leimerde verfahren sie auf eine an« dere Ärt: sie fafjen und tragen dieselbe zwischen ihren Vor« derpfoten, und gehen also auf den Hinterbeinen. Die erste läge davon kommt obm auf die wie Pfahle gepstanzte Bau, nie, welche sie mit ihrem Schwänze stark stampfen; und dicfts ist der Boden der Wohnung, an dessen einem Ran« he , odel Neu - Frankreich. 249 de sie eine Oeffung zum ein- und ausgehen lassen, woran das Wasser unaufhörlich schlägst, ohne hinein zu dringen. Sie fahren mit dieser Arbeit fort, und führen über diesen Boden ein kleines rundes Dach auf, welches so breit als die Grundlage und drey bis vier Schuhe hoch ist. Nachdem sie nun ihre Wohnung mit solcher Sorgfalt gebauet haben) so nimmt jeder seinen Platz ein, ohne daß sie jemahls einander verlassen, es sey denn daß einer von ihnen beydeü sterbe. Mal» sagt, daß dieft besondere Treue auch so gar nach dem Tode des einen fortdaure, nnd daß, wettn z. E das Männchen seine Gattinn verlöre, es sich wie die Turteltauben mit keiner neuen paare. Sie ziehen ihre Jungen gut auf, deren insgemein nicht mehr als zwey oder drey sind, und die sie im Frühjahre zu werfen pftegen. Sie leben in gutem Vernehmen zusammen, bis daß die Alten sich wieder paaren wollen; Alsdenn jagen sie diejun» gen fort, um allein zu seyn, wenn sie wieder andere zeugen wollen. Sie beweisen also eine Zucht, die kein Thier mit ihnen gemein hat, indem sie ihre Wollust vergnügey ohne daß jemand Zeuge davon sey. Ihre Jungen folgen ihrem Beyspiele, als von denen sich die Mänchen und Weibchen alsdenn auch paaren. Wenn bey der großen Hitze im Sommer das Wasser in den Seen und Flüssen, wo sie ihre Häuser haben, zu fallen anfängt, so machen sie vermittelst gewisser seinen Ablauf hemmender Damme, daß es in seiner Höhe bleibet. Und dieses thun sie zu dem Ende, daß das Wasser allezeit Q 5 . bjs 25<> Reise nach Portroyal in Acadien bis iln die OeffttUng, welche, wie ich bemerket habe, an dcr Grundlage ihres Hauses ist , reiche, indem sie sich gern wenn es ihnen beliebet, ohne herausgehen zu dürfen, den Hintern naß machen wollen. Diese Damme sind so eingerichtet, daß das Wasser niemahls weder höher noch nie. drigerist, als es seyn soll > und es ist ein so erstaunendes Werk, daß man das Gebäude und die Bäumt desselben nicht genugsam betrachten kann. Alle'Biber, die. dort ihre Häuser haben, versammlen sich zu solcher Arbeit-; sie fallen in der Nacht allerhand Baume und tragen dieselben, wie ich angezeiget habe, weg. Ein alter Biber, wie es die Ja« Her insgesammt bemerket haben, führet bey diesem mühsamen Werke die Aufsicht und weiset die jüngern an, bis es zu Stande gebracht ist. Wenn etwa einer aus Bobheit seine Kräfte nicht anstreckcn will, so lassen die andern ihre Arbeit liegen; sie fallen auf denselben und strafen ihn mit Schlagen ab. Es wird unter ihnen Recht und Billigkeit überall beobachtet: wcnn die stärkeren bey einem Stücke Holz sind und gewahr, werden, daß die.jÜMachern untec der last, welche sie lraa/n, ermüden, so wcrven einigem on den Starken dadurch zum Mitleiden beweget, und kommen ihnen zu Hülfe. Wenn man ihr Betragen in diesem Stücke bcwun» dern muß, so kann ich die Geschicklichkeit nicht genugsam loben, mit welcher sie alles Holz, das sie gebrauchen, zu ihrem Zwecke anzuwenden wissen. Die Stämme und Ae-sie, die zwischen den Pfählen, durch einander geflochten sind Mr Neu-Frankreich. 251 sind, und wodurch das Waffer aufgehalten wird, machen ein Werk aus, das man sich nicht vorstellen kann, wofern man es nicht selbst gesehen hat. Man darf sich nicht ein. bilden, als ob es bloß kleine Flüsse wären, worin die Bi> ber dergleichen Dämme machen; sie sind zuweilen nicht viel schmaler als die'Seine ist. Die Wilden werden oft mit ihren von Baumrinde gemachten Kähnen durch diese Dam. me aufgehalten. Um sich nun eine freye Fahrt zu verschaffen und den Wall, der ihnen im Wege ist, zu zernichten, müssen sie öfters zween Tage und darüber mit ihren Beilen arbeiten. W enn die Oessnung gemacht ist und ein jedeb seinen Weg fortsetzet, so kommen die Biber gleich die Nacht und hemmen den Abfiuß des Wassers von neuem. Die» jenigen, welche durch ihre Bemühungen diese Werke zu Stande gebracht haben, leiden nicht, daß sich andre in ihrem Bezirke niederlassen; sie machen ein Bündniß wieder dieselben und bekriegen sie mit solcher Heftigkeit, daß die« se genöthiget werden sich anders wohin zu wenden. Unter dem von ieimerde gemachten Dache ihres Waffcra,ebäudes hat jeder seine eigene Stelle, und jedes Haus macht gleich« sam eine besondere Republik aus» Es giebt einige Biber, die man Flüchtlinge nennet, und die keine gewisse Wohnung wie die andern haben, sondern überall herum schweifen; und dies sind diejenigen, welche, weil sie nicht arbeiten wollten, von den andern vertrieben und hernach iandstreicher geworden sind. Wenn 252 Reist nach Portroyal in Acadien Menn der Winter herankommt, so tragen die Biber allerhand Holz zusammen, wovon sie sich bis auf den Frühling erhalten; denn wiewohl sie Fische sind, so fressen sie sich doch niemahls einander, noch sonst eine Art von Fischen und unterscheiden sich dadurch von den Ottern, welche sich damit ernähren. Sie essen sonst nichts als Holzrinde und Wurzeln, und daher sammlen ft davon einen guten Vor» rath ein, welchen sie allemahl in dem Wasser unter ihren< Hausern verwahren , damit sie ihre Nahrung nicht weit suchen dürfen. Sie handeln mit einer besondern Vorsicht in allem, was die Erhaltung ihres iebens betrifft, und die Wildenglauben, daß sie einen großen Verstand besitzen. Sie können davon am besten urtheilen, weil sie die künstli« chen Arbeiten derselben täglich seh.en können,- und sie sagen auch, daß, wann sie nicht redeten, solches allein aus Bösheit geschahe. Außerdem fangen die Wilden noch viele andere Thiere z. E. Ottern, kaßen, wilde Katzen und Bisamratzen, von welchen allein sie die Falle zubereiten; aber diese Iaqd ist für sie nur ein Spielwerk. Sie stellen solche im Winter an und haben dabey wenig Arbeit, ind-m sie nur Schlingen legen dürfen, um alle diese Thiere zu fangen. Doch zuweilen schießen sie die Ottern auch wohl, wenn sie reichlich mit Pulver und Bley versehen sind, als welches sie insgemein statt der Bezahlung für ihr Fellwerk bekommen , denn dieses ist ihnen nebst dem Taback das allernothwendigste. Ich oder Neu - Frankreich. ^^ 25 z ' Ich will nunmehro von den Sitten der Wilden reden und dieselben beschreiben, so wie ich mir solche in meinen Gedanken vorstellen werde-, ohne mich an eine gewisse Wahl oder Ordnung zu binden, die man sonst in Erzählungen von dieser Art zu beobachten pflegt. Den Anfang werde ich mit der Ehe machen; daraus entstehen Kinder, und diesen will ich in allen Handlungen ihres lebens folgen. Wenn ein junger Kerl sich in ein junges Madchen, das ihm gefallt, verliebet, so geht er zu ihrem Vater und sagt zu ihm ohne weitere Umstände, mit dem bey den Wilden aewöhnlichen Ausdruke: ich habe lust mich in deine Familie zu begeben; (denn sie dutzen sich beständig unter einander) und die Ant« wort, die er darauf erhalt, ist diese, man müsse mit der Mutter davon sprechen. Ein solcher Handel wird selten in die iange gespielt, sondern vielmehr unverzüglich zu Stande gebracht: und im Fall der Bräutigam ein guter Schütze ist, so bekommet er gleich die Einwilligung zu der Heyrath. »Indessen gehet es doch nicht allemahl so geschwinde damit zu; es kostet einen iiebhaber zuweilen viele Wege, viele Mühe und Sorgen, ehe ihm ein Mädchen zn Theil wird. Er muß sich verbindlich machen, den Vater die Mutter und die Kinder warend einer gewissen Zeit, welche man festsetzet, und deren Verlauf er oft mit Schmerzen erwartet , mit seinem Wildprete zu ernähren. Allein dieses ist noch nicht alles; denn wenn etwan das Mädchen mehrere Vorzüge als er besitzet, so muß er die Einwilligung durch viele Geschenke zu erhalten suchen. Man laßt es sich 'st 254 Reise nach Portroyal in Acadiett oft wegen einer Heyrath blutsauer werden; man wendet ali le ersmnliche Mittel an und lässet es an nichts ermangeln, um nur zu dem Besitze eines artigen Weibes zu gelangen. Allein der Wilde hat sonst nichts, als sein Pelzwerk im Vermögen. Mit solchem beschenket er die Eltern der Braut, und dafür erhalt er das Jawort. Die Heyrath geschicht ohne viele Ceremonien. Der Vater und die Mutter sagen bloß zu dem Mädchen: Folge diesem Kerl, er ist dein Ehemann. Darauf begeben sie sich zusammen in die Walder, worin sil.'Tag und Nacht bleiben und sich, wie es ihnen gut dünket, bald mit der Jagd bald mit der liebe belustigen. Nach etlichen Tagen, kommen sie zurück, und es wird alsdenn von dem erlegten Wilde.ein Gastmahl angestellet, worin an Fleisch und Fischwerk kein Mangel ist. Man ladet die Wilden aus dem lande dazu ein, und die Hochzeit wird mit vieler lust« barkeit vollzogen. Der Vater des Mädchens trägt darauf in Betrachtung seines neuen Schwiegersohnes die Gründe vor, die ihn bewogen habsn denselben dazu anzuneh« men; er erzählet dessen Thaten, und führet die Geschick« lichkeit, den Muth und die Verdienste seiner Ahnen um das ganze Geschlecht der Wilden an. Die ganze Gesell« schaft giebt daraufihrem Beyfall so wohl über die Beredsam« keit als die Wahl des Vaters durch ein großes Freudenge-sthrey zu erkennen. « Die Eheverbindung geschiehet öffentlich in der Kirche, im Fall das Brautpaar nicht zu weit davon entfernet ist. ' / Anjetzo 5 oder Neu-Frankreich. 255 Anjeßo sind sie bereits ziemlich wohl unterrichtet, was sie in diesem Stücke zu thun' haben, und wissen, daß ohn? solche Ceremonie keine Ehe für gültig gehalten wird. Ich habe gesehen, daß einige aus weit entlegenen Orten anka. men und sich von dem Pfarrer zu port Royal einsegnen ließen; ja ich habe so gar bemerket, daß diejenigen, welche nach Art der Wilden zusammen gelaufen waren, ihr Ehe-bündniß vor dem Altare erneuerten. Obgleich dieses ein sehr heiliger Klrchengebrauch ist , so konnte ich mich doch dabey des iachens nicht enthalten. Der Pfarrer, welcher die Sprache der Wilden nicht verstund und sie eben so ive« nig reden konnte, gebrauchte einen von seinen'Eingepfarreten, der dieselbe gut verstund und fertig redete, zum Dolmetscher. Er sagete demselben alles, was sich nur gutes von der Vortrefflichkeit und den Pflichten des Ehestandes gedenken ließ, auf französisch vor. Der Dolmetscher wiederholte eben dasselbe in der Sprache der Wilden gegen die zukünf. tigen Eheleute, welche, wie sie durch Zeichen anzudeuten schienen, darüber ganz vergnügt waren; er legete ihnen weiter aus dem Munde des Pfarrers die Frage vor, ob sie nicht allem dem, wozu er sie anwiese, Punkt vor Punkt nachkommen wollten; sie gelobten es in ihrer Sprache an. Der Dolmetscher, erklarce und bezeugte solches demPfar, rer auf gut französisih; und dieser fuhr darauf bis zu der Trauungsformel auf eben diese Weise fort. Vormahls brachten die Neuverehligten , so verliebt sie auch waren, in ihrem Ehestände ganze Jahre zu, ohne einan« 256 Reise nach Portroyal in Acadien einander zu berühren. Niemand wird mir dieses glauben. inzwischen ward es doch unter ihnen so gehalten, und sie konnten sich einander, kein bündiger Merkmahl von ihrer ljebe und Hochachtung geben. Verliebte Gesinnungen von dieser Art sind gar zu ehrerbietig; wenigstens erfordern un» ftre Schönen in dem Ehestande weit thätigere Proben Verliebe. Allein die Wilden haben seit der Zeit eingesehen, daß sie in dieser Unschuld die kostbarste Zeit ihres lebens verlören, und daß es ihnen allzu beschwerlich fiele sich des Ve.r« gnügens, das ihnen ihr blühendes Alter einstößete, zu be« rauben. Ihre Weiber halten es jeho mit unserm Frauen« zimmer; sie würden sich beklagen, daß sie Eheweiber heißen und doch nichts von dem Vergnügen, wozu dieser Titel sie berechtiget, empfinden sollten. Sie haben auch sonst mit einander vieles gleich. Wenn ihnen jemand seinen liebes« antrag thut, so warten sie nicht lange auf eine eheliche Ver. bindung, um das Angenehme der liebe zu kosten. Allein die wilden Madchen sind bey ihren verliebten Neigungen weit glücklicher; denn im Fall sie sich ihrem liebhaber gefällig erzeigen und hernach etwa die Wirkung davnn erfolget, ft leidet ihre Ehre darunter gar nicht. Sie dürfen nur, so' bald sie dieses verspüren, die Sache von sich sagen; denn durch das Bekenntniß ist die Sünde gleich getilget, und das Kind wird nur alsdenn für unecht erkläret, wenn sie ihre Schwangerschaft heimlich gehalten haben. So oder Nm-Frankreich. ^ So bald eine Frau glaubet, daß sie schwanger sey muß sie ihrem Manne davon Nachricht geben, ob sie gleich durch dieses Geständniß alles Umganges mit jhni auf einmahl verlustig wird. Der Mann, der sich über diese Nachricht erfreuet, entschließet sich, um der Frucht keinen Schaden zu thun, dieselbe weiter nicht zu berühren^ und nahet sich ihr nicht eher, als bis sie entbunden ist. Allein dieses wird nicht gar zu genau beobachtet, und es giebt viele Männer, die es immer darauf wagen. Wenn das Weib die Geburtswehen empfindet und ihre Niederkunft nahe zu seyn erachtet, so gehet sie auS der Hütte und begiebt sich nebst einer Wilden, die ihr bey« stehen soll, auf eine gewisse Weite in den Wald, wo die Sache gar bald geschehen ist. Die Kindbetterin giebt dem Weibe, durch dessen Hülfe sie entbunden ist, das Messer, damit es die Nabelschnur abgeschnitten hat; und hierin bestehet die ganze Bezahlung. Damit das Kind beyzeiten gewohnt werde die strenge Kalte, die man in diesen Gegenden ausstehen muß, zu ertragen, so wird es so gleich in kaltem Wasser gebadet» und dieses geschiehet allemahl, es mag Winter oder Sommer seyn. Die'erste Nahrung, welche es bekommt, ist Fischthran oder geschmolzenes Fett von einem Thiere. Man läßt da5 Kind etwas davon einschlucken, und nachher ge, nießet es weiter nichts als die Muttermilch, bis es die Speisen, womit sich die andern ernähren/vertragen kann. R M dern 5i.. oder Neu-Frankreich. 277 dern leben, ft muß man doch sagen, daß sie sehr sittsam sind. Niemahls wird sich ein Bruder in Gegenwart seiner Schwester ein Wort entfallen lassen, das ihrer Scham-haftigkeit einigermaßen anstößig seyn könnte. Deim wofern er sich anders aufführete, wäre es die größeste Beleidigung von der Welt, und seine Eltern würden ihn hin-führo nicht anders als einen unwürdigen Bruder ansehen und ihm bey aller Gelegenheit ihr Misvergnügen auf die empfindlichste Art bezeugen; daher ist ein junger Kerl auch allezeit sehr bescheiden und seine Ehrerbietung gegen die Schwester gehet so weit, daß man sich zum höchsten dar« über verwundern muß. Wenn ihn, mit Erlaubniß zu reden, ein Bauchwind dränget, so würde er lieber bersten , ehe er solchen hören ließe. Ich will einen Hieher gehörenden ganz sonderbaren Vorfall erzählen. Einem Bruder kam ohngefahr, da et bey seiner Schwester war, eine Nothdurft an, deren er sich nicht erwehren konnte, und welche die Natur jeden Menschen empfinden lässet. Er war um sich derselben zu entledigen, bey seite in den Wald gegangen. Niemand wird hoffent« lich durch diese Erzählung geärgert werden. Wie er da« selbst allein war, so zog er seine Beinkleider herunter,oder vielmehr er hob seinen biberfellenen Rock in die Höhe, um - - - « Ich mag es nicht ausdrücken, ein jeder wird es leicht errathen. Allein dies ist es noch nicht alles, ich muß auch das übrige der Geschichte und den traurigen S3 Aus? 273 Reise nach Portroyal in Acadien Ausgang derselben erzählen. Wahrend dieser Verrich. tung fielen ihn die hungrigen Marmgoinen, welche gerne Menschenblut saugen, von hinten an. Sie stachen ihn gar zu heftig, er streckete seine Hand dahin und besudelte dieselbe. Zu gleicher Zeit stachen ihn andere im Gesichte, er fuhr mit eben der Hand dahin, und gleichwie solche sehr beschmutzet war, so ließ sie daselbst einen garstigen Flecken nach. Er kam wieder zu seiner Schwester und dieser Fleck fiel derselben in die Augen. Abscheu und Entsetzen brachten sie ganz außer sich; sie fiel darüber in Verzweifelung, und, damit ihr gar zu züchtiges Gewissen nicht mehr gekränket werden mögte, erhieng sie sich augenblicklich auS Schamhastigkeit. Wenn den Wilden eine natürliche Nothdurft/es sey was für eine es wolle, ankommt, so müssen sie sich wohl in Acht nehmen, daß sie sich nichts davon merken lassen; man verbirget solches mit der größesten Sorgsalt und entfernet sich, um sich an einem abgelegenen Orte von der Bürde, die einen beschweret, zu entledigen. Nichts wird unter den wilden Völkern genauer als dieses beobachtet. Aber zuweilen sind sie auch frech und unverschämt; sie kommen zu einem Französischen Einwohner ins Haus und beschimpfen ihn auf das ärgste, in welchem Falle sie jedoch zu viel Brandtwein getrunken haben und besoffen seyn müssen. Allein wenn mün sie wegen ihres Unfugs wacker : oder Neu-Frankreich. 279 wacker abgeprügelt hat, so kommen sie mit dem ehesten wieder und bitten wegen ihrer begangenen Thorheit um Vergebung. Sie bezeugen ihre Reue darüber, und um die Schuld ihres Versehens zu tilgen, geben sie einem ü-berdies noch ein Geschenke von den besten Waaren, die sie haben. Aber wenn man einem von ihnen übel begegnet, ohne daß er es verdienet hat;(denn sie wissen es gar wohl, wenn sie jemanden beleidiget haben ), so wird er ihm den Haß so lange nachtragen, bis er eine gute Gelegen/ heit gefunden hat an demselben die strengeste Rache auS« zuüben, deren Werkzeug entweder ein Beil oder eine Flinte seyn wird. Ieho wollen wir von der Kleidung der Wilden et< was gedenken ; sie bedecken ihre Blöße allein mit Hauten von wilden Thieren oder mir gewissen Decken, welche man ihnen für ihrPelzwerk giebt,und darin sie sich einhüllen.Unter den Kleidern der Manns- und Weibspersonen ist fast Har kein Unterscheid; der Weiber ihre hängen, so wie die Unterröcke unsers Frauenzimmers, ganz bis zu den Fü« ben herunter, da hingegen der Männer ihre nicht über vie Knie gehen; denn diese wollen die Beine frey be. halten, damit sie desto besser auf der Jagd fortkommen können. Im Sommer tragen einige Mannspersonen nur ein bloßes Hemde, welches noch dazu so kurz ist, daß sie slch eines Gürtels bedienen müssen, daran ein Stück Zeug «der Haut befestiget ist, um dasjenige, was man aus <^ S 4 Scham- 2ZO Reist nach Portroyal m Acadim Schamhaftigkeit verbirgst, damit zu bedecken. Dieses Hemde verfaulet ihnen auf dem ieibe; denn wenn sie es einmahl angeleget haben, so ziehen sie es niemahls eher wieder aus, als bis es ganz zerrissen ist, So wohl Weibs, als Mannspersonen gehen fast beständig mit bloßem Ko« pfe. Zuweilen setzen sie eine kleine von Zeuge gemachte Plattmütze auf, welche nur den Scheitel bedecket. Einige tragen auch Schuhe und Strümpfe, aber die meh-reste Zeit mangelt es ihnen daran. Die Strümpfe sind aus zweyen Stücken Zeug, das sie Nlazamet nennen, gemachet; dieselbe nahen sie auswendig zusammen, und es sind daran allemahl zween Flügel, die vier Zolle breit ü, bcr die Naht hervor gehen. Ihre Schuhe werden aus Fellen von Seewölfen, wie Tanzschuhe, verfertiget und sind immer stach und bequem; sie kommen mehr unseren Socken gleich, weil sie ohne Absätze sind; man befestiget dieselbe mit Riemen, welche, gleichwie die Schnüre a» einem Beutel, durch löcher, die in den Quartieren ge< machet sind, gezogen werden. Sie verfertigen dieselben auch wohl von Elendsleder, welches sie mit Farben be» mahlen und mit Haare von weißen und rothen Stacheln schweinen besetzen; solche aber werden nur zum Verkauf für diejenigen gemacht, welche sie als eine sehenswerthe Seltenheit mit nach ihrem lande nehmen wollen. So wohl Manner als Weiber bedienen sich der Schminke mehr, als irgend eine Nation auf der Welt. Sie bestreichen sich eder Neu-Frankreich. 