MITTHEILUNGEN AUS DEM GEBIETE DER STATISTIK. HKRAUSGEGEBEN DIRECTION DER ADMINISTRATIVEN STATISTIK K. K. HANDELS-MINISTERIUM. SECIISTEli JAHRGANG. — II. IIE F T. (Preis 1 fl. 40 kr. Conv.-Munze.) WIEN, 1887. AUS DER KAISERLICH-KONIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI W. BRAUMULLER. INDUSTRIE-ST ATISTIK Ulili FUR IMS JAHR 185(5. H K R A U S G E G E B E N VON DEU K. K. DIRECTION DER ADMINISTRATIVEN STATISTIK. I. HEFT. STEIN W A AREN, THONWAAREN, GLASWAAEEN. (MIT 2 INDUSTRIE-KABTEN.) WIEN, 1857. AUS DEU KAlSERLlCH-KONIliUUHEN HOF- UND STAATSDRUCKEHE1. IN C0MMISS10N BEI W. BRAOMtiUEB. I ii h a 11. 8eite Steine und Steinwaaren............................................................................... 1 Rohe Raustcine und Schottcr.................................................................. 3 \Verksteine.................................................................................. 3 Marmor u. dgl................................................................................ 7 Dachschiefer................................................................................ iq Halbodelsteinc und Edelsteine............................................................... 11 Kalk....................................................................................... 13 Gyps..................................................................................... Schvvcrspath und Kreide..................................................................... 16 Ueberslcht.................................................................................. 16 Thonwaaren.......................................................................................... 17 Ziegel..................................................................................... Ig Terracottawaaren............................................................................ 23 Feuerfesto Ziogel und Schmelztiegcl ....................................................... 2(5 Tupfervvaaren u. dgl........................................................................ 27 Steingut.................................................................................... 28 Terralith................................................................................... 33 Steinzcug................................................................................... 34 Porzellen................................................................................... 35 Uebersichl.................................................................................. 43 Glas und Glaswaaren................................................................................ 4!» Rohglas..................................................................................... gl Glaspastcn und Stangenglas............................................................. i>9 Hohlglas................................................................................ 62 Tafelglas............................................................................... 77 Spiegelglas............................................................................. 85 (crzcugung von Rohglas.................................................................... 88 Brennmateriale......................................................................... <12 Bcstandtheilc des Glases............................................................... <)7 Seite Materiale /ur Oefen unil liafen.................................................................101 Arbeiter in den Glasliiitten....................................................................103 Veredlung des Iloh^lascs.............................................................................106 Schmelzperlen...................................................................................107 Uevvickelle Perlen..............................................................................108 Gescbliflene Perlen, Bijouterien etc............................................................109 Spiegel.........................................................................................112 Raffinirtes llolilglas..........................................................................116 Optische und physicalische Glaser...........................................................121 Arbeiter in (len llaffinerien...................................................................122 Ucbcrsiclil..........................................................................................123 Anhang......................................................................................................12!i V o r w o r t. Das k. k. statistische Bureau erhielt im Jahre 1840 durch seinc Umvvand-lung in die Direction der administrativen Statistik einen ervveiterten Wir-kungskreis, welcher es dem im Jahre 1841 zu deren Leitung berufenen Unterzeichneten zur Pllicht machte, den Umfang der statistischen Arbeiten zu enveitern, und insbesondere die Darstellung der volkswirthschaftlichen Thiitig-keit im Kaiserreiche in denselben einzubezieben. Demgemiiss wurde ltereits in dem ersten zur Veroffentlichung gelangten, auf das Jahr 1842 bezuglichen Bande der statistischen Tafeln nebst dem Mandel, der Schifffahrt, den Communications- und Transportanstalten die Industrie von Oesterreich einer aus-fiihrlichen Darstellung unterzogen. Es vvar die erste a m Iliche Arbeit dieser Art, \velche bekannt gevvorden isl und fiir welche fast alle Vorarbeiten fehlten. Die der Arbeit zum Grunde gelegten Daten mussten in allen Landern des Beiches vom Grund aus neu erhoben vverden, und obgleich die Beniitzung der landesfiirstlichen Organe hierbei (mit Ausnahme der ehemals ungrischen Lander) zu Gebote stand, so reichte diese lli)fsquelle doch in den seltensten Fallen aus, da diese Erhebungen nicht nur hinsichtlich der Vollstandigkeit, sondern hauptsachlich auch hinsichtlich der Genauigkeit sehr Vieles zu vviinschen iibrig liessen, indem einer allenthalben sich vviederholenden Rrfah-rung zufolge die Industricllen sich nicht immer bestimmt linden, iiher Menge und Werth ihrer Erzeugung richtige Aufschliisse zu ertheilen, ohne die Kenntniss dieser beiden Hauptelemente aber eine nur einigermassen ihren Zvveck erfiillende Industrie-Statistik niclil bearbeitet vverden kanu. In dieser Schwierigkeit beziiglich der Beschaffung des StolVes Jiegt auch die vorziigliche Ursache, wesshalb die Industrie in den amtlichen Arbeiten der Statistik noeh so wenig Beriicksichtigung gefunden hat. Bei der Verfassung der osterreichischen Vlil Industrie - Statistik tanri sicli iler Unterzeichnete genotliigt, den StoJV der Bearbeitung auf anderen VVegen zu ergiinzen und sodann das gesaminelte Material einer einlasslichen Priifung und Sichtung zu unterzielien. Diess geschah mittelst einer in den verschiedensten Hichtungen ausgeubten Controle der vorhandenen Angaben und mittelst ihrer Vervollstandigung durcli die Combi-nation. Die boi den einzelnen Fabrikszweigen in Ainvenduiig gekommenen Maschinen und I lilfsmittel aller Al t vvaren, cben so wie die Zahl der hier-bei besehaftigten Arbeiter, mit ziemlicher Verlasslichkeit des Ergebnisses zu erheben. Die Menge des verarbeiteten Kolistoftes gelangte durch mehrfache Ermitllungen und Beniitzung der Zollregister, der offentlichen Waaganstalten, der Angaben von Vermittlungsagenten etc. beziiglicb der grossen Industrie-Zueigc zur Kenntniss, eben so wie der von den grosseren Fabriksorten und Anstalten bewerkstelligte Absatz ihrer Erzeugnisse. Um diese zerstreuten Angaben zu dem beabsichtigten Zwecke zu venverthen, musste jedocli noch ein Umstand dazu treton, namlich die Kenntniss der Technik der einzelnen Industrie-Zweige. In jedem dieser Zweige bestelit eine technische Einheit, \velclie als der Maassstab der Production gilt, vvie z. 15. derWebestuhI boi der Webe-Industrie, die Maschine oder die Biitte bei der Papierfabrication, das Feuer bei der Eisenverarbeitung, die Zahl der Arbeiter bei der Maschinenfabrication etc. und jeder Sachkundige wird, wenn ihm von einer Industrie-Anstalt diese technische Einheit (namentlich wenn sie noch mit der Angabe iiber die anderen Elemente der Erzeugung in Verhindung gebracht werden kann) bekannt ist, mit annahernder Bichtigkeit die Production desselben schiitzen konnen. Durch Ainvenduiig dieser und anderer Hilfsmittel gelang es, die Menge und den Werth der gesammten Erzeugung der osterreichischen Industrie nachzuweisen, und man gelangte, als diese Arbeit verofFentlicht wurde, liier-durch zuiii ersten Male in die Kenntniss des niclit geahnten Umfanges der vaterlandischen Industrie, deren Erzeugung einen Werth von eintausend M i 11 i o n e n Gulden reprasentirt. Dass die Methode, welclie bei dieser Arbeit beobachtet wurde, eine riehtige \var und demnach zu einem approximativ genauen Ergebnisse fuhrte, hat sich in der seither verllossenen Zeit auf mehrfache Art bewahrt. Es wurden fiir administrative Zwecke amtliche Erhebungen iiber einzelne Industrie-Zweige angestellt, die Industriellen selbst fanden sich aus Anlass der Errichtung von Eisenbahnen oder Bankfilialen veranlasst, selir umfassende Darstellungen iiber die Industrie einzelner Liinder und (lebiete zu lieferu, und in allen diesen Kiilleii ergab sich eine beruhigende Ueberein-stimmung dieser auf dem Wege der directen Erhebung ge\vonnenen Resultate mit den zuniichst durch Combination auf Grundlagc richtig gestellter Thatsachen vermittelten Naclnveisungen der obenangefiihrten Industrie-Statistik, weiche sonach fiir dieZeit, in \veleher dieselbe bearbeitet wurde( 1), alsder wahre Ausdruck der Industrie-Verhiiltnisse vou Oesterreicli dienen konnte. lnzwischen sind zvvolf Jahre verflossen, innerhalb vvelches Zeitraumes die Erschiitterung des Bestandes von Oesterreicli und seme glorreiche Umgestal-tung stattgefunden bat. Die wechselvollen Ereignisse und der Aufsclnvung, \velcher in deren Kolge auf dem gesammten volkswirtbscliaftlichen Gebiete Oesterreich’s vor sich gegangeu ist, haben ilire vvechselseitigen Eimvirkungen auch auf den Zustand der einheimisclien Industrie ausgeiibt. Eben diese im Fortschritte begriffene Enlvvieklung und das Ziel. uelcbem dieselbe entgegen-geht, lassen es ervvunscbt erscheinen, die Industrie Oesterreicb s in iliren gegenwartigen Verhaltnissen darzustellen. Dieses Unternehmen wird durch die friihere obenervvahnte Arbeit und die dabei gevvonnenen Erfahrungen, so \vie auch durch die mehrfachen gediegenen Monographien, \velche iiber die Industrie einzelner Kronliinder, namentlich durch die seither gegriindeten Mandelskammern veroffentlicht uorden sind, vielfach erleichtert, wenn gleich andererseits die zunehmende Ausdehnung der Industrie die Vornahme der hierauf beziiglichen Erhebungen schwieriger macht. Bei der Bearbeitung der Oarstellung der osterreichischen Industrie (wovon das erste Heft vorliegt) vvurde in Verbindung mit unmittelbarer Erhebung das System der iVIono-graphien angewendet, \velchem gemšiss ein Fachmann alle Daten sammelt. sichtet und sie beziiglich der vvichtigeren Anstalten an Ort und Stelle durch Vergleiclumg mil dem wirklichen Bestande priift, und sohin das Ergebniss dieser Priifung zusammenstellt. Was die dabei beobachtete Reihung der ein-zelnen Industrie-Zweige betrifft, so wird dabei im VVesentlichen jene Ordnung beobachtet, welche im Programih der dritten Versammlung des internationalen (longresses fiir Statistik ausfiihrlich motivirt und der Annahme des Congresses vorgesclilagen \vird. Da fiir die Vollendung einer solcben umfangreichen, bedeutende Vorarbeiten bedingenden Darstellung bei beschriinkten Ililfskraften eine liingere Zeit erforderlich ist, wurde es fiir angemessen erachtet, dieselbe heftvveise erscheinen zu lassen, welche Einrichtung es moglich macht, das erste, die Production aller mit der Ver ar bei tu n g nicht, metali ischer Mineralien beschaftigter Industrie-Zweige enthaltende Heft der demnachst in VVien abzuhaltenden dritten Versammlung des statistischen Congresses vorzulegen. l)ie Darstellung zweier Classen der industriellen Erzeugnisse ist von einer Industrie - Karte begleitet, nach Art derjenigen, welche von der k. k. Direction der administrativen Statistik zur Industrie-Ausstellung nach Pariš gesendet und daselbst fiir vorziiglich geeignet erkannt wurden, cine klare Anschauungund Uebersicht der darin behandeltenIndustrie-Zweige zu gewahren. Der Unterzeichnete, von Geschhften mannigfacher Art in Anspruch genommen, bat sicli lediglich die Leitung der Arbeit vorbehalten und die specielle Bearbeitung des vorliegenden Heftes dem Herrn Ministerial-Uonci-pisten Friedrich Schmitt iibertragen, \velcher sicli dieser Aufgabe mit gevvohntem Eifer unterzog. Sehliesslich eraehtet der Unterzeichnete es fiir seine angenehme PIlieht, der Bereitvvilligkeit riihmlich zu gedenken, mit vvelcher last alle Industriellen, an die er sicli direct zu \venden Veranlassung fand, die von ihnen erbetenen Auskiinfte ertheilt liaben. Moge diese Bereit-vvilligkeit als ein Anzeichcn der besseren, Platz greifenden Ueberzeugung gelten, dass es fiir das Vaterland von hohem Belange, fiir den Einzelnen von keinem Nachtheile ist, ivcnn er durch seine richtigen und vollstandigen Mit— theilungen iiber die von ihm betriebene Industrie zur Gewinnung eines wahr-hcitsgetrcuen Gesammtbildes des vaterlandischen Gevverbefleisses beitragt. Um jedoch den Interessen der Industriellen , \velche mit anerkennensiverther Offcnheit die auf ihren Betrieh beziiglichen Anfragen beantvvortet haben, in keiner Wcise zu nahe zu treten, wurde einer speciellen Naclnvcisung liber ihre Anstalt nur in jenen Fallen stattgegehen, \vo dieselben hierzu ihre ausdriick-liche Zustimmung ertheilten; im Uebrigen aher \vurden ihre Mittheilungen iiber Menge und Werth ihrer Erzeugnisse nur zur Geivinnung einer richtigen Angahe fiir das beziigliche Kronland beniitzt. Wiirde dieser Vorgang bei allen statistischen Arbeiten iiber die Industrie heobachtet, so ist mit Sicherheit anzu-nehmen, dass der hier und da noch auftauchende Widenville zur Ertheilung der betreffendcn Auskiinfte allmiihlich sclnvindcn wird, da fiir die Gesammt-darstellung der Industrie dasjenige von dem geringsten Belange ist, was den vordersten Anhaltspunct fiir die Weigerung des einzelnen Industriellen, iiber seine Verhiiltnisse Aufschluss zu geben, darliictet, namlich die Verolfentlichung seiner individuellen Production in dem von ihm betriehenen lndustrie-Z\veige. Wien, im Augusf 18!»7. ('zoernig. Steine und Steinwaaren. Die Gewinnung der rohen Steine und Grden aus Steinbriichen, Lehmgruben u. dgl. bildet wohl nur einen Zweig der Urproduction, steht aber mit der industriellen Thatigkeit, mit der Veredlung ihrer Formen oder ihrer sonstigen Umgestaltung in soleh innigem Zusammenhange, dass sie abgesondert von der Industrie kaum dar-gestellt werden konnte. Die Kalkbremiereien als industrielle Etablissements besitzen ilire eigenen Kalksteinbruehe, die Ziegelbrennereien ilire Lehmgruben; Urproduction und gewerbliche Erzeugung arbeiten si eh liier Hand in lian il und es wi»re eine hochst sehwierige Aufgabe, die Menge der gebroehenen Kalksteine und der gewon-nenen rohen Thonerde zu ermitteln. Steine und Lelim werden je nach ihrer Ver-wendbarkeit fiir den Verbraucli in den Kalkiifen und fiir den Ziegelsehlag sortirt, letzterer in einzelnen Fallen geschliimmt; es werden somit nur jene Mengen beach-tet, welcbe in brauchbarem Zustande zur Verarbeitung gelangen. Dazu kommt noch die Thatsaehe, dass eine grosse Quantitat von roben Bausteinen und Lehm von den Grundbesitzern auf dem flachen Lande je nach Zeit und Bedarf fiir Neubauten oder Beparaturcn aus eigenen oder fremden Steinbriichen und Thongruben gewonneu wird, \velelie Production sich jeder statistischen Forsehung entzieht, als Erzeugung der sogenannten landvvirthsehaftlichen Nebenbesch&ftigung tibrigens keineswegs in den Bereicb der industriellen Production fallt. Die statistischeDarstellung dieserlndustrie-Classe beschriinkt sicb somit auf jene Steinbriiche, welche, indem sie sich durch vorziigliche Qualitat des Materiale« einen weiteren Absatzkreis errungen haben, gewerbemiissig betrieben werden, und auf die Gewinnung von anderen Steinsorten, die entweder zur vveiteren Veredlung oder zum unmittelbaren Verbrauche in den Hand el gelangen. Der Beiehthum der osterreicbischen Monarchie an Mineralien aller Art ist zu selir bekannt, als dass liier noch etwas besonderes iiber das Vorkommen derselben beigefiigt werden konnte. Vom ordinaren Bruchsteine, der als Sandstein, Kalkstein, Granit, Gneiss u. dgl. in der Form, vvie er vom Felsen losgesprengt wurde oder »Statist. Mittheil. 1857. II. Il«ft. i zu (len mauuigfachsteu Gestalten geliaueu, zu Bauten uiul zur Erzeugung von Gerathen und Kuustgegenstanden verwendet wird, bis zum edlen Opale, der bisher einzig und allein in Ungern gefunden wurde, vom ordinaren Lelim bis zur Porzellan-(srde und Farberde, und mit Ausnahme weniger Sorten, vvie Meerschaum, Bolus, Diamanten n. dgl., hat Oesterreich alle nutzbaren Steine und Erden aufzuweisen, die theils iiber den gesammten Kaiserstaat verbreitet, tlieils in einzelnen Kroidiindern und Gegenden in vorziiglieher Gt.Ue und Menge aufgeschichtet vorkommen. Obgleich diese Naturerzeugnisse der Mehrzabl naeh zufolge ihres Gewichtes bei verhaltnissmassig geringem VVerlbe und der dadureb verursacbten grossen Transportspesen sicli nicht fiir den internationnlen Verkebr eignen, so erheben sich doch einzelne derselben vvie Opale, Granaten, Graphit u. dgl. zn belangreicben Factoren der Ausfuhr naeh dem AusJande, vvahreml auch Kalk, Gyps, Brneli- und Bausteine wenigstens im ortlichen Granzverkebre eine vviehtige Bolle dieses Fremd-bandels spielen. Die Form der Naclnvcisung des Verkehres mit dem Auslande nacli dem neuen Zolltarife macbt es zvvar unmoglich, die einzelnen Steiu- und Erdgattun-gen zu erkennen, welehe an der Einfubr oder an der Ausfuhr vorzugsweise bethei-ligt simi, doch gewfihrt dieselbe bezuglich des Jahres 18u(i die Uebersicht, dass die Gesammtheit der roben und halbverarbeiteten Steine und Erden bei der Ausfuhr iiberwog. Es vvurden im genannten Jahre 1,067.000 Zoll-Centner ein-, dagegen 1,342.000 Centner ausgefiihrt, so dass die Ausfuhr an der Gesammtmenge des Verkehres von 2,409.000 Centner mit 5JJ-7 Percent Antheil nahm. Oie Steine vverden entweder in BrUchen gewonnen, oder, als Edelsteine und Halbedelsteine, in vereinzelnten Exemplaren gefunden oder erbeutet, wornach die Classe der Steine iu 2 Hauptabtheilungen zerlallt, denen sich als dritte Abtheilung die gebrannten Steine anschliessen. Aus Stcinhriiclien gew«imene Steine. VVie schon bemerkt, kanu es sich hier nur um jene Steinbruche handeln, deren Ausbeutung iiber den Localbedarf hinausreicht und derenBetrieb sich als ein gewerb-massiger zeigt. Abgesehen davon, dass es bei dem Mangel an statistischen Erhe-bungen iu dieser Bichtung nicht mSglich ist, alle schon aufgedeckten Steinbrtiche iiberhaupt anzufiihren, reichen selbst die zu Gebote stehenden Daten eben nur aus, um die auf Grundlage eines besonders gesuchten Materiales im ausgedehnten l\Jaass-stabe betriebenen Steinbriiche naeh Menge und Wertli der jahrlichen Production naher ins Auge zu fassen. Die Steinbrtiche theilen sich je naeh der Oualitat des Materiales und dessen Verwendbarkeit n) in solehe, vvelche ausschliesslich rohe Bausteine und Schotter liefern; b) in Briiche, deren Materiale vorzugsweise zu Steinmetzarbeiten oder zu Arbeiten fiir hesondere industrielle Zwecke (Miihlsteine, Schleifsteine etc.) vervvendet wird, deren Producte somit unter dem Namen „Werksteine“ zusammengefasst \verden konuen; » c) in Marmor- iintl sonstige Steinbriiehe, deren Material zu Schlift' und Politur sicli eignet, daher dea Rohstoll' zu werthvollerer Veredlung abgibt; d) in Dachschieferbriiche. Rohe Bausteine und Scliotter. Dichte Sandsteine und fes to Kalksteine sind din gesuehtesten Steinsorten fiir Bausteine und Scliotter. Je nach der geognostisčhen Beschaffenheit des Bodens finden sicli dic angegebenen Gesteinsarten zu diesen Zwecken verwendet, wogegen in anderen Gegenden der Monarchie, \vo deren Herbeisehaffung die Kosten allzusehr erhohen vviirde, Gneiss, Sebiefer u. dgl. niclit verschmaht werden, andererseits aber auch der hochgeaclitete feste Granit oder die Abfalle der geschiitztesten Marmorarten als rohe Bausteine zur Beniitzung kommen. Wo ausschliessend Bausteine gebrochen vverden, ist in der Begel der Betrieb nur ein Zweig der landwirthschaftlichen Nebenbeschaftigung, oder es ist der gewerbsmassige Betrieb zu diesem Zwecke, sowie zur Erzeuguug von Schotter-steinen (welche ubrigens in vielen Fiillen aus Flussgerolle geschlagen werden) durcb den kleinen ihm zufallenden Absatzkreis auf einen geringen Umfang beschrankt ')• Nur die unmittelbare Niihe von volkreiehen Stadten erhiiht die Production derartiger Steinbriiehe; so findet man in der Umgebung von Wicn, Prag u. s. f. Briiche, die jahrlicli bis zu 10.000 H. Werth an ordinaren Bausteinen nachweisen. Die grosse Zahl und Bedeutung der Steinbrttche, die den Strassenschotter liefern, liisst sicli aus der Tliatsaclie erkennen, dass fiir den Zweek der Instandhaltung von 3.3JJ3 Moilen Staats-Strassen (mitAusschluss derBezirks- und Gemeindestrassen) im Durchsclmitte der Jalire 18S0 liis 18S3 jahrlich boi 82 Miilionen Cubik-Fuss Scliotter im Werthe von 2,737.000 II. benothigt und angeschafft wurden. Nacli der Gesammtheit der vorliegenden vereinzelnten Nachvveisungen iiber die Production von Bausteinen und Scliotter berechnet sicli der jahrlicbe Durchschnitt derselben in der Gesammtmonarchie auf 4'/a Million Cubik-Klafter im Werthe von 8,S00.000 tl. am Orte der Erzeuguug. Die Erhfihung dieses Wertlies durcb die Kosten des Transportes bis zum Orte des Verbrauches liisst sicli auf keine Weise ermitteln; dieselbe ist jedocli liier ausserordentlich bedeutend, da die Cubik-Klafter roher Bausteine sich loco Bruch mit 48 ki1, bis 8 fl. berechnet, an den Verbrauchs-orten aber mit 6 bis 22 H. bezahit wird. Die hoclisten dieser Preise betreffen die Steinbriiehe in der Nahe von Wien; der ordinare Kalkstein von Brunu am Gebirge kostet 8 fl. am Steinbriiehe, zu Wien 20 bis 22 (1. Werksteine. Bessere Sorten von Sand- uud Kalkstein, Granit, Serpentin, Marmor u. dgl. werden in den Bruchen bis zu einem gewissen Grade verarbeitet, indem die vom >) So ziihlt der Bezirk dor Olmiilzer Handels- und Geworbekammer mehr als 721 Stcinhriiehc, deren juhrlicher Produetionsvvevth kaum die Summe von */4 Million Gulden erreiehen diirfte. 1» Felsen losgcsprengten grbssereu Stiicke (lino dein Wtlrfel oder Prisma sicli annahernde Form erhaltcn. In dieser Gestalt werdcn die Steine oder Platten entweder an die Steinmetze gelicfcrt oder theihvcise aueli im Brnclie selbst bis zur fertigen Waare veredelt und als solche unmittelbar an die Consumenten abgesetzt. Obgleich der-artigen Werk- und fertigen Decorations-Steinen ihres durch grbssere Giite und bohere Veredlungskosten bedingten Werthes \vegen ein weiterer Absatzkreis zukommt, als den roben Bausteinen, so vertragen dieselben docli nur dort, \vo bei grbsserem Bedarfe die Gesteins-Formation keine naheren oder besseren Briicbe entdecken liisst, einen Transport bis zu 20 Meilen und daruber. Auf diese Weise bat der massenhafte Verbrauch der Haupt- und Residenzstadt Wien an Ptlastersteinen, an Werksteinen fiir Hauserbauten (Quadern, Platten, 'rhiir-, Fenster- und Treppensteine), dann an Ornamenten- und Ptlastersteinen den schwunghaften Betrieb der Sandsteinbriiche zu Margarethen, der Leitha-Kalk-steinbriicbe bei Winden in IJngern und der Granifhruehc in Oesterreich ob der Fnns liervorgerufen. Die Granitbriicbe zu Scbwertberg, Lanzenberg (Bezirk Perg), .losephsthal, Langenstein (Bezirk Mauthausen) und Asehacb (Bezirk EfFerding) beschaftigten im Jabre 18S6 zusammen 07 Arbeiter und lieferten bei S00 Cubik-Klafter (im Durch-schnitte zu 1.000 Stiick) Wiirfel- und Trottoir-Steinc imWerthe vou SO.000 tl. (am Orte der Produetion); diese Production steigt in einzelnen Jabren auf das Doppelte und dariiber und rielitet sicli nacli der jeweiligen Nachfrage behufs der Pflasterungs-Arbeiten zu Wien und Pest. I)it‘ S a n d stei n b rti e b e d e s O e de n b u rger F o m i t a t e s zu St. Margarethen, Breitenhrunn und Loretto und dieB ril c h e d e.s b a r t e n L e itha-Kalkes bei Wi n-den (Kaiser-Steinbrucb) besehaftigen regelmassig bei 200 Arbeiter. Die jabrliche Ausbeute von 2SO.OOO Cubik-Fuss roli behauener Werksteine und SO.000 Current-Fuss fertiger Tliiir— und Fenstersteine stellt einen Wertb von nahezu */4 Million Gulden dar, indem der Cubik-Fuss dcs harten Steines aus dem Kaiser-Steinbruche mit 1 tl., der Current-Fuss der Loretter Tbiir- und Fenstersteine bis zu 2 tl. bezahlt wird. Audi diese Production ist je nach dem Bedarfe der NViener Bauten \vesent-liehen Sebwankungen unterworfen; zur Zeit des Seunneriugbaues hatte sie mehr als das Doppelte der obigen Summe betragen. Ausser den gcnannten bestehen im Oedenburger Verwaltungsgebiete nocli inehrere grbssere und ausgiebig betriebene Steinbriiche, deren Erzeugnisse jedoch \vie die Werksteine von Neusiedl am See, aus dem Baranver Comitate ( jahrlieher Productions-Wertb 70.000 tl.) u. s. f. in der Umgebung verbraueht, vvahrend von den erstgenannterr Steinbruchen iiber zwei Drittheile der Erzeugung nach VVien abgesetzt vverden. Ueberhaupt werden in Wien als Werkstcine verbraueht: 1. Der Sandstein von Hoflein, 2. der Kalkstein von Baden, 3. der Muschelkalkstein von Wbllersdorf, 4. der harte Kalkstein von Hundsheim (bei Hainlmrg), S. der harte Leitha-Kalkstein vom Kaiser-Steinbruch, 6. der weiehe Kalksandstein von Margarethen, 7. der noch weichere Kalksandstein von Loretto, 8. der Kalksandstein vou Eggenburg, 0. der Marmor von Brunn, 10. die Rauchwacke vonri Semmering, 11. der Granit von Mauthausen. Nabereš s. geographisch-statistische Uebersicht von Osterreich unter der Enns in dem Werke: „Ethnographie der osterreichischen Monarchie“ I. Band, 1857. Prag, obgleich beziiglich der ordinaren Bausteine durch die unmittelbare Nftlie voh Steinbrtichen (Karolinentlial u.s. f.) begiinstigt, bezieht die bessereii Werksteine aiif eine Entferiiung von 3 Meilen aus den Steinbrtichen bei Gross-Nehwizd. Ein grobkorniger, in der Tiefe bis ins feinste Koru ubergehender Sandsteiu briebt hier in grossen Blocken uud wird vou 5 Steinmetzen als Besitzern der iiber 1) Jocli sicli erstreckenden Brilcbe mit GO bi.s 80 Arbeitern gewonnen und zum Theile bis zur brauchbaren Waare (selbst zu gesuchten Scbleifsteinen) verarbeitet. Im Durcli-scbnitte belauft sieli der VVertli der jSlirlichen Gesammtproduction dieser Briiche auf 20.000 II. Ausser diesen liuden sicli in Bohmen, wo d«*r Bedarf au Werksteiuen fur montanistische u. a. industrielle Etablissements aller Art ein sletig zuiiebmender ist, selbst im Flachlande und im Gebirge VVerksteinbriiche, deren Production die angefiihrte iibersteigt. Der blaue Granit von Milin (Bezirk Prihrani) \vird zu allen Gattungen von Thiir- und Fensterpfosten, Futtertrtigen u. dgl. verarbeitet, besonders aber fiir die Wasserbauten des Pfibrainer Silberbergvverkes in Quadern gebauen; der Betrieb dieser Steinbriiche beschaftigt 60 bis 80 Steinbrecber und Steinmetze. Der Sandsteiu von Prilep (bei Bakonic), bestebend aus Quarzgeschieben, Olivin-kornern und Thonerde, bildet ein vorziigliehes Materiale tur Miiblsteine und Bild-liauerarbeiten, wird abervorzugsvveisezu Quadern (10.000 bis 1 U.000 Cubik-Fuss jalir-licli) und Platten (jalirlicli 10.000 Quadrat-Fuss) verarbeitet; Miiblsteine werden 300 bis 400 Stiick jahrlich erzeugt uiid der Stein bierfiir au den boelisten Puncten des ti bis 7 Klafter hohen und 100 bis 200 Klafter breiten Felsens gebroeben. Der VVertli der gesammten Production dieses Bruches belief sieli im .labre 18o(» aul' 14.000 tl. Noch bedeutender sind die San.dsteinbriiche zu Skrovad (Bezirk Chru-dirn), welehe einen vveiten Umkreis mit guten, tbeils weiehen, tbeils liarten Werk-steinen versorgen, im .labre I85ti iiber 300.000 Cubik-Fuss im Werthe vou 50.000 II. lieferten und 45 Arbeiter durch 7 Monate bescbiiftigteu. Beschrankteren Absatz baben die Werksteine aus den Briichen in der Umge- bung von Pilsen, vvelche Sandsteine liefern, die zu bebauenen Bausteinen, Miibl-und Scbleifsteinen verarbeitet werden. Im Jahre 1856 \varen 80 Arbeiter in 6 Brii-clien beschaftigt; die Production belief sicli auf nahezu 30.000 Cubik-Fuss im Werthe von 12.000 II. Fiir Hochofengestellsteine eignet sicli vorzuglicli der Sand-stein von Miroschau; es \verden hier jahrlich 20 bis 30 fertige Gestelle und nebenbei 2.000 bis 3.000 Stiick Schachtfuttersteine (4.000 bis ti.000 Cubik-Fuss) im Werthe von 5.000 bis 8.000 tl. producirt. Besonders zahlreich sind die NVerksteinhruche im Erz- und Biesengebirge; Granit und Gneiss vverden hier vielfach ausgebeutet. Bei dem Beichthume dieser Steine beschrankt sicli jedocli der Betrieb der Briicht — zumeist in den Handen von Gruudbesitzern und Steinmetzen — auf den eigenen Bedarf, wird also weder regehnassig uud gewerhemassig durchgefiihrt, noch ist er beziiglich der einzelnen Steinbriiche von wesentlicheni Belange. Aehnliche Verhaltnisse zeigen die Steinbriiche aller iibrigen Gebirgsgegenden der Monarchie. O b e r - S t e i »> r m a r k's Gebirge gehiiren dem krystallinischen Schiefer- gebirge und (ler Grauvvacke an; Alpenkalk und die Kreide-Formation fmden sich in schmalen Streifen an der siidlichen und nordlichen Griinze, so\vie anch eruptive Massengesteine mit Ausnahme der jtingeren Gesteine, wie Basalt, Trachyt u. dgl., welche giinzHch fehlen, innerhalb der krystallinischen Schiefer in geringerer Menge auftreten. Das haufige Vorkommen der nutzbaren Steine sowohl, als die Scliwierigkeiten des Transpories bedingen die Bescbrankung des Betriebes der zahl-reiclien Steinbriicbe auf den wecbselnden Localbedarf. Envahnensvverth sind nur der Granit-Steinbruch zn K i n dberg (jahrlich S.000 Cubik-Fuss Quadern fiir Eisen-werke und Strassenpflasterung ini Werthe von (5.000 tl.), der Serpentin - Steinbruch zuPomegg(BezirkBruck, jahrlich 2.000 bis 3.000 Cubik-Fuss Steinmetz-Arbeiten), der Serpentin-Steinbrucb in der Gulsen bei K ran bat (Jiozirk Knittenfeld, beson-ders Hochofengestellsteine, dann auch Sockelplatten, Thtlr- und Fensterstocke u. dgl., im Werthe von 0.000 bis8.000fl.), endlich die Kalktuff-Steinbriicbe bei Kapellen (nachst Neuberg, Bezirk Miirzzuscldag), welche ein Material liefern, das durcb seine Weichheit im friscbgebrochenen Zustande, durcb sein geringes Gewieht und durcb sein Erharten an derLuft und unter Wasser fiir Hocb- undWasserbauten, besonders aber fiir Gewolbebauten iiusserst werthvoll ist, seinenAbsatz jedocb auf einen verhiilt-nissmiissig kleinen Kreis auszudehnen vermag. Die jahrliche Ausbeute, welche erst in neuester Zeit wesentlieb steigt, belauft sich im Durchschnitte auf 8.000 bis 10.000 Cubik-Fuss. Ausser dem erwahnten Serpentin-Steinbrucbe in der Gulsen werden Hocbofengestellsteine aus den Sandsteinbr(ichen auf der Turracher llobe (Bezirk Murau, im Jalire 18o6Production 6.000 Cubik-Fuss im Werthe von 6.000(1.), im II irschbachgra h en (Bezirk Miirzzuscldag). in der Gams (bei St. Gallen, jahrlich 2.000bis 3.000Cubik-Fuss) und aus demQuarzschicferbruclie zuNeumarkt (800 Cubik-Fuss jahrlich) gewonnen. Die Diluvial - Conglomerale liefern gutes Materiale fiir Miihlsteine; derartige Briiche stehen zu Hieflau, St. llgen (Bezirk Aflenz) und Landl (Bezirk St. Gallen) im Betriebe und produciren jahrlich bei 1 i>0 Stiick im Werthe von 5.000 11.; iiberdiess werden aus Sandstein im Hirschbach-graben Miihlsteine gehauen. Des erscliwerten Transportes wegen bezieht jedocb der nordwestliche Theil von Ober-Steiermark derlei Steine aus Oesterreicb ob der Enns und Salzburg, der siidliche Theil aus Voitsberg in Unter-Steiermark. Unter-Steiermark,Karnth e n, K r a i n, das K ii s t e n 1 a n d u n d T i r o I, sowie die Kronliinder Ungern, Siebenbiirgen, Gali zi e n und die Bukowina besitzen in den vielfaltigen Gesteinsarten derAlpen und der Karpathen das Materiale fiir Werksteine aller Art; nur Vorarlberg bezieht Sandstein aus der Schweiz. Es bestehen daselbst zablreiche Steinbriiche fiir Werksteine, welche jedocb theils nur zeitweise, theils nur in geringer Ausdehnung beniitzt werden, wogegen sich der Steinbruch-Betrieb in der Lombardie und Venedig zu einem wichtigen Erwerbs-zweige ausgebildet bat. So bescbaftigen 36 Sandsteinbriiche in der Prozinz Bergamo (zu Mapello, Fontanella, Brembate, Capriate, Sarnico und Villonoso) 300 Arbeiter, \velche im Jalire 1856 bei 8.000 Cubik-Meter Sandstein im Werthe von mehr als 100.000 tl. producirten und in der gesammten Lombardie absetzten. Miihlsteine werden iiberdiess jahrlich 150 bis 200 Stiick in dieser Provinz verfertigt; besonders schwunghaft wird jedoch die Erzeugung von Schleifsteinen zu Pradalunga, Nembro und Albino betrieben, welche jiihrlich bci 300.000 Kilogramme solcher Steine im VV^erllie von 150.000 Lire liefert, welche sowobl iin lnlande, als nacb Spanien, Frankreich, Belgien, Grossbritannien und Nord-America abgesetzt werden. Die Marmorbriieho der venetianischen Provinzen liefern gleichfalls cine sehr bedeutende Menge gewohnlicher Werksteine, so dass die jahrliche Production des lombardiseh-venetianischen Konigreiches an Werksteinen aller Art im Durchscbnitte eincn Werth von mindest 1 Million Gulden darstellt. Ungern und Siebenbiirgen besitzen vielfaltiges vortreftlicbes Materiale fiir VVerksteine aller Art, welcbes aber bis jetzt aus Mangel an Nachfrage nur in gerin-gem Maasse zur Verwendung kommt. Sandstein, Granit, Kalke, Marmorarten, Serpentin u. dgl. Steine werden allenthalben in