Blätter ans Kram. Deilage M Laibacher Ieitung. .H>. 34. Erster Jahrgang. R3 Juni R85^. V a s e l c n H^Vas cs dcch sür ein thöricht Unterfangen iri Nach dem zu streben, das nicht zu erlangen !st' Der Lenz, die Jugend möchten nimmer enden,. Indeß doch VeideS nur ei» kurzes Prange:: ist; Ihr wollt, daS Glück soll nimmer euch verlasse:, Das stets entflicht und gar so schwer zu fangen ist; In Mäbchenherzcn suchlt ihr die Treue, > Dit, wie ihr wißt, verloren doch gegangen ist; Und von den Dichtern wollt ihr Weisheit hören, Dit von dem Aermstm doch nicht zu verlangen ist. 2. Was für ein schlimmes Laster auch der Neid ist — Doch bin ich neidisch, was mir gar nicht leib ist! Dem Lüftchen gönn' ich nicht daS süße Glück. Zu lühlcn dich, wozu es stets bereit ist; Dem Bande schenk' ich allen meinen Groll, Wenn es als Schlcifchcn vorn auf deinem Kleid ist; Das Fenster ist ein Dorn in meinem Aug'. Das deiner Schönheit Nahmen allezeit ist- Den Fächer hasse ich, so sehr ich kann. Der immerdar dein schützendes Geleit ist; Mir selbst bin ich von ganzem Herzen gram — Weil voll mein Herz von deiner Lieblichkeit ist! 3. Mir ward viel Lust. mir ward viel Gram; sei still mein Herz! Ich hab's getragen, wie cS kam; sei still mein Herz! Ich strebt' empor mit wildem Muth. Da machte mich die Sorge zahm; sci still mein Herz! Ich trotzte dem Geschick mit Kraft, Mein die Kraft ward laß und lahm; sci still mein Herz! Ich suchte nach so mancher Lust: Ihr folgte bitt'rc Reu' und Scham; sei still mein Herz! Da traf ich .Mich «„f ^i,, Glück. DaS war so süß, so wundersam; sci still mein Herz! Ich hielt's im Arm und küßt' es hnß, Bis mir's der Neid. der schlimme, nahm; sci still mein Herz; Nun brach die Kraft, nun sank der Muth; Gewiß, ls war der schwerste Gram; sei still mein Herz! Sagen der S'lovenen. II. Hv^it vollem Recht durften die neuern slovenischen Dichter die Poesie unter den Schutz der Wilen stellen, denen in den Kunstdichtungen der südlichern Slaven seit jeher die Rolle der griechischen Musen zugewiesen war. Die Volkssage rühmt ihre Meisterschaft im Gesänge, womit bei den Serben die dichterische Komposition Hand in Hand geht, und der begon- nene Versuch der Einbürgerung der Wilen in die stoven. Poesie kann als ein glücklicher Wendepunkt in unserer vater- ländischen Literatur bezeichnet werden. Als zu Ende des vorigen Iahrhundertes ein krainischer Dichterbund in Laibach, unter Leitung des P. Markus Poch- lin, die ersten poetischen Versuche in der Volkssprache zu Tage förderte, sträubte sich der puristische Sinn unserer Landsleute gegen den Gebrauch des griechischen Wortes „Muse", und man glaubte es durch das neugebildete Wort »molll-i^g" ersetzen zu können, welches sich mit „Weisheitsgöttin" verdeutschen ließe. Nach dem Geschmacke jener Zeit wurde in den meisten Gedichten die Muse angerufen, und auch die mociriog in matten Versen vielfältig besungen; allein gleichwie dieser neu geschaf- fenen Patronin der Poesie jeder nationale Anklang fehlte, ebenso waren auch jene gehaltlosen Erstlingsversuche jedes voltsthümlichen Elementes bar und ledig, und gingen auch völlig spurlos vorüber. Welche poetischen Erinnerungen knüpfen sich dagegen an die Wilen. Zwar gehört das meiste davon dem Serben- stamme an, doch hat sich Einiges auch im südlichen Krain und in Untersteicrmark erhalten. So erzählt sowohl das serbische Heldenlied *) als auch die slovenische Sage von dem Wettgesange einer Wila, worin diese besiegt wurde und sich für ihre Niederlage an dem Sänger rächte. Wir bringen hier jene Erzählung in beiden Varianten. Einst ritten zwei Vundesbrüder' **) durch das Wald- gebirge Niroö ***). Der eine war der Königssohn Marko, 5) Vuk. 8,'M« n»i-oc>!