28l sich damit auf hundertfältige Art; allein unser Frauenzim^ mer weiß dieselbe weit künstlicher zu gebrauchen, wenn sie ihrer Schönheit einen höhern Glanz geben wollen. Ihre Haare binden sie mit Rassade zusammen, wek ches eine Art kleiner schwarzer oder weißer Glasperlen ist, und schlagen einen großen Knoten darin, der nicht viel tiefer, als die Ohren herunter hänget. Dieser Zierath ist den Manns« und Weibspersonen mit einander gemein, und jene haben so wenig einen Bart, als diese. Ihre Haare sind sehr gerade und werden niemahls weiß. Sie triefen fast beständig von Schmalz oder Thran; so viel sihmieren sie davon vornehmlich auf dem Vorkopfe hinein, und dieses ist ihre gewöhnliche Haarsalbe. Man trifft nichts destoweniger unter diesen lumpicht «inher gehenden ieuten zuweilen einige Stußer an, welche ein Französisches Wesen annehmen. Wenn sie im Winter verschiedene Thiere fangen, so bereiten sif deren Häute im Frühjahre; und vertauschen dieselben ge« gen Kleider, womit sie sich vom Kopfe bis zu den Füßen ordentlich ausputzen. Allein sie mögen immerhin ihre Klei« dung mit ihrem Zigeunergesichte verändern, man wird sie doch nie für andere leute ansehen, als sie in der That sind. Inzwischen muß man ihnen die Ehre lassen, daß, «enn sie gleich schwarzgelb aussehen, ihre Zähne dagegen 1o weiß, wlt Schnee und Alabaster, bcn, bis daß eine Windstille wiederkommt und ihnen er« laubet ihre Ruder aufs neue zu gebrauchen. Um die Beschreibung der Wilden zu endigen, muß ich noch etwas von den pla- cotezdcs Chiens erwehnen, welche die einfältigsten und elendesten unter allen sind. Sie treiben gar kein Gewerbe und führen immer Krieg mit den Gavanois, welches streitbare ieute sind, von denen sie oft gefangen genommen und zu Sklaven gemachet werden. Bey allen andern findet sich nichts besonderes, das ange« merket zu werden Verdienste. U Allsin Zo5 Reise nach Portroyal in Acadien ?lllein ich kaun dieses wilde iand noch nickt verlassen bevor ich der mannichfaltigen und wunderbaren Seltenheiten, womit der Urheber der Natur diese Gegenden zieret, ge. dacht habe. Man trifft dort lauter sonderbare, lauter neue Gegenstände an. Die Blumen und Gewächse sind von s» verschiedener Art, daß man nie was schöners sehen kann. Tausend Pstanzen und vortreffliche Kräuter, welche dort unter den Tannen wachsen und nach der Absicht des Schö. pfers dem Menschen zur Arzney dielen sollten, finden sich jn unsern iandern gar nicht, sondern muffen da gesuchet werden. Die Wälder Acadiens sind allein als das für sie bestimmte Gewächshaus anzusehen. Ich hatte die Eh» re, daß mir aufgetragen war für den königlichen Garten einen Vorrath davon zu sammlen, und es konnte mir nicht anders als zu innigem Vergnügen gereichen, daß ich im Stande war demselben eine neue Zierde zu verschaffen. Des Des Herrn Grangers Beschreibung seiner in dem Jahre 1730 durch Egyp ten gethanen Reise, worin das merkwürdigste in diesem Lande/ insonderheit was die Naturgeschichte betrifft, beschrieben ist, aus dem Französischen übersiyt. Vorbcrlcht des Verlegers. er wahre Name desjenigen/ dem die Welt die Reise, welche wir ans Licht stellen/ zu oankcl! hat, war Tourtechot. Einige besondere Ursachen, die uns nicht bekannt worden sind, hatten ihn veranlasset denselben in Granger, zu verwandeln/ unter welchem er mehr bekannt g? Wesen ist. Er war zu Bijon gebohren/ und widmete sich seit seinen ersten Jahren der Wundarzt uepkunst/ worin er auch mittelst der mitdem Fleiße verknüpften Erfahrung eine große Geschicklichkeit erlangte. Der Ruhm/ welchen er sich, da er diese Kunst in verschiedenen Städten des Königreichs öffentlich trieb, erworben hatte, war Ursache/ daß er 172» nach Marseille und Toulon, wo die Pest damahls wütete, berufen ward. Er arbeitete daselbst mit einem uncrmüdcten Eifer zum Be-, stcn und zur Erleichterung der Kranken, und das Glück/ welches er dabcp hatte, brachte ihm Lobsprüche zuwege/ die ihn noch bekannter machten. U 3 Die zic> ) o ( Die Mönche von dem Orden der heiligen Dreyeinigkeit in Spanien suchten seit einiger Zeit einen erfahrnen Mann, welcher die Stelle eines Oderwundarztes in dem Hospital, welches sie zu Tunis habcn/ versehen sollte. Da sie von derGe-schiälichkeit des yenn Grangers durch das öffentliche Gerüchte versichert waren, so warfen sie die Augen auf ihn / und trugen ihm diese Bedienung än, welche er auch annahm. Er verließ demnach Frankreich, allwo feine Gaben und zum gemeil ncn Besten bereits geleisteten Dienste ihm eine beständige Wohnung hätten geben sollen/ und gieng nach Africa Allein weil er in diesem Lande die Annehmlichkeiten und die Vortheile nicht fand/ wozu man ihm Hoffnung gemacht, oder die er sich selbst versprochen hatte, so ward er seiner Bedienung bald überdrüßig und legte dieselbe 1724 nieder. Er wollte sodann nach Frankreich zurück kommen; aber der Consul zu Tunis, Herr Pig-N0N, mit welchem er eine vertraute Freundschaft gemacht hatte, welcher sein Verdienst erkannte, und in Betrachtung ;og, wie nützlich er in diesem Lande den Christen/ die.entweder dahin handeln, oder auch daselbst in der Sktavercp leben, seyn könnte/ «W^ ^ " V. «k III könnte, unterließ nichts um ihn zu einem andern Entschlüsse zu bringen. Yen Granger konnte dem inständigen Anhalten seines Freundes nicht wiederstehen. Er ließ sich bewegen noch einige Zeit zu Tunis zu bleiben, jedoch ohne daß er seinem Vorhaben entsaget hätte sein Vaterland wieder ;u sehen / sobald günstige Umstände ihm die Mittel dazu erleichtern würden. Im Jahr 1728 empfieng er Briefe von seinen Freunden in Frankreich/ welche ihn ersuchten dahin zurück zu kommen, und um ihn desto eher z,j bcrcdcn, ihm Hoffnung zu der Stelle eines Oocr-wundarztcs bep einem Reqimcnte machten. Herr Granger ergriff diese Gelegenheit und wollte Tw Ms verlassen. Der Herr Pignon, welchem.er sein Vorhaben entdeckte, suchte ihn nochmahls davon abzuhalten; aber alle seine Vorstellungen waren vergeblich; er konnte den Herrn Granger nicht überreden, und er gieng nach Frankreich zurück. -Als er in Paris anlangete, fand er, daß die Stelle, womit seine Freunde ihm geschmeichelt hatten, schon mit einem andern besetzt war. Er blieb dem ohngcachttt eine Zeitlang in dieser Stadt, und U4 hoffte zi2 z« ) o ( hoffte, daß er sich daselbst auf eine vortheilhafte Weise würde niederlassen können. Ader bey einem längern Aufenthalte konnte er das nicht erhalten,, was er suchte; jedoch war dieser Aufenthalt ihm sonsten sehr nützlich. Denn er folgte dem ihm von dem Herrn Pignon gegebenen Rath, und wandte alle seine Ait an um sich eine Kenntniß der Naturgeschichte zu verschaffen. Das Lesen der besten Schriftsteller, sein beständiger Fleiß und der Umgang, den er mit den Gelehrten hatte, setzte ihn auch bald in den Stand in dieser Wissenschaft die neuen Entdeckungen zu machen / die man ihm zu danken hat. Der yerr Pignon, welcher 1750 nach Paris zurück kam, fand ihn daselbst. Und well er zum Consul in Cairo war ernannt worden, so that er ihm den Vorschlag in seiner Gesellschaft nach Egy-pten zu reisen. Herr Granger, welcher sich nach seinem Wunsche noch nicht hatte niederlassen kön-nen/ willigte gerne darin / und reisete mit ihm fort. Er durchwanderte ganz EgYPtM/ besuchte alle in den alten Geschichten berühmte Oerter, untersuch; te alles, was die Natur in dem Lande hervorbringt, und ) 6 l N3 ziz und nachdem er seine Erkenntniß ungemein bereichert hatte, so gienq er i7)2 mit dem Herrn Pignon wieder nach Frankreich zurück. Das folgende Jahr reisetc er mit eben diesem Freunde wieder von da ad, nachdem er von dem Konige eine Bestallung bekommen hatte, wodurch ihm aufgetragen ward alles aufzusuchen, welches zu Vermehrung und Vollkommenheit der Naturgeschichte etwas bcynagcn konnte. Er rciscte anfänglich mit dcm Hcrrn Pignon die Provin; Mecellata und eincn Theil der Cyrenaisthen Pentapolis durch. Von da gicng er nach der Ilistl Candia und darauf zum andern mahl nach EgyptM/ wo er neue Eiltocckungcn machte. Sodann begab er sich nach dcr Illsel Cypern uud nach Caramanien, von da nach Palestina und Syrien, / welchts er bis nach Aleppo durchreistte und von da nach Persten gici^g. Als er von dieser leßtcrn Reise zurück kam, starb er zwo Tagereisen von Bassora. In allen diesen Reisen/ welche yerr Granger mit der Aufmerksamkeit nnd den Augen eines gelehrten und scharfsinnigen Neugierigen that, be-schäfftigte er sich beständig mit seinem Hauptvor- U 5 würfe. ZI4 W 1 o c , wurfc, welcher in der Entdeckung der Wunder der Natur / ihrer Gewächse und alles desjenigen bestund/ welches zur Vollkommenheit der Naturgc- . schichte etwas beytragen konnte; aber er unterließ zugleich nicht dasjenige, welches in der alten und neuen Historie der Länder, die er durchgereiset hat, ein Licht aufstecken konnte. Dic Sorgfalt/ mit welcher er die verschiedenen daselbst gefundenen Denkmahle beschrieben hat, ist nicht wemger angenehm und nützlich / als seme Anmerkungen über die Pfianzen/ Mineralien:c. Der Leser wlrd in dieser Reise nach EgyptM/ die wir ihm hier überliefern/ und welche dae erz:c von dem yerrn Oranger in diesen Ländern gemachte Wert ist, verschiedene sehr merkwürdige Umstände aus der alten und neuen Historie finden/ welche ihm cmcn vor-theilhaftcn Begriff von der Fäytgtclt des Verfassers geben und ihm den Wunsch abnöthigcn werden, daß seine übrigen Reisen gleichfalls an das Licht treten mögtcn. Es wäre zu wünschen, daß die in dieser Reise befindlichen Inschrtssten eben so nützlich seyn mdgtcn; allein es sey nun, daß entweder yerr Granger die griechischen Buchstaben nicht genug gebannt habe um lje nm der erforderten ) 0 l Nl ZI5 forderten Richtigkeit abzuzeichnen / oder daß die Denkmahle, von denen er sie hergenommen hat/ durch das Alterthum u' sehr verstellet gewesen seyn 7 so scheinen dieselben so mangelhaft/ daß es sehr schwer, wo nicht unmöglich ist/ davon einen Nutzen zu hoffen Wir waren anfangs willens, dieselben ganz wegzulassen, allein einige Gelehrte, die wir deswegen zu Rathe zogen, wollten es nicht billigen. Daher wird der Leser sie hier so finden, wie sie in der Handschrifft des Verfassers stehen, und wir überlassen sie den Muthmaßungen dcrGe, lehrten / denen es gefallen mögte dieselben zu verbessern und zu erklären. Inhalt Inhalt des Werks. Das erste Capitel. Egyptcns Lage. Eigenschaften des Landes. Ergießung des Nils; dessen Ursachen und Wirkungen. Beschaffenheit der Luft. Das zweyre Capitel. , Ankunft des ycrrn Grangers zu Cairo. Seine Rclse nach Obcregypten. Bcgräbnißhö-lcn bey Glrge. Schutthaufen der Städte Oxp-rinchus und Tentpns. Tempcl der Isis. Das dritte Capitel. Schutthaufen der Stadt Thcbe und des Tempels zu H.lmonchis. Ueberbliebene Stücke alter Denkmahle iu dortiger Gegend. Syenne und Apollinopolis. Das vierte Capitel. Reise indie Landschaft Thebais. Akmin oder das alte Panopolis. Die Schlange zu Eridp. Kloster des heiligen Senodius. Das ) o ( M ZI7 ' Das fünfte Capitel. Bäume, Pflanzen und Mineralien in der Land, schaft Thebais. Kloster des heiligen Antons und des heiligen Pauls. Das sechste Capitel. Steinhaufen der Stadt Lycopolis und Anti-nopolis. Seule des Kapsers Alexander Severus. Triumphbogen. Das siebende Capitel. Beschreibung von Gwß- Lmro. Das achte Capitel. Beschreibung der Landschaft Faioum. Das Schloß Caron. Josephs Canal. Der See Moeris. Das neunte Capitel. Der See Nedcde, woraus das Natrum herkommt. See ohne Wasser. Vcrmeyn-te Versteinerungen. Kloster des heiligen Ma-carius. Das zehnte Capitel. Beschreibung der Stadt Sues. Das ziF W ) " ( Das eilsie Capitel. Die Stadt Mansure. Capelle dcr Latonc. Der Sec Menslet. Fischerep in diesem Gee. Da-miate. Rosette. Das zwölfte Capitel. Beschreibung von Alcxandrien. Der See Mareotis. Thurm der Araber. Das drepzehme Capitel. Von der Sraatsverftssung in Egypten. Das vierzehnte Capitel. Von den Thieren, Ndgeln/ Fischen und Gewächsen in Egypten. Das fünfzehnte Capitel. Von den Mündungen des Nils, den Canä-4en und Inseln. Das sechszehnte Capitel. Von dem durch Kunst zubereiteten Salmiac. Das siebenzehnte Capitel. Von dcr in Tgpptcn gebräuchlichen Art die Hühner, Enten und Gänse auszubrüten. Beschrei- Beschreibung einer im Jahre 1730 durch E g y p t e n gethanen Reise. Das erste Capitel. , EgypttNs Lage. Eigenschaften des Landes. Crgicßung des Nils; dessen Ursachen und Wirkungen. Beschaffenheit der Luft. ch war kaum in Egppren angekommen, als ich mich sorgfältig bemühete diesen so schönen und gesunden Erdstrich und dieses so fruchtbare iand zu finden, welches alle Geschichtschreiber so sehr gerühmet haben. Ich fand nichts, das der Beschreibung, die sie davonmachen, ähnlich ist, und sollte daher fast glauben, daß es einigen derselben an Einsicht gefehlet hat, und die andern von der Begierde Wunderdinge zu erzählen zu Unwahrheiten verleitet worden sind. Inzwischen sind die Vorurtheile, welche man von den Vorzügen Ägyptens hat, so groß, daß ich 32O Reise durch Egypten. ich Gefahr laufe mit meinen Nachrichten keinen Glauben zu finden, ob ich gleich nichts als die unverstellte Wahrheit schreibe. Man begreift unter dem Namen Egypten nur eine landzunge, welche von dem Nil getheilet wird und gegen Osten und Westen von einer Reihe sehr hoher Gebirge eingefaßt ist, welche bey den Wasserfallen ansangen und bey Cairo aufhören, nebst dem so genannten Dclra, welches durch die zween Arme des Nils formirr wird, die drey Meilen unter Cairo entstehen, und davon sich der eine zu Rosilte, und der andere zu Damiace in das Meer er« gießt. Egyprcns länge beträgt von Norden nach Sü» den ungefehr zweyhundert Meilen ; die Breite ist in dem Delra vierzig, mitten im lande nur sieben Meilen, und sie wird bis zu den Wasserfallen, wo sich die beyden Rei« hen Gebirge vereinigen, bestandig schmaler. Weil Egypeen ein so kleines Stück land begreift, so kann man sich nicht einbilden, wie dasselbe eine 1o un« endliche Anzahl Einwohner habe ernähren können, als sie von allen Schriftstellern angegeben wird. Damit nun die« selben ihr Vorgeben rechtfertigen mögten, haben sie gesagt, daß das Feld in einem Jahre verschiedene mahle Früchte brachte, und daß die Schaafe mehr als einmahl trächtig würden. Es ist gewiß, daß man heutiges Tages so viel land in Egyptcn besäet, als man vor Alters that, zu-» mahl nichts, was sich dazu schickt, ungebauet liegen bleibt: allein es ist nicht weniger gewiß, daß, wenn die Einwoh« ner Reise durch Egypten. 321 ner, welche jetzo in Vergleichung dessen, was man unS von ihrer ehemahligen Menge meldet, bis zu einer sehr geringen Anzahl verwinden sind, nur voll Weizenbrodt leb«, ten, in Egypten dennoch, wie reichlich auch die Ernd-ten seyn mögten, von dieser Art Getraide kaum genug wachsen würde, um sie zu ernähren. Und eben so wenig, als das land jährlich verschiedene mahle Früchte bringt, ist es auch ivahr, daß die Schaafe mehr als einmahl träch,, tig werden. ^. Einige Reisende, welche in der Fahrt von Da^ nnate und Rojette nach Cairo aus ihrer Barke gesehen hatten, daß man in die Furchen Sand führte, worin Kürbis-Melonen-und Gurkenkörner, welche sie vor Ge« traide hielten, und zwar in dem Merz-und Aprilmonate gesäet werden, haben geschrieben, daß das land in ikZ?^ Pten jährlich zweymahl trüge, und die Erde so fett wäre,' daß man genöthiget sey Sand darunter zu mischen, um ihre Kraft zu vermindern. Wenn diese Reisenden sich die Mühe genommen hätten die Sach? in der Nähe zu unter« suchen, so würden sie gesehen haben, was für Saamen, körner die Bauren gesaet hatten. Sie würden befunden haben, daß man dieses nur an dem Nilstrome und nicht. weit in das land hinein thäte, und daß, weil an diesen Orten die Erde leimichter und von der Sonnenhitze mehr verhärtet ist, der zarte Keim dieser Körner unmöglich dadurch dringen könnte; daß man daher so lange bis dersel- X ' '"" ' be 322 Reise durch Egypten. be stärker geworden wäre, und man diese Erde durch oft-mahliqes Begießcn erweichet hätte, ein Bette, halb von Sande und halb von Taubenmiste machte, worin diese Körner Wurzel schlagen; denn ohne diesen Taubenmist würde davon gar keine Frucht zu hoffen seyn. Man säet das Getraide in Agyprcn im Wintermonate, nachdem die Erde von dem Wasser des Nils wohl durchweichet ist, und man ziehet es in Ober-Ägypten im April, in Nieder-Agypren aber im May auf. Ich sage mit Fleiß, daß man es ausziehet, und es geschicht deswegen, damit man sich das ganze Stroh zu nutze machen könne. Ucbrigens, da es mitten im lande nur sehr wenig, Md in Ober-Egypren gar nicht regnet; so pflüget man das iand nur zween Queerfinger tief, oder kratzet es vielmehr auf, damit die Wurzel des Getraides durch den Thau befeuchtet werde. Der Ackerbau erfordert also wenige Arbeit und Kosten. Das land ist in Lgppwn nicht allenthalben gleich fruchtbar; das zunächst an dem Nil gelegene, auf welchem zur Zeit der Ueberschwemmung das Wasser vier, zig Tage stehen bleibt, giebt in der besten Erndte zehen für eines, unb dieses vermindert sich nach Verhältniß der kürzern Zeit, da das Waffer auf den Feldern stehen bleibt. Es sind einige, wo es nnr fünfTage sieht, und diese tragen viel, wenn sie vier für eines geben. Man Meist durch Egypten. 323 Man hat den alten Egypcern die Erfindung der Geometrie zugeschrieben, weil, wie man sagt, die Eigenthümer deslandes wegen der Ueberschwemmung des Nils der dasselbe bedeckte, genöthiget waren, es nach dem Ablauf des Wassers ausmessen zu lassen , um es wieder zu erkennen. Es ist meine Absicht nicht die Egypter um. die Ehre, daß sie die Geometrie erfunden hatten, zu bringen, sondern ich will nur dieses sagen, daß man keines, Weges die Felder ausmißt um dieselben zu erkennen unt^ völlig wieder zu bekommen. Denn sie haben ihre, Grenzen, welche der Nil nicht wegreißt ^ und die Eigen^ thümer wissen sowohl nach alsvorderUeberfchwemmung^ was ihnen zugehöret: allein weil dieft Eigenthümer alle. Jahre ihr iand verschiedenen Bauren verpachten, und, «in jeder von denselben ein größeres oder kleineres Stücks pachtet, so muß dasselbe nothwendig gemessen werden, um so viel mehr, als der Pacht nicht in Getraide, sondern m Gelde, und zwar ein gewisses für jeden Morgen, so in diesem lande Feddan heißt, bezahlet wird. Wo das tand gut ist, da wird ein Feddan bis für sieben Piasters verpachtet; es giebt aber auch einiges, da man ihn für ei« nen halben Piaster bekommt, weil es weit von dem Nil entfernt ist. Ich habe oben gesagt, daß EZypren alle seine Einwohner kaum mit Getraide versehen würde, wenn sie sich , T 2 nicht Z24 Reise durch Egypten. nicht mit andern Sachen ernährten. * Die Hälfte der. selben wenigstens ißt in der Woche nur einmahl Brodt und auch dieses Brodt ist nicht von Korne, sondern von großer Hirse gemacht, welche die Griechen Aaramboch und die Araber Dura nennen. Man jäet die Hirse an den Ufern des Nils und an den Oertern, welche man leicht bewässern kann. Der Stengel dieses Korns ist fünf Schuh hoch, und ein Maaß trägt zum wenigsten fünfzig. Das Erdreich in Egypten hat allenthalben eine dunkele Farbe; es ist leimicht, mit vielem Salpeter vermischt und so unfruchtbar, daß man selten Pflanzen und Stauden antrifft. Die Körner und Bäume, welche man daselbst pflanzet, keimen und wachsen sonst nicht, als durch häufiges Begießen. Daher giebt es in Egypten weder Bau« noch Brennholz. Das Anwachsen des Nils und dessen Ueberschwem-mung hat den Gelehrten sehr lange viel zu schaffen gemacht. Die meisten derselben haben was wunderbares in der natürlichsten Sache der Welt, und welche man in allen iändern der Erde wahrnimmt, gefunden. Der Regen, welcher in Abyssinien und Aerhiopien fallt, verursacht den Anwachs und die Ueberschwemmung dieses Flusses : allein man muß den Nordwind als die Haupt« ursa, /Die gewöhnliche Speise der Ggppter ist Gerstenmehl, . : ' welches sie in Wasser einrühren. Reise durch Egypten. 325 Ursache davon betrachten, i) weil er die Regenwolken nach Ahyjflnicn treibt; 2) weil derselbe, indem er gegen die beyden Mündungen des Nils bläset, das Wasser da» von gegen den Strom zurück treibet, und dadurch verhin« dert, daß es sich in allzu großer Menge in die See er» gieße. Man nimmt diesen Umstand in allen Jahren wahr; denn wenn der Wind nordlich ist und sich auf einmahl mach Süden wendet, so verlieret der Nil in einem Tage H) viel, als er in vieren angewachsen ist. Die Zeit, wenn der Nil anfängt zu wachsen, ist nicht gewiß bestimmt, obgleich viele Schriftsteller es uns haben versichern wollen. Wenn der Nordwind am En< de des May, oder im Anfange des Brachmonats zu we< hen beginnt, so fängt von dieser Zeit der Nil gleichfalls an zu wachsen. Weil im Jahr 1731 der Nordwind sich nicht eher als im Heumonat einstellete, so wuchs das Was» ser nicht sehr hoch, und fieng auch damahls erst an zu steigen. Man sagt hier zu lande, daß der Nil anfangt zu wachsin und die Pest aufhörer, wenn der Tropfen fällt. Dies ist ein gemeiner Irrthum, welcher von. der doppelten Bedeutung des Worts Nokta herkommt; denn es bedeutet beydes einen Tropfen und einen Punkt. Aus Unwissenheit hat man es in dem ersten Verstande genommen. Indessen aber wird unter dem Worte Nokca in dem gegenwärtigen Falle die Sommer-Sonnenwende, Tz d.i. ' M Reist durch Egypten. 'd.i. der höchste Punkt angedeutet, wohin die Sonne steigt, und wo sie etliche Tage stille stehet. Und zu dieser Zeit bläset auch wirklich der Nordwind und erfrischet und reiniget die iuft in Egyprcn. Daher ist er Ursache, daß die Pest aufhöret, und bringt auch den Regen nach Adysi slnicn und Aechiopien, welcher das Wasser in dem Nil ausschwellet. Den 24ten des Herbstmonats zur Zeit der Tag-und Nachtgleiche fängt der Nil an zu fallen, und nimmt bis zum Brachmonate beständig ab. Dieses Abnehmen des Flusses würde betrachtlicher seyn und geschwinder gesches hen, wenn es nicht zu verschiedenen Zeiten im Jahre um den Nil regnete. Die Flüsse und Regenbache, welche sich in denselben ergießen, erhalten ihn in einer ziemlich großen Höhe, daß man darauf bequemlich bis an den Hornung schissen kann, zu welcher Zeit das Wasser so niedrig ist, daß die kleinsten Fahrzeuge auf den Reisen von Damiata oder Rositte nach Cairo, allwo der Nil niedriger, als in Ober-Ägypten ist, vielmahls «auf den Grund gerathen. Es ist ein Irrthum, wenn man sagt, daß es in Agypten nicht regnet- Es regnet viel und oft in Nieder-, wenig in dem mittlern, und gar nicht in Ober-Egy-ptcn, wenn man darunter weiter nichts als die iandzun-ge zwischen den beyden Reihen der Gebirge begreift. Die bestandigen Winde, welche sich von dem Nil und den dort Reise durch Egyplen. 