grossen Mengen angetroffen. Besondere Beriicksichtigung diirfte aber der Basalt verdienen, der bei Rakoscb und Reps gefunden wird; cine blasige Abart desselben wurde sieh fiir Miiblsteine eignen, die der Giite nacb den Andernaeh'schen ain nachsten steheu \viirden. Die Nachweisungen des Erwerbsteuer-Katasters in den deutsch-slavischen Kronliindern der Monarehie geben die Zalil der steuerpfliclitigen Steinbruch-Besitzer mit 172 an, wovou 120 der ersten, 32 der zweiten, 13 der dritten, 6 der vierten und 1 der funften Steuer-Classe eingereiht sind; die gewerbemfissig betriebenen Werksteinbruelie der iibrigen Kronlander mitdergleichen Zahl zugerechnet, ergibt den Bestand von 344 Steinbrucben dieser Art mit mindest G.000 Arbeitern. Die gewon-nenen roben Steine werden, wie sclion erwabnt, tbeils in den Briiehen selbst bis zur fertigen Waare verarbcitet, tbeils gelangen sie im halbbehauenen Zustande in den Verkehr und werden crst an den Verbrauchsorten durcb Millionen Gulden. Marmor and somtige Steine, die sich fiir Sehliff' und Politur eignen. Alle Kronlander der Monarcbie, welche dem Alpengebiete angehoren, sind zufolge der geognostiscben Beschaffenbeit der Gebirgc ausserordentlicb reich an Marmor aller Arten. Der carrarische Marmor wird zvvar in bedeutenden Mengen fiir Bildhauerarbeiten importirt; dagegen wird der vveisse, jedoch etwas grobkiirnige Marmor vom Spliigen ebenfalls stark verwendet und ins Ausland abgesetzt. Ein neuer Steinbrucb eines compacten feinkornigen Marmors, der jedocb nicbt so rein weiss ist als der carrarische, wird jetzt sclion ziemlich schwunghaft am Monte Gar-dobbe bei Pedrazzo (Tirol) ausgebeutet. Ebenso wird der schiine Marmor von Goflan (Bezirk Schlanders in Tirol) als Ersatz des carrarischen Marmors vi(‘lfach gesucht und in Blocken von 8 bis 10 Cubik-Fuss mit 5 bis 6 tl. fiir den Cubik-Fuss bezahlt. l)ei' Marmor di sveta Godspodja in Dalmatien uukc an der montenegrinischen imd albanesischen Granze zeigt ein grobes Koru, uiinmt aber die hochste Politur an; auch der vveisse Marmor von Slatina (Dalmatien) wird zu schiinen Staluen verwen-det. Der grauweisse Marmor von Grulicb in Bohmen, welcbes Kronland tibrigens arm an Marmorbriicheii ist, wird so vvie der weiss- und graugestreifte Marmor von Stampfen bei Pressburg (Ungern) nacb Wien geliefert und daselbst zu Badewannen n. dgl. verarbcitet. Audi zu Rodna (Siebenbiirgen) iindct sicb weisser krystallini-, scher Kalkstein, der jedoch bisber keine nennenswertbe Verwerthung fiudot. Sclnvarzer vorzuglicber Marmor findet sieli bei Como, bei Reutte (Tirol) und bei Vajda-Hunyad (Siebenbiirgen); scbwarz- und weissgefleckter Marmor wird im Thale Camonico (Provinz Brescia), vveissgestreifter bei Laibach und Dobrule iu Krain und zu Duiuo im Kiistenlande (Pietra di Tomai) gevvonnen und vorzugswei.se nacb Venedig abgesetzt. Blauen Marmor liefert vorzugsweise die Provinz Bergamo (Bradiglio volpino), es lindet sieli solelier jedoeli auch im Baranyer Comitate. Der gelbe Marmor von Torri in der Provinz Verona, Giallo di Verona genannt, wird besonders zu archilektonisehen Arbeiten gesucbt. Unter den rotben Marmorarten sind besonders jene von Salzburg zu erwahnen; weitberulunt aber ist vorziiglich der rotbe, Bosa- und Mandel-Marmor von Valpolicella und Valpantena iu der Provinz Verona, vvelehe drei Sorten sowohl in robem Zustande als zu Tisebplatten, Kaminen u. dgl. verarbeitet, einen bedeutenden Ausfubrartikel Oesterreich's bilden. Audi auf der InselVeglia wird ein Mandel-Marmor (mandolato) gefunden, der dem Veroneser gleichkommen soli, bis jetzt aber mir wenig ausge-beutet wird. Die beispielweise angefuhrten vorzuglicheren Marmorarten gehoren tast durcli-gangig deni Alpengebiete an; Bobmen, Maliren und Galizien besitzen wenig und seiner Struetur und seinen Farben zufolge nur untergeordneten Marmor; Ungern und seine ehemaligen Nebenlitnder sind in geognostischer Beziehung noeb wenig bekannt, wie auch die allenfalls bekannten Marmorarten nur in geringen Mengen beniitzt werden. Ueberbaupt vverden die Marmorbrucbe zuineist nur periodiscb ausgebeutet, vvenn tur Kirchen und andere ornamentale Bauten in der Umgebung Marmorblocke begehrt werden. Den regelmassigsten und grossartigsten Betrieb baben die Marmor-briicbe in Venedig und in der Lombardie aufzuweisen; darunter sind es wieder die Briicbe am Garda-See und Comer-See, deren Materiale sicb einer grossen Nacbfrage erfreut. Die Marmorbrucbe bei S. Ambrogio im Valpolicella, bei Lugo im Valpantena und bei Torri am Garda-See bescbaftigten im Jalire 18S6 2.8B0 Arbeiter; die von denselben gebrochenen Marmorblocke von zusammeii IS.000 Cubik-Meter batten zu Verona, wo dieselben tbeils von der mil Mascbinen aller Art ausgestatteten Schleif-fabrik des A. Conconi, tbeils von 38 selbststandigen Marmorscbleitern mit mehr als 300 Arbeitern weiter veredelt werden, einen Wertb von mehr als 900.000 11.; werdon bierzu noeb die Werthe der als Bausteine /.ur Veru endung gelangenden Abfalle gerechnet, so erhohte sich der Jahresertrag dieser Steinbrtiche auf 1 Million Gulden. Diese Summe steigt auf 11/2 Million Gulden durch Einbeziehung der Marmor-Produetion der Ubrigeh Provinzen Venedig's, woruntcr die Provinz Vicenza deu liuehsten Antheil nimmt. Auf nahezu 1 Million beliiuft sich der Ertrag der Marmorbruche in den lombar-dischen Provinzen Brescia, Bergamo, Sondrio und Como, welche den weiss und fein rotli geaderten Marmor von Brescia, den feuerfarbigen und rothen Marmor aus dem Tliale Brembana, den schwarz-und *weissgefleckten Marmor aus dem ThaleCamonica, den blauen Marmor von Bergamo und die Moscada di Bergamo, den sebr gesuchten vielfarbigen Marmor von Varenna, den weissen Marmor vom Spliigen, den schwarzen Marmor von Como und den schwarzen, dunkelroth- und weissgefleckten Marmor von Lugo liefern, welclie Sorten sowobl im rohen Zustande exportirt, als aucli von den Marmorscbneidern zu Tischplatten, Statuen u. dgl. verarbeitet werden. Die grosse Ausdehnung der Industrie der Marmorverarbeitung im lombardisch-venetianischen Konigreicbe ergibt sich aus der Zalil der steuerzahlenden (selbststan-digen) Marmorarbeiter und sonstigen Steinmetze; solche fanden sich im Jahre 1856 in der Provinz Mailand.................307 „ „ „ Brescia................. 79 „ „ „ Cremona................. 8 „ „ „ Mantua.................. S „ „ „ Bergamo.................794 „ „ „ Como.................... 21 „ n n Pavia................... 25 » ,, „ J-«odi.................. 9 „ „ „ Sondrio................. 10 in der Lombardie . . 1.258 in der Provinz Venedig ..................... 23 „ „ „ Verona ...... 76 „ „ „ Udine. ......................124 n n „ Padua................... 31 „ „ „ Vicenza................. 38 „ „ „ Treviso................. 26 „ „ „ Rovigo.................. 3 „ „ „ Belluno................. 36 in Venedig . . 357 im Ganzen . . 1.615 Werden von dieser Zalil die unmittelbaren Steinbruch-Besitzer abgerechnet, so bleiben fiir die eigentliche Veredlung bei 1.200 Steinmetze, Steinscbneider, Scbleifer und Bildbauer mit nahezu 4.000 Hilfsarbeitern, durch deren Arbeit der gewonnene Marmor eine Werthserhi)hung von wenigstens 2 Millionen Gulden erfahrt, so dass die jahrliche Production des loinbardisch-venetianischen Konigreiches an rohem Marmor und Marmorarbeiten mit 5 Millionen Gulden im Werthe berecbnet \verden darf. Weniger bedeutend ist die Production von Marmor und Marmorarbeiten im d e 11 iibrigon Kronlauderu der Monarcliie. Tirol liefert seinen weissen Marmor von Pedrazzo und Schlanders grosstentheils nacb Verona zur Verarbeitung. Salzburg bctreibt gegenwartig niclit melir als 5 Marmorbriiche liei Adnetli und Sl. Jakob; einc Besonderlieit sind jedoch die Marmorkugelmiihlen, von welchen 4 grossere Etab-lissements zu Fiirstenbrunn, Grodig, Pevering und Halhvang bestehen, vvelche jiilir-licli 1,500.000 Stiick solcher nacb allen VVeltgegenden versendeten Kugeln im VVerthe von circa 6.000 11. erzeugcn. Der weiss-, blau- und graugeaderte Marmor von Saubsdorf in Schlesien, so\vie der schwarz und rothe Marmor von Sielce und Krzeszowice im Kreise Krakau wird von den Landbeivohncrn zu kleineren Arbeiten wie Vasen, Dosen u. dgl. venvendet, deren jalirliche Production den Werth von 5.000 bis 6.000 II. errcicht. An die geschliffenen und polirten Marmorarbeiten reihen sicli jene aus Granit (VVien und Karlsbad), aus Serpentin (Einsicdl iu Bohmen), aus Alabaster (Wien), u. dgl., deren jalirlicher Productions-Wertli im Durchschnitte 50.000 11. betriigt. Bei der bisherigenUnvollstandigkeit der Nacliweisungeu dieserIndustrie-Zweige lasst sich der Wertli der jahrlichen Production an geschliffenen und polirten Stein-arbeiten niclit mit der gewiinschten Scharfe berecbncn; die Summe von 8 Millionen Gulden diirfte jedoch diese Production der gesammten Monarcliie ohne wesentliche liTung venverthen. Dachschiefer und Scliiefcrplatten. Selir anselinliche Lager von vorziiglichem Thonscliiefer finden sich in Bohmen, Miihren und Schlesien; auch Oesterreich oh der Enns, Steiermark, Karnthen, Krain, Tirol, die Lombardie, llngern, Siebenhiirgen und die Mililargranze besitzen mehi* oder vveniger reiche, zu Dachschieferarheiten beniitzbare Lager von Thon-und Grauwackenschiefer. Sowie nocli heute diese Lager in den ostlichen Kronlauderu der Monarcliie ganzlich unbeniitzt liegen, gehort auch der Aufschwung der Schieferbrtiche in den westlichen Kronlauderu erst der neuesten Zeit an; Freiherr von Callot war der erste, der im Jalire 1840 den rationellcn Betrieb zu Diirstenhof (Schlesien) ein-fiihrte, der jetzt allenthalben Nachahmung findet und in nitchster Zukunft die Ein-fuhr von englischeii und deutschen Platten fiir den inlandischen Bedarf entbehrlich machen diirfte. Denn wahrend einerseits naliezu zwei Drittheile der schlesischen Dachschiefer nach Preussen exportirt werden, bezog Bohmen nainhafte Mengen fremder Schiefer elbeaufwarts, da die Schiefer von Rabenstein, nach der altherkomm-lichen unzweckmassigen Weise gewonnen und gespalten den Anforderungen, welche an cin gutes Dachdeckungs-Materiale gestellt werden miissen, niclit entsprachen. Bereits sind die vorbereitenden Schritte gethan, um die iiberaus reichen Lager des vorziiglichsten Schiefers zu Rabenstein (nach einer massigen Schatzung 564.000 Cubik-Klafter) und bei Eisenbrod auf eine Wei.se auszubeuten, die bei moglichster Einschrankung der Gewinnungskosten ein die ausliindische Concurrenz durch Schonheit und Billigkeit erdriickendes Product liefern vverden. Ohne Zweifel wird der ausgedehnte Betrieb dieser Brtiche eine zunehmende Yerwendung des Schiefers als Dachmateriale zur Folge haben, wie diess sicli theilweise jetzt schon dort bemerkbar maclit, wo Dachschieferbruche im Betriebe stehen'). Im Jalire 1856 standen Schieferbrtiche zu Carona und Branži in der Provinz Bergamo, zu Flirseb bei Landeck in Tirol, zu Rabenstein in Bohmen und zu Diirsten-hof in Schlesien im regelmassigen und ausgedehnteren Betriebe; in Mahren und Schlesien wurden mehr als 100 solche Briiche, jedoch zumeist nur als Nebenbesehaf-tigung der Grundbesitzer ausgebeutet. Zusammen besebaftigten diese Briiche nahezu 1.000 Arbeiter und erzeugten Dacbschiefer und sonstige Schieferjilatten im Wertbe von S00.000 fl. Wie schon erwahnt, ist diess nur der Anfang einer neu erwacliten Industrie und wenn von dem obigen Wertbe der Production schon gegenwartig auf Biihmen, Mahren und Schlesien mehr als ncun Zehnttheile entfallen, so sind diese Kronlander vorzugsweise berufen und durch Materiale und Absatzerweiterung in den Stand gesetzt, diesen Betrag des Productions-Werthes in nachster Zeit zu vervielfachen. Ilalbedclsteine und Mclsteinc. In frtiherer Zeit, wo geschliffene llalbcdelsteine noch einen weit hoherenWerth hatten als gegenwiirtig, war Turnau (Bohmen) der Sitz einer ausgedehnten Stein-schleiferei; die im Isargebirge und in den Bachen desselben reichlich aufgefundenen Achate, Jaspise, Topase, Amethyste bildeten ein gesuchtes Materiale. Gegenwartig ist dieBearbeitung der llalbcdelsteine iuOesterreich, theils durch den ausgedehnteren Verbraucli der Glas-Compositionen, theils durch die Concurrenz der oldenburgischen Steinschleifereien auf einMinimum herabgesunken. Die geringenQuantitatenvonHelio-trop, Carneol, Acbat, Jaspis, Amethyst u. dgl., welche im Inlande (zumeist in Bohmen und Tirol) aufgesucht und zu Ringsteinen verarbeitet werden, stellen kaum den Wcrth von SO.000 H. dar; iiberdiess geschieht diese Verarbeitung durch die verein-zelnten Edelsteinschleifer. Die sogenannten Salzburger Smaragde fanden sicli im Heubachthale; diese, sowie die Berylle und Butile von Unter-Sulzbacb werden jetzt niclit mehr gewonnen, da durch abgerollten Schutt ihre Fundorte ganzlich verdeckt wurden. Saphire werden zu Herrengrund in Ungern vereinzelt gefunden und an Edelsteinschleifer ver-kauft; als ein neuer angeblich reicher Fundort von Saphir, Hjacinth, Rubin, Spinell und Korund wird der Bach des Zollerthales bei Bergreichenstein (Bohmen) angege-hen. Es ist niclit moglicb, iiber die Menge der gesammelten Edelsteine dieser Art Angaben zu erhalten, da die Auffindung zumeist Sache des Zufalles ist und die gewerbsmassige Aufsuchung derselben nirgends besteht. !) Im Bozirke der Olmiitzei' Handels- und Gewerbekammcr waren im Jalire 1851 hercils nahezu (».000 Gebiiude mit Schiofcr ffedeekt, wogegcn nur 4.K00 Ziegeldacher gezahlt wurden. Dagegen bildet die Gewinnung und Veredlung der edlen Granaten und e d I e 110 p a! e selbststandige Industrie-Zvveige von vvesentlicher volkswii,thscliaftlicher Bedeutung. Ed le Granaten (Pyrope) vverden in vereinzeltenExemplaren an verschiedenen Orten der Monarchie gefunden; organisirt ist die Arbeit der Gewinnung derselben jedocb nur in Tirol und namentlicb in Bobmen. Ani siidlichen Abhange des bohmiscben Mittelgebirges im Leitmeritzer Kreise, besonders in der Umgegend von Tfiblitz und Dlaschkowitz kommen die Granaten im Glimmerschiefer oder in dessen Sande zalilreich vor und werden in einer Menge von jahrlich 12 Centner im Durcbscbnitte gewonnen. Die Menge der in Tirol jahrlich aufgesuehten und durchwegs zur Verarbeitung nach Bohmen abgesetzten Pyrope erganzt jenen Betrag auf nahezu 15 Centner. Ueber die Zalil der bei der AufTindung beschaftigten Arbeiter foliliMi alle Angaben. Die Granaten-Schleiferei umfasst zwei wesentlich verschiedene Zweige. In der Begel werden die vveniger schonen und iniuder feurigen Granaten in eigenen Schleifmiihlen, vvo mehrere Schleifsteine ahnlich jenen, \velche beiin Sclileifen der Glasperlen im Gebrauche stehen, dureh Wasserkraft getrieben werden, ohne besondere Genauigkeit der Schleittlaehen bearbeitet und von besonderen Arbeitern gebohrt, um an Schniiren an einander gereiht zu werden. Fiir die zum Fassen bestimmten Granaten werden die schoneren Exemplare ausgesucht; sie werden mit besonderer Sorgfalt auf Steineu geschliffen, welebe von dem Arbeiter mittelst des Fusses bevvegt werden, und erhalten vollkommen regelrechte Kanten und Flachen. Granaten -Schleifmiihlen stehen gegenwartig bei Svetla (bei Ledetsch), in Turnau und in der Umgegend von Dlaschkowit/. 9 mit 50 Sehleifsteinen iu Betrieb; die Zalil der an diesen Steinen beschaftigten maniilichen und weiblichen Arbeiter belault sicli auf nahezu 150 Personen. Das Boliren der Schnurgranaten beschaftigt die gleiche Anzahl von Arbeitern. Am Sclileifen der zur Fassung bestimmten Granaten endlich betheiligen sicli zu Svetla, Turnau und in der Umgegend von Dlaschkovvitz bei 200 selbstandige Schleifer, die jedoch durchwegs fiir Bechnung der Granatenhandler arbeiten. Die Menge der jahrlich zur Handelswaare veredelten Granaten berechnet sicli im Durchschnitte auf 12 Centner. Die Grosse und Schonheit der Granaten, sowie die Form und Genauigkeit des SchlifFes veraulassen eine ausserordentliche Preis-sclmankung, so dass der \Vertli eines Pfundes geschliffener Granaten zwischen 5011. (ordinare Schnurgranaten) und 5.000 tl. (grosse und schiine Fassungsgranaten) wechselt. Als den Mengen und Wertlien der Sorten am nachsten entsprechend, ergibt sicli fiir die Gesamintproduction der Mittelvverth von 350 II. fiir das Pfund, \vornach die jahrliche Granaten-Gewinnung und Veredlung einen Werth von nahezu 420.000 H. darstellt. Der edle Opal kommt zu Viiriisvagas (Ungern, Saroser Comitat) in Hornstein, Trachyt und Thouporphjr in Begleitung von Hornblende und Schwefelkies vor; die Gewinnung geschieht theils durch Tagbau, tlieils durch Grubenbau mittelst 17 Stollen und beschaftigt bei 150 Bergarbeiter. Als Schmuckstein unterliegt der Opal alleii Aenderungen der Mode; es ist tlaher der Absatz eben so variabel als die Menge uiid Qualitat der gewonnenen Steine, dalier beide sich nicht nach einem Durchschnitte berechnen lassen. Ucbrigens miiss die jiihrliche Ausbeute als Minimum einen Werth von 25.000 fl. darsteJlen, um den Pachtschilling mul die Arbeitslohne zu decken. Sollen die Werthe aller in der osterreichischen Monarchie gewonnenen und durch Schliff und Selinitt veredelten Edelsteine mit Einbeziehung der Verkaufs-betrage fiir gesammelte und an Mineralien-Cabinete abgesetzte wissenschafllieh merkwiirdige Seltenheiten von Mineralien und Versteinerungen, deren Vervverthung im Fassathale in Tirol und am Berge Bulca in der Provinz Verona (Fisch-, Friichten-und Pflanzenabdriicke) von nennenswerther Bedeutung ist, annaherungsweise abge-schatzt \verden, so diirfte eine jiihrliche Umsatzsumme von 1 Million Gulden eher das Maximum als einen Durcbschnitt bezeichnen, eine Summe, welche allerdings den bisherigen \veit hoheren Schatzungen schrofT gegeniibersleht. Letztere jedoch hatten als Grundlage die officiellen Werthschiitzungen, welche behufs der Berechnung des auslandischen Verkehres bentitzt wurden, in Folge der Zusammenfassung von Edelsteinen der verschiedensten Werthe , dann der gleichen Berechnung bei der Ein- und Ausfuhr aber viol zu hoch gegriffen waren. (jebrannte Steine. Die in Steinbrtichen gevvonnenen Kalksteine werden theils als Bau-, Schotter-oder Werksteine bentitzt, theils in besonderen Brennofen zu Aetzkalk gebrannt; ebenso dient schwefelsaurer Kalk (Gyps) im gemahlenen Zustande unmittelbar als Diingmittel fiir Wiesen und Felder, im gebrannten Zustande aber theils als Bindemittel, theils als Materiale fiir die Herstellung von Formen, Figuren u. dgl. Kalk. Der gewbhnliche Manerkalk vvird aus kohlensaurem Kalke gebrannt; der Betrieb der betreffenden Kalksteinbriiche ist durchwegs in Oesterreich mit den Kalkbrennereien vereinigt, so dass roher Kalkstein als Material fiir besondere Brennereien nirgends in den Handel kommt. Ueberhaupt gehort die Mebrzahl der Kalkbrennereien Grundbesitzern, welche dieselben nur zeitvveise und nach Bedarf als Nebenbeschiiftigung und zur Verwerthung des Stockholzes betreiben. Nur in den westlichen Kronliindern der Monarchie und namentlich in der Niihe grosserer Stadte bat sich die Kalkbrennerei zu einem dauernden gewerbsmassigen Betriebe empor-geschwungen. Gewerbsrniissig betriebene Kalkbrennereien standen zufolge des Erwerbsteuer-Katasters in den deutsch-slavischen Kronliindern 933 im Jahre 1856 im Betriebe; mit Einschluss der ungrischen und italienischen Kronlander erhohtsich diese Zalil auf l.oOO, wovon die Mehrzahl einen gewohnlichen eylindrischen Kalkofen mit circa 4Cubik-KlafterBauminhalt besitzt und aufHolzfeuerung angewiesen ist. Die theilweise Einfiihrung der vollstandig gewblbten Kalkofen, dann der continuirlich vvirkenden Kalkhochofen, sowie der Braunkohlenfeuerung gehort der iieuesten Zeit an. Eine besondere Wichtigkeit diirften demnachst die nach den neuesten Erfahrungen construirten Kalkofen in den Kohlenrerieren von Aussig nnd Teplitz erlangen, deren Lage durcli vortrefflich sich brennenden Kalkstein, Wohlfeilheit des Brennstoffes und durch den billigen Transport auf der Elbe ausserordentlich begdnstigt ist. Die bedeutendsten nnd besteingerichteten Kalkbrennereien linden sieli in der unmittelbaren llmgebung von Wien; den ausgedehntesten Betrieb bat die Kalkbren-nerei von Em. Kolin in der Hinterbriihl bei Miidling, welche in 2 Hocli- und 6 grossen periodischen Brenniifen jahrlich ltei 500.000 Centner gebrannten Kalkes zu liefern im Stande ist. Dagegen steht das Brennen des Kalkes in der Bukowina und in Siebenbiirgen noeb auf der untersten Stufe technischer Vollendung; tlieils in kleinen offenen Oefen, tbeils selbst nur in ausgehohlten Gruben wird dort cin ziemlicb schlechter Kalk gebrannt. Kalksteine, welcbe Kieselerde-llydrat entbalten, bildeu das Materiale. fur den natiirlichen Cement — den sogenannten hydraulischen Kalk. Findet sich in den-selben iiberdiess cin Gehalt von Alkalien, vvelcbe die Kieselerde loslich machen und somit die bindende Kraft derselben vermebren, so erliobt sich der Wertli des ge-wonnenen Kalkes. Der Gehalt an Thonerde, Magnesia u. dgl. wird, insoferne er nicht gewisse Granzen iibersteigt, als gleichgiltig angenommen. Die allesteri Fabriken zur Erzeugung von hydraulischemKalke, welcher im pulverisirtenZustande in denHandel gelangt, in der Monarchie sind jene zu Kufstein im Innthale (Tirol), deren Product aus dem dort brechenden Kalkmergel gewoimen und auf Miihlen in den kaufgerech-ten Zustand gebracht, neben dem auslandischen (kiinstlichen) Portland-Cement fiir Wasserbauten in der ganzen Monarchie schon seit liingerer Zeit verwendet wurde. Nocli heute linden namhafte Mengen des Kufsteiner Kalkes ungeachtet der hohen Transportkosten ihren Absatz nach Wien. Die neueste Zeit, welche auch fur Hochbauten gesteigerte Anforderungen an den Kalk stellt, hat vielfiiltig die Anregung dazu gegeben, taugliches Materiale fur hydraulischen Kalk in grosserer Niilie zu den Verbrauchsorten aufzulinden. Da die Aptychen-Kalksteine, welche regelmassig und in grosser Ausdehnung im Wiener Sandsteine als Schichten eingelagert sind, ein solches Material bieten, so beginnt diese Industrie sich gegenvvartig vorzugsvveise in Oesterreich unter der Enns zu entwickeln. DieEtablissements zu Schottwien,Lilienfeld, Stollberg (bei Hainfeld) und Klosterneuburg, letzteres auf den Betrieb der Miihlen mittelstDampfkraft eingerichtet, dehnen ihreProduction allmiihlich aus und sind schon jetzt im Stande, jahrlich 2o0.000 Centner zu liefern. Jm Jahre 1854 besdirankte sich deren wirkliche Erzeugung nocli auf 25.000 Centner, vvogegen die Fabriken zu Kufstein, lliiring, Ebbs und Zirl in Tirol bei 80.000 Centner producirten Von den iihrigen hydraulischen Kalken, welche in der osterreichischen Monarchie gewonnen werden, aber in der Begel aut einen kleinen Absatzkreis beschrankt bleiben, ist nur nocli des sogenannten „Prag-Altstadter hydraulischen Kalkes“ Erwahnung zu tlmn, von vvelchem im Jahre 1856 iiber 30.000 Centner producirt und zum Theile. bis Triest verfrachtet wurden. Die gesammte Production von liydi‘Hulischem Kalke im Jalire 181>00 angenommen und die mittlere jahrliche Production mit je 2.800 Centnern fiir einen Ofen berechnet, so ergibt sich die gesammte Jahres-Production an ordinarem Kalk mit nabezu 9,000.000 Centnern. Der durchschnittlicbe Preis eines Centners wurde aus den vorliegenden Angaben mit 30 Kreuzern ermittelt, wornacb sich der Wertb der obigen Kalkerzeugung mit 4S Millionen Gulden heransstellt, der sieli mit Ein-reclmung desWertbes der Production von hydrauliscbem Kalke in runder Summe a ut' 5 Millionen erhoht. Die Zabl der bei diesem Industrie-Zweige zeitwei.se beschaftigten Arbeiter kanti mit (5.000 Personen, der Verbrauch an Stockholz mit 100.000 Cubik-Klaftern, jener an Braunkohlen mit 100.000 Centnern abgeschiitzt werden. Gyps. Wenngleich auf weniger Fundorte eingeschrUnkt als der kohlensaure Kalk, wird docb der schwefelsaure Kalk (Gyps) in machtigen und zahlreicben Lagern in verschiedenen Gegenden der Monarchie gefunden. Bisher wird dieser werthvolle Naturscbatz nur in verbaltnissmassig geringem Umfange gelioben, da die Vervvendung desselben einerseits als Ddngstofl' in der einheimiscben Landvvirthschaft noch nicht die mogliche und notbwendjge Ausbreitung gewonnen hat, andererseits als Binde-mittel fiir Steine und Ziegeln \vegen der Billigkeit der vortrefflichen Kalke in Oester-reicb im Allgemeinen nicht iiblich ist, daher zumeist auf die llerstellung von Gyps-formen, Figuren und Ornamenten u. dgl. beschriinkt bleibt. Die Hauptlagerstiitten des Gypses finden sieli in den nordostlichen Alpen und ’ gehoren der Trias-Formation, namentlich den Schiefern von Werfen an. Siidostlich von Wien liegen die meisten Gypsbriicbe, die tlieils dureh Tagbau, theils mittelst Schacbten undStollen ausgebeutet werden. Diese gegenwartig im Betriebe stehenden Gypsbriiehe, vvovon jene zu llinterbrubl und Sehottwien wegen ilirer gfinstigen Lage die bedeutendsten sind, dann 17 Gypsmiihlen erzeugen im jahrlichen Durchschnitte 120.000 bis ISO.000 Centner Gyps, welcher zumeist in Wien und Oesterreicb unter der Enns verbraucht wird. Eine fast gleicbe Menge liefern die Gypsbriiche in Salzburg u. z. zumeist fiir den IJedarf der Wiesencultur sowolil im Inlande als in den angranzenden Bezirken Baiern's. Tirol und Vorarlberg erzeugen jahrlich wenig iiber t».f>00 Centner. Schlesien besitzt reiche Gypslager in der Nahe von Troppau, die erst in neuester Zeit aufgefunden, bisher nur tur den inlandischen Bedarf ausgebeutet wurden. Noch zu erwahnen ist die Gewinnung desGypses in Krain (Langenfeld), in Dalmatien und in Galizien, wo (bei Tlumacz) Gyps als Gebirgsgestein zu Tage ansteht und vorzugsweise zu Bausteinen verwendet wird. Machtige Gypslager sind in Ungern (boi Iglo) und Siebenbiirgen (bei Unter-Rakos) bekannt, werden jedocb gar nicbt beniitzt. Das Kronland Bohmen leidet ganzlich Mangel an Gyps und beziebt denselben in grossen Mengcn sowohl fiir die Industrie (hauptsiichlich fiir Formen bei der Stein-gut- und Porzellan-Erzeugung), als fiir die Landwirthschaft aus Baiern. Die gesammte Gyps-Production der Monarchie belief sicli im Jabre 1856 in runder Summe auf 300.000 Centner im Werthe von 400.000 II. und beschaftigte in den Briichen und Miihlen bei 500 Arbeiter. Schiverspath und Krcide. Ein nennenswerther Industrie-Zweig Tirol’s und Kiirnthen s ist die Gewinnung und Vernialdung des Schwerspatbes; es gelangen jahrlich bei 20.000 Centner' imWerthe von 40.000 H. in den Mandel. Zwei grossere Etablissements in der Nahe von Kitzbiichel (Tirol), welcbe 30 Arbeiter beschaftigen, liefern allein jahrlich mehr als 12.000 Centner. Kreide fludet sich im Forstbezirke von Ebensee (Oesterreicb ob der Enns); ihre Verarbeitung zu Kreidenpulver und Laiben bat erst im Jahre 1854 begonnen und liefert ein fiir Anstreicherfarben vorziiglieh brauchbares, ganzlich sandfreies Product. Im Jahre 1856 beschriinkte sicli Erzeugung und Absatz auf 2.000 Centner im Werthe von 2.000 tl. Uebersicht. Werden die Werthe der jahrlichen Production der hier besprochenen Industrie-Zweige zusammengefasst, so ergibt sicli der Gesammtwerth von 38,422.000 tl. Es werden namlicb producirt an rohen Bau- und Scbottersteinen...................... 8,500.000 tl, „ Werksteinen......................................... 15,000.000 „ „ Marmor und sonstigen geschliffenen und polir- ten Steinarbeiten..................................... 8,000.000 „ „ Dachschiefer und Schieferplatten....................... 500.000 „ „ Halbedel- und Edelsteinen............................ 1,000.000 „ „ Kalk................................................. 5,000.000 „ * Gyps................................................... 400.000 „ „ Schvverspath und Kreide..................... . . 42.000 „ Zusammen . . 38,442.000 tl. Wie schon bemerkt wurde, beruhen manche hier aufgenommenen Zahlen zum Theile auf SchStzungen, da positive Angaben bezttglieh einzelner Kronliinder und ge\visserProductions-Zweige nicht zuGebote standen. Es ist iibrigens bereits fiir die directe und vollstandige Einhebung dieser Daten im Wege der Handels- und Gewerbekammern vorgedacht vvorden, deren Ergebnisse fiir diesen in seinen VVerthen hochst beacbtenswerthen Zweig der Industrie - Statistik wi(!htige Auf-schliisse erwarten lassen. Thonwaaren. Die Thonerde bildet ihrer Plasticitat und Feuerbestandigkeit wegen einen ausserordentlich \vichtigen RohstofT fur eine ganze Reihe von liulustrie-Z\veigen, welche sich auf deren Verarbeitung fur die mannigfachsten Bediirfnisse der Haus-haltung und der Industrie stiitzen. Sowie diese Erde einerseits nie im chemisch reinen Zustande naturlich vorkommt, wird sie auch mir in ihren Verbindungen mit Kieselerde, Kalkerde u. dgl. venvendet; das Miscliungsverhiiltniss dieser Erden, sowie die Farbe, die zumeist von beigemischtem Eisenoxyd herrilhrt, entscheiden liber die Art der Verarbeitung zu gemeinen und feineren Waaren. Die gemeinen Thonwaaren begreifen alle jene Gattungen in sich, wo mebr oder weniger gefarbter Thon verbraucht \vird, welche nach dem Brennen somit entweder die ursprtingliehe Farbe des Thones zeigen, oder aber mit einer Glasur iiberzogen werdeu, welche die dunkle Farbe des Thones durchschimmern lasst. Ziegel, Drainage-Rohren und gevvohnliche Tripfenvaaren gehoren somit in diese Kategorie, welcher sich dem Materiale zufolge noch vveiter die Terracotta-Waaren, dann die mit weisser Glasur (iberzogenen Stubenofen und dieThonpfeifen anschliessen. Die feineren Thomvaaren, welche sich durch eine \veisse Glasur auszeichnen, sind theils aus gefarbtem Thone, theils aus weisser Erde, welcher in einzelnen Fallen Kaolin zugesetzt vvird, verfertigt. Wahrend die Thonerde auch nach dem Brennen noch theilweise die Eigenschaft Wasser einzusaugen besitzt, erfahrt das vvasserhaltige Silicat dersclben — der Kaolin (Porzellanerde) — durch Eiinvirkung der zugesetzten Schmelzmittel beim Brennen eine vollstandige Umwandlung, der zufolge das Product des Brennens, das Porzellan, einen muscheligen Bruch nachweiset und VVasser gar nicht einsaugt. Nach der Verschiedenheit der verwendeten Erde und der Glasur ergeben sich folgende Materiale: Fayenf.e, farbige Thonerde mit weisser Bleiglasur; Terralith und Siderolith, wenig gefarbter Thon mit farbigem Bernsteinlack; Steingut, weisse mit Kaolin gemisclite Thonerde mit Blei- oder Feldspath-Glasur; Statist. Mittheil. 1857. II. Heft. 2 Steinzeug,,dunkelgefarbter im natiirlichen Zustande mit Quarz und Feldspath ver-mengter Thoa, der sich zu dunklen Porzellan brennt; Porzellan, vveisse Porzellanerde je nach Bedarf mit Quarz, Feldspath u. dgl. vermengt und mit Feldspath-Glasur iiberzogen. Die Granze zwischen ordinaren und feinen Thonwaaren ist allerdings eine will-kurliche; die oben gegebene rechtfertigt sich jedocli dureb die Thatsache, dass die \veitere Veredlung der gebrannten Thonwaare durcli Maierei und Vergoldung erst beim Fayenfe - Geschirre beginnt, wogegen Terracotta-Waaren, selbst vvenn die verwendeten Formen kiinstlerische Erzeugnisse sind, vorwiegend in ihrer natiirlichen Farbe in den Handel kommen. Der Verkehr mit dem Auslande in Thonwaaren bestand im Jahre 1856 aus der Einfuhr im Werthe von 810.700 fl. und aus dem Ausfuhrswerthe von 766.400 tl. Die wichtigsten Artikel der Einfuhr bildeten ordinare Thongeschirre (155.100 tl.), Steingut (56.500 tl.), nicht gemaltes Porzellan (44.800 fl.) und bemaltes und vergol-detes Porzellan (340.000 11.) aus den Staaten des deutschen Zollvereines; in der Ausfuhr nahmen alle Gattungen von Porzellan (563.700 tl.) und einfarbige Steingut-waaren (78.700 fl.) die griissten Hetrage in Anspruch. Ziegelhrcmicreien. Die bedeutendste massenhafte Venvendung findet die Thonerde, die in zahl-reichen Lagern mitAusnahmewenigerGegendeniiber diegesammteMonarchie verbrei-tet vorkommt, theils in ihrer roben Gestalt, theils in derForm von ungebrannten oder gebrannten Ziegeln fiir Bauzvvecke. So ausgedebnt auch derVerbrauch von Lelnn zur Herstellung der gestam p ft en Gebaude (Pise-Bauten) in den ostlichen Kronlan-dern und die Erzeugung und Verwendung von ungebrannten Ziegeln fiir land-wirthschaftliche Nehengebaude, welche entweder zufolge ihrer Lage oder durch weit-iiberbangende Dachung gegen Begen geschiitzt sind, nocb liente sein mag, so kanu doch diese Verwerthungsart der Thonerde keineswegs der Industrie zugezahlt werden. Sowie einerseits diese Vervvendung der Thonerde nur von Seite der Landwirthe als Nebenbeschaftigung zeitweise oline Verwendung meclianischer Hilfsmittel oder beson-ders erfahrener Arbeiter staltfindet, wiirde andererseits die Erhebung der beziiglichen statistischen Daten kaum durchfiihrbar sein. Wichtiger in industrieller sowohl als culturgeschichtlicher Beziehung ware dagegen die Nachweisung des Materiales, aus welchem die bereits bestehenden und beniitzten Wohn- und sonstigen Gebaude ‘) aufgefiihrt sind. In dieser Bicbtung wurden jedocli bis zur Gegenwart keine voll-standigen Erhebungen durchgefiihrt; es miissen dieselben eine dringliche Aufgabe der nachsten Zukunft bilden. ') Im Jahre 18S1 zahlte inan in der Monarchie (mit Ausnahme der Lombardie, Venedigs und Tirol’s) 6S.771 Gebiiude, welche — mit Miethwohnungen ausgestattet — der Hauszinssteuer und 4,264.267 Gebiiude, welche der Hauser-Classensteuer unterlagen, im Ganzen somit 4,330.038 Wohngebaude. Auch ilie Erzeugung gehrannter Ziegel hildet zum Tlieile eine periodische NebenbeschSftigung der Grundbesitzer, so namentlich in den ostlichen Kronlandern d er Ssterreichischen Monarchie, wogegen sie sich im westlicben Theile zum gewerb-licben und fabriksmassigen Betriebe ausgebildet hat. Aus dem erwahnten Grunde kanu auch bier nur «lie Nachweisung der als gewerbliche Anstalten in Tliatigkeit stehenden Ziegelbrennereien gcgeben werdcn. Diese folgende Nachweisung beruht bezuglicb der ersten Gruppe der (deutschen und slavischen) Kronlander auf den Angaben des Erwerbsteuer-Katasters, riicksichtlicb der zweiten Gruppe auf Erhebun-gen der Handels- und Gewerbekammern und auf sonstigen Angaben. Diesen zufolge standen im Jahre 1856 im Betriebe: in Oesterreich unterderEnns . 