2N2TRWNM3TU für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 83. Montag am A4. Oktober K844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« ' tolorirtcs Costumebil», illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz» jährig 6, halbjährig 3 fl. Durch die k. t. Post unter Louocrt portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 ss. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Mc t. k. Postämter nehmen Pränumeration an. In Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lerchei am Hauptplaye. Aufwand, Pracht und Eigenheiten bei Festen der Vorzeit. Von A. I. (Fortsetzung und Beschluß.) der Vermählung Heinrich's VI. mit Margaretha von Valois hatte man zwei " Schlößer erbaut, das Paradies und die Hölle vorstellend, diese vom Herzoge von Navarra, jenes vom Her­zoge von Anjou vertheidiget. Der Erstere griff den Letzteren mit seinen Rittern an und jagte ihn und seine Gesellen aus dem Paradiese. Ein Feuerwerk, welches die Hölle verzehrte, endigte das Fest. Prächtige Pantomimen verherrlichten das Fest, welches Herzog Philip p der Gute von Vurgund im Jahre 1453 zu Lille gab.— Elisabetha, Königin von England, wurde in jedem Garten, den sie betrat, von Nymphen, Nereiden, Tritonen, Floren und Waldgöttern begrüßt und empfangen. Fuhr sie durch die Gassen der Stadt Norvich,.so ging Cupido aus einer Gruppe von Göttern hervor, die, um den Zug zu verherrlichen, den Olymp verlassen hatten, und überreichte ihr einen goldenen Pfeil, der unter dem Ein­flüsse so unwiderstehlicher Reize das härteste Herz verwun­den würde. Sie selbst gab einst ein Ballet, in welchem ihre Hofdamen als die bekannten klugen und thörichten Jung­frauen im Evangelio mit leeren und gefüllten Lampen er­schienen. Als sie dem französischen Gesandten Marschall Biro n Audienz gab, hatte sie ein Kleid an, an welchem 100 Personen drei Wochen lang gearbeitet hatten. Als Johann Georg I., Churfürst von Sach­sen, seine Tochter Maria an Friedrich, Herzog zu Schleswig vermählte, wurde zu Dresden ein glänzendes Ringelrennen gegeben, in welchem die Ritter als Achilles, Ajax, Epaminondas, Perseus, Theseus, Marcellus, Fabius, Marimus :c. auf die Bahn kamen. Es wurden ferner Rin­gelrennen, Vallete und Opern mit großem Kostenaufwand« gegeben. Die Feuerwerke waren von besonderer Erfindung, so z. V . stellten sie vor: Iason's Eroberung des goldenen Vließes, die Entführung der Proserpina, das Urtheil des Paris ic. — I n Italien und Spanien wurden auch die Vermäh­lungsfeste besonders herrlich und prachtvoll gefeiert, und übertrafen am Glänze und sinnreichen Erfindungen, beson­ders in mimischen Darstellungen, die Feierlichkeiten weit, welche die Nachbarn gaben. Gegen Ende des 16. und zu Anfang des i? . Jahrhunderts war in Spanien die Pracht an Gold- und Silbergeschirren so groß, daß man sich für arm hielt, wenn man nicht ungefähr 800 Dutzend Teller und 200 Schüsseln aus diesem Metalle im Hause hatte. I n mehreren Häusern zählte man an 1200 Dutzend Teller und bis auf 1200 Schüsseln. — Eine merkwürdige bür­liche Hochzeitsfeierlichkeit mag diesen Aufsatz beschließen. Zu Augsburg verheiratyete im Jahre 1493 ein reicher Bäcker, Veit Gundlinger, seine einzige Tochter an einen Zinkenblaser, Namens Btauch, der aber Bürger werden mußte, um den Rang seiner Braut zu behaupten, und dann einen Weinhandel anlegte. Der Vater, der