327 dort herum befindlichen Thalern erheben, treiben die Wolken nach der rechten und linken: aber auf den Gebirgen regnet es den Winter hindurch sehr stark, und die davon herunterlaufende Regenbäche führen dcmNil viel Wasser zu. Ich sage nichts von seinen zwoen Quellen, weil sie heutiges Tages gar wohl bekannt sind. Man hat sonst erzahlet, daß eine Gährung des Waffers in dem Nil vorhergehet, ehe er sich auf« schwellt, und daß man diese Gährung an seiner grünen Farbe und an seinem bösen Geschmacke erkennet. Nichts ist so wenig wahr, als diese vorgegebene Gährung. Weil das Wasser in dem Flusse warend drittehalb Monaten vor der Sommer-Sonnenwende stille stehet, indem die Klippen oder Sandhaufen, die in seiner Mündung sind, und der Nordostwind, welcher als-denn zu wehen anfangt, dessen Abfluß verhindern: so muß dasselbe nothwendig faul werden. Außerdem sagt man noch, daß das Wasser des Nils zu der Zeit, wenn er anwachset, einen Schlamm bey sich führe, welcher das land in Egypcen fett machte; und dieses ist ebenfalls nicht wahr. Wenn der Nil achtzehn Schuhe hoch gewachsen ist, so berührt er ein röthliches Erdreich, woraus dessen Ufer in Ober-Egypren sechs Schuhe hoch bestehen. Weil nun das Wasser alsdenn schnell gehet, so spület es die Er« de von diesen Ufern ab und reißt sie mit sich fort. Und dieses ist die Ursache, daß es cine rothbraunliche Farbe be- T 4 kommt )23 Reise durch Egypten. kommt und so dicke als Milch wird. Man macht das Wasser des Nils klar, indem man die Gefäße, worin man es gicßt, mit einem Teige von bittern Mandeln ü-berstrcicht; und man findet so dann auf dem Boden eine rothbraunliche Erde und keinen Schlamm. Wenn es ü-brigens wahr wäre, daß der Nil Schlamm bey sich fuhv. te, so würde man dieses im Anfange seinerAuffchwellung und nicht am Ende verspüren. Dieses ist inzwischen gewiß, daß wenn der Fluß nicht höher als siebenzehn Schu-.he gestiegen, dessen Wasser klar ist. Nunmehr will ich von der iuft in Egppren etwas gedenken, welche nach der Versicherung des Herrn von ^Neaux sehr gesund seyn soll. Man findet aber das Gegentheil , wenn man sich nur ein wenig in dem iande ausgehalten hat. Die Augenkrankheiten sind daselbst sehr häufig und so schwer zu heilen, daß fast alle diejenigen, welche sie bekommen, das Gesicht verlieren, so daß Egy-pten daher mit Rechte das land der Blinden genannt werden kann. Es regieren daselbst von der Tag- und Nachtgleiche des Frühlings bis M Sommer-Sonnenwende die Fleckficber sehr stark, welche viele Menschen ins Grab befördern. Im Herbste entstehen Blutgeschwüre an den Schenkeln und Knien, welche die Kranken in zween oder dreyen Tagen dahin reißcn. Im Winter reiben die Kin« verblättern eine sehr große Mcnge Menschen auf, und zu der Zeit, wenn der Nil anwachst, erkranken die mei- stell Reise durch Egypten. Z29 sten Einwohner an einem lange anhaltenden Durchlaufe, welcher von dem Waffer dieses Flusses verursacht wird, das alsdenn mit sehr vielen Salzen vermischt ist. Man weiß in Egypten nur v on zwoen Iahrszeiten, nämlich dem Winter und Sommer. Der Winter fängt im Christmonate an und höret im Merz auf. Die Hitze ist daselbst unerträglich, welche von dem Südwinde von dem Aprilmonate an biß zur Sommer-Sonnenwende verursacht wird. Alsdenn aber fängt der Nordwind an zugehen, welcher wahrend dem Heumonate, August und Herbstmonate die luft abkühlet: allein es ist höchst gefährlich sich demselben, wenn man schwitzet, bloß zu stellen. Dieser Wind so wohl, als andre, die in Egypren wehen, führen viele Salze mit sich, und dieses verursacht an allen Theilen des ieibes,die denselben am meisten empfunden haben, erschreckliche Schmerzen und zuweilen Gliederlähmungen, wovon man sehr schwer wieder gejund wird. In dem Wein- und Wintermonate ist sehr wenig oder fast gar kein Wind, und daher ist die Hitze unerträglich. Weil Egypten ein trocknes und dürres iand ist, und sonst kein süßes Waßer als aus dem Nil hat; so ma» chen die Einwohner der Städte und Dörfer, welche nicht an den Ufern dieses Flusses wohnen, große Graben, wel« che sie, wenn er sich ergießet, mit Wasser anfüllen. Sie trinken dasselbe bis zum Merz, ob es gleich seit einiger 2 5 A. zzo Reise durch Egypten. Zeit schon angefangen hat faul zu werden; und bis zu der neuen Ueberschwemmung bedienen sie sich des Brachwassers, welches sie in ihren Feldern finden, wenn sie nur zween oder drey Schuhe tief graben. So stinkend dieses Wasser auch ist, so brauchen sie es doch das Vieh da« nut zu tränken. Da in Egypten so viele stillstehende Wasser sind, so wird man sich nicht verwundern, daß die iuft daselbst sehr ungesund ist, und alle fünf Jahre die Pest entstehet, außer derjenigen, welche zuweilen aus fremden iandern dahin gebracht wird. Die Eßwaaren, und insonderheit das Brodt haben hier gar keinen Geschmack, und es kann auch nicht anders seyn. Denn da das Erdreich aus Staub und Salze besiehet, und nur einmahl jahrlich bewassert wird, so kann es keine Körner und Pflanzen von einem guten Geschmacke hervorbringen. Man siehet daher auch nur wenig starke und gesunde ieute in diesem iande. Es war eben so beschaffen, als der Patriarch Jacob dahin kam; denn Pharao ward in große Verwunderung gesetzt, daß ein Mensch hundert und dreyßig Jahr hätte leben können. Das Reist durch Egypten. zz« Das zweyte Capitel. Ankunft des Herrn Grangers zuCairo. Seine Reise nachOber-Egypten. Begräbnißhöhlen bey Girge. Schutthaufen der Städte Oxy-nnchus undTentyris. Tempel der Isis. I ch kam den 6sten August 1730 zu Cairo an, nachdem ich den i8ten des Heumonats in demselben Jahre zu Alexandria an das iand gestiegen war, Vier Stunden nach meiner Ankunfft eröffnete man den Canal und das Wasser lief in die Stadt Cairo. Ich war ein Zeuge von der Freude, welche die Einwohner dieser Stadt bey dieser Gelegenheit blicken ließen. Diese Freudenbe--zeugungen sind deswegen natürlich,weil man dort das Wasser nöthig hat. Man ahmet zum theil die Ceremonien nach, welche die Einwohner von Heliopoliy beobachteten, als man eben diesen Canal öffnete, welcher das Waffer in ihre Stadt führete; ich sage zum Theil, weil man hier nicht, wie sie thaten, ein junges Mädchen opfert. Da die Zeit der Ueberschwemmung mir nicht erlaubte auf dem lande herum zu wandern, so beschäfftig-te ich mich inzwischen, bis daß der Erdboden wiederum trocken war, mit Kräuter lesen in den Gärten, die um Cairo sind. Den 3Z2 Reise durch Egypten. Den 2ysten Ienner 1731. reisete ich von Cairo nach Oberegypten mit einem Mijsionarius von der Congregation c!e propiiZ^näa iicle, vier Ianicscharcn und einigen Copren. Den i5ten Hornung kam ichzuAkmin * an, nachdem ich auf der Reise vieles ausgestanden hatte. Wir trafen denselben Tag um sechs Uhr des Morgens den Statthalter von Girge an, welcher in dem Dorfe N7a-raga an dem westlichen Ufer des NAs in Verhast war^ Er pstegte von da bewaffnete Fahrzeuge auszuschicken, um die Barken anzuhalten, welcke in diesen Gegenden schiffen. EineS von diesen Fahrzeugen, welches mit mehr als fünfzig Mann besetzt war, kam auf uns zu, um die unserige anzuhalten. Das Schiffsvolk versteckte sich unten in der Barke; allein die vier Ianitscharen und ich stellten uns, als wenn wir eine beherzte Gegenwehr thun woll-ren, und sagten zu den teuten auf dem Fahrzeuge, daß sie sich unsrer Barke nicht eher bemcistern würden, als biß sie uns alle mit einander getödtet hätten, und daß, wofern sie uns näher kämen, wir auf sie Feuer geben würden. Diese Pralerey jagte ihnen eine Furcht ein; sie zogen sich zurück und wir setzten unsre Reise fort. Ich werde hernach von den Städten und Dörfern, welche auf dem Wege liegen, etwas melden. Den igten kam zu Akmin ein Officier an, welchen der • Panopolis. Reise durch Egypten. ^; der zu Girge sich aufhaltende Aga des Groß-Sultans abgeschickt hatte um mich zu bitten, daß ich mich nach die» sem Orte begeben und seinen Sohn, der gefahrlich krank wäre, besuchen mögte. Ich reisete denselben Tag dahin und nahm meine Wohnung bey den Mijsionarien äe pi-o- Den 2osten besuchte ich Deir Emmelac, Dies ist ein Kloster der Copten, welches unten an dem östlichen Berge beynahe eine Meile von GirZe liegt. Die-? ses Kloster besteht in einer Ringmauer, welche ungefähr Vierzehn bis fünfzehn Klaftern im Gevierte hat. In der Mitte derselben stehet eine sehr armseelige und sehr schmutzige Kirche nebst einem kleinen Hause, worin die Mhnche wohnen. Hinter diesem Kloster siehet man sechszehn Begräb-nißhöhlen, deren eine jede vierzehn Schuhe lang, zwölf breit und sechs und einen halben hoch ist. Man findet in einer jeden dieser Höhlen zwey Gräber, die in den Fels gehauen sind, das eine zur rechten und das andre zur lin« ken, und hinten einen abhängigen Canal, der acht Klaftern lang und drey Schuhe breit und hoch ist. Dieser gehet zu einem Alcoven, welcher fünf Schuhe in der Breite, sechs in der Höhe und sieben in der iänge hat. Bey diesem Alcoven fängt ein anderer Canal an, der enger, als der vorige ist und nach der nächsten Höhle gehet. Und so verhält 334 Reist durch Egypten. verhält es sich auch mit den übrigen. In diesen Grotten ist weder Bildhauer-noch Mahler-Arbeit. Nachdem ich diese Höhlen besichtiget hatte, giengich nach Harie, einem von diesem Kloster ungefähr eine halbe Meile cntferneten Dorfe. Ich besuchte den Chek o-der Commcndanten, welcher mich, nachdem er mir Caf-fee gegeben hatte, in eine schöne Begrabniß-Höhle führte, die in einen Felsen gehauen war. Diese Höhle hat drey und zwanzig und einen halben Schuh in der iänge, sechs in der Höhe und sechszehn m der Breite; sie ruhet auf vier vierecktigten Pfeilern, die zween Schuhe im Durchschnitte haben, und aus denselben' siehet man zwey Bilder von Männern und zwey von Wei« bern in halberhabener Arbeit. Der übrige Theil dieser Pfeiler ist voller hieroglyphischen Schriften. Die Decke ist von getäfelter Arbeit, und es sind darin verschiedene menschliche Gestalten geschnihet, welche mit mancherley ^ Farben, die sich wohl erhalten haben, ausgemahlet sind./ Zur rechten und linken siehet man menschliche Gestalten von gegrabener ein wenig erhabener Arbeit. Aus dieser ersten Kammer gehet man in eine andere/ welche fünfzehn Schuhe lang, zehen breit und sieben hoch ist, ohne Pfeiler, ohne Bilder und ohne hieroglyphijche' Schriften. Man siehet daselbst ein in den Fels gehauen nes Grab, welches acht Schuhe in der länge, drcy in der' Breite und zehn in der Höhe hat, von da gehet ein Canal in eine andere Kammer. Um Reist durch Egypten. 33F Um diese Höhle sind noch acht andere. Sie sind a-ber kleiner, ohne Zierraten und in einen Fels gehauen, der eigentlich aus einem Haufen kleiner runder Steine besteht, deren Gestalt und Größe den Erbsen und iinjen vollkommen ähnlich und gleich ist. Sie hängen so feste zusammen, daß man sie eher zerbrechen als von einander trennen kann. Eine Italiänische Meile von dort an dem Fuße des Berges siehet man etliche Stücke eines zerstörten Tempels. Der Chek erzählte mir, daß fünf Meilen davon zwo verstümmelte und halb in dem Sande begrabene Bildsäulen ' in Riesengröße waren. ... Den 2)sten reisete ich nach Vaskier und von danach LNadsilne, d. i. die begrabene Sradr, so von Bas-tier ungefähr drey Meilen liegt. Dieses Dorf ist auf den Schutthaufen einer alten Stadt gebauet, welche an dem Fuße des östlichen Gebirges gelegen hat. Drey Flintenschüsse von diesem Dorfe südwärts findet man einest Tempel, welchen die Araber Birbe nennen, noch fast ganz; er ist aber bis an das Gewölbe im Sande begraben. Ich gieng in denselben durch ein Fenster hinein, nachdem ich den Schutt davor hatte wegräumen lassen. Dieser Temvel hat ein hundert und zwey und dreyßig Schuhe in der länge, und zwey und fünfzig in der Breite. Die Decke ruhet auf vier Reihen Säulen, in deren jeglicher eilfe an der Zahl sind. Eine jede dieser Säulen hält drey 3)6 Reise durch Egypten. drey Schuhe im Durchschnitte. Die Capitale, welche von feiner Bildhauer-Arbeit sind,und worin dieCorinchische Ordnung beobachtet ist, sind drey Schuhe und acht Zolle hoch. Der ganze Tempel ist mit verschiedenen Farben auf bergblauem Grunde ausgemahlet und mit vielen menschlichen Gestalten und hieroglyphischen Schriften gezieret-Die Steine an der Decke haben alle vierzehn Schuhe in der iänge, vier Schuhe und acht Holle in der Breite und zween Schuhe drey Zolle in der Dicke. Man siehet bey diesem Tempel die zertrümmerten Stücke einer Bildsäule in Riescngröße und zweener O-belisken, davon der eine von rothem und der andere von schwarzem Granit ist. Unten am Berge findet man auch viele ausgemahlte und mit Bildern und Inschriften, die in die Wände gegraben sind, gezierte Begräbnißhöh-len. Eine Tagereise von hier und hinter dem Gebirge westwärts ist nach dem Berichte der Araber eine alte Stadt, welche sie Schunaite Elzebibe nennen, allwo, wie sie mir sagten, fast ein noch ganzer Tempel steht. Ich würde die Wahrheit dieser Nachricht untersucht haben, wenn sie mich dahin hätten führen wollen. Von dem Dorfe Baskier kommt man nach Far? schiuc, welches fünf Meilen davon liegt. Auf dem Wege siehet man die Dörfer Elgenenne, Belienes, Cume Sarischece, Cume Jacub, Cume el Megeanme und Cume Elamar, die alle eine Meile von einander liegen Reise durch Egypten. ^7 liegen und auf den Schutthaufen alter Städte oder den ü-brigen Stücken etlicher Tempel erbauet sind. Von Farschim kommt man, wenn man BageH-va zur linken liegen läßt, zu dem Dorfe Hu, welches auf den Schutthaufen der alten Stadt Oryrmchus gebauet ist. Es sind darin keine Alterthümer, außer einigen Stücken von Seulen. Von diesem Dorfe gehet man nach Senapsi zum Nachtlager, und von da in einem Tage nach Dandera. ... Dandera ist ein aus den Schutthaufen von Tenep-ris, der ehemahligen Hauptstadt ip jdem Tentyritlsihen Gebiete erbauetes Dorf. Diese Stadt hatte fünf bis sechs Italiänische Meilen imUmkreise, wenn man davon aus den übrigen Stücken der Rtngmauren und den Ueberbleib-seln der Thore urtheilen soll. Man findet in diesen Schutthaufen zween Tempel, davon der eine der Isis und der andere der Venus gewidmtt ist. Dieser letzte liegt ganz in dem Schutt begraben ; und ob man gleich von oben in denselben hineingehen kann, so ist es doch unmöglich ihn abzuzeichnen und zu messen, weil er ganz mit Graus und Erde angefüllet ist. Auf der einen Seite dieses Tempels siehet man einige Griechische Huchstaben,welche ichvan brigen Stücke eines prächtigen Pallastes, dessen Eingang ostwärts ist. Anfangs gehet man in einen Hof, welcher hundert und zwey und sechzig Schuh in der Breite und ein und achzig in der länge hat. Die Vorderseite dieses Pallastes ist hlmdert und achzig Schuh breit und sechs und dreißig hoch; an zeder Seite ist eine Oäule von Gra-ttir in Corinchischer Ordnung; das Thor hatzehenSchu» he in der Dicke, achtzehen in der Hohe und acht in der Breite. Von diesem Thore kommt man in einen andern Hof, welcher sechs und fünfzig Schuhe ins Gevierte hat, und von diesem in einen andern ^ welcher, wie die vorigen, mit zertrümmerten Stücken von Säulen angefüllet ist. An der Seite findet man verschiedene allmählig verfallende Zimmer, worin die Wände mit männ-und weiblichen Bildern und hieroglyphischen Schriften bedeckt sind. Hinten in diesem Hofe siehet man zwo Thüren, eine große und eine kleine. Diese führet zu fünf sehr dunkeln und halb mit Sande angefüllten Zimmern, in deren einem ein Grab von rothem Granit ist, welches sieben Schuhe in der iänge, drey in der Breite und viertehalb in der Höhe hat. Die große Thüre führet in einen Hof, der mit zertrümmerten Stücken von Säulen und anderm Stoffe angefüllet ist. Alan erblickt von dorten die Vorderseite eines besondern Gebäudes, welche ein hundert und achzig Schuhe breit, und hundert und siebenzig hoch ist. Das in Reise durch Egypten. 34z in der Mitte befindliche Thor hat dreyßig Schuhe in der Dicke, zwanzig in der Höhe und zehen in der Breite. Die« se Vorderseite ist von großen Quaderstücken gebauet; Man gehet von da in einen Hof, welcher hundert und zwölf Schuh im Gevierte hat. Darin siehet man zur tinken vier stehende Bildsäulen von weißem Marmor, und zur Rechten drey allmählig verfallende Zimmer. Aus diesem Hofe gehet man durch eine etwas niedrigere Pforte, als die vorige wär, in einen Saal, welcher hundert und zwölf Schuh in der Breite hat und sich ein und achzig hinein« wärts erstreckt. Auf beyden Seiten und hinten sind be« deckte Gänge; der hinten befindliche bestehet aus einer Reihe von acht großen Säulen, die acht Schuh im Durchmesser haben, und aus einer andern Reihe von sechs dicken Pfeilern, auf welchen ein Altan ruhet. Die an den Seiten sind nur aus einer Aeihe von vier den vorigen ähnlichen Säulen gemacht, und auf denselben ruhet ebenfalls ein Altan. Aus den Fußgestellen und den in der Mitte dieses Saales zerstreueten Capitalen, imgleichen aus der Art und Weise, nach welcher zehen Säulen von Corin« thisiher Ordnung, deren Schäfte aus einem einzigen Stü» cke bestehen, gesehet sind, kann man schließen, daß drey Reihen, und zwar eine jede von neun Säulen da gestanden haben. Sie halten drey Schuhe im Durchschnitte, und dreyßig in der Höhe. Drey 350 Reise durch Egypten. Drey Meilen von Habu südwestwärts siehet man die Ueberbleibsel des Tempels in der ehemahligen Stadt Hermonthis. Man gehet in denselben durch eine Pforte, welche sieben Schuhe breit und zwanzig hoch A Das erste Gemach erstreckt sich sechs, das anders zwanzig und das dritte fünf Schuhe hinein. Die Höhe dieses Gebäudes beträgt .allenthalben fünf und dreyßig Schuhe, und die Breite fünfzehn. Man steigt auf dasselbe durch eine Windeltreppe hinauf. Vor dem Tempel siehet man viele umgefallene Säulen und acht, welche noch stehen, mit ihren Capitalen. Sk sind vierzig Schuhe hoch, und halten sieben im Durchmesser. Dichte dabey erblickt man einen schönen von gehauenen Steinen gebaueten Spring« brunnen, der vierzig Schuhe in der iänge^nd dreyßig in - der Breite hat. In der Mitte war eine Säule, davon nur die Hälfte noch stehet. . Zwanzig Klaftern von diesem Wasserbehältnisse gegen Südosten findet man den Schutt eines Tempels, davon weiter nichts als ein Stück von dem Altare, der in Form einer Muschel gemacht ist noch stehet. Man siehet dorten sechs Höhlungen in der Wand, worin man die Götzenbilder aufstellete. Den Raum um den Altar erfüllen die zertrümmerten Stücke vieler aus rothem Granit gemachter Säulen. > Nachdem ich die'Steinhaufen von Theben und Her--monchis besehen hatte, gieng ich zu Schiffe nach Asse- na. Reise durch Egypten. 35t na. * Diese Stadt ist nicht auf dem AbHange eines Hügels gebauet, wie Thevenot nach d6m Zeugnisse des Ca» pucmers prothais berichtet, sondern in einer Ebene, die anderthalb Meilen von dem nächsten Hügel liegt. Man siehet daselbst die Ueberbleibsel eines von Quadersteinen aufgeführten Dammes und eines Tempels, dessen Vorderseite rin hundert und sechszehn Schuhe in der länge, und zwey und sechzig in der Breite hat. Und weil die Hälfte davon in dem Sande begraben ist, so beträgt sei? ne Höhe außer der Erde nur fünf und dreyßig Schuhe. Ueber der Thüre ist eine Kugel, welche von zween einer gewissen Art lampreten ähnlichen Fischen gehalten wird, ehen so wie zu Theben und Tentyris. Inwendig hat dieser Tempel ein hundert und zween Schuhe in der länge und fünfzig in der Breite; er ist voller Bilder von erhabener Arbeit und voller hieroglyphischen Inschriften. In der Mitte des Tempels sind vier Reihen Säulen, in de« ren jeglicher sechs stehen. Sie sind fünf und dreyßig Schuhe hoch, ohne ihre Capitale zu rechnen, und halten achtzehn im Umfange. Von denselben wird eine Decke getragen, die mit vielen Farben > die. sich wohl erhalten haben, ausgemahlet ist. . In dieser Stadt sind ungefehr zweyhundert Copti-sche Familien unter der Aufsicht von sechszehn Priestern, die kaum ihren Namen schreiben können.. Eine * Das alte S?enne. 352 Reise durch Egypten. Eine halbe Meile von dorten gegen Südwesten siehet man das Aloster der Märtyrer, welches die heilige Helena, wie man sagt, gebauet haben soll. Es sie« Her sehr armseelig und unreinlich aus. Die Wände sind von Koth und Erde gemacht; und dieses beweiset, daß es nicht mehr eben dasselbe Gebäude ist, welches diese Kayserinn hat aufführen lassen. Die Kirche ist klein und garstig; das Gewölbe ist sehr schlecht und mit elenden Farben ausgemahlt. Auf dem Hofe findet man fünf bekleidete Steine in der Mauer, deren jeder acht Zolle im Gevierte hat. Auf einem jeden derselben sind alte Griechische Buchstaben, die also aussehen: ' . Erste Inschrift. > cXCOeOCOBOHQÖTATGPOV. Zweyte Inschrift. TAOVTINOA. Dritte Inschrift. GIC00OCOBOH &c. NBIKT.&c, ?. Vierte Inschrift. t Ci-lC © e-OCOO i; OhOA-NAANOCAAAIAlsi) SMIOCf. Fünfte Inschrift. f{lC©e-V tqTATAOC. Die Araber versichern,, daß jenseit des Gebirges auf der östlichen Seite die Ueberbleibftl einer alten Stadt und eines Reise durch Egypten. 353 eines Tempels sind, welche ich aber nicht gesehen habe, weil keiner von ihnen mich dahin führen wollte. Von Afsena reisete ich nach Utfu, ' welches neun Meilen davon liegt. Zur rechten und linken des Nils fin, det man Schutthaufen von alten Städten und Tempeln. Das aus der östlichen Seite dieses Flusses liegende Gebirge ist ein Steinbruch, woraus die alten Egypcer die Steine, wovon sie ihre Gcbaude aufführten, hergehohlet haben.' Man siehet daselbst noch etliche Säulen und halbgehauene Steine. Das Dorf Utfu ist aus dm Steinhaufen der Stadt Apollmopolis gebauet. Es sind allda noch die Ucber-bleibsel eines Tempels, in welchen man nicht hinein gehen kan, so sehr ist er mit Erde und Schutt angefüllet. Des, sen äußere Seite hat einhundert und achtzehn Schuhe in der Breite. Die andern Seiten, welche einhundert und neun und sechzig Schuhe lang sind, gehen bis an die Hauptseite des Tempels, welche zweyhundert Schuhe breit und siebenzig hoch ist. Ägypten ist hier von den Gebirgen so enge eingeschlossen, daß seine Breite aufs höchste nur anderthalb Meilen ausmacht. Diese Gebirge gehen immer dichter zusammen/ bis sie endlich zu Essoüan ganz zusammen stoßen und nur ein Thal zwischen sich lassen, durch welches der Nil läuft, und in dessen Mitte der erste Wasserfall ist. Man * Apolliiwpoli«. 