309 Ziegelbrennereien Oesterreich ob der Enns . 146 vt Salzburg 17 n Steiermark . 154 yy Karnthen 39 y> Krain 60 n Giirz, Gradišča etc. . . 22 Vi Tirol 26 n Bohmen . 1.464 Mahren . 334 j* Schlesien . 42 n Galizieri 86 Vi derBukowina 9 M Summe . 2.708 IJngern 532 Kroatien und Slavonien . . 63 Vi der serbischenWojwodschaft 78 M Siebenbiirgen 260 M der Militargranze .... 42 »* Dalmatien 18 ?* der Lombardei 81 n Venedig 527 n Summe . 1.601 V) Zusammen . 4.309 Ziegelbrennereien Im Allgemeinen lasst sich der limfa n g d e s Betriebes der einzelnen Ziegelbrennereien schon aus dem Betrage der von ihnen zu entricbtenden Erwerbsteuer beurtheilen. Von der angegebenen Zahl der Ziegelbrennereien in den deutsch-slavischen Kronlandern standen in der 1. Steuerclasse (bis 5 fl.) . . 1.916 Etablissements 2. „ (5 bis 10 „) . . 602 3. „ (10 „ 20 „) . . 135 4. * (20 „ 30 . 17 S. Steuerclasse (30 bis 40 tl.) . . 10 Etablissements 6. * (40 „ 30 „) . . 8 99 7. M (30 „ 60 „) . . 6 99 8. n (60 „ 70 „) . . 4 99 9. 91 (70 „ 80 „) . . 1 99 10. 99 00 O 90 „) . . 4 99 bis 16. 99 (100 „ 200 „) . . 2 91 u. 18. 99 (200 „ CC O o s . 2 99 26. >» (900 „ 1.000 „) . . 1 99 Die in tlea Steuerclassen 10 bis 26 angefuhrten Ziegeleien von besonders aus-gedehntem Betriebe gehoren ausschliessend Wien und dessen naehster Umgebung an, welcher iiberdiess die Mehrzahl (31) der den Steuerclassen 4 bis 10 eingereibten Etablissemeuts ziikbmmt, wahrend die tibrigen Brennereien derselben Classen ledig-licli in Bohmen und Mahren angetroffen vverden, und zwar in der Umgebung' der Kronlands-Hauptstadte Prag und Briinn. Ebenso finden sich die grosseren Ziegel-brennereien in den iibrigen Kronlandern iiberall in der Niihe der diclit bevolkerten Stadte, \vngegen auf dem flaehen Lande nur solche gewerbliche Anstalten vun beschriinktem Betriebe oder periodisch und von Grundbesitzern nebenher betriebenen Ziegeleien besteben, eine Tliatsache, vvelche in dem beschrankten Absatzgebiete der im Verhaltnisse zum Preise nur auf kurze Strecken transportablen Producte ihre natiirliche Erklarung findet. Was die Prod u c ti o n s - F a h igkeit der gewerblich oder fabriksmassig betriebenen Ziegelbrennereien anbelangt, so stellt sicli der Brennofen als vollkommen verlassliche Einbeit dar, insoferne dessen fiaum in Verbindung mit der Brenndauer (verscbieden je nacb der Verwendung von Holz, Stein- oder Braunkohle) die mog-liche Production im gegebenen Zeitraume vollkommen genau ermitteln liisst. Beziig-lich dieserProductions-Einheit liegenjedoch nur vereinzelte Nachweisungen vor. Aus diesen Angaben liisst sich iibrigens entnehmen, dass mit Ausnahme der Brennereien in der Nabe von Wien, Linz, Prag, Briinn, Pest, sonst iiberall noch Holz als Brenn-materiale verbraucbt wird, und nacb altem Herkommen construirte Brennofen (ohue gemauerte Feuerungs-Canale) in Verwendung stehen. So wie bei den Kalkofen bat aucb bei den Ziegelbrennereien erst die Gegemvart die meisten und wichtigsten Umstaltungen des Betriebes angebahnt, obgleicb die Bemiihungen einzelner Ziegelei-Besitzer, vvie Miesbach u. a. zur Einfiihrung der rationellen Production schon vor liingerer Zeit begonnen hatten. Von den 309 Ziegelbrennereien Oesterreich’s uiiter der Enns entfallen 37 auf VVien und dessen nachste Umgebung und sind fast ausschliessend fur die Deckung des Ziegelverbrauehes der Haupt- und Residenzstadt bescbattigt. Nach den Erhebungen der Wiener Handels- und Gewerbekammer berechnet sich die jahr-liche Erzeugungs-Fiihigkeit dieser Etablissements mit folgenden Mengen: 3 Ziegelbrennereien zu Wien .... 3,000.000 Stiick 3 „ am Laerberg . . . 12,000.000 „ 2 „ zu Leopoldsdorf. . 4,000.000 „ 1 Ziegelbrennereien zu Rannersdorf . . 4,000.000 Stiick 1 rt „ Biedermannsdorf 6,000.000 4 99 „ Guntramsdorf . 10,300.000 99 1 99 „ Mollersdorf . 600.000 n 2 99 „ Neudorf . . . 6,000.000 *• 4 „ „ Vbsendorf . 14,000.000 99 3 99 „ Brunu . . . . 8,000.000 99 2 „ am Wienerberge . 68,000.000 99 1 •9 zu Breitensee . 1,700.000 99 1 n „ Hernals . . . 1,500.000 n 1 99 „ Wahring . . 600.000 99 4 n „ Nussdorf . . . 5,000.000 99 3 99 „ Klosterneuburg . 3,000.000 n 1 r> „ Kritzendorf . 300.000 99 37 »» Zusammen . . 148,000.000 Stiick In Folge der gesunkenen Baulust belief sich die wirkliche Production der genannten Brennereien schon seit mehreren Jahren auf kaum z\vei Drittheile ihrer Erzeugungs-Fabigkeit; aucli dasjahr 1856 liat dieBaulust und dieZiegel-Production kaumgehoben, so dass die Ge.sammt-ProductionOesterreicli’s miter derEuns (mitEin-schluss der 272 ubrigen kleineren Ziegelbronnereien) si(rh auf 124 Millionen Bau-undDachziegel beschrankte. Eine Besonderheit der Wiener Ziegel-Erzeugung sind die geschlammten und Decorationsziegel, welche bei der Detailbeschreibung der aus-gebreiteten Werke am Wienerberge besprocben werden sollen. Von den iibrigen Kronlandern ist theils mir die \virkliche Ziegel-Erzeugung im •labre 1856 bekannt, theils fehlen auch diese Angaben und es musste die Production aus den Nachweisungen uber Zalil der Arbeiter oder Wertb der Production annahe-rungsweise berecbnet werden. Auf diese Weise ergibt sicli die Menge der in den gewerblichen Ziegelbrennereien im Jahre 1856 producirten Mauer- und Dacbziegel Oesterreich miter der Enns mit 124 Millionen Stiick Oesterreich ob der Enns . n 8 »» 99 Salzburg 99 3 99 99 Steiermark 99 18 99 »• Karnthen 99 6 99 99 Krain r> 8 99 99 Gorz, Gradišča etc. . . n 13 99 99 Tirol n 5 99 99 Bohmen 99 236 99 99 Mahren 99 67 99 99 Schlesien n 18 99 99 Galizien 99 25 99 99 der Bukowina .... vt 2 99 99 Ungern 9* 175 99 Mailand und Wien sind als jene Orte zu betrachlen, deren Kunstbauten die in ihrer unmittelbaren Nalie gelegenen Terracotta-Fabriken in den Coipi santi di Porta Comasina, zu VVagram und Inzersdorf ins Leben gerufen haben. Die erstere dieser Fabriken, obgleich sie ilire Thonerden von Lurago, Nova, Stradella und sonstigen entfernteren Orten zu bezieben gezvungen ist, gewinnt doch jahrfich an Ausdehnung, beschaftigt 25 bis 30 Arbeiter und besitzt zu Mailand, Como, Vicenza und Venedig bestandige VVaarenniederlagen. Die Terracotta-Fabriken zu Inzersdorf undWagram (Oesterreich unter der Enns) durch die Nahe eines vortrefflich zu diesem Zwecke geeigneten Thones und den Absatz nacji Wien weit mehr begiinstigt, zeichnen sicli ebenso durch Vielfaltigkeit als kiinstlerische Vollendung ihrer Erzeugnisse aus, welche Vorziige auf den Industrie-Ausstellungen zu Miinchen und Pariš, die ehrendste Anerkennung gefunden haben. Beide Fabriken beschaftigten im Jahre 1856 bei 90 Arbeiter und der Werth ihrer Erzeugnisse belief sich auf nahezu 500.000 tl. Als Nebenzweig der Ziegelbrennerei wird die Terracottawaaren-Erzeugung in beschrankter Ausdehnung zu Taxach (Salzburg) und an einigen Orten der Lombar-die und Venedig’s betrieben; die Menge der veranderlichen und auf Ausfuhrung von festen Bestellungen beschrankten Production dieser Etablissements, dann einiger Topfer lasst sicli nicht verlasslich erheben. Annaherungsweise mag die gesammte Erzeugung der osterreichischen Monarchie an Terracotta-Waaren im Jahre 1856 einen Werth von 600.000 Gulden erreicht und 200 Arbeiter beschaftigt haben. Die Terracotta-Fabrik des A. Miesbach zu Inzersdorf im Jahre 1852 gegriindet, beschaftigt sich vorzugsweise mil der Herstellung von Bau-Ornamenten, wenngleicli auch vortreffliche Statuen, Statuetten, Wasserleitungsrohren und feuerfeste Ziegel u. s. w. daselbst erzeugt werden. Durch die Gtite des verarbeiteten Materiales, vvelches aus den Ziegeleien am VVienerberge, dann von den eigenen Thongruben von Pochlarn, Thallern, Leoben u. s. w. bezogen wird, sowie durch Beinheit der Arbeit und Sorglichkeit im Aus-brennen erfreuen sich die Bau-Ornamente dieser Fabrik einer stets vvachsenden Nachfrage. Das gegenvvartige Betriebspersonale von 8 Modelleuren und 44 Formern geniigt kaum, den sich mehrenden Bestellungen zu geniigen. Es ist hier der Ort, auf die Anlage und den Betrieb der grossartigen Ziegeleien von A. Miesbach zuriickzukommen. Ausser jener am Wienerberge, welche anerkannt das grosste derartige Etablissement auf dem Continente bildet, erzeugt Miesbach vvohl auch bedeutende Mcngen von Bau- und sonstigen Ziegel zu Vosendorf, Gun-tramsdorf, Biedermannsdorf, am Laaerberge, zu Zillingdorf (bei Wiener-Neustadt) und auf dem Bakosfelde bei Pest. Als Muste^anstalt beziiglich der Organisation der Arbeit und der VorzUglichkeit des von der Natur gebotenen Bohstoffes bilden jedoch nur erstere den Gegenstand dieser gedrangten Skizze. Die Ziegelbrennerei am VVienerberge, gegriindet im Jahre 1757, wurde im Jahre 1820 von dem gegemvartigen Besitzer mit einem Bestande von 3 Brennofen und einer jahrlichen Erzeugung von 1,200.000 Stiick Ziegeln iibernommen. Durch die Thatigkeit des Besitzers stieg seitdem die Zalil der Brennofen bis auf 48, aus welchen bei einem durchschnittlichen Turnus von 14l'agen fiir einmaliges Ausbren-neu iiber 4 Millionen Stiick geliefert \verden konnen. Diese Oefen /.iehen sieli liings des Fusses des NVienerberges hin, so dass die Ausdenung des gesanimten Werkes in dieser Richtung 1.281 Wiener Klafter, nahezu */,8sterreichische Meile betriigt. Die ausgedehnte Werksanlage ist behufs der Betiebsleitung in 4 Werke, letz-tere zusammen in 10 Sectionen eingetheilt und bschiifiigt bei vollem Betriebe nahezu 3.500 Arbeiter aller Art. Neben dieser Entwicklung der Productions-Fahigkit kommt diesem Werke das Verdienst zu, zuerst in der osterreiehischen Monrchie die Yerwendung der Braunkohle in den Ziegelbrennofen eingefiihrt und selit diese Venvendung in den HauShaltungen Wiens vorbereitet und in Schwung geracht zu haben. Auf diese Weise slebt die durch A. Miesbach gehobene Productio von Stein- und Braunkohle (jalirlich iiber 4 Millionen Centner) in engster Verbidung mit der Entwicklung seiner Ziegelbrennereien. Sowie durcli die Erzeugung der feingesehlammln lichten und rothen Ver-kleidungsziegeln den Anforderungen fiir die in neuesr Zeit beliebt gevvordenen Rohbauten durch jene der geschlammten Ziegel von besnderer Festigkeit und Trag-fahigkeit den Forderungen des Briickenbaues, durch ie Production der leichten Gewiilbziegel (aus mit Garberlohe gemischtem Thone, ^lcher nacli Ausbrennen der organischen Bestandtheile poriis wird, ohne wesentlichn Haltbarkeit zu verlieren), dann durch Herstellung aller Gattungen von Decoratiisziegeln den Forderungen eines sich entwickelnden Baustyles entsprochen wurde, at diese Anstalt seit Kurzem auch die Erzeugung von gepressten Hohlziegeln in die and genommen, die zufolge des vervvendeten Thones und der zweckmassigen Bereiing ein vortreffliches Materiale fiir Gewolbebauten bilden, und sich schnell z> ausgedehnterer Beniitzung emporschwingen diirften. Es ist kaum zu laugnen, dass die anerkannte Qual»t der hier erzeugten Ziegel aller Art nebst dem vorziiglichen Bohstoffe zum grossti Theile von der Fertigkeit der Arbeiter herruhrt, die zumeist Cechen, innerhalbder weiten Granzen dieses Etablissements ihre eigenen von dem Besitzer ihne iiberlassenen Wohnungen, Spital, Kinderbewahranstalt und Schule besitzen, ae fiir sich abgeschlossene Colonie bilden, bei ihrer Arbeit aufvvachsen, alle Handjifte und Vortheile derselben sich aneignen und durclnvegs im Wege des Accordes d ihren Leistungen entspre-chende Entlohnung finden. Bei dieser Organisation wamit Ausnahme jener Maschi-nen, welche wie Drainage-Pressen, Pressen fiir Hoziegel, Knetmaschinen mit Pferdegoppel u. dgl. unumganglich nothwendig sind, is Schlagen der Ziegel aus freier Hand in Anwendung. Nachdem eine Menge kostspieliger Anschaffungei und Versuche mit Ziegel-schlagmaschinen vergeblich gemacht, ist man wiederu der billigeren Handarbeit zuriickgekehrt, welche zugleich qualitatmassigere Zieg liefert. — Diese Maschinen stehen unbeniitzt da. — Auch jetzt werden wieder Venche angestellt, in wie weit die Clayton'sche Ziegelpresse, betrieben durch eine Suttleworth'scbe Locomobile, sich mit der Handarbeit messen konne. Die gesunkene Baulust iiWien hat seit dem Jahre 1848 die wirkliehe Erzeu-gung dieses Etablissements unter dessen Productions-Fahigkeit herabgedriickt. Im Jalire 1856 wurden imGansn 36 Millionen Ziegel alier Art und Drainage-Rohren erzeugt; bei der etwas gesticjenen Baulust diirfte die Produetion des Jahres 1857 bis auf 45 Millionen sicli hebe (vvorunter 4 Millionen gesehlammter Ziegel), deren Wertb im Ganzen nahezu 1 dillion betragen wird. Die Erzeugnisse der Mies-baclfschen Ziegelbrennereio decken im Vereine.mit den iibrigen oben nach-gewiesenen 28 Ziegelbrennerien von Wien, Nussdorf, Klosterneuburg u. s. w. den gesammten Bedarf der Residazstadt und deren nacbster Umgebung. Feuerfotc Ziegel und Schmelztiegel. FOr die Erzeugung feerfester Ziegel besitzt Oesterreieb vorzilglich geeig-nete Tbonsorten, welche nac geschehener Beimengung von Quarz, Cbamotte u. dgl. ein den verschiedensten Arorderungen der Eisenvverke, Steingut- und Porzellan-FabrikenentsprecbendesProict liefern. DieseProduetionbildet jedoch in Oesterreicli bisher nirgends die ausschlieliche Besehaftigung irgend eines industriellen Etablissements, sondern ist im Geentbeile mit der Erzeugung von Ziegeln, Terracotta-Waaren, Steingut undPorzelh so innig verbunden, dass Menge und Wertb derselben sicli auf keine Weise von 3ii Betriebsergebnissen der genannten Fabriken aus-sebeiden lassen. Das ahnlicbe Verhaltnisbesteht mit der Erzeugung von Sebmelztiegeln, wofOr inlandischer Tbon und Graj.it ein vorzuglicbes Materiale bieten. Wabrend jedoch der Bedarf an feuerfesten iegeln durcligangig dureb die beimisehe Produetion gedeekt \vird, vverden nocli edeutende Mengen von Sebmelztiegeln aus Baiern und Hessen bezogen. Es scheint atiit die Massebereitung und die technische Bearbeitung derselben im Inlande nocli elit zu jener Vollkommenbeit gediehen zu sein, wie solehe namentlieb fiir Metall^ss verlangt wird. Die Auffindung ausgedinter Lager von Mag n e sit hat im Jahre 1856 die Errichtung einer beson;ren Fabrik von (patentirten) feuerfesten Ziegeln zu St. Katbarein (Steiermark) lrvorgerufen, die, im Beginne des Betriebes stehend, bisher nocli auf einen kleiin Umfang angewiesen ist. Bergrath Hauer (and in dortiger Gegend den Magnet als anstehenden Felsen; der Gehalt desselben an koblensaurer Magnesia betriig94 bis 99 Percent, wornacb or dem beriihmten in Eng-land zu Magnesia-Salzen in gisser Menge verarbeiteten griechischen Magnesite fast gleich kiimmt, den Serpentin welcber in Frankreich mit grossen Kosten zu solehen Salzen verwendet wird, abe weit iibertrifft. Die zu St. Katbarein aus Magnesit erzeugten Ziegel zeichnen sil durcli vollkommeue Feuerbestandigkeit undLeichtig-keit aus, und wurden bereits li mehreren Bauten in Steiermark mit grossem Erfolge in Anvvendung gebracht. Soli die Erzeugung an fierfesten Ziegeln und Schmelztiegeln nach der unge-fahren Menge des Verbraiiies fiir die mannigfachen Zweeke des Ofenbaues abgeseliatzt werden, so miiie die Menge mit 100.000 Cenluer und der Wertb derselben keinesfalls geringer als zu 1 % Million Gulden jahrlich angesetzt werden, eine Production, die bei der stetigen Entwicklung des Eisenhiittenwesens, dami der Thon- und Porzellan-Industrie noch lange niclit ihr Maximum erreicht haben wird. Ordinarc Tt» nahezu 400 Centner betrug, standen n. z. ausschliessend in Bohmen folgende Terralith-Fabriken in Tbatigkeit und producirten die beigc-setzten Mengen der verschiedensten Terralith- (Siderolith—) Waaren. Terralitli uud Siderolith. 'vaaren verfertigt, welche sich durcli Farbe sowohl als durch den Firnissiiberzug Thon von Preschkau hei Bilin, der aucli sonst zur Verfertigung von Glashafen und Aussig . . . Hohenstein . . . Statist. Mittheil. 1857. II. Heft Tetschen n Erzeugung 1.600 Ctr. 800 „ 1.400 „ 1.000 „ u Ini Ganzen belief sicb somil die Production an Terralith-VVaaren im Jalire 1850 auf 5.200 Centner. Bei dem Umstande, als Waaren vou gleichem Gewichte je naeli der verschiedenen mehr oder minder scliwierig zu formenden Gestalt, nach der Farbe oder Schonheit der aufgetragenen Bronze hochst verschiedene Ver-kaufspreise haben, ist es allerdings scliwierig, dea Wertli der Production zu bereclinen. Nach der Gattung der in der MehrzahI verfertigten Waaren liisst sicb jedoch der Werth eines Centners dieser Waaren mit gutem Grunde zu 30 11. abschatzen, wornaeh obiger Production cin Werth von 15(1.000 11. zukommt. Die Zabl der in den Fabriken und bei den gewerblichen Producenten beschiif-tigten Arbeiter belief sicb auf 364, welcbe bei einem durcbscbnittlicben Taglolme vou 30 kr. (20 bis 40 kr.) 54.600 11. ins Verdienen brachten. Ueber Brennstoffverbraucb steben keine Naehweisungen zu Gebote und es ist mir zu bemerken, dass dieBrennofen durcbwegs mitBraunkoblen, dieMulFeln dagegen mit Holz angefeuert werden, dass daher der Holzverbraucb dieses Industrie-Z\veiges ein verhaltnissmassig sebr geringer genannt werden muss. Die Lage der genannlen seit wenigen Jahren entstandenen und gedeibenden Fabriken im nordwestlicben Bohmen in der nacbsten Niihe der Aussiger Braunkoble und des Presebkauer Thones konnte nicht giinstiger gewablt sein, und verdient in dieser Bezieliung besonders hervorgeboben zu werden. Steinzeug. Die Eigenschaft des Steinzeuges, der glasige Brneli, demzufolge dasselbe als ein dunkelgefarbtes Porzellan zu betracbten ist, rti hrt von dem Gehalte der roben lirde an Ouarz und Feldspatb her. Es wird das mehr oder weniger dunkle, riithlich oder grau gelarbte Steinzeuggut daher nur fiir solche Geschirre verwendet, die dem Feuer, einem starken Drucke und der Einwirkung chemischer Štolfe vorzugsweise \viderstehen sollen. Vorziigliche Steinzeugerde (dunkle Porzellanerde) lindet sicb im nordwestlichen Bithmen und im nordlichen Mahren und Schlesien. Mit deren Ver-arbeitung sind theils Ziegeleien, theils eigene Steinzeug-Fabriken bescbiiftigt. Die Steinkriige fiir Mineralwasser werden in fiinf Etablissements in der Nahe von Bilin, Briix und Eger in einer Menge von jabrlicb 16 Millionen Stiiek erzeugt, wogegen die Production von Wasserleitungs- und Gasrijhren, grossen Fliissigkeitsbehaltern, ('hlorapparaten, Wolfe*schen Apparaten u. dgl. Gefassen in den Fabriken zu K5nig-saal (Bohmen), Hruschau und Polnisch-Leuten (Mahren), dann zu Freistadt (Sehle-sien) betrieben wird. Mit der Zunahme der'f hatigkeit iu den iidaudischen chemischen Fabriken steigt der Bedarf an Steinzeug; auch die Erzeugung von Gasretorten diirfte demnacbst eine vvichtige Bolle zu spielen berufen sein. Schon gege,nwiirtig bat die Steinzeug-Fabrication fur chemische Gefasse und Wasserleitnngs- und Gasrijhren eine wesent-liche Bedeutung erlangt; sie beschaftigte im Jahre 1856 nahezu 300 Arbeiter und lieferte bei 8.000 Ctr. Waare im Werthe vou 200.000 tl. Mit Einschluss der Kriige fiir Mineralvvasser (der Centner oder 100 Stiick im Durcbschnitte zu 2 II. 30 kr.) i*rliiiht sicli diese Production nuf 40.000 Centner im Worlh(“ von 250.000 II. Por/ellan. Die Entdeckung des Porzellans in Europa durch den berttchtigten Alchy-misten Riittger liattc kaum zur Errichtung der prsten Porzellanfabrik (1710J zn Meissen in Sachsen Anlass gegeben, als im Jalire 1718 die zweite derartige Fahrik in Europa zu Wien erricbtet und seit 1744 inRegie de.sSlaates hetrieben wurde. Die Wiener Porzellanfabrik bestelit somii fasl andertbalb Jalirhunderte und bewahrt durch Gewissenhafligkeit beim Verkaufe, durch Vortrefflichkeit der Masse, Soliditiit der Vergoldung, Schiinheit der Formen und der Malerei noch heute ihren wohl-begriindeten Ruf einer technisch vollendeten Musteranstalt. Wenn die commercielle Seite dieses Etablissements sicli weniger gUinzend zeigt, so sinil als llauptursachen lediglich die Entlegenheit des Erzeugungšortes von den Fundorten der Rohstoffe. dann die Kostspioligkeit desBrennstofles und des Taglolines zu bezeichnen, lTrsachen. welche bei der spateren Errichtung von Privat-Fabriken gliicklich umgangen wurden. 1 liermit und bei dem Nebeneinanderliegen der vorziiglichsleu llobstofle fiir die Por-zellanbereitung in der Hrngebung von Karlsbad waren sclion die (irundlagen fiir die gedeihliche Entvvifklung der natunviichsigen osterreioliiscben Porzellan-lndustrie gewonnen; mit Ausnahme weniger Fabriken in auderen (iegeuden bildete sicli eiu specifischer Porzellari-Productionsbezirk im nordvvestlichen liohmen, der auf einer Oherflache von \veuiger als 2 Ouadratmeilen it Porzellan-Fabriken mit einer Arbei-terzahl von 2.000 Personen zeigt. Diese Erscbeinung bietet die Veraidassung, auf die von der Porzellan-lndustrie vervvendeten Robstofle und ihre Bezugsquellen niiher einzugehen. Es \verden hier nur alsEinleitung die imJahre 18K7 im Betriebe gestan-denen Porzellanfabriken mit der Zalil der vorbanden Hrennofen angefiibrt. Oesterreich u. d. Enns Wien.....................!> Hrennofen. Bohmen . . . • • • »*'" nicht mehr als 3.000 Klafter, \vogegeu iiber 400.000 Centner Braunkohle zur Brenn-olen-Kenerung ver\vendet \vurden. Alle iibrigen Porzellanfabriken der Monarebie (Wien, Kliislerle, Prag, Gicsshiihl, Tannowa, Kraiu, llerend, Telkihanya und S. Cristoforo) lieizen Breim- und MulTeloleu mit llolz, dessen Verbraneh fiir die gesammte Porzellan-lndustrie im Diirelisehnitte jiihrlich 20.000 n. ii. Klafter betragt. Die Zettlitzer Porzellanerde \vird von der Mehrzald der biihmischen Kabriken in robem Zustande zum Preise von I Gulden fiir tlen Centner von den Eigenthumern der Gruben bezogen und je naeli dem Bedarfe gescblammt. Die iibrigen Kabriken beziehen die geschlammte Zettlitzer Erde theils aus der Sehliimmanstall des Gruben-besitzers Lorenz zu Zettlitz, theils aus der Porzellanlabrik zu Kisehern zu dem Preise von 1 II. 50 kr. und 2 II. fiir den Centner. Die iibrigen Minerale werden von allen Kabriken in rohem Zustande bezogen und auf den eigencn Po.ehwerken und Miihleu gestampft und tein gemahlen. Als bewegende K raft dieser bei der Fabrik selbst oder in nachster Nalie bestehenden VVerke dient mit Ausnahme der Porzellanfabriken zu Wien, Prag und Kliisterle VVasserkraft; letztere Fabriken verwenden zu diesem Zweeke Dampfmaschinen, die Fabrik zu Kliisterle jedoch nur aushilfsweise und als Erganzung der durch Wasser-leitungsrohren gesammelten unzureiebenden Wasserkraft. Die in den Kabriken in der Begel neuerdings geschlammte Kaolinerde, sowie die gemahlenen und geschlSmrnlen Feldspath-, Quarz- und sonstigen Zusiitze vverden in ilirei* Vertheilung im Schlamimvasser durch mechanische Riihrvorrichtungen zur gleichformigen Masse zusammengemengt, dio nun entvveder in FlammBfeh zui’ nothigen Cnnsistenz abgodampft, oder in Zvvilchsacken miter einer Spindel- oder liydraulischen Presse entwassert vvird. Auf gleiche Weise wird die Miseliung der Glasurmasse vorgenommen, bei \velcher gemahlene nnd geschliimmte Porzellanscherben einen wichtigen Zusatz bilden, deren Mischungsverhiiltnisse jedoeh besonders geheim gehalten \verden. Die bildsaine Porzellanmasse vvird auf Drehscbeiben und in Gypsformen auf dieselbe Ari, wie Steingutgeschirr zu roher Waare gestaliet; wenn aber cin Arbeiter im Stande ist, 800 Steingutteller in einem '1'age zu formen , so beschrankt sieli dessen Leistung bei Porzellanmasse auf ein Maximum von lSOStiick, da die Behand-lung der letzteren Masse cine lioehst sorgfaltige sein muss, vveil ivegen des geringeren Schwindens jeder eomprimirten Stelle die geringste ungleichmassige Behandlung, der geringste Druck nacli dem Ausbrennen eine Erbabenheit der gedriickten Stelle veranlassen wiirde. Wahrend jedoeh Steingut zuerst sebarf gebrannt wird, kbmmt Porzellan vorerst nur in der oberen zvveiten Etage in geringere llitze. Das ausge-gliihte Porzellanstiick wird nun in selteneren Fiillen unter der Glasur und nur als ordinare Waare bemalt, durch Eintauchen in die leichtfliissige Glasurmasse, deren VVasser von dem ausgegliihten Porzellan noch eingesaugt vvird, moglichst gleich-lormig glasirt und fiir sich allein in die entprechende Kapsel gestellt. Das Biscuit-Porzellan, dessen Masse mit grosseren Zusatzen von Feldspath und Quarz bereitet wird, um das Durchscheinen des Lichtes zu erhohen , wird wohl ebenso wie zur Glasirung bestimmtes ausgegliiht, kijmmt aber ohne Glasur in Kapseln eingeschlossen in den Brennofen. Figurou, in Tafeln von Porzellanmasse eingedriickte durchscheinende Bilder, Tafeln von Porzellanmasse, in welche naeli dem Porzellanbrande farbige Gemiilde eingebrannt werden , seltener Vasen und kleine Nippsachen vverden als Biscuit-Porzellan gebrannt. Bei Porzellanstatuetten, Vasen und anderen Gegenstanden wird ein Theil, wie Postament, oder dergleichen, glasirt, wogegen der andere Theil als Btlste, Laubwerk u. dgl. als Biscuit gebrannt \vird. Es ist bereits envahnt vvorden, dass Porzellanstiicke einzeln in eigenen Kapseln in den Brennofen gelangen. Der Grund davon liegt in dem Processe, den das Porzellan in der boben Hitze des Brennofens durcbmacht, in Folge deren und des Feldspath- und (Juarzgehaltes der Porzellanmasse und der Glasurmasse beide eine theilvveiAe Schmelzung, Verglasung erleiden, daher mehrere Porzellangeschirre in einer Kapsel tibereinandergeschichtet zusammenbaeken oder doch ohne besondere ebene Fliiche sich verziehen wiirden, was bei der Beschaffenheit der Steingutmasse und dem geringeren Hitzegrade im Steingutofen hier nicht geschehen kanu. Der Porzellan-ofen ist der Bauart nacli dem Steingutofen vollkommen ahn-lieh, besteht aus einem gemauerten Cylinder, der durch drei Gewblbe in drei Etagen abgetheilt vvird. Die unterste derselben, in vveleher das ausSbislOFeuerungen durch eine grosse Zalil von Fiichsen unmittelbar gelangende Flammfeuer den hochsten Grad der Weissgliihhitze erzeugt, nimmt die iihereinandergeschichteten Kapseln mit ilor zu brennenden Waare auf; in der zweiten Etage werden die vom Drehen oder Formen kommenden rohcn Porzellanstiicke ausgeglidit, in der dritten endlieh die rohen Kapseln gctrocknet. DerDurehmesser der iuOesterreieh im Betriebe stelienden Porzellaniifen wochselt zwischen 12 und 18 Wiencr Fuss. Die IIoho bleibt jedoch gleichmassig auf 6'/» bis 7 Fuss im Centrum besehriinkt, so dass als mittleres Mohenmaass nach Abrechnung der Wolbung 1 Klafter angenommeu \verden darf. Der dilrchsehnittliche Fassungs-raum der osterreiehisehen Porzellanofen liegt also zwiscben 678 imd 1.520 Cubik-Fuss, und berechnet sieli im grossen Durebsebnitte mit 1.000 Cubik-Fuss fiir jeden einzelnen Ofen Vnn einer Beschiekung des Porzellanofens bis zur nachsten verlaufen bei gewobnlichem Betriebe 7 Tage, wovun 2S bis 30 Stunden auf dieFeuerung, der Rest auf Abkidilung, auf Zustellen und Ausnebmen der Kapseln entfallen. Mit Riicksiebt auf Umbau und Reparatur kimnen im Durebsebnitte jabrlicb 48 Ofenlirande durchgefiibrt \verdeu. Giite der Porzellanmasse und der Glasur, Sorgsanikeit beim Kinkapseln und Einhaltung der genauen Hitze entscheiden iilter das Gliiek eines Ofenbrandes, indem mehr oder weniger verzogenes und makelbaft glasirtes Porzellan (Aussehuss) daraus bervorgebt. Aussehuss wird in der Regel im weissen Zustande zu berabgesetzten Preisen verkauft; Vieles davon wird voh llausmalern angekault, gemalt und vergoldet und gelangt dureb dieselben in den Kleinbandel. Die grosse Mehrzabl der gelungenen Porzellanstiicke wird in den Fabriken selbst gemalt und vergoldet. Siimmtliebe Porzellanfabriken besehaftigen mehr oder weuiger Maler; einige derselben, wie jene zu Wien umi Klosterle unterhalten eigene Zeichen- und Malersehulen zur lleranbildung brauchbarer ArbeitskrSfte. Die Bereitung der Farben bildet iiberall ein Fahriksgeheimniss; die Vergoldung wird dureb fein vertbeiltes metallisehes Golil bevvirkt. Farben und Gold werden mit Oehl angemaeht und mit dem Pinsel aufgetragen. Das Einbrennen der Farben geschielit in derMuffel, einem aus Kapselmasse verfertigten oben gewolbten Behaltnisse, welehes in den Muffelolfen eingesetzt und dessen vordere Oeffnung vviihrend des Brandes dureb eine vorgelegte Thonplatte gesehlossen wird. Bei Muflel- und Brenn-ijfen vvird eine kleine OelFiiung freigelassen, um dureh dieselbe das Schmelzen der ') Die Fabrik zu KI o si c r 1 e zalili: 1 Ofen zu 18 Fuss Durchmessor = 1.520 Cubik-Fuss. 1 „ «16 „ = l-2°6 „ 1 „ ,, 12 „ = 678 Die Fabrik zu Bi rk en h a miner betrcibl: 2 Oefen zu 15 Fuss Durchmessor = 2.110 Cubik-Fuss. S „ „ 12 „ „ = 3.390 „ Die. beiden gcnanntcn Fabriken besitzcn somit in 10 Oefcn eincn Brennraum von 9.910 Cubik-Fuss, (laher mit Rucksiciit auf die iibrigen Fabriken, vvclche sich mit ihrcn Oefcn chcr dcr Fabrik zu Klosterle anschliesscn, die Annahmc von 1.000 Cubik-Fuss als iillgcmeinen Durchschnitfes dos Fassungsraumes jcdcs einzelnen Ofcns gercchtfcrtigt ist. Farben zu beobachteu oder an herausgenommenen Probestiicken das vollendete Schmelzen der Glasur zu erkennen mid sumit die Einstellung des Feuers zu veran-lassen. Die Grosse der Mufloln mul die Zalil der vorhandenen Muffeliifen bei den osterreicbischen Porzellan-Fabriken simi sehrversehieden ; vorwiegend stehenMuffeln von beilaufig 3tJ Cubik-Fuss im Gebrauche, da griissere eine gleichmassigeVertheilung der Hitze im limoni ersclnveren. Die llitze ist liier bedeuteud niedriger als in den Brennofen, daher auch die Brenndauer umi die Zeit der Abkiiblung w-eit kiirzer, so dass jede Muflel \vachentlich 15 Briinde (Sclimelzungen) maeheu kann. Mit Aus-iiahme der Nacbbesseruugeii an den Farben und an der Vergoldung, in vvelchem Falle eine zweite Schmelzuug in der MufTel bedingt wird, kommt das Porzellan nach dem ersten Brande im Schmelzofen als fertige Waare in den Mandel. Die Zalil der in den Porzellan-Fabriken bescliiiftigten Arbeiter hiingt wohl im AHgemeinen von der Leistungsfahigkeit d(>r Brennofen ab. Insoferne aber die ein-zelnen Etablissements sich mebr auf die Production feiner (geformter, gemalter oder vergoldeter) Waare verlegen, erliobt sieli diese Zalil im Verbaltnisse zu dem dnreb sie und durcli die Kosten des Farbmaterials und der Vergoldung bedingten liolieren Wertlie der Production. Eine streng begriiiizte Theiluug der Production nach den verscliiedenen Gattungcn von Porzellan-Gegenstanden Ital sicli zwar bisher unter den osterreicbischen Fabriken nocli niclit ausgebildet; souie einzelne derselben, vvie jene zu Rohlau, Cliodau, Dalvvitz und Mailand '), vorwiegend oder nebenbei Steingutgeschirr erzeugen, befassen sich alle mit der Production von ordinaren gedrehten, sowie von geformten, gemalten und vergoldeten Geschirren, Figuren und Nippsachcn. Nur das Verhaltniss dieser Erzeugung ist ein verschiedenes, zwar ver-anderiich nach dem Absatze und nach der Galtung der Bestellungen, lasst sich jedoch annaherungsweise aus der relativen Zalil der in jedem Etablissement beschaf-tigten Dreher und Maler (die Kunstformer einbegriffen) entnehmen. Beziiglich dieses Details stehen nur die Thatsachen von 7 Porzellanfabriken zu Gebote; da sich jedoch hier ebenso Fabriken, vvelche vorzugsvveise Kunstgegenstande, als solche, die vorwiegend ordinares Geschirr erzeugen, vertreten tinden, so lasst sich der aus diesen Nachweisungen gewonnene Durchschnitt ganz wohl auf die Gesammtheit der osterreicbischen Porzellan-Fabriken amvenden. Es wurden im.Iahre185(i beschaftigt Drehscheiben Maler zu Klosterle .... 78 72 „ Birkenhammer . . 82 90 „ Fischern .... 45 20 „ Rohlau 30 18 i) Die liier bei dor 1'orzellart-Industrie gegebcnen Nachweisutigen iibor die genanntcn Fabriken beziehen sieh lediglivh auf dcren Porzcllan-Production , nacbdem jene beziiglich der Steingut-Erzeugung davon ausgeseliieden nnd ffir sich bei der Steingut-Industrie dargestellt wurden. Drelischeiben Mal er zu Dahvitz............... „ Schlaggenvvald . . „ Ellhogeu . . . . 32 12 70 50 60 40 Zusammen 397 302 l)io beiden Extreme bilden unter dieser Gruppe sonach dieFabriken zu Birken-hammer und zu Dahvitz, erstere durcli das Uebervviegen der Maler, letztere durcli die absolut und relativ geringste Anžah! derselben. Zu Birkenhammer werden vor-zugsweise verzierte, gemalte und vergoldete Tafelgeschirre, Scbalen, Vasen und Nippsačhen, die von deu Karlsbader Curgasten in grossen Mengen (1856 um 40.000 H.) gekauft und als Souvenirs nacb allen Gegenden Europa’s exportirt werden, zu Dalwitz (wennglcich im Sommer 1850 mit Erzeugung eines besonders sehonen, mit den verschiedenartigsten Blumenliouquets bemalten, reicli vergoldeten Tafel-Services bescbaftigt) der grossen Mehrzabl nacb currente, woblfeile Porzellan-Gegenstande verfertigt. Bei der Zalil von 785 Drelischeiben, welche itn Jahre 1856 in sammtliehen Porzellanfabriken der Monarchie in Thatigkeit standen, lasst sieli nacli dem ange-fuhrten Verhiiltnisse der Dreher zu den Malern (4 : 3), die Gasammtzahl der in demselben Jahre beschaftigten Porzellanmaler mit 600 annehmen , ohne einen \vesentlicheu Fehler befilrchten zu diirfen. Wie an den Drelischeiben aucli Lehrlinge verwendet werden, bestelit cin Drittheil der Maler aus Lehrlingen und Madchen. vvelche Linien und einfache Bandverzierungen an Tellern, Scbiisseln und Schalen selir schnell, genau und gleichmiissig durcli einfache Umdrehung mit der linken Hand zu malen verstehen, wšihrend die redite Hand den Pinsel fiihrt. Der Taglobn eines Malers variirt je nacli der Kunstfertigkeit zwischen 30 kr. und 2 tl., eines Drehers zwischen 20 und 40 kr.; ersterer stellt sich im Durchsclinitte auf 40 kr., letzterer auf 35 kr. Weit bedeutender ist die Zalil der in den Porzellanfabriken beim Pochen und Mahlen der Rohstoffe, beim Beschicken, Anfeuern und Ausnehmen der Oefen, beim Trager- und Transportdienste und sonstigen Arbeiten Beschaftigten, deren Taglobn sicli im grossen Mittel auf 24 kr. stellt, und in sammtliehen Fabriken naliezu 2.500 betragt. Bei dem Umstande, dass alle osterreichischen Porzellanfabriken jede Gattung von Porzellan-Gerathschaften erzeugen, stellt sich ein ziemlich gleichmiissiges Ver-haltniss der Stuckzahl zum Gewichte heraus; im Durchsclinitte kommen 300 Sttick auf einen Wiener Centner. Dadurch ergibt sich ungeachtet der Verschiedenheit der Formen und des Gewichtes der einzelnen Gegenstiinde , vvelche in entsprechenden Kapseln in den Brennofen eingesetzt werden, ein ziemlich constantes Verhaltniss des Brennraumes zum Gewichte des zugesetzten Porzellans. Aus den vorliegenden Detail-Angaben berechnet sich niimlich, dass bei regelmiissigem Betriebo (jahrlich 48 Brande) jeder Cubik-Fuss Brennraum jahrlich 50 Pfund Waare liefert, deren Werth nach geschehener weiterer Veredlung im Durchsclinitte der gesammten Pro-duction sich mit 25 II. berechnet. Uie 54 Porzellanofen der osterreichischen Monarchie, wclclie l>is zum Jahre I8.'