seine Tochter außerordentlich liebte, ließ ihr ein kostbares Brautkleid machen, das aus lauter einzelnen, zusammengesetzten Stoffstücken und blauem Sei­denzeug bestand. Die Näthe waren mit goldenen Spangen besetzt, den Saum des Oberkleides umfaßte eine breite Goldspange, und der Unterrock „war mit köstlicher Arbeit gar fein genäht." Um die Taille schlang sich gleichfalls eine Goldspange und die Armbänder „waren besetzt mit edlem Gestein." Die Strümpfe hatte die Braut gebunden »mit güldenen Fädlein," und die Schuhe waren reich beblecht mit Silber. Kurz, die Braut war so trefflich herausge­putzt, daß die „Leutlein auf der Gaßen" sie in's Angesicht lobten und an dem „köstlichen Bräutlein sich nicht ersät­tigen konnten." Der Bräutigam „trug ein grünes Röcklein," große Schnabelschuhe und um den Hut eine breite Goldspange. 33V Nachmittags nach der Trauung wurde an so Tischen gespeis/t und an jedem Tische saßen 12 Personen, Männer, Junggesellen, Frauen und Jungfrauen, zusammen 720 Hoch­«itsgäste, unter denen auch Rathsherren und vornehme Frauen waren. »Was viel Freude und Lustigkeit gab durcheinander." Die Hochzeit dauerte 8 Tage. Es wurde so gegessen, getrunken, getanzt und geschwärmt, daß am siebenten Tage schon Viele wie todt hinfielen und nur durch den Lärm der Andern wieder zu sich gebracht wurden. Zu diesem Ehrengelage hatte Gundlinge r in's Haus geschafft: 20 Ochsen, 49 Zicklein, Zoo Stück allerlei Feder­vieh, 30 Hirsche, 15 Auerhähne, 45 gemästete Kälber, »00 Bürste, 95 gemästete Schweine, 25 Pfauen, 100s Gänse, 15.000 Hechte, Barben, Aalraupen, Forellen, Krebsen «. Nach der Hochzeit blieb aber noch so viel übrig, daß Meister Gundlinge r noch ein großes Tractament hätte geben können. An barem Gelbe gab er seiner Tochter »3000 gül­dene Stücke" mit, die übrige Ausstattung war so reichlich, daß die junge Frau noch aufheben konnte »für ihre Kind und Kindlein.« — Die Gäste schenkten ansehnlich, wobei der Chronist bemerkt: „Die ärmsten Bürger opferten mehr, als die fettesten Rathsherrlein." — Die Bäckerknechte, ihrer i?o an der Zahl, verehrten einen, eine halbe Elle hohen Pokal, in welchem ein zweiter, dritter und vierter stack, immer einer kleiner, als der andere. „Und damit" — heißt es zuletzt — »waren die Beiden zusammengegeben. ' Gott gesegnete ihnen das Alles." — Der nächtliche Angriff. Ein Vild aus dem Leben in Irland. (Beschluß.) .Ruchloser!" rief der Greis gewaltig erschüttert, »Ruch­loser, D u sollst es bereuen, mich in Furcht gesetzt zu haben. Ich schwöre es hier, Zoo Pfund daran zu wenden, um Dich an den Galgen hängen zu lassen und Deiner Hin­richtung beizuwohnen und müßte ich hundert Meilen weit zu Fuße gehen." »Feuer! Feuer!" schrien die Banditen, indem sie Strohbündel anzündeten und dieselben auf die Strohdächer warfen. NLutKerktinu!" *) rief Henry, sie werden uns le­bendig verbrennen, wie sie gedroht haben." »Fürchte nichts," antwortete sein Oheim; »man wird das Feuer von der andern Seite des See's sehen und uns darauf zu Hülfe kommen." Fast wunderbarerweise könnte man sagen, wenn die gewöhnlichen Anzeichen nicht vorhergegangen wären, ver­dunkelte sich der Himmel mehr und mehr, der Mond ver­schwand hinter dem dichten Wolkenvorhang und große Re­gentropfen fingen an 'zu fallen. Der Regenguß, der uns 1 Li» irländischer Ausruf. zu Hülfe kam, entmuthigte unsere Feinde und