>o M8M0. II. p. 215. 5*) Der Ausdruck „Bundcsbrudcr", pokrntim, bezeichnet die innigste Freundschaft, welche sogar durch eine kirchliche Zeremonie, wobei Treue bis iu den Tod und wechselseitige Hilfeleistung in allen Gefahren beschworen wurden, eine eigene Wcihe erhielt. **5) Gin Berg bci ?c»!^ü an der Donan. der zweite der Wojwode Milosch. Veide ritten gute Rosse, i trugen Kampfesspeere und küßten einander die weißen Wangen aus brüderlicher Liebe. Den Marko jedoch wollte der Schlaf befallen und er sprach zu Milosch - „Mein lieber Vruder! „schwerer Schlaf will mich befallen, singe ein öied und er- heitere mich." Milosch erwiederte- „Lieber Vruder, Königs- „sohn Marko! Wohl würde ich singen, aber gestern Abends „trank ich Wein mit der Wila Navijojla iin Waldgebirge, „und diese verbot nur zu singen, sie drohte mir, mich zu „erschießen, sobald sie meinen Gesang hören würde." Aber Marko sprach darauf: ,/Singe nur, Vruder, und fürchte dich „nicht vor der Wila, so lange dir noch Marko zur Seite ist, „und sein Wilenroß Scharaz *) und seine goldene sechszackige „Streitkeule." Da begann Milosch zu singen ein wunderschönes Lied, besser und alter als alle noch vorhandenen. Doch den Marko überfiel der Schlaf, und er schlummerte auf seinem Pferde ein, Milosch aber sang. Da hörte ihn die Wila Navijojla und begann mit ihm den Wettgesang. Jener sang, die Wila ^ erwiederte ihm, aber Milosch hatte eine lieblichere Kehle, ^ lieblicher noch als die Wila. Diese gerieth darüber in Zorn, ließ sich von den Wolken auf den Wrc>6 nieder, spannte den Vogen und schoß zwei weiße Pfeile ab, einer traf den Milosch ! in die Kehle, der zweite in's Herz. „Wehe mir!" rief Milosch ^ aus, „wehe mir, Vundesbruder, die Wila hat mich getroffen, ^ „sagte ich dir wohl, daß ich nicht singen dürfe im Wald- gebirge." Marko raffte sich aus dem Schlafe auf, sprang ! auf den Boden, zog seinem Rosse die Sattelgurte an, und z sprach also zu diesem: „Wehe mir, Scharaz, mein rechter „Flügel! Wenn du die Wila einholest, werde ich deine Hufe ^ „mit Silber beschlagen, mit purem Silber und Gold, dich „bis zu den Knien mit Seide bedecken, woran bis zu den „Hufen Quasten hängen, deine Mähne mit Gold durchflechten ! „und mit schimmernden Perlen. Wenn du aber die Wila ! „nicht einholest, werde ich dir beide Augen ansficchen, dir ^ „alle Veine zerbrechen und dich hier stehen lassen, damit du ! „von Tanne ;u Tanne anstoßest, und es dir ergehe, wie dem ^ „Marko ohne seinen Vundesbrudcr." ! Er warf sich auf's Roß und jagte den Niin6 entlang. ! Die Wila floh auf der Höhe des Verges, der Schcnaz rannte querüber am AbHange. Doch von der Wila sah man und hörte man nichts. j Marko's Pferd erblickte sie endlich und sprang nun drei Speerlängen in die Höhe und vier