>7 bestanden (mit 54.000 Cubik-Puss Brennraum) sind sonach bei 48 Branden im Stande, jahrlich 28.000 Wiener Centner Porzellan-Waaren aller Gattung zu liefern, vvelehe in der Form, als sip in denVerkehr gelangen, einen Werth von 1,400.000 fl. darstellen. Dieser Betrag erhiiht sich mn etwa SO.000 fl. durch Hinzurechnung von 4 Fabriken zu Ober-Polaun, Tiefenbach , llaindorf und Schonw»ld (in der Niihe von Beichenberg), welehc sich ausschliessend mit der Erzeugung von Porzellan-Tabak-pfeifen besehaftigen, ilire Bohstofle aus grosseren Entfernungen bezieben und kleine Brennofen beniitzen. Dazu kiimmt noch die Wiederaufnahme eines erweiterten Be-triebes der Porzellanfabrik zu Tannovva, sowie die Einfiihrung der Porzellan-Erzeu-gung in der Steingutfabrik zu Oberweis (Oesterreich ob der Enns), so dass die gesammte Produetions-Fahigkeit im Jahre 1856 mit 1,800.000 fl. berechnet wird. Das Jahr 1886 zeiehnete sich durch einen ausserordentlich lebhaften Betrieb der Porzellan-Erzeugung aus. Es wurde nicht nur die nachgewiesene Produetions-Fahigkeit erschopft, sondern in Folge des gesteigerten Absatzes und der sich hau-fenden Bestellungen um einen bedeutenden Betrag (iberschritten, was namentlicli von den Fabriken bei Karlsbiul gilt. Diess wurde durch Vermehrung der Brande bewirkt; 2 Oefen zu Dalwitz mussten 3 Brande, je 3 Oefen zu Aich und Fischern 4 und 8, 4 Oefen zu Ellbogen 6 Brande wochentlich durchmachen, zu Birkenhammer \vurden regelmassig in der Woche 8 Oefen besetzt. Der Geschaftsgang dieses Jahres befriedigte derart, dass abgesehen von den jirojec-tirten Betriebserweiterungen der Fabriken zu Aich und Birkenhammer zu Ende September 1886 je 2 neue Oefen zu Bohlau, Ellbogen und Dalvvitz, 1 Ofen zu Fischern im Baue angetroffen wurden, sowie in allen diesen Fabriken Neubauten zur Ver-mehrung der WerksIocale ftir Dreher und Maler theils projectirt waren, theils in Ausfiihrung standen. Nur die Erzeugung von Porzellan-Pfeifen blieb auf die Halfte der Produetions-Fahigkeit beschrankt und belief sich im Jahre 1886 in den ge-nannten 4 Fabriken auf einen Werth von 28.000 tl. Unter diesen Verhiiltnissen ergab sich die Porzellan-Production des Jahres 1856 mit 32.000 Centner in runder Summe und iin Werthe von 1-6 Million Gulden. leliersicht. Werden die einzelnen Zweige der Thonwaaren-Production zusammengefasst, so ergibt sich Menge und VVerth derselben, sowie die Zahl der beschaftigten Arbeiter im Jahre 1886 mit folgenden Betragen: Menge Werth Arbeiter Bau-und Dachziegel . . 68,600.000 Ctr. 15,200.000 fl. 30.000 Drainage-Bohren . . . 1,400.000 „ 1,500.000 „ 800 Terracotta-Waaren . . 60.000 „ 600.000 „ 200 Feuerfeste Ziegel und Schmelztiegei . . . 100.000 „ 1,500.000 „ 600 Ordin&re Topferwaaren, Menge Werth Arbeiter Oefen und Pfeifen . . 800.000 Ctr. 10,000.000 fl. 20.000 Steingut 42.000 r> 850.000 n 3.500 Terralith 5.200 n 160.000 360 Steinzeug 40.000 n 250.000 r> 300 Porzellan 32.000 1,600.000 n 4.000 Die .gesammte Tho »-Produ c ti o n der osterreichischen Monarchie belief sich somit im Jahre 1856 bei eincr Zalil von 59.760 Arbeitern auf einen Werth von 30,660.000 Gulden. Glas und Glaswaaren. Die Glas-Erzeugung bildet einen der iiltesten und ausgedehntesten Indii-strie-Zweige der ijsterreichischen Monarchie. Venedig verpflanzte die Erzeugung von Glasperlen zuerst nacli Europa; schon im dreizehnten Jalirhundert hatte die Perlen-Industrie auf der Insel Murano eine bedeutende Ausdehnung und blilhenden Betrieb aufzuweisen. Audi Glaswaaren aller Art und Farbe wurden hier schon im ftlnfzehnten Jahrliunderte erzeugt und fanden ihren gew innbringenden Absatz sowohl im Morgenlande als im Occidente. Die Erzeugung von Tafel- und Spiegelglas folgte dem durch Venedigs friiheren Welthandel gegebenen Anstosse und lieferte Producte, die lange Zeit als die einzigen oder doeh die besten ibrer Art allgemein anerkannt wurden. Obschon die Auttindung des neuen Seeweges nacli Asien, die Entdeekung von America und andere Einflusse dem Handel von Venedig tiefe Wunden schlugen und der aufstrebende Gevverbefleiss der iibrigen europaiscben Staaten die vordem aus-schliesslich zu Venedig betriebene Glas-Industrie wesentlich beeintracbtigten, so besass doch nocb zu Ende des.vorigen Jahrbunderts die Insel Murano 46 Glasfabriken mit 214 Scbmelztiegeln (Hafen). Venetianische Glasmacher, milde des Zwanges und ibrer Absperrung in den Fabriken Murano's, welcbe die Bepublik wegen Gebeimhaltung der Glasmacherkunst verfiigt batte, organisirten ungeacbtet der angedrohten strengen Strafen eine form-liche Ausvvanderung nacb Frankreich und Oesterreicb. Viele derselben Ubersiedelten nacli B obme n, wo sie alle Bedingungen zur Glas-Erzeugung iu liohem Grade ver-einigt und durch das von der Kaiserin Maria Theresia erlassene Glasmacber-Patent vvirksamen Schutz fanden. Die ausgedelinten Forste Bohmen's hoten ausserordentlich billigen BrennstolT und Pottasche, der vorziiglichste Quarz fand sicli iu unmittelbarer Niilie von feuerfestem Thon> Arbeitskralt stand iu dem dichtbevolkerten Lande um billigen Taglohn zu Gebote. Im Jalire 1766 zabite Bobmeii bereits 57 Glashutten, welcbe 5S4 Glasmacher und 29 Schleifer beschaftigten, dann 2 Spiegelfabriken mit 6 Polirtischen und 190 Arbeitern. Wenn seitdcin die Zalil »I«m* bbhmisclien Glashutten auch nur bis auf 83 sicli vermelirt bat, so liisst sicli docli die ausserordentliche Zunahme d er Production und des Wertlies derselben aus dem Umstande erkennen, dass die Glas-lndustrie B6hmen's nacli der geringsten Schiitzung gegenvviirtig 2.800 Arbeiter in den Hiitten (oline Taglohner, Holzhauer und Fuhrleute) und 25.000 Arbeiter bei der Raffinirung beschaftigt. Bohmen bemachtigte sicli der Spiegel-Production, der Erzeugung von Krystall-und farbigem Roldglas, der Glasperlen - Scbleiferei und bat mit seinen Producten, was sovvohl deren Vollkommenbeit als Billigkeit betriffit, Venedig weit uberlliigclt, \vogegen aber die Erzeugung von Scbmelzpcrlen, geblasenen Perlen und gefiirbten Glaspasten (Email) ein aussebliesslich venetianiscber Industrie-Zweig verblieb. Zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts, als in Folge der langjahrigen Kriege der Absatz bbhmiscben Glases stockte und das Ausland anfing grosse Anstrengungen zur Emporbringung ihrer eigenen Glas-Industrie zu machen und dabei alle wissen-schaftlieben Forschuugen zur Anwendung einer verbesserten Productionsweise zu beniitzen trachtete, batte die bbhmische Glas-Production grosse Gefabren zu besteben und verfiel allmalilich, und zwar desto sicherer, als man zumeist den auf' praktisclien Ueberlieferungen beruheuden Erzeugungsmetboden treu blieb und jede Neuernng zu-rtick\vies. Dieser Verfall dauerte ungefahr bis zumJahre 1825, als durch den Eifer und tliatkraftigen Untcrnehmungsgeist einiger Fabricantcn wie Moyor, Abele, llatlen-brodl, Rbssler und Polil (letztere beide Directoren der graflich Buc(iuoi'scben und llarracli'scbeu Glasfabriken) die neuesten Verbesserungen in diesem Zvveige der Industrie eingefiihrt und die Erzeugung in weit vollkommenerer und dabei billigerer Art als friilier bewerkstelligt wurde. Von dieser Zeit lier dati rt sicli die Beriihmthcit der feinen bbbmiselien Glaswaaren, indeni Ueinbeit des Krystalles , gescbniackvolle Formen, kuustreiclie Schleiterei, Gravirung und Malcrei angestrebt und in vorziig-licliem Grade erreiclit und durch die urspriinglicli venetianiscbe Kunst, alle Farben der Edelsteine dem Glase mitzutlieilen ein neuer, zu vielfachen Erfindungen fiiliren-der Zweig dieser Industrie begriindet wurde. Die Erzeugung und der Absatz der geblasenen Spiegelgliiser bat in Biibmen ausserordentlicb an Ausdebnung gevvonnen, Nvenngleicb die Raflinirung und Jlelegung derselben nicht gleicben Sclirrtt halten komite. Die iibrigen Kronlander der Monarcbie sind mit Ausschluss von Gbrz, Gradišča, Istrien etc. und der Millitargriinze ebenfalls an der Glas-Production betheiligt, docli beschriinkt sicli ihre Erzeugung zumeist auf ordinares Hobi- und Tafelglas und nur \venige Etalilissements werden liier aufzuzahlen kommen, die gescbliflfenes, gefarbtes und Krystallglas zu erzeugen eingericbtet sind. Wenn demnach die Erzeugung feiner Glaswaaren in Bohmen nocb immer nicht die Griinze seiner Ausdebnung erreiclit bat, so drobt der ebenfalls ausgedehnten Production von ordinarem Hobi- und Tafelglase in diesem Kronlande eine Gefalir, \velche so nahe liegt, dass sie nur durch die rascheste Umgestallung des Glashutten-betriebes abgevvendet werden Jiann. Diese Gefalir beruht auf der zunehmenden Theuerung des Holzes und der Vervvendung von theuren Kali- und Natronsalzen; sie kann nurdureh allgemeinen Verbrauch von Glaubersalz, Pfannenstein, 5gyptischc Asche u. dgl. sowie durch Einrichtung der Glashtitten auf Stein- und Braunkohlenfeuerung vermieden vverden. Dazu sind wohl allerdingsschon die Grundsteine gelegt, und gerade Bhhmen ist das Land, welches durch seinen Reichtlium an Stein- und Braunkohlen, sowie durch die rasche Entwicklung der modernen Communicationsmittel fiir die Production des ordinaren Glases bei Kohlenfeuerung die giinstigsten Aussichten bietet. Audi der ungebrannte, entschwefclte Torf diirfte ein wohlfeiles Feuerungsmateriale fiir den Glashiittenbetrieb bieteu. Die Dringlichkeit dieser Abanderung des Hiittenbetriebes lasst sicb schon daraus entnehmen, dass die Klagen der bohmischen Glashiitten - Besitzer oder Pachter iiber Stockung des Absatzes von ordiniirem Glase Sbhon 3 Jahre fortdauern undvieleGlasbiitten wegcn Mangels an Bestellungen nur zeitweise betrieben werden kiinnen, wogegen jene Glashiitten, welche seitkurzer Zeit erst hestehen und die Schmelzung bei Kohlenfeuerung vornehmen, desermoglichten billigerenPreises wegen nicht imStande sind, den an sie gestellten Lieferungs-Anforderungen zu entsprechen. Da letztere vorderhand ihren Ahsatzzumeist auf daslnland beschriinken, so bietet derVerkehr mit demAuslande das sichere Mittel, die Stockung des Absatzes des im Allgemeinen nocb bei Holzfeuerung erzeugten gemeinen bohmischen Hohl- und Tafelglases durch Ziffern darzuthun. Der Verkehr des osterreichischen Zollgebietes mit dem Auslande in Glas und Glas waaa ren ergab im Durchschnitte der zehn Jahre 1838 bis einschliesslich 1847 eine jahrliche Einfuhr von 453 Wiener Centner gegen eine Ausfuhr von 122.465) Wie-nerCentner; im Jahre 1852 stieg die Einfuhr auf 1.056 VViener Centner (1.183 Zoll-Centner), die Ausfuhr auf 150.228 Wiener Centner (168.255 Zoll-Centner). Wasdie im Verhaltnisse zur Ausfuhr geringfiigige Einfuhr anbelangt, so beschriinkt sicb dieselbe lediglich auf den Granzverkehr und einenTheil des Bedarfes jener Kronlander, welche, wie die Lombardie und Tirol, von den Glas-Districten der Monarchie entlegen, den Einfuhrzoll durch Ersparung an Transportspesen zu decken im Stande, oder die Zeit-Differenz zvvischen Bestellung und Empfang der Waare von Seite der entlegenen osterreichischen Glashiitten zu beriicksiclitigen hemussigtsind.Insoweitbieten die Ergebnisse der Glaseinfuhr nur unwesentliche Anhaltspuncte zurBeurtheilung der osterreichischen Glas-Erzeugung; iibersehendarf jedochnicht werden, dass dieZunahme derEinfuhr im Jahre 1852 zumeist die ordinaren Glasvvaaren, d. i. das Tafel- und Holilglas betrifft, dessen Ahsatz des geringeren Preises wegen eben am meisten durch holie Trans-portkosten beeintrachtigt wird. Wenn aus den kleinen Zahlen der Einfuhr fremden Glases sich die That-saclie ergibt, dass bis heute und bei dem Einfuhrzolle von 5 fl. pr. Zoll-Centner die Concurrenz des belgischen und franzosischen Tafel- und gepressten Hohlglases auf den osterreichischen Markten immiiglich ist, so tritt diese Concurrenz der erwahnten Glaswaaren auf den Markten des Auslandes desto entschiedener zu fage, wenn die im Ganzen eine Zunahme nachvveisende Ausfuhr nach den Haupt-kategorien der Glaswaaren zergliedert vvird. Da in dem am 1. Februar 1852 in VVirksamkeit getretenen Zolltarife wesent-liche Aenderungen in der Gruppirung der Glaswaaren vorgenommen worden waren, so konnen, um die Verkehrsergebnisse dieses Jahres mit deii nacli dem friiheren Tarife zusammciigcstellleu Resultaten der zelmjahrigeii Periode von 1838 bis 1847 zu vergleichen, mir zvvei Gattungen von Glaswaaren mit vollstandiger Genauigkeit gewiihlt vverden , wovon cine das ordinare llohl- mul Tafelglas, die zweite alle feinereu Glasgattungen sowohl in rohem, als veredeltem Zustande umfasst. Das ordinare (Molil- und Tafel-) Glas nalun im Jahre 1852 kauin 59 Percent der Menge der gesammten Glasausfuhr in Anspruch, wahrend dieser Antheil in der genannten zehnjahrigen Periode naliezu 82 Percent betragen liatte; es ist niimlich die absolute Ziffer der Ausfuhr dieser Glaswaaren (von durcbscbuittlieh 100.404 Wie-ner Centner) im Jalire 1852 aul' 88.546 Wiener Centner herabgesunken. Nocb bedeutender wiirde sich diese Abnabrne des Absatzes osterreichischen Hobi- und Tafelglases nacli dem Auslaude herausstellen, wenn es nioglich ware, die in bedeu-tenden Mengen zur Ausfubr gelangenden Judenmassspiegel auszuscheiden, vvelcbe im Jahre 1852 dem ordiniiren Tafelglase zugezablt \verden, vvogegen nacli dem friiberen Tarife diese Spiegel unter der VVaareugattung „lvramereiwaaren“ verzollt und nachgevviesen wurden, dalier in der obigen Durcbscbnittszilfer von 100.404 Cent-ner nicht inbegriflen siud Nocb weiter sank die Ausfuhr dieser Glasgattung im Jahre 1856 (auf 51.682 Zoll-Centner). Die wichtigsten Absatziiuellen des osterreichischen ordinaren Glases sind zu-folge der Communicationen zu VVasser Nord-Deutschland und dessen Seeliafeii, dann durcli Vermittlung der DonauschiflTahrt und des Seeverkehres von Triest die siidli-clien und ostlicheu Staaten von Europa und der Orient. Von der gesammten Ausfuhr des Jahres 1852 entfalieu mehr als 95 Percent auf den Export iiber Sachsen, iiber Triest und iiber die tiirkische Griinze u. /.. iu der aufgefuhrten Reihe der Verkehrs-richtung 43, 38 und 14 Percent (37.961, 33.716 und 12.720 VViener Centner). Vergleicbt man die absoluten Zalilen dieses Verkehres mit dem Durchschnitte der Jahre 1840 bis einschliesslich 1849, vvelcher fur die Ausfuhr iiber Sachsen 53.185 Centner, iiber Triest 29.565 Centner, iiber die Tiirkei 10.006 Centner ergab, so lindet sich fiir die beiden letztgenannten Richtungen eine Zuuahme, deren Bedeutuug jedoch durcli die grosse Abnabme der Ausfuhr nacli Nord-Deutschland weit iiber-vvogeu wird. Diese Venninderung des Absatzes nacli dem Auslande tri ITI ausschliess- *) Die. Thatsache , duss zufolge der Ausvveise iiber (len Ilandel von Oesten eicli die Ausfuhr von onlinumn Hohl- und Tafelglas im Jalire 18KII 101.932, im Jahre 18HI sogar 110.020 Wiener Centner betragen hat, stelit mil der gemachten Sehlusslolgerung durehaus nicht im VViderspruelic. da die Ergebnisse dieser Iteiden Jahre einerseits vvegen >.eitweiliger Aufliebung des Freihafens von Venedig aueh den Kx|torl der venetianischcn Erzeugnisse enthalten, weleher vor dem Jahre 18S0 und nacli dem Jahre 1851 bei dem Verkehre des osterreichischen Zollgebietes ausser Beriicksichti-gung bleihen musste, andererseits durcli den aussergewohidichen in Folgc der allgemeincn Absatz-stockung eingetretenen Ausfall in der Ausfuhr der Jahre 1848 und 184!) uesentlich begunstigt wurden, daher erst der Kxport des Jahres 1852 auf seinen normalen Standpunei zuriiekkchrte. Die hohe Ausfuhr der Jahre 1850 und 1851 kanu demnach, sowie die geringe Ausfuhr der Jahre 1848 und 184!) , aus dem gleieben Grunde zur Ahschatzung des regelmiissigen Absatzes oster-reichischer ordinSrer Glasvvaaren im Auslande keinesfalls heniitzt werdcn. lich1 die Glas-Industrie von Bohincu, \vogegen die Zunahme des Exportes auf der Donau umi tibcr Triest deu Communications—Vorlifiltnissen ztifolge lasi lediglich den Glashiitten von Oestcrreicli unter d er Enns, Ungern, Steiermarkund Venedig zu Gutc kommt. Um so empfindlicher stellt. sich der Verlust an ausliindischem Absatze fiir die bbhmische Glas-Erzeugung heraus, wenn berOcksichtigt wird, dass die weitere Ver-miuderung, welche, wic bereits bemerkt wurde, nacli Abscliiag der im Jahre 1852 den ordiniiren Glaswaaren zugeziihlten Judenmassspiegel sich berausstellen wiirde, eirizig und allein die Produetion von Bijhmen betriflft. Die besprochenen Verkehrsverhiiltnisse geben den thatsachlichen Beweis, dass der Absatz und somit die Erzeugung des ordiniiren llolil- und Tafelglases in den Glashiitten Bohmen\s bereits einen vvesentliohen Abbrucli erlitten bat, dessen Ursacbe zu erforschen die Aufgabe der folgenden Darstellung der gesammten Glas-Erzeugung der osterreichischen Monarchie und der einzelnen Kronlander bilden \vird. Gegeniiber dieser bedauerlichenErscheinung zeigt die Ausfuhr ver e d el ter u n d feiner Glaswaaren (gescbliffenes uud brillantirtes weisses und farbiges Hoblglas, Glaspasten, Spiegelgliiser und fertige Spiegel, Glasperlen und kiinstliche Edelsteine) einen stetigen Aufscbvvung; wahrend dieselbe im Durchschnitte der Jahre 1838 bis 1847 jahrlich 22.065 Centner betragen batte, erreichte sie im Jahre 1852 den Betrag von G 1.770 Wiener Centner, dem das Ergebniss des Jahres 1853 mit 59.378 Centner sehr nabe steht und stieg im Jahre 1850 bis auf 107.465 Zoll-Centner. Obgleich wegen der abgeanderten Tarifirung der («laswaaren jene Sorten, die vorzugsvveise an dieser Zunahme betheiligt waren, sich nicht ausscheiden lassen, so wird doch die statistische Darstellung der einzelnen Fabrications-Zweige erkennen lassen , dass Spiegelglas und die geschliffenen Glaswaaren es waren, welche zum grossten Theilo jenen Aufschvvung der Ausfuhr hervorbracbten. Der nachgewiesene Verkehr mit dem Auslande betrillt lediglich das osterrei-chische Zollgebiet mit Ausschluss von Dalmatien und ohne die Zollausschliisse. In Dalmatien bestehen jedoch keine Glashiitten und unter den Zollausschliissen bat nur das Freihafengebiet von Venedig (Venedig und die Insel Murano) mehrere Zweige der Glas-Erzeugung im Betriebe. Wie spater des Weiteren erwahnt werden wird, werden daselbst ordiniires Hobi- und Tafelglas, Email und farbiges Stangenglas erzeugt, welches letztere zum geringeren Tlieile als Halbfabricat ausgefiihrt, zum grossten Tlieile aber zu Scbmelz- und geblasenen Perlen verarbeitet vvird. Zu der Ausfuhr der Glaswaaren aus dem osterreichischen Zollgebiete nacli dem Auslande im Jahre 1852 mit 150.316 VViener Centner ist demnach noch jene Ausfuhr hinzuzurechnen, welche an venetianischen Glas - Erzeugnissen in demselben Jahre stattfand. Dieselbe betrug zufolge der Schiffsmanifeste des Hafen-amtes zu Venedig an Hohl- und Tafelglas 7.640 VViener Centner, an Glasmasse, Schmelz- und geblasenen Perlen, dann Glas - Bijouterien 15.780 Centner, zusammen 23.420 Centner i); dadurch erhoht sich die Gesammtausfuhr des Jahres ’) Die Ausfuhr von Venedig iiber die osterrcicliisclie Zoilgriinzc, welche theils zum Vcr-•trauche kunmit, tiicils veredelt und »viedor nneli dem Auslande ausgefiihrt wird, ist unter dieser Statist. Mittheil. 18.17. II. Heft. 4 so 1852 an Glas-Erzeugnissen der osterreidiischen Monarcliie auf 17S.736 Wieucr Ccntner. Mit Ausnahipe des gegossenen Spiegelglases wurden im Jahre 1856 alle Sorten v on Glaswaaren in der iisterreichischen Monarchie erzeugt. Bei der ausserordentlich grossen Zahl der verschiedenartigen Glas-Erzeugnisse ist e s schwer, ge\visse Kategorien festzustellen, in welelie dieselben z ur Erlangung einer' Uebersicht der Production und des Werthes derselben eingereiht werden sollen. Der Zolltarif theilt die Glaswaaren iu vier Abtheilungen, welchen die Ein-fuhrzolle von 2'5, 5-0, 12-4 und 20 Gulden entsprechen. Dem niedrigsten Zollsatze unterliegen die roben Glasmassen (inPlatten, Stangen und ungeformten Stiicken) und die roben ungeschliffenen Spiegelglaser. Die gemei nen Glaswaaren, dem Einfuhrzolle von 5 fl. fiir den Zoll-Centner unterworfen, umfassen das ordiniiro grtine oder weisse (farblose) glatte Hohl- und Tafelglas, dann die gemeinen Juden-massspiegel; Flascben und Beeber, deren Raffinirung sich auf eingeriebene Stopsel oder abgeschliffene Riinder und Boden beschrankt, werden noch dieser Kategorie zugereclinet, \vogegen alle sonstigen geschliffeneii weissen und farbigen (in der Masse gefsirbten) Glaswaaren (mit Ausnabme der geschliflenen Spiegel-platten) mit den Glasern fiir optische Instrumente iu die Kategorie der mittel-feinen Waaren gehoren. Die mit farbigem Glase ilberfangenen, mit Pasten (Cameen) eingelegten, bemalten, vergoldeten, versilberten Gegenstande, dann die geschliffenen, belegten und unbelegten Spiegelplatten, die unecbten Edelsteine und Glasperlen endlieb werden in die Kategorie der feinenGlaswaaren eingereiht. Dem Zwecke des Zollsebutzes entsprechend, wurde bei dieser Eintbeilung der Glaswaaren und der Bemessung des Zolles die Grosse der auf die Erzeugung der verscbiedenen VVaaren zu verwendenden Arbeit als Maassstab angenommen, welclier im grossen Durchsehnitte aucb der Werth der Erzeugnisse jeder Katerogie entspricbt. Was jedocb die Production selbst anbelangt, kann diese Eintbeilung nieht aus-reichen, da dieselbe auf ilirem gegenwartigen Standpuncte eine allzuvielfaltige Theilung der Arbeit aufzuvveisen bat, als dass die verscbiedenen Verhaltnisse jedes einzelnen Geschaftszweiges in den vier aufgezablten Abtbeilungen zusammengefasst \verden konnten. Im Allgemeinen bleibt wobl der Unterscbied z\viscben robem und raffinirtem Glase aufrecbt erbalten, doch muss der Begrilf des roben Glases bis auf jene Glaswaaren ausgedebnt werden, vvelcbe umnittelbar beim Sclimelzofen aus der Hiissigeu* Glasmasse producirt werden, es mogen dieselben nun in Stangen, Broden u. s. \v. besteben, vvelcbe als Halbfabricate zur Erzeugung von Perlen ii. dgl. dienen, oder in ihrer Form sieb als Ganzfabricate zum augenblicklicben Ver-brauene eignen, wie Fensterglas und ungeschliiTenes Hoblglas (Flascben, Beeber "• dgl.). Nacli dieser Begriffsbestimmung gebiirt daher aucb das in der Masse gefarbte oder mit farbigem Glassatze iiberfangene Holilglas iu die Kategorie der Zalil nieht begriflen und betrug im Jahre I8K2 an unliniirem Holil-umi Tafelglase 11.440, an Perlen 1.253 Zoll-Centner. roben Glaswaaren. Die Veredlung der Glaswaaren besehrankt sicli somit auf das Sehleifen, Graviren, Vergolden, Versilbern mul Beinalen des weissen oder farbigen llohlglases, auf das Sehleifen, Poliren mid Belegen der Spiegelplatten, endlicb auf die Erzeugung der Sehmelzperleu, der geblasenen, gewickelten umi gesehliffenen Perlen und der Glas-Bijouterien, dami der falscben Edelsteine. Insoferne bei der Erzeuguug des rohen Ulases das Brennmateriale und die Boh-stoffe, bei der Veredlung aber in vorvviegendem Maasse die Wasserkraft und die Entlobnuug der Arbeiter die entscheidenden Eaetoren der Produetion bilden, ist die T h e i I u n g der A r b e i t in die E r z e u g u n g d o s B o h g I a s e s und in die Vere d-lung desselben eine naturgemasse und im Kronlande Bobmen ziemlich vollstandig ausgebildet. Wahrend die Glasliiitten den ausgedelinten Forsten des Bohmerwaldes und des siidostlichen Theiles angehoren, hat sich die Glasraffinirung im diebtbevol-kerten und mit ergiebiger Wasserkraft ausgestatteten nordliehen Tlieile des Konig-reicbes u. z. in derUmgebung von Hayda und von Gablonz angesiedelt. Wenn daber einzelne Glasfabrieanten dieses Kronlandes die Erzeugung des roben Hoblglases und der Spiegelplatten mil der Veredlung dieser Waaren verbinden, so geben bierzu nur eommercielle Biicksichten und individuelle Aiisicbten die Veranlassung. In allen iibrigen Kronlšndern tindet sich die Erzeugung des roben Glases und dessen Veredlung, obgleicli oder vielmehr eben weil letztere liier iiberhaupt von geringerer Bedeutung ist, in den llanden der Glasfabrieanten vereinigt; hier, wo der Absatz zumeist auf den einbeimischen Bedarf besehrankt ist, bat sicli die Thei-lung des Gesebaftes in Bobglas - Erzeugung, Veredlung und Verkehr noeli nicht als nothwendig oder vortheilbaft berausgestellt. Der Besitzer der Glasbutte ist zugleicb Baffineur und Glasbiindler. Doeh auch in diesem Falle ist die Bohglas-Erzeugung von der Veredlung zu trennen niitbig, da nur auf diese Weise eine Uebersicht der beidenlndustrie-Zweige, daun derProductions- und Veredlungswerthe erlangt werdeu kann. Aiifi demselben Grunde wird bei der vorliegenden Darstellung der osterreiebi-sehen Glas-Industrie die Bohglas-Erzeugung von der Veredlung ganzlieh getrennt und abgesondert in Betracht gezogen. Roh^las-ErzeugUDg. Insoferne die Darstellung der geschmolzenen, zur weiteren Verarbeitung her-geriehteten Glasmasse den Maassstab liefert, naeh w<“lchein die Erzeugung der llalbfabricate (Emailbrode oder Stangenglas und Spiegelgliiser) und der Fabricate (Hohl- und Tafelgias) bemessen werden kann, ist die Anzabl der Glasofen und der darin aufgestellten SchmelzgePasse (llafen) die Einheit zur Bereehnung der Pro ductions-Fahigkeit jeder Glashiitte. Als Grundlage aller weiteren Betraehtungen folgt hier die Naehvveisung der im •lahre 1850 im Betriebe gestandenen Glas h utte n mit Angabe der genaiinten W erksvorrichtungen. Oesterreic li u n t e r d e p E1111 s. Oefen Hafen Nagelberg, Althutte......................... 1 7 Nagelberg, Neuhiitte........................ 1 8 Eilfang..................................... 1 7 Eugenia..................................... 2 1 (5 Ludvvigsthal................................ 2 10 Sofienwald.................................. 2 12 Josefsthal.................................. 1 8 Gutenbrunn.................................. 2 14 12 82 Oesterreic h ob der Enns. Freudenthal............................ 1 6 Schneegattern.......................... 1 6 Schwarzenberg.......................... 1 0 SonnenwaId............................. 1 8 4 26 S a I z b u r g. Oberalm........................................ 1 9 Klausgraben.................................... 1 7 2 16 Steiermark. Starritsch (Ferdiuandsthal) .... 2 8 Lankowitz (Weyer).......................... 1 8 Hochtregist (Oberdorf)..................... 1 8 Langenwald................................. 1 8 Zmolnig (Benediktthal)..................... I 9 St. Lorenzen in der Wuste .... 1 8 Lobnitz.................................... 1 8 Laak. .................................... 2 • 8 Terlitschno (Loog)......................... 1 8 Hudina..................................... 2 8 Mischidoll (Gairach)....................... 1 7 Trifail.................................... 1 8 St. Agnes (Biboje)......................... 1 8 16 104 Karntlien. Oefen Halon St. Vincenz ............................. 2 14 Unter-Drauburg............................ 3 16 Tscherniheim.............................. 2 8 7 38 i Krnili. Karlshiittc.................................... I 8 Schalkendorf................................... 1 4 2 12 Tirol. Algone....................................... 1 (> Tione........................................ 3 18 Carisolo..................................... 1 6 Kramsach..................................... 1 7 Horbrunn..................................... 2 14 8 ŠT Bolim e n. Neuwelt.................................... 1 8 Antoniwald................................. 1 8 Christiansthal............................. 1 10 Wilhelmshohe............................... 2 14 Annahutte.................................. 1 7 Dunkelthal................................. 2 8 Schatzlar.................................. 1 6 Markausch.................................. 1 6 Eichthal (Wotwowitz)....................... 1 9 Theresienthal (Tereschau) .... 1 8 Gross-Lukawic.............................. 1 7 Heralec.................................... 1 7 Sazau (Kacek).............................. 1 8 Moran (Czestin)............................ 1 8 Wostrow.................................... 1 10 Tasič...................................... 1 10 Pawlow (Svetla)............................ 1 10 Marienwalde................................ 1 10 Pollerskirchen . . . ..................... 1 6 Oefan Hufen Laukiiu...................................... 1 8 Gutenbrunn................................... 1 8 Neu-Chrambor................................. 1 10 Wonnau....................................... 1 8 Simmersdorf.................................. 1 \ o Milau........................................ 2 16 Palčic....................................... 1 y Miroschau.................................... 1 8 Wostfdek..................................... 1 8 Wostrowec (JosefJnenhiitte) ... I 10 Cejkow ...................................... | 8 Slavetin..................................... | 6 Bratfic ..................................... 1 jo Josefsthal (Gliickelberg).................... 1 1 Silberberg................................... 1 8 Bonaventura.................................. 1 8 Schwarzthal.................................. i ti Georgenthal.................................. | 8 Suchentbal (Schmelzhiitte) .... ‘I Iti Ernstbrunu................................... 2 14 Eleonorenhain................................ 4 30 AdolfsliUtte................................. 2 15 Franzensthal................................. 3 22 Kaltenbacb................................... 2 15 Scherau...................................... 1 8 Gerlliiltte.................................. 1 8 Elisenthal................................... 2 12 Sofienhiitte................................. 2 12 Hochofen..................................... 1 ti Neu-Hurkenthal............................... 2 14 Johannesliutte............................... 1 ti Deffernik.................................... 2 15 Ferdinandsthal .............................. 1 8 Osserbtitte.................................. 1 ti Kreuzhiitte.................................. 1 ti Friedrichshiitte............................. 2 12 Neubrunst.................................... 1 ti Klostemriihl................................. 2 14 Stacbau...................................... 1 7 Vogelsang.................................... 1 7 Goldbrunn.................................... 1 7 Ficbtenbach.................................. 2 12 Pamferhutte.................... Annathal....................... Franzbrunnhlitte............... Haselberg...................... Preitenstein (Josefinenhiitte) Wranowek....................... Radnic......................... Victorsthal (Grafengriin) . . Schafferei..................... Unter-Reichenau................ Leopoldhammer.................. Sachsengriin................... Cihana ........................ Trahona ....................... Tyss........................... Waltsch........................ Sehonwald...................... Posigkau (Annathal) . . . Neu-Fiirstenhiitte............. Goldbach....................... Dux............................ Kosten.....................i M iitire n. Protiwanow . . • Koritschan . . . Tscheitscli . . . Ober-Dubenki . . Modes................ Hausbrunn . . . Oppatau .... Althiitten .... Karlowitz .... Strany............... Sidonia (Billnitz) . St. Stefan (Billnitz) Poschkau .... Oefcu Hafeii 1 6 1 7 1 6 1 8 1 8 1 8 1 6 1 6 1 6 1« 1 « 1 « 1 G 16 6 1 B 1 H 1 ti 1 t) 2 12 2 16 2 14 107 774 1 8 t 9 1 6 1 4 10 1 1 O 8 1 10 1 7 14 2 14 16 2 13 1 7 17 130 S e h lesi e n. Hohen-Bartenstein I 8 G a I i z i e n. Ocfcn Hafen ,laworzno 1 7 Uiscie ruskic 1 6 Wysowa 1 7 Zlotu;* 1 8 Niwiska 1 7 Szlachtovva 7 Lubcmirz 1 7 Hojonovv 1 6 Milk6w 6 Sielce 1 6 Borownica 1 6 Korzenicc 1 8 Lodzinka gora 1 S Jasienica 1 G Krošcienko 1 5 Korostdw 1 8 Majdan srediti 1 10 Majdan gorili 1 10 18 122 Buko wi na. Krasna liski 2 12 Czudin (Neuhutte) 2 20 FUrstenthal 2 20 6 82 JI U11 ge rn.. Julienthal (Siha) 1 7 Livo-Hutta 1 7 Sarbov 12 Szalancz-Hutta 1 7 Karolinenthal (Regecz) .... 4 Sompatak-Hutta 1 4 Alt-Antonsthal 1 7 Neu-Antonsthal 14 Neu-Leliota 8 Karolinenthal (Baan) 1 7 Gapel 1 6 Csabrag 1 6 Oefcn Hafen Innocenzthal................................ 1 7 Ebedez...................................... 1 7 Klak........................................ 1 9 Gross-Slatina............................... 2 16 Szliacs..................................... 1 7 Katharinathal............................... 3 21 Neu-Bzova ................................. 2 14 Zlatno...................................... 2 16 Balassa-Hutta............................... 1 5 Parad....................................... 1 9 Bepas-Hutta................................. 1 7 Szelystye................................... 1 6 Beel........................................ 2 16 Almaszeg .................................. 1 5 Korepes..................................... I 6 Schwarzwald (Fekete-Erdo) ... 1 6 Szt. Mihalyfa............................... 2 8 Somhegy..................................... 1 6 Vetyem...................................... 1 5 Ober-Warth.................................. 1 6 41 268 Serbische Wojwodschaft. Toinest.............................. 