3 354 Reise durch Eaypten. Man rechnet von Ulfu bis Efsoüan fünfzehn Mei« len zu iande; ich konnte aber zu meinem großen Verdruß nickt dahin reisen. Der damahlige Krieg zwischen den in diesen Gegenden wohnenden Arabern, welcher fast bestan« dig wäret, verhinderte/mich dieses zu thun. Das vierre Capirel. Reise in die Landschaft Thebais. Akmin oder das altePanopolis- Dlc Schlange;u Endy. Klosier des heiligen SenodiUs. D a ich in Ober Egypten weiter nichts zu besehen hat« te, reisete ich nach Girge zurücke. Ich verweilete mich etwas m einem Dorfe Nan ens Rmne, welch-s an dem östlichen Ufer des Nils, acht Meilen unter Rous liegt. An diesem Orte siehet man den Schutt eines Tempels, von welchem nichts außer einigen zertrümmerten Säulen übrig ist. Ich begab mich wieder zu Schiff?, nachdem ich einen halben Tag die dortigen Felder durchstrichen hatte, und kam den 2zsten zu Girge an, welche heutiges Tages die Haupt, siadt der iandschaft Thebais ist. Man siehet darin nichts merkwürdiges, und bald wird man ihrer gar nicht mehr gedenken, wofern der Nil, der davon schon einen Theil weggeführet hat, seinen tauf nicht verändert. Von GirZe reisete ich zu iande nach Elmenichie, welches auf den Steinhaufen einer alten Stadt erbauet ist. Es Reise durch Egypten. 355 Es sind daselbst keine andere Denkmahle des Alterthums als einige zertrümmerte Säulen und die Ueberbleibsel eines sehr schönen von Quadersteinen aufgeführten Dammes. Ich kam denselben Abend zu Akmin, einem großen Dorfe, an. Die Hauser in demselben sind zum Theil von Granit gedauet, und man siehet darin eine sehr große Menge Schutt von Gebäuden, welche die Zierde der Stadt pa« nopolis. waren, auf deren Steinhaufen dieses Dorf ste« het. Die Gassen sind nach der Schnur gezogen, und man kan sagen, daß voll Cairo an bis zu den Wasser-fallen dieses der einzige von Steinen und mit einiger Regelmäßigkeit gebauete Ort ist. Was für eine große Ver« änderung! die iandsihaft Thebais, welche ehemahls die Zierde der Welt war, bestehet jetzo bloß aus einem Hau» sen Strohhütten, die von Koche zusammen gesetzet sind. Diese Provinz erstreckt sich von Girge bis zu den Wasserfallen auf sechzig Meilen. Sie ist fruchtbar an Ge-traide und Zucker: allein das land kan nicht allenthalben bejact werden, weil die von den Gebirgen kommende Re« genbäche vieles davon mit Sande überschwemmen. Der Commendant, welcher ein Bey von;Cairoist, und der ehemahls ein Bassa war, hat daselbst nichts zu befehlen. Die Araber welche sich Meister von Ober-Egypten ge« macht haben, sind so machtig an Volk und Gelde und so einig unter sich, wenn sie wider die Kriegsvölker von Cairo fechten sollen, daß diese es niemahls wagen sie anzugreifen. Diejenigen unter ihnen, welche genöthiget sind ihre Wag« Z 2 ren 356 Reise durch Egypten. ren nach Cairo zum Verkaufe zu schicken, bezahlen dem Groß'Sultan eine ordentliche Abgabe von ihren landern. Die andern, welche sich nicht in diesen Umständen befinden, bezahlen ihm nichts. Wenn der Bey von Girge den Befehlshabern der Araber etwas geheimes von wegen des Divans zu Cairo zu hinterbringe.n hat; so laßt er ihnen sagen daß sie sich zu ihm verfügen sollen. Diese schicken so dann einen aus ihrem Mittel mit zweytausend Pferden an einen bestimmten Ort ab. Seine Truppen schließen einen Kreis um ihn, jn welchen der Bey mit einem Gefolge von nicht mehr, als zwölf Personen zu ihm kommt, und nachdem sie sich mit einander unterredet haben, so gehen sie beyde wieder aus «inander nach Hause. Zu Girge so wohl als zu Akmin sind Mißionarien aus dem Barfüßer « Orden, welche die Congregation cls pr«paß2n6l» unterhalt, um an der Bekehrung der daselbst in großer Anzahl befindlichen Copten zu arbeiten. Man siehet zu Akmin die Ueberbleibsel zweener Tempel, welche aus Steinen, die zwanzig Schuhe in der länge und zehen in der Breite haben, bestehen. Sie sind be» mahlet und mit vielen hieroglyphischen Schriften bedeckt. Auf einem dieser Steine ist eine Griechische Inschrift in vier Zeilen, davon die erste und letzte aber fast ganz ausgelöschet sind, so daß man nur einen Theil der zwo andern lesen kan. Die unfruchtbaren Weiber zu Akmin lassen ihr Wasser auf diesen Stein, damit sie fruchtbar werden mögen. Reist durch Egypten. 357 KAITOXriAN TO C .... * n A I A O e e £ SI M G no TT 1BCIIO CK A AT AIOCTIBCIIOTK... 2N0CTO CKOAIPINAAnOTS .2 N K C X Cfl AIAPXHKOTs 2KTIS - • • • •'. | S2lAOCKAinAN©O Von Aklnin begab ich mich nach Gau, welches sie« ben Meilen davon liegt. Dieß ist ein großes Dorf, von dem der Nil den vierten Theil weggeführet hat, und das an dessen östlicher Seite liegt. Auf dem halben Wege findet man ein hundert hie und da zerstreuete steinerne Graber, welche den Reisenden und den Pferden zur Tränke dienen, und eine auf dem Felsen gehauene Bildsaule in Riesengröße, die aber so zersiümmelt ist, daß es sich nicht der Mühe verlohnet sie abzuzeichnen. Unten am Berge sind sehr viele Steinbrüche, welche man für Grotten ansiehet. Die Steine darin sind weiß , voll Sand, und haben einen feinen Glanz. ' In dem Dorfe Gau stehen noch vierzehn Säulen, die voller hieroglyphischen Bilder sind. Man siehet daselbst auch die Ueberbleibsel eines aus Quaderstücken aufgeführten Dammes und eine Mauer, welche wenn der Nil gefallen, mit dem Wasser gleich hoch ist. Hieraus ist zu muthmaßen, daß vor alters dort eine Brücke gewesen sey. 3, Dr«» 358 Mist durch Egypteu. Drey Viertel Meilen nordwärts uon diesem Dorfe findet man viele Holen oder Steinbrüche. Einige davon flnd zinn Theil mit Sande angefüllet; die andern sind halb verfallen, und etliche noch im guten Zustande. Unter die-sen befinden sich einige sehr geräumige, und eine schien mir größer als der Pallast von Soubise zu seyn. Man gehet in dieselbe durch sieben unregelmäßige und ohne alle Ordnung gemachte Pforten. Sie ist nicht allenthalben gleich breit; die Höhe beträgt zwanzig Schuhe, und das Gewölbe wird von achtzehn gleichfalls sehr unordentlich gesetzten Pfeilern getragen. Ein Theil des Gewölbes ist ein» gefallen; und man hat daraus einen Stein , der zwanzig Schuh lang und zwölf breit ist, gehauen, den man aber vermuthlich wegen der allzugroßen Schwere nicht von der Stelle gebracht hat. ^ Drittchalb Meilen von Gau und ostwärts von dem Nil siehet man das DorfiLridy, wo sich ein Chek, der eben diesen Namen führet, aufhalt. Es ist in ganz Egy-pcen wegen einer Schlange berühmt, von welcher man Wunderdinge erzählt, und welche viele leute für den Teufel halten, den der Engel Raphael in die Gebirge von OberEgypten verwiesen haben soll, damit er dem jungen Tobias nicht den Hals umdrehen mögte, gleichwie eres den sechs andern Männern der Frau, welche er heirathcte, ge« than hatte. Dießr geistliche Chek halt, so wie seine Vor« fahren, seit einer undenklichen Zeit schon gethan haben, diese Schlange in semer Verwahrung. Sie ist zwey Schu. he Reise durch Egyqten. 359 he lang und einen Daumen dick. Ihre Haut ist glatt und röthlicht. Sie spielet mit denenjem'gen, welche sie in dle Hand nehmen und windet sich um ihre Arme und Beine ohne ihnen den geringste, Schaden zu thun. Dieses ist bey ihr was besonders, daß sie lieber Weibs - als Mannspersonen leidet. So bald sie eine von den erster» siehet, kriecht sie bis an den Hals herauf; von da gehet sie in den Busen und schleicht sich unter das Hemde. Man verstattet ihr diese Freyßeit, weil man sie für einen Engel hält. Dieser Schlange zu Ehren wird alle Jahr ein Fest angestellt. Die leute laufen zu demselben zwanzig Meilen weit umher zusammen. Sie kommen so häufig dahin und theilen so viele Almosen aus, daß man auf sechzig Ochsen und zweyhundert Hämmel schlachtet, um ihnen eine Mahlzeit zu geben. Man erzählet viele Fabeln von dieser Schlan» ge, welche zu allen diesen Possen abgerichtet ist. Man hat mir unter andern gesagt, daß der Chek sie des Abends in Stücken zerschnitte und sie den folgenden Morgen so ganz als zuvor fände. Ich fragte aus Neugierigkeit den Chek, ob die Sache sich si verhielte. Als er mich versicherte, daß es wahr wäre, bot ich ihm zehen Zechinen, daß er mich das Wnnder sehen lassen mögte, jedoch mit der Bedingung, daß ich die entzwey geschnittene Schlange so lange in meiner Verwahrung haben wollte, biß sich die Stücke wieder vereinigten; und daß, wenn dieses zu der bestimmten Zeit nicht geschahe, ich nicht schuldig seyn sollte, ihm etwas zu geben. Allein er wollte nicht darin willigen, und seine Z 4 Aus- z6 Das sechste Capitel. Steinhaufen der Städte Lycopolis und Antino-polis. Säule dcs Kapsors Alexander Se-VMls. Triumphbogen. D en 2;sten begab ich mich auf die Reise nach Siut, einem großen dreyßig Meilen von Ak,nin entfernten Flecken Er liegt aufder westlichenSeite des t7lils und ist auf denSchutt» Haufen von Lycopolis erbauet.Aufdem dabey liegenden Gebirge siehet man die Stall-Grotte- Dies ist ein etwas kleinerer Steinbruch, als der zu Gau. Zwischen dem Flecken und dem Gebirge ist ein großer mit Wasser auv dem Nil angefülleter Graben. Die Araber in diesen Gegen, den sagen, daß dieses Wasser die Kraft hat den Madchen, die verlohrne Jungferschaft wieder zu geben. Den 29sten reisete ich von Siut nach Manfelm, welches fünf Meilen davon liegt. Diese Stadt, worin der Befehlshaber der Provinz seinen Sitz hat, ist wegen der vielen leinenen Waaren, die man dort macht, eine der vornehmsten Handelsstädte in Ägypten. Ich hielte mich daselbst nicht lange auf, weil nichts merkwürdiges da zu sehen ist. Zwo Meilen von Manfelm siehet man in demBer. ge, welcher ein großes Vorgebirge an dem östlichen Ufer des Flusses macht, ungefehr fünfzig Höhlen, davon einige mit Sande verschüttet und die andern eingefallen sind. 5t 5 Den Reift durch Egypren. z?z Den isten May kam ich nach ChekAbbade, welche« an dem östlichen Ufer des Nils liegt und aufden Schutt, Haufen von Aminopolis erbauet ist. Das erste, welches einem, wenn man von der südlichen Seite hereingeht, in die Augen fällt, ist ein schönes Thor.. Es stehet vorne noch fast ganz, und dahinter sind vier Pfeiler nebst so vielen mit ihren Capitalen versehene«)Säulen, deren Schaft ausgehöhlte Kehlen hat. Aus diesem Thor« kommt man in einen Gang, worm ein hundert und dreyßig halbe Säulen aus jeder Seite stehen, welche sehr übel zugerichtet sind. Am Ende desselben siehet man die Säule des KayserS Alexan, der Sevcrus, deren aus fünfStücken bestehender Schaft zwey und dreyßigSchuhe in der iäilge, und einen Diameter nach Verhältniß hat. Das erste Stück ist so wohl als das Ca> pital mit laubwerk ausgezieret; das Fuß gestelle ist viereckige und zwölf Schuhe hoch und fünfbreit. Alls einer Seite siehet man eine Griechische Inschrift, deren größester Theil aus« gelöschet ist. Ich habe davon alles, was ich konnte, abgeschrieben. Sie siehet folgender gestalt aus: ATA0HI TTXHI. TTOK.PAT0PIKI 2API-MAOK ßlAr^HAIK. °^ Bey dieser Säule findet man das Fußgestelle einer «ndern, worauf die folgende Inschrift stehet: - Aa 3 äi'z. 574 5MH durch Ehrten. ATA0HI... TTHL. : ATKO KP AT OPKAISAPI- • MAPK. ill AT... PHAI-illSE'OTHPill AAETA-PHETAEPEIETT. TXEI: • MHRPI AT NTP A HTTH-.,. TON: ISA AW NIOT: AIAMONTIL, SXTTil-NO. in AN PO SAT siNOH.; '? ,rtH«f* -3 ^f" - Eln hundert Schnitte davon siehet man einen Tnumph« bogen^ wotan nochinchts verfallen ij5 Die Vordertheile hatten acht und vierzig und die Seiten vier und zwanzig Schuhe. Er hat drey Pforten; die große, welche in der Mitte ist, ist sechszehn Schuhe breit und dreyßig hoch; die andern beiden sind auf den Seiten, und jede hat sieben Schuh ln der Breite und zwanzig in der Höhe. Ueber ei. ner jeden befindet sich ein viereckigtes Fenster, dessen Breite vier Schuhe kleiner als die Breite der Pforten ist. Man steigt aufdas platte Dach dieses Bogens auf einer Windel' treppe von-fuufzig Stuffen, welche in dcr Mauer gemacht ist. Vier GänHs zwischen lauter Säulen von rothem Granit, von denen jeßo nur noch einige Stücken übrig sind, ^aren den vier Außenseiten dieses Bogens gegenüber. Die« scs Gebäude, welches zur,Zeit der Römer errichtet wor« den, lst sonder Zweifel aus den Steinhaufen vieler andern .^. l oK "ufge- Reist durch Egypten. 375 aufgeführet. Man schließt dieses aus der großen Menge umgestürzter und zerbrochener Säulen, welche dort herum liegen. Fünfzig stehen noch hie und da auf beyden Sei« ten. Bey dieser Stadt und an dem Fuße des Beraes ist ein armseeliges (optisches Kloster, welches dem heiligen Johann mit dem Zunamen der kleine gewidmet ist. Ich fand darin vier alte Mönche, welche kaum reden konnten. Bey diesem Kloster sind drey Begräbnißhöhlen in den FelS gehauen, und man findet noch fünfzehn ander.«, welche von Einsiedlern bewohnt gewesen. Man siehet in denselben etliche Kreuze und die Bilder vieler Heiligen, davon einige gemahlt und die andern in Stein gehauen sind. Fünf Meilen von diesem Dorfe den Nil herunter ist ein anderes, Namens Behihassan, welches auf demöst« lichen Ufer liegt. Auf dem Berge daneben siehet man achtzig Höhlen von zweyen Stockwerken, davon dem Ansehen nach emige von Helden und die andern von Christen bewohnt gewesen sind. Dieses läßt sich aus den Gestalten der Thiere und den hieroglyphischen Schriften, die man in den erstem siehet, und den Bildern der Heiligen, die man in den andern wahrnimmt, muthmaßen. Anderthalb Meilen unter diesem Dorfe siehet man die Schutthaufen eines alten Gebäudes. Sie bestehen in vie» len zerbrochenen und zur rechten und linken zerstreueten Säulen von Granit. A«4 Den 376 Reise durch Egypten. Den 4ten kam ich nach iHinie, eincm an der westli^ chen Seite des Nils gelegenen Dorfe, welches wegen der Kruge, die dort gemacht werden, sehr berühmt ist. Denn dieselben sind wegcn dcr vielen iuftlöcherdesThono, woraus sie bestehen, ungemein gut das Wasser darin abzukühlen. Das siebende Capitel. Beschreibung von Groß - Cairo. 5^?ch reistte den 5 den Himmel beobachtete, ihnen durch Anziehung der obgedachten Seile das Zeichen dazu geben würde. Nun aber geschahe es , daß sich Krähen auf die ausgespannten Seile setzten, und alle Schellen bewegten. Die Arbeiter, welche dieses für das gegebene Zeichen hielten, gebrauchten ihre in Bereitschaft gehaltene Materialien mit solcher Eil« fertigkeit, daß der Grund fast allenthalben gelegt war, ehe man sich nach den wahren Umständen der Begebenheit er' kündiget hatte. Es ward angemerkt, daß der Planet Mars damahls herrschete, welches anzudeuten schiene, daß >diese Stadt in beständige Kriege verwickelt seyn würde. Allein Gerwar, der diese Vorbedeutung zu seinem Vor« theile drehen wollte, bestund auf dem Zunamen Raherd.i. siegreich, welchen die Araber dem Planeten Niars geben, ünd zufolge dieses Zunamens nannte er die neue Stadt Rahera oder die Siegreiche. Im Jahr 973, ward der Pau vollendet. Nachdem Sclah-Eddin das Königreich Egypten dem letzten Caliphen aus dem Geschlechte der Fathimiren unrechtmäßiges weise entrissen hatte, so fieng er ohngefähr sm Iaht 1^0 nach Christi Geburt an die drey Städte durch «me Ringmauer, welche sechs und zwanzigtausend Elen im Umfange hatte, einzuschließen. Allein der Tod riß ihn dahin, Meise durch EtzMM, 370 Hahin, ehe er das Werk vollendet hatte ^ und die Mauer stehet nock». ^... Bulak ist eine zu Cairo gehön'ge Vorstadt an dem Ufer des Nlls, welche zur Bequemlichkeit der HandlmH nach und nach angebauet ist. Aus den verfallenen Moschee/, und andern Gebäuden, welche man um Cairo siehet, muH, maßet man, daH noch mehrere Vorstädte da gewesen sind» Die Hauptstadt Lgyprens hat sieben Italiänische Meilen im Umkreise ohne Bulak und das alte Cairo da< HU zu rechnen. Sie liegt an dein rechten Ufer des Nils HMter neun und vierzig Graden östlicher länge, und neun und zwanzig Graden fünfzig Minuten nördlicher Breite-Die Anzahl ihrer Einwohner ist größer als zu parish ob. gleich nicht so viele Hauser da sind. Man rechnet darin« nen sieben hundert und zwanzig Moscheen mit Thürmen ynd Priestern, vier hundert und dreyßig, welche keine von Heyden haben, und siebenzig öffentliche Bäder. Man sindet daselbst eine Schule, welche die Mosthee her Blumen genannt wird, worin die Grundsätze des Mabomechanisthen Glaubens und ein wenig von der Sernunftlehre, der Sternkunde, der Sterndeutung und, per Historie gelehret werden. Dies, ist der Sitz der vier Pabste oder Haupter der vier Secten des Gesetzes Esche-f^u, t^aleki, Adali, Hanefi, die unter sich gleich sind und in der ^tadt, viel zu sagen haben. Diese Schule wird auf Unkosten des Groß - Sultans unterhalten, ohne was noch sonsten gutthätig? Personen all Einkünften und Vermächt« 38o Reise durch Egvpten. machtnissen, welche diese Pabste genießen, dazu gegebn haben Unter vielen Setten, welche sich in der Maho^ thanischen Religion aufgeworfen haben, werden die viere Von welchen ich geredet habe, für rechtgläubig gehalten und man kann sich an eine oder die andre hängen, ohne nach ihren Grundsätzen wieder den Glauben zu handeln. Durch die Stadt läuft ein Canal, welchen prols. 'mäus 'I>nj»nu8 ^mnk, «Ouintus Currius aber Orius, und die Türken Merakemi, d. i. mitMarmorgepfiastert nennen; cr^ommt dicht bey dem allenCairo aus demislil. Er hat drey Monat lang Wasser, nachher wird er ein Kochgraben. Er formiret sicbrn ^oder acht kleine Theiche ill der Stadt und in den umliegenden Gegenden, er bewäs, sert die dran liegenden Felder, und ergießet sich in den Pil» grimme-See drey Meilen von Cairo. Die Gassen dieser Stadt sind enge und nicht nach der Schnur gezogen, ungepftastert und voll Staub. Je« doch werden sie vor den Häusern vornehmer ieute alle Ta« ge gefeget und mit Wasser besprenget. Die Häuser haben viele Stockwerke und platte Dächer. Sie sind von Ziegel« steinen gcbauet, und die Fenster, welche auf die Straße gehen, mit Gittern und Schirmen verwahret, damit die Weiber von den Vorbeygehenden nicht gesehen werden mö-Zen. Von außen haben die Häuser nichts schönes, und die ^Pracht der Palläste der großen Herren bestehet in einigen mit Marmor gepflasterten Saalen. In der ganzen Stadt ist nur ein öffentlicher Platz, welcher vor dem Schlöffe lie. get. Reist durch Egypten. zgi get. Man siehet darauf weder einen Baum noch Spring' brunnen oder sonst die geringste Auszierung. Das Schloß ist größer als feste und ganz unregel« mäßig. Es wird von dem östlichen Berge bestrichen, und die Wache darin ist den Ianitscharen und den Azabs anvertrauet. Hier hat der Bassa seinen Sitz; allein er ist darin nicht Herr, und die Soldaten vertreiben ihn daraus, wenn es ihnen gefällt. Eine Wasserleitung von dreyhundert und zwanzig Schwibbogen führt das Wasser aus dem Nil in das Schloß. Diese Wasserleitung, deren Crcsias, Diodor von Sicilien und Srrabo Erwehnung thun, ist von den lNahomethanischen Fürsten erneuret worden, welche sie aus Steinen, die so spitzig als Diamanten beHauen sind, haben bauen lassen. Man findet in dem Schlosse einen besonderen Ziehbrunnen , der insgemein Josephsdrunncn und im Arabischen der Schneckellbrunn genannt wird, weil er meiner Schneckenlinie heruntergehet. Es ist ein Viereck, das in« wendig sechszehn Schuh in der Breite und vier und zwanzig in der iänge hat. Die Tiefe beträgt zweyhundert und vler und sechzig Schuhe; allein er hat zwcene Schachten, welche nicht senkrecht über einander sind. Der erste ist hundert und acht und vierzig Schuhe und der andre hundert und sechzehen tief. Man ziehet das Waffer mittelst eines doppelten Radesund eines doppellen Paternostcrwerks von irdenen Krügen herauf. Die Ochsen, welche gebraucht werden 3^2 Reist durch Egypten.' werden diese Räder umzudrehen, steigen zu dem erssen Schachte durch einen in den Fels, der rund um denBrun^ nen von oben bis unten ist, gehauenen Gang herunter. Das Wasser diesis Brunnen kann nur zur Zeit der Ueberschwem» mung getrunken werden; nachher ist es so wohl als das in allen andern Brunnen, die in der Stadt sind, salzig. Man zählet zu Cairo sieben bis ächt tausend Juden, über zwanzig tausend Copren, aber nur wenige Griechen/ Armenianer, und Maroniten. Es sind daselbst vier Häuser zu Beherbergung der dasigen Mißionarien, welche nicht viel ausrichten. Dieß sind Franclscaner, Barfüßer/ Capuciner und Jesuiten. Die Copten und Griechen haben hier auch ihre Patriarchen, die beyde den Titel von Alerandrien führen. Das achte Capitel. Beschreibung dcr LandschaftFaioum- DasSchloß Caron. Josephs Canal. DcrSccMöris. A ls die Pest zu Cairo aufgehöret hatte, oder vielmehr, als das Sterben daselbst nicht mehr so groß war, rel« sete ich von da den 27sten des Heumonats nach der iand« schaft Faioum, welche die kleineste unter den vier und zwanzig Egypnschen Provinzen ist. Die liegt siebenzehn Meilen von Cairo in West Südwesten. Die Hauptstadt, von welcher diese Provinz den Namen führet, istauS den Steinhaufen der Stadt Arsinoe erbauet, so wie diese aus der Crocodilopolis entstanden war. ^ Die Reist durch Egypten. z83 Die Größe dieser Provinz begreift von Norden nach Süden sieben, und von Osten nach Westen acht Meilen. Dem Ansehen nach war sie vor diesem größer, und ver» muthlich hat die wenige Sorge, welche man für die Unterhaltung der Canäle getragen, die Einwohner genöthi» get dieselbe zu verlaFen. Und da also die Felder nicht angebauet worden, so sind sie nunmehr ganz mit Sand« angefüllet. Diese bey den Alten so sehr berühmte und so start bevölkert« iandschast enthält jeßo nicht mehr, als ein und sechszig Dörfer. Man sindet darin den See des Königs Mendes oder Maron, welchen man unrecht für den Mörwhält; den Crocodillen-See, auf dessen Ufer Menes eines von diesen Thieren fand, das so liebreich war und ihn auf selnem Rücken nach dem entgegen geseß« ten User trug, als er von seinen Hunden Verfolger ward; ferner drey zerstörete labyrinths, davon das erste von dem Könige Mendcs, das andere von Menes und das dritte von den zrrölf Prinzen benennet worden. Man siehet daselbst noch die Pyramiden des Menes und des Asichis und einen Pallast , welchen die Araber daS Schloß Caron nennen, und welchen alle Reisenden für das iabyrinth Möris gehalten haben. Dieses Schloß liegt eine Meile von dem See Men« des in West südwesten. Es hat fünf und neunzig Schuhe in der länge, sechzig