sie wollten sich in Unterhandlungen mit uns einlassen. »Morden, " fuhr der Capitain fort, »Du hast ge­stern Geld von Deinen Pächtern erhalten, gib uns 1000 Pfd. und wir wollen Dich in Frieden lassen." »Was ich Dir versprach, das halte ich," entgegnete Morde n ganz ruhig. »Ich habe Dich an der Stimme erkannt; Du bist Willie, der Schmid. Dein Benehmen in dieser Nacht verdient den Strang, ich habe geschworen, einen für Dich zu erhalten; ich werde meinem Schwur treu sein und Dich hängen sehen." »Stoßt die Thüre ein, ihr Andern!" schrie der wü­thende Räuber seinen Gefährten zu. »Bei der Hölle! ich erwürge alle Morden's mit meiner Hand!" Ein Steinhagel flog an das große Hofthor, ohne aber eine Wirkung zu thun. Willie nahm noch ein Mal seine Zuflucht zu Unterhandlungen. »Willst Du mir 100 Pfd. geben? Ich will damit zufrieden sein." »Nicht einen Pfennig!" entgegnete Ma c Morden . Nach dieser Erklärung fingen die aufgebrachten Räu­ ber von Neuem an zu schreien, zu schießen und. Steine zu werfen, endlich aber, als sie sahen, daß alle ihre Anstren­gungen vergeblich seien, stellten sie ihre Forderung auf eine Guinee für den Mann herab. »Die Schurken," sagte unser alter Befehlshaber, »glauben, wir werden bald Unterstützung erhalten, und sie möchten nicht gern mit leeren Händen abziehen. Es thut mir wirklich leid, daß sie sich so bald entfernen wollen, denn sie würden alle am Ufer gefangen worden sein, wie in einer Mäusefalle. Seht, sie laufen nach ihrem Boote zu!" »Sie haben ihre Tobten dahin getragen," bemerkte Henry ; »jetzt lichten sie den Anker. Sollen wir sie ziehen lassen, ohne sie zu begrüßen?" Wir richteten auf den Strand ein wohlunterhaltenes Feuer, worauf sie nur schwach antworteten. Doch traf keiner unserer Schüsse und alle unsere Kugeln fielen in den-See. Als wir unsere Flinten weglegen wollten, hörten wir ein lautes Hurrahgeschrei und wir bemerkten, trotz der Dunkelheit, ungefähr fünfzig mit Hacken und Gabeln be­waffnete Bauern, welche uns zu Hülfe eilten. Ma c Morde n forderte sie auf, in das Haus herein­zukommen und gab ihnen Erfrischungen, um sich ihnen dankbar zu bezeigen. Miß Morden und ihre Cousine zo­gen sich in ihr Zimmer zurück, um einige Ruhe zu ge­nießen. Da der Morgen bereits zu grauen begann, so blieben wir auf und plauderten mit einander. So endigte diese Nacht, eine der bewegtesten meines Lebens. Kaum waren vierzehn Tage vergangen, als bereits die Urheber des Angriffs, den wir ausgehalten hatten, mit Ausnahme Willie's , in den Händen der Gerechtigkeit waren. Einer von ihnen gestand, daß der Bettler, den Miß Morden bemerkt habe, einer der Ihrigen gewesen sei, der nämlich, welcher die Oertlichkeit ausgekundschaftet, 331 den beiden Hunden Arsenik gegeben und die Zeit angezeigt habe, in der wir uns nach seiner Meinung zur Ruhe be­ geben hätten. Nach zwei Jahren erfuhr ich, daß Emili e ihren Vetter Henry geheirathet habe und glücklich sei. . Ich mußte diese Nachricht erwarten und doch erschüttertesie mich. Eine falsche Scham hatte mich verhindert, den alten Mor ­ den um die Hand seiner Tochter zu bitten, denn ich meinte, er würde sich durch den Dienst, welchen ich ihm geleistet, verbunden halten, wenn auch gegen seinen Willen, meinen Antrag anzunehmen. Ich erfuhr auch, daß der Schmid Willie , von dem alten Edelmanne unaufhörlich verfolgt und dessen unversöhnliche Rache