1 10 Kr o a ti e n und Slavo ni en. Osredek.................................... 1 8 Zvečevo.................................... 2 16 Ivanopolje................................. 1 10 Velika..................................... 1 8 “5 42 Siebenburgen. Kasapatak................................ 1 6 Buckszad................................. 1 10 Zagon.................................... 1 10 Zalany................................... 1 10 Kraszna.................................. 1 9 Borszelj................................. 1 10 Oefen Hafen Ober-Kercz . . 1 10 Ober-Arpas . . 1 10 Ober-Porumbach 1 10 9 85 L o m b a r d i e. Cremona . . . 1 4 Mailand . . . 2 10 Mantua .... 1 6 Porlezza . . . 1 10 Porto .... 1 6 6 36 Venedig. Venedig (und Mur ano) 47 73 Schio .... 1 5 Padua . . . 1 4 49 82 Es befanden sicli somit im Jahre 1856 in der osterreichischen Monarchie voilem oder zeitweise unterbrochenem Betriebe: Glashiitten Oefen Hafen Oesterreich unter der Enns 8 12 82 Oesterreich ob der Enns . 4 4 26 Salzburg 2 2 16 Steiermark 13 16 104 Karnthen 3 7 38 Krain 2 2 12 Tirol 5 8 51 Bohmen 83 107 774 Mahren 13 17 130 Schlesien 1 1 8 Galizien 18 18 122 der Bukowina 3 6 52 Ungern 32 41 ,268 der serb. Wojwodschaft . 1 1 10 Kroatien-Slavonien . . . 4 5 42 Siebenbiirgen 9 9 85 der Lombardie 5 6 36 Venedig 9 49 82 Zusammen 215 311 1.938 Was dic Production d er aufgeziihlten II aferi irn Jalire 1850 anbelangt, so vvird dieselbe je nach Form undBestimmung in vier Classen gethoilt, vvovon Glaspasten und S t a u g e ii g 1 a s, dami rohe Spiegelglaaer als Halbfabricate zu be-trachten sind, Hohlglas und Tafelglas aber als fertige Faltricate zumeist gleicb von der Hiitte in den llandel gelangen. («lii s|>;i sle ii iiikI Stangenglas. Die einfachste Form der Glashiitten-Erzeugnisse reprasentirt der im Hafen geschmolzene, nach allmahlicher Abkiihlung als Block erbaltene Glassatz fur optisebe Instrumente; es ist jedoch bereits erwahnt worden, dass Oesterreich's Glas-Industrie sich weder mit der Erzeugung von Crownglas, noch von Flintglas beschaftigt. Zunachst diesem Producte erscheint die Glaspaste als Halbfabricat, dessen Veredlung zu kunstlicben Edelsteinen und Glas-Bijouterieri weit mehr Arbeitskraft bescbaftigt, als die hocbst einfaehe mechanische Darstellung derselben in der Form von Blocken oder Broden. Nur die Sehwierigkeit, gevvisse Farben und deren Nuan-eeri durcli Beimengung von Metalloxyden u. dgl. bei so bolier Temperatur hervorzu-bringen, vvie sie zum Sebmelzen der Kieselsaure erforderlieb, somit der chemische Theil der Arbeit ist es, welcher bei diesem Zweige der Glas-Industrie entscheidet und noch heute von den Fabriken Venedigs als Geheimniss bewahrt vvird. Uebri-gens ist die Kunst der Farbung des Glases theilweise Gemeingut geworden, anderer-seits findet sie sich in einzelnen Glasfabriken Bi)hmen’s und Oesterreiclfs unter der Enns vortheilhaft entwickelt, so dass dieselben eigenthiimliche Farben und Farben-mischungen fur ihre Luxusglaser hervorbringen und deren Darstellung als eigene ISrfindung ebenfalls geheimhalten. (Inter den Glasfliissen, deren Erzeugung aussehliessend aufVenedig beschršinkt ist, deren Nachahmung noch nirgends gelungen <), deren Absatz daher nach allen Bichtungen stattfindet, wo Glas-Bijouterien aus diesem Materiale gearbeitet werden, steht der kiinstliche Avanturin obenan. Dass der Goldschimmer dieser Composition von metallischen Kupferblattchen herriihre, ist durcli Analysen dargethan; unbekannt bleibt aber die Art und Weise, wie metallisches Kupfer im fliissigen Glassatze un-verandert bewahrt, oder aus Kupferoxyden wahrend des Erkaltens der Glasmasse abgeschieden werden konne. Die Glaspasten werden in den venetianischen Glasfabriken zumeist in der Form von Broden dargestellt, theils von den dortigen Fabriken und Gewerbsleuten ver-arbeitet, theils nach dem osterreichischen Zollgebiete und nach dem Auslande aus-gefilhrt. Die mechanische Darstellung der Brode geschieht, iiulem der Arbeiter eine entsprechende Menge des zahfliissigen Glassatzes am unteren Ende einer eisernen Stange aus dem Hafen auffasst, diesen Klumpen unter fortgesetzter Drehung der ') Krst in neuester Zcit soli Pettenkofer in Munehen einon dem Venetiancr Shnliehen Avanturin darzustellen iin Stande sein. Stange auf einer gusseisernen Platte flaehdrtickt, die Stange (oder Pfeife) absprengt und auf die abgesprengte Fliiche des Brodes dem Fabriksstempel eindriickt; nach Abkiihlung dieses Brodes im Kiihlofen ist dieses Halbfabricat fur den Verkehr fertig gemaclit. E1iie andere Form des farbigen Glases als Halbfabricat bildet das Stangen-glas. Der aus dem Hafen gehobene Glasklumpen wird durch Rollen auf einer Platte in die Form eines kurzen Cjlinders gebracbt, der in der Riclitung der Laiigenaclise mittelst einer stiirkeren oder schvvacheren Alde durebstochen wird. Naeb geschehener Anwarmung wird auch an das zweite Ende des Cylinders eine Eisenstange ange-beftet; indem jede dieser Stangen von einem Arbeiter ergriffen vvird, bewegen sich beide mit gleicher Gescbwindigkeit in gerader aber entgegengesetzter Richtung, wodurch die ziihe Glasmasse bis auf einen hohlen Cylinder von dem gewiinschten Durchmesser ausgestreckt wird. Die Weite der Hoblung und die Wandstarke der gestreckten Stange hangt somit von der Menge der Glasmasse und von der Grosse der Achsendurelibohrung des compacten Cylinders, sowie von dem Wege ab, den die Arbeiter bei der Streckung zurilcklegen. Reziiglicb der Erzeugung der fur die Stickperlen nothvvendigen diinnen hohlen Glascylinder zeigen die Arbeiter in den venetianischen Glasfabriken eine besondere, schwer zu erlangende Geschick-lichkeit. Wird aus dem Glasklumpen statt eines Cylinders, ein dreiseitiges, vier- oder mehrseitiges Prisma geformt, in der Langenaehse durchstoehen und gestreckt, so erhalt man hohle Glasstangen mit drei, vier oder mehr Kanten, welche ebenfalls zur Perlen-Fabrication beniitzt werden. Derlei Stangen von farbigem Glase fiir grossere Perlen werden nicht allein zu Venedig, sondern auch in Uohmen erzeugt, wogegen die Erzeugung der feinen Glascylinder fiir die sogenannten Schmelzperlen auf die venetianischen Glasfabriken beschrankt ist. Werden aus einer weissen, durchsichtigen Glasmasse drei- und mehrseitige massive oder in ihrer Achsenrichtung durchlocherte Prismen durch Pressen in eigens vorgerichteten Formen hergestellt, so bilden diese weissen Glasstangen das Material, aus welchem durch Schleifen die beriihniten bohmischen Lustersteine und Kronleuch-terglaser ') erzeugt werden. Abgesehen von jenen Glasfabriken, vvelche massive farbige Glasstangen behufs des sogenannten Ueberfangens, von welcher Operation beim Hohlglase die Rede sein wird, zum eigenen Gebrauche erzeugen, bestehen fiir die Darstellung der Glas-pasten und des Stangengiases als Halbfabricat, vvelches zur vveiteren Veredlung in fremde Hiinde ubergeht, die folgenden Etablissements: ’) Bezcichend fiir die Giite der bohmischen Glfiser dieser A rt ist die Tliatsiiche, dass in der englischen Abtheilung derPariser Industrie-Ausstellung ein Kronleuchter aufgestellt war, dessen Korper wohl aus englischem Flintglase bestand, walirend die daran befindlichen Steine als bohmisehes Erzeuguiss erkannt und vom britischen Exponenten auch als solches bezeichnet vvurden. in Biihmen: Oefcn Hafen Antoniwald .... 1 1» -) Christiansthal .... 1 9 *) Dunkelthal 1 2 =) Wilhelmshohe .... 2 12 *) Zusamm n 3 Schio „ 5 Padua „ 4 Zusammen 629 b) Glashutten, vvelehe Holil- u n d Tafelglas erzeugen'). llafen Nagelberg (Altbiitte), Oesterreicli unter der Enns . 1 Eilfang , „ „ : 1 Eugenia „ „ 10 Ludwigstbal „ j, „ „ S SoflenwaId „ „ „ „ 6 Gutenlminn „ „ „ „ 8 Schneegattern, Oesterreich ob der Enns . . . , . 2 Freudenthal „ „ „ „ . . . 4 Klausgraben, Salzburg G Hochtregist, Steiermark 7 Langenwald „ 4 Zmolnig „ . 8 Miscbidoll „ . S St. Vincenz, Karnthens) 6 Unter-Drauburg „ 10 Tscherniheim „ 4 Tione, Tirol l? liorbrunn 10 Neuvvelt, Bohmen . 7 Schatzlar „ ti Markauscb „ 9 Gross-Lukawic „ 1 Georgenthal „ 6 Suchentbal „ 8 Ernstbrunn „ 18 Josefsthal „ . 6 Eleonorenhain „ n Scherau „ . t> Deffernik „ 7 Klostermuhl „ 8 Modes, Mahren 9. Tscheitscli „ 8 Altbiitten „ . 9, Karlowitz „ fi i) Die liier angcgebeneii Hafeu, welchc im Jahre 18S6 zur Hohlglas-Erzeugung verwendet wurden, mit den (S. 80 u. f.) angefuhrten Tafelglas-Hafcn vereinigt bilden die Gesammtzahl der Hafen, wie 9ic zugleich mil den Oefen bei der Angabe der Gla.shiitten der Monarchie (S.iS2 u. f.) nachgowiesen wurden. s) Weitere sechs Hafen werden zur Erzeugung von Spiegelglas verwendet. Statist. Mittheil. 1857. Il.Heft. S Poschkau, Mahren.......................................... 3 Hohen-Bartenstein, Schlesien.............................. 6 Uiscie ruskie, Galizien................................... 3 Wisowa „ 3 Zlotna „ 4 Niwiska „ 4 Szlachtovva „ 4 Lubemirz „ 4 Bojan<5w „ 3 Milk(5w „ S Borownica „ 4 Korzeniec „ 1 Lodzinska gora „ 1 Jasienica „ 2 Kroscienko „ 1 Korost6w m 2 Majdan sredni „ 7 » gorni „ . 6 Krasna liski, Bukowina.................................... 9 Czudin „ 10 Fiirstenthal „ 10 Šarbov, Ungern....................................... 8 Szalancz-Hutta „ 5 Karolinenthal (Regecz), Ungern............................ 2 Sompatak-Hutta, Ungern.................................. 2 Neu-Lehofa „ 3 Karolinenthal „ 4 Gapel ti ^ Csabrag „ 4 Innocenzthal „ « Ebedez „ *> Klak „ 7 Gross-Slatina „ 12 Szliacs „ ■ • • *> Katharinenthal „ 17 Zlatno „ 8 Balassa-Hutta „ 3 Ober-Warth „ 4 Szt. Mihalyfa' „ 6 Vetyem „ 4 Somhegy „ 4 Be& 8 Fekete-Erdii, Ungern........................... .... 4 Parad „ 8 Repas-Hutta „ 6 Tomest, Wojwodschaft................................ 8 Osredek, Kroatien ..................................... 0 Zvečevo, Slavonien ....................................12 Ivanopolje „ 8 Velika „ 7 Kasapatak, Siebciibiirgen.............................. 4 Bucksad „ G Zagon „ 7 Zalany „ 7 Ober-Kercz „ 8 „ Arpas „ 6 „ Porumbacb „ 6 Mailand, Lombardie..................................... 4 M uran n, Venedig................................... 5 Zusammen 538 c) HQtten, welcheHohl- und Stangenglas erzeugen: Antoniwald, Bolimen................................. 2 Christiansthai „ 1 Wilhelmshohe „ 2 Zusammen 5 d) Hbtte, welche Hobi-, Stangen- und Tafelglas erzeugt: Dunkelthal, Bbbmen......................................... 2 lm Ganzen Hoblglashafen.............................1.174 Wie schon bemerkt ist die Verschiedenartigkeit der einzelnen Hohlglaswaaren so bedeutend, dass cinige Hauptkategorien derselben und derenErzeugungs-Methoden hervorgeboben werden 'miissen, cbe auf die Darstellung der Menge und des Werthes der gesammten Hoblglas-Erzeugung eingegangen werden kanu. Beziiglieh der G las mas se, welche zu Hohlglas verwendet wird, tbeilen sich die Erzeugnisse in Bouteillenglas, ordinare, Schlcifglas-, Krystallglas- und farbige Glaswaaren. Ueber die Zusammensetzung der Glasmassc nach diesen Sorten enthiilt die Besprechung der „Robstoffe“ das Nabere. W as die Form anbelangt, so sind in dieser Beziehung die Holdglaswaaren so mannigfaltig, dass eine Eiutheilung in bestimmte Classen kaum ausfuhrbar ist. Von der einfachen Glaskugel bis zur complicirten Form eines Flacons, einer Blumen-vase oder eines Frucbtbalters, von der Eprouvette des Cbemikers bis zur tubulir-ten Retorte oder Wolfe’sclien Flasche, vom eylindrisehen Beeherglase bis zum 5* verzierten Pocale u.s. f. werden so vielerlei Gestalten vom Ifohlglasarbeiter frei oder in Formen geblasen, dass selbst die Aufz&hlung des bisher Geleisteten obne Zweck wSre, da taglieli neue Formen auftauchen, in vvelcben Glas als Surrogat kost-spieligeren Materiales Verwendung findet. Die Hohlglaswaaren werden je nach ihrer Gestalt entweder geblasen und aus freier Hand geformt, oder in Formen geblasen oder endlich als eompacte Gegen-stande gepresst. Die letztgenannteDarstellungs-Metliode ist die einfachste, in Oester-rcicb aber nur in geringer Ausdehnung und zumeist nur auf' compacte Gegenstiinde angewendet, welche dureli Blasen niclit erlangt werden kiinnten. Die concave Metali— Form des zu erzeugenden Gegenstandes besteht aus zwei Theilen. In die untere Halfle vvird ein zahflussiger Glasklumpen gelegt, die obere lliilfte mittelst der lland des Arbeiters oder mittelst einer kriiftigen Presse aufgedruckt; die iiberfliissige Glas-masse, vvelehe als Formnabt oder Gusszapfen an dem gepressten Gcgenstande haftet, wird abgesprengt, und diese Sprengflacbe abgeschlilTen, wenn gleieh die (tbrigen Formenflachen im rohen Zustande verbleiben. Zu dieser Gattung der Erzeug-nisse gehčren die massiven glatten und fa$ettirten Glasleuebter, Figuren, Teller und Schflsseln, welcb' letztere jedoch in den meisten Fallen nach allen ihren gepressten Fa^etten volIstSndig geschliffen werden. In ausgedehnteremllmfange lindet dasBIasen inHolz-, Metali- oderThon-formen statt, welche ebenfalls aus zwei Hiilften bestehen. Man \viiblt diese Darstel-lungsweise, wenn glatte Gefasse von besonders genauem Rauminbalte oder von der einfachen cylindrischen wesentlich abweichenden Gestalt, dann solche mit erbabenen Firmen, Inschriften oder anderen Fabrikszeichen erzeugt werden sollen, endlieb um ungeschliffene Fafetten am Boden des Gefasses hervorzubringen. Bei glatten Rundgefassen, mbgen deren Durchmesser, \vie bei ausgebauchten Flaschen oder Trinkglasern, aucb zu wiederholten Malen wechseln, gewahrt die rascbe Umdrehung der an der Pfeife hangendcn Glasmasse in der Form bei fortge-setztein Blasen dem Arbeiter die Mbglichkeit, die NVandstarke des Gefasses ganz gleiehformig lierzustellen, was bei Gefassen mit Erhabenbeiten oder Vertiefungen in der Form nicht moglieh ist, daher bei solchen die innere und Sussere Flaehe des Glases nicht parallel erzeugt und der Rauminhalt nicht genau eingehalten veerden kanu. Bei glatten Trinkglasern mit fa^ettirten Boden ist der Boden der Form um seinen Mittelpunct beweglicb , daher er mil den Erhabenheiten des Glases den Umdrehungen des Glas-Cylinders folgt, vvelcher letztere auf diese Weise voll-kommen gleiche Wandstarke erlangt <)• ') Mil Anwcndunp; desselben Principes lassen sich uuch Gefasse mit verzierten Wfinden und flachcni Boden in Formen blasen. wenn die Formhiilften nicht bioss durch die lland des Gehilfen, sondern durch eine schnell ein- und ausriickbare mechaniscbe Vorrichtung zusammengehniten werdcn, und die ganze Form auf cinor ebenen Platte godreht wird; auf diese Wcise kann nach Berechnung der Rodcnstarke und der zurErzeugung der Wande vervvendelen Glasmasse der gc-gebenc Rauminhalt vollkommen genau crhalten wcrden. Es lasst sich (ibrigens keine bestimmte Griinze angeben, wn das Glasblasen aus freier Hand aufhftrt, urn dem Blasen in Formen Platz zu machen; os hangt die Wahl der beiden Arbeits-Methoden wohl zumeist von der Form und Bestimmung des zu verfertigenden Gegenstandes, in vielon Fallen jedoeb aucli von der Geschicklichkeit der beschaftigten Arbeiter ab. welche in manchcn Fallen so ausgebildet ist, dass Gefasse von genau bestinuntem Hauminhalte ohne Form und ohne nennenswertheu Ausschuss zu Stande gebracbt werden, was jedenfalls das Fortsclireiten der Arbeit sehr beschleunigt. Die ordiniiren Hohlglaswaaren, deren Produetions - Menge jene der feinen NVaaren weit ilberwiegt, \verden fast durelnvegs, sowie eine grosse Anzabl der feinen Glaswaaren o lin e Beniitzung von Formen geblasen. Ohne bier auf die Nachweisung der besonderen Fertigkeit niiher einzugehen, welche die osterreichischen Glasarbeiter in dieser Beziehung auszeichnet, und sie befiihigt, die verschiedenartigsten Gestalten von Glaswaaren bloss mittelst der Pfeife uqd anderer sehr einfacher Werkzeuge in kiirzester Zeit zu erzeugen, wird hier nur die Verfertigung der zwei Hauptgattungen von Hohlglasern — Becher und Flasehen — dann die eigentbiindiche Erzeugung der auch im Auslande gesuchten bohmischen UhrglSser durch kurze Besehreibung der Arbeits-Methode hervorgehoben. Die ordinarste (iatlung von Beehern bildet der cylindrische Becher mit ehenem Boden und ungeschiiffenem Rande. Eine gewisse Menge von Glas-masse wird mittelst der Pfeife aus dem Hafen gehoben und mittelst des Richteisens inbglichst an die Oeffnung der Pfeife gedraugt und auf dem Marbel, einem am Rande mit viertelkugelformigen Ausschnitten versehenen Holzblocke, kugelformig geformt. Durch fortgesetztes Blasen wird daraus ein langer birnformiger Korper erzeugt, dessen Boden durch Aufstossen auf eine Platte wahrend fortdauernder Drehung eben gemaoht wird. Der Gehilfe nimmt nun mit dem Hefteisen ein<“, kleine Menge heisse Glasmasse und befestigt mittelst derselben den Mittelpunct des Glasbodens an das Eisen, worauf der Arbeiter die an der Pfeife sitzende Kappe durch IJeberfahren mit dem nassen Richteisen absprengt. Er nimmt nun das Hefteisen aus der Hand des Gehilfen, \varmt das Glas im Ofen an, gibt den Wanden desselben durch rasche Umdrehung des Hefteisens die cylindrische Form und bewirkt das Zusammenschmelzen der scharfkantigen Sprengflachen, welche die Rander des Glases bilden. Durch einen schnellen Schlag auf das Hefteisen wird das fertige Glas abgespreugt und vom Gehilfen (Eintragbuben) sogleich in 3 St. Lorenzen . . n 3 Unter-Drauburg. Karnthen 5 Carisolo Tirol 2 Horbrunn r> 3 Neuwelt Bohmen 2 Antoniwald y> 2 Annahiitte . >* 2 Sazau •n 6 Moran n (5 Pawlow V) 4 Marienwalde. . . . n 4 Pollerskirehen . . Y> 6 Laukau n 4 Neu-Chrambor . n ti vs Wonnau . Simmersdorf Milau . . Silberberg Bonaventura Schwarzthal Georgenthal Suchenthal Ernstbrunn Miroschau Wostrowec Slavetin . Josefsthal Bratric l)ux Eleonorenhai AdolfsliUtte Franzensthal Deffernik Ferdinandsth Klostermiibl Goldbrunn Stachau . Vogelsang Aiinatlial . Koritschan Ober-Dubenki Oppatau . Althiitten . Karlowitz Strany St. Stefan (E Poschkau . Majdan sredni Neu-Antonstlral Katharinathal Zlatno Be<51 . . . Parad . . Osredek Zvečevo . Ivanopolje Bohmen llnitz) Maliren Galizien Ungern 6 6 8 6 ti 5 1 4 3 6 3 4 1 8 4 8 K to ‘Z & 1 4 3 3 7 3 3 2 1 1 5 2 3 1 S 8 2 1 Kroatien Slavonien Velika........................... Slavonien 1 Kraszna........................ Siebenbiirgen 2 Ober-Arpas .... „ 2 Ober-Porumbach . . „ 2 Biickszad .... „ 1 Zusammen . . 250 Die durchschnittliche jShrliche Leistung eines Hafens an Schleifglas belauft sich (gloicli dem ordinaren grflnen und Kreidenglase) auf 222 Centner; die Gesammterzeugung dieser Glassorte betrug im Jahre 1856 58.500 Centner, der Wertli derselben 819.000 fl. Werden von der oben (Seite 67) nachgewiesenen Zah! der bei der Hohlglas-Fabrication im Allgemeinen besehadigten Hafen im Betrage von 1.174, die bei der Production von Krystall- und farbigem Glase beschaftigten...................101 Hafen, zur Uhrglfts-Erzeugung verwendeten...........................................10 „ und fiir Scbleifglas in Anspruch genommenen................................ 250 „ zusammen . .361 Hafen, in Abzug gebracht, so eriibrigen 813 Hafen, welche im genannten Jahre mit ordi-narem und halbweissem Glassatze beschickt vvurden. Die Leistungsfahigkeit eines gewohnlichen Hohlglashafens belauft sich auf 300 Centner fertige Waare per .lahr. Mit Riicksicht auf die Thatsache jedoch, dass eine grosse Zalil dieser Hafen nament-lich in den ostlicben Kronlandern, wo der Absatz nur auf die Umgebung der Glas-hiitte beschrankt ist, nur wahrend eines Theiles des Jahres im Betriebe steht, ver-rniudert sich der Durchschnitt der wirklichen Leistung eines solchen Hafens im Jahre 1856 auf 250 Centner. Die Gesammtzahl der oben angegebenen Hafen lie-ferten niimlich im Jahre 1856 eine Menge von 205.000 Centner ordinaren und und halbweissen Hohlglases im Werthe von 2,050.000 fl. Alle Ilohlglassorten zusammengenommen, belief sich die Erzeugung der Glas-hutten der osterreichischen Monarchie a n II obl g las iiberhaupt im Jahre 1856 auf 277.320 Centner im Gesammtvverthe von 3,278.600 fl. Von dieser Erzeugungs-menge und dem Werthe derselben entfielen die folgenden Betrage auf die ein-zelnen Kronlander der Monarchie: llohlglas-Erzeuguni/ (18S6) Mcngo Werth Oesterreich unter der Enns . 12.290 Ctr. 168.70011. Oesterreich ob der Enns 4.170 „ 59.100 „ Salzburg 4.500 „ 45.000 M Steiermark 28.160 „ 296.800 „ Karnthen 5.750 „ 62.500 „ Krain 3,600 „ 36.000 „ Tirol 7.670 „ 96.100 * Bohmen 96.350 „ 1,271.500,, Ilohlglas-Erzcugung fl8!56) Mengc Wrcrlh Mahren 19 880 Ctr. 240.40011. Schlesien . 1.800 „ 18.000 „ Galizieri 12.030 „ 124.900,, Bukowina . 3.800 „ 5.8000 „ Ungern 40.360 „ 430.800 „ Serbische Wojwodschaft . 1.600 „ 16.000 „ Kroatien und Slavonien . . 6.930 „ 76.500 „ Siebenbtlrgen .... . 12.910 „ 143.300 „ Lombardie .... 6.000 „ 00.000* Venedig 7.500 „ 75.000* Zusammen . . 277.320 Ctr. 3,278.600(1. Insoferne hier Oesterreich unter der Enns der hochste Durchsclmittswerth fur cincn Centner des producirlen Hohlglases (13-7 fl.) zukommt, an vvelchen sit-li erst Bohmen init 13-2 fl. anscldiesst, zeigt dieses Verh<niss die Thatsache, dass beide Kronlander in der angefiihrten Reihe vorzugsweise an der Erzeugung der feineren Glassorten Antheil nehmen, wogegen andere Kronlander, wie Salzburg, Karnthen, Krain, Schlesien, die Bukowina, die serbische Wojwodscbaft, die Lombardie und Venedig, ihre Production auf ordinares oder balbweisses Hohlglas beschranken. Tafelglas. Im weiteren Sinne des Wortes versteht man unter Tafelglas ohne RUcksicht auf die Glasmasse und auf die Verwendung alle flachen Glaser jeder Dimension; die Spiegelglaser, welche, wenn sie geblasen werden, auf die ganz gleiche Weise aus der Masse erzeugt werden , gehbren demnaeh ebenfalls zum Tafelglase. Da jedoch letztere, ehe sie als fertige Spiegel in den Verkehr treten, einen langen Weg der Veredlung zu durchlaufen haben, so scheidet man sie als Halbfabricat von dem gewbhnlichen, ohne weitere Raffinirung zur Vervvendung gelangenden Tafelglase, vvclches sofort in diesem engeren Sinne Fensterglas genannt wird. Beide Sorten des Tafelglases haben, wie bemerkt, die Art der meehanisehen Darstellung gemein. In der osterreichischen Monarchie werden sammtliche flachen Glaser aus geblasenen Cylindern dargestellt. Wenige Worte geniigen, diesen bei allen osterreichischen Glashtitten ttblichen Vorgang zu bezeichnen. Die an der Pfeife haftende Glasmasse wird vorerst zu einem sogenannten cylindri-schen Glassturze mit einem Durchmesser von 12 bis 15 Zoll ausgeblasen; an der Mitte der von der Pfeife abgewende(en kugelfdrmigen Wolbung, welche bei dem Glassturze unversehrt bleibt, vvird eine kleine Menge fliissiger Glasmasse auf-getragen. Bei der nun erfolgenden Anwarmung vvird die MundofTnung der Pfeife mit dem Finger geschlossen; die im Innern eingeschlossene erwarmte Luft ver-schafft sich gajwaltsam einen Ausweg durch Zerreissen der mit flussiger Masse iiber-zogenen stiirker erhitzten Wdlbung. Die so entstandene Oeffnung wird mittelst einer Seheerc erweiterl wot!urch zugleich (lic anhaftende Masse entferiit wird. Durch Schwenken unil I twahrende kreisformige Drehung wird die zalie Miisse der VVolbung ausgedehnt, bis edieRichtung dercylindrischcn Wand, d.b.bisdie durch dieScheere hervorgebrachte Oeffnung den Durchmesser des Cylinders angenommen bat. Vnn der Pfeife abgesprengt, dann durcli Drehen auf eiiiem gliilienden halbkreisfor-migeii Eisen und darauf folgendes Befeuchten von der an der Pfeife entstandenen kugelformigen Wolbung befreit, stellt das so erbaltene Product einen beiderseits ofTenen Glascylinder dar, welcher durch die Schneide eines geradlinigen gliilienden Eisens und Anfeuchteu der erhitzten Stelle in seiner Langenrichtung aufgesprengt wird. Die zweite wichtige Operation, das Ebnen der aufgerollten Glastafel erfolgt im Streckofen. Hier wird das Glas bis zum Weicliwerden angevvSrmt; das gleieh-massige Anwarmen der ganzen Masse setzt eine fortdauernde Bewegung des Glas-cylinders nacb verschiedenen Richtungen und eine besondere Geschicklicbkeit des Arbeiters voraus, der mit eiserner Kriicke den Cylinder lenkt und dafiir sorgen muss, dass im Augen icke der Ervveichung des Glases der gesprengte Theil sieb obenauf beflndet. der Kriicke' legt er nun die ganzc Tafel auf eine am Hoden des Ofens liegende anz ebene Tlion-, Kupfer- oder Spiegelplatte und entfernt die entstandenen Uncbenbeiten der Tafel durch Ueberstreicben mittelst einer breiten hijlzernen Kriicke Die auf diese VVeise hergestellte ebene Tafel wird nun in den mit dem Streckofen verbundenen und gleichzeitig geheizteu Kiihlofen geschalTt und nacb Ein-stellung der Heizung und allmablicher Abkiiblung in Scheiben von der gevviinscbten Griisse geschnitten. In den meisten Fallen bal cin geblasencr Cylinder 1K Zoll Durcbmesser und eine Hobe von 30 Zoll, daber die erzeugte Tafel einen Flilchen-inbalt von 1.413 Quadratzoll, wenn letztere zu Fensterglas bestimmt ist; die Cylinder miissen dagegen in weit grosseren Dimensioncn geblasen werden, wenn die erzeug-ten Tafeln zu Spiegeln dienen sollen, vvelche von einzclnen Glasbiitten im regel-massigen Gescbaftsverkehre bis zu einer Grosse von 2.7(54 Quadratzoll geliefert werden. Die Construction der boi den osterreichischenTafelglashiitten im Gebraucbe stehenden Streckofen ist vorwiegend jene, welcbc scbon lange gekannt, in der Verbindung des Kiihlofens mittelst eines Fuchses bestebt, durch welchen die ge-streckte Tafel geschoben und nach theilweiser Abkiiblung in fast verticale Richtung gestellt wird. Abgeseben von dem Uebclstande , dass durch das Vorwartsschieben und Aufrichtcn mittelst eiserner Stangen die Oberflachc der Tafel leicht durch Risse beschiidigt wird, zeigt dieses Verfahren noch die weitere Gefahr des Schwindens der Tafeln, wenn dieselben vor Eintritf der nothigen Festigkeit im Kiihlofen auf-gestellt werdcn. In einigen Hiitten sucht man den crsteren Uebelstand durch eine mechanische Vorrichtung zu beseitigen, mittelst welcher die gestreckte Tafel auf derselben Platte, wo sie gestreckt wurdc, jn den Kiihlofen gelangt; eine bewegliche ekerne Scheibe enthiilt zwei Strcckplatten, wovon die eine die Solde des Streckofcns bildet, vvahrend die andere eiiien Theil der Solile des Kiihlofens ausmacht. Wird auf ciner dieser Platten eiu Cylinder gestreckt, so kiililt gleiclizeitig eine sclion gestreckte Tafel im Kiililofen so weit ab, dass mit beendigter Streckung der einen die gekiihlte Tafel nach dem gevvohnlichen Verfahren aufgestellt werden kaan; durch die Drehung der Scheibe, gelangt nua die leere Platte in den Streckofen, die mit der eben gestreekten Tafel belegte Platte in den Kiililofen. ZuUnter-Reichenau (bei Falkenau inBohmen) stehtein belgischer Streckofen im Betriebe, welcher die Gefalir des Sclivvindens vollkommen beseitigt, indem die gestreekten und tlieilweise abgekiihlten Tafeln im Kiililofen in horizontaler Lage und bis zu einer gewissen Zalil auf einem Wagen aufeinander geseblichtet, einen zweiten langgestreekten und mit Eisenschienen belegten Kiililofen allmalilich durcli-laufen, an dessen offenes Ende sie vollstandig abgekiihlt gelangen. Ohne in das Detail dieser complieirten Construction einzugehen, muss ervvahnt werden, dass die Besorgniss vor dem Zusammenkleben der aufeiuandergelegten noch heissen Glas-tafeln bei zweckmassiger Regulirung der Temperatur im Kiihlofen und der Dauer des Streck- und ersten Kuhlprocesses ganzlich wegfiillt. Den Beweis liefert die ge-nannte Glashiitte, welehe gegenvvartig mit dem belgisehen Streckofen sehr giinstige Resultate erzielt. Die Erbauung soleher Streckofen in den bsterreichischen Tafcl-glashiitten bildet einen jener Wunsehe, ohne dessen Befriedigung die vaterlandische Glas-Industrie in nachster Zukunft kaum im Stande sein diirfte, mit der aller Ver-besserungen sicli raseh bemaclitigenden Industrie des Zollvereines und Belgien’s erfolgreicli zu concurriren. Die aus dem Kiihlofen erhaltenen grossen Tafeln werden mit Ausscheidung der sebadhaften Stellen auf eine mbglichst okonomische Weise in Tafeln von bestimmter Grosse geschnitten; ietztere in gewissen Mengen zusammengebunden, gelangen als Bund (Sclioek) Tafelglas in den Mandel. Dieser Bund, im Verkehre fast allgemcin S e ho e k genannt, bildet die noch hcutc in der bsterreichischenMonarchie allgemcin gebrauchliche Maasseinlieit des Tafelglases, eine Einheit, dessen Preis constant bleibt, wiihrend die Menge der damit bezeichneten Tafeln je nacli Grosse und Starke eine veranderliche ist. Ueberdiess vvird die Grosse der Tafel niclit nach ilirem Flachenmaasse, sondern durch einfache Addition der Langen- und Brciten-Ausdehnung bezeichnet. Tafeln von 14 Zoll Hbhe und 10 Zoll Breite (140 Quadrat-Zoll) werden dadureli ebenso wie quadratische Tafeln von 12 Zoll Hbhe und 12 Zoll Breite (144 Quadrat-Zoll) mit 24 Additions-zoll angegeben und von den Glashiitten geliefert. Soleher Tafeln von 24 Additions-zoll bilden 24 ein Schock; eine Tafel mit 70 Additionszoll (40 Zoll Hobe 30 Zoll Breite) bildet filr sich aIIein ein Sclioek; eine noch grbssere Tafel vvird je nacli ilirer Dimension mit l'/4, 1 */3 u. s. \v. Schock bcrechnet. Diess gilt fiir cine bestimmtc Starke der Tafeln; vvird doppclt so starkes Tafelglas verlangt, so ver-ringert sich die Zalil der auf ein Schock gehenden Tafeln auf die llalfte. So erschvverend auch dieser Gebrauch (ur den Verkehr ist, und obgleich der Glaspro-ducent durch Anvvcndung des Additionsmaasses, vvie oben beispielsvveisc crvvabnt vvurde, oft gezvvungen ist, zum glcichen Preise und in gleicher Anzahl grbssere / Tafeln zu liefern, so siud doch bislier alle Versuche, eine zvveckmiissigere Berechnung des Tafelglases einzuftihren, an dem Widerstande der Glashandler gescheitert. DieserUebelstand erschwert auch dieBerechnung derGlas-Erzeugung naeli der Gevvichtseinheit; denn die fur sieh ein Sclioek ausmachende Glastafel von 70 Addi-tionszoll liat bei weitem nicht jenes Gewielit, welches 24 Tafeln von 24 Additions-zoll zukommt. Mit Biicksicht auf die im Verkehre vorzugsweise vorkommenden Dimensionen des Tafelglases jedoch liisst sich das durchsclinittliche Gewicht eines Schockes mit 14 VViener Pfund berechnen; mit diesem Betrage wurden daher alle nach Scbock gelieferten Angaben tiber die Production auf die Gewichtseinheit zuruckgefiihrt. Tafelglas wird von osterreichischen Glashtitten entweder ausschliessend, oder im Vereine mit Hohlglas oder Spiegelglas erzeugt; es werden daher in der folgenden Uebersieht derOrte der Tafelglas-Production die drei genannten Kategorien der Glashtitten getrennt und bei jenen, wo verschiedene Glassorten erzeugt werden, nur jene Anzahl von Hafen angefuhrt, vvelche regelmassig fiir Tafelglas im Betriebe stehen. Im Jahre 1856 bestanden: a) Glashtitten, welche ausschliessend Tafelglas erzeugten: Ort Kronland Hafen Algone Tirol G Kramsach 7 lleralec Bohmen 7 Palčic r> ti Victorsthal .... r> ti Schafferei .... y> 6 Unter-Beichenau . . n Iti Leopoldhammer. . n ti Sachsengrtin .... n ti Cihana n ti Trahona rt (6 Tyss n ti Waltsch n ti Schonwald .... n ti Kosten n 14 Kaltenbach .... rt 15 Gerlhiitte .... n 8 Pamferhtitte .... n 6 Wranowek . . . M 8 Badnic rt C Hausbrunn . . . . Mahren 8 Protiwanow . . . . n 8 Ort Billnitz (Sidonia) Jaworzno Alt-Antonsthal . Kronlaml Malimi Galizien Ungern Hafen 16 7 7 Zusammen . . 209 b) Glashiitten, w e 1 e h e T a f e 1 - u n d H o h I g l a s erzeugen: ') Nagelberg (Altli Eilfang . Eugenia . Ludwigsthal . Sofiemvald . Gutenbrunn . Scbneegattern 'Freudenthal . Klausgraben . Hoclitregist . Langenwald . Zmolnig . Mischidoll St. Vincenz . Unter-Drauburg Tscliernilieim Tione . Horbrunn. Neuwelt . Dunkelthal2) Schatzlar. Markausch Gross-Lukawic Georgentlial . Suchenthal . Ernstbrunn . Josefsthal Eleonorenhain tte) OesteiTeich unter der Enns Ocsterreicb ob der Enns » y> V> » Salzburg Steiermark Karnthen n n Tirol n Bolimen 6 G 6 K « 0 4 2 1 1 4 1 2 2 (i i n G 4 1 4 1 4 « 2 8 1 1 7 i) Die hier aufgezUblten Hafen wurden imJalire 18S6 zur Erzeugung von Tafelglas beniitzt; jene Hafen, welche die Krj^anzunp (lieser Zalil auf die Gesammtzabl der Solimelzgefiisse in den betreffenden HOtten hilden, werden bei der Hoblglns- Erzeugung angegeben. Die Zalil der Oefen wird, obgleicli manehe HOtten, welche deren zwei besitzen, einen dorselben anssehliessend der Tafelglas-Erzeugnng widmen, liier nicht besonders angegeben, und liisst sieli aus der Naeli-vveisnng iiber die (ilashiitten der osterreiehischen Monarchie (S. !>2 n f.) erseben 2) Erzeugt aueh Stangenglas. Statist. Mlttheil. 18!>7. II.Hoft. 6 Orl Scherau . Deffernik . Klostermiihl . Modes. . . Altliiitten . Tscheitsch Karlowitz . Poseli kau . . Hohen-Bartenste Uišcie ruskie. Wysowa . . Zlotna Niwiska . Szlachtowa . Lubemirz Bojanow . Milkow Borownica . Korzcniec Lod/.inka gora Jasienica . Kroscienko . Korostow Majdan sredni Majdan gorni Krasna llsky . Czudin Fiirstenthal . Sarb o v . . Szalancz-lliitta Karolinenthal (Regec/ Sompatak-Hutti Neu-Leliota . Karolinenthal Gapel . . . Csabrag . . Innocenzthal . Ebedez . . Klak . Gross-Slatina Szliacs . . Katharinenthal Kroni n ml Bolunen Mahren Schlesien Galizien Hukowina Ungerii H ii fon 2 8 6 « li 3 8 4 2 3 4 4 3 3 3 3 1 2 4 4 4 4 6 3 4 3 10 10 4 2 2 2 2 3 2 2 2 2 2 4 2 4 Ort Krouland Hafen Zlatno........................... Ungern 8 Balassa-Hutta ... „ Ober-Warth .... „ 2 S/.t. Mihalyfa.... „ 2 Vetyem............................. „ 1 Somhegy................ „ 2 Beel................... „ 8 Fekete-Erdo.... „ 2 Parad.................. „ t B£p£s-Hutta .... „ 1 Tomest................. Wojwodschaft 2 Osredek................ Kroatien 2 Zvečevo................ Slavonien 4 Ivanopolje .... „ 2 Velika................. „ I Kasapatak .... Siebenbiirgen 2 Biickszad.......................... „ 4 Zagon.................. „ 3 Zalany................. Ober-Kertscli ... „ Ober-Arpas .... „ Ober-Porumbacli . . „ 4 Mailand........................ Lombardie (! Murano.......................... Venedig 1I> Zusamnien . . 