in der Breite, und ungefehr sieben» zig in der Höhe. Vier Sääle von verschiedener Größe, und ein« Kammer, welche zwölf Schuhe lang ist, uehmen die 384 Reise durch Egypten. hie ganze lange dieses Gebäudes ein. Zur rechten und linken dieser Sääle sind viele kleine Gemacher. IH habe sie alle mit einander besichtiget, > und hatte, um wieder herauszugehen, nicht nöthig die Vorsicht zu gebrauchen , deren sich Lhesius aus Anrathen der Ariadne bediente. Indem ersten von diesen Säälen siehet man eine Treppe, welche zu einem andern Gemache unter diesem führet. Man kann aber in dasselbe nicht hereingehen, so sthr ist es mit Erde angefüllet. Man siehet aus der Ab« Messung dieses Gebäudes, welches ungeachtet dessen, was verschiedene Reisende,und unter andern Paul Lucas da» von sagen, in Ansehung der Hauptmauer noch ganz und nicht verfallen ist, daß es aller Wahrscheinlichkeit nach kein iabyrinth seyn kann. Die herunter gefallenen Steine und der Schutt,wovon diese Herren sprechen, kommen von dem Vordertheile dieses Schlosses oder Pallastes her, wel-cher sehr übel zugerichtet ist. Man kann es zwar nicht in Zweifel ziehen, daß Paul Lucas dieses Gebäude gesehen habe, welches er unrecht an das südliche Ende des Sees N7örie setzet, und man siehet seinen Namen auf einer Säule eingegraben: allein er hat Unrechl, wenn ersass daß die Säulen und Steine dieses Gebäudes von hartem Marmor sind; denn sie bestehen, wie es auch plimus meldet, aus einem weißen und weichen Steine. Man muß sich nicht verwundern, wenn man kein Stück Holz in diesem Gebäude findet. Aus den andern schließet man, daß es bey den Egyprern nicht gewöhnlich gewesen sich dessen zu bedienen. Eine Reist durch Egyptm; 335 Eine halbe Meile, oder etwas weiter von diesem so genannten iabyrinche sind Schutthaufen, welche über sechs, zehn hundert geometrische Schritte im Umfange haben, und unter welchen man viele zertrümmerte Marmorjaulen und viele andere schöne Steine siehet. Diese Schutthauhaufen könnte man mit mehrerm Grunde für die Ueber« bleibscl des labyrinths des Kömgs Mendes halten. Jedoch will ich es nicht für gewiß ausgeben; denn alle Ge* bäude in Egypten, wovon die Alten etwas melden, sind so verstellt, daß man von dem Orte, wo sie gewesen sind, bloß nach Muthmaßungen urtheilen kann. Man hat neue auf die Schutthaufen der alten, oder neben denselben erbauet; man hat die Namen und die iagen verwechseltem jeder Reisender will dieses Chaos in Ordnung bringen, und der letzte sucht mit aller Macht zu beweisen, daß die andern sich betrogen haben. Ich meines Theils werde dieses als eine gewisse und ungezweifelte Sache behaupten, daß die Steine, die man in Agypren siehet, oder viel» mehr die Schutthaufen dieser alten Gebäude vollkommen so schön sind, als man es in den Nachrichten der alten und Neuen Reisebeschreiber liefet. Der See Mendes liegt vier Meilen von der Stadt Faioum in Westnordwesten, und erstreckt sich weit in Lybien hinein. Wenn er voll ist, d. i. zur Zeit, wenn der Nil anwachset, hat er sieben Meilen in der iänge,, Bb und z86 Reist durch Egypten. und drey in der Breite. Nur zu dieser Zeit ist fein Was. ser gut zu trinken; sonst aber ist es ungemein salzig. Man macht daraus alles Salz, welches man zu Einsalzung der Fische, die in dieser Provinz in großer Anzahl sind, nö, thig hat. Außerdem ist fein Wasser wegen seiner Salzigkeit zu Bewässerung der Felder gar nicht tauglich. Die« ser See ist, nur an der Lydischen Seite ausgenommen» mit Gebirgen umgeben, und das iand liegt überdem so hoch, daß es schlechterdings unmöglich seyn würde das Wasser dar« auflausen zu jenigen, welche diesen See für den SeeN7öris gehalten, sich betrogen haben. Man kann in diesem, gleichwie in Vielen andern Fällen sagen, daß alle Schriftsteller, die dessen Erwehnung thun, sich einander ausgeschrieben, und daß die Reisenden, welche zur Stelle gewesen sind, sich nicht die Mühe genommen haben die Sache in der Nähe zu untersuchen. In der Mitte dieses Sees, und eine Meile von dem nordlichen Ufer ist eine Insel, welche zwo Meilen im Um« fange hat, und worauf man einige Schutthaufen sieht, wel« che ein Rest der Pyramiden des Königs Mendes und sei« ner Gemahlinn seyn sollen. Man findet darin noch unter» irdische Grüfte und etliche Stücken von alten Gebäuden. Josephs Canal ist vierzig Meilen lang. ^ fängt zu Mellavi, so ehemahls Hermopolis hieß, an, ' und Reise durch Egypten' zs? und lauft vler Meilen gegen Westen; Sodann aber wen« det er sich und setzet seinen lauf von Süden nach Norden bis nack Faioum fort. Seine größeste Breite betragt eine Iralianisihe Meile. Bey Faioum theilet er sich in zween Canäle, und ein jeder von diesen wieder in verschie« dene andere, welche zu Bewässerung der Felder dienen. Hernach ergießen sie sich in den See Mendes, außer zweenen, von deren einem der Teich Algarak, dessen Wasser das ganze Jahr hindurch gut zu trinken ist, und von dem andem der Crocodillemeich entstehet, worinr eine kleine Insel ist, die einigen Arabern zum Aufenthalte dienet. Man gehet auf einem sehr engen Damme dahin. Josephs Canal, wie ihn der gemeine Mann nennet, welcher diesem Minister, alles was in Egypren schönes ist, zuscbreibet, (denn bey den Erdbeschreibern heißt er der Graben Tanis) höret auf zu stießen, wenn der NA niedrig ist. Jedoch, weil sich in denselben den Winter hindurch die aus den Lybisihen Gebirgen her« kommende Quellen und viele Regenbache ergießen; ft giebt er etwas langer Wasser, als die andern. Damit die Provinz Faiomn, welche unter den Pharaonen der Garten Kgyprens war, jo wie sie e5 wegen ihrer Fruchtbäume, Weinberge und der großen Menge Rosenstöcke, noch heutiges Tages ist, das ganze Jahr hindurch, ft wohl als die Gegenden um Memphis Bb2 bewöft 583 , Retst durch EgypttD bewässett werden mögten; so ließ der König Möris,wel. cher daselbst sein Hoflager hielte, einen Graben verfertigen, der so viel Wasser halten konnte, als zu seinen Absichten nöthig war. Dieser Graben, welchen man den. See Nlöris nennen muß, bekam das Wasser durch ei,, yen Canal, welcher zu Cynopolis anfieng und zu He- ^ racleopolis aufhörte, allwo der nur gemeldete See seinen Anfang nimmt. Dieser hatte sünfund zwanzig Meilen in der lange und eine in der Breite. Er ist zwischen-, dem Nil und Josephs Canal und gehet mit ihnen pa» rallel. Er hatte viele Schleusen, welche den Canal Io-jephs und die zwischen beyden liegenden Felder nebst denen, die zwischen dem Nil und dem See sind, mit Was-ser versahen. Bey dem nordlichen Ende dieses letzten war eine große Schleuse, mittelst welcher man die Felder um Sacarra und Memphis bewässerte. Der Canal, durch welchen diesesWasser gieng, ist noch vorhanden. Es ist eben derselbe, woraus die Griechischen Dichter den Fluß Acheron gemacht haben, und ergießt sich zuletzt in den Niareorisihen See, nachdem er aus dem Nil durch ei-nen kleinen bey Nilopolis daraus gehenden Canal neues Wasser bekommen hat. Nachdem ich vierzehn Tage lang die WüsieAaian, in welcher, wie man mir gesagt hatte, ich versteinerte Schaafe finden sollte,(dieß sind Felsenspitzen die von wei« tem eine solche Gestalt haben;) und alle Oerter der Pro« ' "^ ' »Ml Retsc durch Egypten. )89 "vmz Fäioum durchgestrichen hatte; so kam ich nach der Hauptstadt längst dem See Möris zurück. Als ich in bem Schlosse Caron mein Nachtlager nahm, kamen vier Araber zu mir, von denen jeder einen Sack bey sich führte. Diesen schmeichelten sie sich mit dem Golde an, zufüllen, welches ich, wie man öffentlich sägte, in dem Schlöffe graben würde; denn das Gerüchte hatte sich in dem i ande ausgebreitet, daß ich ein berühmter Schwarzkünstler wäre. Ein wenig vor Tage kamen vier andere an, welche ebenfalls die Vorsicht gehabt hatten sich ein je« der mit einem Sacke zu verschen, Ich ward bey ihrer Ankunft aufgeweckt, und diese acht Araber sagten mir, daßM eilen mögte den Schatz zu entdecken, welchen ich suchen wollte, und daß ein längerer Verzug sowohl ihren als meinen Antheil sehr vermindern würde, zumahl ein großer Haufen Araber noch dazu kommen würde. Ich hätte gerne gesehen, daß man mich nock ein wenig hätte schlafen lassen: allein da ich solches wegen des ungestümen AnHaltens dieser unwissenden Tröpfe nicht thun konnte, so stieg ich zu Pferde und nahm meinen Weg nach der Stadt Faiomn, allwo ich den iZten August um eilf Uhr vor Mittage in Begleitung meiner Schatzgräber ankam. Diese klagten mich gleich nach unserer Ankunft beydemCady wegen Zäuberey an, und sagten ihm, daß ich eine kleine Büchse hatte, worin ein Rad wäre, mittelst dessen ich ),vH Bb 3 alle Z95 Zleise dmch Egypten. alle Schätze herbey zöge. Der Cady, welchem ich dieses vermeynte Rad zeigte, (eS war ein kleiner Compaß) sprach mich frey, und jagte meine Ankläger fort. Die Stadt Faioum ist der Sitz des Caches, der Statthalter darin ist, eines Aga der Iam'tscharen und ei. nes andern, der Befehlshaber über die Azads ist. Die« ser Statthalter hat zwey hundert Soldaten, die unter ihm dienen. < Die Stadt wird von den Arabern und Copcen bewohnt, und diese letztern sind fast alle i einweber. Es wohnen hier auch einige Türkische und Griechische Kaufleute, imgleichen ein Coptisiher Bischof. Die Franciscaner in dem gelobten iande halten hier einen Mönch in einem Hause, welches sie miethen. Dieser Mönch, welcher sich insgemein nach Faioum begiebt um die luft zu verändern, nimmt den Titel eines Missionars an. Es sind keine Catholiken in dieser Provinz. Ich reisete von da nach Cairo zurück, nachdem ich die Pyramiden zu Aurra, verschiedene zertrümmerte und in den Feldern zerstreuete Obelisken nebst den Schutthaufen vieler Gebau« de besehen hatte, von welchen nichts mehr übrig ist, das beschrieben zu werden verdiente. Ich gedenke nichts von den auf dieser Reise ausgestandenen Beschwerlichkeiten, und den iesern wird auch daran m'cht viel gelegen seyn. Das Reise durch Egypten 39« Das neunte Capitel. Der See Nedebe, woraus das Natrum her-» kommt. Meer ohne Wasser. Vermeyyte Versteinerungen. Kloster des heiligen Macarius. .,.., Z ween Tage nach meiner Zurückkunft nach Cairo,d.i. den 2isten August reisete ich nach Terrane, einem von dort vierzehn Meilen an dem Arme des Nils, w«l» cher nach Rositte gehet, gelegenen Orte. Meine Ab« sicht war die Wüste und das Kloster des heiligen Maea-rius, ferner den See, woraus man bns Natrum bekommt, uild das Meer ohne Waffer, woM'ttach dem Berichte aller Reisenden versteinerte Fahrzeuge gefunden werden, zu besehen. Der Statthalter zu Terrane, welchem ich ein Schreiben von dem Bey eingehändiget hatte, ließ A^ raber aufsuchen, welche an den Orten, wohin'ich zugehen gedachte, gewesen waren. Es meldeten sich viele dazu an, von denen drey zu meiner Begleitung ausgesucht wur» den. Wir geselleten uns zu einem Regiment Kameele/ welche in der Wüste Scee Natrum laden sollten, und rei-seten um fünf Uhr des Abends am 25sten August ab. Aus dem Wege fanden wir die Schutthaufen einiger alten Städte. Wir gicngen durch eine lange sandigte Ebene, die von vielen Regenbachen durchschnitten war. Um sie« ben Uhr des Morgens kamen wir an einem See an,wor- Bb 4 au< 35i5 Reist Vl,eth'EglMü2 aus man das Natrum im Sommer bekommt. Im Win-te? vereintet sich dieser See, welchen man Seccc nennt^ mit einem andern Namens IT^edebe, aus welchem das Natrum ^mW.imer gchohlet wird, und diese beyden Seen machen nur cincn aus, welcker acht Meilen lang, und ungefehr zwo Iraliänische Meilen breit ist. Das Salz auf dem See Sccte hatte sich auf der Flache des Wassers, mchärtet und wgr dick genug, daß wir mit unsern Ka^ mseien darubl'r.Vthen konnten. Als dieses geschehen war,, veiließen wir die -Caravans, und kamen durch lockere, Sandftlder zu MemCHprischen Kloster, worin wir den übrigen Tag zubrachten. ..^ . /Die Mönche in diesem Kloster erzählten mir, daß. dte versteinerten Fahrzeuge nur eine halbe Tagereise davon entfernet wärezv Sie zeigten mir auch einen Stein, welcher ihrem Vorgeben nach ein Stück von dem Mäste dieser Schiffe seyn sollte.. Dieser Stein war dem Holze voll» kommen ahnlich; aber es schiene mir nicht, daß er es jemahls gewesen, und noch weniger, daß er ein Stück von einem Mäste wäre. Ich reisete von da den folgenden Tag um zwey Uhr nach Mitternacht ab, um diese vermeynten Schisse zu besehen Nachdem ich mit großer Beschwerlichkeit durch die Sandfelder und über viele Regenbache gegangen war, kam ich zu einem Berge, von welchem meine Araber mir einige Stücken Stein brachten, welche eine vollkonr. 5, . . mene Reise Vvrch Egyptem ZZ; Mene Aehnlichkeit mit Eichenholze hatten. Dies nöthig» -te mich von meinem Kameele zu steigen, um diese vermeyn-te Versteinerungen auf der Stelle zu betrachten. Ich sg« he, daß aus dem Felsen viele kleine Spihen hervorgien-gen, welche dem Holze ziemlich ähnlich waren. Ich schlug davon verschiedene Stücke mit einer Hacke herunter, davon eines die Würbelbeine am Rückgrade eines Thieres Sollkommmen gut vorstellete. Dieser Stein ist sehr schwer, und etwas weiter sindet man dergleichen von verschiedenen Farben. Wir gelangten endlich zu dem Meere ohne Waft ser, welches nichts anders ist, als ein Haufen vereinigte .Regenbäche, welche den ganzen Sommer hindurch trocken sind. Von weitem erblickte ich viele kleine Körper, welche aus dem Sande hervorragen, und welche die leu« te im iande für versteinerte Schiffe und Thiere ansehen. Es ist wahr, von weitem haben sie eine dcnenselben ziem« lich ähnliche Gestalt: allein ganz anders verhält es sich', wenn man nahe dabey ist, und diese vermeynte Versteinerungen sind nichts anders als die Spitzen'der Felsen, die mit Sande bedeckt sind und wie Holz aussehen. Es ist sehr schwer sie herunter zu schlagen. Man findet davon zur rechten und linken zerstreuete Stücke, die vier bis fünf Schuhe lang und sechs Zolle dick sind, und halt sie für Stücken von Masten. Nachdem ich diese Steine besehen hatte, welche nichts als ein Spiel der Natur sind, das seinen Grund in der , Bb 5 Be« 394 Reise durch Egypten. Beschaffenheit und Vermischung verschiedener Arten Erd« hat, welche von einem versteinernden Safte durchdrunge,r worden; so kam ich denselben Tag nach dem Kloster zurü« cke, aus welchem ich des Morgens abgereiset war. Die Mönche erzähleten mir, daß die Araber, welche vormahls auf Schiffen in das sogenannte Meer ohne Wasser gekommen wären, die Einsiedler in dasigen Gegenden sehr ge, quälet hätten, und daß der heilige iLphraim, der damahls Abt des Klosters gewesen, darauf Gott gebeten hätte dies ses Meer austrocknen zu lassen. Dieses wäre ihm nicht nur zugestanden worden, sondern Gott hätte auch so gar die Schiffe dieser Araber in Steine verwandelt. In diesem Kloster ist nichts, welches eine Beschreibung ver, diente. Es wird Deiv Labiar genannt. Den folgenden Tag reisete ich von da nach dem See, woraus man das Natrum höhlet, und kam daselbst um neun Uhr des Morgens an. Dieser See läuft von dem Regenwaffer voll, welches in dem Christmonate zu fallen anfangt und im Hornung aufhöret. Dieses Wasser hinterläßt das Salz, mit welchem es sich auf den Gebirgen und in den scmdigten Ebenen vermischet hat, in dem See; hernach filtrirt es sich durch eine fette und leimigte Erde und stießt durch unterirdische Canäle in verschiedene Brunnen, deren Wasser gut zu trinken ist. Um diesen See siehet man wilde Ochsen, Gemsen, Haasen und Canin« chen, Reise durch Egyptm. Z95 chen, welche durch die dort befindlichen Gebüsche, den Schi/f und andere Gewächse dahin gelocket werden. Außer dem Natrum, welches man von dem Grün. de dieses Sees in Stücken von zwölf und fünfzehn Pfunden mit einer eisernen Stange heraufhohlet, findet man daselbst noch fünf andere Gattungen von Salze. Alle die« ft Salze werden bald durch neue, die der Regen dahin bringt, wieder ersetzet. Man wirft in die töcher, aus welchen man dieselben wegnimmt trockene Pftanzen, Kno« chen und iumpen, und daher haben sich viele ieute einge» bildet, daß diese Sachen durch die Kraft des Waffers in dem See in Salz verwandelt worden wären. Ich habe mich von dem Gegentheil überzeuget und in Stücken Salz Tuch, leinwand und Knochen gesehen, so lyie man solche im vorigen Jahre hineingeworfen hatte. Das Natrum gehöret dem Groß-Sultan; der Bassa zu Cairo verpachtet es, und der reichste Bey übernimmt insgemein den Pacht und giebt dem Groß-Sultan dafür fünfzehn tausend Centner Die Einwohner der fünf zu Lerrane gehörigen Dörfer werden nur gebraucht es zu fischen und wegzubringen. Zehen Soldaten und zwanzig getreue Araber halten dabey Wache, und dem ohnge« achtet wird doch davon gestohlen. Wenn man die Diebe ertappt, werden sie zum Statthalter geführet, welcher be« rechtiget ist ihnen die Köpfe herunter schlagen zu lassen. Allein er begnügt sich das gestohlene zu seinem Vortheile einzu« Z96 Reise durch Egypten. einzuziehen und jeden Dieb um zween Sevilische Piastern und einen für jedes Kameel zu bestrafen. Von diesem See reisete ich nach dem Kloster des heiligen Macarius ab und gieng gerade südosiwärts durch den Sand und längst einem andern mit Dalze bedeckten See. Auf dem Wege fanden wir drey wüste Glashütten. Um ein Uhr in der Nacht kamen wir bey dem Klo. ster an, And wurden von den Mönchen ziemlich wohl aufgenommen. Sie sind arm und unwissend, und wohnen sehr schlecht. Wie sehr ich sie auch bitten mogte, woll, ten sie mir doch nicht erlauben in ihre Bibliothek zu gehen; und die jn dem Syrisihen Kloster, wohin ich mich den folgenden Tag begab, schlugen es mir gleichfalls ab. Die« se Klöster verfallen ganz und gar; der Staub frißt die geschriebenen und gedruckten Bücher in diesen Bibliotheken, und dennoch wollen diese guten Mönche, welche sie gar nicht gebrauchen, sie lieber verderben lassen, als sie um einen noch so hohen Preis verkaufen. Der Patriarch, welcher zu Cairo ist, hat ihnen vorgestellet, daß sie von dem daraus zu lösenden Gelde ihre Kirchen und Zellen wieder aufbauen könnten: allein sie haben darauf geantwortet, daß sie sich lieber darunter begraben lassen, als darin wil« ligcn wollten. Ich verließ diese Klöster nnd gieng nach Ccrrane zurücke, allwo etliche Stunden nach meiner Ankunft der Herr Pignon, Consul zu Cairo, anlandete. Er kam von Reise durch Egypten. 55? von Bekiers zurücke, wohin er gcrciset war um bey dem Befehlshaber zweyer Kriegsschiffe, welchen der König nach den Handelsstädten in der Levame herum geschickt hatte, seinen Besuch abzustatten. Ich begab mich auf das Schiff des Herrn pignons und kam den zosten nach Cairo mit einem Flecksieber zurücke, welches ich zween Tage vormei« ner Abreise von Cerrane bekommen hatte. Das zehnte Capitel. Beschreibung der Stadt Sues. D en iTten des Herbstmonats reisete ich, wiewohl ich noch nicht völlig gesund war, mit dem Herrn Cha, raibi, einem vertrauten Freunde des Herrn f)iInon,nach Sues. Er war Officier der Ianitscharen, Ober-?Intendant der Handlung und vielleicht der reichste Privatmann in dem ganzen Ottomanmsihen Reiche. Er gieng nach Sues um verschiedene seiner Schiffe nach Gedda abzufertigen. Ich setzte meinen Weg so gleich bis eine Meile jenseit Heliopolis sott, wo wir wieder zusammen kommen wollten. Ich langte daselbst bey dem Anbruche der Nacht an, und einen Augenblick darauf vernahm man auch die Ankunft des Herrn Charaibi aus dem großen Getöne der Trommeln, Pauken und Schalmeyen. Kurz darauf setzten wir uns auf unsern Fersen zu Tische. Man trug fünfzig bis sechzig Schüsseln auf, die aus Reiß und Fleische 393 Reise durch Egypten. Fleische, das theils gekocht, theils gebraten, theils mit ek« ner gewürzten Brühe zugerichtet war,ferner aus einer verm, «ketten Mandelmilch, allerhand anderm Milchwerk und vielen Früchten bestunden. Diese leßtern waren auf ein« ander gestellt und bildeten eine ziemlich wohl in die Au» gen fallende Pyramide ab. Unsere Mahlzeit daurete eine Viertelstunde, und wir wurden von den Sklaven des (ha-raibi abgelöset. Hernach ward Caffee und Sorbet aufgetragen und Pfeifen gebracht, und eine halbe Stunde hernach gieng ein jeder zu Bette. Den Morgen wandte Charaibi an, um gewisse Geschaffte mit einigen leuten, die von Cairo gekommen waren, abzumachen ; und hernach speisete man um drey Viertel nach zehen Uhr, und zu Mittage zrgen wir davon. Es waren acht und dreyßig Mann zu Pferde, sechs« zehen Sklaven, welche auf Dromedarien ritten, die mit Wasser und Erfrischungen beladen waren. Daraus folgten ein hundert und ein und achtzig Kameele, unter denen zwanzig waren, davon ein jedes acht tausend Sevilisihe Piastern trug, und die andern waren mit Kaufmannsgü, tern beladen. Diejenigen, welche das Geld trugen, gien-gen voran, sie waren mit Federbüschen und sonst geschmückt, und vor ihnen ließen sich die Pauken hören. Als wir eine halbe Meile fortgereiset waren, stießen vierhun« dert andre mit Getraide und Mehl beladene Kameele zu unS. Allein da unsrePferde viel geschwinder liefen, so giengen »tr Reise durch Egypten. z^ wir voraus und erwarteten die Caravans bey dem pil? grimms-See in einem auf sechszehen Pfeilern stehenden iusthause, welche eine viereckichte Halle ausmachten; in der Mitten ist ein schöner Brunnen mit süßem Waffer, welches in eine Tränke lauft, die um dieses Haus ange» leget ist. Nachdem die Kameele angekommen waren, setz« ten wir un laufen und darin liegen können, so werfen diejenigen, wel» che zu Verfahrung der Waaren gebraucht werden, in einem andern, der anderthalb Meilen von der Stadt ist, Anker. Dlese Schiffe sind fast eben so wie unsre Balan« ders gebauet, und halten fünfzehn bis zwanzig tausenh .Centner. Einige darunter haben Schießlöcher für drey, ßig Canonen, und führen auf das höchste doch nur zwo-Diese sind am besten bewaffnet; denn die andern haben kaum zwey Steinstücken. Man regieret diese Schiffe lich der Stange, welche auswendig stark an dem Steuerruder befestiget ist und schief gegen den Horizont liegt. An den, Ende derselben ist ein Seil, welches zur rechten und lin« ken über zwo Rollen gehet. Diese sind an den Enden eines dicken Queerholzes, welches kreuzweise an den zweyen Enden eines langen und dicken Balkens, der durch das Cc Hin» 4ö2 Reise durch EgypttN- Hintertheil des Schiffes gehet, befestiget. Nachdem die,' ses Seil über die Rollen gegangen, ist es an einen Pfahl gehänget, welcher auf dem Fußboden des Hinterkastells stehet, wo der Steuermann siht. Auf jeder Sei« find drey Mann, welche sich von diesem Seile, wenn das Schiff unter Segel ist, niemahls entfernen und solches durch Anziehung desselben regieren. Man gebrauche Huf diesen Schiffen weder ein zur Schiffahrt gehöriges künft^ Miches Werkzeugs noch Tonnen zu dem Wasser, welches man mitnimmt. .Das erstere können sie deswegen entbeh« ren, weil sie nur gerade vor dem Winde und längst der Küste segeln; und der Mangel der Tonnen wird durch Cl« sternen ersetzet, welche auf dem Hintertheile des Schiffes sind. Etliche Schiffe haben ihrer viere und dieselben Hal« ten Wasser genug, umwärend der Reise, welche insge> Mein lang ist, sieben oder acht hundert Personen, theils Reisende, theils Bootsleute, die auf einem solchen Schiffe sind, damit zu versehen. Der Hafen, worin sie sich vor Anker legen, ist fünf bis acht Klaftern tief. Sie sind hier durch das Gebürge Etaga vor dem Ostwinde bedeckt, und wenn sie von einem andern Winde getrieben werden, siran« den sie auf dem nahe liegenden jandigten Gestade ohn« Schaden zu nehmen. Ich zahlte ihrer fünfzehn, welche bereit lagen nach Gedda unter Segel zu gehen. Diese Schiffe werden zu Sues gebauet. Insgemein wird aller nöthige Bauzeug von Cairo dahin gebracht, und Hieher kommen alle Hich Dinge aus der Türkeyi Eine Reise durch Egypten. 