bei der Leichenfeier des Hochmiirbigstco Fürstbischof» von Iniboch am 28. Jänner 1884 in der Domkirche zu Laibach gehalten von Dr. Zntwli Marimilinn Ktepilchnegg, Fürstbischof von Lavant. Verlag der fnrstbischöflichen Consistorialkanzlei. tS s O Text: „Selig sind dieTodten, die im Herrn sterben. Von nun an, sagt der Geist, sollen sie aus¬ ruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach". (Geh. Offenb. 6. 14. V. 13.) Eingang. ^9enn ich mich heute am Leichenbegängnisse des ver¬ storbenen Oberhirten der Diöcese Laibach betheilige, so kann dies Niemanden befremden; im Gegentheile Jeder wird es fast selbstverständlich finden, der da weiß, daß wir, der verstorbene hochwürdigste Fürstbischof Johannes Chrysostomus ko^aöar, und ich, uns im Leben nicht fremd waren, daß wir, wenn auch nur kurze Zeit, im nämlichen höheren Priester-Bildungs-Institute zum hl. Augustin in Wien den Studien oblagen (ich trat in dasselbe ein, als es bald hernach der Hochselige verließ), daß ich der Bischof der Nachbardiöcese Lavant bin, und als solcher auch bei der bischöflichen Consecration des Verstorbenen gegenwärtig war. Aber auffallen dürfte es vielleicht, daß ich, der ich gar nicht der nämlichen Kirchenprovinz mit dem verstorbenen Fürstbischöfe angehöre, nach ihm die Leichenrede halte, und ihm sogar im Namen der Diöcese Laibach einen Nachruf widme. —- 4 - -----> Dies klärt sich hoffentlich auf, wenn ich sage, daß ich nach meiner gestrigen Ankunft darum freundlichst von kompetenter Seite ersucht worden bin. Die allgemeine Theilnahme und Betrübnis, die ich heute wahrnehme, zeigt es mir, was der Hingeschiedene Oberhirt seiner Diöcese gewesen sein mußte, daß sie in der That einen herben Verlust erlitten habe, daß sie aber dies auch vollauf erkenne und fühle. Gewiß mit Grund. Denn wenn die Diöcese Laibach den hohen Verstorbenen schon früher, ehe er den Hirtenstab ergriff, zu ihren besten Söhnen zählte, so hat er sich als Bischof um sie noch verdienter gemacht, und sich noch ein größeres Recht auf ihre Liebe und Anhänglichkeit er¬ worben. Ein Rückblick auf sein Leben und Wirken bestä¬ tiget dies. Erster Th eil. Ich kann dasselbe wegen Mangel an Zeit nicht aus¬ führlich schildern. Es muß genügen, es nur nach den Hauptmomenten darzustellen, und das Bild nur mehr in allgemeinen Umrissen zu zeichnen. Sie alle, die Sie hier in seiner Domkirche, an seiner Bahre, versammelt sind, kennen es ja wohl ohnehin, und für mich handelt es sich ja nicht darum Ihnen etwas mitzutheileu, was Sie bisher nicht wußten, sondern nur darum, Sie an schon Bekanntes zu erinnern. Fürstbischof Johannes Chrysostomus Uo^aear war geboren am 22. Jänner 1811 in der jetzigen Pfarre Lrsri- nien in Oberkrain. Nach mit dem besten Erfolge zurückgelegten Gymnasial- und Lyceal-Stndien trat er im Jahre 1830 in das hiesige fürstbischöfliche Alumnat als Theologe ein und erhielt am V______> 27. Juli 1834 vom damaligen Fürstbischöfe Anton Alvis VVoIk die Priesterweihe. Wie sehr er sich durch seinen aus¬ gezeichneten Studien-Fortgang und durch sein Verhalten die Zufriedenheit seines Oberhirten erworben habe, erhellt wohl daraus, daß er über dessen Empfehlung bei Seiner k. k. Majestät Uiunr 1. »och im nämlichen Jahre gegen Ende September 1834 in das bereits erwähnte höhere Priester-Bildungs-Jnstitut in Wien ausgenommen wurde. An der k. k. Wiener-Universität zum Dvetor pro- mvvirt kehrte er im