347 c) (j I a s h ii 11 e n , vvel c li e T a fe I - u n d S p i e g e I g a s e r z e u g e n : Osserhiitte .... Bohmen 3 Ncubrunst .... „ 4 ' Zusammen . . 7 d) tilasbiitte, welclie Stangen-, Hobi- und Tafelglas erzougt: Dunkeltbal .... Bohmen 4 Im Ganzen !>(>? Aus Griindeu, vvelcbe bei der Darstellung der Glasiifen und Hafen eriirlcrt vverden sollen, bedieuen sieh die ausscbliessend f ii r Tafelglas-Erzeugu n g eingerichteten Htitten durclnvegs grosser Hafen, welche bis zu 4 Centner und dariiber Glassatz fassen *). Der gleiehe Fali tritt bei jenen lliitten ein, \velcbe Tafel-und Spiegelglas produciren. ') In der Gerlhiitle liefert je 1 Hafen im Durchschnitte 2S Sclinck (3% Centner) ertiges Tafelglas; die Bescliickung mit Kolmmleriale hetriigt inehr als 430 Pfund. Da jedoch bei diesen liafen die Schmelzdauer und Arbeitszeit eine liingere ist, so sind beim lebhaftesten Betriebe wocl»eutlieh nur 3 Beschickungen moglich, wor-nach sich die Productions-Fahigkeit eines solchen Hafens wahrend 45 Arbeitswochen mit jahrlicli 400 Centner berecbnet. Die Hafen derllohlglasofen fassen in der Hegel 120bisl80PfundGlasmasse;wenn daher einzelne derselben wegen Bestellung von Tafelglas zur Erzeugung dieser Glas-sorte beniitzt werden, so beschrankt sieli diese Production bei jedesmaliger Schmel-zung auf 140 Pfund im Durchschnitte. Solcber Schmelzungen kommen jedoch auf die Woche fiinf; die jahrliche Production eines Hafens jener Hutten, welche v o r z u g s w e i s e H o h I g I a s e r z e u g e n, botriigt demnach wenig mebr als 300 Centner Tafelglas. Dieser Betrag ist alsMaximum zu betrachten, insoferne derlei liafen zumeist nur einen grosseren oder geringeren Theil des Jahres hindurch fUr die Tafelglas-Erzeugung verwendet werden; durch die Einbeziehung jener Glashutten aber, welcbe 2 Oefen und darunter einen Hoblglas- und einen Tafelglasofen besitzen, in die obige Nachweisung der beideGlassorten producirenden Hutten wird dieser Ausfall erganzt. Letztere Mittelzalil fmdet jedoch ihre Anwendung nur auf die Erzeugung der in der vvestliehen llalfte der Monarchie gelegenen Glashutten. Obgleich in Ungern, Kroatien Slavonien und Siebenbiirgen einzelne Hiitten bestehen, welche denKreis des Absatzes ihrer Waaren selbst bis ins Ausland ausdelinen, so beschrankt doch die grosse Mehr-zahl der ungriscben und galizischen Glashutten ihre Thiitigkeit auf die Befriedigung desLoealbedarfes, woher es kommt, dass manche derselben kaum 6 Monate im Jahreim lletriebe stehen. VVenn diebohmischen, osterreichischen undsteirischen Hiitten in Folgc ausgedehnter Nachfrage im Jahre 1856 ihre Leistung bis an die Granze der Produc-tions-Fahigkeit steigerten, betrug die Erzeugung der mit Hobi- und Tafelglas gleichzeitig beschaftigten Hutten der ostliehen Kronlander iiri Durchschnitte kaum 110 Percente der nachgewiesenen Mittelzalil, d. i. 180 Centner fiir jeden Hafen. Die gesammte Erzeugung von ordinarem und weissem Tafelglase (mit Aus-schluss der Spiegelglaser) belief sich im Jahre 1856 auf 176.400 Centner; an dieser Production waren betheiligt: Oesterreich unter der Enns mit . . 10.500 Centner, Oesterreich ob der Enns mit . . 1.200 „ Salzburg mit.......................... 300 „ Steiermark mit....................... 2.400 „ Karnthen mit.....................• 3.600 „ Tirol mit............................ 8.200 „ Bohmen mit........................... 82.200 „ Mahren mit........................... 20.600 „ Schlesien mit......................... 600 „ Galizien mit......................... 12.700 „ Bukovina mit......................... 4.200 „ Ungern mit...........................14.300 Serbische Wojwodschaft mit . . . 400 „ Kroatien und Slavonien mit . . . 1.600 Centner, Siebenbiirgen mit....................3.800 „ Lombardie mit........................ i.800 „ Venedig mit..........................8.000 Zusammen . . 176.400 Centner. Die VVerthe dcs Tafelglases sind allerdings je nach der grosseren oder gerin-geren Weisse und Reinheit der Tafeln wesentlichen Schwankungen unterworfen. Der geringste Preis fiir ganz ordiniires Fensterglas betragt per Schoek oder Bund (a 14 Pfund) o4 kr.; als Maximalpreis ist jener fiir weisse (Solin-) Tafeln zu bemerken, welcher bis zu 2 fl. 30 kr. fiir das Schock betragt. Beide erwahnten Glas-sorten sowie farbiges Tafelglas werden jedoch mir in verhaltnissmassig geringen Mengen erzeugt. Der Durchschnittswerth per Schock Tafelglas ergibt sich mit 1 fl. 43 kr., daher fiir dcn Centner mit 12 tl. Nach diesem Maassstabe berechnet, hatten die im Jahre 1856 in der osterrei-cbischen Monarchie erzeugten Tafelglaser einen Gesammtvverth von 2,116.800 tl. an den betreffenden Orten der Production. Spiegelglas. Seit die iirarische Gussspiegelfabrik zu Schleglmiihl (boi Reichenau in Oester-reich unter der Enns, friiher zu Neulraus), welche im Jahre 1801 nach dem Muster jener von St. Gobain in Frankreich errichtet \vorden und Spiegel von besonderer Grosse und Vollkommenlieit erzeugte, aufgelassen wurde (im Jahre 1840), bcschrankt sich die osterreichische Glas-lndustrie auf dieErzeugung von geblasenen Spiegel-glasern *). Im Allgemeinen ist die zu Spiegelglascrn venvendete Glasmasse, sowie die Manipulation bei der Darstellung der Spiegelpalten ganz dieselbe wie bei der Erzeugung dcs ordinaren Fensterglases und der Solintafeln. Nur der Umstand, dass das Spiegclglas seiner Bestimmung zufolge ohne alle Luftblasen und sonstigen Texturfehler, sovvie in grosseren und starkeren Tafeln erzeugt werdcn muss, bedingt cine besondere Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit der Arbeiter. Was die Glasmasse der Spiegel anbelangt, so unterscheidet man griines, halbvveisses und ganz wcisses Spiegelglas. In vielen Fallen wird aus den ganz weissen Glasern die sehlechtere Waare ausgcschieden und im Verkehre dreiviertel-weisses Spiegelglas genannt. Zu griinen Glasern wird aussehliessend Glaubersalz, zu halbvveissen Soda, zu ganz weissen Soda und Pottasche mit Zusatz von Salpeter, Braunstein und Arsenik venvendel. ‘) Erst in der neueslen Zeit hat Peter Ziegler zu Elisenthal (bei Schiittenhofen) eine Guss-Spiegelfabrik erbaut, welche ibren Betrieb zu Anfang 1887 begonnen bat — ein Unternebmen, welchem im Interesse der Glas-Iudusfrie Bohmen’s und der Gesamintmonarchie das beste Gedeihen ge\viinscht vverden muss. Der Grosse n a c h werden die Spiegelglaser entweder Judenmassspiegel oder Zollglaser genannt. Im Zolltarife werden alle Spiegel unter 284 Quadrat-Zoll der ersteren Gattung, iiber diese Grosse liinaus aber den Zollglasern zugerechnet. lin Geschiiftsverkehre jedoch werden mir griine Spiegel von 80 Quadrat-Zoll ein-f a e h e, und solehe von IGO Quadrat-ZoII Flache d o p p el te Judenmassspiegel genannt; alle iiber das Ietztere Maass hinausgelienden griinen, sowie aucb kleinere weisse Gliiser werden als Zollglaser, d. i. als Gliiser, deren Preis nach dem Zoll-maasse berechnet wird, betracbtet. DieBerechnung nacbZollen, sonde sienaeh alterSitte imeli heute beim Gescbafts-Verkebre in Gebrauch, bezieht sich jedoch nicht auf das Flachenmaass, sondern auf die einfache A d di ti o n der Hblie und der Breite, so dass Spiegel von 120 Additions-Zoll Wiener Maass sehr verschiedene Hbben- und Brciten -Dimensionen haben konnen, demnacb das Flachertmaass sehr bedeutenden Sclnvankungcn unterliegt. Denn obgleich ein ziemlich eonstantes Verhaltniss der Breite zur Hohe allgemein angenommen wird, so ergibt sich dorli heispielsvveise bei 120zolligen Glasern fiir die geringere Differeuz von 5 : 4 (GGG Zoll Hohe, 534 Zoll Breite) und 4 : 3 (G8-G Zoll llohe, 81-4 Zoll Breite) ein Unterschied im Flachenmaasse von 30 Qua-drat-Zoll; dieser Unterscbied wird desto bedeutender, je mehr sich die Form des Glases dem Quadrate nabert, dessen Darstellung iiberdiess bei grossen Platten ganz besonderen Schwierigkeiten unterliegt. Was daher beim Hobi- und Tafelglase iiber die Unzvveckrniissigkeit der herkommlichen Maasseinheit gesagt wurde, gilt auch von den Zollspiegeln; im Interesse der Producenten wiire hier ebenfalls die Feststellung eines angemessenen Maasses dringend zu wiinschen. Kine besondere Art von Spiegclglas ist das Fin gl as, welches oline geschliffen und polirt zn \verden, belegt und als Judenmassspiegel in Verkebr gcbracht vvird. Dieses Glas ist ein mit besonderer Vorsicbt und mit Beniitzuug belgischer Streck-ofen erzeugtes blasenfreies Fensterglas; aus den erzeugten Tafeln werden mit Umgehung aller etvva vorfindlicben Fehler die Judenmassglaser herausgeschnitten und unmittelbar belegt. Da auf diese Weise der Scbleiferlohn von circa 3 Kreuzern per Stuck erspart wird, betriigt die Preisermassigung gegen die geschliffenen Juden-massspiegel bis zu 8 Gulden per Kiste (zu 30 Wicner Pfund), ein Umstand, der nach derlei Finglas-Spiegeln eine lebhafte Nachfrage veranlasst. Dessenungeachtet besteht bis heute mir ein einziges Etablissement, welches brauchbares Finglas erzeugt; mehrseitig mit dieser Erzeugung in anderen Hutten gemacbte Versuche haben bisber keine geniigenden Ergebnisse geliefert. Wie sehon bemerkt, sind die einst bertihmten Spiegelfabriken Venedigs ein-gegangen; die gesammte Spiegel-Erzeugung der osterreichischen Monarchie con-centrirte sich in einer einzigen Industrie-Gruppe im vvestlichen Bohmen und nur in Kiirnthen besteht iiberdiess eine Glashiitte, welche Spiegelglaser erzeugt. Es beschiit-tigen sich namlich gegenwartig die folgenden Glashutten mit der Erzeugung der verschiedenen Spiegelglassorten. * Glassortc Kronland Ort Oefen Hafen F i n g 1 a s Bolnnen Neubrunst 1 6 0 Jude n m a s s 99 Neufiirstenhiitte 1 6 rt 99 Goldbach 2 12 99 Aiinathal i (J 99 99 Franzbrunnhiitte 1 fi 99 99 Haselberg 1 8 99 99 Johan neshiitte t (» 99 99 Neuhurkenthal 1 8 99 99 Osserhutte 1 6») 99 99 Ficlitenbach 1 6 Zollglas 99 Sofienhiitte 2 12 99 99 Hochofen 1 6 99 99 Neuhurkenthal 1 6 99 99 Kreuzhiitte 1 tt 99 99 Friedrichshiitte 2 12 99 99 Elisenthal 2 12 99 99 Ficlitenbach 1 6 99 Karnlhen St. Vincenz 1 6 Zusammen 22 136 Wenn die zugleich Judenmass und Zollglas producirenden Glashiitten Neu-hurkenthal und Ficlitenbach nur einmal geziihlt werden, beschriinkt sicli die Erzeugung der Spiegelgliiser auf 16 Etablissements; noch geringer ist die Zalil der Producenten, da mehrere Hutten ein und demselben Besitzer angehoren. Die Spiegel-glas-Erzeuger sind Andreas Ziegler (Sofienhiitte, Hochofen, Neuhurkenthal, Johanneshtitte), Johann Anton Ziegler (Friedrichshiitte, Kreuzhiitte, Osserhutte), Peter Ziegler (Elisenthal), Graf K i n s k y (Ficlitenbach), Faber(St. Vincenz in Kiirnthen), Leopold Ascherl (Neubrunst), Gebriider Bloch (Neufiirstenhiitte, Annathal, Franzbrunnhtitte, Haselberg), Hellcr et Comp. (Goldbach). Wie oben nachgewiesen wurde, nehmen 22 Glasofen mit zusammen 136 Mafen Antheil an der Spiegelglas-Erzeugung; die Zalil der Hafen jedoch vermindert sich auf 129, wenn darauf Rucksicht genommen wird, dass zu Neubrunst die Erzeugung von Finglas nur 2 Hafen, in der Osserhutte die Erzeugung von Judenmassglžisern nur 3 Hafen besehaftigt. Es entfallen somit im Durchschnitte auf jeden Spiegelglas-Ofen nahezu 6 Hafen; Oefen init 8 Hafen find^n sich nur zu Haselberg, Neuhurkenthal und Elisenthal. Audi bei der Production des Spiegelglases bildet das Schmelzgefiiss — der Hafen — die wenigstens annaherungsweise verliisslichste Einheit der Erzeu-gungsfiihigkeit. AUerdings hesteht ein grosser Unterschied in der Grosse dieser ') Darunter 4 Hafen fiir Tafelglas. 2) Darunter 3 Hafen fiir Tafelglas. Gefasse in den verschiedenen Hiitten; beispielsweise fasscn die Hafen zu Sofienhiitte mehr als 4 Centner Glasmasse, wahrend die Hafen mit griiner Glasmasse zur Erzeugung der Judenmassspiegel in der Hegel wenig mehr als 180 Pfund enthalten. Dieser Unterschied wird jedocli zum grossten Theile durch die langere Sclnnelz-und Arbeitsdauer der grossen Hafen ausgeglichen; zu Sofienhiitte werden wochent-lich nur 2 Schmelzungen, bei kleineren Hafen uud lebhaftem Betriebe aber 4 bis 5 Schmelzungen gemacht. Es liisst sich somit die wochentliche Erzeugung eines Spiegelhafens mit ziemlicher Genauigkeit auf 8 Centner, die jahrliche Production bei Annahme von 45 Arbeitswoehen mit 3(50 Centner bereehnen. Dieses Ergebniss der Berechnung stimmt mit den von einzelnen Spiegelhiitten auf zuvorkommende VVeise erhaltenen verlasslichen Angaben vollkommen iiberein und kann als durch-schnittliche Menge der wirklichen Jahres-Produetion angenominen werden. Demzufolge betragt im Durchschnitte die jahrliche Erzeugung roher Spie-gelgliiser in der osterreichischen Monarchie, weleher die wirkliche Erzeugung im Jahre 1856 gleichkain , 46.500 Wiener Centner, worunter Finglas........................................ 700 Centner Judenmassspiegel............................ 22.000 „ Halbweisse und weisse Zollspiegel . . 23.800 „ Die Berechnung des Werthes dieser Production unterliegt, was Finglas und Judenmassespiegel anbelangt, wenig Schwierigkeiten; beide Sorten haben im roben Zustande den last gleiclien Preis und ersl die Raffinirung und Helegung begriindet die schon besprochene Diflerenz der fertigen Spiegel. Dagegen richtet sich der Werth der Zollglaser nach ihrer Grosse und dem Grade ihrer Feinheit. Schon die Preisdifferenz der verwendeten Soda und der Pottasche bedingt einen verschiedenen Werth der Glasmasse; bedeutender talit aber der Unterschied im Arbeitslohne ins Gevvicht, da Spiegelbliiser fiir grosse Gliiser 80hisl00 fl. monatlich erhalten, solche fiir kleinere Gliiser, deren Erzeugung eine geringere Geschicklichkeit zuliisst, sich mit 40 bis GO II. begniigen. Es berechnet sich der Werth eines Wiener Centners Finglas mit lii II., roher Judenmassspiegeln mit 13 II., weisser und halbweisser Zollglaser mit 20 11. Diesen Einheitswerthen zufolge betragt der Werth der jahrlichen Production von Finglas....................................... 10.500 fl. Judenmassglas................................ 286.000 „ Zollglas..................................... 476.000 „ Zusammen 772.500 fl. Von der angegebenen Menge der Erzeugung entfallen 2.160 Centner, von dem VVerthe 43.20011. auf die Glas-Industrie in Karnthen; derRest betrifft ausschliessend die Glas-Erzeugung B6hmen's. Gesaiumterzengung von Roliglas. Aus den gegebenen Naclnveisungen ergibt sich die (Jebersicht der in den einzelnen Kronlandern der Monarchie im Jahre 1856 fiir die Erzeugung der verschiedenen Rohglassorten im Betriebe gestandenen Hafeu mit folgenden Zalilen : Kronlnnd Glas- hiitten Oefen IlaTen lis wui'ile» beniitzt /Ul' Erzeugung vou Pasten un«l St augen Kry»tull u. far-l>ig(‘in Schleif- ordi-n lire m iiber- haupt Tafel-tf las Spiegel- glas im (>anzcn 11 o h 1 glas 1 a f o l Oesterreich u. H. Enns 8 12 82 8 17 22 47 33 Oesterreich o. d. Knns 4 4 26 4 3 13 20 (i Salzburg 2 2 10 i:> 13 1 Steiermark. t:t Ki 104 2 8 86 96 8 Kiirnthen 3 7 38 !5 t!> 20 12 6 Krain 2 2 12 12 12 Tirol S 8 Sl 4 U 19 28 23 Bohmeu 83 107 774 29 72 167 174 413 212 123 Miihren 13 17 130 6 20 46 72 38 Sehlesien 1 1 8 6 6 2 Galizien 18 18 122 1 1 38 60 62 Buko\vina 3 0 !i2 29 29 23 Ungern 41 208 2 20 173 197 71 Serbiche Wojwodschaft i 1 10 8 8 2 Kroatien-Slavonien . . 4 S 42 7 26 33 9 Siebenbiirgen .... 9 9 8S 2 7 34 63 22 Lombardie i) 6 36 30 30 6 Venedig 9 49 82 42 23 23 13 Monarchic . 21S 311 1.938 71 101 260 813 1.174 367 129 Menge und Werth der Erzcugung im Jahre 1856 vertheilt sich auf die einzel-iicn Kronliinder in folgender Wei.se: Kronlaml Paston- und Stangen-glas Krystall- mul farbiges Hohlglas SchleiCglas Centner Guldni Centner Gulden Centner Gulden Oesterreich unter der Enns . . 1.440 43.200 4.250 59.500 Oesterreich oh der Enns .... 720 21.600 750 10.500 Salzburg Steiermark 360 10.800 2.000 28.000 Karnthen 1.250 17.500 Krain Tirol 720 21.600 1.250 17.500 Bohinen 6.000 90.000 8.100 243.000 35.750 503.500 MUhren 1.080 32.400 5.000 70.000 Schlesien , Galizien 180 5.400 250 3.500 liukowina Ungern 360 10.800 5.000 70.000 Serbiche Wojwodschaft .... Kroatien-Slavonien 1.750 24.500 Siebenbiirgen 360 10.800 1.750 24.500 Lomhardie Venedig 87!i.000 Monarcbie . . . 60.000 965.000 13.320 399.600 59.000 829.000 Von der gesammten Rohglas -Erzeugnng der osterreichischen Monarchie ont-fallen auf die einzelnen Kronlflnder: Pcrcenle der Mcnge des Wcrthes Oesterreich unter rler Enns 41 4-2 Oesterreich ob der Enns . . 0-9 10 Salzburg . 0-9 0-7 Steiermark . 5-4 4S Karnthen 20 20 Krain 0-6 OS Tirol . 2-8 2-7 Bohmen . 410 43-4 Mahren . 7-2 6-8 Schlesien 0-4 0-4 Galizien . 4-4 3-9 Bukowina 1-8 IS Ungern . 9-8 8-4 Serbische Wojwodschaft . . 0-4 0-3 Kroatien und Slavonien 1-6 1.3 Siebenbiirgen .... . 2-9 2-6 Lombardie . 1-4 1-2 Venedig . 12 4 14-6 100 0 100-0 Onlinares Hohlglns TufolgUs Spil' gelglus /jusnmmen ('entiicr Gulden Centner Oulilon Centner Gulden Centner Gulden 6.600 66.000 10.300 120.000 22.700 204.700 2.700 27.000 1.200 14.400 . 3.370 73.300 A.SOO 43.000 300 3.600 4.800 48.600 2K.800 238.000 2.400 28.800 , 30.360 323.600 4.!! 00 43.000 3.600 43.200 2.160 43.200 11.310 148.000 3.600 36.000 . 3.600 36.000 K.700 37.000 8.200 08.400 . 13.870 104.300 32.300 323.000 82.200 086.400 44.340 729.300 228.800 3,077.200 13.800 138.000 20.600 247.200 , 40.480 487.600 1.800 18.000 600 7.200 . . 2.400 25.200 11.600 116.000 12.700 132.400 24.730 277.300 3.800 38.000 4.200 30.400 . 10.000 108.400 33.000 330.000 14.300 171.600 . 34.660 602.400 1.600 16.000 400 4.800 2.000 20.800 3.200 32.000 1.600 10.200 8.330 05.700 10.800 108.000 3.800 43.600 16.710 188.900 6.000 60.000 1.800 21.600 . , 7.800 81.600 7.300 73.000 8.000 06.000 • 60.500 1,046.000 203.000 2,030.000 176.400 2,116.800 46.300 772.300 360.220 7,132.900 Das Verhaltniss der Percent-Antheilo am Werthe und an der Menge der Er-zeugung liisst auf einen Blick jene Kronlander erkennen, welehe an der Produetion der feineren und theureren Glassorten Antlieil nehmen; in erster Linie zeigen sicli liier Biihmen und Venedig. Die Erkliirung der eiuzelnen derartigen Percenten-Untersehiede ergibt sich iibrigens von selbst aus der vorausgehenden Darstellung der Produetion der verschiedenen Glasgattungen. Rohstoffe zur Glua-Erzeugung. Bei einem Industrie-Zweige, dessen Product im fertigen oder halbfertigen Zu-stande einen so geringen Preis zeigt, wie llohl- und Tafelglas, dann robe Spiegel-glaser, wo dasMaximum des ganz weissen Spiegelglases 20 tl. pr. Centner, das Minimum der ordinaren Bouteillen 8 tl. pr. Centner betragt, miissen die Kosten der zur Verwendung kommenden Rohstolle die Grundlage des Geschafts - Calculs bilden, denen sicli erst in zweiter Linie dieBerucksichtigung der Menge und Beschaffenheit der vorbandenen Arbeitskrafte, dann die Abwagung der Absatz- und Transportver-haltnisse anreibt. Die vorzugsvveise ins Gewicht fallenden filr die Glas-Industrie benothigten Roh-stoffe sind: a) das Brennmateriale; b) die Bestandtheile der Glasmasse; c) die Materiale zur Erzeugung der feuerfesten Oefen und Schmelz- gefasse. Brennmateriale. Angewiesen auf flammendes Feuer, unterstiitzt durdh den geringen Preis des Holzes und durch die Einfachheit des Betriebes der Glasfifen bei Holzfeuerung war man in Oesterreich lange niclit bodacht, die in unermesslicher Menge vorhandenen Vorriithe an fossilen Brennstoffen bei der Glas-Industrie nutzbar zu verwenden. Als die ersten Glashiitten, welehe auf Steinkoblenfeuerung begriindet und eingerichtet wurden, geboren jene zu Eiehthal bei Wotwowitz in Bohmen und zu St. Agnes bei Liboje in Steiermak der Gescbichte derGlas-Industrie an. Beide Hiitten entstanden imJahrel794 und beschranken ibreErzeugung noeb lieute auf ganz ordiniires Hoblglas (Bouteillen). Der Umstand, dass in Steiermark der Holzbestand zum grossten Tbeile von den Eisenwerken in Besehlag genommen ist, die bohmischen Forste dagegen der Glas-Industrie nocli lange billiges Holz zu liefern im Stande vvaren, scbeint die Veranlassung gewesen zu sein, dass dieKoblenfeuerung in Bohmen bis in die neueste Zeit niclit weiter verfolgt wurde, in Steiermark aber in der ersten lliilfte dieses Jahrhunderts nocli weitere vier Glashiitten mit Steinkoblenfeuerung erricbtet wurden (Hocbtregist 1805, Ferdinandsthal 1816, Trifail 1824, Lankowitz 1849). Seit dem Jahre 1852 liisst sicb jedoeh in Bohmen beziiglich des Heizmateriales ein Umschwung beobacbten, der, ebenso wicbtig wegen der Menge als wegen der Qualitiit des erzeugten Glases, cine giinzliche Umgestaltung der osterreichischen Glas-Erzeugung zu veranlassen berufen ist. Es entstanden seit dem genannten Jahre die Glashiitten zu Markarusch (im Sehatzlarer Kohlenreviere), zu Dux, Kosten, Eich-wald (im Teplitzer Beviere), zu Theresienthal, Wranowek (im Pilsner Reviere), zu Schafferei, Leopoldhammer, Unter-Reichenau und Davidsthal (imFalkenauer Kohlen-reviere). An die genannten bohmischen Etablissements reiht sicb die im Jahre 1852 zur Kohlenfeuernng in Tseheitsch (Miibren) eingerichtete Hiitte, dann die in Murano bestehende Glasfabrik flir Tafel- und Hoblglas. Es wurden hier die Glashiitten zu Eichwald (boi Teplitz) und zu Davidsthal (bei Falkenau) angefuhrt, wovon die erstere zu Folge ausserer Verhaltnisse mittler-weile Avieder aufgelassen werden musste, letztere aber ihren Betrieb erst im Jahre 1857 begann. Im Betrieb e st and en wahrend des Jahres 1856 im Ganzen 17 Glashiitten mit Kohlenfeuerung und zvvar: in Steiermark Oefen Hafen Lankowitz (Weyer) .... 1 8 Hochtregist (Oberdorf) . . . 1 8 Starritsch (Ferdinandsthal) 2 8 St. Agnes (Liboje) .... 1 8 Trifail 8 Markausch . . in B o h m e n 1 6 I)ux . . . . 2 16 Kosten . . 2 14 Leopoldhammer . 1 6 Schafferei . 1 6 Unter-Beichenau . 2 1« Eichthal . . . 1 9 Theresienthal. . 1 8 VV ranowek 1 8 Badnic . . . 1 G Tscheitsch in Miihren 1 6 Murano in V e n e d i g 2 20 1 Zusammen . 22 161 Das Verhftltniss der demnach mit Stein- und Braunkohlen geheizten 22 Oefen zu der Zalil der im Jahre 18S6 noeh mit Holzfeuerung im Betriebe gestandenen Glas-5fen (289) ist allerdings ein geringes, a Is desto wiclitiger simi die Erfolge zu bezeichnen, welche auf diesem Felde der Glas-Erzeugung und namentlieh in den neu errichteten Hutten erzielt wurden. Dass ordinares griines und Itraunes Hohlglas, bei welchem eine durch die Stein-kohlenasche veranlasste Verunreinigung der Glasmasse eben keine Bedeutung hat, mit belangreichen Ersparungen in den Hegiekosten bei Koblenfeuerung erzeugt vverden kann, wurde langst nielit melir in Zweifel gestellt; die angefiihrten S Glas-hiitten Steiermark's und die Hutten Eichthal und Theresienthal in Bohmen verdanken ihre Existenz dieser Ueberzeugung und besehriinken ihre Production noch heute auf ordiuare Hoblglaswaare. Unmoglich schien es dagegen, vveisses und farbiges llolil-glas, sowie Tafelglas bei Koblenfeuerung zu Stande zu bringen, indem bei offenem Hafen die Asche gefilrchtet, bei gedecktem Hafen aber die Strengflussigkeit des obne Bleioxyd zugestellten Glassatzes geltend gemacht wurde. Der seit dem Jahre 18S2 mit der Vervvendung der Stein- und Braunkohlen bei der Glas-Erzeugung gemachte, ausserordentlich wichtige Fortschritt besteht nun darin, dass letzteres Vorurtheil iibenvunden und bei ofTenem Hafen ganz vortreff-liches Tafelglas, danil vveisses und tarbiges Hohlglas bei Koblenfeuerung erzeugt wird. Letzteres (gefarbtes Hohlglas) producirt ausschliessend die Glasbiitte zu Dux; zur weiteren Veredlung gelangen deren Waaren nach Hayda und lassen im raffinirten (geschliftenen) Zustande sich von den bei Holzfeuerung erzeugten Glaswaaren gar nieht unterscheiden. Besonileres Gewicht muss jedocli auf die Tafelglas-Erzeugung gelegt werden, da hier der Verbrauch so grosse Quantitiiten in Anspruch iiinimt und gerade jene šilteren Glashiitten, welche Tafelglas erzeugen, zufolge ihrerOrtsIage in neuester Zeit dureli die zunehmendeHolztheuerung wohlfeil zu produciren ausser Lage gesetzt werden. Tafelglas wurde bei Koldenfeuerung im Jahre 1856 in den folgenden Glas-hutten erzeugt: inBohmen zu Markausch, Kosten, Schafferei, Unter-Reiclienau, Leo-poldhammer, Wranonek und Radnic; in Maliren zu Tscheitsch. Es darf nicht unerwaluit bi e ih c n, dass besonders bei der Tafelglas-Erzeugung, wo die Scbmelzung mit Vortheil nur in grossen Hafen vorgenommen werden karm, daher einelangereHeizdauer beanspruchtwird, die Kohlenfeuerung besomdereSclnvie-rigkeiten bereitet, welclie sich jedocli alle zuletzt auf die Construction des Glasofens zuriickfuhren lassen. Begreiflicberweise muss diese Construction je nach der Gattung der zur Venvendung kommenden Stein- oder Braunkohle eine verschiedene sein; empirische, kostspielige Versuche und Umbaue waren nothwendig, um dieses Problem zu losen. Nachdem diess der Ausdauer mehrerer Fabricanten in verschiedenen Koblenrevieren vollkommen gelungen, steht zu boffen, dass die gewonnenen Erfah-rungen und Erfolge nicht vereinzelt bleiben, sondern einer raseb zunehmenden An-vvendung der Kohlenfeuerung beim Tafelglas - Hiittenbetriebe die Balin brecben werden. Wenn der Verunreinigung der Glasmasse durch diewahrend der Schmelzung in die llafen fallende Kolilenasche mittelst der moglichst vollstandigen Verbrennung dieser Asche im zvveckmiissig construirten Ofen nach Thunlichkeit vorgebeugt, das Minimum der in die Hafen gelangenden Aschentbeilchen aber, ohne mit der Masse in chemische Verbindung zu treten, von der OberflSche derselben entfernt werden kann, so wiire dieses Minimum von Kolilenasche docli im Stande, wahrend der Arbeit durch mechanisches Ankleben an die zum Anw8rmen in den Ofen gebrachten Glascylinder das zu erzeugende Tafelglas wesentlich zu verunreinigen. Wahrend der Verarbeitung der bei direeter Kohlenfeuerung geschmolzenen Glasmasse wird daher gegenwartig in allen Hiitten (mit Ausnahme von Leopold-hammer, wo nach erfolgter Schmelzung die weitere Feuerung mit llolz geschieht) Kohlengas verwendet, welcbes aufbekannte Weise in eigenen Oefen (Gas-Gene-ratoren) erzeugt, in die Glasiifen geleitet und dort verbrannt wird. Versuche, welche zu Unter-Reiclienau durchgefiihrt wurden, aucli die Schmelzung bei Gas-feuerung durchzufuhren, bewiesen sich als zu kostspielig; fiir die Dauer der Arbeit wurde diese Feuerung beibehalten, fiir die Schmelzung jedocli kehrte man zur direeten Kohlenfeuerung zuriick. Es driingt sich hier die Bemerkung auf, dass allgemein die Stein- und Braun-kohleu nui1 bezuglich ihrer Heizkraft untersucht werden, wogegen deren Gas-entwicklungs-Ffthigkeit ganzlich uiiberucksicbtigt bleibt. Letztere durfte jedocli fiir Glasfabricanten bezuglich der Gasfeuerung vorzugsweise entscheidend sein, wenn bei gleicher Heizkraft oder verhaltnissmassiger Preisdifferenz, eine Kohle um 25 kis 50 Percent melir brennbares Gas lieffert als die andere. In dieser Beziehung sclieint die Falkenauer Kohle besonders bevorzugt zu sein; ein Centner dieser Braunkohle lieferte niimlich bei einem in der Neugedeiner Wollwaaren-Fabrik vorgenommenen Versuche melir als 900 Cubik-Fuss Leuchtgas, wogegen aus Pilsner Steinkohle nur 650 Cubik-Fuss erzieit wurden. Was endlicli die Heizung der Str.eckofen anbelangt, so haben alle mit Stein- und Braunkohlen gemachten Versuche das ungiinstige Kesultat geliefert, dass alle Tafeln mit erblindeten Flachen aus dem Ofen kamen. Gline Zweifel rtthrt dieser graue Anflug von dem in den Kohlen enthaltenen Schwefel und dessen Verbrennungsproducten her; ihn fern zu halten, ist weder bei directer noch Gas-feuerung gelungen. Thatsachlich wurden alle Versuche mit ungereinigten, in den meisten Fiillen niclit einmal condensirten Kohlengasen durchgefiihrt; es liegl daher die Vermuthung sehr nahe, dass die Verwendung von Gas, welches durch Katk s ein e s Schwefelgeh a I tes ganzlich entledigt werden kann, jenem Erblin-den des Tafelglases im Streckofen vorbeugen und die noch houte allgemein iibliche Holzfeuerung dieser Oefen ersetzen konnte. DerVerbrauch der im Jahre 1856 mit Kohlenfeuerung im Betriebe gestandenen 17 Glashutten an Stein- und Braunkohlen belief sich auf 375.000 Centner, von welcher Menge 175.000 Centner zur Erzeugung von Hohlglas, 200.000 Centner aber nebst 5.000 Klafter (30zolliges) Holz zur Erzeugung von Tafelglas verwendet wurden. Werden diese vorwiegend sehr guten Stein- und Braunkohlen naeh dem Aequivalente von 12 Centner fiir 1 Klafter weiehes Holz reducirt, so ergibt sich eine durch die Kohlenfeuerung in den angefuhrten Glashutten erzielte Ersparung von 31.250 Klafter Holz. Der P r e is der zum Verbrauche kommenden Stein- und Braunkohlen lasst sich niclit leichtbestimmen, da grosstentheils die Besitzer dieser Glashiitten eigene Kohlenwerke besitzen, deren Ausbeute und Verwerthung eben die Hauptveranlassug zur Errich-tung von Kohlenglashtttten bildete. In keinem Falle aber kiimmt der Centner loco Hiitte hoher zu stehen als 11 bis 12 Kreuzer; als Durchschnitt diirften kaum 8 Kreuzer angenommen wcrden, so dass das Kohlen-Aequivalent einer Klafter Holz (12 Centner) sich ziemlich genau mit 1 fl. 36 kr. berechnet. Gegeniiber diesem Maximal-Preise der Kohlen befinden sich die Glashutten, welche bei Erzeugung von ordiniirem Hohlglase und Tafelglase die Holzfeuerung beibehalten, in einer jedenfalls sehr bedrohten Lage. Die namentlich seit dem Jahre 1830, als dem Zeitpuncte des Beginnes einer rascheren Entwicklung der vaterlandi-schen Gesammtindustrie stetig gesteigerten Preise des Holzes bildeten die einzige Ursache des Biickganges der Glas-Erzeugung und der Ausfuhr der ordinaren Glas-waaren, umsomehr als die vorgeschrittene Glas-Industrie des Auslandes vorzugs-weise durch Anvvendung der Kohlenfeuerung billigere Waare zu erzeugen sich in die Lage gesetzt hatte. Man findet allerdings jetzt noch Glashutten, welche ibren Holzbe-darf zum Preise von 2 fl. (in der Umgebung von Winterberg) und von 2 fl. 30 kr. (in derNahe von Taus undSchuttenhofen) fur die 30zolligeKlafter beziehen; es sind diess Preise, welche zwischen den Glasfabricanten und den Besitzern von ausgebreiteten Forsten im Bohmerwalde, deren vortheilhaftere Verwerthung' auf andere Art bisher ausser aller Berechnung lag, fiir eine bestimmte Reilie von Jahren contractiich fest-gestellt wurden. In dem Maasse jodocli, als die Moglichkeit der Erlangung eines besseren Holzpreises fiir die Waldbesitzer durch die Concurrenz anderer auf Holz-feuerung oder sonstige Holzverwendung angewiesener Industrie-Zweige mit jedem Jahre zunimmt, und die friiheren Contracte erlfischen, wird auch in diesen vorder-liand so ausserordentlich begiinstigten Gegenden cin merklicher Aufsehlag der llolz-preise erfolgen. Im Riesengebirge, wo die Erhohung der Holzpreise bis auf'7 bis 8 fl. schon stattgefunden, haben einige friiher dort bestandene Hutten fiir Tafel- und ordinares Hohlglas iliren Betrieb bereits eingestellt; es finden sicb daselbst nur solcbe Hutten, vvelche das fiir die RafFinirwerke zu Hayda und Gablonz nothige Stangenglas, dann Krystall- und farbiges Luxusglas produeiren, in dieser Production aber sowohl durch die Niilie der Absatzorte als durch vorhandene tttchtige Arbeitskraft unterstiitzt werden. Im siidostlichen Bohmen und im westlichen Miihren schvvanken die Holzpreise zwischen 4 fl. 48 kr. und 6 fl.; in Oesterreich unter der Enns (V. O. M. B.) betragt der contractliche Preis 4 fl., docli reicht der Holzbestand bald nicht mehr hin, um den gegenvvartigen Betrieb in gleicher Ausdelmuug fortzuerhalten. Der Verwaltung der gratlich Bucquoi’schen Glashiitten wird von der Forstverwaltung die Klafter Holz mit 5 fl. zugerechnet. Obgleieh die Nachvveisungen der Holzpreise in den iibrigen Kronlandern hochst unvoIlstSndig vorliegen, ergibt sich docli aus deti vorhandenen Daten, dass imwest-I i c h e n Tbeile der Monarchie der durclischnittliche Preis mit 4 fl. 30 kr. fiir die Klafter30zolligen v eichen Holzes angenommenwerdendarf. In denostlichen Kron-landern werden bedeutende Mengen von Buehenholz in den Glashiitten verbraucht, welches besondere Vortheile bei der Arbeit gewahrt, wogegen fiir die Dauer der Schmelzung Tannenbolz vorgezogen wird. Ungeachtet der hoberen Heizkraft dieses theilweise zur Verwendung kommenden harten Holzes stellt sich docli der Preis im Durchschnitte nicht bober als 2 II. fiir die Klafter. Die angegebenen Mittelpreise beziehen sich jedoch lediglich auf das Stamm-holz; der Taglohn fiir die llolzschlager, sowie die Transportkosten bis in die Hiitte erholien diesen Betrag je nach der Oertlichkeit in manchen Fallen bis auf das Dop-[telte und dariiber. Es ist jedoch wegen Mangels bezflglicher Nachweisuugen untliun-lich, eine Mittelzahl dieser Preissteigerung zu berechnen, welche selbst bei ein und derselben Hiitte jahrlich eine verschiedene sein kann, insoferne die Abstockung entfernt gelegene oder sclnver zu erreichende Holzschlage trifft. Nach Abzug der oben angefiihrten 22 Glasiifen (mit Kil Hafen), welche mit Steinkohlenfeuerung ‘) befrieben werden, ertibrigen von der Gesammtzahl 289 Oefen (mit 1.777 Hafen), deren Betrieb ausscliliesslich bei Holzfeuerung erfolgt. *) Versuche, die Glasiifen walirenil der Schmelzung mit Tori' zu heizen, wurden in der Glashutte Kugcnia (Oesterreich unter der Enns) mit zicmlich giinstigem Erfolgc durchgefuhrt. Letztere Glasijfen verbrauchten im Jahre 1850 nacli speciellen Angaben umi auf dic Production basirtcn Berechuungen cine Menge vou 333.GOO n. Ji. Klaftern 30zolligen (dem griiss.ten Theile nacli weichen) Scheiterholzes. V on diesem H o I z-c on sum o entfallen auf: Oesterreich unter der Enns . 19.100 Klafter Oesterreich ob der Enns . . 5.500 Salzburg 2.700 »•> Steiermark 10.700 99 Karnthen 8.000 99 Krain 1.500 99 Tirol 8.600 99 Biihmen 157.800 99 Mahren 19.500 99 Sehlesien 1.500 99 Galizien 12.300 99 die Bukowiua 5.200 „ Ungern 42.400 99 die serbisehe Wojwodsehaft . 1.500 99 Kroatien und Slavonien . . 6.300 99 Siebenbiirgen 11.000 99 die Loinbardie 4.000 99 Venedig . 16.000 99 Zusammen 333.