fürchtend, sich entschlossen habe, die Grafschaft zu verlassen und sich in eine südliche Gegend zu flüchten. Um dieselbe Zeit stand mein Regiment in Cork und ich ging über den Marktplatz, als eben eine öffentliche Hin­ richtung Statt finden sollte. Da einer meiner Capitaine den Posten an dem Gefängnisse befehligte, so wollte ich den Verbrecher sehen, von dessen zahlreichen Verbrechen die ganze Stadt sprach. Ich ging hinein. Wenige Minuten nach meiner Ankunft erschien der arme Sünder in der Rathsstube; nach der Gewohnheit war er weiß gekleidet und trug auf dem Kopfe eine rothe Mütze. Bei seinem Anblicke konnte ich einen Laut der Verwunderung nicht unterdrücken; ich erkannte den Schmid Willie . Bald fand sich der Sheriff ein und ihm folgte ein Mann mit einem großen Mantel, dessen Falten sein Gesicht bis an die Augen verhüllten. Der Geistliche sprach zu dem Ver­ brecher Worte der Religion, die derselbe aber nur zerstreut anhörte, so wie er maschinenmäßig die lateinischen Gebete nachsagte, welche er hatte auswendig lernen müssen. Die Stunde schlug, und mit dem ersten Tone der Glocke öffnete sich das Fenster, vor welchem das Schaffst errichtet war, und der Henker trat ein, um sein Opfer in Empfang zu nehmen. „Er ist nicht gekommen/ murmelte der Verbrecher mit zufriedenem Blicke, indem er einen langen Blick auf die versammelte Menge warf. „Ich sehe ihn nicht. Seine Worte sind nicht prophetisch.« „Du irrst Dich!« rief der Mann im Mantel, „denn hier bin ich, um Dich sterben zu sehen, wie ich es Dir versprochen habe. Ich bin hundert und vierzig Meilen gewandert, um meinen Schwur zu halten." „Morden, " antwortete der Verurtheilte in feierlichem Tone, indem er seinen Zügen einen ungewöhnlichen Aus­druck gab, „Morden, Morden, wenn die Tobten wieder kommen, werde ich Dich besuchen!" Bei diesen Worten banden ihm die Knechte des Scharfrichters einen Strick um den Hals, dessen Ende an den Galgen befestigt war. Der Priester trat zu ihm, um ihm noch ein Mal die Tröstungen der Religion anzutragen; er sprach lange von der Gnade Gottes, von der Reue und dem zukünftigen Leben, aber vergebens, denn Willi e hörte nicht auf ihn; mit stierem Blicke und düsterer Stimme wiederholte er: „Ich werde Dich besuchen!" bis. der Henker anzog und die Stimme des Verbrechers unter Röcheln auf immer verstummte. „Blätter aus der Gegenwart." Gin Prophet vhne Gleichem Der berühmte, Doktor Argens sagte zum Könige von Preußen, Friedrich II. , dessen Liebling er war, er wüßte einen Geistlichen, der wirklich weissagen könnte. Möchte ihn sehen, sprach der originelle König und befahl sogleich, daß sobald der Prophet kommen würde, ein zum Galgen verurtheilter Soldat vor, seinem Zimmer Schild­wache stehen sollte. — Der Geistliche kommt. „Er kann weissagen?" redete ihn der König an; „nun sag' er mir, wie lang die Schildwache da noch leben wird." Der Geist­liche studierte die Physiognomie des Soldaten und sagte endlich: „„Der Kerl wird in einem hohen Alter sterben!"" Lautlachend erwiederte der König: „Weiß er, Herr Weis­ sager, daß ich diesen Kerl morgen henken lasse?" — Der Pfarrer blieb bei seinem Worte. Der Tag der Hinrichtung brach an. Schon stand der Unglückliche am Pfahle des Todes. Eine Karosse rollte am Richtplatze vorbei. Die Her­zogin von Braunschweig und Prinzessin Amalia wollten ihren königlichen Bruder mit einem Besuche überraschen. „Halt! was gibt's da?