403 : Eine Meile von der Stadt siehet man einen großen fast ganz verschütteten Graben, welcher durch einen Morast von Süden nach Norden geht und sick noch eine Meile weiter in dem Sande immer nordwärts zu erstrecken schei, net. Vielleicht ist dieses ein Stück des Canals, welcher zur Vereinigung der beyden Meere angelegt worden ist. Die Stadt Sues ist in sehr schlechtem Vertheidi-gungs-Stande, und das beste ist, daß sie keinen Angriff von auswärtigen Feinden befürchtet. Man siehet daselbst zwey und zwanzig Canonen und drey Feldschlangen, die ft elend aussehe.», daß man sie schwerlich würde brauchen kön« nen. Das Meer bey Sues ist nicht sehr fischreich, und dle Fische, die dort gefangen werden, haben einen üblen Ge« schmack und sind schwer zu verdauen. Das Wasser darm ist nichr so salzig, als in dem Ocean und der mittellän, bischen See. Es kam mir auf der Reise nach den Wü" sten des heiligen Antons und des heiligen Pauls so vor. Und ich habe meine Meynung zu Sues und sechs Meilen weiter gegen Arabien bewährt befunden. Es schien mir auch, daß dieses Wasser noch weniger zur Zeit der Ebbe, als der Flut gesalzen wäre. Man fischet um Sues viele Perlenmutter, welche man zu Cairo für Austern isset, und andere Arten Muscheln, die alle einen Übeln Geschmackha« ben. Nachdem ich die dortigen Felder so wohl osi.als weft warts durchgestrichen hatte; so that ich eine Reist von fünf ^ Ccs Tagen ^04 Reise durch Egypten. Tagen nach verschiedenen Inseln des rothen Meers, den« es ist deren eine große Menge, außcr den Klippen, welche zween bis drey Schuhe tief liegen. Diese Inseln sind roth und mit Corallengewächsen von eben der Farbe versehen. Dieses hat sonder Zweifel Anlaß gegeben, daß man dieses Gewässer das rothe Meer genannt hat. Nachdem ich alles, was meine Neugierigkeit vergnügen konnte, in die« ftn Inseln gefthen hatte, so licß ich mich auf dem Gestade an ber westlichen Seite vier Meilen von Sues an das iand setzen. Ich sahe daselbst zween Brunnen, einen mit warmem und den andern mit kaltem Wasser, welche die Araber die Augen Moses nennen. Etwas weiter von hier Hegen Süden ist nach den alten Nachrichten der ieute im lande der Ort, wo die Ijraeliren durch das rothe Meer gegangen sind. Man nennt ihn das Meer pharaons und Mosis. Ich finde keine Schwürigkeit dieses zu glauben, so wohl weil das Meer hier nicht sehr breit ist, als auch wegen der zwo Felsenspitzen die man daselbst in Nor« den und Süden siehet und welche man für Beelzephon und Magdalon halten kan, deren die heilige Schrift ge« Henket. Da ich weiter zu Sues und bey dem rochen Meere nichts zu sehen, und der Herr Charaibi dort weiter nichts zu verrichten hatte, so reiseten wir wieder nach Cairo zurück und kamen daselbst den 22sten des Weinmonats nach einer Reise von sechs und zwanzig Tagen an. Das Reise durch Egypten. 405 Das eilsie Capttel. Die Stadt Mansure. Capelle der Latone. Der See Menslet. Fischcrcy in diesem See. Damiate. Rosette. D en i9ten des Wintermonats reffete ich von Cairo nach Damiate und stieg unterwegens verschiedene mahle an das iand um Kräuter ;u lesen. Ich sahe auf den Feldern die Schutthaufen vieler alten Städte, so wohl indem Delta, als dem lande Gejsen, welches die Araber Char-kia oder die östliche Provinz nennen. Ich hielte mich etliche Tage in der Stadt Manjure, welches die siegreiche bedeutet, auf. Diesen Namen hat sie bey Gelegenheit der Niederlage angenommen, welche KudevriZ der Heilige hier erlitten hat, und worin sein Bruder der Graf von Ar« tois geblieben ist. Dieser Ort treibt starken Handel, und man macht daselbst viel Salmiac. Die Einwohner sind sehr leutseelig, und insonderheit die Officiere der Ianitscha-ren und der Azabs, die sich hier in großer Anzahl befinden. Die Schönheit des landes und die Güte des Himmelsstri» ches ziehen sie dahin. Die Handlung zu Mansure beste« het in ieinwand, Flachse, ieder, Wachs, Reiß und Sal« miac. Vier Meilen von Mansure ostwärts siehet matt' die Schutthaufen der Städte Thmuis und Butte. In dieser findet man auch noch die Capelle der Latone, wo das berühmteste Egyptische Orakel war. Diese Capelle «ar in einem Tempel, welcher ganzlich zerstöret ist; sie ist C 3 aus 4o6 Reise durch Egypten. aus einem einzigen Granitsteine gemacht, und ruhet auf ei« nem Fußgestelle, das gleichfalls aus einem einzigen Steine bestehet. Sie hat zwey und dreyßig Schuh in der Höhe, sechszehen in der Breite und zwölf in der iänge. Das Dach welches aus eben dem Steine bestehet, der wie Dia» manten spitzig gehauen ist, hat vier Schuh in der Dicke. Zur rechten und linken dieser Capelle siehet man einige Fußgestelle, die demjenigen, worauf sie ruhet, ähnlich sind,und um dieselbe erblickt man etliche Stücke von zwoen andern Capellen. Hieraus laß sich muthmaßen, daß dieselbe der Diana und dem Apollo gewidmet gewesen sind. Von Butte bis nach Mansure findet man viele Schutthaufen von alten Städten und einige zertrümmerte Säulen von sehr schönem schwarzen Marmor. Zwo Meilen westwärts von Mansura findet man elnen Haufen großer Quadersteine von Granit und Mar< mor,und unter denenselben viele Stücken von Säulen. Die« ser Haufen hat dreyhundert und dreyßig geometrische Schuhe im Umkreise. Hier stund vorzeiten «in Tempel der Isis. Die Araber nennen ihn das steinerne Haus wegen der großen Menge Steine, die dort befindlich sind. Weil ich zu Mansura und in den umliegenden Ge« genden nichts mehr zu sehen hatte, so reisete ich von da nach Men'sler.Ich verrichtete diesen Weg auf dem Canal, welcher zuManjura anfängt, und mich eine viertel Meile ober« halb Menslet führete. Dieser Canal, an welchem zur «echten und linken ein und vierzig Dörfer liegen, theilet sich Hi/5 , in Reise durch Egypten. 407 in fünfArme. Vier von denselben verlieren sich in den Feldern und der letzte vereiniget sich mit einem andern Canale,der sich in einen Teich bei peluft ergießet. Mensler liegt eilf Mei» len von Mansina; seine Einwohner und die von etlichen scchszig Dörfern, die dazugehören, säen nichts als Reiß. Und obgleich die Erndten insgemein gut sind, so werden doch diese armen ieute von den Eigenthümern der Dörfer so sehr gedruckt, daß sie kaum so viel übrig behalten, um ein halb Jahr davon zu leben. ' Eine Italiänische Meile von Mensler ostwärts fange der See an, den man bald von Menslec, bald von Ta« nis, bald Beheira benennet. Er ist zwey und zwanzig Meilen lang und seine gröste Breite beträgt acht. Zu der Zeit, wenn der Nil anwachset, tritt er aus und macht gleichsam drey große Ströme, die sich in das Meer ergie< ßen. Diese nennt man die Mündungen von Mendes, Tanis und f)eluse, und diese Mündungen trocknen einige Zeit nach der Ueberschwemmung aus. Dieftr See, wel« cher der gröste in ganz Egppren ist, fängt dichte bey Da« miare an, und hört etwas oberhalb pelust auf. Er lauft von Osten nach Westen und ist von dem Meer nur durch ein sandigtes Gestade abgesondert, welches eine halbe Meile breit ist. Es ist dort eine einträgliche Fische« rey, welche für vierzigtausend Piastern verpachtet wird. Das Einsalzen der Fische geschieht auf einer Menge kleiner in dem See befindlichen Inseln, und die Bottarga" Cc 4 wird " * emgelalzener Fischrogen/ eiu Gerichte, das zum Trinken reize. 428 Reise durch Egyptett.' " wird gleichfalls dort gemacht. Der gröste Theil dieser g> jalzenen Fische wird von den Syrern und den Arabern in Libyen abgeholet. Die Fischerey wird auf verschiedene Art verrichtet; allein die besonderste und zugleich die merkwürdigste ist diejenige, welche mit dem Vogel geschieht. Zöcnn die Fischcr ein langes Nch, welches in die Krümme gezogen wird, auß-gcstellet haben, so lassen sie in dem See zween Pelicanen herum schwimmen, welche sie zahm gemacht und denen sie , Nacbdem ich auf diesem See vier Tage lang herumgestrichen war, begab ich mich nach Damicue. Diese Etüde isi eine von del« grösten und schönsten nach Cairo ,md einer von den vornehmsten Handelsplätzen in Eyyprcn. Dic Griechen, von denen slch hier vierhundert Familien befinden, treiben fast alle die Handlung. Den Franzosin, die dort anlanden, wird jetzo weit besser begegnet, als esvor-mahls geschahe. Diese Stadt wird auf der Secseite von zweyen vier/ eckichten Schlössern, die in schlechrem Stande sind, bcdeckl. Das eine liegt auf der östlichen und das andere auf der westlichen Seite des Nils, welche mandiepathmctische nennet. D ie Griechen sagen, daß Ludcwig der Heilige das auf der östlichen Seite habe bauen lassen. Nach«, dem ich Damiare und die umliegenden Gegenden besehen hatte, reiscte ich nach Rosette. Ich war zwanzig Tage unterwea/ns, welche ich mit Kraulersammlcn zubrachte. Rosette, welches einige Schriftsteller unrecht für N7e, tellis gehalten haben, ist neun Meilen davon entfernt. Dieser Ort liegt an dem westlichen Ufer des Nils, und ist nach Damiare die beste Handelsstadt in Egyprcn. Ihre vornehmste Handlung bestehet in Flachs, baumwollener ieinwand, Reiß, leder und Wachs. Die Franzosen ha" ben sieben Häuser und einen Vice-Consul darin. Es liegt daselbst gleichwie in allen andern Grenzplätzen eine Besatzung, die ein Ausschuß aus den sieben' verschie« denen Haufen der Truppen dieses Königreichs ist. Ein« 4ic> Reist durch Egypten. Eine halbe Meile von der Stadt liegt ein Schloß, und etwas weiter gegen die See ein anderes, dessen Mauren, Geschütze und Besaßung schlecht beschaffen sind. Ein wenig unter diesem andern Schlosse theilt sich der Nil in zween Arme, von denen einer nach Osten und der andere nach Westen gehet, und machen in ihren Mündungen, welche die Canopische heißen , eine so genannte Bogas oder Sandbank über welche es höchst gefährlich zu fahren ist, wenn das Meer nur ein wenig von dem Nordwinde be« weget wird. Auf dem Wege von Rosette nach Alexandrien findet man einen großen Canal des Nils , über welchen man im Winter mir Fahrzeugen gehet, und der im Som-mer trocken ist. Zwo Meilen von dort siehet man Be» tiers, welches für das alte Canope gehalten wird. Von Bekiers bis Alexandrien gehet man über Schutt« Haufen. Das zwölfte Capitel. Beschreibung von Alexandrien Dcr See Mareo-tis. Thurm der Araber. A lerandrien, welches unter den prolomäern und den Römern die Hauptstadt in Egppten war, und so viele prachtige Tempel und Palläste hatte, liegt seit lan« ger Zeit in seinem Schütte begraben. Es stehen noch ei« nige Mauren und große Thürme davon, die aber unten schon sehr verfallen sind. Die Baukunst daran ist weder Reise durch Egypten. 4 >, der Griechisih noch Römisch, woraus sich muthmaßen laßt, daß sie von den Saracenen gebauet wordm sind. Jedoch ist wegen ihres doppelten Hafens der Handel daselbst in einem blühenden Zustande. Der alle ist für die Schiffe der Unterthanen des Groß-Sultans bestimmt, unh der neue stehet den Europäern offen. Die insgemein, so genannte Säule des pompcjus und ein noch stehen» der Obcliske nebst einem andern, der umgefallen ist, ma-chen die einzigen Dinge aus, welche zu Alexandria« die Aufmerksamkeit der Neugierigen verdienen. Der Theil der Stadt, welche an dem alten Hafen liegt und sich bis an den neuen erstreckt, ist an dem Orte gebauet, wo ehei mahls Racotio stund. Südwärts von dem Neuen Hafen siehet man ein Vorgebirge, welches die alten wegen eines dem Neptun daselbst gewidmeten Tempels possi, dium nannten. Marcus Amonius verlängerte dieses Vorgebürge durch einen schönen Damm, an dessen Ende er sein Vmonium bauete, wovon man noch die prächtig gen Ueberbleibsel zur Zeit einer Windstille sieht, weil die' ses Gebäude so wohl als der größeste Theil dcs Damms in den Wellen begraben liegt. Von allen alten Gebäuden zu Alerandrien haben sich die Cisternen am besten erhalten. Diese werden alle Jahre mit Waffer aus dem Nil angefüllet, welches ein Canal, den man Cleopacrens Canal nennt, und der zwo Meilen von Rosette anfangt, dahin führt. Dieß ist das einzige Wasser das man zu Alexandrien hat. Wenn der Nil sehr gefallen ist, muß solches von Rosette gehohlet werden. Die 4 t 2 Reise durch Egypttls. Die Einwohner zu Alexandria belaufen sich auf vierzehn bis fünfzehn tausend, die alle starke untersetzte teute und dabey aufrührisch und im höchsten Grade diebisch sind. Außer den Franzosen und Engländern, die dort einen ansehnlichen Handel treiben, siehet man daselbst viele Griechische Kaufleute und Juden. Es kommen alle' Jahre einige Vcncrianijche Kauffahrer dahin , welche sich unter Französischen Schuß begeben. Die alten Kirchen des heiligen N^arcus und der hei« llgen Catharine sind sehr herunter gekommen. In dieser halten bie Griechen, in jener die Copren ihren Got« tesdienst. Die Franciscaner in dem gelobten lande haben in dieser Stadt ein Haus zu Beherbergung der ihrigen und verrichten daselbst, so wie in andern Oertern in Sgypccn den Gottesdienst in der Französischen Capelle und Pfarre. Das land um Alexandrien ist überaus niedrig. Das einzige woran die Seeleute dasselbe nach dem Thurm der Araber, welcher nur zwölf Meilen westwärts davon liegt, zu erkennen vermögen, ist die Säule des Pompe« jus- Daher sind die Schiffe oft genöthiget nach Cypern und zuweilen nach Syrien zu gehen , wenn es in dem iande neblicht Wetter ist. Um Alexandrien und weit davon giebt es wcder Holz noch Weide. Das iand ist mit Sande bedeckt, und es wachsen kaum einige Dattelbaume darin. Man kan sich mit Recht verwundern, daß Alexander zu Erbauung einer» so großen Stadt einen Ort ^ erwäh- Reist durch Egypten. 413 erwählet habe, wo es den Schiffen so schwer fällt zu lan« den, und welcher an Waffer, Holze und überhaupt an allen zum leben nothwendigen Dingen einen Mangel hat. Aber man muß sich noch mehr über die prolomäer ver, wundern, welche so große Unkosten angewandt haben, um diese Stadt so ungemein zu bevölkern und ihr den grö? sten Ueberftuß an allen Dingen, de^ auf. der Welt möglich war, zu verschaffen. < ^ < Südwärts vonAlerandrien ist der See l17areotw, welcher zehen Meilen in der länge von Osten nach Westen, und vier in der Breite hat. Er bekommt sein Waffer aus. dem Nil zu der Zeit der Ueberschwemmung, und ist vier bis fünfMonate im Jahre trocken. Am westlichen Ende diejesSees siehet siehet man den Thurm der Araber, welchen die Einwohner das Schloß Abuzir nennen. Es ist in der That ein viereckigtes Schloß, welches achtzig Schuhe hoch ist, und seine Vordertheile haben jeder zweyhundert und fünfzig Schuh in der Breite. Es ist von sehr schönen gehauenen Steinen gebauet und die Mauren sind Vierzehen Schuhe dick. Eine Viertelmeile von diesem Schlosse stehet ein Thurm , der unten viereckige und oben runo ist; und sechs Meilen da« von ist ein anderer westwärts, aus dessen Mauren man noch die Ueberbleibsel einer Arabischen Inschrift siehet. Alle diese Gebäude verfallen ganz und gar. Nachdem ich ganz Egypten voll Süden nach Nor« den und von Osten nach Westen durchgewandert hatte, 5 1 reist. 4»4 Reise durch Egypten. reisete ich nach Cairo zurück, allwo ich den Lten Merz anlangte. Und weil ich weder in Ansehung der Pflanzen und Materialisten« Waaren, noch der Salze, Fische und Thiere etwas mehr zu sehen hatte; so suchte ich eine Kennt, niß von der Scaatsvcrfajsung dieses Königreichs zu er« langen. Das dreyzehendeCapitel, Von der Staats ocrfaffung l° Egypten. /Ägypten ward Jahr 1517 von dem Türkischen Kayser V^ Selim dem Thoman Bey abgenommen, welcher der lezte Sultan aus dem Geschlechte der Mammelucken war.Der Groß-Sultan läst es durch einen Baffa,vier und zwanzig Beys und sieben Hausen verschiedener Truppen regieren, ohne deren Gutachten und Einwilligung der Bassa nichts thun kann. Er tritt seine Bedienung im Herbstmonate an , welches der erste in dem Coptisihen Jahre ist,und der Groß'Sultan schickt ihm all^Iahre gegen dieselbe Zeit einen Befehl zu, kraft dessen er in seinem Amte entweder bestättigt oder entlassen wird. Er wohnt in dem Schlosse zu Cairo, und hält dreymahl in der Woche, nämlich am Sonntage, Dienstage und Donner» stage Divan oder Großen Rath, welchem auch dieHeye und die Agas der obgedachten Truppen beywohnen. Obgleich die Anzahl der Beys auf vier und zwanzig fest gesetzet ist; so ist dieselbe doch niemahls vollständig. Der Bassa, welcher das Recht hat,sie zu ernennen, macht si« Reist durch Egyten. 415 sich die Besoldung derjenigen, welche fehlen, zu Nutze. Dieselbe beträgt täglich fünf hundert Aspern, welche achtzehen Pfund fünf Sols an Französischem Gel. de machen; und tausend, wenn sie etliche Feldzüge zum besten des Staats gethan haben. Es kostet einem, wel« cher Bey werden will, zwanzig oder fünf und zwanzig Beutel, jeden von fünfhundert Thalern. Von den sieben Haufen Truppen dienen zween zu Fuße, nämlich die Ianitscharen und die Azabs. Die übrigen fünfe sind Reutercy, und heißen die Jumelis, die Tufekgis, die Cheraksas, die Mettefarracas und die Chaoux. Die Ianitscharen sollen zwölf tausend, die Azabs achttausend und die Reurerey zwanzigrausend Mann stark seyn, alles zusammen aber eine Macht von vierzigtausend Mann ausmachen. Allein es fehlet mehr als die Hälfte daran, und die Ossiciere nehmen die Besoldung des Abganges zu sich. Das Fußvolk liegt zur Besatzung in dem Schlosse und der Stadt Cairo; die Merrefarracas halten die übrigen Schlösser, als zu Alerandrien, Rosette u.s.w. besetzt. Die Iumelis, TufekZis und Chcraksts sind in dem ganzen Königreiche verleget um bey den BeyS und Statthaltern der Provinzen Dienste zu thun. Die Chaoux werden gebraucht um aufdie dem Schatze desGroß-Sultant zufallende ungewisse Einkünfte acht zu haben. Das Königreich wird in Cachefiis oder Provinzen eingetheilet. Die Statthalter werden Cachefs und die Her, 4l6 Reise durch Egypten. - Herren der Dörfer Meltczens genannt. Alle diese Ca» chefs und Meltezens sind an die Aussprüche der Regierung zu Cairo gebunden. Ein jeder Meltezen oder Herr eines Dorfes muß vierzig Tage vor seinem Tode sein Gut entweder verkauft oder an eine« andern abgetreten haben. Wenn dieses nicht geschehen ist, so fallt solches dem Groß-Sultan Kraft des Rechts, das er hat der verstorbenen Gü> ter einzuziehen, anheim. Man zählet in dem Königreiche ohngefähr dreytausend Dörfer und zwölftausend Moscheen mit Minarets (das sind Thürme ohne Glocken, von denen das Volk zum Gebete gerufen wird). Es giebt wenig große Städte in dem ian« de. Cairo, Rosine, Alexandria, Damiace,Mahalem und Girge smd die vornehmsten. Egypcen tragt dem Schatze des Groß Sultans zehen^ tausend Beutel ein, welche funhehen Millionen französischer Pfunde ausmachen, und überdem bekommt er zweymahl hundert und sechs und neunzig tausend sieben» hundert Maaß Getreide, davon zwey drittel in Weizen und das letzte in Gersie oder Hülsensrüchten bestehen. DaS Maaß wiegt zwey hundert und fünfzig Pfund, zwey und dreyßig loth auf ein Pfund gerechnet. Von zehn tausend Beuteln bekommt der Groß-Sultan nur zwölf hundert. Das übrige gehet zu Bezahlung der Soldaten und^zu Unterhaltung der Stadt Mecka auf. Außerdem werden ihm noch zwölf hundert Centner Zucker und sieben hundert Maaß linsen geliefert. .!i, ^ Außer Reise durch Egypten. 