gute Spccrla'ngcn in die Weite. Vald hatte es die Wila erreicht. Als sich diese in ^ Gefahr sah, schwang sie sich zu den Wolken empor, doch ! Marko warf ihr seine Keule nach und traf sie zwischen die Schultern, daß sie zur schwarzen Erde herabfiel. Marko schlug sie, wendcte sie von der rechten zur linken Seite und hörte ! nicht auf, sie mit der sechszackigen goldenen Keule zu schlagen, indem er sprach: „Warum, Wila, daß dich Gott dafür er- schlüge, warum hast du meinen Vrnder erschossen! Heile 5) Dcr Schecke. „den Helden zur Stelle mit Krauten:, sonst hast du lange „genug dein Haupt getragen." Die Wila jedoch nannte Marko ihren Vruder und bat ih«. „Kö'nigssohn Marko! Lasse mich in den Wald gehen, daß ich „Kräuter sammle und die Wunden des Helden heile." Marko aber war gnädig in Gott und traurig in seinem Hcldenherzen, und ließ die Wila am Leben. Diese ging'm den Wald, sam- melte Kräuter und rief dem Marko häusig zu: „Gleich werde „ich kommen, Vruder Marko!" Sie hatte die Kräuter des Wro6 gesammelt und die Wunden des Helden geheilt. Die Kehle des Milosch sang noch lieblicher als vorher, und ein gesünderes Herz bekam der Held, als er es früher hatte. Die Wila kehrte auf den Wi'06 zurück, Marko ,md Milosch schlugen den Weg nach Widdin ein. Die Wila aber sprach zu ihren Gefährtinnen: „Höret mich, meine Schwestern? Hütet euch, einen Helden zu erschießen, so lange ihr vom Königssohn Marko hören werdet, von seinem Wilenpferd Scharaz und von seiner sechszackigen goldenen Streitreule. Wie viel hatte ich, Unglückliche, von ihm zu erleiden, kaum bin ich am Leben geblieben!" Nach der slovenischcn Sage war es nicht der ritterliche Milosch, den die Wila erschoß, sondern der Vruder Marko's, Andreas, welcher später durch Verrath einer Freundin ein trauriges Ende nahm. In einer Schenke saßen, so erzählt man *), der Königs- sohn Marko und sein Bruder Andreas. „Singe, lieber Vru- der!" sprach Marko. „Ich darf es nicht thun," antwortete ^ Andreas, „denn die wolkenbcwohnende Wila würde mich todten." „„Fürchte nichts, denn ich bin bei dir."" Andreas folgte und sang also, daß sich alle Zweige zur Erde neigten. Plötzlich wurde er von einer Lanze getroffen und siel zu Voden. Marko sah sich um, woher die Lanze geflogen kam, und ge- wahrte in den Wolken die Wila. Er schleuderte ihr seine Keule nach und traf sie so gut, daß sie plötzlich zu Erde herabfiel. Die Wila aber schrie: „Lasse mich, Marko, ich will deinen Vruder zum Leben bringen und dir ein Wilenroß geben, wel- ches dich durch die Lüfte tragen wird." Marko gewährte ihr Vittc, sie sammelte einige Kräuter und belebte den Andreas. , Marko aber bekam ein Wilenroß. Die jüngsten Nestaurationeu in der S'tadtpsmr. Kirche 5« Krainburg. ^Du den beachtenswerthestcn Erscheinungen einer i>:: Geiste mittelalterlicher Kunst ausgeführten kirchlichen Architektonik und Ornamentik gehören die in den letzten Jahren in der Stadtpfarrkirche zn Krainburg vorgenommenen Restaurationen. Die dortige Kirchenvorstehuug ging dabei, im vollen Bewußt- sein ihrer hohen Aufgabe und in dem Bestreben, die störenden, Mißgriffe mancher Renovationen zu beseitigen, nach einem einheitlichen Plane zu Werke, ::nd es ist gewiß ein erfreu- 5) ttovico 1857, !>. 15«.