(500 Klafter. Werden die oben angegebenen Aequivalente fiir Braun- uud Steiukohlen zur Beduetion angewendet, so ergibt sich der Verbrauch von Brennmateriale fiir dir gesammte osterreichische Glas-Industrie in einem Jahre von mittlerem (itisehiifts-betripbe mit 365.000 Klafter Holz oder 4,375.000 Centner Stein- und Braunkohlen. llestandtheile dcs Glases. Den Ilauptbestandtlieil der Glasmasse bildet Kieselsaure. Am reinsten kommt dieselbe im Bergkrystalle und (Jnar/e vor, so ferne beide Mineralien farblos und dureli-sichtig erscheinen. Vom ersteren kann hier gžinzlich abgesehen werden, da dessen Menge zu gering ist, um darauf eine gewerltliche Thžitigkeit zu begriinden. Der Quarz bricht entweder in eompacten Felsmassen (im niirdlichen und nordostlicben Biihmen) , (indel sich als Fragmente solcber Massen in grosseren Stiieken uber ausgedehnte Flachen zerstreut (wie im siidbstlichen Bolimen), oder als Flusskiesel in den Bachen oder als Sand. Letzterer, entstanden aus Sandstein, fubrt in den meisten Fiillen nocb Ueberreste des Sandstein-Bindemittels mit sieh und reprasentirt nur selten die reine Kieselsaure; dagegen eignet er sieh vermijge seiner Massenbeschaf-fenheit vorzugsweise zur Schmelzung, vviihrend compacter Quarz erst kiinstlieh ver-kleinert werdeu muss. Statist. Mittheil. 1857- »'Heft, 7 Andere kieselsaure Mineralien werden in d er osterreieliischen Monareliie nur selten zur Glas-Fabrieation verwendet, so zum Beispiele Grauwacken-Sandstein in der Glashiitte zn Wrauowek (in Biihmen). Quarz oder Quarzsand von moglichster Weisse bilden den RolistofF fur feines \veisses und K r y s t a 11 - G1 a s. In den meisten Gegenden, wo diese Steinarten vorkommen, simi sie durch beigemengtes Eisenoxydul braun gefdrbt oder mit braunen Schichten durchzogen. Das Vorkommen eines sebr selionen Quarzes, verbunden mit der sorgfaltigen Ausscheidung der ni elit ganz weissen Stellen, bildet die Grundlage zu der Erzeugung der Krystall- und weissen Glassorten. In dieser Beziehung ist Bohmen vorzugsvveise unter den Kronlandern der Monareliie begtinstigt; in vielen Gegenden vvird liier ein Quarz gefunden und verarbeitet, der zufolge seiner Farb-losigkeit und Durelisichtigkeit sicli vom eigentlicben Bergkrystalle nur dureb seine compaeteForm unterseheidet. Die Vervvendung dieses Minerals mag eiue der Haupt-ursachen der vorziigliehen Besehaffenbeit und des guten Bufes des bohmischen Kry-stall-und weissen Glases sein, da last fiherall sonst nur vveisser Sand vervvendet werden kanu. Fiir h a I b w e i s s e Glaser dient eine mindere Sorte von Quarz und Quarzsand ; das in grosseren Mengen vorliandene Eisenoxydul wird bei der Schmelzung dureb Beimengung von Braunstein (Mangan-Hyperoxyd) zu ()xyd verwandelt, welebes letz-tere nur in geringem Grade fiirbt, wogegen das Oxydul eine starke Farbung veran-lassen vviirde. Zu diesen Glassorten werden daher dort, wo der reine Quarz zu feinem Glase ausgesehieden vvird, die Sortirungsabfalle, wo aber nur unreiner Quarz und Quarzsand zu Gebote stebt, dieser auf die angegebene Weise verarbeitet. Der Zusatz von Braunstein entfallt bei der Erzeugung von griinem Glase, wenn liellgelber Sand verarbeitet vvird, und vvird nur in seltenen Fallen, wenn der Sand allzu eisenhaltig ist, angevvendet. Dunkles Bouteillenglas vvird aus Sand erzeugt, auf dessen Bescbaffenheit keine vveitere Bueksicbt genommen vvird, da <>s gleieligiiltig ist, ob dureb beige-rnengte Metalloxyde eine braune, gelbe oder griine Farbung veranlasst vvird. Den zvveiten Bestandtbeil der Glasmasse, eines im cliemischen Sinne kiesel-sauren Salzes, bildet die Basi s, an vvelebe die Kieselsaure gebundeti vvird. Als solelie vvird entvveder Kali, oderNatron, oder Bleioxyd vervvendet und zvvar jeder dieser StolVe fiir sieli oder in bestimmten Mischungen. Als ein Aequivalent fur einen 'Pbeil dieser Basen vvird in den meisten Fallen , um die Schmelzung zu befordern, Kalk zugesetzt.. Die Formen, in vvelcher diese basischen Stoffe bei der Glas-Erzeu-gung verbraueht vverden , sind gevvobnlieh und namentlich fiir feine Glassorten, deren kohlensaure Salze, Pottasehe (koblensaures Kali), Soda (kohlensaures Natron). Kreide (koblensanrer Kalk). Nur Blei vvird als Oxyd (Mennige) angevvendet. ,It“ naeh der Vervvendung einer dieser Basen oder deren MischungsverhSltnisse zeigen die damit erzeugten Glaser besondere Kig^Mischaften. Bleioxyd ist die notli-vvendige Basis fur das ein starkes Liehtbrocbungsvermogen besilzende Flintglas zu optiscihen Zvveeken; in Verbindung mil Pottasehe vvird es sovvohi des Preises als seiner leicbten Sehmelzbarkeit vvegen im Auslande zur Erzeugung des Krystallglases beniitzt. Das bohmische Krystallglas ist vorwiegend reines Kaliglas; dieser Eigen-seliaft schreibt man den helien Glanz der Oberflache zu, wogegeu der Glanz des bleihaltigen Krystallglases einen mattcren Schimmer zeigt. In neuerer Zeit wird in einigen bohmischen Glasfabriken ebenfalls Bleioxyd zu Krystallglas verwendet, jedoch in verhaltnissmassig geringen Quantitaten. Pottasche wird, wie schon erwfihnt, zu Krystall- und sonstigen feinen Glasern verwendet; der bobe Preis der im Mandel vorkommenden roben Pottasche, dann die bedeutenden Kosten der Reinigung derselben vertbeuern den Preis des damit erzeugten Glases sehr wesentlicb; dazu kommt nocb die Erscheinung, dass das Pottascbenglas bei der Verarbeitung baufig sogenannte Blasen erzeugt und auf diese Weise eine bedeutende Menge von Ausschussvvaare erbalten wird. Mag diess nun auf der Unvollstandigkeit der Reinigung der roben Pottasche beruhen, oder in den Eigenschaften des reinen koldensauren Kali's selbst begriindet sein, so ist docli so viel gevviss, dass die osterreicbiscben Glashiitten fur feines Spiegelglas und fiir Ubr-glaser die reine Soda vorziehen. Dass das osterreicbische Glas hauptsachlich Kaliglas sei, war eine friiber allgemein verbreitete Ansicht; fur die Gegemvart bat die-selbe keine Geltung beziiglich des westlichen Tbeiles der Monarcbie, \vogegen die Glaswaaren der ostlichen Kronlander bei dem verhaltnissmassig billigen Preise der Pottasche im Gegensatze zu den boben Bezugspesen der Soda nocb heute vorzugs-weise aus ersterer erzeugt werden. Die belangreichste Veranlassung zu diesem Umscbwunge der westlichen Glas-Industrie bildete jedoch die Venvondung des billigen Glaubcrsalzes (sclmefel-sauren Natrons) zur Erzeugung der halbvveissen und griinen G laser. Die erste Hiitle, \velche Glaubersalz zur Production des ordinaren lloblglases (Flaschen, Retorten o. dgl.) fiir den Bedarf der unter derselben Geitung verbundenen chemischen Fabrik vervvendete, vvar jene des Furstcn Auersperg zu Gross-Lukawic in Bobmen. Zu gleiebem Zwecke wurde spater mit der chemischen Fabrik von Robert und Comp. zu Oberalm eine Glasbutte vereinigt. Ebenso sind die Glashiitten von David Edlen von Stark nebst der Vervverthung der im Besitze desselben stebenden Kohlen-gruben auf die Verwendung des in den chemischen Fabriken desselben Besitzers erzeugten Glaubersalzes basirt. Die hier genannlen chemischen Fabriken nebst jener von Broscbe in Prag liefern gegenwartig last ausschliessend den grossen Bedarf von Glaubersalz fiir die bohmischen, osterreicbiscben und steirischen Glas-biitten, wogegen der ebenfalls bedeutende Verbraueh von Soda mit Ausnahme jener Menge, welcbe die genannte Prager, dann die Hruscbauer Fabrik liefert, durcb engliscbes und deutscbes (Kassler) Erzeugniss gedeckt \vird. Nur nebenbei in den vvestlicben Kronlandern, fast ausschliessend aberinden iist-lichen liefert die robe llolzascbe .(in Galizien aucb Strobascbe) das nothige Kali fiir ordinares Glas. Die Anvvendung von Kal k in geringeren Merigen als Flussmittel, vvie als theil-'veises Aecjuivaleut der Basis gescbiebt bei feineren Glassorten als Kreide, zumeisl aber als an der Luft zerfallenes Kalkpulver. Die Beniitzung des Kaligehaltes des Salpeters, des Natrongehaltes des Chili-salpctcrs beschriinkt sich auf wenige Fabriken, namentlicli auf die Glasfabriken Venedig's und auf die Erzeugung besonderer Glasgattungen. Wichtiger und von grbsserer Ausdehnung ist die Verwendung des Salpeters wegen der oxydirenden Wirkung der bei der Scbmelzung entweichenden Salpeter-saure. Wegen dieser Eigenschaft wird Salpeter allen jenen farbigen Glassatzen zu-gegeben , wo die Vervvandlung eines Metalloxyduls in Oxyd bewirkt, oder die lte-duction eines Oxydes in Oxydul verhiitet werden muss. Soli dagegen ein Oxyd der Farbe wegen in Oxydul verwandelt, oder die Oxy-dirung eines Oxyduls hintangebalten werden, so wird diess durcb Zusatz von Holz-koble erreicht. Holzkohle ist ausserdem bei der Vervvendung von Glaubcrsalz besonders wichtig, indem durch dieselbe die Schwefelsaure zu schwefeliger Saure desoxydirt wird, letztere daher zugleich mit der gebildeten Kohlensiiure als Gas aus der Glasmasse entvveicbt. Als die wicbtigsten Metalloxyde zur Farbung des Glases sind zu erwalmen: KobaltoXyd fiir Blau, Kupferoxydul fiir Roth, Kupferoxyd fiir Griin, Uranoxyd fur Gelb, Cbromoxyd fiir Griin, Goldpurpur (eine Miscbung von Gold- und Zinnoxyd) fiir Rotb, Mangan-Hyperoxyd (Braunstein) fiir Violeti, Zinnoxyd fur Milcbglas. Viele andere Oxyde finden zu diesein Zwecke noch Verwendung; iiber Beschaffenheit und VVirkung derselben kann bierjedocb nicbts weiter erwahnt werden, da die soge-nannten Farbenrecepte in der Regel von den Glasfabricanten geheirn gebalten werden. lusoferne die Quantitaten soleber Metalloxyde nicht bedeutend, Kieselsaure und i Kalk Naturerzeugnisse sind, kann es sich bei der Bemessung des Einflusses der Glas-Industrie auf andere Industrie-Zweige nur um den Bedarf an Pottasche, Soda und Glaubersalz handeln und um die Untersuchuug, in wie weit die einheimiscbe Pro-duetion denselben zu deeken im Staude ist. In dieser Rielitung finden sich jedoch in den Erbebungen iiber die Glas-Erzeugung die bedeutendsten Liicken; theils feblen die betreffenden Angaben ganzlieb, theils sind sie unvollstiindig, tbeils ibrem inneren Gebalte nach unbrauchbar. Es eriibrigt sonach nur derWeg einer annaberungsweisen Sebiitzung, welche tbeils einzelne vollstandige Nachweisungen, theils die bekannten Factoren der Glas-Erzeugung nach den einzelnen Sorten zur Grundlage bat. Ungern, Galizien, die Bukowina, Siebenbiirgen, die serbisebe Woj\vodsehaft, dann Kroatien verwenden, vvie sebon bemerkt, zum grossten Tlieile Potfascbe und gevvbhn-liche Holz- oder Strobascbe, so dass der Verbraucb von roher Soda kaum ein Viert-theil des gesammten Bedarfes an basiscben Štolfe n ausmacben diirfte. Der Consumo der genannten Lander mag sich demnach, abgeselien von der grossen Menge rober llolzasche, auf jabrlich 13.000 Centner Pottasche und S.000 Centner Soda belaufem In den tibrigen Kronlandern wird Pattascbe ausschliessend zu Krystallglas, in geringeren Mengen zu Glaspasten , Stangenglas und Scbleifglas, gereinigte Soda zu Schleifglas, Ubrglasern und weissen Tafel- und Spiegelglasern, Glaubersalz zu halb-weissem und griinem Molil-, Tafel- und Spiegelglase, dann zu Bouteillenglas ver-vvendet. Ks berechnet sich sonach der Verbrauch dergenannten Stoffe, wenn im Durch-schnitte fiir den Centner Glas cine Menge von 33 Pfund als Bedarf angenommen mid boi den ordiniiren Glasern ein Drittthcil der erzeugten Mengc als Product der der Glasunasse zugesetzten Glasscherben und des Herdglases abgezogen wird , aus der Glas-Erzeugung des Jahres 1856 auf folgende Weise: Pottasehe Soda Glnubersalz Zur Erzcugung von C e n t n c r Krystallglas, farbigem Glas, Glaspasten und Stangenglas 18.000 6.000 . Schleifglas 4.000 12.000 ordinfirem Hohlglas . 9.000 36.000 Tafelglas 3.000 8.000 30.000 weissem Spiegelglas 1.000 2.000 . halbvveissem und ordiniirem Spiegelglas 1.000 3.000 8.000 Zusammen 27.000 40.000 74.000 Hierzu die ostlichen Kronlander 13.000 5.000 Im Ganzen . . liO.OOO 45.000 74.000 De.r Bedarf ari Pottasche wird vollstiindig durch die inlandische Production gedeckt; melir als zwei Dritttheile des verwendetcn Glaubersalzes werden aus inlau-dischenFabriken bezogen, dagegen liefert die inlandischeSoda-Fabrieation kaum ein Drittthcil des Bedarfes fiir die Glas-Industrie. Materiale fiir Oefen und Hafen. Nachdem liber Einrichtung und Beheizung der bei der Tafel- und Spiegelglas-Production verwendeten Streckiifen bereits gesprochen wurde, kommen hier nur noch die fiir alle Glashiitten nothwendigen Schmelz-, KO hi- und Temper-Oefen in Betracht zu ziehen. Beziiglich der Bauart dieser Oefen muss man sich auf eine kurze Schilderung beschranken, da eine Detailbeschreibung ohne Beigabe von Zeichnungen kaum ausfiihrbar ware, und andererseits es sich hier hauptsiichlich nur um die Beschaffenheit und Bezugs(|uellen des zum Ofenbaue erforderlichen feuer-festen Thones handelt. Der Schmelzofen hat in der Regel die Gestalt eines Parallelogrammes, an dessen beiden schmalercn Seiten die von der (Jeberhitze desselben envarmten Kiihl-ofen angebaut sind. Da jedoch die Mitte der vorderen Schmelzofenwand fiir die Heizung freigehalten wird, so finden sich hier zwei kleinere Ktihlofen an beiden Seiten, wogegen der die ganze Riickernvnnd einnehmende Kiihlofen durch cine Zvvischenmauer ebenfalls in z\vei Raume abgetheilt wird. Die Verbindung mit dem Schmelzofen wird durch Feuer-Ftichse hergestellt, welche mit Schiebern versehen sind, um die Warmezuleitung nach Bedarf reguliren zu konnen. Die beiden langeren Seiten des Schmelzofens luiben in der Hohe der Hafen-riinder Oeffnungen in der Mauer—die Arbcitsldcher, welche wahrend der Schmelzung durcli vorgelegte Thonplatten verschlossen werden. Im lnucreri des Ofens erhelten sich zu beiden Seiten des Feuerrostes MauererhiJbungen, die sogenannten Banke, auf welchen die llafen je unter einem Arbeiterloehe stehen. Die Dečke des Scbmelz-ofens ist gewiilbt. Diese Wolbung ist liei Holzfeuerung mogliehst niedrig; bei Stein-imd Braunkohlenfeuerung dagegen muss derFeuerraum jenachder Bescbaffenheit der venvendeten Koblen mehi- oder \veniger enveitert. dieWiilbung erlioht \verden. Sie wird entweder durch Venvendung von gebrannten Cliamotteziogeln hergestellt, \velcbe mit mogliehst diinnen Sehicbten von \veichem, quarzfreiem Thoue vereinigt vverden, oder giinzlicb aus \veiehem Thone zusammengeschlagen, welcher erst bei der Anheizung des Ofens hartgebrannt wird. Da der Aschenfall des Feuerrostes gevvohnlich in oder nur vvenig unter der Sohle der Glashiitte liegt, befinden sicli wegen der Hohe der Banke und der daraut stehenden Hafen die Arbeitsloeher in einer lliihe von 6bis8 Fuss iiber diesem Niveau, daher von aussen Gallerien sich an den beiden Langenseiten des Schmelzofens bin-ziehen, auf \velchen die Arbeiter ibren Platz finden. Diese Gallerie ist in Tafel- und Spiegelglashiitten neben jedem Arbeiterstande unterbrochen; (iberdiess ist in der lliittensohle eine Grube ausgehohlt, um den Raum fiir das Ausschwenken der langen Glascylinder zu gewinnen. Die letztgenannten Hiitten benutzen durehwegs viereckige Schmclzbfen; Hiitten fiir llohlglas dagegen bedienen sich biiulig der brennstofiersparenden runden Oefen, da hier die Hafen und dii* dazn gehiirigen Arbeitsliicher ganz nabe aneinander stehen konnen, obne die ThStigkeit des Arbeiters zu beirren. Die Einrichtung dieser runden Schmelzofen ist iibrigens die gleicbe \vie jene der viereckigen; nur der Bost bildet natiirlich einen Kreis, an dessen Umfange sieli die eine nur vom Schiivloche unterbrochene Hafenbank hinzieht. Dagegen (indet sich hier \veniger Baum fiir die Anbringung der Kiihlofen, wesswegen in vielen Fallen eigene Oefen fiir diesen Zweck gebaut und geheizt werden. Di(^ Temperofen liaben den Z\veck. die aus fetter quarzfreier Thonerde, obne Drehscheibe aus freier lland verfertigten llafen durch allmabliche Verstarkung der Hitze bis auf die lliihe der Temperatur des Schmelz-Processes fiir den Gebrauch im Schmelzofen vorzuhereiten und dessen Ausdauer zu erproben, da wie begreiflich das Springen eines Hafens itn Schmelzofen nicht allein deu Verlust der darin enthaltenen Glasmasse, soudern aucli eine Verziigerung der Arbeit nach sich zieht. In den Glas-hutten Oesterreich s zieht man es vor, fiir das Tempern der Hafen abgesonderte Oefen zu bauen, da man hierdurch die. Steigerung der Temperatur verlasslicber in der Ham! bat, als weun ein solcher Ofen unmittelbar vom Schmelzofen aus geheizt vverden soli. Nebenbei werden diese abgesonderten Temperofen aucb zum Aus-brennen der Ofenziegel vervvendet. Wie aus der Uebersicht der osterreichischen Glashiitten hervorgeht, zabit die Mehrzahl der Schmelzofen 6 oder 8 Hafen; nur die runden Hohlglasofen haben eine ungerade Zalil von Hafen und zwar je nach der Grosse des Ofens und der llafen 7 oder 9. Die beiderseitige Granze der Hafenzahl bilden die kleinen Glasofen, wie. sie in der Lombardie und Ungern vorkommen, mit 4 Hafen, dann die grossen Oefen mit 10 Hafen, wie solehe in der H11 k o v\ ina im Betriebe stehen. Bei der Bereitung von farbigen GlasflUssen in Venedig umi M uranu beniitzt man Glasofen, welehe nur fiir eincn einzigen grossen Hafen Raum haben, da man \vegen des verschiedenartigen Verhaltens der dem Glassatze beigegebenen Metalloxyde im Feuer, die Temperatur ganz in seiner Gevvalt haben muss. Was die Form der Hafen anbelangt, so ist dieselbe jene eines abgestutzten Kegels, dessen Grundfliiche die Oelfnung des Hafens bildet. Uebrigens isl der Unter-schiedim Durchmesser derOeffnung und des Bodens nicht bedeutend. Ueber die ver-schiedene Grosse der Hafen \vjirde bereits bei der Bereitung der verschiedenen Glas-sorten gesprochen. Es ist hier nur noch beizufiigen, dass im Verh<nisse zur Grosse auch die Wandstarke der Hafen grosser sein muss, und dass man den Hafen fiir 4 Centner Glasmasse eine solehe von wenigstens 3 Zoll gibt. Bei der hohen Temperatur, \veleher Hafen und Schmelzofen unterliegen, ist das Materiale, aus vvelchem Ofen und Hafen verfertigt vverden, von besonderer Wich-tigkeit. Audi in dieser Beziehung ist Bohmen dadurch begunstigt, dass es Lager von vorziiglicher feuerfester Tbonerde besitzt, vvelcbe sieli besonders fiir diesen Zweck eignet. Auch in den ubrigen Kronlandern finden sich theils solehe Thonlager, theils wird das nothige Materiale aus dem nachsten Kronlande bezogen. Der Bezug des fiir Ofenziegel vorziiglieh guten Passauer Thones beschriinkt sich auf das siid-westliche Bohmen, da der nordliche und ostliche Theil dieses Landes die Presch-kauer und andere vorziigliche Erden zur Verfiigung bal. Im Durchschnitte belauft sich die Dauer einer Schmelzofen-Campagne auf 18 Monate, obgleich bei besonderer Sorgfalt in der Verwendung des Materiales, in der Construction des Ofens und in der Anheizung desselben diese Dauer auf 2 Jaln e steigt. Ein Hafen hiilt in der Begel 12 bis IS Schmelzungen aus. Ofenziegel und Hafen werden in allen osterreichischen Glashutten selbst verfertigt; es ist diess eine Nebenbeschaftigung, welche wirklich am vortheilhaftesten mit der eigentlichen Glas-Erzeugung verbunden wird, da dieZurichtung gewissenhaft durchgefuhrt sein muss, um die moglichste Sicherstellung gegen leicht eintretende kiirzere oder liingere Unterbrechung des Betriebes zu gewahren. Arbeiter in den Glashutten. Die Arbeit bei der Rohglas-Erzeugung theilt sich in die Vorrichtung der Boh-stoffe und Werkvorrichtungen, in die Beschickung der Oefen und Hafen, endjich in die eigentliche Darstellung der Glaswaaren aus der geschmolzenen Masse. Ausser den genannten drei Kategorien der Arbeiter beschaftigt jede Glasliiitte eine sehr bedeutende Anzahl von Taglohnern, Holzschlagern und Fuhrleuten, vvelcbe jedoch hier ausser Berucksichtigung bleiben. K i e s s t a mp fe r, F o r m e n m a c h e r, I I a f e n m a c h e r und T i s c h I e r gehoren zur ersten Kategorie. Ein Hafenmacher lindet sich in jeder Glasliiitte; die ubrigen drei Arbeiter finden sich dort nicht, wo ordinares Hohlglas aus Sand einfach geblasen und ohne weitere als die Strohverpackung versendet wird. Formenmacher simi mn* in Hohlglashiitten vervvendet und entfallen ganzlich bei den Tafelglashiitten. Mit Biicksicht auf diesen Bedarf erklart es sich, dass im Durchschnitte auf jedo Glashiitte der Monarehie nur zwei Arbeiter dieser Kategorie entfallen. Eigenthiimlich ist die Thatsache, dass dicse Arbeiter durchvvegs nach der Woelie entlohnt werden; mit wenigen Ausnahmen betragt dieser Wochenlolm 5 11., somit der Jabreslobn bei einer dnrcbscbnittlichen Arbeitsdauer von 45 Wocben 225 fl. C. M. I)as Besebicken der Haten mit der nothigen Glasmasse, dann die Ueberwachung des Schmelz-Processes besorgt der Scbmelzer, dem z ur Eintragung des Brenn-materiales u. dgl. ein Schtirer unterstebt. lnsoferne das Geschiift des ersteren eine besondere Geschicklicbkeit, Kenntniss und Erfahrung Namentlich in dem Falle, als versehiedenartige feinere und farbige Glassorten erzeugt vverden, voraussetzt, gehort der Scbmelzer in die Classe der besser bezahlten Glasarbeiter. Seine Entlobnung geSchieht entweder nach der Wocbe oder nach der Zabl der von ibm besorgten Sclimelzungen. Je nach der Gattung der Glassorten wechselt der Wochenlolm von (5 bis zu 12 H. Audi der Schiirer, welcber gewissermassen als Lehrling und Gehilfe des Schmelzers zu betrachten ist, wird weit besser bezahlt als ein Taglohner; sein Wocbenlohn beliiuft sich auf die lliilfte des Schmelzerlobnes. Werden beide nach der Zabl der Sclimelzungen entlohnt, so steigt der Lolin im Verhiiltuisse etvvas liber den gebrSuchlichen Wochenlohn, wogegeu er bei zeitweiserEinstellung der Arbeit zum grossten Theile wegfiillt. In diesem Falle vverden vom Glasfabricanten namlich in der Hegel an diese, sowie an ilio Mehrzahl der iibrigen Arbeiter herabgesetzte Wochen-lithne als Subsistenzbeitrage ausbezahlt und Vorschiisse bewilligt. Scbmelzer und Schtirer fimlen sich in jeder Glashiitte; der jahrliche Vordienst beider Arbeiter betragt im Durchschnitte GOO tl. Die eigentliclie Glasarbeit vvird unter der Aufsicbt eines Glasmeisters von Gesellen, Lebrlingen und Eintragern gethan. Der Glasmeister ist selbst uichts anders als ein Geselle, dem jedoch gcgen einen vvenig erhiihten Lohn die Leitung der Arbeit iibertragen wird. Allgemein geschieht die Entlobnung der Glas-macher (Gesellen und Lehrlinge) nach der Stiickzahl der verfertigten Glaswaaren; fast durchgangig werden die Eintrager dagegen nach der Wocbe u. z. von dem Gesellen oder Lehrlinge, dem sie aLs Gehilfen dienen, bezahlt. Da einerseits dem Glasfabricanten sebr viel daran liegt, dass der Glasofen moglicbst beniitzt, die Arbeitsdauer daher verkiirzt und jeder Hafensatz vollstandig verarbeitetwerde, da andererseits dieBezahlung nach derLeistung die Thatigkeit der an einem Ofen arbeitenden, oft mit verschiedenartigen (Hobi-) Glaswaaren bescbaftig-ten Arbeiter steigert, so bildet nur die besondere Geschicklicbkeit, vvelche fiir gewisse Sorten von Glaswaaren erforderlich ist und nicht von Allen erreicht vverden kann, den Maassstab des Arbeitspreises. So kommt es, dass der Verdienst eines Gesellen wahrend einer Woche zwischen 9 und 20 11. schwankt, von \velchem Betrage 1 bis 2 fl. als Bezahlung des Eintragers wegfallen. In Beziebung auf steigenden Arbeitslohn findet im Allgemeinen die folgende Beilienfolge statt: Arbeiter ordinarer lloblglaswaaren, Pasten- und Glasstangenarbeiter, Tafelglasarbeiter, Formenblaser fiir feine Hohlglaswaaren, Spiegelglasblaser. Ein Tafelglasarbeiter, \velchem ausser derDarstellung desCylinders auch das Schneiden det' Ta tel n obliegt, vvird im Durchschnitte mit 15 kr. per Schock bezahlt; bei wochentlich drei Schmel-zungen ist derselbe im Stande circa (10 Schock Tafelglas fertig zn machen, daher wochentlich 15 fl. zn verdienen. Dieser Verdieiist steigt bei grossen Spiegeltafcln in einzelnen Fiillen sogar bis iiber 20 tl. Die Lehrlinge situl Arbeiter, \velchen die nothige Uebung fehlt; sie arbeitcn zu zwei an einem Hafen, bis sie im Stande sind, allein einen Hafen auszuarbciten. Sie werden ebenfalls nacli ihrer Leistung bezahlt; je nach den gemachten Fortscbritten belauft sicb daher der wochentliche Verdienst eines solchen auf die Halfto bis ant' den ganzen Lohn eines Gesellen. Im Allgemeinen bat jedocb nach kurzer Zeit der Lehrling seinen eigenen Hafen und envirbt sicb die nothige Erfahrung, indcm er von der Erzeugung der einfacheren VVaaren allmahlich zu jener der schwierigeren Formen iibergeht, in welcbem Verhaltnisse daher auch sein wochentlicher Verdienst zunimmt. Aus diesem Grunde ist er nach der Menge der Production dem Gesellen gleichzustellen. Die eigentlichen Lehrlinge der Glasarbeiter sind die Eintriiger, Knaben von 8 bis 14 Jahren und dariiber, welche den Gesellen als untergeordnete Hilfsarbeiter beigegeben sind und von letzteren entlohnt werden. Hauptbeschaftigung derselben ist das Uebertragen der von der Pfeife und dem Hefteisen abgesprengten Holdgliiser in den Kiiblofen; bei Tafelglasern \verden sie zu anderen Hilfeleistungen verwendet, z. B. Vorblasen, Absprengen der Kappen u. dgl. In dem Maasse, als ilire Erfahrun-gen zunehmen, werden den Eintriigern allmiihlich vvichtigere Vorbereitungen und Handgrifte iiberlassen und dieselben bilden sicb zu Lehrlingen aus. Nach dicsen Andeutungen lasst sicb aus der Zalil der im Betriebe stehenden Glashafen die Anzahl der Glasmacber (Gesellen und Lehrlinge) und der Eintriiger mit grosser Verlasslichkeit berechnen; flir jeden llafen ist je einer dieser Arbeiter anzunehmen. Der Mehrbetrag, veranlasst durch die Lehrlinge, die Ubrgllismacher und Arbeiter von Ueberfang- und anderen feinen Glaseru, ist im Verhaltnisse zur Gesammtzahl ein geringer zu nennen. In den vorliegendenNachweisungen finden sicb weder iiberall die Arbeiter ange-geben, nocli in allenFallen, \vo diess geschah, dieerwahnten Kategorien derselben aus-geschicden. Wo jedoch diese Angaben ausreichen, liefern sie die oben angefiihrten Durchschnittszahlen; es wurden diesen zufolge sonach die vorfindlichen Lticken erganzt. Hiernach ergibt sicb die Zahl der bei der Erzeugung des Rohglases in den Hiitten der osterreichischen Monarchie vervvendeten Arbeiter mit 5.813, welche sicb in folgender Wcise auf die einzelnen Kronlander vertheilen : Glasmacher u. sonstige Zusammen Gehilfen Arbeiter Oesteireich unter der Enns . 180 65 245 Oesterreicb ob der Enns . . 48 13 61 Salzburg .... 33 9 42 Steiermark 324 80 404 Glasmacher Geliilfen u. sonstige Arbeiter Zusamincn Karnthen 76 30 106 Krain 24 8 32 Tirol 100 36 136 Bohmen . 1.882 830 2.712 Miihren 254 70 324 Schlesien 1« 4 20 Galizien 250 72 322 Bukowina 102 24 126 Ungern 536 162 698 Serbisehe Wojwodschaft . 20 4 24 Kroatien und Slavonien . 84 23 107 Siebenbiirgen 170 36 206 Lombardie 72 26 »8 Venedig 100 50 150 Zusammen . . 4.271 1.542 5.813 Die grosse Anzahl von Taglohnern, \velche in den Glashiitten zu Nebenarbeiten verwendet werden, dann der Holzhauer und Fuhrleute, \velche den Holzbedarf fiir die Iliitten herbeiscliaffen etc., ist in den angefiihrten Zahlen nicht enthalten. Nach einer miissigen Schatzung mag diese ZahI der bci der Rohglas-Erzeugung thatigen Arbeiter mindestens 10.000 betragen, so dass dieser Zweig der vaterlandi-sclien Industrie mehi* als 15.000 Personen andauernden Ervverb gewahrt und jahr-licb inehr als 2 Milliouen Gulden Arbeitslohn be/.alilt. Veredliing des lloliglases. Von den aufgezahlten Roliglassorten gelangt nur das Tafelglas unmittelbar von der lliitte weg in den Mandel; vom Hohlglase gehen nur die ordinaren Sorten — Bouteillen, dann griine und halbweisse GIaswaaren— direet in den Verkehr iiber und selbst bei letzteren wird in vielen Hiltten der am Boden der Becker oder Flascben befindliche, vom Ankleben und Absprengen des llefteisens herriibrende scharfe Glas-rand abgescliliffen. Die Glas-Raffinirung thcilt sich daher in 3 Hauptzweige, in die Veredlung der Sjiiegelglaser, in die Rafiinirung des Hohlglases und in die Ver-arbeitung der Glaspasten und des Stangenglases zu fertigen Glaswaaren. Haffinirung der Glaspasten und des Stangenglases. Die Glaspasten (in Broden) vverden tbeils zu Glas-Bijouterien, tlieils zurErzeu-gung falscher Edelsteine, die Stangen sowohl vonEmail-als durchsicbtigem Glase zur Erzeugung von Schmelzperlen, geschliffenen und gewickelten Perlen beniitzt. Die aufgezahlten Arten der Glasveredlung besehranken sich auf Venedig und auf die Umgegend von Gablonz in Bolimen. Die Fabriken zu Venedig und Murano liefern Schmelzperlen, die Perlmacher Venedig's gewickelte Perlen; geschliflene Perlon, Bijouterien, ktinstliche Edelsteine*werden ausschliesaend mir in Gablonz und in den naheliegenden Orten erzeugt. Erst in neuester Zeit bcginnt let/tere Gegend auch mit der Erzeugung von geblasenen Perlen, welche melir und melir zur Anfertigung von Armbiindern gesuelit werden, friilier aber (sovvie die falscben Perlen) nur von den selbststandigen und zumeist in den Hauptsladten ansassigen Perlblasern in geringen Mengen erzeugt wurden. Die folgende Darstellung der einzelnen Fabricationsarten gewahrt somit zugleicb die Uebersicht der Glasraffinerie von Venedig und Gablonz. Schmelzperlen. Wie sebon ervviibnt, werden behufs der Perleuerzeugung die farbigen (Email-uml durchsichtigen) Robgliiser in der Form von melir oder miuder starken, holilen Glascylindern dargestellt. Diese Glasrohreu werden in den Perlenfabriken vorerst nach ihrem Durcbmesser genau sortirt, eine Arbeit, welche in Venedig und Murano gewohnlich von Weibern verricbtet wird. Die sortirten Rohren gelangen in die llande des Glasschneiders, \velcber sie in gleichformig klcine Cjlinder auf folgende Weise zerhaut. Ein 3 Zoll breiter scharfer Meissel ist senkrecbt auf eine horizontale, zvvischen den Sclienkeln des Arbeiters festgehaltene sebmale Bank befestigt, die auch den Regulator, einen demselben parallel laufenden Halbcjiinder triigt, dureli dessen Stellung die Entfernung von der Kante bis zum Ansatzpuncte der Glasroh-ren, somit die Lange der abzuhauenden kleinen Glascjlinder bestimmt wird. In der linken lland ftihrt der Arbeiter nun eine Reilie von Glasstangen, legt sie anstossend an den Regulator und in horizontaler Lage auf die Scharfe des Meissels und fiihrt mittelst eines anderen Meissels von derselben Grosse, den er in der reehten Hand triigt, einen schvvachen Stoss auf die Rohren, die sogleieh vveiter geriickt werden, so duss die Stosse raseh auf einander folgen und die Arbeit schnell vorschreitet. Eine von Kapitan Longo erfundene Maschine, wo mittelst eines Cylinders die Schliige in rascher Folge zugleicb auf 4 bis (! Meissel ausgetlbt wurden, bat vvegen Mangel an Pracision und weil sie sicli nicht ftir Rohren von jeder Dicke und Be-schaffenheit als anwendbar bewShrte, nur vvenig Anklang gefunden. Die abgehauenen kleinen Glascylinder werden durch Sieben von Splittern und zu klein ausgefallenen Stiicken getrennt und in einen Behiilter geschiittet, in vvelchem ein Gemische von feinem Kalk- und Kohlenpulver mit Wasser zu einem Teige ange-rilhrt vvurde. Die Hohlungen der Glascjlinder werden durch diesen Teig, mit vvelchem sie zwischen denHanden gerieben \verden, verstopft; das Zusammenkleben der so vorbereitcten Glaskorper im Schmelzgefasse wird durch Zumischung von Sand und Kohlenpulver vermieden. Friilier bildeten kupferne Pfannen die Schmelzgefasse, in welchen die erwahnte Mischung von Glascylindern mit Sand und Kohle mittelst eiserner Spaten gertihrt vvurde,umdie Abrundung der CjlmderzuKugelnzu bevvirken. Gegenvvartigwird diese Arbeit aber durchgiingig in den von Businich erfundenen rotirenden Schmelz-gefassen ausgefiihrt. Diese Vorrichtung ist der Gcstalt nach einer Trommel zum Rosten des Kaffee's ganz ahnlich, aus Gusseisen, Schmiedeeisen oder Kupferblech verfertigt und bat eine Lange von 10 Zoll. Ist diese Trommel gefullt, so wird sie in den Ofen gebracht und wiihrend aubaltenden Umdrehens der Einwirkung eines sebr krafitigen Feuers, das nach Bedarf verstarkt oder geschvvacht werden kanu, so lange ausgesetzt, bis die Kanton der Glasstiicke sehmelzen und somit durch die Rotation aus den Cjliudern die kugelformigcn Perlen entstanden sind. Nach Abktihlung der auf diese Weise erbaltenen Perlen wird das umgebende Sand- und Kohlenpulvcr durch Sieben, das Kalk und- Kohlenpulver dureb Schutteln in einem Zwilchsacke entfernt. Nun wird eine zvveite Sortirung vorgenommen, indem durch mchr oder weniger enge Siebe die stiirkeren fertigen Perlen von den schwa-cberen ge^rennt werden. Die unvollkommen runden Perlen endlich vvcrden ausge-schieden, indem ein Arbeiter eine Handvoll der sortirten Perlen auf eine kleine llolztafel legt und diese ein \venig neigt und schiittelt; dadurch rollen die voll-stiindig gerundelen Perlen rasch an derselben hinunter. wogegen die eckigen als Ausschuss zuriickbleiben. Erstere werden nun zuerst in einem Sacke mit Sand, dann nach geschebenen Aussieben in einem Sacke mit Klele geschiittelt, wo-durch die vollstandige Politur erlangt wird. Die letzte, von weiblichen Arbeitern verrichtete Operation endlich bildet das Auffassen der Perlen an Faden, was mit langen sehr dlinnen Nadeln geschieht. Die gesammte Menge von 46.000 Centner Email- und durchsichtigem Stangen-glase im Werthe von 840.000 11., welches von den bei der Robglas-Erzeugung ervvahnten drei Firmen in 7 Glasfabriken zu Venedig und Murano jahrlich producirt vvird, findet in denselben Fabriken ibre \veitere Verarbeitung zu Scbmelzperlen, zu welchem Zvvecke 70 Trommeln in Yerwendung stehen. Bei einem Calo von 7.000 Centner Rohglas betriigt die jahrliche Production von Scbmelzperlen im Durch-schnitte 30.000 Centner, vvorunter 15.000 Centner Emailperlen und 24.000 Centner durchsicbtige Perlen, erstere im Werthe von 1,000.000 fl., letztere im Wertbe von 400.000 fl. Die durch die Perlen-Industrie veranlassten Veredlungskosten belaufen sich somit auf 560.000 fl., d. i. auf 66 Percent des Werthes des