September 1837 in seine Diveese zurück, und wurde Cooperator an der Pfarre St. Peter in Laibach. Aber schon am 6. Februar 1838 wurde er von Seiner Majestät dem Kaiser Uorüinuuä 1. zum Professor der Dogmatik am k. k. Lyeeuin zu Laibach ernannt. Ueber Vorschlag des Fürstbischofes erhielt er am 24. November 1851 ein Canvuieat am hiesigen Domcapitel, wurde 1864 zum Domdechaut, 1870 aber zum Domprobst befördert. Endlich ernannte ihn Seine k. und k. Majestät im Jahre 1875 zum Fürstbischöfe von Laibach, als welcher er am 5. September 1875 hier im Dome evusecrirt wurde. Wenige Monate nur fehlten noch dem dahingeschiedenen Oberhirtcn zur Feier des fünfzigjährigen Priester-Jubiläums. Viele und verschiedene Aemter hatte der verblichene Fürstbischof bekleidet, alle mit gleicher Gewissenhaftigkeit, Umsicht, Treue und selbstloser Hingebung. Durch einige Zeit versah und ertheilte er auch den Religions-Unterricht am k. k. Lheeum, war fürstbischöflicher Consistorialrath, Rath und dann Präses des fürstbischöflichen Ehegerichtes, Prosinodal-Examinator, auch die Stelle eines krain ständ. Verordneten verwaltete er. Diese Aemter hinderten ihn nicht, öfters als Prediger des Wortes Gottes die Kanzel zn besteigen, und auch auf V_____—____-> 6 literarischem Felde zum Wohle der Kirche eine sehr er¬ sprießliche Thätigkeit zu entfalten. Er war Gründer und Redaetenr des „slovanski esrkvkni oasopis", der nunmehrigen ,,/Aoänja ctauiea", der „theologischen Zeitschrift" mit dem Beiblatte „Zeit und Ewigkeit". Solche Leistungen und Verdienste konnten der Auf¬ merksamkeit Seiner k. und k. Apostolischen Majestät nicht entgehen. In Anerkennung derselben zeichneten Allerhöchst Dieselben den verstorbenen Fürstbischof mit dem Comthur- Kreuz des Leopoldordens, und iin letzt verflossenen Jahre mit deni Großkreuze A. H. Ihres Franz Josef-Ordens aus. Zweiter Theil. „Selig sind die Todten, die im Herrn sterben." Wer stirbt im Herrn? Derjenige, der im Herrn und für den Herrn gelebt hat. Im Herrn, das ist, der mit dem Herrn, mit dem Heilande während des Lebens in inniger Verbindung stand; der mit dem Weltapostel Paulus sagen durfte: „Ich lebe, aber doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir" 0. 2. V. 20) nämlich mit seiner Gnade, die mein Denken, Empfinden, Wollen, Handeln leitet. Für den Herrn lebt, wer für Ihn arbeitet, und in seinem Berufe sich abmühet. Im Herrn und für den Herrn lebt, wer an Ihn glaubt, ans Ihn hofft, Ihn liebt. Selig, wer in diesem Glauben, in dieser Hoffnung, in dieser Liebe stirbt, denn es erfüllt sich an ihm im Tode, was der Heiland sagte: „Wer an mich glaubt, wird leben, wenn er auch gestorben ist", (llob. 0. 11. V. 25.) V_> 7 -- Der Glaube verwandelt sich für ihn in das selige S ch a n e n; die Hoffnung in das selige Genießen; die Liebe aber währt auch jenseits ewig. Wenn das Gesagte von jedem Christen gelten soll, daß er nämlich in Gott und für Gott leben soll, um in Gott, im Herrn selig sterben zn können, so ins¬ besondere auch vom Bischöfe. Er gehört als solcher nicht sich selbst an, sondern allen seiner Hirten-Svrgfalt anvertranten Gläubigen. Seine Aufgabe ist es, wie die des hl. Paulus: „Allen Alles zn werden, um Alle selig zn machen". (I. Oor. 6. 