« rief die Erhabene. „.Eine Exe­mtion, Ihre Hoheit."" „Was hat der Kerl gethan?" „„Er ist desertirt.«" „Ein Paar Minuten Verzug, bis auf weiteren Befehl, ich gehe zum König!" Die Prinzessin kam nach Potsdam, und wurde von Friedrich mit Bruder­liebe begrüßt. „Ehe wir mehr sprechen, gewähren Sie uns eine Gnade, liebster Bruder. Sie können es thun, schwören Sie uns!" — Besiegt von dieser zärtlichen Zudringlichkeit, sagte der König: „„Ich will's! so sprecht.'"" „Wir bitten um das Leben des armen Soldaten, der so eben gehenkt werden soll." „„Ist er noch nicht gehenkt?«« sagte der erstaunte König. — Ein Kurier brachte dem Missethäter das Leben und der weissagende Priester wurde königlich be­lohnt. — Sollte die Vorhersehungskraft, die durch die An­näherung einer wichtigen Begebenheit bei empfindlichen See­len in Bewegung gesetzt wird, gänzlich in uns erloschen sein? Wer kennt die Tiefen der Menschenseele und das unbegränzte Reich des ewig rastlosen Geistes? — Der junge Dichter. Sonett. Da« schwache Bäumchen unter mächt'gen Mammen — Nie sollt' es diesen gleiche Früchte bringen? Zur Sonne l»nn der Adler nur sich schwingen Und leise rinnt der Bach, wo Flüsse strömen. Doch, soll das Bäumchen einst zum Baume reifen, Mus seine Schwäche Pfleg' und Stütze finden. Um feine Wurzeln kräftig zu verbinden. Daß tief und mächtig sie in's Erdreich «reifen: So auch den Dichter kann, bis er errungen Des Meisters Kranz, die Nachsicht nur entflammen Zur yeil'gen Kunst mit Muth emporzuklimmen; Und ist es seiner Kraft so weit gelungen. Da« «ütcuoll man blickt auf seinen Namen, Dann wird er stets mit größ'rer Lust die Leycr stimmen, Leopold Kordtsch, 333 Feuilleton des Mannigfaltigen. (Eine Merkwürdigkeit an den Igeln) ist wohl die, daß die stärksten Gifte, wie Blausäure, Arsenik, Opium, Subli­mat und wie die Gifte sonst heißen mögen, die bei dem gewöhn­lichen thierischen Organismus entweder augenblicklichen oder doch schnellen und unvermeidlichen Tod zur Folge haben, auf den Igel keine schädliche Wirkung äußern. Uebrigens tödtet und frißt der Igel nicht nur alles schädliche und giftige Ungeziefer, Schnecken, Insekten, Frösche, Kröten, Mäuse, Ratten, sondern sogar Schlangen. (Ein Riesen-Schornstein.) In den Salzbergwerken von Wieliczka in Gallizien ist ein Schornstein von 885 Fuß rheinl. Höhe aufgeführt. Zu seinem Baue sollen über 7,000-000 Back­steine verwendet worden sein. Dieser Schornstein steht aber nicht im Freien, sondern in einem tiefen Schachte, aus dem er bis an das Tageslicht geführt ist, und zum Feuerherde führt eine Treppe von 1030 Stufen. Der Straßburger Münster soll nur 758 Stufen haben. (Nachahmungswürdig!) Der Nürnberger Magistrat hat im Interesse des Publikums und namentlich des Handelsstandes die Wörterbücher aller europäischen Sprachen auf der Stadt­bibliothek angeschafft und Jedermann die Benützung zum Nach­schlagen freigestellt. (Knochensäge.) Die Fleischhauer in Paris bedienen sich jetzt der Knochensäge, was ebenfalls als ein Fortschritt der Zeit zu betrachten ist, denn nun wird Niemanden ein Kochensplitter im Halsestecken bleiben, wie dies beim Hacken von Fleischstücken mög­lich ist. Verdient Nachahmung. (Gin hübsches Impromptu.) Auf einer Provinzial­bühne gab der Direktor in der »Jungfrau von Orleans,« deren Darstellerin mit ihm auf einem traulichen Fuße lebte, die Rolle des Dunois. Das Stück ging ziemlich; als aber im vierten Akte Dunois die Unschuld Iohanna's mit den Worten beweisen sollte: »Hier werf ich meinen Ritterhandschuh hin! Wer wagt's, sie eine Schuldige zu nennen?