417 Außer diesen Einkünften, welche von dem angebaue« ten tande bezahlt werden, hat er noch die Zölle und viele andere Nutzungen, welche der Bassa für vierzehn hundert und fünfzig Beutel verpachtet, und davon er dem Groß.Sultan nur achthundert berechnet. Sonst aber hat der Bassa weder Gewalt noch Freyheit in Lgypten. Die Beys und die Truppen haben alle Macht in Händen. Unter diesen befindet sich allezeit einer, der sich einen Vorzug über die andern anmaßet und dadurch ihre Eifersucht gegen sich erreget. Allein er erhalt sich in diesem Zustan. de nur so lange, als seine Feinde nöthig haben um eine mächtigere Partey, als die seinige ist , auf ihre Seite zu ziehen. Die Regierung derjenigen, die sich zu sehr erhe, ben wollen, ist kurz und das Ende traurig. Zur Zeit der innerlichen Kriege bereichert sich der Bajsa, theils, weil die Uneinigkeit unter den Truppen ihm einen Theil seiner Gewalt wieder in die Hände giebt, theils weil ihm ein an, sehnlicher Theil von dem Vermögen derjenigen, die in die« stm Kriege umkommen, zufällt, und die zu dem Ende für Feinde des Staats erkläret werden. Gleichwie die Regierung in Egypten bloß auf den Soldaten beruhet; also haben die Cadys oder Richter nicht viel zu thun. Die Entscheidung aller Rechtshändel gehöret für die Beys oder andere Kriegs^Officiere, welche Befehlshaber in den Städten sind, und ihr Ausspruch ist allezeit für denjenigen, der am besten bezahlet. ...^ Dv Ob- 413 Reise durch Egypten. Obgleich Egypten dem Türkisihen Kayser unterworfen ist, so kann man doch sagcn,daß es denMamme-lucken oder Sklaven zugehöret, von denen der gröste Theil Georgianer oder Cirkasser sind. Die Türken, welche diesen Handel treiben, lassen sie ihren Glauben abschwe-ren, ehe sie dieselben in dieses Königreich bringen. Alle Beys und überhaupt alle Kriegsofficiere sind Renegaten, und es ist was sehr seltenes einen Türken zu sehender es weit in den Kriegsbedienungen gebracht hat. Sie bege« ben sich bey den Renegaten in Dienste, welche, damit sie sich eines Theils der Unkosten, die zu ihrem Unterhalte erfordert werden, entledigen mögen , ihnen den Sold eines Ianitscharen oder Reuters verschaffen, und kurz, die sieben verschiedenen Haufen der Truppen bestehen bloß aus der Taiffe oder ieibwache dieser Renegaten. Es giebt Chayas der Ianitscharen, welche eine Wache von vierhundert Mann außer denen um sich haben, die sie in ihrem Dor, ft halten. Die Renegaten oder Mammelucken erben die Güter ihrer Herren mit den Kindern zu gleichen Theilen. Man hat angemerkt, daß diese letztern , als welche in der Wollust erzogen worden, bald nach dem Tode ihres Va« ters in das Elend gerathen, und daß sie genöthiget sind von ihren eigenen Sklaven ihren Unterhalt zu bitten, ja ihnen gar zu dienen. Man kann wohl sagen, daß kein tand in der Welt ist, worin man so viele und große Veränderungen in den Familien siehet, als in Egypten. "V Das Reise dmch Cgypten. ^jy . Das vierzehnte Capitel. Von den Thieren, Vögeln, FWen und Gewächsen in EgyptM. Von den Thieren. M an siehet in tLZypren Straußen, Gemsen, wllde Ochsen, Stemböcke, Tyger,^ Hyänen, Wölfe, Füchse, wilde Schweine, Haasen, Chamäleons, Ichneumons oder Pharaon« Mäuse, einige'Wasserpferde und eine unendliche Menge Crocodillen. Von den Vögeln. Die Vögel sind der Ibis oder der Egyptische Storch, die Nilgans, das Reißhuhn, der Saqsaq oder Zaunkönig, der Phönicopter, der Ritter oder das Was. serhuhn mit langen Beinen, der Curly (ist auch eine Art Wasserhühner) mit einem aufwärts gekrümmeten Schna«^ bel, der Reiher, der Reiher mic dem Spatel-Schnabel, der Pelican, Enten von verschiedenen Gattungen, die kleine Schnepfe, der graue Kybiß, die Kriechente, ein anderer zu dem Entengeschlechte gehöriger Seevogel, in Frankreich la Macreuse genannt, der Seerabe, der Taucher, der Quatha, eine Art Rebhühner, der Adler, der Sperber, der Weihe, der Geyer. In der Wüste des heiligen Antons giebt eS Rebhüh« ner, an andern Orten aber wenige oder fast gar keine. Um Cairo sind einige Schnepfen , aber nichts ist gem«'« ner als die Turteltauben, die hier sehr zahm sind. An Dd? Wach? 420 Reise durch Egyplen. Wachteln fehlet es in der gehörigen Jahreszeit auch niche. Ober-jkgyptcn ist im Winter voller Störche, die aus den nördlichen iandern dahin kommen und nur in den kalten Monaten da bleiben. Von den Flschen. Alle Fische in dem Nil haben einen üblen Geschmack; jedoch giebt es vier Gattungen, die von dem Wemmonate bts zum Hornung noch so ziemlich schmecken. Diese sind derPhayol, der iepidotus,dcrOryrrhynchusund derDatoe. Die übrigen sind der Bayat, der Chilen, der Chailbe, der Ebis, der Bolti, der Sakaca, der Tlrse, der Burry, der Aal und verschiedene andere kleine Fische, die von dm großen gefressen werden. Von den Gewächsen. Die besondern Gewächse sind das Schilf, worauf man schreiben kann', der Cassienbaum, vier Gattungen von Schlehenstauden »*, der Sicomor oder wilde Feigen« bäum, der Dom oder wilde Dattelnbaum, der Napeka "", de r Sassaf, welcher dem Weldenbaum ähnlich ist, der Bamuf, der Henne, womit die Weiber ihre Hände roth färben, der Saffeira, die weißen Hermodat-teln, der Alfelaje, welcher wie Dost oder Origan schmeckt, die Abelasis, welche den Erdnüssen"" ähnlich ist • Papyrus, ** Acaciä. •** Ziziphus fj-lvestrif. .•••• Siiyrinchium, Reist durch Ägypten. 42» ist und einen Geschmack wie Castanien hat; die Melukie eine Gattung von Mercurialkraut, der Co/quas oder ägyptische Aronwurz, der iotuS, eine Gattung von Nemlfar, der Abdclaovi, der Herck, verschiedene Arten von Melonen, der Achar, eine Art von gummichter und dornichtcr Wolfsmilch ", welcher Hülsen wie Sckmink« bohnen hat; der Caterraribas,eine Gattung von Coloquin« ten, der Aber, welcher dem Rosmarin ähnlich ist; der Abbas, eine Art wilder Schlehen, der Simka oder wilder Rettig. Außer den angeführten Gewächsen giebt es in diesem Königreiche noch eine Menge Granaten-Pomeranzen-Ci» tronen-Apricosen-Pfirschen- Feigen-Aepfel-Birnen-Oliven« Maulbeer-und Daltelbäume, Weinstöcke, Callafen, wel« che die Frucht Ban tragen, Tamariskenholz, Pasteten oder Wassermelonen, gemeine Melonen; Badingeans und Gurken. Man findet in dem iande weder Mandel» noch Nußbäume. Die Senesblätter, welche auS Egypren nach lkuropa gebracht werden , kommen aus Nudien. ^^^__________________^^^^^ Das fünfzehnte Capitel. Non den Mündungen des Nils/ dcn Canälen und Inscln. Von den Mündungen des Nils. D ie sieben Mündungen des Nils, wovon die alten so viel Wesens gemacht, und weswegen sie diesem Flusse Dd, -* Tithyinfüus. 422 Reist durch Egypten. Flusse den Namen 3eptemgeminu8 und 3eptemNuu« geg^. ben haben, sind noch vorhanden, obgleich ihre Canale nicht so voll sind, als sie ehemahls waren , und nicht das ganze Jahr hindurch stießen. prolomaus setzt zu diesen sieben Hauptmündungen noch zwo andre, die er falsche oder unachte nennet. Biese sind pineprimi und Diolcos. plinius setzt ihrer viere, ohne sie zu nennen; eben so machen es Diodorus und Scrabo, welche bloß sa< gen, daß ihrer viele waren. Die sieben Hauptmündungen heißen: pelusiacum, Tanincum, Mendesium, pachmeticum, Sebenni-ticum, Bolbitlnum u,ld Canopicum. Die pelusisihe Mündung, welches die erste und östlichste ist, war der Schlüssel zu Ägypten auf der Sei« ten von Palästina. Man nennet sie heutiges Tages Thine, welches im Arabischen Koch bedeutet. Auf Griechisch heißet sie pelos und pclusion. Die Taninsche Mündung liegt San oder Tanis gegen über, wovon diese Mündung deir Namen hat. Die Mendesische führte ihren Namen von der Stadt Mcndes. Die Araber nennen sie Dibe, und die p ovenzalen pesqmere. Die pachmerische, welche Her^dorus Bucoli» cum nennet, ist der Bogas bey Damiate, welcher aus dem Arme dieses Namens entstehet. Die Reise durch Egypten? 423 Die Sebenmtische ist zu Brulos; sie hat ihren Namen von Sedennims, welches jeßo Sammanul genannt wird. Die Bolbitisthe ist der Bogas oder Mündung bey Rosette, welche von dem Arme dieses Namens for» miret wird. Die Canopische ist zwischen Rosette und Bekiers. Ieho heißt s,e Alnadie. Die falsche Mündung, Diolcos genannt, liegt zwi« schen Brulos und Damiate. Die andre, Namens pineptimi, ist mit Sande verschlammet. Sie war zwischen Rosette und Brulos. Von den Canalen. Der Nil unterscheidet sich von andern Flüssen darin, daß, an statt diese beständig andere Gewässer zu sich nehmen, er dagegen über neunzig große Canale außer den kleinern in das land vertheilet, und dieses die ganze iän» ge des Königreichs herunter, d. i. von Ajsuan 'bis an das mittelländische Meer. Es sind deren ohngefähr vierzig in dem obern und mittlern Egypten, dreyzehen, die nach den östlichen, eilf, die nach den westlichen Provinzen stießen, und acht und zwanzig in dem Delta. Alle diese Canäle behalten ihr Wasser drey oder vier Monate lang, nämlich so lange der Nll hoch ist. Wenn der Fluß ansängt niedriger zu werden,so vertrocknen seine Arme all« mählig, einige früher, andere später. Dd 4 Von 424 Reise durch Egypten. Von den Inseln. Man findet ein hundert und sunsu'g Inseln in dem Nil, so weiter in Egypten fii-ßet, nämlich ein hundert von dem Wasserfalle bey Assuan bis zu der südlichen Spitze dcs Delta; zwanzig in dem Arme, der nach Damia« te, und dreyßig in dem andern, der nach Rosette gehet. Die berühmte Insel Moeroe, heutiges Tages Sai ge« nannt, liegt in Nubien. Das sichszehende Capitel. Von dem durch Kunst zubereiteten Salmiac. E s ist zu bewundern, daß die meisten und so gar hie neuesten Reisebeschreiber in ihren Nachrichten von dem Stosse, woraus der Salmiac gemacht wird, so wenig ausrichtig sind. Es ist «»gegründet, daß das Seesalz oder die Kameelpisse davon einen Theil ausmache. Er wird aus dem Schorstemruße allein und ohne einigen andern Zusatz zubereitet. Die Schorsteine, in welche,! man nichts als Kühmist brennet, geben den besten Ruß ; und aus sechs und zwanzig Pfund von diesem werden insgemein ftchs Pfund Salmiac gemacht. Unter allen chymischen Processen ist dieser einer der leichtesten, wenn man dem Feuer die gehörigen Grade zu geben weiß. Fünfzig und aufs höchste zwey und fünfzig Stunden sind genug denftlben zu vollenden. Die Gefäße, worin Reise durch Egypten. 425 worin man den Ruß thut, smd Recipients» von sehr dünnem Glase, die einen Hals haben , der funfzehon bis sechszehen iinicn lang ist und im Durchschnitte einen Zoll betragt. Sie sind von verschiedener Größe; die klein« sten halten zwölf Pfund Ruß unddiegrößesten fünfzig. Sie werden nur bis aufdreyViertelangefüllct,und dieses geschieht, um dem ^t.ffe iuft zu lassen, wenn derselbe in den Fluß gebracht ist. Der Ofen, auf welchen man diese Recipienten setzt, besiehet zuvorderst aus vier Wanden, welche an ihren Enden schnurglcich zusammen stoßen. Die an den Vorder-theilen sind zehen, und die an dcn Seilen neun Schuhe breit. Die Höhe, die allenthalben gleich ist, beträgt fünf Schu« he, und die Dicke funfzehen Zolle. In diesem Vierecke, welches die gedachten vier Wände ausmachen , sind drey Schwibbogen, die eben so lang als dieses Viereck sind. Sie stehen zehen Zolle von einander, und halten zwölfe in der Dicke; ihre Höhe aber betragt drey Schuhe und acht Holle. Die Mündung des Ofens ist länglicht rund und in der Mitte des einen Vordertheils. Sie hat zween Schu« he vier Zolle in der Höhe, und sechszehen Zolle in der Breite. Man stellet die Recipienten zwischen die Schwibbo« aen des Ofens, welche einen Rost formiren. Vier Reci« ficnten sind zwischen jedem Schwibbogen, welches zusam« men sechszehen ausmachet. Sie stehen ohngefahr einen halben Schuh von einander; man leget um dieselbe einige Stücke Ziegelsteine und Erde, und lasset den obersten Theil Dd 5 des 426 Reise durch Egypten. des Gefäßes bis auf vier, den untersten aber bis auf sechs Zolle hoch unbedeckt, damit das Feuer allenthalben durch, dringen und die Gefäße so wohl oben als unten erhitzen könne. Wenn dieses alles so eingerichtet ist, macht man an« sanglich ein Feuer von Stroh und fahret damit eine Stunde fort. Hernach wirst man Kühmist darin, welchem man die Form vicreckichter Rasen gegeben hat. Diese machen ein Feuer, welches zweymahl so hefftig als das erstere ist. Man last es funfzehen Stunden lang brennen und vermeh« ret es funfzehen andre Stunden hindurch beträchtlich. Hernach wird es allmahlig vermindert, wobey jedennoch zu beobachten ist, daß man es so, wie es im Anfange war, erhalten muß. Wenn der in den Gefäßen enthaltene Stoff wohl durchgehitzct ist, d. i. wenn er sechs bis sieben Stun« den gekocht hat, so gehet einsehr dicker und sehr übel riechen, der Rauch davon während funfzehen Stunden. Vier Stunden hernach siehet man das Salz, welches in weißen Blumen aufsteiget, die sich inwendig in dem Hülse des Ge» fäßes setzen. Diejenigen, welche diesen Proceß verrichten, müssen von Zeit zu Zeit ein kleines spitziges Eisen durch den Hals der Gefäße stecken, um den blaulichtcn Dampf frey herausgehen zu lassen, der aus dem Gefäße beständig aufsteiget und erst nach geendigtem Processe aufhöret. Das D ^s^ie Gewohnheit Hühner, Enten und Gänse durch die ^^ Kunst auszubrüten ist, zufolge den Nachrichten deH Diodors aus SiciKen, sehr alt. Die Egyprer allein wüsten, wiser meldet, dieses Geheimniß, und uns sind auch heutiges Tages kelne andere, als sie bekannr, beyde« nen dasselbe gebräuchlich wäre. Die Einwohner eines zwanzig Meilen von Cairo im Delta gelegenen Dorfes, namens Berme, sind in dem Besitze dieses Geheimnisses; die Eltern lehren es ihre Kinder und verbergen es vor den Fremden. Die Eigenthümer der Oefen, worin man die Hühner ausbrütet, müssen sich des Beystandes eines o« der zwccner Einwohner voll Berme bediel«», welche sich ihre Mühe gut bezahlen lassen. Die Oefen haben zwey Stockwerke und bestehen aus acht und zwanzig kleinen Zellen, (einige haben mehrere, andere weniger,) in welche man die Eyer leget. Um diese Zellen ist eine Höhlung, welche sechs Zolle in der Breite und zween Qucrfinger in der Dicke hat. In dieselbe thut man das Feuer, wodurch der Ofen erhitzet wird. Diese Höhlungen sind oben an den untersten Zellen, so daß das darin befindliche Feuer beyde Böden zu erhitzen dienet. Derjenige, welcher die obersten und untersten Zellen von einander scheidet, ist von Schilf gemachet, der mit Küh« miste 428 Reise durch Egppten. miste belegt ist. Die Wände bestehen aus Steinen, die am Feuer und nicht an der Sonne, wie Vanslcd meldet, gebacken sind. Man legt die Eyer in den untersten Zellen auf eine Matte, so daß eines neben dem andern liegt, wobey zu beobachten ist , daß man in der Mitte einen leeren Platz lasse. Das Feuer, dessen man sich bedienet, wird mit Rasen von Kuhmiste angemacht; man braucht es aber nicht cher, als bis die Rasen halb durch die Glut verzehret sind. Del Aufseher der Brut steiget alle Tage durch ein iufcloch, welches von den untersten Zellen zu den obersten geht, zu dem Orte, wo die Eyer liegen, herunter. Er stellt sich in den in der Mitte gelassenen leeren Raum und nimmt die Eyer weg, welche senkrecht unter den Höhlungen, worin das Feuer ist, waren. An deren Stelle legt er die davon entfernt gewesenen und suchet allen eben denselben Grad der Wärme zu verschaffen. Den achten Tag steigt er von neuem herunter und besichet bey dem iichte alle Eyer, um die unfruchtbaren weg« zuwerfen. Wenn er dieses gethan hat, so giebt er ihnen zum letzten Mahle Feuer. Sechs Tage hernach leget er die Hälfte dieser Eyer in die obersten Zellen, und öffnet oder verstopfet den Eingang und die lufllöcher solcher Zellen, nachdem das Wet« ter beschaffen ist, d. i. er vermehret oder vermindert die Wärme, indem er diesen Zellen iust giebt oder nimmt. Den ein und zwanzigsten Tag ist die Ausbrütung vol« lendet, und man siehet alle diese Küchlein in den Zellen herum laufen. ENDE. Register der merkwürdigen Sachen. A. bali, eine der vier Haupt« sccten derMahomethaner Aberglaube der Wilden in Acadien. 26c) ?c. Abgörrerey der altenPerua- ner ll Aborcux, Damme in Acadien um die Moraste auszutrocknen 2Ol):c. Abuzir Schloß, oder Thurm der Araber, Beschreibung desselben 41z Acadien s. Neu - Frankreich Acheron, die Griechischen Poeten haben diesen Na« men einem Canal in E-styptcn gegeben 5K8 Ackerbau wird im Spanischen America versäumet 86 Acomas, eine Art Bäume in Peru i5 Adler, sind in Acadien sehr gemein 236 Adribe, eine alte Stadt inEgyPten 360 Alerandrien, dessen vor. mahlige und jetzige Be« schaffenheit, 41c) :c. hat starken Handel, 411 ic. liegt in einer niedrigen und schlechten Gegend, 4111c. AlZonquins, eine Nation von den Wilden in Acadien, wird beschrieben zoo Alvarado Don Pedro gehet mit einemHaufenSpanier zuerst über die Cordilleras 25 Ambato, ein Handelsort in den Cordilleras, 4z Amru-Abcn-Elaas, der eine Stifter von Cairo, 377 Anana, eine treffliche Frucht in Quito, 85 Ameopolis s. Rous. Anrinopolls s. Chek Ab-bade. ApHllinopolis s. Utfu. Araber^ wo sie auf die nach Mecka gehende Caravane lauren, 399 Arenal Register. Arenal, ein Hügel auf den Cordilleras,wo viele Spa» nier umgekommen sind, 36 Arica, ein Ort in Peru, hat Häuser ohne Dächer 26 Armadill s. Laru. Arsinoe, ehemahlige Stadt, daraus Fäioum entstanden ist, 382 Askim, f. englisthes Rleid der Mönck)e. Afsena, eine Stadt in Egy-pten, ,5s) ?r. Acakualpa, König von Peru, 91 Atlantis des Plato, deren Ueberschwemmunq, 127 :c. Augenkrankheiten sind gemein in Egypten 32z Augustin von Zarate hat untersucht, warum es in Peru nicht regne 25 Aurra, Pyramiden :c. daselbst 392 Ausbrycung der Hühner in Egypten durch die War« me, 427 :c. Azabs, eine ArtEgyptischer Soldaten, 4,5 B. Babplon, aus dessen Steinhaufen ist Cairo erbauet, 377. wird belagert und erobert 377 Bär, von selbigem hae «in Wilder schon in derFer. ne die Witterung, 241 Bären, wie sie den Winter zubringen, 241 Baljaholz, 14 Bank, die große bey Terre neuve, wo der Stockfisch gefangen wird, 1841c. Bart, haben die Wilden in Acadien nicht, 28l Bassa und vier und zwan» zig Beys führen in E« gypten die Regierung, 4l4ic.lc. Diese letztem und alle Kriegsofficiere sind Renegaten 418 Baumenccn, eine Art Vögel in Acadien, 2;5ic. Bayesenne s.Chidouewn. Beaubassln, eine Pfiatz. statt in Acadien, 2Q4?c.lc. Begräbnißhöhlen in E» gypten bey Girge, 333.eine schöne bey Harie, 334 ;c. noch andere 336 340.360. 375 Berme, ein Dorf in Egypten, dessen Ein. wohner das Geheimniß wissen die Eyer durch die Kunst auszubrüten, 427 Biber, wie sie geschossen oder gefangen werden, 244 Register. 2441c. :c. deren Eigen» schaften werden beschrieben 245 ic. lc. ihre künstlich gemachte Wohnun« gen, 247 :c?c. Treue de-rer, di? sich paaren,gegen einander, 249. wie sie das fallende Wasser in den Flüssen stauen, 249« :c. versehen sich mit Holz zur Nahrung auf den Winter, 252 Bier machen sich die Einwohner Acädiens aus Tannenknospen 206 Bimssteine, Felsen davon, 93 Birbe, ein alter Tempel wird beschrieben, 335 :c. Biscayer, deren Abkömmlinge sollen die Eequimos seyn ^ 305 Blurgeschwure, gefährliche bringt der Herbst in Egypten mit sich 328 Bogenschützen, fertige in Acadien, 304 Bogota, ein Fluß, macht den höchsten Wafferfall in der Welt 123 Borrarga, 'eingesalzener Fischrogen 407 Breite, wie Herr Bouguer sie auf der Reise durch die Cordilleras beobachtet 112 zc. :c. Brodt der Egypter von großer Hirse 324. Brücken, besonderein den Cordilleras, 123 lc. Brunnen, s. Josephs, brunnen. Ein besonde» rer in Egypten, 361. Zween andere, welche die Augen Moses genannt werden 404 Brutofen in Egypten wer« den beschrieben 427 Bulak, eine zu Cairo gehörige Vorstadt, 379 Bucre, eine im Schutt vergrabene Stadt, 405 C. Caches heißen die Statt» Halter in Egypten, 4,5 Cacbeflis, darin wird E« gyptm eingetheilt, 415 Cairo wird beschrieben, 376 lc. lc. bestehet aus drey Städten, 377. iag? und Grösie 1)ieser Haupt» stadt Egyptens, 379. Canal bey dieser Stadt 380. Gebäude daselbst,«, ihre Beschaffenheit, 3^0 n.:c. Große Freude da« selbst Register. .' ftlbst bey Eröffnung des Canals 331 Hanäle, über neunzig qroße hat der Nil, darin er sich , ergießet 42z Canope, ehemahligeStadt, jeßo Betters ^ 410 Caracas, eme Bey in Peru F. so Cargavirasso,ein Berg in Peru,stürzt zumTheil ein, 98 Caribu oder Rennthier in Acadien, Jagd des' selben 244 Caron, ein Schloß oder Pallast in Egypten,wird irrig für das labyrinth Möris gehalten, 333 :c.lc. Caymans oder Crocodillen sind häufig in America, 32 Chaperons, was sie seyn Charaibi, ein Officier der Ianitscharen in Egypten, und vielleicht der reichste Mann im ganzen Türkischen Gebiete. 