Robglases. Gewickelte Perlen. Die Erzeugung dieser Perlen ist ebenfalls ein eigentbiimlicher, ausscbliessender lndustrie-Zweig Yenedig’s. Im Gegensatzezurfabriksmassigen Production der Scbmelzperlen wird derselbe jedoch von den betreffenden Perlmachern in ibren Wohnungen betrieben. Die notbigen Werksvorrichtungen sind sebr einfacb und beschranken sich auf einen Tisch mit einer Lampe, deren Flamme mittelst eines Blasbalges und eines Lothrohres in horizontaler Bichtung auf die zu verarheitende Glasstange geleitet vvird. An die Stelle der mit Talg gespeistcn Lampe ist jetzt durchgangig ein Brc.nner fiir Leuchtgas getreten, durch desscn Vervvendung einestheils ari Reinlich-keit, anderentheils an Intensitat der llitze gewonnen wird. Au diesem Tische wird dic Arbeit auf folgende Weise ausgefiihrt. Indem der Perlmacher den Blasebalg mit dem Fusse tritt, liiilt er mit seiner rechten Hand cine compacte Glasstange in die Spit/ilamme des Leuclitgases. Mit der linken Hand nimmt er einen Eisendraht, der in eine Mischung von Wasser, Leim, Kalk undThon-erde getauelit, mit eineni das Ankleben des Glases an das Eisen verbindernden Ueberzuge verseben ist. Diesen Draht naliert er der geschmolzenen Glasmasse und \vickelt unter fortwahrender Drebung von derselben ein breiteres oder schmaleres Band auf den Draht. Die kugelformige oder ovale Form wird durch die Art der Auf-wicklung, andere Formen durch Eindriicken der angewarmten Perle in Metallhiilsen hervorgebracht. Die auf diese Weise erzielten Formen situl ausserordenlich mannig-faltig; werden iiberdies Glasfaden von verschiedenen Farben und in verschiedener Richtung auf die OberflSche der Perle aufgewickelt, entstehen daraus neue Combi-nationen, so dass es sogar eine besondere Schwierigkeit fiir den Arbeiter bil det, zwei vollkommen gleiche Perlen darzustellen. Der Eisendraht bildet nur den Dorn fiir das Perlendhr, vvird nach Abkiihlung des Glases entfernt und nach Erneuerung des erdigen Ueberzuges wiederholt benUtzt. Die ge\vickelten Perlen in der einfachen Gestalt, wie sie hier erwahnt wurde, dienen fast ausscbliessend fiir den Tausch-Verkehr mit Negern, Sildsee-Insulanern u. dgl. und werden von allen Ilandelsnationen noch heute von Venedig bezogen. Fiir den Absatz in Europa werden solche Perlen mit Glasblumen erzeugt, welche aus verschiedenfiirbigen feinen Glasfaden zusammengesetzt und auf der OberflSche der Perlen angeschmolzen vverden; die Menge dieser Producte ist jedoch verhaltniss-massig sehr geringfiigig. Mehr als 400 Arbeiter finden in diesem Industrie,-Zweige Beschaftigung. Das compacte robe Stangenglas (sowolil Email- als durchsichtiges Glas) wird aus den Fiibriken Venedig‘s bezogen und mit einem Calo von beilaufig 8 Percent verarbeitet. Die jahrliche Production an gevvickelten Perlen beliiuft sich im Durchschnitte auf G.400 Centner im Werthe von 400.000 fl., vvovon 260.000 11. die Veredlungskosten betreffen. Gescliliffane Perlen, Lustersteine, Bijouterien und falsclie Edelsteine. Das von den Glashiitten im nordostlichen Bohmen erzeugte hohle und compacte Stangenglas wird in Gablonz und Umgegend zu geschliffenen Perlen und Bijouterien verarbeitet, und daselbst aucli die roben Lustersteine mit Fajetten verseben. Das Abhauen der liohlen Glasstangen von grosserem Durchmesser, als sie zur Erzeugung von Schmelzperlen vervvendet werden, geschieht mittelst des Meissels auf gleiche Weise, \vie bei den letzteren. Eine namhafte Menge dieser abgesprengten Cylinder gelangt als ordiniire Waare unmittelbar in den Verkehr; das Abschleifen der Sprengflaclien und das Fa^ettiren der Kanten fiir die feinere Waare wird auf horizontalen Schleifsteinen, vvie solche im nordlichen Bohmen aucli zum Raffiniren des Hoblglases dienen, aus freier Hand vorgenommen. Auf denselben Steinen werden anf gleiclie Weise die Fa^etten der Lustersteine, die Flacben und Kanten dec feineren Bijouterien und falschen Edelsteine geschliffen. Zu den Bijouterien werden compacte Glasstangen, Erzeugnisse der bobmischen Fabriken, sowie tbeihveise Glaspasten von Venedig verwendet. Fiir die Erzeugung von falschen Edelsteinen beniitzt man eine eigene Composition, den sogenannten Strass — ein vollkommen belles und reines Bleiglas, dem die Farbung durch Zusatz von farbigen Glaspasten ertheilt wird. Bijouterien sowolil als Edelsteine vverden in Handformen gepresst. Eine besonderc A rt von Glas-Bijouterien bilden die Millefleurs-Stangen, die in kleine Cylinder gebauen in Glasklumpen eingeschmolzen werden (mn als Briefbeschwerer u. dgl. zu dienen), und vielfacbe andere Venvendung finden. Die Darstellung dieser diinnen Stangen, welcbe in ibrem Querscbnitte eine grosse Zalil von farbigen, zu einer Zeicbnung geordncten Piincten zeigen, ist sehr einfacb und berulit lediglicb auf der Debnbarkeit des zahfliissigen Glases. Es wird niimlicb die beabsicbtigte Zeicbnung aus verscbiedenfarbigen kurzen Glasstangen von etvva 1 bis 2 Linien Durcbmesser zusammengesetzt; das so erhaltene Glasbundel wird angewarmt und bis auf den getviinschten kleinen Durcbmesser ausgestreckt. Da diese Streckung alle beim Anwiirmen zusammenselimelzenden Glasstangen gleichmassig trifft, so erscbeint die Zeicbnung im verjuugten Massstabe im Querscbnitte der aus-gestreckten diinnen Stange. Vordem bildetedie Erzeugung der falschen Edelsteine einen belangreicben Zweig der bobmiscben Glas-Industrie; in neuester Zeit ist dieselbe ausserordentlich zuriickgegaugen, da die franzosiscben Erzeugnisse was sowohl Scbonbeit als Billig-keit anbelangt, selbst im lnlande die Concurrenz mit den bobmiscben Edelsteinen aus-lialten. Blossrl’urnau liefert nocli solcbe Glas-Compositionen der ordinareren Sorte im Werthe von jabrlich 20.000 H. Desto sclnvunghafter vvird dieProduction der geschliffenen Perlen undder Bij on t eri e n in der Umgebung vqii Gablonz betrieben. Die Zalil derzudiesem Zweckc in Thiitigkeit stebenden Scldeifsteine belauft sich auf 2.71 S, an \velclien 11.800 niaiinliebe und \veiblicbe Arbeiter beschaftigt sinil. Auf die einzelnen Orte vertbeilen sich diese Zablen in folgender Weise: Schleifsteine Arbeiter Gablonz . . . 1.000 3.000 Tannwald . . . 100 400 Wiesentbal . . . 100 SOO Johannesburg.... . . . 100 400 Neudorf . . . so SOO Josefsthal 400 Polaun . . . 300 1.200 Pfiebowitz ... 200 1.300 Morchensterh .... . . ■ 200 1.000 Tiefenbach ... 80 300 Schleifsteine Arbeiter Maxdorf . . . . 100 500 Kukan . . . . 80 600 Marschowitz . . 30 120 Seidenschwanz . 30 200 Hennersdorf . . 25 200 Schlag . . . 50 250 Karlsberg . . . 30 150 Schwarzbrunn . 10 80 Badel 100 300 Liebenau . . . 30 200 Turnau . . . . 50 200 Zusamrnen . . 2.715 11.800 Die jahrliche Production ati Perlen, Bijouterien und Lustersteinen berechnet sich im Durchschnitte auf 5.000 Ceiitner im Wertlie von 2,400.000 H., von welclier Summe 2,250.00011. auf die Veredlungskosten entfallen, da der Wertli von G.500 Centner rohen Stangenglases und venetianischer Glaspasten kaum 150.000 fl. tibersteigen diirfte. Veredlung der Spiegelglaser. Die Arbeit zur Herstellung der fertigen Spiegel umfasst: a) das Schleifen der rohen Glaser: b) das Douciren; c) das Poliren; d) das Fafettiren; e) das Belegen der fertigen Glaser mit Zinnfolio. Das Schleifen der Spiegelglaser geschieht auf Schleiftischen, auf \velchen eine Spiegelplatte festgekittet ist, wahrend eine zweite Spiegelplatte, festgekittet auf einer bewegliclien Holzplatte, durch den Mechanismus des Schleifwerkes nach verschiedenen Bichtungen liber die erstere hingefiihrt und die gegenseitige Beibung durch feinen Quarzsand und zugefuhrtes Wasser befordert wird. Es ist diess eine selir lange Zeit erfordernde Operation; Spiegelglaser mittlerer Grosse erfordern in der Begel 3 Tage zum Abschleifen ihrer beiden Flachen, d. h. in G Tagen werden /wei auf beiden Seiten eingespannte Glaser fertiggeschliffen. Die auf diese Weise vollkommen eben gescliliffenen Glaser werden nun von den durch den Sand verursachten tieferen Bissen bcfreit, indem ein Arbeiter eine Platte mit feinem Smirgel bestreicht, und eine zweite Platte nach verschiedenen Richtungen dariiber hinwegfuhrt, oline jedocli eiuen besonderen Druck aufbeide Platten anzuwenden. Da diese Risse stellemveise stiirker oder seichter vorkommen und darnach sich die Arbeit— das Douciren — richten muss, wird sie iiberall durch Menschenhand ausgefuhrt. Uebrigens erfordert das Douciren einer Platte, welche in Tageii gesehliffen wurde, annaherung.sweise 12 Stunden. Das Pol i r e 11, d. i. das Blankschleifen d er vom Douciren nocli init matter Ober-flaehe kommenden Glaser geschieht auf d<‘ii Polirtischcn , auf \velchen die Platten festgekittet werden. Die Stelle des obereu Spiegels beim Sclileif\verke vertritt liier cine kleinere Holzplatte, \velche mit Filz belegt der Lange nach allmahlich iiber die ganze Breite des Spiegel durch den Mechanismus des Polirwerkes hingefdhrt wird. Die Platte selbst wird mil angefeuchtetem Kolkothar (cuput morluum) zeihveise versehen, welcher das eigentliche Polirmittel bildet. Das Abschleifen der Rander der Spiegelplatten — das Fa$ettiren — wird auf eiserncn Walzen in der Weise vorgenommen, dass die Piatte in dem der beabsich-tigten Fayette entsprechenden Winkel in einen Rahmen eingespannt und nach der Achsenriehtung der Walze in horizontaler Richtung hin und hergefiihrt wird, wodurch die fortwalirend mit Sand und Wasser versehene, selir schnell umlaufende Walze in kurzer Zeit den Randschliff der Spiegelplatte hervorbringt. Das Douciren und Poliren der Fa^etten wird auf gleiche Weise wie bei den Spiegelflachen vorgenommen; es bedingt jedocli bei der Kleinheit der Flachen wenig Zeitaufvvand und wird immer dem Facettiren im Allgemeinen zugerechnet. Das Belegen der Spiegelplatten wird auf Marmorplatten vorgenommen, welche auf vollkommen horizontalen Tischen ruhend, durch Schraubenstellung sicli nach einer Seite hin neigen lassen. Auf der Marrnorplatte wird die entsprechende Zinn-folie ausgebreitet, gegliittet und mit Quecksilber iibergossen. Auf letzteres wird die friiher sehr sorgfaltig gereinigte Glasplatte von aussen her und nach der Lange vorsiclitig gesehoben, his dieseibe ganzlieh darauf schwimmt, ohne dass das Queck-silber durch eine Oxydhaut erblindet oder die gliinzcnde Flache durch eingetretene Luftblasen unterbrochen wird. Durch Neigung des Tisches wird nun das iiberfliissige y uecksilher weggeschall't, wodurch die Platte auf dasZiiinamalgamherabsinkt, \velches nun au der Kliiche der Platte lose haftet. Letztere wird nun von dem Ueber-schuss der Folie befreit und zur llorstellung eines festeren Verbandes des Amalgams mit der belegten Flache einein Drucke unterworfen, unter dessen Einwirkung noch liingere Zeit hindurch Quecksilber in flijssiger Form zwischen Folie und Glas her-ausgepresst wird. lu Folge derSorgfalt, welche bei llerstellung einer ebenen Folien-tlache, einer von jedem Oxj de freien ()ueeksilberflache, und bei dem Schieben einer grossen Glasllache erfordert \vird, nimmt diese Arbeit bei grosserer Diinension der zu belegenden Flache l1/^ Stunde in Auspruch, vvogegen ein geubter Arbeiter in 12 Stunden 3U0 Judenmassspiegeln (je 2 zugleich nebeneinanderliegend) zu belegen im Stande ist. Diese gedrangte Darstellung der verschiedenen Operationen bei der Veredlung der Spiegelglaser bat nur den Zweck, durch Andeutung des erforderlichen Zeit- und Arbeits-Aufvvandes die \Vichtigkeit dieses Industrie-Zweiges hervorzuheben, welcher eine so grosse Zalil von VVasserkriiften und Arbeiteru zu verwendeu in der Lagc ist und das llalbfabricat -so weit raffuiirt, dass die Veredlungskosten im geringsteu Falle dem Preise des roben Glases gleich koninien. Sainmtliche osterreichische Producenten roher Spiegelglaser sind zugleich Besitzer von Veredelungswerken, ohne dass jedocli die Zalil dieser Werke und ihre Leistungsfahigkeit fiir das Schleifen etc. der siimmtlichen SpiegelgISser ausreicht. Es bestehen vvohl iiherdiess noch besondere Spiegelfabriken (2 zu Wien, 1 zu Nuss-dorf, 1 zu Viehhofen und 1 zu Salzburg); jedoch mir jene zu Viebhofen in Oester-reicb unter der Enns bescbiiftigt sich mit Schleifen und Poliren, wogegen die iibrigen 4 Fabriken sich auf das Belegen und Einrahmcn der schon im geschliffenen Zustande angekauften Spiegelgliiser bescliranken. Werksanlage und Betrieb der Beleganstalten bieten an und fiir sich wenig Scbwierigkeiten und erfordern ein verhaltnissmassig geringes Capital; beide Facto-ren wirken desto entscbeidender bei den Schleif- und Polirwerken. Noch ist die so nalie liegende Idee, in den reichen Koblenrevieren Bohmen's mit Beniitzung der Dampfkraft ein grosses Etablissement fiir Schleifen und Poliren der Spiegelgliiser zu errichten, nicht aufgegriffen und durcligefiihrt worden. Die Spiegelglas-Fabricanten sind, wie scbon bemerkt, genothigt, die fiir vereinzelte kleiuere Schleifwerke nothige VVasserkraft in grossen Entfernungen aufzusuchen, und diese Werke mit erhohten Transport- und Begiekosten zu betreiben. Die gegenwiirtig bestehenden mit Wasserkraft betriebenen Schleif- und Polirwerke finden sich (zumeist in der Nahe der SpiegelglashUtten) zu Sofienhiitte...............................Besitzer Andreas Ziegler Hochofen...................................... „ „ „ Schiittwa,.................................... „ „ „ Miinchsdorf,.................................. „ „ „ Hammern....................................... „ „ „ Johanneshiltte................................ „ „ „ Stockau....................................... „ „ „ Holzschlag ................................... „ Peter Ziegler Hohau........................................... Haidl,..................................................... n n Angelwobr,.................................... „ Job. Anton Ziegler llaselbach,............................................ „ M „ Wassersuppen.................................. „ „ „ „ Strčibl,...................................... „ Gebriider Bloch Waldheim,..................................... „ „ „ Frauenreith,.................................. „ „ „ Burgstein................................................... Graf Kinsky Ficlitenbach.................................. „ „ „ Viehhofen..................................... „ Amalie Edi. v. Beck. Die Angabcn bezdglich der Ausdehnung und Leistungsfahigkeit der angefiihrten Werke sind zum griissten Theile unvollstiindig; im Ganzen mogen dieselben bei 4K0 Schleifstande zahlen. Die Leistung eines Schleifstandes, der 4 bis 16 gleichzeitigeingekittete Gliiser bearbeitet, im Durchschnitte zu berechnen, unterliegt wegen der ungleichartigen Construction dieser Werksvorrichtungen und wegen der bereits erwahnten versehie-Stutist. Mittheil. 18S7. II.Heft. ' 8 denen Dauer des Sehleif- und Polir-Proeesses naeh der Grosse der Glasor hesonderen Scliwierigkeiten. Angenommen jedoch, dass der griissere Bedarf an Raum und Zeit (tir die grossen Spiegelgliiser durch deren Gewicht gegeniiber den kleinen Spiegel-sorten aufgewogen wird, so bietet die Berechnung der Leistungs-Einheit der Sehleif- und Polirwerke naeh dem Gewichte der raffinirten Spiegelgliiser immer-hin einen Maasstab, der im Ganzen der Wahrheit ziemlidi nahe kommt. Unter dieser Voraussetzung und mit Benfitzung aller zu Gebote stehenden Angaben ergibt sich die durchscbnittliche Lieistungsfaliigkeit der in Thatigkeit stehenden 450 Schleif-stiinde (a 52 Centner) mit jahrlich 23.400 Centner roben Spiegelglases, welcbe Menge bei einem durchschnittlichen Gewichtsverluste und Bruche von 30%. an geschliffenen und polirten Gliisern 16.400 Wiener Centner liefert. Die Z u n a h m e d e s Werth e s d e r Sp iege I gl a s er d u r c h S c lil e ifen u n d Po lir en belauft sich iin Durchschnitte auf 10 tl. fiir den Centner roben Glases, .somit jene der ini lnlande geschliffenen und polirten Glaser auf 234.000 tl. Vertheilt man diese Wertbsteigerung auf die geschliffene Waare, so ergibt sich als durchschnittlicher Werth eines Centners derselben der Betrag von nahezu 40 II., wenn beriicksichtigt wird, dass von der obigen Menge der im lnlande veredelten roben Spiegelgliiser 8.000 Centner die Judenmass-, 15.400 Centner die Zollgliiser trafen, somit 5.GOO Centner Judenmasspiegel und 10.800 Centner Zollgliiser im geschliffenen und politirten Zustande erzeugt wurden. Naeh Abzug der nachgewiesenen Menge der im lnlande veredelten roben Spiegelgliiser eriihrigen somit von der Gesammterzeugung nocli 14.000 Centner .luden-masspiegel und 8.400 Centner halbweis.se und weisse Zollgliiser, welcbe im roben Zustande (nachSiid-Deutschlaud) ausgefiibrt werden *) — eineThatsache, welche die bereits friiber angedeutete Nothwendigkeit und Rentabilitat der Anlage von zweckmiis sige n S p iegels chlei fe re i e n vollkommen iiberzeugeiid beweiset. Das Fa^ettiren der geschliffenen halbweissen und weissen Spiegelgliiser begriindet eine vveitere VVerthzunahme. welche sich mit 5 tl. fiir den Centner berechnet; insoferne jedoch beziiglich der Menge der mit oder obne Fa^etten in den llandel oder zur weiteren Veredelung kommenden Zollgliiser gar keine Angaben vorliegen, so lasst sich nur annahernd voraussetzen, dass etwa drei Vierttheile der im lnlande geschliffenen und polirten halbvveissen und feinen Spiegelgliiser fa^ettirt werden, in welchem Falle die Veredlungskosten von 7.200 Centner derartiger Gliiser 36.000 tl. betragen vviirden. Die bisher in Betracht gezogenen Veredlungskosten vertheilen sich vorzugs-weise auf die Verzinsung des in den Sehleif-, Polir- und Frt(;ettirwerkon angelegten Capitales und auf die Lolme der in diesen Werken heschSftigten Arbeiter; die Kosten der hierverwendetenRohstoffe — Gyps, Sand, Kolkothar, Sinirgel— dami des verbrauchten Filzes sind gegeniiber den Capitalszinsen und Arbeitslohnen von unter- 1) Naeh den Hnndel8auswcisen wurden im Jaliro 18K2 14.232 Zoll-Centner, im Jahre 18K3 18.K76 Zoll-(’cntner rohe Spiegelgliiser in der Richtung naeh Sfld-Deutsciiland exportirt. geordneter Bedeutung'). Gerade entgegengesetzt verhalten sicli die Kosten bei d er Veredlung der Spiegeigliiser durch d as Bel ege n, wo der Preis der verwendeten Zinnfolie und des Quecksilbers entscheidet; Arbeitslohne und Zinsen des Anlage-eapitales aber verhaltnissmassig sehr gering sind, da wie schon enviihnt dieLeistungs-fiihigkeit eines Belegtiscbes (1 Beleger und 1 Wiscber als Arbeiter) selir bedeutend ist und zwar 1 bis 1 % Centner tfiglich. Sammtliche Erzeuger des roben Spiegelglases besitzen (mit Ausnahme der Glasbiitte zu St. Vineenz in Karnthen) eigene Beleganstalten; iiberdiess finden sicli noch andere solche Etablissements in Tbatigkeit, welche die geschliffenen und polir-ten Glaser ankaufen und fiir eigene Recbnung zu fertigen Spiegeln veredeln. Gegenwartig bestehen folgende Spiegelbeleg-Anstalten: Ort Krnnlsind Kigpntlmmer Sofienhutte Bohmen Andreas Ziegler. Haselbach V Joh. Anton Ziegler Holzschlag n Peter Ziegler. Bfirgstein »9 Graf Kinskv. Neubrunst Leopold Ascherl. Tachau v Gebriider Bloch. Viehhofen Oesterreich u. d. Enns Amalie von Beck. Wien V Cbr. Ulrich. V r> Fried. Zenger. Nussdorf n Josef Boršt. Nonnthal Salzburg F. Fischer. In den angefiihrten eilf Beleganstalten stelien im Ganzen SO Belcgtisclie in Tbatigkeit und liefem mit Einsclduss der belegten Finglas-Glaser, dann mit RUcksicht ant’ die an alten beschiidigten Spiegeln vorgenommenen Reparaturen jalirlicb bei 18.000 Centner belegte Spiegelplatten. Die durch Venvendung von Zinnfolien und Quecksilber, dann durch die Arbeitslohne verursachte ErhBhung des Wertbes berechnet sicli fiir den Centner Spiegel-glas im Durcbschnitte mit 15 fl., somit fiir die Gesammtmenge der jahrlich belegten Spiegelglaser mit 300.000 tl., \vovon nur 10 Percent (30.000 fl.) auf Arbeitslohne entfallen. Werden nun die gesammten Kosten der Veredlung des roben Glases bis zum fertigen Spiegel zusaminengestellt und zwar <) Ann5hernngsweise betriigt der Verbraucli vurde der Betrieb der Glasfabrik zu Eleonorenhain eroffnet, fiir deren Aufbau mitten in einem Urwalde mit vielen Kosten erst lol) Joch Moorgrund troeken gelegt werden mussten. Nach dem 1841 erfolgten Tode des Herrn Johann Meyer ubernahmen dessen Neflen— die Herrn Wilhelm Kralik mul Joseph Taschek — unter der Firma „Meyer’s Neffen“ die Leitung der Fabriken. Unter deren sachkundiger und energischer Leituug wurde nicht nur der Betrieb der Leonorenhainer Glashiitte bedeutend erwei-tert, sondern sie braehten, dureh den immer grosser werdenden Absatz genothigt, im Jahre 1834 aucli die Fabrik Franzensthal kiiuflich an sich. Die Thiitigkeit von „Meyer’s Neffen“ vvendete sich vorziiglich der Veredlung und Vervollkommnung ihrer Fabricate zu. Man fmdet daher in ihren Fabriken griisstentheils neue den Zeitverhiiltnissen zusagende Werksvorrichtungen. Die Glas-schleifereien, 13 an der Zalil, sind sammtlich durch Wasserkraft betrieben und dureh neue, wesentlieh verbesserte Construetionen der Motoren und der Arbeitsmaschinen ausgezeichnet. Die 9 auf den Fabriken befindliehen Stampfmiihlen werden ebenfalls durch Wasserkraft betrieben und sind in fortvviihrender Thiitigkeit. i) Es vverden hier die Detail-Nachweisungen einiger Glasfabriken gegeben, deren Besitzer dicselben der Direction der administrativen Statistik zur Verolfentliehung beroitvvillig zu Gebote stellten. Beziiglich der Verschiedenartigkeit der Erzeugnisse gehoren die Fahriken von „Meyer's Neffen" zu dcn vielseitigsten Glasfabriken der iisterreichischen Monarchie. Sie erzeugen ali c Sorten weisses, glattes und fafettirtes Holilglas, das feinste Krvstall-, Rosa-, Rubinroth-, Alabaster-, Tiirquis-, Chrysopras und Beryll-Glas, sowie alle ver-schiedenen farbigen, iiberfangenen, plattirten und emaillirten Luxusgliiser, sowobl glatt, als brillantirt, geschliflen, gravirt, bemalt und vergoldet in den besten und modernsten Formcn, dann ordinares und feines Fenstertafelglas, Kali-, Solin- halb-weisse, sowie in der Masse gefiirbte und farbig tiberfangene Tafelglaser. Als besonders ausgezeichnet ist das daselbst erzeugte Krystall zu ervvahnen, welches sehr rein, weiss und feurig ist, den nachtlieiligen Einflttssen der Atmosphiire und den Soiinenstrablen widersteht und die ursprfingliche Farbe, sowie seinen Glanz stets behalt, daher das englische Krystallglas weit iibertrifft, wenngleich es auch zum grossen Theile init Blei erzeugt wird. Diesen Vorzug gewinnt das Krystall dadurcli, dass alle zu dessen Erzeugung erforderlichen Rolimaterialien durch eigenthiimlicbes Verfahrcn in den soviel als moglich chemisch reinsten Stand versetzt werden, ande-rerseits tragt auch die vorziigliche Construction der Schmelzofen und das eigentliiim-liche liier beobacbtete Schmelzverfabren zu diesem Ergebnisse wesentlicli hei. Ferner sind die Rosa- und die Emailglaser, lelztere wegen ihrer blendenden VVeisse und Intensivitat des Emails, erstere wegen desFeuers und der scbonen durchGoldpurpur erzeugten Farbe benierkenswertli. Ebenso sind dieZusammensetzungen derverschie-denen opaken Farben, wie Alabaster mit TUrquis 'oder Beryll, diesen Fahriken eigenthtlmlich und erfordern ebenso eine durchaus gleiche Beschaflenlieit der Glas-niasse, als auch geschickte Arbeiter. Die Gesammterzeugung der vier Glashiitten der genannten Firma Itetriigt im Durchschnitte jahrlich 6.700 Centner Hohlglas aller Art, und 4.800 Centner (800.000 h is 900.000 Quadrat-Fuss) Tafelglas im Werthe von 300.000 tl. Gear-beitet wird derzeit auf 11 Glasofen, jeder zu 7 oder 8 llafen fiir 110 bis 180 Pfund Glasmasse, uud zvar in Adolfshiltte und Kaltenbach auf je 2, in Leonorenhain auf 4 und in Franzensthal auf 3 Oofen. Die Fahriken verbrauchen jahrlich an BrennstolT 13.500 bis 16.000 Klafter Fichten- und Tannenholz, an Rohmateriale 9.000 bis 10.000 Centner Quarz, 1.600 Centner Kalk, 3.000 Centner Pottasche, 2.400 Centner Glaubersalz, 200 Centner Soda, 150CentnerMinium, 100 Centner Salpeter, 60 Centner Arsenik und 20 bis 30CentnerOxyde, als: Nickel-, Kobalt-, Chrom-, Kupferoxyde etc. Das Personale in den Fahriken belauft sich auf 579 Personen, darunter: 16 Beamte, 1 Zeicliner, 230 Glasschleifer, 3 Graveurs, 45 Vergoldcr und Maler, 28 eschSftigt; die Veredlungswerke zalilen mit Einscbluss der Taglohner melir als 300 Arbeiter; im Folienhammer und in der Beleganstalt finden weitere 30 Personen Beschaftigung, so dass das gesammte Ar-beiterpersonale 630 Personen betragt, welches mit Hinzurechnung der zahlreichen Fuhrleute und Holzhauer auf mindest 1.000 Personen anwachst. Als Bohmateriale wird zu den feinen Zollglasern Soda venvendet, welche aus Cassel bezogen \vird; fur balbweisse Zollglaser und Judenmassspiegel dient Glauher-salz als Alkali und wird zum griissteii Theile von inlandischen Fabriken geliefert. Ganz weisse Zollglaser werden zu Neuhurkenthal, halbweisse zu Sofienliutte und Hochofen, griine (Judenmassspiegel) zu Johanneshutte und Neuhurkenthal erzeugt. Im Durchschnitte werden 1.300 Ctr. weisse und 2.500 Ctr. halbweisse Zollspiegel, dann 2.200 Ctr. Judenmassspiegel erzeugt. Der gesammte Geldumsatz der genannten Bobglaserzeugung und der Veredlung diirfte jahrlich im Durchschnitte naliezu 600.000 fl. betragen. Die Glasfabrikeu von Peter Ziegler in Rohmcn. Seit 15 Jahren betreibt Peter Ziegler auf der Glasfalirik Elisenthal in Biihmen die Fabrication von Tafel- und Spiegelglas, so \vie die Veredlung des rohen Spiegelglases auf den liierzu eingerichteten Schleif- und Polirvverken in einem von Jahr zu Jahr steigenden Umfange. Durcb rastloses Bemiiheu fur Verbcsserung des Betriebes, durch theilweise Verwendung des Glaubersalzes und die dadurch erzielte Billigkeit der ordinaren und halbweissen Spiegelglaser, ohne deren_ Qualitiit zu beeintrachtigen, wurde die Erzeugung und der Absatz im Zeitraume von 14 Jahren melir als verzehnfacbt, indem sovvohl die Productions-Fahigkeit der Glashiitte zu Elisenthal gesteigert, als aucli eine zweite Htttte, die Gerlhiitte, in Betrieb gesetzt wurde. Der Werth der Erzeugnisse, der im Jalire 1842 27.200 fl. betragen liatte, stieg im Jalire 1854 auf 305.700 11. Im Jalire 1856 wurden in der Spiegel-glasfabrik Elisenthal 6.000 Ctr. Spiegelglas im Werthe von 180.000 fl. erzeugt. Der Verbrauch an Bohstoffen betrug: 9.000 Klafter IIolz, 6.000 Ctr. Kies, 600 Ctr. Kalk, 1.800 Ctr. Soda und 2.800 Ctr. Glaubersalz. Beschaftigt waren 378 Arbeiter in der Fabrik und mehrere hundert Holzfaller und Zieher, an welche 38.000 il. als Lobu verabfolgt wurden. Die Tafelglasfabrik Gerlhiitte lieferte in demselben Jahre 3.000 Ctr. Tafel-glas im Wertlie von 40.00011.; an Rohmateriale wurden 3.800 Klftr. Holz, 3.000 Ctr. Kies, 280 Ctr. Kalk und 1.800 Ctr. Glaubersalz verbraucht; an 78 Fabriksarbeiter, an die Holzhauer und HolzfUhrer wurden an Jahreslohn 10.000 fl. bezahlt. In den Schleifereien, Polirwerken u. s. w. zu Elisenthal, Haidl, Holial, Gross- und Klein-Ilolzschlag wurden 200 Ctr. Smirgel it 20 fl., 800 Ctr. Gyps a 2 fl., 280 Ctr. Potee a 6 fl., (500 StiickFilze a 3 fl., 4.000 Fuhren Sand a 1 fl. verbraucht und 80 mannliche und weibliche Arbeiter mit einem Jabreslohne von 80.000 11 verwendet. Der Geldumsatz bei der veredelten Waare betragt circa 300.000 fl„ der grosste Theil wird nacli Russland, der Tttrkei, nach Spanien, America und Australien versendet. Zur Veredlung des Glases bestehen in Elisenthal 4 Polirtische, 16 Wasserstande und 1 Fafettirmaschine mit 3 Walzen, auf den iibri-gen 4 Werken zusammen 22 Polirtische, 68 VVasserstande und 2 Fa^ettirmascbinen mit S Walzen. Eine bedeutende Erweiterung erhielt dieses Etablissement im vorigen und im Laufe des heurigen Jahres, durcb die Errichtung einer Spiegelgiesserei, gleich den im Auslande bereits bestehenden. Dieses mit vieler Miihe begonnene Unterneh-men kann nach den bisherigen \venigen Erfahrungen als vollkommen gelungen bezeicbnet werden. Seit 9 Monaten im Betriebe, liefert die Gussfabrik Spiegel, welche sowohl in Farbe und Starke, als auch in Beinheit den Erzeugnissen auslan-discher Spiegel-Manufacturen ganz gleich stehen. Erzeugt vverden solche Spiegel in allenDimensionen bis zu 130ZollHohe und72 ZollBreite. DemUnternehmungsgeiste, welcher einen!ndustrie-Zweig auf osterreichischenBoden verpflanzte, der hier schon aufgegeben, durcb Cultivirung im Auslande aber dem geblasenen bohmischen Spie-gelglase bedeutenden Eintrag that, muss die vollste Anerkennung gezollt werden. Die Glasfabriken in Alt- nnd Nen - Aiitonsthal. Im Giimorer Comitate in dem gebirgigen Rimaer Thale Neu-Antonsthal, dicht an dem Flusse Rima, liegen die Glasfabriken Alt-und Neu-Antonsthal. In alterer Zeit schon durcb Anton Grafen von Forgacs gegrundet, erlangten sie ihre jetzige Aus-dehnung erst unter dem gegeinvartigen Besitzer St. C. Kuhinka durch vortheil-hafte Umgestaltung und Zubau. In Neu-Antonsthal erstreckt sich dieErzeugung auf alle Gattungen Krystall- und farbige Glasvvaaren feinerer Art, auf glattes fa^cttirtes Schleifglas und auf gewohn- liche weisse Hohlglaswaare und einen kleineren Theil Griin- und Braunglas. (7/ai Theile feines und Schleifglas, 12/>, Theile wcisscs ordinares Hohlglas und 2/ai Theile Griin- und Braunglas). In Alt-Antonsthal wird nur Tafelglas erzeugt. Die Erzeugnisse beider Fabriken reprasentiren einen jahrlichen Werth von 1 OS.000 fl. und zahlen der Qualitiit nach zu den vorziiglicheren, daher sie immer etvvas besser bezablt werden als die Erzeugnisse der meisten iibrigen Fabriken. Ne u-A n ton st hal, die grossere der beiden Fabriken, besitzt ausser den Schmelz- und sonstigen Oefen eine eigene-Pottaschesiederei und Raffinerie, cine grosse Glasschleifrniihle mit 40 und eine kleine mit 8 Werkstatten, eine Quarzpoche mit 20 Stampfen, eine Ziegelbrennerei, eine Mahlmiihle und 28 VVohnungen fiir das Fabriks- und Arbeitspersonale. An Materiale verbraucht diese Fabrik jahrlieh 3.300 Wr. Klafter hartes Brenn-holz, 800 Ctr. Pottasehe, 100 Ctr. Soda, 500 Ctr. Kalk, 1.200 Ctr. Bruebglas, 300 Ctr. Asche, 200 Ctr. Herdglas, 7.000 Ctr. Kies, 20 Ctr. Braunstein und andere Oxyde. Beschaftigt wurden ausser den Htittenarbeitern 6 Schleifmeister mit 15 Gesellen und 15 Jungen, 1 Drechsler, 2 Graveure und Aetzer, 1 Holzmeister, 1 Waldhager und 19 verschiedene Arbeiter, im Ganzen 113 Personen. In Alt-Antonsthal sind in Verwendung: 1 Glasofen, 1 Kiihlofen, 1 Temper-ofen, 2 Maschintafel-Streckofen, 1 Bretsage und mehrere Wohngebaude filr das Fabrikspersonale, welches aus 26 Personen besteht. Der Bedarf an Rohmateriale belauft sich auf 1.300 Klftr. hartes Brennholz, 704 Ctr. Soda, 176 Ctr. Kalk, 704 Ctr. Bruebglas, 528 Ctr. Asche, 484 Ctr. Herdglas, 1.800 Ctr. Kies etč. Ausser den permanenten Arbeitern beschaftigen die Fabriken noch viele Tag-werker, Holzhauer und Fuhrleute. Bei den grossen Holzschwemmen im Friihjahre und Herbste werden durch mehrere Wochen 200 bis 300 Personen verwendet. Die Holzsclnvemmen erstrecken sich auf eine Lange von 2.000 Klafter, und wurden von denFabriken mit einemKostenaufvvande von 4.000 fl. erbaut. DieHolzschlage liegen in einer Entfernung von >/a bis2Meilen von denFabriken. DieHolzfallung besorgen theils die in den zwei eigenen Colonien Szalajka und Gyurkovka wohnenden Insassen, theils die Einwohner der umliegenden Ortschaften. Sehr driickend und fur den Aufschwung der Fabriken iiusserst nachtheilig ist der Mangel an Communicationsmitteln. Die Eimvohner der umliegenden Ortschaften verstehen sich zur Abfuhr der Fabricate nur dann, \venn sie zu Hause nicht mit Feldarbeiten beschaftigt sind. Die llohe der Frachtlohne erhellt schon aus dem Umstande, dass die bohmischen Glasfabriken ilire Erzeugnisse nach Pest billiger verfrachten konnen, als die ungrischen Fabriken. k7 *- •v , j Vol m KART 1 i eri ti. (i><7/wAvf ■/.pha H 1 insko uHiiggratr/. !|Tiumn( 1(»!’ Ol Hilli/.! tiini.itr/ff »/afienitrik fVreih it l.r /'~ Htrausgegebeii Voli del' Oct a^HiiuuvUatis^cn BKfOTL S M i ki o« I’nvC.Hradi««li S*. Martin Ka*di a n {jtjrenau Kremni- unknt'4 r/^;KNownyy (oriMMiUnri £St.l?>ll/n Jnp:ci'.riior/\ heltn.vbiirij j Mi * koli talvnl (Vvarmath ’hrrt,’ri.r ■ (Vr.Kallo \Vicner Nruslui Oran linah 0F.KN« iomlvo INNSHRH^k Drr.s N/.oImoU M\Wa.rilrin NtufilwriKKrnb«ii7 iGRat: mpn m Klausenbun S;iit I a Kjt,r rK/.re ANI .-in >n \itfs arl\efy !>l »rburje; rdvarlidn: SoiidrioL K^ipOSVJU- Swksj .S7.r^r«iiii: arlnhiir^ Bomj ha X v’11 Miltrrbur,tt- Orad iška W«>iKMkir -AvV Mtorar OoK^ii Zeiduni - ErMariuig' l^pataftv. Torfvll/ut II oh Imi rmzfinj 1CABXSHAI> Trmi I Uh ThonptrUri) Terrarotili. ‘iUmlUMa II oh Imi 1CABXSHAI> Schlttfjtf* KART K der m Im m d er -r\ ll“W 1 v /r Si »a/. ' \/ • )' h -h.< t>nk«.i- . o \ \% '"*>• ■<■,*, «fc(L A/u KKA<;' N7r.o' « (V/|(I>1I|S • ^^'Vuchnu '^N-v 0ESTEME](’.HIS(1EN MONAECIIIE. Herausge.g<*b(*ii vou der HftlHiccUcu i>ci a^mlmMiatlv>cu £todbtili. 1857. 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JI An,/,,,, ij /w,yU , M ««5^* i \ ^ ° .1 hhjh //$/£, . -' \ »' NeujVam** '/.lotim \ ; /4 ) y V ) ^ 'i/ V C fj-nVl rti./ku- / « »v-«i^*-L ' _ ; srTr^^T'........T';^^“rv j ' /'• ' v v--r ’ y s\ r i /1 ^Nciititn^l ) Jfiroj HosuuntvJR'1 * t' "l 111 lVs« fer P |V“ s-, f:V-,irf/,n.if \ ) V ,l(ll| 'fl/KlOtlt \ r .•««»•••« , yw° v y^i ^ Miki«« Jltfutilsn Sultmiti h'»rH, tn-hrAn-l, / r ^i;, Trrnciii ) ' \ " x vi7 ii^hrarii K;«.s »Ji.-m A>., ;.Wtrt)n J Ncu Kohlfasrfil,«,. — - “ —z'^ hnt,{rt nr.thW //••4 Salorlnlv:« l7ulrilWlllluil 3 Tii rn ii« r •v \ T* M 'Šs '^»7^ >1ixkol<"/ /Kr/iioVm Uit ^ ^jjk \ Vrlnu Fl . - f\ 1 vVjriHT' Nrush v 41AUenl>ii P r.clij.rtut »l^lun^ Vy / y / -f' • lil Jnirit \ S tu MwrtN.vc.li l>i 11 Dim* n Iihh/k^ii, frliuiufv.hnt li jr.VVariirin Oluvt lin/ ■ * Vr.Hv.prim ^KXl A ) \ v \ v / ^Klausenbttr S/.al a E^,r 1*87^“^ i \ M arbitru; ettfcm v\ >5-3/ ?”4a3** J \J IJ S zck.S7.ii rti® { l.All!.UI "Varastli^ ‘iirlMbur^; U K /,.^2 f' l’riJ\iU Fuiukirdicii -1/.. 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