« sprang plötzlich sein Pudel aus der Coulisse auf den Handschuh los, packte ihn und apportirte denselben zum großen Gelächter des Publikums seinem Herrn, der als Dunois ein verzweifeltes Ge­sicht schnitt. (Rostflecken zu vertreiben.) Wer Rostflecken von Stahl­und Eisenwaaren weghaben will, darf sie nur mit Reißblei ab­reiben. Selbst ein guter Bleistift thut diesen Dienst. (Großes Musikfest in Wien.) Die Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates macht so eben be­kannt, daß sie Heuer ebenfalls ein großes Musikftst unter Mit­wirkung von mehr als 1000 Sängern und Instrumentalisten, und zwar am 7. und 10. November d. I . in der k. k. Winterreit­schule veranstalten und diesmal »die vier Jahreszeiten« von Jos. Havd n zur Aufführung bringen werde. (Was singen Sie?) Zu dem Capellmeister des Hofopern­theatcrs in W * kam neulich ein Opernsänger mit der Bitte, ihm bei dem dortigen Hoftheater ein Engagement zu verschaffen. »Was für Parthieen singen Sie?« fragte der Capellmeister. — »»Ich bin zwar kein Heldensänger,«« antwortete jener, »»singe aber ge­wöhnlich die Alphönser in den meisten Opern.«« — »Was sin­gen Sie?« — »»Nun, die Alphönser, nämlich die Rolle des Al­phonso in »Zampa,« in der »Stummen von Porticci,« in »Lu­crezia Borgia« :c- — Auch gut! — (Arsenik heilt die Hundswuth.) Ein italienisches Blatt erzählt, daß der Cigenthümer eines Jagdhundes, genöthigt, diesen zu tödten, indem derselbe von einem wüthenden Hunde gebissen wurde, zu diesem Zwecke eine starke Dosis Arsenik anwendete, die er dem Hunde in Pillen eingab. Dieses wirksame Gift, statt das Thier zu tödten, heilte es »ollkommen. (Die Brücken in Chili.) Die Republik Chili in Amerika hat viele Brücken, welche unfern Hängebrücken aus Draht gleichen, aber aus ganz anderem Stoffe bestehen. Statt des Drahtes nimmt man nämlich feste Stricke, welche aus Aloeblättern gedreht sind, und statt der hölzernen Dielen gebraucht man Thierhäute, deren es dort im Lande im Ueberfluße gibt. Eine solche Brücke, über welche schwerbeladene Saumthiere gehen können, dauert fünfzig und noch mehr Jahre. Vaterländische Schaubühne. Mittwoch am 9. Oktober sahen wir die Reprise des nach dem Franzö­sischen bearbeiteten fünfaltigcn Drama« »Rosa« von Herzenskron. — Es gibt allerhand ennuyrende Komödien in der Welt. Einige langweilen bloi den geistig Gebildeten, und das sind noch die besten darunter, andere maltrai­tiicn auch das Publikum, und eine dritte Gattung endlich gibt es, bei weitem die schlimmste, diese foltert nicht nur die Zuhörer, sondern zumeist die Schau­spieler selbst. Und zu dieser dritten Gattung müsse» wir leider das angezeigte Drama zählen. Abgesehen davon, daß die Handlung des Stückes jeden Rciyes der Neuheit entbehrt, indem ein in seine junge Stiefmutter verliebter Sohn seit des selige» Don Carlos Zeiten als einestereotype Figur dasteht, muß das, Drama bei dieser Anlage und Wendung nur peinigend auf die Zuschauer, welche den ewigen Käyipfcn zwischen Pflicht und Leidenschaft zusehen müssen, und beengend auf die Hauptdarsteller wirken, die, wie hier, «us dem Gejammer weder heraustreten, noch demselben