397 lc. Charaporo,eineColonie in Peru 8 Chiama, eine Bildsiulc in Egypten, 347 Chiboueton, ein Hafen auf der Acadischen Küste, lI2 Chimborasso, ein sehr ho, her Berg in Prru ^^ Chlrimoya, eine schmackhafte Frucht in O.uito,85 Choco, iandftl^aft in Ame« rica, darin regnet es be« ständig 25 Choussalong oderCorasson de Barionuevo, ein hoher Berg, Beobachtung der Academisten auf demsel« ben 77 Cisiernen,dadurch wlrd Ale» xandrien mit Waffer versehen 4,1 Cocunucu, ein verloschener Volcan in Peru 75 Colidri , ein sehr kleiner und schöner Vogel in Aca« dien 2?7lc. Colzim, ein Berg in Egy« pten 3^5 369ic. Coptischer Bischof zu Faioum < 90 Copnsches Jahr fangt mit dem Herbstmonate an 4'4 Coprische Priester, deren Unwissenhelt 354 Corallcngewachsi, viele am Ufer des rothenMeers 369. imgleichen auf den Inseln des rothen Meers Cordil- Register. Cordilleras, Gebirge mA-nierica, deren 5age, 24. Strong, die von selbigen in das stille Meer stießen, sind Regenbache, z l. Be« sckwerlicheReise über selbi, ge, 5z lc. Wie man durch selbige kommt, 55. formi« ren zwo Reihen Gebirge, zs lc. Seitenadriß davon, 40.152. schöne Ge« gend innerhalb derselben 42 lc. Weg über selbige, 74. sind bald niedriger, bald höher, 79. darin giebt es viel Gold, 8« Cocopari, ein Volcan in Peru, 6i:c. 155. entzündet sich, 77. seine Beschaffenheit, 89 lc letzte Entzündung, 94. ,07. plötzliche Ergießung IO7 :c. Copa,eine schädliche Spinne in Peru, iZ4 :c. Creolen, was sie seyn, 140 Crocodillen in Peru «34 Crocodillenfte 3ll3 Crocodllopolis s. Ar<^ D. Damiate, Stadt in Egy» pten,wird beschrieben,4og Dampfklistier, dessen Ge<- brauch bey den Wilden in Acadien 293 Dandera, ein Dsrf in Eqypren, ehemahls Ten« tyris, 33? Darien Meerbusen von 80 Datteln, daraus wird vieler Wein gemacht, 34l Daule, Fluß, bey dessen Mündung Guajaquil liegt 31 Dauphin, ein Fluß bey Port Royal 22c) Degras, ein besonderes Gebäude in Acadien um den Stockfisch zu trocknen 192 ;c. Deir Anna,Deir Berdec, Deir Bakite, drey zerstörte Klöster in Egypten, 365 Deir Emmelac,ein Kloster 33l Deir ^>abubacome, ein Coptisches Kloster, 35» Deir Labial, auch ein solches Kloster, 392.394 Delphinen verfolgen die anderen Fische 40z Delra, ein Theil von E« gypten 32a E« DHN- Register. Donner sehr schwacher auf einem hohen Berge,52.lc. Donner und Stürme spüret man in einer gewissen Gegend von Peru gar nicht 26 Dreykirchen, ein Kloster in Armenien 87 Dura s. Hirse. Durchlauf, gewöhnliche Krankheit in Egypten zu gewissen Zeiten, 329 E. Hgypcen, dessen iage, 320. Fruchtbarkeit, 320:c. A-ckerbau daselbst, 322. Nahrung ver Einwoh« ner, 324. Art des Erd« reichs, 324. ob es daselbst regne, 326:0« Beschaf« fenheit dortiger tuft und Krankheiten, die daselbst regieren, 328 :c. wird ganz von Gebirgen eingeschlossen, 353. wird von Selah - Eddin erobert, 378. bestehet aus vier und zwanzig Provinzen, 382. kommt unter die Herrschaft der Türken, 414. Türkische Regierung da« selbst, 414. :c. Kriegsmacht und Besahung in diesem Königreiche, 4^. dessen Größe und Ein« künfte, 416 :c. Gewalt der Türken darin wird durch die Mammelucken eingeschränket, 418. merkwürdige Thiere und Gewächse in demselben, 419 :c. Ägyptische Früchte und Eßwaaren sind unschmackhaft gzQ Eichhörnchen fliegende in Aeadien werden beschrieben, 239 Klend ist schwer zu fangen 242 :c. bekommt die fallende Sucht und heilet sich selbst, 243 Englisches Rleid der Mönche in St. Antonsund St. Pauls-Kloster in Egypten 368.371 Amen Königliche oder z,2> to8 regle« genannt, 17 Anten, die aufden Bäumen hecken, s. Baum-emen. Erdbeben erschreckliche in Peru, 97 :c. ob die Zeit derselben voraus bestimmet werden kann, s. Scerndemerkunst. Arde in Peru bestehet aus ver- Register. verschiedenen Schichten, die sich durch die Farben unterscheiden, 88 :c. Ursache davon wird untersu- ' chet, 88 :c. j^ridy, ein Dorf, berühmte Schlange daselbst, 358 ikrz ist wenig um Quito 79 Asthesaii, eine Mahome-thanische Secte, 379 Hsquitttos, ein wildes Volk in America 300.305 Aydechsin große in Peru sind nicht schädlich 19 Oyer nehmen die Aeadier den Vögeln 236. lc. F. Faiomn, Egyptische iand-schaft undHauptstadt darin, 332 ic. Fruchtbarkeit der Provinz, 387 Farben-Ingredienzen in Peru 43 Fachimiten, regierende Familie in Egypten, 377 Federvieh, sonderbare Art in Egypten daffelbe aus« zubrüten 427 Felle bereiten die Wilden von verschiedenen Thie-«en 252 Ee 2 Feuerjpeyende Berge in Peru. Einige Anmerkungen darüber. 107. i^g Feuillee des P. unrichtige Ausmessung des Berges Pico 63 * Fische, mancherley Arten derselben in Egypten,42o Fistherey der Acadier vor« theilhafte, 228 :c. einträg« liche in Egypten, 407. und besondere eben da» selbst mit zween Pelica-nen, 4O8. wird auch durch die Delphinen befördert, 408 Fleckfieber regieren zu ge« wissen Zeiten stark in E-gypten 323 Fleisch ist sehr wohlfeil in Quito 42 lc. Flicgenvogel s. Colibri. Flügelwildprec, artige Jagd mit selbigem in A-cadien, 226 Fosthah wird von Gervar erobert, 376.«. neu ge/ bauet und Kahera genannt 377 lc. Früchte die Europäischen sind in Quito nicht von der Güte als in Europa und Ursache davon 85 Fuß- Register. Fußvolk Türkisches in E-gypten 415 Galinasso, eine Art von Raben in Peru 17 Gau, ein großes Dorf in Egypten, Beschreibung der Alterthümer daselbst 35? Gaukler oder Wahrsager der Wilden in Acadien, 269 :c. Gayae, ein Baum in Peru soll sich leicht versteinern, 133 Gebel-Ducan, Gebel el 3eil, zwoen merkwürdige Berge in Egypten 364 Gedda, ein Handelsort am rothen Meere 400 Gehölze, in welcher Hö» he sie aufden Cordilleras aufhören 35 Geomerrie sollen die Egy« ptier erfunden haben, 32z Germonen, eine Art See« fische 164 :c. Gervar, zweyter Stifter von Cairo, erobert Fost« hah 377«. Gewachst, merkwürdige in Egypten 420 7c. Gezelt ein boderes, dar« in man sich in Peru für den Mücken verwahret 21 Girge, Stadt in Egyvten, Begrabnißhöhlen daselbst 332 :c. Gold, findet man an niedrigen Oertcrn in Peru, 79. und häufig in den westlichen Cordilleras, 80 wie es gesuchet werde, 8c> lc. wie es gewaschen werde, 321c. dessen Gü-te und die Ergiebigkeit einer Grube in Peru 84 Grab des Heil. Pauls, soll von Tygern oder zween iöwen gemachet seyn 370 Grabmahl eines Priesters bey Chiboueton, 195 Graber der alten Peruaner sind bewundernswürdig, 15c». der Könige von Thc» be, 346 Guajaquil, Stadt an einem Meerbusen in Peru, schreibung derselben, 30 ic. Fluß und Meerbusen 3l:c« Gucknacas, fürchterlicher Paß in den Cordilleras 74 Guaranda, ein Flecken im Gebirge, wo sich die Rei- Register. Reisenden ausruhen 34 Gumilla,ein Jesuit, Ver« ^ fasser der Beschreibung ^ vom Orenok 136 le. H. Hammel sind jchön in A« cadien 225 Hansilung der Bootsleute wird beschrieben, 134 :c. Däuser, von Töpfen auf« gcbauete, 341. die zu ^ Puerto Viejo werden beschrieben 22 :c. Hanefi, eine von den vier Hauptsecten der Maho-methaner 379 Hane, ein Dorf in Egy-? pten, berühmte Begrab-nißhöhlen daselbst 334 Heliopolis, ehemahlige Ceremonien in dieser Egy« ptischen Stadt bey Er? öffnung des Canals 331 Hermonthis, Ueberbleib-sel des Tempels in dieser ehemahligen Stadt in E-gypten. 350 Hermopolis f t17ellavi Hirse, große bauen die E-gypter und machen ihr Brodt davon 324 Hitze, Beobachtungen über selbige, 69:5 warum die- selbe in den heißen Cld, strichen sogroß sey,227c. hebet die Feuchtigkeit in Peru nicht, 23. ist uner« träglich in Egypten 329 Holz, giebt es in Egypten nicht 324 Honda, eine angenehme Stadt und Hafen in Peru 113.115.125 Hu, ein Dorf in Egypten, stehet aufden Schutthaufen der alten Stadt Oxy« rinchuS, Z37 Huayana Capac, letzter Peruanischer Kayser, 91. 149:0. Hund ist der Wilden in A? cadien niedlichstes Essen 265 Hunger, können die Wilden in Acadien lange ver» tragen 240 I. Jagd, damit nähren sich sehr viele in Acadien,226 :c. ist der Wilden Haupt/ beschäfftigunq, 240 :c. Jagd des Bären, 240. des Elends, 242:0. des Ca-ribu, 244. des Bibers, 2441c. und verschiedener anderer Thiere 252 Eez Jahrs- Register. Iahrszeiten giebt es nur zwo in Eqypten 329 Ibague, Stadt in Peru, iänge und Breite, worunter sie lieget tly. 115 Iguana, ein Thier in Peru dcssenBeschreibung,i9 Incas haben einen berühmten Weg in die Cordilleras gemacht 53 Inschriften Griechische, 342.352-357-3?o. 373 :c. Insiln, anderthalb hundert sind in dem Nil,424 Josephsbrunnen in E-! gypcen 33r Josephscanal, 386 :e, wird durch Schleusen mit Wasser versehen 388 Iroquois, eine wilde Na? ' tion, 283.3OO. ic. (reibenden Ackerbau; sind der Franzosen gefährlichste Feinde; ziehen aus Quebec viel junges Volk an sich 3O1, :c. Isis, vormahliger Tempel derselben in Egnvten,4o6 Isle de Rh. und leron> Meerenge dazwischen i6i Isle dieu 162 Isle Zravee oderMenano 196 K. Rahera, eine von den drey Städten, daraus Cairo bestehet 377 ic. Aälre nimmt zu, je höher man auf die Berge stei- get, 67. 63.69. Weites re Betrachtung darüber, 72 :e. ^ameele, die abgeladene laßt man im Sande her» um spahieren 399 Aanmchen in Acadien, sind eigentlich Hasen und ändern im Winter die Farbe und den Geschmak 22,c> lc. Aaramboch s 4>irst, Kieselsteine, die man per-arbeitet z6z Ainderdlattern, daran sterben des Winters yies le in Egypten 32z Aloster der Märtyrer, in Egypten dessen Be? schreibung 352 Aloster des heiligen Aw tons, in Egypten,Merk^ Würdigkeiten dafelbst,36<^ zc, Mönche in demselben 367 lc. Kloster des heiligenMa-carius,in Egypceli, desselben Register? selben elender Zustand 391. 396 Rloster des heiligen 5 Pauls, in Egypten, des, „-. ftn Merkwürdigkeiten, ^ 269 lc. Mönche daselbst 371 Rloster des helllyen Sc-nodms, in Egypten, wird beschrieben z6o ie. Kloster, ein Coptisches dem heiligen Johann dem kleinen gewidmetes, in Egypten 375 Rloster, ein Syrisches,in Egypten, schlechter Zustand desselben 296 Rous, ein Dorf, vor, mahls eine Stadt in E-aypten, 341«. Ruhe undRälber schlach. ten die Acadier nicht,225 ^ . l. Labyrinthe, drey zerstörte in Egypten 383 Labyrinth Mendes, 385 Labyrinth Möris, das vcrmeynte, s. Caron. Laporquera, Flecken in ,. Peru, dessen tage li6 Laracunga, ein Volcan 91 LaracilnZa, eine kleine Stadt in Peru, 93 lc. wird durch ein Erdbeben zerstöret, 97«. 99.10z Laeone, Capelle derselben in der ehemahligenStadt Butte,in Egypten 425 :c. Lebersthnapper, s. See> meevcn. Lima, Stadt in Peru, ijt dreymahl durch Erdbe-ben verwüstet 191 ^ Llamas, ein Thier in Quito 43 Löwen in Peru sind eigentlich keine 18 Lusi, deren Dünne zu Qui< to verursacht den Acade-misten große Beschwer-niß 45 «. wenn sie in E-gypten schädlich sey, '329 ist daselbst überhaupt ungesund 330 Lusiersiheinung außeror^ dentliche, lo:c. 56 Luror, ein Dorf in Egypten, wo Thebe gestanden , Alterthümer daselbst " 343«. Lyc5pSlis,sSiuc. M Macas, einelandschasiin Peru ic>6 N7adsi,ne, ein Dorf in E- Ee 4 gypten, Register. ^ gtzpten, Merkwürdigkeit ten davon 335 Madrepore 369 Magnetnadel, Beobachtungen von ihrer verschiedenen Abweichung 115 Mahomecanische iehre, deren vier Hauptsecten > zu Cairo 379:0. Maleki, eine von den vier Hauptfecten der Maho-5 methaner 379 Mammelucken, deren Gewalt in Egypten, 418 sind gröstentheils Geor^ gianer oder Cirkasiier, 418 Mandeln, bittere ge-( braucht man das trübe ^ Nilwasserklar zuma6)en "Ic 32F Manfelur, Stadt in E-< sgypten , wo viele iein- wand gemacht wird 372 Mansure, Stadt in Egy-^ pten, und ihre Ha.l>dluag . wird beschrieben 4 ^5 N?anta,etzewahlMHaupt- stadt in Peru 11 Mariendällme,hoheBäu- ^! ft:e' in Pcßil > > < ^' - 15 Marmgottten, eine'Art - Mücken in America, 21 Mariquiea, kleine Stadt in Peru, deren läge 115 Marmor ist sehr häufig an den Ufern vieler Flüsse in Peru '30 ic. Niaron, ein See in Egy-pten, wird irrig für den See Moeris gehalten 383-385 Mayz oder Indianisches Korn 34.42 Meaur, Herrn von, irriges Urtheil von der Egypti> schen iuft 328 Mecka wird aus den Egy- pcischen Einkünften des Großsultans unterhalten 416 Medina el Habu, zerstörte Scadt in Egypten,Be-schreibung der dortigen Alterthümer 347 ;e. Meer ohne Wasser in E-gypten 393 ;c. Mcltezens, Herren der Dörfer in Egypten, 416 Memnons Bildsäule itt Egypten 346 Menanc, s./Isle graved Mendon oder Teufel, den die Wilden in Acadien verchreten 272 Menes>- wird von einem Crocos Register. Croeodill über einen See geführet 383 Mercaderas, ein Dorf in Peru, dessen iage, 114 Mcsr s. Cairo. Mestiyen, Anmerkungen von denselben, 146 lc. leo Mines, eine Pfianz- statt in Acadien, 204« Minie, ein Dorf in Egy- pten 376 Missionarien, Römisch Carholische zu Cairo richten nickt viel aus 382 Möris See, in Egypten, Untersuchung, wo der, selbe gelegen sey 388 Möroe, eine Insel in Nu-bien 424 Mompox, ein Hafen in Peru, dessen läge, 114. »6 Mondfinstermß, Beob-' achtung derselben 4 lc. Moraste geben die besten ^ Aecker ab in Acadien, 200 ^ 209 Moschee der Blumen, , Sonne, welche sie alset> nen Gott verehreten, 272 Ee5 Ni» Registers Nil überschwemmet >daS iand, Z22 :c. Ursaäje und andere Umstände solcher Ueberschwemmung, 324 zc. Dessen Abnehmen, 326. was von der vorgegebenen Gährung desselben zuhalten sey, z27 :c. Mittel dessen trübes Wasser klar zu machen, 328. dessen - sieben Hauptmündungen, 4?lic, seine Canäle, 423. Inseln, die er machet, 424. Nokta, was es bedeute 325 Nordwind machet, daß der Nil anwachset, 324 :c. zu welcher Zeit er in Egy-pten wehe 329 O. (Obelisken, alte in Egypten, 336. 345- 345. zween zu Alexandricn <4ll ^Vbcrc^ypren wird von den Arabern besessen, 355 'Ochsen werden statt Ver Maulthiere in den Co^ dilleras gebrauchet 127 Ocker, rother, grüner, brau-ner und gelber, wo er ges funden werde 369 Oelbery s. Gebel el.Zeil. Ojiva, gefährlicher und ^schneller Fluß in den Cor-"ditteras ^ 3? Orakel, das berühmteste Egyptische, wo es gewesen 405 Orenok, Fluß in America ,27 Olltaois^in Volk unter den Wilden in Acahien, 300 sind der Franzosen Freun« de, 30z. essen nichts als Fleisch 304 Oxyrinchus s. Hu. palmbaulne, vielerleyund besondere Arten derselben in Peru 15 palourdes, eine gewisse Art von Seevögeln 188«. pambamarca, ein Berg in Peru, besondere tuft-erscheinung, welche die Academisten daselbst beobachtet 56 lc. papageyen^ viele in Peru »7 Pasto, kleine Stadt in Pe« ru, deren läge 114 Patriarchen, einen haben die Griechen und die Co» pten in Cairo 382 f)elicanen, zween werden zum fischen gebrauchet, . 405 Perlen, Register. Perlenmutter wird um Sues gesischet 40z Peru, darin ist das land mit Graben durchschnitten, 88 Peruaner, deren Sitten, 138 lc. Kleidung, 145 Peruanische Küste, ob sie . jemahls stark bewohnt gewesen, 12. Bäume und Gewächse ln dortigen Waldern 13 zc. Pest, wenn sie in Egyptea aufhöret, 1251c. herrschet insgemen alle fünf Jahre daselbst 330 Pferde sind den Wilden in Acadien fürchterlich, 276 Pferdezucht in Peru 9 Pichincha, ein Berg in Pe» ru, daran Quito liegt, 46 ic, 59, ist schwer zu ersteigen, 47.76.90. Beobachtungen auf.demselben ^ 5«lc Pico, Berg auf der Insel Teneriffa, ist unrichtig von dem P. Feuillee auSge» messen 63 piedraspintadas ,17 Pignon, Französischer Consul zu Cairo Zy6 Pirogen, eine Art Kahne in Peru 9.14, Pito, eine Art von Aloe in Peru 141 Pla - coeez des Chiens, die elendeste Nation unter den Wilden in Acadien 3^5 la Plata, Stadt in Peru, ihreiage n;:c. Planne, eine Gattung Kieß in Peru 8? Popayan, Stadt in Peru, iage derselben, 115 Port Royal, in Acadien, Beschreibung des Ortes, 198 ,c. des Hafens da. selbst 2Ol Posstdium, ein bey den Al< ten berühmtesVorgebirge unweit Alerandrien 411 Pueblo del Re, ein Dorfm Peru, hölzernes Kreuz da» selbst, welches halb versteinert ist 133 Puerto Viejo, Spanische Pftanzstatt in Peru, deren Beschreibung 6 Pugnalic, ein zum Theil eingestürzterBerg in Peru ()8:c. Pyramide, die von Joseph gebauet seyn soll, nebst verschiedenen ander«, in Egypten, 3?6, des Menes und Asichis, Z8Z O. (Quito, Provinz im südlichen America, hat kein v.' . Gold Register. Gold, ist aber fruchtbar, 84 :c. Die Einwohner darin wohnen unter allen Völkern am höchsten, 45. Hauptstadt in derselben gleiches Namens, in den Cordilleras, hat nord- und südwärts eine schöne Ge-yend, 36 lc. Beschreibung der Stadt, 37 lc. iageder« selben, 46 zc. hat von dem Volcan Pichincha gelitten 76 R. Rebhühner in Acadien. Beschreibung derselben 2181c. Regen- In einem Theile von Peru regnet es gar nicht, und in dem andern beständig 24.25 Ursache davon wird untersucht 25-3?. , Ob es wahr sey, daß es in Egypten nicht regne? 326«. Renegaten besitzen alle vornehme Kriegsbedienungen in Egypten 418 Rennrhier, s. Caribu Reurerey,Türkische in Egy-, pten : - 415 Nindsteisch, wieman es in - Acadien frisch erhalt 224 Rohr. Davon werden die Häuser in Peru gebauet 6:c. Rosette. Beschreibung die» serEgyptischcnStadt 409 Rothe Meer- An dessen U. fern sind viele Muscheln und versteinerte Pstanzen 369. woher es wahrschein? licher Weise jo genannt worden. 404 Ort, wo die Israelite« dadurch gegangen seyn sol« len 404 Roucou. Die Indianer streichen sich damit roth an. 14t S. Sagaino. Oberhaupt der Wilden in Acadien wird beschrieben 2611c Salmiac, vieler wird zu Mansure in Egypten bereitet 40s Beschreibung der Art und Weise denselben zu berei« ten 424:0. Salz führen dle Winde in Egypten mit sich 329 Ein besonders mineralisches daselbst 363 wird in Egypten aus dem See Mendes bereitet 336 Das Salz auf dem See z,.l t.Secte Register. Secte in Egypten verhärtet sich, dayman mit den Camee-ten darüber gehen kann ,92 St. (arharinadeaSalines ein Dorfin den Cordilleras wo vieles Salz ist 87 St. IohHnnesftuß in Aca-die«. Schanze an demselben 26l.'(. Säule desKaysers Alerander Severus in Egypten 37; Des Pompejus in Aleran-dricn 411 Saurcurs eine wilde Nation w Acadien ,04 Scharren. Die Academil^cn sahen auf den hohen Gebirgen in Peru ihren eigenen mit verschiedenen Cronen auf den Wolken 56.'^ Erklärung diescrLufterfchei-nuna. 57 .'c> Schicferstein, dessen Ver-wali.>schaft mit dem Marmor 132 Schiffe auf dem rochen Meere, die auf besondre Ari regieret wcrdcn 421 Schiffjunge wird gepeitschet umgutenWindzu erhalten 157 Schire eine Art von Steinen iü Peru 132 Schlangen, gefahrliche in Peru 19 innerhalb der Cordilleras sind keine 41 ' Eine die man wieder lebendig machen kann '57 Eine wunderbare zu Eridy in Egyptcn, die für den Teufel gehalten wird 35» Schminke wird von den Wilden in Acadien stark ge« braucht 289 Schnee, Dessen obere und untere Grenze 59«. Hori-zonrallinie desselben 6,. Dessen Dicke in den Cordilleras 73 Schuhe der Wilden in Madien werden beschrieben 280 Schwefel, wird von dem un« terirrdischen Feuer in Eay« ptcn sublimiret 364 Schweine, darauf halten die Readier viel 22» Schwilzäfen der Wilden in Acadicn 289 Scorpionen in Peru sind nicht so »giftig als an andern Orten 2o Secee, ein See woraus das Natrum im Sommer gehoh-letwird ?9» See des Königs Mendes, s. tNaron Seemeven , eine Art derselben und Merkwür, diakeiten davon 187 .'c> Seewslfe, wie die Acadier solche fangen 2i6.'c. Sela-Eddm erobert Egypten 373 Sialbäume ^62.365 Slur, ein Flecken in Egyvtcn, ehemahls!.'ycopolis 37H Smaragd, ein großer ward ehemahls in Peru göttlich verehrt 11 Sonnen, zwo zeigten sich am Horizont in Peru Ursache davon wird Untersucht ia Son, Register. Sonnentempel zu Cusco dessen Ueberblelbscl 148 Spinne eine sehr schädliche in Peru und Versuche damit . ^ l;4 Srein ln Egvpttn, der zur Fruchtbarkeit der Weiber helfen soll Z57 Steinöl m Egypten 364 Sterndeuterkunst, dadurch will man in Peru die Zeit der Erdbeben vorher bestimmen WeitläuftlgeMrtheil davon Sues, Stadt am rothen Meere, Beschreibung derselben 400 tt. S^ennS' S- Hssena. T- Tama eine Bildsaule in Eglj-pten 347 Tamalameque, Stadt in Peru. Lage derselben "6 Tambos alte Indianische Gebäude, künstliche Arbeit daran 148 lc. Taschenspielerkünste der Wilden, in Acadten 296 Taeacua eine Schlange wird beschrieben N7 Tatu ein Thier in Peru wird beschrieben 20 Taue ein Stab der Mönche inSt. Antonskloster inEgy-pten Z67 Tentpris, vormahlige große Stadt in Egypten n7-34l Terpentin eine besondere Art desselben in Acadien, womit die dortigen Wilden ihre Wunden heilen 283 Thebais, Landschaft in Egy- pten, Beschreibung derselben Tbebe S. Luxor. ^""' Theyde S- l)ico- Thiere, viersüßige in Egyptm 419 Thurm der Araber S- Hbu> zir« Timonium ein ehe« manges Gebäude des M. Atttonius in Egypten 4»i Toback rauchen dle Wilden in Acadicnschr stark 28» Tobacksberg, S. Gebelel Ducan- Trappen, Zugvögel in Aca-dlen 228 Tucan, ein besonderer Vogel in Peru 17 Türkische Staats-undKriegs-Versa,sung in Egypten 4»4 TpFer thun großen Schaden lnPeru 18 es sind keine in den Cordilleras 4l Tptterktoster in Egypten- s. Nloster des heil Pauls. U. D. Ueberschroemmnng, plötz» liche aus dem Berge Coto-paxi in Peru, 94:c. eine an« dere, 9z Versteinerte Fahrzeuge, die man nch inEgypten zu finden einbildet 392«. Versteinerte Schafe in Egy» pten, sind gewisse Felsenspitzen Z83 Versteinerte Schnecken und PMueninEgnplen ;6<, Verwundungen, Art der Wilden in Acadien solchem heilen 289 Vicunnas,PeruanischeSchaa- ft 45 Villa Vieja, Stadt in Peru, deren Lage 115 Villebon, Ritter von, Oberbefehlshaber in Acadien, stirbt 265 Ungeziefer in Peru sind größer als die Europäische, 20 Vogel, deren verschiedene Arten in Acadien, 234 mancherley Arien derselben inEgypten, 419 VöFelmsel in Acadien 2;6 Utfu, ein Dorf inEgyplen; 5, Wasser in einem Graben in O- gypten, dessen vermeyme be-sondcte Kraft 372 Wasser, wie sich die Egypter damit versehen, 329 Wasserfail tn Pecu, der grö-pcfte in der ganzen Welt, 123 Wasserleitung, berühmte zu Cairo ;8i weinhanvel, hat die Stadt Aula allein 4^ Wetterglas des Herrn von Reaumur, wie hoch es auf der Küste von Peru gestiegen, 22. wie hoch innerhalb der Cordilleras, 41. verschiedene andere Beobachtungen mit demselben, 4;. 45-'48- ??. 8o< Wilden, in Acadien werden beschrieben, 240. Nahrung und Unterhalt derselben, 24°. ihre Heirachen, 253 Erziehung ihrer Kinder, 257- ihre Befehlshaber s. Sagaino Vicle Schmau-scrcycn derselben, und wie sie jlchdabey verhalten, 258 266 ihre Kriege, 263 ihr Aberglaube, 269. wie sie Reaister. vordem ihre Todten beer« diget haben, 272. sind gast« frey, 274. zugleich so furchtsam, als unerschrocken 275 besonders sittsam ein merkwürdiges Erempel davon, 277. sind zuweilen frech u. unverschämt, 278. Kleidung derselben 279. und besondererKopfplitz,28l machen sich allerhand Zeichen in der Haul, 282 ihre Mahle, tty und Art sich einander zuzuschreiben, 283 ihre Zeitrechnung, 284 singen überaus lieblich, 284 tanzen desto ungeschickter, 285. wissen an den Fußstapfen eines Menschen, von welcher Nation er sey, 287. haben einen starken Geruchs 241. 287. werden sehr alt, 288. ihre Heilungskunst, 289. deren verschiedene Nationen, 299. Wind, dessen Beschaffenheit inEgypten, )29 Winrer, dessen Dauer in E-gypten, z 29 Witterung zu Quito 44 Wolken und Nebel sind nicht unterschoben s. Nebel Wolkenhlmel, eingebildeter anmuthigcr Aufenthalt übrr demselben 67 Opiates, Ort in Peru, dessen Lage 3 "4 ZHHne der Wllden sind sehr weiß 281 3iegeninsel,beyPortroyal20l Zucker, einen besondern ziehet man in Acadien aus den wilden Feigenbäumen, 2); D E. An- Anweisung an den Buchbinder. Die Karte von den Triangeln der Mittagslinie wird zu der ersten Seite, und der Seiten« Abriß der Cordilleras zu der 152 sten Seite gebunden. Druckfehler. Geice Feile wird gelesin 6 9 welchen » »4 Brodtes «6 ,5. »ck sehen ka» 3« H» sie daselbst ?< H lann ,c» « in dem untersten Theile »er östlichen »nb «5? Hi den sie zs» ai. 2» Ilebirgeu eingeftsset ist und van den Ara« bsrn Macanaebibl genanntwild. «