9. V. 22.) Für den Christen ist der Tod nur ein Schlaf, nicht Vernichtung. Er glaubt, ja er weiß — mit Job — daß er am jüngsten Tage wieder lebend aufer¬ stehen werde. Also ist das Sterben nur ein einstweiliges Entschlafen. Um selig zu erwachen, muß der Bischof im Leben wachen über sich und seine gläubige Herde. „Du aber sei wachsam" ermahnt der hl. Paulus seinen Schüler Timotheus, Bischof von Ephesus (II. ll'iiu. 0. 4. V. 5); setzt aber auch bei: „Ertrage alle Mühseligkeiten, thue das Werk eines Evangelisten (Glaubenspredigers)! erfülle dein Amt". Also kann der Bischof von seinem Amte nicht ausruhen, als wenn es für ihn je nichts mehr zn thun gäbe. Das volle Ansrnhen von den Mühen ist ihm nur erst, wie Jedem der im Herrn stirbt, für Jenseits, i m H i m m e l Vorbehalten als Lohn. Dies Alles ist wohl auch dem verstorbenen Ober¬ hirten Johannes Chrysostomus im Leben oft vorgeschwebt, und er war bestrebt, sein schweres Amt zu erfüllen, wie Paulus mahnt. Ihnen Allen, hier versammelte Andächtige! und der ganzen Diözese Laibach ist dies so gut, als mir — ja noch besser bekannt, als mir. Um nur Eines hervorznheben: <__> 8 Die oft sehr beschwerlichen, sehr anstrengenden Firmnngs- und Visitations-Vereisungen hat der verblichene Fürstbischof mit einer solchen Ausdauer Vvllführt, daß er an einem und demselben Tage nicht selten zwei Pfarrstationen zu obigem Zwecke besuchte. Da mag er freilich wohl bei seiner ohnehiu nicht gar festen Gesundheit seine physischen Kräfte etwas überschätzt haben. Gott, in dessen Dienste er sich bis zur Erschöpfung anstreugte, wird ihm dies zum um so größere» Verdienste angerechnet, und mit um so reich¬ licheren Lohne vergolten haben. Auch ihm sind seine Werke nachgefolgt, wie Jedem, wenn er ans der Zeitlichkeit in die Ewigkeit tritt. Wenn der Mensch stirbt, muß er Alles zurücklassen, ob gerne oder ungerne, mag es ihm hienieden noch so lieb und theuer gewesen sein. Nur etwas nimmt er mit sich; nämlich sein Gewissen, und seine Werke — die guten Werke, aber auch die etwa vollbrachten bösen Werke, außer wenn er diese Letzteren durch aufrichtige, christliche Buße gesühnt und seine Schuld vor Gott getilgt hat. In diesem Falle bleiben sie zurück, und der Büßer hat ihrer wegen nicht zu fürchten. Warum aber nimmt der Sterbende sein Gewissen mit in die Ewigkeit? Weil es zunächst jenes Buch ist, von dem es im kirchlichen Hymnus: „Dios iiao" heißt, daß darin Alles verzeichnet ist, wornach Gott den vor sein Gericht hintretenden Todten richtet. Warum folgen dem Gestorbenen seine guten Werke nach? Weil der göttliche Urtheilssprnch zunächst dieselben zur Grundlage hat; aber auch deshalb, weil das Bewußtsein derselben, das Bewußtsein, daß, ob anch mühevolle Tagwerk gut nnd verdienstlich vollbracht zu haben, den Seligen die ewige Ruhe im Himmel versüßt. Sagt man ja anch im Leben: Nach gethaner Arbeit läßt sich süß ruhen. V._—— __> 9 -> Schluß. Nun denn! Auch dem dahingeschiedenen Fürstbi¬ schöfe Johannes Chrysostomus sind seine guten Werke nachgefolgt — gewiß zu unser Allen Troste. Aber auch die Dankbarkeit seiner Diöcesanen hat ihn in die Ewigkeit begleitet; ihre Gebete, und das fromme Andenken Aller, die ihn iin Leben kannten, bleiben ihm gesichert. Wir Alle, die wir trauernd, aber zugleich hoffend auf einstiges Wiedersehen, ihn in die Gruft senken sehen, rufen ihm mit der Kirche den christlich schönen Wunsch nach : Gib ihm o Herr! die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihm! Laß ihn ruhen im Frieden! Amen. Druck von Klein L Kovaö (Eger) in Laibach. 8SSSS461444 X^I^I <170! !17MIM