ei» Ziel setzen können. Und dann der unbefriedigende Schluß! Der getäuschte alte Herr gchi rechts,, die von Reue zerfleischte junge Betrügerin links und der Vorhang fällt. Zum Ucberfluß spuckt im Dram» ein alter Hausfreund des Barons herum, der entbehrlicher wäre, als da« fünfte Rad »m Wagen. Er scheint nur d« zu sein, um de» Faden der Langweile doppelt zu drehen, daß er ja nicht reiße. Herr Direktor Rose «schön «»b den Baron Delaunay mit aller Würde und Salbung, die man in diese einzig erträgliche Parthie legen kann. Dlle. Hoppe durchwim­mcrte die Titelrolle, wie sie mußte, zum Bedauern aller Verehrer ihre« Dar» stcl!ung«talente«; sie, wie Herr Engelbrecht (Arthur von Savigny) »er. suchten redlich, aus ihren weinerlichen Parthieen das dürftige Oel auszupres« sen. Amalie, die Tochter Delaunay's, dieses unschuldige, gute, nichts ahnende Naturkind, "wurde von Dlle. Holm»u entsprechend rcpräscntirt. Bei dieser Gelegenheit können wir nicht umhin, der Nets geschmackvollen und gewählten Toilette dieser jungen Schauspielerin mit allem Lobe zu erwähnen. Herr Schemenauer war der bedauerliche alte Freund des Barons. Die Darstel­lenden fanden für ihre sichtliche Mühe, das Stück ober dem Wasser zu er» halten, beifällige Anerkennung. Donnerst»« »m 10. Oktober. »Der Puls«, Lustspiel in 2 Akten von Bobo. Dieses kleine, alte Lustspiel verfehlte noch immer nicht, eine freund» üche Aufnahme zu finden. Rühmenswerth wurde der Arzt von Herrn Ro­senschön dargestellt. Herr'Ziegler gab den Grafen mit Beifall. Herr Engelbrecht, Sohn, und Dlle. Holmau als Braut des Grafen genügten. Am Schluße wurden Alle gerufen. Hierauf kam da« neue, zwciaktige Lust» spiel: »Der Bräutigam al« Botaniker« von Herzen«lron. Daß die Bräutigame, um ihre Bräute incognito zu sehe» und zu prüfen, in den verschiedensten Charakteren und Lostumcs sich bei denselben aufzuführen suchten, ist eben nichts Neues, j» vielmehr etwas sehr Altes; hier aber tritt überdies ein Freund de« Bräutigams, und zwar ohne dessen Willen »ls der Pseudo-Bräu» tigam Baron Rosen mit dem Afterbotaniker zu gleicher Zeit bei der Braut auf, und der Verdacht des alten Schwiegerpap«, daß die beiden Brautwerber Frauenzimmer seien, ist drollig. Herr Rosen schön gab den Baron Eule mit allem ihm zu Gebote stehenden komischen Talente. Herr Engelbrecht war «in ergötzlicher Baron Rosen. Herr» Halle r (Hauptmann Rumbach) fehlt noch die feinere, ungezwungene Salontournüre, sonst beweiset seine Darstcl­lungsart nicht nur Fleiß, sondern auch Talent. Dlle. Hoppe und Mnd. Haller , erster« die Eleonore, letztere die Baronin Fichtenhain, verdarben nichts. Das Haus war gut besucht. Leopold Kordesch. Gharade. (Zweisilbig.) Der Nachtigallen sanft Geflöte, Des Lenzes Pracht, de« Morgens Röthe, De« duft'gen Blumenhauches Kraft, Der feuerrciche Rebensaft — Dies Alle« freut' un« nicht im Leben, Vergebens lockte, ist der Abend schwül. Des Baches Welle nn«, so süß und kühl. War' nicht das Letzte vielfach un« gegeben. Wer seine Kraft im höhern Grad gewann — Es deutet ihn das Erste an — Der wird vor Vielen inniger genießen. Der Täuschung Flor wird selt'ner ihn umschließen. Nun sucht nach Worten, prüft und wählt! — Ich soll das Ganze euch zuvor beschreiben? — Mi t Gunst! Ich lasse da« wohl bleiben; E« ist j , nicht da« Ganze, wo« euch fehlt! — - X. - Laibach. Druck und Verlag des Josef Vlasnik.